GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...

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GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
GEOMAR NEWS
Magazin des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel
                                                                              03 | 2018

                                                        ANTON auf Jungfernfahrt
                                                   Neues AUV erfolgreich in der Nordsee erprobt

Die Baumeister
                                                                    Dem Ozean geht
der Ozeane                                                             die Luft aus
Die Kieler Meeresforschung enträtselt
                                                                  SFB 754 stellt Ergebnisse zu
Geheimnisse von Korallen
                                                                 Sauerstoffminimumzonen vor

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
Foto: Fred Dott

                                                                                                                      Foto: Jan Steffen / GEOMAR
                                                          Directors’ Corner
                                                          Liebe Leserinnen und Leser,                                                              Liebe Leserinnen und Leser,

                                                          heute richte ich mein Vorwort zunächst an Michael                                        nach sechs Jahren am GEOMAR gehe ich zum
                                                          ­Wagner, der uns zum Ende des Monats September ver-                                      30.09. in den Ruhestand. Ich möchte mich
                                                           lässt. Herr Wagner hat die Verwaltung unseres Hauses im                                 an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen
                                                           Jahre 2012 in schwierigen Zeiten übernommen und mit                                     und Mitarbeitern für Ihre Unterstützung ganz
                                                           viel Erfahrung und Routine durch die Aufbauphase des                                    herzlich bedanken. Es waren interessante und
                                                           GEOMAR in der Helmholtz-Gemeinschaft geführt. Hierbei                                   herausfordernde Jahre am GEOMAR. Wir haben
                                                           sind uns insbesondere seine Erfahrungen und Kontakte                                    vieles gemeinsam auf den Weg gebracht und
                                                           aus seiner Zeit im Kieler Wissenschafts­ministerium,                                    ich werde sicher auch weiter aus der Entfernung
                                                           aber auch seine Tätigkeit als Mitglied der Bund-Länder-                                 beobachten, wie die Entwicklung dieses einzig-
                                                           Kommission zu Gute gekommen. Herr Wagner hat in                                         artigen Forschungszentrums voranschreitet. Ich
Titel: Riesige Gorgonie im Komodo                          seiner Zeit am GEOMAR unsere Verwaltung konsequent                                      bin davon überzeugt, dass die Kieler Meeres-
National Park, Indonesien, Flores                          weiterentwickelt und entsprechende Strukturen geschaf-                                  forschung insbesondere durch die räumliche
See. Foto: Anna Roik / GEOMAR                              fen. Hierfür gilt Herrn Wagner mein ausdrücklicher Dank                                 Zusammenlegung am Kieler Osterufer noch
                                                           und meine Anerkennung. Danken möchte ich aber auch                                      weiter an Dynamik gewinnen wird.
                                                           für die stets persönlich sehr angenehme und kollegiale
Impressum                                                  Zusammenarbeit auf den verschiedensten Ebenen. Ich                                      Bei der Bewältigung der zukünftigen Heraus­
                                                                                                                                                   forderungen wünsche ich Ihnen allen viel Kraft
                                                           wünsche Herrn Wagner für seinen neuen Lebensabschnitt
GEOMAR News ist das Magazin                                alles Gute, Wohlergehen und beste Gesundheit.                                           und viel Erfolg.
des GEOMAR Helmholtz-Zentrums
für Ozeanforschung Kiel                                   Bezüglich der Nachfolge von Herrn Wagner sind wir sehr
Verantwortlich für den Inhalt:                            zuversichtlich, dass wir die Vakanz möglicherweise noch
Dr. Andreas Villwock, GEOMAR                              dieses Jahr, ansonsten aber zu Beginn des nächsten
Wischhofstr. 1-3, 24148 Kiel                              Jahres füllen werden.
Tel +49 431 600-2802                                                                                                               Michael Wagner, Verwaltungsdirektor
avillwock@geomar.de                                       Ein weiteres Thema, das mich über die Sommermonate
                                                          beschäftigt hat, ist die Deutsche Allianz Meeresforschung
Text: Andreas Villwock, Jan Steffen,
Lisa Wolf, Avan Antia
                                                          (DAM). Diese Initiative, die zu Beginn letzten Jahres auf
                                                          einem Treffen der norddeutschen Ministerpräsidenten
Layout: Christoph Kersten
                                                          auf der ALKOR angestoßen wurde, nimmt nun sehr rasch
Auflage: 1.200 Exemplare,                                 Fahrt auf. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kolle-
klimaneutral gedruckt auf umwelt-
                                                          gen der anderen beteiligten Meeresforschungseinrichtun-
freundlichem Recyclingpapier
                                                          gen schaffen wir derzeit die rechtlichen und administra-
                                                          tiven Voraussetzungen, damit die Allianz von 2019 an die
     klimaneutral                                         inhaltliche Arbeit aufnehmen kann.
     natureOffice.com | DE-220-063431
     gedruckt
                                                          Herzliche Grüße

                                                          Prof. Dr. Peter Herzig, Direktor

                                                                                                                                                                                 GEOMAR News 03 | 2018
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Foto: Jan Michels / Future Ocean
Von Bakterien und Mikroalgen gebildeter Biofilm                                                                                                    GEOMAR News 03 | 2018

                                                                                                                  Foto: JAGO-Team / GEOMAR
                                                    04                                                                                        12

                                                  FO RS C HU N G                                                                             INTER N
                                                  04       Dem Müll im Meer auf der Spur: Neue Erkenntnisse                                  16    Einmal GEOMAR und zurück:
                                                           zu Mikroplastik                                                                         GEOMAR Mobilitätsumfrage 2018

                                                  05       Kurz berichtet, Neue Quallenart im Nord-Ostsee-Kanal                              17    Leben auf dem Vulkan: Zweiwöchige HOSST-TOSST
                                                                                                                                                   Cabo Verde Sommerschule 2018
                                                  06-09 Die Baumeister der Ozeane: Die Kieler Meeresforschung
                                                        enträtselt Geheimnisse von Korallen                                                  17    We did it! Kreative Wissenschaftskommunikation
                                                                                                                                                   beim ISOS Retreat

                                                                                                                                             18    Franz-Josef Pape: Kurzer Draht und langer Atem
                                                  EX P E D ITIO N
                                                                                                                                             18    Daniela Schmitt: Alles gut verzollt?!
                                                  10       Forschung im Nordischen Sommer                                                    19    Jens Klimmeck: Drohnendompteur und Codec-Master
                                                  10       Langer Atem bei der Ozeanbeobachtung                                              19    Kurz berichtet
                                                  11       Auf der Suche nach heißen Quellen                                                 19    Willkommen am GEOMAR
                                                           und einem verschwundenen Roboter

                                                  11       Die Geschichte des Pazifiks

                                                  12       ANTON auf Jungfernfahrt:
                                                           Neues AUV erfolgreich in der Nordsee erprobt

                                                  E N TD E C KE N
                                                                                                                  Foto: Kreative Küste

                                                  13       Kreatives mit Müll aus dem Meer                                                    13
                                                  13       Meereswissenschaft hautnah erleben

                                                  13       Ausstellung: „Europa und das Meer“

                                                  E VE N TS
                                                  14       Dem Ozean geht die Luft aus: Sonderforschungsbereich
                                                           754 stellt Ergebnisse zu Sauerstoffminimumzonen vor

                                                  15       Innovative Meeresforschung weiter stärken: Bundes­
                                                           forschungsministerin Karliczek zu Besuch im GEOMAR

                                                  15       Osteolabs GmbH ausgegründet

                                                  GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
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4       FORSCHUNG

    Dem Müll im Meer auf der Spur
    In unserer letzten Ausgabe stellten
    sich verschiedene Arbeitsgruppen des                                                                                                                           300300
    ­GEOMAR und des Exzellenzclusters
     „Ozean der Zukunft“ vor, die rund um
     Mikroplastik forschen. Inzwischen gibt es                                                                                                                     200200

     in mehreren Projekten neue Ergebnisse.
     Ob im Pazifik, der Kieler Förde oder im
                                                                                                                                                                   100100
     Labor: Die Forschung am GEOMAR bleibt
     den winzigen Plastikteilchen im Ozean
     auch weiterhin auf der Spur.                                                                                                                                  0
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                                                                                Mikroplastik (Partikel pro Kubikmeter) entlang der Rennstrecke des
                                                                                Volvo Ocean Race. Graphik: Sören Gutekunst / Ozean der Zukunft

    Wie hoch ist die Plastik-Belastung weltweit?
    Das vorläufige Ergebnis einer einzigartigen Kooperation von Unter-          von Land entfernten Punkt, konnte das Team noch 26 Partikel pro
    nehmen, Extremsport und Wissenschaft: die Mikroplastikkarte auf             Kubikmeter messen“, sagt Dr. Sören Gutekunst, Projektmitarbeiter.
    Basis des „Volvo Ocean Race“. Initiiert wurde das Projekt von Dr. Toste     Nur drei von 75 untersuchten Orten waren plastikfrei, der Höchstwert
    Tanhua (GEOMAR). Zwei Teams des härtesten Segelrennens der Welt             lag bei 349 Mikroplastikpartikeln pro Kubikmeter (Südchinesische
    sammelten auf ihrer Fahrt Proben und erfassten die Mikroplastik-            See). Derzeit wertet das Team weitere ozeanographische Daten aus,
    Konzentration im Wasser. „Selbst am Point Nemo, dem am weitesten            die während der Regatta erhoben wurden. www.geomar.de/n5977

    Plastik-Teilchen aus dem Magen eines Weih-      Müllsammeln mit dem Schiermoker des ABK.            Fotos von aus Plastikkügelchen und biogenen Partikeln
    nachts-Sturmtauchers (Puffinus nativitatis).    Foto: Jan Steffen, GEOMAR                           bestehenden Aggregaten, die bei den Laborexperimenten
    Foto: Matías Portflitt Toro                                                                         entstanden sind. Foto: Jan Michels / Ozean der Zukunft

    … im Südostpazifik?                            ... in Kiel?                                         Wie kommt Plastik in die Tiefsee?
    Eine kürzlich veröffentlichte Studie des       Vor und während der Kieler Woche sam-                Viele Plastikarten müssten dank ihrer geringen
    chilenischen Forschers Dr. Martin Thiel        melten die Abfallwirtschaftsbetriebe Kiel            Dichte eigentlich in der Oberflächenschicht im
    in Zusammenarbeit mit Dr. Nicholas Ory         (ABK), die Kanu-Vereinigung Kiel und das             Wasser treiben, finden sich aber auch in der Tief-
    zeigt den Einfluss von Mikroplastik auf        GEOMAR gemeinsam Müll in der Kieler                  see. Eine kürzlich veröffentlichte Studie von For-
    marine Organismen. „Wir haben knapp            Förde. Das Ergebnis: Der Abfalleintrag war           schenden des GEOMAR, des „Ozean der Zukunft“,
    100 verschiedene Arten aus dem Bereich         während des Festes rund 20 Mal höher                 der Universität Kiel und des Helmholtz-Zentrums
    des Südostpazifiks untersucht. Darunter        als vorher. „Dass die Müllmenge während              Geesthacht um Dr. Jan Michels und Prof. Dr. Anja
    20 Fischarten, mehr als 50 Seevögel und        dieser Zeit stark ansteigt, hat niemanden            Engel, zeigt: Mikroplastik aggregiert mit biogenen
    knapp 20 Meeressäuger“, erklärt Ory, „In       wirklich verwundert“, sagt der Projektko-            Partikeln im Wasser. Die Aggregate haben eine
    den Mägen finden sich alle möglichen           ordinator Dr. Nicolas Ory vom Exzellenz-             höhere Dichte und können dadurch absinken. Eine
    Plastikfragmente, zum Teil in erschre-         cluster „Ozean der Zukunft“. Interessant:            wichtige Rolle spielt dabei ein Biofilm aus Mikro-
    ckend hoher Konzentration.“ Wasserpro-         Rund drei Viertel des Materials war                  organismen, der auf der Oberfläche des Plastiks
    ben bestätigen die teils hohe Plastik-         Plastik, obwohl die Mehrwegregelung der              entsteht und dieses „klebrig“ macht. „Es spricht
    konzentration zwischen der Osterinsel          Kieler Woche Plastikmüll durch Stände                vieles dafür, dass diese Prozesse, die wir in unse-
    und dem südamerikanischen Festland             reduziert. Der Großteil stammt offenbar              ren Experimenten beobachtet haben, auch in den
    – mit dramatischen Folgen: Das Plastik         direkt von den Gästen, zum Beispiel in               Ozeanen stattfinden und dort großen Einfluss auf
    schwächt die Tiere und könnte langfristig      Form von mitgebrachtem Einweggeschirr.               den Transport und die Verteilung von Mikroplastik
    zu einer erhöhten Sterberate führen.           2019 soll die Aktion wiederholt werden.              nehmen“, erklärt Dr. Michels.
    www.geomar.de/n6035                            www.geomar.de/n6016                                  www.geomar.de/n6051

                                                                                                                                           GEOMAR News 03 | 2018
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
FORSCHUNG                      5
Grafik: Mark Hopwood / GEOMAR

                                                   Planktonzone

                                                            Nährstoffarmes Wasser
                                                                                                                    Neue
                                                                            Mitnahme von                            Quallenart
                                                                                                                    im Nord-
                                                                       nährstoffreichem Wasser

                                              Grönland: Tiefe des Schmelzwassereintrags
                                                                                                                    Ostsee-Kanal
                                              beeinflusst Planktonblüte
                                              Vor Grönland kommt es immer wieder zu ungewöhnlichen, som-                                                        Blackfordia virginica
                                                                                                                                 Die ursprünglich aus dem Schwarzen Meer stammende
                                              merlichen Planktonblüten. Nährstoffe, die mit Schmelzwasser von
                                                                                                                               Qualle fühlt sich im Brackwasser des Nord-Ostsee-Kanals
                                              Gletschern ins Meer kommen, galten bisher als Ursache.                                       wohl und vermehrt sich dort bereits seit 2016.
                                              Eine internationale Forschungsgruppe unter Leitung des GEOMAR                      Foto: Cornelia Jaspers / GEOMAR, DTU Aqua (CC BY 4.0)
                                              konnte jetzt nachweisen, dass der Zusammenhang komplexer ist.
                                              Der Effekt des Schmelzwassers hängt demnach vor allem davon
                                              ab, in welcher Wassertiefe ein Gletscher vor der Küste endet.        Global wandern immer mehr Arten in fremde Ökosysteme ein.
                                              Schmelzwasser, das unterhalb der Gletscher ins Meer fließt,          Bei der Auswertung von regelmäßigen Monitoringfahrten im
                                              strömt aufgrund seiner geringeren Dichte Richtung Oberfläche.        Nord-Ostsee-Kanal und in der Ostsee entdeckten Forschende
                                              Dabei nimmt es nitratreiches Tiefenwasser mit, das für Plankton-     des GEOMAR, der Technischen Universität Dänemark und der
                                              wachstum sorgt. Damit dieser Effekt auftritt, müssen die Glet-       Universität Kiel nun eine neue Qualle: Blackfordia virginica.
                                              scher in 500 bis 700 Meter Tiefe liegen. „Die Studie zeigt, dass
                                                                                                                  „Wir haben es mit einer Art zu tun, die auf
                                              der Effekt bei weiterem Abschmelzen endet“, sagt Mark Hopwood
                                              (GEOMAR). www.geomar.de/n6038                                        eine lange Erfolgsgeschichte als Eroberer
                                                                                                                   zurückblickt“ Cornelia Jaspers
                                                                                                                   Ursprünglich stammt die Qualle vermutlich aus dem Schwar-
                                                                                                                   zen Meer. „Mittlerweile findet sie sich aber auch in Indien,
Foto: Christian Pansch / GEOMAR (CC BY 4.0)

                                                                                                                   Südamerika und Südafrika. Seit den 1970er Jahren kommt
                                                                                                                   sie in Brackwassergebieten Nord-Frankreichs und seit den
                                                                                                                   1980er Jahren auch in Portugal vor“, erklärt Dr. Cornelia
                                                                                                                   Jaspers, Biologische Ozeanographin am GEOMAR und am
                                                                                                                   Nationalen Institut für Aquatische Ressourcen der DTU in
                                                                                                                   Lyngby. „Wir haben es also mit einer Art zu tun, die auf eine
                                                                                                                   lange Erfolgsgeschichte als Eroberer zurückblickt und große
                                                                                                                   Populationsdichten in neuen Ökosystemen erreichen kann.“

                                                                                                                   Da der Kanal die am stärksten befahrene künstliche Wasser-
                                                                                                                   straße der Welt ist, haben höchstwahrscheinlich Schiffe sie
                                                                                                                   dort eingeschleppt. Ballastwasser darf im Kanal aber nicht
                                                                                                                   abgepumpt werden. Daher sind die Quallen vermutlich über
                                              Hitzewellen können Küstenökosysteme verändern                        Quallenpolypen an Schiffsrümpfen hier angekommen. Bisher
                                              Extremereignisse wie Hitzewellen werden laut Modellrechnungen        gibt es zwar keine Belege, dass sich die Art außerhalb des
                                              durch den Klimawandel zunehmen. Bereits Ereignisse von weni-         Kanals in der Ostsee vermehrt. „Im Rahmen unserer Studie
                                              gen Tagen oder Wochen Länge können dabei Küstenökosysteme            haben wir jedoch gezeigt, dass die Ostsee als Brackwasser-
                                              langfristig verändern. Das hat ein Team von Wissenschaftlerinnen     gebiet einen geradezu idealen Lebensraum für Blackfordia
                                              und Wissenschaftlern des GEOMAR in einem Langzeit-Experiment         virginica darstellt. Wir erwarten deshalb eine weitere Aus-
                                              in der Kieler Benthokosmen-Versuchsanlage nachgewiesen. In           breitung“, sagt Dr. Jaspers. Welche Folgen das haben könn-
                                              ihr wurden typische Arten der Flachwasserbereiche der Ostsee         te, ist noch unklar. Aus anderen Regionen ist bekannt, dass
                                              normalen Temperaturen und einer oder mehreren Hitzewellen            die Qualle eine erhebliche Konkurrenz zu anderen Plankton-
                                              ausgesetzt. Einige der Arten reagierten kaum, bei anderen addier-
                                                                                                                   fressern darstellt und den Nachwuchs von Fischarten beein-
                                              ten sich negative Effekte auf, während manche sogar profitierten.
                                                                                                                   trächtigen kann, da sie deren Larven frisst.
                                              „Relativ kurzfristige Ereignisse haben so das Potenzial, das be-
                                              stehende Gleichgewicht zwischen den Arten eines Lebensraums          www.geomar.de/n6042

                                              zu verschieben“, sagt Dr. Christian Pansch (GEOMAR), Erstautor
                                              der Studie. www.geomar.de/n5991

                                              GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
6                          FORSCHUNG

                           Die Baumeister der Ozeane
                            Nicht nur im Jahr der Riffe:                                             setzen ihnen zu. Hinzu kommt, dass die Weltmeere große
                                                                                                     Mengen Kohlendioxid speichern. So bremsen sie ein Stück weit
                            Die Kieler Meeresforschung ent-                                          die globale Erwärmung. Allerdings verursacht das zusätzliche
                            rätselt Geheimnisse von Korallen                                         Kohlen­dioxid eine Kette von Reaktionen im Wasser, die die
                                                                                                     ­Ozeane saurer werden lassen. Für Korallen wird es so schwie-
                           Sie sind ein Symbol für die Schönheit und Vielfalt der Unter-              riger, ihre Kalkskelette zu bilden. Vor dem Hintergrund dieser
                           wasserwelt: Korallenriffe. Vor allem die bunt gefärbten Warm-              Entwicklung hat die International Coral Reef Initiative (ICRI) 2018
                           wasserkorallen in tropischen Gewässern ziehen Tauchfans und                zum Internationalen Jahr des Riffs ausgerufen, um Menschen
                           Forschende gleichermaßen an. Doch auch in tieferen, kälteren               weltweit für Korallenriffe und deren Schutz zu begeistern.
                           und dunkleren Regionen der Ozeane bilden sogenannte Kalt­
                                                                                                     Die Kieler Meeresforschung beschäftigt sich schon seit vielen
                           wasserkorallen riesige und nicht minder schöne Riffe. Sie alle
                                                                                                     Jahren mit unterschiedlichen Aspekten von Korallenriffen,
                           sind Heimat für eine Vielzahl unterschiedlicher Tierarten und
                                                                                                     von grundlegenden Fragen der Korallenphysiologie über ihre
                           bilden faszinierende Ökosysteme.
                                                                                                     Fähig­keiten, auf Umweltveränderungen zu reagieren bis hin zu
                           Gleichzeitig zeigt sich an den empfindlichen Riff-Konstruktionen          Möglichkeiten, aus den Korallen vergangene Klima- und Umwelt-
                           und ihren Baumeistern, den Korallen, exemplarisch die Bedro-              bedingungen abzulesen. Heute sind verschiedene Disziplinen
                           hung der Meere. Steigende Wassertemperaturen, verschmutzte                und Arbeitsgruppen am GEOMAR und im Exzellenzcluster „Ozean
                           Meere, intensive Nutzung der Küstengewässer und Fischerei                 der Zukunft“ an dieser Forschung beteiligt.

                           Kohlendioxid im Meer                              HCO3-                                    H+ + CO32-                    HCO3-
                           schadet Korallen auf
                           zwei Arten:                                                                                Gleichzeitig verbinden sich Wasserstoff-Ionen mit Karbonat-
                                                                                                                      Ionen (CO32-) und bilden weiteres Hydrogenkarbonat. Dies
                                                                  Die Kohlensäure spaltet sich weiter auf             führt zu einer Verringerung von Karbonat-Ionen im Meer.
                           CO2 + H2O                H2CO3         zu Hydro­genkarbonat (HCO3-) und positiv
                                                                                                                      Korallen benötigen jedoch die Karbonat-Ionen, um damit ­
                                                                  geladenen Wasserstoff-Ionen (H+).
                                                                                                                      ihr Kalkskelett aufzubauen. Bei einer abnehmenden Kon­
                           Kohlendioxid (CO2) und
                                                                                                                      zentration fällt ihnen dies zunehmend schwerer.
                           Wasser (H2O) reagieren
                           zu Kohlensäure (H2CO3)
                                                                            H+     Mehr Wasserstoff-Ionen führen
                                                                                   zur Verringerung des pH-Wertes.
                                                        Dies bedeutet eine zunehmende Versauerung
                                                        des Ozeans, bei der die Kalkskelette der
Foto: Anna Roik / GEOMAR

                                                        Korallen Schaden nehmen können.

                                                                                                                            Was sind Korallen?
                                                                                                                            Korallen gehören zu den Nesseltieren und sind
                                                                                                                            höhere Tiere mit ausdifferenziertem Gewebe
                                                                                                                            und einem radialsymmetrischen Körper. Nes-
                                                                                                                            seltiere treten in zwei Erscheinungsformen, als
                                                                                                                            Polyp und als Meduse, auf. Medusen – besser
                                                                                                                            ­bekannt unter dem Begriff Quallen – kennen
                                                                                                                             wir von unseren heimischen Stränden. ­Korallen
                                                                                                                             sind Polypen, die sich mit einer Art Bodenplatte
                                                                                                                             zeitlebens an Substraten verankern, wo sie oft
                                                                                                                             Kolonien bilden.

                                                                                                                                                                GEOMAR News 03 | 2018
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
FORSCHUNG                  7

                                                                                                    Stumme Zeugen: Unberührtes fossiles Riff in Fran-
                                                                                                    zösisch-Polynesien, so wie es einst aus dem Meer
                                                                                                    aufgrund des fallenden Meeresspiegels im Pazifik
                                                                                                    aufgestiegen ist. Quelle: Anton Eisenhauer / GEOMAR

                                                                                                    Jahrmillionen entschied das Auf und
                                                                                                    Ab dieser Wohlfühlzone darüber, ob die
                                                                                                    Korallen wachsen konnten oder nicht. „Da
                                                                                                    Wassertemperaturen eine Rolle für die
                                                                                                    Dichte spielen, könnte eine Erwärmung
                                                                                                    des Meerwassers das Korallenwachstum

Korallen erzählen Umweltgeschichte                                                                  in Zukunft also deutlich beeinflussen“,
                                                                                                    ergänzt Flögel. Da die Kaltwasserkorallen
Um Umweltveränderungen, unter denen möglicherweise auch Korallen leiden, besser abschät-            viel schwieriger zu erreichen sind als
zen zu können, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Wie haben sich Temperatur und Säuregrad        die tropischen Korallen, führte dieser
des Meerwassers entwickelt, wie hat der Meeresspiegel geschwankt? Was waren die Folgen?             Forschungszweig auch zu einem erheb-

Schon in den 1990er Jahren wandten sich              saisonaler Auflösung, die bis in Zeiten vor
Kieler Forscherinnen und Forscher der Frage          der industriellen Entwicklung des 19. Jahr-
zu, ob Korallen selbst als Archiv dienen             hunderts zurückreichen“, erklärt Professor
können, um frühere Umweltbedingungen                 Dullo. Selbst einzelne Naturereignisse wie
zu rekonstruieren. Erste Untersuchungen              Hurrikane oder Extremniederschläge lassen
fanden an Riffen im Golf von Akaba statt,            sich im Korallenarchiv ablesen. „Wir konnten
später im westlichen Indischen Ozean. „Zu-           beispielsweise mit Hilfe von Korallenriffen­
nächst ging es um die simple Frage, wie viel         bei Madagaskar nachweisen, dass der
Karbonat Korallen überhaupt produzieren.             Agulhas-Strom an der Südspitze Afrikas in
Darauf aufbauend konnten wir Schritt für             den vergangenen 300 Jahren nie so warm
Schritt immer mehr Umweltsignale aus den             war wie heute“, sagt Dullo.
Korallen herauslesen“, berichtet der Paläo-
                                                     Parallel zu den Untersuchungen an tropi-       Kaltwasserkorallen im norwegischen Trondheim-
ozeanograph Prof. Dr. Wolf Christian Dullo.
                                                     schen Korallen begannen sich Forscherinnen     Fjord. Foto: JAGO-Team / GEOMAR
Er war 1999 bis 2004 Direktor des Kieler
                                                     und Forscher in Kiel Mitte der 1990er Jahre
Forschungszentrums für Marine Geowissen-                                                            lichen Schub bei der Entwicklung von
                                                     auch für Kaltwasserkorallen zu interessie-
schaften, eine der Vorgängereinrichtungen                                                           Unter­wassertechnologien. „Ein großer
                                                     ren. Da die Riffe in deutlich größerer Tiefe
des heutigen GEOMAR.                                                                                Teil unserer Tiefsee-Infra­struktur geht
                                                     existieren, waren sie lange nur Fischern
                                                                                                    ursprünglich auf den Wunsch der Wissen-
                                                     bekannt, die hin und wieder abgerissene
                                                                                                    schaft zurück, die Umweltbedingungen
                                                     ­Korallenstöcke in ihren Netzen hatten. Hier
                                                                                                    rund um Korallen­riffe detaillierter nach-
                                                      galt es also Entdeckerarbeit zu leisten: Wo
                                                                                                    vollziehen zu können“, erklärt Dr. Flögel,
                                                      kommen Kaltwasserkorallenriffe über-
                                                                                                    der selbst mittlerweile schwerpunktmä-
                                                     haupt vor? Heute sind Riffe von der Küste
                                                                                                    ßig die Entwicklung des Tiefsee-Crawler-
                                                     Mauretaniens entlang der europäischen
                                                                                                    System MANSIO/VIATOR vorantreibt.
                                                     Schelfkante bis hin nach Nordnorwegen,
                                                     aber auch im Golf von Mexiko bekannt. An       Auch die Analysemethoden, mit deren
                                                     den Schelfkanten bilden sie teilweise gewal-   ­Hilfe die in Korallen gespeicherten Infor-
                                                     tige Strukturen. In der Porcupine Seabight,     mationen gelesen werden können, wer-
                                                     einer untermeerischen Bucht westlich von        den immer ausgefeilter. Dr. Ed ­Hathorne
                                                     Irland, erreichen von Kaltwasser­korallen       aus der Forschungseinheit „Paläo-
Beprobung einer massiv wachsenden Korallenkolonie,
Archipel Los Roques, Venezuela. Foto: GEOMAR         gebildete Karbonathügel an ihrer Basis          Ozeanographie“ entwickelt beispielsweise
                                                     einen Durchmesser von 100 bis 1.800             aktuell neue Methoden, um historische
Mittlerweile helfen Korallen, viele Fragen zur       Metern und eine Höhe von bis zu 350 Metern      Landnutzungsarten und Erosion anhand
Klima- und Umweltgeschichte zu beant-                über dem Meeresboden. Das Røst-Riff vor         von Spuren in den Korallen nachzuweisen.
worten. Ihr Vorteil: Sie bieten eine sehr feine      Norwegen bedeckt gar eine Fläche von            „Dazu wollen wir im Labor einige tropi-
zeitliche Auflösung, die mit anderen Klima-          130 Quadratkilometern. „Lange war völlig        sche Korallen verschiedenen Spuren-
archiven, zum Beispiel Sedimentkernen,               unklar, warum die Kaltwasserkorallen nur        elementen aussetzen und anschließend
kaum zu erreichen ist. „Korallen erreichen           an bestimmten Stellen und in bestimmten         genau prüfen, ob und wie sie sich im
oft ein Alter von mehreren hundert Jahren.           Tiefen wachsen. Mittlerweile wissen wir,        Korallenwachstum niederschlagen. Wenn
Ihr jährliches Wachstum wird ähnlich wie             dass sie an einer speziellen Dichteschicht      wir die Reaktion der Korallen kennen,
bei Bäumen in Dichtebändern dokumen-                 des Wassers siedeln, auf der ihnen genug        wissen wir auch, nach welchen Signalen
tiert und ermöglicht so die Untersuchung             Nährstoffe zugeführt werden“, erklärt der       wir in abgestorbenen, fossilen Korallen
geochemischer Parameter in jährlicher, teils         Paläoozeanograph Dr. Sascha Flögel. Über        suchen müssen“, erklärt er.

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
8   FORSCHUNG

    Tropische Korallen leben in Symbiose mit einzelligen Algen, den sogenannten    Steinkoralle der Gattung Acopora. Mit steigender Wassertemperatur stoßen tropische
    Zooxanthellen, die über Photosynthese die Koralle er­nähren. Die Farbe einer   Korallen ihre Zooxanthellen ab und entfärben sich dabei. Im schlimmsten Fall führt
    Koralle wird durch diese Algen bestimmt. Foto: Anna Roik / GEOMAR              diese Korallenbleiche zum Tod ganzer Riffe. Foto: Anna Roik / GEOMAR

                                                                                       Was macht tropische Korallen
                                                                                       widerstandsfähig?
                                                                                       Korallen sind aber nicht nur Archive für Umweltinformationen. Sie
                                                                                       sind auch in der Gegenwart wertvolle Ökosysteme und natürliche
                                                                                       Küstenschutzanlagen. Doch ihre Zukunft ist ungewiss. Sie wird
                                                                                       unter anderem von steigenden Wassertemperaturen bedroht,
                                                                                       die immer wieder ausgedehnte Korallenbleichen hervorrufen.
                                                                                       Eines dieser Ereignisse hat 2010 beispielsweise die Hälfte aller
                                                                                       Korallenriffe in Thailand geschädigt. In den Arbeitsgruppen
                                                                                       Benthosökologie­und Marine Mikrobiologie des GEOMAR beschäf-
        Ein tropisches Riff an der Kieler Förde                                        tigen sich Dr. Marlene Wall und Dr. Anna Roik mit der Frage, wie
        Die Arbeitsgruppe um den Geochemiker Prof. Dr. Anton Eisenhauer                tropische Korallen auf solche Ereignisse reagieren und ob sie
        hat in den Räumen des GEOMAR ein künstliches Korallenriff etab-                sich regenerieren und anpassen können. „Wir haben rund um die
        liert. „Die Artenzusammensetzung, die Lichtverhältnisse, die Tem-              Inselgruppe der Andamen im Indischen Ozean festgestellt, dass
        peraturen, der Säuregrad, Calcium- und Carbonatgehalt, und die
                                                                                       Korallen, die regelmäßig von kaltem Wasser aus der Tiefe über-
        im Wasser gelösten Nährstoffe und Spurenelemente sind streng
        vorgegeben und entsprechen den Verhältnissen im Golf von Akaba“,               spült werden, widerstandsfähiger sind, als solche, die in konstan-
        erklärt Professor Eisenhauer. Fast ein Jahr lang hat das Team Ein-             ten Wassertemperaturen leben“, erklärt Dr. Wall.
        stellungen und Techniken ausprobiert, bis es den Korallen sichtlich
                                                                                       Parallel verfolgt Anna Roik mit Unterstützung des Exzellenz­clusters
        gut ging und sie sich vermehrten. Krebse, Schnecken, Garnelen und
        Fische, die das Riff sauber und unerwünschte Bewohner im Zaum                  „Ozean der Zukunft“ einen weiteren Ansatz: Welche Rolle spielt das
        halten, vervollständigen das kleine Ökosystem.                                 Mikrobiom, also die Gesamtheit der an und auf den Korallen leben-
        Ursprüngliches Ziel des Miniriffs war es, den Geheimnissen der                 den Mikroorganismen, für die Widerstandsfähigkeit und Fitness
        Biomineralisation, Photosynthese und des Stofftransportes der                  der Korallen? „Es ist ja fast schon zum Allgemein­wissen geworden,
        Korallen auf die Spur zu kommen. „Dafür setzen wir einige Polypen              dass die Zusammensetzung der Mikroorganismen-Gemeinschaft
        der Korallen auf eigens entwickelte Probenplatten, und lassen dort             im Darm des Menschen eine wichtige Rolle für unsere Gesundheit
        neues Gewebe wachsen. Anschließend können wir die Stoffflüsse
                                                                                       spielt. Auch in der Meeresbiologie wird das Thema immer wichti-
        durch die natürlichen Membranen genau messen und den Einfluss
        von Prozessen wie Photosynthese oder Kalzifizierung auf die
                                                                                       ger“, sagt Dr. Roik. Da die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Ute Hentschel
        Ionenflüsse untersuchen“, erklärt Professor Eisenhauer. Diese                  Humeida am GEOMAR die gleichen Fragestellungen bei marinen
        Erkenntnisse helfen, Gesundheit und Entwicklung von frei lebenden              Schwämmen verfolgt und die Deutsche Forschungsgemeinschaft
        Korallen besser zu verstehen. Zusammen mit Partnern am Inter-                  seit 2016 an der Universität Kiel den Sonderforschungsbereich
        University Institute for Marine Sciences im israelischen Eilat testet          1182 „Metaorganism“ fördert, biete Kiel gute Möglichkeiten für
        die Arbeitsgruppe von Professor Eisenhauer beispielsweise aktuell
                                                                                       derartige Untersuchungen. „Durch Beprobung der Korallen vor
        im echten Golf von Akaba, ob anhand der Isotopenverhältnisse von
                                                                                       Thailand und mit Hilfe von DNA-Analysen möchten wir mehr über
        Kohlenstoff und Sauerstoff die Riff-Gesundheit überwacht werden
        kann. „Wenn wir entsprechende Sensoren in Riffen installieren                  die Mikroorganismen-Gemeinschaften der Korallen lernen“, be-
        und sie mit der Küste verkabeln, könnte man Riffe einfach online               richtet Roik, „Letztendlich könnte das Wissen über das Mikrobiom
        überwachen“, erklärt Professor Eisenhauer.                                     dahin führen, dass wir neuartige Strategien entwickeln können, die
        Das Biomineralisations-Labor: www.geomar.de/3047-e (englisch)                  es ermöglichen Korallenpopulationen zu schützen oder sogar fitter
                                                                                       für die Zukunft machen.“

                                                                                                                                             GEOMAR News 03 | 2018
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
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Mit dem Greifarm des Tauchboots JAGO wird vorsichtig ein Stock der        Nach einem Tauchgang mit JAGO begutachtet Janina Büscher unterschied-
orangefarbenen Variante der Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa für        liche Farbvarianten von Lophelia pertusa, die für Reproduktions-, Lipid-,
weitere Untersuchungen geborgen. Foto:JAGO-Team / GEOMAR                  sowie genetische Analysen genutzt werden. Foto: JAGO-Team / GEOMAR

Schaffen Kaltwasserkorallen                                               dene Parameter mit den Erkenntnissen aus dem Labor in Kiel.
                                                                          Einige Korallen kamen auch wieder mit ans GEOMAR. Hier sollen
die Anpassung?                                                            weitere Eigenschaften wie Reproduktion, Genetik oder Isoto-
                                                                          pie untersucht werden. „Insgesamt deuten unsere bisherigen
                                           Kaltwasserkorallen sind
                                                                          Ergebnisse darauf hin, dass die Kaltwasserkorallen besser mit dem
                                           zwar von Korallenbleichen
                                                                          Klimawandel zurechtkommen könnten als erwartet“, fasst Büscher
                                           nicht betroffen. Aber auch
                                                                          zusammen. Das gilt allerdings nur für lebende Korallen. Die unteren
                                           ihre Umwelt verändert
                                                                          Schichten der Riffe bestehen natürlicherweise aus den Skeletten
                                           sich. Janina Büscher aus
                                                                          abgestorbener Korallen. Diese können sich nicht mehr anpassen,
                                           der Arbeitsgruppe von
                                                                          ihr Kalkskelett löst sich bei zunehmender Versauerung auf. „Dann
                                           Professor Ulf Riebesell in
                                                                          könnte im schlimmsten Fall das ganze Riff zusammenbrechen“,
                                           der Forschungs­einheit „Bio-
                                                                          erklärt Büscher. Und auch die lebenden Korallen kostet die An-
                                           logische Ozeanographie“
                                                                          passung viel Kraft, die dann möglicherweise für andere Aufgaben
                                           beschäftigt sich seit zehn
                                                                          wie Fortpflanzung fehlt. Auch bei Kaltwasserkorallen gilt daher:
                                           Jahren mit Kaltwasserko-
                                                                          Entwarnung ist nicht in Sicht.
                                           rallen. Mehrmals hat sie
                                           dafür zusammen mit ihrem
                                           Kollegen Dr. Armin Form        Tropische Korallen und Kaltwasserkorallen –
                                           Korallen nach Kiel geholt,     Was sind die Unterschiede?
Nach der Ankunft in Kiel überprüft Janina  wo seitdem in einer dunklen
Büscher, ob es den gesammelten Korallen                                                                 Tropische Korallen       Kaltwasserkorallen
                                           Kulturkammer bei sieben
in der neuen Umgebung gut geht.
                                           Grad Celsius ein kleines              Temperatur                 20 – 29 °C                 4 – 13 °C
Foto: Jan Steffen  / GEOMAR
                                           Kaltwasserkorallen-Habitat           Tiefenbereich             0 – 100 Meter            40 – 3.400 Meter
existiert. „Daran haben wir experimentell getestet, wie die Korallen             Verbreitung            Subtropen, Tropen              weltweit
auf steigende Temperaturen und einen höheren Kohlendioxid-Gehalt
                                                                                                      Plankton und Photo-
reagieren“, sagt Büscher. „Wir haben dafür unter Laborbedingungen                Ernährung                                             Plankton
                                                                                                       synthese (indirekt)
ein Jahr lang die Temperatur und den Kohlendioxid-Gehalt in Aqua-
                                                                            Symbiontische Algen                 ja                       nein
rien alle sechs Wochen in kleinen Schritten erhöht“, erklärt sie. Im
                                                                                 Wachstum              bis zu 150 mm/Jahr          4 – 25 mm/Jahr
Fokus stand dabei die Art Lophelia pertusa, die weltweit verbreitet ist
und riesige Riffe bilden kann. „Die Korallen kamen bis circa 15 Grad         Riffbildende Arten        ungefähr 800 Arten          18, 6 Hauptarten

Wassertemperatur einigermaßen gut zurecht“, sagt Büscher. Eine                    Größter
                                                                                                       Großes Barriereriff,           Røst-Riff,
                                                                                                           Australien                Norwegen
beachtliche Leistung – normalerweise leben sie am norwegischen                  Riffkomplex
                                                                                                         ca. 30.000 km2             ca. 130 km2 *
Kontinentalschelf bei etwa 6 bis 8 Grad Wassertemperatur.
                                                                          * Das Große Barriereriff vor Australien ist zwar bedeutend größer als das
Zusätzlich untersucht sie Korallen regelmäßig in ihrer natürlichen          Røst-Riff, allerdings werden ständig neue Kaltwasserriffe entdeckt und ihre
Umgebung. Erst im Juli stattete sie den Riffen Sula, Nord-Leksa, Hola       weltweite Verbreitung lässt heute vermuten, dass die Gesamtfläche aller
                                                                            Kaltwasserkorallenriffe jene der tropischen Riffe bei Weitem übertrifft.
und Steinavaer in Norwegen mit dem Forschungsschiff ­POSEIDON
und dem Tauchboot JAGO Besuche ab. Dort prüfte sie den Zustand            Mehr Informationen zum Internationalen Jahr des Riffes 2018: iyor2018.de

der Korallen, maß ihren Sauerstoffverbrauch und verglich verschie-

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
GEOMAR NEWS - Helmholtz-Zentrum für ...
10   EXPEDITION

     Forschung im                                                             Schematische Darstellung des OSNAP Beobachtungsprogramms

     Nordischen Sommer                                                         Neufundland     Labradorsee              Irmingersee          Island          Schottland

     Während die Daheimgebliebenen den Auftakt zum
     Rekordsommer 2018 erlebten, ging ein Team von
     Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus fünf
     Ländern unter der Leitung von Dr. Johannes Karstensen
                                                                                                             Grönland
     vom GEOMAR in St. Johns, Neufundland, Kanada, an
     Bord der MARIA S. MERIAN, um für knapp vier Wochen
     Beobachtungsdaten in der Labradorsee zu sammeln.                           1.000 m

                                                                                2.000 m
     Auf der Expedition MSM74 legte die MARIA S. MERIAN
                                                                                3.000 m
     Insgesamt 6.500 Kilometer zurück. Dabei wurde konti-
                                                                                4.000 m
     nuierlich oberflächennah Temperatur- und Salzgehalt
     und die Strömungsgeschwindigkeiten in den oberen
     1.500 Metern gemessen. An 115 Stationen wurden um-
                                                                                                                                      Reyjkanes Rücken     Rockall Trog
     fangreiche Messdaten aus der Wasssersäule gewonnen.
     Der Schwerpunkt der Reise lag auf Langzeitbeobach-
     tungsstationen. Sogenannte Verankerungs-Arrays, die                                                                              Das OSNAP-Array wurde im
     teilweise schon seit 20 Jahren den Ozean beproben, wie                                                                           Sommer 2014 zur Messung der
                                                                                                                                      Umwälzzirkulation zwischen
     das 53N-Array des GEOMAR am Ausgang der Labrador-
                                                                                                                                      ­Kanada und Schottland ausge-
     See, wurden eingeholt und wieder ausgelegt. Nach 18                                                                               legt. Warme Strömungen (rot)
     Jahren wurde die CIS-Verankerung, die in der zentralen                                                                            werden in der Region in kalte
     Irmingersee ausgelegt war, nun zum 14. und letzten                                                                                Strömungen (blau) überführt.
                                                                                                                                       Felder mit Strömungsmessern
     Mal geborgen. Ihre Aufgabe war es, das Absinken von
                                                                                                                                       befinden sich in den Randströ-
     Oberflächenwasser in die Tiefsee zu beobachten. Der                                                                               men der Labrador-, Irminger- und
     Prozess wird durch starke Winde angetrieben, was mit                                                                              Islandsee sowie im Rockall Trog.
     Hilfe der CIS-Messdaten auch bestätigt werden konnte.                                                                             Felder mit Tiefseeinstrumenten
                                                                                                                                       wurden zu beiden Seiten des
     Die amerikanischen Kollegen führen die Messreihe nun
                                                                                                                                       Reyjkanes Rückens ausgesetzt.
     mit insgesamt vier sehr aufwändigen Verankerungen                                                                                 Quelle: OSNAP, Grafik: Penny
     fort. Diese Daten stehen auch den Forschenden des                                                                                 Holiday, NERC
     GEOMAR für weitere Analysen zur Verfügung.                               Das 53N-Array           Das CIS-Array                   Mehr: www.o-snap.org
     www.geomar.de/e347715
     http://oceanobservatories.org/array/global-irminger-sea

                                                                                                                Übersicht über die im OceanSITES-Konsortium
                                                                                                                vertretenen Ozean-Observatorien (grün: aktiv, orange:
                                                                                                                geplant, rot: entfernt) Karte: OceanSITES

                                                                                                                (siehe oben) und mit dem Cape Verde Ocean­
                                                                                                                Observatory (CVOO) wichtige Beiträge zu
                                                                                                                OceanSITES. „Der Ozean ist zum Glück ein
                                                                                                                recht träges System, das derzeit noch viele
                                                                                                                von Menschen verursachte Veränderungen
                                                                                                                abpuffert. Doch wir müssen ihn noch viel
                                                                                                                besser kennenlernen. Nur mit Hilfe solcher
                                                                                                                Langzeitbeobachtungen können wir die na-
                                                                                                                türlichen Schwankungen, wie auch die Verän-
     Langer Atem bei der Ozeanbeobachtung                                                                       derungen durch den Klimawandel erkennen
                                                                                                                und verstehen“, sagt Johannes Karstensen.
     Kurz nach der Rückkehr von der Expedition­                Das Konsortium betreibt weltweit mehr als        „Diese globale Aufgabe kann nur in interna-
     MSM74 war Johannes Karstensen als Vor­                    300 Langzeitbeobachtungsstationen, die           tionaler Zusammenarbeit gelöst werden und
     sitzender des OceanSITES Kon­sorti­ums Gast-              Daten von der Meeresoberfläche bis in Was-       Ocean­SITES stellt diese Zusammenarbeit auf
     geber für 50 Forschende aus 15 Ländern, die               sertiefen von über 5.000 Metern erheben.         solide Beine“, so Karstensen weiter.
     am GEOMAR ihr 12. Treffen abhielten.                      Das GEOMAR leistet unter anderem mit dem         www.geomar.de/n5987
                                                               53N-Array am Ausgang der Labrador-See            www.oceansites.org

                                                                                                                                             GEOMAR News 03 | 2018
EXPEDITION                                       11

Auf der Suche nach heißen Quellen
und einem verschwundenen Roboter
Nach zehn Jahren und mehr als 300 erfolgreichen Tauchgängen ist
unseren Forschenden das autonome Unterwasserfahrzeug ABYSS,
das von ihnen liebevoll nur Tiffy genannt wird, sehr ans Herz ge-
wachsen. „Tiffy ist ein echtes GEOMAR-Familienmitglied“, sagt der
Fahrtleiter der Expedition MSM75, Prof. Dr. Colin Devey. Doch um
ein Haar wäre Tiffy auf dieser Ausfahrt verlorengegangen.

Es begann alles völlig normal: Auslaufen Ende Juni von Reykjavik mit
dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN in den rauen Nordatlantik.         Tiffy wartet, liebevoll dekoriert, in ihrem Aussetzrahmen auf ihren 300. Tauchgang.
Ziel war der Mittelatlantische Rücken. Dort wollten die Wissenschaft-   Seit 2008 hat das AUV 3.500 Stunden unter Wasser verbracht und eine Gesamt­
                                                                        strecke von über 18.000 km am Meeresboden zurückgelegt. Damit ist es eines der
lerinnen und Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Struktur
                                                                        erfolgreichsten Fahrzeuge seiner Art und für Untersuchungen, wie sie auf der Expedi-
dieses riesigen Unterwassergebirges und der darin verborgenen           tion MSM75 durchgeführt wurden, unverzichtbar. Foto: Emanuel Wenzlaff / GEOMAR
heißen Quellen, der schwarzen Raucher gewinnen. Dafür hatten
sie sich entsprechend gerüstet: Mit an Bord waren neben dem AUV         die Crew die Hoffnung schon fast aufgegeben, da sendete Tiffy plötzlich
ABYSS auch der ferngesteuerte Unterwasserroboter ROV PHOCA. Es          wieder Nachrichten - das Gerät musste also an der Meeresoberfläche
sollte zunächst die Struktur des Meeresbodens mit dem AUV genau         sein. Leider waren die Positionsangaben nicht brauchbar, trotzdem
untersucht und hochauflösend kartiert werden, danach dann die           wendete die MERIAN sofort und fuhr zurück in das Gebiet, wo Tiffy
als besonders interessant identifizierten Stellen mit dem ROV in        verschwunden war. Die Crew schob Nachtschichten, denn in der Dun-
Augenschein genommen und Proben gewonnen werden. Dies klingt            kelheit, so versprach man sich, könnte man die vom AUV ausgesandten
einfach, ist aber in dem Seegebiet, das auch in den Sommermonaten       Lichtblitze besser erkennen. Und dann kam vom isländischen Studen-
oft von Stürmen heimgesucht wird, keine leichte Aufgabe. Trotzdem       ten Daniel Thorhallsson plötzlich die erlösende Nachricht: „Ich sehe
begann die Expedition sehr erfolgreich, auch wenn die erhofften         sie!“ Binnen fünf Minuten hatten alle auf der Brücke die Lichtblitze zwi-
Schwarzen Raucher zunächst nicht gefunden wurden.                       schen den Wellenkämmen gesehen und das Schiff nahm Kurs Richtung
Unnötig spannend wurde es dann in der zweiten Hälfte der Reise,         Tiffy. So nahm die Fahrt doch noch ein gutes Ende. Und zu guter Letzt
einige Tage nachdem man am Freitag, den 13. (!) den 300. Tauch-         wurde auch noch ein Hydrothermalfeld gefunden und beprobt. Ende gut
gang von Tiffy standesgemäß gefeiert hatte. Das AUV war wie vom         – alles gut. Meeresforschung ist eben auch heute noch ein Abenteuer.
Meeresboden verschluckt. Nach fünf langen Tagen der Suche hatte         www.geomar.de/e347922

                                                                        Die vom BMBF geförderte Expedition startete in Suva (Fidschi) und endete in
                                                                        ­Yokohama (Japan). Mit 54 Tagen war sie die bislang längste Fahrt der SONNE
                                                                         und somit eine besondere Herausforderung, vor allem durch die zwei Wochen
                                                                         lange Anreise zum Arbeitsgebiet. Karte: GEOMAR, Hintergrund: GEBCO

                                                                        Mithilfe verschiedener Probennahmegeräte wurden Sedimentproben
                                                                        aus Wassertiefen von 2.000 bis 5.000 Metern gewonnen. Mit den so
                                                                        gewonnenen Proben und Daten soll die natürliche Variabilität dieses
                                                                        Ozeansystems rekonstruiert werden, um sie zu den Reaktionen des
                                                                        Ozeans auf den jetzigen Klimawandel in Beziehung zu setzen. „Wir
                                                                        versuchen herauszufinden, wann und wie schnell sich der Ozean,
                                                                        dessen Strömungssysteme und die Reaktionen des Klimas verän-
                                                                        derten“, sagt Dirk Nürnberg, „um daraus dann auch Aussagen für die
                                                                        Zukunft ableiten zu können.“ Die Tiefseeablagerungen sind wichtige
                                                                        Klimaarchive, deren Untersuchungen exakte Aussagen über Verän-
                                                                        derungen der ozeanischen Temperaturen, zur Wassermassenschich-
                                                                        tung und Belüftung des tiefen Ozeans in der Vergangenheit zulassen.

Die Geschichte des Pazifiks                                             Außerdem untersuchte das Team über den gesamten Nordpazifik
                                                                        die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Wassers bis
Die Expedition SO264 Emperor mit dem deutschen Forschungs-
                                                                        in Tiefen von 5.000 Metern. Zusätzlich sammelten die Forschenden
schiff SONNE hatte das Ziel, die klimatischen und ozeanogra-
                                                                        Plankton aus unterschiedlichen Tiefen. Erkenntnisse über dessen
phischen Verhältnisse des Nordpazifiks in der Vergangenheit zu
                                                                        Ökologie sind wichtig, da Plankton ebenfalls wichtige Informationen
rekonstruieren. Dafür sammelte das Team mit 38 Forschenden aus
                                                                        liefern kann, die bei der Rekonstruktion des Ozeans helfen.
elf Nationen unter der Leitung von Prof. Dr. Dirk Nürnberg aus der
                                                                        Über ihre Arbeit an Bord berichtete das Team regelmäßig mit Fotos, Texten und
Forschungseinheit Paläo-Ozeanographie des GEOMAR erstmals
                                                                        Videos im Blogportal Oceanblogs und auf Youtube:
durchgängig Sedimentproben in weitgehend unerforschten küsten-          www.oceanblogs.org/so264
fernen Regionen entlang der Linie der Emperor-Vulkankette.              www.youtube.com/playlist?list=PLc0gncV1Wc8xTRYCj6_n0D_4VIhT266I_

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
12   EXPEDITION

                                                          ANTON auf
                                                                                                          Im Tisler Riff wurden mit AUV ANTON in einem engen
                                                                                                          Canyon mit starken Strömungen umfangreiche Kalt-
                                                                                                          wasserkorallenriffe entdeckt. Vor Temperaturschwan-

                                                       Jungfernfahrt                                      kungen durch eine stabile Schichtung geschützt und
                                                                                                          von der Strömung optimal mit Nährstoffen versorgt,
                                                                                                          gedeihen die Korallen hier offensichtlich besonders gut.
                                                                                                          Foto: JAGO-Team / GEOMAR
                                                       Zuwachs bei den Roboter­
                                                         systemen am ­GEOMAR:                             Riff an der norwegisch-schwedischen Grenze
                                                        Neues AUV erfolgreich in                          am Ostrand des Skagerraks zum Ziel. Durch
                                                            der Nordsee erprobt                           die steile Topographie des Riffs stellte dies
                                                                                                          eine besondere Herausforderung für AUV
                                                                                                          ANTON dar. Sein letzter Tauchgang brachte
                                                                                                          ihn auf 400 Meter Wassertiefe. Hier machte
                                                                                                          sich kurzeitig Nervosität breit, als das AUV
                                                                                                          von der Unterwassernavigation verschwand
                                                                                                          und erst 30 Minuten später, etwas verdriftet,
                                                                                                          wiedergefunden wurde.

                                                                                                          Aktuelle detailreiche Tiefenkarte des Tisler Riffs,
     Das im Rahmen des Forschungsprogramm                                                                 aufgenommen mit dem Fächerecholot der POSEIDON.
                                                                                                          Die vereinzelten Riffkörper befinden sich jeweils auf
     MOSES angeschaffte AUV GIRONA 500 der
                                                                                                          den ostwärts gerichteten Hängen.
     Firma IQUA Robotics kam Im Juli erstmalig
     zum Einsatz am GEOMAR. Das ANTON ge-                                                                 „ANTON besticht durch seine einfache Ein-
     taufte Gerät kann 500 Meter tief tauchen,                                                            setzbarkeit, als robotisches System macht
     was im Vergleich zu anderen AUVs wenig                                                               es einen sehr guten Eindruck, die Bediensoft-
     erscheint. Trotzdem ist AUV ANTON für                                                                ware ist sehr funktionell. Was er jetzt noch
     Untersuchungen in vielen Meeresgebieten                                                              lernen muss ist, mit dem großen weiten
     überaus nützlich, da es klein und handlich                                                           Ozean zurecht zu kommen, aber das können
     ist und so auch von vielen kleineren Schif-         Eine BubbleBox dient zum Vermessen von Blasen-   wir ihm am GEOMAR schon beibringen“, so
     fen aus eingesetzt werden kann. Seinen              größen und -flüssen. Foto: JAGO-Team / GEOMAR
                                                                                                          Jens Greinert.
     ersten Einsatz hatte AUV ANTON auf der
     POSEIDON Expedition POS526, die von Ende            Im ersten Teil der Reise, an der auch Kollegen   Alles in allem kehrten die Forschenden sehr
     Juli bis Mitte August zu Arbeitsgebieten in         vom U.S. Geological Survey (USGS) teilnah-       zufrieden von den beiden Fahrtabschnitten
     der zentralen Nordsee und vor der Küste             men, ging es um die Quantifizierung von          zurück. Zehn erfolgreiche Tauchgänge mit
     Norwegens führte. Mit dabei war auch das            Methanquellen in der Nordsee in nieder­          ANTON, elf mit JAGO, dazu umfangreiche
     bemannte Forschungstauchboot JAGO,                  ländischen Gewässern südlich der Dogger-         Datensätze der Meeresbodenbathymetrie,
     unter anderem auch, um ANTON bei seinen             bank. Zum einen wollten die Wissenschaft-        Wasser- und Gasproben, Strömungs- und
     ersten Tauchversuchen zu beobachten.                lerinnen und Wissenschaftler um Fahrtleiter      CTD-Daten sowie extrem umfangreiches
                                                         Prof. Dr. Jens Greinert wissen, wieviel Gas      Bildmaterial werden sowohl für die weitere
                                                         aus den dort üppig sprudelnden Gasquellen        Technologieentwicklung wie auch für wissen-
                                                         entweicht, aber auch, wie sich das Methan in     schaftliche Studien sehr hilfreich sein. AUV
                                                         der Wassersäule verteilt und wie viel davon      ANTON wird bereits im Oktober wieder von
                                                         letztendlich in die Atmosphäre gelangt.          POSEIDON aus eingesetzt, um munitions­
                                                                                                          belastete Gebiete entlang der gesamten
                                                         „ ANTON besticht durch seine ein-                deutschen Ostsee zu untersuchen. Im Januar
                                                           fache Einsetzbarkeit, als robo-                soll dann ein zweites AUV GIRONA 500 mit
                                                           tisches System macht es einen                  dem Namen LUISE geliefert werden.
                                                           sehr guten Eindruck.“ Jens Greinert            www.geomar.de/e346925
     Ein GasQuant-Lander ist ein Geräteträger mit
                                                         Der zweite Fahrtabschnitt, der gemeinsam
     einem Fächerecholot und dient zur Überwachung
     der Blasenfreisetzung einer Methanquelle. Foto:     mit einem Kollegen vom Alfred-Wegener-
     JAGO-Team / GEOMAR                                  Institut durchgeführt wurde, hatte das Tisler

                                                                                                                                       GEOMAR News 03 | 2018
ENTDECKEN             13

                                                                     Kreatives mit Müll aus dem Meer
                                                                     Sechs Studierende der Uni Kiel und vom GEOMAR hatten eine Idee: das Thema
                                                                     „Müll im Meer“ jungen Menschen näherbringen und dabei etwas erzeugen, dass
                                                                     sich viele Menschen gerne anschauen.

                                                                     Sie gründeten das Projekt „Kreative Küste“ und bastelten gemeinsam mit den
                                                                     Schülerinnen und Schülern der 4. Klassen der Goethe-Grundschule aus Kiel
                                                                     in mehreren Unterrichtsstunden Skulpturen, darunter ganz unterschiedliche
                                                                     Meereslebewesen wie zum Beispiel Wale, Schildkröten, Walrosse oder einen
                                                                     Riesenkalmar. Dafür verwendeten sie Müll aus der Ostsee, der unter anderem
                                                                     vom Projekt „Fishing for Litter“ und aus der Strandguterhebung des GEOMAR zur
                                                                     Verfügung gestellt wurde. „Die Arbeit mit den Kindern hat sehr viel Spaß gemacht
                                                                     und die Exponate sind superschön geworden“, so Kevin Schröder vom Projekt-
                                                                     team. Die Ausstellung wurde erstmals vom 16. bis zum 24. Juni im Ostsee Info-
                                                                     Center Eckernförde gezeigt. Bestimmt nicht zum letzten Mal: während der Nacht
                                                                     der Wissenschaft 2018 am 28. September in Kiel sind die Exponate dann auch
                                                                     erstmalig am GEOMAR zu bewundern.
                                              Foto: Kreative Küste
                                                                     http://kreative-kueste.de/ausstellung | www.facebook.com/kreativekueste

Meereswissenschaft hautnah erleben
Gibt es Korallenriffe in der Ostsee? Was lebt da im Meer? Wie untersucht man mit
Segelyachten die Verbreitung von Mikroplastik? Bei der Kieler Woche und der dritten
Sommeraktion am Schönberger Strand beantworteten Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler des GEOMAR diese und viele weitere Fragen.

Mit Vorträgen, Modellen und Experimenten gaben sie den
Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die Kieler
Meereswissenschaften. Highlight während der Kieler Woche:
eine Live-Schalte vor die Küste Neuseelands, wo Forschende
einen aktiven Unterwasservulkan untersuchen. Die Aktion
„Was lebt denn da im Meer?!“ präsentierte bei der Kieler
Woche und am Schönberger Strand Organismen der Nordsee
wie Fische, Seesterne oder Plankton. „Wer die faszinierende
Unterwasserwelt mit eigenen Sinnen entdeckt und begreift,
versteht auch besser, warum sie schützenswert ist“, sagt
Heidi Gonschior, die mit ihrem Team die Aktion betreute.

www.geomar.de/n5955 | www.geomar.de/n5993
                                                                                         Fotos: Andreas Villwock / GEOMAR

                                               Europa und das Meer
                                               Europa ist ein maritimer Kontinent. Kein anderer hat im Vergleich zur Landfläche eine so
                                               lange Küste. Die Geschichte Europas ist – mit allen Schatten- und Glanzseiten – ohne die
                                               Meere nicht denkbar. Das Deutsche Historische Museum in Berlin nimmt sich mit einer
                                               großen Sonderausstellung diesem Aspekt europäischer Vergangenheit und Gegenwart an.

                                               „Europa und das Meer“ führt Besucherinnen und Besucher, angefangen bei der antiken See-
                                               fahrt, durch die Jahrhunderte und thematisiert dabei Handel, Schiffbau, Tourismus genauso
                                               wie Sklaverei, Migration und Flucht bis in die Gegenwart. Auch der modernen Meeres­forschung
                                               widmet die Ausstellung eine Themeninsel. Hier erhalten die Gäste Informationen über
                                                  ­Fischerei, Rohstoffe aus den Meeren, den Ozean im Klimawandel, die immer noch weitge-
                                                       hend unbekannten Ökosysteme der Tiefsee und wie sie heutzutage untersucht werden.
                                                         Die Ausstellung ist mit Unterstützung des GEOMAR entstanden, zahlreiche Exponate
                                                         aus den Beständen des GEOMAR veranschaulichen vor allem den Bereich Meeres­
                                                         forschung. „Europa und das Meer“ ist noch bis 6. Januar im DHM zu sehen.
                                                        Ein ausführlicher Katalog ist im Hirmer-Verlag erschienen.

                                                      www.dhm.de/ausstellungen/europa-und-das-meer.html

GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
14                                      EVENTS

                                                      Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
                                                      internationalen Konferenz haben die
                                                      „Kieler Erklärung“ gemeinsam erarbeitet.
                                                      Foto: Wladimir Haase / GEOMAR

                                                                                                                                                                           Dem Ozean geht die Luft aus
                                                                                                                                                                           Dringender Appell für mehr Meeres- und Klimaschutz
                                                                            Ocean Deoxygenation:
                                                                        Drivers and Consequences
                                                                         · Past · Present · Future ·
                                                                                                                 INTERNATIONAL
                                                                                                                 CONFERENCE KIEL
                                                                                                                 GERMANY
                                                                                                                                                                           Der Sonderforschungsbereich 754 hat seine Ergebnisse zu Sauerstoffminimumzonen der Ozeane in
                                                                                                                 3 – 7 September 2018

                                           Kiel Declaration on Ocean Deoxygenation
                                                           Participants of the international conference
                                                                                                                                                                           der großen internationalen Konferenz „Ocean Deoxygenation“ im Kieler Audimax präsentiert. Mehr als
                                          “Ocean Deoxygenation: Drivers and Consequences – Past – Present – Future”,

                                                                                                                                                                           300 Expertinnen und Experten aus 33 Ländern diskutierten vom 3. bis 7. September die Ergebnisse von
                                                      3 – 7 September 2018 in Kiel, Germany organized by:
                             Kiel Collaborative Research Center SFB 754 and Global Ocean Oxygen Network (GO2NE – IOC-UNESCO)

                 The ocean is losing its breath
        Oxygen in the ocean supports the largest ecosystems on the planet. It is
        alarming that the ocean is losing oxygen, termed ocean deoxygenation,
        primarily due to global warming by greenhouse gas emissions, and
                                                                                         Conference Chair, Executive Board & Conveners
                                                                                         Prof. Andreas Oschlies, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
                                                                                         Prof. Eric Achterberg, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
                                                                                                                                                                           mehr als zehn Jahren Forschung des GEOMAR und der Universität Kiel. Zum Abschluss der Konferenz
        pollution by nutrients and organic wastes particularly in coastal waters.

                                                                                                                                                                           veröffentlichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen eindringlichen Appell, die „Kieler
        We call on all nations, societal actors, scientists and the United Nations to:   Dr. Patricia Ayon, Marine Institute of Peru, Lima, Peru
                                                                                         Prof. Hermann Bange, GEOMAR, Kiel, Germany
             (a) Raise global awareness about ocean deoxygenation through local,
                 regional and global efforts, including interdisciplinary research,      Dr. Denise Breitburg, Smithsonian Environmental Research Centre,
                 innovative outreach, and ocean education.                                   Edgewater, MD USA
                                                                                         Dr. Laura Bristow, University of Southern Denmark, Odense, Denmark
             (b) Take immediate and decisive action to limit pollution and in
                 particular excessive nutrient input to the ocean.                       Dr. Xavier Capet, CNRS, Paris France

                                                                                                                                                                           Erklärung“, in dem sie zu mehr Meeres- und Klimaschutz aufrufen.
                                                                                         Prof. Minhan Dai, Xiamen University, Xiamen, China
             (c) Limit global warming by decisive climate change mitigation
                                                                                         Prof. Anja Engel, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
                 actions.
                                                                                         Prof. Katja Fennel, Dalhousie University, Halifax, Canada
        Both the Paris Agreement addressing Climate Change and the United
                                                                                         Prof. Martin Frank, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
        Nations’ 2030 Agenda for Sustainable Development demand conservation
        and sustainable use of the ocean, seas and marine resources in order to          Dr. Veronique Garcon, LEGOS, CNRS, Toulouse, France
        safeguard ocean ecosystems and their current and future societal benefits.        Prof. Marilaure Grégoire, University of Liège, Liège, Belgium
        These are severely threatened by ocean deoxygenation.                            Dr. Helena Hauss, GEOMAR, Kiel, Germany
                                                                                         Dr. Babette Hoogakker, Heriot-Watt University, Edinburgh, UK
        Scientists assembled at the conference and
                                                                                         Dr. Kirsten Isensee, IOC-UNESCO, Paris, France
        from around the world agree that:
                                                                                         Prof. Samuel Jaccard, University of Bern, Bern, Switzerland
        1.   During the past 50 years oxygen-depleted waters have expanded four-
                                                                                         Prof. Klaus Jürgens, Leibniz Institute for Baltic Sea Research Warnemünde,
             fold. Some areas of the ocean have lost up to 40% of their oxygen.

                                                                                                                                                                           Die Wassermenge im Ozean, der jeglicher Sau-
                                                                                             Rostock, Germany
        2.   The ongoing loss of oxygen from the ocean is a rapidly increasing           Dr. Rainer Kiko, GEOMAR, Kiel, Germany
             threat to marine life, the ocean’s ecosystems and coastal communities.      Prof. Arne Körtzinger, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
        3.   Global warming impacts ocean oxygen in two ways: the capacity to            Prof. Mojib Latif, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany
             hold oxygen decreases in warming waters, whilst warming reduces             Prof. Lisa Levin, Scripps Institution of Oceanography, University of
             ocean mixing and circulation limiting the supply of oxygen from                 California, San Diego, CA USA

                                                                                                                                                                           erstoff fehlt, ist in den vergangenen 50 Jahren
             the atmosphere. Pollution by nutrients and organic waste enhances
                                                                                         Prof. Karin Limburg, SUNY, College of Environmental Science & Forestry,
             oxygen demand by increasing biological production and oxygen
                                                                                             Syracuse, NY USA
             consumption during decomposition.
                                                                                         Dr. S. Wajih A. Naqvi, Kuwait Institute for Scientific Research, Salmiya,
        4.   Deoxygenation disrupts marine ecosystems, affects fish stocks and                Kuwait
             aquaculture and leads to loss of habitat and biodiversity. It can, in
                                                                                         Dr. Oscar Pizarro, University of Concepción, Chile
             extreme cases, lead to the production of toxic gases when all oxygen
                                                                                         Prof. Martin Quaas, Kiel University, Kiel, Germany

                                                                                                                                                                           um das Vierfache gewachsen. Global haben die
             in the water has been lost.
                                                                                         Dr. Renato Quinones, University of Concepción, Concepción, Chile
        5.   Deoxygenation can accelerate global warming via enhanced marine
                                                                                         Prof. Birgit Schneider, Kiel University, Kiel, Germany
             production of greenhouse gases under low oxygen conditions.
                                                                                         Prof. Caroline Slomp, Utrecht University, Utrecht, The Netherlands
        6.   The problem of deoxygenation is predicted to worsen in the coming
                                                                                         Dr. Lothar Stramma, GEOMAR, Kiel, Germany
             years under continued global warming and increasing nutrient input
                                                                                         Dr. Sören Thomsen, LOCEAN-IPSL, Sorbonne University, Paris, France
             to coastal regions as human populations and economies grow.

                                                                                                                                                                           Weltmeere zwei Prozent Sauerstoff verloren.
                                                                                         Prof. Tina Treude, University of California, Los Angeles, CA USA
        7.   Expanded observation is immediately required for accurate
                                                                                         Prof. Osvaldo Ulloa, University of Concepción, Concepción, Chile
             documentation and prediction of ocean oxygen changes, and for
             improved understanding of its causes and consequences.                      Prof. Martin Visbeck, GEOMAR & Kiel University, Kiel, Germany

        8.   Strategies to slow and eventually reverse deoxygenation and its
             ecological impacts need to be co-developed between science and

                                                                                                                                                                           Langfristig können diese Veränderungen weitrei-
             societal actors. This will contribute to the UN Decade of Ocean Science
             for Sustainable Development.

        @DeoxyOcean

                                                                                                                                    United Nations
                                                                                                                         Educational, Scientific and
                                                                                                                             Cultural Organization
                                                                                                                                                       Intergovernmental
                                                                                                                                                       Oceanographic
                                                                                                                                                       Commission
                                                                                                                                                                           chende Konsequenzen für marine Ökosysteme
                                                                                                                                                                           und das Klima haben. „Der Ozean steckt in einer
     Website der “Kiel Declaration” (engl.)
     mit Möglichkeit zur Unterschrift:                                                                                                                                     globalen Krise. Gerade für die sehr produktiven
     www.ocean-oxygen.org/declaration                                                                                                                                      Gebiete an der Meeresoberfläche vor Peru und
                                                                                                                                                                           vor Westafrika ist der Nachschub von Nährstof-
                                                                                                                                                                           fen und Sauerstoff von essentieller Bedeutung“,
                                                                                                                                                                           sagt Prof. Dr. Andreas Oschlies, Sprecher des       Bei der Konferenz-Eröffnung: Ministerin für Bildung und For-
                                                                                                                                                                                                                               schung, Karin Prien, mit GEOMAR-Direktor Prof. Dr. Peter Herzig,
                                                                                                                                                                           SFB754 „Klima-Biogeochemische Wechselwir-           SFB-Sprecher Prof. Dr. Andreas Oschlies und SFB-Koordinatorin
                                                                                                                                                                           kungen im Tropischen Ozean“. Als wesentliche        Dr. Christiane Schelten (v.l.). Foto: Jan Steffen, GEOMAR.
                                                                                                                                                                           Gründe gelten die zunehmende Erwärmung und
                                                                                                                                                                           die Überdüngung der Meere.                          schiedeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der
                                                                                                                                                                           Dazu zeigt der Vergleich von Messdaten und          Konferenz und des Global Ocean Oxygen Network
                                                                                                                                                                           Ergebnissen komplexer numerischer Modelle,          (GO2NE) daher einen eindringlichen Appell für mehr
                                                                                                                                                                           dass auch die besten Modelle die bisher beob-       Meeres- und Klimaschutz. Hierauf wurde übrigens
                                                                                                                                                                           achteten Veränderungen deutlich unterschät-         auch während der Konferenz geachtet: Die gesamte
                                                                                                                                                                           zen. „Die Natur verändert sich schneller, als wir   Veranstaltung sowie die An- und Abreise aller Teil-
                                                                                                                                                                           bisher angenommen haben“, sagt Oschlies. In         nehmer wurde klimaneutral ausgerichtet.
                                                                                                                                                                           einer gemeinsamen „Kieler Erklärung“ verab-         www.geomar.de/n6073

                                                                                                                                                                                                                                                                        GEOMAR News 03 | 2018
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