Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel

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Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Nr. 85 · März 08 · € 2,91
P. b. b. GZ 02Z032603M
Verlagspostamt 9020 Klagenfurt
Erscheinungsort Klagenfurt

                                  KÄRNTEN KUNST KULTUR

                                 Berge und
                                 Jubiläen
                                 DIE BRUECKE ZUR KULTUR

                                 mit allen terminen und galerien
                                 www.bruecke.ktn.gv.at
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
EDITORIAL
carte.blanche

Leiden.schafft
Oster-, Passions-, Leidenszeit -
unweit davon erkennen wir die Lei-
denschaft, der wir uns diesmal in der
carte blanche aus verschiedenen
Richtungen nähern wollen. Was wäre       Liebe Leserin, lieber Leser!
Kunst ohne Leidenschaft? Oder
anders herum, schafft Leiden Kunst?         Nachdem wir uns bereits im Februar kreuz und quer
Wortklauberei? Nein, ungezählt sind      sowie auch diagonal auf die Fastenzeit und damit schon in
die Beispiele für kreative Schübe und    weiterer Folge auf Ostern hinbewegt haben, können wir
großes Schaffen in Leidensphasen.        diesmal mit großer Leidenschaft unser Augenmerk ande-
                                         rem zuwenden: Werner Berg, einem vielleicht immer noch
Vincent van Gogh schnitt sich wäh-       international unterschätzten großen Meister der Bildenden
rend der nur zwei Monate dauernden       Kunst und seinem Erbe. Hervorzuheben an dieser Stelle
Künstlergemeinschaft in Arles im lei-    sind sicherlich die Kooperationen, die die Brücke immer
denschaftlichen Diskurs mit Paul         wieder mit speziellen Kulturveranstaltern erfolgreich ein-
Gaugin ein Ohr ab. Die Zeit im gelben    geht, in diesem Fall mit der Gemeinde Bleiburg und der
Haus gehörte zu seinen produktivs-       nunmehr zum Museum gereiften 40 Jahre alten Galerie
ten Schaffensperioden. Alma Mahler,      des großen Jauntalers mit deutschen Wurzeln.
der Inbegriff der Femme fatale, soll
nicht nur Walter Gropius, Oskar             Passend dazu kommt das 10-Jahr-Jubiläum des Muse-
Kokoschka (siehe aktuell in Wien) und    ums des Nötscher Kreises. Querverbindungen schaffen
Gustav Mahler als Muse in Leidens-       nächste Künstlergenerationen mit Robert Trsek oder Cor-
phasen zu kreativen Höchstleistun-       nelius Kolig, dem Enkel von Anton Kolig. Matthias Boeckl
gen getrieben haben. Die teilweise       wiederum verschafft uns nicht nur einen wunderbaren Ein-
am Wörthersee entstandenen               stieg in das Thema, sondern schwärmt auch gleich fundiert
Mahlersymphonien sollen deutliche        von der ausgezeichneten Architektur der Bleiburger Berg
Spuren davon in sich tragen.             Galerie. Harald Scheicher, einem Berg-Enkel andererseits,
                                         ist für die Unterstützung bei dieser Ausgabe in jeder Hin-
Endlich in Kärnten angekommen,           sicht zu danken. Interessant und in unsere Serie passend,
lassen wir uns nicht nur von der         dass mit der ältesten Tochter von Werner Berg eine Frau
Landschaft, sondern immer wieder         das Leben auf dem Rutarhof uns authentisch schilderte.
von der stillen Leidenschaft beein-      Einzelne Passagen des ursprünglichen Interviews, in der
drucken, mit der Werner Berg das         Ursula Kuchling in der kantigen und reduzierten Bildspra-
Leben im Unterland mit einem             che ihres Vaters erzählte, zog sie jedoch zurück oder for-
Schuss Melancholie auf den Punkt         mulierte sie neu. Ein Beitrag aus der Sicht des Hoferben
gebracht hat. In Nötsch wiederum         und großzügigen Förderers der Galerie, Veit Berg sowie
trafen sich vier Maler in einer losen    der jüngsten Tochter Annette ist ins Auge gefasst.
Gemeinschaft, um in wechselseitiger
Inspiration ihrer Leidenschaft freien       Von einem Berg handelt auch unsere Musik-Geschichte,
Lauf zu lassen.                          allerdings von Albano Maria Berg, einer der Wörthersee-
                                         Komponisten mit Weltruhm, dem heuer wieder mehrfach
Vergessen wir nicht die Sammlerlei-      gehuldigt wird. Ebenfalls eine fruchtbare Zusammenarbeit
denschaft, die heimliche und offen       bildet die Brücke zur Diagonale, dem großen Festival des
bekannte. Der aus dem Gailtal stam-      österreichischen Films - man möchte kaum glauben, wie
mende Baumarkt-Millionär Prof. Karl-     viele Kärnten-Bezüge sich dabei in Graz auftun ...
heinz Essl und seine Frau Agnes
leben ihre Leidenschaft für zeitgenös-
sische Kunst mit zwei Sammlungen in      Einen musischen März
Klosterneuburg aus, während der          wünscht wieder Ihr bruecken-bauer
Radentheiner Herbert Liaunig sich
mit dem in Neuhaus aus dem frucht-
baren Unterkärntner Boden sprießen-
den Privatmuseum ein Denkmal
setzt.
     Guerrino da Ponte
                                         Günther M. Trauhsnig
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Foto: Werner Berg Nachlass
                                                                                            Über Architektur. Eröffnung der Werner-Berg-Galerie vor 40
                                                                                            Jahren. Im neuen Teil setzt sich künstlerische Authentizität bis
                                                                                            zu ihrer baulichen Manifestation fort. Seite 10
INHALT

                                                           Foto: Die Brücke
4   HORIZONTE
5   KULTUR.TIPP
    Kärntner Komponistinnen
7   DA.SCHAU.HER                                                                            Über Malerei. Werner Bergs älteste Tochter erzählt, welchen
                                                                                            Krafteinsatz das bescheidene Leben auf dem Rutarhof erfor-
    Cornelius Kolig: Kussmund                                                               derte und wie sehr es die Kunst des Vaters prägte. Seite 18
8   AVISO

                                                           Foto: Werner Berg Nachlass
9   DENK.MAL
    Möllbrücke, Pfarrkirche Hl. Leonhard
10 BAU.KÖRPER
   Tradition künstlerischer Authentizität
    Über die Werner-Berg-Galerie und ihren Zubau

12 SPUREN.SUCHE                                                                             Über Europa. Die Spuren des europäischen Bistums führen
   Werner Berg Bildergalerie                                                                nach St. Paul und nach Bleiburg zur großen Europaausstellung
                                                                                            2009. Einen Vorgeschmack bietet diese Ausgabe. Seite 25
13 Veliki Podjunčan W. Berg/Der große Jauntaler W. Berg

                                                           Foto: Diagonale/back to africa
14 Vor dem letzten Strich ist kein Maler zu preisen
    Werner Berg im Interview mit Lee Springschitz
18 „Diese verfluchte und gesegnete Malerei“
    Gespräch mit Werner Bergs Tochter Ursula Kuchling

20 WORT.FÜR.WORT
   Von der Galerie zum Museum
    40 Jahre Presseberichte über die Werner-Berg-Galerie                                    Über die Diagonale. Bilder werden bei dem österreichischen
                                                                                            Filmfestival in Bewegung gebracht und transkulturelle Identitä-
22 BUCH.MUSIK.TIPPS                                                                         ten, die von Kärnten bis Afrika reichen, sichtbar gemacht.
                                                                                            Seite 33
23 VORLESE.PRVO BRANJE
   Pietro oder die Suche nach dem Bild                                                      Cover: Werner Berg, „Davonschreitende“, 1948
    Margarethe Tauschitz über Religion, Liebe und Kunst

24 SPUREN.SUCHE                                                                             impressum
   Verzicht als Provokation                                                                 Herausgeber, Medieninhaber und Copyright
    Diogenes – Kosmopolit und „Wilder Hund“                                                 sowie Verantwortlicher Redakteur
                                                                                            Kulturabteilung des Landes Kärnten
25 BLICK.PUNKT                                                                              9021 Klagenfurt, Burggasse 8
   Die Macht des Bildes                                                                     Mag. Günther M. Trauhsnig
                                                                                            Tel. 050/536-30 5 38, Fax: 050/536-30 5 39
    Vorschau auf die Europaausstellung 2009
                                                                                            e-mail: guenther.trauhsnig@ktn.gv.at
26 KÄRNTEN.ART                                                                              Aboannahme
                                                                                            Elisabeth Pratneker
   10 Jahre Museum des Nötscher Kreises                                                     Telefon 050/536-30 5 82, Fax 050/536-30 5 39,
    Zum Jubiläum: Wiegele, Isepp, Kolig und Mahringer                                       e-mail: bruecke@ktn.gv.at
                                                                                            Kulturtermine
28 Frei von Fesseln                                                                         Mag. Ines Hinteregger
    Zu den Bildern von Robert Trsek                                                         e-mail: bruecke@ktn.gv.at. Fax: 050/536-30 5 39
                                                                                            Redaktionelle Mitarbeiter dieser Ausgabe: Brigitte Bidovec,
30 KLANG.FIGUREN                                                                            Matthias Boeckl, Ingrid Freytag, Michael Herzog, Julia Hölzl, Franz
   Ein anderer Berg                                                                         Kattnig, Geraldine Klever, Heimo Kuchling, Helmut Christian Mayer,
                                                                                            Mario Rausch, Arnulf Rohsmann, Harald Scheicher, Horst Dieter
    Alban Bergs Wirken in Kärnten                                                           Sihler, Franz Smola, Margarethe Tauschitz, Günther M. Trauhsnig,
32 WELT.KINO.WELTEN                                                                         Slobodan Zakula.
                                                                                            Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der
   Klassiker der Filmkomik                                                                  Autoren wieder. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge bei Bedarf
    Chaplin und Langdon auf DVD                                                             zu kürzen oder zu ändern. Zur Verfügung gestelltes Text- oder Bild-
                                                                                            material wird (wenn nicht anders vermerkt) nicht retourniert.
33 INNEN.AUSSEN                                                                             Grafik
                                                                                            Harald Pliessnig
   Back to Africa
                                                                                            Druck
    Die Diagonale Anfang April in Graz                                                      Kärntner Druckerei Tel. (0463) 58 66
                                                                                            Verlagspostamt
34 HORIZONTE/FILMTIPPS                                                                      9020 Klagenfurt
   LUST.AUF.KULTUR                                                                          Einzelpreis Euro 2,91
                                                                                            Abonnement
35 Kärntner Kulturkalender                                                                  10 Ausgaben Euro 25,44
                                                                                            inkl. KulturCard Kärnten,
39 Galerien/Ausstellungen                                                                   Porto und Versand.
42 Kino/Filmtipps                                                                           www.bruecke.ktn.gv.at

                                                                                                                                   Die Brücke 85 – März 08 3
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Königs.Treffen
                                                                                                        Mit den King’s Singers, sechs A-cappella-
                                                                                                        Sängern aus England, präsentiert die
                                                                                                        Mozartgemeinde am 6. März im Klagen-
                                                                                                        furter Konzerthaus ein ursprünglich klassi-
                                                                                                        sches Ensemble, das jedoch inzwischen in
                                                                                                        nahezu allen Musikgenres beheimatet ist.
                                                                                                        Anspruchsvolle Musik und Unterhaltung
                                                                                                        stehen bei dem Sextett aus Cambridge im
                                                                                                        Vordergrund, egal ob es sich dabei um
                                                                                                        Interpretationen von klassischen Meister-
                                                                                                        werken oder den Beach Boys handelt. Nach
                                                                                                        Auftritten in der legendären Hollywood Bowl
                                                                                                        von Los Angeles oder bei der Queen im
                                                                                                        Windsor Castle nahe Londons wollen sie die
                                                                                                        Freude und den Spaß an der Musik nun
                                                                                                        auch dem Publikum in Kärnten vermitteln.
                                                                                                           IH
HORIZONTE

            Jubel.Klänge                                  Orto.Club                                     Migrations.Stories
            Die Kulturinitiative Bleiburg feiert dieses   Die nach dem Ausstieg Blixa Bargelds im       Bereits Anfang der 80er Jahre, als Sänger
            Jahr ihr 25-jähriges Bestehen mit einigen     Jahre 2003 vakante Stelle des Gitarristen     und Songwriter der Zagreber Ausnahme-
            besonderen Gustostückerln. Das Frühjahrs-     von The Bad Seeds besetzte kurz später der    band Haustor, überraschte Darko Rundek
            programm hat gleich am 12. März mit           britische Musiker James Johnston. Trotz der   das Publikum mit einer originellen Mischung
            Cuong Vu `s Vu-tet (Foto) eine der innova-    aufwändigen Zusammenarbeit mit Nick           aus Post Punk, Pop und Reggae, verfeinert
            tivsten Bands der New Yorker Avantgarde-      Cave genießt er immer noch volle künstleri-   mit hörbaren Einflüssen südamerikanischer
            Szene (Großstadtdschungel meets Klein-        sche Freiheit und führt weiterhin sein Pro-   und afrikanischer Musik. Nach einigen Jah-
            stadtidylle) zu bieten. Diese verknüpft die   jekt Gallon Drunk fort. Punk, Funk, Jazz      ren Solokarriere gründete er im Jahr 2004
            Energie von Nirvana mit den ätherischen       und Blues in einem brachialen Mix, garan-     in Paris Cargo Orkestar. Migration Stories
            Momenten der Sugarcubes sowie rhythmus-       tiert massenuntauglich, und vor allem live    and Love Songs, lautet der Untertitel der
            betonten Funk- und Jazzstücken. Mit           unwiderstehlich. Why? Because they don´t      neuen Platte der neunköpfigen multikultu-
            Nathan & the Zydeco Cha Chas wird die         sound like anybody else, sagte der legendä-   rellen Formation, die am 31. März im Can-
            wohl feurigste Band rund um den Mississip-    re John Peel über Gallon Drunk. Bevor The     karjev dom in Laibach live vorgestellt wird.
            pi am 25. März mit ihrem feinen Gespür        Bad Seeds im April ihre große Tournee star-   Am gleichen Abend präsentiert auch Kries,
            für tanzbare Musik, nicht weit weg vom        ten, ist Johnston noch einmal mit Gallon      das aktuelle Projekt von Mojmir Novakoviç,
            Cajun des amerikanischen Südens, dem          Drunk unterwegs und tritt am 16. März im      der Galionsfigur der kroatischen Ethnosze-
            Publikum kräftig einheizen.       AO          Laibacher „Orto Klub“ auf.     SZ             ne, sein neues Album.      SZ

4 Die Brücke 85 – März 08
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Saiten.Spiel
In einen Gitarrenhimmel kann man am 10. März im Bluesiana in Velden eintauchen. Dann
verwöhnt Richie Kotzen (Foto), unter anderem Gitarrist bei den wegweisenden Rock-Bands
Poison und Mr. Big, die heimischen Ohren. Inzwischen hat Mr. Kotzen auch andere Musiksti-
le wie Funk, Blues oder den Jazz entdeckt. Zuletzt gab es sogar eine Kooperation mit der
Jazzlegende Stanley Clarke. Außerdem begleitete er die Rolling Stones 2006 auf deren Welt-
tour. Ebenso ins Schwitzen wird das Publikum mit Head Fake (14.) und Danny Briant (19.)
gebracht werden. Und mit Bugs Henderson (Blues und Jazz) am 27. sowie den heimischen
Inina Gap (Elektronik) am 29. März macht das Bluesiana einen ordentlichen Sprung
zwischen den musikalischen Weltmeeren.        GMT
                                                                                   Tiger Foto

                                                                                                kultur.tipp
                                                                                                Kärntner.Komponistinnen
                                                                                                Lange Zeit wurden die kammermusikali-
                                                                                                schen Aktivitäten zwischen den heimischen
                                                                                                vier Wänden der Kärntner Familien totge-
                                                                                                schwiegen. Doch mit dem Erscheinen des
                                                                                                Buches „Lebendige Hausmusik in Kärnten“
                                                                                                vor zwei Jahren und einem Konzert in der
                                                                                                Musikschule in Klagenfurt wurde die Begei-
                                                                                                sterung durch die Unterkärntner
                                                                                                Geschichtsforscherin Hermine Kleewein neu
                                                                                                entfacht. Mit Johannes Kropfitsch und Wolf-
                                                                                                gang Benedikt fand sie zwei wesentliche
                                                                                                Unterstützer auf ihrem Weg, das volkstümli-
                                                                                                che Lied in den Stuben und Hinterzimmern
                                                                                                der Menschen neu zu entdecken. Das fami-
                                                                                                liäre Musizieren, ein Aspekt der aus unserer
                                                                                                Gesellschaft bereits verschwunden schien,
                                                                                                wurde wieder entdeckt und dem Publikum
                                                                                                in Büchern und bei Konzerten vermittelt.
                                                                                                Die nächste Gelegenheit solche Kammer-
                                                                                                musikalischen Aktivitäten kennen zu lernen,
                                                                                                bietet sich bereits am 14. März im Stift Vik-
                                                                                                tring – der Abend steht diesmal unter dem
                                                                                                Thema: „Kärntner Komponistinnen vom 12.
                                                                                                bis zum 21. Jahrhundert“. Musikalische Pfle-
                                                                                                ge bedeutet bei Kleewein auch eine Kom-
                                                                                                munikation in der Gesellschaft wie sie vie-
                                                                                                lerorts bereits abhanden gekommen ist.
                                                                                                Deshalb ist es notwendig, die Menschen zu
                                                                                                berühren und wertvolle musikalische Tradi-
Grenz.Gänger                                  Insel.Fest                                        tionen an die nachfolgenden Generationen
Das legendäre Duo Gemini Gemini (Foto)        Beim Celtic Spring Festival 2008                  weiter zu geben.
steht für einen spielerischen Umgang mit      (am 9. März im Kulturforum Amthof) prä-           Dazu ist allerdings auch ein Rückblick not-
den eigenen Wurzeln. Wobei Wolfgang           sentieren sich zwei grundverschiedene             wendig. Kleewein warf diesen in ihren
Puschnig einen außergewöhnlichen Bogen        Ensembles aus England. Allerfeinste Singer-       Büchern (zuletzt „Lebendige Hausmusik in
von Arbeiten mit Linda Sharrock, Ernst        Songwriter-Kunst mit keltischem Back-             Kärnten“ bzw. in der Carinthia I) und ver-
Jandl hin zu heimischer und koreanischer      ground liefert die „Lorraine Jordan Band“         sucht mit den Konzerten die Ergebnisse
Volksmusik wie dem weltbekannten korea-       (Foto). Ihre dreistimmige Vokal-Kunst und         auch erlebbar zu machen. Wobei weder das
nischen Ensemble Samul Nori spannt. Sein      das eher ruhige, entspannte Set des Ensem-        Buch noch die Konzerte wissenschaftlich
Counterpart ist Jamaaladeen Tacuma, lang-     bles wird die Zuhörer und Zuhörerinnen            langweilig aufbereitet sind, sondern sie sol-
jähriger Begleiter Ornette Colemans und       verzaubern. Mit einem experimentell-jazzig-       len eine Lebensfreude vermitteln, die selbst
Schlüsselfigur des zeitgenössischen Free      keltischen Set wird das Trio „Uiscedwr” im        im musikalischen Traditionsgut nur mehr
Funks. Dieser Brückenschlag sollte am 8.      zweiten Teil des Programms für staunende          selten zu finden ist.     HM
März im Klagenfurter Volxhaus nicht nur       Augen sorgen. Ein weiteres Festival („Let`s
Grenzgänger begeistern, sondern auch für      Fetz“) geht am 15. März im Amthof sowie           Konzert: „Lebendige Hausmusik“, Komponistinnen
ein Lächeln und zufriedene Gesichter sor-     vielen Feldkirchner Lokalen über die Bühne.       vom 12. bis 21. Jhd., 14. März, Stift Viktring, 19 Uhr
gen. Bereits am 4. März präsentiert Her-          HM                                            Bücher: Hermine Kleewein „Lebendige Hausmusik
                                                                                                in Kärnten“, Mohorjeva/Hermagoras Verlag, Kla-
wig Gradischnig sein neues Projekt „Ghost
                                                                                                genfurt 2006, 146 Seiten, Euro 12,–
Trio“ im MMKK.       GG                                                                         ISBN 978-3-7086-0271-4
                                                                                                Eine gekürzte Version findet man auch in der
                                                                                                Carinthia I/Jahrgang 2006,
                                                                                                Kärntner Geschichtsverein, Klagenfurt, Euro 27,–

                                                                                                                                 Die Brücke 85 – März 08 5
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
HORIZONTE   Mensch.Tier
            Der Umgang mit dem tierischen Gegenüber
            wird in der Ausstellung „Das Land im Winter
            so Rosenrot“ von der Künstlerin Burgi
            Michenthaler bis 14. März in der galerie.
            kärnten thematisiert. In sechs Tälern mach-
            te Michenthaler Fotos und interviewte die
            Menschen. Daraus entstanden zu einem
            großen Teil autobiographische Arbeiten, die
            sich nicht einem Trend anhängen, sondern
            für sich selbst stehen. Wichtig ist dabei die
            Beziehung zwischen Mensch und Tier. So
            wird die Kuh im Alpenraum als Ernährerin,
            als Lebensspenderin und als Statussymbol
            begriffen. Sie definiert die Kuh als Person
            und bettet das Tier in weiträumige Traditio-
            nen ein, wo durch die Beziehung zum Men-
            schen die Seele des Abendlandes entsteht.
               CK

                                                                                                           Tibet.Haus
            Liebes.Zauber                                   Sexual.Delikt
                                                                                                           Auch im Jahr 2135 (nach dem königlich-tibe-
            Zum Auftakt für das Galeriejahr 2008 bringt     Im Rahmen des Semesterthemas                   tischen Kalender beginnend am 7. Februar)
            die Galerie Šikoronja in Rosegg Hugo Wulz      „Ökonomie und Geschlecht“ zeigt der            bzw. 2008 (nach Christus) öffnet das Hein-
            (1937-2000). Dieser wäre erst jüngst 70         Kunstraum Lakeside eine Ausstellung des        rich-Harrer-Museum in Hüttenberg seine
            Jahre alt geworden und mit der Ausstellung      slowenischen Künstlers Tadej Pogačar          Pforten. Ab 22. März gibt es neben der
            „Liebende Paare – Mischwesen/Ljubeče           (Vernissage 13. März). „CODE:RED“ ist ein      verlängerten Sonderausstellung „Kunst der
            Dvojice – Himere“ (Vernissage am 14.            Projekt der transdisziplinären Zusammen-       Naga”, auch eine Schau mit Fotos von Bru-
            März) wird der Künstler, der sich im Rosen-     arbeit, Forschung und Diskussion zu infor-     no Baumann zum Thema Klöster und heilige
            tal niedergelassen hatte, mit einem Quer-       mellen Ökonomien, Formen des Aktivismus        Stätten zu sehen. Diese Ausstellungen
            schnitt durch sein Schaffen noch einmal         und der Selbstorganisation von urbanen         geben bereits einen Vorgeschmack zum 25-
            intensiv gewürdigt. Die Paare erscheinen in     Minderheiten im Kontext von Sexarbeit und      Jahr-Jubiläum. Eine Ausstellung mit
            seinen Bildern sowohl als eine Einheit als      Menschenhandel. Das Projekt wird von           Schnappschüssen und Aufnahmen vor allem
            auch als Mischwesen. Charakteristisch sind      Daspu, dem Modelabel der brasilianischen       aus den ersten 10 Jahren, als das Museum
            die archaischen Figuren, die er kombiniert      Prostituiertenorganisation Davida, unter-      noch in Knappenberg beheimatet war, ist in
            und in ein geometrisches und farbliches         stützt. Durch kreative Öffentlichkeitsarbeit   Planung. Wer solche Fotos besitzt und diese
            Gefüge einbindet.       GG                      soll für die Anerkennung und die Bürger-       dem Museum zur Verfügung stellen möchte,
                                                            rechte von Sexarbeiterinnen aufgetreten        wird herzlichst dazu eingeladen
                                                            werden.       HS                               (office@harrermuseum.at).       HM

6 Die Brücke 85 – März 08
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Cornelius Kolig, Kussmund

                                                                                                da.schau.her
                                                                                                cornelius kolig:
                                                                                                kussmund (1985/88)
                                                                                                polyester und fettglasur auf
Lach.Haft                                       Doppel.Kunst                                    hartfaserplatte
Die Niederösterreicherin Nina Maron lässt       Zeichnungen und Kleinplastiken von Egon         30 cm mal 30 cm mal 8 cm
ab 13. März (Vernissage) in der Galerie         Rubin sowie eine Retrospektive von Sieg-
Unart in Villach mit ihrer Ausstellung with a   fried Tragatschnig (Bild) sind bis zum          was da signale des verlockens aussendet,
cause? Zwischenräume offen. Verzerrung,         27. März im Künstlerhaus zu sehen.              ist das gesichtsfragment einer dunkelhäuti-
Täuschung und Destruktion des Weiblichen        Neben neuen Arbeiten von Rubin widmet           gen. auf braun-rotem hintergrund ist es
befand Peter Turrini und genau hier findet      der Kunstverein Kärnten dem Künstler Sieg-      montiert.
die Künstlerin zwischen den Klammern, die       fried Tragatschnig eine groß angelegte, ca.     das relief von cornelius kolig ist in einem
so manches zusammenhalten, ihren Ansatz.        80 Werke umfassende Schau. Die Ausstel-         land entstanden, das probleme mit der
So etwa die Mona Lisa, die begeistert und       lung ermöglicht die Zusammenschau wichti-       fremdheit nicht verheimlicht, sei sie ganz
verstört. Gift und Süße sorgen bei dem          ger Werkphasen. Frühe Bemühungen von            nahe, sei sie von fern. die von fern kann
Betrachter für einen Zwiespalt der Gefühle.     Tragatschnig das Informelle aufzunehmen         zum gegenstand der begierde werden, denn
Ist es Spott, der einem entgegentritt oder      treffen dabei auf die spätere Verpflichtung,    fern ist auch die potenzielle bedrohung, die
ist es ein unbeschreiblicher Genuss, dem        den Gegenstand gleichzeitig als Ausgangs-       von ihr ausgeht. das hat mit der unerreich-
man erliegt? Nina Maron findet Antworten        punkt analytischer Formsprengung und            barkeit des objekts zu tun. dadurch wird es
und sagt dazu: your smile is our job.     GT    metaphorischer Ausdeutung zu begreifen.         abstrakt, so plastisch, so konkret die dunkle
                                                   IB                                           auch ins bild gesetzt wird.

                                                                                                die fragmentierung bewirkt eine physiogno-
                                                                                                mische reduktion auf die funktionszone des
                                                Häutungs.Prozesse                               mundes. kussmund.
                                                In einer raumgreifenden Installation in der     die oberen gesichtspartien sind getilgt. sie
                                                Galerie Porcia in Spittal zeigt Marlies Liek-   sind es, die individuelle kennzeichen vermit-
                                                feld-Rapetti (bis 5. April) mittels einer       teln können. verlockung wird von der
                                                weiblichen Puppe und deren papierenen           person abgekoppelt und funktionalisiert.
                                                Abhäutungen und Hautkleidern die Schutz-        cornelius kolig sieht formale analogien
                                                bedürftigkeit des Menschen. Dabei entste-       zwischen dem kussmund und geröteten
                                                hen fragile papierene Gebilde, die von          schamlippen.
                                                einem Ausstellungshaus gleichzeitig
                                                beschützt und gefangen gehalten werden.         auf der hintergrundsebene werden
                                                In Deformierungen und Zerlegungen – ver-        gebrauchswertversprechen angekündigt. es
                                                weist die Künstlerin auf Gefahren, die durch    sind die des oralen genusses.
                                                Verfremdung und Schädigung entstehen            kunstfremdes material setzt cornelius kolig
                                                können. Von Häuten und Hausen wirft             ein, fettglasur, industriell gefertigte kondi-
                                                Fragen auf: Wie fühlt man sich in seiner        torware. mit künstlichen aromen wendet sie
                                                Haut? Gefangen? Geschützt? Dünnhäutig?          sich an infantile gier und einen ihrer auslö-
                                                Dickhäutig?      MH                             ser, die langeweile.
                                                                                                zweierlei sinnlichkeit spricht cornelius kolig
                                                                                                an: die erwartung und die erfüllung. die eine
                                                                                                ist depersonalisiert, die andere bloss kulina-
                                                                                                risch.
                                                                                                   a. r.

                                                                                                3 Möglichkeiten neue Werke zu sehen:
                                                                                                Autonome Zeichnungen aus dem Paradies
                                                                                                27. März (19 Uhr) bis 3. Mai 2008
                                                                                                rittergallery in Klagenfurt, www.rittergallery.com
                                                                                                24. April 18 Uhr dazu Buch-Präsentation mit
                                                                                                einem Einführungstext von Thomas Zaunschirm

                                                                                                Galerie in der Freihausgasse Villach
                                                                                                17. April bis 24. Mai: Cornelius Kolig
                                                                                                Zeichnungen

                                                                                                                                Die Brücke 85 – März 08 7
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
aviso
     Musikforum.Kompositionen
     Der Gustav Mahler Kompositionspreis 2008 ist
     einmalig für Zither Solo und Kammerensemble
     ausgeschrieben. Das einzureichende Werk soll
     eine Dauer von maximal 20 Minuten haben und
     eine Auseinandersetzung mit den klanglichen
     Möglichkeiten der Zither bewirken. Die Kompo-
     sitionen sind bis 6. Mai einzureichen. Juryent-
     scheid ist am 31. Mai. Die preisgekrönten Kom-
     positionen werden im Rahmen des Festivals
     am 24. Juli von Mitgliedern des Janus Ensemble
     Wien unter Christoph Cech uraufgeführt.
     Anmeldungen: Musikforum Viktring, Tel. 0463-
     282241, www.musikforum.at

     Normal.Zustand
     Das Festival der Regionen sucht nach Projekt-
     vorschlägen aus den Bereichen ortsspezifischer
     Kunst sowie Kultur, Kunst im öffentlichen
     Raum, Alltagskultur, Kunstvermittlung, Perfor-
     mance und partizipativen Praktiken für das
     Festival 08 – heuer unter dem Titel „Normal-       Karen.Katuren
     zustand“. Die Abgabe der Bewerbungen mit
HORIZONTE

                                                        Eine Karenkatur stellt einen Viel-lacher dar. Das Bild ist bunt, teilweise schrill, so wie das
     Kurzbeschreibungen der Projekte ist bis
                                                        Leben eben. Die Voraussetzung für die Aufnahme in den elitären Kreis der Viel-lacher ist
     20. April möglich. Das Festival findet im
                                                        das Bewusstsein, dass Lachen das Gesicht verändert. Die Künstlerin Karen Kuttner-Jandl
     Mai/Juni in Oberösterreich statt.
                                                        fasste deshalb Dutzende solcher zu einem riesigen „Fleckerlteppich“ versinnbildlichter
     Näheres unter: www.fdr.at
                                                        Lebensfreude zusammen. Ob denn Villacher auch wirklich viel Lacher sind sollte ab
                                                        7. März in der Galerie „Kunst-Lücke“ in Villach beantwortet werden.           HM
     Prix.Ars Electronica
     Noch bis zum 7. März läuft die Einreichfrist für
     den Prix Ars Electronica 08. Eine international
     besetzte Jury entscheidet anschließend im April
     über die Gewinner in den sieben interdisziplinä-
     ren Bereichen. Auf die besten Projekte warten
     sechs Goldene Nicas. Dieses Jahr wird insge-
     samt ein Preisgeld in der Höhe von 115.000
     Euro vergeben. Alle Infos zum Wettbewerb
     sowie zur Online-Einreichung unter: http://pri-
     xars.aec.at (www.aec.at/de/prix/index.asp)

     Demokratie.Verständnis
     Die Margaretha Lupac Stiftung schreibt für
     2008 einen Preis zur Förderung von Demokra-
     tie, Toleranz und Parlamentarismus aus. Ausge-
     zeichnet werden sollen hervorragende Ver-
     dienste zur Schärfung des historischen Ge-
     dächtnisses und der Demokratie in Österreich.
     Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und kann
                                                        Frühlings.Erwachen                                Fast.Durch
     auch auf drei Personen aufgeteilt werden. Ein-     In gewohnter Tradition setzt das Schloss          16 junge Menschen feiern einen Abschluss.
     reichfrist ist der 15. März. Bewerbungsunter-      Albeck seine Veranstaltungsreihe fort.            Ihre Schullaufbahn am BORG neigt sich dem
     lagen und weitere Infos unter                      Neben Bildern für die Neue Zeit von Hilde-        Ende zu. Zeit, das Geleistete zu würdigen
     www.parlament.gv.at                                gard Unterweger (bis 28. März) gibt es            und auch einer außerschulischen Öffentlich-
                                                        eine Menge Konzerthöhepunkte, die man             keit als Rückschau zu präsentieren. Eine
     Medien.Kunstpreis                                  nicht versäumen sollte. Marcus Matthews
                                                        und Karen Asatrian erinnern sich am 2. 3.
                                                                                                          Ausstellung von Maturantinnen und Matu-
                                                                                                          ranten aus Bildnerischer Erziehung und Bild-
     Das Bundesministerium für Unterricht, Kunst        der großen Chansons von Jacques Brel bis          nerischem Gestalten und Werken des BORG
     und Kultur schreibt für 2008 einen „Förde-         Edith Piaf. Klassische Saitensprünge mit          Spittal zeigt vom 12. bis 14. März im Park-
     rungspreis für Video- und Medienkunst" aus.        Balalaika und Klavier sind am 9. 3. von           schlössl, Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafi-
     Der Preis ist mit 5.500 Euro dotiert und soll      Andrej Gorbatschov und Lothar Freund zu           ken, Plastiken und Objekte, Fotografien und
     Anerkennung und Förderung für das Schaffen         erwarten. Pop, Soul und Klassik vom Feins-        Filmisches und gibt einen Vorgeschmack auf
     jüngerer Kunstschaffender darstellen, deren        ten präsentiert das italienische Energiebün-      die Laufbahn der jungen Künstler.     EG
     Werk sich durch einen besonderen Grad an           del Sofia Taliani (16. März) und mit dem
     Originalität und innovativer Komponenten aus-      Bassist David Friesen (ehemals Oregon,
     zeichnet. Bewerbungen bis 31. März an das          Foto) ist am gleichen Tag ein Weltstar der
     BMUKK, Abteilung VI/3, Minoritenplatz 5,           Jazzszene zu Gast im Schloss.      GM
     1014 Wien. Informationen: www.bmukk.gv.at

8 Die Brücke 85 – März 08
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Fotos: Moravi
Wien.Korea                                    Cosa.Nostra
Der Musikverein Kärnten bringt im März        Der Burgenländer Thomas Stipsits zählt im
nahe und ferne Klänge nach Klagenfurt. Am     Moment zu den Shooting-Stars der österrei-
29. März (Konzerthaus) kann man sich bei      chischen Kabarett-Szene und spielt in Wien
Georg Friedrich Händels Messiah davon         vor ausverkauften Plätzen. Nachdem er
überzeugen, dass der Wiener Singverein        zuletzt Sonne, Strand, Mythos und Meer
und die Capella Leopoldina dem Stück die      von Griechenland erkundete, bleibt er auch
nötige Klarheit und Ausdruckskraft vermit-    mit seinem neuen Programm dem sonnigen
teln. Unter Dirigent Johannes Prinz sollte    Süden treu. In „Cosa Nostra“ nimmt er          Möllbrücke, Pfarrkirche, Schäden im Dachwerk
das Oratorium wie schon bei seiner Urauf-     Rache an der Stegersbacher Therme und          und Blick auf den Westgiebel.
führung in Dublin durch die Reduktion der     erschießt treffsicher sein Publikum mit
Mittel farbig und zeitgemäß umgesetzt sein.   einer Unmenge von Pointen. Wer Opfer des
Neben diesen pastoralen Klängen empfiehlt     Mafioso Stipsits werden will, sollte ent-
sich am 9. März mit Yim Hyun Suk (Foto)       weder am 15. März in der Erlebnisbox in
eine musikalische Reise nach Korea. Das
Siemens-Forum wird nach der Einführung
                                              Villach oder am Tag danach auf der Alten
                                              Burg in Gmünd zu Gast sein. Ebenfalls in
                                                                                             denk.mal
von Prof. Ernest Hoetzl an diesem Abend       Villach (15.3.) und in Gmünd (14.3.) liest
durch die Verwendung von traditionellen       der bekannte Triestiner Autor Veit Heinichen   Möllbrücke, Pfarrkirche
koreanischen Instrumenten ganz in fern-       aus seinem „Totentanz“.      BU                hl. Leonhard
östliche Klänge eingehüllt.    MM
                                                                                             Der Sturm „Paula“ im Jänner 2008 hat
                                                                                             nicht nur in Kärntens Wäldern enorme
                                                                                             Schäden verursacht, sondern auch viele
Vier.Berge.Lauf             Tanz.Theater                                                     denkmalgeschützte Bauten in Mitleiden-
                                                                                             schaft gezogen. In Möllbrücke klafft der-
Am 4. März erfolgt          Seit über zwanzig Jahren ist Andrea K. Schlehwein in diversen
                                                                                             zeit ein riesiges Loch über dem Langhaus
bereits vier Wochen vor     künstlerischen Bereichen wie Tanz/Choreographie, Oper,
                                                                                             der spätgotischen Pfarrkirche, weil drei
dem Dreinagelfreitag        Lichtkonzepte, Soundtracks und Malerei tätig. Im Laufe der
                                                                                             Sparrendreiecke der Dachkonstruktion
mit dem Film Vier Ber-      Jahre hat sich ein Netzwerk ähnlich Denkender gebildet, ein
                                                                                             durch den Sturm völlig zerstört wurden.
gelauf zwischen Brauch-     Pool unterschiedlichster Künstlerinnen und Künstler, die
                                                                                             Die derzeitige Instandsetzung des Dach-
tum und Christentum         zusammenkommen, wenn es das zugrunde liegende Konzept
                                                                                             stuhles ermöglicht einen Blick auf die
von Ferdinand Macek         erfordert sowie finanzielle Mittel vorhanden sind. Im März
                                                                                             sonst unter dem Dach verborgene Innen-
(Universität Klagenfurt)    arbeitet dieser Pool mit Schlehwein an der Spitze intensiv an
                                                                                             seite des Westgiebels: Im mittelalter-
der Startschuss zu der      der ersten Kärntner Eigenproduktion „EngelFragmente“, die im
                                                                                             lichen Mauerwerk sind noch die Gerüstlö-
kulturellen Pilgerwande-    Mai in der Lodronschen Reithalle in Gmünd zur Uraufführung
                                                                                             cher zu sehen, die zur Aufnahme der hori-
rung in Kärnten. Der        gebracht wird.      AT
                                                                                             zontalen Tragbalken dienten, auf denen
Film porträtiert Men-
                                                                                             die Gerüstbretter auflagen.
schen, die ein schönes
Stück Heimat gefunden
                                                                                             Sichtbare Spuren von Einschüssen in
haben. Er beschreibt die
                                                                                             jenem Bereich des Dachwerkes, der vom
persönliche Beziehung
                                                                                             Sturm verschont blieb, zeugen hingegen
der Menschen zu die-
                                                                                             von kriegerischen Auseinandersetzungen
sem Brauch und ihren
                                                                                             in der Vergangenheit. Sie könnten – wie
stillen Glauben an die
                                                                                             auch die Schusslöcher in der straßenseiti-
Schöpfung. Im An-
                                                                                             gen Fassade des Gasthauses „Post“ – aus
schluss an den Film
                                                                                             dem Jahr 1809 stammen, als Möllbrücke
findet eine Diskussions-
                                                                                             Schauplatz von Kämpfen gegen die Fran-
runde statt.
                                                                                             zosen war oder aus dem Jahr 1945, als
   EN
                                                                                             die Amerikaner in unmittelbarer Nähe der
                                                                                             Kirche Bomben abwarfen.
                                                                                                 G.K.

                                                                                                                          Die Brücke 85 – März 08 9
Berge und Jubiläen - Nr. 85 März 08 € 2,91 - Kulturchannel
Tradition künstlerischer Authentizität
Über die Werner Berg Galerie und ihren Zubau.

                                                                  Die Galerie einst mit Werner Berg und seinem Enkel Harald Scheicher und im neuen Gewand von Peter Fleiß.

             Werner Berg war in vielfacher Hinsicht        striellen und postindustriellen Konsum-           lich-architektonische Lage mit den stark
BAU.KÖRPER

             Pionier. In der österreichischen Kunst-       gesellschaft zunehmend zum raren Gut              wirksamen Elementen der sie umgeben-
             szene war er der Erste, der – von Ideen       wird. Und auch auf diesem Gebiet war              den Mauer, der wuchtigen Häuser, der
             der Lebensreform getragen – aus zivili-       Werner Berg Pionier. Seine eigene Idee,           zarten Hausgärten mit ihren kleinen
             sationskritischen Motiven ein selbst          eine Auswahl seiner Werke auf Dauer in            Werkstätten (ein paar Häuser weiter
             bestimmtes Eremitenleben in einer als         einem eigenen Museum in jener Region              liegt das Ensemble, in dem die Künstle-
             ursprünglich und unkorrumpiert emp-           zu präsentieren, in der sie entstanden            rin Kiki Kogelnik aufwuchs) bot dem
             fundenen Lebenswelt suchte. Land und          waren, führte in den 1970er Jahren zur            Architekten reichlich Motive, die er in
             Leute Unterkärntens schienen ihm              Gründung der Werner-Berg-Galerie in               seinem Entwurf transformieren konnte.
             geeignet, die permanente Suche der            Bleiburg, die in einem der schönen Alt-           Es spricht sehr für seine planerische
             modernen Kunst nach vorindustrieller          stadthäuser am Hauptplatz unterge-                Ausgewogenheit, den Zubau nicht mit
             Authentizität mit einem endlosen Schatz       bracht wurde. Jahrzehnte vor dem der-             Metaphern und Zitaten überfrachtet zu
             an visuellen Fundstücken zu befriedigen       zeitigen Gründungsboom an Künstler-               haben. So wurde nicht einfach der lokale
             – eine durchaus intellektuelle Konstruk-      museen (Nitsch-Museum in Mistelbach,              Stein verwendet, sondern eine sinnvolle
             tion, die das Gegenteil von Verklärung        Frohner-Museum in Krems-Stein, Giron-             Verbindung von traditionellem Umgang
             oder gar Folklore ist. Das war in den         coli-Museum in Herberstein) hatte er              mit diesem Material und zeitgenössi-
             1930er Jahren und die nachfolgende NS-        damit ein geradezu missionarisches Ziel           scher Technik: Die Außenwände beste-
             Zeit war keine günstige Periode für der-      erreicht: Moderne Kunst ist am Land               hen aus Betonfertigteilen, deren Oberflä-
             lei Lebensexperimente, da die ländliche       nicht nur als individuelles Lebensexperi-         che mit Dolomitschotter belegt wurde. So
             Ursprünglichkeit damals für völlig ande-      ment möglich, sondern auch als öffent-            und ähnlich ging Fleiß auch in den übri-
             re Zwecke nachhaltig missbraucht wur-         liche Institution, die weitreichende              gen Bereichen des Baus vor. Innen gibt
             de. Es brauchte lange, bis dieses mutige      Impulse setzen kann – sowohl in der               es im Übergangsbereich zum alten Haus,
             Experiment wieder verstanden werden           Kunstszene selbst als auch in der Ent-            der taillenartig eingeschnürt ist, viel
             konnte und es ist vielleicht kein Zufall,     wicklung eines regionalen kulturellen             Holz und große Glaswände, und am
             dass gerade die Avantgarde der 1960er         Bewusstseins und letztlich sogar im Tou-          Dach, das mit seinen blechernen Sheds
             Jahre wieder ähnliche Ansätze verfolgte.      rismus. Solche Projekte sind jedoch nur           die Werkstättenatmosphäre der alten
             Zivilisationshype und Aussteigertum           mithilfe strategischer Allianzen reali-           Hinterhöfe sehr stimmig reflektiert,
             lagen damals eng nebeneinander und            sierbar, und im Falle der Werner-Berg-            bedient sich Peter Fleiß einer sehr lapi-
             nicht wenige Künstler begeisterten sich       Galerie war es die Freundschaft mit dem           daren Ästhetik, die nirgendwo mehr will
             zunächst für neue Techniken und Ma-           ortsansässigen Unternehmer Gottfried              als in diesem Kontext angemessen ist.
             terialien, bevor sie dieser Welt den          Stöckl und die Unterstützung der Kärnt-           Eine perfekte Hülle zwischen der Kunst
             Rücken kehrten und eine von Grund auf         ner Landesregierung, die das Projekt              im Inneren und dem Baugeflecht der
             neue, selbst bestimmte Lebenskon-             nach und nach wachsen ließ.                       Bleiburger Altstadt-Rückseite rundher-
             struktion – wieder meist in abgeschiede-                                                        um. Auch in technischer Hinsicht ist das
             nen ländlichen Gebieten – wagten. Die           Das neue Haus. Die Landesregierung              Haus bemerkenswert – in den Außen-
             Motivation dafür lag auch im Unvermö-         war es schließlich auch, die sowohl die           wänden gibt es eine Niedertemperatur-
             gen traditioneller Kunstinstitutionen,        Sanierung des alten Hauses als auch den           heizung und das innere Beleuchtungs-
             der weit über traditionelle Werkbegriffe      Zubau einer hochwertigen Ausstellungs-            konzept ist einfach und effizient. Kein
             hinausgehenden Arbeit dieser notori-          halle finanzierte – eine durchaus weit-           Wunder, dass diese Bemühungen auch
             schen Grenzerweiterer, zu denen Walter        sichtige Entscheidung. 2001 begann                anerkannt werden. Als ältestes und
             Pichler, Hermann Nitsch oder Cornelius        Architekt Peter Fleiß, der nach seinem            eines der schönsten Künstlermuseen
             Kolig (siehe auch Seite 7) zählen, einen      Studium an der TU Wien bei so bedeu-              Österreichs war ihm ja von Anfang an
             adäquaten Produktions- und Präsenta-          tenden Architekten wie Roland Rainer,             einige Aufmerksamkeit sicher. Dennoch
             tionsrahmen zu bieten. Auch aufgrund          Manfred Wehdorn und Boris Podrecca                beeindruckt die Einhelligkeit der über-
             dieses Defizits der Museen wuchs so           gearbeitet hatte, mit der Planung dieser          aus positiven Rezeption in Medien aller
             nach und nach das Interesse an Künst-         intelligenten und in ihrer Sprache                Art und auch in der Fachwelt (Anerken-
             lermuseen, die in Frankreich mit zahlrei-     äußerst knappen und stimmigen Anlage.             nungspreis Kärntner Landesbaupreis
             chen Beispielen vom Musée Rodin über          Ausgeführt 2002/03 durfte ich 2004 an             2005 durch eine prominent besetzte Jury
             das Musée Moreau bis zum Atelier Bran-        ihrer ersten und zugleich erfolgreichen           mit dem Schweizer Stararchitekt Daniele
             cusi schon seit Jahrzehnten etabliert         Erprobung unter musealen Anforderun-              Marques und dem renommierten Wiener
             sind und vom Publikum begeistert ange-        gen mitwirken: Am Bleiburger Standort             Architekturkritiker Otto Kapfinger). Die
             nommen werden. Ein Hauptgrund dafür           der Landesausstellung „Eremiten-Kos-              Tradition von künstlerischer Authenti-
             ist zweifellos das Authentizitätserlebnis,    mopoliten“, welche die moderne Malerei            zität, die einst Werner Berg an diesen Ort
             das man beispielsweise im Atelier von         Kärntens zum Thema hatte, wurde das               gebracht hatte, setzt sich so bis zu ihrer
             Cézanne in Aix-en-Provence sehr inten-        beeindruckende internationale Netz-               jüngsten baulichen Manifestation unge-
             siv erfahren kann. Authentizität ist          werk an Künstlerfreundschaften von                brochen qualitätsvoll fort.
             schließlich jene Qualität, die in der indu-   Werner Berg präsentiert. Die städtebau-                  Matthias Boeckl

10 Die Brücke 85 – März 08
BAU.KÖRPER

Die Brücke 85 – März 08 11
Bleiburg, 10.-Oktober-Platz 4, Tel. 04235/2110,
                             Öffnungszeiten:
                             Di 14-17 Uhr, Mi–So 10-13 Uhr u. 14-17 Uhr
                             30. März bis 1. Juni: 40 Jahre Werner Berg in
                             Bleiburg. Von der Galerie zum Museum

                             Oben links: Lilien und Rittersporn (1978)
                             Oben Mitte: Werner Berg im Atelier (1954)
                             Oben rechts: Händler (1952)
                             Mitte rechts: Thomasnacht (1962)
                             Darunter: Autobus (1969)
                             Unten links: Katalog zum Jubiläum 2008
                             Unten rechts: Eisschiessen – Kleinsee (1967)

12 Die Brücke 85 – März 08
1979: der für die Galerie zuständige Vizebürgemeister Valentin Vauti mit Bergs Sohn Veit im Hintergrund.
Ausstellung „Kranke und Blumen“: Der dicke Spitalsnachbar (1955), Die Augenkranken (1955).

Veliki Podjunčan W. Berg/
Der große Jauntaler Werner Berg
                                                                                                           die Menschen bei der Maiandacht in Rinkolach, auf

                                                                                                                                                                    SPUREN.SUCHE
  Pri nastajanju sleherne slike stojim pred           to svojo teªnjo zgubili. Podoba v naravi me          dem herbstlichen Friedhof St. Michaels, bei einer
ªivljenskim vpraπanjem, pravi prof. Wer-              zajame – potem pride spet iz mene na                 Kulturveranstaltung in Globasnitz, wie wohl auch
ner Berg in dostavi, vse moje misli kroªijo           sliko. Gledano gre v skico, ideja potem v            beim Bau des Kulturhauses in St. Primus. Überall
                                                                                                           siehst Du jene „steilen Gesichter“, fromme
okli nje. Tako in morda πe bolj tudi zaja-            sliko.                                               Weiblein, den natürlich gewachsenen Jauntaler
mejo slike 75-letnega umetnika marsika-                  Razen roª (ki jih slika v naravi), slika          Boden, diesen leider oft verschandelt durch rohe
terega obiskovalca stalne galerije na pli-            prof. Werner Berg po πtevilnih skicah ki             moderne Bauten, die wie aus dem Farbkatalog
                                                                                                           eines Super-Warenhauses herausgefallen
berπkem glavnem trgu ter letoπnje                     jih je naredil poprej na mestu dogajanja.
                                                                                                           erscheinen. Überall erblickst Du die unrasierten
posebne razstave v farni dvorani v Pli-               ∑as, ki prete∑e pred sliko, je veliko                Jauntaler Arbeiter, die als Kleinbauern nach geta-
berku ter ga dovedejo do posebnega opa-               vaªnejπi od ∑asa, v katerem slika sama               ner Fabriksarbeit noch den heimischen Boden
zovanja podjunskega ∑loveka in podjuns-               nastaja, pravi umetnik, o katerem je                 bearbeiten, überall aber auch in den Strahlen der
                                                                                                           untergehenden Sonne die Blumen in jenen wun-
ke narave – do gledanja skozi o∑ala Wer-              zapisal neki znani umetnostni kritik, da             derschönen Farben Werner Bergs mit dem
nerja Berga. Spet in spet se zalotiπ, da si           izumlja pred naravo impresivno.                      dunkelnden Hintergrund.
pretvoril kako drevo, kako kme∑ko hiπo                   20. maja so v Pliberku odprli v stalni            Ich will nichts Museales schaffen, ich will dem Strom
ali kakπno Podjun∑anko pred svojim                    galeriji Wernerja Berga letoπnjo razstavo            der Zeit folgen. Die schöne Jauntaler Landschaft ist
                                                                                                           heutzutage fast schon ganz verbaut. Es ist furchtbar,
notranjim o∑esom v ∑arobno sliko so∑nih               pod naslovom »bolni in roªe« ter v                   wie schnell der Mensch sich daran gewöhnt.
barv in temnih kontur, ki se je nisi mogel            farovªu posebno razstavo ob umetnikovi               Hier im Jauntal neigen die Menschen zu etwas
dovolj navzeti pri πtevilnih obiskih raz-             petinsedemdesetletnici. Leta 1955 je                 Archaischem, das jedoch mit Antiquiertheit nichts
                                                                                                           zu tun hat. Es wäre schlimm, wenn die Menschen
stav profesorja Wernerja Berga. Omaml-                moral preªiveti Werner Berg dolgo ∑asa v
                                                                                                           des Jauntales diese Schwere verlieren würden! Das
jen si pri πmarnicah v Rinkolah, na                   bolnici, kjer so nastale skice bolnikov-             Bild der Natur ergreift mich – dann kommt es aus
jesenskem pokopaliπ∑u v πmihelu, pri                  sotrpinov, skice, ki jih je po ve∑ kot dvaj-         mir heraus wieder ins Bild. Das Geschaute wandelt
kulturni prireditvi pri πoπtarju v Globas-            setih letih naslikal in so razstavljene z            in die Skizze, die Idee dann ins Bild.
                                                                                                           Außer Blumen, die er nach der Natur malt, malt
nici kot tudi pri udarniπkem delu na                  raznimi novimi slikami roª v stalni gale-            Werner Berg nach zahlreichen Skizzen, die er
gradbiπ∑u      Kulturnega        doma      v          riji. Roª πe dolgo po smrti svoje ªene nisem         vorher am „Tatort“ angefertigt hat. Die Zeit, die
πentprimoªu. Povsod vidiπ tiste »strme                mogel slikati. Prof. Werner Berg v∑asih              dem Bild vorangeht, ist viel wichtiger als die Zeit,
obraze«, poboªne ªenice, naravno zraslo               dan za dnem samo skicira, potem pa spet              wo das Bild selbst entsteht, erzählt der Künstler,
                                                                                                           von dem ein bekannter Kunstkritiker geschrieben
podjunsko pokrajino popa∑eno po surovi                nekaj dni ali tednov samo slika. Lesorezi            hatte, dass er vor der Natur impressiv erfinde.
moderni zgradbi, ki obuja vtis, kot bi                nastanejo πele po slikah in ne narobe, kot           Am 20. Mai wurde in Bleiburg in der ständigen
padla iz barvnega kataloga kake velebla-              je to obi∑ajno pri drugih umetnikih.                 Galerie die Ausstellung „Kranke und Blumen“ und
                                                                                                           im Pfarrsaal die Sonderausstellung anlässlich des
govnice. Povsod vidiπ neobrite podjuns-                      Franc Kattnig
                                                                                                           75. Lebensjubiläums des Künstlers eröffnet. 1955
ke delavce-kmete, ki se lotevajo po svo-                                                                   musste Werner Berg lange Zeit im Krankenhaus
jem glavnopoklicnem delu v tovarni πe                 Bei der Entstehung eines jeden Bildes stehe ich      verbringen. Dort sind damals die Skizzen seiner
                                                      vor einer Lebensfrage sagt Werner Berg und           Leidensgenossen, der Patienten, entstanden. Nach
opravkov na doma∑i zemlji, vidiπ po
                                                      fügt hinzu: Alle meine Gedanken kreisen darum        mehr als 20 Jahren werden sie nun in geglücktem
son∑nem zatonu roªe v tistih ∑udovitih                herum. Ähnlich packen die Bilder des 75-jährigen     Nebeneinander mit vielen (neuen) Blumenbildern
Bergovih barvah s temnim ozadjem.                     Künstlers und führen ihn dazu, die Menschen und      ausgestellt. Blumen konnte ich nach dem Tode
  No∑em ustvarjati nekaj muzealnega,                  die Landschaft des Jauntales besonders zu sehen,     meiner Frau lange nicht malen. Prof. Werner Berg
                                                      eben durch das Auge Werner Bergs.                    skizziert oft Tag für Tag, dann wird tage- oder
ho∑em slediti toku ∑asa. Lepa podjunska               Immer wieder ertappst Du Dich dabei, irgendeinen     wochenlang nur gemalt. Die Holzschnitte entste-
pokrajina je danes ªe skoraj zazidana.                Baum, ein Bauernhaus, eine Jauntalerin vor           hen erst nach den Ölbildern und nicht umgekehrt,
Straπno je, kako se ∑lovek hitro navadiπ              Deinem geistigen Auge umzugestalten in ein be-       wie das bei anderen Künstlern meist üblich ist.
na to. Tukaj v Podjuni teªijo ljudje k                zauberndes Bild voll satter Farbe und dunkel ver-
                                                      haltener Konturen, derer Du Dich nicht satt sehen
arhai∑nosti, ki pa nima opravka s starins-            konntest bei zahlreichen Besuchen der Ausstel-       Text des legendären Hermagoras-Verlagsleiters,
kostjo. Hudo bi bilo, ∑e bi ljudje v Podjuni          lungen Werner Bergs. Benommen beobachtest Du         Übersetzung aus dem Naü Tednik vom 31. Mai 1979

                                                                                                                                              Die Brücke 85 – März 08 13
SPUREN.SUCHE   Von der Galerie zum Museum – 40 Jahre Werner Berg in Bleiburg
               Ausstellung in der Oberlichthalle und sämtlichen Räumen des Werner Berg Museums
               Eröffnung: Sonntag, 30. März, um 11 Uhr.
               Öffnungszeiten: 30. März bis 1. Juni 2008, Di 14-17 Uhr, Mi-So 10-13 und 14-17 Uhr
               Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Wieland Schmied am 31. Mai um 19 Uhr.

               Zur Jubiläumsausstellung erscheint ein 96 Seiten umfassender Katalog mit Beiträgen von
               Franz Smola, Matthias Boeckl und Harald Scheicher sowie historischen Textdokumenten
               und über 100 Abbildungen zum Preis von 9 Euro.
               wernerberg.museum

               Alle Bilder und Fotos: © Künstlerischer Nachlass Werner Berg – der Bruecke zur Verwendung freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

               Werner Berg: Kegelbuben (1967), Gründonnerstag (1959)

14 Die Brücke 85 – März 08
Anno 1968 führte die damalige Leiterin der Kärntner Landesgalerie mit Berg ein Interview über dessen Leben und Kunst – hier beim Malen vor seinem Atelier, die Familie 1955 (Ursula,
Veit, Mauki, Werner, Annette, Hildegard, Klara) mit dem Hochobir im Hintergrund, beim legendären Ideensammeln auf den Märkten und mit dem Fahrrad unterwegs.

           Vor dem letzten Pinselstrich
           ist kein Maler zu preisen
           Werner Berg im Interview mit Lee Springschitz, 1968

           Lee Springschitz: Ein Porträt Werner                   sem Entschluss kam. Sind Sie Bauer                      WB: Ja, da haben Sie völlig recht und

                                                                                                                                                                                  SPUREN.SUCHE
           Bergs ist ein Porträt des Einzelgängers                geworden um der Kunst willen? Aus dem                 ich habe das auch nie angestrebt. So sehr
           unter den Kärntner Malern. Während                     Bedürfnis dem Einfluss eines Kunstbetrie-             es meine Malerei mit dem Land und mit
           unsere Maler wie Boeckl, Wiegele, Kolig,               bes, eines städtischen, zu entrinnen? Oder            dem ländlichen Menschen zu tun hat,
           bis zu einem gewissen Grade auch Cle-                  entsprang dieser Entschluss ganz allge-               sieht sie doch in keinem Augenblick an
           mentschitsch in unserem Lande Schule bil-              mein dem Bedürfnis sozusagen sein eige-               der Zeit vorbei und gerade der Bauer
           dend gewirkt haben, steht das Werk Wer-                ner Herr irgendwo zu sein? Und resultiert             unseres slawisch beeinflussten Unter-
           ner Bergs als große geschlossene Einheit               das Spezifische Ihrer Kunst aus diesem                kärntens, seiner merkwürdigen Lebens-
           für sich allein da. Selbst vereinzelte Nach-           Entschluss?                                           bereiche, lebt in so dunklen Spannun-
           ahmer machten sich ja nur zögernd ver-                    Werner Berg: Als ich endlich die Mög-              gen, dass eine Idyllik, eine bukolische
           schämt daran, die monumentale                          lichkeit hatte, nach Werkarbeit und Stu-              Idyllik gar nicht aufkommen kann, so
           Zusammenfassung der Landschaft auf ihr                 dium mich der Malerei zu widmen, da                   dass es überflüssig ist, von Bauernmale-
           formales Urelement da und dort einmal                  war’s mir von Anfang an klar, dass ich                rei zu reden. Ich habe es oft bedauert,
           auch zu versuchen. Ob Werner Berg da als               aufs Land wollte. Einzig mit der Absicht              dass die ländlichen Urkräfte, die man oft
           Pate zur Seite stand oder nicht, das bleibe            unabhängig von den gesellschaftlichen                 etwas zu billig und leichtsinnig unter
           dahin gestellt, jedenfalls Schule bildend in           Bedingungen zu leben und zugleich ein                 dem Namen Folklore oder zu tiefsinnig
           diesem eigentlichen Sinn war es nicht. Es              Leben zu führen, dass voll sinnenstarker              unter dem des chtonischen Urgrundes
           ist eine Einzelerscheinung. Es ist merk-               Anschauung wäre. Das ist das Landle-                  zusammenfasst, in der Malerei eine so
           würdig, dass das was auf den ersten Blick              ben. Das Bauersein war nur das Mittel                 geringe oder überhaupt keine Rolle spie-
           bei einem Bild von Werner Berg oder                    dazu. Es erforderte viel harte und sehr               len. Während in den sonstigen geistigen
           einem Holzschnitt als einfach erscheint,               reale Anspannung. Es bedingte ein sehr                Strömungen, in der Literatur oder der
           sich am stärksten der Kopie verweigert.                konkret durchgestandenes Leben. Und                   Musik etwa, das sehr wohl und immer
           Denn diese scheinbare Einfachheit ist das              ist geradezu das Gegenteil von dem, was               wieder kehrt. Ich denke ganz besonders
           Ergebnis einer strengen Schule, einer wirk-            man leicht unterschiebt, nämlich eine                 an Ferdinand Ramuz, den Wadtländer in
           lichen, einer eisernen Selbstdisziplin. Es             Flucht in die Idylle.                                 der romanischen Schweiz, der die eng-
           stehen bei Werner Berg sowohl im Bilde                    Und es war niemals ein Widerspruch                 sten Beziehungen zur Sprachmetropole,
           wie im Holzschnitt die Motive so klar und              zwischen Ihrem Leben und Ihrem Kunst-                 zur geistigen Metropole Paris unterhielt
           unverrückbar im Bildviereck, dass sie                  wollen?                                               und zugleich völlig Wadtländer und
           anders gar nicht gedacht werden können.                   WB: Ein Widerspruch war es nicht.                  rustikaler Mensch war. Ich denke an
           Er ist ein Meister der Bildkomposition.                beides hat sich ständig in polarer Span-              Andriç, ich denke an viele andere, etwa
           Das aber ist nur eine Seite seiner Kunst.              nung gehalten. Es war oft schwer. Wel-                an unseren großartigen, in seinen Anfän-
           Das eingangs erwähnte Einzelgängertum                  cher Mensch leidet nicht unter den Span-              gen so großartigen Johannes Lindner.
           resultiert auch aus einem ganz speziellen              nungen dieses oder jenes Lebens. Zuletzt              Eine Entsprechung dafür fehlt in der bil-
           und nicht wiederholbaren Lebenspro-                    aber war beides für beides befruchtend.               denden Kunst. Entweder ist man tumb
           gramm, wie mir scheint. Werner Berg war                   In Ihren Bildern hat der bäuerliche                und liebt die Heimat in einem sehr fal-
           nicht Bauer, er wurde es. Und damit ste-               Mensch aber doch auch irgendetwas von                 schen und billigen Sinne oder man ist
           hen wir gleichsam beim ersten Pinsel-                  gefährdeter Existenz, etwas Fragwürdiges.             ein Snob und schreitet darüber hinweg.
           strich, beim ersten Entwurf unseres Por-               Und in diesem Sinne erscheinen mir Ihre                 Warum lehnen Sie eigentlich Bildmotive
           träts Werner Berg. Der ersten charakteri-              Bilder auch vom Künstlerischen her eine               ab, die nicht unmittelbar Ihrer Lebensum-
           stischen Linie. Und da wir ihn hier im Stu-            besondere Aktualität zu gewinnen. Aber                welt entstammen? Hat es Sie nie gereizt
           dio am Mikrofon haben, möchte ich ihn                  vor allem sind Ihre Bilder nicht das, was             einen anderen Landschaftstyp oder einen
           als erstes auch gleich fragen, wie es zu die-          man unter Bauernmalerei versteht.                     anderen Siedlungstyp, andere Menschen

                                                                                                                                                         Die Brücke 85 – März 08 15
zu malen? Manchmal wenn ich z.B. in          auf dieses Wort nicht verzichten und es       Und das besonders Schöne ist, dass sich
SPUREN.SUCHE

               Jugoslawien reise, in Istrien, im Inneren    ist nicht zu leugnen, dass ich eine sehr      dann dort ein ständiger Kern meiner
               des Landes vor allem, da denke ich: „Ach,    bestimmte Klangfarbe in mir trage, die        Arbeit darbietet und gezeigt werden kann.
               das wäre ein Werner Berg Motiv“ und da       sich nach Ausdruck sehnt. Und das muss           Ich könnte mir vorstellen, dass jeden
               wundert es mich manchmal, dass Sie aus       durchaus nicht immer im Sinne eines           Künstler von Rang die Frage beschäftigt,
               dem Unterland sozusagen als Künstler         Wohlklangs sein, das kann auch sehr           wo die schöpferischen Kräfte in der so viel-
               nicht herauskommen?                          wohl eine Dissonanz sein.                     gestaltig gewordenen Kunst unserer Zeit
                  WB: Ja, ich verstehe das vollständig.       Sie malen sehr viele nächtliche Bilder?     liegen. Vielgestaltig, was das Material
               Und auch mir geht es so, dass mir viele      Sogar nächtliche Selbstporträts im Spiegel    betrifft, das angewendet wird, nicht min-
               Dinge in der Welt sehr gefallen, dass ich    eines schwarzen Fensters.                     der aber die Inhalte und die Tendenzen.
               sie großartig finde, aber zur Gestaltung       WB: Ja! Ja, das bringt wahrscheinlich       Wir wissen, das Sie viele Fäden zu schöp-
               reizt mich dann doch nur mein eigener        der Dunkelmann so mit sich.                   ferischen Menschen, auch auf literari-
               Lebensbezirk. Ich könnte gar nicht ein-        (lacht) Und das Petroleumlicht, das es      schen Gebiet, in Händen halten, im In-
               mal sagen, ich lehne das andere ab. Das      früher auf Ihrem Hof gegeben hat? Das ja      und im Ausland und dass Sie gewohnt
               ist eine Symbiose, die sich im               auch die Stimmung macht.                      sind, trotz der Eingrenzung Ihres eigenen
               Zusammenleben herausgebildet hat, in           WB: Ja es ist schon noch etwas ande-        Werks auf Unterkärnten, auf Ihr eigenes
               der mir der Lebensbezirk, dem ich ver-       res. Ich denke an das Wort Jean Pauls:        Milieu, den Überblick über die Kunst der
               pflichtet bin, immer nur weiter und          „In den Dämmerungen werden groß die           Gegenwart nicht zu verlieren. Es ist
               unausschöpfbarer erschienen ist und          Gefühle.“ Die Nacht stellt die große Form     bekannt, dass Sie konzentrierte, oft nur
               aus dem heraus ich die Kraft für eine        der Landschaft, der Begebenheiten, der        einige Tage andauernde Reisen zu den gro-
               spezifische Arbeit immer wieder aufs         menschlichen Situationen wieder her.          ßen Kunstzentren unternehmen, Galerien
               Neue ziehe.                                  Die Nacht und der Winter. Und drum            besuchen und fast alle großen Ausstellun-
                  Sie sagten unerschöpfbar. Sie machen      fühle ich mich jenen im ganz besonderen       gen, die jeweils gezeigt werden, sehen.
               hunderte von Skizzen, wie sie mir schon      Maße zugezogen, nicht so sehr aus einer       Nun, wo glauben Sie, wenn wir nun über
               öfter erzählt haben, auf Ihren Fahrten       sentimentalen Anwandlung heraus als           Ihr Porträt ein wenig hinausgehen dürfen,
               durchs Land meist per Rad. Wann halten       um der Größe und Feierlichkeit der            dass die schöpferischen Kräfte liegen?
               Sie eine Skizze für wert, zu einem Gemälde   Gestaltungsmöglichkeiten.                        WB: So gut es ging und mir gegeben
               auszureifen oder zu Holzschnitten?             Nun aber etwas anderes. Es entsteht         war, habe ich mich immer bemüht, an
                  WB: Das kann ich im Einzelnen nicht       doch in Bleiburg eben ein Museum Werner       den geistigen Entscheidungen der Zeit
               beantworten. Es ist so, dass ich nie Ein-    Berg oder eine Galerie Werner Berg, die       nicht vorüberzugehen. Und mir ist auch
               zelheiten skizziere, nie einen Typus,        Ihre Bilder zeigen wird. Wenn ich bedenke,    jetzt noch jede Beunruhigung lieber als
               eine Szene, sondern immer in der             dass in der Landesgalerie, in Ihrer „Abtei-   jede Selbstberuhigung. Nur weiß ich, der
               Impression zugleich das Bild finde. So       lung“, wenn man so sagen kann, wo wir         ich keineswegs ein Held von großer Ent-
               dass jede Skizze ein Bildgedanke ist. In     acht Gemälde zeigen, auch nicht annä-         schiedenheit im Leben und im Denken
               allen diesen Begegnungen, in diesen          hernd ein Querschnitt durch Ihr Werk          bin, nur weiß ich im Eigensten mit einer
               Abenteuern des Zeichnens, des sich Aus-      gegeben werden kann, drängt sich mir die      merkwürdigen Genauigkeit, was ich zu
               setzens der Natur, den Begebenheiten         Frage auf, wird die geplante Galerie einen    tun und was ich zu lassen habe. Und das
               gegenüber sucht man aber doch letzten        solchen Querschnitt bieten, sowohl was        ist glaube ich das, worauf es ankommt,
               Endes nur die Entsprechung für sich          die Entwicklung betrifft, von den Anfän-      dass man nicht gegen Dinge polemisiert,
               selbst, für sein eigenes Inneres. Und so     gen bis zur Gegenwart, als auch, was die      die einen nicht schmecken, von denen
               sind dann zuletzt die Skizzen bildträch-     reiche Motivik betrifft?                      man eines Tages vielleicht auch anders
               tig, in denen man sich selbst im Leben         WB: Ja, die Entstehung der Bleiburger       belehrt würde, das man ohne Hader, das
               der Anderen wieder findet.                   Galerie ist mir im Augenblick noch            ergreift, was einem aufgegeben ist und
                  Was bedeutet Ihnen die Farbe? Ist sie     selbst wie eine Wundergeschichte. Sie         mit aller Anspannung der Kräfte ver-
               ein gesteigertes Signal für den angespro-    ist durch eine merkwürdige Fügung wie         sucht, es durchzuführen und zu einem
               chenen Gegenstand? Ist sie ein reines        von selbst entstanden und sie ist sowohl      guten Ende zu bringen.
               Stimmungselement? Ist sie ein primäres       für mich sehr schön und ich hoffe auch           Ja so gut auch immer Sie informiert
               Kompositionselement? Können Sie das          für die schöne Stadt Bleiburg. Da ist ein     sind, es spiegelt sich eigentlich nicht in
               sagen?                                       Werk, das im Lande entstanden ist, in         Ihrer Kunst wider. In Ihrer Kunst, in Ihren
                  WB: Ich müsste alle drei Elemente         den Spannungen aus den Spannungen             Bildern sind Sie eine Einheit, die von
               gleichzeitig bejahen und betonen, wobei      unserer Zeit, und dorthin wieder zu-          außen her völlig unbeeinflusst erscheint.
               zuweilen das eine oder das andere vor-       rückkehrt. Es ist auch dort kein umfas-          WB: Nur dürfte dieses Beharren nie zu
               herrscht. Jedenfalls ist die Farbe für       sender Überblick möglich, aber doch ein       einem Erstarren führen. Und diese Kraft
               mich etwas Primäres, etwas Tonange-          sehr beachtlicher Querschnitt, in dem         der Erneuerung glaube ich, muss man in
               bendes, so sehr, dass auch bei meinem        man dann meine Arbeit, glaube ich, zum        sich spüren oder man müsste aufhören
               Holzschnitt das reine, das pure Schwarz-     ersten Mal im vollständigen Zusammen-         oder längst aufgehört haben. Dann wäre
               Weiß nur aus der Farbe heraus entstan-       hang und Zusammenspiel sehen kann.            man eben an dem Punkte angelangt, an
               den ist, sogar recht eigentlich eine Stei-     Denn eigentlich stellen Sie ja in Kärnten   dem Cesare Pavese einst Schluss mach-
               gerung der Farbigkeit in ihrer scheinba-     wenig aus? Es liegt schon Jahre zurück,       te. Ich hoffe bis zuletzt, nicht dahin zu
               ren Negation bedeutet. Von den Worten,       glaube ich, im Eröffnungsjahr der Galerie     kommen, ich hoffe. Zuletzt aber gilt das
               die Sie anführen, von den Begriffen,         61, 1961 … (Anm. d. Red.: Galerie des         „nemo ante mortem“ und das heißt für
               käme ich kaum um das Wort Stimmung           Architekten Rudolf Nitsch in der Klagen-      den Künstler: Vor dem letzten Pinsel-
               herum, wenn es nicht so sentimental          furter Bahnhofstraße)                         strich ist kein Maler zu preisen.
               abgegriffen, so gefühlig wäre. Aber wenn       WB: Ja, meine letzte größere Ausstel-
               ich dann an die Klangfarbe denke, die        lung liegt schon Jahre zurück. Am 20.         Dr. Leopoldine Springschitz, bis 1975 Leiterin
                                                                                                          der 1965 wiedereröffneten Kärntner Landesgalerie,
               jeder Mensch in sich trägt, an das           Mai soll das Museum eröffnet werden, in       führte das ORF-Radio-Gespräch.
               Gestimmtsein, so könnte ich dann doch        einer kleinen und inoffiziellen Form.

16 Die Brücke 85 – März 08
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