Gastliebe digital Tourismus Report Hamburg* - HAMBURG Tourismus
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
1 Nº1’2018 *DAS MAGAZIN FÜR ALLE, DIE GERNE GASTGEBER SIND »SIRI, WIE DIGITAL TICKT HAMBURG?« So stellt sich die Branche dem digitalen Wandel LEINEN LOS FÜR DIE ZUKUNFT Was jungen Touristikerinnen und Touristikern wichtig ist AUF NACH BERGEDORF! Die Neuentdeckung des ländlich-urbanen Bezirks Gastliebe digital Tourismus Report Hamburg*
2 3 Inhalt FOTOS 6 Hamburg digitali- siert sich – und die Tourismusbranche mischt kräftig mit Cathrin-Anja Eichinger, Zollenspieker Fährhaus 4 Kurz & gut Diesmal mit einem neuen Festival für virtuelle Künste, dem prämierten Hostel-Konzept „Dock Inn“ und Uwe Fischer, dem neuen Geschäftsführer vom Hamburg Messe Centrum 6 »Siri, wie digital tickt Hamburg?« Liebe Leserinnen Die Digitalisierung schreitet im Eiltempo voran und revolutioniert Job- und Privatleben. Aber wie gut ist die und Leser! Tourismuswirtschaft aufgestellt? Und wo entstehen Heraus- 22 forderungen? Ein Report von Karolin Köcher Raus aus der Mitte: So schön ist Bergedorf Alexa, Cortana und Siri – natürlich wissen Sie, dass es sich bei diesen Bezeichnungen nicht um eine griechische Inselkette, 14 Ein Jahr Elphi in Zahlen Wer hatte mehr Besucher, die „Statue of Liberty“ oder unser neues Wahrzeichen? Wie viel Champagner wurde sondern um die Namen der digitalen Sprachassistenten von Ama- getrunken? Wie viele Konzerttickets gekauft? zon, Microsoft und Apple handelt. Oder? 29 Wie dem auch sei – wir haben uns dem digitalen Wandel in Glückwunsch! 16 Leinen los für die Zukunft! dieser Ausgabe aus ganz unterschiedlichen Perspektiven genähert. Wir wollten wissen, wo der Tourismus in unserer Stadt diesbezüglich 2017 haben Hamburgs Gastgeber so richtig abge- „Die Jugend von heute“ macht das Business von mor- steht, was zu tun oder gegebenenfalls zu lassen ist. Herausgekom- räumt! Zeit, zumindest ein paar der Preisträger zu fragen, gen! Sieben junge Touristikerinnen und Touristiker erzählen men ist eine üppige Titelgeschichte, in der Hamburger Persönlich- was ihnen der 1. Platz bedeutet was ihnen wichtig ist – und was sich ändern sollte keiten ihre Sichtweise auf das Thema wiedergeben. Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die Maschine muss dem Menschen dienen, nicht 22 30 umgekehrt. Wie ist Ihre Haltung dazu? Schreiben Sie uns gern! Komm doch mal nach Bergedorf Was gibt es Neues bei Viel Vergnügen beim Lesen, Ihre Redaktion Raus aus der Mitte und rein ins Vergnügen! Denn Hamburg Cruise Net e. V.? Bergedorf hat noch viel mehr zu bieten als Schloss und Nicht nur der Name hat sich geändert, auch die Shopping Mall. Ulf-Peter Busse ist Bergedorfer by heart Aufgaben wurden neu verteilt. Wir sprachen mit Dr. Stefan tourismus_report@hamburg-tourismus.de und erzählt, was so besonders an seinem Bezirk ist Behn, Vorstandsvorsitzender von HCN 26 Heinrich Schuster und die ITB Eine Tourismusbörse in Berlin ohne die Roten Doppel- 32 Kultur & Tipps In Berlin ist künstlerisch viel mehr los als in Hamburg? Pah! Wir baten Hamburgs Kulturschaffende von der decker von Heinrich Schuster? Undenkbar! Wir sprachen mit Galeristin bis zum Intendanten um ihre persönlichen Aus- ihm über 33 Jahre ITB und seine Begeisterung für Hamburg stellungstipps von Januar bis Mai 36 Mut zum Übermut Mit dem Kunstprojekt „Übermut“ machten sich die Fotokünstler Claudius Schulze und Maciej Markowicz mit ihren Hausbooten auf den Weg quer durch Europa – und brachten Hamburg und Berlin künstlerisch ins Gespräch 37 Neue Mitglieder Vom E-Scooter-Service bis zur Krimitour, von Til Schweigers „Barefood Deli“ zu spanischen Tourguides für Hamburg. Das sind die neuen Mitglieder des Tourismus- 16 verbands Hamburg e. V. Zukunft, wir sind 38 schon da! Ramona Kötting (r.) und Linda Ansprechpartner & Feedback Wolfermann von den Hier finden Sie alle relevanten Ansprechpartner und „25hours“-Hotels ein paar nette E-Mails zum neuen „Tourismus Report“
4 Kurz & gut Kurz & gut 5 HAFENMUSEUM WILLKOMMEN KOMMUNIKATION Glückwunsch, Drei Fragen an: Elphi-Kampagne räumt ab Ursula Richenberger! Uwe Fischer, neuer Sie bescherte Hamburg 2017 einen or- „Wir haben die Chance, ganz neu zu den- ken, was ein Museum heute gesellschaftspoli- Geschäftsführer dentlichen Schub in die Weltöffentlichkeit, und das hat die „Elphie“ auch einer bereits mehr- tisch leisten kann“, sagte Ursula Richenberger Hamburg Messe (HMC) fach prämierten Kommunikationsstrategie zu Mitte Dezember der „taz“. Seit Anfang des Jahres verdanken. Kürzlich wurde die Kampagne auch ist sie Chefin des zukünftigen Hafenmuseums, Was schätzen Sie an Hamburg beson- bei den „PR Report Awards“ in den Kategorien das bis 2024/25 entsteht. Als eine der wenigen ders? Wenn man sich wie ich ganz bewusst Social Media, Bild und Bewegtbild, Event- und Frauen im Hafen entwickelt sie gemeinsam mit seine Wahlheimat aussucht, dann gibt es meist Livekommunikation und als beste Kampagne Fachleuten und durch Recherchen in den Hafen- viele gute Gründe. Als Norddeutscher mag des Jahres ausgezeichnet. museen von Helsingör, Liverpool und Antwer- ich die Menschen und als Wassersportler vor pen ihr Konzept. Ziel: den Hamburger Hafen von allem den maritimen Charakter, die Elbe und großer Weltwirtschaft bis zum Sehnsuchtsort die Nähe zur See. Hinzu kommt die Vielfalt erlebbar zu machen. 94 Millionen Euro schießt dieser wunderbaren Stadt: Für jedes Vorhaben, der Bund zu. Wir freuen uns darauf! jeden Anlass und jede Stimmung gibt es mehr als ein passendes Angebot. Haben Sie ein Lieblingsviertel? Ich habe im Norden, im Osten und im Westen der Stadt CONTAINER-HOSTEL gelebt und mich überall sehr wohlgefühlt. Bei- nahe jedes Viertel hat seinen ganz eigenen Charakter und seinen besonderen Charme. Zur Nachahmung NEUES FESTIVAL Das zeichnet diese Stadt aus und macht sie empfohlen so interessant. Mir gefallen Szene-Viertel wie »VRHAM!« die Schanze, Ottensen und Altona genauso gut Aus 86 alten Containern ein hippes Hos- wie die Ruhe am Elbstrand oder ein Bummel an Meditation über die Elbe tel bauen, und das im eher verschlafenen War- Sponsoren, aufgepasst! Im Juni findet in Hamburg erstmals ein Festival der Virtuellen Künste statt, der Alster – eben je nach Bedarf. nemünde? Darauf muss man erst mal kommen. Der Hamburger Fotograf Jo Röttger liebt „VRHAM!“ (Virtual Reality & Arts HAMburg) heißt das Projekt, das zwei Ex-Kollegen des Thalia Theaters Worauf freuen Sie sich am meisten? Auf Die Hotelfachleute Christoph Krause und Anne „seinen“ Fluss und gewinnt ihm seit Jah- ausgeheckt haben. Ulrich Schrauth, ehemals Künstlerischer Betriebsdirektor, und Theresa Twachtmann, ein dynamisches Team und einen ebensolchen Christin Mählitz setzten sich mit dieser Idee ren – stets mit demselben Bildausschnitt Ex-Geschäftsführerin des Thalia Theaters, präsentieren mit weiteren Hamburgern und internationalen Aufgabenbereich. 2018 ist gleich ein messe- nicht nur in Warnemünde, sondern auch beim vom Balkon eines Blankeneser Kapi- Partnern im Rahmen der Phototriennale 2018 ein Festival, das der zunehmenden Digitalisierung unseres starkes und damit sehr dichtes, herausfordern- Deutschen Tourismusverband (DTV) durch und tänshäuschens – immer neue Ansichten Lebens Rechnung tragen will. Das Programm verspricht virtuelle Kunst für alle: In einem Virtual-Reality- des Jahr. Ich freue mich auf eine spannende belegten den 1. Platz beim Tourismuspreis ab. Wellen, Wolken und Wind, wech- Zentrum können Besucher VR-Kunst und Live-Performances erleben, dazu gibt’s kuratierte virtuelle Füh- Branche, internationale Veranstaltungen, das des DTV 2017. Mit Sternchen, möchte man selnde Tages-, Nacht- und Jahreszeiten rungen, Vorträge und Präsentationen von VR-Projekten junger Hamburger Nachwuchskünstler. Zudem neue CCH und darauf, in einem modernen hinzufügen. Warum? Ein Hostel mit Nachhal- verändern die Szenerie, Containerriesen, wird ein Jury- und Publikums-Award vergeben. Das Festival soll aber nicht nur virtuelle Kunst zeigen, Traditionsunternehmen die Zukunftsstrategie tigkeitsanspruch und Gemeinschaftsküche, U-Boote und alte Frachtsegelschiffe tre- sondern auch die gesellschaftlichen, psychologischen, ökonomischen und ethischen Perspektiven der mit umsetzen zu können. Last but not least ist LET’S GET KINKY! kleinen ansprechenden Zimmern, einer Ein- ten wie Charakterdarsteller auf und ab. Digitalisierung ausloten und diskutieren. Ein gemeinnütziger Verein wurde soeben gegründet, neue es schön, nach Jahren des Pendelns wieder gangshalle mit Kickertisch, Plattenspieler, und So wird die Elbe zur Weltbühne – und Mitglieder und Unterstützer sind herzlich willkommen. nach Hamburg und zur Familie zurückkehren E-Gitarre zum Selberspielen, dazu Unisex- wir zum dankbaren Publikum. Jo Röttger: zu können. Ein neuer Musical-Stern Toiletten für alle Geschlechter: Das spiegelt Quer zum Strom, Junius Verlag, 24,90 Euro 7. bis 17. Juni, Kreativzentrum Oberhafenquartier, vrham.de, kontakt: info@vrham.de nicht nur den Zeitgeist gehobener Back- Doch, es muss auch im Januar noch mal packer, sondern setzt auch ein touristisches Susanne Brennecke, vrham, Stage Enterteinment, PR gesagt werden: „Kinky Boots“, das Musical Signal in Mecklenburg-Vorpommern. Und was von Harvey Fierstein und Cindy Lauper, hat ist mit Hamburg? Ein paar Container stünden alle Preise (u. a. sechs Tony Awards, inklusi- hier schließlich zur Verfügung ... ve „Bestes Musical 2013“) redlich verdient. Die Geschichte um den glücklosen Schuhfa- dock-inn.de brikantensohn, dessen Firma von Dragqueen Lola gerettet wird, hat das Zeug zum Dauer- »Qualität zeigt sich oft im Kleinen. Besonders brenner im Operettenhaus. Denn bis auf die etwas sperrige Übersetzung stimmt hier alles: Familien mit kleinen Kindern benötigen viel Story, Darsteller, Choreografie, Musik, Bühne – und auch die Botschaft könnte nicht besser Fingerspitzengefühl, damit keine Langeweile in unsere Zeit passen. Stage-Entertainment- Geschäftsführerin Uschi Neuß (Foto) fasst das aufkommt. Und wo man sich als Kind wohl- so zusammen: „KINKY BOOTS feiert Weltof- fenheit, Toleranz und Akzeptanz – ganz ohne gefühlt hat, kommt man auch gerne später erhobenen Zeigefinger. Es ist ein Musical, das wieder – dann vielleicht als Veranstalter einer unsere Company in Aussage und künstleri- scher Ausführung schmückt und das perfekt Incentive-Reise mit hundert Mitarbeitern ...« zu Hamburg und auf die Reeperbahn passt.” Dem ist nichts hinzuzufügen. FOTOS Bernd Duckstein, Inhaber von stadterlebnis.hamburg, zum Thema stage-entertainment.de Qualitätsoffensive für Hamburger Gästeführer
6 Hamburg digital Hamburg digital 7 FOTO Catrin-Anja Eichinger TEXT Karolin Köcher »Siri, wie digital tickt Hamburg?« Der digitale Wandel revolutioniert die Tourismuswirtschaft. Eine erfolgreiche Transformation ist vor allem eins: eine Frage der Haltung Gemeinsam für mehr Durchblick Eine interessante Stadtrundfahrt mit Top-Infos und lustigen Geschich- ten vom Tourguide kann keine App ersetzen. Personalisierte digitale Tipps, wo in der Nähe noch ein Party steigt oder das Lieblings-Outlet die Preise noch mal reduziert hat, sind eine sinnvolle Ergänzung
8 Hamburg digital Hamburg digital 9 » Wann möchtest du in Hamburg einchecken? Wähle bitte das Datum.” Während Franca F. ihren Koffer packt, gibt sie dem Messenger Bot die nötigen Infos. Er schlägt drei Hotels vor und reserviert ein veganes Restaurant. Ihr smart Home geht in den Energie-Sparmodus, als sich die Tür hinter ihr schließt. Per Hamburg-App stimmt sie sich im Flieger auf ihren Aufenthalt ein. Vor dem Airport in Hamburg wartet das autonom fahrende Sammeltaxi. Gelegen- »Zurzeit denken wir über Augmented Reality nach; da gibt es gerade in Hamburg sehr gute Partner« Sebastian Drechsler, Miniatur Wunderland heit, die Mitfahrer zu tracken und ins Gespräch zu kommen. Der digitale Assistent hat ihre Termine synchronisiert, denn alle wollen am Abend an einem coolen Hackathon teilnehmen. So oder ähnlich könnte die Zukunft aussehen. Wie weit ist die Tourismusbranche heute noch davon entfernt? Sind Hotels, Superbude, super Service! Restaurants, Gästeführer in Hamburg vorbereitet? Wir haben Die Gäste profitieren von der ausgeklügelten Digitalstrategie des uns umgehört und den Eindruck gewonnen: Die ganze Stadt hat coolen Hotel-Hostels. Über die Hälfte der Seitenaufrufe kämen über sich auf den digitalen Weg gemacht! mobile Endgeräte, so General Manager Jörn Hoppe (r.) Die Transformation ist in Hamburg deutlich spürbar. Ho- tels experimentieren mit künstlicher Intelligenz, Roboter be- grüßen Kreuzfahrt-Gäste und mixen Drinks an der Bar. Auch vor dem traditionellen Volksfest Hamburger Dom macht die Digitalisierung nicht halt, so feierte dort ein Fahrgeschäft eine Weltpremiere mit dem „Virtual Ride“ und 3-D-Brillen für die Besucher. Seit Dezember ist auch die historische Speicherstadt »Es geht darum, den Gästen ein durch eine App digital erlebbar. Start-ups schlagen sich in Lächeln aufs Gesicht zu zaubern – Hackathons die Nächte um die Ohren, um neue digitale Angebo- ehrlich und von Herzen« Es gibt ihn, den einen, den Hamburger Weg der Transformation! Jörn Hoppe, General Manager „Superbude“ Storytelling: Künftig wird es immer wichtiger, mit Das MiWuLa: Von Anfang an digital dem Gast in den direkten Dialog zu treten. Pas- Drei Mitarbeiter blicken aufmerksam auf die Monitore in ihrer sender Content wird daher zum entscheidenden Schaltzentrale: auf Straßen, den Flughafen und ausbrechende Erfolgsfaktor. 6 Tipps von Dirk Lehmann von THE Vulkane. Im Miniatur Wunderland in der Speicherstadt geht SMILING MOON, Agentur für Content Marketing ohne Technik gar nichts. „Wir waren von Anfang an digital“, sagt in der Superbude digital. Rund 42 000 Besuche verzeichnet die Marketing-Chef Sebastian Drechsler. „Und es geht weiter, man Seite jeden Monat: „Über die Hälfte der Nutzer kommt mit ei- 1 Was ist meine Story? Das Unternehmen/der darf nicht stehen bleiben. Zurzeit denken wir über Augmented nem mobilen Endgerät auf unsere Seite“, so „Superbude“-Gene- touristische Anbieter sollte herausfinden, welche Reality nach; da gibt es gerade in Hamburg sehr gute Partner. ral-Manager Jörn Hoppe. Mobile ist nicht die Zukunft, mobile Geschichten er erzählen kann. Miniatur Wunderland, Superbude, Roman Pawloski 2 In welchen Kanälen möchte ich meine Story Das Kernthema ist, wie komme ich in den Dialog mit dem Gast? ist die Gegenwart. erzählen? Jede Story hat letztlich ihre eigene Art Dafür brauche ich Kanäle, damit der Besucher Lust hat, mit mir „Viele unserer Mitarbeiter sind selbst Digital Natives, da Drei Männer, unzählige Bildschirme und Weise, erzählt zu werden. in den Dialog zu treten.“ stellen sich viele Fragen gar nicht. Es geht doch um den Wohl- Die Schaltzentrale ist das digitale Herzstück des Miniatur 3 Denken Sie an die Visualisierung Ihrer Story. Die Brüder Gerrit und Frederik Braun sind Meister im Wunderlands. Hier wird der Schienenverkehr gesteuert fühlfaktor oder nicht? Darum, den Gästen ein Lächeln auf die Bilder, Grafiken, Filme ziehen ins Thema rein. Storytelling. Aktuelle Ereignisse werden im Kleinstmaßstab Lippen zu zaubern – und das ehrlich und von Herzen!“ Wichtig 4 Eine Story braucht auch einen Hub, also inszeniert und per Video in die Welt hinausgestreamt. Die Ge- ist ihm Glaubwürdigkeit und Authentizität. Wenn er spricht, einen Verbreitungskanal. Was nützt es, eine schöne schichten werden im Netz millionenfach geklickt. ist viel von Spaß im Umgang mit den neuen Technologien die Geschichte zu haben, aber niemanden, der sie zu Einen ihrer vielleicht größten Erfolge erzielten die Brauns Rede – und von Vertrauen. „Sollte ein Gast mich bitten, seine lesen, hören oder sehen bekommt. Also rechtzeitig mit einem ganz konventionellen Print-Produkt mit Holznote: mit Daten zu löschen, dann mache ich das. Und zwar sofort und an die Verbreitung denken. - komplett.“ Der Chef muss in der Sache vorangehen. „Du musst 5 Alle Storys sind besonders gut, wenn sie öffentlichung an die Spitze der Spiegel-Bestsellerliste. Via Face- Feuer versprühen und die anderen mitreißen, denn eins ist einen Absender haben – also: Gibt es eine Person zur Story, ist die Geschichte mit jemanden im Haus book-Video forderten sie dazu auf, ihr Buch nicht online, sondern sicher: Die Digitalisierung bleibt. Die geht nicht mehr weg.“ oder in der Destination verbunden? »Gewinner wird sein, wer in der Lage Raus aus der Komfortzone! Digitalkonferenz geplant 6 Zu jeder Story sollte man sich nicht nur die Verbreitung und Kanäle überlegen, sondern auch Best Case Superbude: Digitale Customer Journey „Durch die Zeitersparnis, die uns die Digitalisierung verschafft, Ihr Internetauftritt gilt als echt cool. Jeder Buchungsabschluss ist, den Service für die Gäste schon vor - moderne Erzählformen nutzen. Eine Geschichte, die Seriencharakter hat, muss man entsprechend zündet ein virtuelles Feuerwerk und über die „Ask Helmut“-App der Buchung zu individualisieren« baum, Co-Founder und CEO von „prizeotel“. „Durch digitale entwickeln, z. B. durch Hashtags, Video-Quotes, FOTOS gibt es Event-Tipps für Theater, Kunst und Musik passend zum Technik kann ich heute wie nie zuvor Services individuali- Gifs, Soundfiles und diese dann auf Facebook oder Anreisedatum aufs Handy. Die gesamte Customer Journey ist Marco Nussbaum, Co-Founder und CEO von „prizeotel“ Instagram spielen.
10 Hamburg digital Hamburg digital 11 es sich zu kuschelig in ihrer Komfortzone eingerichtet haben. Das Zauberwort: Dialog. „Dieser wird jedoch in ganz anderen „Wir planen jetzt Hotels für die Zukunft und für die nachfol- Dimensionen ablaufen müssen, denn aktuell senden wir viel- genden Generationen. Die Halbwertzeit der Dinge, die Bestand fach Botschaften, die beim potenziellen Gast gar nicht ankom- haben, sinkt dramatisch. Wenn ich mich jetzt nicht damit aus- men“, so Otremba. Echte Kundenorientierung brauche einen Future Talks Man sagt ja heute „Buzzwords“, wenn man Schlag- einandersetze, werde ich mittelfristig ein Problem mit meiner - wörter meint. Diese sollten Sie kennen, wenn Sie Gästestruktur haben. Wir brauchen dafür aber auch eine digi- nikation hin zu dem Dialog mit jedem einzelnen Gast. „Wir müs- digital mitreden wollen – oder kennen Sie alle schon? tale Infrastruktur, also schnelles WLAN. Da hat auch die Bun- sen wissen, was unsere Gäste ausmacht, was ihre Bedürfnisse desregierung viel versäumt“, so Nussbaum. Für eine bessere sind, was er und sie in der besonderen Situation gerade jetzt Augmented Reality (AR) beschreibt die com- Vernetzung der Branche plant er für den Herbst 2018 wieder braucht. Mit Kundendaten können wir individuelle Services putergestützte Erweiterung der Realität. Die reale eine „So geht Hotel heute“-Digitalkonferenz in Hamburg. „Die- anbieten, die die Aufenthalts- und Lebensqualität des Kunden Umgebung des Nutzers wird mit digitalen Bildern ses Mal in größerem Stil und auch mit Teilnehmern, die nicht bedeutend erhöhen.“ oder visuellen Informationen überlagert. aus der Hotelbranche kommen. Die Nachfrage ist riesig.“ Digital meets analog Big Data Unter den Begriff Big Data fallen Philip Westermeyer Warum was ändern? Läuft doch! große unstrukturierte Datenansammlungen aus organisiert „Online verschiedenen Quellen. Den digitalen Überblick behalten Aber warum etwas ändern, wenn doch alles gut läuft, mögen Marketing Rockstars“, Blockchain Im Rahmen der Blockchain-Tech- „Die Digitalisierung spielt in unserem Hause keine Hauptrol- sich viele fragen. „Ich glaube, der Mittelstand sieht die The- eine analoge Veran- nologie werden Transaktionsdaten zwischen zwei - staltung für digitales men. Nur ist es immer schwerer, die Chancen zu sehen als die Teilnehmern von verschiedenen Privatcomputern kassen-Meyer. „Wir haben unser Ticketing online gestaltet und Marketing (r.), Risiken, wenn es einem gut geht und man tolle Firmen aufge- und Businessservern dezentral gespeichert und kommunizieren viel digital. Für unsere auswärtigen Gäste ha- Hubert Neubacher baut hat“, sagt Philip Westermeyer, Chef der Online Marketing gelten erst dann als gültig, wenn diese die Trans- ben wir eine kostenlose GPS-gesteuerte Rundfahrt-App in Eng- von Barkassen-Meyer Rockstars. Die Digital-Experten wurden von ihrem Erfolg gera- aktion authentifizieren. Eine Blockchain ermöglicht lisch entwickelt. Ansonsten denken wir, dass unsere Gäste die schippert analog, dezu überrannt. Inzwischen erwarten sie 40 000 Teilnehmer zu es, Transaktionsprozesse auch ohne Dritte sicher, hat aber auch eine Hafen- und Barkassenrundfahrten mit uns weiterhin gern live ihren Konferenzen. schnell und günstig abzuwickeln. Rundfahrt-App auf auf der Elbe bei Sonne, Wind und Wellen erleben möchten.“ Je Blog Ein persönlicher Blog besteht aus chro- Englisch im Angebot digitaler die Welt, desto größer auch die Sehnsucht nach echten Und was heißt das nun? nologisch geordneten Online-Texten über das Leben Erlebnissen. Chancen sieht er in der schnelleren Abwicklung Der Hamburger Weg führt über die Vernetzung nach hansea- des Verfassers und Themen, die er als wichtig diverser Vorgänge. Neubacher: „Die Herausforderung besteht tischer Art. Umsetzen, was sinnvoll ist, aber nicht jeden Tü- empfindet. Corporate Blogs werden von Mitarbei- darin, generell den digitalen Überblick zu behalten.“ delkram mitmachen. Bewährtes nicht vergessen, Online und tern eines Unternehmens geführt und können für die interne und externe Kommunikation genutzt werden . Menschen brauchen Menschen nicht geben, sondern er muss im digitalen Gesamtkontext der Chat Bots Programmierte Chat Bots funkti- „Die Tourismuswirtschaft muss immer wieder Neues entdecken Stadt funktionieren. Visionäre braucht die Stadt – und hat sie onieren text- oder sprachgesteuert, verstehen die und umsetzen, daher steht sie auch der Digitalisierung sehr menschliche Sprache und können zeit- und orts- offen gegenüber“, so Tourismus-Verbandschef Norbert Aust. unabhängig mit Kunden in den Dialog treten. „Aber Technik darf kein Selbstzweck sein. Man muss sorgfältig Costumer Journey Die Costumer Journey überlegen, was nützt mir und meinen Gästen wirklich?“ bezeichnet die Reise eines potenziellen Kunden über Jede Erleichterung und Verbesserung werde von den Gäs- verschiedene Kontaktpunkte mit einer Marke, einem »Die digitale Transformation Onlline Marketing Rockstars, Stephan Bestmann, Patrick Sun ten gern angenommen, so Aust. „Allerdings kommen Gäste auch Produkt oder einem Unternehmen. in die Stadt, um andere Menschen kennenzulernen. Den persön- rückt den Gast wieder dorthin, wo er Digital Influencer Digital Influencer sind Personen, die im Social-Media-Bereich eine große lichen Kontakt und den Umgang mit dem Besucher, also das, was Gastfreundschaft auszeichnet, dürfen wir nicht vernach- hingehört: in den Mittelpunkt!« Community und damit eine hohe Reichweite haben. Hackathon Bei einem Hackathon finden sich lässigen. Im Gegenteil. Die Technik muss uns dabei unterstüt- Michael Otremba, Hamburg Tourismus GmbH freiwillige, interdisziplinäre Teilnehmer spontan in zen, das zu intensivieren. Wir müssen uns fragen, wie können Teams zusammen, um in kurzer Zeit meist soft- wir den Aufenthalt des Gastes qualitativ verbessern?“ warebasierte Problemlösungen zu erarbeiten. Besondere Herausforderung: Die Tourismusbranche ist Künstliche Intelligenz (KI) Künstliche Intelli- sehr heterogen; Hotels, Gastronomie, Gästeführer haben sehr genz oder auch AI für Artificial Intelligence ist ein unterschiedliche Anforderungen und brauchen speziell auf ihre Teilgebiet der Informatik und versucht computer- Bedürfnisse angepasste Lösungen. Aust: „Das macht die Sache basiert menschliches Handeln und Wahrnehmung etwas komplizierter als in anderen Branchen.“ nachzuahmen. Ziel ist es, intelligentes und mensch- liches Verhalten zu automatisieren. Dialog mit jedem einzelnen Gast Search Engine Optimization (SEO) Der Begriff umfasst alle Maßnahmen die dazu führen, dass Tourismuschef Michael Otremba und seine Frau Claudia be- »Digitalisierung findet auch bei uns statt. Auch vorm Hamburger eine Website bei Suchmaschinen in der Ergebnis- wirten ihre Gäste privat gern an einem langen Holztisch. „Na- türlich wissen wir vorher, was unsere Gäste gern essen. Wer Gleichzeitig denken wir, dass unsere Dom macht die Digitalisie- liste von mehr Nutzern besucht wird. Smart Data Geordnete und analysierte Massen rung nicht halt. Seit Som- von ihnen vegan isst, wer laktosefrei und wer auf Gluten ver- zichten muss. Und wir wissen, welche Themen unsere Gäste Gäste die Elbe bei Sonne, Wind und mer 2017 können Gäste in an Daten. Sie ermöglichen Unternehmen, schnelle Patrick Greiers (r.) Fahrge- und qualitative Entscheidungen zu treffen. beschäftigen, denn sie sollen eine schöne Zeit bei uns haben.“ Wellen gern analog erleben möchten« schäft „Dr. Archibald“ mit Virtual Reality (VR) Bezeichnet eine interakti- FOTOS Dieser Gedanke lasse sich durch die neuen digitalen Möglich- VR-Brillen in fantastische ve und computergenerierte Simulation. Mit VR- keiten auf die gesamte Branche übertragen. Hubert Neubacher, Barkassen-Meyer Welten eintauchen Brillen kann man in 360-Grad-Welten eintauchen.
12 Hamburg digital Hamburg digital 13 auch. Einer von ihnen ist ohne Zweifel Henrik Falk: „Um das Rathaus, bitte lächeln! Ein kleine Auswahl an Seminaren und Trainings zum Catrin-Anja Eichinger Thema Fahrschein und Tarife wird sich der Fahrgast 2020 Infos zu Sehenswürdigkeiten, Thema Digitalisierung in Hamburg virtuelle Rundgänge und ne- benbei den kürzesten Weg zur Digital Thinktank des NIT Northern Institute of „Er checkt mit dem Smartphone ein, später wird er automatisch nächsten Burgerbude checken Technology Management Netzwerktreffen, Survival zum besten Fahrpreis ausgecheckt. Es wird erste autonome – alles möglich in unserer digi- Trainings und Keynotes Fahrzeuge geben ...“ talisierten Welt. Nicht umsonst nithh.de/de/thinktank/ Auch Mytaxi startete nicht grundlos in Hamburg das sitzen Firmen wie Google, Face- Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten der Online bundesweit erste Sharing-Angebot. „Hamburg leidet unter aku- book und Twitter in Hamburg. Marketing Rockstars in Partnerschaft mit der Ham- tem Verkehrsinfarkt“, meint der touristische Trendkurator Oli- Natürlich machen Touristen jede burg Media School Einzelveranstaltungen, Seminare FOTO Menge Fotos, um sie zu posten, ver Puhe. „Es muss künftig verstärkt um intermodale Mobilität omr.com/de/hms-seminare/ zu sharen und der Welt zu sa- gehen, also die intelligente und individuelle Kombination von Kursangebote der Hamburger Volkshochschule gen: „Guck mal, ich bin hier!“ verschiedenen Fortbewegungsformen. In Asien, Kalifornien und vhs-hamburg.de/digital-16 Dänemark ist man hier schon weiter, etwa bei der Elektromobi- lität, datenbasierten Anwendungen wie Ridesharing oder dem radikalen Ausbau der Radwege in Kopenhagen.“ Der Hamburger Weg In Hamburg könne man jetzt den Tourismus für diese Themen als Initialzündung nutzen, um schon kurzfristig Mobilitäts- konzepte zu realisieren, die in Zukunft auch von Einheimischen geschätzt werden, glaubt Puhe: „So kann man beispielsweise Menschen für ihre körperliche Bewegung mit Freifahrten be- lohnen oder Hotels könnten zusätzlich als sogenannte Mobi- litäts-Hubs fungieren.“ Als Grundlage diene dann die derzeit heiß diskutierte Blockchain-Technologie. „Damit würden wir in Hamburg weltweit eine Vorreiterrolle einnehmen und gleichzei- tig Tourismus wieder mit den Bewohnern verbinden.“ In diesem Sinne hat sich auch Hamburg Airport mit in- novativen Services auf den digitalen Weg gemacht. „Hamburg Marketing und Hamburg Tourismus sind digital weit vorn“, so Verbandschef Aust. So arbeiten HMG und HHT an einer indi- viduellen digitalen Hamburg Card, bieten 360-Grad-Filme, das Projekt Stadtküste, das digitale Nachrichtenportal Hamburg News, Innovationsprojekte und Hackathons. „Digitalisierung ist Mannschaftssport“, so Michael Otremba und fasst zusam- men: „Keiner von uns wird in der Stadt allein über genügend Daten und Informationen verfügen, um den Gast vollumfäng- lich betreuen und den Dialog führen zu können. Wir müssen also gemeinsam nach Lösungen für Hamburg suchen und aktiv gestalten. So können wir das erreichen, was uns alle als Reisen- de am meisten packt: tolle Erlebnisse.“ »In den letzten zehn Jahren ging es vor allem um mobile. In den nächsten zehn Jahren wird es vor allem um AI – Artificial Intelligence gehen« Christian Bärwind, Industry Leader Retail – Strategic Partnerships, Google Germany GmbH, Hamburg
14 Gut zu wisssen Gut zu wisssen 15 Das erste Jahr 44 Unglaublich, wie die Elbphilharmonie unsere Stadt Wohnungen auf 15 Etagen verändert hat – und den Blick der Welt auf Hamburg sowieso! Aber wie viele Menschen haben unser neues Wahrzeichen besucht? Wie stehen wir im Vergleich Besucherzahlen nach einem zu anderen da? Lassen wir Zahlen sprechen Jahr im Vergleich mit anderen berühmten Kulturstätten Vergleich Besucherzahlen 4 235 000 4 235 000 Sehenswürdigkeiten 2016 Elbphilharmonie Hamburg 1 400 000 Besucher nach einem Jahr (Stichtag: 4. November 2017) Guggenheim Museum Bilbao 1 200 000 Statue of Liberty New York Philharmonie de Paris 4 500 000 Noch mehr Fakten, Bilder und Hintergrundwissen Passend zur Geschichte der Elphi wurde der Erscheinungstermin von „Elbphilharmonie – Konzerthaus und Stadtzeichen“ verschoben, aber nur auf April dieses Jahres. Der Architekturfotograf Oliver Heissner hat den Entstehungsprozess vom ersten Tag an dokumen- tiert. Architekturkritiker Claas Gefroi erzählt dazu die Geschichte der Elbphilharmonie und stellt das Gebäude in all seinen Teilen vor. Der Preis bleibt: 29,90 Euro, Junius Verlag Reichstag Berlin 1 100 000 Bis zu 850 000 70 000 17 000 400 000 506 212 Davon mit Konzertticket Davon im Rahmen einer Gäste auf der Plaza pro Tag Gäste im „The Westin Hamburg“ Social Media Follower Elbphilharmonie- aus insgesamt 97 Ländern (Facebook, Instagram, Twitter, YouTube) Konzerthausführungen konsumierten knapp 10 000 Gäste London Eye pro Tag 2 500 000 5500 Aufrufe des Videos „Ein Ode an die Freude: Gläser Champagner So strahlt es von Hamburg in die Welt“ Zahlen fürs Klo: (Lichtinszenierung während der Eröffnung) 957 Euro veranschlagten die Aus- statter pro Papierhandtuchspender, Schloss Neuschwanstein die Klobürsten sollten je Stück 2+ 2 917 548 1 400 000 291,97 Euro kosten. Am Ende entschied man sich für wesentlich günstigere Modelle. Mindestens zwei Paare pro Monat feiern ihre Verlobung im Hotel Zuschauer der Konzerte über Live-Stream
16 Gute Köpfe Gute Köpfe 17 »Die Gastronomie hat sich Leinen los für in den letzten Jahren total verändert – deshalb muss die Zukunft! endlich der über 20 Jahre Ob neue Ausbildungskonzepte, alte Ausbildungsrahmenplan ungewöhnliche Geschäftsideen oder angeglichen werden!« zeitgemäßer Service: Hier erzählen Linda Wolfermann sieben junge Touristiker, was sie machen und worauf es ihnen ankommt Morgens um zehn im „NENI“ in der Hafencity. Linda Wolfermann (r.) TEXT FOTOS und Ramona Kötting (M.) plaudern aus dem Ausbildungskästchen. Ulrike Fischer Catrin-Anja Eichinger Die Playlist des „25hours“-Restaurants wird gleich mit aufgezeichnet Vom „Recruiting Day 2017“ erzählen sie immer Und als er nach Mallorca wechselte, nahm er mich noch voller Begeisterung: Ramona Kötting, Training mit.“ Da waren Palmen und Meer schon etwas näher. Manager, und Head of HR Linda Wolfermann, bei- Für Linda besorgte die Mutter einen Praktikums- de von den „25hours“-Hotels, haben die Jobbörse platz im Hotel. Die Abiturientin hatte verpeilt, dass im Partyformat letztes Jahr erstmals an den Start sie für ihren Berufswunsch Tierärztin Biologie nicht Wie alles begann mit der einen Stun- gebracht. „Dass wir gemeinsame Sache mit ,Nord hätte abwählen dürfen. „Ich konnte anfangs nicht de mehr, kann man Event‘ und der ,Bullerei‘ gemacht haben, war neu mal drei Teller halten, aber nach vier Wochen wollte prima im Archiv des für unsere Branche“, erzählt Ramona, und Linda ich nichts anderes mehr als in die Gastro!“ Sie be- Wirtschaftsmaga- ergänzt: „Schließlich sind wir auf den ersten Blick warb sich im renommierten „Brenners Park Hotel“ zins „brand eins“ Konkurrenten. Aber im Nachhinein haben wir viel in Baden-Baden und schwärmt noch heute von die- nachlesen. Der positive Resonanz bekommen.“ Das Event fand im ser Zeit. Artikel ist zwar von Studio der „Bullerei“ mit Fingerfood, bunten Geträn- Linda und Ramona absolvierten beide ein 2014, bringt aber ken und DJ statt – und war mit circa 200 abgegebe- Studium. Für „25hours“ bringen sie ihr Know-how die Geschichte auf nen Interessentenbögen ein voller Erfolg. Es ist nur in sämtliche Weiterbildungsmaßnahmen und die den Punkt. eine von vielen Maßnahmen, um eine der größten Personalführung ein und erarbeiten neue Konzep- brandeins.de Herausforderungen der Hotel- und Gastro-Szene zu te. Stolz sind sie auf ihre „Multis“, pro Hotel zwei meistern: den Personalmangel. bis vier Mitarbeiter, die weiterentwickelt werden Ramona redet Klartext: „Unsere Branche hat und dann vor Ort ihre Kollegen schulen. „Das bringt ihr Image selbst zu verantworten. Die Arbeitsbedin- nicht nur Wissen unter die Leute, sondern steigert gungen und die Erwartungen der Mitarbeiter haben sich nicht miteinander entwickelt. In Kombination sagt Ramona Kötting und Linda Wolfermann nickt. mit einer eher mäßigen Bezahlung ist das schwierig. Und wenn dir ein Betrieb das Gegenteil verspricht, „25hours“ garantiert keine Sorgen machen. es aber nicht einlöst, wird’s unglaubwürdig!“ – „In der Betreuung und Wertschätzung des Personals hat sich schon viel getan. Einige Chefs haben trotz- dem zu lange gedacht, dass jeder ersetzbar ist. Das Gekommen, um zu bleiben: Vor fünf Jahren startete Linda Wolfermann beim „25hours“-Hotel – Ramona Beide Kolleginnen haben ihren Job von der »Der DEHOGA, die IHK, wir alle Kötting (r.) ist seit drei Jahren an Bord. Gemeinsam Pike auf gelernt. Hatte Ramona als Zukunftswunsch setzen sie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen in der Abizeitung noch „Hängematte zwischen zwei können viel bewirken, wenn wir um, so das „Azubi-Bootcamp“, in dem die Auszu- bildenden auch lernen, was sie im „25hours“ Palmen und Meer“ geschrieben, fand sie sich nach öfter gemeinsame Sache machen« nicht brauchen, später aber können müssen: den einigen Bewerbungen im „Dorint“ an der Ostsee wie- Umgang mit weißen Tischdecken beispielsweise der. „Ich hatte einen tollen Chef, habe viel gelernt. Ramona Kötting
18 Gute Köpfe Gute Köpfe 19 Schon mit 15 faltete Timo seine ersten Serviet- ten in einem kleinen Hotel seiner Heimatstadt und »Ich bin der Concierge für die Kreuz- jobbte dort nebenher bis zum Abi. Heute könnte er »Die Hamburger Tourismus- das mit den Servietten vermutlich immer noch mit fahrtschiffe im Hamburger Hafen, verbunden Augen. Aber als Abteilungsleiter für branche funktioniert wie ein sorge mit meinem Team für den Kreuzfahrtklarierung reicht es völlig, sich beim Dorf, in dem jeder jeden kennt. Lunch eine Serviette auf den Schoß zu legen. reibungslosen Ablauf. Ob Müllent- „Ich hab ganz klassisch in der Fünf-Sterne- Man hilft sich, kooperiert sorgung oder frische Blumensträuße, Hotelerie gelernt und dann meinen großen Traum miteinander. Natürlich verfolgt verwirklicht: Fünf Jahre bin ich mit dem ,Traum- Stadtrundfahrten oder ein neues schiff‘, der ,MS Deutschland‘, weltweit unterwegs jeder auch seine eigenen Inter- gewesen. Erst als Concierge und die letzten 2 Jahre Maschinenteil – wir kümmern uns!« als Zahlmeister – eine wahnsinnig eindrucksvolle essen – hart, aber herzlich. Timo Kaden Zeit!“ Neben der Gästebetreuung lernte er auch die Typisch Hamburg eben« komplette „Traumschiff“-Crew um Siegfried Rauch kennen. Aufregend für den damals 26-Jährigen. Lena Lütke Deckenbrock „Heute bin ich mehr so der Concierge für die Seine freie Zeit verbringt Timo gern an der Elbe oder Kreuzfahrtschiffe“, erzählt Timo lachend. Bei Sartori schlendert durch Eimsbüttel, um dann einen Cappuccino & Berger arbeitet er als Abteilungsleiter für Kreuz- bei seinem ehemaligen Kreuzfahrtkollegen Chris Balz fahrtklarierung – dahinter verbirgt sich eine ganze zu genießen. Chris hat mit seiner Schwester Kathrin ein Palette von Tätigkeiten: Liegeplätze aufzeigen, das Café im Lehmweg eröffnet: das „Balz & Balz“. Einlaufen mit Lotsen organisieren, nautische Be- balzundbalz.de lange klären, Ansprechpartner vermitteln, Bootleute für das Fest- und Losmachen bestellen. Auch Ge- Nah am Gast ist die gebürtige Münsteranerin seit ihrer Schulzeit: päckausschiffung, Proviantierung, Müllentsorgung Zehn Jahre kellnerte Lena nebenher. Heute berät sie im Vertrieb gehören dazu. Timo: „Natürlich gibt es auch jede Firmenkunden. „Wenn dann eher konservative Anzugträger nach Menge Extrawünsche: Mal eben ein neues Maschi- zwei Stunden iPad Rallye in der Speicherstadt mit leuchtenden Augen zurückkehren, weiß ich: Spieltrieb geweckt, alles richtig gemacht!“ die Lobby vorbeibringen lassen, das gehört dazu.“ Der Groundhandling-Bereich, also An- und Abreise und auch Exkursionen (Shore Excursions) für Gäs- te zu organisieren, macht Kaden besonders Spaß. „Am Wochenende vor Ort zu überprüfen, ob alles Verstehen, wie die Welt funktioniert – das ist dings ist das auch eine Holschuld. Die Weiterbil- klappt und die Gäste zufrieden sind – da sieht man Lena Lütke Deckenbrocks Leidenschaft. Dafür stu- dungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten sofort, was man unter der Woche geschafft hat. Und sind riesig. Aber man muss sie nutzen. Netzwerken, natürlich kommt mir bei der Gästebetreuung meine Bremen. „Die meisten Leute denken ja, das ist so auch mal Entscheiderinnen und Entscheider direkt Mit dem iPad Hafen- Erfahrung zugute.“ Den Boom seiner Branche hätte anzusprechen, davor sollte man keine Angst haben.“ city und Speicher- er vor wenigen Jahren noch nicht für möglich gehal- - stadt erkunden und ten, beurteilt ihn aber positiv. „Heute kann wirklich men dreht es sich um die Verbindung von natur- und Nachwuchsförderung. Lena: „Susanne hat mich mit ganz nebenbei die jeder seine ganz persönliche Kreuzfahrt buchen, ob gesellschaftswissenschaftlichen Perspektiven und zum Skål Club genommen und wurde dort meine Kollegen von einer Rundumbespaßung oder Expedition in die Arktis.“ Methoden: Die physische Geographie untersucht Mentorin. Durch die Treffen habe ich viele neue Leu- neuen Seite kennen- Sein Wunsch für die Zukunft: Dass die Passagiere Struktur und Dynamik unserer physischen Umwelt te kennengelernt.“ lernen? Man könnte mehr Zeit für die Anreise hätten und Hamburg als und die Humangeographie, wie der Mensch darin Ihre Masterarbeit über die Akzeptanz des Kreuz- sich von Lena Destination und nicht als reinen Abfahrtshafen be- agiert“, erklärt die 27-Jährige. Mit dem Masterstu- fahrttourismus in Hamburg schloss sie im Mai letz- Lütke Deckenbrock greifen. „Ein Wochenende hier verbringen und dann diengang „Tourismus und Regionalentwicklung“ ten Jahres ab. „Fakt ist, dass es in keiner anderen beraten lassen. gemütlich einchecken – solche Angebote könnte man in Greifswald spezialisierte sie sich und landete Stadt eine solche Begeisterung für die Kreuzfahrt- geobound.de ja auch mit Goodies anreichern, zum Beispiel einer schließlich im Herzen des Hamburger Tourismus: schiffe gibt. Die Besucherzahlen von Einläufen und vergünstigten Hamburg Card.“ Als Praktikantin bei Susanne Brennecke, der Ge- Events steigen von Jahr zu Jahr. Fakt sind aber auch schäftsführerin vom Hamburger Tourismusverband die kritischen Stimmen“, so Lena. Die Verantwortli- e.V.. Ein halbes Jahr lang bekam sie Einblick in alle chen sollten ihrer Ansicht nach für ein ausgewoge- Bereiche, lernte Touristiker vom Ein-Personen-Be- nes, nicht zu schnelles Wachstum sorgen. Beim Fototermin auf der trieb bis zur Großunternehmerin kennen. „Die vielen Brooksbrücke pfiff ihm der Perspektiven machen diese Branche so spannend, steckt im neuen Job sogar im Namen! Seit Oktober Wind um die Ohren. Trotzdem schlüpfte Timo Kaden aus und natürlich auch, wie der Tourismus die Stadt 2017 arbeitet Lena Lütke Deckenbrock für GEO°- Schal und Jacke – und zeigte - ein echtes Traumschifflächeln hervorragende Chancen im Tourismus haben. Aller- zepte und Teamevents per GPS oder Tablets anbietet.
20 Gute Köpfe Gute Köpfe 21 Beim Interview im Restaurant Charmant und zielstrebig führt Stephanie zeigt Tobi begeistert, wie er Schaub durchs Chocoversum, lässt die verschiede- übers Smartphone die Beleuch- nen Geschmacksrichtungen des Kakaos in seiner »Der Startschuss für das tung dimmen kann. Als die Entstehung verkosten, schält hier eine Bohne, erklärt Stimmung am gemütlichsten da, wie die Maschinen arbeiten: „Schokolade ist et- neue Konzept? Wir haben ein war, meldete sich die Fotografin: „Ich seh nichts!“ was unglaublich Sinnliches, genau das ist unser An- ›Chocolatier-Erlebnis‹ auf satz: ein sinnliches Erlebnis zu schaffen. Früher gin- gen die Besucher unbegleitet durch die Ausstellung. unserer Internetseite angeboten. Manche waren in zehn Minuten durch, andere lasen Prompt klingelte das Telefon« sich an den Info-Tafeln fest, jeder war sich selbst überlassen.“ Schaub änderte das traditionelle Muse- Stephanie Schaub »Egal welches Land wir umskonzept: „Seit wir 90-minütige geführte Touren anbieten, steigen die Besucherzahlen. Allein, dass in Lateinamerika berei- jeder Gast seine eigene Schokolade kreieren kann, sten, die Leute waren schafft eine sinnliche Erinnerung. Unser Ziel: 100 Prozent Glücksgefühl und Gästezufriedenheit.“ Das superfreundlich und gut Chocoversum – eine Welt zum Anfassen und Schnup- drauf. Von diesem Spirit pern, zum Probieren, Lernen und Selbermachen. Die Geschäftsführerin des Chocoversums kann sich noch gut an die Lehrjahre Vor fünf Jahren übergab Hachez die Verantwor- im Hotel erinnern: „Frühschichten ab nachts um vier Uhr, Bankettbetrieb bis lebt auch unser Laden. tung für den Betrieb des Chocoversums der Bremer morgens um sieben – dass meine Eltern mir das mit 19 erlaubt haben! Allerdings Firma „Wissenswelten Management GmbH“, bei der Wir bewirten unsere Schaub arbeitet. Das Unternehmen ist auf den Be- habe ich in dieser Zeit gelernt zu arbeiten – davon profitiere ich noch heute!“ Gäste wie Freunde« trieb von Marken- und Erlebniswelten spezialisiert. Neben dem Chocoversum betreibt die Firma auch Johannes Riffelmacher den Junior Campus in der BMW Welt. „Darüber hin- aus beraten wir auch bestehende Museen oder Mar- „Tacos, Tequilla, kenwelten im Betrieb“, erzählt die gebürtige Fränkin. Tattoos“ heißt das zweite Buch der Wer denkt, dass beim Chocoversum mal eben Salt& Silver-Jungs, das jemand ein bisschen kreativ gewesen ist, unter- auf einer Mexiko-Reise schätzt die Herausforderung „lebendiges Museum“. entstand. Mitgebracht Auf den ersten Blick klingt die Sache wie ein gendwann nachts auf dem Kiez kennengelernt hat. Überraschungseffekte schaffen, Wege so zu lenken, haben sie nicht nur einziger großer Spaß: Zwei Freunde hängen ihre „Und Flo löst sowieso alle Probleme!“, sagt Jo und dass sich auch auf kleiner Fläche immer wieder neue frische Tätowierungen, Jobs in der Werbung und als Kameramann an den zeigt auf den gut aussehenden Mann, der gerade mit Welten auftun, Zielgruppen richtig ansprechen, für sondern auch den Nagel und machen ein Jahr lang nur, worauf sie hipper Blumen-Deko den Laden betritt. jeden Gast passende Tipps parat haben – dahinter eigens für „Salt & Silver“ destillierten Bock haben: Reisen, Surfen, Kochen in Lateinameri- Wer glaubt, dass hier alles immer wie am stecken ein ausgeklügeltes Konzept, fortlaufende „MZCL“. Auf dem ka. „Und da wir hinterher was in den Händen halten Schnürchen läuft, dem sei die Sache mit der Was- Schulungen und die kontinuierliche Auswertung Foto: Johannes wollten, haben wir ein Buch gemacht, das genauso serleitung erzählt: Vier Wochen vor der Eröffnung der Gäste-Fragebögen. „Auch der bestmögliche Um- Riffelmacher und Tobi heißt: ,Reisen, Surfen, Kochen‘”, erzählt Johannes bohrte ein Handwerker versehentlich eine Leitung gang mit den Mitarbeitern gehört dazu. Wer von Beck (v. l.) „Jo“ Riffelmacher. Das Gründungsteam von „Salt&- an. „Gemerkt haben wir das erst Tage später, da wa- seinen Kolleginnen erwartet, dass sie von morgens Silver“ bestand aus ihm und Thomas „Cozy“ Kosi- bis abends freundlich sind, muss es selbst vorle- kowski. Schnell kamen Freunde aus allen Bereichen Wir mussten alles aufhacken und neu machen. Das ben. Unsere Mitarbeiter sind unser höchstes Gut!“ dazu. Denn dass man aus einem erfolgreichen Koch- war nicht lustig!“, erzählt Jo und vergleicht das mit Eine Sache liegt der Geschäftsführerin besonders buch auch ein Pop-up-Restaurant, hippes Catering dem Kinderkriegen: „Frag doch mal eine Mutter, ob am Herzen: „Mehr Frauen in die Führungsetage! und angesagte Events zaubern kann, davon waren sie immer nur glücklich ist. Trotzdem liebt sie ihr Weibliche Skills sind das A und O unserer Branche.“ die Jungs überzeugt. Baby.“ Derzeit ist bei „Salt & Silver“ ganz viel Liebe Stephanie Schaub geht schon mal mit gutem Bei- Seit sie in der ehemaligen „Amphore“ in angesagt. Die mexikanisch-peruanisch inspirierte spiel voran. der Hafenstraße ihre „Zentrale“, das Restaurant Küche kommt an, die Leute stehen Schlange. „Und „Salt & Silver“ eröffneten, hat sich einiges verändert, das liegt auch daran, dass hier jeder willkommen denn statt Reisen und Surfen sind jetzt Einkauf, Per- ist“, sagt Tobi. „Wir setzen uns immer zu den Gäs- sonalplanung, Gästebetreuung und Tisch-Deko an- ten, fragen, wie es ihnen geht – so schulen wir auch gesagt. Und auch ganz schön viel Pressewind. Aber unser Personal“, fügt Jo hinzu. Mindestens ein Jahr Wenn Stephanie Schaub nicht gerade vom das mit den Freunden ist geblieben: Restaurant- lang bleibt das Konzept südamerikanisch, dann soll Schokobrunnen nascht, mag sie gern leiter ist Kumpel, Betriebswirt und Barmann Tobi die Reise weitergehen. Jo: „Wir sind ein Weltreise- Herzhaftes. Lieblingsrestaurant: Das „Cox“ Beck, in der Küche stehen die Köche Taris Lelewel Restaurant und laden unsere Gäste ein, mit uns alle in St. Georg. „Die sind supernett und kochen ehemals „Störtebecker Elbphilharmonie“ und Simon Kontinente zu entdecken.“ Ein großes Vorhaben. kontinuierlich großartig!“ Lindow vom „Pauly Saal“ (Berlin), die man auch ir- Und offensichtlich ein großer Spaß. restaurant-cox.de
22 Raus aus der Mitte Raus aus der Mitte 23 Links das kleinste Restaurant der Welt, das „Alte Zollenspieker Pegelhäuschen“, rechts die Zollen- D spieker Fähre, die Ausflügler auf die andere Seite ins niedersächsische Hoopte bringt TEXT Ulf-Peter Busse as Jahr 2018 ist nur 20 S-Bahn-Minuten entfernt ist. für uns Berge- Aber gleichzeitig hat Bergedorf auch dorfer etwas ganz eine ausgedehnte ländliche Seite mit Beonderes: Wir den Feldern, Deichen und Flussläufen sind jetzt seit 150 der Vier- und Marschlande. Und selbst Jahren Hambur- Bergedorf – ger! Damals, zum 1. Januar 1868, hat die große Hansestadt das kleine Ber- gedorf gekauft. Für 200 000 Goldtaler. sich noch gemütliche Oasen: Die bald hundert Jahre alte Gartenstadt Net- telnburg, der Gründerzeit-Stadtteil so weit, so nah! Wobei unser „Städtchen“ damals genau genommen doppelt so viel wert war. Denn Hamburg kaufte nur die imaginäre Bergedorf-Süd und natürlich das riesi- ge Villengebiet zwischen City und Ber- gedorfer Gehölz. Seine Entstehung von Hälfte hinzu. Seit dem Mittelalter hatte Early öko: Die Reitbrooker Mühle, erbaut 1870 bis zum Ersten Weltkrieg hatte die Schloss, Sternwarte, ganz viel Elbe es Bergedorf samt seiner Vierlande und 1870, mahlte 1939 zuletzt mit Windkraft. Ein berühmter Hamburger wurde hier kleine Stadt auf fünffache Größe wach- Geesthacht gemeinsam mit der Schwes- sen lassen. Das Villengebiet besteht aus und noch mehr Villen: Ulf-Peter terstadt Lübeck besessen. geboren (siehe nächste Seite) unzähligen Anwesen Hamburger Reeder, Busse, Bergedorfer und Journalist, Mit dem Kauf legten die Hambur- ger vor 150 Jahren den Grundstein da- einstigen Luftkurort – ihre Sommerre- nimmt Sie mit auf eine Reise durch für, dass Bergedorf vom Städtchen zur sidenzen bauten. Bis heute ist es Ham- das etwas andere Hamburg Stadt wurde – und für das besondere burgs mit Abstand größtes zusammen- Selbstverständnis der Menschen hier: hängendes Landhausviertel und wegen Wir sind stolz, Teil der Metropole zu »Bei einem Wochen- seiner diversen Baustile eine Schatz- kammer für den Denkmalschutz. sein, ziehen uns aber gern zurück in die Vertrautheit Bergedorfs. Auch wenn die end-Trip lohnt sich ein Natürlich gehören Führungen alte Stadt längst zum Hamburger Bezirk durch das Villengebiet zum festen Pro- wurde und mittlerweile schon die Zahl Besuch der Sternwarte gramm jedes Besuchs in Bergedorf. Aber von 125 000 Einwohnern überschreitet: mit ihrer imposanten - Wir Bergedorfer fühlen uns hier buch- nen Besuch der Hamburger Sternwarte. stäblich doppelt wohl. Bibliothek und dem Café Von hier aus erkunden noch immer die Dieses Gefühl hat natürlich mit ›Raum & Zeit‹« Astrophysiker der Universität Hamburg den gewachsenen Besonderheiten un- das Weltall und genießen dabei inter- seres Bezirks zu tun, „wo in Hamburg Ulf-Peter Busse national ein hohes Ansehen. Einer ihrer die Sonne aufgeht“, wie ein alter Werbe- Forschungsschwerpunkte ist die Suche slogan Bergedorfs mit warmen Worten nach einer zweiten Erde, jenem Planeten, formuliert. Zu spüren ist das im histori- auf dem menschliches Leben möglich schen Kern mit Hamburgs einzigem er- ist. Und weil schon seit über 100 Jahren FOTO haltenen Schloss (einer uralten Wasser- Forscher in diesem Observatorium ar- burg), der über 500 Jahre alten Kirche beiten, verfügen sie über ein Archiv an St. Petri und Pauli, dem gerade wieder Himmelsaufnahmen, das die Erde vor neu entdeckten alten Hafen am Serrahn einer tödlichen Kollision mit Asteroiden Zollenspieker Fährhaus, K. Pfeifer/Rechte: C. Buhck und natürlich der Einkaufsstraße Sach- oder anderen Himmelskörpern bewah- sentor, die nicht nur wir Bergedorfer für ren könnte: Der Blick ein Jahrhundert die schönste in der ganzen Metropole zurück ist Basis für Berechnungen, wel- halten. Zudem erscheint hier mit der che Flugbahnen unserer Erde in Zukunft „Bergedorfer Zeitung“ die einzige lokale gefährlich nahe kommen könnten. Tageszeitung Hamburgs, was das beson- Das alles können Besucher mittler- dere Selbstverständnis der Menschen zwischen Bille und Elbe natürlich ganz Sternwarte erkunden: Das Café „Raum & besonders schärft. Zeit“ mit angeschlossenem Besucher- Entsprechend modern und le- zentrum (August-Bebel-Straße 196) ist bendig präsentiert sich der Alltag in sonnabends und sonntags geöffnet und Bergedorf. Es gibt einen Mix aus groß- bietet dann täglich mehrere Führungen städtischem Flair in Stadtteilen wie Einfach himmlisch: In der Bergedeorfer durch den malerischen Park und in die Lohbrügge, Neuallermöhe oder Alt-Ber- Sternwarte erforschen Wissenschaftler typischen Kuppelbauten der Sternwar- gedorf, von wo aus die Hamburger City seit über hundert Jahren das Universum te. Dass Hamburg sein Observatorium
24 Raus aus der Mitte Raus aus der Mitte 25 Zehn Top- ZUSAMMENGESTELLT VON 4 K. Pfeifer/Rechte: C. Buhck 1906 bis 1912 an den äußersten Rand bei an der Wasserkunst Kaltehofe, dem Claudia Ehlebracht, ehrenamtliche Leiterin der der Stadt verlegt hat, liegt übrigens an Gründungsort der Hamburger Wasser- Tipps für „Bergedorf-Tourismus im WSB“ (Wirtschaft und Bergedorfs einzigartiger Lage: Hier gibt »Der Serrahn entstand werke in Rothenburgsort. Stadtmarketing für die Region Bergedorf e. V. ) es deutlich weniger Luftverschmutzung Viele schippern aber auch gern Boberger Niederung mit der 1902 als Erweiterung Sachsentor 47, 21029 Hamburg als am alten Standort beim Millerntor. Zudem strahlt Bergedorf weniger Licht des alten Stadthafens nach Bergedorf. Eine Tour, die neben der Bergedorfer Schifffahrtslinie auch die Bergedorf Boberger Düne Telefon: 040 721 30 18 Die einmalige Dünenlandschaft mitten in Ham- aus, es gibt weniger Erschütterungen Alstertouristik regelmäßig ab Jungfern- durch den Verkehr und nicht zuletzt ist und wird heute endlich stieg in der Hamburger City anbietet. Von Stadt, Land, Fluss bis burg. Das außergewöhnliche Naturschutzgebiet mit seinen Sanddünen, Trockenwiesen und Erlen- der gut 40 Meter hohe, steil aufragende wieder von Kneipen Die Barkassen steuern über Hamburger Sonne, Mond und Sterne brüchen ist durchzogen von Spazier- und Rad- Gojenberg als Teil des Elbhangs eine der Hafen, Stromelbe und Dove Elbe direkt wegen. Mittendrin liegen der Segelflugplatz und mächtigsten Erhebungen Hamburgs. Al- Restaurant belebt« FOTO den Serrahn im Herzen Bergedorfs an. ein Badesee. Das Boberger Dünenhaus bietet les zusammen sorgt für den besten Him- Der ist 1902 als Erweiterung des alten naturkundliche und geschichtliche Informationen 8 melsblick der ganzen Stadt. Ulf-Peter Busse Stadthafens von 1442 entstanden und oder Führungen über die Dünen. Die Boberger 1 Niederung bietet ein echtes Naturerlebnis für die - wird seit einigen Jahren endlich wieder ganze Familie. lern genießt den Blick vom Gojenberg – von einer lebendigen Kneipen- und Re- typisch-hamburch.de/boberger-duenen und nicht nur in den Himmel. Denn von staurant-Szene erobert. Ab 2020 kann Die Vier- und Marschlande: KZ-Gedenkstätte der Anhöhe aus breiten sich die Vier- und hier auch stylish-modern übernachtet Marschlande wie eine Einladung zur Ta- werden: Auf einem alten Kaufhausge- Landschaft in Hamburg. Neuengamme 5 gestour vor dem Betrachter aus. Wer mit lände direkt am Serrahn entsteht gerade Sie ist eine der größten Gedenkstätten in Landwirtschaft und Gartenbau sind hier zu Hause dem Fahrrad kommt oder sich eines an ein Hotelkomplex mit 130 Zimmern im Deutschland, ein Gedenk- und Lernort, der durch und bieten uns Hamburgern eine Fülle an regio- Ausstellungen, Rundgänge und Veranstaltungen den Stadtrad-Stationen an Bergedorfs angesagten Kunst-Design. nalen Produkten. Dazu eine sehr reizvolle Land- die Erinnerung an die Opfer bewahrt und die Aus- Damit sind wir zurück von der schaft mit Wiesen, Feldern, viel Wasser, Rad- Freilichtmuseum Rieck-Haus einandersetzung mit Geschichte ermöglicht. das Landgebiet des Bezirks erschlossen kleinen Rundreise durch die vielen Be- wegen und alten Fachwerkhäusern. Mehr als fünfhundert Jahre Vierländer Kultur sind Von 1938 bis 1945 bestand das Konzentrations- durch ein dichtes Netz an Radwegen sonderheiten meines, unseres gar nicht vierlanden.de im Freilichtmuseum Rieck Haus in Curslack erleb- lager Neuengamme. Mehr als 100 000 Häftlin- über ehemalige Eisenbahntrassen. Oder so kleinen Bergedorf. Es ist eine Groß- bar. Ein typischer Vierländer Bauernhof mit Huf- ge aus ganz Europa litten unter unmenschlichen er nutzt die kurvigen Deichstraßen, die stadt in der Metropole Hamburg, von der nerhaus von 1533, Schöpfmühle, Haubarg, Back- Lebens- und Arbeitsbedingungen. Mindestens den Blick auf malerische alte Bauernka- es heißt, dass wer hier einmal hergezo- haus und dem jährlichen „Erdbeerfest“ im Juni! 42 900 Menschen starben. Die Gedenkstätte um- 2 bergedorfer-museumslandschaft.de fasst heute nahezu das gesamte historische La- ten und natürlich in die Weite der Land- gen ist, kaum je wieder wegzieht. Touris- gergelände. schaft freigeben. ten können in Bergedorf viel entdecken, kz-gedenkstaette-neuengamme.de Verschiedene Gasthäuser und auch wenn die Erschließung dieses Teils Restaurants laden am Wegesrand zum von Hamburg für Besucher gerade erst Zollenspieker Fährhaus mit 6 Wandern auf der Wanderdüne: Als Ham- Verweilen ein. Allen voran das „Zollen- burgs letzte dieser Art bieten die Boberger der Elblandschaft 9 spieker Fährhaus“ ganz im Süden des Dünen Aussicht von Marschland bis Heide gemütliche Auszeit vom Trubel der Welt- Hamburgs südlichster Punkt ist bestimmt auch Bezirks, das ich mit Freunden oder mei- stadt lohnt es sich unbedingt – voraus- Hamburgs schönster! Hier hat man einen präch- ner Familie immer gern ansteuere. Über gesetzt man bringt Entdeckergeist und tigen Blick über die Elbe. Das historische und lie- Bergedorfer Schloss Das einzige Schloss Hamburgs beheimatet ein den alten Zollenspieker Bahndamm in vielleicht ein Fahrrad mit. bevoll restaurierte „Zollenspieker Fährhaus“ von 1252 wird als Restaurant und Hotel geführt. Der modernes Regionalmuseum zur Geschichte Ber- Historischer Stadtkern knapp einer Stunde vom Bergedorfer gedorfs und den Vier- und Marschlanden. Regel- Zentrum aus mit dem Fahrrad zu errei- Zollenspieker ist naturkundlich sehr interessant. mäßige Wechselausstellungen und begleitende Bergedorfs Hier rasten nicht nur fröhliche Ausflügler sondern Alles ganz nah: in nur wenigen Gehminuten chen, verfügt es neben Hotelbetrieb und Veranstaltungen laden zum Mitmachen und Ver- auch Enten, Gänse und Limikolen. vom S-Bahnhof Bergedorf befinden sich Hafen, Restaurant über eine riesige Terrasse, tiefen einzelner Zeitabschnitte oder Fragen an die zollenspieker-faehrhaus.de Schloss, Windmühle und Kirche, dazu die Ein- auf der wir oft fast ungestört den Blick Vergangenheit und Gegenwart ein. kaufsstraße Sachsentor mit ihren alten, charman- bergedorfer-museumslandschaft.de über die Elbe stromaufwärts Richtung ten Häusern. Nach einem Bergedorfer Spazier- Geesthacht schweifen lassen. Zudem gang laden gemütliche Cafés zu Eis, Kuchen und 3 legt gleich nebenan die Zollenspieker Torten ein. Fähre an und lädt zur zehnminütigen Passage auf die andere Seite des mächti- gen Stroms ins niedersächsische Hoopte Ein berühmter Bergedorfer ... ... kommt aus Bergedorf-Reitbrook: Hamburger Sternwarte 7 10 ein. Meine Kinder lieben diese „Seereise“ Alfred Lichtwark (1852–1914), Die von 1906–1912 erbaute Sternwarte ist ein samt Einkehr in den Restaurants am erster Direktor der Hamburger anerkanntes Kulturdenkmal von nationaler Bedeu- Wassererlebnis auf Dove- anderen Elbufer oder einfach einem Be- Kunsthalle, Sohn des verarmten tung und bis heute ein international renommiertes und Gose Elbe und der Bille such an „Käpt’n Kuddels Imbiss“. Besitzers der Reitbrooker Mühle und Forschungsinstitut der Universität Hamburg. In Bergedorf bietet zahlreiche Wassersportmöglich- Hof Eggers in der Ohe dessen zweiter Frau Johanne. Der einer großen Parkanlage verteilt sich ein ganzes keiten. Yachthäfen, Bootsvermietungen, Kanu- Der idyllische Hufnerhof mit Gebäuden aus dem Vom Zollenspieker Fährhaus aus Kunsthistoriker und Mitbegründer Ensemble aus denkmalgeschützten neobarocken und Ruderclubs, mehrere Schifffahrtslinien und 16. Jahrhundert ist heute ein Bio-Betrieb mit ist Hamburgs Zentrum übrigens per der Museumspädagogik verantwor- So romantisch! Das einzige erhaltene Kuppelbauten, in denen sich historische Refrak- die internationale Regattastrecke Allermöhe be- Hofladen, Café und Ferienwohnungen. Die ganze Fahrrad gut in rund eineinhalb Stunden Schloss Hamburgs steht in Bergedorf und tet maßgeblich die umfangreiche toren und Teleskope besichtigen lassen – und ein finden sich hier. Diverse Badeseen bringen Erfri- Familie kann hier verweilen und einiges entdecken. gemütlicher Fahrt zu erreichen – über zieht nicht nur Touristen, sondern vor Sammlung der Kunsthalle. echtes Lieblingscafé: „Raum & Zeit“. schung an heißen Sommertagen. Angler genießen Zum Beispiel die tolle Schaukel in der alten Eiche. den alten Marschbahndamm und vor- allem unzählige Hochzeitsgesellschaften an kunsthalle-hamburg.de sternwarte-hh.de die Ruhe, Surfer die Sturmtage. hof-eggers.de
Sie können auch lesen