Fühle deine Stadt. Mainz - 10 Jahre sensor Kunstszene Mainz rathaus-sanierung Burgen & Djs Pokemon CityBahn events essen & trinKen - sensor Magazin
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Fühle deine Stadt. Mainz. Oktober 2020 Nr.104 10 Jahre sensor Kunstszene Mainz Rathaus-Sanierung Burgen & Djs Pokemon Cit ybahn Events Essen & Trinken
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sensor 10/20 3 Editorial / Inhalt Editorial Liebe Leser, jetzt bei der VRM verbracht und weitere sensor-Ausgabe in Wies- terstützung und nicht nur Facebook herzlich willkommen zu dieser doch so einiges miterlebt. Und ich baden hinterher. und Google. Dann klappt das auch 104. Ausgabe und somit zu unserer muss sagen: Ich bin schon stolz, Die Generation hat sich entwickelt. mit den nächsten 10 Jahren. Und 10-jährigen Jubiläums-Nummer. dass die Idee funktioniert hat und Es war auch die Generation, die nun viel Spaß beim Schmökern. Unter anderen Umständen hätte dass bis heute viele Leute noch von Beginn ihres Unternehmer- man jetzt eine Riesenparty feiern mitmachen, die von Anfang an da- tums an Social Media und Digita- David Gutsche können. Vielleicht holen wir da ja bei sind - und auch darüber, dass lität intuitiv mit einbezog. So leg- sensor-Jubilar noch nach. Im Oktober 2010 er- die VRM über die Jahre so mitge- ten sie auch hier den Grundstein schien damals der erste sensor. Als zogen ist. Vielen Dank! für die heutige Entwicklung und Ex-Studis bastelten wir an einem 2010, das war die Zeit, als sich ei- Trends in vielen Bereichen - im Impressum Konzept und das funktionierte niges änderte, die Zeit, in der Hips- Guten wie im Schlechten. Wie ra- auch ganz gut: ein bunt zusam- tertum und Start-up-Kult begann. sant sich die Dinge im Anschluss mengewürfelter Haufen von Desi- VRM GmbH & Co. KG Vorher war vieles davon in Mainz entwickeln würden, damit hat ver- Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR A 535 gnern, Schreibern und Fotografen noch nicht wirklich präsent. 2010 mutlich damals jedoch keiner ge- phG: VRM Verwaltungs-GmbH aus allen Ecken und Enden der als Initialzündung. Wir titelten da- rechnet. Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR B 325 Stadt, von denen ich mir niemals mals „Frischer Wind in Mainz“, Ein Dank daher an dieser Stelle an Geschäftsführer: Geschäftsführer: Hans Georg die Namen merken können würde, denn eine Anzahl an Geschäften alle unsere Leser, Kunden, Mitar- Schnücker (Sprecher), Dr. Jörn W. Röper und dachte ich damals zumindest. Und Joachim Liebler und Ideen, die den Zeitgeist präg- beiter, Kollegen, die VRM, Partner Erich-Dombrowski-Straße 2, 55127 Mainz als es dann auch noch an die Um- ten, starteten fast zeitgleich: etwa und Kontakte. Hoffen wir, dass wir (zugleich ladungsfähige Anschrift der V.i.S.d.P.) setzung kam, hatte ich Fracksau- die stijl-messe, das schon schoen, alle diese merkwürdigen Zeiten gut sen. Wirtschaftliche Beteiligung i. S. § 9 Absatz 4 die Dorett Bar, das Capitol Kino, die überstehen und irgendwann ein- LMG Rheinland-Pfalz: Doch schließlich gelangte eins zum Annabatterie, aber auch wir. Der mal sagen können, dass es viel- VRM Holding GmbH & Co. KG, Mainz (94%) anderen – und irgendwie funktio- Trend, was diesen Stil anging, riss leicht sein Gutes hatte. Bleiben Sie und Dr. Hans-Peter Bach, Darmstadt (6%). nierte alles. Man war ja noch halb- auch nicht mehr ab und folgte teils uns weiterhin treu - Support your wegs jung und hatte Energie – auch dem Ausverkauf. Auch wir Locals - wie es so schön heißt - Objektleitung meine kompletten 30er habe ich David Gutsche (Verantwortlich i.S.d.P.) legten nur zwei Jahre später eine auch Stadtmagazine brauchen Un- sensor Magazin c/o Gutenberg Digital Hub Taunusstraße 59-61 | 55118 Mainz Tel: 06131/484 171 | Fax: 06131/484 166 www.sensor-magazin.de hallo@sensor-magazin.de Mediaberatung Thomas Schneider Tel: 06131/484 153 anzeigen@sensor-magazin.de Art-Direktorin Miriam Migliazzi Titelbild dainz.net Mitarbeiter dieser Ausgabe Alexander Weiß, Bettina Nutz, Christina Jackmuth, Daniel Rettig, Dorothea Rector, Dr. Treznok, Ines Schneider, Jana Kay, Jonas Otte, Katharina Dubno, Lichi, Marla Daehne, Marianne Hoffmann, Max Blosche, Michael Bonewitz, Natalie Wilke, Stephan Dinges, Till ((( 6 ((( 14 ((( 32 Bärwaldt, Thomas Schneider, Ulrike Melsbach, u.v.m. termine@sensor-magazin.de Inhalt * vrm-lokal@vrm.de Verteilung VRM Logistik GmbH kostenlose Auslage in Mainz Innenstadt und Vororten an über 1.000 Auslageplätzen | 6 ))) Kunstszene Mainz 28 ))) Das tolle 2x5 Interview mit Gesamtauflage 41.000 Exemplare 11 ))) Stadtgespräch Mainz Susanne Weissman (20.500 Mainz / 20.500 Wiesbaden) 30 ))) Pokemon GO 12 ))) Corona Pamphlet sensor Abonnement 32 ))) Meeting of Styles www.sensor-magazin.de/abo 14 ))) Rathaus-Sanierung www.sensor-wiesbaden.de/abo 34 ))) Citybahn Mainz - Wiesbaden 16 ))) Portrait DJ Andreas Druck 36 ))) Horoskop und VRM Druck GmbH & Co. KG 18 ))) So wohnt Mainz: auf einer Burg der Bruno des Monats Alexander-Fleming-Ring 2 20 ))) Events, Kalender und 37 ))) Gastronomie: 65428 Rüsselsheim die Perlen des Monats Das Nest & Café george Social Media 27 ))) Der Mainzer Umweltladen 38 ))) Kleinanzeigen, Leserbriefe facebook.com/sensor.mag und das Orts-Rätsel twitter.com/sensormagazin instagram.com/sensor_mainz * Achtung! Dieses Magazin kann Spuren von Satire enthalten.
4 sensor 10/20 Quatsch & Tratsch @ Schicken Sie Ihre Neuigkeiten Kunstrundgang „Offene Ateliers“ Quatsch & Tratsch an hallo@sensor-magazin.de Samstag 24. und Sonntag 25. Oktober 2020 von 12 bis 18 Uhr www.tatorte-kunst.de K U N ST 12 Wiesbaden-Mitte und Moria Hilfen? Große Worte, aber Weniger Parkplätze wenig Taten: Noch Zukünftig Rheingauviertel-Hollerborn immer ist unklar, müssen Unternehmen und Gebäude wie es mit Moria- bis zu 30 Prozent weniger Stellplät- Hilfen weitergeht. Der Mainzer ze vorhalten, wenn sie andere Mobi- Stadtrat unterstützt die Bemühun- litäts-Optionen anbieten. Damit ma- gen der Landesregierung und ver- chen die Grünen einen Schritt zur abschiedete nun eine „Resolution“, Reduzierung von Autos in der Stadt. in der er sich zur humanitären Ver- Kritik von der CDU: „Die Grünen pflichtung bekennt, Menschen in verkennen, dass in der heutigen Zeit Not zu helfen. der Arbeitsplatz oft nicht in der Nähe der Wohnung und auch nicht EMMA- bequem mit dem ÖPNV zu erreichen Bus fährt ist. Somit sind Stellplatzprobleme an auf Kosten von Eigentümern und Das auto- Mietern geschaffen.“ Die Maßnahme nom fah- sei rein ideologisch motiviert. rende Elektro-Shuttle EMMA² hat seine Fahrten auf dem Gelände der Neue E-Mopeds Unimedizin aufgenommen. Mitar- 50 E-Mopeds na- beiter, Patienten und Besucher kön- mens „Meenz-e“ nen EMMA² auf ihrem ein Kilome- fahren jetzt durch ter langen Rundkurs mit fünf Hal- die City - von tepunkten kostenfrei nutzen. Süwag Energie. Anmeldegebühr 30 Künstlerinnen, Künstler und Gruppen an FDP-Posten 4,95 Euro – inklusive 15 Freiminu- 18 Tatorten freuen sich über Ihr Interesse... Stadtvorstand ten. Fahrpreis 23 Cent pro Minute, Die FDP bringt An- für Kunden der Süwag 19 Cent. dreas Valentin als Höchstgeschwindigkeit 45 km/h. ehrenamtlichen Um die Roller nutzen zu können, Stadtvorstand ins Spiel. Er soll ein muss man in der App seinen Führer- Dezernat für überregionale Zusam- schein verifizieren. menarbeit mit Schwerpunkt Metro- 29 oct – 01 nov 2020 polregion Rhein-Main überneh- men. Hintergrund: In den Koaliti- Neue Eröffnungen Der real-Markt in Bretzenheim onsverhandlungen zur Auflage der schließt bald. Globus, Edeka und Ampel hatte die FDP sich einen De- Kaufland sind interessiert. Im zernentenposten gesichert, aber der Hechtsheimer Wirtschaftspark soll Platz im Stadtvorstand wurde im Frühjahr eine Filiale der Bike & durch den überraschenden Rück- Outdoor Company (B.O.C.) eröffnen. tritt eines FDP-Mannes geschickt Im ehem. „Runners Point“ Nähe Rö- durch die CDU besetzt. merpassage zieht ab November die Schuh-Kette „Sidestep“ ein. In der „Zweitstelle“ von Jana Blume (Neu- stadt) gibt es bald Pflanzen und Mode zu kaufen. Und das ehemalige „Deja Vu“ in der Altstadt ist jetzt eine Weinbar namens „Dagobert“ Landesgartenschau Mainz? von den Machern der Weinbar „On- Mainz bewirbt sich für die Landes- kel Oskar“ in der Neustadt. gartenschau 2026. Landschaftsar- Die Entdeckermesse für chitekten aus Hildesheim unter- stützen die Bewerbung. Auch eine Bio-Hanf Start-up Das Green-Start-up zeitgenössische Kunst Einbeziehung der Öffentlichkeit ist geplant. Das Gelände würde sich „Purefy“ (www.pure- fy.de) startet in Mainz vom Zollhafen bis zum Volkspark und stellt laborgeprüfte, bio-zertifi- Messe Frankfurt nline-Tic kets erstrecken und ein halbes Jahr ab- zierte Cannabidiol (CBD) Öle her. Die Halle 1 Je t z t O h e r n ! sic gesperrt sein. Die Stadt erhofft sich Gründer, Marc Stumböck und Kath- dadurch jedoch eine Aufwertung rin Kern, setzen auf plastikfreie discoveryartfair.com über Jahre hinaus. Die Entschei- nachhaltige Verpackungsmateriali- dung des Landes wird Ende 2021 en, CO2-neutralen Versand und In- erwartet. vestitionen in Aufforstung.
sensor 10/20 5 Kolumne facebook.com/sensor.mag StraßenSchnappSchuss twitter @ sensormagazin Ismail Dagasan instagram.com/sensor_mainz Kiosk Kaiser-Wilhelm-Ring 80 Dr. Treznok 0177-4279594 sucht seinen Weg Vor kurzem nahm ich die spontane Situation landen, würde ich sofort Du lieferst hier alles auch nach Hause? Einladung einer Freundin in Leute fragen. Die Gelegenheit kam Hechtsheim an, in ein Viertel, in tatsächlich wenige Tage später. Ein Ja alles ab Mindestbestellwert 12 Euro. Getränke, Kau- dem ich mich kaum auskenne. Die Nachbar befand sich für einige Zeit gummi, Chips, Lebensmittel, Grillkohle, hier so ein Adresse sowie der Name der nächst- in einer Klinik in Wiesbaden und bat kleines Rossmann-Regal habe ich. Alles was du hier gelegenen Straßenbahn-Haltestelle mich, ihm ein paar Sachen aus seiner siehst. Wochenende bis 2 Uhr, unter der Woche bis 1 sollten aber genügen, um die Freun- Wohnung vorbeizubringen. Die Kli- Uhr – in ganz Mainz bis nach Kastel. din zu finden. Zur Not konnte ich ja nik hat allerdings mehrere Abteilun- auch auf Google Maps nachschau- gen, die sehr weit auseinander lie- en. Die Haltestelle „Jägerhaus“ war gen, ähnlich wie die Uni-Klinik in mir bekannt, dachte ich jedenfalls, Mainz, die auch anders zu erreichen es sollte also kein Problem werden ist als die Psychiatrie in der Unteren mit dem Besuch. Zahlbacher Straße, die auch dazu ge- Das Problem begann damit, dass hört. Der Nachbar gab mir jedenfalls ich die Haltestelle offenbar doch die falsche Adresse sowie den fal- nicht kannte, jedenfalls nicht gut schen Haltestellen-Namen, und so genug, um zu wissen, dass sich stand ich in Bierstadt plötzlich vor dort die Straßenbahnlinien auftei- der falschen Klinik. Diesmal zückte len und eine Linie quasi um die ich nicht mein Smartphone, sondern Ecke fährt. Die dortige Haltestelle hielt Ausschau nach Passanten. In heißt zwar ebenfalls Jägerhaus, einiger Entfernung entdeckte ich ein aber die Rheinhessenstraße (an der Paar mittleren Alters und steuerte ich eigentlich aussteigen wollte) auf sie zu. Es stellte sich aber heraus, war nicht in Sicht. Um mir zu be- dass sie kein Deutsch und mir also weisen, dass ich ein moderner nicht weiterhelfen konnten. Dann Mensch bin, fragte ich die anderen sah ich in einer Nebenstraße eine Aussteigenden nicht, sondern Frau aus einem Auto steigen. Ich er- zückte stattdessen mein Smartpho- reichte sie gerade noch, bevor sie ne. Mir wurde so klar, dass ich die sich entfernen wollte, aber sie holte Rheinhessenstraße nur überqueren auch nur ihr Smartphone hervor und musste, weil ich auf der anderen fragte mich nach der Adresse. Ich be- Seite gelandet war. dankte mich freundlich für ihre Dann folgte ich Google Maps, aber Hilfsbereitschaft und ging. Ein gan- die Straßen wollten nicht, wie sie zes Stück weiter sah ich wieder je- sollten. Ich gelangte in eine Straße manden. Doch der junge Mann zück- namens „Weststraße“ und versuch- te auch nur sein Handy. Ich gab auf, te von dort aus zur Rheinhessen- holte mein eigenes hervor und nach straße vorzudringen, aber ich lan- einer halben Stunde Fußmarsch kam dete mehrfach in Sackgassen. ich in der richtigen Klinik an. Durch den Garten des letzten Hau- Was also nun? In Zukunft wird das ses war schon die Schallschutz- alles einfacher sein. Winzige Nano- mauer zu sehen. Und bei der zwei- Roboter sollen bereits in 30 Jahren ten Sackgasse dachte ich ernsthaft in der Lage sein, im Gehirn auf Ge- darüber nach, an einem der Häuser danken zuzugreifen und die nötigen zu klingeln und zu fragen, ob es Informationen auf die Netzhaut zu möglich ist, durch ihren Garten auf spielen. Wenn man dann die Rhein- die andere Seite der Mauer zu ge- hessenstraße sucht, hat man den langen, um die Rheinhessenstraße Plan schon vor Augen, bevor man Gibt es noch andere Lieferservices? zu überqueren. Statt mich dem ro- die Adresse eingetippt hat. Alle Fra- ten Punkt auf Google Maps zu nä- gen werden dann beantwortet, Ja, da gibt’s noch diesen „Durstexpress“. Aber das ist hern, entfernte ich mich immer schneller als man sie stellen kann, keine Konkurrenz. Die machen nur große Mengen, mehr, bis ich endlich an der Halte- da das Gehirn schneller auf die eine Kiste Bier oder so, ab 15 Euro. Und auch nicht so stelle Birkenstraße durchbrechen Cloud zugreifen kann als auf die lange und so schnell wie ich. und die Rheinhessenstraße über- Muskeln, die man zum Aussprechen queren konnte, dann aber fast den der Fragen bewegen müsste. Ob ei- Interview & Foto: Peter Hurzle Und läuft‘s gut wegen Corona? ganzen Weg zur zweiten Haltestelle nem das bei lauter Sackgassen aber Jein, sag ich mal. Also am Anfang war‘s schon besser, Jägerhaus zurück musste. weiterhilft, glaube ich nicht. Da als überall vorm Rewe die langen Schlangen waren, da Hinterher dachte ich, es wäre viel- müsste man sich dann schon in ei- kamen die Leute mehr zu uns. Jetzt ist es eher schädi- leicht doch schlauer gewesen, kein nen Transformer verwandeln, um gend wieder. Weil wieder mehr zu Hause bleiben, auch moderner Mensch sein zu wollen. ein Loch in die Schallschutzmauer wegen dem Wetter. Aber unser Umsatz ist ok noch. Sollte ich wieder in einer solchen zu sprengen.
sensor 10/20 7 Arty Schon ein paar Jährchen ist es her, dass wir einen Rundum- Kunsthistorikerin Annette Emde schlag in der Szene der zeitgenössischen Kunst in Mainz gewagt mischt die Neustadt auf haben. Mittlerweile hat sich wieder viel getan: Neue Ateliers, Galerien und Menschen entern das Parkett. Auch wenn Mainz nicht als Kunst-Metropole gilt, haben sich doch viele Künstler hier auch niedergelassen. Gerade in dieser Zeit hat man Zeit für Gespräche, für neue Aktivitäten, Corona fest im Blick und vor allem: man blickt in Ruhe zurück und wagt einen kreativen Blick in die Zukunft. Galerien und neue Hotspots Die neueste Galerie hat gerade erst als Wohnzimmer-Galerie in Mainz-Hechtsheim eröffnet. Bis zum März dieses Jahres dach- ten sie noch, sie bleiben in Barcelona und arbeiten dort kreativ: Autodesigner Markus Haub und Psychologin Susana de Val, die für Ärzte ohne Grenzen weltweit unterwegs war. Nun sind sie nach Hechtsheim gekommen als „GalerieH49“ im Hechenberg 49. Die beiden wollen die Räume des Elternhauses und den Gar- ten neu beleben und in einen Ort der Begegnung für Familie, Freunde und Besucher verwandeln. Ob Kunstharz-Bilder oder die Kreationen der inzwischen über tausend Werke umfassen- den „Racing-Legends“ Serie, vieles ist hier möglich, vor allem Fotografie, Design, Gastronomie, Musik und Performance. Thilo Weckmüller ist eine weitere bekannte Künstler-Person in Mainz. Er braucht sich um Kontakte nicht zu sorgen. Durch die Werkstatt „uah!“ in der Hinteren Bleiche kennen ihn viele, allein den Künstler und Maler gilt es noch mehr zu entdecken. Viva Auch Weckmüller war durch Corona gezwungen, seine Kunst neu zu verorten. Eine Idee zur richtigen Zeit und eine Bauge- sellschaft (Mainzer Aufbau Gesellschaft) haben ihm einen Raum im Allianzhaus auf der Großen Bleiche zur Verfügung gestellt. Hier gründete Thilo eine Art „Vitrinen-Galerie“, in der er auf Die Mainzer Kunstszene in Dauer mehrere Künstler zeitgleich ausstellt. Betrachtet wird die Zeiten der Veränderung Kunst von außen. Im September waren es seine eigenen Ge- mälde, Michael Dörr zeigt Matrosen und Meeres-Fotografien und Pierre Yves Hauck Skulpturen aus der Tierwelt. Seit dem 3. Text Marianne Hoffmann Fotos Katharina Dubno Oktober ist dort die neue Ausstellung „Kulturlandschaften“ zu bewundern, u.a. mit Erik Porstmann und Pia Schelenz. Über noch mehr Kontakte und ohne Schicksalsschlag eröffnet die Event-Managerin und Künstlerin Christiane Schauder ihre „Zweitstelle“ am alten Karstadt in der Fuststraße. Baulöwe Ge- münden aus Ingelheim hat ihr den Laden angeboten, bis der Umbau um das Karstadt-Areal beginnt. Schauder betrachtet die Zukunft der Mainzer Kunstszene, auch in Corona, als „breit ge- streut: viele Talente und Kollegen, die es zu zeigen gilt. Hinzu kommen Lesungen, Konzerte, Videos und Gespräche zur Kunst. Und auch die Neustadt ist um eine Attraktion reicher. Die pro- movierte Kunsthistorikerin, Autorin und gelernte Fotografin Annette Emde hat in der Richard-Wagner-Straße 13 Ende Juni die „Emde Gallery“ für zeitgenössische Kunst eröffnet. Wie schon der Name verspricht, „vertritt die Galerie lokale und in- ternationale Künstler“, so die Galeristin, „Künstler, die in un- terschiedlichen Medien arbeiten, die sich in ihren Arbeiten mit wichtigen Fragen der Gegenwart auseinandersetzen und Einbli- cke in aktuelle Kunstdiskurse geben.“ Doch Corona-bedingt galt es zunächst, einiges neu zu denken und zu entscheiden: ange- fangen bei den Umbauarbeiten über die Auswahl der Künstler für die Gruppenausstellung zum Auftakt bis hin zur Verschie- bung der ursprünglich im Mai geplanten Eröffnung. Diese ers- ten Hürden hat Annette Emde bereits geschafft. Vom 17. Ok- tober bis 28. November läuft die bereits dritte Ausstellung mit Susanne und Christian Vahl - dem in Hamburg lebenden Künstler und Büttner-Schüler Wolf- Kunstkenner und Mäzene - haben die gang Günther, dessen Arbeiten zuletzt auf dem Futur 3-Festival Mainzer Kunst Galerie neu belebt in Kiel zu sehen waren, eine neue Werkreihe, in denen sich figurative Szenen mit abstrakten Kompositionen verbinden.
8 sensor 10/20 Arty Ein Inhaber-Wechsel dagegen in der Altstadt: Schon vor mehr mich in den Kunstbeirat der Stadt und in das Auswahlgremium als einem Jahr, als klar war, dass Rolf Weber-Schmidt die „Ga- für den Mainzer Medienpreis berufen. Das nehme ich sehr ernst, lerie Mainzer Kunst“ nicht mehr halten konnte, bekam er ei- denn Mainz, blickt man in die Geschichte, ist eine Stadt mit nen Nachfolger von unerwarteter Seite. Der Mainzer Mediziner hohem Potenzial an Kultur. Man muss weg allein vom Image Prof. Dr. Christian Vahl und seine Frau Susanne übernahmen die Fastnacht, MainzO5 und Schoppen.“ Räumlichkeiten im Weihergarten und stellten den Namen auf „Mainzer Kunst Galerie“ um. Beide dürfen keine Nebeneinnah- Was sagt die Politik? men verbuchen. Daher führen sie keine Galerie, sondern unter- Marianne Grosse (SPD) ist seit ihrem Amtsantritt vor zehn Jah- stützen die Kunst sozusagen als Mäzenaten. Regelmäßig finden ren zweigleisig unterwegs. Sie betreut sowohl das Bauwesen als dort dennoch hochkarätige Ausstellungen statt. Zudem verleiht auch die Kultur. Und es scheint jetzt nach 10 Jahren so, als wäre Vahl jährlich den Mainzer Medienpreis, der in diesem Jahr an die die Kultur, die Kunstszene und ihre Entwicklung ihre Herzensan- Mainzer Hofsänger gegangen ist. Was nicht viele wissen: Christi- gelegenheit. In ihrem Büro auf der Zitadelle umgibt sie sich mit an Vahl hat auch Kunstgeschichte studiert und er und seine Frau Kunst von Mainzer Künstlern. „Durch Corona“, sagt sie, „sind sind Kunstsammler. Die Künstler haben im Weihergarten freie wir zuerst in eine Schockstarre gefallen. Das einzige, was weiter Hand, das Ehepaar Vahl schaut aber darauf, dass der Kunstraum lief, war gefühlt das Bauvorhaben Zollhafen. Es dauerte nicht eine individuelle Sprache spricht. „In der Mainzer Kunstszene lange und die ersten Künstler baten die Stadt um finanzielle schlummert ein ungeheures Potential an hervorragender zeitge- Unterstützung. Trotz der Pleite, die Mainz immanent ist, aber nössischer Kunst,“ so Vahl. „Deshalb freuen wir uns, dass wir keineswegs sexy macht, hat man großzügige Beträge auch für durch die Kooperation mit der Stadt und der Kunsthochschule Ankäufe bereitgestellt. „Für viele war das mehr als der Trop- Zugriff darauf haben und den Künstlern in die Welt hinaus hel- fen auf dem heißen Stein,“ so Grosse. „Wir haben dadurch auch fen können.“ neue Künstler kennengelernt und in unsere Sammlung aufge- nommen.“ Viele gute Gespräche habe sie geführt, berichtet sie Einen Namen in der Welt über die Mainzer Grenzen hinaus hat weiter, und Empfehlungen ausgesprochen, wie man an andere bereits Galeristin Dorothea van der Koelen. Schon mit 18, noch Geldquellen kommt. vor dem Abitur, hat sie im Elternhaus in Bretzenheim eine eige- Eine seit Jahren existierende Förderung der Stadt ist die Be- ne Galerie eröffnet. Angeregt wurde sie dabei durch ihre Mutter reitstellung von subventionierten Ateliers in der Mombacher Lore Bert, die heute zu den bekannten Künstlerinnen, vor allem Waggonfabrik. 2019 sind hier zehn Ateliers frei geworden, die im arabischen Raum, zählt und ihren Vater, der Architekt war. In neu besetzt wurden, zum ersten Mal nach neuen Regeln, wobei 40 Jahren erschuf van der Koelen so ein unfassbares Universum die Nutzung auf fünf statt zehn Jahre gekürzt wurde. „Ich sehe aus einem Verlag, einer zweiten Galerie in Venedig und dem die Zukunft der Mainzer Kunstszene, die sich durch ein Zusam- „Cadoro“ in Mainz-Hechtsheim: über 2.000 qm Kultur, Wissen- menspiel aus vielen Kreativen ergibt, als sehr vielversprechend. schaft, Stiftung, Ausbildungsstätte und Event-Räumlichkeiten Das kommt auch und vor allem durch die Arbeit der Mainzer finden sich hier. Daneben nimmt sie an allen wichtigen Messen Kunsthochschule. Man nehme nur mal die Aktion des Socke- auf der Welt teil, von der Art Cologne bis zur Art Dubai. Nur lalarms am Rathaus. Oder die Kooperationen mit der Mainzer mit Corona war alles vorbei. Allein ihrem Einfallsreichtum hat Kunst Galerie.“ sie es zu verdanken, dass der „Laden“ läuft. Zu ihrem alljährli- Doch was trägt die Stadt eigentlich dazu bei, dass sich die zeit- chen Sommerfest präsentierte sie den international bekannten genössische Kunst in Räumen der Stadt präsentieren kann? chinesischen Künstler Guang Yao Wu und brachte zudem eine „Die Situation,“ so Grosse, sei „im Augenblick für alle unbe- Corona-Edition heraus. Die Mainzerin hat wenig Einblicke in die friedigend“. Das Foyer im Rathaus ist weggebrochen. Ersatz zu Mainzer Kunstszene, wie sie selbst sagt. „Doch jetzt hat man finden sei schwer, denn geeignete Räume gäbe es einfach nicht. Ein kleiner Ersatz ist das Foyer vor Büros im neuen Bürgerhaus auf der Großen Bleiche. Die erste Fotoausstellung von Christian Peter mit dem Titel „empty cities“ lief an. Doch hier muss man erst einmal hinkommen. Mehr etwas für die „Offiziellen“. Kunsthochschule. Kunsthalle. Und ein Kunstverein Im Mai 2017 trat Dr. Martin Henatsch seine Stelle als Rektor der Mainzer Kunsthochschule an. Damit kam zum ersten Mal der Rektor von außerhalb. Der Kunstwissenschaftler und Aus- stellungsmacher hat jahrelang mit Manfred Schneckenburger in der Leitung der Kunstakademie Münster zusammengearbei- tet. Martin Henatsch fackelte nicht lange, um sein Ziel anzuge- hen: die Arbeit der Studenten und Professoren in die Köpfe der Mainzer zu bringen. Nach noch nicht einmal drei Jahren hat er es geschafft. Die Vorträge von hochkarätigen Ausstellungs- machern, Galeristen, Professoren anderer Universitäten, Künst- lern sind feste Termine bei vielen Mainzern. In der Hochschule werden zudem ein Atelier und Ausstellungsraum von Studenten kuratiert. Die Jahresrundgänge mit den Abschlussarbeiten errei- chen zwar noch keine 40.000 Menschen wie in Düsseldorf, aber vermehrt kommen auch Galeristen neben Mainzern und suchen nach Talenten. Die Malerei-Klasse ist in die Boppstraße gezogen und erweitert so das Spektrum. Die „apotheke“ zog in der gro- ßen Langgasse ein Stück weiter die Straße hinauf und bekam kürzlich die „orangerei“ dazu, ein Raum für Kunstpädagogik. Auf dem Campus der Hochschule ist ein Ausstellungskubus auf- Dorothea van der Koelen - seit 40 Jahren eine der Top- gebaut, der von Studenten verwaltet wird und ein Stück weit Galeristinnen weltweit mit eigenem Wissenschaftszentrum runter in der Binger Straße findet sich „The Box“, wo Profes-
sensor 10/20 9 Arty sorin Parastou Farouhar weitere Ausstellungen der Malerklasse Bunt gemischte Künstler-Truppe aus den ausrichtet. Dazu noch die Kooperation mit der Mainzer Kunst städtischen Ateliers der Waggonfabrik Galerie und mit der Kunsthalle, wo der Kunstnachwuchs lernt, welche Ansprüche im Namen Kunsthalle stecken. Diese Ansprüche der Kunsthalle erfüllt Stefanie Böttcher, die am 1. Juni 2015 von Bremen nach Mainz kam. Ihr Anspruch: „Für mich steht fest, dass ich für Mainz Ausstellungen internatio- naler Nachwuchskünstler mit denen etablierter, in Deutschland jedoch unterrepräsentierter Künstler entwickele. Ich möchte dem lokalen und überregionalen Publikum zeigen, dass zeitge- nössische Künstler Fragen, Befunde und Probleme unserer Ge- genwart aufgreifen. Dafür benötigt man manchmal Übersetzer - aber dafür sind wir schließlich da. Und noch etwas ist mir wichtig: ein Teil der wachsenden hiesigen Kunstszene zu sein und im steten Austausch mit ihren Akteuren zu stehen.“ Daher hat sie die Mainzer Kunstszene fest im Blickfeld und taucht auf, wenn eröffnet, gelesen, performed oder musiziert wird. Sie sieht ebenfalls großes Potenzial in der Hochschule und den Ateliers der Waggonfabrik. Eins der schönsten Häuser in Mainz bespielt jedoch der Kunst- verein Eisenturm. Der alte Wehrturm gegenüber der Rheingold- halle bietet drei mittelgroße Ausstellungsräume in die der ers- te Vorsitzende, der Künstler Dietmar Gross aus Dienheim, mit wechselnden Kuratoren aus dem Vorstand, Künstler aus ganz Deutschland einlädt. Formate wie „kunsthoch3“ zeigen auch Eine Straße weiter in der Heidelbergerfaßgasse 18 befindet sich Kunst der eigenen Mitglieder: „Zu Beginn meiner Tätigkeit hat- dann noch das Atelier 9, in dem mehrere Künstler ihre Werke te ich meine Bedenken, weil ich als Künstler durch den Posten produzieren. Das Atelier befindet sich aktuell in Auflösung und auch Vorteile hätte.“ Doch mehr interessiert er sich für die Kunst soll verkauft werden. Die Künstler haben sich zusammengetan der Bewerber oder die aus Empfehlungen. Und Gross hat mit und suchen einen Investor, um es mit ihnen gemeinsam den- dem „Eisenturmpreis“ eine renommierte Anerkennung geschaf- noch weiter als Kulturort zu erhalten. Interessenten können sich fen, finanziell gestützt durch die Mainzer Volksbank. Für ihn ist gerne melden unter kontakt@atelier-neun.de. die Kunstszene das rheinhessische „Tischlein Deck Dich“, das sich immer wieder mit Talent und Können füllt. Vom 16. Okto- Fazit ber bis 15. November läuft die Ausstellung von Jorge Villalba Der Mainzer Professor Gerhard Meerwein hat zu seinem 70. Ge- (Malerei), bei der Gross selbst kuratiert. Die Einführung zur Ver- burtstag seine über 40 Jahre gesammelten Collagen an das Arp nissage hält die Kunsthistorikerin Miriam Maslowski. Museum Rolandseck verschenkt. Diese wertvolle Sammlung hätten Mainz gut zu Gesicht gestanden. Doch das hat Meerwein Alternative Kunst nie so gesehen. Für ihn gab es hier keinen geeigneten Ort. Er Der Begriff alternative Kunstszene ist in Mainz eher marginal. selbst, der lange Jahr dem Mainzer Kunstbeirat der Stadt ange- Vielleicht, wenn man nach Hechtsheim guckt und dort einmal hörte und als Architekturstudent eine Galerie in der Altstadt be- im Jahr in das Bauunternehmen Karrié einlädt. Peter Karrié un- saß, sagte dem sensor 2013 zur Situation der Mainzer Kunst: „Es terstützt die Kunst in Rheinland-Pfalz seit 2014, indem er sie, gab immer mal Strohfeuer“ und kritisierte damit den „Regiona- ausgewählt durch eine Kuratorin, in seinem großzügigen Bü- lismus“, der auch bei den Künstlern fortlebe. Die Stadt sei „nicht rohaus inklusive Dachterrasse präsentiert. Dabei bezahlt er den aufgeschlossen genug für eine lebendige Kunstszene.“ Das hat Künstlern ein Honorar, die Kosten für Transport und Aufbau Corona durch ungewöhnliche Kunsträume aufgeweicht, doch es und vermittelt sie an Hausbesitzer, für die er gebaut hat und wird nicht genügen. Solange eine Stadt nicht erkennt, welche denen noch das I-Tüpfelchen fehlt. Dieses Mäzenatentum ist ein Kunstschätze hier liegen, solange darf Corona nicht dauern. win-win Situation für die Kunst und den Bauunternehmer. Sei- ne Motivation: „Unser Sichtfeld verengt sich mit der Zeit. Wir brauchen Impulse von außen, um unseren Kopf zu öffnen. Für mich ist das die Kunst.” In diesem Jahr bleibt das Haus jedoch geschlossen: „Ich freue mich schon sehr auf 2021.“ Und dann es gibt es in Mainz jene, die sich in kein Kunstkor- sett sperren lassen. Das „Peng“ zum Beispiel. Die „Pengler“ sind zumeist notgezwungen Nomaden, ohne feste Bleibe, mit dem Konzept „wo was leer steht, sind wir“. Zurzeit suchen sie nach einem neuen Quartier. Karstadt wird demnächst entmie- tet sein, Platz gäbe es da und sie wären interessiert. Auch der Mainzer Kunstverein Walpodenstraße 21 e.V., ge- gründet 1999 aus einem freien Kulturprojekt, belebt die Main- zer Szene. Seit einem Umzug 2008 in die Neubrunnenstraße 8 wurde aus dem Verein die Walpodenakademie. Hier präsen- tiert man regelmäßig eigene Entwürfe zeitgenössischer Kunst über Ausstellungen, Performance, Film und Musik mit experi- mentellem und interdisziplinärem Ansatz. Die Mitglieder be- trachten sich als ein offenes Forum für freie künstlerische und Stefanie Böttcher, Leiterin der Kunsthalle, kulturelle Arbeit. macht zeitgenössische Kunst verständlich
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sensor 10/20 11 Stadtgespräch Foto: Sascha Kopp Foto: Sascha Kopp Finanzdezernent Beck präsentiert Das Gutenberg-Museum könnte bald saniert ausgeglichenen Haushalt werden und zieht solange womöglich in das Naturhistorische Museum Ausgeglichener Haushalt trotz Corona Investieren in der Krise. So lau- Was geht? tet das Credo der Stadtspitze mit Blick auf den Doppelhaushalt Die Top-Themen des Monats 2021/2022. Die Stadt macht bei Schulen oder Kitas in den kom- menden Jahren keine größeren pochte weiter auf das Allianz- Tonnen im Vollservice (Abholung Mainz 05 im Fokus Abstriche. Auch Steuererhöhun- haus. Nach einigen Diskussionen vom und Zurückbringen zum Größte Unruhe wiedermal bei gen seien so gut wie nicht geplant. und viel Aufruhr berappelte man Standplatz auf dem Grundstück) Mainz 05: Ende September ging Finanzdezernent Beck rechnet für sich schließlich doch noch, denn umzustellen.“ Das kommt überra- die Mannschaft für einen Tag in das laufende Jahr mit Minderein- nur mit vereinter Stimme ist ein schend, denn im Dezember 2019 den Streik. Mehrere Gründe wur- nahmen von über 50 Mio. Euro, Auftreten vor den Geldgebern des hatte der Stadtrat eine Beschluss- den genannt: u.a. der „Rauswurf“ aber dennoch für 2020 mit ei- Bundes möglich, um die nötige fi- vorlage des Entsorgungsbetriebes von Stürmer Szalai, Zerwürfnisse nem ausgeglichenen Haushalt. nanzielle Power für das Museum zur Abschaffung der Gelben Sä- mit dem Trainer und Diskussionen Das liege zum einen daran, dass zu erhalten. Bei der Frage: Kein cke angenommen. Ursprünglich um Gehalt. Nun wurde alles von Bund und Land einen größeren Museum oder ein Museum am sollten ab 2021 die Gelben Ton- Grund auf aufgewirbelt: die Zeichen Teil der Gewerbesteuer-Ausfälle Standort Liebfrauenplatz, trage nen die Säcke ersetzen. Es han- stehen auf Abschied von Cheftrai- ausgleichen. Zum anderen hätte seine Fraktion diesen Standort mit, delt sich um eine Entscheidung ner Beierlorzer und auch der Stuhl es ohne Corona im laufenden Jahr so CDU-Fraktionschef Hannsgeorg im Eilrechtsschutzverfahren. Das des sportlichen Direktors Rouven einen größeren Überschuss gege- Schönig. Allerdings beantragte die Hauptsacheverfahren dauert wei- Schröder wackelt. Beierlorzer ist seit ben, auch weil ein Unternehmen CDU eine Machbarkeitsstudie zur ter an. Deshalb ist das Ganze im- Ende 2019 im Amt. Er folgte auf eine Gewerbesteuernachzahlung Untersuchung des Kostenrahmens. mer noch nicht zu 100 Prozent das Mainzer Trainereigengewächs im zweistelligen Millionenbereich Während das Gutenberg-Museum endgültig geklärt. Sandro Schwarz. Der Franke war gezahlt habe: „So kommen wir für abgerissen und wieder neu errich- nur eine Woche vorher beim 1. FC 2020 mit einem blauen Auge da- tet wird, könnte sein Betrieb am Köln entlassen worden. Die Ent- von.“ Naturhistorischen Museum in der scheidung, einen zuvor erfolglosen In den kommenden vier Jahren Reichklarastraße auf etwa 900qm Bundesliga-Trainer zu verpflichten, Kippt die gelbe Tonne? rechnet Beck mit Fehlbeträgen weiterlaufen. Dafür muss dort al- hatte nicht nur in Mainz für Ver- von 41,7 Mio. Euro für 2021, 43,5 lerdings weiter saniert und eine wunderung gesorgt. Mio. Euro für 2022 und 48,8 Mio. multifunktionale Halle gebaut Euro für 2023. Damit sei die Zeit werden. Man rechnet dafür mit der ausgeglichenen oder sogar Kosten in Höhe von 2,8 Mio. Euro positiven Haushaltsergebnisse, für die Bauarbeiten. Für die Aus- Trainer und Sportvorstand die (mit Ausnahme von 2014) seit stellungen kämen weitere Ausga- beim Bundesligisten gehen 2013 erzielt wurden, in den kom- ben hinzu. wohl getrennte Wege menden Jahren vorbei. Daher for- dert er, Bund und Land müssten Gelbe Tonne adé? auch in Zukunft für eine Entlas- Lange war sie angekündigt für tung der kommunalen Haushalte 2021, nun wurde sie vorerst kas- sorgen. siert: die gelbe Tonne statt gelber Säcke für Mainz. Das Oberverwal- Umzug Gutenberg-Museum tungsgericht Koblenz hat die Ein- Der angestrebte Konsens um den führung zunächst abgeblasen. Die Verbleib des Gutenberg-Museums Stadt Mainz sei „einstweilen nicht war offenbar kleiner als gedacht. berechtigt, die Entsorgung des Die CDU scherte Anfang Septem- Verpackungsmülls per einseitiger ber aus dem Bündnis aus, das den Anordnung vom Einsammeln gel- alten Standort favorisierte und ber Säcke auf die Abholung gelber
12 sensor 10/20 Pamphlet Corona Kapitel 7, Vers 5 Gar nicht so einfach einen Text immer. Eine höhere Sterblichkeit Bisher wurde in Rheinland-Pfalz können bei Vorlage eines Hygiene- über aktuelle Corona-Entwick- als in den vergangenen Jahren ist und anderen Ländern noch „ge- konzepts Ausnahmen bis zu einer lungen zu schreiben in einem jedoch nicht vorhanden. Zu die- lockert“. Das könnte jedoch bald Regelgrenze von 10 Prozent der Monatsmagazin, wenn die Ent- sen Ergebnissen kommen zuletzt vorbei sein. Größere Events – Platzkapazitäten gemacht werden. wicklungen sich beinahe täglich auch Ex-Spiegel-Chefredakteur auch Fußballspiele – sowie der So dürfen in der Opel-Arena ak- überschlagen. Auch dieses Mal Stefan Aust und sein Recherche- Einzelhandel wurden von der tuell 3.400 Fans Platz finden. Im wird es kurz nach Erscheinung Team in der „Welt“ nach Auswer- Personenzahl erweitert. Und auch Einzelhandel ist für eine Person (am 29. September) zu einer er- tung sämtlicher Zahlen vom RKI. die Weihnachtsmärkte scheinen 5qm Verkaufsfläche zugelassen, neuten „Kanzler-Schalte“ kom- Die (Merkelsche) Agenda sieht gerettet zu sein. Doch noch ist bisher galt das doppelte. men. Demnach können wir nur dennoch das Warten auf den nicht aller Tage Abend. Verkaufs- vermuten, was dann droht - viel- Impfstoff oder auf „sehr gute Me- offene Sonntage werden bereits Auch die 5. Jahreszeit am 11.11. leicht ein neuer Lockdown im Ok- dikamente“ vor. Vielleicht macht aufgrund „Menschenansammlun- kann wahrscheinlich unter Ein- tober? Man weiß es nicht … sogar das Mainzer Unternehmen gen“ verboten und „mit Blick auf haltung von Regeln durchgeführt Angesichts massenweiser Tests „BioNtech“ das Rennen. Im Ren- das Infektionsgeschehen“ und die werden – Fastnacht im kommen- und den gewöhnlichen Erkältun- nen um die Impfung hat die EU- Zahlen könnten auch die Weih- den Jahr jedoch weniger: „Die gen im Herbst und Winter kann Kommission mit dem Unterneh- nachtsmärkte noch zum Opfer Fastnacht ist kreativ und wird neue man davon ausgehen, dass auch men die Lieferung von bis zu 300 fallen. In Mainz ist geplant, den Formate finden“, so Ministerpräsi- die Zahlen der Corona-Viren und Mio. Einheiten vereinbart. Dies Weihnachtsmarkt großräumig zu dentin Malu Dreyer. Es gebe inzwi- Tests nach oben schnellen werden. wäre der größte Auftrag für das erweitern und den Wochenmarkt schen zahlreiche Online-Angebote, Wenn die Regierung bei ihren be- BioNtech und seinen US-Partner auf den Ernst-Ludwig-Platz (Nähe Live-Streams von Veranstaltungen schlossenen Untergrenzen bleiben Pfizer. Derzeit laufen klinische Schloss) zu verlegen. mit reduzierten Teilnehmerzahlen, sollte und auch die Testkapazitä- Tests an bis zu 30.000 Probanden. In geschlossenen Räumen können aber auch kleine Formate, zum ten weiterhin ausgebaut werden Vielleicht bekommen die Mainzer bis zum 31. Oktober in Rheinland- Beispiel einzelne Auftritte in oder (Stichwort Fieberambulanzen), ja sogar die erste Ladung ver- Pfalz Events bis zu 250 Menschen vor sozialen Einrichtungen, in Ki- wäre ein weiterer Lockdown – passt? stattfinden, im Freien mit bis zu tas etc. vermutlich kleiner – gar nicht mal 500 Menschen. Findet eine Veran- so unwahrscheinlich. Herbst-Strategie staltung mit einer festen Bestuh- Gastronomie & Events Bis dahin steht alles weiterhin un- lung oder einem festen Sitzplan Untersagt ist weiterhin die Öffnung Keine höhere Mortalität ter dem „Infektionsschutzgesetz“. statt, reicht es für den Abstand, oder Durchführung von Clubs, Die heilige Corona zieht also wei- Dies birgt Gefahren für die De- wenn jeweils ein Platz frei bleibt. Diskotheken und ähnlichen Ein- terhin durchs Land und noch im- mokratie und wird auch mit Sorge Kultur, Kirchen und Kinos pro- richtungen, Kirmes, Volksfesten mer ist kein Heilmittel gefunden. betrachtet. Es sollte nur von tem- fitieren also. Bei größeren Ver- und nach wie vor auch vom Pro- Wir verzeichnen steigende Zahlen porärer Dauer sein, eben solange anstaltungen mit festen Platz-, stitutionsgewerbe, obwohl dieses / Infektionen / Viruslast, was auch wie nötig. Tribünen- oder Saalkapazitäten in mehreren Bundesländern ange-
sensor 10/20 13 Pamphlet laufen ist, sowie der Clubbetrieb in Akteure des Mainzer Nachtlebens teil von der Stuttgarter Querden- rechtlicher Sicht angemessen wa- Sachsen-Anhalt. haben sich zusammengetan, um ken-Bewegung, die mittlerweile ren. Die Juristin strebt eine öffent- Mit Sorge blicken viele Gastrono- alternative Konzepte für die Wie- Ableger in 100 Städten gebildet liche Verhandlung vor dem VGH men auf die kommenden Herbst- deraufnahme von Clubs zu ent- hat, auch in Wiesbaden, Darm- an und hat beantragt, Ministerprä- und Wintermonate. Groß ist die wickeln. Hierfür bietet mainzplus, stadt, Mannheim oder Frankfurt. sident Söder, Gesundheitsministe- Angst, dass Gäste wegen niedri- die auch das KUZ betreibt, den Sie fordern ein Ende des Zustan- rin Huml und weitere Kabinetts- ger Temperaturen ausbleiben. De- Clubs kostenlos ihre Locations an, des der „Pandemie“, die Herstel- mitglieder als Zeugen zu laden. cken und Kissen sind ein Teil der u.a. das Schloss oder den „mobi- lung aller Grundrechte, mehr Hamed zieht dabei die Pandemie Lösung - eigene Wärmflaschen, len Bau“ (Zelt) auf dem Rathaus- Rechtsstaatlichkeit bis hin zu ei- nicht in Zweifel. In Frage ste- Heizschuhsohlen oder einfach ein plateau. Die Erlöse kämen den ner überarbeiteten Verfassung. he für sie aber, welche Mittel der kräftiger Grog im Außenbereich teilnehmenden Clubbetreibern Mediziner oder Anwälte für Auf- Staat einsetzen darf und soll, um ein anderer. Auch das Heizpilzver- zugute. Die Runde besteht derzeit klärung nennen sich weitere sie einzudämmen, so die Süddeut- bot in vielen Städten (CO2-Schleu- aus dem ATG, der Dorett Bar, dem Gruppen, auch hier sind Mainzer sche Zeitung. Um das zu klären, dern) steht im Angesicht der Not schon schön, dem Caveau sowie dabei. Rechtsanwältin Jessica Ha- vertritt sie nicht nur Klagen gegen auf der Kippe. Froh ist, wer in sei- dem Alten Postlager und Gutleut – med aus der Neustadt etwa vertritt die bayerischen Anti-Corona-Ver- nen Innenräumen eine zertifizierte weitere haben ihre Teilnahme an- eine Normenkontrollklage gegen ordnungen, sondern auch gegen Abluftanlage besitzt. Manche Bars gekündigt. Tanzveranstaltungen die Anti-Corona-Verordnungen die von anderen Bundesländern. arbeiten mit Einlassbändchen, so mit mehreren hundert Personen der bayerischen Staatsregierung. Für sie ist es „unfassbar, zweifel- dass niemand mehr reinkommt, sind allerdings nicht denkbar. Im dortigen Gesundheitsministe- haft und skandalös“, dass es keine Foto: Lukas Görlach Zeltlösungen für Gastronomie und Clubs? Die Mainzer Anwältin Jessica Hamed klagt gegen den Staat Bayern wenn das Kontingent erschöpft ist. Mit einem speziellen Konzept will rium wurde nicht dokumentiert, Akten oder andere Dokumente ge- Die hiesigen Gastronomen for- auch der Bundesverband deut- aufgrund welcher Erkenntnisse ben soll. Der bayerische SPD-Frak- dern Hilfe von der Stadt, u.a. Zel- scher Discotheken- und Tanzbe- die Ausgangsbeschränkungen im tionschef Horst Arnold nennt die te, Plexiglaswände, Luftfilter und triebe (BDT) die Wiedereröffnung März / April erlassen worden sind. Nachricht „höchst verstörend“ und Heizelemente. Die Flächen für die ermöglichen. In den kommenden Dies ist kürzlich im Zuge eines spricht von „Verwaltungsversa- Außengastronomie wurden kürz- Wochen will er mit den Ministeri- Verfahrens vor dem Bayerischen gen“. Offenbar habe es sich bei den lich bis mindestens Ende 2021 ver- en ins Gespräch kommen. Verwaltungsgerichtshof (VGH) Ausgangsbeschränkungen um eine längert. Club-Betreiber dürfen vo- in Ansbach bekannt geworden. „Sponti-Aktion ohne die notwen- rübergehend auf einen Barbetrieb Proteste Die Klage soll klären, ob die Ein- dige Tiefgründigkeit“ gehandelt. umsatteln, ohne einen Antrag auf Aber auch der Protest gegen das schränkungen von Grundrechten Nutzungsänderung einreichen zu sogenannte „Corona-Regime“ wie der Bewegungsfreiheit oder David Gutsche müssen. wächst, ausgehend zu einem Groß- der Versammlungsfreiheit aus Tanz ProfessionaliTÄT feeling 55118 Mainz · Wallaustrasse 74–78 Tel.: 06131/670834 · mail: info@tanzraum-mainz.de · www.tanzraum-mainz.de
14 sensor 10/20 Rathaus-Sanierung Die Initiative „Die Betonisten“ setzt sich für Das Rathaus ist das größte Sorgenkind. In einem offenen Mainzer Nachkriegsarchitektur ein Brief stellen „Die Betonisten“ Forderungen an die Stadt „Wir drücken die Daumen, Baby“ – mit diesem Slogan betitelten die „Betonisten“ kürzlich eine ih- Statement der heit um jenen Sockel knallgelbe Stühle aufgestellt, auf dem einst die Skulptur „Schlüssel des Stun- rer Instagram-Storys. Die bezog sich auf die aktuelle Sanierung des Rathauses. Zu sehen waren Demokratie denschlägers“ von Hans Arp stand. Der Metall-Monolith steht aktuell als Leihgabe im Arp-Museum in Aufnahmen des Gebäudes, des- Remagen. Die Leere soll nun den Das Mainzer Rathaus zwischen sen markante Silhouette in den städtischen Sanierungsstau symbo- wolkenlosen Himmel sticht. Das Denkmalpflege und Erneuerung lisieren. Grau der Fassade bildete dabei mit dem Blau des Firmaments Ästhetik der Nachkriegszeit einen einzigartigen Kontrast. Als „Architektur der Nachkriegszeit ob- „wichtigstes Bauwerk in Mainz liegt oftmals der Stempel der Häss- des 20. Jahrhunderts“, bezeichnet lichkeit“, sagt Maximilian Kürten. es Maximilian Kürten – einer der Dabei sei es manchmal schon hilf- „Betonisten“. Die Mainzer Initiati- reich, genauer hinzusehen und den ve setzt sich seit 2018 für den Er- Blick nach oben zu richten. „Wir halt von Nachkriegsarchitektur in wollen da ansetzen, wo die Ressen- der Stadt ein. Die Gruppe aus Ar- timents herkommen. Häufig ist es chitekten, Designern und Kunst- so, dass Geschmacksbilder repro- historikern gründete sich, als die duziert werden.“ Kürten nennt als Diskussion um die Rathaussanie- Beispiel den Mainzer Dom. Dieser rung vor zwei Jahren an Fahrt gelte eben als schön und das werde aufnahm. Sie alle werden durch die „Betonis- tektur zu überzeugen. Für Letz- dann auch so weitergegeben, wo- Das von den dänischen Archi- ten“ wieder in das öffentliche Be- teres setzen die „Betonisten“ auf gegen niemand etwas sagen würde. tekten Arne Jacobsen und Otto wusstsein gerückt. Den Dreiklang Instagram und Facebook relevante „Aber die Antworten auf die Fra- Weitling entworfene Gebäu- „entdecken, vermitteln, erhalten“ Bauwerke ins Spotlight und erläu- ge, worin die schönen Aspekte ge- de auf dem Jockel-Fuchs-Platz trägt die Initiative in ihrem Na- tern deren ästhetischen Wert. Durch nau begründet sind, fallen oftmals macht derzeit einen Großteil ih- men und verknüpft damit die Zie- Stadtführungen und Aktionen wie schwer.“ rer Arbeit aus, aber auch andere le, einerseits Politik und Wirtschaft die „Schaustelle“ gibt es außerdem Objekte und Freiräume wie etwa zu einem verantwortungsvolleren Gelegenheit, in der Öffentlichkeit Wie die Ästhetik der Nachkriegs- das Gutenberg-Museum, die Umgang mit den Bauwerken der mehr über die Nachkriegsmoderne moderne greifbar werden kann, Ludwigsstraße, das Allianzhaus, Nachkriegszeit aufzurufen und an- zu erfahren und darüber zu disku- verdeutlicht Maximilian Kürten bei der Ernst-Ludwig-Platz oder die dererseits Kritiker des funktionalen tieren. Auf dem Jockel-Fuchs-Platz einem Blick auf die Außenwand des „Muschel“ auf dem Uni-Campus. Stils von der Schönheit der Archi- wurden dafür in der Vergangen- Rathauses: „Das Besondere an die-
sensor 10/20 15 Rathaus-Sanierung ser Natursteinfassade ist, dass sie schützer weiterhin auf eine Natur- das Gebäude in Dynamik versetzt steinverkleidung setzen würden, und damit belebt. Es entsteht eine bevorzugt die Stadt eine Keramiklö- Unregelmäßigkeit, die keinem Al- sung, die rund 2 Mio. Euro güns- gorithmus folgt.“ tiger und „energetisch gut zu hin- terfüttern“ sei. Auch das geplante Die Sanierung des Rathauses berei- Bürgerforum- und -dach ist derzeit tet nicht nur den Betonisten der- aus den Plänen gestrichen - zu teu- zeit die größten Sorgen. Mit einem er. Uneinigkeiten gab es ebenfalls offenen Brief wandten sie sich im über den Austausch der Jacobsen- August u.a. an Oberbürgermeister Decken und -Wandschränke. Vieles Ebling (SPD) und forderten einen ist noch in der Diskussion. Will man transparenteren Umgang und Dia- wirklich ein abgespecktes Rathaus loge im Planungsprozess: „Dieses für so viel Geld oder nicht doch eins Rathaus ist ein Statement für die mehr für Bürger und nun lieber et- Demokratie. Gerade heute brau- was drauflegen? Doch wieviel? Und chen wir es mehr denn je.“ Es wur- werden die Kosten noch weiter stei- de beklagt, dass die Sanierungsplä- Eine Freitreppe und ein „Bürgercafé“ gen? War es doch hinter vorgehal- ne zu stark hinter verschlossenen am Rathaus wurden vereinbart tener Hand schon seit Jahren klar, Türen stattfänden. Erschwerend dass die einst geplanten 70 Mio. nie kam die Vermutung hinzu, dass eingehalten werden können. die Landesdenkmalpflege nicht ausreichend kooperativ in die ak- Der Stadtrat nahm am 23. Sep- tive Planung integriert wird. Man tember dazu Stellung: Bei der Rat- forderte eine stärkere Öffentlich- haussanierung soll nicht auf das keitsarbeit, eine dem Kulturdenk- Bürgerforum und das Bürgerdach mal wohlgesonnene Abwicklung verzichtet werden. Der Innenhof soll des Planungsprozesses und eine nun doch mit einem Glasdach ver- kontinuierliche, öffentliche Prä- sehen werden, um so einen 800qm sentation über den Umgang mit großen Mehrzwecksaal als Bürger- dem Interieur und angedachte Lö- forum zu schaffen. Außerdem soll sungsansätze. Zuerst gab es keine das Rathausdach als Aussichtsplatt- Reaktion, Mitte September folgte form für alle Bürger begehbar sein. dann der Paukenschlag. Dafür entstehen zusätzliche Kosten von mindestens 5 Mio. Euro, so- „Keine realistische Schätzung“ mit wird dann auch die 100 Mio. Transparenz wurde der Öffentlich- Grenze locker gerissen. Wenn man keit schließlich geboten. Im Sep- den Rathaus-Keller, den Vorplatz tember nimmt OB Ebling Stellung Das begehbare Bürgerdach ist und die Tiefgarage mit einbezieht, zu den derzeitigen Planungen: „In- jetzt doch in den Plänen enthalten ... liegen die Zahlen vermutlich noch zwischen ist viel passiert“, erklärte höher. Hier ist also das letzte Wort der OB auf einer Pressekonferenz, noch nicht gesprochen. Teile der bevor er mitteilt, dass die Sanie- CDU gehen sogar davon aus, dass rung inklusive eines zwanzigpro- es zu einem Bürgerentscheid kom- zentigen Risikozuschlags nun rund men könnte. 30 Mio. Euro mehr kosten wird. Der Ausgangspunkt des Stadtratsbe- Und die „Betonisten“? Auch sie schlusses zwei Jahre zuvor lag bei wollen sich weiterhin für das Rat- 71,2 Mio. Euro. „Der Auftrag von haus einsetzen. „Wir sind jedoch 2018 ist in diesem Umfang daher nicht angetreten, um politisch aktiv nicht mehr erfüllbar“, so Ebling. zu werden“, so Kürten. Als „ambi- Die neue Bewertung der Denkmal- valent“ schätzen sie dennoch die pflege, allgemeine Kostensteige- Stellungnahme des Rathaus-Chefs rung und geplante Vorhaben wie ein. Das Bekenntnis zum Standort ein Bürgerforum- und -dach wür- sei als positiv hervorzuheben, der den die Kosten gar auf etwa 115 Denkmalschutzbehörde die Schuld Mio. Euro steigen lassen. Deshalb für die Kostenexplosion zu geben, wurde die Planung erneut ange- sei jedoch falsch, zumal sich die- passt und reduziert, wodurch 17 se kompromissbereit gezeigt hätte. Mio. Euro gespart werden könnten ...und auch ein Bürgerforum im Innenhof des Vielmehr mache die jahrzehntelan- Rathauses soll nun umgesetzt werden und die derzeitige Planung bei ge- ge Hinauszögerung wichtiger Maß- samt etwa 97 Mio. Euro liegt. nahmen die Sanierung jetzt teurer. Aus der Kostenaufstellung der Nach aktuellem Stand soll sie 2025 Stadt geht auch hervor, dass der abgeschlossen sein. Derzeit läuft der Denkmalschutz mit rund 20 Mio. Rückbau im Inneren des Gebäudes. Euro zu Buche schlägt. Für Dis- kussionen sorgt unter anderem die Alexander Weiß Fassade. Während die Denkmal- Fotos: Felix Tauber
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