Freiheit - Wiener Pressverein

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Freiheit - Wiener Pressverein
freiheit
das österreichische arbeitnehmerinnen- und arbeitnehmermagazin
Foto: BKA/Arno Melicharek
                                                                                                            Ausgabe 02+03/20

            Corona: Danach wird sich
            die Welt verändert haben!
                            Innenminister Karl Nehammer im Interview

       Nr. 02+03 / März 2020 Erscheinungsort Wien, Österreichische Post AG, Sponsoringpost, GZ 02Z033906S
       Retouren an: Wiener Pressverein, Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien
Freiheit - Wiener Pressverein
02      |    FREIHEIT | THEMA

Kernaufgabe Rehabilitation
Rehabilitation als eine Kernaufgabe
der AUVA umfasst medizinische und
berufliche sowie, soweit erforder-
lich, soziale Maßnahmen.

Durch die Maßnahmen der beruflichen
Rehabilitation sollen Versehrte in die
Lage versetzt werden, ihren früheren,
oder, wenn dies nicht möglich ist, einen
neuen Beruf auszuüben. Das betrifft
etwa Umschulungen oder Hilfestellun-
gen zur Erlangung einer Arbeitsstelle.

                                                                                                                                                      Foto: Gryc/AUVA
Die Maßnahmen der sozialen Rehabi-
litation umfassen Leistungen, die über
die medizinischen und beruflichen
                                           Das Rehabilitationszentrum Häring ist eine von vier Rehabilitationseinrichtungen der AUVA in Österreich.
Maßnahmen hinaus geeignet sind, zur
Erreichung und Erhaltung des Reha-         beraterinnen und Rehabilitationsbe-                      nach Bedarf werden Maßnahmen ein-
bilitationszieles beizutragen. Beispiele   rater wirken an der Durchführung der                     geleitet, um die Bewältigung der neuen
sind Zuschüsse und/oder Darlehen zur       Maßnahmen der beruflichen und so-                        Situation des behinderten Menschen
Adaptierung einer Wohnung oder eines       zialen Rehabilitation mit. Diese wer-                    in Beruf, Familie und Gesellschaft zu
PKWs, wenn Versehrten die Benützung        den im Einzelfall mit den Betroffenen                    erleichtern.
eines öffentlichen Verkehrsmittels         erörtert und mit deren Zustimmung                        Patientinnen und Patienten finden
nicht zumutbar ist.                        in Zusammenarbeit mit den Ausbil-                        darüber hinaus bei den Sportnach-
                                           dungsstätten, Dienstgebern und an-                       mittagen Zugang zum Behinderten-
Beratung                                   deren zuständigen Stellen verwirklicht.                  sport. Zusätzlich werden Verträge mit
In den Rehabilitationszentren der          Sozialberaterinnen und Sozialberater                     Sportstätten abgeschlossen, die es
AUVA erhalten Patientinnen und Pati-       bieten Hilfestellung bei der Lösung von                  den Behindertensportlerinnen und Be-
enten sowie deren Angehörige Infor-        Problemen, die sich aus dem Unfall                       hindertensportlern ermöglichen, die
mation und Beratung in beruflichen         und dem längeren Aufenthalt im Reha-                     vertraglich vereinbarten Sportarten im
und sozialen Fragen. Rehabilitations-      bilitationszentrum ergeben können. Je                    Sinne des Inklusionssports auszuüben.

  Über die AUVA:
  Bei der AUVA sind ca. 4,5 Millionen      kungen möglichst rasch wieder in
  Personen gesetzlich gegen die wirt-      den Arbeitsprozess zu integrieren.
  schaftlichen, gesundheitlichen und       Eine weitere Kernaufgabe der AUVA
  sozialen Folgen von Arbeitsunfällen      ist die finanzielle Entschädigung.
  und Berufskrankheiten versichert.        Diese vier Aufgabenbereiche der
  Die AUVA finanziert ihre Aufgaben        AUVA ermöglichen eine integrierte                       ermark mit den beiden Standorten
  fast zur Gänze aus den Beiträgen         und effiziente Unfallversicherung                       Graz und Kalwang sowie die Reha-
  der Dienstgeber und übernimmt da-        mit hohem volkswirtschaftlichen                         bilitationszentren Meidling (Wien),
  für die Haftung für Arbeitsunfälle       und gesellschaftlichen Nutzen.                          Weißer Hof (NÖ), Häring (Tirol) und
                                                                                                                                                          entgeltliche Einschaltung

  und das Auftreten von Berufskrank-                                                               Tobelbad (Steiermark). In den Ein-
  heiten. Kernaufgaben der AUVA sind       Die AUVA betreibt das Traumazent-                       richtungen der AUVA werden jähr-
  die Verhütung von Arbeitsunfällen        rum Wien mit den beiden Standor-                        lich über 375.000 Patientinnen und
  sowie die Heilbehandlung und Re-         ten Meidling und Brigittenau/Lorenz                     Patienten auf medizinischem Spit-
  habilitation. Ziel ist es, Unfallopfer   Böhler, die Unfallkrankenhäuser                         zenniveau versorgt, davon mehr als
  und Beschäftigte mit Berufserkran-       Linz, Salzburg, Klagenfurt und Stei-                    46.000 stationär.
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FREIHEIT | START                 |      03

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser der freiheit!
Der Equal Pay Day und der Weltfrauentag
liegen hinter uns, und diese Gedenktage
haben einmal mehr aufgezeigt, dass es
an der Zeit ist, die Chancengleichheit von
Frauen in Bezug auf gleiche Löhne für

                                                                                           Foto: ÖAAB
gleiche Arbeit voranzutreiben und sie vor                                                                                 august.wöginger@oeaab.com
Altersarmut zu schützen.                                                                                           www.facebook.com/August.Woeginger

Ein probates Mittel zur Milderung der
Altersarmut ist das Pensionssplitting.                Das Corona-Virus stellt uns vor die wirtschaftlich, sozial und politisch größ-
                                                      te Herausforderung seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Situation erfordert
Beim Pensionssplitting überträgt der
                                                      Maßnahmen, die unser alltägliches Leben verändert haben. Statt gemeinsam
erwerbstätige Elternteil dem anderen                  die ersten Frühlingsstrahlen im Garten oder dem Park zu genießen, halten wir
Elternteil (der sich der Kinderbetreuung              Distanz zueinander, um aufeinander aufzupassen und unsere Gesundheit zu
widmet) bis zu 50 Prozent seiner jährli-              schützen. Die Bilder aus Italien und Spanien erschüttern uns immer noch. Es war
chen Pensionsgutschriften. Damit soll                 dennoch keine leichte Entscheidung der Regierung und des Parlaments, so ein-
unbezahlte Familienarbeit aufgewertet                 schneidende Maßnahmen zu setzen. Ich möchte mich daher bei allen Österrei-
                                                      cherinnen und Österreichern bedanken, dass sie sich an die Situation angepasst
werden, für höhere Eigenpension gesorgt
                                                      haben und die Vorgaben zum Schutz aller umsetzen.
sowie und vor allem die Gefahr von Al-
tersarmut sinken.
                                                      DAS TEAM-ÖSTERREICH HÄLT ZUSAMMEN
Dennoch ist dieses Modell, das 2005
                                                      EIN GASTKOMMENTAR VON ÖAAB-BUNDESOBMANN AUGUST WÖGINGER
eingeführt wurde, noch wenig bekannt.
In lediglich 560 Fällen haben 2019 Män-
                                                     In dieser schwierigen Zeit sind einige Berufsgruppen besonders herausgefor-
ner ihren Frauen Anteile der zukünftigen
                                                     dert, ohne die unsere öffentliche Ordnung und die Versorgung mit dem Notwen-
Pension übertragen, in nur 23 Fällen war             digsten nicht möglich wäre. Ein besonderer Dank gilt den Gesundheits- und den
es umgekehrt. Tendenz ist zwar steigend,             Pflegekräften in unserem Land. Sie kämpfen täglich gegen das Virus, und bege-
aber das Ziel ist noch lange nicht er-               ben sich in die Gefahr selbst angesteckt zu werden. Danke auch den Angestell-
reicht, bedenkt man, dass aktuell mehr               ten der Lebensmittelbranche, den Landwirtinnen und Landwirten, sowie den
als 110.000 Eltern Karenzgeld beziehen.              Transporteuren, die jeden Tag dafür sorgen, dass die Grundbedürfnisse unseres
                                                     Lebens gewährleistet sind. Unsere große Anerkennung verdienen auch all jene,
Daher setzt sich die Bundesregierung
                                                     die unzählige Überstunden machen, um für unsere Sicherheit zu sorgen. All den
für die Einführung eines automatischen               Polizistinnen und Polizisten, unserem Bundesheer und der Miliz sei ebenfalls
Pensionssplittings mit einer Opt-out-                ein großer Dank ausgesprochen.
Möglichkeit, d.h. nach der Geburt eines              Das Team-Österreich steht zusammen, und es ist unsere Aufgabe nun für die
Kindes werden die Pensionsversiche-                  Bevölkerung und die Zukunft da zu sein. Die Bundesregierung unternimmt ge-
rungsbeiträge antragslos auf beide El-               meinsam mit dem Parlament alles, um Arbeitsplätze zu retten und die Wirt-
ternteile aufgeteilt, ein. Ein Modell, von           schaft zu stützen. Daher haben wir umfangreiche Schritte gesetzt und einen
                                                     rot-weiß-roten Schutzschirm im Umfang von 38 Milliarden Euro gespannt. Eine
dem Frauen ganz klar profitieren!
                                                     der bedeutendsten Maßnahmen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist
Viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe,               das neue Modell zur Kurzarbeit. Das AMS übernimmt - abhängig von der Höhe
mancherlei Anregung und vielleicht den               des Einkommens - zwischen 80 und 90 Prozent des Nettoeinkommens. Diese
einen oder anderen Erkenntnisgewinn.                 Regelung hilft den Menschen rasch und praxisnah.
Mag. Nikola König-Weixelbraun                        Ich möchte mich nochmals bei allen Österreicherinnen und Österreichern dafür
                                                     bedanken, dass sie ihren Beitrag leisten, um Leben zu retten.
freiheit-Chefredakteurin

Impressum
Herausgeber: Wiener Pressverein Medieninhaber: Wiener Pressverein (Vorstand Dir. Walter Mayr, Hans Stefan Hintner, Rudolf Habeler) | Blattlinie:
Christlich-soziale Arbeitnehmerpolitik | Redaktion: Mag. Nikola König-Weixelbraun, Sabine Egerer, Irene Peer-Polzer, Mag. Elisabeth Halvax | Anzei-
genverwaltung: Sabine Egerer, Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien, 01/40141-355 | Layout: Dipl.-Ing. Albrecht Oppitz | Herstellung: Walstead NP Druck
Gesellschaft m.b.H., Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten. Namentlich gezeichnete Artikel müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken.

Offenlegung gemäß § 25 (1) Mediengesetz
Herausgeber: Wiener Pressverein Medieninhaber: Wiener Pressverein (Vorstand Dir. Walter Mayr, Hans Stefan Hintner, Rudolf Habeler) Unterneh-
mensgegenstand (Vereinszweck): Förderung der österreichischen Arbeiternehmerinnen- und Arbeitnehmerbewegung durch Herausgabe von Zeitun-
gen, Zeitschriften, Flugschriften, Büchern und Broschüren Sitz: Lichtenfelsgasse 7, 1010 Wien Blattlinie: Christlich-soziale Arbeitnehmerpolitik
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04      |     FREIHEIT | THEMA

Danach wird sich unsere Welt ein
Stück weit verändert haben!
Seit Anfang Jänner ist der ehemalige ÖAAB- und ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer Bundesminister für Inneres. Mit
der freiheit hat er über diese ersten Monate, über die Corona-Krise und die Entwicklungen an der griechisch-türkischen
Grenze gesprochen. Lesen Sie hier mehr.

freiheit: Beginnen wir mit einer der
größten Herausforderungen für Ös-
terreich seit Jahrzehnten, wenn nicht
sogar seit dem Zweiten Weltkrieg, der
Ausbreitung des Coronavirus. Haben
Sie richtig reagiert im Umgang mit die-
ser Herausforderung?

Karl Nehammer: Aus derzeitiger Sicht
ist zu sagen, es ist genau das einge-
treten, womit wir gerechnet haben. Wir

                                                                                                                                   Foto: BKA/Arno Melicharek
waren von Anfang an auf alle Szenari-
en gut vorbereitet, und haben rasch die
aus Sicht der Expertinnen und Exper-
ten richtigen Maßnahmen umgesetzt,
um unser gemeinsames Ziel, die Aus-
breitung des Virus so gut wie möglich       und Cafés schließen, sowie alle Veran-      zum Ostermontag, sprich den 13. April.
einzudämmen, schnellst möglich zu er-       staltungen untersagen. Warum tun wir        Wir sehen in Italien, dass diese Krank-
reichen. Es ist jetzt ganz entscheidend,    das? Um persönliche Kontakte so gut         heit massives Leid, Verzweiflung und
dass wir alle zusammenstehen und vor        wie möglich zu reduzieren. In dieser Kri-   für Viele auch den Tod bedeutet! Von
allem Risikogruppen, wie ältere oder        senzeit ist es notwendig, dass alle Men-    Beginn an haben wir daher mit Exper-
kranke Menschen, bestmöglich ge-            schen in Österreich zu Hause bleiben,       tinnen und Experten erarbeitet, was
schützt werden. Denn es ist eine Krise,     und Abstand zu anderen Menschen             der richtige Weg für Österreich ist. Und
die wir in dieser Form noch nie in Öster-   halten. Und nur wenn es notwendig und       haben beschlossen, dass die Richtung
reich erlebt haben.                         unumgänglich ist, das Haus verlassen!       eindeutig ist: Die Maßnahmen wirken,
                                            Dafür gibt es eigentlich nur drei Gründe:   aber wir müssen durchhalten.
freiheit: Welche Maßnahmen haben            Wenn es unbedingt notwendig ist, zur
Sie als Mitglied der Bundesregierung        Arbeit zu gehen. Wenn Sie Geschäfte         freiheit: Sie weisen auch immer wie-
gesetzt, um die Eindämmung des              des täglichen Bedarfs aufsuchen, oder       der eindringlich darauf hin, sich an
Virus schnellstmöglich zu erreichen?        wenn Sie jemanden helfen, der auf Ihre      die Vorgaben zu halten. Was passiert,
                                            Hilfe angewiesen ist.                       wenn das jemand nicht tut?
Nehammer: Es waren und sind ein-
schneidende Maßnahmen notwendig.            freiheit: Wie lange werden diese Maß-       Nehammer: Jede und Jede, der die
Nur so können wir das Ziel, den Schutz      nahmen notwendig sein? Wie ist die          Maßnahmen mitträgt, ist ein Lebens-
der älteren Generation und jener Men-       weitere Vorgangsweise?                      retter und schützt sich selbst, seine
schen mit Vorerkrankungen, erreichen.                                                   Familie und leistet einen Beitrag dazu,
Daher mussten wir Geschäfte schlie-         Nehammer: Vorab eine große Bitte an         dass wir unsere gesamte Bevölkerung
ßen mit Ausnahme von Lebensmittel-          die gesamte österreichische Bevölke-        bestmöglich schützen können. Ich bin
ketten, Apotheken, Banken, Tierhandel,      rung: Halten Sie durch. Wir dürfen jetzt    zutiefst beeindruckt vom Zusammen-
Drogerien, die Post und weitere Berei-      nicht nachlassen. Wir müssen die Maß-       halt, den ich in unserem Land derzeit
che des notwendigen Bedarfs. Darüber        nahmen, die wir gesetzt haben, weiter       erleben darf. Es geht darum, den so
hinaus mussten wir Restaurants, Bars        fortsetzen und zwar mindestens bis          wichtigen Ein-Meter-Abstand einzu-
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FREIHEIT | THEMA                   |     05

halten, da dieser immens wichtig ist,      agieren schnellstmöglich auf die tag-      sche Präsident die Grenze seinerseits
um die Infektionskette zu durchbre-        täglichen Veränderungen. Darum auch        aktuell wieder geschlossen. Für uns
chen. Daher achtet die Polizei jetzt       meine Bitte an die Leserinnen und Le-      gilt es aber, nach wie vor wachsam zu
sehr genau darauf, ob Bewegungsein-        ser der freiheit: Verbreiten Sie nur In-   bleiben und dem Außengrenzschutz
schränkungen und Vorgaben auch ein-        halte von verifizierten Quellen!           höchste Priorität beizumessen.
gehalten werden. Bis heute haben wir
bereits zahlreiche Anzeigen erstellt,      freiheit: Sie sind als Krisenmanager       freiheit: Vielleicht geben Sie uns ab-
weil Menschen den Anweisungen nicht        auch in einer ganz anderen Frage ge-       schließend noch einen kleinen Rück-
Folge geleistet haben. Und mit genau       fordert, bei der Migrationskrise. Wie      blick Ihrer ersten Monate als österrei-
diesem Nachdruck werden Polizistin-        beurteilen Sie die derzeitige Lage an      chischer Innenminister?
nen und Polizisten weiter dafür Sorge      der EU-Außengrenze in Griechenland?
tragen, dass diese Sicherheitsmaß-                                                    Nehammer: Wir befinden uns derzeit
nahmen eingehalten werden.                 Nehammer: Was wir in den vergange-         in herausfordernden Zeiten. Dennoch,
                                           nen Wochen gesehen haben, war eine         oder gerade deswegen, ist es mir eine
freiheit: Kann man in irgendeiner Form     sehr angespannte Situation. Präsi-         große Ehre als Innenminister der Re-
schon abschätzen, welche Folgen das        dent ­Erdogan hat Menschen als Spiel-      publik Österreich tätig sein zu dürfen.
Coronavirus für die Menschen und Be-       ball, Waffe und Druckmittel gegen          Zu Beginn unserer Amtszeit als Regie-
triebe in unserem Land haben wird?         die Europäische Union missbraucht.         rung, vor zirka zweieinhalb Monaten,
                                           Er hat ihnen falsche Versprechungen        haben wir nicht damit gerechnet, dass
Nehammer: Zum jetzigen Zeitpunkt           gemacht und wollte damit bewusst           das Flüchtlings- und Migrationsthema
ist es auch für die Expertinnen und Ex-    provozieren. Eines hat mich in die-        so rasant wieder auf uns zukommen
perten nicht möglich zu sagen, welche
konkreten Folgen das Coronavirus für
Österreich, Europa und die ganze Welt
haben wird. Ich denke eines ist klar:
Unsere Welt wird sich ein Stück weit
verändert haben.

freiheit: In den vergangenen Tagen
haben Sie immer wieder darauf auf-
merksam gemacht, dass sich Fake
News in den sozialen Medien rasant
verbreiten. Wie kann man hier gegen-
                                                                                                                                 Foto: BKA/Arno Melicharek
wirken, um zu verhindern, dass die Be-
völkerung verunsichert wird?

Nehammer: Zu Beginn, als die ersten
Corona-Fälle auch in Österreich auf-
getreten sind, ist es zu einer rasanten    ser Situation aber beeindruckt: Die        wird, und es hat auch niemand damit
Verbreitung von Falschmeldungen in         EU war geeint und hat rasch erklärt,       gerechnet, dass wir jetzt eine Epide-
den sozialen Medien gekommen. Als          dass die EU-Außengrenzen geschützt         mie zu bekämpfen haben. Bei all die-
Bundesregierung haben wir jeden Me-        werden müssen. Die griechischen Be-        sen Herausforderungen bleibt es mein
dienauftritt dazu genützt, um an die       hörden haben den Grenzschutz sehr          erklärtes Ziel, unser Land jeden Tag ein
Bürgerinnen und Bürger unseres Lan-        ernst genommen. Ich bin seit Wochen        Stück sicherer und besser zu machen.
des zu appellieren, dass sie ihre Infor-   regelmäßig im Austausch mit dem            Ich möchte mich daher auch auf die-
mationen aus den offiziellen Quellen       griechischen Migrations- und Innen-        sem Wege bei allen Polizistinnen und
beziehen sollen, und nicht an der Ver-     minister. Wir haben daher auch rasch       Polizisten und allen Sicherheitskräften
breitung dieser Falschmeldungen teil-      Unterstützung aus Österreich an die        in unserem Land bedanken. Sie sind es,
nehmen sollen. Wir kommunizieren so        Außengrenze geschickt: 13 Cobra-Be-        die tagtäglich hart dafür arbeiten, um
transparent und offen, wie kaum ein        amte und ein gepanzertes Fahrzeug.         die persönliche Sicherheit und Freiheit
anderes Land in dieser Krise. Und re-      Durch die Corona-Krise hat der türki-      von uns allen zu wahren.
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06      |    FREIHEIT | THEMA

                                                                                                                             Foto: adobestock.com
Wertschätzung und Verbesserungen
für Österreichs Lehrlinge
Das österreichische System der Be-       schätzung und Verbesserungen für            wenn man von „Lehrlingseinkom-
rufsbildung und insbesondere die         Lehrlinge in Österreich schaffen.           men“ und „Beschäftigung“ statt von
duale Ausbildung ist ein Erfolgs-                                                    „Lehrlingsentschädigung“ und „Ver-
modell, um das uns andere Länder          „Mit dem Berufsausbildungsge-              wendung“ spricht.
beneiden. Mit dem Berufsausbil-           setz NEU wollen wir Gerechtig-
dungsgesetz NEU sollen nun Maß-           keit für Lehrlinge in Österreich           Modernisierung & Qualitätssicherung
nahmen gesetzt werden, um die             schaffen, die täglich Großes für           Es ist klar, dass es eine Lehre am
Lehre in Österreich zu attraktivieren     unser Land leisten.“                       Puls der Zeit braucht. Mit einer re-
und weiterzuentwickeln.                      Bundesministerin Margarete Schramböck   gelmäßigen Evaluierung der Lehr-
                                                                                     berufslandschaft soll sichergestellt
                                         Aufwertung & Wertschätzung der Lehre        werden, dass die Ausbildungsinhal-
Derzeit werden knapp 110.000 Per-        Der Erfolg des Standortes Österreich        te stets der aktuellsten technischen
sonen in 200 Lehrberufen zu den          und der heimischen Unternehmen              Entwicklung und den wirtschaftli-
Fachkräften von morgen ausgebil-         hängt maßgeblich von unseren Lehr-          chen Anforderungen entsprechen.
det – zwei Drittel davon in Klein- und   lingen ab. Deshalb ist wichtig, Lehr-       Gerade in der Digitalisierung und
Mittelbetrieben. Lehrlinge bilden        berufe und den Meister aufzuwerten,         Innovation ist es wichtig, stets am
das Rückgrat der österreichischen        um jene zu fördern und wertzuschät-         letzten Stand der Technik zu sein. Es
Fachkräftelandschaft und leisten         zen, die einen wichtigen Beitrag in         darf nicht passieren, dass es Lehr-
einen wichtigen Beitrag für den wirt-    unserem Land leisten. Deshalb soll          berufe gibt, die jahrzehntelang nicht
schaftlichen Erfolg in unserem Land.     der „Meister“ künftig als Titel geführt     überarbeitet wurden.
Deshalb gilt es, die Lehre aufzuwer-     und in Urkunden eingetragen werden
ten.                                     können.                                     Zudem soll es auch die Möglichkeit
                                                                                     geben, auch nach der Absolvierung
Mit der Novelle des Berufsausbil-        Dabei ist vor allem auch eine zeitge-       einer berufsbildenden Schule die
dungsgesetzes wollen Sebastian           mäße Sprache für mehr Wertschät-            Lehrzeit zu verlängern. Damit kann
Kurz und das Regierungsteam einen        zung und Anerkennung von Lehrlin-           die Qualifikation der Schul- und
wichtigen Beitrag für mehr Wert-         gen wichtig, denn es ist nur gerecht,       Lehrabsolventen verbessert und
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FREIHEIT | THEMA                 |    07

eine bessere Durchlässigkeit zwi-      Qualitätssicherung in der Lehre und      indem der Bewerbungsprozess ein
schen der Lehre und anderen Bil-       dadurch für mehr Anerkennung und         Motivationsschreiben umfasst und
dungswegen geschaffen werden.          Wertschätzung für jene Personen          der Fokus auf persönliche Kompe-
                                       ein, die dazu beitragen, dass es uns     tenzen und das Potenzial von Lehr-
 „Mit der Fachkräfteoffensive          so gut geht.                             lingen gelegt wird. Gleichzeitig sol-
 setzen wir uns für die Moder-                                                  len neue Qualitätskriterien bei der
 nisierung der Lehrberufe, eine        Berufsmatura: Lehre mit Reifeprüfung     Auswahl der Kursanbieter hinsicht-
 Qualitätssicherung in der Lehre       Das 2008 ins Leben gerufene För-         lich Kursgestaltung und weitere
 und für mehr Wertschätzung            derprogramm „Berufsmatura: Leh-          Maßnahmen die Unterrichtsqualität
 und Anerkennung für die Lehre         re mit Reifeprüfung“ unterscheidet       und -erfolge verbessern.
 ein.“                                 sich von der traditionellen Berufs-
       Bundeskanzler Sebastian Kurz    reifeprüfung, indem die Lehre und        Es werden in den kommenden fünf
                                       die Maturavorbereitung kombiniert        Jahren etwa 62 Millionen Euro in die
Fachkräftebedarf                       werden. Dieses Förderprogramm            Weiterentwicklung dieses Förderpro-
Viele der heimischen Betriebe haben    wird nun weiterentwickelt, um die        gramms investiert, um so vielen Men-
einen notwendigen Bedarf an Fach-      Attraktivität dieser Ausbildung und      schen wie möglich die Chance auf
kräften. Mit der Fachkräfteoffensive   die Zahl der Absolventen zu erhöhen.     eine gute Ausbildung zu geben und
setzt sich die Bundesregierung für     Künftig soll es individuellere Aufnah-   damit dem Bedarf an notwendigen
die Modernisierung der Lehrberufe,     meverfahren geben, beispielsweise        Fachkräften entgegenzukommen.
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08     |    FREIHEIT | THEMA

Land und Leute liegen mir am Herzen
Seit Februar ist Christian Sagartz
der neue ÖVP-Landesparteiobmann
im Burgenland. Kurz davor wurde
er als Europa-Abgeordneter ange-
lobt. Mit der freiheit hat der ÖAAB-­
Landesobmann über seine neuen
Aufgaben gesprochen, und seine
Vorstellungen seiner Arbeit zwi-
schen Europa und Brüssel dargelegt.

freiheit: Herr Abgeordneter, Sie sind
seit ein paar Wochen Landespartei-

                                                                                                                            Foto: Volkspartei Burgenland
obmann der Volkspartei Burgenland.
Wie haben Sie die letzten Wochen
erlebt?
Christian Sagartz: Für Thomas
Steiner stand nach der Landtags-
­
wahl fest, dass er für eine Kandi-
datur als Spitzenkandidat bei der       ge, engagierte Menschen jeden Al-         mit, wo es sinnvoll ist. Schon die ers-
nächsten Landtagswahl nicht zur         ters brauchen unsere Unterstützung.       ten Wochen der SPÖ-Alleinregierung
Verfügung steht. Für ihn war wich-                                                im Burgenland haben gezeigt, dass
tig, dass er so lange Landespartei-     freiheit: Sie haben ein neues Team        man nicht aufmerksam genug sein
obmann bleibt, bis gemeinsam mit        aufgestellt. Wer unterstützt Sie bei      kann. Gemeinsam mit einer aufmerk-
allen Verantwortlichen alle perso-      Ihrer Arbeit?                             samen Gesellschaft werden wir die-
nellen Fragen geklärt sind. Im Feb-     Sagartz: Mit Markus Ulram als             ser Aufgabe nachkommen.
ruar war es dann soweit. Ich wurde      Klubobmann und Patrik Fazekas als
einstimmig zum geschäftsführenden       Landesgeschäftsführer haben wir           freiheit: Wo sehen Sie Ihre Schwer-
Landesparteiobmann bestellt. Für        zwei erfahrene Persönlichkeiten. Mit      punkte fürs Burgenland?
dieses Vertrauen danke ich und ich      Markus Ulram arbeite ich schon lan-       Sagartz: Ein wichtiges Thema für
freue mich auf diese Aufgabe, weil      ge und gut zusammen, er hat nun           mich ist das Prinzip der Subsidiarität,
ich das sehr gerne mache.               im Landtagsklub eine zentrale Rol-        der Vorrang der kleinen Einheiten.
                                        le übernommen. Patrik Fazekas hat         Dieses Prinzip ist gerade für das Bur-
freiheit: Was ist Ihnen besonders       bereits meinen Europa-Wahlkampf           genland entscheidend. Wir wollen,
wichtig?                                erfolgreich organisiert und ist der       dass Probleme dort diskutiert und
Sagartz: Jeder, der mich kennt, weiß,   Richtige für den Job als Landesge-        gelöst werden, wo sie auftreten. Und
dass mir Land und Leute sehr am         schäftsführer. Mit dem neuen Team         zwar in unseren Regionen und in un-
Herzen liegen und ich leidenschaft-     starten wir nun voll durch und sind       seren Gemeinden. Im Gegensatz zur
lich gern im Land unterwegs bin. Ich    für das Burgenland da.                    SPÖ stehen wir als Volkspartei für die
bin der festen Überzeugung: Unser                                                 Eigenverantwortung und für den Vor-
Burgenland kann mehr. Unsere Ge-        freiheit: Wie sehen Sie die Rolle der     rang der kleinen Einheiten.
sellschaft steht vor großen Verände-    Opposition im Burgenland?
rungen und Herausforderungen. Ich       Sagartz: Als größte Oppositionspartei     freiheit: Wie vereinbaren Sie die Rol-
will dabei an der Spitze einer Partei   schauen wir der SPÖ-Alleinregierung       le als Europa-Abgeordneter und Lan-
stehen, die Mut macht, die Chancen      genau auf die Finger. Denn Macht          desparteiobmann?
erkennt und die Herausforderungen       braucht Kontrolle – jetzt mehr denn       Sagartz: An den Sitzungstagen bin ich
annimmt. Unser Burgenland muss          je. Wir üben kantige Kritik, wo es not-   selbstverständlich im Europa-Parla-
ein Land der Talente werden. Fleißi-    wendig ist, und arbeiten konstruktiv      ment, aber ansonsten im Burgenland
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FREIHEIT | THEMA                     |    09

anzutreffen. Mein Europa-Büro werde      ten. Wir leisten hier wichtige Arbeit.   Sagartz: Unser oberstes Ziel ist der
ich bewusst in Oberwart, im südlichen    Dafür brauchen wir auch zukünftig        Schutz der EU-Außengrenzen und
Burgenland, einrichten. Dass wir Bur-    europäische Unterstützung. Wenn wir      mehr Hilfe vor Ort. Österreich hat
genländer auch im Europa-Parlament       über Frieden, Freiheit und Wohlstand     bereits als Unterstützung für den
vertreten sind, ist eine große Chance    diskutieren, dürfen wir auch nicht die   Schutz der Außengrenzen Beam-
für unser Land, die ich nutzen möchte.   Sicherheit vergessen. Das Burgen-        te nach Ungarn und Griechenland
Außerdem sind meine E-Mail-Adresse       land ist ein sicheres Land. Trotzdem     geschickt. Ein weiterer wichtiger
und meine Handynummer seit vielen        brauchen wir sichere Außengrenzen,       Schritt ist die Verlängerung des As-
Jahren die gleichen und egal wo ich      damit unser Europa geschützt ist. Wir    sistenzeinsatzes, um auch die ös-
bin, ich bin für die Burgenländerinnen   und nicht die Schlepper sollen ent-      terreichischen Grenzen zu schüt-
und Burgenländer erreichbar.             scheiden, wer nach Europa kommt          zen. Eines ist klar: Ein Durchwinken
                                         und wer nicht. Und es geht hier nicht    wie im Jahr 2015 darf sich nie mehr
freiheit: Was sind Ihre Schwerpunk-      um Populismus oder Hetze, sondern        wiederholen. Die Volkspartei ist der
te als Europa-Abgeordneter?              es geht um Frieden und Sicherheit.       Garant für den Schutz der Grenzen
Sagartz: Wir im Burgenland sind eine                                              und der Hilfe direkt vor Ort. Es darf
Randregion – mitten drinnen zwi-         freiheit: Ein aktuelles Thema ist die    zu keiner weiteren Zuwanderungs-
schen den finanziell starken Staaten     angespannte Lage an der türkisch-        welle kommen, denn Österreich ist
aus dem Westen und den finanziell        griechischen Grenze. Was kann Eu-        jetzt noch mit den Folgen von 2015
schwächeren aus dem Süden und Os-        ropa hier machen?                        beschäftigt.

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10         |      FREIHEIT | FOKUS GÖD

                                                                             Der Öffentliche Dienst ist
                                                                             Dr. Norbert Schnedl: Für uns alle                               Ausbreitung des Coronavirus sind
                                                                             sind die Herausforderungen die-                                 wirkungsvoll und müssen von uns
                                                                             ser Tage enorm. Mit voller Wucht                                allen lückenlos befolgt werden. Das
                                                                             hat die Pandemie tägliche Abläufe                               dient dem Schutze der Gesund-
                                                                             und Gewohnheiten tiefgreifend ver-                              heit und der medizinischen Versor-
                                                       Foto: GÖD
                                                                             ändert. Die Maßnahmen der Bun-                                  gungssicherheit aller, insbesondere
                                                                             desregierung zur Eindämmung der                                 der Risikogruppen.
Dr. Norbert Schnedl, GÖD-Vorsitzender, FCG-
Bundesvorsitzender und ÖGB-Vizepräsident
                                                       Foto: Andi Bruckner

                                                                                                                                                                                                    Foto: Andi Bruckner
                                                                                                                                 Foto: GÖD

Peter Maschat, Vorsitzender des Zentralbetriebsrates                         Dipl.-Ing. Ferdinand Loidl, AGES Salzburg, Vors.-               Reinhard Zimmermann, Bundesvorsitzender
der NÖ Landeskliniken und Pflege- und                                        Stellvertreter der GÖD-Bundesvertretung Arbeit,                 der KdEÖ, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft,
Betreuungszentren sowie Bereichsleiter, GÖD-                                 Soziales und Gesundheit                                         Vorsitzender im Zentralausschuss für das öffentliche
Vorstandsmitglied, Mitglied des ÖGB-Vorstandes                                                                                               Sicherheitswesen

Peter Maschat: Die Corona-Krise hat                                          Dipl.-Ing. Ferdinand Loidl: Den Be-                             Reinhard Zimmermann: Gerade in
unser Leben schlagartig verändert.                                           diensteten im Bereich der GÖD-Bun-                              schweren Zeiten zeigt sich, dass
Nun geht es darum, die Funktionsfä-                                          desvertretung „Arbeit, Gesundheit                               die Arbeit der Polizei für die Ge-
higkeit unserer Gesellschaft und des                                         und Soziales“ kommt in den derzeit                              sellschaft unverzichtbar ist. Im Zu-
öffentlichen Lebens aufrechtzuerhal-                                         herausforderndsten Wochen für die                               sammenhang mit dem Coronavirus
ten. Im Gesundheitsbereich wird der-                                         Republik Österreich eine zentrale Auf-                          steht jeder und jede einzelne Poli-
zeit eine Doppelstrategie angewendet.                                        gabe zu. Besonders der Gesundheits-                             zeibedienstete vor großen Heraus-
So wird der normale Spitalsbetrieb auf                                       bereich im Bundesministerium für                                forderungen.      Außergewöhnliche
das Notwendigste reduziert, gleich-                                          Soziales, Gesundheit, Pflege und Kon-                           Situationen erfordern außerge-
zeitig wird versucht, freie Kapazitäten                                      sumentenschutz und die Agentur für                              wöhnliche Maßnahmen – so war es
für jene zu schaffen, die mit dem Co-                                        Gesundheit und Ernährungssicherheit                             zur Aufrechterhaltung der Einsatz-
ronavirus infiziert sind. Dass es sich                                       (AGES) haben dieser Tage Großes zu                              kraft und des Durchhaltevermö-
hierbei um eine besondere Herausfor-                                         leisten. In der zum Vertretungsbereich                          gens notwendig, Urlaubssperren
derung handelt, ist unseren Mitarbei-                                        gehörigen AGES wurde eine Informa-                              für die Kolleginnen und Kollegen zu
terinnen und Mitarbeitern bewusst,                                           tionshotline installiert, welche rund                           erlassen. Wie lange die Corona-Kri-
viele Leistungen passieren jenseits                                          um die Uhr erreichbar ist. Im Ministe-                          se anhalten und damit diese Maß-
des Arbeitszeit- und Arbeitsruhege-                                          rium wurde ein Krisenstab bzw. eine                             nahme nötig sein wird, weiß nie-
setzes. Alle geben ALLES! Trotzdem                                           Taskforce eingerichtet, um die SARS-                            mand. Die Polizei ist derzeit überall
muss darauf geachtet werden, dass                                            CoV-2-Pandemie zu bekämpfen. Vie-                               im Einsatz. Neben dem täglichen
menschliche Grenzen beim Arbeits-                                            le Kolleginnen und Kollegen arbeiten                            Inspektions- und Erhebungsdienst
einsatz nicht überschritten und so                                           über die Höchstgrenzen der Arbeits-                             sind auch Grenzkontrollen, Stra-
Helfer zu Hilfebedürftigen werden. Der                                       zeit hinaus, um die Verwaltung der Re-                          ßensperren, Überwachung der In­
Öffentliche Dienst steht einmal mehr                                         publik am Laufen zu halten. Es ist uns                          frastruktur u. v. m zu erledigen. Da-
vor einer riesigen Bewährungsprobe                                           wichtig, dass trotz der bestehenden                             für sind wir da. Daher sind wir das
und Österreich weiß, dass man sich                                           Einschränkungen die Verwaltung im                               Fundament des Staates und zwar
auf ihn verlassen kann – gemeinsam                                           Gesundheits-, Arbeits- und Sozialbe-                            in jeder Lebenslage und zu jeder
schaffen wir es!                                                             reich bestmöglich funktioniert.                                 Zeit!
FREIHEIT | FOKUS GÖD                                             |      11

Garant für Sicherheit und Stabilität!
 Der Öffentliche Dienst ist in dieser                                 wesens in dieser Ausnahmesituati-                                 aller Kraft und mit größtem Einsatz
 Situation besonders gefordert. Kol-                                  on sicherzustellen. Solidarität und                               dazu bei, die Krise zu überwinden.
 leginnen und Kollegen in allen Be-                                   gesellschaftlicher Zusammenhalt
 reichen geben ihr Bestes und gehen                                   sind die Rezepte zur Bewältigung                                  Dafür gebührt Ihnen ein großes
 an die Grenzen ihrer Leistungsfä-                                    der Krise.                                                        DANKE!
 higkeit. Sie tragen wesentlich dazu                                  Die vielen Kolleginnen und Kollegen
 bei, das Funktionieren des Gemein-                                   im Öffentlichen Dienst tragen mit
                                                Foto NLK Reinberger

                                                                                                                                                                                             Foto: Werner Harrer
                                                                                                                  Foto: Andi Bruckner

                                                                      Mag. Walter Hirsch, Vorsitzender der GÖD-                         Paul Kimberger Bundesvorsitzender der Gewerkschaft
 Dr. Waltraud Müllner-Toifl, Bezirkshauptfrau
                                                                      Bundesheergewerkschaft                                            Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer,
 Korneuburg
                                                                                                                                        Vorsitzender der ARGE Lehrer in der GÖD

 Dr. Waltraud Müllner-Toifl: Unsere Mit-                              Mag. Walter Hirsch: Corona-Pandemie,                              Paul Kimberger: Schule in Zeiten des
 arbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten,                              Migrationskrise, Hochwasser, Wirt-                                Coronavirus bedeutet, Gesundheits-
 genauso wie viele andere, im Hintergrund,                            schaftskrise 2008, SARS und vieles                                und Hygienemaßnahmen zu verstär-
 gehen bis an die Grenze der Belastungs-                              anderes mehr: Österreich ist keine In-                            ken, Arbeits- und Übungsmaterialien
 fähigkeit und leisten Unglaubliches. Wir                             sel der Seligen, die Probleme der Welt                            vorzubereiten, individuelle Betreuung
 arbeiten schon seit Ende Februar (in-                                können auch zu unseren Problemen                                  zu ermöglichen, auf Distance-Learning
 klusive Wochenenden) in verschiedenen                                werden. Aber auf eines ist immer Ver-                             und E-Learning umzustellen, Lernplatt-
 Teams durch, um unseren Beitrag zur Ein-                             lass, auf das Österreichische Bundes-                             formen und Cloudlösungen anzubieten,
 dämmung der neuen Krankheit zu leisten.                              heer, das auch in Zeiten der Krise und                            Eduthek und Moodle zu verwenden,
 Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter                              der Unsicherheit dafür sorgt, dass                                über Computer, Tablets und Smartpho-
 sind unheimlich motiviert und unterstüt-                             die Österreichinnen und Österreicher                              nes zu kommunizieren, Telefonkonfe-
 zen sich gegenseitig. Um den Dienstbe-                               die bestmögliche Krisenversorgung                                 renzen abzuhalten, pädagogische Bera-
 trieb der Bezirkshauptmannschaften als                               und Krisenbewältigung erhalten. Es                                tung und psychologische Unterstützung
 unverzichtbare Verwaltungsorganisation                               herrscht eine hohe Einsatzbereitschaft                            zu geben und vor allem das Menschen-
 sicherzustellen – wir sind ja nicht nur Ge-                          der Soldatinnen und Soldaten sowie                                mögliche zu tun, damit jeder von uns
 sundheitsbehörde, sondern auch Sozi-                                 der Bediensteten, und der klare Wille,                            gesund bleiben kann! Gleichzeitig ist
 alhilfebehörde, Kinder- und Jugendhilfe,                             die Herausforderungen der kommen-                                 es uns gelungen, eine bedarfsgerechte
 Anlagen- und Gewerbebehörde und vor                                  den Wochen und Monate anzunehmen                                  Betreuung vor Ort sicherzustellen. Dass
 allem auch Sicherheitsbehörde – wird                                 und im Dienst für die Bevölkerung alles                           dies so gut geklappt hat, ist alles andere
 Homeoffice bei den Mitarbeiterinnen und                              Notwendige zu tun, um die Krise er-                               als selbstverständlich. Von Bildungs-
                                                                                                                                                                                                      entgeltliche Einschaltung

 Mitarbeitern forciert und der persönliche                            folgreich und so rasch wie möglich zu                             minister Dr. Heinz Faßmann bis zu den
 Kontakt mit Mitbürgerinnen und Mitbür-                               bewältigen. Die Soldatinnen und Sol-                              Lehrerinnen und Lehrern wurden die
 gern auf das unbedingt erforderliche Maß                             daten leisten ihren Beitrag zur Bewäl-                            richtigen Schritte für ein professionel-
 reduziert. Schriftliche oder elektronische                           tigung dieser großen Herausforderung                              les Krisenmanagement gesetzt – zum
 Eingaben werden selbstverständlich wei-                              in der Gewissheit, dass sie auch damit                            Wohle von uns allen. Das hat jedenfalls
 terbearbeitet sowie Telefonate entgegen-                             in der Bevölkerung höchste Wertschät-                             Wertschätzung und Anerkennung ver-
 genommen.                                                            zung genießen.                                                    dient!
12   |   FREIHEIT | FOKUS GÖD

Eine starke FCG

Im Mittelpunkt der Mensch                   goedfcg.at

                                Kolleginnen und Kollegen stärken.
                                Verantwortung leben.
FREIHEIT | FOKUS BAK                                     |      13

                  100 Jahre AK: 100 Jahre Einsatz für mehr Gerechtigkeit
                  Vor 100 Jahren, am 26. Februar
                  1920, beschloss die konstituieren-
                  de Nationalversammlung das Ge-
                  setz über die Errichtung von Kam-
                  mern für Arbeiter und Angestellte.
                  Diese sollten den Handelskammern
                  als „gleichwertige Partner“ gegen-
                  überstehen. Ziel der AK war und ist             Foto: AK Tirol

                  es, bessere Rechte für Beschäftigte
                  durchzusetzen.
                                                                               Hubert Hämmerle, der Präsident der AK Vorarlberg, und Erwin Zangerl, BAK Vizepräsident und Präsident der
                  Österreich wird von den Menschen als                         AK Tirol (v. li.).

                  ein gerechtes Land empfunden, das
                  zeigt eine IFES-Umfrage im Auftrag                           BAK-Vizepräsident und Präsident der                     Gleichbehandlungsgesetz und Schutz
                  der AK. Und doch werden einige Be-                           AK Tirol, sowie Hubert Hämmerle, der                    von Leiharbeitskräften“, so Zangerl
                  reiche als sehr ungerecht empfunden,                         Präsident der AK Vorarlberg.                            und Hämmerle.
                  etwa die Verteilung von Vermögen, das                        Sie verweisen auf das Geleistete: Der                   Und trotzdem: „Immer noch werden
                  Steuersystem, die Aufteilung von be-                         Schutz der Beschäftigten, Arbeits- und                  Arbeitnehmervertretungen        infrage
                  zahlter und unbezahlter Arbeit, wer                          Sozialrecht, Arbeitnehmer- und Kon-                     gestellt. Die Steuerflucht, die Kon-
                  wichtige Jobs und Posten bekommt,                            sumentenschutz wurden auf Basis un-                     zentration des Kapitals, die Frage der
                  wer den Klimawandel verursacht und                           zähliger Vorschläge und Initiativen der                 gerechten Besteuerung, aber auch der
                  wer dessen Folgen zu spüren bekommt                          AK ausgebaut. Die Mitglieder erhalten                   massive Strukturwandel in der Wirt-
                  sowie der Zugang zu und die Preise für                       bei der AK kostenlos Know-how und                       schaft werden uns vor große Heraus-
                  Wohnraum.                                                    bei Bedarf Rechtsvertretung. Zudem                      forderungen stellen. Wir wollen diesen
                                                                               hat die Sozialpartnerschaft wesentli-                   Prozess positiv begleiten und auch ak-
                  AK hilft seit 100 Jahren. „Die IFES-                         chen Anteil daran, dass Österreich zu                   tiv mitbeeinflussen. Es darf zu keiner
                  Umfrage macht aber auch deutlich:                            den zehn wirtschaftlich reichsten und                   Spaltung unserer Gesellschaft kom-
                  Die AK hat Konzepte, wie man Unge-                           friedlichsten Ländern der Erde gehört.                  men. Denn unser aller Wohlstand be-
                  rechtigkeiten beseitigen kann, und                           „Erinnert werden muss auch an heu-                      ruht auf Toleranz, auf Solidarität, dem
                  sie macht sich seit 100 Jahren für die                       te selbstverständliche Leistungen wie                   fairen sozialen Ausgleich und der ge-
                  Gerechtigkeit stark. Das wollen wir im                       Sozialversicherung, Lehrlingsausbil-                    genseitigen Wertschätzung. Diese de-
                  Rahmen des Jubiläums 100 Jahre AK                            dung, Mitbestimmung in den Betrie-                      mokratischen Werte gilt es zu sichern
                  aufzeigen“, betonen Erwin Zangerl, der                       ben, Karenzgeld, 40-Stunden-Woche,                      und auszubauen.“

                  Jessica Lutz wird neue Vizepräsidentin der AK Vorarlberg
                                                                               Höchsterin folgt auf Jutta Gunz, die ihr Amt aus privaten Gründen zurücklegt.

                                                                               Die AK Vorarlberg bekommt eine neue                     Arbeitnehmer, die es mit ihrer herzli-
                                                                               Vizepräsidentin: Die 33-jährige Jes-                    chen und verbindenden Art schaffte,
                                                                               sica Lutz wurde von der FCG-ÖAAB-                       Brücken zwischen Menschen zu bau-
                                                                               Fraktion als Nachfolgerin von Jutta                     en“, bedauert AK-Präsident Hubert
                                                                               Gunz designiert, die ihr Amt als AK-                    Hämmerle den Rücktritt von Vizeprä-
                                                                               Vizepräsidentin schweren Herzens                        sidentin Gunz.
                                                                               aus privaten Gründen zurücklegt. Die                    Ihre designierte Nachfolgerin, Jessica­
Foto: AK Vorarlberg

                                                                               Wahl erfolgt bei der Vollversammlung                    Lutz aus Höchst, ist bei der Firma
                                                                               der AK Vorarlberg am 14. Mai 2020.                      Blum Beschläge in Höchst beschäf-
                                                                               „Mit Jutta verliert die AK Vorarlberg                   tigt und seit der AK Wahl 2019 Vor-
                                                                               eine engagierte Kämpferin für die                       standsmitglied der Arbeiterkammer
                  Jessica Lutz ist die neue Vizepräsidentin der
                  AK Vorarlberg.                                               Vorarlberger Arbeitnehmerinnen und                      Vorarlberg.
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ÖAAB-Mandatare und ihr „Lieblingsort in Österreich“
                                                                                                                                Lieblingsort
Klara Neurauter
Die Tiroler Politikerin Klara Neurauter ist seit März 2018 im Bundesrat vertreten. Im Oktober 2019 wurde sie einstim-
mig zur stellvertretenden Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft ÖAAB des Parlamentsklubs gewählt. In dieser Funk-
tion und als Mitglied des Landesvorstandes des Tiroler Seniorenbundes bringt sie vor allem die Interessen von Arbeit-
nehmer/innen und Senior/innen aus Tiroler Sicht auf Bundesebene ein. Schwerpunktthemen sind Altern in Würde und
die Pflege. Wichtig ist der kulturbegeisterten Bundesrätin gelebter Föderalismus und ein respektvolles Miteinander,
„weil sich komplexe Probleme nur gemeinsam lösen lassen“.

freiheit: Welcher ist Ihr Lieblingsort                                                                                 freiheit: Haben Sie für unsere Le-
in Österreich und warum?                                                                                               serinnen und Leser einen „Insider-
                                                                                                                       Tipp“ für diese Orte?
Ich habe zwei Lieblingsorte, die mir bei-
de am Herzen liegen. Der eine ist Inns-                                                                                In Innsbruck den Mühlauer Friedhof,

                                                                                        Foto: ÖVP-Klub/Sabine Klimpt
bruck, die Tiroler Landeshauptstadt,                                                                                   in dem so viele bedeutende Persön-
in der ich fast mein ganzes Berufsle-                                                                                  lichkeiten ihre letzte Ruhe gefunden
ben im Stadtmagistrat und im Amt der                                                                                   haben. Bei einem Spaziergang kann
Tiroler Landesregierung verbringen
­                                                                                                                      man sich da an viel Innsbrucker Ge-
durfte. Innsbruck ist wirklich das Herz                                                                                schichte erinnern. Ich denke dabei
der Alpen, begrenzt von der steilen         Die kulturbegeisterte Bundesrätin vor dem                                  immer an harte Arbeitswelten und
                                            Palmenhaus im Wiener Burggarten.
Nordkette und offen in Richtung Süden.                                                                                 Lebensbedingungen, die wir auch
Die Universitäts-, Kultur- und Sport-       geschichtliches Zentrum. Meine zweite                                      dank des Zusammenschlusses der
stadt pflegt auch die Festspiele der Al-    Sehnsuchtsstadt ist Wien, unsere Bun-                                      Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-
ten Musik und beherbergt eine Unzahl        deshauptstadt, deren vielfältige Ange-                                     mer überwunden haben.
von Museen und kulturellen Stätten.         bote ich seit meiner Jugend zu nutzen                                      In Wien begeistert mich die Kirche am
Der Alpenzoo und die Bergiselschanze        weiß. Bereits mehrfach konnte ich eine                                     Steinhof, ein relativ unbekanntes Ju-
sind weltbekannt. Das Stift Wilten ist      große Seniorengruppe zu einem Wien-                                        gendstiljuwel. Ein Gesamtkunstwerk,
wie der Dom, die Jesuitenkirche und         besuch begleiten und sie für die kultu-                                    das man nur am Wochenende besich-
die Hofkirche spirituelles und kultur-      rellen Schätze begeistern.                                                 tigen kann.

  FREIHEIT | PARLAMENTARISMUS ERKLÄRT

  Covid-19: Gesetzesbeschlüsse im Rekordtempo
  Die Ausbreitung des Coronavirus hat        14. und 15. März 2020 zusammenge-                                         Am Sonntag trat dann der National-
  große Auswirkungen auf die Gesund-         treten. Dass das Parlament die Kri-                                       rat um 9.00 Uhr zur Plenardebatte
  heit der Bevölkerung, auf unsere           sengesetze zum Coronavirus inner-                                         und Beschlussfassung zusammen.
  heimischen Unternehmen und ihre            halb eines Wochenendes auf den Weg                                        Zur Absolvierung der letzten nötigen
  Mitarbeiter/innen. Die Bundesregie-        brachte, ist laut Nationalratspräsident                                   parlamentarischen Stufe tagte dann
  rung hat deshalb gleich zu Beginn ein      Wolfgang Sobotka ein „einzigartiges“                                      um 15.00 Uhr des gleichen Tages
  erstes Gesetzespaket für den Schutz        Ereignis und historischer Moment.                                         auch der Bundesrat. Danach konn-
  der Bevölkerung und einen Corona-          „Das gab es noch nie in dieser Form“.                                     te der Bundespräsident das verfas-
  Krisenbewältigungsfonds       arbeitet.    Die außerplanmäßige Sitzung des Na-                                       sungskonforme Zustandekommen
  Mittlerweile gibt es ein 38-Milliarden-    tionalrats am Samstag diente der Ein-                                     beurkunden. Die Gesetze traten
  Euro-Hilfspaket.                           bringung der gesetzlichen Grundlagen.                                     bereits wenige Stunden später, am
                                             Um das Gesetzespaket plenumsreif zu                                       Montag, in Kraft. Damit wurde einmal
  Um diese dringlichen Maßnahmen der         machen, beriet der Budgetausschuss                                        mehr deutlich, wie gut und rasch der
  Bundesregierung auf eine gesetzliche       in der Folge ab 18.00 Uhr mit Finanz-                                     Staatsapparat und die Gesetzgebung
  Grundlage zu stellen, sind Nationalrat     minister Gernot Blümel und den sach-                                      in Österreich nötigenfalls funktionie-
  und Bundesrat am Wochenende des            zuständigen Minister/innen.                                               ren können.
FREIHEIT | PARLAMENT                             |    15

                                                                                                                                                             Foto: Parlamentsdirektion/Michael Buchner
Ein Blick in den großen Plenarsaal, der sich derzeit im Umbau befindet.

„Das Parlament ist das Herzstück der Demokratie“
Johann Singer, erfahrener Abgeordneter und Bautensprecher der ÖVP, ist auch Vertreter der Volkspartei im „Nutzer-
beirat“, der sich mit dem Parlamentsumbau befasst. Dieser Umbau ist ein großes Projekt, das im Interesse der Öffent-
lichkeit steht. Irene Peer-Polzer hat Johann Singer zum Interview gebeten.

freiheit: Herr Abgeordneter Singer, was
genau ist und macht der Nutzerbeirat?
Singer: Der Nutzerbeirat wurde gleich
zu Beginn der Sanierungsplanungen
für das historische Parlamentsgebäu-
de eingerichtet. Denn es handelt sich
ja dabei nicht nur um ein Bürogebäude,
sondern gerade das Parlament – als

                                                                                                                                                             Foto: Bernhard Peer
Herzstück der Demokratie in Österreich
– weist funktionale Besonderheiten auf,
die bei den Planungen zu berücksichti-
gen sind. Ein Beispiel dafür ist der neue
                                                          Johann Singer vor dem Modell des neuen Plenarsaals im Parlament.
Nationalratssitzungssaal. Hier stellen
sich viele Fragen wie die gute Sichtbar-
keit und Hörbarkeit, die Barrierefrei-                    – so wird es unterhalb der Säulenhalle                freiheit: Der ÖVP-Parlamentsklub ist
heit und Sicherheitsbestimmungen. Es                      ein neues Besucherzentrum geben. Und                  für die Dauer der Renovierungsarbei-
geht auch um die Arbeitsplätze für die                    im Dachgeschoß – eine riesige Fläche,                 ten in einem Pavillon am Heldenplatz
Abgeordneten, die Mitarbeiter und die                     die bisher ungenutzt war – entsteht das               untergebracht. Die Ausschüsse, der
Pressevertreter, um die Positionierung                    Parlamentsrestaurant, das auch für Be-                Nationalrat und der Bundesrat tagen in
von Rednerpult und Regierungsbank                         sucher zugänglich sein wird. Auf dieser               dieser Zeit in der Hofburg. Wie funktio-
und des Präsidiums. Dem Nutzerbeirat                      Ebene wird man künftig auch Einblicke                 niert das?
gehören der Generalplaner, Vertreter/in-                  in den Nationalratssitzungssaal haben                 Singer: Das Parlament ist ja – und das
nen aller Parlamentsfraktionen und der                    können.                                               wissen viele nicht so genau – ein Arbeits-
Parlamentsdirektion an. Wir treffen uns                                                                         platz für viele hunderte Mitarbeiter/in-
regelmäßig. Bis jetzt gab es insgesamt                    freiheit: Kommt Ihnen Ihre Aufgabe als                nen. Daher musste für eine Vielzahl von
37 Sitzungen.                                             ÖVP-Sprecher für Wohnen und Bauten                    Beschäftigten und Politiker eine gute
                                                          in diesen Fragen zugute?                              Ausweichmöglichkeit gefunden werden.
freiheit: Sie sagen, das Parlament spielt                 Singer: Natürlich. Architekturfragen ha-              Die Pavillons am Heldenplatz sind für
als „Herzstück der Demokratie“ eine                       ben mich schon immer interessiert und                 einen modernen Bürobetrieb gestaltet,
wichtige Rolle im Staatsgefüge. Spielt                    ich habe im Laufe der Zeit ein „G’spür“               die Holzriegeltechnik erlaubt flexible
das bei den Planungen eine Rolle?                         dafür entwickelt, wie Bauten benutzer-                Lösungen und eine Wiederverwendung
Singer: Das Parlament muss als demo-                      freundlich gestaltet werden müssen.                   nach der Rücksiedlung ins alte neue
kratische Institution ein noch offeneres                  Das spielt beim sozialen Wohnbau eine                 Haus am Ring.
Haus werden. Gerade die neue Architek-                    ebensolche Rolle wie bei der Planung so
tur soll dazu beitragen, den Menschen                     großer Projekte wie des künftigen Parla-              freiheit: Danke vielmals für das infor-
ein viel intensiveres Bild zu vermitteln                  mentsbetriebes.                                       mative Gespräch!
16         |       FREIHEIT | PARLAMENT

Splitter aus dem Parlament
Vorstellung internationaler Initiativen                                                                                                                                                              viertel. Für sie ist ihr Bürgermeister-
für Menschen mit Behinderung                                                                                                                                                                         amt „einer der schönsten Berufe der

                                                                                                                                                           Foto: Parlamentsdirektion/Raimund Appel
Fünf internationale Initiativen zum                                                                                                                                                                  Welt!“, so die beiden ÖVP-Politikerin-
Thema „Bildung – Inklusion – Digita-                                                                                                                                                                 nen unisono.
lisierung“ stellten sich auf Einladung
von Nationalratspräsident Wolfgang
Sobotka, der Essl Foundation und der
Sinnbildungsstiftung im Parlament

                                                                                                                                                                                                                                                              Foto: ÖVP-Klub/Katharina Schiffl
vor: Präsentiert wurden das Projekt                                                               Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (links im Bild)
„Streamer“, das die Untertitelung von                                                             und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz (rechts
                                                                                                  im Bild) mit dem Team des ORF-Parlamentsmagazins
Gesprächen in Echtzeit ermöglicht,                                                                „Hohes Haus“.

                                                                                                  Schnitt rund 120.000 Zuseherinnen
                                                                                                                                                                                                     Angela Baumgartner (links) und Andrea Holzner (rechts)
                                                                                                  und Zusehern das politische Gesche-
                                                          Foto: Parlamentsdirektion/Thomas Topf

                                                                                                  hen aus dem Herzen der heimischen
                                                                                                  Demokratie näher. „Ein modernes, de-                                                               Der kleine und der große Opernball
                                                                                                  mokratisches Staatswesen wäre ohne                                                                 Am Nachmittag vor dem großen Wie-
                                                                                                  funktionierende Medien nicht denk-                                                                 ner Opernball findet traditionell – und
                                                                                                  bar. Das Parlamentsmagazin ‚Hohes                                                                  heuer zum 58. Mal – im Wiener Rat-
                                                                                                  Haus‘ trägt seit 40 Jahren wesentlich                                                              haus der kleine Neubauer Opernball
Auf dem Foto sehen wir den ÖVP-Bereichssprecher für
Student/innen und Schüler/innen, Nico Marchetti (6. von
                                                                                                  dazu bei, dass sich die Bürgerinnen                                                                statt. Ballpräsidentin ist die ehe-
rechts), und den ÖVP-Bereichssprecher für Bildung und                                             und Bürger ein objektives und seriöses                                                             malige ÖVP-Abgeordnete Gabriele
Wissenschaft Rudolf Taschner (ganz rechts), die nach
der Projektvorführung eine Zusammenfassung ihrer                                                  Bild über die parlamentarische Arbeit                                                              ­Tamandl, Initiatorin und Organisatorin
Eindrücke gaben.
                                                                                                  machen können“, gratulierte Natio-                                                                  die Neubauer Bezirksrätin Christina
„Livox“, eine alternative Kommunikati-                                                            nalratspräsident Wolfgang Sobotka                                                                   Schlosser. Heuer war „Wien.Musik.
onsplattform für Menschen mit Lern-                                                               bei der Jubiläumsveranstaltung in der                                                               Stadt“ das Motto der Veranstaltung.
schwierigkeiten bzw. für Menschen,                                                                Hofburg. Das Parlamentsmagazin sei
                                                                                                                                                                                                                                                              Foto: René Brunhölzl, bz-Wiener Bezirkszeitung
die nicht verbal kommunizieren kön-                                                               ein wichtiger Eckpfeiler, um sich eine
nen, Apps und Softwareprogramme                                                                   qualifizierte Meinung über politische
für blinde oder sehbehinderte Kinder                                                              Sachverhalte bilden zu können.
unter dem Namen „Ballyland“ oder
ein Projekt zum künstlichen Sehen                                                                 Die Bürgermeisterinnen im ÖVP-
mit der „OrCam“. „Menschen ohne Be-                                                               Parlamentsklub
hinderung lernen von Menschen mit                                                                 Nur in 177 von 2.096 Gemeinden in
Behinderung“ ist wiederum die Vision                                                              Österreich gibt es Bürgermeisterin-                                                                Im Bild (v.l.n.r.): Abg. Romana Deckenbacher, Ge-
                                                                                                                                                                                                     meinderätin Sabine Schwarz, Abg. Wolfgang Gerstl,
der Initiative „Inklusive Bildung Öster-                                                          nen. Damit gibt es weniger Frauen                                                                  Margarete Kriz-Zwittkovits, Seniorenchefin Ingrid
reich“.                                                                                           im Bürgermeisteramt als männliche                                                                  Korosec, Bianca Taschner, Abg. Karl Mahrer und Abg.
                                                                                                                                                                                                     Rudolf Taschner.
                                                                                                  Bürgermeister mit dem Vornamen
Parlamentsmagazin „Hohes Haus“                                                                    ­Josef. In den Reihen der ÖVP-Manda-                                                               Der kleine Opernball ist immer aus-
feiert 40. Geburtstag                                                                              tare bekleiden derzeit 13 ein Bürger-                                                             verkauft und von viel Prominenz aus
Am 26. Jänner 1980 erstmals on-air                                                                 meisteramt, zwei davon sind weiblich:                                                             Kultur, Gesellschaft und Politik be-
gegangen, gehört das Parlamentsma-                                                                 die Bürgermeisterin von Tarsdorf/OÖ,                                                              sucht, bietet ein umfangreiches ge-
gazin „Hohes Haus“ heute zu den am                                                                 Bundesrätin Andrea Holzner, und NR-                                                               sellschaftliches und musikalisches
längsten ausgestrahlten Informati-                                                                 Abgeordnete Angela Baumgartner,                                                                   Programm und ist für alle Beteiligten
onssendungen des ORF und bringt im                                                                 Bürgermeisterin von Sulz im Wein-                                                                 ein Highlight der Ballsaison.
FREIHEIT | PARLAMENT                                                  |       17

Der „Frauenklub“ der ÖVP besteht                                                                                                               schwer verwundete Soldaten unter-
nun aus 41 Mandatarinnen                                                                                                                       gebracht – Offiziere und höhere mili-
Am 8. März war internationaler Frau-                                                                                                           tärische Ränge. Die Umwandlung des
entag. Auch die ÖVP-Frauen haben auf                                                                                                           Parlaments in eine Krankenanstalt
diesen wichtigen Tag mit viel Frauenpo-
wer aufmerksam gemacht. Im Vorfeld

                                                                                                                                Foto: privat
trafen die Mandatarinnen des ÖVP-
Parlamentsklubs zu einer Sitzung des                                   Im Bild ( v.l.n.r.): Abg. Andreas Kühberger, Abg. Karl
„Frauenklubs“ zusammen – erstmals                                      ­Schmidhofer, NR-Präsident Wolfgang Sobotka, Abg.

                                                                                                                                                                                                       Foto: Parlamentsdirektion
                                                                        Agnes Totter und Abg. Josef Hechenberger
unter dem Vorsitz der neuen ÖVP-Frau-
ensprecherin Abg. L ­iesi Pfurtscheller                                schen Demokratie zu kommen“, be-
und mit der neuen Frauenministerin                                     tonte Nationalratspräsident Wolfgang
Susanne Raab. Mit 41 Frauen – 26 Na-                                   Sobotka bei der Gedenkveranstaltung
tionalratsabgeordneten, zwölf Bundes-                                  zu den Ereignissen des 4. März 1933                                     Die Militär-Rekonvaleszenten-Anstalt, großer Tagraum,
                                                                                                                                               aufgenommen am 29. September 1914.
rätinnen und drei Abgeordneten zum                                     in der Hofburg. Die Erinnerung daran
                                                                       bot Anlass für eine Diskussion über                                     war offenbar ohne großen Aufwand
                                                                       die Zukunft der Demokratie. Mit dabei                                   machbar. Als Krankenzimmer dien-
                                                                       auch viele ÖVP-Abgeordnete zum Na-                                      ten die Räumlichkeiten entlang der
                                                                       tional- und Bundesrat.                                                  Reichsratstraße im ersten und zwei-
                                           Foto: Christian Georgescu

                                                                                                                                               ten Stock. Insgesamt wurde Platz für
                                                                       Das Parlament als Spital im Ersten                                      200 Betten geschaffen sowie für je ei-
                                                                       Weltkrieg                                                               nen Operations- und einen Ambulanz-
                                                                       Was viele nicht wissen: Das Parlament                                   bereich pro Abteilung. Die Säulenhalle
Die Powerfrauen des ÖVP-Parlamentsklubs
                                                                       war in seiner wechselvollen Geschich-                                   diente als Tagraum für die Patienten.
Europäischen Parlament – ist der Frau-                                 te auch schon einmal ein Spital. Nach                                   Sie war mit Lederfauteuils und Sofas
enklub so groß wie nie. „Wir sind extrem                               der Ausschaltung des Parlaments von                                     ausgestattet. In einem Nebenraum
stolz, so viele Powerfrauen in unseren                                 Juli 1914 bis Dezember 1917 waren                                       war der Apotheker tätig. Im späteren
Reihen zu haben. Jede ist auf ihre Art                                 viele Räume des Gebäudes ungenutzt.                                     Sitzungszimmer des Bundesrates
eine erfolgreiche Kämpferin für unsere                                 Gleichzeit tobte der Erste Weltkrieg                                    war die Hauskapelle untergebracht.
Anliegen“, so Pfurtscheller. Ministerin                                mit unzähligen Toten und Verwunde-                                      Zu Weihnachten gab es in der Säu-
Raab wies darauf hin, dass sich im Re-                                 ten. Diese Situation – Platzkapazität                                   lenhalle sogar einen großen Christ-
gierungsprogramm viele Frauenthemen                                    einerseits und Bedarf an Spitalsver-                                    baum für die Patienten. Aufgrund der
finden, die fächerübergreifend abgear-                                 sorgung andererseits – führte wohl                                      Wiedereinsetzung des Parlaments im
beitet werden sollen. Wichtige Themen                                  zu der Entscheidung, das Parlament                                      Jahr 1917 wurde die Krankenanstalt
dabei: der Gewaltschutz, das Pensions-                                 in dieser Zeit „zweckumzuwidmen“                                        wieder geschlossen. Am 4. Dezember
splitting und die Selbstbestimmung.                                    und zu einem Hilfskrankenhaus zu                                        2016 wurden die letzten Patienten des
„Wir arbeiten aber nicht gegen die Män-                                machen. Dies geschah übrigens auch                                      Hauses in anderen Spitälern unterge-
ner, sondern wollen unsere männlichen                                  etwa mit der Universität, der Secessi-                                  bracht.
Kollegen zu unseren Verbündeten ma-                                    on und rund der Hälfte aller Schulen.                                   (Quelle: Andrea Steiger, in: Das Parla-
chen“, war der Tenor der Sitzung.                                      Die sogenannte „Militär-Krankenan-                                      ment als Militär-Rekonvaleszenten-
                                                                       stalt im Reichsratsgebäude“ wurde                                       anstalt bzw. Militär-Krankenanstalt
Gedenkveranstaltung zum Ende der                                       nach einer Vereinbarung zwischen                                        im Ersten Weltkrieg: September 1914
parlamentarischen Demokratie 1933                                      dem Innenministerium und den Prä-                                       – Dezember 1916, Verlag: Wien, Parla-
„Es braucht das Gedenken, um auch                                      sidien beider Häuser des Reichsra-                                      mentsdirektion/Parlamentsbibliothek,
gut in ein Morgen der parlamentari-                                    tes eingerichtet. Hier wurden weniger                                   2015)
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