Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge

 
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KOMPASS
                                              Die Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs für die Deutsche Bundeswehr

                                              Soldat in Welt und Kirche                                      02I21

                                                                    dienen
                                                                   führen
                                                                    trauen
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                             ISSN 1865-5149
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INHALT

Titelthema
dienen I führen I trauen

4    Ein Beitrag zum Thema
     von Militärbischof Franz-Josef Overbeck

6    Interview mit General Eberhard Zorn

11 Kirche lernt vom Militär
   von Thomas de Nocker und Jan Zähringer

12 Interview mit Schwester Martina                                                                                         20
                                                                   Rubriken

                                                                   18 Kolumne der Wehrbeauftragten

                                                                   22 Buch-Rezension: „Wage zu träumen“

                                                                   24 Auf ein Wort:

                                                 6                    „Eigentlich bin ich ganz anders,
                                                                      aber ich komme so selten dazu!“

                                                                   28 Auslegeware:
Aus der Militärseelsorge                                              „Der Bischof und seine Frau“

17 Überblick zum Stand der Debatte – Militärseelsorge              29 Film-Tipp:
                                                                      RED SECRETS – IM FADENKREUZ STALINS
20 Afghanistan: Ein guter Grund, Sicherheit neu zu denken
                                                                   30 Buch-Tipp:
                                                                      „Was weiße Menschen nicht über Rassismus
Glaube, Kirche, Leben                                                 hören wollen aber wissen sollten“

26 Ökumene im Lebenskundlichen Unterricht:                         30 VORSCHAU:
   Ein Interview mit Monika Hansmann                                  Unser Titelthema im März
   und Stephan Aupperle
                                                                   31 Rätsel                     Titelbild: © Sensay – stock.adobe.com

    Impressum                                  Herausgeber                             Hinweis
    KOMPASS. Soldat in Welt und Kirche         Der Katholische Militärbischof          Die mit Namen oder Initialen gekennzeich-
    ISSN 1865-5149                             für die Deutsche Bundeswehr             neten Beiträge geben nicht unbedingt die
                                                                                       Meinung des Herausgebers wieder. Für das
    Redaktionsanschrift                        Verlag und Druck                        unverlangte Einsenden von Manuskripten und
    KOMPASS. Soldat in Welt und Kirche         Verlag Haus Altenberg                   Bildern kann keine Gewähr und für Verweise
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    Telefon: +49 (0)30 20617-421               Leserbriefe                             Kirche ist der Rechtsweg ausgeschlossen.
    E-Mail: kompass@katholische-               Bei Veröffentlichung von Leserbriefen
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    Chefredakteurin Friederike Frücht (FF)
    Redakteur Jörg Volpers (JV)                                                        Social Media
    Bildredakteurin, Layout Doreen Bierdel
    Lektorat Schwester Irenäa Bauer OSF

2                             Kompass 02I21
Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
EDITORIAL

                                                                    Liebe Leserin, lieber Leser,
                                                                    „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ „Wie der Herr, so‘s Ge-
                                                                    scherr.“ „Unter dem Leuchtturm ist es am dunkelsten.“

                                                                    Das sind Zitate, die jede und jeder kennt. Wenn Abläufe
                                                                    in Unternehmen oder Organisationen nicht optimal laufen,
                                                                    fällt der Verdacht schnell auf die Führungsebene – sei
                                                                    es bei großen Autokonzernen, der Bundeswehr oder der
                                                                    Kirche. Gerade in Ausnahmesituationen wird der Ruf nach
                                                                    Führung besonders hörbar.

                                                                    Doch was macht „gute“ Führung aus? Gibt es eine Ba-
                                                                    lance zwischen strikten Vorgaben und vertrauensvoller Ei-
                                                                    genverantwortung? Kann beziehungsweise muss Führung
© KS / Doreen Bierdel

                                                                    erlernt werden? Sollte Führung zeitlich begrenzt sein?

                                                                    Als Zeitschrift des Katholischen Militärbischofs ist es am
                                                                    naheliegendsten, dass wir uns diesem Thema von beiden

                        „Wer Macht über
                                                                    Richtungen aus nähern.

                         „Wer Macht über andere hat,
                        andere   hat,
                                                                    So haben wir auf der einen Seite mit einer Ordensschwes-
                                                                    ter gesprochen, die zurzeit als Provinzleiterin eine fast
                         muss zunächst Macht                        800 Jahre alte Schwesterngemeinschaft leitet. Aus dieser

                        muss zunächst Macht                         langen Tradition zieht sie auch für ihre Führungsaufgabe

                         über sich selbst gewinnen –
                                                                    nicht nur viel Kraft, sondern auch Wissen. Ein Wissen

                        über  sich selbst
                                                                    darum, dass führen immer auch dienen bedeutet.

                         Wer führen will,
                        gewinnen     – Wer führen
                                                                    Auf der anderen Seite haben wir mit dem ranghöchsten
                                                                    Soldaten der Bundeswehr gesprochen, dem General-
                         muss zuerst sich                           inspekteur Eberhard Zorn. Seit über 40 Jahren ist er als

                        will,
                         selbermuss   zuerst sich
                                führen.“
                                                                    Soldat bei der Bundeswehr und konnte so auch selber die
                                                                    unterschiedlichsten Führungsstile kennenlernen. Im Ge-

                        selber führen.“Benedikt von Nursia
                                                                    spräch schildert er, was für ihn „gute“ Führung ausmacht.

                                                                    Mit dieser Ausgabe wünschen wir Ihnen einen
                                                                    informativen Start in dieses Jahr.

                                                                                                            Friederike Frücht,
                                                                                                             Chefredakteurin

                                                                                   Kompass 02I21                            3
Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
TITELTHEMA

„‚Leitung‘ bedeutet für
mich als Katholischer
Militärbischof auch,
für die konkrete
                                         I.
Ausgestaltung,                           „Führen und Leiten“ gehört zu den wich-
                                         tigen Aufgaben von Verantwortungsträ-
Ermöglichung und                         gern. Eine Führungspersönlichkeit hilft
Sicherung der                            anderen Menschen, wertebestimmt Ziele
                                         in eigener Entscheidung und selbststän-
seelsorglichen Arbeit vor                dig zu erreichen. Menschenführung die-
                                         ser Art ist darauf ausgerichtet, im Men-
Ort – von den Kasernen                   schen dialogische Fähigkeiten zu fördern,
                                         um sich für eine Gemeinschaft einzuset-
bis zum Auslandseinsatz –                zen und zu Verantwortungsübernahme
Sorge zu tragen.                         bereit zu sein. Führung wahrzunehmen,
                                         hat darüber hinaus mit verlässlicher Ar-
                                         beit in klaren Strukturen, mit der Fähig-
                                         keit zur Teambildung und -beteiligung und
Dies geschieht ganz                      mit einer kritisch-wohlwollenden Beglei-
                                         tung aller Akteure zu tun.
praktisch vor allem auch
durch Delegation von                     Leitung setzt im ergänzenden Sinn die
                                         Bereitschaft voraus, sich mit verschie-
Leitungsverantwortung                    denen Kompetenzen in eine Organisa-
                                         tionsstruktur einzubringen, die deren
an den Militärgeneralvikar,              Entwicklung dient. Dafür sind sozialkom-
                                         munikative Kompetenzen, Organisations-
an die zuständigen                       kompetenzen und Strukturkompetenzen
Militärpfarrer und an die                partizipativen Arbeitens bedeutsam,
                                         ebenso aber auch die Fähigkeit, inno-
anderen in der Seelsorge                 vative Aufgaben- und Problemlösungen
                                         zu entwickeln, Kompromisse auszuhan-
Verantwortung Tragenden.“                deln, eventuell aktuell unaufhebbare         scheidungsfindungen geht, die auch die
                                         Widersprüche auszubalancieren sowie          Gewissensfreiheit und Gewissenskom-
                                         angemessen vor allem kollegiale und          petenz berücksichtigen. Im Vordergrund
                                         kooperative Leitungsstile zu praktizieren.   steht dabei der grundlegende soldati-
                                                                                      sche Auftrag, dem Frieden zu dienen.
                                         II.                                          Zur Hilfe in der Persönlichkeitsentwick-
                                         Die Militärseelsorge hat sehr klare, durch   lung gehören in der Militärseelsorge aber
                                         den Glauben bestimmte und durch das          ebenso die Liturgie und das Gebet, der
                                         Evangelium geformte wertbestimmte            Gottesdienst wie auch die Katechese,
                                         Ziele zu verkündigen, zu leben und den       weil der Christ letztlich durch das Evan-
                                         Menschen nahezubringen, um sie auf           gelium geführt wird und in einem dialogi-
                                         dem Weg der persönlichen Lebens- und         schen Verhältnis mit Gott steht.
                                         Glaubensgeschichte zu begleiten.
                                                                                      III.
                                         Bei alledem gilt es, Hilfen zur Entwick-     „Leitung“ bedeutet für mich als Katho-
                                                                                                                                  © KS / Doreen Bierdel

                                         lung der eigenständigen Persönlich-          lischer Militärbischof auch, für die kon-
                                         keit zu geben, also geistliche Führung       krete Ausgestaltung, Ermöglichung und
                                         wahrzunehmen. Das geschieht – oft in         Sicherung der seelsorglichen Arbeit vor
                                         ökumenischer Verbundenheit – z. B. im        Ort – von den Kasernen bis zum Aus-
Bischof Franz-Josef Overbeck,            Lebenskundlichen Unterricht, in dem          landseinsatz – Sorge zu tragen. Dies
Katholischer Militärbischof              es nicht um Katechese oder Religions-        geschieht ganz praktisch vor allem auch
für die Deutsche Bundeswehr              unterricht, sondern um Fragen ethisch        durch Delegation von Leitungsverantwor-
                                         fundierter und reflektierter Wege der Ent-   tung an den Militärgeneralvikar, an die

4                        Kompass 02I21
Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
TITELTHEMA

                                                                                                                          Glaubenskraft und ein waches Gespür
                                                                                                                          für Bedürfnisse und Pluralität. In den Zei-
                                                                                                                          tenwenden, in denen wir als Kirche(n)
                                                                                                                          stehen, heißt dies, Tag für Tag neu einen
                                                                                                                          wachen Sinn für lokale Entwicklungen,
                                                                                                                          aber zugleich auch für globale Heraus-
                                                                                                                          forderungen zu entwickeln und deren
                                                                                                                          Bewältigung auf den Weg zu bringen.
                                                                                                                          Hierbei entsteht oftmals ein positiver
                                                                                                                          kreativer Stress, den zu schätzen ich
                                                                                                                          gelernt habe.

                                                                                                                          V.
                                                                                                                          Dabei hilft mir persönlich der Glaube, mit
                                                                                                                          einem positiven Blick, mit Zuversicht und
                                                                                                                          Hoffnung auf das Gute zu schauen, mich
                                                                                                                          von schwierigen Perspektiven nicht hin-
                                                                                                                          dern zu lassen und gleichzeitig flexibel
                                                                                                                          zu bleiben. Hier sind unternehmerische
                                                                                                                          Fähigkeiten sehr nützlich. Denn zugleich
                                                                                                                          braucht es die Fähigkeit zur Distanzie-
                                                                                                                          rung, um an grundsätzlichen Zielen fest-
                                                                                                                          zuhalten und sich bei deren Verfolgung
                                                                                                                          nicht im Vorläufigen zu verlaufen. Nur
                                                                                                                          so ist es möglich, eigen- und selbstver-
                                                                                                                          antwortlich zu steuern, Nachhaltigkeit
                                                                                                                          zu erzeugen und eine programmierte
                                                                                                                          Wirkungslosigkeit, die Ziele in ferner
                                                                                                                          Zukunft in den Blick nimmt, diese aber
                                                                                                                          nie realisiert, gar nicht erst zuzulassen.
                                                                                                                          Widerstände gegenüber Veränderungen
                                                                           IV.                                            machen mich auf diesem Weg nachdenk-
                                                                           Ein solcher Führungs- und Leitungsstil lebt    lich und provozieren, laden mich zu Ver-
                                                                           vom Vertrauen, braucht Bildung und Wis-        besserungen ein, hindern aber letztlich
                                                                           sen, Glaubenstiefe und Glaubensfreude,         nicht meinen Willen, nach vorn zu gehen.
                              zuständigen Militärpfarrer und an die an-    ein hohes Maß an Ambiguitätsfähigkeit,
                              deren in der Seelsorge Verantwortung         um nicht zu „entweder oder“-Logiken            VI.
                              Tragenden. Hier geht es um Themen            verführt zu werden, sondern in „sowohl         Es ist wichtig, bei allen Aufgaben auch
                              von Management und Organisations-            als auch“-Logiken zu denken und zu han-        Kraftreserven für neue Herausforderun-
                              entwicklung, um die Bedingungen und          deln. Verantwortungsübernahme muss             gen zu behalten. In diesem Zusammen-
                              Strukturen partizipativen Arbeitens und      mit Klugheit und Geduld einhergehen,           hang gehört es für mich unabdingbar
                              die vielschichtige Ausbalancierung von       um längerfristig unter oft vielschichtigen     dazu, Gott um seinen Segen für mein Tun
© tomertu – stock.adobe.com

                              unterschiedlichen seelsorglichen Per-        Bedingungen Gutes zu erreichen. Gerade         zu bitten und zu versuchen, dem Nächs-
                              spektiven, die zugleich immer auch öko-      hier gilt das alte Sprichwort: „Das Beste      ten nützlich zu sein und ihn so dafür zu
                              nomische, verwaltungstechnische und          ist der Feind des Guten!“                      sensibilisieren, dass auch er anderen
                              gesellschaftlich relevante Implikationen                                                    zum Segen werden kann. Konkret heißt
                              haben. Gerade wegen der Gleichheit und       Darum bemühe ich mich als Militärbi-           das in der Militärseelsorge, Soldatinnen
                              der Mitwirkungsrechte aller Gläubigen am     schof in meinen Führungs- und Leitungs-        und Soldaten zu helfen, in allem und
                              Aufbau des Leibes Christi (vgl. can 208      aufgaben um klare Horizonte und die Fä-        vor allem dem Frieden zu dienen, für die
                              CIC), braucht es hierfür einen kollegialen   higkeit, immer wieder unterschiedliche         Menschenwürde und die Menschenrech-
                              und kooperativen Leitungsstil, der vor Ort   Menschen und Situationen kennenzu-             te, für die Freiheit des Gewissens und ein
                              seine Bewährung findet.                      lernen, konkret also um Dialogfähigkeit,       friedliches Leben einzutreten.

                                                                                                                         Kompass 02I21                             5
Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
TITELTHEMA

      „Mir
      macht das
      jeden Tag
      Freude“

                                                                                                                                           © Bundeswehr / Sebastian Wilke
      Interview mit General Eberhard Zorn,
      seit dem 19. April 2018 der
      16. Generalinspekteur der Bundeswehr

Kompass: Herr General, Sie sind zurzeit       ich unterschiedliche Führungsmittel.          Maßgeblich ist zudem, dass Vorgesetzte
sehr viel auf Social Media unterwegs.         Während der Corona-Pandemie ist das           offen und ehrlich mit dem ihnen anver-
General Zorn: (lacht) Ja.                     immer häufiger die Videokonferenz.            trauten Personal umgehen, indem sie
                                                                                            vernünftig informieren, kommunizieren
Kompass: Insbesondere auf Twitter.            Kompass: Sie haben schon ein paar             und zuhören – man könnte sagen: betei-
Benutzen Sie Twitter als ein Führungs-        Führungsmittel oder Methoden genannt.         ligen. Beteiligung ist für mich ein weiterer
mittel?                                       Haben Sie dabei eine Leitidee von guter       wesentlicher Aspekt guter Führung.
General Zorn: (lacht) Nein, es ist für mich   Führung? Lassen Sie sich von irgend-
eher ein zusätzliches Mittel der Kommu-       wem, irgendwas inspirieren?                   Kompass: Haben Sie denn zu Ihrem
nikation und Information. Twitter ermög-      General Zorn: Das Leitbild guter Führung      Führungsstil ein Vorbild, das Ihnen als
licht mir, interessierte Menschen an          ist für mich das Konzept der Inneren Füh-     Leitfigur dient?
meinem Alltag als Generalinspekteur teil-     rung. Auf den ersten Blick mag es viel-       General Zorn: Ein Vorbild ist zu wenig.
haben zu lassen. Dieses Medium schafft        leicht theoretisch klingen, aber es ist für   Über meine gesamte Dienstzeit hinweg
erweiterte Transparenz. Bei Twitter sind      mich der Abholpunkt. Die Innere Führung       bin ich immer wieder selbst auf Vorge-
meine Tweets öffentlich sichtbar – un-        fußt auf dem Wertekanon des Grundge-          setzte jeder Ebene getroffen, von denen
abhängig ob für Bundeswehrangehörige          setzes. Hieraus leiten sich alle unsere       ich mir positive Eigenschaften angeeig-
oder externe Follower. Als Führungsmit-       Vorschriften, Leitlinien und Konzepte ab.     net, aber auch negative abgespeichert
tel nutze ich dieses Medium allerdings        Dieser Wertekanon ist handlungsleitend        habe, um es dann anders zu machen.
nicht. Beim Führen von Menschen geht          für alle unsere Soldatinnen und Soldaten      Insofern habe ich vielfältige Vorbilder, ich
es darum, einen bestimmten Adressa-           in Führungsverantwortung, unabhängig          lasse jetzt mal die Namen weg (lacht).
tenkreis anzusprechen. Hier setze ich         von der Ebene. Wesentlich ist mir dabei,      Das fängt in den frühen Jahren an – mit
auf die direkte Kommunikation, also auf       dass man von vorne führt, sprich: mit         Hauptfeldwebel- Dienstgraden, die ganz
Gespräch und Diskussion. Vorrangig nut-       Vorbild.                                      hervorragende Führungskräfte waren
ze ich Befehle und Weisungen, die durch                                                     und mich stark geprägt haben. Ich traf
                                                            Ich erwarte,
die nächste Führungsebene umzusetzen                                                        und treffe immer wieder auf sehr gute
sind.                                          dass Führungskräfte als Vorbilder            Vorgesetzte quer durch alle Dienstgrad-
                                                                                            ebenen, da sind wir in der Bundeswehr
                                                     auch Belastungen und
An die Truppe adressiere ich von Zeit                                                       insgesamt ausgezeichnet aufgestellt.
zu Zeit Tagesbefehle, oder ich wende                 Entbehrungen mit ihren
mich mit Briefen an die Dienststellenlei-                                                   Kompass: Sie haben erwähnt, dass man
                                                  Frauen und Männern teilen.
terinnen und -leiter. Je nachdem, welche                                                    als Führungsperson bestimmte Eigen-
Zielgruppe ich erreichen möchte, nutze                                                      schaften nicht haben sollte. Können Sie

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Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
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vielleicht einige benennen? Was darf         Kompass: Sie stehen als oberster mili-        kalen Würdenträgern. Ebenso hat man
niemals Einfluss auf Führung nehmen?         tärischer Dienstherr an der Spitze der        den regionalen Stationierungsraum der
General Zorn: Cholerische Verhaltenswei-     Bundeswehr. Was glauben Sie oder viel-        übergeordneten Führung – der Brigade
sen, zum Beispiel, passen nicht zu guter     leicht wissen Sie es auch: Wie würden         im Blick. Insofern habe ich in dieser
Führung. Diese dürfen sich nirgendwo         Menschen aus Ihrer Umgebung Ihren             Funktion vieles hinzugelernt, was mein
breitmachen. Mir ist ein kooperativer        Führungsstil oder den General Zorn be-        Führungsverhalten verändert hat. Militär
Führungsstil wichtig, um die Menschen        schreiben?                                    in einer Demokratie ist immer im politi-
um uns herum „mitnehmen“ zu können.          General Zorn: (lacht) Ich selbst strebe       schen und gesellschaftlichen Kontext zu
Nur so schafft man meines Erachtens ein      einen kooperativen Führungsstil an.           sehen, das habe ich als Bataillonskom-
motivierendes Arbeitsumfeld. Umgekehrt       Wenn ich jetzt die ganzen Jahre zurück-       mandeur erstmals in ganzer Breite erlebt
lehne ich rein dirigistische Maßnahmen       blicke, ist mir das auch immer wieder         – und erlebe ich als Generalinspekteur
ab. Führen von oben herab passt nicht        bestätigt worden. Das macht sich fest an      selbstverständlich weiter.
in mein Portfolio. Ebenso halte ich nicht    Gesprächsbereitschaft, am Zuhören, am
viel vom Führen durch Informationsvor-       Eingehen auf die Soldaten und zivilen Mit-    Die Nahtstelle Politik-Bundeswehr beglei-
sprung. Das schürt nur Misstrauen. Ich       arbeiter. Das ist mein Selbstverständnis.     tet nun aktuell mein Handeln. Gerade in
gehe gern optimistisch auf die Leute                                                       den vergangenen Jahren im Ministerium
zu und schenke jedem von vornherein                                                        habe ich Phasen erlebt, in denen man
                                                  Mein Ziel ist in der jetzigen
einen Vertrauensvorschuss. Das ist für                                                     sich selbst noch einmal hinterfragen
mich ein ganz wichtiger Punkt, und offen        Funktion, und da hat das Herz              muss: Welche Rolle übernehme ich in
gesprochen, habe ich diesen Ansatz in                                                      diesem System? Wie gehe ich um mit
                                                schon immer hingeschlagen,
meinen 42 Dienstjahren bis heute nicht                                                     den politischen, wie mit den medialen
einmal bereut.                               unsere unteren Ebenen zu stärken.             Einflüssen, die zusätzlich auf die Bundes-
                                                                                           wehr einwirken? Im Ergebnis komme ich
                                                Das muss das Kerninteresse
Kompass: Lassen Sie uns noch mal                                                           auch da immer wieder zu der Überzeu-
zu dem Punkt Vertrauen kommen. Im                  jedes Vorgesetzten sein.                gung: Sei authentisch, sei ehrlich, und
Februar 2020 haben Sie auf der Bun-                                                        sei transparent. Wir brauchen unser Licht
                                                  Denn die unteren Ebenen,
deswehrtagung gesagt, Sie erwarten                                                         als Bundeswehr nicht unter den Scheffel
„Entscheidungsfreude auf allen Ebenen.           egal ob zivil oder militärisch,           zu stellen. Wir müssen aufrichtige Ant-
Bitte nicht warten, bis an der Spitze ent-                                                 worten auf die Fragen geben: Was ist gut,
                                              sind es, die am Ende den Output
schieden wird, sondern auf jeder Ebene                                                     was ist schlecht, und woran müssen wir
entsprechend entscheiden“.                         der Bundeswehr liefern.                 weiterarbeiten? Mit diesem Prinzip bin
Würden Sie bitte das Attribut Vertrauen                                                    ich auch im politischen Umfeld bisher
näher definieren?                            Kompass: Wenn Sie auf Ihre 42 Jahre           gut gefahren.
General Zorn: Wenn ich jemandem einen        in der Bundeswehr schauen, hat sich
Vertrauensvorschuss gewähre, gebe ich        Ihr Führungsverhalten im Laufe der Zeit       Kompass: Sie sprechen immer wieder
ihm im übertragenen Sinne einen Kredit.      geändert? Haben Sie Sachen reflektiert        das authentische Auftreten an, was
Dies erfordert eine gewisse Risikobereit-    und festgestellt: Nein, das mache ich         mir, wenn ich es richtig verstehe, zeigt:
schaft. Übersetzt heißt das: Ich kontrol-    beim nächsten Mal anders?                     Sie sehen in jedem einzelnen Soldaten
liere nicht im Vorfeld, ob alles richtig     General Zorn: Meine Grundphilosophie          trotz des Begriffs Uniform ein Individu-
gemacht wird, oder ob die Ideen schon        hatte ich schon früher. Ich glaube aber,      um. Wie weit darf denn jeder einzelne
vollständig meinen eigenen entsprechen.      man lernt in jeder neuen Aufgabe noch         Soldat, jede einzelne Soldatin in der Kri-
                                             einmal, sich selbst zu überprüfen und         tik gehen?
Sondern ich vertraue einfach darauf,         vor allem aus anderen Blickwinkeln auf        General Zorn: Ich bin ein großer Freund
dass meine Leute ihre Arbeit gut ma-         das eigene Handeln oder auf den Auftrag       davon, dass man Kritik konstruktiv und
chen, weil sie gut ausgebildet sind, und     der Bundeswehr insgesamt zu schauen.          sachbezogen äußert, ohne dass es per-
dass sie im Rahmen der Auftragstaktik        Neben der Truppenführung ist man als          sönlichkeitsverletzend ist. Das ist für
im Sinne meiner Absicht handeln. Für         Bataillonskommandeur zum Beispiel             mich eine Grundvoraussetzung. Und da
mich lebt gute Führung von gegenseiti-       auf das lokale Umfeld, auf die Gemein-        bin ich tatsächlich auch ganz offen, egal
gem Vertrauen. Das ist keine Einbahn-        de seines Standortes fokussiert. Man          woher Kritik kommt. Wenn ich die Trup-
straße, es ist ein gegenseitiges Geben       engagiert sich in der Patengemeinde           pe besuche, dann ist es mir im Grunde
und Nehmen.                                  und pflegt den Austausch mit den lo-          völlig egal, welcher Dienstgrad mir da
                                                                                                                                 >>

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vorträgt – solange es sachbezogen ist         aus meinem Büro bekommen. Ich kann          tragstaktik wieder einmal bewährt. Nahe-
und er oder sie persönliche Anfeindun-        nicht jeden Punkt ausräumen, aber mir       zu auf allen Ebenen hat man mir gesagt:
gen weglässt. Etwas anderes ist mir bis       ist wichtig, dass ihnen erklärt wird, wie   Aufgrund der Pandemie wird nicht mehr
dato auch noch nicht passiert. Ich neh-       sich die Zusammenhänge und weiteren         jede Kleinigkeit geregelt, weil wir gar nicht
me Kritik zunächst immer als begründet        Maßnahmen zur Problemlösung darstel-        die Zeit dazu haben, sondern man gibt im
an. Wenn mir eine Zugführerin, ein Spieß      len. Damit erreicht man auch Vertrauen      Grunde klare Rahmenweisungen vor und
oder ein Oberstabsgefreiter einen Man-        in die vorgesetzten Ebenen, die eben-       überlässt der Truppe im besten Sinne
gel vorträgt, dann gehe ich grundsätzlich     so verpflichtet sind, ihren anvertrauten    der Auftragstaktik, wie sie ihre Aufgaben
davon aus, dass das stimmt, was man           Frauen und Männern die Sachverhalte         erfüllt. Dieses Vorgehen wird als zusätz-
mir berichtet. Es ist ja die persönliche      und manchmal auch Sachzwänge zu er-         liche Handlungsfreiheit wahrgenommen.
Wahrnehmung einer Realität. Alle Kritik-      läutern.                                    Das ist es, was wir aus meiner Sicht drin-
punkte lasse ich durch die zuständige                                                     gend über die Zeit nach der Pandemie
Ebene nachprüfen. Oft stelle ich fest,        Kompass: Wir kommen nicht ganz vor-         konservieren müssen, weil es auch ein
dass die Kritik berechtigt ist, manches ist   bei an der Covid-19-Pandemie. Haben         Beitrag zur Entbürokratisierung ist.
bereits bekannt. Andere Punkte lassen         sich seit März 2020 Antworten in der
sich auch kurzfristig nicht verbessern.       Pandemie verändert? Sprich: Haben Sie       Die Notwendigkeit einer schnellen flä-
Häufig stelle ich aber fest, dass nicht       jetzt einen anderen Zugang zu Ihren „Ü-     chendeckenden Digitalisierung unserer
umfassend genug zu bestimmten Sach-           Besuchen“, zu Ihren Überraschungsbe-        Streitkräfte ist die zweite Lehre aus der
verhalten kommuniziert und informiert         suchen?                                     Pandemie. Seit dem ersten Lockdown
wurde. Deswegen ist es mir ein Anliegen,      General Zorn: Es sind zwei Dinge, die       im vergangenen Frühjahr haben wir un-
dass die Frauen und Männer zu ihren           deutlich seit Beginn der Pandemie her-      sere Bestände an mobiler Hardware auf
geäußerten Kritikpunkten eine Erklärung       vortreten. Zum einen hat sich die Auf-      allen Ebenen ausgebaut, inklusive der

                                                                                                                                          © Bundeswehr / Jana Neumann

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Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
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                                entsprechenden Software sowie notwen-
                                digen Online-Zugänge. Wir waren damit
                                immer besser in der Lage, mehr Personal
                                aus dem Homeoffice heraus arbeiten zu
                                lassen, das wurde sehr positiv aufge-                                Kompa
                                nommen. Die Einbindung des Personals                                       s   s: Wir h
                                                                                                                           aben
                                im Homeoffice fordert die Führungskräf-                                             Würden noch einige B
                                                                                                           sponta               Sie                  egriff
                                te in besonderer Weise. Man muss den                                                    nen As uns dazu Ihre e notiert.
                                                                                                         Genera                  s
                                Frauen und Männern an ihren Rechnern                                                l Zorn: oziationen ne
                                                                                                                               Ja, kön               n
                                daheim sinnvolle Aufträge geben und mit                                                                  nen wir nen?
                                ihnen kommunizieren. Es ist herausfor-                                                                              mache
                                                                                                                                                            n.
                                dernder, über die Distanz ein Gespür                                       Genera             Anführe
                                für die Belange der Menschen im Home-                                                  l Zorn:          r.
                                                                                                                                Führen
                                office zu bekommen, als wenn man mit                                                                       von vor
                                                                                                                                                     ne.
                                ihnen vis à vis zusammenarbeitet. Da bin                           Genera              Führun
                                                                                                              l Zorn:           g s spitze.
                                ich selbst auch noch nicht ganz am Ende                                                   Hier im
                                meiner Überlegungen, wie man per Video-                                                              Haus d
                                                                                                                                               ie Leitu
                                konferenz oder per Telefon die Signale                                                                                  ng.
                                                                                                                         Selbstb
                                seines Gegenübers richtig deutet. Wenn                                      Genera                 ild.
                                man über viele Wochen hinweg nur in                                                      l Zorn:
                                                                                                                                  Kamera
                                den eigenen vier Wänden arbeitet, fehlen                                                                     d.
                                                                                                                 Geführ
                                die sozialen Kontakte des Arbeitsallta-                                   Genera            t werde
                                                                                                                      l Zorn:         n.
                                ges im Büro. Dies zu erkennen und ggfs.                                                         Jederze
                                die Mitarbeitenden dann wieder – wenn                                                                      it.
© Brad Pict – stock.adobe.com

                                auch nur kurz – ins Büro zurückzuholen,                        Genera       F ü h r ungsan
                                                                                                      l Zorn:                 s
                                ist eine neue Facette von Führung und                                           Hoch, a pruch.
                                                                                                                             ber mit
                                bedarf entsprechender Kompetenzen.                                                                      Beteilig
                                                                                                         Informa                                  ung.
                                Führen im digitalen Zeitalter ist eine He-
                                                                                               Genera                tionsm
                                                                                                      l Zorn:                  a
                                rausforderung, für die ich noch nicht alle                                       Muss b ngel.
                                Antworten habe. Aber wir werden weiter                                                       ehoben
                                                                                                                                        werden
                                an diesem Thema arbeiten.                                                                                         .

                                Kompass: Ich höre aus Ihren Antworten,
                                dass Sie das als große Verantwortung
                                wahrnehmen. Inwiefern nehmen Sie Füh-
                                rung auch als Bürde oder Verpflichtung
                                oder eine Mischung von beidem wahr?
                                General Zorn: Ich kann nur sagen: Mir
                                macht meine Arbeit jeden Tag Freude.          flikten, die Sie mit sich selbst austragen            Das sind Momente,
                                Das zieht sich wie ein roter Faden durch      müssen?
                                                                                                                               da mache ich lieber noch mal
                                meine gesamte Dienstzeit – unabhängig         General Zorn: Die ethische Auseinander-
                                davon, ob ich selbst in Führungsverant-       setzung mit dem Soldatenberuf in allen        eine weitere Prüfschleife und frage:
                                wortung stand oder eine Stabsabteilung        seinen Facetten – vom Dienst im Grund-
                                                                                                                                  Haben wir wirklich alles
                                führte. Ich habe das Führen von Men-          betrieb bis hin zum scharfen Ende, dem
                                schen nie als Last empfunden oder als         Kriegseinsatz – ist von Beginn an Teil der              berücksichtigt?
                                Bürde. Es ist wirklich erfüllend, vor allem   Führungskräfteausbildung und unterliegt
                                                                                                                              Da setze ich ganz stark auf das
                                mit den mir Anvertrauten gemeinsam Pro-       einem ständigen Reflexionsprozess. Am
                                bleme zu lösen. Verantwortung zu tragen       schwierigsten sind die Führungsentschei-           mich beratende Umfeld,
                                macht Spaß – und war von Beginn an            dungen im Einsatz, wenn wir unseren Sol-
                                                                                                                             damit man alle Möglichkeiten ab-
                                Teil meines soldatischen Selbstverständ-      datinnen und Soldaten Aufträge geben,
                                nisses.                                       die sehr risikobehaftet sind. Selbst die            wägt, um das Risiko für
                                                                              Fahrt von einem Ort zum anderen kann
                                                                                                                                die eigenen Kräfte und die
                                Kompass: Reflektieren Sie Ihre Führung        aufgrund einer Minenbedrohung oder der
                                auch auf einer ethischen Ebene und            Möglichkeit eines Hinterhaltes eine Ge-         Zivilbevölkerung zu minimieren.
                                führt das vielleicht manchmal zu Kon-         fahr für Leib und Leben darstellen.                                                >>

                                                                                                                           Kompass 02I21                          9
Führen - KOMPASS 02I21 - Katholische Militärseelsorge
TITELTHEMA

                                                                                                                                   © 2019 Bundeswehr / Jana Neumann
>>
Das sind Führungsentscheidungen, bei       Die häufig volatile und gefährliche Si-     für Vorträge ausgeschlagen, weil das für
denen für mich ethische Aspekte stets      cherheitslage, die Lage der Zivilbevölke-   mich zum Selbstverständnis als Gene-
einen entscheidenden Anteil haben müs-     rung und der örtlichen Streitkräfte sowie   ralinspekteur gehört, dass man offen
sen. Dieses Vorgehen kann man keinem       das eigene Handeln im multinationalen       kommuniziert und sich der Diskussion
Vorgesetzten auf keiner Ebene abneh-       Kontext beschreiben ein hoch komple-        stellt. Sie adressieren mit dem Kompass
men.                                       xes Umfeld, in dem jeder militärische       im Kern eine ganz spezifische Zielgruppe:
                                           Führer täglich neu hinzulernt. Wir alle     katholische Soldatinnen und Soldaten.
Kompass: Können Sie auch ganz allge-       sind in unseren Einsätzen immer hoch        Da ich selbst katholisch bin, unverändert
mein ausmachen: Was war die schwie-        aufmerksam, unter steter Anspannung         dazu stehe und in der Kirche bin, finde
rigste Führungsaufgabe für Sie? Welche     und letztlich in einem kontinuierlichen     ich das klasse, dass Sie sich mit sol-
Konflikte mussten Sie bewältigen und       Beurteilungs- und Entscheidungsrhyth-       chen Fragestellungen in Ihrem Magazin
würden Sie vielleicht aus der Retrospek-   mus. Dabei fordert jeder Entschluss         auseinandersetzen. Insofern sage ich
tive etwas anders machen?                  auch immer ein Handeln ins Ungewis-         herzlichen Dank auch an Sie.
General Zorn: Einmal getroffene Ent-       se, eine konkrete Abwägung der Risiken
scheidungen kann man nicht mehr än-        und ein gewisses Maß an kalkulierbarer           Die Fragen stellten Norbert Stäblein
dern. Dabei fällt mir kein Entschluss      Risikobereitschaft.                                            und Friederike Frücht.
aus der Vergangenheit ein, von dem ich
jetzt sage, den müsste ich aus irgendei-   Kompass: Haben Sie noch etwas, das
nem Grund bereuen. Die schwierigsten       Sie uns mit auf den Weg geben wollen?
                                                                                                        WEBTIPP:
Führungsaufgaben liegen sicherlich in      General Zorn: Ich habe mich sehr ge-                     Weitere Antworten
all unseren Auslandseinsätzen, im Ein-     freut, dass Sie zu diesen zeitlosen The-                 von General Zorn
satzland selbst, aber auch zu Hause in     men wie Verantwortung und Führung                              unter:
den Kommandos, die einsatzrelevante        nachgefragt haben. Bisher habe ich kein                    milseel.de/gi
Entscheidungen zu treffen haben.           Interview und auch noch keine Anfrage

10                        Kompass 02I21
TITELTHEMA

                                 Kirche lernt vom Militär
                                      von Thomas de Nocker und Jan Zähringer

D   ie katholische Kirche in Deutschland steht unter immen-
    sem Veränderungsdruck. Ihr Zuspruch bei den Menschen
sinkt. In der Corona-Krise der letzten Monate hat sich dieser
                                                                               Strukturen, die Wandel ermöglichen
                                                                  Durch die häufigen Wechsel der Dienstposten in der Bundes-
                                                                  wehr werden diese Strukturen nicht um einzelne Personen
Eindruck nochmals verstärkt. Die historische Erfahrung „Not       entwickelt, sondern vielmehr nach dem für die Gesamtorgani-
lehrt beten!“ schien sich gesamtgesellschaftlich nicht zu be-     sation am günstigsten erscheinenden Szenario aufgestellt. Im
stätigen. Stattdessen war die Diskussion davon bestimmt, ob       Falle einer personellen Veränderung, gerade auf Führungspo-
Kirche nun systemrelevant sei oder nicht.                         sitionen, bleibt somit die beschriebene Handlungssicherheit
                                                                  durchgängig erhalten. Somit wird die Handlungsfähigkeit der
Ein Blick auf die Bundeswehr zeigt: Die pastorale Großorgani-     gesamten Organisationseinheiten nicht gefährdet.
sation kann von der militärischen einiges lernen. Erstens zur
Fähigkeit, sich auf eine veränderte Umwelt und neue Heraus-       Im Gegensatz dazu ist die Struktur der Kirche weniger grund-
forderungen einzustellen, zweitens zur Etablierung von Struk-     legend vorgegeben und eher dezentral entwickelt. Gläubige
turen, die man gut steuern kann und drittens zu Ansätzen,         und Angestellte können Ansprechpartner und Abläufe aus der
Führungskräfte auszubilden und zu stärken.                        Erfahrung in einer Kirchengemeinde nicht einfach auf die Situ-
                                                                  ation in einer anderen Kirchengemeinde übertragen.
                  Schnelle Wandlungsfähigkeit
Aufgabe der Bundeswehr ist es, auf sicherheitspolitische He-               Führungsverantwortung, die ernst genommen wird
rausforderungen angemessen reagieren zu können und die In der Bundeswehr findet von Beginn an eine Karriereplanung
Einsatzziele zu erreichen, die die Politik vorgibt.                   mit entsprechenden Auswahlprozessen statt. Schon der/die
Die katholische Kirche hat ihre Zielset-                                                 jeweilige Bewerber/in für eine Offiziers-
zung nicht so klar formuliert, man kennt                                                 laufbahn stellt sich einem Assessment
auch keinen Ernstfall, auf den man sich                                                  Center und bekommt dort nach erfolg-
vorbereiten müsste. Hier geht man eher                                                   reichem Bestehen in einem Gespräch
davon aus, dass es reicht, wenn man                                                      Einsatz- und Karrieremöglichkeiten auf-
einfach da ist. Während auch öffentlich                                                  gezeigt.
darüber diskutiert wird, wie wirksam das
Gewehr G36 in der afghanischen Hitze                                                     In der Kirche hingegen findet derzeit nur
im Ernstfall ist und ob es dann auch tref-                                               bedingt eine strukturierte Personalent-
fen würde, wird die Frage, wie wirksam                                                   wicklung statt. Vor allem durch die im-
das Angebot von katholischen Kinderta-                                                   mer arbeitsteiliger werdende moderne Ar-
geseinrichtungen ist, nicht intensiv und                                                 beitsumwelt mit sich ständig ändernden
strukturiert diskutiert: „So wie die Kirche                                              Herausforderungen an das Know-how der
ist, ist sie da und irgendwie passt das                                                  Mitarbeitenden und die Notwendigkeit,
schon ...“ Etwas pointiert könnte man                                                    sich weiterzubilden, scheint dies aller-
also sagen, dass es in der Kirche biswei-                                                dings dringend geboten.
len schon reicht, guten Willens zu sein
und Einsatz zu zeigen, beim Militär hin-        Fachaufsatz: Lernimpulse aus der             Gegenseitig voneinander lernen
gegen im Ernstfall nur Ergebnisse zählen.     Bundeswehr     für die katholische Kirche Mitnichten läuft alles bei der Bundeswehr
                                                  in Deutschland zur Führung von
                                                    Personal und Organisationen          problemlos in den geschilderten Punk-
Was wäre, wenn sich auch die katholi-                                                    ten, selbstverständlich gibt es auch in
sche Kirche in Deutschland klare, ope-                  PDF-Download unter               der Kirche viele positive Initiativen. Zu-
rationalisierbare Ziele setzte und diese             https://kurzelinks.de/v86e          weilen bestätigen Ausnahmen die Regel.
in einem festen Zeitplan verfolgte? Ein                                                  Der ungewohnte Vergleich von Kirche und
zentraler Stolperstein dabei wäre, dass es unter den Gläu- Militär offenbart aber, dass es viele Themen gibt, bei denen
bigen und kirchlichen Leitungskräften sehr unterschiedliche man viel voneinander lernen kann.
Vorstellungen davon gibt, wozu Kirche da ist und wozu die
Ressourcen aufzuwenden sind. Zudem fehlt es der Kirche, Als eine Kerngemeinsamkeit bleibt: Es braucht gute Führungs-
anders als beim Militär, an einer Entscheidungskultur mit einer kräfte. Und damit braucht es auch Wege, diese auszubilden
klaren Zuordnung von Verantwortlichkeiten: Die Bereitschaft, sowie Strukturen, über die Führung gut wahrgenommen wer-
in schwierigen Situationen Entscheidungen zu treffen und sich den kann und die Bereitschaft, notwendige Veränderungen
auch nachher dafür zu rechtfertigen, ist wie in manch anderen konsequent anzugehen.
Großorganisationen nicht stark ausgeprägt.

                                                                                       Kompass 02I21                            11
TITELTHEMA

                                  „Und keiner
                                  soll ‚Prior‘ genannt
                                  werden, sondern
                                  alle sollen
                                  ‚Mindere Brüder‘
                                  heißen.“
                                  Interview mit
                                  Schwester Martina Schmidt,
                                  60 Jahre alt, seit 2013 Provinzleiterin
                                  der Dillinger Franziskanerinnen
                                  der Provinz Bamberg

                                  Kompass: Schwester Martina, könnten Sie uns er-
                                  klären, wie Ihr Orden in Deutschland aufgebaut und
                                  strukturiert ist?
                                  Schwester Martina: Wir sind eine Gemeinschaft von
                                  Frauen, die im Jahr 1241 gegründet wurde. Wir sind
                                  eine franziskanische Gemeinschaft, das heißt, wir
                                  orientieren uns an den Werten und an der Regel des
                                  heiligen Franz von Assisi. Gegliedert sind wir in sieben
                                  Provinzen. Drei davon sind in Deutschland, zwei in
                                  Brasilien, eine in Indien und eine in den Vereinigten
                                  Staaten. Die Provinzen sind jeweils selbstständig. Eine
                                  dieser Provinzen hat ihren Sitz in Bamberg, und deren
                                  Leiterin bin ich gerade.

                                  Kompass: Für wie lange werden Sie als Leiterin ge-
                                  wählt?
                                  Schwester Martina: In Deutschland wird man in der
                                  Regel auf sechs Jahre gewählt. In unserem Ordens-
                                  leben bedeutet ein Amt führen, leiten auf Zeit. Man
                                                                                             © Hendrik Steffens

                                  wird vom Provinzkapitel gewählt. Das ist die höchste
                                  Instanz innerhalb der Provinz. Und man weiß genau:
                                  Ich habe eine Amtszeit von sechs Jahren und könnte,
                                  wenn die Schwestern, die Kapitularinnen, das wollen
                                  und ich selber bereit dazu bin, wiedergewählt werden.

12   Kompass 02I21
TITELTHEMA

                                                  Generalkapitel

                                                     höchste
                                                                        Generaloberin
                                                 außerordentliche
                                                                        mit Generalrat
                                              beschlussfassende und
Kompass: Welches Amtsverständnis              koordinierende Instanz
                                                                      ordentliche Leitung    Provinzkapitel
liegt hinter diesem Vorgehen?                    der Kongregation
                                                                   der Gesamtkongregation,
Schwester Martina: Ein Amt ist immer
                                                                       mit Amtszeit von         höchste
auf Zeit gegeben und als Dienst zu ver-
                                                                         sechs Jahren      außerordentliche
stehen. Der Maßstab schlechthin ist für
                                                                                        beschlussfassende und
uns natürlich Franz von Assisi. Er hat         Provinz Indien
                                                                                         koordinierende Instanz
seinen Brüdern gesagt – und damit et-          109 Schwestern in 16 Konventen
                                                                                             der jeweiligen
was wirklich Neues in die Welt gesetzt –:
                                                                                                 Provinz      Provinzoberin
„Niemand soll sich Prior (der Erste) nen-      USA
nen lassen.“ Franziskus will, dass sich        Provinz Hankinson: 16 Schwestern in 3 Konventen               mit Provinzrat
alle in der Gemeinschaft als „mindere“
                                                                                                         ordentliche Leitung
also einfache Menschen sehen. „Obere“           Brasilien
                                                                                                        der Provinz, Amtszeit
nennt er „Minister“ im Sinne von Diener.        Provinz Areia: 45 Schwestern in 6 Konventen
                                                                                                       sechs, bzw. vier Jahre
Es ist doch klasse, wenn ein Mensch             Provinz Duque de Caxias: 49 Schwestern in 10 Konventen
des Mittelalters im Grunde das, worum
wir heute in der Kirche ringen, nämlich         Deutschland
um ein neues Amtsverständnis, schon             Provinz Bamberg: 107 Schwestern in 12 Konventen
formuliert hat. Er schreibt zum Beispiel in     Provinz Maria Medingen: 197 Schwestern in 16 Konventen
einer der ersten Fassungen seiner Regel:        Provinz Regens Wagner: 86 Schwestern in 8 Konventen
    „Der Minister bemühe sich,
  so für seine Brüder zu sorgen,                                             Struktur der Gemeinschaft der Franziskannerinnen
 wie er selbst wünschte, dass ihm                                   (Quelle: www.dillinger-franziskanerinnen.de Stand 11/2019)
 geschehe, wenn er in einer ganz
       ähnlichen Lage wäre.“                  Kompass: Das bedeutet, dass Sie ja          auf welcher Ebene. Also unsere General-
                                              sehr basisdemokratisch aufgebaut sind.      oberin muss sich verantworten vor dem
Wer ein Leitungsamt hat, soll sozusagen       Steht das manchmal ein bisschen im          Generalkapitel, in dem Schwestern aus
in die Mokassins dessen treten, für den       Kontrast zu dem größeren Ganzen der         allen Provinzen als gewählte Vertreterin-
er da Leitungsverantwortung hat. „Kei-        katholischen Weltkirche?                    nen ihrer Provinz bzw. qua Amt sind. Sie
ner soll Prior genannt werden, sondern        Schwester Martina: Ja. Allerdings sind      muss ihren Rechenschaftsbericht vorle-
alle sollen schlechthin mindere Brüder        wir in der Kirche in Deutschland durch      gen und muss sich den Fragen stellen.
heißen. Und einer wasche des anderen          den Synodalen Weg dabei zu ertasten,
Füße“, so wie es eben Jesus im Evangeli-      wie geht Synodalität, wie geht Subsidi-     Für mich auf der Ebene der Provinzlei-
um vorgibt. Dienst und geschwisterlicher      arität. Wie geht Mitverantwortung von       tung: Ich muss mich dem Provinzkapitel
Umgang miteinander sind für Franziskus        sogenannten Laien, also Menschen, die       stellen. Ich habe Grenzen, über welche
absolut zentral.                              keine Priester sind?                        Gelder ich alleine bzw. mit meinem Rat
                                              Ich habe auch den Eindruck, dass es         verfügen kann. Und das Kapitel hat das
Kompass: Wie sehr kann es Herausfor-          grundsätzlich das ist, was Papst Fran-      Recht, Dinge in Frage zu stellen. Manche
derung im alltäglichen Leben sein, die-       ziskus nach vorne bringen will. Aber das    Entscheidungen muss das Kapitel tref-
ses Ideal zu haben?                           eine oder andere Schreiben aus römi-        fen, andere Entscheidungen der Provinz-
Schwester Martina: Zum Beispiel kann          schen Kongregationen zeigt, dass nicht      rat. Dieses Mich-verantworten-Müssen
das heißen: Wenn es um die Frage geht,        bei allen die Suche nach diesem sy-         vor einer anderen Instanz als jemand,
dass an einem bestimmten Ort jemand           nodalen Prinzip wirklich gewünscht und      der zurzeit ein Amt innehat, das ist für
für eine Aufgabe gebraucht wird, und          gewollt ist.                                uns ganz wichtig. Und auch das ist schon
wenn jetzt eine Mitschwester nach reifli-                                                 grundgelegt bei Franz von Assisi, der von
cher Überlegung sagen würde: „Ich kann        Kompass: Könnten Sie als Franziskane-       Anfang an gesagt hat:
dieser Bitte, dass ich dort wirken soll,      rin, die einem Orden von 1241 angehört,     „Die Brüder sollen sich regelmäßig
nicht entsprechen“ und dafür gewichtige       deutlicher sagen: Moment, wir sind ja         zu solchen Kapiteln treffen und
Gründe nennt, dass ich als ihre Leiterin      auch ein Bestandteil der Kirche. Da           dort alle Dinge, die ihr gemein-
dann schon auf die Gewissensäußerung          könnte man sich ja noch mal deutlicher       sames Leben betreffen, beraten,
meiner Mitschwester hören sollte.             ein Beispiel daran nehmen, oder?              besprechen und beschließen.“
                                              Schwester Martina: So ist es. Auch zum
Kompass: Das heißt, es schränkt inso-         Beispiel an der Tatsache, dass bei uns      Kompass: Wird man grundsätzlich vorbe-
fern die Macht ein?                           Amtsträgerinnen sich immer noch ein-        reitet auf dieses Amt? Wie war das für
Schwester Martina: Genau. Richtig.            mal verantworten müssen, und zwar egal      Sie persönlich?
                                                                                                                             >>

                                                                                         Kompass 02I21                          13
TITELTHEMA

>>
Schwester Martina: Zunächst einmal,         schon grundsätzlich Bescheid wissen,           le in Kaiserslautern in die Trägerschaft
ich habe nicht nach diesem Amt ge-          um eben Verantwortung überhaupt tra-           des Bistums Speyer überführt haben.
strebt. In meinem vorherigen Leben war      gen zu können.                                 Das war eine aufwendige Sache. Aber
ich mit Leidenschaft Lehrerin an unse-                                                     ich bin sehr dankbar, weil es eben eine
rer Schule in Kaiserslautern und wäre       Kompass: Was – würden Sie rückbli-             blühende Schule ist, in die wir viel Herz-
das auch gerne bis zu meinem berufli-       ckend sagen – war bisher das Schwie-           blut investiert haben seit 1907 über Ge-
chen Ende geblieben. Ich habe auf den       rigste? Was hat Sie überrascht? Oder           nerationen hin. Und der einzige Grund,
Wunsch und Willen meiner Gemeinschaft       was war wirklich eine Herausforderung?         warum wir die Trägerschaft aufgeben,
gehört und habe dazu ja gesagt. Durch       Schwester Martina: Das spielt sich auf         ist unsere Personalsituation. Denn wir
meinen Lehrerberuf und auch innerhalb       verschiedenen Ebenen ab. Ich habe ja           wollen, dass diese Schule Zukunft hat,
der Schule hatte ich eine Teilleitungs-     eine zweipolige Aufgabe. Einerseits ist es     und sind dem Bistum Speyer dankbar,
aufgabe. Von daher hatte ich in diesem      die Schwesterngemeinschaft, die zu lei-        dass es sich dafür entschieden hat, die
Bereich Leitungserfahrung. Und ich konn-    ten ist. Und parallel sind die Institutionen   Trägerschaft zu übernehmen.
te an einer Fortbildung teilnehmen, die     zu leiten, die wir in unserer Trägerschaft
von der Deutschen Bischofskonferenz für     haben. Deshalb gibt es da verschiede-          Mit Blick auf die Schwestern ist es mehr
Frauen in Leitungspositionen innerhalb      ne Dinge, die herausfordernd waren             die Frage, wie lange es sinnvoll ist, an
der Kirche ausgeschrieben war. Daran        und sind. Wenn ich mit den Schwestern          bestimmten Orten kleine Gemeinschaften
hat eine bunte Mischung von Frauen aus      beginne: Das Schwierigste ist natürlich,       lebendig zu halten. Wo ist es sinnvoller
dem Bereich der Orden, aber auch Frau-      dass wir, wie viele andere Gemeinschaf-        zu sagen: Jetzt müssen wir einfach los-
en aus den Ordinariaten teilgenommen.       ten auch, darunter leiden, dass wir zu         lassen? Oder für einzelne Schwestern
Das war sehr hilfreich für mich.            wenig jüngere Frauen haben, die sich un-       einzelne Entscheidungen zu treffen, die
                                            serer Gemeinschaft anschließen wollen,         vielleicht selbst nicht mehr in der Lage
Zusätzlich habe ich noch eine Fortbildung   dass wir Nachwuchsmangel und damit             dazu sind: Wann ist es Zeit, dass jemand
innerhalb der Ordenslandschaft mitge-       Personalnot haben. Und das bedeutet,           seinen bisherigen Lebensort verlässt, weil
macht, wo es um Finanz-, Verwaltungs-       immer wieder Entscheidungen zu treffen,        die Pflege nicht mehr geleistet werden
und juristische Fragen ging, weil das ja    wo muss eine Niederlassung geschlos-           kann vor Ort und eine Umsiedlung in un-
auch ein Teil meiner Aufgabe ist. Es gibt   sen werden, wo können wir Institutionen        ser Pflegeheim ansteht? Das ist manch-
natürlich Menschen in meinem Umfeld,        weitertragen, wo ist es sinnvoll, neue Trä-    mal schwierig, weil man ja will, dass
die Verwaltungsarbeit machen. Wir haben     gerschaften zu suchen.                         Schwestern so lange wie nur möglich in
einen Geschäftsführer in unserer Provinz,                                                  ihrem Lebensumfeld bleiben können.
mit dem ich sehr gut zusammenarbeite        Das hat mich zum Beispiel in den letz-
und der sehr viele Dinge eigenständig       ten sechs Jahren sehr intensiv heraus-         Kompass: Wie schaffen Sie es, eine Ba-
verantwortet und bearbeitet. Aber weil      gefordert, weil wir zum 1.8.2020 unser         lance zu schaffen zwischen Ihrem Be-
ich es letztlich verantworte, muss ich      St.-Franziskus-Gymnasium und Realschu-         ruf und Ihnen als private Person? Das
                                                                                           Schwestersein legen Sie ja auch privat
                                                                                           nicht ab.
                                                                                           Schwester Martina: Genau. Das ist der
                                                                                           spannende Punkt. Der Unterschied ist,
                                                                                           dass ich mit den Menschen, die mir die-
                                                                                           se Aufgabe der Leitung übergeben ha-
                                                                                           ben, tagtäglich zusammenlebe, also am        © St.-Franziskus-Gymnasium und Realschule / Melanie Keller
                                                                                           Abend nicht die Tür hinter mir zuklappe.
                                                                                           Ich lebe in einem Teil der Gemeinschaft,
                                                                                           für die ich Leitungsverantwortung habe.
                                                                                           Und es geht bei uns immer auch darum,
                                                                                           dass wir geschwisterlich leben wollen.
                                                                                           Aber berufliche Dinge, die Schwestern
                                                                                           betreffen, greifen auch in meine eigene
                                                                                           Lebenswelt hinein. Und das ist tatsäch-
                                                                                           lich nicht immer einfach ablegbar. Noch
                                                                                           dazu, wenn ich auch am gleichen Ort
                                                                                           lebe. Das heißt, ich habe ein Arbeitszim-
                                                                                           mer innerhalb meiner Konvent--Gemein-
                                                                                           schaft, ich habe dort ein Schlafzimmer,
                                                                                           aber ich verlasse nicht das Haus, um
                                                                                           zur Arbeit zu gehen, sondern ich laufe
                                                                                           nur vom Schlafzimmer, vom Refektorium
                      St.-Franziskus-Gymnasium und Realschule in Kaiserslautern

14                         Kompass 02I21
TITELTHEMA

                                                                                                                           Kompass: Hätten Sie die Wahl eigentlich
                                                                                                                           ablehnen können?
                                                                                                                           Schwester Martina: Ich hätte vor Beginn
                                                                                                                           des Wahlprozesses sagen können: Ich
                                                                                                                           stehe nicht zur Verfügung. Das sollte
                                                                                                                           man aber nur tun, wenn man wirklich
                                                                                                                           denkt, das geht gegen meine Seele.
                                                                                                                           Also ich wäre hoffnungslos fehl am
                                                                                                                           Platz, überfordert. Ansonsten denke ich
                                                                                                                           schon, wenn die Gemeinschaft sagt: Wir
                                                                                                                           meinen, du wärst jetzt im Moment die
                                                                                                                           geeignete Person, sollte man sich nicht
                                                                                                                           leichtfertig entziehen. Grundsätzlich kann
                                                                                                                           man es.
© Dillinger Franziskanerinnen

                                                                                                                           Kompass: Sind Sie dankbar für die Zeit
                                                                                                                           als Provinzleiterin?
                                                                                                                           Schwester Martina: Ich habe eine gan-
                                                                                                                           ze Menge gelernt, und ich bin für vieles
                                                                                                                           dankbar. Ich habe gelernt, dass es nur
                                                                                                                           im Miteinander geht und dass es viele,
                                                                                                                           viele wirklich wunderbare Menschen so-
                                                                                                                           wohl in meiner Gemeinschaft gibt wie
                                oder von der Kapelle zum Arbeitszimmer.       habe zum Beispiel an alle meine Schwes-      auch bei unseren Mitarbeiterinnen und
                                Es geht alles wirklich ineinander über.       tern im März einen Brief geschrieben, in     Mitarbeitern, die sich einbringen, ihre
                                Umso wichtiger ist es, innerlich loszulas-    dem ich sie dringend aufgefordert habe,                                            >>
                                sen, wenn man gesund bleiben will. Ein        ihre Kontakte zu beschränken, sich an
                                Ort dafür ist natürlich das Gebet.            die angeratenen Hygienemaßnahmen
                                                                              zu halten, und ältere Mitschwestern ge-
                                Kompass: Welche Rolle spielt der per-         beten habe, nicht einkaufen zu gehen
                                sönliche Glaube?                              oder anderes zu tun, sondern Hilfe an-
                                Schwester Martina: Eine sehr große. Ein-      zunehmen. Und das fand ich für mich
                                fach zu wissen, es gibt Dinge, die ich tat-   persönlich schwierig. Denn natürlich sind
                                sächlich nicht lösen kann. Also unseren       alle Schwestern eigenverantwortlich. Das
                                Nachwuchsmangel, den kann ich nicht lö-       ist in unserer Gemeinschaft sehr wichtig.
                                sen. Man kann sich Fragen stellen: Was        Und trotzdem ist es auch meine Pflicht
                                könnte man tun, dass mehr Menschen            zu sagen: Das sind Weisungen staatli-
                                entdecken, dass die Lebensform im Or-         cherseits. Und ich ordne an, verbunden
                                den nach wie vor spannend und attrak-         natürlich mit der Bitte, dass sie das von
                                tiv ist? Aber letztlich lösen kann ich das    sich aus sowieso tun. Aber bestimmte
                                Ganze nicht. Ich kann manche Konflikte,       Dinge müssen sein.
                                die es auch in unseren Einrichtungen
                                oder innerhalb der Schwesternschaft ab        Das habe ich in den sieben Jahren zuvor
                                und zu mal gibt, vielleicht begleiten. Aber   so nicht getan, also einfach Weisungen
                                ob ich alle lösen kann, ist zweifelhaft.      zu geben, weil viele Dinge bei uns gere-
                                Und im Gebet sagen zu können: Ich habe        gelt sind und die Schwestern in ihren
                                getan, was ich erkannt habe, was ich          jeweiligen Konventen mit ihrer Leitung
                                denke, was ich tun kann, und den Rest         zusammen sich mehr oder minder selber
                                gebe ich jetzt an den Größeren, an den        leiten. Da muss ich jetzt nicht als Pro-
© Schwester Martina Schmidt

                                ich glaube, an Gott ab, das ist natürlich     vinzleiterin ständig irgendwelche Anwei-
                                schon so etwas, was die Psychologen           sungen geben. Und das andere ist eben
                                vielleicht Psychohygiene nennen würden.       auch die Sorge im Blick auf unsere Insti-
                                                                              tutionen, die wir verantworten: Wie kön-
                                Kompass: Hat sich Ihre Arbeit durch die       nen wir größtmögliche Sicherheit in der
                                COVID-19-Pandemie verändert?                  Einrichtung gewährleisten? Wie gehen wir
                                Schwester Martina: Es müssen mehr             mit den finanziellen Einbußen durch die         Darstellung des Heiligen Franziskus
                                Dinge geklärt und geregelt werden. Ich        Schließung unseres Gästehauses um?           im Messner Mountain Museum Firmian
                                                                                                                                        in Schloss Sigmundskron

                                                                                                                          Kompass 02I21                           15
TITELTHEMA

                                                                                                                           es durchaus als Schmerz, dass die Öff-
                                                                                                                           nung innerhalb der Kirche, die Öffnung
                                                                                                                           für Ämter, auch Weiheämter für Frauen,
                                                                                                                           nicht möglich ist, weil ich grundsätzlich
© Dillinger Franziskanerinnen

                                                                                                                           denke, dass Jesus von Nazaret Mensch
                                                                                                                           wurde, und das das Primäre ist. Zu sei-
                                                                                                                           ner Zeit gab es eine patriarchale Gesell-
                                                                                                                           schaft, und deshalb hat er als Mann
                                                                                                                           zwölf Männer berufen, die die zwölf
                                                                                                                           Stämme Israels repräsentieren sollten.
                                                                                                                           Aber das Vorrangige ist, dass er Mensch
                                                                                                                           wurde und dass deshalb das Mensch-
                                              In Kaiserslautern hat Schwester Martina 2012 zusammen mit anderen            sein das entscheidende Kriterium ist
                                              engagierten Menschen die „Initiative Stolpersteine“ ins Leben gerufen.       und nicht das Mann- oder Frausein. Von
                                >>                                                                                         daher würde ich mir persönlich wün-
                                Kompetenz, ihren Blickwinkel. Ich muss        ren tun sich oft auch neue Wege auf.         schen, dass unsere Kirche behutsam
                                nicht alles alleine können, ich arbeite       Ich habe mich mit der franziskanischen       den Weg freigibt. Zumindest würde ich
                                mit Menschen zusammen, auf die ich            Spiritualität noch mal anders, intensiver    mir wünschen, wenn die Weltkirche dazu
                                mich verlassen kann. Und gemeinsam            befasst, z. B. was franziskanisch leiten     noch nicht bereit ist, dass man sagt, in
                                haben wir das eine oder andere wirklich       angeht, was ich als Reichtum und Inspi-      einzelnen Ländern, in denen eine große
                                gut gelöst. Wir freuen uns an dem Leben       ration empfinde.                             Sehnsucht besteht, dass Frauen nicht
                                in unseren Einrichtungen, angefangen                                                       nur in Ordinariaten in Leitung kommen,
                                vom Kindergarten, über Hort, Schulen,         Kompass: Macht es etwas aus – mit            sondern eben auch das Amt der Diako-
                                Familienstützpunkt, Bildungshaus bis hin      Ihnen und Ihrer Ordensgemeinschaft –,        nin, der Priesterin übernehmen, dass
                                zum Altenheim. Wenn ich hingucke, den-        dass sie nur Frauen sind?                    man es doch dort freigeben würde. Also
                                ke ich, da wird viel Sinnvolles getan. Ich    Schwester Martina: Ich sehe darin eine       ich würde mir einfach dieses synodale
                                nehme wahr, wie unsere alt gewordenen         große Chance, dass wir Frauen sind           Denken auch in der Hinsicht wünschen,
                                Mitschwestern, die nicht mehr berufstä-       und uns eigenständig organisieren. In        dass man stärker hinschaut, wo wird
                                tig sind, sich in ihrem Wirkungsbereich       unserer Schule in Kaiserslautern, die        was gebraucht, was muss sich ändern,
                                einbringen, sich engagieren, franziska-       wir jetzt dem Bistum Speyer überlassen       damit auch künftig Jesu Botschaft unter
                                nisch leben. Auch das ist etwas, wovor        haben, war ich Schülerin, Lehrerin und       die Menschen kommt.
                                ich großen Respekt habe.                      jetzt sechseinhalb Jahre lang in Träger-
                                                                              verantwortung. Ich habe dort schon vor       In Brasilien gibt es so wenige Priester
                                Das Leben unserer Schwestern in Brasi-        fünfzig Jahren erlebt, dass eine Frau ein    für so viele Menschen. Und zum Beispiel
                                lien hat mich tief beeindruckt. Ich habe      Gymnasium und eine Realschule leiten         unsere Schwestern dort, die sind wichtig
                                interessante Fragestellungen kennen-          kann, als es in der ganzen Stadt nur         als Verkünderinnen, als Katechetinnen.
                                gelernt. Ein bisschen schlauer bin ich        Männer als Schuldirektoren gab. Also         Warum sollen solche Schwestern oder
                                geworden, was Bilanzen lesen und ver-         dieses Leitenkönnen, sich selber orga-       eben andere Frauen, die diese Diens-
                                stehen betrifft. Diesen Teil der Realität     nisieren, nicht von Männern abhängig         te ausüben, nicht Gemeinden leiten?
                                kennenzulernen, der mich bis dahin            zu sein, was unser Leben betrifft, das       Und warum sollen die nicht Sakramen-
                                nicht besonders interessiert hatte, um        empfinde ich als etwas sehr Positives.       te spenden, wenn sie gefragt sind, die
                                zu merken, wie wichtig es ist, dass die       Aber natürlich gibt es auch Männer, die      Krankensalbung, das Bußsakrament, die
                                Verwaltung gut läuft, weil wir nur dann die   wir schätzen und mit denen wir gern im       Eucharistie feiern dürfen, wenn da nur
                                Aufgaben meistern können. Ich habe ge-        Gespräch sind.                               alle Jahre irgendein Priester überhaupt
                                lernt, dass ich nicht perfekt sein muss.                                                   in diese Region kommen kann?
                                Für mich ist Vernetzung innerhalb unse-       Kompass: Dennoch sind Sie insofern in             Ich glaube, die Zukunft der
                                res Ordens, mit anderen Ordensgemein-         einer Abhängigkeit, als dass Sie selber        Kirche braucht es, dass Frauen
                                schaften, mit kirchlichen Gremien auch        keine Messe feiern können.                   und Männer, die geeignet sind und
                                etwas ganz Wichtiges. Es ist spannend,        Schwester Martina: Ja, das ist richtig.       das Herz am rechten Fleck haben
                                mit anderen zusammen zu überlegen, wo         Wir sind in unserer Pfarrgemeinde veror-       und die sich theologisch bilden
                                ist unser Platz, wo wollen wir Kritik üben,   tet, und das ist mir persönlich und uns       lassen, ihre Charismen einsetzen
                                wo können wir gemeinsam was auf die           gemeinsam wichtig. Wir haben einen                       für das Ganze.
                                Beine stellen, was wir alleine vielleicht     sehr guten Pfarrer, der hörbereit und hör-   Punkt.
                                nicht schaffen. Das finde ich einen sehr      fähig ist und nicht als der Machtmensch
                                wichtigen Aspekt. Zusammen mit ande-          auftritt. Trotzdem erlebe ich persönlich          Die Fragen stellte Friederike Frücht.

                                16                          Kompass 02I21
AUS DER MILITÄRSEELSORGE

                                                 Überblick zum Stand der Debatte – Militärseelsorge

                                  J  a, ein sehr sorgfältig gearbeitetes
                                     Buch. 17 Autorinnen und Autoren,
                                  zumeist selbst Militärseelsorger oder
                                                                               Soldaten und Soldatinnen zu sehen. Ein
                                                                               Wertefundament, das auf dem Grund-
                                                                               gesetz, Gewissensentscheidung und oft
                                                                                                                             risch die Feldbischöfe beider Konfessio-
                                                                                                                             nen im Nationalsozialismus, die wegen
                                                                                                                             mangelnder Einbindung in die Gesamtkir-
                                  Wissenschaftler, untersuchen Chancen         auch auf dem christlichen Glauben ruht.       che keinen wirklichen Einfluss nehmen
                                  und Probleme der Seelsorge in der Le-        Dass die Militärseelsorger das Leben in       konnten. Bischof Franz-Josef Overbeck
                                  benswelt „Bundeswehr“. Die Herausge-         den Kasernen oder im Einsatz als „out-        hat übrigens zum Umfang seiner Tätig-
                                  ber Isolde Karle und Niklas Peuckmann,       standing insiders“ (M. Wanner) teilen, ist    keit einmal festgestellt, er übe alle ihm
                                  sie Professorin, er wissenschaftlicher       ein trefflicher Anglizismus.                  übertragenen Ämter hauptamtlich aus.
                                  Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bo-                                                    Militärbischof Rink selbst sieht in seinem
                                  chum, zeigen, dass die Seelsorger ohne       Dass die gelebte Seelsorge in der Bun-        Beitrag „Auf Spannung angelegt“ den
                                  Uniform das Leben der Soldatinnen und        deswehr ökumenisch gut, aber gleich-          evangelischen Militärseelsorgevertrag
                                  Soldaten teilen, aber ihre Unabhängig-       zeitig mit theologischem Anspruch ver-        als revisionsbedürftig an.
                                  keit dialektisch bleibt: „Wer den Solda-     sehen ist, zeigt der Referatsleiter im
                                  ten seelsorgerlich beistehen will, muss      Katholischen Militärbischofsamt Berlin,       Peter Wendl, Wissenschaftler an der
                                  dazugehören; er muss mehr sein als ein       Thomas R. Elßner, mit seinem erfreulich       Katholischen Universität Eichstätt-Ingol-
                                  Gast mit Passierschein für die Wache.        historisch ausgerichteten Statement:          stadt, untersucht die Lebenswirklich-
                                  ... Doch der Zeuge des Evangeliums           „Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit          keiten von Soldatenfamilien. Die Fami-
                                  muss zugleich der Freiheit des Glau-         ökumenischer Gesinnung“ zeigten sich          lienpastoral gehört vor dem Hintergrund
                                  bens Ausdruck geben …“, zitieren sie         „im Wissen um die christliche Einheit und     eines multimobilen Alltags der Soldaten
                                  den ehemaligen Berliner evangelischen        das Verlangen nach ihr.“ Kritisch sieht       zu den Grundbedingungen der Militär-
                                  Bischof Wolfgang Huber mit einem Bei-        der Autor die in der EKD 2014 eingeführ-      seelsorge. Die außergewöhnlichen Anfor-
                                  trag aus dem Jahr 2007. Die Seelsorge        te Hauptamtlichkeit des Militärbischofs       derungen durch Auslandseinsätze sowie
                                  in der Bundeswehr, so ihr Fazit, werde       ohne dessen Verortung in einer protes-        deren mögliche psychische Folgewirkun-
                                  noch immer als Stiefkind von Kirche und      tantischen Landeskirche. Er nennt histo-      gen zeigen, so Wendl, die Militärseel-
                                  Theologie betrachtet und die EKD werde                                                     sorge als ein „herausragendes Beispiel
                                  mit ihrem Fokus auf pazifistische Frie-                                                    dafür, wie Lebenshilfe und die heilsame
                                  denslösungen den Herausforderungen                                                         Kraft des Evangeliums … entfaltet und
© 2019 Bundeswehr / Jonas Weber

                                  nicht gerecht.                                                                             gelebt werden können.“

                                  Die Stärken des Sammelbandes lassen                                                        Das Buch bietet allen mit dem Thema
                                  sich bei der ethischen Bildung festma-                                                     Seelsorge in den Streitkräften vertrauten
                                  chen. So ist im Text von Meike Wanner                                                      Leserinnen und Lesern einen guten Über-
                                  zu Recht der Lebenskundliche Unterricht,                                                   blick zum Stand der Debatte, wenn auch
                                  den die Bundeswehr ihrem Personal ver-                                                     der ökumenische Einklang der Seelsorge
                                  pflichtend mit Unterrichtenden beider                                                      beider Kirchen noch größere Würdigung
                                  Konfessionen bietet, als Eckstein ethi-                                                    hätte erfahren können.
                                  scher Reflexions- und Urteilsfähigkeit der                                                                        Roger Töpelmann

                                                                               Seelsorge in der Bundeswehr.
                                                                               Perspektiven aus Theorie und Praxis,
                                                                               Isolde Karle / Niklas Peuckmann (Hrsg.)
                                                                               Evangelische Verlagsanstalt
                                                                               Leipzig, 2020
                                                                               256 Seiten, Paperback, € 38,-
                                                                               ISBN 978-3-374-06669-8

                                                                                                                            Kompass 02I21                           17
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