EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW

Die Seite wird erstellt Lasse Heim
 
WEITER LESEN
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST
                                           6 /2017

Aus dem Inhalt:
    ositionen der Kommunalen Wirtschaftsförderung NRW
    P
    zu wirtschaftspolitischen Themen
   Schwerpunkt: Kommunale Wirtschaftsförderung
   Schaffung digitaler Schulbücher
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 6/2017                                                                                Auf ein Wort

                                        Reform der Grundsicherung für
                                        Arbeitsuchende? Ja, aber richtig!
                                           Es gibt Erfolge, über die man reden muss: Die Bilanz der Einführung der Grund­
                                           sicherung für Arbeitsuchende nach mehr als einem Jahrzehnt ist ein solcher. Der
                                           deutsche Arbeitsmarkt hat sich seit den Reformen der Agenda 2010 sehr robust
                                           entwickelt: Im Mai 2017 sank die Zahl der Arbeitslosen auf 2,5 Mio. Personen, die
                                           Arbeitslosenquote auf 5,6 % – den niedrigsten Wert seit der deutschen Wieder­
                                           vereinigung. Die Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe – bisweilen
                                           noch besser geläufig unter dem Begriff Hartz IV –, seit dem Jahr 2005 als Zweites
                                           Buch Sozialgesetzbuch – SGB II – grundlegend neu normiert, hat einen wesent­
                                           lichen Beitrag zur Reduzierung von Erwerbslosigkeit geleistet. Die Verbindung
                                           der kommunalen Fürsorge mit klassischer Arbeitsvermittlung hat die intensive
                                           Betreuung und Unterstützung von Arbeitsuchenden und ihren Familien ermöglicht,
                                           die das Rezept hierzu darstellt. In Nordrhein-Westfalen nehmen zwölf Kreise die
                                           Grund­sicherung für Arbeitsuchende nach dem SGB II (Hartz IV) in eigener Verant­
                                           wortung wahr („Optionskommunen“); weitere 19 Kreise arbeiten als kommunale
                                           Träger in Partnerschaft mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) in sog. Gemeinsa­
                                           men Einrichtungen (gE). Die Verbindung von „kommunal“ und „Arbeitsvermitt­
lung“ wird dabei gerade durch die örtliche Anbindung der Jobcenter in der Kommune für die Kommune im positivsten
Sinne des Wortes „auf die Spitze getrieben“: Das, was zusammengehört, wird gebündelt dort erledigt, wo die Kompetenz
und örtliche Verantwortung liegen.
Trotzdem haben auch zwölf Jahre Erfolg die Jobcenter nicht arbeitslos gemacht: Die verfestigte Zahl der Langzeitarbeits­
losen und Themen wie Migration, Integration von Flüchtlingen, Digitalisierung, demographische Entwicklung und Fach­
kräftemangel sind Herausforderungen, denen sich die Jobcenter unverändert stellen. Das zur Bewältigung dieser Heraus­
forderungen erforderliche Werkzeug muss nun gestärkt werden, nach wie vor vorhandene Schwächungen sind rückgängig
zu machen, neue Schwächungen in jedem Fall zu vermeiden:
Klar entgegenzutreten ist jedem Versuch, sozialversicherungspflichtige „Aufstocker“ und „Aufstocker“ im Arbeitslosen-
geld I – also Personen, die trotz Beschäftigung oder Einkommen aus Arbeitslosengeld auf SGB II-Leistungen angewiesen
sind – in die alleinige Betreuungszuständigkeit der BA nach dem SGB III zu überführen. Eine solche Überführung würde
zu neuen Schnittstellen führen: Denn Mitglieder einer Bedarfsgemeinschaft würden dann von zwei verschiedenen Stellen
betreut.
Rückgängig zu machen ist der hier bereits zum Jahresbeginn 2017 gemachte Fehltritt, Eingliederungsleistungen für die
Personengruppe der „Arbeitslosengeldaufstocker“ der Nürnberger Zentrale und ihren Regionalfilialen zu überantworten.
Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Zahl der Übergänge in Arbeit sich in keiner Weise verbessert – nur die Bürokratie
hat sich verdoppelt.
Ebenfalls in den Giftschrank gehört der Ansatz, die Ausbildungsstellenvermittlung für Jugendliche und junge Erwachsene
der BA auszuliefern: Gerade die Ausbildungsstellenvermittlung ist für eine gelingende Erwerbsbiographie von ganz beson­
derer Bedeutung. Gelingt der Einstieg in den Arbeitsmarkt früh und möglichst bruchlos, stehen die Chancen gut. Eine
längerfristige Unterstützung durch Grundsicherungsleistungen wird dann nicht erforderlich. Als Kernbereich einer präven­
tiven kommunalen Sozialstrategie bildet die Integration Jugendlicher in den Ausbildungsstellen- und Arbeitsmarkt daher
seit Jahr und Tag einen unverzichtbaren Teil der erfolgreichen Arbeit der Jobcenter. Sie haben sich in den Jahren seit den
Hartz-Reformen als verlässlicher Partner am Arbeitsmarkt etabliert und stehen in engem und vertrauensvollem Austausch
mit lokalen Netzwerkpartnern. Gerade diese örtlichen Netzwerkstrukturen ermöglichen unkomplizierte Zugänge zu Arbeit­
gebern, eine umfassende Vernetzung mit anderen Stellen der Kommunalverwaltung und den Schulen. Nur in den Job­
centern können alle vor Ort vorhandenen kommunalen Unterstützungsleistungen durch die kommunalen Träger in die
Prozesse eingebracht werden. Die SGB II-Empfänger erhalten hier Hilfen aus einer Hand: Besser geht’s nicht!
Eine Umstrukturierung des SGB II mit dem Ziel der Zentralisierung von Aufgaben bei der BA wäre da eine „Rolle rück­
wärts“. All die zuvor beschriebenen Kompetenzen würden brachliegen – und das nur, um bei der BA wegen des Erfolgs
der Hartz-IV-Reformen aufgelaufene überhohe Arbeitslosenversicherungsbeiträge und überschüssige Personalressourcen
anderweitig – und weitaus weniger effizient – zu beschäftigen. Die Erfahrungen aus der Praxis mit Hartz IV hingegen
belegen: Was die Jobcenter derzeit leisten, ist deutlich umfangreicher als das BA-Portfolio der Standardpakete. Wenn also
Hartz IV die BA arbeitsuchend macht, sollte die richtige Konsequenz gezogen werden: Es wäre jedenfalls grob fehlerhaft,
die BA in Arbeit zu integrieren.

                                                                            Dr. Martin Klein
                                                                            Hauptgeschäftsführer
                                                                            des Landkreistages Nordrhein-Westfalen

                                                                                                                         225
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt                                                                                                           EILDIENST Heft 6/2017

EILDIENST                                                                                           6/2017

                                                 Auf ein Wort
                                                         Wort                                                                     225

                                                 Thema Aktuell
 Kavalleriestraße 8
 40213 Düsseldorf                                Positionen der Kommunalen Wirtschaftsförderung NRW
 Telefon 0211/ 300 491-0                         zu wirtschaftspolitischen Themen                                                229
 Telefax 02 11/ 300 491-660
 E-Mail: presse@lkt-nrw.de
 Internet: www.lkt-nrw.de
                                                 Aus dem Landkreistag
 Impressum
 EILDIENST – Monatszeitschrift                   Vorstand des LKT NRW am 9. Mai 2017                                             235
 des Landkreistages
 Nordrhein-Westfalen

 Herausgeber:
 Hauptgeschäftsführer
                                                 Schwerpunkt:
 Dr. Martin Klein                                Kommunale Wirtschaftsförderung
 Redaktion:
 Erster Beigeordneter Dr. Marco Kuhn
 Beigeordneter Dr. Christian v. Kraack
                                                 Kommunale Wirtschaftsförderung im Kreis Kleve –
 Hauptreferent Dr. Markus Faber                  Netzwerker auf der Suche nach der Erfolgsspur                                   235
 Referentin Dr. Andrea Garrelmann
 Referentin Dorothée Heimann                     Projekt „Dorfzentrum 2.0“ des Kreises Coesfeld:
 Referent Thomas Krämer
 Referentin Kirsten Rüenbrink                    Wie ländliche Orte nicht den Anschluss verpassen                                237
 Hauptreferent Dr. Kai Zentara
                                                 Wissen, wohin es geht: REload – Zukunft Rhein-Erft-Kreis 2030                   240
 Quelle Titelbild:
 Fotolia@fotodo                                  Breitbandausbau als Aufgabe der Wirtschaftsförderung
 Redaktionsassistenz:                            im Rhein-Sieg-Kreis                                                             242
 Gaby Drommershausen
 Astrid Hälker                                   Wirtschaftsstandort Kreis Euskirchen 2025:
 Heike Schützmann                                Neue strategische Positionierung der Wirtschaftsförderung                       244
 Herstellung:
 ALBERSDRUCK GMBH & CO KG                        Gründergeist@Münsterland – In der Gründerschmiede Gescher
 Leichlinger Straße 11                           die Vision vom eigenen Unternehmen entwickeln                                   246
 40591 Düsseldorf
                                                 Aktuelle Herausforderungen im Rheinisch-Bergischen Kreis:
 ISSN 1860-3319                                  Fachkräfte und Digitalisierung – und wie man ihnen begegnen kann                248

                                                 Stärken stärken – Risiken minimieren im Kreis Steinfurt:
                                                 Wirtschaftsförderung im ländlichen Bereich im Wettbewerb
                                                 zu urbanen Räumen                                                               250

                                                 Themen

                                                 Schaffung digitaler Schulbücher                                                 254

                                                 Pflegeberufereformgesetz254
                 Kreise in Nordrhein-Westfalen
                                                 Landespsychiatrieplan veröffentlicht                                            255

226
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 6/2017                                                          Inhalt

EILDIENST                                                                  6/2017

Im Fokus

Förderung durch Kommunales Integrationszentrum:
Troisdorfer Einrichtungen helfen Flüchtlingen                        255

Medien-Spektrum: Aktuelle Pressemitteilungen

Kreise fordern wirksame Instrumente gegen Hass und Hetze
in sozialen Netzwerken                                               257

Kurznachrichten

Arbeit und Soziales

Zahl der Erwerbstätigen stieg im Jahr 2015 in 29 Kreisen und
15 kreisfreien Städten NRWs                                          257

2015 gab es in NRW 2,4 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig
Beschäftigte als ein Jahr zuvor                                      257

Ende 2016 erhielten 267.133 Menschen in NRW
Grundsicherungsleistungen                                            258

Zahl der Langzeit-Nichterwerbstätigen um elf Prozent gesunken        258

Bauen und Planen

2016 wurden in NRW 16 Prozent mehr neue Wohnungen fertiggestellt     258

Baugenehmigungen für Betriebs-, Büro- und Verwaltungsgebäude
im Jahr 2016 um 4,4 Prozent gestiegen                                259

Siedlungs- und Verkehrsfläche machte Ende 2015 in NRW
23 Prozent der Landesfläche aus                                      259

Gesundheit

Beschäftigtenzahl im NRW-Gesundheitswesen um 2,4 Prozent gestiegen   259

2015 starben in NRW 10.820 Menschen durch Schlaganfälle              260

2015 gab es in NRW doppelt so viele Adipositas-Patienten
als fünf Jahre zuvor                                                 260

Kinder, Jugend und Familie

Scheidungen in NRW 2016: Niedrigste Zahl seit 1992                   261

                                                                                   227
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Inhalt                                                                  EILDIENST Heft 6/2017

EILDIENST                                                        6/2017

          Kinder, Jugend und Familie

          2015 starben in NRW mit 875 neun Prozent mehr Kinder
          unter 14 Jahren als 2014                                                      261

          Landesinitiative „Kein Kind zurücklassen“ startet mit
          Planungsworkshop im Kreis Coesfeld                                            262

          Inklusion

          Selbstversuch im Ennepe-Ruhr-Kreis zeigt: Alles anders
          und Vieles viel weniger selbstverständlich                                    262

          Integration

          „Hayya!“ mit dem Europäischen Sprachensiegel ausgezeichnet                    263

          Kultur und Sport

          Ausschreibung Helmut A. Crous Geschichtspreis der Region Aachen 2017          264

          Schule und Weiterbildung

          5,3 Prozent der Schulabgänger in NRW 2016 ohne Hauptschulabschluss            264

          NRW-Hochschulen: 342 syrische Gasthörer im Wintersemester 16/17               264

          NRW-Hitliste der Abiturfächer 2016: Englisch vor Deutsch und Mathe            265

          Hinweise auf Veröffentlichungen
                       Veröffentlichungen                                                266

228
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 6/2017                                                                                        Thema aktuell

  Kommunale Wirtschaftsförderung NRW
  Kommunale Wirtschaftsförderung NRW

      Positionen der Kommunalen Wirtschafts­
      förderung NRW zu wirtschaftspolitischen
      Themen
 Mit Blick auf die neue Landtagswahlperiode hat sich die Kommunale Wirtschaftsförderung NRW, in der sich der Städtetag NRW, der
 Landkreistag NRW, der Städte- und Gemeindebund NRW sowie der Verband der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesell-
 schaften in NRW zusammengeschlossen haben, mit einem Positionspapier zu wirtschaftlichen Themen für die Jahre 2017 bis 2022
 an die Öffentlichkeit gewandt. Das Positionspapier ist nachfolgend – eingeleitet durch eine Zusammenfassung – dokumentiert.

Management Summary                             gerechte Abwägung der Ziele des Umwelt-        höriger, beruflicher Wiedereinstieg im
                                               und Naturschutzes mit den Zielen der           Anschluss an Erziehungszeiten, etc.) und
1. Kernforderung: Wirtschaftsfreundlich-       Wirtschaftsförderung und den Flächener-        die Attraktivierung des deutschen Arbeits-
keit als Standortfaktor ansehen und Indu-      fordernissen der Unternehmen geboten.          marktes für ausländische Fachkräfte.
strie und produzierendes Gewerbe als           Es kann nicht sein, dass heute bereits eini-
Rückgrat der Wirtschaft in NRW stärken         ge (auch größere) Kommunen über keine          Einführung
Wirtschaftsfreundlichkeit muss in Zukunft      nutzbaren Flächen für Gewerbeansiedlun-
in noch stärkerem Maße als ein wichtiger       gen mehr verfügen.                             Jedes Land ist nur so stark und erfolg-
Standortfaktor angesehen werden – dies         4. Kernforderung: Infrastrukturen – vor        reich, wie die Summe der lokal ansässigen,
betrifft alle Ebenen von Politik und Verwal-   allem im Verkehrssektor – umfassend und        oft aber auch regional und international
tung im Land NRW. In weiten Teilen des         zeitnah modernisieren und, wo notwen-          tätigen Unternehmen. Landesregierung,
Landes stellen Industrie und produzieren-      dig, zukünftigen Anforderungen anpassen        Städte, Kreise, Gemeinden und ihre kom-
des Gewerbe nach wie vor das Rückgrat          Für die Wirtschaft ist eine funktionieren-     munalen Wirtschaftsförderungen kön-
der Wirtschaftsstruktur in NRW dar. Wirt-      de Verkehrsinfrastruktur Voraussetzung         nen zwar kaum die Märkte beeinflussen.
schafts- und Industriepolitik muss daher       für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit.       Sie sind jedoch für eine bedarfsgerechte,
in den verschiedenen Politikfeldern (Wirt-     Der Sanierungsstau an Brückenbauwerken         funktionierende Infrastruktur und best-
schaftspolitik, Planungsrecht, Umweltpo-       muss aufgeholt werden, Verkehrsinfra-          mögliche Rahmenbedingungen verant-
litik, Bildungspolitik) umfassend als Quer-    strukturen sind den zukünftig zu erwarten-     wortlich. Unternehmen – produzierende
schnittsthema berücksichtigt werden.           den Anforderungen anzupassen, die bishe-       Mittelständler, Handwerksbetriebe und
2. Kernforderung: Digitalisierung der          rigen Bundesentflechtungsmittel sind wei-      Dienstleister – richten ihre Standortent-
Wirtschaft in NRW weiter unterstützen –        ter aufzustocken und zudem müssen Pla-         scheidungen zu einem maßgeblichen Teil
Glasfaserversorgung als Ziel                   nungsprozesse im Verkehrssektor gestrafft      nach der Qualität der lokalen und regiona-
Ein hochleistungsfähiges und flächen­          werden (Nutzung von E-Government,              len Bedingungen. Unternehmensstandorte
deckendes Breitbandnetz ist unabding­bare      Konzentration auf möglichst eine Betei-        sind immer lokal.
Voraussetzung für eine zukunftsfähige          ligungsphase, feste zeitliche Vorgaben         Auch die Diskussionen über eine Wachs-
Entwicklung von Industrie und Gewerbe.         und eine Reduzierung der Rechtsschutz-         tumsschwäche in NRW und ungünstige
Bei allen Zwischenschritten muss es – wie      möglichkeiten auf eine oder maximal zwei       Arbeitsmarktzahlen in einigen Landesteilen
von der Landesregierung im Sommer ver-         Instanzen).                                    müssen als Herausforderung für die Wirt-
gangenen Jahres formuliertes – Ziel sein,      5. Kernforderung: Fachkräftebedarf sicher-     schaftspolitik im Land, aber auch in den
bis 2026 die Breitbandversorgung in NRW        stellen                                        Städten, Kreisen und Gemeinden gesehen
flächendeckend über Glasfasernetze zu          Im hochspezialisierten deutschen und           werden. Dabei kann eine nachhaltige und
gewährleisten.                                 nord­rhein-westfälischen Arbeitsmarkt ist      organische Verbesserung der wirtschaft-
3. Kernforderung: Ausreichende Versor-         die bestmögliche Aus- und Fortbildung          lichen Standortfaktoren nicht ohne einen
gung mit Gewerbeflächen qualitativ und         von Fachkräften von entscheidender             starken Fokus auf die kommunalen Wirt-
quantitativ sicherstellen – auch unter dem     Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit.        schaftsförderungseinrichtungen umgesetzt
neuen LEP                                      Die wichtigsten Aufgaben hierbei sind:         werden.
Für die Zukunft muss weiterhin sicherge-       Die Verbesserung des Übergangssystems          Die kommunalen Wirtschaftsfördereinrich-
stellt werden, dass quantitativ und quali-     Schule – Beruf; die Unterstützung eines        tungen haben vor diesem Hintergrund die
tativ ausreichende marktfähige Gewer-          lebenslangen Bildungsprozesses; die För-       lokalen Infrastrukturausstattungen, Rah-
beflächen zur Verfügung gestellt werden        derung der Vereinbarkeit von Familie und       menbedingungen und Standortqualitäten
können. Dabei ist eine ehrliche und sach-      Beruf (Kinderbetreuung, Pflege Ange-           fest im Blick und unterstützen die Unter-

                                                                                                                                    229
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Thema aktuell                                                                                                      EILDIENST Heft 6/2017

nehmen mit einem umfassenden Service,           setzung, um die nach wie vor bestehen-        dass die Belastung von energieintensiven
damit der Wirtschaftsstandort NRW für           den wirtschaftlichen, aber auch sozialen      Betrieben mit Energiekosten nicht noch
bestehende bzw. ansiedlungswillige Unter-       und fiskalischen Herausforderungen in         weiter steigt, um die internationale Wett-
nehmen attraktiv ist bzw. bleibt.               NRW nachhaltig sowohl auf Landesebene         bewerbsfähigkeit dieser Unternehmen zu
Viele unternehmerische Rahmenbedingun-          als auch auf Ebene der Städte, Kreise und     sichern.
gen sind aber nicht allein durch die kom-       Gemeinden lösen zu können.                    4. Prozesse und Planungen optimieren.
munale Seite zu beeinflussen, vielmehr          2. Der Industrie- und Produktionsstandort     Ein aus Wirtschaftssicht immer wieder
bedarf es hierzu eines Schulterschlusses        NRW muss weiter gestärkt werden.              geäußertes Problem sind die relativ lang-
der kommunalen Wirtschaftsförderung             Der nordrhein-westfälische Wirtschafts-       wierigen Prozess- und Planungsabläufe bei
mit dem Land, um zu einer weiteren posi-        standort profitiert seit jeher von seiner     öffentlichen und privaten Vorhaben, vor
tiven Entwicklung der Wirtschaftsstruktur       starken industriellen Prägung. In weiten      allem in den Bereichen Bauen, Planen und
beizutragen. Hierzu zählt auch die direkte      Teilen des Landes stellen Industrie und       im Infrastruktursektor. Dies bezieht sich
finanzielle Unterstützung von Projekten         produzierendes Gewerbe nach wie vor das       sowohl auf allgemeine Abläufe in den Ver-
und Initiativen der Wirtschaftsförderung        Rückgrat der Wirtschaftsstruktur dar. Die     waltungen als auch auf die Planungspro-
vor Ort.                                        Industrie bietet zahlreiche Arbeits- und      zesse im Bereich der Bauleitplanung oder
Die strukturelle und wirtschaftliche Situati-   Ausbildungsplätze, trägt in erheblichem       der Fachplanung (hier insbesondere bei
on stellt sich in den verschiedenen Regio-      Maße zur Wertschöpfung bei und ist auch       Projekten im Verkehrsbereich).
nen des Landes äußerst differenziert dar.       maßgeblich für das weltweit gute Image        Diese Prozesse müssen deshalb im Hinblick
Aber es gibt einige landesweit aktuelle         des deutschen Wirtschaftsstandortes, wel-     auf ihre Wirtschafts- und Mittelstands-
Themen, die aus unserer Sicht entschei-         ches mit der Marke „Made in Germany“          freundlichkeit weiter überprüft und ggf.
dend zur Stärkung des Wirtschaftsstand­         verbunden wird, verantwortlich. Dies gilt     angepasst werden. Dies umfasst sowohl
ortes NRW beitragen können.                     auch für viele kleine und mittelständische    die Bürgerfreundlichkeit der Abläufe als
Köln, Düsseldorf, Mülheim an der Ruhr,          Unternehmen im Bereich des produzieren-       auch – bei allen Fortschritten auf diesem
den 12. Mai 2017                                den Gewerbes. Bei aller Bedeutung neuer       Feld – die Dauer der Verfahren. Zudem
                                                Wirtschaftsfelder im Bereich von Dienst-      gehört hierzu auch die Stärkung der Struk-
I. Standortfaktor                               leistungen darf der Sektor der Industrie      turen im Bereich des E-Government. Die
Wirtschaftsfreundlichkeit                       und des produzierenden Gewerbes nicht         Digitalisierung der Wirtschaft erfordert
                                                vernachlässigt werden, zumal auch viele       auch die Digitalisierung der Verwaltungs-
1. Wirtschaftsfreundlichkeit muss starker       Unternehmen im Dienstleistungssektor          prozesse als Teil einer weitergehenden
Standortfaktor in NRW werden.                   gerade von einer Nähe zu Industrie und        Digitalisierungsstrategie auf allen Verwal-
Wirtschaftsfreundlichkeit muss in Zukunft       produzierendem Gewerbe profitieren            tungsebenen. Es muss daher darüber nach-
in noch stärkerem Maße als ein wichtiger        (Stichwort industrienahe Dienstleistung).     gedacht werden, wo rechtliche Vorgaben
Standortfaktor angesehen werden. Trotz          Auch die erwartete weitere Digitalisierung    und Verfahren zu unangemessenen Ver-
aller Anstrengungen in der Vergangenheit        der Wirtschaft (Stichwort Industrie 4.0)      zögerungen oder Beeinträchtigungen wirt-
hat die wirtschaftliche Entwicklung in den      wird zu bedeutenden Teilen in der Industrie   schaftlicher    Entwicklungsmöglichkeiten
letzten Jahren noch nicht überall das Maß       und im produzierenden Gewerbe umge-           führen können. Dies betrifft insbesondere
erreicht, das erforderlich wäre, um einen       setzt werden: Deshalb muss auf den Indu-      (aber nicht nur) die Felder Umweltrecht,
nachhaltigen Zuwachs an Arbeitsplätzen          striesektor nach wie vor ein Schwergewicht    Immissionsschutzrecht oder Vorgaben im
und Wohlstand in NRW zu generieren.             der Wirtschaftspolitik im Lande NRW und       Bereich des Baurechts. Auch im Bereich
Deshalb sollte Wirtschaftsfreundlichkeit        in den Regionen im Lande gelegt werden.       des Planungsrechts sollte geprüft werden,
zukünftig verstärkt ein besonders wich-         Dies sollte dann auch in den verschiede-      ob Straffungen und Optimierungen von
tiger Abwägungsmaßstab bei politischen          nen Politikfeldern vom Planungsrecht über     Abläufen ein höheres Maß an Wirtschafts-
und administrativen Entscheidungen des          die Verkehrspolitik und die Bildungs- und     freundlichkeit ermöglichen. Grundsätzlich
Landes sein. Wirtschaftsfreundlichkeit          Hochschulpolitik Berücksichtigung finden.     haben umfassende Planungsinstrumente
muss dabei in einem gleichberechtigten          3. Im Rahmen der Energiewende müssen          und hier insbesondere die Beteiligungs-
Dreiklang zwischen Sozialpolitik, Wirt-         auch die Bedürfnisse der Wirtschaft und       verfahren ihre rechtliche und politische
schaftspolitik und Umweltpolitik gese-          insbesondere von Industrie und produzie-      Berechtigung. Die Entscheidung über die
hen werden. Geboten ist zur Umsetzung           rendem Gewerbe berücksichtigt werden.         Abwägung zwischen Interessen der Wirt-
einer stärkeren Wirtschaftsfreundlichkeit       Die industrielle Entwicklung hängt neben      schafts- und Standortentwicklung und
als Standortfaktor eine umfassende Über-        der Flächenvorsorge und der Verkehrspo-       anderen fachlichen Belangen (insb. Pla-
prüfung der Handlungsspielräume und             litik wesentlich von der Energiepolitik ab.   nungsrecht, Umweltrecht) sollte möglichst
Instrumente in sämtlichen Bereichen von         Gerade in NRW existieren viele Unter-         im Rahmen der kommunalen Selbstverwal-
Politik und Verwaltung: im Planungsrecht,       nehmen, die einen hohen Energiebedarf         tung vor Ort durchgeführt werden. Zudem
in der Verkehrspolitik, bei Entscheidungen      haben. Hier müssen umfassend Energie-         muss darüber nachgedacht werden, ob die
über Förderung und Ausbau von Breit-            einsparungsmaßnahmen über Beratung            Planungsabläufe – gerade auch unter Nut-
bandinfrastrukturen, in der Bildungs- und       und Prozessoptimierung greifen. Der           zung von Instrumenten des E-Government
Hochschulpolitik sowie in der Arbeits-          Energiebedarf lässt sich jedoch bei vielen    – konzentriert und zeitlich beschleunigt
marktpolitik, aber auch bei der Aufstellung     Unternehmen prozessbedingt nur noch           werden können. Denkbar wäre insoweit
von Organisationsabläufen und Entschei-         in geringem Ausmaß senken. Um solche          eine Konzentration auf möglichst eine
dungsverfahren. Nur durch ein breites           Unternehmen in NRW zu halten, müssen          Beteiligungsphase, eine grundsätzlich feste
Maßnahmenbündel kann NRW zukünf-                Energiepreise und energetische Rahmen-        zeitliche Vorgabe für die Durchführung
tig den Abstand bei der Wirtschafts- und        bedingungen auch zukünftig den energie-       von Planungs- und Beteiligungsverfahren
Arbeitsmarktentwicklung vor allem zu den        wirtschaftlichen Anforderungen des Wirt-      und eine Reduzierung der Rechtsschutz-
süddeutschen Bundesländern verkürzen.           schaftsstandorts NRW entsprechen. Gene-       möglichkeiten auf eine oder maximal zwei
Dies aber ist eine entscheidende Voraus-        rell muss dafür Sorge getragen werden,        Instanzen.

230
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 6/2017                                                                                           Thema aktuell

II. Standortfaktor                              setzen, laufen schnell Gefahr, abgehängt        funktionierende         Verkehrsinfrastruktur
Digitalisierung und Breitband                   zu werden und an Bedeutung zu verlieren.        unbedingte Voraussetzung für den Erhalt
                                                Die kommunalen Wirtschaftsförderer set-         der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
5. Breitbandnetze flächendeckend aus-           zen sich deshalb dafür ein, insbesondere im     und des Wohlstandes. Die Kommunen in
bauen.                                          Bereich der kleinen und mittelständischen       NRW sind zudem auf die Sicherstellung
Ein hochleistungsfähiges und flächen­           Unternehmen (KMU) die digitale Transfor-        einer guten regionalen und überregionalen
deckendes Breitbandnetz ist unabdingbare        mation zu fördern und umzusetzen. Aber          Verkehrsinfrastruktur angewiesen, damit
Voraussetzung, um Digitalisierungspro-          auch das Land steht in der Pflicht, Digita-     Ausweichverkehre auf innerstädtische Ver-
zesse in den Unternehmen anstoßen zu            lisierungsprozesse umfassend – auch mit         kehrsnetze abgewendet und die für den
können. Vor dem Hintergrund des stetig          finanziellen Mitteln – zu unterstützen.         Wirtschaftsstandort NRW wichtigen Ver-
wachsenden Breitbandbedarfs ist das im          Ein Fokus ist dabei auf den stationären         kehrsbeziehungen gesichert werden. Um
Jahr 2014 von Bund und Land formulierte         Einzelhandel zu legen, der auch durch den       die künftige Zunahme des Verkehrs bewäl-
Ziel, bis Ende 2018 einen flächendecken-        zunehmenden Online-Handel einer immer           tigen zu können, muss die Verkehrsinfra-
den Breitbandanschluss mit 50 Mbit/s für        größeren Konkurrenz ausgesetzt ist. Auch        struktur in einem guten Zustand erhalten
alle zu gewährleisten, ein Etappenziel auf      muss das Land sicherstellen, dass die im        und – an neuralgischen Knotenpunkten –
dem Weg zu einem flächendeckenden               Ladenöffnungsgesetz NRW vorgesehenen            bedarfsgerecht ausgebaut werden. Zwar
Glasfasernetz. Grundsätzlich ist deshalb        Verkaufssonntage rechtssicher genutzt           ist NRW Transitland Nr. 1 und damit natur-
das von der Landesregierung im Sommer           werden können.                                  gemäß stauanfälliger als andere Länder,
vergangenen Jahres formulierte Ziel, bis        Um Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh-             aber es darf dennoch nicht sein, dass die
2026 die Breitbandversorgung in NRW flä-        mer sowie den Fachkräftenachwuchs               täglichen Staus in NRW volkswirtschaft­
chendeckend über Glasfasernetze gewähr-         für die zunehmende Digitalisierung der          liche Millionen-Schäden verursachen.
leisten zu wollen, zu begrüßen.                 Arbeitswelt zu sensibilisieren, ist außerdem    8. Erhalt und Ausbau der kommunalen Ver-
Die neue Landesregierung muss aber dar-         sowohl in der Schule als auch in der Aus-       kehrsinfrastruktur auskömmlich fördern.
auf hinwirken, dass schnellstmöglich auch       und Weiterbildung auf eine höhere Medi-         Auch die kommunale Verkehrsinfrastruk-
auf Bundesebene verbindliche Ausbau-            en- und Digitalkompetenz Wert zu legen.         tur ist an vielen Stellen notleidend. Es feh-
ziele bis 2026 festgelegt werden und die        Die bisherigen Aktivitäten des Landes,          len in NRW zur Instandhaltung von kom-
künftige Breitbandförderkulisse auf Bun-        insbesondere die digitale Wissensvermitt-       munalen Verkehrswegen einschließlich der
des- und Landesebene so aufgesetzt wird,        lung in den Schulen voranzutreiben, sind        Nachholbedarfe näherungsweise minde-
dass über das Jahr 2018 hinaus Glasfaser-       deshalb konsequent und flächendeckend           stens (heruntergerechnet für NRW aus den
Erschließungsvorhaben prioritär gefördert       fortzuführen und umzusetzen. Neben der          Ergebnissen der Daehre-Kommission) 800
werden. Dabei muss – auch kurzfristig –         Versorgung mit Breitbandanschlüssen und         bis 1.000 Mio. Euro jährlich. Eine Studie
ein besonderer Fokus auf der Erschließung       der Ausstattung mit entsprechender Tech-        des Deutschen Instituts für Urbanistik aus
von Gewerbegebieten liegen, die häufig          nik müssen auch die Lehrkräfte geschult         dem Jahr 2013 stellt außerdem fest, dass
nur unzureichend an das schnelle Internet       sowie Ressourcen für die Administration         rund die Hälfte der kommunalen Straßen-
angeschlossen sind.                             gefördert werden.                               brücken sanierungsbedürftig ist.
Die aktuellen Bundes- und Landesförder-                                                         Vor diesem Hintergrund sollte die im
programme sind zwar bislang mit aus-            III. Standortfaktor                             Herbst letzten Jahres erfolgte Einigung zur
kömmlichen Finanzmitteln hinterlegt,            Verkehrsinfrastruktur                           künftigen Ausgestaltung der Bund-Länder-
allerdings mangelt es an einem zwischen                                                         Finanzbeziehungen ab 2020 und die für
Bund und Land abgestimmten und pra-             7. Umfassendes Erhaltungsprogramm für           NRW daraus erwachsenden Mehreinnah-
xisgerechten Förderverfahren, welches           die im Verantwortungsbereich des Landes         men dazu genutzt werden, der kommuna-
sicherstellt, dass die bestehenden Versor-      liegenden Straßen auflegen.                     len Unterfinanzierung im Bereich der Ver-
gungslücken kurz- bis mittelfristig beseitigt   Grundsätzlich begrüßen die kommunalen           kehrsinfrastruktur entgegenzuwirken.
werden. So fordern wir das Land NRW             Wirtschaftsförderungen das jüngste Enga-        Dies bedeutet konkret, dass das Ent-
dringend dazu auf, sich auf Bundes- und         gement des Landes NRW für die Verbesse-         flechtungsgesetz des Bundes – welches
EU-Ebene dafür einzusetzen, dass die EU-        rung der Verkehrsinfrastruktur und deren        2019 ausläuft und dessen Mittel für die
Aufgreifschwelle von 30 Mbit/s deutlich         Finanzierung. Allerdings reichen die bis-       Verbesserung der Verkehrsverhältnisse
erhöht wird. Die Aufgreifschwelle ist des-      her vorgesehenen finanziellen Mittel zur        in den Kommunen gezahlt werden – auf
halb besonders problematisch, weil alle         Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur        Landesebene auskömmlich und unbefri-
„gut“ erschlossenen Gebiete, die bereits        bei weitem nicht aus. Angesichts des besorg-    stet fortzuführen ist. Die bisherigen Bun-
über einen Anschluss von mindestens 30          niserregenden Zustands der Verkehrsinfra-       desentflechtungsmittel von 260 Mio. Euro
Mbit/s verfügen, im Regelfall von jeder         strukturen und des dramatisch steigen-          sind angesichts des hohen Sanierungsstaus
Förderung ausgeschlossen sind. Zudem ist        den Reparaturbedarfs, insbesondere bei          außerdem deutlich aufzustocken. Dies
bei der Ausgestaltung künftiger Förder-         Brücken, sollten verfügbare Landeshaus-         sollte auch ausdrücklich – zwecks besserer
programme auf eine Symmetrie im Down-           haltsmittel prioritär zur Finanzierung der      Planungssicherheit – auf der Ebene eines
und Upload-Bereich Wert zu legen.               Verkehrsinfrastruktur eingesetzt werden.        formellen Landesgesetzes erfolgen. Für die
                                                Parallel müssen auch die Planungskapazi-        Zukunft ist eine jährliche Dynamisierung
6. Digitalisierungsprozesse stärker unter-      täten deutlich aufgestockt werden, denn in      mindestens in Höhe der Preissteigerung
stützen.                                        den vergangenen Jahren konnten Projekte         erforderlich. Zudem sollte der Verwen-
Für die Zukunft der regionalen Wirtschaft       – trotz grundsätzlich vorhandener finan-        dungszweck zumindest auf grundhafte
ist es von besonderer Bedeutung, mög-           zieller Mittel – nicht realisiert werden, da    Erneuerungsmaßnahmen erweitert wer-
lichst unkompliziert die Türen zu digitalem     keine Baureife gegeben war.                     den. Für die Zeit bis 2020 gilt es außerdem,
Know-how und Innovationen öffnen zu             Für die Wirtschaft, und hier insbesonde-        ein Notprogramm, welches den Erhalt der
können. Unternehmen, die sich nicht mit         re für die in NRW starken Bereiche Indu-        kommunalen Infrastruktur sicherstellt, auf-
digitalen Geschäftsprozessen auseinander-       strie und Logistik, ist eine leistungsfähige,   zulegen.

                                                                                                                                        231
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
Thema aktuell                                                                                                        EILDIENST Heft 6/2017

9. Rahmenbedingungen für die Verlage-         fer 6.1-2 im LEP). Das politische Ziel der       ker auf eine Bereitstellung von Flächen für
rung der Verkehre auf Schiene und Schiff      Landesregierung, zusätzliche Versiegelun-        die gewerbliche und industrielle Nutzung
verbessern.                                   gen möglichst zu verhindern, wird grund-         gelegt werden.
Eine Stärkung des Schienenverkehrs und        sätzlich als sinnvoll erachtet. Allerdings       Zudem stellt der Flächenpool ein weiteres
der Binnenschifffahrt bietet die große        zeigt sich bereits heute, dass in Ballungsräu-   wichtiges Instrument zur Aktivierung von
Chance, Verkehre, insbesondere aus dem        men – aber auch in ländlichen Regionen, in       Brachflächen dar. Er sollte in seinen Hand-
Logistikbereich, von der Straße zu verla-     denen sich ein großer Teil der industriellen     lungsmöglichkeiten gestärkt und mit einem
gern und so die Straßeninfrastruktur zu       Arbeitsplätze befindet – neue Gewerbeflä-        eigenen Ansatz im Landeshaushalt auf
entlasten.                                    chen zur Stärkung des Wirtschaftsstand-          eine solide zu verstetigende Basis gestellt
Um dort steigende Transportaufkommen          orts benötigt werden. Maßnahmen wie              werden. Außerdem sollte der Flächenpool
abwickeln zu können, müssen im Umfeld         die Revitalisierung von Brachflächen, der        generell und landesweit bei Brachflächen
der Binnenhäfen aber weitere Hafen- und       Tausch von Gewerbeflächen oder ein Vor-          (d.h. auch bei Einzelimmobilien, klassi-
Hafenerweiterungsflächen      ausgewiesen     rang der Innen- vor der Außenentwicklung         schen Baulücken oder Flächen im Außen-
werden können und auch die Schienen-          sind grundsätzlich zu begrüßen. Trotzdem         bereich) tätig werden können.
infrastruktur muss – trotz der vielfältigen   werden diese Maßnahmen vielfach nicht            Insgesamt ist unabhängig von den gewähl-
planerischen und gesellschaftspolitischen     ausreichen, ein hinreichendes Angebot an         ten Instrumenten mindestens ein zusätz­
Hürden – für den Güterverkehr ausgebaut       Flächen für gewerbliche Ansiedlungen zu          licher gehobener zweistelliger Millionen-
und ertüchtigt werden. Das Land ist des-      generieren. Aufgrund voranschreitender           betrag pro Jahr erforderlich, um landesweit
halb gefordert, hierfür die notwendigen       Rationalisierungs- und Automatisierungs-         eine hinreichende Zahl von Flächen wieder
Voraussetzungen in der Landesentwick-         maßnahmen ist der Flächenbedarf heutiger         einer bedarfsgerechten Nutzung und ins-
lungsplanung zu schaffen und die Wett-        Unternehmen (gerechnet pro Arbeitsplatz)         besondere einer Nutzung für gewerbliche
bewerbsfähigkeit der Schiene zu stärken,      deutlich größer als noch vor 20 Jahren.          Ansiedlungen zuführen zu können. Dar-
indem es auf eine Reduzierung der Tras-       Deshalb muss es auch möglich bleiben,            über hinaus sollte das Land NRW versu-
senpreise hinwirkt. Im Schienenverkehr        zukünftig neue Flächen, insbesondere für         chen, auch den Bund bei einer Finanzie-
sollte sich NRW zu einer festen Förderung     die Ansiedlung im Bereich gewerblicher           rung der Flächenrevitalisierung mit in die
von NE-Bahnen bekennen. Gerade diese          und industrieller Nutzung, in Anspruch zu        Verantwortung zu holen. In geeigneten
„nicht-bundeseigenen Eisenbahnen“ (als        nehmen. Hierauf ist insbesondere bei der         Fällen ist auch an das Instrumentarium der
Hafenbahn, als kommunale Privatbah-           Neuaufstellung und Fortschreibung der            revolvierenden Fonds zu denken.
nen mit Anschluss von Gewerbegebieten)        Regionalpläne vor dem Hintergrund des            12. Grundsätzlich muss eine Bestands-
stellen im Güterverkehr oft eine wichtige     geänderten LEP zu achten.                        aufnahme der zur Verfügung stehenden
Anbindungsfunktion von Unternehmens-          11. Das Land muss den Flächenpool und            Gewerbeflächen vorgenommen wer-
standorten an das Güterschienennetz der       den AAV mit ausreichend finanziellen             den, die die wirtschaftliche Nutzbarkeit
Deutschen Bahn dar.                           Mitteln ausstatten.                              berücksichtigt.
                                              Der Vorschlag der Landesregierung,               Notwendig ist eine transparente und sach-
IV. Standortfaktor                            Brachflächen durch geeignete Entwick-            gerechte Bestandsaufnahme der zur Ver-
Vermarktbare Gewerbe­                         lungsmaßnahmen im regionalen Kontext             fügung stehenden Gewerbeflächen (insb.
                                              einer sinnvollen Nutzung zuzuführen,             im Rahmen eines Siedlungsflächenmoni-
flächen                                       wird unterstützt. Unabhängig davon, dass         torings), die die tatsächliche, wirtschaft­
10. Für die Zukunft muss weiterhin sicher-    – insbesondere in der ländlichen Region          liche Nutzbarkeit berücksichtigt. Dies setzt
gestellt werden, dass quantitativ und qua-    – vielfach keine Brachflächen vorhanden          voraus, dass nicht nur auf die abstrakte
litativ ausreichende Gewerbeflächen zur       sind, ist zu berücksichtigen, dass die ange-     planungsrechtliche/baurechtliche Verfüg-
Verfügung gestellt werden können. Dabei       dachte Revitalisierung von Brachflächen          barkeit einer Gewerbefläche abgestellt
ist eine ehrliche und sachgerechte Abwä-      und bisherigen „defizitären“ Flächen viel-       wird, sondern geprüft wird, welche Flä-
gung der Ziele des Umwelt- und Natur-         fach fehlgeht, weil ihre Revitalisierung an      chen auf Grund ihrer Lage, Verkehrsinfra-
schutzes mit den Zielen der Wirtschafts-      fehlenden finanziellen Mitteln scheitert.        struktur, Größe, Topografie, des Umwelt-
förderung und den Flächenerfordernissen       Da­rüber hinaus sollte das Land instrumen-       und Artenschutzes sowie der Nähe zur
der Unternehmen geboten.                      tell, gesetzlich und im Rahmen von städte­       Wohnbebauung – auch in Bezug auf die
Grundlage einer erfolgreichen kommuna-        baulichen Fördermöglichkeiten die Revi-          Anfahrtswege – am besten für wirtschaft­
len Wirtschaftsentwicklung ist die ausrei-    talisierung und Bereitstellung bestehender       liche Nutzung geeignet sind: Bislang wer-
chende und nachfragegerechte Versor-          Brachflächen für die gewerbliche Nutzung         den überwiegend nur abweichende Pla-
gung mit Gewerbeflächen. Es gibt heute        unterstützen.                                    nungsziele und Bodengrundhemmnisse
bereits Kommunen, insbesondere auch           Das vom Land vorgegebene politische Ziel         sowie langfristig entgegenstehende ander-
Großstädte, die ansiedlungswillige Unter-     des Flächensparens muss jedoch konse-            weitige Nutzungen als Gründe für eine
nehmen abweisen müssen, da marktfähige        quenter Weise auch vom Land finanziell           planerische Nicht-Verfügbarkeit angenom-
Flächen nicht zur Verfügung stehen. Ent-      unterstützt werden. Ein Instrument hierfür       men. Vielmehr sollte zukünftig bei einer
sprechend stellt das Angebot von Gewer-       ist der Verband für Flächenrecycling und         Bestandsaufnahme (Siedlungsfächenmoni-
beflächen angesichts des Strukturwandels      Altlastensanierung (AAV). Hier ist zu prü-       toring) auch auf eine echte Marktverfüg-
der Wirtschaft eine Daueraufgabe dar und      fen, ob die Handlungsmöglichkeiten dieses        barkeit der Fläche für die jeweilige Nut-
trägt aus Sicht der Kommunalen Wirt-          Verbandes, insbesondere auf dem Feld des         zung abgestellt werden.
schaftsförderung entscheidend dazu bei,       Brachflächenrecyclings, weiter ausgebaut         Bei der geplanten Einführung eines neuen
den Wirtschaftsstandort NRW zu stärken.       und die finanzielle Förderung durch das          Modells zur Flächenbedarfsberechnung
Die Landesregierung geht von dem poli-        Land NRW wie auch die Unterstützung              für Wirtschaftsflächen in Regionalplänen
tischen Ziel eines 30-Hektar-Flächenver-      durch die Wirtschaft weiter verbessert           ist sicherzustellen, dass weiterhin ausrei-
brauchs bis 2020 und längerfristig einem      werden können. In Anbetracht der Vor-            chende Flächenreserven in Regionalplä-
Netto-Null-Flächenverbrauch aus (vgl. Zif-    gaben des LEP muss der Fokus noch stär-          nen festgelegt werden, die eine Planung

232
EILDIENST 6 /2017 - Aus dem Inhalt: Landkreistag NRW
EILDIENST Heft 6/2017                                                                                        Thema aktuell

in Alternativen, den Zugriff auf tatsächlich   die Kosten für Personal und Sachmittel bis-   • A ttraktivierung des deutschen Arbeits-
verfügbare Flächen und ihre Entwicklung        lang ausschließlich von den Kammern und          marktes für ausländische Fachkräfte;
im Dialog sowie in Abstimmung mit den          Kommunen bzw. Wirtschaftsförderungen          • Erleichterte Anerkennung ausländischer
Bezirksplanungsbehörden zulassen. Es           aufgebracht werden, sollte die Landes­           Berufsabschlüsse.
muss stets ausreichende Spielräume für die     regierung finanzielle Unterstützung leisten   16. Geflüchteten die Integration in den
Berücksichtigung der örtlichen Entwicklun-     und verstärkt Fördermittel bereitstellen.     deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen.
gen und Bedarfe geben; der bisher vorge-       Auch mit den rund 50 bestehenden, teil-       Die hohe Zuwanderung, insbesondere
sehene Flexibilisierungszuschlag ist deut-     weise bereits in den 80er Jahren gegrün-      junger Menschen aus Krisengebieten in
lich zu knapp bemessen.                        deten Gründer- und Technologiezentren         den Jahren 2015 und 2016, stellt eine der
                                               verfügt NRW über eine bemerkenswerte          aktuell größten Herausforderungen dar, ist
V. Standortfaktor                              Infrastruktur, die vor dem Hintergrund        aber zugleich als Chance für den hiesigen
Existenzgründungen                             der aktuellen Startup-Entwicklung und der     Arbeitsmarkt zu werten, wenn sicherge-
                                               Digitalisierung, insbesondere im Zusam-       stellt ist, dass die Geflüchteten umfassende
13. Die Gründertätigkeit im Land NRW           menspiel mit den Hochschulen und For-         Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
muss gestärkt werden.                          schungsinstituten eine noch größere Rolle     erhalten.
Angesichts der guten konjunkturellen           einnehmen können. Die bestehenden             Die aktuellen Erkenntnisse zeigen, dass
Situation und der starken Nachfrage nach       Technologie- und Gründerzentren sol-          sprachliche Hürden und die häufig geringe
Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt ist die       len deshalb gestärkt und intensiver in die    fachliche Qualifikation der Geflüchteten
Gründerquote generell zurückgegangen.          landesweite Technologie- und Innovati-        eine zügige Integration in den Arbeits-
Kreative Ideen und innovative Geschäfts-       onsförderung einbezogen werden. Dafür         markt erschweren. Es bedarf deshalb einer
modelle von Existenzgründern wirken sich       wäre eine aktuelle Bestandsaufnahme und       lückenlosen Überleitung und Verknüpfung
wesentlich auf den strukturellen Wan-          Qualitätsoffensive sinnvoll. Ein Förder-      von Sprache, Ausbildung und den Einstieg
del und damit auf den Wirtschaftsstand-        aufruf, der sich schwerpunktmäßig an die      in das Arbeitsleben. In diesem Zusam-
ort aus. Eine zukunftsfähige Wirtschaft        Technologie- und Gründerzentren richtet,      menhang ist auch auf das unabgestimmte
braucht daher technologie- und wissens-        könnte die jeweiligen Profile schärfen und    Nebeneinander von Sprach- und Integra-
basierte Existenzgründungen, um die Inno-      bestehende Geschäftsmodelle optimieren.       tionsangeboten des Bundes, der Länder,
vationsfähigkeit der Wirtschaft zu fördern.                                                  Kommunen und von Dritten hinzuweisen.
Die von der Landesregierung hierzu initi-      VI. Standortfaktor                            Es existieren vielfach Parallelstrukturen,
ierten Förderprogramme – wie die START-        Fachkräfte und Zuwanderung                    die nicht ausreichend miteinander ver-
UP Hochschulausgründungen, die START-                                                        zahnt sind. Aus diesem Grunde sind über-
UP-Innovationslabore sowie das Venture         15. Vorhandenes Arbeitskräftepotential        greifende, transparente und verschlankte
Center NRW – sind gute Instrumente,            optimal ausbilden und ausländische Fach-      Strukturen sowie vergleichbare Standards
um die Rahmenbedingungen für techno-           kräfte gezielt anwerben.                      unabdingbare Voraussetzung für einen
logie- und wissensbasierte Gründungen          Im hochspezialisierten deutschen Arbeits-     gelungenen Integrationsprozess.
zu verbessern. Entsprechende Initiativen       markt ist die bestmögliche Aus- und Fort-     Aus Sicht der kommunalen Wirtschaftsför-
sollten allerdings stärker verzahnt werden,    bildung von Fachkräften von entscheiden-      derer muss prioritäres Ziel aller Anstren-
die Fördermöglichkeiten sollten entbüro-       der Bedeutung für die Wettbewerbsfähig-       gungen sein, eine zu schnelle Vermittlung
kratisiert und das Finanzvolumen erhöht        keit des Landes und damit für Wachstum        in den niedrigschwelligen Arbeitsmarkt
werden.                                        in NRW. Eine der zentralen politischen        möglichst zu verhindern und stattdessen
14. Institutionen für die Gründungsun-         Anstrengungen muss es deshalb sein, auf       auf eine bedarfsgerechte Fachkräfteausbil-
terstützung stärken: STARTERCENTER &           eine gerechte Chancenverteilung im Bil-       dung hinzuwirken.
Gründer- und Technologiezentren.               dungssystem hinzuwirken und darüber
Mit den Startercentern der Kammern und         hinaus den Arbeitsmarkt auch für ausländi-    VII. Standortfaktor
der kommunalen Wirtschaftsförderungen          sche Fachkräfte attraktiv zu gestalten.       Ressourceneffizienz
vor Ort gibt es in NRW ein systemati-          Ansatzpunkte sollten hier im Einzelnen
sches, zertifiziertes, qualitativ hochwerti-   sein:                                         17. Das Land sollte den strukturellen
ges System der Gründungsunterstützung.         • Optimale schulische Bildung und indivi-    Wandel zur nachhaltigen Wirtschaftsent-
Aktuell findet eine Neuausrichtung der            duelle Förderung für alle Schülerinnen     wicklung stärker unterstützen und damit
STARTERCENTER statt. Insbesondere die             und Schüler gewährleisten;                 den Wirtschaftsstandort NRW für die
vom Land geplante Kommunikations- und          • Verbesserung des Übergangssystems          Zukunft sichern.
Begleitkampagne sowie die Aktualisierung          Schule – Beruf;                            Wissenschaftler sind sich einig, dass wirt-
der Internetseite des Wirtschaftsministeri-    • Qualifizierung von Menschen ohne           schaftliches Wachstum heutiger Prägung
ums mit einer übergreifenden Darstellung          Schul- oder Berufsabschluss;               an seine Grenzen stößt. Nicht nur die
der Gründungsangebote und der Lotsen-          • Re-Integration von Langzeitarbeitslo-      nationalen und internationalen Bestre-
funktion der STARTERCENTER als unmit-             sen oder Arbeitslosen mit Vermittlungs-    bungen zum Klimaschutz, sondern auch
telbarer Ansprechpartner vor Ort werden           hemmnis in den Arbeitsmarkt;               die zunehmende Rohstoffknappheit und
unterstützt.                                   • Unterstützung eines lebenslangen Bil-      die damit verbundenen steigenden Res-
Das Land sollte sich darüber hinaus mit           dungsprozesses;                            sourcen- und Energiepreise erfordern
überregionalen        Gründerwettbewerben      • Förderung der Vereinbarkeit von Fami-      eine Änderung der bisherigen Produk­
und der konkreten Unterstützung der               lie und Beruf (Kinderbetreuung, Pflege     tionsweisen. Dieser strukturelle Wandel
Gründerzentren vor Ort stärker engagie-           Angehöriger, beruflicher Wiedereinstieg    zu nachhaltigem Wirtschaften sowohl aus
ren. Die von der Landesregierung ange-            im Anschluss an Erziehungszeiten, etc.);   ökologischen wie ökonomischen Grün-
dachte Kommunikationskampagne ist ein          • Erwerbstätigkeit auch nach Erreichen       den wird von den Kommunen unterstützt.
wichtiger Schritt, um den Bekanntheits-           der Altersgrenze für den Renteneintritt    Die Aktivitäten der Wirtschaftsförderein-
grad der STARTERCENTER zu erhöhen. Da             ermöglichen;                               richtungen reichen von der Beratung und

                                                                                                                                    233
Thema aktuell                                                                                                        EILDIENST Heft 6/2017

Unterstützung von Handwerk und Unter-             chen und Clustern stärker unterstützt       behandelt werden als EFRE-Förderungen:
nehmen bei der Einsparung von Energie             werden;                                     Deshalb müssen auch EFRE geförderte
über den Schutz natürlicher Ressourcen,        • Programme und Verfahren noch trans-         Projekte in Zukunft bei Bewilligung durch
wie insbesondere Boden und Wasser, bis            parenter gestaltet, die Verfahren ver-      die EU-Kommission zugleich als beihilfen-
hin zur Neugründung und Ansiedlung von            kürzt, handhabbar und administrativ         rechtskonform erklärt werden; zumindest
Gewerbebetrieben, die umweltverträgliche          vereinfacht werden; nach wie vor muss       sollte die Einführung von Schwellenwer-
Produkte und Dienstleistungen entwickeln          die Zahl der involvierten Stellen (Ver-     ten in Betracht gezogen werden – hierfür
und vermarkten. Das Land fördert den              waltungsbehörde, bewilligende Stelle,       soll sich das Land NRW für die nächste
stattfindenden Strukturwandel hin zu              Bescheinigungsbehörde, Prüfbehörde)         Förderperiode einsetzen. Auch eine stär-
umweltfreundlichem Wirtschaften. Da               weiter reduziert werden; es sollte über     kere Einbindung der kommunalen Ebene
sich nachhaltiges Wirtschaften als Quer­          die Abschaffung der 2-Stufigkeit der        in die strategische Ausrichtung der EFRE-
schnittsaufgabe darstellt, bedarf es über         Verfahren nachgedacht werden;               Förderung ist aus unserer Sicht notwendig
diese Projektförderung des Landes hinaus       • regelmäßige Schulungen in den Regio-        – daher sollte der EFRE-Begleitausschuss
einer kontinuierlich institutionellen Förde-      nen zu den Verfahren und Projektauf­        zukünftig auf Landesebene zur Hälfte mit
rung, um die Zukunftsfähigkeit der Wirt-          rufen durchgeführt werden;                  Vertreterinnen und Vertretern aus dem
schaft zu sichern.                             • zukünftig in den Wettbewerbsjurys/          kommunalen Bereich besetzt werden.
                                                  Gutachtergremien auch Mitglieder aus        Ferner ist für die Förderperiode 2020+ zu
VIII. Standortfaktor                              dem Bereich kleiner und mittlerer Unter-    fordern, dass die Förderung von Breitband-
EU-Strukturpolitik                                nehmen angemessen vertreten sein; der       anschlüssen in geeigneter Art und Weise in
                                                  Anteil der Mitglieder aus Hochschulen       die Förderung des EFRE mit eingebunden
18. Die EU-Strukturpolitik (EFRE-Förde-           und Forschungseinrichtungen sollte in       werden. Gerade für die Unterstützung der
rung) kann eine wichtige Unterstützung            diesen Gremien jedenfalls 50% nicht         Anbindung von Gewerbegebieten könnte
für regionale Entwicklungen und wirt-             überschreiten;                              die Förderung aus EFRE-Mitteln zukünftig
schaftliche Innovationen darstellen. Die       • die grundsätzlich gelungene Internet-       eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehen-
Förderung muss dabei so ausgestaltet              präsenz zu den EFRE-Verfahren und           den Förderkulissen darstellen.
sein, dass auch kleine und mittelstän-            Projektaufrufen um eine FAQ-Liste zu
dische Unternehmen in angemessenem                förderrelevante Fragestellungen und         IX. Standortfaktor
Umfang davon profitieren können.                  einen regelmäßigen (nach Interessens-       Zukunft der Clusterpolitik
Die stärkere thematische Konzentration im         gebieten differenzierten) Newsletter-/
Rahmen der EFRE-Förderung 2014-2020               Mailverteilerservice erweitert werden;      20. Das Land muss durch eine aktive Clu-
sowie der integrierte Ansatz werden nach          dabei sollten sämtliche Förderprogram-      sterpolitik die Wirtschafts- und Wissens-
wie vor begrüßt. Allerdings darf diese stär-      me auch einschließlich der jeweiligen       struktur international wettbewerbsfähig
kere thematische Konzentration nicht dazu         Mittelausstattung publiziert werden;        aufstellen. Hierbei sind auf Zukunftsmärk-
führen, dass einseitig nur noch wenige         • Prüfungsverfahren für Abwicklung und        te ausgerichtete Clusteransätze zu identi-
Ziele unter schematischer Einengung der           Abrechnung der Förderverfahren über         fizieren und die Clusterpolitik auf diese
Förderkulisse gefördert werden. Zudem             einen geschützten Zugang im Internet        auszurichten.
muss bei der Ausgestaltung der EFRE-För-          ermöglicht werden;                          Cluster sind ein wichtiges Instrument,
derung darauf geachtet werden, dass auch       • eine Aufstellung der erfolgreichen Anträ-   um vorhandene Stärken zu bündeln und
kleine und mittelständische Unternehmen           ge, geordnet nach Art des Begünstigten      Potenziale in Wissenschaft und Wirtschaft
in angemessenem Umfang von der Förde-             (Kommune, Universität oder universi-        besser zu nutzen. Ziel muss sein, durch
rung profitieren können. Das setzt mög-           tätsnahe Einrichtung, Unternehmen),         eine aktive Clusterpolitik, die Wirtschafts-
lichst unbürokratische Beteiligungs- und          Ort/Sitz des Begünstigten und Angabe        und Wissensstruktur international wettbe-
Abwicklungsverfahren und einen anwen-             der Zuwendungssumme, nach Abschluss         werbsfähig aufzustellen. Hierbei sind auf
dungsorientierten Innovationsbegriff vor-         der Aufrufe im Internet veröffentlich       Zukunftsmärkte ausgerichtete Clusteran-
aus. Ein sinnvoller Ansatz in diesem Sinne        werden (ggf. mit Anonymisierung der         sätze zu identifizieren und die Clusterpoli-
ist bereits die Möglichkeit zur Pauscha-          unternehmensbezogenen Daten).               tik auf diese auszurichten. Cluster können
lierung von Personalkosten, die aber in        19. Für die zukünftige Förderperiode des       dabei der Netzwerkbildung, dem Wissens­
Zukunft noch weiter ausgebaut werden           EFRE sind weitere Vereinfachungen und          austausch, der Branchenstärkung durch
muss.                                          Stärkungen der kommunalen Handlungs-           eine gebündelte Zuliefer- und Abnehmer-
Darüber hinaus sollten                         instrumente auf allen Ebenen erforderlich.     struktur sowie der Standortvermarktung
• auch finanzschwächeren Antragstellern       Für die Zukunft (Förderperiode 2020+)          und Imagestärkung dienen. Neben der
   die Projektdurchführung durch die Ein-      sollte auch für NRW über die Bildung von       Förderung von Leitmärkten darf allerdings
   beziehung von bestehenden Personal-         regionalen (Teil-) Budgets nachgedacht         auch eine breite Aufstellung der Wirt-
   kosten der Kommunen in die förderfähi-      werden, bei denen die Städte, Kreise und       schaftsstruktur nicht vernachlässigt wer-
   gen Gesamtkosten ermöglicht werden;         Gemeinden über eigene Fördermittel ver-        den, um eine Resistenz gegenüber bran-
• die Möglichkeiten zur Kofinanzierung        fügen, die sie nach selbst definierten,        chenspezifischen Krisen zu erhalten. Daher
   durch andere Förderinstrumente/För-         transparenten Kriterien im Rahmen der          sollte die Förderpolitik nicht allein auf Clu-
   dermittelquellen erleichtert und ausge-     Förderziele des EFRE verausgaben können.       ster konzentriert sein, sondern vor allem
   baut werden;                                Zudem sollten die beihilfenrechtlichen Vor-    auch Querschnitts-Themen in den Fokus
• die Rolle der Wirtschaftsförderungen        schriften bei strukturmittelgeförderten Pro-   nehmen. Insgesamt sollte die jeweilige
   gestärkt werden – als Initiatoren und       jekten spätestens in der nächsten Förder-      regionale Situation bei der Entscheidungs-
   Akteure in Clusternetzwerken sowie als      periode vereinfacht werden. Es ist förder-     findung stärker berücksichtigt werden.
   Moderatoren und Informationspools zu        politisch nicht nachvollziehbar, dass direkt
   Förderprogrammen;                           verwaltete EU-Fonds wie etwa Horizont                     EILDIENST LKT NRW
• lokale und regionale Stärken in Bran-       2020 oder EFSI beihilfenrechtlich anders               Nr. 6/Juni 2017   80.10.04

234
Sie können auch lesen