8 Sport in der Hauptschule - Offizielles Organ des Deutschen Sportlehrerverbandes e.V. (DSLV) - Hofmann-Verlag
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Das Fachmagazin für Sportlehrerinnen und Sportlehrer Monatsschrift zur Wissenschaft und Praxis des Sports mit Lehrhilfen Offizielles Organ des Deutschen Sportlehrerverbandes e.V. (DSLV) Hauptschule Sport in der 57. Jahrgang August 2008 8
herausgegeben vom Deutschen Sportlehrer- Inhalt Jg. 57 (2008) 8 verband e. V. (DSLV) vereinigt mit KÖRPERERZIEHUNG Herausgegeben vom Hofmann-Verlag Brennpunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 Schriftleiter: Dr. Norbert Schulz Informationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Redaktionskollegium: Prof. Dr. W.-D. Brettschneider Prof. Dr. Klaus Cachay Dr. Elke Creutzburg Prof. Dr. Ulrich Göhner Prof. Dr. Albrecht Hummel Beiträge Gabriele Sobiech Prof. Dr. Michael Krüger Dr. Ilka Seidel (Vertreterin des DSLV) Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sport- Herbert Stündl unterricht der Hauptschule? . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Prof. Dr. Ulrike Ungerer-Röhrich Dr. Bettina Wurzel Helmut Zimmermann Norbert Fessler, Günter Stibbe, Elke Haberer Schriftleiter der „Lehrhilfen“: Besser Lernen durch Bewegung? Heinz Lang Neckarsulmer Str. 5, 71717 Beilstein Ergebnisse einer empirischen Studie E-Mail: H-W.Lang@t-online.de in Hauptschulen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Manuskripte für den Hauptteil an: Dr. Norbert Schulz Harald Lange, Silke Sinning Marderweg 55, 50259 Pulheim E-Mail: n.schulz@dshs-koeln.de Zum Problem der Themenkonstitution im Besprechungen und Sportunterricht der Hauptschule. . . . . . . . . . . . . 256 Besprechungsexemplare an: Dr. Norbert Schulz Marderweg 55, 50259 Pulheim Informationen, Termine an: Buchbesprechungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 261 Herbert Stündl Im Senser 5, 35463 Fernwald Nachrichten und Berichte aus dem Erscheinungsweise: Monatlich Deutschen Sportlehrerverband . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 (jeweils in der 2. Hälfte des Monats) Bezugsbedingungen: Zusammenfassungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Jahresabonnement (12 Ausgaben) E 53.40 Sonderpreis für Studierende E 45.60 Sonderpreis für Mitglieder des DSLVE 45.60 Einzelheft E 5.– (jeweils zuzüglich Versand kosten). Mitglieder des DSLV Nordrhein- Westfalen, Hessen und Berlin erhalten sport unterricht im Rahmen ihrer Mitgliedschaft kostenfrei. Die Abonnement-Rechnung ist sofort zahl Lehrhilfen Inken Lottermoser bar rein netto nach Erhalt. Der Abonnement- Vertrag ist auf unbestimmte Zeit geschlos Vom Gegeneinander zum Miteinander – sen, falls nicht ausdrücklich anders vereinbart. Abbestellungen sind nur zum Jahresende Spiele ohne Konkurrenzgedanken . . . . . . . . . . . 1 möglich und müssen 3 Monate vor dem 31. Dezember beim Verlag eintreffen. Sabine Hafner Die Post sendet Zeitschriften auch bei Vor liegen eines Nachsendeantrags nicht nach! Turnen in der Hauptschule: kein Problem! . . . 7 Deshalb bei Umzug bitte Nachricht an den Verlag mit alter und neuer Anschrift. Winfried Abt Vertrieb: siehe Verlag Telefon (0 71 81) 402-127 Spielorientierte Schulung koordinativer Anzeigen: siehe Verlag Fähigkeiten im Sportunterricht der Telefon (0 71 81) 402-138 Hauptschule! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Telefax (0 71 81) 402-130 Druck: Druckerei Hofmann Steinwasenstraße 6–8, 73614 Schorndorf ISSN 0342-2402 © by Hofmann GmbH & Co. KG Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion und des Verlags mit Quellenangabe. Unver langte Manuskripte werden nur dann zurückgesandt, wenn Rückporto beiliegt. Beilagenhinweis: D er Gesamtauflage dieser Ausgabe liegt eine Beilage Verlag: der Firma Klühspies GmbH, 58553 Halver, bei. Hofmann GmbH & Co. KG Postfach 1360, D-73603 Schorndorf Tel. (0 71 81) 402-0, Fax (0 71 81) 402-111 E-Mail: info@hofmann-verlag.de Titelbild Gabriele Sobiech.
Brennpunkt The games must go on Dieser Satz des IOC-Präsidenten Avery ser Hinsicht traurige Beispiele gelie- wenn man gewinnen möchte; das Brundage ist berühmt geworden. Er fert: Man denke nur an die Spiele von man glücklich und stolz auf die eige- sprach ihn bei der Trauerfeier für die 1936, als in Berlin glanzvolle Olym- ne Leistung sein kann, ohne dem Opfer des palästinensischen Terroran- pische Spiele abgehalten wurden und Konkurrenten seinen Erfolg zu nei- schlags bei den Olympischen Spielen sich das NS-Regime gleichzeitig daran den; dass man Hass, Neid, Eifersucht von München 1972. Wie man heute machte, den Weltkrieg und die Ver- und Gewalt nicht dadurch überwin- sieht, hat er Recht behalten. Die Spiele nichtung der Juden vorzubereiten. det, dass man diese tiefen Gefühle sind weitergegangen und sie müssen Oder 1972, als wir nicht verhindern leugnet oder verdrängt, sondern in- auch weitergehen, weil die Welt ohne konnten, dass das Friedensfest des dem man sie zu beherrschen lernt. sie ärmer wäre, und die Menschen Weltsports zum Schauplatz eines ge- Im olympischen Sport ist das möglich, ohne sie ein Stück weniger Hoffnung meinen Attentats werden konnte. warum sollte es nicht auch im nor hätten – auch und gerade diejenigen, Die Frage, was wäre gewesen wenn … malen Leben gelingen können. Das die nicht auf der Sonnenseite des Le- stellen sich Historiker normalerwei- ist die Vision, die die Menschen in al- bens stehen, wie beispielsweise die se nicht. Als Brennpunktautor darf ler Welt bei Olympischen Spielen zu meisten Menschen in China, wo gegen- man sie jedoch stellen und auch zu sehen bekommen. Diese Vision ver wärtig die Feier anlässlich der XXIX. beantworten versuchen. Nach allem stehen alle, weil sie in der globalen Olympiade der Neuzeit stattfindet. was man heute weiß, hätten sich die Sprache des Körpers verbreitet wird. Im Vorfeld der Spiele ist immer wie- nationalsozialistischen Machthaber Dazu braucht man weder die Inter- der die Frage diskutiert worden, ob es nicht davon abhalten lassen, ihre pretationen von Philosophen noch denn richtig wäre, Olympische Spiele mörderische Politik weiter zu verfol- die Legitimationsversuche von Sport- in einem Land durchzuführen, in gen, wenn die Spiele von 1936 boykot- funktionären. Der Friedensnobelpreis dem die Menschenrechte mit Füßen tiert oder abgesagt worden wären; träger und große Sportler Sir Philip getreten werden, Willkür und Korrup- und Yassir Arafat, der Palästinenser- Noel-Baker hat dies mit Blick auf die tion herrschen und ganze Volksgrup- führer und spätere Friedensnobel- Spiele von 1936 so formuliert: „The pen wie die der Tibeter unterdrückt preisträger, hätte sich ein anderes Ziel message was that the chosen competi- werden. Aber es ist nicht das erste auf der Welt gesucht, um Israel und tors of all the nations were one great Mal, dass Spiele unter solchen Um- die Juden zu treffen, wenn die Sicher- happy family, inspired by the same ständen stattfinden; es ist vielmehr heitsvorkehrungen in München 1972 ideal of sportsmanship, bound toge- die Regel, weil die Welt eben nicht so gewesen wären, dass sie ihren Na- ther by ties of common interest and friedlich, menschlich und gerecht ist. men verdient hätten. friendship“. Gerade wir Deutschen haben in die- Die chinesische Führung hätte sich Diese einfache, elementare Botschaft ebenfalls in ihrer Politik nicht beirren des olympischen Sports ist heute mehr lassen, wenn die Spiele, wie dies im denn je eine Hoffnung, auf die die Vorfeld immer wieder erwogen wur- Menschen bauen. Sie wird auf der gan de, boykottiert worden wären. Aber zen Welt tagtäglich gelebt: in Clubs dann hätten die Menschen in China und Vereinen, bei Wettkämpfen, Tur- und auch ihre Führer das große nieren, Turn-, Spiel- und Sportfesten Schauspiel, das dort im Augenblick auf allen Ebenen und Könnensstufen stattfindet, nicht zu sehen bekommen … und nicht zuletzt auch im Schul- und damit auch seine Botschaft nicht sport und sogar bei den Ferienfrei erhalten: Dass es möglich ist, in Frie- zeiten und -programmen, die jetzt in den miteinander Sport zu treiben, den Sommerferien überall stattfin- ohne dass Unterschiede von Rasse, den. Die Menschen in der Welt von Religion, Herkunft, Politik oder Welt- heute, und besonders die jungen, anschauung dabei eine Rolle spielten; brauchen und möchten guten, fairen, dass jeder die Regeln einhalten muss, olympischen Sport. auch die Mächtigen; dass man sich gegenseitig respektieren muss, wenn das Spiel gelingen soll; dass man sich friedlich streiten und messen kann; Michael Krüger dass man sich anstrengen muss, sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8 241
Informationen Zusammengestellt von Herbert Stündl, Im Senser 5, 35463 Fernwald Termin Kontakt: Dr. Claudia Fleischle-Braun, Sportentwicklungsbericht 9. 10.–10. 10. 2008 Kastanienweg 8, 70597 Stuttgart, Tel. Der Sportentwicklungsbericht 2005/ 9. Symposium der dvs-Kommission 07 11 / 7 65 48 97, E-Mail: claudia.fleischle 2006 wurde zur Jahreswende 2007/ Leichtathletik @arcor.de 2008 mit der Veröffentlichung des rund „Differenzielles Lernen – Vom Nach- 700-seitigen Gesamtberichts, einer wuchs- zum Leistungstraining in der Sportspielsymposium mehrsprachigen Kurzfassung, einer Leichtathletik“ Das 6. Sportspielsymposium der dvs- Veröffentlichungsreihe in der DOSB- Tagungsort: Mainz Kommissionen Sportspiele – Fußball – Presse und einer komprimierten Dar- Veranstalter: dvs-Kommission Leicht Tennis mit dem Motto „Sportspielkul- stellung ausgewählter Fakten und Ana- athletik turen erfolgreich gestalten“ findet vom lysen abgeschlossen. im Vordergrund Kontakt: Hendrik Beckmann, Johannes- 30. 9. bis 2. 10. 2008 auf em Campus der dieses – ersten – Sportentwicklungsbe- Gutenberg-Universität Mainz, Institut Universität Konstanz statt. richts stand insbesondere die Aktuali- für Sportwissenschaft, Albert-Schweit- Sechs Hauptvorträge von renommier- sierung, Verbesserung und Harmonisie- zer-Str. 22, 55099 Mainz, E-Mail: move. ten Referenten (unter anderem Stelian rung von Argumentations- und Legiti- brain@uni-mainz.de Moculescu und Stefan König) und über mationswissen und von Analysen zum 50 Arbeitskreisbeiträge stehen zur Aus- gesellschaftlich relevanten Leistungs- Tanzpädagogik wahl. Eine Podiumsdiskussion im ehr- spektrum des Sports. Die tanzpädagogische Aus- und Weiter- würdigen „Konstanzer Konzil“ sowie Der Sportentwicklungsbericht 2005/ bildungslandschaft ist äußerst viel- eine exklusive Bootstour auf dem Bo- 2006 sowie der Bundesbericht 2007/ schichtig: Aufgrund der Vielfalt des densee bieten Gelegenheit zum di- 2008 sind als Download verfügbar: tanzkulturellen Feldes gibt es in rekten Meinungsaustausch. www.dosb.de/fileadmin/fm-dosb/ Deutschland ein breites Angebot an Anmeldung online unter www.sport arbeitsfelder/wiss-ges/Dateien/Siegel_ Qualifizierungen, das institutionell so- spielsymposium.de oder Alexander Bundesbericht_SEB07_08.pdf wohl von Hochschulen, Akademien Weng, Telefon 0 75 31 / 88 35 29, alex und Berufsfachschulen als auch von ander.weng@uni-konstanz.de Turnhallen-Planer Verbänden und Vereinen getragen wird. Die Sportstudentin Stefanie Fischer hat Dabei gelten unterschiedliche Anforde- Schul-Fitnesstests zur besseren und schnelleren Vorberei- rungen, die Ausbildungskonzepte sind Die Sportministerkonferenz und die tung von Sportunterrichtsstunden ei- in ihren Umfängen, Lehrplänen, Curri- KMK schlagen die Einführung eines nen 3D-Hallenplaner entwickelt. Mit cula und Abschlüssen sehr unterschied- diesem Planer kann man Sportstunden einheitlichen Fitnesstests für die deut- lich und es besteht wenig Durchlässig- (in Word) vorbereiten und den Geräte- schen Schulen vor. Ziel dieses Vor- keit, Vergleichbarkeit und Kompatibili- aufbau sowie die Halleneinteilung schlages ist es, perspektivisch statistisch tät zwischen den verschiedenen Ausbil- verlässliche Daten über die Fitness von durch einen ausgedruckten Plan er- dungsgängen. kindern und Jugendlichen in Deutsch- leichtern. In den letzten Jahren zeichnen sich, be- land zu bekommen. Um zu erfahren, in- Der Hallenplaner ist kostenlos. Als Ge- dingt durch den „Bologna-Express“ so- wieweit derzeit sportmotorische Tests genleistung sind Anregungen und Ver- wie durch Initiativen, die durch den an Schulen Anwendung finden, wurde besserungsvorschläge willkommen: Tanzplan Deutschland e. V. gefördert ein Fragebogen entwickelt. Die Teil www.stefanie-a-fischer.de werden, strukturelle und inhaltliche Veränderungen und Reformen ab, vor nahme an der Befragung erfolgt ano- nym. Es werden lediglich Angaben er- Integration durch Sport allem auch der Beginn einer stärkeren organisatorischen Vernetzung. hoben zum Geschlecht, Lebensalter, Das Programm „Integration durch Die Gesellschaft für Tanzforschung e. V. zum Dienstalter, zur Schulform, an der Sport“ ist ein bundesweit durchgeführ- (GTF) und die Akademie Remscheid Sie unterrichten, und ob Sie an einer tes Projekt des Deutschen Olympischen planen vom 12. bis 14. 9. 2008 eine in- Uni oder PH das Fach Sport studiert ha- Sportbundes und seiner Mitgliedsorga- tensive „Klausurtagung“, um diesen ben. Diese Daten sind für eine differen- nisationen. Unterstützt wird das Pro- Entwicklungsprozess und neue Mög- zierte Betrachtung notwendig. Die Teil- gramm vom Bundesministerium des lichkeiten des Austausches zwischen nahme an der Untersuchung ist freiwil- Innern und dem Bundesamt für Migra- den verschiedenen Ausbildungsträgern lig. Bestimmungen des Datenschutzes tion und Flüchtlinge und richtet sich an zu reflektieren und innovative Lehr- werden beachtet. Der Online-Fragebo- Menschen mit Migrationshintergrund. Lern-Modelle sowie exemplarische Aus- gen ist unter folgender URL zu finden: Weitere Informationen zum Programm bildungsmodule in ihrem Theorie-Pra- http://www.sportpaedagogik-sb.de/ „Integration durch Sport“ unter www. xis-Bezug zu diskutieren. umfrage/ integration-durch-sport.de 242 sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8
Zu diesem Heft Sport in der Hauptschule Gabriele Sobiech, Stefan König Die Hauptschule ist in letzter Zeit sich, sportliche Aktivitäten ins Zent In diesem Sinne thematisiert der vielfach ins Kreuzfeuer der Kritik rum der Betrachtung zu stellen. Un- Beitrag von Sobiech die seit Beginn geraten, da sich im hierarchisch-ge- tersuchungen über sportliche Akti der 70er Jahre des letzten Jahrhun- ordneten dreigliedrigen Schulsys- vitäten gelangen übereinstimmend derts vorrangig an die Hauptschule tem die ehemals bildungstheoreti zu folgendem Ergebnis: Je aktiver delegierte Akkulturationsproblema- schen Erwartungen nicht erfüllt ha- Jugendliche ihrem Sport nachgehen, tik von Migrantenkindern und -ju- ben. Im Gegenteil, mittlerweile gilt desto positiver nehmen sie sich gendlichen und die daraus resultie- die Hauptschule als „Restschule“, wahr und zwar unabhängig von Ge- renden Konflikte für den Sportun- ihr Besuch erfolgt einzig aufgrund schlecht, Alter und Bildungsniveau terricht. Fessler, Stibbe und Haberer des Scheiterns an den Leistungsvo (vgl. Brettschneider, 2003). In ande- berichten über die Bedeutung von raussetzungen höherer Bildungsni- ren Worten: Mit dem vorliegenden Bewegung für Lernen und Konzent- veaus. Darüber hinaus ist festzuhal- Themenheft werden, vorsichtig for- ration und Lange und Sinning zei- ten, dass Hauptschulen, obwohl sie muliert, Chancen, „Ich-stärkende Res gen am Beispiel der Vermittlung vor allem durch die Zunahme hete- sourcen“ über sportliche Aktivitäten von Volleyball Möglichkeiten auf, pä rogener Lernvoraussetzungen ihrer zu entwickeln, in Augenschein ge- dagogisch anspruchsvolle und tech- Schülerschaft als besonders belastet nommen, die die Jugendlichen in nologisch begründete Ziele und gelten, oftmals unzureichend räum- ihrer Lebensführung unterstützen ausgewählte Inhalte zu thematisie- lich, materiell und auch personell können. Hierbei ist zusätzlich zu ren. Auch die Beiträge von Lotter- ausgestattet sind, d. h. es muss so- berücksichtigen, dass Hauptschul- moser, Hafner und Abt in den Lehr- gar eher noch mit einer Verschlech- jugendliche in Sportvereinen unter- hilfen zeigen, wie der Sportunter- terung der Lernbedingungen sozial repräsentiert sind und aufgrund richt der Hauptschule durch ausge- benachteiligter Kinder und Jugend- fehlender finanzieller Mittel kaum wählte Themen bereichert werden licher gerechnet werden. Haupt- Zugang zu Trendsportarten und kann, in dem Kooperation und schuljugendliche sind im Durch- kommerziellen Anbietern finden, Selbstständigkeit zum Ziel von Be- schnitt älter als die Jugendlichen also in weitaus geringerem Maße an wegung, Spiel und Sport werden. höherer Bildungsniveaus, kommen der Bewegungs-, Spiel- und Sport- Zu guter Letzt halten wir es doch für häufig aus belasteten familiären Ver kultur partizipieren können. Nicht erwähnenswert, dass alle genannten hältnissen und sind vom Armutsrisi- nur, dass ihnen dadurch geringere Autoren Dozentinnen und Dozenten ko deutlich höher betroffen. Die Er- Möglichkeiten zur Verfügung ste- an den Pädagogischen Hochschulen fahrung, im Bildungssystem geschei hen ihre Freizeit zu gestalten, sie Baden-Württembergs sind. tert zu sein, und die abnehmen- haben dadurch auch geringere Literatur den Kompensationsmöglichkeiten Chancen, Sport als Ort der Darstel- Brettschneider, W.-D. (2003). Jugend, Ju- im Schulkontext (vgl. Solga & Wag- lung für die eigene körperliche At- gendliche und ihre Lebenssituation. In ner, 2004, S. 97 ff.) radikalisieren traktivität und als Mittel der Aner- W. Schmidt, I. Hartmann-Tews & W. D. die Probleme, denen Hauptschul kennung zu nutzen. Brettschneider (Hrsg.), Erster deutscher angehörige in ihrem Übergang zum Mit diesem Heft soll, da fachdidak- Kinder- und Jugendsportbericht (S. 43– Erwachsenenleben gegenüberste- tische Veröffentlichungen mit Be- 61). Schorndorf: Hofmann. hen. zug zur Hauptschule weitgehend Fend, H. (1997). Der Umgang mit Schule in der Adoleszenz. Bern u. a.: Huber. Der Schulsport ist hier sicher nur fehlen (vgl. Frohn, 2007, S. 21), die Frohn, J. (2007). Mädchen und Sport ein kleiner Ausschnitt aus der Le- Diskussion um spezifische Inhalte an der Hauptschule. Sportsozialisation benswelt dieser Jugendlichen und und Ziele des Sports mit sozial be- und Schulsport von Mädchen mit nied- zudem wenig erforscht. Wenn man nachteiligten Jugendlichen ange- rigem Bildungsniveau. Baltmannswei- sich aber die Tatsache vor Augen regt werden. Dies muss vor allem ler: Schneider Verlag Hohengehren. führt, dass insbesondere die Ent- auch deshalb als ein zentrales Anlie- Solga, H. & Wagner, S. J. (2004). Die Bil- wicklung des Selbstkonzeptes bei gen in den Fokus rücken, da der dungsexpansion und ihre Konsequen zen für das soziale Kapital in der Haupt- Hauptschulangehörigen deutlich ne Sportunterricht häufig die einzige schule. In S. Engler & B. Krais. Das kul gativer verläuft als bei den Angehö- Lerngelegenheit darstellt, bei der turelle Kapital und die Macht der Klas- rigen anderer weiterführender Schu ein Zugang zu Bewegung, Spiel und senstrukturen (S. 97–114). Weinheim, len (vgl. Fend, 1997, S. 253), lohnt es Sport entwickelt werden kann. München: Juventa. sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8 243
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? Analysen und pädagogische Interventionen Gabriele Sobiech Inzwischen beträgt der Anteil von von Einwanderern sind also gerade Menschen mit Migrationshintergrund 1 E thnisch-kulturelle nicht als ein Produkt der Herkunfts in Deutschland 19% der Gesamtbe Differenzen und kultur zu interpretieren, sondern als völkerung (vgl. Statistisches Bundes Resultat der Auseinandersetzung mit amt, 2006). Entsprechend gibt es auch Konfliktkonstellationen den vorgefundenen Lebensbedin an Schulen immer mehr Kinder und gungen (2). Jugendliche, die einen Migrations hintergrund aufweisen. Dass mit der Im Folgenden beziehe ich mich auf Dass der Sport bei interkulturellen kulturellen Pluralisierung an Schulen die Konflikttheorie der Desintegrati Begegnungen von den dargestellten ein nicht zu unterschätzendes Kon onstheorie (vgl. Anhut, 2005), die da sozialen Konflikten verschont bliebe fliktpotenzial verbunden ist, hat spä von ausgeht, dass soziale und gesell bzw. im Gegenteil zur interkulturellen testens die Offenlegung der Verhält schaftliche Desintegration für das Verständigung führe, ist inzwischen nisse an der Berliner Rütli-Schule ge Entstehen spezifischer Konflikte, z. B. vielfach widerlegt worden (vgl. Alke zeigt. mit ethnisch Anderen, verantwortlich meyer & Bröskamp, 1996; Klein, 2006, In diesem Beitrag soll auf der Grund ist. Desintegration resultiert aus man S. 66). Auf der Ebene des Spitzen lage einer qualitativen Untersuchung gelnder Teilhabe, z. B. an materiellen sports wird der westliche Sport als do genauer betrachtet werden, inwie- und kulturellen Gütern, und an feh minante eurozentrische und erfolgs fern ethnisch-kulturelle Differenzen lenden Zugängen zu den Arbeits-, orientierte körperliche Praxis entlarvt auch im Sportunterricht der Haupt Wohnungs- und Konsummärkten (1). (vgl. Gebauer, 1996, S. 81; Thiele, 1999, schule zu Konflikten führen. Theore In der Regel sind es die Vertreter der S. 31). Nationale Zugehörigkeit wird tische Grundlage dazu bildet die Aufnahmegesellschaft, die entspre in diesen Kontexten quasi ethnisch in Konflikttheorie der Desintegrations chende Macht- und Herrschaftsmittel terpretiert, da die Athleten typische theorie (1), die davon ausgeht, dass einsetzen, um Migranten an landes Merkmale ihrer Ethnie exemplarisch ethnische Differenzierungen als ein übliche Regeln und Normen zu assi zeigen sollen. Interkulturelle Verstän Prozess sozialer Grenzziehung zu ver milieren, was häufig mit Konflikten digung bleibt, z. B. bei den Olym stehen sind, dessen Struktur und Dy um die Gültigkeit von Normen und pischen Spielen, illusorisch, da das namik durch rechtliche, politische Werten, mit Regelkonflikten, verbun ,Eigene‘ als richtig gesetzt wird und und ökonomische Strukturen der den ist (vgl. Giesen, 1993). Zu den das „Fremde zum Störfaktor“ generiert Aufnahmegesellschaft bestimmt wird. Machtmitteln gehören z. B., um die (Thiele, 1999, S. 31). Ist bei internatio Ethnische Differenzierung ist also ge eigenen Interessen um einen knap nalen Wettkämpfen zumindest la rade nicht mit der Herkunftskultur per gewordenen Verteilungsspiel tentes Konfliktpotenzial durch Status der Migranten in Zusammenhang zu raum durchzusetzen, die „Abwertung ungleichheiten unter den Sportak bringen. und Abwehr ethnisch Anderer“ (An tiven zu vermuten, zeigen Untersu Wer genauer die Konfliktakteure und hut, 2005, S. 381), die dann als kultu chungen mit Blick auf den Wett- auf welche Ursachen Konflikte im relle Differenzen im öffentlichen Dis kampfbetrieb des Amateursports, Sport- als auch im Schwimmunter kurs in Erscheinung treten. Dabei gel dass Konflikte offen ausgetragen wer richt zurückzuführen sind, zeigt Kapi ten als unumstößliche Symbole eth den, wenn Einwanderer und Einhei tel 2 auf. Die Konfliktkonstellationen nischer Zugehörigkeit körperliche mische zum Fußball spielen auf dem werden vornehmlich an einer Haupt Merkmale wie Hautfarbe, Haar- und Platz aufeinander treffen (vgl. Kothy, schule, einer Brennpunktschule in Barttracht, Körperbau, Aussehen, 1998). Der Sport wird bei intereth Freiburg, aufgezeigt und analysiert. Kleidung und Ernährung, ferner Spra nischen Freizeitkontakten als äußerst Welche Schlussfolgerungen daraus zu che und Religion. Erleben, Denken bedeutsamer Bereich eingeschätzt, ziehen und welche pädagogischen und Verhalten der Migranten, so die was allerdings kaum für Mädchen und Interventionen notwendig sind, vor aus dieser Logik resultierende Konse Frauen mit Migrationshintergrund allem, dass Integration nur durch eine quenz, seien durch sozialisatorische gilt, da sie in nur sehr geringem Um Kultur der Anerkennung zu erreichen Einflüsse der Herkunftsfamilie festge fang in Sportvereinen und Fitness-Stu ist, wird im letzten Abschnitt themati legt (vgl. Groenemeyer, 2006). Empi dios zu finden oder auch informell siert (3). rische Studien (vgl. Hormel & Scherr, kaum sportlich aktiv sind (vgl. Frohn, 2004, S. 34) weisen jedoch im Gegen 2007). Folgt man dem ersten Deut satz zu diesen Vorstellungen darauf schen Kinder- und Jugendsportbe hin, dass kulturelle Differenzen Be richt (vgl. Boos-Nünning & Karaka standteil und Effekt von Prozessen soglu, 2003), so betreiben im Alter der Segregation, Benachteiligung und von 10 bis 11 Jahren 52% der Jungen Diskriminierung sind. Die Praktiken und 21% der Mädchen mit Migrations 244 sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? hintergrund (3) organisierten Sport. terkulturelle Differenzen/interkultu Schulleitung ausgegebene Empfeh Hier zeigt sich, dass der Sportunter relle Konflikte und/oder soziale Kon lung existiert, nämlich dass alle Schü richt häufig die erste und manchmal flikte virulent? ler und Schülerinnen „gleich“ zu be die einzige auf Sport und Bewegung Mit Hilfe Leitfaden (6) gestützter In handeln seien. Rücksichtnahmen, also bezogene Lerngelegenheit für Mäd terviews sind Schülerinnen und Schü eigentlich eine erforderliche Ungleich chen mit Migrationshintergrund dar ler mit und ohne Migrationshinter behandlung, im Hinblick auf Regeln stellt. Wie nun das regelmäßige Zu grund der Klassenstufen 8/9 zu ihrer der Religionsausübung sind in das Er sammentreffen und gemeinsame familiären Situation und sozialem messen der einzelnen Lehrkräfte ge Sporttreiben in der Hauptschule für Umfeld, zu ihren Einstellungen zu stellt. So wird z. B. im Kochunterricht einheimische und eingewanderte Sport und Bewegung, zu Erfahrungen berücksichtigt, dass Muslime kein Mädchen und Jungen tatsächlich aus mit Schule und Sportunterricht, zu ih Schweinefleisch essen dürfen oder im sieht, ob dies mit Konflikten verbun rem Körper- und Selbstbild befragt Schwimmunterricht werden Muslime den ist und was Konfliktanlässe sein worden. Insgesamt haben wir (7) 64 im Fastenmonat Ramadan freigestellt. können, war die Fragestellung der Interviews an drei Freiburger Haupt Damit ist die Schule als „belastete & hier vorliegenden Studie. schulen, also etwas mehr als 20 an je passive Schule“ (vgl. PISA, 2003, S. 35) der Schule durchgeführt. Auf ähnliche einzuordnen, da Aktivitäten wie in Weise sind die in diesen Jahrgangs haltliche und fachliche Kooperation 2 D arstellung der stufen eingesetzten Sportlehrer und des Lehrerkollegiums, der Einsatz von Sportlehrerinnen und die Klassenleh Evaluationsverfahren, die Integration Ergebnisse der rer und Klassenlehrerinnen befragt von Eltern in schulische Aktivitäten vorliegenden Studie: worden. Die Verschriftlichung der In nicht zum Schulprogramm gehören, terviews wurde in Auftrag gegeben. also nicht strukturell verankert sind. Analyse von Konflikten Auf dieser Basis sollen vorrangige Handlungsspielräume zur aktiven Be Konfliktkonstellationen im Sport arbeitung von Belastung können da Folgt man der Erkenntnis, dass Indivi unterricht vorgestellt werden. durch in nur sehr eingeschränkter duen nicht durch ihre kulturelle Her Form genutzt werden. kunft determiniert sind, Kultur viel ur Situation der untersuchten Z mehr als dynamischer Prozess zu ver stehen ist, müssen auch Forschungs Hauptschule Konflikte im Sportunterricht konzeptionen darauf Bezug nehmen. Im Folgenden werden die Probleme, Hormel und Scherr (2004, S. 36) be Wer sind nun die Konfliktakteure im die zu Konflikten führen können, Sportunterricht und auf welchen Ebe schreiben einen Paradigmenwechsel exemplarisch an hauptsächlich einer innerhalb der interkulturellen Päda nen werden Konflikte virulent? Schule aufgezeigt, deren Einzugsge gogik, der als Abschied von der „eth biete mehrheitlich von Migranten be Die Analyse zeigt, dass auf der Ebene nischen Perspektive“ (4) bezeichnet wohnt sind, was Heckmann als Kolo der Schülerinnen und Schüler Inter- werden kann. Dies damit verbun- niebildung (vgl. Treibel, 1998, S. 192) Gruppen-Konflikte nicht auf der Ebe dene Neuorientierung für die For bezeichnet hat. Dies meint die freiwil ne der interethnischen, sondern viel schung stellt eine differenzierte Ausei lige Positionierung in einem bestimm mehr auf der Ebene der geschlechts nandersetzung mit Einstellungen und ten geografischen Raum, in dem heterogenen Sportkontakte und da Erfahrungen bis hin zu Lebensent hauptsächlich intraethnische Bezie mit auf der institutionell-strukturellen würfen von Migranten ins Zentrum. hungen aufgenommen und gepflegt Ebene zu finden sind. Die 8. Klasse D. h. relevant werden Forschungskon werden. Wenn man sich allerdings die hat auf Betreiben der Sportlehrerin zepte, die mit Mitteln der Feldfor Wohnraumknappheit im Zentrum Sportunterricht im Klassenverband, schung und rekonstruktiven Sozial Freiburgs und die damit verbundenen weil in ihrer Wahrnehmung forschung darauf ausgerichtet sind, hohen Mieten vor Augen führt, kann die situations- und kontextspezifi man die Verdrängung in Randbezirke, schen biografischen Erfahrungen von „[…] es plötzlich ganz andere die durch den typisch sozialen Woh Mädchen waren, als die Jungen Migranten differenziert zu beschrei nungsbau, also durch ein Bauen in die ben. Die hier vorliegende Studie greift dabei waren. Die waren plötzlich Höhe, und auch durch ein nicht gera schnell und haben sich mehr ge diese Intention insofern auf, als Wahr de attraktives Umfeld gekennzeichnet nehmungen, Deutungen, die subjek traut. Dann haben wir das (den sind, nicht wirklich als „freiwillig“ be Sportunterricht G. S.) im nächs tive Sicht von Schülerinnen und Schü schreiben. Die dort ansässige Haupt lern mit Migrationshintergrund, aber ten Jahr gemeinsam gemacht.“ schule hat den Status einer Brenn auch die Deutungen der Lehrkräfte, punktschule, der Anteil der Schüle die ja einen nicht zu unterschät rinnen und Schüler nicht deutscher Dies stellt sich allerdings in der Wahr zenden Einfluss auf die Selbstwahr Herkunft beträgt 35%. Nach Aussage nehmung der Mädchen mit und ohne nehmung und damit Selbstethnisie eines Lehrers waren an der Schule im Migrationshintergrund völlig anders rung der Migranten haben, wesent letzten Schuljahr „36 Nationen“ vertre dar. Auf die Frage „Was gefällt dir am licher Teil der Studie (5) sind. ten. Die befragten Lehrerinnen und Sportunterricht gar nicht und warum Lehrer geben an, dass ihnen im Falle nicht?“ kamen folgende Antworten: Die grundlegende Forschungsfrage lautet präziser: In welchen Situati von Problemen mit der Schülerschaft onen und auf welche Weise werden die volle Unterstützung des Kollegi „Fußball, da kriegt man immer im Sportunterricht nach Wahrneh ums und auch der Schulleitung zuteil die Bälle an den Kopf. Die Jungs mung von Schülerinnen und Schü wird. Besondere Regularien bezüglich schießen auch so fest. Das mag lern mit und ohne Migrationshinter der Schülerinnen und Schüler mit ich auch nicht“ (Mädchen mit grund und den dort eingesetzten Migrationshintergrund existieren Migrationshintergrund [M. m. M.]). (Sport-)Lehrerinnen und Lehrern in nicht. Lediglich eine von Seiten der sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8 245
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? durchsetzen: Die sagen dann, „ich bin Bezogen auch auf den Sportunterricht „Ich weiß nicht, die Jungs spielen Moslem und kann jetzt nicht, weil Ra an den anderen beiden Hauptschulen ja meistens Fußball und dann madan ist“. Lässt man diese Schüler ergeben sich Konflikte für Mädchen schauen wir zu. […] Da bin ich selbst zu Wort kommen, so beklagen mit türkischem und arabischem Mig nur ab und zu mal hingegangen sie, dass sehr viel Fußball gespielt rationshintergrund auf der intra-per (zum Sportunterricht G. S.), wenn wird und dass sie gerne mehr sonalen Ebene, bei denen die Nor du gerade mal Lust hattest nach- Abwechslung hätten. Auf die Frage, menanforderungen der infrastruktu mittags. Die Jungs haben immer was sie gerne am Sportunterricht än rellen Bedingungen des Sportunter Fußball gespielt, da saß man nur dern würden, kamen folgende Ant richts mit religiösen Grundüberzeu- auf der Fensterbank und hast de worten: gungen konfligieren. Ausdruck hierfür nen zugeguckt oder warst in der sind die internalisierten Scham- und Kabine drin, hast mit den ande Peinlichkeitsschwellen, die das Wohl ren geredet“ (Mädchen ohne Mig „Ich finde es nicht gut, wenn alle befinden beeinträchtigen können. Ex rationshintergrund [M. o. M.]). nur hinter einem Ball her rennen“ plizit diese Mädchen lehnen das Du (Junge mit Migrationshintergrund schen (8) nach dem Sportunterricht [J. m. M.]). aus Gründen der Körperscham ab. Obwohl der Sportunterricht an den anderen beiden Hauptschulen nach „Vielleicht mehr Abwechslung, wir Die Mädchen befürchten zudem, dass Geschlechtern getrennt durchgeführt machen meist nur Fußball, Völker die Jungen in die Umkleidekabine wird, sind auch die Mädchen dort mit ball oder Basketball“ (J. m. M.). kommen könnten. Sie wünschen sich den praktizierten Inhalten unzufrie Einzelkabinen, da sie das Umziehen den. So beklagen sich einige über den „Für mich ist halt Fußball in Ord auch vor den anderen Mädchen (9) eintönigen Unterricht und dass sie nung, klar, aber bei anderen sieht als unangenehm empfinden. Zudem die Inhalte nicht mitbestimmen dür es halt anders aus“ (J. m. M.). lehnen sie die sportliche Betätigung fen. Einige Mädchen geben zudem außerhalb der Sporthalle, die vor Bli an, dass sie die Mannschaftsbildung Weiterhin sind auch einige Jungen cken schützen kann, ab. durch das Wählen der leistungsstärks mit der Mannschaftsbildung unzu ten Schülerinnen als konflikthaft erle frieden. Diese Jungen finden es un ben: Konflikte im Schwimmunterricht gerecht, wenn durch das Wählen der leistungsstärksten Schüler Mannschaf Der beschriebene Inter-Gruppen-Kon „Ja, manchmal ist es unfair, wer ten gebildet werden. Dabei kommt es flikt zwischen Lehrkräften und Schü wen wählt. Manchmal bleiben zum Teil auch zu offenen Konflikten, ler und Schülerinnen im geschlechts auch Außenseiter, die man nicht zum Streit. Einige empfinden die Tat heterogenen Unterricht der Sporthal in der Gruppe haben möchte“ sache belastend, dass immer diesel le eskaliert im Schwimmunterricht, (M. m. M.). ben Mitschüler als letzte gewählt wer wenn sowohl Mädchen als auch Jun den. Insgesamt nehmen jedoch mehr gen an diesem teilnehmen sollen. Die Jungen [N = 32] als Mädchen, näm Lehrerin sieht ihre Idee letztlich durch Dies sind sicherlich Gründe, warum lich 81,5%, am Sportunterricht teil. die Verweigerungshaltung der Mäd lediglich 62,5% aller befragten Mäd chen als gescheitert an: „[Das] Schwim chen [N = 32] am Sportunterricht teil Der Sportlehrer hat im Unterricht die Interessensgegensätze der Schülerin men mit Jungs und Mädchen […] ging nehmen. Die mangelnde Teilnahme […] total in die Hose. Das haben die führt zu einem manifesten Inter-Grup nen und Schüler auch aufgrund der pen-Konflikt zwischen den Sportlehr mangelnden Teilnahme einiger sicher kräften auf der einen Seite und den wahrgenommen. Bei der Interpretati Schülerinnen und Schülern auf der on dieser Gegensätze legt er jedoch anderen Seite. Aus Sicht der Sportleh ein kulturelles Deutungsmuster an rerin der hier vorgestellten Schule „die nehmen es natürlich gern an und „wollen [die Mädchen] einfach nicht sagen, ich bin Moslem“ und verengt Dr. Gabriele mehr […] sich bewegen“ und greifen damit das darin liegende Konfliktpo Sobiech, auf ihre „Periode“ zurück, „die man in tenzial allein auf eine ethnisch-kultu Professorin für die Länge ziehen kann“. Auch der relle Perspektive. Sportsoziologie Sportlehrer glaubt, dass „welche […] Die Sportlehrerin sieht aufgrund der und Sportpäda einfach vielleicht im Sport nicht viel Zusammenführung von Mädchen gogik an der machen wollen oder nicht sportlich und Jungen im Sportunterricht la Pädagogischen Hochschule sind oder dem Sport keine Bedeu tente Konfliktsituationen für Schüle Freiburg tung beimessen“. In weiteren Äuße rinnen muslimischen Glaubens. Zu rungen des Sportlehrers wird deut einem offenen Konflikt kommt es Anschrift: lich, dass seiner Meinung nach musli nicht, da die Schülerinnen ihre ver Pädagogische Hochschule Freiburg mische Schüler mittels ihrer Reli- hüllende Kleidung an- und ihr Kopf Kunzenweg 21, 79117 Freiburg gion ihr generelles Sportdesinteresse tuch aufbehalten dürfen. sobiech@ph-freiburg.de 246 sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? Mädchen dann verweigert, wenn die Jungs dabei sind, im Bikini oder so auf zutreten.“ An dieser Stelle zeigt sich, dass es nicht nur Mädchen muslimischen Glaubens sind, die die Teilnahme ver weigern. Vielmehr widersetzen sich alle Mädchen dem Schwimmunter richt mit Jungen. Es ist hier also eher die Geschlechts- und nicht die ethni sche Zugehörigkeit, die im geschlechts heterogenen Schwimmunterricht zu Konflikten führt. Dies kann auch den geschlechtshomogenen Unter richt betreffen: „[…] wenn man mal sieht, dass im Schwimmunterricht, wie bei mir heute morgen, von 15 Neunkläss lerinnen nur drei mit geschwom men haben. Alle anderen saßen.“ Einer der Gründe liegt auf der Hand: Scham und Beschämung aufgrund will er diejenigen, die „Probleme“ ma schiedenen Maßnahmen den Mäd eines vermeintlichen Scheiterns mit chen, am liebsten aus der Schule aus chen die Teilnahme ermöglichen will, dem westlichen Körperideal (10). schließen. könnte im Sinne von Bender-Skyman Dies kann sogar dazu führen, dass ski (2002, S. 159) als „schonender Aus Mädchen sich auch für den Sportun gleich der Interessen aller“ verstan terricht in der Sporthalle gar nicht „(…) Aber wenn es halt welche den werden: erst umziehen, also in Jeans und T- [Probleme (G. S.)] gibt, dann muss Shirt in der Sporthalle erscheinen man entweder sagen, gut, warum oder aber auch die sportliche Aktivi willst du dein Kind hier in Deutsch „[…] ich [hatte] damals wirklich tät ganz verweigern (vgl. Wehner, land beschulen lassen, dann gehe kleine muslimische Schülerinnen 2005, S. 32 f.). doch bitte nach Saudi-Arabien und […], die so gern schwimmen woll lass es da beschulen, du hast doch ten. Dann habe ich es erlaubt, Die alleinige Sicht auf muslimische die Möglichkeit.“ dass sie in ihren normalen Klei Mädchen, die aus religiösen Gründen dern schwimmen oder Ersatz den Schwimmunterricht verweigern, kleider dabei haben. Das haben und damit der Glaube an die Bedeu Dass Exklusion tatsächlich eine Opti wir etwa ein halbes Jahr durchge tung kultureller Differenzen als Pro on für den Lehrer ist, wird auch an zogen, dann hat uns der Bade blem- und Konfliktursache zwischen folgender Aussage deutlich: meister erwischt. […] die Kinder Einheimischen und Migranten muss waren todunglücklich. Und da in diesem Kon-text als „Diskriminie „Sollen die sich eine eigene Schu habe ich Frau […] gefragt und rungsressource“ (Lutz, 1988, zit. n. le in Weingarten [Stadtteil von dann durfte ich Ganzkörperanzü Scherr, 2001, S. 353) interpretiert wer Freiburg] basteln und die auch ge anschaffen“. den. Dies zeigt eindrücklich die Deu von ihrer eigenen Lehrerschaft tung der Situation durch den Klassen unterrichten lassen, dann hätten lehrer. Nach seiner Aussage stellen Allerdings erwartet die Sportlehrerin wir viele Probleme nicht mehr.“ auch außerhalb des Schwimmunter streng erzogene Moslemmädchen ein besonderes Problem dar. „Die Jungen richts, dass die Schülerinnen sich mit sind überhaupt kein Problem. Das Der Lehrer wird zum Konfliktakteur ihrem äußeren Erscheinungsbild kon Problem sind die Mädchen.“ Diese und Repräsentanten der Institution form zu Normen und Werten des Is verweigern nämlich teilweise den Schule, der Mittel und Wege besitzen lam verhalten. Andernfalls sieht sie Schwimmunterricht. Ein weiteres will, die anderen Konfliktakteure, die die Glaubwürdigkeit ihres Handelns Problem, das der Lehrer anspricht, Schülerinnen und Schüler mit Migra in Frage gestellt, was unter Umstän bezieht sich auf muslimische Schüle tionshintergrund, auch durch ver den zu weiteren Konflikten führen rinnen bei Klassenfahrten und Aus hängte Sanktionen zur Assimilation kann. flügen, die „grundsätzlich nicht“ teil zu zwingen. nehmen dürfen. Hierbei handelt es Die Ausführungen sollen nicht ab „Wobei es schon manchmal für sich vornehmlich um einen Regelkon sprechen, dass es Eltern geben kann, mich auch [so ist], ich komme flikt, da es um Verletzungen des von die ihren Töchtern aus religiösen (11) dann schon an meine Grenzen, ihm und der Institution Schule vertre Gründen die Teilnahme am Schwimm wenn ich die Mädchen im Som tenen Regelrahmens geht, insbeson unterricht generell verbieten, da der mer mit […] wellenden Brüsten dere des Prinzips der Gleichheit al- Islam für Mädchen und Frauen ein und kurzen Röcken herumspa ler Schüler vor diesen Regeln. Wenn Verhüllungsgebot vorsieht. Wie die zieren sehe und der Schwimm das Gleichheitsprinzip nach dem Ver Sportlehrerin diesen Konflikt zu re unterricht wird dann aus religi- ständnis des Lehrers verletzt wird, gulieren versucht, in dem sie mit ver sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8 247
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? nen Positionen voraus. Um die Hete ösen Gründen verboten. Da habe 3 P ädagogische Inter rogenität und Gleichwertigkeit aller ich manchmal meine Probleme. Kinder und Jugendlichen anzuerken Dann denke ich auch, es ist oft ventionen: Integration nen, scheinen folgende Grundsätze ein Verkriechen hinter der Reli durch eine Kultur der und Perspektiven, auch im Sportun gion“. Anerkennung terricht, unentbehrlich (vgl. Prengel, 2006): Was die Lehrerin nicht einbezieht, ist, – Jedes Kind soll, unabhängig von dass einige Mädchen durch das Über Ob ethnisch-kulturelle Konflikte zwi Herkunft und Leistungsfähigkeit, als nehmen von Werten aus der Einwan schen Lehrkräften und Schülerinnen Person mit eigener Würde anerkannt derungsgesellschaft, in der sie ja in und Schülern mit Migrationshinter und als gleich wertvoll betrachtet wer der Regel aufgewachsen sind, und grund entstehen, ist stark abhängig den. von der Auffassung, was unter Kultur – Bei der Anerkennung der einzel den Werten der muslimischen Religi zu verstehen ist. Wird das prozess nen Person mit ihrem individuellen on, die die Eltern vertreten, in intra- hafte kultureller Deutungsmuster er personale Konflikte geraten. So hätte Lernprofil sind die individuelle Bio kannt oder wird Kultur als determi grafie und Lernausgangslage, die in z. B. ein befragtes Mädchen [M. m. M.] nistisches Prägemodell interpretiert? gerne „mehr Privatleben“ für sich. dividuellen Lernwege, bisherigen Er Letzteres ist sicher ein Grund dafür, folge und Leistungsgrenzen zu be Stattdessen muss sie viel im Haushalt dass immer noch, wie die aktuelle helfen, was sie als ungerecht empfin rücksichtigen. PISA-Studie (2007) gezeigt hat, soziale det, da sie dies als einzige der vier Ge Unterschiede in Begabungsunterschie – Weitere Anerkennungsprinzipien schwister tun muss. Vor allem wenn de transformiert werden. Erst die Ein sind zum einen die Perspektive der Verwandte zu Besuch kommen, muss sicht in die Relativität eigener kultu fairen Konkurrenz: Wettkämpfe soll sie auf das Tragen von Miniröcken reller Deutungsmuster, die Reflexion ten möglichst nach gemeinsam fest des eigenen Geworden-Seins, sowie gelegten Regeln stattfinden und fair verzichten und den Körper bedeckt die Einsicht, dass heterogene Deu ausgetragen werden; zum zweiten die halten. Des Weiteren darf sie trotz des Perspektive der Anerkennung von religiösen Verbots heterosexueller tungsmuster und Lebensstile auch zur eigenen Kultur gehören, kann den Stärken und Schwächen durch Leis Kontakte vor der Ehe zwar eine Be tungsvergleiche mit einer Lehrplan ziehung zu einem Jungen aus dem Blick für strukturelle Chancenun gleichheiten aufgrund unterschiedli norm: Wenn Kindern diese manch gleichen Herkunftsland ihrer Eltern mal auch schmerzliche Anerkennung eingehen. Dieses Gebot führt aller cher Lebensbedingungen öffnen. Dem nach gilt es zum einen, genauere der eigenen Grenzen und Schwächen dings zu Heimlichkeiten ihren Eltern zugemutet wird, dürfen Lehrkräfte gegenüber, da sie sich in der Vergan Kenntnisse über Diversitäten und Disparitäten als Folge ungleicher Le niemals die grundlegende humane genheit auch in Jungen anderer Her Achtung in Frage stellen. Die Devise benschancen zu erwerben. Mittel für kunft verliebt hat. Wie zerreißend das Fortbildungen dürfen demnach nicht lautet, den betroffenen Schüler bzw. Leben zwischen zwei unterschied „eingefroren“, vielmehr müssen sie Schülerinnen taktvoll zur Seite zu ste lichen Norm- und Werthaltungen und ausgebaut werden. Für den Aufbau hen, sie aber niemals zu diskriminie der Zuschreibung kultureller Diffe von Erziehungskompetenzen im All ren. renz sowohl des Herkunftslandes als gemeinen und „kultureller Kompe Heterogenität als Bereicherung und auch der Aufnahmegesellschaft sein tenz“ im Besonderen müssen sich prinzipielle Chance für Entwicklung kann, zeigt die Analyse lebensge Lehrkräfte in einem sich ständig än zu betrachten, ist Voraussetzung und schichtlicher Erfahrungen von Migran dernden Beruf selbst als dauerhaft Ziel einer Kultur der Anerkennung, tinnen und Migranten (vgl. Koller, Lernende verstehen und hierzu die die kulturelle Differenzen weder zu 2002, S. 92 f.) bestmögliche Unterstützung erhalten. schreiben noch verleugnen muss. Festzuhalten bleibt, dass Konflikte Die Niederlande und die Schweiz las unter Schülerinnen und Schülern im sen sich Fort- und Weiterbildung drei Anmerkungen Sportunterricht auf der Inter-Grup mal soviel kosten wie die BRD. Schu (1) Neben Ethnie bilden auch Klasse und pen-Ebene eher durch die Ge len mit schwierigen Ausgangslagen Geschlecht zentrale Kategorien, die Lebens benötigen deutlich mehr personelle chancen einschränken und/oder zur Se schlechts- als durch die ethnische Zu und materielle Ressourcen, wenn In gregation/Exklusion aus bestimmten Fel gehörigkeit bestimmt sind. Bezieht tegration ernst genommen und Teil dern, wie z. B. dem Sport, führen können man mit ein, dass sowohl Mädchen des Schulprogramms werden soll (vgl. Sobiech, 2007, S. 117 ff.). als auch Jungen Freundschaften mit (vgl. Lüke, 2007, S. 9). (2) Eine der geläufigsten Erklärungen eth gleichaltrigen Migranten pflegen, ent nisch-kultureller Konflikte stellt aber im stehen Konflikte auf der personalen Auf der anderen Seite ist, um kultu relle Zuschreibungen und Verallge mer noch die Reduktion vielfältiger Fak Ebene eher aus Interessensgegensät toren allein auf eine ethnische Perspektive meinerungen zu vermeiden und ei zen (z. B. Streit um leistungsstarke dar. „Im Alltag werden Konflikte sichtbar nen „schonenden Ausgleich der Inte Mannschaften etc.) oder aus sozialen ressen“ herbeizuführen, eine Ausein als […] Ethnisierung sozialer Problemla Gründen, z. B. wenn jüngere oder gen, indem z. B. Ausländer bzw. Minder andersetzung mit lieb gewordenen heiten für die Ursache von Arbeitslosig schwächere Mitschüler gehänselt, ge Gewohnheiten und Gewissheiten un mobbt oder sogar geschlagen werden keit oder einen Rückgang von Sozialtrans umgänglich. Konstruktive Konfliktlö fers verantwortlich gemacht werden (Ver (vgl. Sobiech, 2007, S. 127). Ethnisch- sungen in ethnisch-kulturellen Kon teilungskonflikt), [oder] in Forderungen kulturelle Konflikte innerhalb der fliktkonstellationen setzen ein Einbe nach einem Zuzugstopp für ausländische Schülerschaft tauchen weder in den ziehen aller am Konflikt Beteiligten, Mitbürger (Rangordnungskonflikt […]) aus Aussagen der befragten Schülerinnen z. B. auch der Migranten-Eltern, das Angst vor Überfremdung und dem Verlust und Schüler noch in denen der be Zuhören und Ernstnehmen von even kultureller Dominanz […]“ (Anhut, 2005, S. fragten Lehrkräfte auf. tuell abweichenden, gegenüber eige 396). 248 sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8
Ethnisch-kulturelle Konflikte im Sportunterricht der Hauptschule? (3) Inzwischen wird bundesweit ein An nahmegesellschaft ihre Religiosität reakti und Perspektiven. Journal für politische teil von 22,2% Schülerinnen und Schülern vieren und praktizieren. Dies könnte auch Bildung, 8 (2), 32–44. aus Familien mit Migrationshintergrund auf die hier vorgestellte Gruppe der Mi Klein, M.-L. (2006). Konzepte sozialer Inte konstatiert. Baden-Württemberg liegt, sor granten zutreffen, da sich die soziale Situ gration und ihre Anwendung in der tiert nach dem Gesamtanteil der Jugend ation der Familien als besonders prekär Sportforschung. In D. Blecking & P. lichen mit Migrationshintergrund, mit darstellt: hohe Arbeitslosenquote, wenig Gieß-Stüber (Hrsg.), Sport bewegt Euro- 31,6% an 3. Stelle im Ländervergleich hin Einkommen, kleine Wohnungen für große pa. Beiträge zur interkulturellen Ver- ter Bremen und Hamburg (vgl. PISA, 2003, Familien, kein attraktives Wohnumfeld ständigung (S. 65–77). Baltmannsweiler: S. 33). (vgl. Sobiech, 2007, S. 125 f.). Es kann sich Schneider. (4) Dies meint genauer, dass an die Stelle also hierbei um einen verdeckten Vertei Koller, H.-Ch. (2002). Bildung und kultu kulturalisierender und ethnischer Stereo lungskonflikt handeln. relle Differenz. Zur Erforschung biogra type die Analyse sozialer Benachteiligung phischer Bildungsprozesse von Migran auf den Arbeits- und Wohnmärkten sowie tInnen. In M. Kraul & W. Marotzki (Hrsg.), im Bildungssystem tritt (ebd.). Biographische Arbeit (S. 93–116). Opla (5) Das Projekt ist von der Pädagogischen den: Leske + Budrich. Hochschule Freiburg im Zeitraum vom SS Literatur Kothy, J. (1998). Konfliktdimensionen in 2005 bis SS 2006 auf Forschungsebene II terethnischer Kontakte im Fußball-Sport. mit einem kleinen finanziellen Beitrag ge Alkemeyer, T. & Bröskamp, B. (1996). Ein leitung – Fremdheit und Rassismus im In M.-L. Klein & J. Kothy (Hrsg.), Eth- fördert worden. nisch-kulturelle Konflikte im Sport (S. (6) Der Leitfaden bedeutete für alle Inter Sport. In dies. (Hrsg.), Fremdheit und Rassismus im Sport (S. 7–40). Tagung 59–73). Tagung der dvs-Sektion Sportso viewerinnen und Interviewer innerhalb ziologie vom 19.-21. 3. 1997 in Willeba des Projekts einen verbindlichen Kanon der dvs-Sektion Sportphilosophie vom 9.-10. 9. 1994 in Berlin. Sankt Augustin: dessen. Hamburg: Czwalina. an Fragen. Lüke, S. (2007). „Ungenutzte Jahre“. Bil (7) Wenn ich von „wir“ spreche, meine ich Academia. dungsforscher Rolff fordert mehr Unter ausgewählte studentische und wiss. Hilfs Anhut, R. (2005). Die Konflikttheorie der stützung für Pädagogen. Frankfurter kräfte, die ich, vor allem aufgrund ihrer in Desintegrationstheorie. In Th. Bonacker Rundschau. Wissen & Bildung, 63. Jg., Seminaren zu dieser Themenstellung er (Hrsg.), Sozialwissenschaftliche Konflik- Nr. 287. 10.12. 2007, S. 9. worbenen Kenntnisse in das Forschungs theorien. Eine Einführung (S. 381–407). (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag. PISA 2003: Ergebnisse des zweiten Län projekt einbezogen habe. Im Zeitraum dervergleichs. Zusammenfassung. Hrsg. der Projektdurchführung wurden regel Bender-Szymanski, D. (2002). Interkultu PISA-Konsortium Deutschland. http:// mäßige Treffen anberaumt zum Austausch relle Kompetenz bei Lehrerinnen und pisa.ipn-uni-kiel.de/Ergebnisse_PISA_ über die Situation an der jeweiligen Schu Lehrern aus der Sicht der empirischen 2003.pdf le, zur Bearbeitung von fachlichen Fragen Bildungsforschung (S. 153–182). In G. Prengel, A. (20063). Pädagogik der Vielfalt: im Zusammenhang mit der Durchführung Auernheimer (Hrsg.), Interkulturelle Verschiedenheit und Gleichberechtigung der Interviews – anhand von Beispielen Kompetenz und pädagogische Professio- in interkultureller, feministischer und wurden Interviewschulungen durchge nalität. Opladen: Leske + Budrich. integrativer Pädagogik. Wiesbaden: VS führt – und zu Problemen und Befindlich Boos-Nünning, U. & Karakasoglu, Y. (2003). Verlag. keiten mit der Schul- und Interviewsituati Kinder und Jugendliche mit Migrations on. Einige aus dieser Gruppe haben an Scherr, A. (2001). Interkulturelle Bildung hintergrund und Sport. In W. Schmidt, I. als Befähigung zu einem reflexiven Um schließend ihre Ergebnisse in Examensar Hartmann-Tews & W.-D. Brettschneider beiten aufgearbeitet. gang mit kulturellen Einbettungen. Neue (Hrsg.), Erster Deutscher Kinder und Ju- Praxis, 31 (4), 347–357. (8) Was das Duschen anbetrifft, muss al gendsportbericht (S. 275–296). Schorn lerdings ergänzt werden, dass ausnahms Sobiech, G. (2007). Soziale Ungleichheiten dorf: Hofmann. los alle der Befragten angeben, nach dem in der Schule – Zur Professionalisierung Frohn, J. (2007). Mädchen und Sport des pädagogischen Handelns. In N. Sportunterricht nicht zu duschen, entwe an der Hauptschule. Sportsozialisation der weil sie die Duschen als „dreckig und Fessler & G. Stibbe (Hrsg.), Standardi- und Schulsport von Mädchen mit nied- sierung Profilierung Professionalisie- ekelhaft“ ablehnen oder weil aufgrund rigem Bildungsniveau. Baltmannswei der Vorgabe, pünktlich im nachfolgenden rung. Herausforderungen für den Schul- ler: Schneider. sport (S. 117–139). Baltmannsweiler: Unterricht zu erscheinen, die Zeit fehle. Gebauer, G. (1996). Der Körper als Sym Schneider. (9) Dass die Schamgrenze auch bei gleich bol für Ethnizität. In T. Alkemeyer & B. Statistisches Bundesamt (Hrsg.). (2006). geschlechtlichem Umgang bei manchen Bröskamp (Hrsg.), Fremdheit und Ras- Leben in Deutschland. Haushalte, Fami türkischen Mädchen, aber auch bei Mäd sismus im Sport (S. 81–85). Tagung der lien und Gesundheit – Ergebnisse des chen, die aus dem südlichen Mittelmeer dvs-Sektion Sportphilosophie vom 9.– Mikrozensus 2005. http://www.destatis. raum zugewandert sind, ausgeprägter ist 10. 9. 1994 in Berlin. Sankt Augustin: de/presse/deutsch/pk/2006/mikrozen als im Durchschnitt bei deutschen Mäd Academia. sus_2005i.pdf chen, bestätigen auch Boos-Nünning und Karakasoglu (2003, S. 287 f.). Giesen, B. (1993). Die Konflikttheorie. In G. Thiele, J. (1999). Bewegungskulturen im (10) So geben 71,8% der befragten Mäd Endruweit (Hrsg.), Moderne Theorien der Widerstreit – ein Beitrag zur Begren chen und 56,2% der befragten Jungen an, Soziologie (S. 87–134). Stuttgart: Ferdi zung des Verstehens. In R. Erdmann mit ihrem Körper nicht zufrieden zu sein. nand Enke Verlag. (Hrsg.), Interkulturelle Bewegungserzie- Während Mädchen eher abnehmen und Groenemeyer, A. (2003). Kulturelle Diffe hung (S. 22–41). Sankt Augustin: Acade dünner sein wollen, haben die Jungen renz, ethnische Identität und die Ethni mia. den Muskel- und Kraftaufbau zum Ziel sierung von Alltagskonflikten. Ein Über Treibel, A. (1998). Migration in moder-nen (vgl. Sobiech, 2007, S. 130). blick sozialwissenschaftlicher Themati Gesellschaften. Soziale Folgen von Ein- (11) Allerdings ist hier anzumerken, dass sierungen. In A. Groenemeyer & J. Man wanderung, Gastarbeit und Flucht. bereits 1988 Bukow und Llaryora (vgl. sel (Hrsg.), Die Ethnisierung von Weinheim, München: Juventa. Treibel, 1998, S. 202 f.) beschrieben haben, Alltagskonflikten (S. 11–45). Opladen: Wehner, G. (2005). Wenn Mädchen sich dass viele türkische Familien, die sich in Leske + Budrich. verweigern. Sport für Hauptschüle der Türkei religiös indifferent verhielten, Hormel, U. &. Scherr, A. (2004). Interkultu rinnen als Wahlpflichtkurs. Sportpäda- unter schwierigen Bedingungen der Auf relle Pädagogik – Standortbestimmung gogik, 29 (2), 32–33. sportunterricht, Schorndorf, 57 (2008), Heft 8 249
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