JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV

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JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
Februar 2 | 2022   B1795E

JAGD
   in Bayern
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
AUGEN WIE
EIN LUCHS

Erleben Sie die Dunkelheit durch
die Augen des nachtaktiven
Jägers – mit dem LIEMKE LUCHS-1.

Die neueste LIEMKE Vorsatzoptik
überzeugt durch die leistungs-

                                                  © 2022
fähige Kombination eines
Sehfeldes von 22 m auf 100 m und
einer Reichweite von über 1.750 m.

Mit seinem kontrastreichen Bild ist
der LUCHS-1 sowohl für die
Wald- als auch für die Feldjagd
geeignet und bildet die ideale
Synergie mit Universal- und
Drückjagdzielfernrohren.

                                                   Beachten Sie die rechtlichen Erwerbs- und Nutzungsbedingungen für Wärmebildoptiken in Ihrem Land.
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LUCHS-1
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JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
JAGD
                                                                                                           Angesprochen

             Liebe Jägerinnen und Jäger,

mit Blick auf die mit Schrecken erwartete Veröffentlichung
des forstlichen Gutachtens und unter dem Damokles-
schwert der anstehenden Abschussverhandlungen stellt
sich immer öfter die Frage: Ist die Jagd heute Dienstleis-
tung oder noch Passion? Waidgerechte Jäger hängen unter
dem stetig wachsenden Druck immer öfter die Büchse an
den Nagel. Das ist bedenklich.

Tatsächlich braucht es zur Jagdausübung unter dem Joch           Lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen! Wir haben die
knebelnder Pachtverträge, immens steigender Abschuss-            Verantwortung für unserer Reviere und die Obhut des darin
zahlen und ausufernder Wildschäden immer mehr Idealis-           lebenden Wildes übernommen. Wir sind kein verlängerter
mus, Zeit, Geld und Durchhaltevermögen. Und tatsächlich          Arm der Grundbesitzer und Forstbehörden. Nein, wir sind
sind wir mit den heutigen Anforderungen an die Jäger sehr        ein starker, unverzichtbarer Partner. Wenn uns diese Wert-
nahe dran an einem Dienstleistungsmodell. Nur, dass dabei        schätzung entgegengebracht wird, suchen wir engagiert
der Jäger als Dienstleister dafür auch noch tief in die Tasche   nach gemeinsam vertretbaren Lösungen.
greifen darf.
                                                                 Gehen Sie erhobenen Hauptes in die anstehenden Ab-
Skurril, dass im Gegenzug Umweltverbände wie BUND und            schussbesprechungen, nicht als demütiger Bittsteller und
NABU bezweifeln, dass wir die Jagd überhaupt noch brau-          Exekutivorgan. Zeigen Sie Engagement, aber fordern Sie
chen, und – noch abstruser – dass Jäger sich tatsächlich         genau das auch von der Gegenseite. Denn wir werden ge-
wirksam für die Natur engagieren. Ihr Vorwurf: Sie küm-          braucht. Und nur als starke Partner können wir uns den An-
mern sich nur um das Wohl der Arten, die sie auch bejagen.       forderungen des 21. Jahrhundert an die Jagd stellen.
Malen wir uns doch mal aus, was passiert, wenn wir einfach
in den Streik treten würden. Wer wird sich denn dann mit
der Büchse um unser „armes Sorgenkind“, den Klimawald,
kümmern? Ganz abgesehen von den Habitatsverbesserun-             Ihre
gen und dem Artenschutz durch Prädatorenmanagement,
Seuchenprävention und Wildschadensverhütung? Wer
hegt, füttert, baut Reviereinrichtungen, erlegt, verarbeitet
und vermarktet dann rund 4,4 Mio. Stück Wild pro Jahr in
Deutschland? Uns Jägerinnen und Jägern wird mangelnde
Jagdpassion, Verfügbarkeit und Trophäenorientierung vor-
geworfen. Dabei wird von uns immer mehr Unleistbares             Isabel Koch
gefordert und bei Nicht-Erfüllung mit Strafen belegt.            Referat II – Kommunikation

                                  Der Bayerische Jagdverband – anerkannter Naturschutzverband

                                                                                                            2-2022   JAGD
                                                                                                                        in Bayern
                                                                                                                                    3
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8

     Jagdpraxis                   Wildbiologie
     Enok nachstellen | 24        Neozoen | 8

                                                                   Fotos: S. 8: Film Studio Aves/stock.adobe.com, S. 36: lichtreflexe/stock.adobe.com, S. 42: I. Koch, S. 44: R. Deyerl,
     Auf den Heimlichen           Neubürger in Bayern

     Rabenvögel überlisten | 48   Kompaktes Wissen | 12
     Elstern-Endspurt             Neubürger im Kurzporträt

                                  Wildtiermonitoring Bayern | 16

44                                Wo die Neuen stecken

                                  Krankheiten | 20
                                  Erreger im Gepäck

                                  Geweihentwicklung | 38
                                  Jährlich neu
                                                                                                                                                                                           Titel: rudiernst/stock.adobe.com

                                  Jagdkultur
                                  Reinhard Deyerl | 44
                                  Bayerisches Geweihdesign

4    JAGD
        in Bayern
                    2-2022
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
JAGD
                                                                                         Inhalt

                                           Digitalisierung
                                           BJV-Apps | 52
                                           BJV WildExperte und BJV Schießstandsuche

                                           Recht
                                           Wildunfall | 56
                                           Wenn es im fremden Revier knallt

                                      42   Rubriken
                                           Angesprochen | 3

Revierpraxis                               Jagd aktuell | 6

                                           BJV Intern | Heftmitte
Forstliches Gutachten 2021 | 28
Waldzustand bewerten                       BJV-Frischlinge | 50

                                           Branchennews und Kleinanzeigen | 59
Kommentar | 32
Das sind wir Wald und Wild schuldig        Impressum | 62

Schäden durch Nager | 34                   Jagd-Kolumne | 66
Heimliche Knabberer

Wildschäden | 36
Verbiss vermeiden

Schalenwildmanagement | 42
Den Königen ganz nah

Wildbret
Rezepte zum Sammeln | 57                      36
Bayerisches Surf & Turf

                                                                                2-2022   JAGD
                                                                                            in Bayern
                                                                                                        5
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JAGD
              aktuell

    Bedrohliche Winterjagd: Keine Schonzeit für Gämsen
                                                                                              Durch den anhaltend hohen Jagddruck
                                                                                              und den allgegenwärtigen Tourismus
                                                                                              gibt es in den bayerischen Alpen nur
                                                                                              noch sehr wenige, für das Gamswild
                                                                                              ganzjährig gut geeignete und nutz-
                                                                                              bare Rückzugsgebiete. Gleichzeitig
                                                                                              zeigen Analysen der Deutschen Wild-
                                                                                              tier Stiftung, dass das Durchschnitts-
                                                                                              alter der erlegten Gämsen zum Bei-
                                                                                              spiel im Landkreis Traunstein gerade
                                                                                              einmal 2,5 Jahre beträgt. Wildbiolo-
                                                                                              gisch richtig wäre etwa das Dreifache.
                                                                                              Fast 40 Prozent der Stücke wurden in
                                                                                              der gesetzlichen Schonzeit erlegt. „Die
                                                                                              starke Nutzung junger und jüngster
                                                                                              Altersklassen deutet klar darauf hin,
                                                                                              dass die Gämsenpopulationen regio-
                                                                                              nal bereits stark übernutzt und desta-
                                                                                              bilisiert sind“, so Andreas Kinser.
                                                                                              Mittlerweile stehen Gämsen auf der
    In den bayerischen Alpen haben Gämsen auf 26.000 Hektar keine Schonzeit.
                                                       Foto: Andrea Izzotti/stock.adobe.com
                                                                                              Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere
                                                                                              Deutschlands. Ein Alarmsignal, das wir
                                                                                              nicht ignorieren dürfen. Die Deutsche
    In der Winterzeit hat es vor allem       Winterlebensräumen des Gams-                     Wildtier Stiftung fordert, Jagdschon-
    das Gamswild schwer und braucht          wildes keine Schonzeit. Die Flächen              gebiete in den bayerischen Alpen nach
    Ruhe. Deshalb endet die Jagdzeit         werden damit zur Todesfalle für die              Vorbild der europäischen Nachbarlän-
    auf Krickelwild eigentlich am 15. De-    Gämsen. „Es gibt sogar sogenann-                 der auszuweisen, um die notwendi-
    zember. Doch fast in den gesamten        te Wald-Wild-Schongebiete, die von               gen Alters- und Sozialstrukturen der
    bayerischen Alpen gibt es unter dem      Skifahrern oder Wanderern aus Rück-              Gämsen wenigstens in kleinen Gebie-
    Argument der Schutzwaldsanie-            sicht auf die Wildtiere gemieden                 ten wieder zu stabilisieren. Gegen die
    rung Gebiete, in denen Gämsen auf        werden sollen, in denen aber ganz-               Aufhebung der Schonzeit unterstützt
    einer Fläche von 26.000 Hektar kei-      jährig gejagt werden darf“, kritisiert           die Stiftung gleichzeitig einen Nor-
    ne Schonzeit haben. In den Chiem-        Dr. Andreas Kinser, stellvertretender            menkontrollantrag beim Bayerischen
    gauer Alpen gibt es zum Beispiel         Leiter Natur- und Artenschutz der                Verwaltungsgerichtshof.
    auf nahezu allen gut geeigneten          Deutschen Wildtier Stiftung.                         Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung, C. Swoboda

    40-jähriges JAGD-&-HUND-Jubiläum verschoben

    Die aktuellen Entwicklungen rund um      Teilnehmern nicht nur eine bessere               Der neue Termin
    die Corona-Pandemie machten eine         Planungssicherheit, sondern ermög-               steht bereits fest:
    sichere Planung der JAGD & HUND An-      licht auch ein gebührendes 40. Jubi-             Das    40-jährige
    fang Februar 2022 unmöglich. Da-         läum der JAGD & HUND mit allen lang-             Jubiläum der JAGD
    her entschieden sich die Veranstal-      jährigen Partnern und Ausstellern aus            & HUND findet
    ter der größten Jagdmesse Europas        aller Welt, mit denen wir die Messe zu           vom 7. bis 12. Juni
    für eine Verschiebung. „Nach einem       dem gemacht haben, was sie heu-                  2022 in der Mes-
    intensiven Austausch mit Partnern        te ist: Europas größte Jagdmesse“, so            se Dortmund statt. Bereits gekauf-
    und Ausstellern haben wir daher die      Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin              te Tickets behalten ihre Gültigkeit.
    Entscheidung getroffen, die Mes-          der Westfalenhallen Unternehmens-                Die Messe für Angelfischerei FISCH &
    se zu verschieben. Das bietet allen      gruppe.                                          ANGEL pausiert 2022.             PM

6   JAGD
       in Bayern
                   2-2022
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
JAGD
                                                                                                                                           aktuell

Niederwildstrecken gehen zurück
In Bayern wurde im Jagdjahr 2020/21
weniger Niederwild gestreckt als noch
im Vorjahr. So wurden 58.838 Wild-
enten, 48.377 Hasen und 8.414 Fasane
erlegt. Damit ist die Entenstrecke im
Vergleich zum Vorjahr um 20,94 Pro-
zent, die Hasenstrecke um 17,47 Pro-
zent und die Fasanenstrecke sogar um
44,14 Prozent zurückgegangen. Auch
in anderen Bundesländern, wie in
Baden-Württemberg und Nordrhein-
Westfalen, ist ein deutlicher Strecken-
einbruch des Niederwildes festzu-
stellen. Einen neuen Tiefstand erlebte
auch Schleswig-Holstein. Dort wurden
nur 16.442 Hasen erlegt, was einem
Rückgang um fast die Hälfte zum
Vorjahr entspricht. Dies ist aber nicht
pauschal auf Habitatschwund zu-
rückzuführen, sondern durch mehrere
Faktoren beeinflusst. Die Strecken-
zahlen des vergangenen Jagdjahres
müssen auch unter dem Aspekt der
Corona-Pandemie betrachtet wer-
den. Denn aufgrund von Lockdowns
und Restriktionen haben weniger
Treibjagden stattgefunden. Die aktu-
ellen Streckendetails des Jagdjahres
2020/21 sind je Wildart im Wildtier-                      Die Strecken bei Enten, Hasen und Fasanen sind in Bayern im Jagdjahr 2020/21
portal Bayern abrufbar.        C. Swoboda                 zurückgegangen.                                                      Foto: C. Swoboda

                                                                                                                                               Anzeige

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                                                                                                                                                           Verkauf nur an Erwerbsberechtigte

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                                                                                                                                               in Bayern
                                                                                                                                                                                               7
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
WILDBIOLOGIE
                            Neozoen

                     Seit Jahrzehnten bekommt die bayerische Fauna
                                Zuwachs aus anderen Teilen der Erde.
                     Dr. Stefan Tewinkel gibt einen Überblick, welche
                               Arten zugewandert, ausgewildert oder
                                   aus der Haltung entkommen sind.

        Neubürger
                                             in Bayern
    U   nsere Tierwelt ist im steten Wan-
        del. Während Rebhuhn und Hase
    in vielen Gegenden verschwinden,
                                             in Deutschland. Heute ist der wei-
                                             ße Reiher flächendeckend zu finden.
                                             Trotzdem ist es aber bislang nur sehr
    tauchen neue Arten auf. Wer heute an     vereinzelt zu Bruten in Deutschland
    einem bayerischen Gewässer steht,        gekommen.
    trifft mit Silberreihern, Nilgänsen
    oder Nutria auf Arten, die in weiten
    Teilen Bayern bis vor wenigen Jahren     Wenig neue Säuger                        der Kranich, der mittlerweile sogar in
    schlichtweg nicht vorkamen.                                                       Südbayern brütet, der Kormoran oder
    Einige dieser tierischen Neubürger       Bei den Säugetieren gibt es nur we-      auch der Seeadler, der nun wieder
    haben den Weg zu uns ohne fremde         nige natürliche Neubürger. Ein mögli-    in mehreren Gebieten Bayerns vor-
    Hilfe gefunden. In der Vogelwelt trifft   cher Kandidat ist sicherlich der Gold-   kommt. Insgesamt scheinen übrigens
    dies auf die Türkentaube zu. Sie ist     schakal, ein Hundeartiger, der sich      große Vögel eher von Naturschutz-
    etwa um die Mitte des 20. Jahrhun-       über Ungarn und Österreich langsam       bemühungen zu profitieren als die
    derts erstmals bei uns aufgetaucht       aber sicher Bayern nähert. Einzel-       kleinen. Unter den Säugetieren ist der
    und hat innerhalb weniger Jahre alle     ne Nachweise gibt es bereits bei uns,    Wolf das wohl bekannteste Beispiel.
    Regionen Bayerns besiedelt. Heute ist    etabliert ist die Art aber noch nicht.   Auch einzelne Elche wandern gele-
    diese mittelgroße Taube als Brutvogel    Einige natürliche Zuwanderer wa-         gentlich aus Polen oder Tschechien
    fest etabliert. Auch der Silberreiher    ren früher bei uns heimisch und sind     zu uns ein, und bekanntermaßen
    hat selbstständig den Weg zu uns ge-     nun zurückgekehrt, meist weil sie ihr    haben auch schon Braunbären den
    funden. Bis in die 1990er-Jahre war      Verbreitungsgebiet wieder deutlich       Weg zu uns gefunden. Die Ansied-
    er eine ausgesprochene Seltenheit        ausweiten konnten. Hierzu zählen         lung einer stabilen Population ist

8   JAGD
       in Bayern
                   2-2022
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
Foto: Film Studio Aves/stock.adobe.com

                                         bei diesen Großsäugern allerdings in    Kanadische angesiedelt. Um hier eine    um Tierarten, die seit der Entdeckung
                                         naher Zukunft nicht zu erwarten.        weitere Faunenverfälschung zu ver-      Amerikas durch Kolumbus im Jahr
                                                                                 hindern, ist es in Deutschland nun      1492 eingebürgert wurden. Zu diesen
                                                                                 gemäß der Bundesartenschutzver-         „gebietsfremden Arten“ werden da-
                                         Fehler beim                             ordnung verboten, Kanadische Biber      her meist auch Muffel- und Damwild,
                                         Wiedereinbürgern                        „anzubieten, zur Abgabe vorrätig zu     manchmal sogar Fasan und Wild-
                                                                                 halten, feilzuhalten oder an andere     kaninchen gezählt, Arten, die seiner-
                                         Weitere Rückkehrer sind Wander-         abzugeben“. Auch die Zucht ist ver-     zeit hauptsächlich aus jagdlichen
                                         falke, Luchs, Biber und Fischotter,     boten. Beim Wanderfalken wurden         Gründen eingeführt wurden.
                                         hier spielen allerdings auch Wieder-    teilweise gebietsfremde Unterarten
                                         einbürgerungen eine wesentliche         ausgewildert. Sehr viel häufiger denkt
                                         Rolle. Zumindest beim Wanderfal-        man bei Neubürgern an die Arten, die    Frühere Aussetzungsprojekte
                                         ken und beim Biber lief hierbei nicht   nur mit Hilfe des Menschen zu uns
                                         immer alles glatt. So wurden neben      gekommen sind. Definitionsgemäß          In neuerer Zeit ist eine gezielte Ein-
                                         Europäischen Bibern teilweise auch      handelt es sich bei diesen Neozoen      führung von Neozoen die Ausnahme.

                                                                                                                                                2-2022   JAGD
                                                                                                                                                            in Bayern
                                                                                                                                                                        9
JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
Silberreiher haben eine
                                                                                                          ausgeprägte Neigung zu wandern.
                                                                                                          Foto: Dr. S. Tewinkel

                                              Waschbären wurden als
                                              Pelzlieferanten nach
                                              Deutschland eingeführt.
                                              Foto: chrisroosfotografie/stock.adobe.com

                                                                               Minks verdrängen
                                                                                 den heimischen
                                                                              Europäischen Nerz.
                                                                        Foto: hkuchera/stock.adobe.com

                                                 Gefangenschaftsflüchtlinge. Jagdlich                     Viele andere Neozoen, wie etwa Rost-
                                                 relevant sind vor allem Marderhund                      und Nilgans, aber auch die in einigen
                                                 und Mink, letzterer auch als Ameri-                     Gegenden nicht seltene Mandarinente
                                                 kanischer Nerz bekannt. Beide gelten                    sind auf Vögel zurückzuführen, die
     Eines der letzten Beispiele ist ver-        als erhebliche Gefahr für unser Nie-                    aus Vogelhaltungen entkommen sind.
     mutlich der Waschbär. Die hiesige           derwild. Weitere Pelztiere, die sich bei                Besonders auffällig sind hierbei die im
     Population ist wohl hauptsächlich auf       uns etabliert haben, sind die Nutria                    Rhein-Main-Gebiet mittlerweile weit
     das Aussetzen weniger Tiere in den          und die Bisamratte.                                     verbreiteten Halsbandsittiche, eine
     1930er-Jahren am hessischen Eder-                                                                   grüne Papageienart, die in Baum-
     see zurückzuführen.                                                                                 höhlen brütet und lärmend durch die
     Ein Grund für das Aussetzungsprojekt        Neue Vogelarten                                         dortigen Wohngebiete fliegt.
     soll die Entwicklung in der Pelzwirt-
     schaft gewesen sein. Die zum Schutz         Bei der Vogelwelt spielen gezielte
     der frei lebenden Pelztierpopulatio-        Ansiedlungen eine eher untergeord-                      Lästig und bedrohlich
     nen errichteten Farmen lieferten nicht      nete Rolle. Der Versuch, Truthühner
     die gewünschte Pelzqualität, also ent-      oder Moorschneehühner in Deutsch-                       Viele der eingebürgerten Arten wer-
     schied man sich, die wild lebenden          land zu etablieren, ist weitgehend                      den durchaus als lästig oder bedroh-
     Pelztiere weiter zu verbreiten.             misslungen. Allenfalls bei der Kana-                    lich wahrgenommen, sei es weil sie
     Der Pelzindustrie haben wir in              dagans ist die gegenwärtige Popula-                     Schäden in der Landwirtschaft an-
     Deutschland noch weitere Neozo-             tion wohl zumindest teilweise auf er-                   richten, als Ruhestörer auftreten oder
     en zu verdanken, sei es durch be-           folgreiche Aussetzungsmaßnahmen                         die einheimische Fauna und Flora
     wusstes Aussetzen oder auch durch           zurückzuführen.                                         gefährden. Einige Ökologen sehen

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        in Bayern
                    2-2022
WILDBIOLOGIE
                                                                                                                     Neozoen

   auch die Gefahr einer Verarmung der       weil sie weniger schädlich ist, son-
   globalen Vielfalt, weil irgendwann        dern weil die Art aufgrund ihres na-          Dr. Stefan
   überall nur noch dieselben Tier- oder     türlichen Vorkommens im Südosten              Tewinkel
   Pflanzenarten vorkommen.                   Europas dann doch keine gebiets-
                                             fremde Art für die EU ist. Das Fehlen         ist mit der Jagd
                                             des Minks auf der Liste hat dagegen           seit frühester
   Gesetzlich geregelt                       vermutlich wirtschaftliche Interessen.        Kindheit      ver-
                                             Diese Nerzart ist schließlich der be-         traut. Das Spe-
   Aus diesem Grund gibt es seit 2014        liebteste Pelzlieferant. Eine Haltung         zialgebiet des pas-
   die „Verordnung (EU) 1143/2014 des        in Pelztierfarmen wäre aber nach              sionierten Jägers ist
   europäischen Parlaments und des           Aufnahme auf die Unionsliste nicht            die Ornithologie.
   Rates vom 22. Oktober 2014 über die       mehr möglich.
   Prävention und das Management der
   Einbringung und Ausbreitung invasi-
   ver gebietsfremder Arten“. Als invasiv    Strategien erforderlich
   gilt demnach eine „gebietsfremde                                                    vorhanden sein. Dabei kommt nicht
   Art, deren Einbringung oder Ausbrei-      Neben dem Haltungsverbot führt die        selten die Jagd zum Zuge.
   tung die Biodiversität und die damit      Aufnahme in die Unionsliste auch zu       Besonders erfolgreich ist man in
   verbundenen Ökosystemdienstleis-          einem generellen Verbot des Inver-        Deutschland bei diesen Manage-
   tungen gefährdet oder nachteilig          kehrbringens. Darüber hinaus müssen       mentstrategien allerdings nicht. Die
   beeinflusst.“ Mit der zuletzt im Jahr      Managementstrategien         entwickelt   Nilgans nimmt in ihrem Bestand eher
   2019 erfolgten Erweiterung umfasst        werden. In der frühen Phase der In-       zu. Auch bei den invasiven Säugetie-
   die sogenannte Unionsliste momen-         vasion müssen die Individuen sofort,      ren ist keine wesentliche Trendwende
   tan 35 Pflanzen- und 31 Tierarten von      vollständig und dauerhaft beseitigt       zu erkennen. Vielleicht sollten wir uns
   EU-weiter Bedeutung. Bei den Tieren       werden. Bei den bereits weit verbrei-     ein Beispiel an Großbritannien neh-
   sind neben Vögeln und Säugetieren         teten Arten, wie Nutria, Bisam, Wasch-    men: Dort ist es gelungen, die eben-
   auch Fische und Wirbellose aufge-         bär, Marderhund und Nilgans, müs-         falls invasive, aus Amerika stam-
   führt. Die ähnlich häufig wie die Nil-     sen innerhalb von 18 Monaten nach         mende Schwarzkopf-Ruderente in-
   auftretende Rostgans findet sich üb-       deren Aufnahme in die Unionsliste         nerhalb weniger Jahre nahezu voll-
   rigens nicht auf der Unionsliste, nicht   wirksame Managementmaßnahmen              ständig wieder auszurotten.           ♦

                                                                                                                          Anzeige

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WILDBIOLOGIE
                             Kompaktes Wissen

     Neubürger im
          Kurzporträt
     Was wir Jäger über die Neozoen in unseren Revieren wissen sollten,
     hat Dr. Stefan Tewinkel in Steckbriefen zusammengefasst.

                                           Waschbär (Procyon lotor)
                         Merkmale:         Kleinbär, Länge: ca. 90 cm, Gewicht: ca. 6 kg
                    Nahrungswahl:          Allesfresser (etwa zu gleichen Teilen Pflanzen, Wirbeltiere und Wirbellose)
         Ursprüngliche Verbreitung:        Nordamerika
        Vorkommen in Deutschland:          vermutlich seit den 1930er-Jahren aufgrund von Auswilderungen und entflohenen
                                           Tieren aus Pelzfarmen
      Invasive Art nach Unionsliste:       ja, seit 2016
             Gefährdungspotenzial:         Prädation auf Eier und Jungvögel von Bodenbrütern, Fische, Reptilien (z. B. Ringelnat-
                                           ter, Europäische Sumpfschildkröte) und Amphibien (z. B. gefährdeter Moorfrosch, Gelb-
                                           bauchunke); verursacht wirtschaftliche Schäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft
                        Gefahrenabwehr:    ganzjährige Jagdzeit, Abschuss, Fallenjagd, Sicherung gefährdeter Bereiche (z. B. durch
                                           Zäune)

12   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
WILDBIOLOGIE
                                                                                                                                                                                              Kompaktes Wissen

                                                                                                                             Goldschakal (Canis aureus)
Duben/stock.adobe.com, Budimir Jevtic/stock.adobe.com, Pfeile: drawlab/stock.adobe.com
Fotos: (v. l. n. r.): hkuchera/stock.adobe.com, meandering emu/stock.adobe.com, Stanislav

                                                                                                               Merkmale:     Hundeartiger, Länge: ca. 110 cm, Ge-
                                                                                                                             wicht: ca. 9 kg
                                                                                                          Nahrungswahl:      Fleischfresser ähnlich dem Fuchs, frisst
                                                                                                                             auch menschliche Abfälle
                                                                                              Ursprüngliche Verbreitung:     Südosteuropa, Vorderasien, Nordafrika
                                                                                             Vorkommen in Deutschland:       natürliche Einwanderung einzelner Tiere,
                                                                                                                             allerdings noch nicht etabliert
                                                                                            Invasive Art nach Unionsliste:   nein, auch nicht zu erwarten, da natürlicher
                                                                                                                             Einwanderer
                                                                                                  Gefährdungspotenzial:      ähnlich dem Fuchs, Prädation auf Niederwild und
                                                                                                                             Bodenbrüter
                                                                                                        Gefahrenabwehr:      entfällt bislang

                                                                                                                                                                          Marderhund/Enok
                                                                                                                                                                          (Nyctereutes procyonoides)
                                                                                                                                                            Merkmale:     Hundeartiger, Länge: ca. 80 cm, Gewicht:
                                                                                                                                                                          ca. 7 kg
                                                                                                                                                       Nahrungswahl:      Allesfresser (ähnlich dem Waschbären),
                                                                                                                                                                          nimmt auch Aas auf
                                                                                                                                           Ursprüngliche Verbreitung:     Ostasien
                                                                                                                                          Vorkommen in Deutschland:       seit 1960, aus Osteuropa eingewandert,
                                                                                                                                                                          wurde dort seit dem 19. Jahrhundert aus-
                                                                                                                                                                          gewildert
                                                                                                                                         Invasive Art nach Unionsliste:   ja, seit 2019
                                                                                                                                               Gefährdungspotenzial:      Prädation auf Eier und Jungvögel von
                                                                                                                                                                          Bodenbrütern, Reptilien (Europäische
                                                                                                                                                                          Sumpfschildkröte) und Amphibien; ver-
                                                                                                                                                                          ursacht wirtschaftliche Schäden in der
                                                                                                                                                                          Landwirtschaft
                                                                                                                                                     Gefahrenabwehr:      ganzjährige Jagdzeit, Sicherung gefähr-
                                                                                                                                                                          deter Bereiche (z. B. durch Zäune)

                                                                                                                             Mink oder Amerikanischer Nerz (Neogale vision)
                                                                                                               Merkmale:     Marder, Länge: ca. 70 cm, Gewicht: ca. 1,5 kg
                                                                                                          Nahrungswahl:      Fleischfresser, z. B. Kleinsäuger, Vögel, Amphibien, Fische, Krebse
                                                                                              Ursprüngliche Verbreitung:     Nordamerika
                                                                                             Vorkommen in Deutschland:       entkommene und freigelassene Tiere aus Nerzfarmen (z. B. von Tierschützern)
                                                                                            Invasive Art nach Unionsliste:   nein, Stand 2021
                                                                                                   Gefährdungspotenzial:     verdrängt den Europäischen Nerz, Prädation von Fischen, Amphibien, Kleinsäugern,
                                                                                                                             Vögeln und Wirbellosen
                                                                                                        Gefahrenabwehr:      Bejagung aus Gründen des Jagdschutzes ist möglich. Allerdings gibt es keine gezielten
                                                                                                                             Maßnahmen, da der Nerz nicht Bestandteil der Unionsliste ist.

                                                                                                                                                                                                    2-2022   JAGD
                                                                                                                                                                                                                in Bayern
                                                                                                                                                                                                                            13
WILDBIOLOGIE
                             Kompaktes Wissen

                                             Nutria (Myocastor coypus)
                                 Merkmale:   Nager, Länge: ca. 90 cm, Gewicht: ca. 8 kg
                             Nahrungswahl:   nahezu ausschließlich Pflanzenfresser,
                                             selten Wirbellose
         Ursprüngliche Verbreitung:          Südamerika
        Vorkommen in Deutschland:            aus Pelzfarmen, teilweise gezielt bei
                                             Aufgabe der Farmen, um sich der
                                             Tiere zu entledigen; in Frankreich frei-
                                             gesetzt, um Pflanzen an Fischteichen
                                             zurückzudrängen
      Invasive Art nach Unionsliste:         ja, seit 2016
             Gefährdungspotenzial:           starke Fraßschäden an Unterwasser- und
                                             Ufervegetation, Prädation von Muscheln,
                                             Wühltätigkeit im Uferbereich
                        Gefahrenabwehr:      ganzjährige Jagdzeit
                              Sonstiges:     Es besteht Verwechslungsgefahr mit
                                             dem Biber. Vor dem Verzehr ist eine
                                             Trichinenuntersuchung erforderlich.

                                                                                                                      Dr. S. Tewinkel, links unten: kazakovmaksim/stock.adobe.com,
                                                                                                                      rechts oben: Dr. S. Tewinkel, Pfeile: drawlab/stock.adobe.com

                                             Bisam (Ondatra zibethicus)
                           Merkmale:         Nager, Länge: ca. 55 cm, Gewicht: ca. 1,5 kg
                                                                                                                      Fotos: links oben: Dr. S. Tewinkel, links Mitte:

                      Nahrungswahl:          hauptsächlich Pflanzenfresser, selten Wirbellose, Amphibien, Fische
           Ursprüngliche Verbreitung:        Nordamerika
          Vorkommen in Deutschland:          seit Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund von Auswilderungen im heuti-
                                             gen Tschechien, teilweise aus Pelzfarmen entkommen
        Invasive Art nach Unionsliste:       ja, seit 2017
               Gefährdungspotenzial:         starke Fraßschäden an Unterwasser- und Ufervegetation, Prädation von
                                             Muscheln und Krebsen, verursacht Uferschäden durch Wühlen
                         Gefahrenabwehr:     durch haupt- und ehrenamtliche Bisamjäger, ganzjährige Schusszeit
                               Sonstiges:    Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Biber. Vor dem Verzehr ist eine
                                             Trichinenuntersuchung erforderlich.

14   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
Nilgans (Alopochen aegyptiaca)
                          Merkmale:     Gänsevogel, Länge: ca. 70 cm, Gewicht: ca.
                                        2,5 kg
                  Nahrungswahl:         hauptsächlich Pflanzenfresser, Triebe,
                                        Getreide und Samen
  Ursprüngliche Verbreitung:            Afrika
 Vorkommen in Deutschland:              Gefangenschaftsflüchlinge in den Nie-
                                        derlanden führten zur Einwanderung nach
                                        Deutschland. Erstbrut in Deutschland in den
                                        1980er-Jahren
Invasive Art nach Unionsliste:          ja, seit 2017
       Gefährdungspotenzial:            Konkurrenz um Nistplätze und Reviere an Gewässern
            Gefahrenabwehr:             Jagdzeit vom 1. August bis 15. Januar, Fütterungsverbote,
                                        Anstechen oder Austausch von Eiern (Ausnahmegenehmigung
                                        erforderlich)

                                                Schwarzkopf-Ruderente (Oxyura jamaicensis)
                           Merkmale:            kleiner Entenvogel, Länge: ca. 40 cm, Gewicht: ca. 0,5 kg
                      Nahrungswahl:             Wasserpflanzen, Wirbellose
           Ursprüngliche Verbreitung:           Nordamerika
          Vorkommen in Deutschland:             1948 in Großbritannien angesiedelt, bisher nur wenige Nachweise in Deutsch-
                                                land, zum Beispiel Ismaninger Speichersee bei München, Niederbayern
         Invasive Art nach Unionsliste:         ja, seit 2016
                Gefährdungspotenzial:           Hybridisiert fruchtbar mit der stark gefährdeten Weißkopf-Ruderente (Oxyura
                                                leucocephala), Ressourcenkonkurrenz mit anderen Wasservögeln
                              Gefahrenabwehr:   in Bayern keine Jagdzeit, in Großbritannien erfolgreiche Ausrottungskampagne
                                                seit 2000, dort jetzt nahezu verschwunden

                                                                                                                  Dr. S. Tewinkel ♦

                                                                                                                            Anzeige

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                                                                                                    MESSEZENTRUM SALZBURG
                                                                                                    JETZT TERMIN VORMERKEN!

    EINE VERANSTALTUNG VON:                                                                                   MIT SONDERSCHAU:

                                                                                                              2-2022     JAGD
                                                                                                                            in Bayern
                                                                                                                                        15
Wo sich Neozoen im Freistaat angesiedelt
                                                                                                                                                                                                         haben, verraten die von Jägern gesammelten
                                                                                                                                                                                                      Daten. Regina Gerecht erläutert die Verbreitung
                                                                                                                                                                                                             anhand der daraus entstandenen Karten.

                                Wo
     die Neuen                                                                                                                                                                                                                               D   as Wildtiermonitoring Bayern des BJV verfolgt
                                                                                                                                                                                                                                                 methodisch unterschiedliche Arbeitsansätze. So
                                                                                                                                                                                                                                             lassen sich großflächig Daten auf Bundeslandebene
                                                                                                                                                                                                                                             erheben. Einer davon ist die Flächendeckende Er-

                                       stecken
                                                                                                                                                                                                                                             fassung. Sie gibt Auskunft darüber, ob eine Tierart in
                                                                                                                                                                                                                                             einem Gebiet gemeldet wurde und somit dort vor-
                                                                                                                                                                                                                                             kommt. Dafür beteiligen sich viele Jägerinnen und
                                                                                                                                                                                                                                             Jäger aus zahlreichen Revieren, um das Vorkommen
                                                                                                                                                                                                                                             von Wildtieren in einem 3-Jahres-Turnus zu erfas-
                                                                                                                                                                                                                                             sen - im Idealfall flächendeckend. Die Ergebnisse
                                                                                                                                                                                                                                             aller Monitorings stehen Ihnen kartografisch
                                                                                                                                                                                                                                             und visuell aufbereitet auf unserer Homepage
                                                                                                                                                                                                                                             bereit:     https://www.jagd-bayern.de/mitmachen/
                                                                                                                                                                                                                                             wildtiermonitoring/wildtiermonitoring-buchband/
                                                                                                                                                                                                                                                                                         R. Gerecht   ♦

                                       Flächendeckende Erfassung 2019
                                       Gemeldete Waschbär-Vorkommen
                                                                                                                                                                                                        Der Waschbär ist mittlerweile flächendeckend im
                                                !
                                                    Erfurt
                                                                                                                                                                                                        nördlichen Bayern anzutreffen. Die Meldungen
                                                                                                                                        Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband

                                                                                                                                                                                                        im südlichen Landesteil sind dagegen eher lückig.
                                                                                                                                                                                                        Dies korreliert auch mit der Jagdstrecke: Dort wo
                                                                                                                                                                                                        häufiger Waschbären gesichtet und gemeldet wurden,
                                                                                                                          Prag
                                                                                                                      !

                                                             !
                                                                  Bayreuth                                                                                                                              ist tendenziell auch eine höhere Strecke zu verzeichnen.
                            Würzburg
                            !                                                                      Pilsen
                                                                                                 !

                                        Ansbach
                                        !

                                                                             Regensburg
                                                                                                                                        Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0

                                                                             !
            Stuttgart
           !
                                                                                                                                                                                                         Foto: Beth Baisch/stock.adobe.com

                                                                                 Landshut
                                                                             !
                                             Augsburg
                                            !
                                                                 München
                                                             !

                                                                                            Salzburg
                                                                                            !

                    Vaduz
                 !
                                                                                                                                        Datenquelle: Bayerischer Jagdverband

            Waschbär
                  2016 und 2019
                  2019

                                                                                                                                   ³
                  2016
                  kein Nachweis
                  keine Angabe               0 12,5 25           50    75        100 km

                                                                                                            Sources: Esri, USGS, NOAA

16   JAGD
        in Bayern
                        2-2022
WILDBIOLOGIE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ayern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Wildtiermonitoring B

                                                                                                                                                                                                                                                                     Flächendeckende Erfassung 2019
                                                                                                                                                                                                                                                                     Gemeldete Marderhund-Vorkommen

                                              Die Verbreitung des Marderhundes in Bayern ist bisher                                                                                                                                                                               Erfurt
                                                                                                                                                                                                                                                                              !
                                                   noch recht lückig. Die Karte der Flächendeckenden

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband
                                             Erfassung weist auf eine erhöhte Meldedichte im Nord-
                                           osten des Landes und somit auf ein erhöhtes Vorkommen
                                           hin. Trotzdem die Strecke des Marderhundes stetig steigt,                                                                                                                                                                                                                                                  !
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Prag

                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bayreuth

                                        beträgt sie einen Bruchteil dessen, was in anderen deutschen                                                                                                                                                      Würzburg
                                                                                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Pilsen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 !
                                          Bundesländern, vor allem Mecklenburg-Vorpommern und
                                                                             Brandenburg erlegt wird.                                                                                                                                                                !
                                                                                                                                                                                                                                                                      Ansbach

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Regensburg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                                                                                           Stuttgart
                                                                                                                                                                                                                                          !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Landshut
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           !
                                                                                                                                                                                                                                                                           Augsburg
                                                                                                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                                                                                                                           München
                                                                                                                                                                                                                                                                                           !
Foto: Sergey Ryzhkov/stock.adobe.com

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Salzburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            !

                                                                                                                                                                                                                                                  Vaduz
                                                                                                                                                                                                                                                !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Datenquelle: Bayerischer Jagdverband
                                                                                                                                                                                                                                           Marderhund
                                                                                                                                                                                                                                                 2016 und 2019
                                                                                                                                                                                                                                                 2019

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ³
                                                                                                                                                                                                                                                 2016
                                                                                                                                                                                                                                                 kein Nachweis
                                                                                                                                                                                                                                                 keine Angabe              0 12,5 25           50    75         100 km

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Sources: Esri, USGS, NOAA

                                                                 Flächendeckende Erfassung 2019
                                                                 Gemeldete Goldschakal-Vorkommen
                                                                                                                                                                                                                                Der Goldschakal wird bisher in Bayern nur recht selten
                                                                          !
                                                                            Erfurt                                                                                                                                              gesichtet und gemeldet. Allerdings haben sich die
                                                                                                                                                                  Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband

                                                                                                                                                                                                                                Meldungen 2019 im Vergleich zu den Vorjahren gehäuft.

                                                                                                                                                 Prag
                                                                                                                                                !
                                                                                          Bayreuth
                                                                                     !
                                                      Würzburg
                                                      !                                                                      Pilsen
                                                                                                                           !

                                                                  Ansbach
                                                                  !

                                                                                                         Regensburg
                                                                                                                                                                  Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0

                                                                                                     !
                                       Stuttgart
                      !

                                                                                                         Landshut
                                                                                                     !
                                                                       Augsburg
                                                                      !
                                                                                         München
                                                                                     !

                                                                                                                      Salzburg
                                                                                                                      !
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Foto: HPE/stock.adobe.com

                                              Vaduz
                                            !
                                                                                                                                                                  Datenquelle: Bayerischer Jagdverband

                                 Goldschakal
                                             2019
                                             2017

                                                                                                                                                             ³
                                             2013
                                             kein Nachweis
                                             keine Angabe              0 12,5 25         50    75         100 km

                                                                                                                                      Sources: Esri, USGS, NOAA

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            2-2022               JAGD
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    in Bayern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  17
Flächendeckende Erfassung 2019
                                                               Gemeldete Nutria-Vorkommen

                                                                            Erfurt
                                                                                                                                                                                                                                Die Karte der Flächendeckenden Erfassung zeigt eine
                                                                        !
                                                                                                                                                                                                                                nur lückenhafte Verbreitung der Nutria in Bayern.

                                                                                                                                                                  Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband
                                                                                                                                                                                                                                Das hiesige Vorkommen geht auf aus Pelztierfarmen
                                                                                                                                                                                                                                entlaufene Individuen zurück.
                                                                                                                                                    Prag
                                                                                                                                                !
                                                                                          Bayreuth
                                                                                     !
                                                    Würzburg
                                                    !                                                                        Pilsen
                                                                                                                           !

                                                                Ansbach
                                                                !

                                                                                                         Regensburg

                                                                                                                                                                  Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0
                                                                                                     !
                                     Stuttgart
                           !

                                                                                                         Landshut
                                                                                                     !
                                                                     Augsburg
                                                                    !
                                                                                         München
                                                                                     !

                                                                                                                      Salzburg
                                                                                                                      !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Foto: tmartinek/stock.adobe.com
                                            Vaduz
                                          !
                                                                                                                                                                  Datenquelle: Bayerischer Jagdverband

                                   Nutria
                                           2016 und 2019
                                           2019

                                                                                                                                                             ³
                                           2016
                                           kein Nachweis
                                           keine Angabe              0 12,5 25           50    75         100 km

                                                                                                                                      Sources: Esri, USGS, NOAA

                                                                                                                                                                                                                                                                     Flächendeckende Erfassung 2019
                                                                                                                                                                                                                                                                     Gemeldete Mink-Vorkommen
                                                        Der Mink ist in ganz Bayern sehr lückenhaft verbreitet.
                                                         Allerdings weist die Flächendeckende Erfassung von                                                                                                                                                                   !
                                                                                                                                                                                                                                                                                Erfurt

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband
                                                               2019 auf eine hohe Meldedichte und somit ein
                                                                    höheres Vorkommen in der Oberpfalz hin.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Prag
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    !
                                                                                                                                                                                                                                                                                              Bayreuth
                                                                                                                                                                                                                                                                                         !
                                                                                                                                                                                                                                                          Würzburg
                                                                                                                                                                                                                                                          !                                                                      Pilsen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               !

                                                                                                                                                                                                                                                                      Ansbach
                                                                                                                                                                                                                                                                      !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Regensburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                         !
                                                                                                                                                                                                                                           Stuttgart
                                                                                                                                                                                                                                           !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Landshut
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         !
                                                                                                                                                                                                                                                                           Augsburg
                                                                                                                                                                                                                                                                          !
                                                                                                                                                                                                                                                                                             München
                                                                                                                                                                                                                                                                                         !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Salzburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          !
          Foto: imaton/stock.adobe.com

                                                                                                                                                                                                                                                  Vaduz
                                                                                                                                                                                                                                                !
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Datenquelle: Bayerischer Jagdverband

                                                                                                                                                                                                                                           Mink
                                                                                                                                                                                                                                                 2016 und 2019
                                                                                                                                                                                                                                                 2019

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 ³
                                                                                                                                                                                                                                                 2016
                                                                                                                                                                                                                                                 kein Nachweis
                                                                                                                                                                                                                                                 keine Angabe              0 12,5 25         50    75         100 km

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Sources: Esri, USGS, NOAA

18   JAGD
        in Bayern
                                                 2-2022
WILDBIOLOGIE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                ayern
                                                                                                                                                                                                                                                                            Wildtiermonitoring B

                                               Flächendeckende Erfassung 2019                                                                                                                                                                  Flächendeckende Erfassung 2019
                                               Gemeldete Nilgans-Vorkommen                                                                                                                                                                     Gemeldete Rostgans-Vorkommen

                                                              Erfurt                                                                                                                                                                                      Erfurt
                                                            !                                                                                                                                                                                           !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband
                                                                                                                                                    Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband
                                                                                                                                   Prag                                                                                                                                                                                        Prag
                                                                                                                                  !                                                                                                                                                                                           !
                                                                            Bayreuth                                                                                                                                                                                    Bayreuth
                                                                       !                                                                                                                                                                                           !
                                    Würzburg                                                                                                                                                                                        Würzburg
                                    !                                                                          Pilsen                                                                                                               !                                                                      Pilsen
                                                                                                              !                                                                                                                                                                                          !

                                                    Ansbach                                                                                                                                                                                     Ansbach
                                                !                                                                                                                                                                                               !

                                                                                           Regensburg                                                                                                                                                                                  Regensburg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0
                                                                                                                                                    Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0
                                                                                       !                                                                                                                                                                                           !
                     Stuttgart                                                                                                                                                                                       Stuttgart
                    !                                                                                                                                                                                               !

                                                                                           Landshut                                                                                                                                                                                    Landshut
                                                                                       !                                                                                                                                                                                           !
                                                         Augsburg                                                                                                                                                                                    Augsburg
                                                        !                                                                                                                                                                                           !
                                                                           München                                                                                                                                                                                 München
                                                                       !                                                                                                                                                                                           !

                                                                                                        Salzburg                                                                                                                                                                                    Salzburg
                                                                                                        !                                                                                                                                                                                           !

                            Vaduz                                                                                                                                                                                           Vaduz
                          !                                                                                                                                                                                               !

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Datenquelle: Bayerischer Jagdverband
                                                                                                                                                    Datenquelle: Bayerischer Jagdverband

                     Nilgans                                                                                                                                                                                         Rostgans
                           2016 und 2019                                                                                                                                                                                   2016 und 2019
                           2019                                                                                                                                                                                            2019

                                                                                                                                               ³                                                                                                                                                                                           ³
                           2016                                                                                                                                                                                            2016
                           kein Nachweis                                                                                                                                                                                   kein Nachweis
                           keine Angabe                  0 12,5 25         50    75         100 km                                                                                                                         keine Angabe              0 12,5 25         50    75         100 km

                                                                                                                        Sources: Esri, USGS, NOAA                                                                                                                                                                   Sources: Esri, USGS, NOAA

               Die Nilgans kommt mittlerweile in ganz Bayern vor. Die                                                                                                                                             In Bayern konzentriert sich das Hauptverbreitungsge-
               Karte der Flächendeckenden Erfassung 2019 zeigt je-                                                                                                                                                biet der Rostgans auf das nördliche Schwaben und das
               doch eine höhere Meldehäufigkeit in Nordwest-Bayern.                                                                                                                                               südliche Mittelfranken.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Anzeige

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                                                                                                     Foto: Ty/stock.adobe.com
                                       W      aschbär, Marderhund, Grauhörnchen und viele an-
                                              dere fremde Tierarten gehören eigentlich nicht in
                                       unsere Reviere. Dennoch sind sie mehr oder weniger weit
                                                        verbreitet. Neubürger, wie Neozoen auch
                                                        genannt werden, können die Artenviel-

                               Erreger                  falt bereichern, aber auch eine Bedrohung
                                                        für unsere angestammte Flora und Fauna
                                                        sein. In bereits durch den Menschen be-
                                                        einträchtigten Lebensräumen verdrängen

                             im Gepäck
                                                        sie nicht nur einheimische Arten durch
                                                        Nahrungskonkurrenz oder als Fressfeinde.
                                                        Mit den tierischen Einwanderern kommen
                                                        bekannte, aber auch exotische Erreger zu
                                                        uns und werden unter Umständen eben-
                                                        falls heimisch. Sie können auch uns Men-
                                       schen direkt oder indirekt schädigen. Dabei ist ihr Einfluss
                                       von der geographischen Verbreitung abhängig und natür-
                                       lich davon, wie häufig die Wirtstiere vorkommen.

20   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
WILDBIOLOGIE
                                                                                                          Krankheiten

                                                        Manche neuen Arten werden den heimischen
                                                           nicht nur als Nahrungskonkurrenten oder
                                                        Fressfeinde gefährlich. Einige tragen Erreger
                                                                    mit sich, die sogar uns Menschen
                                                                                    infizieren können.

                                                             Entwicklung findet dann in Zwischenwirten wie Süßwas-
                                                             serschnecken und Fröschen statt. Ein Larvenstadium, der
                                                             Dunker´sche-Muskelegel, wird manchmal im Wildbret von
                                                             Wildschweinen nachgewiesen. Der Mensch kann sich über
                                                             den Verzehr rohen Schwarzwildbrets und der daraus her-
                                                             gestellten Produkte infizieren.
                                                             Beim Fuchs und auch beim Marderhund wurde zudem der
                                                             Blutparasit Babesia microti nachgewiesen. Nagetiere gel-
                                                             ten als Reservoirtiere, Zecken als Überträger. Der Mensch
                                                             kann sich über Letztere mit diesem Erreger infizieren und
                                                             an einer Babesiose erkranken. Nachdem der Marderhund
                                                             heutzutage noch in Asien in Massen als Pelztier in Farmen
                                                             gezüchtet wird, ist auf ihn der Verdacht gelenkt worden, als
                                                             Reservoir für das neuartige, weltbeherrschende Coronavi-
                                                             rus Sars-CoV-2 zu dienen. Forscher der Goethe-Universität
                                                             Frankfurt, Abteilung Integrative Parasitologie und Zoo-
                                                             physiologie, haben zusammen mit Wissenschaftlern vom
                                                             LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
                                                             in diesem Jahr die genetische Grundlage identifiziert, dass
                                                             sich Marderhunde mit diesem Coronavirus infizieren und
                                                             es auch übertragen können, und zwar mit höherer Wahr-
                                                             scheinlichkeit als andere Hundeartige oder Fledermäuse.
Zu den sich in Europa ausbreitenden Arten zählen die als
invasiv geltenden Raubsäuger Waschbär, Marderhund,
Amerikanischer Nerz oder Mink sowie der zunehmend            Würmer im Kleinbären
in Deutschland gesichtete Goldschakal. Durch ihr breites
Nahrungsspektrum und ihre hohe Anpassungsfähigkeit           Ein mit dem Waschbären eingeschlepp-
können diese Tiere viele natürliche Lebensräume besie-       ter Erreger ist der Waschbärspul-
deln. Ihr Vordringen in städtische Gebiete kann die Über-    wurm. Er ist auch auf den Menschen                       Waschbär-
                                                                                                                     spulwürmer
tragung von Krankheitserregern auf Menschen und Heim-        übertragbar (Zoonose). Seine Eier
                                                                                                                       Foto: US gov/
bzw. Haustiere begünstigen.                                  werden über den Kot der Tiere                            wikimedia.org
                                                             verbreitet. Das ist insbesondere
                                                             in Städten, in denen Waschbären
Parasiten-Überträger                                         Nahrungsquellen, Quartiere und
                                                             stille Örtchen nutzen, eine poten-
Neben dem Rotfuchs gilt der verwandte Marderhund als         zielle Gefahr für den Menschen. Um
Überträger von Parasiten wie Fuchsbandwurm oder Tri-         die 200 Waschbärspulwürmer kön-
chinen. Außerdem ist er ein klassischer Endwirt für den      nen den Darm ihres Wirtes besiedeln,
Saugwurm Alaria alata, der sich in seinem Darm vermehrt      ohne dass dieser Krankheitssymptome auf-
und die Eier mit dem Kot in die Umwelt abgibt. Die weitere   weist. Allerdings werden täglich Millionen Spulwurmeier

                                                                                                          2-2022   JAGD
                                                                                                                      in Bayern
                                                                                                                                  21
WILDBIOLOGIE
                          Krankheiten

                                                                                                       der Goldschakal beherbergt Erreger.
                                                                                                       Einige von ihnen, wie Hundeband-
                                                                                                       wurm, -spulwurm oder Trichinen,
                                                                                                       sind auch für den Menschen gefähr-
                                                                                                       lich. Goldschakale sind zudem an-
                                                                                                       fällig für Tollwut, Staupe und Lepto-
                                                                                                       spirose. Auch können sie ähnlich wie
                                                                                                       andere Hundeartige an Räude leiden
                                                                                                       und die gefürchtete Räudemilbe
                                                                                                       verbreiten.

                                                                                                       Nähe zum Menschen

                                                                                                           Viele der bei den Fleischfressern
                                                                                                              (Carnivoren)      vorkommen-
                                                                                                                den Parasitenstadien und
                                                                                                                   Krankheitserreger können
                                                                                                                    auch den Menschen in-
                                                                                                                    fizieren. Während noch
                                                                                                                    vor einigen Jahrzehnten
                                                                                                                    ein höheres Risiko für im
     Der Goldschakal kann unter anderem Parasiten
     übertragen, darunter die Räudemilbe (r.).
                                                                                                                    Wald arbeitende Perso-
                Fotos: ondrejprosicky/stock.adobe.com, Joel Mills/wikimedia.org
                                                                                                                   nen bestand, so sind heute
                                                                                                                 die Freizeitaktivitäten des
                                                                                                               Menschen der Grund für die
                                                                                                            zunehmende Gefährdung einer
                                                                                                        breiteren Bevölkerung. Nachdem
     ausgeschieden. Sie sind besonders widerstandsfähig ge-                       nicht nur der Fuchs die Nähe des Menschen wenig scheut,
     genüber Umwelteinflüssen.                                                     kann die Übertragung von Krankheitserregern auch von
     Die Infektionsgefahr geht allerdings nicht von den Eiern,                    anderen Tierarten im urbanen Raum erfolgen, dabei müs-
     sondern von den sich darin binnen weniger Wochen ent-                        sen unsere Haushunde oder -katzen noch nicht einmal als
     wickelnden Larven aus. Nach Aufnahme der Eier durch                          Zwischenglied fungieren.
     Zwischenwirte, wie Nagetiere und Vögel, schlüpfen die                        Auch wenn die einst gefürchtete Tollwut in unseren Breiten
     infektiösen Zwischenformen und besiedeln die Organe                          äußerst selten geworden ist, sollten neben einheimischen
     ihres neuen Wirtes, wobei sie ihn zum Teil schwer schädi-                    Wildtieren vor allem auch die Neozoen auf ihr Spektrum
     gen. Der Entwicklungszyklus endet mit dem Fressen der                        an übertragbaren Erregern hin untersucht werden. Um
     infizierten Zwischenwirte durch einen Waschbären. Die                         mögliche Auswirkungen der Neozoen auf die Biodiversität
     Larven gelangen in seinen Darm. Nur dort können sie sich                     abschätzen und ihr Zoonosepotenzial einschätzen zu
     zum geschlechtsreifen Parasiten entwickeln. Der Mensch                       können, wird weltweit geforscht.                          ♦
     ist in dem beschriebenen Kreislauf
     ein klassischer Fehlwirt. Das Risiko
     schwerer Infektionen ist allerdings          Dr. Claudia Gangl
     äußerst gering. Der Waschbär gilt
     außerdem als Reservoirwirt für Toll-         ist BJV-Fachreferentin für Wildbiologie, Wildtier-
     wut- und Staupeviren und für das             gesundheit und Tierschutz. Die Diplom-Biologin
     West-Nil-Virus.                              vertritt den Verband in diesen Themenbereichen
     Der Mink, eine weltweit verbreite-           nach innen und außen und steht den BJV-Mitglie-
     te gebietsfremde Marderart, gilt             dern bei Fragen zu Wildkrankheiten, Tierschutz
     als Überträger einer Vielzahl von            und Wildbrethygiene sowie -vermarktung mit Rat
     Zoonoseerregern, u. a. Leptospiren,          und Tat zur Seite.
     Trichinen und Toxoplasmen. Auch

22   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
Die Bockdoppelflinte

                                                                                                                                                                       BENELLI 828 U JAGD BLACK
                                                                                                                                                                               UVP € 2.868,-
                                                                                                         Perfekte Balance.
                                                                                                         Bestechendes Handling.
                                                                                                         Genialer Schießkomfort.
                                                                                                         AUCH IM KALIBER 20/76

                                                                                                                                                                       BENELLI 828 U JAGD SILVER
                                                                                                                                                                               UVP € 3.381,-

                                                     POWERBORE LAUFPROFIL                                MASSIVER BLOCK                                     40 UNTERSCHIEDLICHE
                                                     18,5 MM.                                            VERSCHLUSS AUS STAHL                                SCHAFTMASSE
                                                     KARBONLAUFSCHIENE                                   MIT VERRIEGELUNGSPLATTE,                             SCHAFTSCHRÄNKUNG
                                                     AUSTAUSCHBAR.                                       EXTREME LANGLEBIGKEIT.                                3 ODER 6 MM NACH
                                                     STAHLSCHROTBESCHUSS                                 KEINE MECHANISCHE                                     LINKS ODER RECHTS
SCHLOSSSPANNUNG ERFOLGT       ABZUGSGRUPPE                                      AUTOMATISCHE             BELASTUNG VON                                         EINSTELLBAR.           MÖGLICHE
                                                     LILIE.
ÜBER ÖFFNUNGSHEBEL.           HERAUSNEHMBAR.                                    ANPASSUNG DER            SCHARNIERWELLEN.                                                             SCHAFTLÄNGEN:
                                                                                                                                                              SCHAFTSENKUNG
LEICHTES ÖFFNEN UND           MANUELLE ODER                                     DÄMPFUNG                                                                                              345 / 355 / 365 /
                                                                                                                                                               VON 42,5 BIS 65 MM
ANGENEHM KONSTANTES           AUTOMATISCHE                                      JE NACH                                                                                               375 / 385 MM
                                                                                                                                                               IN SCHRITTEN VON
ABKIPPEN DER LÄUFE.           SICHERUNG                                         SCHROTVORLAGE.
                                                                                                                                                               2,5 MM EINSTELLBAR.
IMPULSGESTEUERTE EJEKTOREN.   MÖGLICH.

                                                                                                                             GENIAL FÜR DIE SCHIESSAUSBILDUNG.
                                                    DIE UNVERWECHSELBAREN EIGENSCHAFTEN DER BENELLI 828 U MACHEN SIE ZUR PERFEKTEN FLINTE FÜR DIE SCHIESSAUSBILDUNG.
             MIT DER BENELLI 828 U ERREICHT MAN DEUTLICH SCHNELLER BESSERE TREFFERERGEBNISSE. DIES WIRD DURCH DAS FEEDBACK VON JAGDSCHULEN UND KREISGRUPPEN BELEGT.

                       BENELLI DEUTSCHLAND  MANFRED ALBERTS GMBH, BIELSTEINER STR. 66, 51674 WIEHL, TEL.: 02262 72210, FAX: 02262 722140, BENELLIMANFREDALBERTS.DE
JAGDPRAXIS
                      Enok nachstellen

                           Der scheue Marderhund wird meist als Beifang
                        beim Nachtansitz erlegt. Sie können ihn aber auch
                                                 erfolgreich aktiv bejagen.

     Auf den

                       Heimlichen

     D    er Marderhund, auch Enok ge-
          nannt, ist wohl einer der bekann-
     testen und zugleich unbekanntesten
                                               Marderhund in Deutschland meist als
                                               Beifang erlegt wird, gibt es natürlich
                                               noch die Fallen-, Bau- und sogar die
     Neubürger in Deutschland. Bekannt,        Lockjagd.
     weil jeder schon mal seinen Namen
     gehört hat und weiß, wie er aussieht,
     unbekannt, weil man ihm tagsüber          Baujagd
     nur selten im Revier begegnet und
     ihn nur wenige Jäger gezielt bejagen.     Der Marderhund steckt häufig im Bau.       ernste Gefahr für die Gesundheit des
     Sehr heimlich hat er seinen Weg von       Die Baujagd auf den Enok ist aller-       Hundes. In vielen Fällen kann der
     der Ukraine aus, wo er aus Pelzfarmen     dings mit viel Schaufeln und Graben       Marderhund einfach im Genick ge-
     in die Freiheit entlassen wurde, in den   verbunden, denn er springt in der Re-     griffen und aus dem Kessel geholt
     1960er-Jahren zu uns gefunden. Da-        gel nicht. Er erscheint mitunter an der   werden. Kunstbaue sind bei dieser
     mals standen selbst Jäger ratlos da,      Röhrenausfahrt, wechselt dann aber        Jagdart natürlich viel komfortabler als
     wenn sie zu einem Wildunfall mit          fast immer in den Bau zurück. Ein         Naturbaue.
     einem Marderhund gerufen wurden.          wildscharfer Hund drängt den Enok,
     Dieses Raubwild, das aussieht wie ein     in vielen Fällen stecken sogar zwei im
     Fuchs in einem zotteligen Waschbär-       Bau, in den Kessel, wo er dann ausge-     Fangjagd
     kostüm, war damals noch gänzlich          graben werden kann und muss.
     unbekannt und gibt noch heute viele       Zwar sind die Laute, die ein Marder-      Auch die Fangjagd auf den Marder-
     Rätsel auf.                               hund gegenüber dem Hund von sich          hund ist eine spannende, allerdings
     Dabei ist die Jagd auf diesen Hunde-      gibt, denen des Dachses ähnlich und       zeitintensivere Möglichkeit, des Enok-
     artigen sehr spannend und vielfäl-        sehr furchteinflößend, aggressiv ist       besatzes im Revier Herr zu werden.
     tig. Neben dem Ansitz, bei dem der        er aber nicht und deshalb auch keine      Eine genügend große Lebendfalle

24   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
JAGDPRAXIS
                                                                                                 Enok nachstellen

                                                                                                                              Foto: Alexej Kaschin/stock.adobe.com

ist die beste Wahl. Zwar ist der Mar-
derhund nicht so neugierig wie der      Marderhund-Trophäen
Waschbär, dafür aber auch nicht so
argwöhnisch wie etwa der Fuchs.         Wenn Sie auf den Enok Waidmannsheil hatten, bieten
Der Fangerfolg kann sich schon nach     Balg, Schädel und auch der Penisknochen schmückende
einigen Tagen einstellen, wenn die      Trophäen. Besonders der Winterbalg ist schön dicht. Al-
neu aufgestellte Falle ein wenig ver-   lerdings sind Marderhunde in der kalten Jahreszeit meist
wittert ist und der Köder – bewährt     auch schwieriger zu erbeuten, weil sie bei anhaltender
haben sich Aufbruch oder Dörrobst –     Kälte und Schnee Winterruhe halten.
lieblich lockt.                         Das Abbalgen geht am besten, wenn der Kern noch warm ist.
                                        Schädel und Penisknochen bearbeiten Sie einfach so, wie Sie es vom
                                        Herrichten von Geweihen und Gehörnen gewohnt sind, das heißt abko-
Lockjagd                                chen, von Fleischresten befreien und bleichen. Arrangiert auf einem Holz-
                                        brett ist der Schädel eine sehenswerte Erinnerung an den Jagderfolg. Der
Am erfolgversprechendsten für die       Penisknochen wird von einigen Jägern sogar am Hut getragen.
Lockjagd auf den Enok sind die frühen

                                                                                                      2-2022   JAGD
                                                                                                                  in Bayern
                                                                                                                              25
JAGDPRAXIS
                      Enok nachstellen

                                                                                                   Magnus Pelz
                                                                                                   Jahrgang 1971. Der studierte
                                                                                                   Betriebswirt macht gerade eine
                                                                                                   Ausbildung zum Berufsjäger.
                                                                                                   Er ist Lockjagdexperte und hat
                                                                                                   Raubwild schon auf verschiede-
                                                                                                   nen Kontinenten bejagt.

     Bei der Lockjagd lohnt es sich, die Kaninchenklage lange und in mehreren Serien
     erklingen zu lassen. Marderhunde scheint das anzuziehen.                Foto: M. Pelz

                                                                                                postieren und dann locken kann. Sehr
                                                                                                erfolgreich ist das Locken mit der Ka-
                                                                                                ninchenklage, und zwar anders als
                                                                                                beim Fuchslocken mit langen und
                                                                                                vielen Lockserien.
                                                                                                Sie können die Kaninchenklage ruhig
                                                                                                über eine Minute lang erklingen las-
                                                                                                sen und die Serie gleich nach einer
                                                                                                Minute wiederholen. Der Fuchs steht
                                                                                                bei so einem Spektakel freilich selten
                                                                                                zu, aber der Marderhund scheint das
                                                                                                zu mögen.
                                                                                                Häufig kommt es vor, dass zwei –
                                                                                                Enoks leben monogam und sind oft
                                                                                                mit ihrem Partner unterwegs – oder
                                                                                                sogar mehr Tiere auf die Klagelau-
                                                                                                te zustehen. Oft gelingt es, eine Du-
                                                                                                blette zu erlegen. Nach dem ersten
                                                                                                Schuss sollte man daher sofort wie-
                                                                                                der zur Kaninchenklage greifen. Die
                                                                                                Chance, dass der andere Marderhund
     Marderhunde sind häufig zu zweit unterwegs. Deshalb lohnt es sich, auf den                 noch einmal nach seinem Artgenos-
     zweiten zu warten, wenn der erste erlegt wurde.   Foto: Film Studio Aves/stock.adobe.com   sen schaut, ist recht groß.
                                                                                                Aber Vorsicht ist geboten, denn der
                                                                                                Marderhund stellt sich manchmal tot.
                                                                                                Selbst nach einer halben Stunde, die
     Morgenstunden. Noch vor Sonnen-               Zeit, um sie abzupassen. Ideal ist,          er nach dem Schuss regungslos dort
     aufgang wechseln Marderhunde von              wenn man weiß, wo die Wechsel                verendet zu liegen scheint, kann es
     ihren nächtlichen Streifzügen zu-             dieser nachtaktiven Räuber sind, so-         vorkommen, dass er plötzlich hoch-
     rück zu ihrem Bau. Das ist die beste          dass man sich etwas abseits dieser           wird und das Weite sucht.            ♦

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        in Bayern
                    2-2022
Jahnke. Was sonst.

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REVIERPRAXIS
                                            n 2021
                        Forstliches Gutachte

                                 Am 24. November stellte Landwirtschaftsministerin Kaniber das
                                Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2021 vor.
                                     Wir haben die wichtigsten Inhalte für Sie zusammengefasst.

            Waldzustand
                                                bewertet
     D   as Forstliche Gutachten umfasst
         45 Seiten und stellt die Ergeb-
     nisse der Aufnahmen aus dem Früh-
                                                erreicht. Sie zeigt die positivste Ent-
                                                wicklung seit Aufnahmebeginn. Ihr
                                                Leittriebverbiss wurde seit 1991 um
                                                                                          verdoppelte sich der Anteil der Tan-
                                                                                          nenverjüngung im Bergwald in den
                                                                                          zwei höchsten Höhenstufen (s. Abb. 3).
     jahr dar. Das Gutachten gibt es seit 30    26,4 % verringert, sodass bei 89,3 %      Mehr als die Hälfte der bayerischen
     Jahren, und die Bemühungen von Jä-         der Tannenverjüngung kein frischer        Waldfläche liegt in privater Hand, ge-
     gern sowie Förstern zur Verbesserung       Leittriebverbiss vorkommt.                folgt von einem Drittel Staatswald.
     der Verjüngungssituation sind deut-        Auch beim Verbiss im oberen Drit-         Die restliche Fläche ist im Besitz von
     lich sichtbar. 1.413.783 Verjüngungs-      tel der Pflanzen zwischen 20 cm und        Körperschaften. Eine Aufschlüsse-
     pflanzen zwischen 20 cm und maxi-           maximaler Verbisshöhe hat sich die        lung nach Besitzarten zeigt, wo wald-
     maler Verbisshöhe waren 2021 ohne          Situation insgesamt verbessert. Hier      bauliche Verbesserungen nötig und
     Leittriebverbiss, was 87,6 % aller auf-    überwiegen die Rückgänge der Ver-         möglich sind. Am besten steht in
     genommenen Pflanzen entspricht.             bissprozente seit 2015 von Fichte (3,4    Bezug auf das Verbissprozent seit
     Der langjährige Trend hin zu mehr          %), Tanne (6,9 % ) und Eiche (1,3 %)      Aufzeichnungsbeginn der Staatswald
     Laubwald in der Verjüngung zwischen        gegenüber den Zunahmen der Ver-           dar. Der Anteil des Leittriebverbisses
     20 cm und maximaler Verbisshöhe hält       bissprozente von Kiefer (1,5 %), Buche    liegt beim Staatswald, bis auf einzel-
     an und liegt nun bei 51,9 %, bei Pflan-     (5,1 %) und Edellaubhölzern (2,2 %).      ne Ausnahmen, kontinuierlich unter
     zen unter 20 cm sogar bei 52,2 %. Auch                                               dem im Privat- und Körperschafts-
     die Baumartenzusammensetzung rei-                                                    wald, was nicht weiter verwunderlich
     chert sich mehr und mehr an. So stie-      Situation im Bergwald                     ist, da hier die Toleranz gegenüber
     gen die Anteile von Tanne, Buche und                                                 Wildeinflüssen am geringsten ist.
     Edellaubbäumen. Die Anteile von Fich-      Der Blick auf den gesondert betrach-      Bei der Auswertung der Leittriebver-
     te und Kiefer sanken (s. S. 30, Abb. 1).   teten Bergwald, dem durch seine           bissprozente ergeben sich ähnliche
                                                vielfältigen Schutz- und Regulie-         Werte für die Besitzarten Staatswald,
                                                rungsfunktionen eine besondere Auf-       Körperschaftswald und Privatwald.
     Leittriebverbiss                           merksamkeit entgegengebracht wird,        Die Verläufe variieren jedoch etwas.
     wenig verändert                            zeigt, dass sich der Anteil der Pflanzen   Das Verbissprozent sank um 1 bis
                                                mit frischem Leittriebverbiss seit gut    1,3 % für Fichte und stieg bei der Bu-
     In den letzten zehn Jahren hat sich        20 Jahren auf einem ähnlichen Niveau      che um 2,1 bis 4,2 % für alle Besitz-
     beim Leittriebverbiss nur wenig ver-       befindet. Nichtsdestotrotz steigen die     arten. Bei den anderen Baumarten
     ändert (s. Abb. 2). Am stärksten wer-      Anteile der Tanne auch in der Berg-       treten Abweichungen einer Besitz-
     den weiterhin die Leittriebe von           waldverjüngung im Hinblick auf die        art auf. Im Körperschaftswald steigt
     Eichen (24,9 %), dicht gefolgt von         Erfassung 2018 in den Höhenstufen         der Leittriebverbiss zu 2018 an der
     Edellaubhölzern (22,8 %) verbissen.        kleiner als 20, 50 bis 79,9 und 80 cm     Tanne leicht und sinkt bei der Kiefer.
     Mit einigem Abstand folgt die Buche        bis maximale Verbisshöhe. Nur in der      Hier haben Staats- und Privatwald
     (15,9 %), die damit erstmals stärker       Höhenstufe von 20 bis 49,9 cm ist ihr     eine entgegengesetzte Entwicklung.
     verbissen wurde als die Tanne (10,7        Anteil 2021 um 0,9 % zu 2018 gesun-       Bei den Eichen sinkt der Leittriebver-
     %), die einen historischen Tiefstwert      ken. Innerhalb der letzten zehn Jahre     biss im Privatwald und steigt bei den

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        in Bayern
                    2-2022
REVIERPRAXIS
                                                         n 2021
                                     Forstliches Gutachte
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                                                               in Bayern
                                                                           29
REVIERPRAXIS
                                            n 2021
                        Forstliches Gutachte

                                                     anderen Besitzarten. Bei den Edel-
                                                     laubbäumen verhält es sich wie bei
                                                     der Eiche, jedoch sinkt hier der Leit-
                                                     triebverbiss beim Staatswald.

                                                     Bewerten der Verbisssituation

                                                     Bei der abschließenden Bewertung
                                                     der Verbisssituation wurde die Hälfte
                                                     der Hegegemeinschaften als tragbar
                                                     (47 %) und günstig (3 %) eingestuft.
                                                     Die andere Hälfte bekam die Wer-
                                                     tung zu hoch (47 %) und deutlich zu
                                                     hoch (3 %). Zwar hat sich der Anteil
                                                     der Hegegemeinschaften mit deut-
                                                     lich zu hoher Verbissbelastung um
                                                     1 % zu 2018 verringert, der Anteil an
                                                     Hegegemeinschaften mit zu hoher
                                                     Verbissbelastung ist jedoch um 4 %
                                                     gestiegen.
                                                     Fast überall in Bayern herrscht zu ho-
                                                     her Verbissdruck. Ausnahmen sind
                                                     Großteile des Bayerischen Waldes und
                                                     der Fränkischen Schweiz, die Allgäuer
                                                     Alpen und der Großraum München
                                                     bis zum Chiemsee. 15 der 20 Hege-
                                                     gemeinschaften mit deutlich zu ho-
                                                     her Verbissbelastung liegen im Nor-
                                                     den Bayerns und dort hauptsächlich
                                                     an den Grenzen bzw. in Grenznähe zu
                                                     Thüringen, Hessen und Baden-Würt-
                                                     temberg. 42,5 % der Hegegemein-
                                                     schaften behielten ihre Verbissbelas-
                                                     tung in Hinblick auf das Gutachten von
                                                     2018 als günstig oder tragbar bei. Für
                                                     38,6 % blieb die Verbissbelastung zu
                                                     hoch oder deutlich zu hoch. Die rest-
                                                     lichen 18,9 % wechselten ihren Status.

                                                     Abschussempfehlung

                                                     Die im Rahmen des Forstlichen Gut-
                                                     achtens abgegebene Empfehlung
                                                     zum Abschuss setzt ihren Trend dahin
                                                     gehend fort, dass in mehr Hegege-
                                                     meinschaften (50 %) der Abschuss er-
                                                     höht werden soll. 2018 wurde dies bei
                                                     nur 47 % gefordert. Der Anteil davon
                                                     mit der Empfehlung zur deutlichen

30   JAGD
        in Bayern
                    2-2022
REVIERPRAXIS
                                                                                                      es G
                                                                                                          NL
                                                                                                          utachtenPURE
                                                                                                                   2021
                                                                                                 tlich
                                                                                           EINS MIT DER
                                                                                            Fors

                                                                      Anzeige
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                                                                                                 MORE

In den Forstlichen Gutachten wird die Verbissbelastung
regelmäßig erfasst.             Foto: Lubos Chlubny/stock.adobe.com

Erhöhung des Abschusses sank je-
doch im Vergleich zu 2018 (6 %) auf
4 %. Die andere Hälfte soll ihren Ab-
schuss beibehalten. Gut einem Drit-
tel der Hegegemeinschaften wurde
zudem wieder wie im Gutachten von
2018 empfohlen, den Abschuss bei-
zubehalten. Knapp ein Drittel erhielt
wie schon 2018 eine Erhöhung des
Abschusses als Empfehlung. Die rest-
lichen 34 % wechselten ihren Status.
Mit dem Forstlichen Gutachten 2021
bekommen sowohl Reviere einer ro-
ten Hegegemeinschaft, also deren
Verbissbelastung als zu hoch oder
deutlich zu hoch eingeschätzt wurde,
als auch Reviere, deren Hegegemein-
schaft von 2018 zu 2021 eine rote
Hegegemeinschaft wird, automatisch
eine revierweise Einschätzung und
Bewertung des Verbissdrucks. Die-
se wird nach Aussagen des Staats-
ministeriums für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten Anfang 2022
fertig, damit eine Berücksichtigung
bei der Erstellung des Abschussplans
möglich ist.                  C. Baucks ♦

                                                                                SEE THE UNSEEN
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