JAGD in Bayern - Bayerischer Jagdverband eV
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JAGD Angesprochen Liebe Jägerinnen und Jäger, mit Blick auf die mit Schrecken erwartete Veröffentlichung des forstlichen Gutachtens und unter dem Damokles- schwert der anstehenden Abschussverhandlungen stellt sich immer öfter die Frage: Ist die Jagd heute Dienstleis- tung oder noch Passion? Waidgerechte Jäger hängen unter dem stetig wachsenden Druck immer öfter die Büchse an den Nagel. Das ist bedenklich. Tatsächlich braucht es zur Jagdausübung unter dem Joch Lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen! Wir haben die knebelnder Pachtverträge, immens steigender Abschuss- Verantwortung für unserer Reviere und die Obhut des darin zahlen und ausufernder Wildschäden immer mehr Idealis- lebenden Wildes übernommen. Wir sind kein verlängerter mus, Zeit, Geld und Durchhaltevermögen. Und tatsächlich Arm der Grundbesitzer und Forstbehörden. Nein, wir sind sind wir mit den heutigen Anforderungen an die Jäger sehr ein starker, unverzichtbarer Partner. Wenn uns diese Wert- nahe dran an einem Dienstleistungsmodell. Nur, dass dabei schätzung entgegengebracht wird, suchen wir engagiert der Jäger als Dienstleister dafür auch noch tief in die Tasche nach gemeinsam vertretbaren Lösungen. greifen darf. Gehen Sie erhobenen Hauptes in die anstehenden Ab- Skurril, dass im Gegenzug Umweltverbände wie BUND und schussbesprechungen, nicht als demütiger Bittsteller und NABU bezweifeln, dass wir die Jagd überhaupt noch brau- Exekutivorgan. Zeigen Sie Engagement, aber fordern Sie chen, und – noch abstruser – dass Jäger sich tatsächlich genau das auch von der Gegenseite. Denn wir werden ge- wirksam für die Natur engagieren. Ihr Vorwurf: Sie küm- braucht. Und nur als starke Partner können wir uns den An- mern sich nur um das Wohl der Arten, die sie auch bejagen. forderungen des 21. Jahrhundert an die Jagd stellen. Malen wir uns doch mal aus, was passiert, wenn wir einfach in den Streik treten würden. Wer wird sich denn dann mit der Büchse um unser „armes Sorgenkind“, den Klimawald, kümmern? Ganz abgesehen von den Habitatsverbesserun- Ihre gen und dem Artenschutz durch Prädatorenmanagement, Seuchenprävention und Wildschadensverhütung? Wer hegt, füttert, baut Reviereinrichtungen, erlegt, verarbeitet und vermarktet dann rund 4,4 Mio. Stück Wild pro Jahr in Deutschland? Uns Jägerinnen und Jägern wird mangelnde Jagdpassion, Verfügbarkeit und Trophäenorientierung vor- geworfen. Dabei wird von uns immer mehr Unleistbares Isabel Koch gefordert und bei Nicht-Erfüllung mit Strafen belegt. Referat II – Kommunikation Der Bayerische Jagdverband – anerkannter Naturschutzverband 2-2022 JAGD in Bayern 3
8 Jagdpraxis Wildbiologie Enok nachstellen | 24 Neozoen | 8 Fotos: S. 8: Film Studio Aves/stock.adobe.com, S. 36: lichtreflexe/stock.adobe.com, S. 42: I. Koch, S. 44: R. Deyerl, Auf den Heimlichen Neubürger in Bayern Rabenvögel überlisten | 48 Kompaktes Wissen | 12 Elstern-Endspurt Neubürger im Kurzporträt Wildtiermonitoring Bayern | 16 44 Wo die Neuen stecken Krankheiten | 20 Erreger im Gepäck Geweihentwicklung | 38 Jährlich neu Titel: rudiernst/stock.adobe.com Jagdkultur Reinhard Deyerl | 44 Bayerisches Geweihdesign 4 JAGD in Bayern 2-2022
JAGD Inhalt Digitalisierung BJV-Apps | 52 BJV WildExperte und BJV Schießstandsuche Recht Wildunfall | 56 Wenn es im fremden Revier knallt 42 Rubriken Angesprochen | 3 Revierpraxis Jagd aktuell | 6 BJV Intern | Heftmitte Forstliches Gutachten 2021 | 28 Waldzustand bewerten BJV-Frischlinge | 50 Branchennews und Kleinanzeigen | 59 Kommentar | 32 Das sind wir Wald und Wild schuldig Impressum | 62 Schäden durch Nager | 34 Jagd-Kolumne | 66 Heimliche Knabberer Wildschäden | 36 Verbiss vermeiden Schalenwildmanagement | 42 Den Königen ganz nah Wildbret Rezepte zum Sammeln | 57 36 Bayerisches Surf & Turf 2-2022 JAGD in Bayern 5
JAGD aktuell Bedrohliche Winterjagd: Keine Schonzeit für Gämsen Durch den anhaltend hohen Jagddruck und den allgegenwärtigen Tourismus gibt es in den bayerischen Alpen nur noch sehr wenige, für das Gamswild ganzjährig gut geeignete und nutz- bare Rückzugsgebiete. Gleichzeitig zeigen Analysen der Deutschen Wild- tier Stiftung, dass das Durchschnitts- alter der erlegten Gämsen zum Bei- spiel im Landkreis Traunstein gerade einmal 2,5 Jahre beträgt. Wildbiolo- gisch richtig wäre etwa das Dreifache. Fast 40 Prozent der Stücke wurden in der gesetzlichen Schonzeit erlegt. „Die starke Nutzung junger und jüngster Altersklassen deutet klar darauf hin, dass die Gämsenpopulationen regio- nal bereits stark übernutzt und desta- bilisiert sind“, so Andreas Kinser. Mittlerweile stehen Gämsen auf der In den bayerischen Alpen haben Gämsen auf 26.000 Hektar keine Schonzeit. Foto: Andrea Izzotti/stock.adobe.com Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere Deutschlands. Ein Alarmsignal, das wir nicht ignorieren dürfen. Die Deutsche In der Winterzeit hat es vor allem Winterlebensräumen des Gams- Wildtier Stiftung fordert, Jagdschon- das Gamswild schwer und braucht wildes keine Schonzeit. Die Flächen gebiete in den bayerischen Alpen nach Ruhe. Deshalb endet die Jagdzeit werden damit zur Todesfalle für die Vorbild der europäischen Nachbarlän- auf Krickelwild eigentlich am 15. De- Gämsen. „Es gibt sogar sogenann- der auszuweisen, um die notwendi- zember. Doch fast in den gesamten te Wald-Wild-Schongebiete, die von gen Alters- und Sozialstrukturen der bayerischen Alpen gibt es unter dem Skifahrern oder Wanderern aus Rück- Gämsen wenigstens in kleinen Gebie- Argument der Schutzwaldsanie- sicht auf die Wildtiere gemieden ten wieder zu stabilisieren. Gegen die rung Gebiete, in denen Gämsen auf werden sollen, in denen aber ganz- Aufhebung der Schonzeit unterstützt einer Fläche von 26.000 Hektar kei- jährig gejagt werden darf“, kritisiert die Stiftung gleichzeitig einen Nor- ne Schonzeit haben. In den Chiem- Dr. Andreas Kinser, stellvertretender menkontrollantrag beim Bayerischen gauer Alpen gibt es zum Beispiel Leiter Natur- und Artenschutz der Verwaltungsgerichtshof. auf nahezu allen gut geeigneten Deutschen Wildtier Stiftung. Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung, C. Swoboda 40-jähriges JAGD-&-HUND-Jubiläum verschoben Die aktuellen Entwicklungen rund um Teilnehmern nicht nur eine bessere Der neue Termin die Corona-Pandemie machten eine Planungssicherheit, sondern ermög- steht bereits fest: sichere Planung der JAGD & HUND An- licht auch ein gebührendes 40. Jubi- Das 40-jährige fang Februar 2022 unmöglich. Da- läum der JAGD & HUND mit allen lang- Jubiläum der JAGD her entschieden sich die Veranstal- jährigen Partnern und Ausstellern aus & HUND findet ter der größten Jagdmesse Europas aller Welt, mit denen wir die Messe zu vom 7. bis 12. Juni für eine Verschiebung. „Nach einem dem gemacht haben, was sie heu- 2022 in der Mes- intensiven Austausch mit Partnern te ist: Europas größte Jagdmesse“, so se Dortmund statt. Bereits gekauf- und Ausstellern haben wir daher die Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin te Tickets behalten ihre Gültigkeit. Entscheidung getroffen, die Mes- der Westfalenhallen Unternehmens- Die Messe für Angelfischerei FISCH & se zu verschieben. Das bietet allen gruppe. ANGEL pausiert 2022. PM 6 JAGD in Bayern 2-2022
JAGD aktuell Niederwildstrecken gehen zurück In Bayern wurde im Jagdjahr 2020/21 weniger Niederwild gestreckt als noch im Vorjahr. So wurden 58.838 Wild- enten, 48.377 Hasen und 8.414 Fasane erlegt. Damit ist die Entenstrecke im Vergleich zum Vorjahr um 20,94 Pro- zent, die Hasenstrecke um 17,47 Pro- zent und die Fasanenstrecke sogar um 44,14 Prozent zurückgegangen. Auch in anderen Bundesländern, wie in Baden-Württemberg und Nordrhein- Westfalen, ist ein deutlicher Strecken- einbruch des Niederwildes festzu- stellen. Einen neuen Tiefstand erlebte auch Schleswig-Holstein. Dort wurden nur 16.442 Hasen erlegt, was einem Rückgang um fast die Hälfte zum Vorjahr entspricht. Dies ist aber nicht pauschal auf Habitatschwund zu- rückzuführen, sondern durch mehrere Faktoren beeinflusst. Die Strecken- zahlen des vergangenen Jagdjahres müssen auch unter dem Aspekt der Corona-Pandemie betrachtet wer- den. Denn aufgrund von Lockdowns und Restriktionen haben weniger Treibjagden stattgefunden. Die aktu- ellen Streckendetails des Jagdjahres 2020/21 sind je Wildart im Wildtier- Die Strecken bei Enten, Hasen und Fasanen sind in Bayern im Jagdjahr 2020/21 portal Bayern abrufbar. C. Swoboda zurückgegangen. Foto: C. Swoboda Anzeige Sicherheit zu En d e ge d a c h t Die Revolution in der Waffentechnik Verkauf nur an Erwerbsberechtigte Weltneuheit aus dem Hause Jakele Entdecken Sie alle Neuerungen auf www.jakele-j1.com Jakele Jagd + Natur GmbH & Co. KG Am Werkhaus 8 87480 Weitnau-Hofen T. +49 (0) 8375 2060 200 info@jakele.de www.jakele.de Jakele-Anzeige_J1_JiBayern_184x79mm_2021-11_V1.indd 1 07.12.2021 14:59:35 2-2022 JAGD in Bayern 7
WILDBIOLOGIE Neozoen Seit Jahrzehnten bekommt die bayerische Fauna Zuwachs aus anderen Teilen der Erde. Dr. Stefan Tewinkel gibt einen Überblick, welche Arten zugewandert, ausgewildert oder aus der Haltung entkommen sind. Neubürger in Bayern U nsere Tierwelt ist im steten Wan- del. Während Rebhuhn und Hase in vielen Gegenden verschwinden, in Deutschland. Heute ist der wei- ße Reiher flächendeckend zu finden. Trotzdem ist es aber bislang nur sehr tauchen neue Arten auf. Wer heute an vereinzelt zu Bruten in Deutschland einem bayerischen Gewässer steht, gekommen. trifft mit Silberreihern, Nilgänsen oder Nutria auf Arten, die in weiten Teilen Bayern bis vor wenigen Jahren Wenig neue Säuger der Kranich, der mittlerweile sogar in schlichtweg nicht vorkamen. Südbayern brütet, der Kormoran oder Einige dieser tierischen Neubürger Bei den Säugetieren gibt es nur we- auch der Seeadler, der nun wieder haben den Weg zu uns ohne fremde nige natürliche Neubürger. Ein mögli- in mehreren Gebieten Bayerns vor- Hilfe gefunden. In der Vogelwelt trifft cher Kandidat ist sicherlich der Gold- kommt. Insgesamt scheinen übrigens dies auf die Türkentaube zu. Sie ist schakal, ein Hundeartiger, der sich große Vögel eher von Naturschutz- etwa um die Mitte des 20. Jahrhun- über Ungarn und Österreich langsam bemühungen zu profitieren als die derts erstmals bei uns aufgetaucht aber sicher Bayern nähert. Einzel- kleinen. Unter den Säugetieren ist der und hat innerhalb weniger Jahre alle ne Nachweise gibt es bereits bei uns, Wolf das wohl bekannteste Beispiel. Regionen Bayerns besiedelt. Heute ist etabliert ist die Art aber noch nicht. Auch einzelne Elche wandern gele- diese mittelgroße Taube als Brutvogel Einige natürliche Zuwanderer wa- gentlich aus Polen oder Tschechien fest etabliert. Auch der Silberreiher ren früher bei uns heimisch und sind zu uns ein, und bekanntermaßen hat selbstständig den Weg zu uns ge- nun zurückgekehrt, meist weil sie ihr haben auch schon Braunbären den funden. Bis in die 1990er-Jahre war Verbreitungsgebiet wieder deutlich Weg zu uns gefunden. Die Ansied- er eine ausgesprochene Seltenheit ausweiten konnten. Hierzu zählen lung einer stabilen Population ist 8 JAGD in Bayern 2-2022
Foto: Film Studio Aves/stock.adobe.com bei diesen Großsäugern allerdings in Kanadische angesiedelt. Um hier eine um Tierarten, die seit der Entdeckung naher Zukunft nicht zu erwarten. weitere Faunenverfälschung zu ver- Amerikas durch Kolumbus im Jahr hindern, ist es in Deutschland nun 1492 eingebürgert wurden. Zu diesen gemäß der Bundesartenschutzver- „gebietsfremden Arten“ werden da- Fehler beim ordnung verboten, Kanadische Biber her meist auch Muffel- und Damwild, Wiedereinbürgern „anzubieten, zur Abgabe vorrätig zu manchmal sogar Fasan und Wild- halten, feilzuhalten oder an andere kaninchen gezählt, Arten, die seiner- Weitere Rückkehrer sind Wander- abzugeben“. Auch die Zucht ist ver- zeit hauptsächlich aus jagdlichen falke, Luchs, Biber und Fischotter, boten. Beim Wanderfalken wurden Gründen eingeführt wurden. hier spielen allerdings auch Wieder- teilweise gebietsfremde Unterarten einbürgerungen eine wesentliche ausgewildert. Sehr viel häufiger denkt Rolle. Zumindest beim Wanderfal- man bei Neubürgern an die Arten, die Frühere Aussetzungsprojekte ken und beim Biber lief hierbei nicht nur mit Hilfe des Menschen zu uns immer alles glatt. So wurden neben gekommen sind. Definitionsgemäß In neuerer Zeit ist eine gezielte Ein- Europäischen Bibern teilweise auch handelt es sich bei diesen Neozoen führung von Neozoen die Ausnahme. 2-2022 JAGD in Bayern 9
Silberreiher haben eine ausgeprägte Neigung zu wandern. Foto: Dr. S. Tewinkel Waschbären wurden als Pelzlieferanten nach Deutschland eingeführt. Foto: chrisroosfotografie/stock.adobe.com Minks verdrängen den heimischen Europäischen Nerz. Foto: hkuchera/stock.adobe.com Gefangenschaftsflüchtlinge. Jagdlich Viele andere Neozoen, wie etwa Rost- relevant sind vor allem Marderhund und Nilgans, aber auch die in einigen und Mink, letzterer auch als Ameri- Gegenden nicht seltene Mandarinente kanischer Nerz bekannt. Beide gelten sind auf Vögel zurückzuführen, die Eines der letzten Beispiele ist ver- als erhebliche Gefahr für unser Nie- aus Vogelhaltungen entkommen sind. mutlich der Waschbär. Die hiesige derwild. Weitere Pelztiere, die sich bei Besonders auffällig sind hierbei die im Population ist wohl hauptsächlich auf uns etabliert haben, sind die Nutria Rhein-Main-Gebiet mittlerweile weit das Aussetzen weniger Tiere in den und die Bisamratte. verbreiteten Halsbandsittiche, eine 1930er-Jahren am hessischen Eder- grüne Papageienart, die in Baum- see zurückzuführen. höhlen brütet und lärmend durch die Ein Grund für das Aussetzungsprojekt Neue Vogelarten dortigen Wohngebiete fliegt. soll die Entwicklung in der Pelzwirt- schaft gewesen sein. Die zum Schutz Bei der Vogelwelt spielen gezielte der frei lebenden Pelztierpopulatio- Ansiedlungen eine eher untergeord- Lästig und bedrohlich nen errichteten Farmen lieferten nicht nete Rolle. Der Versuch, Truthühner die gewünschte Pelzqualität, also ent- oder Moorschneehühner in Deutsch- Viele der eingebürgerten Arten wer- schied man sich, die wild lebenden land zu etablieren, ist weitgehend den durchaus als lästig oder bedroh- Pelztiere weiter zu verbreiten. misslungen. Allenfalls bei der Kana- lich wahrgenommen, sei es weil sie Der Pelzindustrie haben wir in dagans ist die gegenwärtige Popula- Schäden in der Landwirtschaft an- Deutschland noch weitere Neozo- tion wohl zumindest teilweise auf er- richten, als Ruhestörer auftreten oder en zu verdanken, sei es durch be- folgreiche Aussetzungsmaßnahmen die einheimische Fauna und Flora wusstes Aussetzen oder auch durch zurückzuführen. gefährden. Einige Ökologen sehen 10 JAGD in Bayern 2-2022
WILDBIOLOGIE Neozoen auch die Gefahr einer Verarmung der weil sie weniger schädlich ist, son- globalen Vielfalt, weil irgendwann dern weil die Art aufgrund ihres na- Dr. Stefan überall nur noch dieselben Tier- oder türlichen Vorkommens im Südosten Tewinkel Pflanzenarten vorkommen. Europas dann doch keine gebiets- fremde Art für die EU ist. Das Fehlen ist mit der Jagd des Minks auf der Liste hat dagegen seit frühester Gesetzlich geregelt vermutlich wirtschaftliche Interessen. Kindheit ver- Diese Nerzart ist schließlich der be- traut. Das Spe- Aus diesem Grund gibt es seit 2014 liebteste Pelzlieferant. Eine Haltung zialgebiet des pas- die „Verordnung (EU) 1143/2014 des in Pelztierfarmen wäre aber nach sionierten Jägers ist europäischen Parlaments und des Aufnahme auf die Unionsliste nicht die Ornithologie. Rates vom 22. Oktober 2014 über die mehr möglich. Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasi- ver gebietsfremder Arten“. Als invasiv Strategien erforderlich gilt demnach eine „gebietsfremde vorhanden sein. Dabei kommt nicht Art, deren Einbringung oder Ausbrei- Neben dem Haltungsverbot führt die selten die Jagd zum Zuge. tung die Biodiversität und die damit Aufnahme in die Unionsliste auch zu Besonders erfolgreich ist man in verbundenen Ökosystemdienstleis- einem generellen Verbot des Inver- Deutschland bei diesen Manage- tungen gefährdet oder nachteilig kehrbringens. Darüber hinaus müssen mentstrategien allerdings nicht. Die beeinflusst.“ Mit der zuletzt im Jahr Managementstrategien entwickelt Nilgans nimmt in ihrem Bestand eher 2019 erfolgten Erweiterung umfasst werden. In der frühen Phase der In- zu. Auch bei den invasiven Säugetie- die sogenannte Unionsliste momen- vasion müssen die Individuen sofort, ren ist keine wesentliche Trendwende tan 35 Pflanzen- und 31 Tierarten von vollständig und dauerhaft beseitigt zu erkennen. Vielleicht sollten wir uns EU-weiter Bedeutung. Bei den Tieren werden. Bei den bereits weit verbrei- ein Beispiel an Großbritannien neh- sind neben Vögeln und Säugetieren teten Arten, wie Nutria, Bisam, Wasch- men: Dort ist es gelungen, die eben- auch Fische und Wirbellose aufge- bär, Marderhund und Nilgans, müs- falls invasive, aus Amerika stam- führt. Die ähnlich häufig wie die Nil- sen innerhalb von 18 Monaten nach mende Schwarzkopf-Ruderente in- auftretende Rostgans findet sich üb- deren Aufnahme in die Unionsliste nerhalb weniger Jahre nahezu voll- rigens nicht auf der Unionsliste, nicht wirksame Managementmaßnahmen ständig wieder auszurotten. ♦ Anzeige Warme Bekleidung für Ansitz und Drückjagd Original Hu ertus Iceland Jagdjacke nur 325 € JETZT STARK Iceland Jagdhose nur 265 € REDUZIERT! sen Sie Ihren Onlinera att jet t is um 2 2 2 22 ein 20% auf alle Winterartikel WIN NTER-20 Aktion gilt is 2 2 2 22 Ausgenommen ereits redu ierte are a en eer shop Seit 1969 das Haus für Jagd & a en eer OH ඣ Fürstenstraße 6 ඣ 87439 Kempten Online auf Tracht in Kempten im Allgäu ጴ0831 52274-0 ඣ n a en- eer e ඣ a en eer de die irsch
WILDBIOLOGIE Kompaktes Wissen Neubürger im Kurzporträt Was wir Jäger über die Neozoen in unseren Revieren wissen sollten, hat Dr. Stefan Tewinkel in Steckbriefen zusammengefasst. Waschbär (Procyon lotor) Merkmale: Kleinbär, Länge: ca. 90 cm, Gewicht: ca. 6 kg Nahrungswahl: Allesfresser (etwa zu gleichen Teilen Pflanzen, Wirbeltiere und Wirbellose) Ursprüngliche Verbreitung: Nordamerika Vorkommen in Deutschland: vermutlich seit den 1930er-Jahren aufgrund von Auswilderungen und entflohenen Tieren aus Pelzfarmen Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2016 Gefährdungspotenzial: Prädation auf Eier und Jungvögel von Bodenbrütern, Fische, Reptilien (z. B. Ringelnat- ter, Europäische Sumpfschildkröte) und Amphibien (z. B. gefährdeter Moorfrosch, Gelb- bauchunke); verursacht wirtschaftliche Schäden an Gebäuden und in der Landwirtschaft Gefahrenabwehr: ganzjährige Jagdzeit, Abschuss, Fallenjagd, Sicherung gefährdeter Bereiche (z. B. durch Zäune) 12 JAGD in Bayern 2-2022
WILDBIOLOGIE Kompaktes Wissen Goldschakal (Canis aureus) Duben/stock.adobe.com, Budimir Jevtic/stock.adobe.com, Pfeile: drawlab/stock.adobe.com Fotos: (v. l. n. r.): hkuchera/stock.adobe.com, meandering emu/stock.adobe.com, Stanislav Merkmale: Hundeartiger, Länge: ca. 110 cm, Ge- wicht: ca. 9 kg Nahrungswahl: Fleischfresser ähnlich dem Fuchs, frisst auch menschliche Abfälle Ursprüngliche Verbreitung: Südosteuropa, Vorderasien, Nordafrika Vorkommen in Deutschland: natürliche Einwanderung einzelner Tiere, allerdings noch nicht etabliert Invasive Art nach Unionsliste: nein, auch nicht zu erwarten, da natürlicher Einwanderer Gefährdungspotenzial: ähnlich dem Fuchs, Prädation auf Niederwild und Bodenbrüter Gefahrenabwehr: entfällt bislang Marderhund/Enok (Nyctereutes procyonoides) Merkmale: Hundeartiger, Länge: ca. 80 cm, Gewicht: ca. 7 kg Nahrungswahl: Allesfresser (ähnlich dem Waschbären), nimmt auch Aas auf Ursprüngliche Verbreitung: Ostasien Vorkommen in Deutschland: seit 1960, aus Osteuropa eingewandert, wurde dort seit dem 19. Jahrhundert aus- gewildert Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2019 Gefährdungspotenzial: Prädation auf Eier und Jungvögel von Bodenbrütern, Reptilien (Europäische Sumpfschildkröte) und Amphibien; ver- ursacht wirtschaftliche Schäden in der Landwirtschaft Gefahrenabwehr: ganzjährige Jagdzeit, Sicherung gefähr- deter Bereiche (z. B. durch Zäune) Mink oder Amerikanischer Nerz (Neogale vision) Merkmale: Marder, Länge: ca. 70 cm, Gewicht: ca. 1,5 kg Nahrungswahl: Fleischfresser, z. B. Kleinsäuger, Vögel, Amphibien, Fische, Krebse Ursprüngliche Verbreitung: Nordamerika Vorkommen in Deutschland: entkommene und freigelassene Tiere aus Nerzfarmen (z. B. von Tierschützern) Invasive Art nach Unionsliste: nein, Stand 2021 Gefährdungspotenzial: verdrängt den Europäischen Nerz, Prädation von Fischen, Amphibien, Kleinsäugern, Vögeln und Wirbellosen Gefahrenabwehr: Bejagung aus Gründen des Jagdschutzes ist möglich. Allerdings gibt es keine gezielten Maßnahmen, da der Nerz nicht Bestandteil der Unionsliste ist. 2-2022 JAGD in Bayern 13
WILDBIOLOGIE Kompaktes Wissen Nutria (Myocastor coypus) Merkmale: Nager, Länge: ca. 90 cm, Gewicht: ca. 8 kg Nahrungswahl: nahezu ausschließlich Pflanzenfresser, selten Wirbellose Ursprüngliche Verbreitung: Südamerika Vorkommen in Deutschland: aus Pelzfarmen, teilweise gezielt bei Aufgabe der Farmen, um sich der Tiere zu entledigen; in Frankreich frei- gesetzt, um Pflanzen an Fischteichen zurückzudrängen Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2016 Gefährdungspotenzial: starke Fraßschäden an Unterwasser- und Ufervegetation, Prädation von Muscheln, Wühltätigkeit im Uferbereich Gefahrenabwehr: ganzjährige Jagdzeit Sonstiges: Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Biber. Vor dem Verzehr ist eine Trichinenuntersuchung erforderlich. Dr. S. Tewinkel, links unten: kazakovmaksim/stock.adobe.com, rechts oben: Dr. S. Tewinkel, Pfeile: drawlab/stock.adobe.com Bisam (Ondatra zibethicus) Merkmale: Nager, Länge: ca. 55 cm, Gewicht: ca. 1,5 kg Fotos: links oben: Dr. S. Tewinkel, links Mitte: Nahrungswahl: hauptsächlich Pflanzenfresser, selten Wirbellose, Amphibien, Fische Ursprüngliche Verbreitung: Nordamerika Vorkommen in Deutschland: seit Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund von Auswilderungen im heuti- gen Tschechien, teilweise aus Pelzfarmen entkommen Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2017 Gefährdungspotenzial: starke Fraßschäden an Unterwasser- und Ufervegetation, Prädation von Muscheln und Krebsen, verursacht Uferschäden durch Wühlen Gefahrenabwehr: durch haupt- und ehrenamtliche Bisamjäger, ganzjährige Schusszeit Sonstiges: Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem Biber. Vor dem Verzehr ist eine Trichinenuntersuchung erforderlich. 14 JAGD in Bayern 2-2022
Nilgans (Alopochen aegyptiaca) Merkmale: Gänsevogel, Länge: ca. 70 cm, Gewicht: ca. 2,5 kg Nahrungswahl: hauptsächlich Pflanzenfresser, Triebe, Getreide und Samen Ursprüngliche Verbreitung: Afrika Vorkommen in Deutschland: Gefangenschaftsflüchlinge in den Nie- derlanden führten zur Einwanderung nach Deutschland. Erstbrut in Deutschland in den 1980er-Jahren Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2017 Gefährdungspotenzial: Konkurrenz um Nistplätze und Reviere an Gewässern Gefahrenabwehr: Jagdzeit vom 1. August bis 15. Januar, Fütterungsverbote, Anstechen oder Austausch von Eiern (Ausnahmegenehmigung erforderlich) Schwarzkopf-Ruderente (Oxyura jamaicensis) Merkmale: kleiner Entenvogel, Länge: ca. 40 cm, Gewicht: ca. 0,5 kg Nahrungswahl: Wasserpflanzen, Wirbellose Ursprüngliche Verbreitung: Nordamerika Vorkommen in Deutschland: 1948 in Großbritannien angesiedelt, bisher nur wenige Nachweise in Deutsch- land, zum Beispiel Ismaninger Speichersee bei München, Niederbayern Invasive Art nach Unionsliste: ja, seit 2016 Gefährdungspotenzial: Hybridisiert fruchtbar mit der stark gefährdeten Weißkopf-Ruderente (Oxyura leucocephala), Ressourcenkonkurrenz mit anderen Wasservögeln Gefahrenabwehr: in Bayern keine Jagdzeit, in Großbritannien erfolgreiche Ausrottungskampagne seit 2000, dort jetzt nahezu verschwunden Dr. S. Tewinkel ♦ Anzeige 16.–19.02.2023 MESSEZENTRUM SALZBURG JETZT TERMIN VORMERKEN! EINE VERANSTALTUNG VON: MIT SONDERSCHAU: 2-2022 JAGD in Bayern 15
Wo sich Neozoen im Freistaat angesiedelt haben, verraten die von Jägern gesammelten Daten. Regina Gerecht erläutert die Verbreitung anhand der daraus entstandenen Karten. Wo die Neuen D as Wildtiermonitoring Bayern des BJV verfolgt methodisch unterschiedliche Arbeitsansätze. So lassen sich großflächig Daten auf Bundeslandebene erheben. Einer davon ist die Flächendeckende Er- stecken fassung. Sie gibt Auskunft darüber, ob eine Tierart in einem Gebiet gemeldet wurde und somit dort vor- kommt. Dafür beteiligen sich viele Jägerinnen und Jäger aus zahlreichen Revieren, um das Vorkommen von Wildtieren in einem 3-Jahres-Turnus zu erfas- sen - im Idealfall flächendeckend. Die Ergebnisse aller Monitorings stehen Ihnen kartografisch und visuell aufbereitet auf unserer Homepage bereit: https://www.jagd-bayern.de/mitmachen/ wildtiermonitoring/wildtiermonitoring-buchband/ R. Gerecht ♦ Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Waschbär-Vorkommen Der Waschbär ist mittlerweile flächendeckend im ! Erfurt nördlichen Bayern anzutreffen. Die Meldungen Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband im südlichen Landesteil sind dagegen eher lückig. Dies korreliert auch mit der Jagdstrecke: Dort wo häufiger Waschbären gesichtet und gemeldet wurden, Prag ! ! Bayreuth ist tendenziell auch eine höhere Strecke zu verzeichnen. Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Foto: Beth Baisch/stock.adobe.com Landshut ! Augsburg ! München ! Salzburg ! Vaduz ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Waschbär 2016 und 2019 2019 ³ 2016 kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA 16 JAGD in Bayern 2-2022
WILDBIOLOGIE ayern Wildtiermonitoring B Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Marderhund-Vorkommen Die Verbreitung des Marderhundes in Bayern ist bisher Erfurt ! noch recht lückig. Die Karte der Flächendeckenden Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband Erfassung weist auf eine erhöhte Meldedichte im Nord- osten des Landes und somit auf ein erhöhtes Vorkommen hin. Trotzdem die Strecke des Marderhundes stetig steigt, ! Prag Bayreuth beträgt sie einen Bruchteil dessen, was in anderen deutschen Würzburg ! ! Pilsen ! Bundesländern, vor allem Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erlegt wird. ! Ansbach Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg ! München ! Foto: Sergey Ryzhkov/stock.adobe.com Salzburg ! Vaduz ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Marderhund 2016 und 2019 2019 ³ 2016 kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Goldschakal-Vorkommen Der Goldschakal wird bisher in Bayern nur recht selten ! Erfurt gesichtet und gemeldet. Allerdings haben sich die Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband Meldungen 2019 im Vergleich zu den Vorjahren gehäuft. Prag ! Bayreuth ! Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg ! München ! Salzburg ! Foto: HPE/stock.adobe.com Vaduz ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Goldschakal 2019 2017 ³ 2013 kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA 2-2022 JAGD in Bayern 17
Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Nutria-Vorkommen Erfurt Die Karte der Flächendeckenden Erfassung zeigt eine ! nur lückenhafte Verbreitung der Nutria in Bayern. Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband Das hiesige Vorkommen geht auf aus Pelztierfarmen entlaufene Individuen zurück. Prag ! Bayreuth ! Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg ! München ! Salzburg ! Foto: tmartinek/stock.adobe.com Vaduz ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Nutria 2016 und 2019 2019 ³ 2016 kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Mink-Vorkommen Der Mink ist in ganz Bayern sehr lückenhaft verbreitet. Allerdings weist die Flächendeckende Erfassung von ! Erfurt Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband 2019 auf eine hohe Meldedichte und somit ein höheres Vorkommen in der Oberpfalz hin. Prag ! Bayreuth ! Würzburg ! Pilsen ! Ansbach ! Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! Stuttgart ! Landshut ! Augsburg ! München ! Salzburg ! Foto: imaton/stock.adobe.com Vaduz ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Mink 2016 und 2019 2019 ³ 2016 kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA 18 JAGD in Bayern 2-2022
WILDBIOLOGIE ayern Wildtiermonitoring B Flächendeckende Erfassung 2019 Flächendeckende Erfassung 2019 Gemeldete Nilgans-Vorkommen Gemeldete Rostgans-Vorkommen Erfurt Erfurt ! ! Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband Bearbeitung: Regina Gerecht, Bayerischer Jagdverband Prag Prag ! ! Bayreuth Bayreuth ! ! Würzburg Würzburg ! Pilsen ! Pilsen ! ! Ansbach Ansbach ! ! Regensburg Regensburg Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 Kartengrundlagen: Esri; Tschechien: OpenStreetMap, ODbL 1.0 ! ! Stuttgart Stuttgart ! ! Landshut Landshut ! ! Augsburg Augsburg ! ! München München ! ! Salzburg Salzburg ! ! Vaduz Vaduz ! ! Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Datenquelle: Bayerischer Jagdverband Nilgans Rostgans 2016 und 2019 2016 und 2019 2019 2019 ³ ³ 2016 2016 kein Nachweis kein Nachweis keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km keine Angabe 0 12,5 25 50 75 100 km Sources: Esri, USGS, NOAA Sources: Esri, USGS, NOAA Die Nilgans kommt mittlerweile in ganz Bayern vor. Die In Bayern konzentriert sich das Hauptverbreitungsge- Karte der Flächendeckenden Erfassung 2019 zeigt je- biet der Rostgans auf das nördliche Schwaben und das doch eine höhere Meldehäufigkeit in Nordwest-Bayern. südliche Mittelfranken. Anzeige 6XEDUX;96RQGHUPRGHOOÄ:DLGPDQQ³ %RGHQIUHLKHLW 1.6 i Benzin N: (114 PS), Neuwagen PP ,1./86,9( Permanenter Allradantrieb (Symmetrical AWD), Lineartronic (stufenlose Automatik), X-Mode Allrad-Assistenzsystem, 17“ LM-Felgen, Sitzheizung vorn, Klimaautom. u.v.m. +DXVSUHLV 19.990¼ 723$1*(%27IU-lJHUGHV/-9DOV(;1(5:$,'0$11621'(502'(//]]JO $QKlQJHUNXSSOXQJ*XPPLPDWWHQYRUQXQGKLQWHQ6WRIlQJHUVFKXW]OHLVWHDXV.XQVWVWRႇ Laderaumschalenmatte u.v.m. QXU 20.990¼,KU3UHLVYRUWHLO EHLP6RQGHUPRGHOOÄ:DLGPDQQ³4.580 ¼ *5 Jahre Vollgarantie des Herstellers/Importeurs bis 160.000 km. 1) Preisvorteil gegenüber der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers/Importeurs für ein vergleichbar ausgestattetes Fahrzeug. Nur gültig bei Mitgliedern des /-9)DKU]HXJDEELOGXQJHQ]HLJHQDXISUHLVSÀLFKWLJH6RQGHUDXVVWDWWXQJ .UDIWVWRႇYHUEUDXFK ONP LQQHURUWVDXHURUWVNRPE&2(PLVVLRQ JNP NRPE(ႈ ]LHQ]NODVVH' Ihr Ansprechpartner: Herr Jörg Ritter · E-Mail: joerg.ritter@automobile-exner.de 0HKUPDUNHQ]HQWUXPā+DQV%|FNOHU6WUDHā+RIā7HO Unternehmenssitz: Automobile Exner GmbH & Co. KG · Wunsiedler Str. 2 · 95032 Hof
WILDBIOLOGIE Krankheiten Foto: Ty/stock.adobe.com W aschbär, Marderhund, Grauhörnchen und viele an- dere fremde Tierarten gehören eigentlich nicht in unsere Reviere. Dennoch sind sie mehr oder weniger weit verbreitet. Neubürger, wie Neozoen auch genannt werden, können die Artenviel- Erreger falt bereichern, aber auch eine Bedrohung für unsere angestammte Flora und Fauna sein. In bereits durch den Menschen be- einträchtigten Lebensräumen verdrängen im Gepäck sie nicht nur einheimische Arten durch Nahrungskonkurrenz oder als Fressfeinde. Mit den tierischen Einwanderern kommen bekannte, aber auch exotische Erreger zu uns und werden unter Umständen eben- falls heimisch. Sie können auch uns Men- schen direkt oder indirekt schädigen. Dabei ist ihr Einfluss von der geographischen Verbreitung abhängig und natür- lich davon, wie häufig die Wirtstiere vorkommen. 20 JAGD in Bayern 2-2022
WILDBIOLOGIE Krankheiten Manche neuen Arten werden den heimischen nicht nur als Nahrungskonkurrenten oder Fressfeinde gefährlich. Einige tragen Erreger mit sich, die sogar uns Menschen infizieren können. Entwicklung findet dann in Zwischenwirten wie Süßwas- serschnecken und Fröschen statt. Ein Larvenstadium, der Dunker´sche-Muskelegel, wird manchmal im Wildbret von Wildschweinen nachgewiesen. Der Mensch kann sich über den Verzehr rohen Schwarzwildbrets und der daraus her- gestellten Produkte infizieren. Beim Fuchs und auch beim Marderhund wurde zudem der Blutparasit Babesia microti nachgewiesen. Nagetiere gel- ten als Reservoirtiere, Zecken als Überträger. Der Mensch kann sich über Letztere mit diesem Erreger infizieren und an einer Babesiose erkranken. Nachdem der Marderhund heutzutage noch in Asien in Massen als Pelztier in Farmen gezüchtet wird, ist auf ihn der Verdacht gelenkt worden, als Reservoir für das neuartige, weltbeherrschende Coronavi- rus Sars-CoV-2 zu dienen. Forscher der Goethe-Universität Frankfurt, Abteilung Integrative Parasitologie und Zoo- physiologie, haben zusammen mit Wissenschaftlern vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik in diesem Jahr die genetische Grundlage identifiziert, dass sich Marderhunde mit diesem Coronavirus infizieren und es auch übertragen können, und zwar mit höherer Wahr- scheinlichkeit als andere Hundeartige oder Fledermäuse. Zu den sich in Europa ausbreitenden Arten zählen die als invasiv geltenden Raubsäuger Waschbär, Marderhund, Amerikanischer Nerz oder Mink sowie der zunehmend Würmer im Kleinbären in Deutschland gesichtete Goldschakal. Durch ihr breites Nahrungsspektrum und ihre hohe Anpassungsfähigkeit Ein mit dem Waschbären eingeschlepp- können diese Tiere viele natürliche Lebensräume besie- ter Erreger ist der Waschbärspul- deln. Ihr Vordringen in städtische Gebiete kann die Über- wurm. Er ist auch auf den Menschen Waschbär- spulwürmer tragung von Krankheitserregern auf Menschen und Heim- übertragbar (Zoonose). Seine Eier Foto: US gov/ bzw. Haustiere begünstigen. werden über den Kot der Tiere wikimedia.org verbreitet. Das ist insbesondere in Städten, in denen Waschbären Parasiten-Überträger Nahrungsquellen, Quartiere und stille Örtchen nutzen, eine poten- Neben dem Rotfuchs gilt der verwandte Marderhund als zielle Gefahr für den Menschen. Um Überträger von Parasiten wie Fuchsbandwurm oder Tri- die 200 Waschbärspulwürmer kön- chinen. Außerdem ist er ein klassischer Endwirt für den nen den Darm ihres Wirtes besiedeln, Saugwurm Alaria alata, der sich in seinem Darm vermehrt ohne dass dieser Krankheitssymptome auf- und die Eier mit dem Kot in die Umwelt abgibt. Die weitere weist. Allerdings werden täglich Millionen Spulwurmeier 2-2022 JAGD in Bayern 21
WILDBIOLOGIE Krankheiten der Goldschakal beherbergt Erreger. Einige von ihnen, wie Hundeband- wurm, -spulwurm oder Trichinen, sind auch für den Menschen gefähr- lich. Goldschakale sind zudem an- fällig für Tollwut, Staupe und Lepto- spirose. Auch können sie ähnlich wie andere Hundeartige an Räude leiden und die gefürchtete Räudemilbe verbreiten. Nähe zum Menschen Viele der bei den Fleischfressern (Carnivoren) vorkommen- den Parasitenstadien und Krankheitserreger können auch den Menschen in- fizieren. Während noch vor einigen Jahrzehnten ein höheres Risiko für im Der Goldschakal kann unter anderem Parasiten übertragen, darunter die Räudemilbe (r.). Wald arbeitende Perso- Fotos: ondrejprosicky/stock.adobe.com, Joel Mills/wikimedia.org nen bestand, so sind heute die Freizeitaktivitäten des Menschen der Grund für die zunehmende Gefährdung einer breiteren Bevölkerung. Nachdem ausgeschieden. Sie sind besonders widerstandsfähig ge- nicht nur der Fuchs die Nähe des Menschen wenig scheut, genüber Umwelteinflüssen. kann die Übertragung von Krankheitserregern auch von Die Infektionsgefahr geht allerdings nicht von den Eiern, anderen Tierarten im urbanen Raum erfolgen, dabei müs- sondern von den sich darin binnen weniger Wochen ent- sen unsere Haushunde oder -katzen noch nicht einmal als wickelnden Larven aus. Nach Aufnahme der Eier durch Zwischenglied fungieren. Zwischenwirte, wie Nagetiere und Vögel, schlüpfen die Auch wenn die einst gefürchtete Tollwut in unseren Breiten infektiösen Zwischenformen und besiedeln die Organe äußerst selten geworden ist, sollten neben einheimischen ihres neuen Wirtes, wobei sie ihn zum Teil schwer schädi- Wildtieren vor allem auch die Neozoen auf ihr Spektrum gen. Der Entwicklungszyklus endet mit dem Fressen der an übertragbaren Erregern hin untersucht werden. Um infizierten Zwischenwirte durch einen Waschbären. Die mögliche Auswirkungen der Neozoen auf die Biodiversität Larven gelangen in seinen Darm. Nur dort können sie sich abschätzen und ihr Zoonosepotenzial einschätzen zu zum geschlechtsreifen Parasiten entwickeln. Der Mensch können, wird weltweit geforscht. ♦ ist in dem beschriebenen Kreislauf ein klassischer Fehlwirt. Das Risiko schwerer Infektionen ist allerdings Dr. Claudia Gangl äußerst gering. Der Waschbär gilt außerdem als Reservoirwirt für Toll- ist BJV-Fachreferentin für Wildbiologie, Wildtier- wut- und Staupeviren und für das gesundheit und Tierschutz. Die Diplom-Biologin West-Nil-Virus. vertritt den Verband in diesen Themenbereichen Der Mink, eine weltweit verbreite- nach innen und außen und steht den BJV-Mitglie- te gebietsfremde Marderart, gilt dern bei Fragen zu Wildkrankheiten, Tierschutz als Überträger einer Vielzahl von und Wildbrethygiene sowie -vermarktung mit Rat Zoonoseerregern, u. a. Leptospiren, und Tat zur Seite. Trichinen und Toxoplasmen. Auch 22 JAGD in Bayern 2-2022
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JAGDPRAXIS Enok nachstellen Der scheue Marderhund wird meist als Beifang beim Nachtansitz erlegt. Sie können ihn aber auch erfolgreich aktiv bejagen. Auf den Heimlichen D er Marderhund, auch Enok ge- nannt, ist wohl einer der bekann- testen und zugleich unbekanntesten Marderhund in Deutschland meist als Beifang erlegt wird, gibt es natürlich noch die Fallen-, Bau- und sogar die Neubürger in Deutschland. Bekannt, Lockjagd. weil jeder schon mal seinen Namen gehört hat und weiß, wie er aussieht, unbekannt, weil man ihm tagsüber Baujagd nur selten im Revier begegnet und ihn nur wenige Jäger gezielt bejagen. Der Marderhund steckt häufig im Bau. ernste Gefahr für die Gesundheit des Sehr heimlich hat er seinen Weg von Die Baujagd auf den Enok ist aller- Hundes. In vielen Fällen kann der der Ukraine aus, wo er aus Pelzfarmen dings mit viel Schaufeln und Graben Marderhund einfach im Genick ge- in die Freiheit entlassen wurde, in den verbunden, denn er springt in der Re- griffen und aus dem Kessel geholt 1960er-Jahren zu uns gefunden. Da- gel nicht. Er erscheint mitunter an der werden. Kunstbaue sind bei dieser mals standen selbst Jäger ratlos da, Röhrenausfahrt, wechselt dann aber Jagdart natürlich viel komfortabler als wenn sie zu einem Wildunfall mit fast immer in den Bau zurück. Ein Naturbaue. einem Marderhund gerufen wurden. wildscharfer Hund drängt den Enok, Dieses Raubwild, das aussieht wie ein in vielen Fällen stecken sogar zwei im Fuchs in einem zotteligen Waschbär- Bau, in den Kessel, wo er dann ausge- Fangjagd kostüm, war damals noch gänzlich graben werden kann und muss. unbekannt und gibt noch heute viele Zwar sind die Laute, die ein Marder- Auch die Fangjagd auf den Marder- Rätsel auf. hund gegenüber dem Hund von sich hund ist eine spannende, allerdings Dabei ist die Jagd auf diesen Hunde- gibt, denen des Dachses ähnlich und zeitintensivere Möglichkeit, des Enok- artigen sehr spannend und vielfäl- sehr furchteinflößend, aggressiv ist besatzes im Revier Herr zu werden. tig. Neben dem Ansitz, bei dem der er aber nicht und deshalb auch keine Eine genügend große Lebendfalle 24 JAGD in Bayern 2-2022
JAGDPRAXIS Enok nachstellen Foto: Alexej Kaschin/stock.adobe.com ist die beste Wahl. Zwar ist der Mar- derhund nicht so neugierig wie der Marderhund-Trophäen Waschbär, dafür aber auch nicht so argwöhnisch wie etwa der Fuchs. Wenn Sie auf den Enok Waidmannsheil hatten, bieten Der Fangerfolg kann sich schon nach Balg, Schädel und auch der Penisknochen schmückende einigen Tagen einstellen, wenn die Trophäen. Besonders der Winterbalg ist schön dicht. Al- neu aufgestellte Falle ein wenig ver- lerdings sind Marderhunde in der kalten Jahreszeit meist wittert ist und der Köder – bewährt auch schwieriger zu erbeuten, weil sie bei anhaltender haben sich Aufbruch oder Dörrobst – Kälte und Schnee Winterruhe halten. lieblich lockt. Das Abbalgen geht am besten, wenn der Kern noch warm ist. Schädel und Penisknochen bearbeiten Sie einfach so, wie Sie es vom Herrichten von Geweihen und Gehörnen gewohnt sind, das heißt abko- Lockjagd chen, von Fleischresten befreien und bleichen. Arrangiert auf einem Holz- brett ist der Schädel eine sehenswerte Erinnerung an den Jagderfolg. Der Am erfolgversprechendsten für die Penisknochen wird von einigen Jägern sogar am Hut getragen. Lockjagd auf den Enok sind die frühen 2-2022 JAGD in Bayern 25
JAGDPRAXIS Enok nachstellen Magnus Pelz Jahrgang 1971. Der studierte Betriebswirt macht gerade eine Ausbildung zum Berufsjäger. Er ist Lockjagdexperte und hat Raubwild schon auf verschiede- nen Kontinenten bejagt. Bei der Lockjagd lohnt es sich, die Kaninchenklage lange und in mehreren Serien erklingen zu lassen. Marderhunde scheint das anzuziehen. Foto: M. Pelz postieren und dann locken kann. Sehr erfolgreich ist das Locken mit der Ka- ninchenklage, und zwar anders als beim Fuchslocken mit langen und vielen Lockserien. Sie können die Kaninchenklage ruhig über eine Minute lang erklingen las- sen und die Serie gleich nach einer Minute wiederholen. Der Fuchs steht bei so einem Spektakel freilich selten zu, aber der Marderhund scheint das zu mögen. Häufig kommt es vor, dass zwei – Enoks leben monogam und sind oft mit ihrem Partner unterwegs – oder sogar mehr Tiere auf die Klagelau- te zustehen. Oft gelingt es, eine Du- blette zu erlegen. Nach dem ersten Schuss sollte man daher sofort wie- der zur Kaninchenklage greifen. Die Chance, dass der andere Marderhund Marderhunde sind häufig zu zweit unterwegs. Deshalb lohnt es sich, auf den noch einmal nach seinem Artgenos- zweiten zu warten, wenn der erste erlegt wurde. Foto: Film Studio Aves/stock.adobe.com sen schaut, ist recht groß. Aber Vorsicht ist geboten, denn der Marderhund stellt sich manchmal tot. Selbst nach einer halben Stunde, die Morgenstunden. Noch vor Sonnen- Zeit, um sie abzupassen. Ideal ist, er nach dem Schuss regungslos dort aufgang wechseln Marderhunde von wenn man weiß, wo die Wechsel verendet zu liegen scheint, kann es ihren nächtlichen Streifzügen zu- dieser nachtaktiven Räuber sind, so- vorkommen, dass er plötzlich hoch- rück zu ihrem Bau. Das ist die beste dass man sich etwas abseits dieser wird und das Weite sucht. ♦ 26 JAGD in Bayern 2-2022
Jahnke. Was sonst. Detaillierte Informationen zu dieser Aufnahme finden Sie unter www.nachtsichttechnik-jahnke.de/vergleich Nur Nachtsichtgeräte auf Restlichtverstärkerbasis liefern ein reales und kein errechnetes Bild. Entdecken Sie unsere Premium-Nachtsichtgeräte für die Jagd. Qualität, Leistung und Zuverlässigkeit ohne Kompromisse. Hergestellt in deutscher Handarbeit. Erfahren Sie jetzt mehr unter www.nachtsichttechnik-jahnke.de/was-sonst
REVIERPRAXIS n 2021 Forstliches Gutachte Am 24. November stellte Landwirtschaftsministerin Kaniber das Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2021 vor. Wir haben die wichtigsten Inhalte für Sie zusammengefasst. Waldzustand bewertet D as Forstliche Gutachten umfasst 45 Seiten und stellt die Ergeb- nisse der Aufnahmen aus dem Früh- erreicht. Sie zeigt die positivste Ent- wicklung seit Aufnahmebeginn. Ihr Leittriebverbiss wurde seit 1991 um verdoppelte sich der Anteil der Tan- nenverjüngung im Bergwald in den zwei höchsten Höhenstufen (s. Abb. 3). jahr dar. Das Gutachten gibt es seit 30 26,4 % verringert, sodass bei 89,3 % Mehr als die Hälfte der bayerischen Jahren, und die Bemühungen von Jä- der Tannenverjüngung kein frischer Waldfläche liegt in privater Hand, ge- gern sowie Förstern zur Verbesserung Leittriebverbiss vorkommt. folgt von einem Drittel Staatswald. der Verjüngungssituation sind deut- Auch beim Verbiss im oberen Drit- Die restliche Fläche ist im Besitz von lich sichtbar. 1.413.783 Verjüngungs- tel der Pflanzen zwischen 20 cm und Körperschaften. Eine Aufschlüsse- pflanzen zwischen 20 cm und maxi- maximaler Verbisshöhe hat sich die lung nach Besitzarten zeigt, wo wald- maler Verbisshöhe waren 2021 ohne Situation insgesamt verbessert. Hier bauliche Verbesserungen nötig und Leittriebverbiss, was 87,6 % aller auf- überwiegen die Rückgänge der Ver- möglich sind. Am besten steht in genommenen Pflanzen entspricht. bissprozente seit 2015 von Fichte (3,4 Bezug auf das Verbissprozent seit Der langjährige Trend hin zu mehr %), Tanne (6,9 % ) und Eiche (1,3 %) Aufzeichnungsbeginn der Staatswald Laubwald in der Verjüngung zwischen gegenüber den Zunahmen der Ver- dar. Der Anteil des Leittriebverbisses 20 cm und maximaler Verbisshöhe hält bissprozente von Kiefer (1,5 %), Buche liegt beim Staatswald, bis auf einzel- an und liegt nun bei 51,9 %, bei Pflan- (5,1 %) und Edellaubhölzern (2,2 %). ne Ausnahmen, kontinuierlich unter zen unter 20 cm sogar bei 52,2 %. Auch dem im Privat- und Körperschafts- die Baumartenzusammensetzung rei- wald, was nicht weiter verwunderlich chert sich mehr und mehr an. So stie- Situation im Bergwald ist, da hier die Toleranz gegenüber gen die Anteile von Tanne, Buche und Wildeinflüssen am geringsten ist. Edellaubbäumen. Die Anteile von Fich- Der Blick auf den gesondert betrach- Bei der Auswertung der Leittriebver- te und Kiefer sanken (s. S. 30, Abb. 1). teten Bergwald, dem durch seine bissprozente ergeben sich ähnliche vielfältigen Schutz- und Regulie- Werte für die Besitzarten Staatswald, rungsfunktionen eine besondere Auf- Körperschaftswald und Privatwald. Leittriebverbiss merksamkeit entgegengebracht wird, Die Verläufe variieren jedoch etwas. wenig verändert zeigt, dass sich der Anteil der Pflanzen Das Verbissprozent sank um 1 bis mit frischem Leittriebverbiss seit gut 1,3 % für Fichte und stieg bei der Bu- In den letzten zehn Jahren hat sich 20 Jahren auf einem ähnlichen Niveau che um 2,1 bis 4,2 % für alle Besitz- beim Leittriebverbiss nur wenig ver- befindet. Nichtsdestotrotz steigen die arten. Bei den anderen Baumarten ändert (s. Abb. 2). Am stärksten wer- Anteile der Tanne auch in der Berg- treten Abweichungen einer Besitz- den weiterhin die Leittriebe von waldverjüngung im Hinblick auf die art auf. Im Körperschaftswald steigt Eichen (24,9 %), dicht gefolgt von Erfassung 2018 in den Höhenstufen der Leittriebverbiss zu 2018 an der Edellaubhölzern (22,8 %) verbissen. kleiner als 20, 50 bis 79,9 und 80 cm Tanne leicht und sinkt bei der Kiefer. Mit einigem Abstand folgt die Buche bis maximale Verbisshöhe. Nur in der Hier haben Staats- und Privatwald (15,9 %), die damit erstmals stärker Höhenstufe von 20 bis 49,9 cm ist ihr eine entgegengesetzte Entwicklung. verbissen wurde als die Tanne (10,7 Anteil 2021 um 0,9 % zu 2018 gesun- Bei den Eichen sinkt der Leittriebver- %), die einen historischen Tiefstwert ken. Innerhalb der letzten zehn Jahre biss im Privatwald und steigt bei den 28 JAGD in Bayern 2-2022
REVIERPRAXIS n 2021 Forstliches Gutachte Foto: Karel/stock.adobe.com 2-2022 JAGD in Bayern 29
REVIERPRAXIS n 2021 Forstliches Gutachte anderen Besitzarten. Bei den Edel- laubbäumen verhält es sich wie bei der Eiche, jedoch sinkt hier der Leit- triebverbiss beim Staatswald. Bewerten der Verbisssituation Bei der abschließenden Bewertung der Verbisssituation wurde die Hälfte der Hegegemeinschaften als tragbar (47 %) und günstig (3 %) eingestuft. Die andere Hälfte bekam die Wer- tung zu hoch (47 %) und deutlich zu hoch (3 %). Zwar hat sich der Anteil der Hegegemeinschaften mit deut- lich zu hoher Verbissbelastung um 1 % zu 2018 verringert, der Anteil an Hegegemeinschaften mit zu hoher Verbissbelastung ist jedoch um 4 % gestiegen. Fast überall in Bayern herrscht zu ho- her Verbissdruck. Ausnahmen sind Großteile des Bayerischen Waldes und der Fränkischen Schweiz, die Allgäuer Alpen und der Großraum München bis zum Chiemsee. 15 der 20 Hege- gemeinschaften mit deutlich zu ho- her Verbissbelastung liegen im Nor- den Bayerns und dort hauptsächlich an den Grenzen bzw. in Grenznähe zu Thüringen, Hessen und Baden-Würt- temberg. 42,5 % der Hegegemein- schaften behielten ihre Verbissbelas- tung in Hinblick auf das Gutachten von 2018 als günstig oder tragbar bei. Für 38,6 % blieb die Verbissbelastung zu hoch oder deutlich zu hoch. Die rest- lichen 18,9 % wechselten ihren Status. Abschussempfehlung Die im Rahmen des Forstlichen Gut- achtens abgegebene Empfehlung zum Abschuss setzt ihren Trend dahin gehend fort, dass in mehr Hegege- meinschaften (50 %) der Abschuss er- höht werden soll. 2018 wurde dies bei nur 47 % gefordert. Der Anteil davon mit der Empfehlung zur deutlichen 30 JAGD in Bayern 2-2022
REVIERPRAXIS es G NL utachtenPURE 2021 tlich EINS MIT DER Fors Anzeige NATUR MORE In den Forstlichen Gutachten wird die Verbissbelastung regelmäßig erfasst. Foto: Lubos Chlubny/stock.adobe.com Erhöhung des Abschusses sank je- doch im Vergleich zu 2018 (6 %) auf 4 %. Die andere Hälfte soll ihren Ab- schuss beibehalten. Gut einem Drit- tel der Hegegemeinschaften wurde zudem wieder wie im Gutachten von 2018 empfohlen, den Abschuss bei- zubehalten. Knapp ein Drittel erhielt wie schon 2018 eine Erhöhung des Abschusses als Empfehlung. Die rest- lichen 34 % wechselten ihren Status. Mit dem Forstlichen Gutachten 2021 bekommen sowohl Reviere einer ro- ten Hegegemeinschaft, also deren Verbissbelastung als zu hoch oder deutlich zu hoch eingeschätzt wurde, als auch Reviere, deren Hegegemein- schaft von 2018 zu 2021 eine rote Hegegemeinschaft wird, automatisch eine revierweise Einschätzung und Bewertung des Verbissdrucks. Die- se wird nach Aussagen des Staats- ministeriums für Ernährung, Land- wirtschaft und Forsten Anfang 2022 fertig, damit eine Berücksichtigung bei der Erstellung des Abschussplans möglich ist. C. Baucks ♦ SEE THE UNSEEN
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