GOSSAUER INFO - Thema UNTERWEGS
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Nr. 139 DEZEMBER 2019 www.gossauerinfo.ch GOSSAUER INFO Thema UNTERWEGS … ab Seite 6 Porträt PETER LÄNG, GOSSAU ab Seite 73
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser «Wie finden Sie eigentlich immer ein neues Thema», werden wir oft Gossauer Info gefragt. Ja, es ist nicht leicht, nach 139 Ausgaben immer etwas Neues 33. Jahrgang zu finden. Beim Start des «Gossauer Infos» vor 33 Jahren war der Nr. 139 – Dezember 2019 damalige Gemeindepräsident Geri Schnurrenberger überzeugt, dass Impressum uns bald die Themen ausgehen würden. Doch das Redaktionsteam Herausgeber hat es geschafft, all die Jahre anregende Themen aufzugreifen, für ein Porträt interessante Persönlichkeiten aufzuspüren sowie unter der Verlag Gossauer Info Rubrik News informativ über Unternehmen und neue Geschäfte in Redaktion der Gemeinde Gossau zu berichten. Die Themen werden uns auch in rg Rita Gröbli (Leitung) Zukunft nicht ausgehen, versprochen. kh Karin Herrmann Ein freudiger Abstimmungssonntag in Gossau: Die multifunktionale gb Geneviève Bichsel Sporthalle wird realisiert, dank dem überzeugenden Projekt, dem dc Daniela Clerici grosszügigen Angebot von Andi Leutenegger sowie der Unterstützung Korrespondenzadresse aus Parteien, IG Sport und vor allem der Gossauer Bevölkerung, die Verlag Gossauer Info mit beinahe 77 Prozent der Vorlage zustimmte. Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Ein Drittklässler – Janne Schlenstedt – hatte die Idee, für den Tel. 044 986 10 00 Räbeliechtli-Umzug einen Drachenwagen zu bauen. Er steckte seine E-Mail: gossauerinfo@textaid.ch Mitschüler/innen mit seiner Idee an, begeisterte seine Lehrerinnen, www.gossauerinfo.ch und dank vieler helfenden Händen entstand der feuer- und farben- Konzept, Herstellung, Inserate speiende Drachenwagen. Auch die Gemeinde unterstützte den Effort Textaid Buch- und Kunstverlag und beschenkte die Kinder mit einem neuen Turnbeutel. Schön, wie Verlag Gossauer Info viel Freude diese Idee ausgelöst hat! Lesen Sie auf Seite 65 die Entste- Gewerbestrasse 18, 8132 Egg hungsgeschichte des Drachenwagens. Tel. 044 986 10 00 Peter Läng hat es geschafft! Die Druckmaschinen sind verkauft, das Mail: gossauerinfo@textaid.ch Projekt für die neue Wohnung steht und der Umbau zur Loftwohnung www.gossauerinfo.ch ist bereits in vollem Gange. Nun will er sich nach dern Pension den Druck schönen Dingen des Lebens zuwenden. Lesen Sie das ausführliche FO-Fotorotar AG Porträt über den originellen Zeitgenossen. Ein Unternehmen der FO-Gruppe Ein herzliches Dankeschön an unsere Leserinnen und Leser, die uns Gewerbestrasse 18, 8132 Egg mit ihren Spenden ermöglichen, das «Gossauer Info» weiterhin in Auflage dieser Form an alle Haushaltungen gratis abzugeben. 6000 Ex. pro Ausgabe. Erscheint Die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür und das neue Jahr ist vierteljährlich und wird gratis per auch nicht mehr weit. Zeit also, Ihnen und Ihren Familien wunderbare Post in alle Haushaltungen in der Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen. Gemeinde Gossau ZH verteilt Für das Redaktionsteam Nächste Ausgabe Rita Gröbli, Verlagsleiterin Anfang März 2020 Redaktionsschluss: 30. Januar 2020 Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung Titelbild seitens des «Gossauer Infos». Für gewünschte Rücksendung legen Sie Unterwegs in Gossau … bitte ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es Foto: Daniela Clerici frei, Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck, ganz oder auszugsweise, ist nur auf Anfrage gestattet. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 3
Wir halten Sie immer warm und installieren Ihnen ein zeit- gemässes Heizsystem. Heizungen aller Art für Neubauten und Sanierungen: Wärmepumpenanlagen, Erdsondenbohrungen oder Sonnen- kollektoren Umfassende Beratung auf der Basis einer eigens für Sie erstellten Energiebilanz Pikettdienst bei Notfällen Wir freuen uns auf Ihren Anruf. Leutenegger Installations AG Industriestrasse 39 8625 Gossau 044 936 65 65 www.leutenegger-insta.ch 4 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
INHALT Thema Schule Gossau 06 Mit Heinz Berger im 55 Einblick in verschiedene Leben Milchsammeltransporter unterwegs … 59 Klassenlager Sunneheim Wyssachen 10 Mit den Swiss Gospel Singers in New York 61 Neuer Blick auf alte Fotos 14 Mit der Pro-Senectute-Wandergruppe 63 Hinwilerhuus Valbella unterwegs … 65 Projekt Drachenwagenbau 16 Unterwegs zu einer modernen und nachhaltigen Landwirtschaft Sport 19 Blick nach vorn in die Berufswelt 69 Saisonende der Pro-Senectute-Velogruppe 20 Mit der Spitex in Gossau auf Tour 60+ 22 Unterwegs wegräumen 72 Reporter, Agenten und Berufsfeuerwehr 24 Als Rettungssanitäter unterwegs in der Altrüti Gemeinde Porträt 27 Die Seite des Gemeindepräsidenten 73 Peter Läng, voll die neue Lebensphase 30 Positives Budget 2020 für geniessen … 33 die Politische Gemeinde Gossau ZH Informationen aus der Steuerabteilung 60plus 34 Neue Lernende in der Gemeinde Gossau ZH 77 «Wir suchen Sie, ja, genau Sie!» 35 Klare Zustimmung zur multifunktionalen 78 Pro Senectute Kanton Zürich Sporthalle 37 Hauptübung der Feuerwehr Gossau ZH News 39 Zürcher Knabenschiessen 2019 79 Gossauer Räbeliechtli-Fäscht 2019 41 Gemeinde beschenkt Schulklasse 81 Ungewohnte Klänge in der Kirche 43 Lesung mit Steven Schneider 82 Indian Land Museum – Neueröffnung 44 Lesetipps aus der Gemeindebibliothek zweiter Teil 45 Ehejubiläen/Todesfälle 83 Die Näh- und Flickstube Gossau – 46 Geburten ein gelungendes Projekt 47 Geburtstagsjubilare 85 Zauberland Musik mit Igor Morosow 85 Kolumne Andrea Gisler 86 Die Seite der Tierärztin Nicole Hager Kirchen 87 Die Seite des Gewerbevereins Gossau ZH 49 Gemeinsame Anlässe 89 Die Seite des Vereins FiZGo 51 Reformierte Kirche Gossau 91 Glückwünschinserate 52 Evangelische Freikirche Chrischona 94 Vorschau auf nächstes Thema und Porträt 53 Katholische Pfarrei Den Veranstaltungskalender zum Herausnehmen finden Sie in der Mitte eingeheftet. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 5
THEMA UNTERWEGS … Mit Heinz Berger im Milchsammeltran Seit 31 Jahren holt Chauffeur Heinz Berger (60) für J. Meier Grüt Transporte AG täglich mit dem Milchsammeltransporter um die 20 000 bis 25 000 Liter Milch von den entlegensten Bauernhöfen und lädt die kostbare Fracht beim Milchverarbeiter Emmi in Landquart ab. Erlebnisbericht einer Fahrt im Oktober. Text und Fotos: Rita Gröbli Ein wunderbarer Tag bahnt sich an. Die Sterne leuchten um die Wette um sechs Uhr morgens, als ich zum vereinbarten Einstiegsort ins Industriequartier in Gossau fahre. Bereits sind Mitarbeiter der Jansky & Partner AG am Pröbeln der Elektronik am neuen Milch- sammeltransporter, wo noch eini- ge Anpassungen gemacht werden müssen. Alle Fahrzeuge sind mit hochmodernen Messanlagen und technischen Geräten ausgerüstet. Diese zeigen nicht mehr bloss die Durchflussmenge an, sondern noch viele weitere relevante Informatio- nen. Statt eines Bordbuchs kommt moderne IT-Technik zum Einsatz: Die Daten werden digital an den Hauptsitz in Grüt übertragen und gleichzeitig an die Auftraggeber Heinz Berger beim Absaugen der vorher überprüften Milch. übermittelt. Heinz Berger freut sich auf sein neues Gefährt, ist aber froh, dass er mit mir in seinem gewohn- ten Laster unterwegs sein kann. Ich nehme schon mal die erste Hür- de und hieve mich auf den Beifah- rersitz. Ein ungewohntes Gefühl, so hoch oben Platz zu nehmen. Später geniesse ich aber den Überblick. Die erste Tour beginnt 6.15 Uhr: Es geht los. Heinz steu- ert den Koloss souverän durch die Strassen und Kreisel von Gossau bis zum ersten Bauernhof in Dürn- ten. Die Tür zum sogenannten Milchzimmer steht bereits offen. Er steigt aus und überprüft die Tem- Ein stolzer Bauer mit vielen Auszeichnungen. 6 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … nsporter unterwegs peratur am Milchtank, macht dann mit sattem Grün bewachsene eine Sinneskontrolle mit der Nase, Voralpenlandschaft. «Schau ob mit der Milch alles okay ist. «Ich mal, von hier aus siehst du würde es sofort bemerken, wenn sogar Eiger, Mönch und etwas nicht stimmt», klärt er mich Jungfrau», meint Heinz eu- auf. Auf meine Frage, ob es schon phorisch. Als Bernerin weckt vorgekommen sei, dass die Milch das nostalgische Erinnerun- verdorben war, meint er: «Ja, in gen an meine ehemalige Hei- meiner über 30-jährigen Erfahrung mat. Vorausschauend und kam das ein paar Mal vor, dass ich mit viel Geschick steuert die Milch zurückweisen musste und Heinz den grossen Milchtan- diese dann im Güllenloch landete.» klastwagen auf den schma- Jetzt führt Heinz den Schlauch vom len und oft abenteuerlichen Laster zum gekühlten Stahltank. Strässchen und Feldwegen Innert weniger Minuten sind die zu den Bauernhöfen und knapp 400 Liter abgesaugt. Die Da- wieder zurück. «Im Winter ten wie Auflademenge, Temperatur, ist dies doppelt mühsam, da Lieferant, Datum, Zeit und Probe- muss man aufpassen wie ein Die Abfüllanlage bei der Molkerei Neff in Wald. flaschen-Nummer werden automa- Häftlimacher», lacht er. tisch gespeichert, ein Beleg dazu Zwischendurch erhält er Produktionsstätte des Familienbe- wird für den Bauern ausgedruckt vom Kollegen Markus eine Nach- triebs, wo regionale Molkereipro- und im Milchzimmer hinterlassen. richt, dass dieser in seinem Tank- dukte wie Milch, Butter, Rahm, 6.48 Uhr: Wir steuern den nächs- laster noch Kapazität hätte, mehr Joghurt, Quark und Sauerrahm so- ten Bauernhof in Tann an. Hier das Milch aufzuladen. Wir kürzen die wie Molkendrinks und vitaminrei- gleiche Prozedere, diesmal sind es Tour ab und fahren nun direkt che Power-Milch in verschiedenen etwas über 1000 Liter. zur Molkerei Neff, einem kleine- Geschmacksrichtungen produziert 7.05 Uhr: Wir fahren jetzt nach ren Milchverarbeitungsbetrieb in werden. Wir genehmigen uns noch Hüebli (Kleine Scheidegg) und Wald, um die bestellten 5600 Liter einen Kaffee im Stehen. sammeln bei zwei Bauern etwas abzuladen. Bis die Milch abgesaugt Es ist jetzt 8 Uhr. über 1500 Liter. Heinz macht mich ist, zeigt mir der Betriebsleiter die noch auf die vielen Aus- Die zweite Tour beginnt zeichnungen für die gute Via Neuhaus, St. Gallen- Tierhaltung und Milchqua- kappel, Ricken, Uznaberg, lität an der Scheunenwand Schmerikon und Goldberg aufmerksam. Kurzer Abste- gehts weiter zum Kloster cher zum Tankstellenshop, Wurmsbach und nach Jona, wo ich mir ein Sandwich für wobei wir auf der Fahrt bei den Zmittag kaufe. «Jetzt den Bauernhöfen immer wie- geht es weiter in die Berge», der Milch absaugen. Heinz freut sich Heinz. checkt nun das Navigati- onsgerät, ob unterwegs nach Bilderbuchwetter Landquart ein Stau gemeldet 7.30 Uhr: Wir sind in Hit- ist. Dem ist nicht so, und wir tenberg angekommen. Der Von jedem Bauernhof wird eine eigene Probeflasche schwenken auf die Autobahn Tag ist angebrochen und wir angelegt sowie von jeder Tour eine Gesamtprobe. Jeden ein mit dem Ziel Landquart. geniessen eine einmalige, Tag, jedes Mal. Hier ist eine der Abladestel- Gossauer Info 139 | Dezember 2019 7
GOSSAUER Wienachtsmärt 7. Dezember 2019 14 bis 20 Uhr | Zentrum Info unter: www.verkehrsverein-gossau.ch mit freundlicher Unterstützung von: Gewerbeverein Gossau, Stocker AG Elektro–Netzbau, Energie Gossau AG, Moser Holzbau AG. Der Anlass wird weiter unterstützt von accum Liegenschaften. 8 2019_Inserat_Wiehnachtsmärt_150x220mm.indd 1 Gossauer Info 139 | 31.07.2019 Dezember 14:19:10 2019
THEMA UNTERWEGS … len der Emmi-Gruppe. In etwas mehr als einer Stunde schaffen wir die Strecke und müssen nun war- ten, bis der vordere 40-Tonnen- Milchsammeltankwagen das Abla- den und die Reinigung beendet hat. Vor unserem Ablad kontrolliert Heinz mit einem speziellen Mess- gerät die Milchproben, ob diese Antibiotika enthalten und gibt die Körbe mit den Probefläschchen von jedem einzelnen Betrieb sowie die Gesamtprobe von der Tour ab. «Ich liebe meinen Job und kann mir nichts Besseres vorstellen. Dieser bietet viel Selbstständigkeit und von der Firma erhalte ich grosse Wertschätzung.» Heinz Berger 11.50 Uhr: Heinz packt sich nun die zwei mitgebrachten Sandwi- ches, während er noch warten muss. «Die offizielle Ruhepause von 30 Minuten muss exakt eingehalten 50 Jahre J. Meier Grüt Transporte AG werden, nur eine Minute früher Der Gossauer Familienbetrieb hat dieses den Lastwagen bewegen, und die Jahr sein 50-Jahr-Jubiläum feiern kön- nen. Gestartet mit vier alten Pritschen- Pause wird nicht notiert», klärt lastwagen, besteht die Fahrzeugflotte er mich auf. «Chauffeure sind die heute aus zwölf hochmodernen Spezial- strengstüberwachten Strassenver- fahrzeugen für den Transport von Milch-, Rahm- und flüssigen Lebensmitteln. Vor kehrsteilnehmer», brummt er. zehn Jahren übergab Jakob (Schaggi) Nach dem Abladen der knapp Meier an die zweite Generation Monika 23 000 Liter Milch gehts zur und Köbi Meier. 2010 stösst Bruno Bor- Waschanlage. Dort reinigt er den doni als Disponent zur Firma. 2016 über- nimmt Tochter Monika die alleinige Ge- Innentank und die Milchmessan- schäftsführung und Sohn Köbi wechselt lage mit einem speziellen, vollauto- zur Jansky & Partner AG als Betriebsleiter matisierten Reinigungsprogramm. Abschluss der Tankreinigung, und frisch und Personalverantwortlicher. Die ganze Prozedur dauert knapp gewaschen gehts auf die Rückreise. Die Firma beschäftigt zurzeit 50 Mit- 40 Minuten. arbeitende, 45 Chauffeure, 15 davon Festangestellte und 30 Aushilfsfahrer, 5 13.30 Uhr: Rückfahrt über die dem Abgeben des Rapports und Mitarbeitende in der Geschäftsführung, Autobahn nach Grüt. «Wenns mit der Rückfahrt nach Gossau zum Disposition, Administration und Werk- dem Verkehr optimal läuft, sind Einstiegsort geht ein langer Tag zu statt. Es werden 58 000 000 kg Milch und 16 000 000 kg Rahm transportiert wir um etwa 15 Uhr zu Hause.» Ende. und 1 166 000 Kilometer pro Jahr gefah- Die Ansage ist richtig, wir schwen- Enorm, was für ein Aufwand be- ren (Stand 2018). ken kurz nach 15 Uhr auf den Hof trieben werden muss, um einen Li- Weitere Infos: www.meier-trans.ch im Hauptquartier in Grüt ein. Mit ter Milch zu geniessen! Gossauer Info 139 | Dezember 2019 9
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THEMA UNTERWEGS … Mit den Swiss Gospel Singers in New York Eine Reise nach New York wäre ja schon spannend genug. Ein Auftritt in der Carnegie Hall vor dem an- spruchsvollen New Yorker Publikum ist dann aber wirklich aufregend und eindrücklich. Der Weg dahin ist strapaziös, sowohl im wörtlichen wie auch übertragenen Sinn. Unterwegssein ist immer auch eine Herausforderung. Wie sich das für ein Mitglied eines Schweizer Gospelchors anfühlt, verrät hier Maja Andrey aus dem Grüt. Sie ist unterwegs mit einer grossartigen Idee, als Teil eines faszinierenden Projekts. Text: Maja Andrey, überarbeitet von Geneviève Bichsel, Fotos: zvg Die Swiss Gospel Singers unter der und den Willen, zu Hause viel Zeit Leitung von Christer Løvold, ein zu investieren, um regelmässig zu 100-köpfiger Chor mit motivierten üben und an Haltung, Atmung und Laiensängerinnen und Sängern aus an der Stimme zu arbeiten. der ganzen Schweiz, hatte ein gros- ses Ziel: einen Auftritt in der legen- Was es alles braucht dären Carnegie Hall in New York. Schon das Nähen des Konzertkleids Dass ich mit diesem Powerchor in forderte mich als ungeübte Schnei- dieser weltweit bekanntesten Kon- derin ziemlich heraus. Etwa wenn zerthalle, wo schon Grössen wie der Ausschnitt zum x-ten Mal un- John Lennon, Leonard Bernstein gleichmässig war, oder die Nähte und Liza Minelli auf der Bühne Blasen warfen und partout nicht standen, singen durfte, verdanke aufeinanderpassen wollten. All das ich nicht nur ganz vielen kleinen brachte mich ab und zu beinahe Zufällen, sondern sicher auch mei- dazu, das Projekt Konzertkleidnä- nem Mut, zum Abenteuer Carnegie hen aufzugeben. Nach einer gefühl- Hall Ja zu sagen. Für dieses Projekt ten Ewigkeit konnte sich das Re- brauchte es viel Durchhaltewillen, sultat dann aber doch sehen lassen. um auch bei verlockend schönem Die Freude über das Gelingen des Badiwetter an den Chorproben in Spitzenkleids war riesig und erfüllte Aarau anwesend zu sein, es erforder- mich mit Stolz. te auch ein hohes Mass an Disziplin Nach erfolgreichem Konzert in Maja Andrey erkundet New York. Rüschlikon, bei dem sich das Publi- kum so berühren liess, dass Tränen Geduld, Disziplin und Zähigkeit flossen und auch Männer verstohlen wurden auf eine harte Probe gestellt. zum Taschentuch griffen, wuchs die Allzu viel Zeit, die interessante, Vorfreude auf das Konzert in New wummernde und niemals schlafen- York. Schnell rückte der Abflugter- de Stadt, den Big Apple zu erkun- min näher und ehe ich mich ver- den, gab es nicht. Täglich waren sah, stand ich mit Tausenden von mehrstündige Proben angesagt. angekommenen Passagieren in der Dabei wurden wir und zweihun- stickigen, heissen Ankunftshalle dert zusätzliche Laiensängerinnen des Flughafen von New York. Zwei und -sänger aus aller Welt zu einem Stunden lang in der Warteschlange, Gesamtchor zusammengeführt und dem Wohlwollen der Einreisebehör- von Stardirigent Jonathan Griffith de ausgeliefert. Die mir zuvor gut unter die Fittiche genommen. Mit Die berühmte Carnegie Hall. und lange antrainierten Fähigkeiten viel Humor, aber ebenso autoritär Gossauer Info 139 | Dezember 2019 11
Gut liegen – besser schlafen E wie Erholung M wie Matratze B wie Beratung R wie Rüti U wie Umtauschrecht ÖFFNUNGSZEITEN: Mo: 13.30 – 17 Uhr Embru-Werke AG T +41 55 251 15 15 Di - Fr: 09 – 12 / 13.30 – 17 Uhr Rapperswilerstrasse 33 bfg@embru.ch Sa: 09 – 16 Uhr CH-8630 Rüti ZH www.embru.ch Aus Freude am Besonderen. Christian Kägi Gartengestaltung Gerbelstrasse 6 () 8626 Ottikon Tel. 044 975 30 81 () 076 372 33 46 www.kaegigarten.ch LANDI Wetzikon-Seegräben Genossenschaft Einkaufen im Dorf bequem Motorenstrasse 87 umweltfreundlich 8620 Wetzikon zeitsparend Volg Laden Grüt - ganz in Ihrer Nähe - mit Postagentur # Volg Grüt Gutschein Langweidstrasse 2 1 GRATIS-Kaffee 8624 Grüt Telefon 044 932 23 82 Öffnungszeiten Gegen Abgabe des Inserates erhalten Sie im Volg Laden Grüt GRATIS einen Kaffee! Mo – Fr 6.30 – 19.30 Uhr (gültig bis 31. 12. 2019) Samstag 6.30 – 17.00 Uhr 12 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … und manchmal auch ziemlich laut die verdutzt schauenden restlichen Nasepudernpause erneut die vielen wurden wir herausgefordert, das Chormitglieder zu treffen. Treppen hinunter Richtung Büh- Beste zu geben. Das Spannungs-und Immer noch keuchend und atemlos, neneingang zu laufen. Und dann tii- Vorfreudebarometer stieg nach jeder aber froh, nicht zu spät zu sein, hiess ief durchatmen und mit gebündelter Probe an. es nun, die unzähligen Stufen in den Energie, einem entspannten Lächeln Am Konzerttag machte ich mich sechsten Stock zu erklimmen. Aus auf den Lippen und ohne zu stol- frühmorgens gut gelaunt auf den energiestrategischen Gründen gab pern hinaus auf die Bühne. Weg Richtung Carnegie Hall. Er- ich es auf, sie alle zu zählen, aber es staunt und überrascht stellte ich fest, waren unglaublich viele. Dies, weil Einmalige Atmosphäre dass die ganze Stadt abgesperrt und die Carnegie Hall Teil eines his- Mit viel Wohlwollen und warmem es verdächtig still war. (Wegen des torischen Gebäudes aus dem 18. Applaus empfing uns das Publi- Pride-Umzugs, wie ich später erfah- Jahrhundert ist. Hier oben wurden kum. Rasch wichen Anspannung ren sollte.) wir mit letzten Anweisungen, In- und Nervosität und machten totaler Ohne einen Gedanken daran zu Konzentration Platz. Wir gaben un- verlieren, schlenderte ich gemüt- ser Bestes. Mit unserem ganzen Po- lich zur Metro-Station, wo ich tenzial gelang es uns, die über 2000 mit Schrecken feststellte, dass die Konzertbesucher mitten ins Herz U-Bahn ausgerechnet heute nicht zu treffen und zu berühren. Das wie üblich verkehrte. Nein, da half Konzert war ein voller Erfolg. Mit nichts, sie fuhr auch nicht dorthin, Standing Ovations, Bravorufen, we- wo ich in einer halben Stunde hät- henden Schweizer Fahnen und nicht te sein sollen. So ein Mist! Es blieb enden wollendem Applaus wurden mir nichts anderes übrig, als in voller wir für unsere Leistung belohnt. Konzertmontur unter den sehr ver- Christina und Maja voller Freude über Das alles fühlte sich an wie eine wunderten und ebenso verständnis- das gelungene Konzert. lange, warme Umarmung des Pub- losen Blicken der noch etwas schlaf- likums. Von diesem berauschenden trunkenen Obdachlosen quer durch formationen und Tipps eingedeckt, Gefühl liess ich mich verzaubern New York zu rennen. Zu rennen, bevor es dann wieder durch das enge und für einen kurzen Augenblick was die Stöckelschuhe hergaben, um Treppenhaus hinunter zur Bühne aus dem Hier und Jetzt forttragen. dann nach meinem unfreiwilligen zum Soundcheck und zum Zusam- Ich war überglücklich! Im Namen 35-minütigen Frühsport kurz vor menführen des gesamten Chors mit aller Sängerinnen und Sänger be- Beginn der allerletzten Probe und den Solisten und dem Symphonie- danke ich mich ganz herzlich bei all dem anschliessenden Konzert atem- orchester ging. Dann noch einmal den Menschen, die uns mit ihrer Un- los, verschwitzt, aber erleichtert vor zurück ins 6. Stockwerk, um nach terstützung das Abenteuer Carnegie dem Eingang der Carnegie Hall auf einer kurzen Kaffee-, Toiletten- und Hall ermöglicht haben. Traditionelle Chinesische Medizin Behandlung Akute und chronische Schmerzen, Magen-Darm-Erkrankungen, Frauenkrankheiten, Allergien, TCM Praxis Suisse GmbH Traditionelle chinesische Medizin Hautkrankheiten, psychische Störungen, Internistische Krank- Im Zentrum 12, Etage 3 3013 heiten 8625 Gossau ZH Telefon 043 928 00 86 Das TCM-Praxis-Suisse-Team freut sich auf Ihren Besuch www.tcm-praxis-suisse.ch Gossauer Info 139 | Dezember 2019 13
THEMA UNTERWEGS … Mit der Pro-Senectute-Wandergruppe Die unter der Rubrik 60plus ausgeschriebenen Senioren-Wanderungen im «Gossauer Info» sind sehr beliebt. Fünf ausgebildete Wanderleiterinnen und Wanderleiter stellen jeweils eine attraktive Wanderung zusammen. Neben den ausgedehnten Wanderungen werden aber auch «Gmüetli-Wan- derungen» angeboten, damit auch Personen daran teilnehmen können, die Wanderungen etwas gemütlicher angehen wollen. Text: Silvio Hug; Fotos: Christoph Gerber Schon im Bus oder auf dem Perron begrüssen sich die Teilnehmenden herzlich und freuen sich auf den ge- meinsamen Tag. Mit einem Start- kaffee gestärkt wandern wir los. Immer wieder gibt es Neues zu ent- decken, seien es die Hochäcker im Oberthurgau oder fleischfressende Pflanzen im Kemptnertobel. Solche Beobachtungen führen oft zu ange- regten Gesprächen und Austausch von Wissen. Es werden auch Erin- nerungen an frühere Wanderungen und Erlebnisse wach. Neben dem Wandern auch viel Wissenswertes erfahren Wir freuen uns auch an alten und Wanderleiter Silvio Hug vor einem Megalith des Steinkreises bei Affoltern am Albis. neueren Kulturobjekten. Die Stein- kreise und Megalithe im Gebiet von Affoltern am Albis bringen uns alleine. Wir nehmen aufeinander über das astronomische Wissen vor Rücksicht, passen das Wandertem- Jahrtausenden zum Staunen und po an und warten aufeinander. Aus Werweissen. Die Tour de Moron, diesem Grund bieten wir Wander- die von Mario Botta geplant und leiter unterschiedliche Wanderun- von Steinmetz- und Maurerlehr- gen an und beschreiben die Länge lingen erstellt wurde, ist dank guter und den Schwierigkeitsgrad. Stufen leicht zu besteigen. Im Was- serschloss Hagenwil fühlen wir uns Eine Ausbildung beinahe in die Ritterzeit zurückver- als Erwachsenensportleiter/in setzt. Wir Wanderleiter planen unsere Wir sind gemeinsam unterwegs, Wanderungen zwar am Bildschirm, um uns in der freien Natur zu be- sind aber oft mit Karte und Han- wegen, verschiedene Landschaf- dy unterwegs, um die ausgesuchte ten und Jahreszeiten zu geniessen. Gegend zu erkunden, die Wege Wanderungen von 2 bis 5 Stunden zu prüfen, Besonderheiten zu er- sind auch eine körperliche und kennen und uns an der Natur zu Die Tour de Moron von Mario Botta ist mentale Herausforderung, welche freuen. Das notwendige Rüstzeug dank guter Stufen leicht zu besteigen. wir gemeinsam leichter meistern als erwarben wir in der Erwachsenen- 14 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … e Gossau unterwegs … Sportleiter-Ausbildung (esa). Wir vertieften nicht nur den Umgang mit Karte und Kompass, sondern setzten uns insbesondere mit den altersspezifischen Merkmalen im Erwachsenensport auseinander. Mindestens alle zwei Jahre be- «Ich geniesse das Wandern mit Gleichgesinnten, das Kennenlernen von unbekannten Gegenden sowie die sportliche Herausforderung.» Agnete Meili, Gossau Begegnung mit Rindern auf der Moron-Wanderung. leuchten wir wieder einige Aspekte im esa-Wiederholungskurs. Wäh- rend der Kurse und einer jährlichen Fachtagung tauschen wir unsere Erfahrungen mit Wanderleiterin- nen und Wanderleitern anderer Gemeinden und Kantone aus. Wei- tere Erwachsenensportleiterinnen und -leiter sind in Gossau herzlich willkommen. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung. Wasserschloss Hagenwil. Wanderweg am Klöntalersee. Wandergruppe im Beringer Randen. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 15
THEMA UNTERWEGS … Unterwegs zu einer modernen und na Bruno Betscharts Vater erwarb als Quereinsteiger in die Landwirtschaft vor 30 Jahren den Steinacher- hof in der Langfuhr. Seine Mutterkuhhaltung wurde von den damals noch eher konservativen Bauern argwöhnisch zur Kenntnis genommen. Sein Sohn Bruno (35) absolvierte bei der Moser Holzbau AG die Lehre zum Zimmermann und als Zweitlehre die Ausbildung zum Landwirt. Zusammen mit seiner Frau Vanessa (28) entwickelt er nun nach der Übernahme des Hofs den gemeinsamen Traum eines Land- wirtschaftsbetriebs weiter, wo sich Tiere und Menschen rundum wohlfühlen. Text: Karin Herrmann; Fotos: zvg Die in Gossau aufgewachsene Va- nessa Betschart geb. Waldis machte nach ihrer Ausbildung zur Drogis- tin ihre Leidenschaft für Tiere zum Beruf. Sie bildete sich zur dipl. Tier- heilpraktikerin weiter und holte sich zusätzliches Rüstzeug bei längeren Praktikumsstellen in Gross- und Kleintierpraxen. Bruno Betschart war bereits in seiner ersten Ehe nä- her mit Pferden in Kontakt gekom- men und durch seine jetzige Frau Vanessa wurde er endgültig mit dem Pferdevirus angesteckt. Für einige Zeit betreuten Bruno und Vanessa vier Pensionspferde in einer der zum Steinacherhof gehörenden alten Stallungen in der Langfuhr. Aber als wirklich geeignet für eine den heuti- gen Ansprüchen gerecht werdende Haltung konnten die Gebäude nicht mehr bezeichnet werden. Die bei- den schmiedeten Pläne, einen Pfer- dehof zu bauen, der gut zu bewirt- schaften ist und wo sich sowohl die Pferde wie deren Besitzer rundum wohlfühlen. In die Vorbereitungen Vanessa und Bruno Betschart mit ihrem Max. flossen Vanessas Wissen um Ana- tomie, Physiologie und Psychologie und Neubau gestartet werden. Bru- de, viel überdachter Platz für den des Pferdes und Brunos Affinität für no Betschart realisierte den ganzen Maschinenpark und Parkplätze für modernen Stallbau ein. Bau inkl. Betonarbeiten und Elektri- PW und Transporter erweisen sich zität in Eigenregie. In den Hang ein- als sehr durchdacht. Oben dann die Gut durchdachter Neubau gebaut präsentiert sich dem Betrach- Stallungen mit drei Gruppenlauf- Nach schier endlosen Eingaben, ter heute ein schlichtes Gebäude, wo ställen, aufgeteilt in je eine Stuten-, Verhandlungen und Anpassungen auf den ersten Blick vieles verkehrt eine Senioren- und eine gemischte erhielten sie alle Bewilligungen, und scheint. Aber die unten liegende Gruppe sowie sieben Auslaufboxen. Mitte 2017 konnte mit Rückbau und von oben bedienbare Mistmul- Durchdachte Abläufe und prakti- 16 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … achhaltigen Landwirtschaft sche Gerätschaften machen es mög- lich, dass Bruno und Vanessa sowohl den Pferdehof Langfuhr wie den Steinacherhof ohne weiteres Perso- nal bewirtschaften können. So leben die Pferde in der Langfuhr Seit April sind Vanessa und Bruno Betschart stolze Eltern von Max. Während unseres Rundgangs durch den hohen, lichtdurchfluteten und infolge praktisch nie geschlossener Tore als Kaltstall geltend, hält Va- nessa ihren Max auf dem Arm und schwanzwedelnd begleiten uns die Heuraufe im Aussenplatz des Laufstalls. beiden geretteten Strassenhunde Nori und Ella. In der gemischten Laufgruppe hebt ein junger Schim- mel neugierig den Kopf, als wir zu der von vier Seiten zugänglichen Heuraufe treten. Er sucht Kontakt, schnaubt dem kleinen Max, der ver- gnügt gluckst, seinen warmen Atem ins Gesicht. Vanessa erklärt ihr Kon- zept: «Unseren Pferden steht wäh- rend 24 Stunden Heu zur Verfü- gung. Die Heuraufen sind mit einem Heunetz abgedeckt, damit genügend Zeit fürs Fressen aufgewendet wird. Obwohl, nach spätestens 14 Tagen ist jeweils bei jedem Pferd die Si- Genügend Platz auch zum Liegen im Laufstall. cherheit vorhanden, dass es nicht auf Vorrat fressen muss. Bei den Aus- laufboxen wurden gegen den gross- zügigen Stallgang Aussparungen angebracht, durch welche die Pferde Kopf und Hals strecken können. Das Heu liegt vor der Boxe, bleibt sauber und das Pferd kann sich Tag und Nacht bedienen. Sie sehen sich gegenseitig und verfolgen mit Inter- esse, was sonst so im Stallgang pas- siert. Ein grosser Ballen Heu steht ausserdem zur freien Bedienung mitten im Stallgang. Alle Boxen sind mit ausgerolltem Vollgummi Futterneid ist hier nicht vorhanden. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 17
THEMA UNTERWEGS … bracht werden. Täglicher mehrstün- seine ihm prophezeite Lebenser- diger Weidegang, welcher nur auf wartung von höchstens sechs Jahren ausdrücklichen Wunsch auf Einzel- durch Vanessas Fürsorge bereits weiden stattfindet, und ein beleuch- um mehr als zwei Jahre übertroffen teter Allwetter-Reitplatz 20 auf 40 hat. Zudem drei Ziegen und einige m runden das Angebot ab. «Wir Legehühner, die wegen ihrer nach- legen grossen Wert auf eine gute lassenden Legeleistung durch die Kommunikation untereinander. Ich Stinah Stiftung vor der Vergasung bin viel vor Ort und stehe mit Rat gerettet wurden. Sie dürfen heute und Tat, auch bei gesundheitlichen auf dem Steinacherhof ein schönes Fragen rund ums Pferd, zur Verfü- Leben führen und danken dies mit gung. Ein Pferd zu besitzen, ist mit artgerechter Legeleistung und einem einem grossen zeitlichen und finan- langen Leben. Als zweites Standbein ziellen Aufwand verbunden. Es ist werden nach wie vor neun Kühe der uns wichtig, dass alle gerne hierher Kreuzungen Angus und Limousin kommen, sich auf die Stunden im und der noch junge Limousin-Muni Stall freuen. Bei uns ist derjenige Orvion gehalten. Bei der Mutter- Pferdehalter, der mit seinem Pferd kuhhaltung werden die Kälber nicht Max ist immer dabei. nur noch spazieren gehen kann, von der Mutter getrennt. Damit die genauso akzeptiert wie die Turnier- Kühe ihrem Instinkt, ihr Kleines zu und somit spaltenfrei ausgelegt. Als reiterin, das Islandpferd genauso verteidigen, nicht nachgeben und Einstreu wird eine Mischung aus wie der Vollblüter – und diese Ak- möglichst menschenbezogen blei- Leinen- und Weichholzgranulat ver- zeptanz erwarten wir auch von den ben, muss täglich persönlicher Kon- wendet, welches Nässe aufsaugt und Pensionären untereinander.» takt mit ihnen gepflegt werden. So gut sauber gehalten werden kann. In oft und so lange wie möglich leben der Futterkammer hat jeder Pensi- Das nächste Projekt sie auf der Weide, gefüttert werden onär seinen Platz, wo er für seinen Auf dem Steinacherhof in Bertschi- ausschliesslich Gras, Silage und Vierbeiner individuelles Kraft- und kon, dem Zuhause der jungen Fami- Heu. Im Alter zwischen neun und Zusatzfutter aufbewahren kann. lie Betschart, leben nebst den beiden zwölf Monaten werden die Kälber In den grosszügigen persönlichen eigenen Pferden von Vanessa viele geschlachtet, Abnehmer der Tiere Sattelschränken kann das meist weitere Tiere. Katzen, darunter ein ist die Gossauer Metzgerei Zell- umfangreiche Reitzubehör unterge- kleines, zahnloses Wesen, welches weger. Die Kühe gebären ab dem zweiten Lebensjahr jährlich ein Kalb und bleiben meist bis zu ihrem na- türlichen Tod mit 15 bis 17 Jahren auf dem Steinacherhof. Der alte Anbindestall wurde so umgestal- tet, dass sich die Tiere frei bewegen können, und in einem Nebenraum wurde Platz geschaffen, damit sie ge- nügend Liegefläche vorfinden. Aber für die beiden Betscharts stimmt es so nicht – hier wird Bruno seinen nächsten modernen Stall bauen und so dem gemeinsamen Traum von idealer Tierhaltung einen wei- teren Schritt näher kommen. Weitere Informationen unter: Grosses Vertrauen zwischen Mensch und Tier. www.stall-langfuhr.ch 18 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … Blick nach vorn in die Berufswelt Dario Raffi feiert in gut drei Wochen seinen 20. Geburtstag. Diesen Sommer schloss er seine Lehre als Bankkaufmann EFZ ab, sammelt nun bis zur Rekrutenschule im kommenden Sommer Berufserfahrung und freut sich, danach seine klar formulierten Karriereziele anzupacken. Text: Daniela Clerici; Foto: zvg Seit der 5. Klasse ist für Dario Raf- Aufnahmeprüfung zur BMS vor, be- fi klar, wohin sein beruflicher Weg warb sich bei verschiedenen Banken, führen soll und wird: Mit 30 bis 35 absolvierte bei der Zürcher Kanto- Jahren möchte er für eine Privatbank nalbank die Assesments und erhielt tätig sein. Am liebsten bei der Von- Anfang 3. Oberstufe den Lehrver- tobel im Private Banking als Rela- trag bei der ZKB in Wetzikon. Und tionship Manager. auch hier zeigt sich Darios Ehrgeiz; «Das Interesse liegt vermutlich in die Schulzeugnisse der 3. Klasse der Familie. Bereits meine Mutter seien seine besten gewesen. Trotz absolvierte ihre kaufmännische Aus- unterzeichnetem Lehrvertrag war es bildung auf einer Bank, eine Tante ihm wichtig, schulisch weiterhin am arbeitet für eine Grossbank, mein Ball zu bleiben. Nonno war Direktionsassistent bei Die Arbeitstage auf der Bank bestä- einer Bank und eine gute Kolle- tigen ihn immer wieder, die richtige gin unserer Familie arbeitet bei der Berufswahl getroffen zu haben. Die Bank Vontobel, dort, wo ich mal zusätzlichen Tage der BMS seien Dario Raffi aus Gossau. hinmöchte. Und auch mein Vater schon ziemlich happig gewesen, war lange Jahre Nachwuchsbetreuer lernintensiv. Aber auch hier hat sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer. bei der Grossbank Credit Suisse. Mit Freude und Charme berichtet Als in der zweiten Oberstufe die «Ein tolles Gefühl, er, wie wohl er sich in Anzug und Berufsevaluation begann, war für kein Lernender mehr zu sein.» Krawatte fühlt, wie interessant und mich klar: Ich interessiere mich für Dario Raffi vielfältig seine Aufgaben am Schalter die kaufmännische Ausbildung bei sind. einer Bank, inkl. Berufsmittelschule das «Dranbleiben» ausgezahlt – Da- Im Sommer 2020 steht die Rekru- (BMS). Dies aber auf keinen Fall rio bestand die Berufsmatur diesen tenschule an. Auch hier wird sich bei einer Grossbank, denn mir war Frühling. einiges um Zahlen drehen, Dario ist wichtig, dass ich die Lehrstelle ohne Als Ausgleich spielt er Unihockey bei der Truppenbuchhaltung einge- Vitamin B erhalte.» in Gossau und mag das Reisen und teilt. Nach der RS ist die Rückkehr Schmunzelnd berichtet Dario Raffi, Eintauchen in fremde Städte. an den ZKB-Schalter geplant, auf dass seine Oberstufen-Klassenleh- eigenen finanziellen Füssen zu ste- rerin nicht nur Freude hatte, als er Neuer Karriereabschnitt hen, damit der eigenen Wohnung keine Schnuppertage bezog – in der Seit 1. Juli 2019 arbeitet Dario Raf- oder einer WG nichts mehr im Regel finden bankseitig nur Info- fi bei der ZKB auf der Hinwiler Fi- Weg steht. Berufsbegleitend strebt Abende statt. Schnupperlehren in liale am Schalter. Das Ausbildungs- Dario Raffi den Bachelor in Ban- anderen Branchen oder Berufen konzept der Zürcher Kantonalbank king & Finance an, danach interes- reizten ihn nicht und waren ihm sieht vor, Lernenden nach erfolg- siert ihn das ZKB-interne Trainee- nicht wichtig. reichem Lehrabschluss ein festes programm. Und so rückt mit jedem Anstellungsverhältnis anzubieten, Jahr die Privatbank näher … Intensive Lernjahre über 90 Prozent der Lehrabgänger Dario ist unterwegs, alles Gute für Zielstrebig breitete er sich auf die bleiben bei der ZKB – perfekt für die Zukunft. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 19
THEMA UNTERWEGS … Mit der Spitex in Gossau auf Tour Spitex-Mitarbeitende pflegen, betreuen und unterstützen Gossauerinnen und Gossauer, die in ihrem Alltag Hilfe benötigen, aber weiterhin selbstbestimmt zuhause in ihrem gewohnten Umfeld leben möchten. Individuell und je nach Situation übernehmen sie Pflegeaufgaben, aber auch Leistungen in der Betreuung, der Psychiatrie, der Stoma- und Inkontinenzberatung oder in der Hauswirtschaft. Das «Gossauer Info» durfte einen Vormittag lang Kathrin Lehmann, Pflegefachfrau am Gossauer Stützpunkt der Spitex Bachtel AG, begleiten. Text und Fotos: Daniela Clerici Fünf bis zehn Hausbesuche stehen 7.15 Uhr: Gibt es kurzfristige Klienten, die der Spitex die Türe bei Kathrin Lehmann, Pflegefach- Änderungen im Terminplan oder nicht öffnen können oder mögen, frau bei der Spitex Bachtel AG, beim Gesundheitszustand der Kli- hinterlegen ihre Hausschlüssel vor während einer Halbtagesschicht an. entinnen und Klienten, was gilt es Ort in einer gesicherten Schlüssel- Mit Fachkenntnis und Empathie ist noch an fehlenden Medikamenten box. sie zu Gossauer Haushalten und in oder sonstigen Hilfsmitteln mit- «Wie geht es Ihnen?» Während der fremde Leben unterwegs. Kaum ein zunehmen? Pflege und der Untersuche bleibt Arbeitstag gleicht dem anderen. Als Vor Tourbeginn holt sich Kathrin ein wenig Zeit für einen Schwatz, Pflegefachfrau schätzt sie die Viel- Lehmann im Spitex-Zentrum an der für einige Klientinnen und Kli- fältigkeit und die Verantwortung der Laufenbachstrasse 23 die nö- enten aber gerne auch etwas länger dieses Berufs. Das Sicheinlassen tigen Informationen und Materia- ausfallen könnte. auf die unterschiedlichsten Leben und Persönlichkeiten erfordert Ruhe, Empathie und Flexibilität, verlangt aber auch, das für sich rich- tige Mass an Abgrenzung zu finden. Begleiten Sie Kathrin Lehmann auf einer Vormittagsschicht … In fremden Haushalten und in fremden Leben. lien Auch ein kurzer Austausch im In den Gesprächen erfährt Kathrin Team findet noch Zeit. Lehmann nicht nur einiges über An Hausschlüssel muss nicht mehr das Wohlbefinden der Klienten, gedacht werden, diese sind seit kur- sondern erhält oft auch Einblicke in zem nicht mehr im Spitex-Stütz- deren Alltag und Lebensgeschich- Vorbereitung vor der Tour. punkt hinterlegt. Klientinnen und ten. Diese Nähe ermöglicht ihr, 20 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … Richten der Medikamente vor Ort. auf gesundheitliche Veränderun- kurzer Rücksprache im Team gen zu reagieren oder Wünsche beschliesst Kathrin Lehmann, nach Betreuungsangebot und haus- spontan bei der Dame vorbei- wirtschaftlicher Leistung ans Team zuschauen. Mit offenem Ohr weiterzugeben. und in aller Ruhe kontrolliert Am Küchen- oder Stubentisch sind sie Blutdruck und Blutzucker- Konzentration und Akribie ge- spiegel – und kann entwarnen. fragt. Nach dem Vieraugenprinzip Alles im normalen Bereich. werden die vom Arzt verschriebe- «Hm, villicht liits ja am Wät- nen Medikamente für die aktuelle ter», meint daraufhin die Kli- Woche nochmals kontrolliert und entin. ausgepackt, die für die kommende Also auf zum nächsten geplan- Woche vorbereitet. ten Hausbesuch … Das Büro ist immer dabei. Kundendaten digital erfassen Bei der Spitex Gossau werden sämtliche Kundenangaben zu Ge- sundheitszustand, Medikationen, Pflegeaufgaben, speziellen Vor- kommnissen und Zeitaufwand gleich vor Ort erfasst. So verfügt immer das ganze Spitex-Team über alle wichtigen Angaben. Und im Notfall können die Daten unkom- pliziert an Arzt oder Spital weiter- geleitet werden. Im Lauf des Vormittags meldet eine Arbeitskollegin des Haus- wirtschaftteams, dass während ihres Einsatzes die Klientin über Unwohlsein geklagt habe. Nach Mit Flexibilität und Ruhe unterwegs. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 21
THEMA UNTERWEGS … Unterwegs wegräumen Wir begegnen Anna-Katharina Baechler auf einem der zahllosen Feldwege rund um Ober-Ottikon. Beglei- tet von ihrem lebhaften Hund Viti marschiert sie zügig, bleibt ab und zu stehen, stösst mit ihren robusten Schuhen etwas zur Seite, bückt sich und hebt etwas auf. Beim Näherkommen bemerken wir, dass die schlanke Frau achtlos liegengelassene Hinterlassenschaften gedankenloser Zeitgenossen sammelt. Interview: Karin Herrmann; Fotos: zvg Auf unsere Frage, ob sie uns mehr lernte und wo uns für das Berufsle- «on the job», d. h. hauptsächlich im über sich erzählen würde, lacht sie ben mitgegeben wurde, dass a.) der Selbststudium mittels Ordnern der und meint: «Ja, warum nicht.» Chef immer Recht hat, b.) sich die IBM, bei der Kreditanstalt, heute Sekretärin immer entschuldigen Credit Suisse, eine Ausbildung zur Gossauer Info: Leben Sie in Ottikon? und c.) diese immer Ersatzstrümpfe Assembler-Programmiererin. Bald Anna-Katharina Baechler: Ja, seit dabeihaben muss, damit sich Frau wechselte ich in das Berufsbild IT- zwölf Jahren. Vorher wohnte ich wegen Laufmaschen in den Strümp- Analytiker. In dieser Rolle als Ver- in Zollikon, hatte aber mein Pferd fen nicht blamiert. Das waren noch mittlerin zwischen Bankbetriebs- schon im Hundsruggen. Als ich das Zeiten … bedürfnissen und IT-Lösungen Inserat meiner jetzigen Wohnung fühlte ich mich richtig zuhause. Es sah, wars um mich geschehen – ich folgten dann Projektleitungen, dazu zog sozusagen zu meinem Pferd. Die parallel Personalverantwortung als grössere Distanz zum Arbeitsplatz Dienststellen-, Abteilungs- und half mir auch, mich am Wochenende Sektor-Chefin und zuletzt war ich von der Arbeit fernzuhalten. für die IT-Architektur in meinem Sie sind berufstätig? Bereich zuständig. Mein Fachgebiet Nein, nicht mehr. Ich habe meinen war die Wertschriftenabwicklung; Beruf an den Nagel gehängt und ein sehr interessantes Arbeitsgebiet, geniesse meine aktuelle, selbstbe- in dem es aufgrund regulatorischer stimmte Lebenszeit hauptsächlich und organisatorischer Neuerungen an der frischen Luft. nie langweilig wurde. Wohl darum In welchem Bereich haben Sie gear- habe ich bezüglich Arbeitseinsatz oft beitet? übertrieben. Meine Chefs profitier- Also mein Berufswunsch und wo ich ten und machten, auch dank meiner schliesslich gelandet bin, das ist eine Anna-Katharina Baechler mit ihrem Leistung, Karriere. Als Frau war es längere Geschichte. Pferd beim Barockreiten. nicht immer einfach, sich Gehör zu Erzählen Sie uns von Ihrem Weg? verschaffen, und wenn man nach der Da ich während der Diplommittel- Leider war meinen vielen Bewer- Beförderung zum Vice-President zu schule beim Strassentheater «die bungen bei Theatern und Filmpro- hören bekommt, dass man nur das Komedie» als Regieassistentin und duktionen kein Erfolg beschieden «Quoten-Tussi» sei, dann tut das bei der Aargauer-Oper als Kostüm- und so startete ich der Not gehor- weh. Aber mit 58 habe ich es be- schneiderin gearbeitet habe, war chend meine Berufskarriere als griffen und gehandelt: Es war Zeit, es mein Herzenswunsch, Regieas- Sekretärin in diversen Firmen. Ein sich zu verabschieden. Genug von sistentin oder Produktionsleiterin Abstecher ins Filmbusiness als Ton- Grossraumbüro mit Klimaanlage beim Theater oder Film zu werden. assistentin endete abrupt, da der und künstlicher Beschallung. Als «Notfall»-Berufsausbildung Produktion das Geld ausging. Meine Und, wie verbringen Sie nun Ihre wählte ich eine Sekretärinnenschu- Sekretärinnenlaufbahn musste fort- Freiheit? le, bei der ich u. a. Stenografie in gesetzt werden. Als nächste Etappe Mit meiner neuen Freiheit könn- Deutsch, Französisch und Englisch meiner Berufslaufbahn machte ich te ich jetzt die Welt bereisen, aber 22 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … ich bin keine Weltenbummlerin. noch nach 100 Jahren im Boden Ich habe einem obdachlosen Hund vorhanden wäre. Ich bin manchmal aus Spanien ein Zuhause gegeben fassungslos, was da alles rumliegt. und verbringe mit ihm viel Zeit bei Eine leere Weinflasche mitten im Spaziergängen im schönen Zürcher Acker. Woher kommt die? Die Alu- Oberland. Ich habe nun auch end- Büchsen, die gemäss Werbung «Flü- lich genügend Zeit, mich bei Tages- gel verleihen» und dann aber eine licht meinen Pferden zu widmen. Bruchlandung im Grünen machen. Sahen wir sie soeben, wie sie den Na ja, manchmal bin ich schon ein Wanderweg von Pferdeäpfeln wenig verlegen, wenn ich mit einer befreiten? leeren Bierbüchse in der Hand an- Ja, mir ist die Problematik mit den dere Spaziergänger kreuze. Unzäh- Pferdeäpfeln auf den Wegen und lige Plastikfetzen, die vom Acker Strassen bekannt. Daher trage ich an den Waldrand geweht wurden. bei meinen Spaziergängen bewusst Vom Wind weggetragene Styropor- robuste Wanderschuhe und schiebe Kisten, die bei jedem Aufprall auf viele Pferdeäpfel zur Seite. Diese dem Boden in noch kleinere Stücke sind biologisch abbaubar und wären zerbrechen und sich auf Äcker und guter Gartendünger, aber ich verste- Wiesen verteilen. Ich habe auch he die Nicht-Rösseler, dass sie keine nichts gegen Schweizer Alpenkräu- Freude daran haben, wenn sie ihnen ter-Bonbons – aber müssen die immer wieder ausweichen müssen. Verpackungen in der freien Natur Das ist mehr als lobenswert. Aber Sie entsorgt werden? Oder welche Par- lassen es ja nicht bei den Pferde- Plastikfetzen in der Natur – noch in tei hatte ihr Wahlplakat in der Wie- äpfeln bewenden. 100 Jahren im Boden nachzuweisen. se aufgestellt und die Kabelbinder Nein, natürlich nehme ich auch den dann liegen gelassen? Kot meines und wenn nötig den bei – selbstverständlich auch gleich Herzlichen Dank, dass Sie uns zum Kot anderer Hunde auf. Wobei die auf. Bewegung ist ja gesund. Thema «Unterwegs» einen Einblick Hundehalter meines Erachtens sehr Und der von Menschen verursachte in einen Teil Ihres Lebens gewährt diszipliniert sind. Gerne noch eine Abfall? haben. Info an Nicht-Hündeler: Viele der Ich lebe ganz nach dem Grundsatz Gern geschehen. Ich hoffe sehr, dass vermeintlichen Hundehinterlassen- «Umweltschutz fängt vor der Haus- ich wegen dieses Interviews nicht schaften mitten auf dem Weg stam- türe an» und sammle unterwegs auf als Güselsammlerin in die Gossauer men in der Regel von Wildtieren wie und neben den Wegen viel Müll Geschichte eingehe.» Anna-Katha- dem Fuchs. Die nehme ich – Robby- zusammen, der, würde man sich rina Baechler lacht, und marschiert Dog-Säcklein habe ich ja immer da- nicht bücken und ihn entsorgen, mit ihrem Hund weiter. der bildhauer im dorf Stefan wüthrich, steinbildhauermeister Chindismülistrasse 16, 8626 ottikon-Gossau Telefon 044 935 45 56 mail@steinbildhauer.ch www.steinbildhauer.ch Werkstatt für Arbeiten in Stein, Holz, Metall und Glas Grabmale, brunnen, gestaltungen Gossauer Info 139 | Dezember 2019 23
THEMA UNTERWEGS … Als Rettungssanitäter unterwegs Als Rettungssanitäter ist Rolf Knöpfli nicht nur mit dem Rettungswagen unterwegs und in Bewegung, er ist es auch mental, wenn er sich im Lauf eines Tages oder einer Nacht während seines Einsatzes im- mer wieder neu auf unerwartete Situationen einlassen muss. Er ist es aber auch dann, wenn ihn diese Situationen nicht nur herausfordern, sondern auch bewegen. Text: Geneviève Bichsel; Fotos: zvg Es deutete nichts darauf hin, dass Rolf Knöpfli eines Tages als Ret- tungssanitäter wirken sollte. Nach Beendigung der Schule folgte er vielmehr seiner Faszination fürs Auto. Ein bisschen Tempo, ein bisschen Tüfteln, eine Prise Ac- tion. Warum also nicht eine Lehre als Automechaniker? Drei Jahre später, nach dem Abschluss seiner Lehre als Automechaniker, war die Faszination etwas getrübt und der Wunsch gross, lieber Autos zu fahren als zu reparieren. Einige Berufs-, Arbeits- und Schnupper- stationen später begann er seine Arbeit beim Krankenautodienst in Küsnacht. Eher zufällig war diese Wahl, ein Hinweis aus der Fami- Rolf Knöpfli kurz vor einem Einsatz vom Spital Uster aus … lie hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Doch es gefiel ihm gut. der Einsatz als Rettungssanitäter den. Dass lange Spaziergänge mit Einfache Transporte, Kontakt mit auch in Zukunft genau das Richtige seinem Hund nicht nur gesund vielen verschiedenen Menschen, für ihn sein würde. und erholsam, sondern auch eine helfen können, im Mittelpunkt wirkungsvolle Debriefingmassnah- stehen. Für diese Tätigkeit genüg- Anspruchsvolle Ausbildung me sind, hat Rolf Knöpfli längst te der Transporthelferkurs, den er Er absolvierte die Ausbildung zum erkannt. Ende 1991 absolvierte. Doch Ende Rettungssanitäter, heute als Fach- Rettungssanitäter müssen sich im- 2001, nach vielen Veränderungen, ausweis dipl. HF anerkannt. Die mer weiterbilden, die Anforderun- Irrungen und Wirrungen in diesem Kompetenzen eines Rettungssani- gen werden ständig erhöht. In den mittlerweile zum Rettungsdiensta- täters im Rettungsdienst des Spi- Weiterbildungskursen werden von vancierten Unternehmen kam ein tals Uster sind weitreichend, die den Rettungssanitätern und Ret- Ende mit Schrecken, ein Scherben- Verantwortung gross. Auch Intu- tungssanitäterinnen hohe Hand- haufen, den er als stellvertretender bationen bei reflexlosen Patienten lungskompetenz und viel Wissen Leiter aufzuräumen half und dann können im Notfall vom Rettungs- erwartet. Dieses wird in Bezug auf verliess. sanitäter durchgeführt werden. Krankheitsbilder, EKG-Interpreta- Das Ende war unschön, doch neben Belastende Situationen können im tionen, Medikamente, Ortskennt- vielen gewonnenen Erfahrungen Team oder mit zwei Seelsorgern nisse laufend erweitert und geprüft. war er durch dieses Unterfangen aus dem Spital Uster besprochen Nicht zuletzt gehört auch alle zwei auch zur Erkenntnis gelangt, dass und damit besser verarbeitet wer- Jahre ein Fahrtraining dazu. Die- 24 Gossauer Info 139 | Dezember 2019
THEMA UNTERWEGS … ses Jahr hat Rolf Knöpfli, bis 2014 Asthma können Eltern zutiefst ver- zur Rettung in jedem Fall und un- stellvertretender Leiter des Ret- ängstigen und zum Telefon greifen ter allen Umständen verpflichtet ist. tungsdienstes des Spitals Uster, lassen. Stärker und empathischer Ausser es ist eine entsprechende Pa- diese Kurse mitorganisiert, geleitet verbunden fühlt er sich zuneh- tientenverfügung vorhanden. und mitverantwortet. Hier werden mend auch mit jenen Patienten, die Unterwegs war und ist er immer, brenzlige Situationen simuliert und in einem ähnlichen Alter sind und mit dem Rettungswagen, in den entsprechende Konsequenzen ge- die meist unerwartet mit einem unterschiedlichen Situationen, in zogen. So wurde aufgezeigt, dass schwerwiegenden gesundheitlichen seinen Gedanken vor und nach ein in der Eile allzu schnell davon- Problem konfrontiert werden. Es dem Einsatz, zu zweit im Team, auf brausender Rettungswagen, dessen lässt ihn dankbarer auf sein eigenes Langstreckentransporten. Er hat das Fahrer sich nicht davon überzeugt Schicksal blicken. immer gerne gemacht, solange es für hat, dass alle im hinterem Teil des ihn auch einen Sinn ergab. Wagens Mitfahrende gesichert sind, Doch sein Arbeitsumfeld hat sich mitsamt Patient und medizinischem geändert. Immer häufiger werden Gerät mit grosser Wucht nach vorne er und seine Kolleginnen wegen geschleudert werden. Lappalien gerufen, zu jeder Tages- Seit September 2001 arbeitet Rolf und Nachtzeit, weil ihr Dienst eben Knöpfli nun im Spital Uster im Ret- verfügbar ist. Weil immer schneller tungsdienst und ist als Rettungssa- die Verantwortung gegenüber dem nitäter im Einsatz und unterwegs. Kranken zu gross und abgegeben Unterwegs, oft ohne zu wissen, was wird, die Angst vor Klagen wegen ihn am Einsatzort erwartet. Was einer möglichen unterlassenen Hilfe bedeutet es vor Ort, wenn ein ver- stetig steigt. Oder die Arroganz wie ängstigter Anrufer von einem nicht jenes Mal, als sich ein Betroffener ansprechbaren Mann spricht? Hat später wegen der Rechnung beklag- er ein Herzversagen, einen Schlag- te, der Rettungswagen hätte eine um anfall, ist er «nur» kurz ohnmächtig, … und beim Versorgen und Überwa- wenige Kilometer kürzere Wegstre- verletzt, verwirrt, im Schock? Oder chen eines Patienten. cke fahren können. wenn der Hausarzt anruft, weil die Aber auch, weil der Respekt ge- Patientin nicht ansprechbar ist, ist Verändertes Arbeitsumfeld sunken ist, die Gewaltbereitschaft es ein Schlaganfall oder «nur» eine Rolf Knöpfli nimmt jede Situation, grösser wurde. Häusliche Gewalt, Unterzuckerung? Wird er mit dem wie sie ist, lässt sich darauf ein. Er ist Randalierer, Betrunkene, Schiesse- Tod konfrontiert oder kehrt die Pa- ruhig geblieben, vielleicht auch ge- reien, oft begleitet die Polizei bereits tientin bald glücklich gerettet und worden. Er braucht ihn nicht mehr, den Einsatz der Rettungskräfte von geheilt nach Hause zurück? den Kick der schnellen Fahrt in der Beginn weg. Rolf Knöpfli hat sich im Verlauf der Ambulanz. Er muss nicht mehr im Für die nächsten 20 Jahre will sich Zeit mit vielen schwierigen Situa- Mittelpunkt stehen. Es freut ihn, Rolf Knöpfli eine neue Perspektive tionen auseinandergesetzt. Er war wenn er hört, dass einem Patienten und Aufgabe geben. Umsichtig baut da, wenn Kranke und ihre Angehö- wirklich geholfen werden konnte er an seiner Zukunft als Fahrlehrer. rigen voller Angst auf Hilfe warte- und sich dieser vielleicht sogar bei Unterwegs und in Fahrt möchte ten. Er ist an Unfallstellen gefahren, der Einsatzcrew meldet, um sich zu er bleiben. Mit Menschen im Aus- wenn Verunglückte erst einmal ge- bedanken. Er macht sich aber auch tausch sein und sie ein Stück weit borgen werden mussten, bevor man viele Gedanken über jene Patienten, begleiten. Oft spürt man erst im ihnen erste Hilfe zukommen lassen die reanimiert und gerettet wurden, Rückblick oder bei den Gedanken konnte. Am meisten berührt haben deren Schicksal aber ungewiss bleibt an eine neue Ausrichtung, was einem ihn Fälle mit Kindern, auch wenn oder ein Leben in Hilflosigkeit und Freude gemacht und in einer Tätig- schwerwiegende Fälle selten sind. Abhängigkeit bedeutet. Diese Ge- keit gehalten hat. Rolf Knöpfli ist Doch die Ängste sind bei Kindern danken lassen sich nicht verbieten, noch nicht angekommen, Stillstand gross. Fieberkrämpfe, Pseudokrupp, auch wenn ein Rettungssanitäter ist keine Option. Gossauer Info 139 | Dezember 2019 25
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