FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR

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FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
Fühle deine Stadt. Mainz.

Juni / Juli 2021 Nr.109

Umbau LudwigsstraSSe Freibad im Zollhafen Viele Events
Steinhalle & Landesmuseum Wasserqualität Rheinwasser
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
sensor 06-07/21                                                       3
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                           Editorial
Liebe Leser,                                    kritischer Herbst eintreten könnte.         In der aktuellen Ausgabe haben
es ist Sommer, Corona hat gefühlt               Doch die Politik macht auch dafür           wir uns mit einem möglichen neu-
Pause und los geht die Sause. Wir               schon Pläne, hoffen wir das Beste.          en Freibad am Zollhafen beschäf-
haben unseren Terminkalender mal                Ein wenig wird es auch auf die              tigt (Heilige Makrele), aber auch
wieder reaktivieren können: mit ei-             Bundestagswahl im September an-             mit der Umgestaltung der Lud-
nem erhöhten Veranstaltungssauf-                kommen, wie die Strategien fortge-          wigsstraße oder der aktuellen Dis-
kommen ist zu rechnen! Insbeson-                führt werden. Selten war eine Bun-          kussion um die Mainzer Steinhalle
dere in den Sparten Konzert und                 destagswahl so spannend und zu-             im Landesmuseum. Normalerweise
Bühne / Comedy boomt es sozusa-                 kunftsweisend. Auch, ob die                 wären wir jetzt sogar etwas im
gen, die Kinos sind wieder offen,               Inzidenz-Grenze im Winter ange-             Sommerloch, aber da es dieses Jahr                              Impressum
etwas weniger dagegen bei der                   hoben wird oder wegen guter Impf-           kein Loch gibt, weil alle das Beste
Kunst und noch weniger bei den                  ergebnisse gar nicht mehr zum Tra-          aus diesem Sommer machen wol-
Lesungen, geschweige denn den                   gen kommen muss, kann noch nie-             len, geht es schon in Kürze ver-
Festivals und Partys. Da wird es                mand voraussagen. Umso wichtiger            mehrt thematisch und Event-mä-          VRM GmbH & Co. KG
wohl noch (ein wenig) dauern.                   ist es, die nächsten schönen Mona-          ßig stabil weiter. Das heißt auch       Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR A 535
                                                                                                                                    phG: VRM Verwaltungs-GmbH
Dennoch freuen sich die meisten                 te zu genießen, sei es bei einem der        für uns: Dranbleiben! Wir erschei-
                                                                                                                                    Handelsregister: Amtsgericht Mainz HR B 325
auf gute Sommermonate, insbe-                   vielen Konzerten auf der Zitadelle,         nen somit schon in Kürze wieder         Geschäftsführer: Joachim Liebler (Sprecher)
sondere die Gastronomie, aber                   im Landesmuseum, Schlossbier-               mit einer August-Ausgabe. Nun           und Dr. Jörn W. Röper
auch Kultur und Handel atmen auf,               garten oder wo auch immer oder              aber viel Spaß beim Schmökern!          Erich-Dombrowski-Straße 2, 55127 Mainz
wenn wir auch nicht wieder auf                  einfach nur entspannt und ohne              Bleiben Sie uns treu,                   (zugleich ladungsfähige Anschrift der V.i.S.d.P.)
Vorkrisen-Niveau sind.                          Maskenplicht am Rheinufer oder                                                      Wirtschaftliche Beteiligung i. S. § 9 Absatz 4
Nichtsdestotrotz erwarten uns                   den örtlichen Freibädern und Parks                              David Gutsche       LMG Rheinland-Pfalz:
wahrscheinlich drei bis vier gute               zu verweilen. Die Stadt stellt glück-                       sensor-Eventagent       VRM Holding GmbH & Co. KG, Mainz (94%)
                                                                                                                                    und Dr. Hans-Peter Bach, Darmstadt (6%).
Sommermonate bis Ende Septem-                   licherweise vermehrt Mülltonnen
ber, vielleicht sogar bis Ende Okto-            bereit, um dem Ansturm draußen                                                      Objektleitung
ber, bis dann wieder ein möglicher              gerecht zu werden.                                                                  David Gutsche (Inhaltlich verantwortlich)
                                                                                                                                    sensor Magazin
                                                                                                                                    c/o Gutenberg Digital Hub
                                                                                                                                    Taunusstraße 59-61 | 55118 Mainz
                                                                                                                                    Tel: 06131/484 171 | Fax: 06131/484 166
                                                                                                                                    www.sensor-magazin.de
                                                                                                                                    hallo@sensor-magazin.de

                                                                                                                                    Mediaberatung Thomas Schneider
                                                                                                                                    Tel: 06131/484 153
                                                                                                                                    anzeigen@sensor-magazin.de

                                                                                                                                    Art-Direktorin Miriam Migliazzi

                                                                                                                                    Titelbild Emil Hädler

                                                                                                                                    Mitarbeiter dieser Ausgabe
                                                                                                                                    Alexander Weiß, Andreas Ebertz, Danijela Mi-
                                                                                                                                    losevic, Dorothea Rector, Ines Schneider, Jana
                                                                                                                                    Kay, Lena Frings, Lichi, Lilly Sommer, Marta
                                                                                                                                    Moneva, Nina Wansart, Samira Schulz, Simon
                                                                                                                                    Spieske, Stephan Dinges, Tina Jackmuth,
                                                          ((( 6                         ((( 14                             ((( 30   Thomas Richter, Thomas Schneider, u.v.m.

                                                                                                                                    termine@sensor-magazin.de

                                                                                                                  Inhalt *          Verteilung
                                                                                                                                    VRM Logistik GmbH
                                                                                                                                    kostenlose Auslage in Mainz Innenstadt und
                                                                                                                                    Vororten an über 1.000 Auslageplätzen |
                                                                                                                                    Gesamtauflage 41.000 Exemplare
6 )))    Stadt-Umbau Ludwigsstraße                    28 )))   Das tolle 2x5 Interview mit 		                                       (20.500 Mainz / 20.500 Wiesbaden)

10 )))   Stadtgespräch Mainz                                   Citymanagerin Sandra Klima
                                                                                                                                    sensor Abonnement

12 )))   Neues Konzept Landesmuseum
                                                      30 )))   So wohnt Mainz:                                                      www.sensor-magazin.de/abo
                                                               Wein und Pferde                                                      www.sensor-wiesbaden.de/abo
14 )))   Portrait: Sophie Stein                                                                                                     Druck
                                                      32 )))   Wasserqualität Rheinwasser
16 )))   Mainz als BioTech-Standort                                                                                                 VRM Druck GmbH & Co. KG
                                                      34 )))   Mainzer Initiativen                                                  Alexander-Fleming-Ring 2
17 )))   Freibad im Zollhafen?                                                                                                      65428 Rüsselsheim
                                                      36 )))   Horoskop und
19 )))   Politik-Betrieb                                       der Bruno des Monats                                                 Social Media
                                                                                                                                    facebook.com/sensor.mag
20 ))) Kalender und                                   37 )))   Das Gastro-Karussell
                                                                                                                                    twitter.com/sensormagazin
       die Perlen des Monats                          38 )))   Kleinanzeigen, Leserbriefe                                           instagram.com/sensor_mainz
26 ))) Die Büchse der Pandora
                                                               und das Orts-Rätsel

* Achtung! Dieses Magazin kann Spuren von Satire enthalten.
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
4                                                                                sensor 06-07/21
    Quatsch & Tratsch

                                                                                                                                                                                             @   Schicken Sie Ihre Neuigkeiten
                                                                                                                                                      Quatsch & Tratsch                          an hallo@sensor-magazin.de

                                                                                                                                                                      Kostenfreies                              Straßenbahn-
                                                                                                                                                                      Kinder-                                   Ausbau Bürger-
                              After Work Shipping wird                                                                                                                Schwimmbad                                beteiligung

                          CHILL OUT
                                                                                                                                                                      In den kommen-                            Läuft alles wie
                                                                                                                                                      den großen Ferien können alle                             vorgesehen,
                                                                                                                                                      Mainzer Kinder unter 6 Jahren          könnte 2025 eine neue Straßen-
                                                                                                                                                      kostenfrei das Mombacher Freibad       bahntrasse eine Verbindung von
                              MAINZ / WIESBADEN                                                                                                       und das städtische Taubertsberg-       der Haltestelle Hauptbahnhof West
                                                                                                                                                      bad besuchen. Auch für die Besit-      zum Münsterplatz schaffen. Damit
                                                                                                                                                      zer der Mainzer Ferienkarte wird       würde der Bahnhofsvorplatz ent-
                                                                                                                                                      der Schwimmbadbesuch mit inbe-         lastet und die Fahrzeiten der Stra-
                                                                                                                                                      griffen sein.                          ßenbahn verkürzt. Die Gestaltung
                                                                                                                                                                                             der neuen Trasse ist noch offen. Mit
                                                                                                                                                                          Salzbachtal-       einer digitalen Bürgerbeteiligung
                                                                                                                                                                          brücke wird        am 14. Juli können Bürger ihre An-
                                                                                                                                                                          gesprengt          liegen und Wünsche einbringen.
                                                                                                                                                                          Die marode         Die Mainzer Mobilität hofft, dass
                                                                                                                                                                          Salzbachtal-       die Bürgerbeteiligung nach der
                                                                                                                                                      brücke soll gesprengt und neu er-      Sommerpause in Präsenz weiterge-
                                                                                                                                                      richtet werden. Ziel sei es, beide     führt werden kann.
                          Auf dem Schiff laue Sommerabende                                                                                            Brückenteile in zwei Monaten zu
                          genießen - bei chilliger Musik, kühlen                                                                                      sprengen und neu zu errichten, so                 Fahrscheinautomat in
                               Drinks und leckerem Essen.                                                                                             dass ein Teil schon in einem Jahr                 Straßenbahnen
                                                                                                                                                      wieder befahrbar wäre. Auf die                    Die Mainzer Mobilität
                                                                                                                                                      Wiesbadener wartet eine Gedulds-                  rüstet bis Ende 2021 ihre
                               Frankfurter Personenschiffahrt Anton Nauheimer GmbH
                                                                                                                                                      probe. Rund 80.000 Fahrzeuge                      Straßenbahnen         mit
                               Mainkai 36, 60311 Frankfurt am Main                                                                                    täglich werden eine Bypass-Lö-                    Fahrkartenautomaten
                                                                                                                                                      sung erhalten, ein Lkw-Verbot auf      aus. Gezahlt werden kann per EC-
                                                                                                                                                      der A66 kommt dazu. Die Bahn-          und Kreditkarte, Google und Apple
                                                                                                                                                      strecke könnte nach der Spren-         Pay. An allen Verkaufsstellen wer-
                                                                                                                                                      gung ab Oktober befahrbar sein.        den die Fahrscheine weiterhin auch

                                          Meine
                                                                                                                                                                                             gegen Bargeld angeboten – dies
                                                                                                           @geMAINZam präsentiert: #UNSERESTADTLEBT

                                                                                                                                                                      Abriss der             gilt auch für die stationären Auto-

                                          Stadt
                                                                                                                                                                      Hochbrücke             maten an den Haltestellen.
                                                                                                                                                                      Wegen der maro-
                                                                                                                                                                                                              Arp-Plastik am

                                          lebt.
                                                                                                                                                                      den Brücken soll
                                                                                                                                                                      auch die Mainzer                        Zollhafen
                                                                                                                                                      Hochstraße schon im Juli gesperrt                       Vor 10 Jahren wur-
                                                                                                                                                      und für den Abriss vorbereitet                          de sie dem Arp-
                                        Wir lieben es Euch mit einzigartigen, nach-
                                                                                                                                                      werden. Wie Verantwortliche der        Museum Rolandseck ausgeliehen,
                                        haltigen Labels, die mit viel Leidenschaft                                                                    Stadt mitteilten, wird es zwar         jetzt kehrte sie nach Mainz zurück:
                                        von uns ausgewählt werden, eine Freude                                                                        noch dauern, bis die Brücke aus        die Großplastik „Schlüssel des
                                        zu bereiten.                      TST – Love your Style
                                                                                                                                                      dem Stadtbild verschwindet, je-        Stundenschlägers“ von Hans Arp.
                                                                                                                                                      doch wird sie früher als geplant       Aus Bronze ist sie, 800 kg schwer
                                                                                                                                                      für den Autoverkehr geschlossen.       und 420 cm hoch - sichtbar an der
                                                                                                                                                                                             Rheinpromenade Nordmole.
                                                                                                                                                                           Impf-Aktion
                                                                                                                                                                           Das Reichen-                     40 Jahre Tanzraum
                                                                                                                                                                           Gymnasium                        Mit Spaß und Lust
                                                                                                                                                                           „Theresia-                       an der Bewegung
                                                                                                                                                                           num“      kam                    geht der Tanzraum
                                                                                                                                                      vor einigen Wochen in die Nega-                       Mainz unter Christi-
    THE STATEMENT THING

                                                                                                                                                      tiv-Schlagzeilen, als eine Initiati-   ane Reitz nun schon in sein 40. Jahr.
                                                                                                                                                      ve der Eltern unter einem Arzt-        Vom Kleinkind bis zum Golden
                                                                                                                                                      Vater Impfstoff für ihre Kinder be-    Ager gibt es hier Möglichkeiten,
                                                                                                                                                      sorgte und diese vor Ort spritze.      sich in verschiedenen Tanzstilen
                                                                                                                                                      Sogar Rücktritts-Gesuche erreich-      fortzubilden. Kontinuität, Seriosität
                                                                                                                                                      ten den Rektor und die Politik, von    und Professionalität in Training
                                                                                                                                                      „Impf-Dränglern“ war die Rede,         und Vermittlung der tänzerischen
                                                                                                                                                      wo doch überall der Impfstoff so       Inhalte sind die handwerklichen
                                                                                        unterstützt von:
                                                                                                                                                      knapp sei. Mittlerweile hat sich       Grundlagen. Das Fest zum 40-jähri-
                                                  Studio für Gestaltung
                                                                                                                                                      der Mob wieder beruhigt und der        gen Bestehen findet am 4. Septem-
                                                                                                                                                      Denkzettel ist angekommen.             ber Corona-konform statt.
                                   Gelbton: C5 M0 Y60 K0
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
sensor 06-07/21                                            5
                                                                                                                                                                Kolumne

                                                  StraßenSchnappSchuss                           facebook.com/sensor.mag               instagram.com/sensor_mainz

                                          Hermann Plum, 67 Jahre                                 twitter @ sensormagazin               patreon.com/sensor

                                                               Architekt und Musiker

                                  Was machst du denn hier im Wald?
                                  Ich wurde gefragt, ob ich heute am Sonntag hier ein
                                  wenig Musik mache. Ich habe gerade meine Architek-
                                  tentätigkeit aufgegeben und mich voll und ganz in
                                  die eigene Musik verliebt. Ich mache jetzt seit etwa 3
                                  Monaten Straßenmusik und versuche, damit mein
                                  zweites Album zu finanzieren, das in Kürze erschei-
                                  nen soll.
                                                                                                                      Dr. Treznok
                                                                                                               und das neue Normal

                                                                                            Längst hat man sich an das neue          trägt er auch nicht. Und wer weiß,
                                                                                            Normal gewöhnt. Der Anblick von          mit welchen und mit wie vielen
                                                                                            Leuten, die einen weißen Mund-           Leuten er Kontakt hatte? Natürlich
                                                                                            schutz um den Hals tragen, um ihn        schaue ich dann doch nach ihm,
                                                                                            bei Bedarf schnell über Mund und         aber ich merke, dass sich ein Zö-
                                                                                            Nase ziehen zu können, erinnert          gern bei mir einschleicht, dass ich
                                                                                            mich an den Aufenthalt in einem          Angst vor fremden Leuten bekom-
                                                                                            Kurort, wo viele Beatmungspati-          me, wenn sie mir ohne Mundschutz
                                                                                            enten mit Trachealkanüle unter-          zu nahekommen.
                                                                                            wegs waren und ebenfalls einen           Ob es ein Nach-Corona geben wird,
                                                                                            weißen Lappen um den Hals tru-           ist unklar. Viren haben die Ange-
                                                                                            gen, der von weitem wie ein Ver-         wohnheit, zu mutieren, und wenn
                                                                                            band wirkte.                             der Notstand behoben sein wird,
                                                                                            Ich warte nun nicht mehr mit dem         wenn es kein Corona mehr gibt,
                                                                                            Aufzug wie früher, wenn ich einen        dann wird es wieder zu einschrän-
                                                                                            Nachbarn kommen sehe, sondern            kenden Maßnahmen kommen, so-
                                                                                            schaue zu, dass ich schnell weg-         bald neue Viren gefunden werden.
                                                                                            komme, denn wahrscheinlich wür-          Ein Ende scheint nicht in Sicht, und
                                                                                            de der Nachbar sowieso nicht zu          die aktuellen Lockerungen sind
                                                                                            mir in den Aufzug steigen. Und           vermutlich nicht von Dauer.
                                                                                            längst habe ich mich an die neuen        Aber selbst, wenn man Corona of-
                                                                                            Wege gewöhnt, die mich durch die         fiziell für beendet erklärt, weil alle
                                                                                            unbelebtesten Gassen der Altstadt        Mutationen von nun an harmlos
                                                                                            führen. Auch wenn ich nun Um-            sind, wird ein tiefes Trauma blei-
                                                                                            wege gehen muss, ist es mir lieber,      ben. Man wird nicht mehr jedem
                                                                                            als zu vielen Menschen zu begeg-         die Hand geben. Viele werden miss-
                                                                                            nen.                                     trauisch bleiben und Menschenan-
                                                                                            Nun ist es Sommer, und wenigs-           sammlungen meiden. Selbst wenn
                                                                                            tens darf man sich wieder in Stra-       es je wieder einen Rosenmontags-
                                                                                            ßencafés setzen. Auch die Mas-           zug geben sollte, werden viele
                                                                                            kenpflicht ist schon weggefallen.        ängstlich zu Hause bleiben und sich
                                                                                            Oder es rückt eine neue Welle an         nicht ins Gedränge stürzen, wenn
                                                                                            und bis der neue sensor erscheint,       es überhaupt Gedränge gibt.
                                                                                            hat sich schon wieder alles verän-       Ein Satz hat sich mir in dieser Zeit
                                  Und was machst du für Musik?
                                                                                            dert und man muss zwei Masken            besonders eingeprägt: Abstand hat
                                  Hauptsächlich Folk. Man nennt mich auch den Bob           tragen oder Taucherhelme mit             nichts mit Distanz zu tun. Ebenso
                                  Dylan von Mainz. Bin auf jeden Fall ein großer Fan. Ich   Sauerstoffgeräten.                       könnte man sagen, Geschwindig-
                                  war schon in meiner Jugend ein Freund der Folk Music      Das neue Normal beinhaltet auch          keit habe nichts mit Tempo zu tun
                                  und das ist bis heute irgendwie immer in den noch exis-   ein neues Sozial. Wenn ich früher        oder ein Dreiklang sei kein Akkord.
                                  tierenden Hippie-Klamotten versteckt geblieben.           einen Penner, der hilflos, vielleicht    Umdeutungen dieser Art irritieren
                                                                                            sogar tot wirkte, bei schlechtem         mich. Auch von mir selbst bin ich
Interview & Foto: David Gutsche

                                  Kann man dich auch buchen?                                Wetter irgendwo herumliegen sah,         irritiert. Ob ich mich an das neue
                                  Ja gerne. Am besten unter 06131-89839. Für mich           habe ich, wenn er nicht ansprech-        Normal gewöhne, weiß ich noch
                                  gibt es nichts Schöneres und Wertvolleres, als mit ei-    bar war, meist ohne Scheu ange-          nicht. Richtig Spaß macht es mir
                                  ner Gitarre, einer Mundharmonika und meinem Ge-           fasst, um festzustellen, ob er noch      auf jeden Fall nicht.
                                  sang Menschen zu begeistern und sie mit in meine          lebt. Heute denke ich: Vielleicht ist
                                  Welt einzuladen.                                          er infektiös. Einen Mundschutz
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
6                            sensor 06-07/21

                                          Boulevard
                                          of Dreams?
                                                   Die Ludwigsstraße
                                               zwischen Hoffen und Bangen

                                                   Ein städtebaulicher Kommentar
                                                         von Prof. Emil Hädler

                                                                                   Foto: Sascha Kopp.

    ((( Noch steht sie, die Lu
    - bald wird hier eine
    Riesen-Baustelle sein )))
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sensor 06-07/21                                           7
                                                                                                                                                Lu

                                                                                                Die Ludwigsstraße wurde durch die Franzosen als
                                                                                                Grande Rue Napoléon geplant. Sie sollte die bisher
                                                                                                verwinkelte Innenstadt nach den Zerstörungen
                                                                                                durch die Belagerung von Mainz (1793) städte-
                                                                                                baulich grundlegend erneuern. Eine großzügige
                                                                                                Hauptachse als „Rückgrat“ sah das historische
                                                                                                Zentrum mit dem Gutenbergplatz als Mittelpunkt
                                                                                                vor. Die Bauarbeiten begannen 1810, gerieten
                                                                                                jedoch bald ins Stocken, da die Franzosen nach
                                                                                                ihren Niederlagen die Stadt verlassen mussten
                                                                                                und Mainz zur hessischen Provinzstadt herabsank.
                                                                                                Der Straßenbau wurde in kleineren Dimensionen
                                                                                                fortgesetzt. Der hessische Großherzog Ludwig I.
                                                                                                gab ihr den heutigen Namen

Die Geschichte der Ludwigsstraße ist                                                           Trapez versus Tripol
schon immer eine Erzählung von Zer-                                                            Doch wie geht es aktuell mit der In-
störung und Aufbau. Als vor 215 Jah-                                                           nenstadt weiter? Der Einzelhandel
ren die Franzosen ihren Plan für das                                                           ist in wichtigen Geschäftslagen – an
Quartier Guttenberg und die Grande                                                             der Schillerstraße, am Münsterplatz,
Rue Napoléon vorlegten, lag die In-                                                            der Großen Bleiche, der Schuster-
nenstadt aus dem Revolutionskrieg                                                              straße, der Ludwigsstraße – schon
in Trümmern. Der große Durchbruch                                                              länger notleidend. An der City-
durch die Altstadtruinen (la Gran-                                                             Meile – in der Lotharstraße und an
de Percée) sollte vom Schillerplatz                                                            der Neubrunnenstraße – lösen sich
(Place Verte) über den Marktplatz                                                              1-Euro-Läden & Co ab. Alteinge-
(Place aux Légumes) bis zum Rhein                                                              sessene Inhabergeschäfte wie das
eine neue Ordnung im Gassengewirr                                                              Lichthaus Lerch oder Moritz haben
der Innenstadt schaffen. Der Guten-                                                            aufgegeben, teils auch aus Alters-
bergplatz war als neue Mitte der Bürgerstadt vorgesehen. In         gründen. Corona fördert als Brandbeschleuniger zutage, wie
weniger grandioser Form und verwässert durch partikulare In-        sehr der Kompass nicht nur in Mainz abhandengekommen ist.
teressen hatte das Konzept Bestand bis zur erneuten Zerstörung      Der sogenannte „Tripol“ zwischen Brand, Römerpassage und
1945. Die Pavillonarchitektur, die man heute mit der 60 Jahre       dem ehemaligen Karstadt, vor 20 Jahren erfunden und von
alten Ludwigsstraße verbindet, war wiederum eine Neuordnung         der Stadt weiterhin als Leitmotiv vertreten, wird immer wie-
im Trümmerfeld des Zweiten Weltkriegs. Beiden Konzepten lag         der kritisch hinterfragt. Wer flaniert heute noch in der Großen
dieselbe Idee zugrunde: die Innenstadt durch markante Ge-           Bleiche und auf der Schusterstraße?
schäftsstraßen zu gliedern - auf den Rhein zu und parallel zum      Das „Trapez“ als City-Konzept wäre eine nachhaltigere Ent-
Rhein - das Urbild der rot-blauen Mainzer Straßenbeschilde-         wicklungsfigur für die Innenstadt. Zwischen Schillerstraße,
rung. Diese Besonderheit ist keineswegs nur Folklore. Sie hat       Bleiche, Schusterstraße und Höfchen könnte aus der Ludwigs-
einen ordnenden Sinn: „blaue“ Straßen verlaufen parallel zum        straße jener „Boulevard“ wiedererstehen, der gewünscht wird.
Rhein, „rote“ auf den Rhein zu – der schnellste Weg für die
Feuerspritzen zum Wasser! So wurde die Ludwigsstraße zum            Stattdessen steht nun der Umbau des Karstadt-Areals in erster
roten Boulevard, die Große Bleiche ebenso und die gründerzeit-      Linie auf dem Programm der Stadt. Die Investoren Molitor
liche Kaiserstraße – ebenfalls rot – nannte man gleich bei ihrer    Ingelheim sowie die Sparkasse Rhein-Nahe planen hier eine
Entstehung den „Boulevard“. Quer dazu bildete sich - jeweils        Shopping-, Gastronomie- und Kulturwelt der Zukunft. Mit
in blau - durch Schillerstraße und                                                              einem Architektenwettbewerb
Schusterstraße das „merkantile                                                                  2020 und einem gewaltigen In-
Trapez“ heraus. Egon Hartmann                                                                   vestment haben sie die Neupla-
und Ernst May – nach Eduard                                                                     nungen für diesen dritten Pol
Kreyßig die Städteplaner mit                                                                    begonnen. Kann die Lu damit
der nachhaltigsten Wirkung für                                                                  aus der Corona-Asche strahlend
Mainz – erhoben diese Figur in                                                                  als Phoenix emporsteigen?
den 50er- und 60er-Jahren zum                                                                   Das gewaltige Projekt ist trotz
prägenden Leitmotiv ihres Struk-                                                                seiner Dimension nur ein Soli-
turplans für den Wiederaufbau.                                                                  tär am Standort. Die Investoren

                                     Hat das Dreieck / der Tripol als Konzept ausgedient? Die
                                     Trapez-Form als Handelsschwerpunkt inkludiert die Schil-
                                     lerstraße und Große Bleiche über die gesamte Lu besser
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8                                    sensor 06-07/21
    Lu

                                                                 So könnte der Bischofsplatz aussehen – by Faerber Architekten

         verfolgen     Geschäftsinteressen,                                                               stadträumliche Verbesserungen
         doch sind dies auch die Interessen                                                               vorsah, haben uns die Ergebnis-
         der Stadt? Zweifellos geht man                                                                   se nicht überrascht“, so Ingrid
         vom wirtschaftlichen Erfolg aus:                                                                 Pannhorst, baupolitische Spre-
         Wer so viel eigenes Geld in die                                                                  cherin der Partei. Zudem sei das
                                            Molitor Immobilien

         Hand nimmt, will nicht scheitern.                                                                Konzept wegen Klimanotstand
         Man baut nicht nur zum Shop-                                                                     und der Aufheizung der Innen-
         pen, sondern auch zum Erleben:                                                                   stadt nicht zeitgemäß.
         „Wir sind davon überzeugt, dass                                                                  Mittlerweile wurde nachgebes-
         Einzelhandel heute neu gedacht                                                                   sert. Ein Interview zum Thema
         werden muss: Alles, was die                                                                      LuGrün findet sich auf der Web-
         Stadt so (er)lebenswert macht,                                                                   site der Investoren. Dort sagt
         soll sich hier wiederfinden. Da-                                                                 Tim Gemünden: „Auf dem Dach
         rum sollen neben attraktivem                                                                     des neuen Quartiers legen wir
         Einzelhandel auch Genuss und                                                                     einen großflächigen Dachgar-
         Kultur die Lu mit Leben füllen“,                                                                 ten an, der auch zum Verweilen
         heißt es auf Seiten der Lu GmbH                                                                  und Entspannen einladen wird.
         (www.lu-erleben.de). Das Kon-                                                                    Sämtliche neuen Flachdächer
         zept sieht keinen Einkaufstempel                                                                 werden begrünt, sprich mit Grä-
         vor, sondern eine Mischung: Ne- Eine extensive Dach- und Fassadenbegrünung ist vorgesehen        sern und Stauden bepflanzt. Im
         ben diversen Branchen / Läden                                                                   Innenhof zur Deutschen Bank
         und einer „Pop-up-Halle“ für Veranstaltungen & Co., wird es und im Innenhof des Hotels legen wir buchstäblich eine Schip-
         Platz geben für Kultur, Gastronomie und ein exklusives Stadt- pe drauf, dort werden Sträucher wachsen. Außerdem werden
         hotel mit Dachterrasse. Mit der lulu startet dieses Experiment wir wie im Wettbewerb vorgesehen Fassaden begrünen, einen
         aktuell. Hier finden sich diverse kleinere Läden sowie die Ga- grünen Park einrichten und trotzdem ein Einkaufserlebnis zu-
         lerie Gutleut im Keller wieder. Daneben sind an der Fuststraße lassen, indem der Park angehoben und auf die Dächer trans-
         Wohnungen vorgesehen. Die bisherigen Visualisierungen seien portiert wird. Im Gegensatz zu einer regulären Dachbegrünung
         laut Investor Tim Gemünden                                                                              ist diese Oase aber nicht
         „ein Kondensat aus den bes-                                                                             nur einfach vorhanden,
         ten Ideen“.                      Die Lu - Video-Trilogie 2021 –                                         sondern durch eine Trep-
                                          Deutscher Werkbund Rheinland-Pfalz penanlage von der Pop-
         Gegenwind                                                                                               up-Halle aus für Publi-
         Die Altstadt-Grünen stehen          Ein Werkbund-Team um Stefan von den Driesch, Hans Ul-               kumsverkehr erschlossen
         dem Projekt skeptisch gegen-        rich Fischer, Emil Hädler und Justin Peach hat bis Mai 2021         und damit zugänglich.“
         über, aber im Stadtrat gibt es      drei Filme über das Projekt Ludwigsstraße realisiert - mit          Die Liste der positiven Ef-
         klare Mehrheiten. Parteien-         Anne Nilges als Sprecherin und Rainer Metzendorf als wis-           fekte für das Stadtklima
         Kritik kommt von der ÖDP:           senschaftlichem Berater. Der erste Clip erklärt in 10 Minu-         sei lang. Auch das Ener-
         „Da das Konzept des Inves-          ten die Geschichte der Straße, der zweite in weiteren 10            giekonzept trage zur Ver-
         tors kaum Spielraum für             Minuten die bevorstehende Baustelle. Ein dritter erörtert           besserung des Stadtklimas
         städtebauliche Ideen und            in wiederum 10 Minuten, wohin die Reise geht an dieser              bei. (Anm. d. Red.)
                                             ehemaligen Mainzer Prachtstraße: Welche Qualität können
                                             Investoren liefern angesichts eines fehlenden Gesamtent-
                                             wicklungsplans für die Innenstadt? Entsteht hier tatsächlich
                                             ein Post-Corona-Modell für die Stadtreparatur? Anne Nilges
                                             bindet den roten Faden zusammen. Stefan von den Driesch
                                             als „mediaman“ und Hans Ulrich Fischer als Filmemacher
                                             entwerfen die Bildsprache. Justin Peach fliegt die Drohne
                                             und baut das Material in Sequenzen zusammen. Thomas Kl-
                                             ann als Architekt, Fastnachter und Gardist führt am men-
                                             schenleeren Rosenmontag 2021 in voller Uniform durch die
                                             künftige Baustelle. Die Trilogie will die Ludwigsstraße neu
                                             als Boulevard erzählen.
                                                 www.deutscher-werkbund.de/die-lu-teil-1
                                                 www.deutscher-werkbund.de/baustelle-lu-teil-2
                                                 www.deutscher-werkbund.de/boulevard-lu-teil-3
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                                                                                                                                               Lu

                                                                                            Ansicht Lu: Ein bunter Branchen-Mix
                                                                                             aus Handel und Kultur soll kommen

Was macht die Stadt?                                                                                     Boulevard Lu
Von Stadtseite bemüht man sich                                                                           Bei aller Kritik ist unbestreitbar,
zur Qualitätssicherung um städ-                                                                          dass die Architektur von Faerber
tebauliche Verträge. „Die Stadt-                                                                         Architekten vor einem Jahr das

                                              Molitor Immobilien
planung nimmt ihre Rolle als                                                                             beste Ergebnis dieses Wettbewerbs
Leitorgan sehr ernst“, meint Ge-                                                                         generiert hat. Die anderen Beiträ-
münden Senior. Bei allem Wollen                                                                          ge waren deutlich schwächer. Man
und Bemühen besteht dennoch                                                                              mag die viel zu engen Rahmenvor-
der Eindruck, zwischen den be-                                                                           gaben in Frage stellen. Der städ-
teiligten Dezernaten und Ämtern                                                                          tebauliche Ideenteil spielt nach
aus Liegenschaften, Umwelt und                                                                           einem Jahr so gut wie keine Rolle
Verkehr fehlt die ordnende Hand.                                                                         mehr, weil dort zwei Preisträger
Doch welche ordnende Hand                                                                  Karstadt      sich im Patt gegenüberstehen. Der
                                                                                           Einzelhandel
könnte das sein? Die „Aufträ-                                                              Hotel         Bebauungsplan der Stadt hätte
                                                                                           Gastronomie
ge“ des Stadtrats zur Umsetzung                                                            Deutsche Bank
                                                                                                         ihn weiterentwickeln können und
in Baurecht werden erfüllt. Ein                                                            Parkhaus      klammert ihn aus. Übliche Schwä-
                                                                                           Kultur
konzeptionelles Weiter-Denken                                                              Wohnen        chen und Unschärfen des Preisträ-
über diesen gesetzten Rahmen                              Rahmenplan 27.03.2019                          ger-Entwurfs im Realisierungsteil
hinaus scheint schwierig. „Es ist     Der Rahmenplan sieht Handel, Gastronomie, Kultur,                  wurden dagegen gründlich fort-
halt so in Mainz“, meint Dirk Ge-     ein Hotel, das Deutsche Bank-Gebäude als auch                      entwickelt und den Realitäten an-
münden mit Blick auf die Achse ein Parkhaus samt Logistik-Hub vor                                        gepasst – ein normaler Vorgang
Gutenbergplatz und Höfchen, „dass man sich an die ganz gro- nach dem Architektenwettbewerb. Es gibt einen Vorschlag für
ßen Würfe aus pragmatischen Gründen nicht ran traut und ran den Neubau des Leuchter-Pavillons am Gutenbergplatz – aber
trauen kann. Aber man muss einen Anfang machen und den die Eigentümer machen aktuell noch nicht mit. „Aber es ist noch
machen wir an der Lu.“ Deshalb wird zuerst das Areal rund um nichts entschieden. Wir sind im guten Dialog“, so Dirk Gemün-
den Karstadt bebaut, aber auch weiter gedacht bis hoch zum den. Für die Gestaltung des Parkplatzes hinter Ex-Oehling haben
Schillerplatz. Fertige Konzepte liegen hier allerdings noch nicht die Architekten ebenso Ideen wie für die Umgestaltung der Weiß-
vor und werden voraussichtlich bis Ende des Jahres dauern.             liliengasse – aber das fällt nicht in ihre Zuständigkeit. Einzig für
                                                                       den Bischofsplatz liegt eine abgestimmte Planung vor. Bis auf
Und die Baustelle? Sie ist gewaltig und steht bevor. Im Gesamt- diesen Letzteren dürfen die anderen Arbeitsstände nicht gezeigt
umfang der Lu mit all ihren Nebenschauplätzen dürfte sie durch- werden, weil die Verfahren noch offen sind. Die Investoren haben
aus zehn Jahre dauern. Zuerst kommen allerdings die Archäo- konzeptionelle und sehr wohl innovative Ideen, die auch isoliert
logen. Ihnen steht einiges bevor. Sechs Monate Grabungen sind funktionieren könnten. Aber was wird aus dem Rest vom „gol-
am ersten Bauabschnitt „Fuststraße“ anvisiert – nur einen Stein- disch Meenz“? Das Architekturprojekt kann weder das Fehlen
wurf entfernt von der Sensati-                                                                            eines Innenstadt-Entwicklungs-
onsgrabung in der Johanniskir-                                                                            plans ausgleichen, noch liegt ein
che, dem alten Dom von Mainz.                                                                             zusammenhängendes Bebauungs-
Dort wollte man eigentlich nur                                                                            konzept für die gesamte Ludwigs-
eine Kirchenheizung einbauen                                                                              straße vor, von Platz zu Platz.
und gräbt nun mit dem dritten                                                                             Wie soll auf diese Weise ein „Bou-
archäologischen Team seit sieben                                                                          levard Lu“ entstehen? Wie sollen
Jahren. Es spricht einiges dafür,                                                                         andere Geschäftslagen wieder auf
                                     Molitor Immobilien

dass die Baugrube auch ein Herz-                                                                          die Beine kommen, namentlich
stück des alten Mainz offenlegen                                                                          die Große Bleiche? An der Lud-
könnte. Die Gemündens sind                                                                                wigsstraße entsteht eine Insellö-
das gewohnt. Überall waren sie                                                                            sung, auf die alle Erwartungen
schon dabei: Römerschiffe, Isis-      Obendrauf ist ein luxuriöses Hotel geplant                          – und Befürchtungen – projiziert
Tempel, Fundamente in Kastel.                                                                             werden. Die Stadtentwicklung sto-
Zweifellos wird der Blick ins ers-                                                                        chert im Nebel und verlässt sich
te Loch spannend.                                                                                         darauf, dass es gerichtet wird.
                                                                                                          Hoffen wirs auch.
                                     E. Hädler

                                                                   Zuerst kommt die Archäologie – 6 Monate sind hier vorgesehen
FÜHLE DEINE STADT. MAINZ - UMBAU LUDWIGSSTRASSE FREIBAD IM ZOLLHAFEN VIELE EVENTS STEINHALLE & LANDESMUSEUM WASSERQUALITÄT RHEINWASSER - SENSOR
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               Stadtgespräch
 Sascha Kopp

                                                                                                                                                                            Sascha Kopp
               Die Sanierung der Rheingoldhalle verteuert                                                                                   Zoff im Rathaus zwischen OB
               sich um mindestens ein Drittel                                                                                                           und Ortsbeiräten

                                                                                                                                                                            Sascha Kopp
 Sascha Kopp

                                                                            Was geht?
               Das Anwohnerparken wird ausgeweitet und                                                                      Trotz unklarer Finanzierung steht das Konzept
               vielleicht auch bald teurer                                                                                               für ein neues Gutenberg-Museum

                                                                          Die Top-Themen des Monats

               Wird Anwohnerparken teurer?             wohnerparkzone werden zwischen        OB und Ortsbeiräte streiten           momentan sehe ich nicht so ganz
               Da der Bund die Anwohnerparkge-         Goethestraße, Barbarossa- und         Die Ortsbeiräte brächten nach         den konkreten Fall dafür.“
               bühren nicht mehr deckelt, wollen       Kaiser-Karl-Ring. Eine positive Be-   Ansicht von OB Ebling zu viele
               einige Städte sie sogar ver-zwölf-      scheidung vonseiten des Stadtrates    Anträge in die Verwaltung ein. Es     Neubau des Gutenberg-Museums
               fachen. Wird es am Ende auch in         wird hier erwartet.                   könne nicht mehr alles bearbei-       Auch wenn die Finanzierung noch
               Mainz teurer? Bisher kostet das                                               tet und müsse daher eingedämmt        nicht geklärt ist, läuft die Pla-
               Parken für Anwohner 60 Euro für         Rheingoldhalle-Sanierung dauert       werden. Dies wiederum bringt die      nung für das Gutenberg-Museum.
               zwei Jahre. Die Idee hinter dem         länger und wird teurer                15 Ortsvorsteher auf die Palme,       Kürzlich wurde eine umfangreiche
               Parkkonzept ist, den Bewohnern          Was man in den letzten Monaten        die sich sowieso schon oft nicht      Machbarkeitsstudie veröffentlicht
               eines Viertels einen Parkplatz zu       ahnte, wird nun zur Gewissheit:       genug miteinbezogen fühlen. Be-       zur Vorbereitung eines neuen Ar-
               sichern, denn auswärtige Pend-          Die Sanierung der Rheingoldhalle      ratung, Anregung und Mitgestal-       chitektenwettbewerbes sowie als
               ler parken häufig viele Straßen         wird deutlich teurer. Zu den bis-     tung durch den jeweiligen Ortsbei-    Grundlage für eine Projektierung.
               und Gebiete zu. Aktuell werden          herigen 30 Mio. Euro sollen jetzt     rat seien „an kein Formerfordernis    Das Ergebnis zeigt, dass eine bau-
               Parkplätze zudem abgebaut über          mindestens 11,2 Mio. Euro da-         gebunden“, so der OB. Dies könne      liche Umsetzung am alten Standort
               Carsharing und E-Autos, durch           zukommen. Nach dem Brand sei          durch einen Antrag, aber auch         möglich ist und das notwendige
               Baumaßnahmen und Erweiterun-            vieles ins Stocken geraten - As-      einfach durch ein Telefonat oder      Raumprogramm funktional und
               gen der Außengastronomie. Wenn          best musste für 1,5 Mio. entsorgt     Gespräch erfolgen. „Die Anträge       szenografisch abgebildet werden
               dann auch noch die Gebühren für         werden. Dann kam Corona hinzu:        sind Anregungen, die die Verwal-      kann. Der Schellbau soll abge-
               das Anwohnerparken erhöht wür-          Fristen, Hygienemaßnahmen, Per-       tung zur Kenntnis nimmt und in        rissen werden; das Hotel Schwan
               den, träfe das nach Ansicht vie-        sonenbeschränkungen,       Grenz-     ihre Überlegungen miteinbezieht.      wurde von der Stadt erworben
               ler eher die sozial sowieso schon       schließungen, Lieferengpässe und      Wir haben juristisch prüfen las-      und wird integriert und die Front
               Benachteiligten. Ein klares Nein        Baukostensteigerungen. Ein Ter-       sen, dass es keine Pflicht gibt, in   an der Rotekopfgasse arrondiert.
               gegen jegliche Erhöhung kommt           min für eine Fertigstellung könne     einer bestimmten Form auf die         So bliebe genügend Spielraum für
               bisher von der CDU und Teilen           daher auch weiterhin nicht ge-        Anfragen reagieren zu müssen.“        einen Architekten-Wettbewerb, der
               der FDP. Für die Grünen wäre eine       nannt werden aus genannten Un-        Ebling will demnach maximal bis       noch in diesem Jahr durchgeführt
               Gebührenerhöhung denkbar, sollte        wägbarkeiten und Lieferschwierig-     zu drei Anträge pro Ortsbeirats-      werden kann. Die Projektlaufzeit
               allerdings nicht zu hoch ausfallen.     keiten. Finanzdezernent Beck sei      sitzung für Sachstandsberichte        soll fünf Jahre betragen. Die Kos-
               Die Stadtverwaltung wird vermut-        jedoch „gedämpft optimistisch“,       der Verwaltung zulassen. Sogar        ten liegen bei mindestens 60 Mio.
               lich nicht lange mit einer entspre-     dass nach Plan gearbeitet werden      von einer möglichen Klage von-        Euro - hier hofft die Stadt weiter
               chenden Antwort auf sich warten         könne. Auch einige Vereine hegen      seiten der Ortsbeiräte war schon      auf positive Signale von Land und
               lassen.                                 die Hoffnung, den Kongress-Saal       die Rede. Altstadt-Ortsvorsteher      Bund, was angesichts klammer
               Zudem soll die nördliche Neu-           in der Fastnachts-Kampagne 2022       Brian Huck dazu: „Die Stimmung        Corona-Kassen fraglich bleibt. Er-
               stadt Ende des Jahres zur An-           zu nutzen.                            ist zwar nicht unbedingt gut. Aber    gänzend muss ein Interimsstandort
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                                                                                                                                               Stadtgespräch

                                                                                                                            und Baudezernentin Grosse sind
                                                                                                                            dennoch optimistisch, was die Be-
                                                                                                                            werbung angehe. Schließlich kön-
                                                                                                                            ne Mainz mit einem historischen
                                                                                                                            Erbe aufwarten - das könnten an-
                                                                                                                            dere Städte nicht.

                                                                                                                            Klamme Stadt-Finanzen
                                                                                                                            2020 hat Mainz finanziell noch
                                                                                                                            halbwegs gut abgeschlossen. Doch
                                                                                                                            während man vor der Pandemie für
                                                                                                                            2021 mit einem Gewerbesteuerauf-
                                                                                                                            kommen (brutto) von 180,6 Mio.
                                                                                            Leere Taschen im Stadtsäckel    Euro rechnen konnte, wird diese
                                                                                                                            Erwartung nun um 30,6 Mio. Euro
                                                                                                                            nach unten korrigiert. Und selbst
                                                                                                                            dann könnte das Ergebnis schlech-
                                                                                                                            ter ausfallen als erwartet.
Auch ein moderner Volkspark könnte durch die Landesgartenschau entstehen
                                                                                                                            Aus dem kommunalen Finanz-
                                                                                                                            ausgleich sind auch keine Mehr-
und die Auslagerung aller muse-            den, sofern Mainz den Zuschlag            von Schulhöfen. Bis zur Zitadelle      einnahmen zu erhoffen; im Ver-
alen Sammlungsbestände in ei-              auch erhält. Bis zum 15. Oktober          zieht sich der Hauptbereich. Das       gleich zum Vorjahr sinken diese
nem adäquaten Depot organisiert            muss die Bewerbung eingereicht            Rheinufer wird bis zur Landes-         Einnahmen voraussichtlich um ca.
werden, u. a. im Naturhistorischen         sein. So einige Bereiche der Stadt        gartenschau nicht in Gänze fertig      8 Mio. Euro. Das belegt die Steuer-
Museum.                                    könnten dann moderner aufge-              werden, ist aber weiterhin Teil des    schätzung vom 12. Mai 2021. Der
                                           stellt werden, als es heute der Fall      Projekts „Mainz 2030“.                 Deutsche Städtetag hat Bund und
Bewerbung zur Landesgarten-                ist: der Stadtpark etwa würde auf-        Das alles sieht verlockend aus,        Länder daher aufgefordert, auch in
schau                                      gewertet, die Wegebeziehungen             wären da nicht die Kosten von          diesem und dem kommenden Jahr
Diese Bewerbung läuft und sieht            zur Innenstadt, Plätze in der Stadt,      fast 40 Mio. Euro, von denen die       die Mindereinnahmen bei der Ge-
gut aus. Die römische Vergangen-           der alte Friedhof Weisenau könnte         Stadt ein Drittel tragen muss, als     werbesteuer zu kompensieren und
heit und die europäische Zukunft           zum Bürgerpark werden, Dach-              auch eine Eintrittspflicht für wei-    dafür zu sorgen, dass die kommu-
- das soll die Klammer für die             und Fassadenbegrünungen sind              te Teile des Volks- und Stadtparks     nalen Investitionen stabil bleiben.
Landesgartenschau in Mainz wer-            geplant bis hin zur Aufwertung            während der Schau. OB Ebling

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                                                                                                     DESIGNPREIS
                                                                                                     R H E I N L A N D - P FA L Z
                                                                                                        PRODUKTDESIGN
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                                                                                               Infos: descom.de und galerie-handwerk.de
12                                                    sensor 06-07/21
               Museales

                                                                                                Eine Verkettung mehr oder we-          geraumer Zeit gemeinsam mit der
                                                                                                niger unglücklicher Umstände           Generaldirektion Kulturelles Erbe
                                                                                                (Corona, Wahlen, neue Posten           (GDKE). Teil des Plans ist auch das
                                                                                                und deren Besetzungen) führten         „Reallabor Demokratie“, das mit
                                                                                                zu Jahresbeginn dazu, dass das         neuen Formaten der Politikvermitt-
                                                                                                Thema der Neuausrichtung des           lung einen Teil der Steinhalle be-
                                                                                                Landesmuseums offenbar nicht           spielen könnte. Beim Reallabor geht
                                                                                                ausreichend kommuniziert wurde.        es um Demokratieteilhabe durch
                                                                                                Was stattdessen passierte, ist ein     neue Beteiligungs- und Diskussi-
                                                                                                Zoff um die sogenannte Stein-          onsformen, um Demokratievermitt-
                                                                                                halle des Museums, in der diverse      lung in Form von Seminaren etwa,
                                                                                                römische Artefakte aufbewahrt          als auch um das Thema „Demokra-
                                                                                                und ausgestellt werden: etwa die       tie von Anfang an“ mit Schulklas-
                                                                                                bekannte Jupitersäule, der Augus-      sen oder für Studierende. Die Ange-
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                                                                                                tuskopf oder der Bronzekopf der        bote des Landesmuseums könnten
                                                                                                Göttin Rosmerta. Dazu gesellten        so auch die Bildungsprogramme des
                                                                                                sich 150 Gefäße, Amphoren und          Landtags ergänzen.

               Kein Stein auf
                                                                                                Mobiliar. Der größte Teil der in der   Doch der Aufschrei ist groß: Durch
                                                                                                Steinhalle untergebrachten römi-       den Verbleib des Plenargestühls
                                                                                                schen Relikte befindet sich im Be-     würde die Ausstellung der römi-
                                                                                                sitz der Stadt Mainz. Sie werden       schen Steine und Exponate zu stark

               dem anderen
                                                                                                vom Landesmuseum kuratorisch           reduziert werden. Zahlreiche Ini-
                                                                                                und konservatorisch betreut.           tiativen und Vereine protestieren.
                                                                                                                                       Sogar eine Petition „Für den Erhalt
                                                                                                Aufschrei um die Steinhalle            der Steinhalle“ wurde initiiert. Und
                                                                                                Bisher hat sich der Großteil der Be-   auch einige Mainzer Parteien ziehen
                                                                                                völkerung eher stiefmütterlich für     nach und üben Kritik oder schlagen
               Wie das Landesmuseum der Zukunft
                                                                                                diese Artefakte interessiert. Doch     für das Reallabor Alternativ-Stand-
               aussehen soll – und von der                                                      da der neue Landtag bald fertig ist    orte vor, etwa das Kurfürstliche
                                                                                                und dann nicht mehr in der Stein-      Schloss. Dabei kennt kaum jemand
               Empörung darüber
                                                                                                halle tagt, ist die Aufregung um       das Konzept und die Idee hinter dem
                                                                                                diese nun umso größer. Denn die        neu zu planenden Landesmuseum.
                                                                                                Steinhalle soll – geht es nach den
                                                                                                Vorstellungen des Landtages bzw.       Idee Mainzer Museums-Karré
                                                                                                Landes – verändert werden: Das         Bisher schlummerte das Landes-
                                                                                                Plenargestühl könnte dann dort         museum etwas dahin in seinem
                                                                                                verbleiben und als „Reallabor für      Dornröschen-Schlaf. Ob es nun
                                                                                                Demokratie“ samt Veranstaltun-         Kunstmuseum,      Archäologisches
                                                                                                gen dienen. Nicht zuletzt ist dies     Museum oder was auch immer ist,
                                                                                                auch der Tatsache geschuldet, dass     bleibt schwer erkennbar. Zwar be-
                                                                                                der Landtag zum einen nicht weiß,      herbergt es die ältesten und wohl
                                                                                                wohin mit seinem „alten“ Gestühl,      auch bedeutendsten archäologi-
                                                                                                er zum anderen aber auch sehr vie-     schen Funde der Region, doch
                                                                                                le Besucheranfragen hat und diese      neuere Funde verbleiben eher in
                                                                                                nicht ohne weitere Lokalität stem-     der Landesarchäologie. Mit dem
 Landtag

                                                                                                men kann. Fast 30.000 Menschen         Römisch-Germanischen Zentral-
                                                                                                besuchen jedes Jahr den Landtag.       museum (RGZM) ist zudem ein
                       Verbleibt das Plenar-Gestühl in der Steinhalle als „Demokratie-Labor“?
                                                                                                Das Interesse ist deutlich höher       weiterer starker Akteur in der
                                                                                                als das (Raum-13)Angebot, wes-         Stadt aktiv – wenn auch mehr in
               Der Innenhof des Landesmuseums soll mehr geöffnet werden                         halb vielen Gruppen und Schulen        der Forschung –, der nun seinen
                                                                                                abgesagt werden muss. Ein Brü-         Neubau und damit ein eigenes ar-
                                                                                                ckenschlag zum Landesmuseum            chäologisches Forschungszentrum
                                                                                                – auch thematisch zum Thema De-        Nähe Cinestar / KUZ eröffnet: das
                                                                                                mokratie – steht somit in doppelter    „Archäologische Zentrum Mainz“.
                                                                                                Hinsicht im Raum. Der Plenarsaal       Wo nähert man sich in Zukunft
                                                                                                in der Steinhalle umfasst dabei        also am besten dem Thema Ar-
                                                                                                eine Fläche von rund 423 qm, die       chäologie an, ohne sich gegensei-
                                                                                                Steinhalle gesamt 1.400 qm. Das        tig Konkurrenz zu machen?
                                                                                                Landesmuseum verfügt – ohne die        Hinzu kommen weitere Neu-Aus-
                                                                                                Steinhalle – über eine Fläche von      richtungen in Mainz, etwa beim
                                                                                                fast 10.000 qm.                        Naturhistorischen und Gutenberg-
                                                                                                                                       Museum, die die Notwendigkeit
                                                                                                Notwendige Positionierung              einer Profilierung und Positionie-
                                                                                                Doch nicht nur die Steinhalle, das     rung des Landesmuseums erhöhen.
                                                                                                komplette Landesmuseum soll eine       Daneben hat das Landesmuseum
                                                                                                Neu-Positionierung erfahren und        wiederum Fläche eingebüßt, ins-
 Landtag

                                                                                                an Attraktivität gewinnen. Die-        besondere mit dem Verkauf der
                                                                                                sen Plan verfolgt das Land seit        Liegenschaft „Eltzer Hof“.
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                                                                                                                                                                               Museales

Die Frage also, was den Kern der
Identität des Landesmuseums
ausmacht, ist und bleibt schwie-
rig. Das Thema „Mainz und Rom“
spielt sicher eine Rolle. Aber auch
„Mittelalter“, „Jüdisches Mainz“,
„Mainz und die Franzosen“ sind
weitere Themenfelder. Hinzu
kommen eine aufgefrischte Ge-
mäldegalerie, ein grafisches Ka-
binett und ein attraktives Kinder-
museum, in dem bislang die sehr
gut gemachte Ritter-Ausstellung
                                      Stephan Dinges

lief. Zudem bieten sich der Innen-
hof und das Erdgeschoss für eine

                                                                                                 Landtag
permanente Öffnung vonseiten
der Großen Bleiche an, um den
Hof und die umliegenden Ange-                                                                                                                           Die Artefakte des römischen Mainz
                                                                                                                                                       sollten mehr hervorgehoben werden
bote (Café, Empfang, Shop, Gar-
derobe, Toiletten) aufzuwerten
zum Verweilen einzuladen.
In der Summe ergibt sich ein Lö-
sungsweg für das Landesmuseum                          als auch der Museumsleitung mit                     lungsreichen Angebot für alle             und möglichen gestalterischen
aus dem „Dilemma der Identi-                           „Zurückhaltung“ aufgenommen.                        Generationen.” Auf vielen Seiten          Umsetzungen laufe eine inter-
tät“: Anstelle sich auf ein Modell                     Die GDKE und das Landesmuseum                       ist man demnach offen für Kom-            ne Abstimmung, in die aber auch
zu versteifen, könnte es künftig                       hatten die Steinhalle jahrzehn-                     promisse, jedoch bei weitem nicht         Freundeskreise und Verbände ein-
schneller die Themen und auch                          telang bespielt und waren davon                     auf allen. Aktuell scheitert ein ge-      bezogen seien.
die Zeiträume der Präsentation                         ausgegangen, sie bald wieder voll                   meinsames Konzept vor allem an            Der plötzliche Aufschrei hat die
wechseln. Der klassische Rhyth-                        nutzen zu können. Dennoch: Es                       den unterschiedlichen Interessen          Politik jedenfalls überrascht. Umso
mus von „Dauerausstellung“ und                         stehen nun eine Reihe von Verän-                    der Akteure und dem Kleinkrieg            besser, dass nun eine hoffentlich
„Wechselausstellung“ würde zu-                         derungen an. Heike Otto, die neue                   beim Thema Steinhalle.                    fruchtbare Debatte angestoßen
gunsten von thematisch und zeit-                       GDKE-Chefin, sieht dies auch als                                                              wird.
lich überraschenden Perspektiv-                        Chance: „Wir können unseren                         Kompromiss?                               Noch im Laufe des Jahres wird
wechseln überwunden.                                   Museumsstandort neu denken.                         Bis zum Herbst will eine Ar-              der Landtag in das frisch sanierte
Damit verbunden bleibt allerdings                      Wir haben die Chance, auf ge-                       beitsgruppe nun ein detailliertes         Deutschhaus zurückkehren. Doch
die Herausforderung, für die in                        sellschaftliche Veränderungen zu                    Gestaltungskonzept, insbesonde-           weil danach der Umbau des Rathau-
der Steinhalle gezeigten archäolo-                     reagieren. Nutzen wir sie. Dafür                    re für die Steinhalle, erarbeiten.        ses an der Reihe ist, wird die Stein-
gischen Zeugnisse eine adäquate                        möchten wir einen Konsens fin-                      Auch Innenminister Roger Lew-             halle sowieso noch eine Weile lang
Präsentationsform zu finden und                        den, der die Brücke von der Ver-                    entz – in dessen Zuständigkeit            als Sitzungssaal erhalten bleiben –
das möglicherweise mit Veranstal-                      gangenheit über die Gegenwart in                    die GDKE seit neuestem gehört             dieses Mal für den Mainzer Stadtrat.
tungen zu verbinden. Verständ-                         die Zukunft schlägt. Als Ergebnis                   – spricht von einem Kompromiss
licherweise wurde dieser bereits                       haben wir dann, so wünsche ich                      im besten Sinne. Zu den konzep-                                David Gutsche
einige Jahre zurückliegende Vor-                       es mir, ein attraktives Museum                      tionellen und didaktischen Über-
stoß des Landtags von der GDKE                         mit einem aktuellen und abwechs-                    legungen, Schwerpunktsetzungen

                                                                                                                                        MAINZER

                        Kultur verbindet                                                                                 KulturGärten
                        Zitadelle live!
                                                                                                                                                                              MIT
                                                                                                                                          im Schloss                       OPEN-AIR-
                                                                                                                                                                            BÜHNE
                                                                                                                       Ein Kulturprojekt von                       TÄGLICH
                                                                                                                                                                  GEÖFFNET

            Fr., 09.07.2021, 20 Uhr                       Mi., 18.08.2021, 19:30 Uhr
                    Mundstuhl                                    Science Slam
            So., 18.07.2021, 20 Uhr                       Do., 19.08.2021, 20 Uhr                             15.07. PLEASE MADAME, 20:00 Uhr
                   Eckart von                                    11 Freunde                                   22.07. MATIJA, 20:00 Uhr
                   Hirschhausen                           Sa., 04.09.2021, 20 Uhr                             24.07. EURE MÜTTER, 20:00 Uhr
            Sa., 31.07.2021, 20 Uhr                              Serdar Somuncu                               30.07. „MÄDELSABEND“ MIT LEA HIERONYMUS, 19:30 Uhr
                    FRIDA GOLD                                                                                31.07. „LIEDERMACHEN LEUTE – LIVE“
                                                                         Ein Kulturprojekt von                       MIT SVEN GARRECHT, 19:30 Uhr
                                                                                                              19.08. BIERGARTENSHOW MIT MATZE KNOP, 20:00 Uhr
                                                                                                                       Weitere Infos und Tickets unter
                     Tickets & Infos:                                                                                  www.mainzer-kulturgaerten.de
                     bit.ly/kultur-zitadelle2021                                                                        @frankfurterhofmainz      @mainzerkulturgaerten
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     Stadtgespräche

                      ((( Ein ungewöhnlicher Ort.
                      Am Grunde des Kanals
                      spricht Sophie Stein über
                      Gründe des Schreibens )))
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                                                                                                                                                  Portrait

           Wovon die
           Gegenwart
        nachts träumt
                            Die Mainzerin Sophie Stein
                      kommt mit ihrem Debütroman
                    „Amanecer“ wie aus dem Nichts

                                                                                                                      Die Autorin liebt Licht und Dämmerung

Die Sonne sinkt bereits und die Schatten wer-       schichten ausgedacht, die parallel zu meinem        kennen. Es entstanden lange spanische Winter-
den länger. Sophie Stein sitzt mit angezoge-        Leben verliefen und mich mit einem Fuß in der       abende, in denen die Kälte nachts in die un-
nen Beinen auf dem warmen Betonboden. Auf           Realität und dem anderen in der erfundenen          beheizten Häuser kroch und bei der man sich
ihrem Schoß liegt ihr Laptop. Diesen hat die        Welt stehen ließen.“ Geschichten und Mythen         mehrere Pullover übereinander zog und die
26-jährige Autorin immer dabei, denn er ist         sind für Sophie Stein der Versuch, die Welt zu      Häuser aufgrund der Ausgangssperre nach 22
Rückzugsort und Arbeitsplatz zugleich. Ihr          verstehen.                                          Uhr nicht mehr verlassen durfte. Mit dortigen
Debütroman, der ungewöhnlich und schillernd                                                             Journalisten redete sie auch über politisch en-
ist, wurde unter anderem für das ARD-Radio-         Spurensuche mit der Lupe                            gagiertes Schreiben. Das mag ein inspirieren-
festival ausgewählt. Der Erfolg kam plötzlich       Ihren Anfang nahm die Arbeit an ihrem ersten        der Gegensatz zu ihrem neoromantischen De-
und bleibt surreal, bedeutet das Werk doch für      Roman „Amanecer“ in einer spanischen Bib-           bütroman gewesen sein und bestärkte in ihr
die Autorin selbst etwas ganz anderes. „Ama-        liothek. Dort übersetzte sie 2016 altkanarische     das Vorhaben, sich mehr mit gesellschaftlichen
necer war ein Befreiungsschlag“, sagt sie und       Mythen aus dem Spanischen. „Letztendlich ist        Themen zu beschäftigen.
streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.     dann kaum etwas davon übriggeblieben. Ich
Um das Buch schreiben, musste sie vergessen,        habe den ursprünglichen Plan, diese Mythen          Was die Zukunft bringt
dass andere es jemals lesen würden. Nur so          in den Fokus zu stellen, stark abgewandelt.“        Langsam wird es kühl. Sophie streift sich einen
konnte ein rätselhafter und gefühlvoller Text       In ihrem Buch finden sich noch weitere An-          blauen Pullover über. Er ist zu groß und bedeckt
entstehen, in dem sich die Protagonistin in         spielungen: Begibt man sich auf Spurensuche,        ihren schlanken Körper wie ein sanfter Himmel
Traumwelten verliert.                               trifft man auf Descartes, William Blake und         in der aufkommenden Dämmerung. „In meinem
                                                    orientalische Märchen. Das Streben nach Er-         nächsten Projekt möchte ich mich mehr trauen.
Sophie im Wunderland                                kenntnis ist einer der Gründe, warum Sophie         Ich möchte diesmal nicht nur Risiken formeller
Sophie Stein ist in Mainz geboren und verwur-       schreibt. Wie ihre Protagonistin ist sie auf der    Art, sondern auch Risiken inhaltlicher Art ein-
zelt. Mainz ist die Basis, von der aus sie die      Suche nach dem Wesen der Dinge. Dabei hat           gehen“, sagt sie. Ein neuer Roman schlummert
Welt erkundet und zu der sie nach ihren Reisen      sie warme und wache Augen, mit denen sie die        bereits. Die Mainzer „Leselampe“ plant eine
immer wieder zurückkehrt. Sie studierte Philo-      Welt aufnimmt - niemand, der an der Oberflä-        Veranstaltung und auf dem ARD-Radiofestival
sophie und Spanisch in Berlin, English Litera-      che verweilen mag. Liest man ihre Metaphern,                                    im Sommer 2021
ture and Culture, Indologie und Komparatistik       hat man den Eindruck, dem Beschriebenen                                         wird     „Amanecer“
in Mainz und lebte für einige Monate in New         ganz nah zu sein, fast als schaue man durch                                     von der Schauspie-
York, auf Teneriffa und in Málaga. Neugierig        eine Lupe.                                                                      lerin Sarah Grunert
richtet sie ihren Blick in die Zukunft. „Ich habe                                                                                   gelesen.
keine Lust, mich zu behandeln, als wäre mei-        Inspirierende Begegnungen
ne Identität etwas Brüchiges und Verletzliches,     Den Winter verbrachte Sophie in Spanien,                                                  Lena Frings
das jeden Moment zerspringen könnte. Nein,          um Abstand von „Amanecer“ zu gewinnen                                                    Fotos: Simon
ich glaube, wir sind sehr dehn- und wandel-         und neue Ideen zu entwickeln. In Andalusien                                                 Spieske &
bar, und vor allem lern- und entwicklungsfä-        mietete sie sich ein Zimmer in einer Wohnge-                                              Lena Frings
hig.“ Ihre Brille wird an der Seite mit einem       meinschaft, packte ihre Tasche und den Lap-
Stück Klebeband zusammengehalten. „Schon            top aus und blieb, solange es ihr gefiel. Durch
bevor ich schreiben konnte, habe ich mir Ge-        Zufall lernte sie hier auch andere Schriftsteller
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     Standort

     Platzbedarf
     Mainz soll Welt-Zentrum für

     Biotechnologie werden

     Für Aufsehen sorgte das Unter-        schungs- und Wohnquartier, dem
     nehmen Biontech, als es im De-        sogenannten „Biontech-Campus“,
     zember 2020 als erster Hersteller     entstehen, ab Ende des Jahres oder
     die Zulassung für einen Corona-       spätestens Mitte 2022.
     Impfstoff bekam. Über Nacht wur-      Mit Informationen darüber, wie sich
     de die Firma „An der Goldgrube“       die Forschungsschwerpunkte auf
     zum Vorreiter im Kampf gegen die      dem künftigen Campus verteilen
     Pandemie. Ein weiterer Schwer-        könnten, hält sich das Unternehmen
     punkt von Biontech ist die Krebs-     noch bedeckt. Den „Wissen-
     forschung. Die Zukunftsvision         schaftsaspekt zu bündeln“, sei ein
     lautet: Mittels mRNA-Technolo-        Ziel. Miriam Ostheimer, zuständig
     gie, die gerade gegen COVID-19        für die Planung des neuen Campus,
     eingesetzt wird, könnten sich un-     schätzt 1.000 neue Arbeitsplätze für
     ter anderem bahnbrechende Er-         den Laborbereich und weitere 1.000
     kenntnisse für die individualisier-   Stellen für die Verwaltung. Von Be-
     te Krebstherapie ergeben.             deutung ist dabei auch das Bauvor-
                                           haben „K2“ am Hauptsitz an der
     Nachrichten wie diese befördern       Goldgrube. „Etwa 300 bis 400 Ar-
     das Bestreben von Stadt und Land,     beitsplätze sollen dort in den nächs-
     das Unternehmen langfristig hier      ten zwei Jahren entstehen“, so Ost-
     zu halten. Man möchte Mainz so-       heimer.
     gar zum weltweit führenden Stand-     Mit der Expansion stellt sich auch
     ort für Biotechnologie machen. Der    die Frage nach der Schaffung von
     neue Koordinator dafür ist ein Be-    Wohnraum in der ohnehin dicht be-
     kannter: Professor Dr. Georg          siedelten Stadt. „Wir gehen derzeit
     Krausch, der Mainzer Uni-Präsi-       auf dem Kasernengelände von 450
     dent und Physiker soll die Aktivi-    Wohneinheiten aus“, so Baudezer-
     täten der unterschiedlichsten Per-    nentin Marianne Grosse. Durch die                                        Die Erweiterung von Biontech in der Oberstadt
                                                                                                                   soll nicht auf Kosten des Wohnungsbaus gehen
     sonen und Einrichtungen in diesem     Anpassung der „Wohngebäudety-
     Bereich zusammenführen und stär-      pologie“ könne dabei die Anzahl
     ken. „Wir wollen die aktuelle Dy-     der neu entstehenden Wohneinhei-         siedelten. Sabine Flegel, Kreisvor-    tech“, dessen Ursprung in der Main-
     namik nutzen und weiter investie-     ten trotz der Vergrößerung der Flä-      sitzende der CDU, bemängelt das        zer Unimedizin liegt. Auch hier will
     ren“, sagt auch Ministerpräsidentin   che für Forschung und Technologie        generelle Fehlen von Flächen in        man innovative therapeutische
     Malu Dreyer. Biotechnologie werde     weitgehend erhalten bleiben. Der-        Mainz. Bereits 2012 habe ihre Partei   Werkzeuge im Kampf gegen Krebs
     die Zukunft bestimmen.                zeit bedeutet dies, dass mit einer       einen neuen Stadtteil gefordert.       entwickeln.
     Wie sehr die Landesregierung auf      fünf- bis sechsgeschossigen Bau-         Doch um Mainz herum liegen             Weitere Hoffnung verspricht sich die
     den Sektor setzt, zeigt auch die      weise geplant wird. Auch zwei Ki-        Frischluftschneisen, die sonst be-     Stadt aus der Verbindung von Hoch-
     Summe von über 100 Millionen          tas, ein Nahversorger und die zent-      baut werden müssten – eine Zwick-      schule, Unimedizin und vielen krea-
     Euro, die man in den nächsten         rale Unterbringung der Ortsverwal-       mühle. Lob kommt von der FDP:          tiven Köpfen, wie sie bei Biontech &
     zehn Jahren (in Biotechnologie) zu    tung sind dort vorgesehen.               „Mit einem Global Player wie Bion-     Co. zu finden sind. „Es erfüllt uns
     investieren plant.                                                             tech als Anker und Magnet für wei-     mit Freude und Stolz, dass wir einer
                                           Quartier aus einem Guss                  tere Ansiedlungen könnten wir an       solchen Firma und ihren hochtalen-
     Mainz braucht mehr Platz              Kritik kommt von der städtischen         eine Erfolgsgeschichte wie Boehrin-    tierten Wissenschaftlern eine Pers-
     Damit das Unternehmen wachsen         CDU - nicht zur Expansion an sich        ger in Ingelheim denken“, sagt Da-     pektive in Mainz geben können“, so
     kann, braucht es weitere Flächen in   - jedoch sei es bedauerlich, dass kei-   vid Dietz.                             OB Ebling.
     der Stadt, die neben Wohnungen        ne Areale für weitere Biotech-Un-
     bekanntlich ein knappes Gut sind.     ternehmen vorgehalten werden             Weitere Erfolge in der Biotechno-                          Alexander Weiß
     Schon seit längerem ist hierfür das   könnten, sondern dass für die übri-      logie
     10 Hektar große Gelände um die        gen Flächen Wohnbebauung vorge-          Dass auch außerhalb der Goldgrube
     Gfz-Kaserne in der Oberstadt im       sehen sei. So bestünde die Gefahr,       in Mainz Forschungserfolge ver-
     Blick. Etwa 2.000 neue Arbeitsplät-   dass weitere potenzielle Unterneh-       zeichnet werden, zeigt das neue
     ze sollen in Zukunft auf dem For-     men sich außerhalb von Mainz an-         Biopharm-Unternehmen „KHR Bio-
sensor 06-07/21                                             17
                                                                                                                                                                                 Schwimmbad?
Alexander Kiefer & Annika Malchus

                                                                                                                                                               Ingenieur Alexander Kiefer und seine
                                                                                                                                                                Tochter Lilo wollen im Zollhafen ein
                                                                                                                                                                               Strandbad errichten

                                    Die Idee entstand vor etwa einem                                                                                         Ebling den Mainzern ein Schwimm-
                                    Jahr zufällig. Bei einem Spazier-                                                                                        becken am Zollhafen versprochen.
                                    gang im Zollhafen fragte Lilo, die
                                    neunjährige Tochter des Mainzer
                                    Ingenieurs Alexander Kiefer, ihren
                                                                                            (Ach Du)                                                         In seinen Gesprächen mit den Be-
                                                                                                                                                             treibern des Hafens und zuständi-
                                                                                                                                                             gen Dezernaten stieß Kiefer daher
                                    Vater, ob man dort auch schwim-
                                    men könnte. „Ich denke schon.                      „Heilige Makrele!“                                                    auf breite Zustimmung. Stadt und
                                                                                                                                                             Stadtwerke können oder werden
                                    Aber es ist verboten, es ist ja kein                                                                                     sich nach jetzigem Stand jedoch
                                    Schwimmbad“, antwortete der.                      Ingenieur Alexander Kiefer und sein Team                               nicht an den Kosten beteiligen,
                                    Dann könne Papa doch eins bauen,                                                                                         denn die Stadtwerke betreiben
                                                                                               basteln an der Vision für ein
                                    beharrte Lilo. Kiefer dachte nach                                                                                        schon das Taubertsbergbad. Ihre In-
                                    und fragte sich: Warum eigentlich                        Rheinschwimmbad im Zollhafen                                    vestitionen in ein neues Konzept
                                    nicht? Er ließ seiner Fantasie freien                                                                                    und die Sanierung des Thermenbe-
                                    Lauf, bis eine klare Vision vor dem                                                                                      reichs werden sich dort vermutlich
                                    geistigen Auge erschien.                sowie einem kleinen gastronomi-         oder Absichten einer anderen Nut-        noch über Jahre hinziehen.
                                    Seitdem hat die Ausgestaltung der       schen Angebot (mit im „Boot“ wäre       zung. „Das ist eine einmalige            Denkbar wäre also eine Art Crowd-
                                    Idee ihm und seinem Team vom            Sternekoch Dirk Maus) - ein Ge-         Chance, alle Wasser liebenden            funding. Kiefer weiß, dass die Idee
                                    Ingenieurbüro „Francke und Knit-        genentwurf also zu herkömmlichen        Menschen mit ihrem Fluss in Be-          einen Mehrwert für Investoren,
                                    tel“ mit Sitz in der Neustadt eini-     öffentlichen Bädern. Abgetrennte        rührung zu bringen“, begeistert          Bauträger, ansässige Hotels und
                                    ges an Mehrarbeit beschert. Das         50-Meterbahnen für Sportschwim-         sich Kiefer. An der Realisierung         Firmen – nicht nur im Zollhafen –
                                    Ziel aller Beteiligten: das Leben in    mer soll es geben, und der Entwurf      zweifelt er nicht: „Ich bin kein Ide-    darstellt. Auf ihre zumindest teil-
                                    ihrer Stadt attraktiver zu machen       setzt konsequent auf Ökologie. Ein      alist oder Fantast, sondern Fach-        weise finanzielle Beteiligung oder
                                    und das im Nordteil des Hafens be-      zentraler Aspekt des Projekts ist die   mann auf dem Gebiet.“ Eine Mach-         Förderung als „Umweltprojekt“
                                    stehende Vakuum so füllen, dass es      Begrünung unter Einbeziehung der        barkeitsstudie ist auf dem Weg und       hofft er nun. Offen bliebe auch die
                                    allen zugutekommt - in Form eines       Dalben (im Hafengrund einge-            soll in Kürze Stadt und Stadtwer-        Frage nach dem Betreiber. Zur Not
                                    Hafenbades mit dem Namen „Hei-          rammte Holzpfähle) inklusive aus-       ken vorgestellt werden. Mit seinem       würde Alexander Kiefer hier auch
                                    lige Makrele!“. Name und Logo ge-       geklügeltem Bewässerungssystem,         auf Wasserbau und -wirtschaft            selbst einspringen. Seiner optimisti-
                                    hen auf die Ideen von Kiefer und        das sich aus dem Rhein speist. Des-     spezialisierten Büro hat Kiefer          schen Einschätzung nach wird es an
                                    seiner Tochter zurück. Wie sie da-      halb hat sich das Team mit der          zahlreiche Projekte rund ums Was-        der Genehmigung jedenfalls nicht
                                    rauf kam, weiß er nicht mehr ge-        „Heiligen Makrele!“ kürzlich für die    ser realisiert und 2015 auch die         scheitern.
                                    nau. Er vermutet, aus einer Comic-      Teilnahme an dem Forschungspro-         Marina und Grachten im Zollhafen         Wenn tatsächlich alles stehen soll-
                                    serie und sagt: „Es heißt Heilige       jekt „Grüne Infrastruktur in Städ-      geplant. Auch die ersten Wasser-         te, könnten die Mainzer 2024 ein
                                    Makrele mit Ausrufezeichen. Der         ten“ des Bundesministeriums für         proben führten zu einem positiven        erfrischendes Bad im Zollhafen
                                    Imperativ steht für ein Erstaunen,      Bau und Heimat beworben.                Ergebnis. Zusätzlich könnte man          nehmen – beinahe zeitgleich mit
                                    wie es im Englischen etwa der                                                   einen Filterdamm vor dem Becken          der Fertigstellung des Bürgerufers
                                    Ausruf „Holy Shit“ ausdrückt.           Kein Idealist, sondern Fachmann         installieren.                            auf der anderen Seite des Hafens
                                                                            Ursprünglich waren im Nordbe-                                                    am Rhein. Das wäre doch was -
                                    Oase der Ruhe                           cken weitere Bootsanleger geplant.      Wer soll das bezahlen und betrei-        Heilige Makrele!
                                    Ihre Vision sieht eine Oase der Ruhe    Diese wurden der Zollhafen GmbH         ben?
                                                                                                                                                             www.heilige-makrele-mainz.de
                                    und Erholung vor, mit schwimmen-        aus Naturschutzgründen jedoch           Noch steckt viel persönlicher Ein-
                                    den Holzpontons, Sandflächen,           nicht genehmigt. Von Seiten der         satz von Alexander Kiefer in der                               Tina Jackmuth
                                    Yoga- und Entspannungskursen            Stadt gibt es seither keine Pläne       Bad-Idee. Dabei hatte schon OB
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