GESTALTUNGS-NETZWERK - BDVI
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33. Jahrgang
2007
ISSN 0342-6165
Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V. H E F T
1
GESTALTUNGS-
NETZWERK
Architekten denken
nach vorn
Vernetzte
Handelsstruktur
Bodenwerte für
Einzelhandelsobjekte
Büro adé
Datenvernetzung
vor Ort
DPAG PVSt G 50591 »Entgelt bezahlt« BDVI Berlin
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MOSAIK
_ NEUJAHRSEMPFANG IN BERLIN
Der BDVI im Rathaus Schöneberg
An diesem Tag luden die Landesgruppe Berlin und der BDVI traditionsgemäß zum
Neujahrsempfang Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung ein.
In den vergangenen Jahren hat sich der Empfang von einem Treffen Berliner und Bran-
denburger Vermessungskollegen zunehmend zu einer »Bundesveranstaltung« ent-
wickelt. Der angenehme Rahmen in der Bibliothek des Rathauses Schöneberg ist
geblieben. Aber er wird inzwischen weiter gespannt. Das eröffnet der Veranstaltung
neue Perspektiven.
Das Motto des diesjährigen Empfangs »Freiberufler in Zeiten der Privatisierung« gab
eine Menge Gesprächsstoff für den späteren Abend. Doch der Reihe nach …
Circa 150 Gäste schritten über den roten Teppich zur Bibliothek des Rathauses Schöne-
berg und wurden dort vom Landesgruppenvorsitzenden Harald Bartels und dessen
Vorstandsmitgliedern Christof Rek und Dr. Wolfgang Guske herzlich empfangen. Der
Empfang startete mit einer impulsiven Rede des Landesvorsitzenden.
In einer sehr trocken-humoristischen Art führte Bartels die Probleme, Erfahrungen,
Träume und die Realität des ÖbVI im Lande vor Augen und folgerte dann mit einem
freundlichen Augenzwinkern:
»Am besten ist es, in Erlangen im Bundesland Bayern ÖbVI zu werden, sich dazu in Berlin bestellen zu lassen und
gleich mit Partnern aus anderen Berufszweigen Dependancen in Berlin und Hamburg zu gründen, um dann inter-
national tätige Anleger und Kunden aus Europa und der Welt mit Hilfe berufsfördernder, aber auch ein bisschen ag-
gressiver Werbung zu gewinnen und zu betreuen.« Der Traumvortrag – oder sind es Visionen? – ist in diesem Heft
nachzulesen.
»ÖbVI in Bayern!?« war dann das Schlagwort für die anschließende Begrüßungsrede des BDVI-Präsidenten Volkmar
Teetzmann. Es folgten Grußworte von Bernd Krömer, Stadtrat und Leiter der Abteilung Bauwesen im Bezirk Tem-
pelhof-Schöneberg, und der Festvortrag von Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, mit dem Thema »Wün-
sche von Investoren an Grundstückssachverständige«.
Das anschließende gemütliche Beisammensein, kulinarische Köstlichkeiten, zarte Musikklänge und leise Polemiken
in der Bibliothek lassen auf einen in allem gelungenen Abend zurückblicken.
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MOSAIK MOSAIK
_ BFB _ JUBILÄUM
Neue Kombi-Krankenversicherung Ein Geodät wurde
_ LANDESGRUPPE BERLIN
entlastet Freiberufler bei 100
Neuer Vorstand
Beitragssteigerungen im Alter Am 17. März feierte Ewald Woicke seinen
Seit dem 27. Januar 2007 hat die einhundertsten Geburtstag in Essen-
Der Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), Berliner Landesgruppe des BDVI einen Steele. Im Kreise seiner Familie nahm der
Dr. Ulrich Oesingmann, hat im Januar gemeinsam mit Dr. neuen Vorstand. Der langjährige Lan- rüstige Pensionär die Glückwünsche
Helmut Hofmeier, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebens- desgruppenvorsitzende Harald Bartels zahlreicher Gäste entgegen. Die Glück-
versicherung AG und Vorstand der Gothaer Krankenversiche- Letztere kann später bei Bedarf für die Minderung der Kran- gab das Amt an den bisherigen zwei- wünsche des Verbandes überbrachte
rung AG, ein neues Krankenversicherungsmodell vorgestellt. kenversicherungsbeiträge im Alter eingesetzt werden. So er- ten Stellvertreter, Christof Rek, ab. Neu Dr.-Ing. Hubertus Brauer in Form einer
halten die Mitglieder des BFB Sonderkonditionen und bis zu im Vorstand sind die ÖbVI Christian vom Hauptvorstand signierten Urkunde. Ewald Woicke rezitiert Tucholsky
Mit Hilfe einer Kombi-Versicherung können die Mitglieder des sieben Monatsbeiträge pro Jahr für die Zukunftssicherung zu- Heller und Manfred Ruth als zweiter
BFB jetzt ihren Freiberuflern eine moderne Krankenver- rück. Dieses Modell ist bislang bundesweit neu. bzw. dritter Stellvertreter. Keine Ver- Ewald Woicke wurde in Limburg an der tion des Katasternachweises gewidmet.
sicherung empfehlen, die es ermöglicht, auch im Alter mit über- Es wurde vom BFB gemeinsam mit der Gothaer Versicherung änderungen gab es in der Position Lahn geboren, studierte an der TH Char- 1970 ging er als Vermessungsdirektor in
schaubaren Versicherungsbeiträgen zu rechnen, bei vollem aufgesetzt und durch einen Rahmenvertrag besiegelt. »Die de- des ersten Stellvertreters, welche nach lottenburg Geodäsie und absolvierte sein den Ruhestand und widmete sich der Fa-
Leistungsspektrum. saströse Entwicklung bei der so genannten ›Gesundheitsreform‹ wie vor mit Dr. Wolfgang Guske be- Referendariat in Magdeburg und Potsdam milie und der Literatur. Sein Wirken im
Hier handelt es sich um eine Kombination aus hochwertigem gab für uns den Ausschlag, nach anderen Lösungen zu suchen«, setzt ist. und legte dann 1934 seine zweite Staats- literarischen Kreis wurde anlässlich des
Krankenversicherungsschutz und flexibler Rentenkomponente. begründete Oesingmann die BFB-Initiative. prüfung ab. Nach dem Krieg gründete er Geburtstages von seinen Freunden beson-
(Quelle: Presseinformation des BFB, 31. Januar 2007) Das BDVI-Präsidium möchte Herrn Bar- in Münster ein Vermessungsbüro und er- ders gewürdigt. Für seine Geburtstagsgäste
tels ganz herzlich für seine Arbeit im hielt 1949 seine Zulassung als Öffentlich rezitierte Ewald Woicke das Gedicht »Mut-
BDVI, seine Offenheit und Vorwärtsge- bestellter Vermessungsingenieur. Kurz nach terns Hände« von Kurt Tucholsky.
wandtheit danken und wünscht auch der Gründung des BDVI trat er dem Berufs- Der BDVI wünscht seinem ehemaligen Mit-
weiterhin sowohl beruflich als auch pri- verband bei. Im Oktober 1954 wechselte glied, das bis heute den Kontakt zum Ver-
vat alles Gute und viel Erfolg. Ewald Woicke zum Katasteramt Essen. band nicht verlor, weiterhin Gesundheit und
_ GEOINFORMATION Seine berufliche Arbeit war der Automa- Lebensfreude im Kreise seiner Familie.
»Der Staat muss sich entwöhnen!«
_ NEUJAHRSEMPFANG MV
Am 31. Januar fand in Duisburg nun- auch für Geodaten!« müsse es im Zeit-
mehr die 2. Talkshow zur Geoinforma- alter von DSL, großen Speicherkapazitä- »Wenn wir die Ziele wollen, wollen wir auch die Mittel.«
tion statt. Unter dem Titel »Festpunk- ten der Rechner, dem Einsatz von WMS- (Immanuel Kant)
_ NETZWERK te – Standpunkte! Freie Geodaten für und WFS-Diensten viel mehr und auch
jedermann?« trafen sich Fachleute aus viel einfacher möglich sein, mit Geo-
Runder Tisch GIS e.V. dem Bereich der Geodaten zur Diskus- daten jeglicher Anbieter zu arbeiten.
sion. Podiumsgäste waren: Dr. Matthias Erfreulich für die Vertreter des freien
Der BDVI ist ab sofort Mitglied des »Runder Bachmann (Geschäftsführer Firma Geo- Berufes war die klare Aussage von Prof.
Tisch GIS e. V.«. Von einer Mitgliedschaft ver- Content GmbH), der AdV-Vorsitzende Dr. Kummer, dass die Aufgabe der Ver-
spricht man sich positive Effekte für den Prof. Dr. Klaus Kummer, Jens Wagner messungsverwaltung nicht die Durch-
BDVI und seine Mitglieder, man glaubt je- von der Firma Intevation GmbH und führung von Vermessungen, sondern
doch auch, dass auch der Runde Tisch vom Dr. Roland Wagner von der Universität vielmehr die Verwaltung der Geobasis-
Fachwissen des BDVI und seiner Mitglieder Münster (Institut für Geoinformatik), daten sowie das Bereitstellen einer Geo-
profitieren kann. T. Thalmann (Moderation). daten-Grundstruktur sei. »Der Staat
muss sich entwöhnen!« Dies sagte er mit Bereits zum zwölften Mal veranstaltete die Landes- wollen wir auch die Mittel« war Leitfaden der Begrü-
Im Sinne eines Netzwerkes aller Fachleute, die Zwischen »Freie Geodaten für alle!« und einem deutlichen Hinweis auf das gruppe MV ihren Neujahrsempfang in gewohnter Um- ßungsrede des Vorsitzenden der Landesgruppe MV und
sich mit dem Thema »GIS« beschäftigen, ist »Alles hat seinen Preis!« gab es ein brei- Vorhandensein der Öffentlich bestellten gebung des Fair Play in Schwerin. sorgte bei den Gastrednern immer wieder für »spitzfindi-
für den BDVI und für den Runden Tisch die tes Meinungsspektrum von allen Betei- Vermessungsingenieure, die dann diese ge Bemerkungen«.
Mitgliedschaft und Zusammenarbeit sicher- ligten. Während die Anbieterseite (Bach- Lücke gut füllen könnten. Neben den ca. 30 anwesenden ÖbVI durfte die Landes- Frank Wagner brachte in seiner Rede sehr gut zum Aus-
lich eine sinnvolle Ergänzung der vorhande- mann-Kummer) sich nur im »Wie werden gruppe hochkarätige Gäste aus der Politik und von be- druck, dass die Auswirkungen der Kommunalisierung ge-
nen Strukturen. Zudem ergibt sich durch die Geodaten verkauft?« unterschied, ÖbVI Udo Stichling freundeten Verbänden begrüßen. Zu ihnen zählten z. B. rade für die ÖbVI von ernster Bedeutung sind und es da-
diese Mitgliedschaft für alle BDVI-Mitglieder wollte die Nutzerseite (Wagner-Wagner) Herr Hacker, Bundestagsabgeordneter, und auch Land- her wichtig ist, eigene Ziele zu definieren und dafür
die Teilnahmemöglichkeit an Veranstaltungen diese Daten so einfach und kosten- (Anm. d. Red.: Beitrag gekürzt – tagsabgeordnete, wie Marc Reinhardt (CDU), Jochen notwendige Mittel zu aktivieren.
des »Runder Tisch GIS e. V.« zu vergünstigten günstig »einkaufen« wie nur möglich. Komplettversion bitte unter Schulte (SPD) oder Helmut Holter (PDS).
Konditionen. Unter dem Stichwort »Open Source – info@bdvi.de anfordern) Das Zitat von Immanuel Kant »Wenn wir die Ziele wollen, ÖbVI Petra Zeise
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EDITORIAL
33. Jahrgang, 2007, Heft 1
33. Jahrgang, 2007, Heft 1
INHALT
Revitalisierung
Verbündete? MOSAIK 1 16
EDITORIAL 4
meint die Nutzungs- und Funktionserneue-
ass ich das noch erleben darf: Architekten zu Gast im FORUM. Die Freiberufler, die wir Grenz- und ARCHITEKTEN rung von Grundstücken, Gebäuden, ja von
D Steingänger wegen ihrer schöpferischen Vielfalt am meisten bewundern. Die Berufsgruppe, der man
Kreativität per se bescheinigt. Die Vertreter von Formen und Ästhetik, deren Gestaltungsergebnisse unser
■ Warten auf ein »Kehlmann-Phänomen«
Wolfgang Riehle 7
ganzen Stadtvierteln. Sie kann aber auch für
die Belebung eingefahrener Berufsbeziehun-
aller Lebensgefühl so unmittelbar beeinflussen. Architekten zu Gast bei den Kataster-, Absteckungs- und ■ Damit der Gestaltungswille nicht abnimmt gen stehen. Unser Beispiel: Architekten und
Flächenspezialisten, die gelernt haben, dass ihre Leistung als Zuarbeit in den einzelnen Gestaltungsphasen Arthur Numrich 10 Vermessungsingenieure. FORUM begrüßt die
eines Bauwerkes »vereinnahmt« wird. ■ Sachwalter des Bauherrn versus Sachwalter der Städte? Stadtgestalter Riehle, Numrich, Großkopf.
Sebastian Großkopf 13
Auf Anfrage bei einem ÖbVI, welchen Architekten seines Vertrauens er denn für einen Beitrag im FORUM IMMOBILIEN
gewinnen könnte, kam die Antwort, dass ihm nur Architekten bekannt seien, die entweder die Arbeit der
■ Voll im Trend
Vermessungsingenieure gering schätzen oder deren Tätigkeitsfelder nun auch noch beackern wollen. Eine Walter Schwenk 16
Einzelmeinung? Wahrscheinlich nicht.
■ Verfahren zur Ableitung von Bodenwerten
für Einzelhandelsobjekte in Berlin
Und nun stellen sich Berufsvertreter des Architektenstandes in diesem Heft in ganz anderer Weise vor. Da Jürgen Burneleit 20
ist die Rede von einem Netzwerk aller Fachgruppen, die zum Werden eines Bauwerkes beitragen. Da wird ■ Zustandsmanagement von Gebäuden
Teamfähigkeit bei Architekten und Fachingenieuren reklamiert. Und wir lesen von Partnerschaft am Bau. Joachim Matzkows 34
Das klingt ungewohnt. Wird da nur Sand in die Augen von uns Fokussierspezialisten gestreut? Beschwören FORUM GLOSSAR
da »Baupaten« eine große Familie? ■ Editorial 2 – Cabrio meets Bulli
Andreas Bandow 25
Die Erklärung ist einfacher: Architekten suchen Verbündete bei der Bewältigung der immer größer wer- FORUM FEDERALE
denden technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Auf ihnen lastet der enorme Druck der ■ Freiberufler in Zeiten der Privatisierung und Globalisierung
Bauherren und GU zur Kostenminimierung bei optimierter Gestaltungsqualität. Architekten werden für Harald Bartels 36
kaputte Stadtlandschaften verantwortlich gemacht. Gleichzeitig werden von ihnen zukunftsweisende
Bauentwürfe erwartet. Architekten werden von der Komplexität des Bauprozesses, der Regelungsdichte
FORUM FRAGT Zwang
der Vorschriften und einer wachsenden Terminnot erdrückt. ■ Einmann-Messtrupp und durchgängiger Datenfluss
oder Gewinn
38
Ein FORUM-Interview 38
Die Berufsgruppe der Architekten sucht unter den Freiberuflern Ver- RECHT Führt der wirtschaftliche Druck zu Einmann-
bündete, die sich auf Interdisziplinarität einlassen, die wirtschaft- ■ Neuregelung der steuerlichen Bedarfsbewertung Messtrupps oder ist die technisch mögliche
liche Optimierung mittragen und verantwortliches Arbeiten im Holger Jürgens 46 Zusammenführung von Datenerfassung und
Netzwerk übernehmen. Datenverarbeitung vor Ort »gewollt«? FORUM
TECHNIK
fragt bei den ÖbVI-Kollegen nach.
■ »Wir navigieren Sie durch die Entsorgungswelt!«
Warum sollen das nicht die Öffentlich bestellten Vermessungsin- Michael Körner 48
genieure sein, die behaupten, Grenzfeststellung genauso gut buch-
■ Fahrzeugausbauten
stabieren zu können wie Facility Management und Due Diligence. Andreas Bandow 54
Vielleicht lassen sich entleerte Gebäudehüllen gemeinsam beleben, Untersucht 20
funktionsarme Innenstädte aufwerten oder verbrauchsoptimierte Ge- FORUM IM FORUM
bäude errichten? Und nebenbei noch der freie Berufsstand stärken? ■ Leserbriefe 52
mal …
Gutachterausschüsse können nicht jedes
Gut – Vermessungsingenieure ticken anders (hierzu auch das »Editorial 2«
FORUM FUNDUS Fachproblem selbst lösen. Aber sie können
auf Seite 25). Aber die freiberuflichen Tugenden der persönlichen Integrität, ■ Aus dem Alltag eines ÖbVI wichtige Untersuchungen anstoßen. So ge-
Claudia Zimmermann 53
Darf ich raten? – Freiberufler? des Gestaltungsmuts und der Verantwortungsbereitschaft sind doch bei schehen in Berlin. Mit dem Auftrag an Berli-
beiden Berufsgruppen vorhanden – oder? BDVI INTERN ner ÖbVI, über »Verfahren zur Ableitung von
■ BDVI-Aktion zur Wohnflächenberechnung 55 Bodenwerten für Einzelhandelsobjekte in
Berlin« nachzudenken, weist der dortige Gut-
FORUM FUTURA 56 achterausschuss einen neuen Weg von PPP.
MOSAIK 62 Nachahmenswert!
IMPRESSUM 64
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1 1
ARCHITEKTEN ARCHITEKTEN
Vermessungsingenieure und Architekten –
Partner beim Planen und Bauen
Warten auf ein
ten vor
»Kehlmann-Phänomen«
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oderne Architek
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WOLFGANG RIEHLE | REUTLINGEN
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FORUM stellt m
ach den aktuellen Mitgliedererhebungen der Bundes-
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architektenkammer vom Januar 2007 kommt in Deutsch-
land ein Architekt bzw. Stadtplaner auf 690 Einwohner. Aller-
R
dings gibt es regionale Unterschiede: Nach den Stadtstaaten
Hamburg und Berlin liegt das Flächenland Baden-Württem-
EN
berg bei der Architektendichte mit knapp 500 Einwohnern je
Architekt an dritter Stelle. Die niedrigsten Architektendichten
finden sich in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo statis- Bundestag und Bundesrat im vergangenen Jahr eine Stiftung
AM
tisch gesehen ein Architekt für 2.600 Einwohner planen könn- Baukultur beschlossen, doch sichtbare Ergebnisse sind hier
te. Insgesamt haben die Architektenkammern in Deutschland kurzfristig nicht zu erwarten. Bei der Öffentlichkeitsarbeit
rund 120.000 Mitglieder – eine durchaus bedrohliche existen- müssen weiter alle mitwirken – die Architektenkammer Baden-
BA
zielle Situation für den Einzelnen, bedenkt man die weiter Württemberg führt daher bereits seit zwei Jahrzehnten in den
wachsenden Mitgliederzahlen und den in den zurückliegen- Städten und Landkreisen das Auszeichnungsverfahren »Bei-
U
den Jahren drastisch eingebrochenen Markt. spielhaftes Bauen« durch und rückt damit die Zusammenar-
beit von Bauherren und ihren Architekten regional ins Licht
Glücklich dagegen der Berufsstand der Vermessungsingenieure, der Öffentlichkeit. Nicht zuletzt diese Wettbewerbe zeigten in
ie können sich an die Frühjahrshefte des FORUM der letzten Jahre erinnern. Zunächst stellten sich die Notare
S standes- und selbstbewusst vor. Dann waren die Stadtplaner zu Gast. Deren Beiträge trugen schon ein Staunen
über die in der Zukunft zu bewältigenden Berufsaufgaben. In diesem Jahr schreiben Architekten im FORUM. Nein,
der mit bundesweit rund 1.300 BDVI-Mitgliedern im Vergleich
nur ungefähr ein Hundertstel an Mitgliedern hat. Denn auch
wenn die Zahl der Architekturstudierenden leicht rückläufig
den vergangenen Jahren die zunehmende Bedeutung des Bau-
ens im Bestand.
nicht die Weltenbummler, die unabhängig vom nationalen oder regionalen Baugeschehen ihre Duftmarken setzen, ist, wird sich am harten Wettbewerb für Architekten so schnell Um mit der vorhandenen, insbesondere historischen Bausub-
sondern Architekten, die sich in ihrer Praxis den Problemen der Städte, der Verödung der Zentren und Zerfransung nichts ändern: Noch immer gibt es doppelt so viele Absolven- stanz korrekt umgehen zu können, müssen Bestandspläne vor-
ihrer Ränder entgegenstemmen. Architekten, die eine Vernetzung aller am Baugeschehen Beteiligten befürworten ten wie 65-jährige Architekten und diese denken mit Erreichen liegen. Falls dies nicht der Fall ist, wird ein verformungsge-
und die Zusammenarbeit mit den Fachingenieuren suchen. Vergessen sind die Berufsverwalter, die glaubten, vor der Altersgrenze auch nicht zwangsläufig an den Ruhestand. rechtes Aufmaß erforderlich und somit die Zusammenarbeit
Fachingenieuren »Hof halten« zu können. mit Vermessungsingenieuren. Beim Erweitern vorhandener
Mit dem Bestseller »Die Vermessung der Welt« von Daniel Kehl- Bausubstanz sind präzise Anschlusshöhen und verlässliche An-
Für die Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure steckt in jedem Beitrag eine Aufforderung, ihren Fachbeitrag mann ist das Vermessungswesen im vergangenen Jahr unver- gaben zur Lage des Bestandes in Bezug auf die Eigentums-
zu intensivieren, ihr Verständnis für Architektur zu verbessern und den Sinn für interdisziplinäre Zusammenarbeit sehens in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Auf ein grenzen unverzichtbare Grundlagen für den architektonischen
zu schärfen. ähnliches Phänomen wartet die Architektur noch! Zwar haben Entwurfsprozess. Apropos Grundlagenermittlung:
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ARCHITEKTEN ARCHTITEKTEN
IM SCHADENSFALL WIRD'S SCHWIERIG – dem Bauherrn – sei hierdurch ein Schaden entstanden. Das energieintensive Transportwege und wahrnehmbare Land- Die Anforderungen an Architekten und Ingenieure sind stetig
ZUM AUFTRAGSVERHÄLTNIS VON ARCHITEKTEN OLG Hamm (Urt. v. 09. Juni 1999 – 12 U 152/98 – NJW-RR schaftsverformung durch Erddeponien vermeiden. gewachsen und stehen im Übrigen jeweils in einem unmittel-
UND VERMESSUNGSINGENIEUREN 200, 22) bestätigte den Honoraranspruch des Vermessungs- baren Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen,
ingenieurs und kam zu der Auffassung, dass ein mit der Be- Einst waren Landkarten die einzige sichtbare Form der Arbeit sei es im Bereich des Rechts, der Wirtschaftlichkeit, der erwar-
Die Frage nach dem Tätigkeitsfeld, für das ein Berufsvertre- rechnung von Abstandsflächen beauftragter Vermessungs- von Vermessungsingenieuren. Heute werden Geoinforma- teten Präzision oder der Wertigkeit wie z. B. im Umgang mit
ter haftet, stellt sich immer wieder neu. Bei Architekten und ingenieur nicht verpflichtet ist, die Frage der Anwendbarkeit tionen mittels computergestützter Verfahren erfasst, verarbei- dem baulichen Erbe.
Vermessungsingenieuren kommt erschwerend hinzu, dass sich des so genannten Schmalseitenprivilegs zu prüfen; diese tet, analysiert und multimedial präsentiert. Während die
diese häufig in einem Auftragsverhältnis zueinander bewegen. Prüfung obliegt dem Architekten. Dem Bauherrn stünden Schweizer ihre Bauvorhaben noch mit Leergerüsten ganz prag- Zu den Gemeinsamkeiten gehört aber auch die Honorarord-
aufrechenbare Gegenforderungen nicht zu. Der Vermessungs- matisch und sehr anschaulich auf bauliche Verträglichkeit nung für Architekten und Ingenieure (HOAI), die die Vergü-
Dies kann in direkter Form ausgebildet sein, indem also ingenieur sei gegenüber dem Bauherrn nicht zum Schadener- prüfen, werden hierzulande dreidimensionale Geländemodelle tung der Leistungen beider Berufsstände regelt. Der Kampf um
beispielsweise der Architekt dem Vermessungsingenieur in satz verpflichtet. Insbesondere lasse sich eine Schadenersatz- und andere rechnergestützte Visualisierungen für diese Zwecke deren Erhalt sollte verbinden!
eigenem Namen einen Auftrag zur Erstellung einer Planungs- pflicht des Ingenieurs nicht daraus ableiten, dass er bei der eingesetzt – Hightech!
grundlage erteilt. Wenn das Auftragsverhältnis als Werkver- Berechnung der Abstandsflächen zum Nachbargrundstück Generell ist mit zunehmender Komplexität unserer Aufgaben
trag ausgeformt ist, lassen sich die Verantwortungsbereiche das so genannte Schmalseitenprivileg zugrunde gelegt habe, Früher erschöpfte sich die Zusammenarbeit von Vermessungs- die Beziehung beider Berufsgruppen notwendigerweise enger
hierbei regelmäßig deutlich beschreiben und voneinander ab- obwohl dies nach der in der Folgezeit von der Stadtverwal- ingenieuren und Architekten mit der Erstellung des Lageplans geworden. Der Einsatz von Vermessungsingenieuren sollte so
grenzen. Häufig wird der Architekt für den Bauherrn aber tung vertretenen Ansicht im vorliegenden Fall nicht anwend- zum Baugesuch, dem Auspflocken des Baukörpers und dem Ein- früh wie möglich erfolgen und er sollte den Bauprozess kon-
auch treuhänderisch tätig. Der Architekt hat dann nicht nur bar war. Denn der dem Vermessungsingenieur erteilte Auftrag schneiden des Schnurgerüsts. Mittlerweile sind sie zu Partnern tinuierlich begleiten. Nur eine gelebte Interdisziplinarität kann
im Namen des Bauherrn das Recht der Auftragserteilung. erstreckte sich nicht auf die Prüfung der rechtlichen Voraus- über den ganzen Planungs- und Bauprozess geworden. wirtschaftliche Optimierung gewährleisten. Architekten und
Aufgrund der Rechtskonstruktion obliegt ihm auch die Ge- setzungen der Anwendbarkeit des Schmalseitenprivilegs. Vermessungsingenieure müssen gegenüber dem ohnehin regel-
staltung der Auftragsinhalte und damit auch der Arbeits- Diese rechtliche Prüfung der Zulässigkeit der Anwendung des Kühne Architekturen wie das neue Mercedes-Benz Museum in mäßig überforderten Verbraucher, unser beider Auftraggeber,
ergebnisse der Fachingenieure. Er haftet dann gegenüber Schmalseitenprivilegs verblieb beim Architekten, der diese Stuttgart mit polygonalen Grundrissen, geschweiften Wand- gemeinsam Verantwortung übernehmen. Auch aus berufspoli-
dem Bauherrn nicht nur für seine eigene Leistung, sondern Frage im Einzelfall mit der zuständigen Bauordnungsbehörde verläufen, konkav oder konvex gewölbten oder in sich verzo- tischer Sicht scheint deshalb ein engeres Miteinander sinnvoll.
auch für die Koordination der für die Planung erforderlichen abzuklären hätte. Ein mit der Berechnung von Abstands- genen Wänden und Deckenflächen sind in der baulichen Um-
Einzelleistungen. Eine weitere Variante stellt die Auftragsver- flächen beauftragter Vermessungsingenieur ist nicht ver- setzung selbst durch spezialisierte Bauunternehmungen nur Wolfgang Riehle | Reutlingen | Freier Architekt BDA |
gabe an Architekten und Fachingenieure durch den Bauherrn pflichtet, die Frage der Anwendbarkeit des so genannten mit Hilfe modernster Vermessungsmethoden während der Aus- Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg
dar. Obwohl diese dann nur fachlich eine Gestaltungsgemein- Schmalseitenprivilegs zu prüfen; diese Prüfung obliegt dem führung möglich. E-Mail riehle@akbw.de | mail@riehle-partner.de
schaft bilden, verbleibt dem Architekten doch ein Verantwor- Architekten.
tungsbereich, wie er sich üblicherweise aus der fachlichen Wenn der Bauherr dem Vermessungsingenieur außer der
Aufteilung am Bauvorhaben ergibt. Wie wichtig hier eine rein rechnerischen Ermittlung der Abstandsflächen aus-
präzise Auftragsbeschreibung ist, zeigt folgendes Beispiel: nahmsweise auch die Verantwortlichkeit für die Prüfung der
Im Rahmen eines Bauvorhabens wurde ein Vermessungs- Anwendbarkeit des Schmalseitenprivilegs hätte übertragen ZUSAMMENARBEIT VON INGENIEUR UND ARCHITEKT
ingenieur vom Bauherrn mit Vermessungsleistungen beauf- wollen, hätte dies im Auftragsschreiben deutlich zum Aus-
tragt, u. a. auch mit der Berechnung der Abstandsflächen zum druck gebracht werden müssen. Auch wenn heute in vielen Der Bauingenieur Gustav E. Kruck beklagt in einem Beitrag
Nachbargrundstück. Nach Erbringung seiner Leistungen stellt Bundesländern das Schmalseitenprivileg zur Vergangenheit zur Schweizerischen Bauzeitung ganz allgemein das Ver-
der Vermessungsingenieur seine Honorarrechnung. Der Bau- gehört. Die Problematik der Abgrenzung ihrer fachlichen Ver- hältnis zwischen Ingenieuren und Architekten. Es ist ein
herr wendet u. a. gegen die Honorarforderung ein, der Vermes- antwortungsräume bleibt Architekten und Vermessungsinge- Thema, das, obwohl die Publikation schon über 50 Jahre
sungsingenieur habe bei den Abstandsflächen fehlerhaft das nieuren erhalten. zurückliegt, heute immer noch aktuell ist.
so genannte Schmalseitenprivileg zugrunde gelegt und ihm – Auszug aus einem Artikel der Internetseite www.baunetz.de
Zwei Aspekte stehen beim Text von Kruck im Zentrum:
zum einen die ungenügende ästhetische Ausbildung des Inge-
nieurs, zum anderen die fehlende Zusammenarbeit von Ar-
chitekten und Ingenieuren. Gerade diese beiden Punkte
Baurecht und Nachbarrecht gründen sich auf eine verantwor- Die wirtschaftliche Optimierung von Hoch- und Tiefbaumaß- scheinen immer noch ungelöst und sind auch ein Thema der
tungsvolle Katastervermessung und dienen nicht selten ganz nahmen ist abhängig von einer sorgfältigen Einfügung der Ausbildung. Die Fragen nach der Entwurfskompetenz und der
pragmatisch dem bürgerschaftlichen Frieden. Im Zusammen- Baukörper in eine vorgegebene Topographie. ästhetischen Qualifikation erhitzen weiterhin die Gemüter.
hang mit der Kartierung von Bewuchs, aber auch topographi- Diese Diskussion spiegelt sich bereits im Text von 1953 wider,
schen Verwerfungen, mäandrierenden Bachläufen und Natur- Umgekehrt kann die Einhaltung von Vorgaben in Bebau- denn als Beispiel führt Kruck seinen eigenen, unrealisiert ge-
denkmalen auf bebauten und unbebauten Grundstücken ent- ungsplänen ohne Hilfe der Vermessungsingenieure nicht gelin- bliebenen Vorschlag für das Vordach des Flughafens Zürich
degebank Berlin
stehen Vermessungsingenieuren ebenfalls verantwortungsvolle gen. Im Benehmen mit Garten- und Landschaftsarchitekten an, das, obwohl von der Bauherrschaft zur Ausführung be-
Aufgaben, die für uns Architekten Ausgangspunkt sind für den und Verkehrsplanern ist z. B. die Bilanzierung von Aushub- stimmt, vom Architekten vehement abgelehnt worden war,
sensiblen Umgang mit landschaftlichen Charakteristiken. massen und deren sorgfältig modellierter Wiedereinbau im der ein Glasdach konzipiert hatte.
jeweiligen Sachzusammenhang geboten. Nur so lassen sich
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ARCHITEKTEN ARCHITEKTEN
Plädoyer für gemeinsame Anstrengungen Und auch der öffentliche Bauherr agiert letztendlich nur noch Beteiligten verstanden werden, ja, auch von denen, die sich
wie ein Kaninchen vor der Schlange des Rechnungshofs oder eigentlich nur um den Grund und Boden kümmern.
um mehr Baukultur der Revision. Er will und muss es allen recht machen, muss sich
nach allen Seiten absichern. Ich kenne es noch aus meiner Zeit Spezialisiertes Fachwissen allein kann uns nicht weiterbringen.
als Referendar, dass verantwortliche Beamte oft einfach so Komplexe Gebäude brauchen komplexe Teamstrukturen, brau-
Entscheidungen getroffen haben: »Das wird jetzt so gemacht, chen Menschen, die zusammenarbeiten, erfordern neue Pla-
Damit der Gestaltungswille das nehme ich auf meine Kappe.« Der heutige Vertreter des öf-
fentlichen Bauherrn ist gezwungen, es allen recht zu machen,
er darf oder kann keine Verantwortung mehr übernehmen, und
nungsstrukturen. Die bisher stark hierarchischen Abläufe – in
den Firmen, Institutionen und Behörden, für die wir bauen (ge-
nauso wie in unseren Planungsteams) werden abgelöst durch
er verwässert oder »verkompromisst« seine Vorgaben. Und auch vernetzte Strukturen: Die Zusammenarbeit muss als Netz aller
nicht abnimmt darunter leidet die Baukultur.
Baukultur und Bauqualität kann nur gemeinsam mit guten
Beteiligten, Baufachleute und Bauherren genauso wie Nutzer,
Betroffenen und Vertreter von Stadt und Gemeinde begriffen
werden. Das erfordert neue Beweglichkeiten, es erfordert Leute,
Bauherren entstehen. Da liegt eine große Aufgabe, auch für die diese Prozesse führen, die diese Netzwerke verstehen, len-
ARTHUR NUMRICH | BERLIN den öffentlichen Bauherrn, der in der Tradition immer Vertreter ken und steuern können. Das Planen von Prozessen und Abläu-
der Baukultur war. Die Bauten der Bahn, der Post, der Rathäuser fen wird genauso wichtig werden wie das Planen der Gebäude
und Schulgebäude landauf und landab sind Zeugnis dafür. selbst. Gerade das Zusammenführen der Einzelteile wird we-
sentlich die Zukunft unserer Arbeit als Architekten bestimmen.
Leider ist dies in den Zeiten sehr enger Budgets deutlich weni-
ger geworden. Glücklicherweise kann man noch,
wenn man durch unser Land fährt, in jeder Stadt,
in jeder Gemeinde eine schöne Schule oder eine
gut gestaltete Kindertagesstätte mit hoher Quali- ARCHITEKT VERTEIDIGT »SEIN WERK«
tät finden.
er Vermesser ist zuständig für die Vermessung, der Fach-
D ingenieur für die Technik, der Statiker für die Konstruk-
tion – und der Architekt für die Baukultur: So ist es. Aber kann
Aber der Gestaltungswille der Gemeinden – oder
ist es die Kraft zur Gestaltung? – nimmt ab. Ohne
Bahn kontra Architekten – im Streit über die Ausführung der
450 mal 60 Meter großen Decke in den unteren Ebenen des
Hauptbahnhofes/Lehrter Bahnhofes entschied das Landgericht
dies so nebeneinander stehen bleiben? gemeindliche Steuerungsschläge der Sparkassen, am 22. November 2006 über die Fragen des Urheberrechts.
Versicherung o. Ä. schlägt der Gestaltungswille oft
Wer vor 100 Jahren ein Haus bauen wollte, brauchte einen Bau- wilde Kapriolen. Eine Steigerung ist die »Aldi- Das Architektenbüro Gerkan Marg und Partner (gmp) be-
meister. Einen Experten in Theorie und vor allem in Praxis, der isierung«, die »Lidlisierung« und »Verschleckerung« zeichnete die von der Bahn gewählte Flachdecke als »kultur-
von allem etwas verstehen musste, von Geometrie und Mathe- der Landschaft, die unsere Städte zerstört. Hier los«. In jedem seiner Bauwerke (u. a. Flughafen Tegel) arbeite
matik, vom Zeichnen und von Räumen, von Materialien, vom muss entgegengewirkt werden. Und dass kann nur er mit Gewölbedecken, die Räume auf eine besondere Art er-
Bauablauf. Von den Menschen. Dass die Architektur immer weniger als Teil des kulturellen Um- in einer gemeinsamen Anstrengung aller Betei- lebbar machen, argumentierte Meinhard von Gerkan. »Die op-
feldes eines jeden Menschen anerkannt wird, liegt oft daran, ligten geschehen. tische Wahrnehmung dieses in seiner Größe weltweit einzig-
Heute braucht man Vermesser, Statiker, Bautechniker, Bauphy- dass immer mehr Investoren und Projektentwickler nur noch artigen unterirdischen Raumes wird von der Decke geprägt.«
siker, Akustiker, Fassadenplaner, Heizungs-, Lüftungs-, Elektro- darauf aus sind, möglichst schnell ein möglichst billiges archi- Die Zusammenarbeit des großen Teams der Fach- Die Bahn hielt die explodierenden Kosten für den Hauptbahn-
und Sanitärplaner. Und tausend Berater, wie Projektsteuerer, tektonisches Produkt zu erhalten. Fragen der Qualität, der Dau- ingenieure mit den Architekten ist nach meiner hof dagegen, der auf 500 bis 700 Millionen Euro geschätzt
Makler, Marketingexperten, Banker und natürlich Juristen, die erhaftigkeit und Nachhaltigkeit, der Identität, also ausge- Erfahrung gut und konstruktiv, insbesondere bei wird. Allein für die Hallendecke waren, so hieß es im Gericht,
alle alles besser zu wissen meinen, die aber nie wirklich Verant- sprochen gesellschaftliche Fragen, geraten hier zu Marginalien. der Entwicklung und der Ausarbeitung von tech- neun Millionen Euro veranschlagt. Damit hätten sie ihr
wortung übernehmen und finanziell den eigenen Kopf hinhal- nischen Belangen und wirtschaftlichen Vorge- kathedralenartiges Gebäude bauen können, so die Architek-
ten. Oder man nimmt gleich am besten einen Generalüber- Die objektive Abhängigkeit unserer Tätigkeit von dem geldge- hensweisen. Was wir aber heute von den Fachin- ten. Die Bahn glaubte nach mehrjähriger Planung nicht daran
nehmer, der alles garantiert, nur nicht die architektonische benden Investor oder auch von dem öffentlichen Bauherrn genieuren und auch von den Öffentlich bestell- und beauftrage ein anderes Architektenbüro mit dem Einbau
Qualität. Den Architekten scheint man eigentlich nicht mehr beschränkt den Wirkungsgrad der Architekten. Dann sind da ten Vermessungsingenieuren erwarten und brau- einer preiswerteren Flachdecke.
zu brauchen. die vielen Gebäude, die ohne Architekten, ja sogar ohne Archi- chen, ist eine noch komplexere, ganzheitliche Be- Das Berliner Landgericht sprach dem Architekten im Ur-
tektur entstehen. All diese Umstände machen uns ziemlich trachtung des Bauens, ein Hinausschauen über heberrechtsstreit Recht zu. Durch die Änderungen am Bau sei
Dabei ist das Bauen, die Arbeit des Architekten, eine sehr öf- machtlos und auch sprachlos. Hinzu kommt, dass die schiere den Tellerrand: ein Denken im komplexen Zusam- die ursprüngliche Planung des Stararchitekten Meinhard von
fentliche und wichtige Arbeit, wir erleben sie mit jedem Schritt, Größe der heutigen Bauaufgaben von einer Berufsgruppe menhang eines Gebäudes mit seinen Kriterien der Gerkan »erheblich entstellt« worden. »Ein Rückbau der Decke
mit dem wir uns durch eine Stadt bewegen. Bauen ist im ho- eigentlich nicht mehr zu bewältigen ist. Und dass das Bauen Funktionalität und Benutzbarkeit, der Wirtschaft- wäre durchzuführen.«
hen Maße eine soziale und gesellschaftliche Aufgabe. Ein Ge- heute viel mehr mit Streit um Kompetenzen und Verant- lichkeit und Umsetzbarkeit, aber auch der Auf- Das Unternehmen beziffert die Umbaukosten auf 40 Mil-
bäude ist immer ein Stück einer baulichen Gesamtheit und hat wortlichkeiten als mit kreativem Entwerfen und konstruktivem gabe und des Zwecks von Architektur und Gestalt. lionen Euro und rechnet mit drei Jahren Bauzeit. Die Bahn
eine Funktion, ist nicht nur zu vermarktendes Produkt. Diskurs verbunden ist. Die Architektur, der Entwurf, muss daher von allen kündigte deshalb bereits Berufung an.
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ARCHITEKTEN ARCHITEKTEN
NEUE AUSRICHTUNG DER ARCHITEKTURBÜROS Der Architekt in der städtebaulichen Entwicklung
Maßnahmen zur Energieeinsparung, Sanierungsmaßnah-
men, Objektüberwachung, Gebäudemanagement, Vermö-
gensberatung, Projektentwicklung, Projektmanagement,
Sachverständigentätigkeit für Schall-, Wärme-, Brand-
schutz, Bewertung von Grundstücken und Gebäudeschäden,
Sicherheits- und Fluchtwegforschung, Innenausbau von
Flugzeugen und Yachten, Bausachverständigentätigkeit –
Sachwalter des Bauherrn versus
all dies sind Aufgabenfelder, die von Journalisten im
Zusammenhang mit der Frage nach möglichen Auswegen
aus der Architektenkrise immer wieder genannt werden.
Empirische Untersuchungen zu diesem Thema gibt es bis-
Sachwalter der Städte?
lang kaum. Einzig im Rahmen der Untersuchung von Hom-
merich im Jahr 1997 wurde eine aussagekräftige Zahl von SEBASTIAN GROSSKOPF | GOTHA
Architekten aus NRW zu neuen Tätigkeitsfeldern für ihren
Berufsstand befragt.
Die insgesamt 572 befragten Architekten gaben auf diese
Neubau Historisches Museum Berlin
Frage vielfältige Antworten. Gut ein Drittel der Architekten
(34 %) sieht in der Sanierung sowie im Um- und Ausbau von
Gebäuden ein Betätigungsfeld mit Zukunftspotenzial. Mit Be-
ratungsleistungen, z. B. für Bauherren, können Architekten
aus Sicht von 22 % der Befragten zukünftig erfolgreich am
Markt agieren. Für 21 % ist ökologisches Bauen ein zukunfts-
ie Begriffe »Architektur« und »Architekt« werden in der
fähiges Marktsegment. Im Projekt- bzw. Gebäudemanagement
sehen 20 % der Architekten eine Chance für ihren Berufs-
stand. Kostengünstiges Bauen ist nach Meinung von 18 %
D heutigen Zeit in vielen Zusammenhängen verwendet.
Adaptiert in Bereichen, wie z. B. der EDV als »Netzwerkarchi-
der Befragten eine geeignete »Überlebensstrategie« für die tektur« oder der Politik als »Architekt der Einheit«, stehen sie
Zukunft. Für eine Ausweitung des Aktionsradius der Architek- als Synonyme für die Lösung komplexer Systeme oder Situa-
ten über die Landesgrenzen der Bundesrepublik hinaus tionen. Dem »richtigen« Architekten wird die Verwendung
plädieren 14 % der Befragten. seiner Berufsbezeichnung störend erscheinen, sie beinhaltet
nische, funktionale, wirtschaftliche, gesellschaft- aber auch eine positive Wertschätzung eines ganzen Berufs- sichtspunkten immer mehr demographische, soziale und ökolo-
Auszug aus einer Veröffentlichung der Architektenkammer liche und künstlerische Aspekte zusammenführen standes. gische Belange eine große Rolle. Eine schrumpfende und über-
Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2005 und er hat vor allem soziale Kompetenz. Aber er alterte Bevölkerung wird in der Zukunft genauso unsere Ar-
ist angewiesen auf die Kooperation, auf die Mit- beit beeinflussen wie die globale Erwärmung und die Zunahme
und Zusammenarbeit der Fachingenieure, der »Architekt, Innenarchitekt, Landschaftsarchitekt oder Archi- von extremen Witterungseinflüssen.
Vermesser und Statiker. tekt für Stadtplanung (Stadtplaner) darf sich nur nennen, wer
in der Architektenliste des jeweiligen Bundeslandes eingetra- Besonders in den neuen Bundesländern, die zusätzlich durch
Wie auch in anderen Berufszweigen, führt die zunehmende Wir brauchen uns gegenseitig – das Verständnis für die Pro- gen und somit Mitglied der Architektenkammer ist. Voraus- Abwanderung der Bevölkerung einem starken Strukturwan-
Technisierung gerade beim Bauen zu immer größerer Speziali- bleme des Anderen muss gefördert werden. Dabei sind es nicht setzung dafür ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium der del unterliegen, werden die zukünftigen Probleme Deutsch-
sierung; der technische Fortschritt produziert ungebremst im- nur die technischen Probleme, sondern auch die gestalterischen entsprechenden Fachrichtung und eine mindestens zweijäh- lands bereits jetzt sichtbar. Begünstigt durch die Verlagerung
mer spezielleres Spezialwissen. Der Architekt kann daher heute und gesellschaftlichen. Das Verständnis für Kultur, für Bau- rige Berufspraxis … Architekten, Innenarchitekten, Land- von Wohneigentum auf die »grüne Wiese« und die Schaffung
nicht mehr, wie der Baumeister früherer Jahrhunderte, alle Zu- kultur, muss von allen Beteiligten gefordert, aber auch ge- schaftsarchitekten und Stadtplaner sind Gestalter, Berater, neuer Gewerbegebiete an den Randlagen entstehen inner-
sammenhänge des Bauens allein erfassen. Wir müssen umden- fördert werden. Konstrukteure und Manager. Als Sachwalter des Bauherrn städtische Brachflächen, werden gewachsene Stadtstrukturen
ken. Eine wesentliche Aufgabe der Architekten ist heute mitt- bringen sie dessen Wünsche mit den Bauvorschriften, den ört- aufgelöst. Andererseits verschmelzen ganze Ortschaften durch
lerweile, ein Heer der Spezialisten im Planungsprozess zu ko- Denn ein Haus ist immer auch ein Stück unserer Umwelt. lichen Satzungen und den finanziellen Möglichkeiten in Ein- die Erschließung der Peripherie. Die Trennung zwischen Innen
ordinieren. Und das ist wichtig, denn kaum ein Spezialist kann klang.« Architektenkammer Thüringen und Außen, Stadtraum und Landschaftsraum verschwindet.
(vielleicht auch: erkennt) die Auswirkungen seines Tuns auf an- Arthur Numrich
dere Gewerke und auf das Ganze hinreichend berücksichtigen. Numrich Albrecht Klumpp Architekten BDA Initiativen wie »Genial zentral« des Freistaates Thüringen ver-
Kohlfurter Straße 41-43 | 10999 Berlin Tatsächlich ist der Arbeitsbereich der Architekten so vielschich- suchen dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Bei städtebau-
Der Architekt im Berufsverständnis des ehemaligen Baumeis- E-Mail info@nak-architekten.de tig wie die externe Verwendung des Begriffes. Dabei spielen lichen Wettbewerben werden von den Architekten und Stadt-
ters ist es gewohnt, interdisziplinär zu denken, er kann tech- www.nak-architekten.de neben funktionalen, gestalterischen und ökonomischen Ge- planern Konzepte entwickelt, die sich mit der Revitalisierung
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ARCHITEKTEN ARCHITEKTEN
zu klein, die Belichtung auf notwendige Fenster beschränkt. Der Architekt Ludwig Bohnstedt (Gewinner des Wettbewerbes
Weiterhin hat die Gebäudehülle nicht die notwendigen Dämm- von 1872 um den Deutschen Reichstag, der aber wegen Proble-
eigenschaften, um das Haus wirtschaftlich beheizen zu können. men hinsichtlich der Besitzverhältnisse des erwünschten Bau-
grundstückes nicht von ihm realisiert wurde) errichtete um
Es ist relativ einfach, die bauphysikalischen Eigenschaften zu 1875 ein Bankgebäude am Ekhofplatz in Gotha im Baustil des
verbessern. Doch ein Haus mit Rücksichtnahme auf die ur- Historismus. Wie in unserem Beispiel sind diese Gebäude vor
sprüngliche Form und Gestaltung (die zum Teil noch bei den allem durch eine ausgewogene Fassadengestaltung mit ent-
Das Konzept unseres Wettbewerbsbeitrages »Genialzentral: Wohnen in der Schwabhäuser Straße in Gotha« nimmt die beste- Nachbarn besteht) größer zu machen, ist eine interessante Auf- liehenen Gestaltungselementen vergangener Epochen geprägt.
hende Struktur der Altstadt auf. Die Blockränder an der Schwabhäuser Straße werden geschlossen. Die Neubauten berück- gabe. Oftmals reichen kleine Eingriffe, wie die Vergrößerung Die Raumaufteilung ordnet sich der Gebäudehülle unter. Viele
sichtigen in ihrer Kubatur und Gliederung den städtebaulichen Kontext. Durch Entkernung der Blockinnenbereiche werden at- einer Gaube mit Fenster, um den dahinterliegenden Raum bes- Umnutzungen und damit verbundene Umbauarbeiten taten
traktive private und halböffentliche Freiräume geschaffen, welche die Qualität des Quartiers erheblich verbessern. Die Ver- ser zu belichten und damit großzügiger erscheinen zu lassen. ihr Übriges, so dass ein von außen schönes, aber innen verbau-
netzung der Grünflächen ergänzt die bestehende Gitternetzstruktur aus Straßen, Gassen und Plätzen mit ihren abwechs- Abbildung links unten tes Haus der Ursprung unserer Umplanung war. Ansatz unseres
lungsreichen Raumfolgen in der historischen Altstadt. Die Mischung von Wohnen und Gewerbe führt die historisch gewach- Entwurfes für die Gestaltung der öffentlichen Bereiche einer
sene Nutzungsstruktur fort. Zunehmen wird auch die Rolle der Innenarchitektur. Gerade Arztpraxis sind die Orientierung der Besucher und die natür-
bei Gebäuden von historischer Bedeutung ist es wichtig, unter liche Belichtung und damit die Aufwertung der innen liegen-
Einbeziehung und Erhalt der vorhandenen Substanz, zeitge- den dunklen Gebäudezonen. Abbildung unten
mäße Lösungen für sich ändernde Nutzungen zu finden. Dabei
der Brachen beschäftigen, die aufzeigen, dass attraktiver Wohn- wendigkeit der Barrierefreiheit müssen Architekten hier die steht der Architekt vor der Schwierigkeit, den richtigen Weg Der kleine Einblick in die laufenden Projekte unseres Büros
raum auch in der Innenstadt realisiert werden kann. Zusammen neue Lebensstruktur in die funktionale Struktur ihrer Häuser zwischen der Integration der neuen Funktionen in die alten zeigt, wie sich die Aufgabenfelder der Architekten in Deutsch-
mit der vorhandenen Infrastruktur, den kurzen Wegen, kul- einfließen lassen, vollkommen neue Gebäudetypologien wer- Grundrisse und der Notwendigkeit zur Veränderung der beste- land entwickeln werden. War unsere Tätigkeit bis jetzt größ-
turellen Einrichtungen und Freizeitangeboten entstehen hier den entstehen. henden Struktur zu finden. Ein besonderes Augenmerk liegt tenteils durch Wachstum und Expansion und damit Neubau
Wohnquartiere, deren Vorteil gegenüber den B-Plan-Gebieten neben dem kreativen Umgang mit dem Bestand auf der Ver- geprägt, werden wir uns künftig mehr mit dem Umbau vor-
der Peripherie auf der Hand liegt. Abbildung oben Zusammen mit der Entwicklung von Neubauprojekten auf in- mittlung der Ideen gegenüber den Bauherren und Baube- handener Substanz beschäftigen. Zeitgleich sind die mit dem
nerstädtischen Brachflächen liegt ein wichtiger Aufgaben- teiligten. Oft sind lange Diskussionen notwendig, um seine Rückgang der Bevölkerung und der damit verbundenen
Weiterhin spielt die sich ändernde Altersstruktur eine zuneh- bereich beim Bauen im Bestand. Hier gilt es, vorhandene Im- Vorstellungen über die zukünftige Gestaltung zu vermitteln, Schrumpfung der Städte einhergehenden Probleme zu lösen.
mende Rolle. Die klassische finanzielle Versorgung der Rent- mobilien durch Umbaumaßnahmen einer neuen Nutzung zu- gerade wenn es notwendig wird, zugunsten eines schlüssigen Es gilt das Gleichgewicht der baulichen Konzentration der
ner durch junge Verdiener, die in die öffentlichen Sozialkassen zuführen bzw. den vorhandenen Nutzungswert zu erhalten und Konzeptes alte Elemente bewusst zu verändern. Stadtkerne gegenüber dem freien Landschaftsraum wieder-
einzahlen, wird verschwinden, weil die Belastung durch das zu steigern. herzustellen und zu erhalten.
fehlende Gleichgewicht nicht zu tragen ist. Stattdessen wer-
den sich Solidargemeinschaften anderer Formen entwickeln. Beispielsweise erfreut sich in Gotha ein Wohngebiet mit Sied- »Wie ein Musiker, der ein Musikstück nachspielt und neu in-
Wohngemeinschaften von Jungen und Alten entstehen. In die- lungshäusern der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf- terpretiert, entscheidet der Architekt, welcher Teil der Geschich- Sebastian Großkopf
ser Symbiose werden Aufgaben wie beispielsweise Kinderbe- grund seiner zentralen Lage und geordneten Struktur großer te des Hauses seinen Betrachtern und Nutzern erzählt wird Dipl.-Ing. (FH) Freier Architekt in Gotha
treuung und Einkaufen zusammen erledigt. Es entwickeln sich Beliebtheit. Natürlich entsprechen die fast 100 Jahre alten Häu- und welcher verborgen bleibt und wie die Erzählung fortge- E-Mail info@grosskopf-architekten.de
neue familienübergreifende soziale Bindungen. Neben der Not- ser nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Die Grundrisse sind schrieben wird.« Prof. Dipl.-Ing. Architekt Th. Knerer www.grosskopf-architekten.de
Die Grundlage zur Neugestaltung der bestehenden Fassade bildet die historische Ansicht in ihrer Kleinteiligkeit und Materialwahl. Der Wartebereich erfährt durch die Freilegung und Restaurierung der bestehenden Stuckdecke eine besondere Wertigkeit, die
Es erfolgt jedoch keine Nachbildung, sondern eine zeitgemäße Verknüpfung der verwendeten Baustoffe mit einer modernen For- durch das Absenken der Decke in den tangierenden Fluren unterstrichen wird. Ein Raumteiler, der als Stauraum und Präsenta-
mensprache. Die großen Fensteröffnungen erhalten stehende Formate durch zweigeteilte Verglasungen. Der Einsatz von Holz spiegelt tionsfenster genutzt wird, schirmt einerseits die Rezeption ab und lässt andererseits die schwere tragende Wandachse des Hau-
sich in der Verkleidung des flachen Anbaus und den fensterbegleitenden Fassadenelementen wider. Die unbegleiteten Wände des ses verschwinden. Ergebnis ist eine offene und fließende Raumwirkung mit allseitiger Belichtung, die eine angenehme Atmo-
Altbaus werden verputzt. sphäre in der Praxis schafft.
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1 1IMMOBILIEN IMMOBILIEN
REVITALISIERUNG ALS TECHNISCHE UND
WIRTSCHAFTLICHE GESAMTAUFGABE
REVITALISIERUNGSAUFGABEN Projektmanagement
Allgemein Revitalisierung beginnt mit einer sorgfältigen Standort-,
Markt- und Nutzungsanalyse. Prozessplanung, Projektmanage-
Im Städtebau meint Revitalisierung die Ertüchtigung verbrauch- ment und Vertragsvorbereitung sind daher unabdingbar.
ter Flächen, welche auf die Wiedergewinnung von Nutzungs-
möglichkeiten und Stadtfunktionen abzielt. Das gilt für
Stadtgebiete wie für Gebäude gleichermaßen. Die Strategien Beispiel | Die R. GmbH ist Eigentümer eines Grundstücks in be-
und Handlungs- vorzugter Wohnlage am Grunewald im Südwesten Berlins. Die
instrumente Grundstücksnutzung und die Ertragssituation sind seit langem
einer seriösen nicht mehr lage- und planungsadäquat. Mit der Freimachung
Revitalisierung des Grundstücks ginge eine erhebliche Wertsteigerung einher,
sind vielfältig die der Eigentümer bei einer Veräußerung realisieren möchte.
und verlangen Wie können die Ziele benannt und kalkuliert werden?
VOLL IM TREND eine komplexe
und dement-
sprechend in-
Mit einer Standort- und Marktanalyse lässt sich die städte-
baulich und wirtschaftlich sinnvollste Nutzung aufzeigen.
terdisziplinäre Daran muss sich jedoch auch eine Investitionsrechnung an-
Behandlung. schließen. Schließlich müssen Nutzen und Risiken abgewogen
Dies ist lange werden. Erst wenn diese Untersuchungen lückenlos durchge-
Zeit außer Acht führt werden, können Empfehlungen zur weiteren Grund-
WALTER SCHWENK | BERLIN gelassen wor- stücksentwicklung seriös gegeben und der Eigentümer bei der
den. Architekten wie Ingenieure, Stadtplaner wie Projekt- notwendigen Miet-
entwickler meinten, Revitalisierung mit eigenem Sachverstand vertragsauflösung
bewirken zu können. Revitalisierung geschieht aber prozesshaft beraten werden. Auf
und verlangt von allen Beteiligten nicht nur ein aufeinander diese Weise werden
abgestimmtes Zusammenwirken, sondern auch einen »langen durch professionelle
Atem«. Ausgehend von einer grundstücksrechtlichen, bautech- Unterstützung des
nischen und städtebaulichen Analyse sind Szenarien zu ent- Eigentümers Nut-
wickeln, die rechtliche Neuordnung, eine wirtschaftliche zungsrisiken bereits
Wiederbelebung oder eine Rückgewinnung von Nutzungsmög- in einem frühen Pro-
evitalisierung signalisiert Erneuerung und Neubele-
R
lichkeiten bewirken. Die Vielfalt der Revitalisierung wird im jektplanungsstadi-
weiteren Verlauf anhand von praxisbezogenen Beispielen ver- um minimiert.
bung. Damit ist dieser Begriff – nicht nur jahreszeitlich deutlicht.
bedingt – voll im Trend. Im Planungs-, Bau- und Grundstücks-
wesen verspricht Revitalisierung die Überwindung von Problemen, die einer nutzungs- und wachstums- Abb. 1: Übersicht der möglichen Bereiche von Revitalisierungsaufgaben bei Eigentümern, Kommunen und Investoren
orientierten Entwicklung entgegenstehen. Davon gibt es viele. Revitalisierung
Eigentümer Kommunen Investoren
EINLEITUNG
bedarfsorientiert angebotsorientiert bedarfsorientiert angebotsorientiert nachfrageorientiert investororientiert
Aufgrund eines permanenten Wandels der Wirtschafts- und nehmer wie Investoren vermissen wirtschaftliche Anreize;
Gesellschaftsstrukturen beklagen Kommunen zunehmend stattdessen kämpfen sie mit strukturellem Leerstand und
Qualitätsverluste von Wohn- und Arbeitsfunktionen, und Stadtverödung. Kommunen, Eigentümer und Investoren – Instandsetzung Umnutzung Rückbau Entwicklungsplanung Nutzungsalternative Rendite
dies in Zentren genauso wie an der Peripherie der Städte. alle warten auf eine Revitalisierung von Stadtgebieten, Ge-
Sanierung Modernisierung Erhaltung Zwischennutzung Stadtimage Finanzierungskonzept
Eigentümer erleben, wie Substanzverluste an Gebäuden mit bäuden und Grundstücksflächen.
einem Verlust an Wirtschaftlichkeit einhergehen. Unter- Arrondierung Bodennutzung Umbau Aufwertung Marktfähigkeit Gesellschaftsmodell
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