MOBILITY LITY BE URBAN! - TRENDRADAR #5 - Bain
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
TRENDRADAR #5 MOBILITY LITY BE URBAN! NACHHALTIGER VERKEHR Wie werden wir uns Wie sieht die Stadt Welche Ansprüche haben wir an zukünftig fortbewegen? der Zukunft aus? moderne Mobilitätskonzepte?
2|3 INDEX 04 Mobilität ist im Wandel. Flexible, nachhaltige VORWORT Verkehrskonzepte bestimmen die Entwicklung besonders im urbanen Raum. Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten intermodaler Mobilität, Stadtbilder verändern sich. Heute bieten sich vielfältige Möglichkeiten, die Mobilität der Zukunft aktiv zu gestalten. Deshalb behandelt das fünfte Projekt der Nachhaltigkeits- initiative „The Mission“ die Entwicklung der urba- nen Mobilität. Fünf Studierendenteams haben aus ihren Produkt- und Geschäftsmodellideen drei WIE WIRD MOBILITÄT NACHHALTIG? 06 Monate lang gemeinsam mit Unternehmenspaten Digitalisierung, Nachhaltigkeit, veränderte konkrete Unternehmensmodelle entwickelt. Kundenansprüche – Mobilität befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. „The Mission“ ist eine Initiative von Futury, einem Spin-off der Werte-Stiftung, der Deutschen Bank, Bain & Company, PreZero und der Handelsblatt Media Group. Im Rahmen von „The Mission“ ent- wickeln junge Talente in jeweils dreimonatigen Projekten zu einem von 12 Themenfeldern Proto- 12 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY typen für nachhaltige Produkte oder Geschäfts- Wie sieht die urbane Mobilität der Zukunft aus? modelle. Dabei arbeiten sie Hand in Hand mit Wir verändern sich Verkehrskonzepte – und damit Stadtbilder? Unternehmenspaten aus dem jeweiligen Themen- feld, um alle Lösungen praxistauglich zu gestalten und in die konkrete Umsetzung zu überführen. Bei „Mobility – Be Urban!“ sind die Unternehmens- paten SEAT Deutschland, Wingcopter, Mainova, Wisag, die Deutsche Flugsicherung, Ecolog, die Landeshauptstadt München, Droniq, Liqui Moly, RMV, twogo und Harley Davidson. Das ge- meinsame Ziel ist, die besten erfahrenen und jungen Köpfe zu versammeln und engagierte Unternehmen mit den besten Studierenden und Absolvent*innen zu vernetzen. 88 ZUKUNFTSSZENARIEN Stetiger Weg in die mobile Zukunft oder eine verschleppte Verkehrs- INDEX wende: Wie sehen die kommenden Jahre aus? Besuchen Sie unsere Initiative THE MISSION auch online unter Handelsblatt.com/themission
4|5 VORWORT Als Fahrzeughersteller wird es künftig nicht mehr mehr als nötig mit Lärm- und Abgasemissionen Die Branche steht daher vor der größten Ver- Zum anderen sind die Digitalisierung und die ausreichen, einfach nur Autos zu bauen. Die belastet werden. Dabei sollen sich alle vor- änderung ihrer Geschichte. In ihrem Zentrum: der damit verbundenen Möglichkeiten der vernetzten Bedürfnisse und damit auch die Ansprüche an handenen Mobilitätsoptionen intelligent kombinie- Klimaschutz, der zu einem festen Bestandteil des Mobilität von zentraler Bedeutung. Der Fantasie Mobilität verändern sich vor allem bei der jungen ren lassen – ganz unkompliziert, idealerweise mit wirtschaftlichen Handelns geworden ist. sind bei diesem noch jungen Geschäftsfeld kaum Generation rapide. Der Wunsch nach mehr Nach- ein paar Handbewegungen und Fingertipps auf Grenzen gesetzt und viele Potenziale sind noch haltigkeit beeinflusst ihr Handeln maßgeblich. Das dem Smartphone. Gleichzeitig steht immer häufi- Für eine erfolgreiche Transformation vom Fahr- lange nicht ausgeschöpft. Vieles, das vor wenigen gilt für nahezu alle Lebensbereiche – also auch für ger die Frage im Raum, ob dafür der Besitz eines zeughersteller von heute zum Mobilitätsanbieter Jahren noch utopisch schien, lässt sich heute den Wunsch nach individueller Mobilität: Es geht eigenen Fahrzeugs überhaupt nötig ist und unter von morgen kommen dabei zwei Themen be- technisch realisieren und soll in Zukunft für längst nicht mehr nur darum, insbesondere im welchen Bedingungen die Produkte hergestellt und sonders tragende Rollen zu. Zum einen das eigent- Kunden clever kombiniert nutzbar sein. Doch urbanen Umfeld sicher von A nach B zu kommen. eines Tages wiederverwertet werden. Damit rückt liche Produkt: Werden die verwendeten Rohstoffe zuvor müssen diese Ideen erst einmal gedacht Das Ganze soll ökologisch vertretbar sein und der auch das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in effizient, nachhaltig und ethisch vertretbar ein- und dann intelligent miteinander vernetzt werden. eigene, dicht besiedelte Lebensraum dafür nicht den Fokus. gesetzt? Wie klimaschonend und umweltfreundlich Paradebeispiele dafür sind die fünf Ansätze der entsteht die Energie für den Betrieb der Fahr- jungen Teilnehmer bei „Mobility – Be urban!“. zeuge? Hier stehen alle Zeichen unmissverständlich Genau solche völlig neuen, also wirklich innovati- auf eine CO2-neutrale Cradle-to-Cradle-Bilanz, den ven Ansätze sind gefragt. Denn die Mobilität von Elektromotor mit Energiespeicher im Fahrzeug und morgen ist keine Ansammlung von Insellösungen, aus regenerativen Quellen gewonnenen Strom. insbesondere im urbanen Raum, sondern ein integriertes Gesamtkonzept. VORWORT Giuseppe Fiordispina Leiter Marketing, SEAT Deutschland GmbH
6|7 WIE WIRD MOBILITÄT An den Folgen der Luftverschmut- zung sterben nach Angaben der Welt- gesundheitsorganisation WHO 6,4 5,1 jedes Jahr rund 7.000.000 Oslo Stockholm NACHHALTIG? (Norwegen) (Schweden) 11,8 5,2 Berlin Helsinki (Deutschland) (Finnland) Menschen 9,6 London Mobilität trägt entscheidend dazu bei, wie le- den. Mobilitätsmittel und eine Infrastruktur, die (Großbritannien) benswert eine Stadt ist. Eine Kombination aus permanent Daten sammeln, auswerten und wieder technologischem Fortschritt, ökologischer Not- bereitstellen, sind die Basis der Stadt von morgen. wendigkeit, politischem Willen und geändertem Ferner liefern Algorithmen und Künstliche Intel- 12,2 Nutzerverhalten gestaltet die Stadt von morgen. ligenz präzise Verkehrsprognosen. Mit ihrer Hilfe Paris Der urbane Lebensraum gewinnt an Attraktivität. lässt sich die urbane Mobilität besser organisieren. (Frankreich) Luftverschmutzung und Lärm durch Fahrzeuge Weniger Staus, eine stressfreie Parkplatzsuche sowie die Flächenversiegelung durch die Infra- und ein leichter Umstieg auf alternative Mobili- struktur belasten heute das Ökosystem Stadt, tätsmittel entlasten die Innenstädte. Gleichzeitig 9,0 deren Anwohnerinnen und Anwohner sowie helfen digitale Technologien dabei, die Stadt neu Madrid Pendlerinnen und Pendler. Die Coronakrise hat aufzuteilen. Indem das komplette Angebot der (Spanien) unerwarteterweise neue Optionen eröffnet, indem Mobilitätsmittel nahtlos verknüpft wird, entsteht sie gezeigt hat, dass das Arbeiten von zu Hause eine echte Alternative zum dominierenden Auto. eine echte Alternative zum Weg ins Stadtzentrum Die „autogerechte Stadt“ muss zur „flächen- ist. Die Stadt hat Konkurrenz durch das Umland gerechten Stadt“ werden, indem jedes Mobili- bekommen, und ländliche Regionen gewinnen zu- tätsmittel seinen fairen Anteil an der Stadtfläche nehmend an Attraktivität. Denn hier ist das Leben erhält. Ein gut funktionierendes System öffentli- nicht nur günstiger, sondern auch gesünder. cher Verkehrsmittel und gut ausgebaute Rad- und Fußwege kombiniert mit kurzen Wegen zwischen Die Stadt muss umdenken und ihre Prioritäten Arbeitsplatz, Wohnung und Versorgung schaffen neu ordnen, um beispielsweise Parkplätze durch die Basis für eine lebenswerte Stadt. 84,1 77,1 Grünflächen zu ersetzen, geteilte Straßen statt Delhi Dhaka mehrspuriger Fahrbahnen zu planen und um es zu Obwohl die Schadstoffemissionen in den vergan- (Indien) (Bangladesh) ermöglichen, dass Einrichtungen des öffentlichen genen Jahren erheblich zurückgegangen sind, Lebens mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreicht wer- sind immer noch rund 90 Prozent der europäischen den können. Einige Städte sind bereits auf einem Stadtbevölkerung Schadstoffen wie Feinstaub, guten Weg und zeigen, dass die Verkehrswende Stickstoffdioxid und bodennahem Ozon ausge- 39,6 funktionieren kann. setzt, die über den als gesundheitsgefährdend Jakarta erachteten Werten liegen. Der Verkehr gehört zu (Indonesien) Doch es gilt noch enormes Potenzial auszuschöp- den Hauptverursachern. Nicht nur die Europäische fen, vor allem beim Einsatz digitaler Technologien. Union, sondern auch weitere 125 Staaten arbeiten Indem im Rahmen von Smart-City-Konzepten auch darauf hin, bis spätestens 2050 klimaneutral zu die Mobilität intelligent vernetzt wird, kann das werden. Der Verkehr kann mit verschiedenen Maß- Mobilitätsverhalten grundlegend verändert wer- nahmen zu diesem Ziel beitragen. Wo die Luft am besten ist – und wo nicht Feinstaubbelastung (PM2.5-Konzentration) in Hauptstädten weltweit (in µg/m3) Quelle: IQAir
8|9 WIE WIRD MOBILITÄT NACHHALTIG? Die Umstellung von Fahrzeugen im In- zögerungsfrei von Start- bis Zielort mit sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung oder Entzer- Die Bedürfnisse der Städte erweisen sich als In- dividualverkehr, im öffentlichen Verkehr einer einzigen Buchung, aber diversen rung des Verkehrs dienen. Zudem setzt Spitzen- novationstreiber für neue Mobilitätskonzepte. Mit und in der Logistik auf emissionsfreie direkt verknüpften Mobilitätsmitteln. reiter Singapur auf ein vorausschauendes digitales diesen Konzepten wird jedoch nicht selten recht- Antriebsformen sowie die Reduzierung Mobilitätsmanagement und zeigt sich offen für liches Neuland betreten, weshalb vor ihrer Einfüh- des Verkehrs im Stadtgebiet gelten als Der Urban Mobility Readiness Index innovative Mobilitätslösungen. So wird Singapur rung in der Breite zunächst einheitliche weltweite grundlegende Voraussetzungen für die 2020 des Oliver Wyman Forums hat zum Beispiel weltweit eine der ersten Städte sein, Standards und entsprechende rechtliche Rah- klimaneutrale Stadt. Selbst wenn es ge- 50 Städte weltweit in den Kategorien die kommerziell Flugtaxis nutzt. Kennzeichnend menbedingungen festgelegt werden müssen. So lingen sollte, das Problem der Luftver- gesellschaftliche Auswirkungen, Infra- für die bestplatzierten Städte sind ein gut ausge- müssen unter anderem Datenschutz und Daten- schmutzung durch die Abschaffung des struktur, Systemeffizienz, Innovation bauter öffentlicher Nahverkehr, eine gute Begeh- sicherheit gewährleistet sowie Haftungsfragen Verbrennungsmotors zu reduzieren, und Marktattraktivität analysiert. Auf- barkeit und die Fokussierung auf saubere Mobili- geklärt werden. ist das erst einer von vielen Schritten. fällig ist, dass die drei Erstplatzierten tät. Zusätzlich konnte sich Singapur an die Spitze Denn auch die Infrastruktur für einen unter diesen Städten, Singapur, Lon- des IMD Smart City Index 2020 setzen, ein Hinweis Urbane Mobilität gehört zu den Megatrends, die alternativ angetriebenen Individualver- don und Stockholm, eine Citymaut zur darauf, wie stark moderne Mobilität und Techno- unsere Zukunft bestimmen. Die hohe Verkehrs- kehr nimmt der Stadt Lebensraum, das Reglementierung des motorisierten logie Hand in Hand gehen. dichte und die daraus resultierende Umweltbe- gleiche gilt für selbstfahrende Autos. Individualverkehrs eingeführt haben. lastung erfordern schnelle Maßnahmen nach dem Ein stärkerer Einsatz autonomer Fahr- Die Bepreisung innerstädtischer Stra- Aber nicht nur für die Personenmobilität, son- Prinzip: „Verkehr vermeiden, Verkehr verlagern, zeuge verspricht jedoch, den Verkehrs- ßennutzung ist ein kontroverses Thema dern auch für die Logistik werden sich in der Verkehr verbessern“. Das Angebot an Mobilitäts- fluss, die Verkehrssicherheit und die und dient nicht zwingend als Vor- Zukunft nachhaltige Geschäftsmodelle eröffnen. mitteln in den Städten ist bereits vielseitig und Nachhaltigkeit zu erhöhen. Autonome bildfunktion, kann aber durchaus als Die Konzepte reichen von Transportmitteln mit viele Menschen in den Städten sind bereit, sich Fahrzeuge können sich den individuel- alternativen Antrieben über elektrisch betriebene auf neue Mobilitätsformen und -konzepte einzu- len Bedürfnissen ihrer Passagiere dyna- Lastenräder bis hin zu Robotern und Drohnen. Zu- lassen. Es ist ein Aufbruch in ein neues Zeitalter misch anpassen. So weisen autonome dem ermöglichen City-Hubs und Mikro-Depots die einer multimodalen, nachhaltigen und vernetzten Fahrzeuge, die über den Tag verteilt Organisation einer nachhaltigen Auslieferung auf Mobilität mit der Aussicht auf eine Verbesserung Menschen nacheinander befördern, ein der letzten Meile. der Lebensqualität in urbanen Räumen. Einsparpotenzial von neun bis dreizehn Privatfahrzeugen auf. Das Auto wird wahrscheinlich kaum an Beliebtheit ver- lieren, aber ein Trend zur Verschiebung der Eigentumsverhältnisse lässt sich vermuten. Es ist zu erwarten, dass die Nutzung geteilter und gepoolter Fahr- zeuge nach der Coronakrise wieder Singapur 74,1 London URBANI- MOBILITÄT Aufwind bekommt. Idealerweise sind auch diese Fahrzeuge autonom unter- 74,0 SIERUNG wegs, denn so werden ihre Kapazitäten vollständig ausgelastet. Integriert in ein Stockholm multimodales Mobilitätssystem, ergän- 73,2 Hongkong zen geteilte Fahrzeuge den öffentlichen Nahverkehr. Für die letzte Meile stehen 72,6 Amsterdam 72,5 Mietfahrräder und Mikromobile bereit. GLOBALI- AKTUELLE NACH- Ein grundlegender Baustein der urba- nen Mobilität ist eine Plattform, die ein- Berlin SIERUNG MEGATRENDS HALTIG- zelne Mobilitätsmittel nahtlos vernetzt und zudem Buchungen und Zahlungen 71,7 KEIT ermöglicht – Mobility-as-a-Service. In der Zukunft fährt man idealerweise ver- Urban Mobility Readiness Index 2020, in Punkten Quelle: Oliver Wyman Forum DEMO- DIGITALI- GRAFISCHER SIERUNG/ WANDEL KONNEK- TIVITÄT
TREND RADAR ZENTRALE TRENDS IM ÜBERBLICK HIN GS INFR AST NG T RU K M OVI TUR Vertikale Mobilität Intelligente Energieerzeugung & Laufroboter Kofferraum- -speicherung zustellung Lieferroboter Mobility Hubs Ladeinfrastruktur PO LIT Mikrodepots ISC Parking Guidance System HE Cargo- Redesigning &G Drohnen Bezahlsysteme Cities PLE ESE Intelligente Verkehrs- P EO steuerungssysteme LLS Lastenrad Customer Mobilitäts- ING CHA Flugtaxis Emissionsneutrale Experience plattformen Mobilität MOV Rechtlicher Rahmen FTLI Autonomes Fahren CHE Mobility-as- Mobility on a-Service (MaaS) Demand Big Data E N TW Autonomes Datenschutz Daten- Mikro- Künstliche Fahren Intelligenz sicherheit mobilität Demografie ICKLUNGEN Strategische Partnerschaften Sharing Economy Umweltbestimmungen Geteilte E-Mobilität Mobilität Mobility Pricing Car-to-X- EU-Drohnen- Kommunikation verordnung BEOBACHTEN ANALYSIEREN AGIEREN
DIMENSIONEN 12 | 13 URBAN VON MOBILITY Basistrends Mit Blick auf die zukünftige urbane Mobilität lassen sich vier Trends identifizieren, welche von grundlegender Bedeutung sind und einen sektor- übergreifenden Einfluss haben, da auf ihnen die Entwicklung vieler anderer Trends basiert. Sie ha- ben bereits begonnen, ihre disruptive Wirkung in vielen Anwendungen zu entfalten. Durch ihr enor- mes Potenzial eröffnen sie neue Möglichkeiten, die Städte besser, sauberer und sicherer zu machen.
14 | 15 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Elektromobilität (BEVs) fahren. Plug-in-Hybrid- Während die Coronakrise dazu führ- Elektrofahrzeuge (PHEV) stellen te, dass im Jahr 2020 die weltweiten auf dem Weg zur reinen Elektromobili- Automobilzulassungen im Vergleich tät eine Ergänzung dar, da sie auf län- zum Vorjahr um 15 Prozent gefal- geren Strecken eine größere Reichweite len sind, boomten die Verkäufe von gewährleisten. Ihre Wirkung als Ein- elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. stiegsprodukt, um Kunden langfristig Sie konnten einen deutlichen Zuwachs an die Elektromobilität heranzuführen, von 38 Prozent verbuchen. Der Elek- sollte nicht unterschätzt werden. Vor troautobestand hat Ende 2020 fast allem in Europa erfreuen sich Plug-in- 11 Millionen Fahrzeuge erreicht. Be- Hybride sehr großer Beliebtheit. Der sonders stark fiel der Anstieg in Europa Anteil an reinen batterieelektrischen aus. Hier kommen mittlerweile auf Autos gemessen an den Gesamtzu- 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner lassungen elektrifizierter Fahrzeuge 6,1 elektrifizierte Fahrzeuge, vor den lag hier im Jahr 2020 mit 54 Prozent USA mit 5,2 und China mit 3,0 Fahrzeu- unter dem weltweiten Durchschnitt von gen. Spitzenreiter des Rankings sind 68 Prozent. China kommt auf eine Quo- Norwegen mit 81, Island mit 37 und te von 80 Prozent, die USA setzten auf Schweden mit 21 Elektroautos pro hohe Fördergelder und erreichen einen 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Anteil von 79 Prozent. 2025 könnten Mit 8,5 Fahrzeugen folgt Deutschland, laut einer Studie von Bain & Company wo im vergangenen Jahr die Zulassun- 14 Prozent aller global verkauften Neu- gen um mehr als 200 Prozent angestie- fahrzeuge batterieelektrische Autos gen sind. Die hohen Wachstumsraten sein, bis 2040 bereits mehr als 70 Pro- gehen allerdings von einem niedrigen zent. Auch die EU-Kommission rechnet Niveau aus, da der Fahrzeugbestand in bis 2050 mit einem Marktanteil von fast allen Ländern noch sehr gering ist. 50 bis 75 Prozent. Die Bundesregierung Die Verkehrsstrategie der EU- Um Elektroautos auch für die Masse fördert den Kauf von Kommission sieht vor, bis zum Elektrofahrzeugen. erschwinglich zu machen, setzen viele Jahr 2050 den Verkehr weitestgehend Bis Ende 2025 können Länder auf Steueranreize und Vergüns- auf emissionsfreie Fahrzeuge umzu- Interessierte dafür eine tigungen beim Kauf. Als Vorzeigeland Beim batterieelektrischen Fahren stellen. Zudem plant eine wachsende Kaufprämie – auch für Elektromobilität hat Norwegen ist die Entwicklung nicht mehr aufzu- 2020 Anzahl von Mitgliedstaaten den Verkauf „Umweltbonus“ genannt bereits im Jahr 1990 mit einer aktiven halten, der Tipping Point ist bereits sehr nah. 10,91 von Fahrzeugen mit Verbrennungsmo- – erhalten. Eine zu- Förderpolitik begonnen. In zeitlichen toren bis zum Jahr 2030 zu verbieten. sätzliche „Innovations- Abständen werden dort die Förder- Wir sind davon überzeugt, dass ab etwa 2024 Voraussichtlich werden die Forderun- prämie“ verdoppelt den programme an die aktuelle Marktlage aus Sicht der Hersteller Kostenparität erreicht staatlichen Anteil. ist. Batterieelektrische Fahrzeuge und Autos mit 2019 gen des neuen EU-Klimaschutzziels angepasst. 19 EU-Staaten und Groß- Diese gilt für Anträge 7,86 vom Dezember 2020 einen noch stär- britannien bezuschussen den Kauf von Verbrennungsmotoren können ab diesem Zeitpunkt bis einschließlich keren Ausbau der Elektromobilität als 31. Dezember 2021. Elektroautos direkt finanziell. Deutsch- also zum gleichen Preis angeboten werden. Zudem bisher notwendig machen. Dem Elektro- land ist Spitzenreiter bei der Förderung wird auch die Kundennachfrage nach batterie- 2018 motor kommt dabei eine besondere von Plug-in-Hybriden, was ein wesentli- elektrischen Fahrzeugen steigen. 5,61 Bedeutung zu, da er sich am Markt be- cher Grund für die hohen Absatzzahlen reits etabliert hat. Dazu sind auf lange ist. China hingegen hat seine Elektro- Eric Zayer, Partner, 2017 Sicht eine hohe Anzahl an Fahrzeugen autosubventionen zurückgefahren. Bain & Company 3,41 notwendig, die rein batterieelektrisch In einigen Ländern genießen Elektro- 2016 2,16 1. BASISTRENDS Bestand an Elektro-PKWs weltweit, in Mio. Quelle: ZSW
16 | 17 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Sonstige Regionen* Japan* 4 3 autos Privilegien im Straßenverkehr, Für einen baldigen Durchbruch des Top-5-Städte indem sie beispielsweise Busspuren Elektroautos müssen die im Weg ste- USA* benutzen dürfen bzw. kostenlos oder henden Hindernisse jedoch möglichst Shanghai 4% 12 ermäßigt parken können oder bei den schnell überwunden werden. Dazu Peking 4% Mautgebühren sparen. zählen die hohen Investitionskosten, Shenzhen 3% die begrenzte Reichweite, die nicht Top-25-Städte Los Angeles 3% Sowohl rein elektrisch angetriebene ausreichende Ladeinfrastruktur sowie 40 Hangzhou 2% Anteil am Bestand von Fahrzeuge als auch Plug-in-Hybride die unterschiedlichen Bezahlsysteme E-Autos weltweit , in % im elektrischen Betrieb fahren lokal an den Ladestationen. Laut Bain & emissionsfrei. Betrachtet man jedoch Company müssen beim Thema Reich- Europa* den kompletten Lebenszyklus des weite die Kundenbedürfnisse beachtet 18 Fahrzeugs, muss man auch die Schad- werden: Während bei einem klassi- stoffemissionen, die bei der Produktion schen Verbrennerfahrzeug die Größe auftreten, einrechnen. Vor allem bei der des Tanks keine nennenswerten Aus- China* Batterieproduktion werden große Men- wirkungen auf den Kaufpreis hat, ist gen an Energie verbraucht. Eine Studie dies bei batterieelektrisch betriebenen 23 der TU Eindhoven (2020) zeigt, dass Fahrzeugen anders. Die Batterie ist die * Ohne Top-25-Städte aktuell verkaufte Elektroautos deutlich teuerste und schwerste Komponente Quelle: ICCT weniger Emissionen verursachen als im Elektroauto und daher ist Reichwei- konventionelle Fahrzeuge, selbst wenn te teuer. Viele Kunden werden daher die Produktion der Batterie und der lernen, dass sie auch mit kleineren Insbesondere Städte bilden das ideale 40 Prozent des Gesamtmarktes aus. Stromverbrauch miteinbezogen wer- Batterien und Reichweiten fast alle ihre Umfeld für Elektroautos, da die Pro- In jeder dieser Städte wurden bis zum den. Anhand von drei Beispielen wird täglichen Fahrten abbilden können. blematiken bezüglich Batteriereich- Jahr 2019 mindesten 50.000 Elektro- herausgestellt, dass die Treibhausgas- Die Reichweite eines batterieelektri- weite und Ladesäulen weitestgehend autos registriert. Die chinesischen einsparungen von Elektroautos im Ver- schen Fahrzeugs wird – im Gegensatz in den Hintergrund treten, denn die Städte Shanghai, Peking und Shenzhen gleich zu ähnlichen Verbrennermodel- zu Autos mit Verbrennungsmotoren – zurückgelegten Strecken sind verhält- liegen im Ranking vorn, gefolgt von len zwischen 54 und 82 Prozent liegen. einen maßgeblichen Einfluss auf den nismäßig kurz und es existieren bereits Los Angeles. Oslo folgt als führende Kaufpreis haben. Außerdem muss auch heute gute Lademöglichkeiten. europäische Stadt auf Rang sieben. der Stromanteil aus erneuerbaren Ener- Alle 25 Städte haben die Emissionsre- gien deutlich wachsen. Für die Zukunft Trotz allem ist die Lösung der Ver- duzierung auf der Prioritätenliste sollte davon auszugehen sein, dass sich kehrsproblematik für Städte nicht weit nach oben gesetzt. Außerdem die Klimabilanz von Elektroautos weiter dadurch gegeben, dass alle Autos haben bisher 17 Städte Ziele für eine verbessern wird. elektrifiziert werden, da das Verkehrs- emissionsfreie Busflotte festgeschrie- aufkommen dadurch nicht sinkt. Der ben und in zehn europäischen und Sinn von Elektroautos ist es nicht, US-amerikanischen Städten wurden Fahrräder und öffentliche Verkehrs- zusätzliche Ziele für die Emissionsfrei- mittel zu ersetzen. Besonders vielver- heit von Personenkraftwagen be- sprechend sind elektrifizierte Busflot- stimmt. Die Städte haben unterschied- ten, geteilte Elektromobilität und liche Maßnahmen zur Bekämpfung von elektrisch angetriebene Fahr- Treibhausgasemissionen eingeführt, zeuge der innerstädtischen darunter die Einrichtung emissionsar- Logistik, vor allem für die mer Zonen mit der Option zum weite- -54% letzte Meile. ren Ausbau in emissionsfreie Gebiete, Toyota Prius (1,8l, 2020) 168 78 VW eGolf Richtlinien zur Umstellung von kom- Die 25 Städte mit dem munalen, Taxi- und Ridehailing-Flotten höchsten Bestand an auf rein elektrische Antriebe oder der -65% Elektroautos machen Ausbau von Ladeinfrastruktur. Mercedes C 220d 260 91 Tesla Model 3 CO2eq-Emissionen über die Lebensdauer von zwei ähnlichen Autos in Gramm/km Quelle: TU Eindhoven
18 | 19 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Car-to-X-Kommunikation Spezielle Netzwerke übermitteln standardisierte Weltweit haben die Regulierungsbehörden für welches als leistungsfähiger bezüglich Reichweite Vernetztes Fahren basiert auf einem intelligenten verkehrsrelevante Informationen zur Erstellung die Car-to-X Technologie ein Frequenzband bei und Datenübertragungsraten gilt und vor allem Verkehrssystem, das die Interaktion von Fahr- einer Verkehrsentwicklungsprognose oder eines 5,9 GHz reserviert. Welcher technische Standard für das zukünftige autonome Fahren von Bedeu- zeugen und Straßeninfrastruktur ermöglicht, die Gefährdungspotenzials. Dabei kann die Kommu- zur Datenübertragung verwendet werden soll, ist tung sein wird. Allerdings eignet es sich, aufgrund Car-to-X-Kommunikation. Sie beschreibt, mit wem nikation indirekt über Basisstationen oder direkt in Europa jedoch umstritten. Auf der einen Seite der aktuell zu langen LTE-Signallaufzeiten, nur ein Fahrzeug innerhalb der vernetzten Mobilität zwischen Verkehrsteilnehmern und Infrastruktur steht der ältere, speziell für Autos entwickelte mit einer 5G-Mobilfunktechnik für die Car-to-X- kommuniziert bzw. Daten austauscht, wobei die erfolgen. Jedes Fahrzeug dient als Router und WLAN-Standard IEEE 802.11p, auch bezeichnet Kommunikation, während sich pWLAN bereits Kommunikation in beide Richtungen verläuft. So ermöglicht die zyklische oder ereignisbedingte als pWLAN, WLANp oder IST-G5, auf der anderen im Straßenverkehr für Fahrassistenzsysteme und kann der Datenaustausch zum Beispiel zwischen Datenübertragung zu anderen Autos oder Statio- Seite der auf LTE bzw. 5G basierte Mobilfunk- teilautomatisiertes Fahren bewährt hat. Während den Fahrzeugen (Car-to-Car-Kommunikation) nen des Cooperative Intelligent Transport System standard Cellular Vehicle-to-Everything (C-V2X). die europäischen Autohersteller unterschiedliche erfolgen oder zwischen Fahrzeug und Verkehrs- (C-ITS). Informationen zur Geschwindigkeit, Posi- Beide Technologien sind nicht kompatibel und Präferenzen haben, setzen die USA und China auf infrastruktur, wie beispielsweise Ampeln, Verkehrs- tion, Richtung, aber auch zu starken Bremsbewe- werden von den Autoherstellern unterschied- die C-V2X Technologie. schildern, Parkplätzen, Gebäuden oder Baustellen gungen und dem Aktivieren der Warnblinkanlage lich favorisiert. C-V2X ist das modernere System, (Car-to-Infrastructure), aber auch mit dem Rad- werden registriert und an das Umfeld weiterge- oder Fußverkehr. geben. Das Auto bekommt an die neue Situation angepasste Handlungsanweisungen. Dazu bedarf Mittels Car-to-X soll das Verkehrsmanagement es einheitlicher, markenübergreifender Standards. optimiert sowie die Verkehrssicherheit erhöht wer- In unseren Innenstädten tum- den. Car-to-X-Systeme ermöglichen eine effiziente meln sich viele Fahrzeuge, Scooter, Fahrweise und damit eine bessere Verteilung des Fahrräder und Fußgänger. Es ist noch viel Verkehrs. Staus und Parkplatzsuchverkehr können zu komplex, diese ganzen Informationen reduziert werden, indem die gesammelten Echt- aufzuarbeiten, zu senden und in Echtzeit zu- zeitdaten zu Verkehrslage, Fahrtgeschwindig- sammenzuführen. Daher stellt sich schon die keit und -routen ständig analysiert und korrigiert Frage, ob wirklich autonomes Fahren in den werden. Unter Sicherheitsaspekten trägt Car-to-X Innenstädten überhaupt Sinn macht. zur Unfallreduzierung bei. Fahrzeuge oder eine Infrastruktur, die vor Gefahrenquellen warnen und Dr. Thomas Grünvogel, andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrs- Rechtsanwalt und Partner, teilnehmer darauf aufmerksam machen, erweisen Osborne Clarke sich vor allem an unübersichtlichen Kreuzungen, bei extremen Wetterverhältnissen oder bei einer Gefährdung durch Missachtung von Verkehrs- regeln als sinnvoll. Ferner kann Car-to-X unter- haltungstechnisch die Qualität des Autofahrens verbessern, sei es über touristische Informationen, mediale Inhalte oder die alltägliche Kommuni- kation, die mithilfe des Fahrzeugs durchgeführt werden kann. Da mit fortschreitendem Grad der Autonomisierung die Anforderungen an die Funk- tionsfähigkeit der Kommunikationswege steigen, sind autonome Fahrzeuge, die ohne Fahrer auf den Straßen unterwegs sind, zwingend auf den Datenaustausch angewiesen.
Digitalisierung Energie Künstliche Intelligenz den Menschen, das Fahrzeug oder die Künstliche Intelligenz (KI) steht noch Infrastruktur, damit sich jede einzelne E-Mobilität am Anfang der Entwicklung, aber es Mobilitätsteilnehmerin und jeder einzel- ist schon heute ersichtlich, welches ne Mobilitätsteilnehmer unter Berück- Big Data Potenzial sie in der Mobilität entfalten sichtigung verkehrstechnischer, gesell- kann, um damit die Stadtentwicklung schaftlicher und ökologischer Aspekte Infrastruktur positiv zu beeinflussen. KI liefert präzi- optimal durch die Stadt bewegen kann. se Vorhersagemodelle, auch in kom- Je mehr Daten verfügbar werden, des- Autonomes plexen Verkehrsszenarien, und steigert to besser werden die Anwendungen. Konnektivität Fahren dadurch die Anpassungsfähigkeit an Dabei kann KI vorab bei der Verkehrs- sich verändernde Situationen, was sich Elektronische Sinnesor- planung eingesetzt werden oder direkt Customer vor allem in dicht besiedelten Städten gane: Früher kamen im das Mobilitätsmittel und das Verkehrs- Experience als wichtig erweist, um die richtigen Auto vor allem Sensoren geschehen beeinflussen. So unterstützt Das jährliche zum Einsatz, die sich auf digitale Datenaufkommen wird Fahrentscheidungen zu treffen. Die KI die Vernetzung und Steuerung von digitale Erfassung von Verkehrsströ- den Antrieb oder das Fahrzeugen und Infrastruktur, verbes- von 33 Zettabyte Fahrwerk konzentrier- men und Nutzerverhalten stellt die sert die Genauigkeit von Verkehrspro- im Jahr 2018 und ten. In modernen Autos Daten für die Weiterentwicklung selbst gnosen und steigert die Effizienz von 59 ZB im Jahr 2020 auf lernender Systeme bereit. Das enorme sind mittlerweile rund Logistikprozessen. 100 Sensoren verbaut. 175 ZB im Jahr 2025 anwachsen. Verkehrsströme in den Städten wird die Nutzung Datenvolumen, das bei Mobilitätsan- Fast 30 Prozent der weltweiten der vorhandenen Mobilitätsmittel bewertet, um wendungen durch Sensoren, Kameras, Ein klassisches Anwendungsbeispiel Daten werden in Echtzeit verarbei- Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und die Ent- GPS, Telekommunikation und Platt- für KI ist das autonome Fahren. Be- tet werden müssen. wicklung der städtischen Planung danach auszu- formen generiert wird, bildet die Basis reits heute hat KI großen Einfluss auf richten. In Folge kann der Verkehrsbedarf beurteilt für die Verwendung von KI. Kombiniert die automatisierte Mobilität. Denn sie sowie Verkehrs- und Transportflüsse gemanagt, mit selbstlernenden Algorithmen der kommt bei Fahrassistenzsystemen, Um- der ÖPNV entsprechend seiner Auslastung orga- Künstlichen Intelligenz, erstellt diese felderkennung, Signalverarbeitung und Big Data nisiert und intelligentere Busrouten geschaffen daraus Handlungsanweisungen für Gefahrenerkennung schon ab Level 1 Im Mobilitätsalltag hinterlassen Verkehrsteilneh- werden. Des Weiteren können sinnvolle Regulie- merinnen und Verkehrsteilnehmer sowie die Infra- rungsmaßnahmen für Städte wie eine dynamische struktur durch die Verwendung digitaler Tech- Citymaut oder Parkgebühren festgestellt und ihre nologien wie Smartphones, GPS, Satelliten und Wirksamkeit kontrolliert werden. Sensoren eine Flut an Daten, häufig sehr komplex, schnelllebig und wenig strukturiert. Diese Big Data Darüber hinaus fördern Big Data die Entwicklung sind praktisch ein Nebenprodukt digitalen Ver- neuer Mobilitätsdienstleistungen, die das beste- haltens. Viele Menschen sind bereit, diese Daten hende Angebot bereichern. Ist ein Bedarf erkannt, zu teilen, da sie die daraus gewonnenen Vorteile wird analysiert, unter welchen Bedingungen ein individueller Services und günstiger Preise zu Geschäftsmodell funktioniert. Dabei hilft zum Bei- schätzen wissen. spiel die erwartete Nachfrage oder die Anzahl der Mobilitätsmittel weiter. Big Data gewinnen erst an Wert durch eine ent- sprechende Erfassung und Analyse. Zur Verarbei- Big Data haben jedoch auch ihre Grenzen. Daten tung und Auswertung werden die Daten anony- können über- oder missinterpretiert werden. Zu- misiert und aggregiert. Nur durch eine innovative dem muss die Verwendung persönlicher Mobili- Informationsverarbeitung können Muster und tätsdaten aus Datenschutzgründen durch gesetz- Trends erkannt und schließlich die großen Daten- liche Regelungen abgesichert sein. Auch ist mehr mengen für die Verkehrsplanung und datenge- Transparenz notwendig, denn vielen Nutzern fehlt triebene Dienstleistungen verwendbar gemacht der Überblick über die Erfassung und Verwendung werden. Mit einer datengesteuerten Analyse der ihrer Daten.
22 | 23 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Digitale Zwillinge orchestrieren den Verkehr der Zukunft Quelle: Huawei zum Einsatz. Mit jedem Level steigen die Anforde- Auch der Ablauf von Logistikketten lässt sich rungen an die KI. Eine besondere Herausforderung durch den Einsatz von KI unter Berücksichti- stellt die Interaktion mit nicht automatisierten gung aller notwendigen Variablen der Lieferung, Fahrzeugen dar, da sich das System sehr schnell unter anderem Gewicht, Größe, Verkehr und CO2- auf die unterschiedlichen Verhaltensweisen einstel- Emission, verbessern. Indem Objekte in Echtzeit len muss. Auch bei der autonomen On-Demand- miteinander kommunizieren, lassen sich optimale Mobilität gibt es spezielle Herausforderungen, weil Lieferwege und -zeiten identifizieren sowie Pro- zusätzlich zum Navigieren die optimale Verteiler- bleme in der Lieferkette voraussagen und zeitnah route organisiert werden muss. entgegensteuern. Vor allem die letzte Meile, auf welcher häufig kleine Sendungsgrößen möglichst Verkehr beobachten Objekte identifizieren und anonymisieren Daten fusionieren KI-basierte Mobilitätsplattformen vernetzen unter- zügig ihren Empfänger erreichen sollen, kann schiedliche Verkehrsmittel und bieten nachfrage- durch KI effizienter organisiert werden. Überneh- orientierte dynamische Mobilitätslösungen an. men autonome Transportfahrzeuge, KI-basierte Lernende Systeme organisieren und kombinieren Robotertechnologie und unbemannte Lieferdrohnen Auto: 0,71 bedarfsgerechte Mobilitätsalternativen und inte- die letzte Meile, lassen sich Logistikketten leis- grieren sie in den öffentlichen Nahverkehr, alles tungsfähiger, flexibler, transparenter und nachhalti- über eine einzige Buchungsplattform einschließ- ger gestalten. Truck: 0,89 Digitaler Zwilling mit ID lich Bezahlmöglichkeit. So kann der Bedarf alter- nativer Verkehrsmittel vorhergesagt und flexibel Ein weiteres Anwendungsfeld von KI findet sich angepasst werden. Mitfahrten können so auf Basis in der Optimierung des Verkehrsflusses zur Ver- Auto: 0,66 von Bewegungsdaten optimal organisiert, Routen meidung von Staus, unter anderem durch eine entsprechend der Nachfrage angepasst und da- dynamische Anpassung von Ampelphasen und durch Leerfahrten vermieden werden. Geschwindigkeitsempfehlungen. Außerdem unter- stützt KI-Technologie die dynamische Fahrplan- Im Bereich der Verkehrsplanung können Simulatio- anpassung, die Berechnung von Mautgebühren an- nen durch Lerntechniken verbessert werden, um in hand der Verkehrsdichte sowie das Valet Parking. der Folge künftige Projekte den Bedürfnissen der Stadt anzupassen. Für die Stadt München ist der Voraussetzung für das Funktionieren KI-basierter digitale Zwilling – ein virtuelles Abbild der Stadt – Mobilitätskonzepte sind entsprechende Rahmen- ein wichtiges Thema, wie Wolfgang Glock, Ab- bedingungen. Dazu gehört vor allem eine quali- teilungsleiter E-/Open-Government & Smart City tative und quantitative Datenbasis, die die Daten der Landeshauptstadt München, im Gespräch mit möglichst vieler Anbieter, Dienstleister und Nutzer dem Handelsblatt Research Institute betonte. So umfasst. Zudem sollten Problematiken wie Daten- Fahrzeugen Daten zufunken Live-Visualisierung Entscheidungen unterstützen werden die gesammelten Daten genutzt, um Ana- schutz, Datensicherheit sowie die Ausgestaltung lyse zu betreiben, Simulationen zu ermöglichen von Mensch-Maschine-Schnittstellen umfassend und Planungsprozesse zu optimieren und so schon geklärt werden. vor der Umsetzung potenzielle Probleme zu er- kennen. Kombiniert mit KI dürfte die Fähigkeit des Bei uns ist ein großes Thema der digitalen Doppelgängers mit präziseren Prognosen digitale Zwilling. In diesem digitalen Abbild deutlich verbessert werden. der Stadt werden immer mehr Daten zusammen- geführt, um auf dieser Basis Planungsprozesse zu optimieren, Simulationen zu ermöglichen und den Fachbereichen geeignete Werkzeuge und Visualisierun- gen zur Verfügung zu stellen. Und das alles mit dem Ziel, die Mobilität besser zu planen und Schwachstellen vor der realen Umsetzung zu erkennen. Wolfgang Glock, Abteilungsleiter E-/Open-Government & Smart City, Landeshauptstadt München
24 | 25 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY 30% 29% 26% Berlin Hamburg 25% 25% 24% Wiesbaden Nürnberg Stuttgart München Tage mit wenig Stau* 20 32 36 36 38 44 Mobility-on-Demand fasst alle Mobilitätsangebote zusammen, welche den Nutzerinnen und Nutzern auf Abruf zur Verfügung stehen. So benötigen Passagiere kein eigenes Fahrzeug und keinen extra Durchschnittliche Verlänge- Parkplatz. Mobility-on-Demand bietet Fahrgästen rung der Fahrtzeit gegenüber der möglichen Fahrtzeit bei einen Service, der nicht auf einem Liniennetz oder freiem Verkehrsfluss festen Fahrplänen basiert, sondern die individuellen Fahrtwünsche der Nutzerinnen und Nutzer berück- * Staulevel an diesen Tagen liegt mindestens 50 % unter dem Vorjahresniveau sichtigt. Eine Fahrt kann flexibel und kurzfristig Quelle: TomTom online gebucht werden. Die Dienstleister bieten ent- weder Tür-zu-Tür-Verbindungen an oder Passagiere können virtuelle Haltestellen benutzen, an denen sie zu- und aussteigen können. Diese werden in einer App dargestellt, sind jedoch nicht physisch sichtbar. dern müssen. Der private Pkw wird im urbanen Mo- bilitätsmix nicht mehr die wichtigste Rolle spielen. Mobility-on-Demand ist keine neue Idee. Jedoch Öffentliche Verkehrsmittel, geteilte Fahrzeuge so- ist das heutige Konzept in dieser Form nur durch wie mehr Rad- und Fußgängerverkehr werden das die Digitalisierung und die zunehmende Verbrei- Bild der Großstädte in Zukunft prägen. Immer mehr tung von Smartphones möglich. Kundinnen und Menschen werden auf die Kombination verschiede- Kunden können über eine App spontan von unter- ner Verkehrsmittel setzen. Der Besitz eines privaten wegs eine individuelle Fahrt mit Start- und Zielort Pkw wird an Bedeutung verlieren, stattdessen wird und Wunschzeit buchen. Algorithmen bestimmen 2050 werden weltweit vier von fünf Personen in die Verfügbarkeit von Mobilität der entscheidende die effektivsten Routen und geben Auftragsdaten Städten leben – doppelt so viele wie heute. Dies Faktor sein. Die effiziente Nutzung von natürlichen in Echtzeit an die Fahrerinnen und Fahrer oder In- wird enorme Folgen für den Verkehr in Ballungs- Ressourcen, Raum, Verkehrsmittel und Infrastruktu- formationen an die Nutzerinnen und Nutzer weiter. gebieten haben. Auch in deutschen Städten nimmt ren wird die Herausforderung der Zukunft sein. die Urbanisierung und damit einhergehend auch die Besonders effizient sind On-Demand-Angebote, Verkehrsbelastung weiter zu. In der Stauhauptstadt Mobility-on-Demand wenn sie ein integrierter Bestandteil des ÖPNV sind Hamburg verbringt jede Einwohnerin und jeder Ein- In der Mobilität werden Flexibilität, Individualisie- und somit eine attraktive Alternative zum privaten wohner insgesamt 131 Stunden pro Jahr im Stau, rungsmöglichkeiten und Komfort immer wichtiger. Auto darstellen. Deshalb ist eine enge Verknüpfung wie eine Auswertung von TomTom Traffic Index zeigt. Der Verkehr muss in Zukunft effizienter gestaltet mit dem klassischen ÖPNV erstrebenswert. Zudem Parkplätze sind in deutschen Städten schon lange werden, wobei der Lebensraum im urbanen Um- können in Zukunft Mobility-on-Demand-Angebote ein knappes Gut. Der Verkehr in den Großstädten feld besser genutzt und die Lebensqualität der durch autonome Fahrzeuge Geschäftsmodelle noch wird sich in den kommenden Jahren radikal verän- Bewohner sichergestellt werden muss. einmal grundlegend verändern. 2. MOVING PEOPLE
26 | 27 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY 45 Ein PKW im Privatbesitz wird durchschnittlich lediglich Das Marktvolumen für Mobilitätsdienste, die das Zudem werden sich weitere Geschäftsmodelle ent- 209 eigene Auto ersetzen, beträgt in Europa laut wickeln, die auf geteilter Mobilität basieren. In so- eine Stunde pro Tag genutzt, die übrigen einer Studie von Strategy& aktuell 127 Milliarden genannten Quartierslösungen werden Viertel oder 23 Stunden steht er auf US-Dollar, wovon 17 Milliarden US-Dollar auf den Gemeinden mit modularen Sharing-Systemen für einer Parkfläche. deutschen Markt entfallen. Der Umsatz könnte sich Autos, E-Roller, E-Bikes, E-Lastenräder oder Klein- europaweit bis 2035 mit 549 Milliarden US-Dollar transporter sowie mit der dazugehörigen Ladein- mehr als vervierfachen. Einer Studie von McKinsey frastruktur für Stellplätze ausgestattet. So könnte 392 99 zufolge könnte 2030 jedes zehnte Auto ein „geteil- Mobilität dann beispielsweise als Zusatzpaket zur 127 tes Fahrzeug“ sein. Wohnsituation hinzugebucht werden. Geteilte Mobilität 17 Zukünftig wird nicht der Besitz eines Welchen Beitrag geteilte Mobilität zur Emissions- Es kann zwischen verschiedenen Formen des Tei- Autos, sondern seine Nutzung im minderung im Verkehr leisten kann, kommt darauf lens unterschieden werden: Vordergrund stehen. Das Statussymbol an, wie sie genutzt wird. Sofern sie zielorientiert, Carsharing bedeutet die organisierte, gemein- 2020 2025 2030 Auto verliert an Bedeutung. Die junge produktiv und nachhaltig in das kommunale Ver- Generation ist durch ein gestiegenes kehrssystem integriert wird, kann sie den Verkehr schaftliche Nutzung von Fahrzeugen in einem Umweltbewusstsein, die schwierige langfristig reduzieren. Wenn stattdessen Fußgän- bestimmten Gebiet, die Eigentum eines bestimm- Parkplatzsituation und Staus in Bal- gerinnen und Fußgänger, Fahrradfahrerinnen und ten Anbieters sind. Die Fahrzeuge stehen rund Europa davon Deutschland lungsräumen sowie hohe Kosten bei Fahrradfahrer oder Nutzerinnen und Nutzer des um die Uhr zur Verfügung, die Nutzung wird nach geringer Nutzung der Autos bereit, öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu- einem festgelegten Zeit- und/oder Kilometer- Umsatzpotenzial für neue Mobilitäts- auf ein eigenes Fahrzeug zu verzichten. künftig verstärkt motorisierte Sharing-Dienste als preis abgerechnet. Unterschieden wird zwischen konzepte in Mrd. US-Dollar Ein Pkw im Privatbesitz wird durch- komfortablere Alternative nutzen, sorgt Carsha- stationsbasiertem, freefloating und hybridem Car- Quelle: Strategy& schnittlich lediglich eine Stunde pro ring gar für mehr Verkehr. Erste Untersuchungen sharing. Beim stationsbasierten Carsharing wird Tag genutzt, die übrigen 23 Stunden deuten darauf hin, dass es durch Carsharing- das Fahrzeug an bestimmten Stationen abgeholt steht er auf einer Parkfläche. Ein Angebote eher zu einer Zunahme des Autover- und abgestellt. Nach diesem Prinzip arbeiten etwa Sharing-Fahrzeug wird dagegen jeden kehrs in den Städten kommt. Zudem operieren Cambio, Flinkster oder Greenwheels. Beim free- Tag rund 30 Prozent der Zeit genutzt. Sharing-Dienste in Deutschland aktuell auch nicht floating Carsharing dagegen kann die Miete in profitabel. Sharing-Angebote sind dennoch ein einem bestimmen Gebiet überall gestartet und be- wichtiger Baustein der Mobilität der Zukunft – endet werden. Der größte Anbieter in Deutschland insbesondere in Bezug auf das autonome Fahren. ist hierfür Share Now. Robotaxis und autonome Shuttles, die im urba- nen Umfeld Shared Rides anbieten, werden die Anzahl der gefahrenen Kilometer und somit auch der CO2-Emissionen reduzieren. Insbesondere, wenn sie wirksam und nachhaltig in den ÖPNV integriert sind, können sie effizient Fahrten für die letzte Meile oder in ländlichen Gegenden anbieten. Aktuell dienen die Carsharing-Angebote vor allem dazu, Kundenbindungen aufzubauen. Anzahl Kommunen mit Carsharing-Angebot Anteil an allen Kommunen Großstädte (ab 100.000 Einw.) 78 96,3»% 50.000 bis 99.999 Einw. 80 72,7»% 20.000 bis 49.999 Einw. 231 45,2»% unter 20.000 Einw. 466 4,6»% Quelle: Bundesverband CarSharing e.V. Carsharing und Ortsgröße
28 | 29 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Andere Formen des Sharing ähneln Ridehailing bezeichnet den meist von Verfügung stehen. Unterwegs Fahrgäste Mikromobilität dem Prinzip des Carsharing: E-Bikes, Privatpersonen ausgeführten Verkauf aufnehmen dürfen weiterhin nur Taxis. Mikromobilität steht für kleine, leichte, E-Scooter oder E-Mopeds werden von von Fahrten mit dem privaten Pkw. Dies fördert unnötige Leerfahrten und hauptsächlich elektrische Verkehrs- Nutzerinnen und Nutzern des Dienstes Fahrgäste buchen ihre Fahrt erhöht die Kosten. Zudem dürfen Kom- mittel zur Überbrückung von kurzen geteilt und gemeinschaftlich genutzt. spontan und flexibel per App. munen eine Quote für die Fahrdienste Distanzen und für die erste und letzte Die Verkehrsmittel sind im öffentlichen So können wichtige Informa- Der US-amerikanische am Verkehrsmix oder Mindestpreise fest- Meile. So können E-Scooter, E-Tretrol- Raum zugänglich und werden mithilfe tionen zur Buchung, wie die Fahrdienstleister Uber legen. Diese Hindernisse blockieren das ler und E-Bikes beispielsweise genutzt verzeichnete im Jahr 2020 rund von Smartphones oder Mitgliedskarten Position der Fahrerin oder Wachstum von Ridehailing-Angeboten werden, um zur Bahn zu fahren und im geöffnet und wieder verschlossen. Die des Fahrers und die Ankunfts- 93 Millionen in Deutschland. Anschluss an die Bahnfahrt weiter zum Abrechnung erfolgt nach Nutzungszeit. zeit, in Echtzeit angezeigt Plattformnutzer Arbeitsplatz zu kommen. Denn nur, werden. Zu den bekanntesten pro Monat. Ridepooling ist eine Form der gewerbli- wenn auch für die letzte Meile komfor- Zum Stichtag 1.1.2021 gab es laut Bun- App-basierten Ridehailing- chen Personenbeförderung, die Pas- table und flexible Lösungen zur Verfü- desverband Carsharing 228 Carsharing- Anbietern zählen Uber, Lyft und sagiere auf Anfrage flexibel zwischen gung stehen, werden Nutzerinnen und Anbieter in 855 Orten in Deutschland. DiDi (Asien). In Deutschland ist Haltepunkten in einem bestimmen Nutzer langfristig auf das eigene Auto Rund 2,9 Millionen Kundinnen und Free Now am bekanntesten. 45 Mio. 2016 Gebiet befördert. Hierbei wird das verzichten. Da 50 bis 60 Prozent Kunden sind registriert. Das ist ein Zu- Fahrzeug nicht allein vom jeweiligen aller Fahrten in Städten kürzer 50¯–¯60¯% wachs von 25,5 Prozent im Vergleich Passagier genutzt, weitere Fahrgäste als acht Kilometer sind, 68 Mio. 2017 zum Vorjahr – trotz Pandemie. Sie können unterwegs ein- und aussteigen. stellen die Verkehrsmittel können auf 26.220 Fahrzeuge zurück- Somit sind diese Verkehrsangebote für der Mikromobilität eine greifen. Carsharing ist dabei nicht nur 91 Mio. 2018 die Kundinnen und Kunden günstiger, aller Fahrten in sinnvolle Alternative dar. ein Phänomen in Großstädten. In knapp der Preis wird geteilt. Dagegen ist der Städten sind kürzer als E-Tretroller und E-Bikes der Hälfte der Städte mit 20.000 bis 111 Mio. 2019 Fahrtweg oft etwas länger, da Umwege acht Kilometer. sind bedeutend umwelt- 50.000 Einwohnern stehen Carsharing- zum Einsammeln weiterer Passagiere in freundlicher als das – auch Angebote zur Verfügung. Zusätzlich 93 Mio. 2020 Kauf genommen werden. Ein Algorith- geteilte – Auto. Durch den gibt es in 446 Orten mit weniger als mus plant, bündelt und optimiert dabei elektrischen Antrieb sind sie zu- 20.000 Einwohnern stationsbasierte Anzahl monatlich aktiver Plattformnutzer von Uber die Routen des Verkehrsmittels. Zu den dem geräuschlos und senken somit Carsharing-Angebote. Quelle: Uber bekanntesten Anbietern in Deutschland den Lärmpegel in der Stadt. Sie ver- gehören unter anderem CleverShuttle, brauchen weniger Platz und der Bedarf Carsharing kann dabei ein weiterer Ridehailing war in Deutschland bis MOIA oder BerlKönig. an Parkraum sinkt. Zudem sind viele der Treiber der Elektromobilität sein. Der vor Kurzem gesetzlich nicht gestattet, Kleinstfahrzeuge zusammenklappbar. Anteil an batterieelektrischen Fahr- die entgeltliche Personenbeförderung Pooling-Angebote können als unabhän- So können sie zum Teil im ÖPNV oder zeugen und Plug-in-Hybriden an der bedurfte bis dahin einer Lizenz. Der giger Service oder als fester Bestand- im Kofferraum transportiert werden, um deutschen Carsharing-Flotte liegt bei Bundestag hat im März 2021 der Re- teil des ÖPNV angeboten werden, um sie anschließend für die letzte Meile zu 18,5 Prozent – und damit weit über form des Personenbeförderungs- das konventionelle Verkehrsangebot zu nutzen. Auch aus Sicht der dem Durchschnitt aller Fahrzeuge in gesetzes zugestimmt und lässt nun erweitern. Weltweit stellen Ridepooling- Anbieter ist der Markt Deutschland. „eine neue Gelegenheitsverkehrsform Angebote im ÖPNV laut dem Verband attraktiv, denn die des ‚gebündelten Bedarfsverkehrs‘“ Deutscher Verkehrsunternehmen den Anschaffungs- zu. Damit erlaubt es Geschäftsmodelle, mit Abstand größten Anteil am Ge- Wenn es um verschiedene Mobili- kosten sind die auf einer „Einzelsitzplatzvermie- samtmarkt. Sie können dabei beispiels- tätsträger geht, reden wir nicht von recht gering tung“ basieren. Jedoch besteht für weise für die erste und letzte Meile „entweder ‥. oder“, sondern von und lassen sie weiterhin die sogenannte Rück- oder für die Erschließung von Gegen- „sowohl .‥ als auch“. Wir sollten die unter- sich schnell kehrpflicht – das bedeutet, dass die den mit geringer Nachfrage schiedlichen Verkehrsmittel nicht gegenein- amortisieren. Fahrzeuge nach einer Fahrt zu ihrem oder den Betrieb in Schwach- ander ausspielen, sondern ihre Eigenarten und Stützpunkt zurückkehren müssen und lastzeiten genutzt werden. Einsatzmöglichkeiten individuell betrachten. erst dann wieder für Fahrgäste zu Prof. Knut Ringat, Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, Rhein-Main-Verkehrsverbund
Pacelo olecaP 30 | 31 DIMENSIONEN VON URBAN MOBILITY Eine Studie der Unternehmensbera- Mikromobilität ist ein Schlüssel für die Teresa Fürst, Maxime Rivalain, Lukas tung McKinsey & Company sieht in Weiterentwicklung von Kurzstrecken- Peschmann und Max Stein, die Talente E-Scootern, E-Bikes und E-Tretrollern und urbaner Mobilität. Flexibel, platz- hinter der Lösung Pacelo, setzten genau ein boomendes Geschäft. Bis zum Jahr sparend, ökologisch nachhaltig: Dies ist hier an und entwickelten ein Gepäck- 2030 werden diese Angebote in Europa das Versprechen, das die Lösungen in trägersystem für E-Scooter. Im Rahmen bis zu 150 Milliarden Dollar umsetzen, diesem Bereich eint. des Projektes entwickelten sie nicht nur weltweit sogar bis zu 500 Milliarden die Idee und das erste Design, sondern Dollar. Der Markt wächst zwei- bis Seit Juli 2019 sind E-Scooter in Deutsch- konnten auch via 3-D-Drucker die Lösung USA Europa China dreimal so schnell wie Carsharing- 200–300 100–150 30–50 land zugelassen und prägen heute schon herstellen und in der Praxis testen. Als oder Hailing-Dienste. vielerorts das Stadtbild – zunächst in den Nächstes steht für das Team der Weg in Metropolen, mittlerweile auch in vielen den Markt an: Das System wird patentiert So steigen auch immer mehr Auto- kleinen Städten. In Europa gibt es den und Herstellern als Erweiterung ihrer mobilhersteller in das Geschäft der Recherchen des Teams hinter der Lösung E-Scooter angeboten. Mikromobilität mit ein. Seat hat einen Pacelo zufolge rund fünf Millionen private eigenen E-Tretroller, den SEAT MÓ E-Scooter. Rund 200.000 werden in Groß- Eine einfache Lösung für ein rele- eKickScooter 65, herausgebracht, ein städten für geteilte Mobilität genutzt. vantes Problem, ein technisch aus- E-Scooter erweitert das Angebot. Audi gereiftes Konzept und ein solider brachte seinen E-tron Scooter auf den Markt für Mikromobilität, Prognose 2030, in Mrd. US-Dollar Während die E-Scooter für viele Men- Business-Plan: Dem Team steht eine Markt. Und auch Ford hat mit Spin Quelle: McKinsey schen heute schon die passende Alter- spannende Reise als Unternehmerinnen einen eigenen E-Tretroller im Angebot. native sind, um schnell kurze Strecken zu und Unternehmen bevor. überwinden, sind sie bisher nicht für den Die aktuelle Infrastruktur in vielen Transport von Gepäck geeignet – und Städten ist bisher jedoch noch unzurei- damit für einige Reiseanlässe nicht chend für den Einsatz von Mikromobili- geeignet. Die Roller wären optimaler tät ausgebaut. Bei der gemeinsamen nutzbar, wenn man sie für spontane Nutzung des Verkehrsraums mit Autos Einkäufe nutzen und Pakete und Gepäck besteht ein erhöhtes Unfallrisiko. Auf- auf ihnen sicher transportieren könnte. grund fehlender Parkflächen versperren parkende E-Scooter häufig den Weg und behindern die Sicht. Die in den vergangenen Monaten entstandenen Pop-up-Fahrradwege sind jedoch ein Schritt in ein verstärkt auf Mikromobili- Es kommt immer weniger darauf an, tät ausgerichtetes Stadtbild. Eigentümer von Autos, Elektrorollern, Fahrrädern etc. zu sein, sondern schlicht darauf, dass sie verfügbar sind. Junge Leute sehen Mobilität nur noch als Service und nicht mehr als Statussymbol. Dr. Thomas Grünvogel, Rechtsanwalt und Partner, Osborne Clarke.
Sie können auch lesen