GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab
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Nr. 129 Juni 2017 www.gossauerinfo.ch GOSSAUER INFO Thema ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE Schule Gossau GOSSAU ab Seite 6 Die Schulabgänger/innen ab Seite 55 Porträt Dr. Horst Dittrich, Gossau ab Seite 75
EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser Gossauer Info Die Einweihung der Siedlung Wohnen Rössliwiese in Unterottikon steht 31. Jahrgang kurz bevor. Am 17. Juni sind alle Interessierten eingeladen, das Wohnpro- Nr. 129 – Juni 2017 jekt zu besichtigen. Und man kann es vorwegnehmen: Das Projekt ist wirk- Impressum lich gelungen. Die Asylsuchenden schätzen die neuen Wohnmöglichkeiten Herausgeber sehr. In unserem Hauptthema zeigen wir auf, wer daran beteiligt war, was Verlag Gossauer Info alles in Bewegung gesetzt wurde, damit sich diese Menschen bei uns will- kommen fühlen und integrieren können. An den Anfang stellen wir Ge- Redaktion danken zum Thema «Asyl suchen, Aufnahme finden», ein Artikel, der die rg Rita Gröbli (Leitung) Herausforderungen der wachsenden Migration ins Zentrum stellt und das kh Karin Herrmann Thema von allen Seiten beleuchtet. gb Geneviève Bichsel dc Daniela Clerici Gossau hat zwar kein Kino, verfügt aber mit der Altrüti nicht nur über ei- nen idealen Durchführungsort für Vereinsanlässe, sondern auch für kultu- Korrespondenzadresse relle Veranstaltungen. Die Gemeinde versucht nun, das kulturelle Leben in Verlag Gossauer Info Gossau stärker zu fördern. So war beispielsweise das Konzert mit Chris & Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Mike ein voller Erfolg. Der Auftritt von Claudio Zuccolini am 7. September Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 mit seinem neusten Programm «Warum?» soll an diesen Erfolg anknüpfen. E-Mail: gossauerinfo@textaid.ch www.gossauerinfo.ch Mit grosser Spannung erwartet wird jeweils im Juni die Veröffentlichung Konzept, Herstellung, Inserate der Schulabgänger/innen. Für welche Berufslehren haben sich die Jugend- Textaid Buch- und Kunstverlag lichen entschieden, welche schulische Weiterbildung haben sie ins Auge ge- Verlag Gossauer Info fasst? Das Geheimnis wird nun gelüftet. Wir wünschen allen einen guten Gewerbestrasse 18, 8132 Egg Start in ihre neue Lebensphase. Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01 Auf ein reich erfülltes Leben darf Dr. Horst Dittrich zurückblicken. Eine Mail: info@textaid.ch akademische Karriere war eigentlich nicht vorgesehen, doch mit Beharrlich- www.gossauerinfo.ch keit und grossem Einsatz ist es ihm gelungen, nicht nur in der Arbeitswelt Druck erfolgreich zu sein, sondern nach seiner Pensionierung auch sein soziales FO-Fotorotar Engagement einzubringen. Lesen Sie seine interessante Lebensgeschichte. Ein Unternehmen der FO-Gruppe Von den Seniorenseiten zu 60plus – eine Änderung, die noch mehr Men- Gewerbestrasse 18, 8132 Egg schen ansprechen und sie dazu ermuntern soll, an Veranstaltungen teilzu- Auflage nehmen oder von ihren Aktivitäten zu berichten. Wenden Sie sich an die 5000 Ex. pro Ausgabe. Erscheint Anlaufstelle für Altersfragen & Freiwilligenarbeit. vierteljährlich und wird gratis an Der Sommer steht vor der Tür. Freuen wir uns auf warme Tage, geniessen alle Haushaltungen in der Gemein- wir die lauen Sommernächte mit Familie und Freunden und vor allem die de Gossau ZH verteilt Lektüre des «Gossauer Infos». Nächste Ausgabe Für das Redaktionsteam Anfang September 2017 Rita Gröbli Redaktionsschluss: 30. Juli 2017 Titelbild Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung Frau Kudisan Fissahaye und Herr seitens des «Gossauer Infos». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte Berhane Mehari, beide aus Eritrea. ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Ma- nuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck, Fotograf: Felix Pfeiffer ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe. Gossauer Info 129 | Juni 2017 3
INHALT Thema Schule Gossau 7 Asyl suchen, Aufnahme finden 55 Die Gossauer Schulabgänger/innen 2017 8 Die neuen Wohnbauten in der Rössliwiese sorgen 60 Eine der hektischsten Stunden im Schuljahr für Entlastung und Perspektiven 62 Dance Award 2017 12 Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge 63 Nähnacht für herzkranke Kinder in unserer Gemeinde 65 Konzert von Primarschülern mit dem Musikverein 14 Schule und Asyl – Gossau löst diese Aufgabe 67 Spiel, Spass und ein fröhliches Frühlingsfest mit grossen Engagement 68 Ein Zwerg vom Altenberg 17 Freiwillige Deutschkurse für Asylsuchende 69 Konstruktives Miteinander 19 Ein neues Leben aufbauen 70 «Auch die Lehrer waren chillig» 21 22 Freitagmorgen ist Migrantentreff-Morgen Künzli AG engagiert sich für Flüchtlinge Sport 23 Bereichernde Patenschaft 73 Frühjahrsschwinget in Gossau 73 35. Bezirksseilziehen Bezirk Hinwil Gemeinde 25 Die Seiten des Gemeindepräsidenten Porträt 29 Energierundgang 75 Dr. Horst Dittrich – ein reich erfülltes Leben 30 Positiver Jahresabschluss 2016 für die Politische Gemeinde Gossau ZH Senioren 32 Offene Türen Wohnen Rössliwiese 79 60plus – alles neu macht der Mai 35 Claudio Zuccolini mit seinem neusten Programm 81 60plus – Pro Senectute 37 Badesaison 2017 eröffnet 39 41 Führung auf dem Gossauer Waldfriedhof Gossauer Wuchemärt 2017 News 43 Lesetipps aus der Gemeindebibliothek 83 75 Jahre Nachtheuelverein Herschmettlen 44 Geburten 85 Die Seite der Tierärztin Nicole Hager 45 Geburtstagsjubilare 87 Publireportage Rosengarten 47 Ehejubiläen 88 15-Jahr-Jubiläum Spielgruppe Karussell 47 Todesfälle 89 Kinderfood-Festival 89 Kolumne Andrea Gisler Kirchen 91 93 Publireportage die Mobiliar Die Seite des Gewerbevereins 49 Gemeinsame Anlässe 95 Die Seite des Vereins FiZGo 50 Reformierte Kirche Gossau 96 Neue Cevi-Jungschar-Stufen für alle Zweitklässler 51 Evangelische Freikirche Chrischona 97 Spitex Bachtel 53 Katholische Pfarrei 98 Vorschau und Porträt Gossauer Info 129 | Juni 2017 5
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Asyl suchen, Aufnahme finden Die Herausforderung der wachsenden Migration und der damit verbundenen gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen Aufgaben und Auseinandersetzungen ist immens. Sehr viele Menschen fühlen sich angesichts der Not persönlich angesprochen und engagieren sich auf vielfältige Weise. Andere fühlen sich gegenüber dieser überwältigenden Not ohnmächtig, überfordert und hilflos. Andere wiederum reagieren mit Angst, mit Skepsis, mit offener Ablehnung. Text: Geneviève Bichsel Oft sind unserer Medien voll chen genügen können, dass einige Vielleicht hilft es auch, den eigenen von heldenhaften Beispielen der das Gebotene nicht würdigen, das Anspruch der Not gegenüber etwas Hilfsbereitschaft, von Projekten einige auch uns trotz all unserer realistischer zu sehen. Nicht jeder und Einsätzen an allen möglichen Unterstützung nicht besonders mö- Aufgenommene muss eine Fach- Brennpunkten. Ob sie damit jene gen werden. Und ja, vieles bleibt un- kraft werden, nicht jedes aufgenom- erreichen, die voller Zweifel auf gerecht, für die Aufgenommenen, mene Kind wird eine Hochschule das Fremde reagieren? Nicht jeder aber auch für jene, die schon immer besuchen, besuchen müssen. ist zum Helden geboren, nicht jede da waren und sich nun übervorteilt Das Fremde ist wie wir, vielfältig, zur Heldin gemacht, muss es auch und noch mehr im Stich gelassen mit Einschränkungen und Bega- nicht sein. fühlen. Die sich fürchten, weitere bungen, mit Stärken und Schwä- Wäre es nicht sinnvoller, Bedenken Konkurrenz zu bekommen. Die chen, unterschiedlich schön, sym- zu formulieren, ernst zu nehmen, nur sehen, dass der Asylsuchende pathisch oder unsympathisch, den diffusen Ängsten einen Na- men zu geben und ihnen Schritt für «Menschen brauchen eine Perspektive – egal, ob sie Schritt entgegenzuwirken? langfristig hier bleiben oder nicht.» Gossau geht einen behutsamen Mario Gattiker, Staatssekretär Weg der Aufnahme und Integra- tion, übernimmt als Gemeinde sehr viel Verantwortung, vernetzt sich nicht arbeitet und doch in die Badi unterschiedlich nett oder böse, mit den freiwilligen Angeboten, kann, und nicht wissen wollen, dass dankbar, undankbar, traurig und kommuniziert offen. Dazu braucht dieser gerne arbeiten möchte, aber manchmal auch fröhlich. es manchmal Mut. Mut nicht nur nicht darf. Immer aber ist es ein Mensch mit denen gegenüber, die gar nichts Die Herausforderung ist riesig. seiner individuellen Geschichte, Fremdes zulassen können, sondern Ignorieren hilft nichts, aufklären seinen Hoffnungen und Träumen. auch den Mut der Abgrenzung kann zur Entspannung beitragen, Wenn wir uns seine Geschichte jenen gegenüber, die Fremdes als aber nicht alle Zweifel beseitigen. anhören, machen wir sie uns zu ei- «nur» bereichernd, als kultig, span- Die Ängste ernst nehmen, ihnen gen und zollen ihr Respekt. Ohne nend und sicher viel interessanter mit sachlicher Information begeg- sie zu überhöhen, ohne uns klein als das Eigene befinden. Es braucht nen, Ungerechtigkeiten anerken- zu machen, ohne unsere eigene allgemein den Mut, Integration als nen, aber auch aufzeigen, dass sie Geschichte zu verstecken. Einan- Herausforderung anzuerkennen, nicht vom Fremden selbst verur- der auf Augenhöhe begegnen, mit als Spannungsfeld, auf dem die Ak- sacht werden. klar erkennbarer Identität, fordern teure scheitern können, wo Betreu- Vielleicht kann es helfen, wenn man und fördern, nicht als Helden, aber ende enttäuscht oder Betreute für einem dieser Fremden persönlich als solidarische Wesen mit unter- andere Zwecke missbraucht wer- begegnet, dessen Schicksal an sich schiedlichen Lebensentwürfen und den können. Es braucht den klaren herankommen lässt, darüber nach- Überzeugungen. Blick, das Eingeständnis, dass nicht denkt, wie man an seiner Stelle ge- alle Ankommenden allen Ansprü- handelt hätte. Gossauer Info 129 | Juni 2017 7
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Die neuen Wohnbauten in der Rössliwiese Menschen, die in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt haben, verbleiben üblicherweise ungefähr drei Monate in einem der Empfangs- und Verfahrenszentren. Nach einem Proporzschlüssel werden sie anschliessend den Kantonen zugeteilt. Befragt wurde Andrea Jungen, Leiterin Abteilung Gesellschaft der Gemeinde Gossau, von Rita Gröbli; Fotos: zvg Der Kanton Zürich nimmt 17% chende im offenen Verfahren. terkünfte zur Verfügung zu stellen. der Asylsuchenden auf. Der Auf- Die Betreuung der Asylsuchenden enthalt in den schweizerischen und Info: Andrea Jungen, hat die Ge- obliegt gegen Entschädigung der in den kantonalen Zentren gehört meinde Gossau ein Mitsprache- AOZ. Zur Betreuung gehören mi- zur ersten Phase. recht bei der Zuteilung von Asylsu- nimale Kontakte ungefähr einmal Die Aufenthaltszuteilung an eine chenden? pro Woche, die Auszahlung der Gemeinde bedeutet den Eintritt in Andrea Jungen: Die Gemeinden Wochen- oder Monatsgelder (für die zweite Phase. Im Kanton Zü- haben bei der Zuteilung kein Mit- den Lebensunterhalt, Kleider usw.). rich nehmen die Gemeinden nach spracherecht. Die Gemeinde kann Die AOZ vermittelt auch Informa- dem Proporzschlüssel von 0,7% der dem kantonalen Sozialamt aber tionen über Schule, Schuleintritt, Einwohnenden die entsprechende melden, ob eher Plätze für Fami- ärztliche Behandlung. Anzahl Asylsuchende und vorläufig lien oder für Einzelpersonen zur Wie wird das finanziell geregelt? Aufgenommene auf. Die Gemein- Verfügung stehen und ob aufgrund Es spielt finanziell keine Rolle, ob die den werden vom Kanton Zürich für der ethnischen Durchmischung Personen von der Organisation AOZ ihre Leistungen zur Unterbringung bestimmte Zuteilungen erwünscht oder der ORS Service AG (eine poli- und Betreuung der Asylsuchenden oder eher unerwünscht sind, um tisch und religiös neutrale Organisa- entschädigt. allfällige kulturelle Konflikte zu mi- tion, die sich auf die Betreuung und In Gossau bedeutet die Aufnahme- nimieren oder um Ghettobildun- Unterbringung von Asylsuchenden quote von 0,7% die Aufnahme von gen zu verhindern. und Flüchtlingen spezialisiert hat) 69 Personen. Zur Quote zählen Wer betreut die übernommenen betreut werden: Die ausbezahlten asylsuchende Menschen im offenen Asylsuchenden? Gelder sind die gleichen, da sind die Verfahren mit Status N und Men- Die Gemeinde Gossau hat mit Beträge von Bund und Kanton fest- schen mit vorläufiger Aufnahme, einem Leistungsauftrag die Be- gelegt. Die Gemeinden erhalten vom also mit Bleiberecht, Status F. treuung der Asylsuchenden an die Kanton für die Unterbringung von Zurzeit leben in unserer Gemein- AOZ (Asylorganisation Zürich) Asylsuchenden einen Beitrag von de 68 Personen aus verschiedenen delegiert. Es besteht seit Jahren Fr. 16.05 pro Tag und Person. Asyl- Ländern als vorläufig Aufgenom- eine gute Zusammenarbeit. Die suchende Einzelpersonen erhalten mene mit Bleiberecht und Asylsu- Gemeinde ist dazu verpflichtet, Un- pro Monat Fr. 646.–, ein Ehepaar Fr. 988.–, Familien mit drei Perso- Asylsuchende (Status N) nen Fr. 1203.–, Familien mit vier offenes Verfahren beim SEM, Staatsekretariat für Migration, Bern, Personen Fr. 1382.–. Dieser Betrag Vorläufig Aufgenommene Ausländer (Status F) steht für Essen, Kleider und Trans- Personen mit Bleiberecht, mit Berechtigung für Arbeit und freie Wohnsitzwahl, können portkosten zur Verfügung. Von die- durch Sozialhilfe unterstützt werden. Grundsätzlich keine Anerkennung als Flüchtlinge, aber sen Beträgen werden von der AOZ mit vorläufiger Aufnahme, weil diese Personen aus verschiedenen Gründen nicht zurückge- die Kosten für Entsorgung, Strom, schickt werden können ins Heimatland Wasser, Billag usw. in Form einer Anerkannte Flüchtlinge (Aufenthaltsbewilligung B) Pauschale direkt abgezogen und der Personen mit Bleiberecht sind anderen Ausländer/innen gleichgestellt, mit Berechtigung für Rest an die Asylsuchenden ausbe- Arbeit und freie Wohnsitzwahl, können durch Sozialhilfe unterstützt werden. zahlt. Die Krankenversicherung ist in einer Kollektivversicherung geregelt. 8 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE e sorgen für Entlastung und Perspektiven Wie steht es mit einer Beschäf- gemeinsam mit der Abteilung Ge- tigung dieser Menschen und was sellschaft koordiniert wurde. Es wird angeboten? gab keine Vorgaben, es wurden im Die AOZ ist eine grosse Organi- Voraus Haushaltsgegenstände wie sation und bietet unentgeltliche Küchenutensilien, Bettwaren und Sprachkurse an, oder auch Basisbe- vieles mehr zusammengestellt und schäftigung, dies aber vor allem für dann in die Wohnungen verteilt. vorläufig Aufgenommene mit Blei- Wie lange können die Menschen berecht oder anerkannte Flüchtlinge. da wohnen bleiben? Die Asylsuchenden werden in die Die Wohndauer einzelner Perso- Reinigung der Unterkünfte oder nen in der Rössliwiese ist nicht be- in andere Aufgaben wie Umzugs- grenzt, sondern abhängig von deren dienste usw. miteinbezogen. individueller Situation … Wo sind Asylsuchende und Wie können sie sich betätigen: Flüchtlinge in Gossau unterge- Ist es zum Beispiel möglich, das bracht? Grundstück südlich der Wohn- In Gossau sind 20 Asylsuchende siedlung Rössliwiese als Spielwie- in der Kollektivunterkunft Indust- se, Grillplatz und «Pflanzblätz» riestrasse (Wohncontainer auf dem zu nutzen? Dach der Werkhalle Künzli AG) Die Nutzung hängt von den Inter- und 14 Asylsuchende im Wohnen essen und der Initiative der Bewoh- Rössliwiese untergebracht. nenden ab. Betätigen können sich Wer wird in die Wohnungen in Asylsuchende und Personen mit der Rössliwiese einziehen? Bleiberecht in allen Vereinsaktivitä- Im Neubau Rössliwiese werden ten, im Migrantentreff, die Teilnah- Asylsuchende, vorläufig Aufge- me am Sprachkurs von Freiwilligen nommene, anerkannte Flüchtlinge in Gossau oder anderen Gemein- wohnen. Aber auch andere Auslän- den ist ebenfalls gut möglich. Zu- der und Schweizer werden in der dem werden zu den bestehenden Rössliwiese wohnen können, wenn neue Angebote aufgebaut von der sie derzeit oder länger auf dem frei- Vermittlungsstelle, die aufgrund en Wohnungsmarkt noch keine ei- der Zusammenarbeit der Kirchen gene Wohnlösung gefunden haben. und der Politischen Gemeinde Seit April wohnen bereits einige Gossau vor kurzem ins Leben geru- Familien und Einzelpersonen im fen wurde, siehe Seite 12 dazu. Neubau. … und wie und wo versorgen sich Wer hat die Wohnungen einge- die dort wohnhaften Personen mit richtet, gab es Vorgaben? Lebensmitteln usw.? Renate Goebel und Gabriela Zin- Menschen, die in der Rössliwiese del haben sich als Freiwillige nach wohnen, kaufen per Bus in Gossau dem Aufruf im «Gossauer Info» oder Wetzikon ein. vom September 2016 gemeldet, Ist eine Ansprechperson in der um Möbel zu sammeln für die Ein- Rössliwiese permanent vor Ort? richtungen der Wohnungen Rössli- Nein, die Siedlung Rössliwiese ist wiese. Sie haben in vielen Stunden eine normale Wohnsiedlung ohne Entstehung der Bauten auf der Rössli- eine grosse Arbeit geleistet, die Betreuung. Falls ein solcher Bedarf wiese in Unterottikon. Gossauer Info 129 | Juni 2017 9
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE den Sozialdienst über, welcher alle Möglichkeiten für Bildung und Integration der Flüchtlinge oder Menschen mit Bleiberecht nutzt: Dies bedeutet Sprachkurse, Ar- beitsintegration, Arbeits- und Eig- nungsabklärungen, berufliche Inte- gration usw. Was geschieht mit jenen Asylsu- chenden, die einen negativen Ent- scheid erhalten und deren recht- liche Möglichkeiten ausgeschöpft sind? Asylsuchende, die einen negativen Entscheid erhalten, werden gleich- zeitig darüber orientiert, bei wel- chen kantonalen Stellen sich sich betreffend Ausreise beraten lassen Nach Ostern sind die ersten Familien in die neue Siedlung Rössliwies eingezogen. Die können. In der Regel erkundigen Kinder spielen bereits auf dem Balkon. sich Asylsuchende bereits viel frü- her über mögliche Konsequenzen von einzelnen Personen vorliegt, sich der Status entweder positiv bei einem negativen Entscheid und wird dies von der AOZ oder dem oder negativ ändert? wissen sehr gut, was dann passieren Sozialdienst resp. der Abteilung Die Gemeinde Gossau ist an die wird. Gesellschaft sichergestellt. übergeordneten Entscheide des Wie geschieht deren Ausweisung/ Gibt es bereits Erfahrungen mit SEM, Staatssekretariat für Migra- Ausschaffung, wie werden sie an- Nachbarn? tion, oder des Bundesverwaltungs- dernfalls der Nothilfe zugeführt? Die Nachbarn stehen dem Neubau- gerichts gebunden und respektiert Was geschieht in einem solchen projekt mit Offenheit gegenüber. diese Entscheide. Fall mit Familien? Wie hilft Gossau den Flüchtlin- Bei positiven Entscheiden geht Im Extremfall, falls Menschen die gen oder Asylanten weiter, wenn die Betreuungszuständigkeit an Ausreise verweigern, wird das Mi- grationsamt die Polizei beauftra- gen, diese Personen am bisherigen Zuständigkeit des Sozialdienstes Gossau ZH Wohnort abzuholen und in ein Aus- Nach einem positiven Asylentscheid, d. h. Anerkennung der Flüchtlingseigenschaft (Ausweis B) oder einer vorläufigen Aufnahme (Ausweis F oder F Fl.) wechselt in Gossau ZH die reisezentrum zu bringen. Unsere Zuständigkeit für die Betreuung der Personen von der AOZ zum kommunalen Sozialdienst. bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Dieser schöpft sofort alle im Einzelfall sinnvoll und zielführend scheinenden Möglichkeiten Einzelpersonen und Familien, die aus, die der möglichst raschen Integration dieser Menschen dienen: einen negativen Entscheid erhalten – Vermittlung von qualifizierenden Sprachkursen für Erwachsene und Jugendliche haben, selber wegreisen. Es entzieht – Arbeitsintegration: diverse Angebote sich unserer Kenntnis, wohin die – Praktische Arbeitsmarktabklärungen und Einsatzprogramme (z.B. Stiftung Chance) mit dem Leute ausreisen und wie sie das tun. Ziel, Ausbildungen zu absolvieren oder eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu finden Ist die Gemeinde bei der Suche – Sport- und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche nach Wohnraum behilflich? Bie- – Spielgruppe Plus für die frühe Förderung von kleinen Kindern ten sich in Gossau überhaupt Ziel ist, die rasche Integration zu fördern und die Menschen dabei auf dem Weg zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu unterstützen. Manchmal sind Möglichkeiten an? Personen mit Bleiberecht je nach Alter und Ausbildungsstand im Heimatland bereits nach Der Sozialdienst Gossau hilft den 1 bis 2 Jahren selbstständig. Andere benötigen länger, bis eine Ausbildung begonnen und Flüchtlingen und vorläufig Auf- abgeschlossen sowie eine Arbeit gefunden werden kann. genommenen bei der Suche nach Wohnungen. Es haben sich bisher 10 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE immer Lösungen finden lassen, zu adäquaten Preisen. Mit dem Erstellen der Wohnungen Röss- liwiese wird das Thema deutlich entschärft. Was können unsere Leserinnen und Leser beitragen, damit eine Integration gelingt? Einwohner/innen von Gossau können zur Integration beitragen, indem sie Kontakte mit Asylsu- chenden und Flüchtlingen sowie zu deren Kindern pflegen, indem z. B. Angebote entwickelt werden wie Sportgruppe, Jobbörse usw. oder einem Kind der Besuch einer Spielgruppe ermöglicht wird … Gossauerinnen und Gossauer sind grundsätzlich offen, interes- Der gegen Südwesten gerichtete Sitzplatz bietet siert und kooperativ, was auch die Raum für viele Aktivitäten und den Kindern Abstimmung im Juni 2016 über Platz zum Spielen. den Neubau Rössliwiese gezeigt hat. Auf unseren Aufruf hin wur- Erhalten die Asylsuchenden In- Kennt der Sozialdienst die den viele Möbel und Küchengegen- puts, sich in Vereinen zu melden Grundstimmung der Bewohne- stände gespendet, und die neuen resp. an Anlässen teilzunehmen? rinnen und Bewohner von Gossau Wohnungen in der Rössliwiese Werden sie von jemandem aktiv im Zusammenhang mit den The- konnten damit gut eingerichtet darauf hingewiesen, begleitet? ma Asylsuchende und insbeson- werden. Zudem gingen grosszügi- Fussballverein, Turnverein, Mu- dere jenen in Gossau? ge Sach- und Kleiderspenden bei Ki-Turnen, Elternabend usw. Aus Sicht der Abteilung Gesell- der Abteilung Gesellschaft der Ge- Ja, von der Betreuerin der AOZ schaft haben wir die Gemeindeein- meindeverwaltung ein. und dem Sozialdienst. weohner/innen grundsätzlich als offen, interessiert und kooperativ erlebt. Dass es auch Menschen mit anderen Grundhaltungen gibt, ist uns bekannt. Andrea Jungen, vielen Dank für das Interview. Zur Person Andrea Jungen, 61, ist Leiterin der Abteilung Gesellschaft der Gemeinde Gossau ZH, wo unter anderem auch das Asylwesen an- gegliedert ist. Sie verfügt über jahrelange Erfah- rung im Sozialwesen und steht der Abteilung seit 10 Jahren vor. Bald wird hier noch mehr Leben einkehren. Gossauer Info 129 | Juni 2017 11
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Angebote für Asylsuchende und Flüch Viele freiwillig tätige Einwohner/innen aus Gossau bieten – zum Teil seit Jahren – ihre Hilfe für Asyl- suchende und Flüchtlinge an und haben interessante, abwechslungsreiche und spannende Angebote entwickelt. Gemeinsam wollen die Politische Gemeinde und die Kirchen nun Synergien in der Freiwilli- genarbeit mit Migranten vermehrt nutzen und die Koordination und Zusammenarbeit intensivieren. Text: Andrea Jungen i. A. Arbeitsgruppe Zusammenarbeit Kirchen und Politische Gemeinde Gossau; Fotos: Felix Pfeiffer Vor dem Hintergrund der gewalti- Zusammenarbeit etabliert Demzufolge unterstützt die Ge- gen Flüchtlingsströme im Jahr 2015 Seit der gemeinsamen Veranstal- meinde gerne Initiativen von Ein- in Europa haben am 21. April 2016 tung vom April 2016 hat sich die wohner/innen, die als Freiwillige die Kirchen Gossau und die Poli- Zusammenarbeit zwischen den auf ehrenamtlicher Ebene Sprach- tische Gemeinde die Bevölkerung drei in Gossau grössten Kirchge- unterricht, Begleitung, Gruppenak- erstmals zu einem gemeinsamen meinden und der Politischen Ge- tivitäten zur Integration und vieles Anlass eingeladen, um über die meinde weiter etabliert. So wurde andere mehr für Asylsuchende und aktuelle Situation, über die gesetz- eine Struktur geschaffen für den Flüchtlinge anbieten. lichen Grundlagen, über Angebote regelmässigen, gegenseitigen Infor- Die Kirchen Gossau engagieren und die Zusammenarbeit sowie mationsaustausch, und es wurden sich auf verschiedenen Ebenen für über Wohnraumbedarf für Flücht- Bereiche identifiziert, in denen die Begleitung von Asylsuchenden linge in Gossau zu orientieren. noch intensiver zusammengearbei- und von Flüchtlingen, sei es durch Die Politischen Gemeinden haben tet werden kann. Dies unter Be- das gemeinsame Angebot des Mi- einen gesetzlichen Auftrag zur In- rücksichtigung der bestehenden grantentreffs oder weitere offene tegration von Menschen mit Blei- (gewachsenen) Strukturen und mit Aktivitäten. Diese Angebote stehen berecht, für Asylsuchende jedoch Respekt vor den jeweils hoheitlichen grundsätzlich allen Menschen zur nur einen Unterbringungsauftrag. Zuständigkeitsgebieten sowohl sei- Verfügung und werden rege genutzt. „Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge“ / Zusammenarbeit in Gossau ZH tens der Gemeinde Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge – Zusammenarbeit in Gossau als auch der Kirchen. Gesetzlicher Auftrag Als zentrale Arbeits- grundlage wurde ein Bund gemeinsames Ver- Kanton Steuerungsgruppe : ständnis von Grund- Kirchen und Polit. Gemeinde Gossau ZH Gemeinde Gossau ZH Ref. Kirche Kath. Kirche Chrischona werten und Haltungs- KODEX (Definition und Erlass) AOZ Abteilung Gesellschaft fragen (Kodex) in der Gesetzlicher Auftrag zur Integration und Sozialhilfe Freiwilligenarbeit für Zentrale Vermittlungsstelle für offene Angebote im Bereich Asyl, VA, Kirchen AKIG Christliches, Flüchtlinge und Migrant/innen: Ø Sozialdienst Ø Anlaufstelle Altersfragen und Freiwilligenarbeit Menschen mit Flücht- Ø Koordination von Anbietenden Traditionelles freiwilliges Engagement Ø Umsetzung Kodex Ø Schulung lingshintergrund/Mig- Einzelcoaching / Patenschaft ranten entwickelt. Ø Profile der Beteiligten erstellen Künftig soll eine – Verein «netz» Gossau ZH Sportgruppe Sprachkurs Rebhalden Ø Kodex Ø Commitment abholen Znacht-Essen ebenfalls freiwillig täti- Mittagstisch Ø Vermittlung der Beteiligten Jobbörse ge – Vermittlungsstelle Migrantentreff Ø Begleitung der Beteiligten Kochen dort unterstützen, wo Schreibdienst Kleiderbörse es Ideen von Freiwilli- Musik Flickstube gen für weitere Ange- Gartengruppe bote und den effekti- ven Bedarf dafür von Publikation alle 3 Monate in Gossauer Info + Flyer (Ort, Tel.) Migranten zu koordi- Legende: - schwarz: bestehende Strukturen, autonom in ihren Bereichen - blau: Steuerungsebenen 12 - rot: neue Kommunikationswege 23.03.2017/Jua Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE htlinge in unserer Gemeinde Angebote Migrantentreff Der Migrantentreff, von privat initi- iert und mittlerweile getragen von den drei Kirchgemeinden, findet seit sechs Jahren und weiterhin jeden Freitagvormittag statt und bietet Sprachförde- rung, Deutsch- unterricht, dialogisches Lernen und zum Teil gemeinsa- mes Kochen an. Diese jungen Männer besuchen den Sprachkurs und sind voll motiviert, sich zu Sprachkurs für Asylsuchende integrieren. Dieses seit April 2016 bestehende, von pensionierten (und einer nicht- nieren gilt. Die Vermittlungsstelle ist setzung des gemeinsamen Kodex be- pensionierten) Lehrer/innen entwi- der gemeinsam von den Kirchen und sorgt. Angebote, die bereits bestehen ckelte Angebot eines Sprachkurses findet weiterhin an vier Nachmitta- der Politischen Gemeinde getrage- oder neu entwickelt werden, werden gen pro Woche statt. nen Steuerungsgruppe zugeordnet. nach Bedarf von dieser zentralen Diese Steuerungsgruppe setzt sich Vermittlungsstelle begleitet. Angebote der Kirchen zusammen aus der zuständigen Weiterhin im Einsatz ist die Anlauf- Die Kirchen Gossau werden wie bis Gemeinderätin Sylvia Veraguth stelle für Altersfragen & Freiwil- anhin ihre je eigenen Angebote so- (Leitung) und Mitgliedern der stra- ligenarbeit. Diese gemeindeeigene wie das gemeinsame, vom Verein tegischen Leitungsgremien (Kir- Organisation wird zusammen mit «netz» geführte Beratungsangebot chenpflegen) der Reformierten und dem Sozialdienst ihre bisherigen weiterführen. Das netz bietet nieder- der Katholischen Kirche sowie der Aufgaben als Beratungs- und Ver- schwellige Hilfe, Begleitung und Un- Chrischona. In der täglichen Arbeit mittlungsstelle für Besuchsdienst terstützung in diversen Belangen an. wird die Vermittlungsstelle mit den und Einzelcoaching/Patenschaften Angebot des Gewerbes operativ leitenden Stellen seitens der weiterführen. Dieses Angebot zielt Die Firma Künzli Bauunternehmung Kirchenleitungen/Pfarrämtern wie darauf ab, ganz spezifisch persönli- in Gossau bietet mit dem Projekt auch seitens der Gemeinde (Sozial- che, private Beziehungen zwischen «Riesco Bau» fähigen Flüchtlingen dienst, Anlaufstelle für Altersfragen Schweizer/innen und Flüchtlingen und Asylsuchenden ein Bauprakti- & Freiwilligenarbeit) in regem Aus- zu ermöglichen, zu fördern, den kum an mit der Möglichkeit, später tausch stehen (siehe Diagramm). Austausch zu pflegen und dadurch eine Lehre zu absolvieren. Neu dazugekommen ist die Ver- Hilfe für die Integration zu bieten. mittlungsstelle für Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge (Mi- grantentreff, Sprachkurse, Sport- Interessierte Personen, die ein offenes Angebot zur Verfügung stellen oder gruppen, Flickstube, Jobbörse usw.), irgendwo mitwirken möchten, können sich gerne bei der Vermittlungsstelle Diese freiwillig tätige Vermittlungs- Telefon 077 404 43 09 melden, erreichbar jeweils am Dienstag und am Don- stelle koordiniert Gruppenangebote, nerstag von 9 bis 11 Uhr. Tiia Juzi und Team ist für Schulungen und für die Um- Gossauer Info 129 | Juni 2017 13
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Schule und Asyl – Gossau löst diese Auf Bund, Kantone und Gemeinden sind sich sehr rasch bewusst geworden, welch grosse Herausforderung die Zuwanderung von fremdsprachigen Familien mit Kindern und Jugendlichen für die Schule darstellt. Auch in Gossau finden immer wieder Familien, deren Kinder eingeschult werden müssen, Aufnahme. Text: Geneviève Bichsel Die Bildungsdirektion des Kantons sich fühlt, in einem Land unterwegs sehr kooperativen und hilfsbereiten Zürich hat sich in den letzten Jahren zu sein, in dem man keine Strassen- Eltern. Allen voran aber die beiden mit dem Thema «Geflüchtete Kin- schilder, keine Busnummern lesen, DaZ-Lehrerinnen (DaZ intensiv), der in der Schule» ausgiebig beschäf- geschweige denn irgendein Wort die mit grossem persönlichem Ein- tigt. Die Vorgaben sind eindeutig. verstehen kann. So oder ähnlich satz ihre Schützlinge fördern und Jedes Kind, das in der Schweiz lebt, muss es für diese Kinder und oft darüber hinaus umfassend betreuen. hat unabhängig von seinem Aufent- auch für deren Eltern sein. Sie kön- haltsstatus und ohne Einschränkung nen verbal nicht zeigen, was in ihnen Viel Aufklärungsarbeit das Recht und die Pflicht, die Schule steckt. Und doch, vielen Kindern Im Kindergarten werden die Kin- zu besuchen und dem Unterricht zu gelingt es erstaunlich schnell, sich in der in die ihrem Alter entsprechen- folgen. die neue Umwelt einzufinden, sich de Gruppe aufgenommen und in Wir wissen alle, welch grosse Aufga- mit anderen Kindern zu verständi- die Gewohnheiten und Rituale des ben sich der Schule ganz grundsätz- gen, sich einen Platz zu schaffen, wo Kindergartens eingeführt. Vieles, oft lich stellen. Individuelle Förderung sie ihre Fähigkeiten zeigen und ent- sogar alles ist ihnen und ihren El- eines jeden einzelnen Kindes, seine falten können. Schwieriger wird es tern fremd. Jede Information muss Fähigkeiten und Begabungen erken- für Kinder, die in ihrem Heimatland zusätzlich aufbereitet werden, damit nen und entwickeln, seine Schwä- nie eine Schule besucht haben, deren auch diese Kinder verstehen, was mit chen respektvoll integrieren, die so- Eltern Analphabeten sind, die nie in- dem Chindsgireisli, den Turntäppe- ziale Einbindung fördern. In seiner nerhalb eines sozialen Lernumfelds li, der Badehose und dem gesunden Komplexität und dem individuellen gefordert und gefördert wurden. Znüni gemeint ist. Hier braucht es Anspruch eine kaum einlösbare For- Da erscheint es geradezu einfach, als oft die zusätzliche Unterstützung derung. fremdsprachiges Kindergartenkind durch die DaZ-Lehrerinnen, welche Hinzu kommt die Integration aufgenommen zu werden. die Familien zu Hause besuchen, ih- fremdsprachiger Kinder. Sie ist für Auch wenn die Bildungsdirektion nen vieles im persönlichen Gespräch die Volksschule kein Neuland. Kin- mittlerweile ein grosses Angebot an Kindergarten Silberberg der ohne Deutschkenntnisse wer- Auskunfts- und Beratungsstellen Hausschuhe den seit eh in eine entsprechende und Weiterbildungen für die Ar- Regelklasse aufgenommen und er- beit mit geflüchteten Kindern und halten zusätzlich Deutschunterricht Jugendlichen zur Verfügung stellt, Znüni (DaZ = Deutsch als Zweitsprache). bleibt es doch in der Verantwor- Sie lernen in der Gemeinschaft der tung der Schulgemeinden, auf diese Klasse und entwickeln sich, unter- Fragen den individuellen Umstän- stützt vom DaZ-Unterricht, in die den entsprechende Antworten zu neue Sprache hinein. finden. X X Um ein Vielfaches schwieriger ist Gossau bietet seinen Neuankömm- Kein Zucker Keine Getränke es für Kinder, die unter ganz ande- lingen ein ideales schulisches Um- ren Voraussetzungen, nicht zuletzt feld. Den verträumten Kindergarten mit anderen Schriftzeichen gross Silberberg, das idyllische Schulhaus geworden sind. Man erinnert sich Strick. Ein Netzwerk von schuli- Mein Kind kann nicht kommen (ist krank): Telefon um 08.00 Uhr 044 935 34 69 ungern, wie hilflos und verloren man scher Unterstützung, aber auch von Informationsblatt für die Eltern. 14 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE fgabe mit grossem Engagement erklären, zu Elternabenden einladen, sind Beziehungen, gewachsen aus Kindergarten oder in der Schule, Stundenplan und Abläufe erläutern, Vertrauen und gegenseitigem Res- sie gehen spontan aufeinander zu, aufzuzeigen versuchen, warum z. B. pekt, die Grundlage und Vorausset- sind auf offene, wohlwollende Art singen, basteln, Geschichten erzäh- zung jeder Zusammenarbeit. neugierig und nehmen die Neu- len, Bewegung für die Entwicklung Nicht nur im Unterricht brauchen en ohne Vorbehalte auf. Umso eines Kindes wichtig ist, und die so die Lehrerinnen viel Fantasie, Krea- schmerzlicher, wenn nach kurzer dazu beitragen, viele Hürden nicht tivität und Flexibilität, im Hinblick Zeit der neu gewonnene Freund, nur sprachlicher Natur abzubauen. auf nachhaltiges Lernen suchen die die lieb gewordene Freundin plötz- Dies gilt auch für die Schule. Hier Lehrerinnen auch ausserhalb des lich nicht mehr da ist, oftmals ohne zeigen sich möglicherweise auch Unterrichts nach Ressourcen und dass ein Abschied möglich war. Es unterschiedliche, von kultu- ist immer wieder ein Balan- rellen Unterschieden geprägte ceakt zwischen herzlicher Erwartungen, die Informa- Aufnahme und dem Wissen tionen werden komplexer, die um den möglichen Verlust. Anforderungen umfassender. Zwischen geteilter Hoffnung Auch in diesem anspruchs- und Enttäuschung. Und im- vollen Umfeld engagieren sich mer auch wieder der Sorge, die DaZ-Lehrerinnen neben dass die Gruppe, die Klasse dem intensiven DaZ-Unter- sich verschliesst und sich mit richt ganz persönlich. Auch Verhärtung zu schützen ver- hier braucht es das Gespräch sucht. Bis heute haben sich mit den Eltern damit sich alle ein offenes Herz bewahrt, diese eingebunden und damit Die beiden Mädchen Mikal und Semira aus Eritrea besu- die Integration wie auch das verantwortlich fühlen, damit chen den Kindergarten Silberberg in Ottikon. Sie schreiben manchmal unvermeidliche Informationen und Anforde- gerade ihre Namen an die Wandtafel. Loslassen sind immer wieder rungen verstanden und ver- gut gelungen. Nicht zuletzt bindlich werden. nach Möglichkeiten, wie z. B. ihre dank dem grossen Engagement aller Der DaZ-Unterricht ist äusserst Schützlinge mit dem nötigen Mate- Beteiligten und der unerschütterli- anspruchsvoll und braucht Lehre- rial für die Schule auszustatten. chen Offenheit der Kinder. rinnen, die mit Überzeugung, hoher Der DaZ-Unterricht wird ab der Die Herausforderung aber bleibt. Motivation und unermüdlichem Mittelstufe von Audiovis in Uster Sie wird noch grösser, falls mehr Einsatz, aufgrund ihrer fachlichen übernommen. Die Schüler und Familien in die Wohneinheiten in Ausbildung aber auch mit grossem Schülerinnen erhalten hier vormit- der Rössliwiese einziehen und die professionellem Fachwissen an diese tags Deutschunterricht und besu- Schule sich einer wachsenden An- Aufgabe herangehen. chen am Nachmittag eine entspre- zahl aufzunehmender Kinder ge- Dieser Unterricht ist ein offenes Ge- chende Regelklasse. genübersehen sollte. Wenn es nicht fäss. Eintritte sind jederzeit möglich, Alle Lehrkräfte, die Kindergärtne- mehr wie heute «nur» zwei bis vier die Schülerzahl variabel. Mit Kin- rinnen, Klassenlehrerinnen, Fach- neue Kinder sind, die jährlich auf- dern aus unterschiedlichsten Kul- lehrerinnen, die sich in dieser Arbeit genommen werden müssen. Die turen, mit unterschiedlichem Alter engagieren, bringen sich mit viel Schule Gossau wird auch hier gute und unterschiedlicher Vorbildung Verständnis und grossem Einsatz Lösungen finden, mit den nötigen bis hin zum Analphabeten. Sie spre- ein, um mit Elan und unerschütter- Mitteln, vor allem aber mit Lehr- chen unterschiedliche Sprachen, sie lichem Optimismus diese Kinder personen, die diese Integration mit tragen unterschiedliche Erfahrun- zu fördern. Die beste Verständi- beeindruckender Energie, Einfüh- gen von Entwurzelung und Heimat- gungs- und Integrationshilfe sind lungsvermögen, Achtsamkeit und losigkeit mit sich. In dieser Arbeit die Kinder untereinander. Ob im grossem Einsatz möglich machen. Gossauer Info 129 | Juni 2017 15
Mit unserem Sponsoring wird die Bühne zum Theater. Mehr unter zkb.ch/sponsoring Mit über 140 Sponsorings von Sport bis Kultur nehmen wir gesellschaftliche Verantwortung wahr und sind im ganzen Kanton an Ihrer Seite. Es gibt schon Autopiloten, denen du blind vertrauen kannst. 16 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Freiwillige Deutschkurse für Asylsuchende Seit gut einem Jahr sind sie da. Migranten aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Syrien, Sri Lanka und dem Iran. Alle haben den Status N, d. h. sie wissen noch nicht, ob sie in der Schweiz bleiben dürfen, warten daher auf den Asylentscheid. Das kann bis zwei Jahre dauern. Text und Fotos: Felix Pfeiffer Wie verbringt man einen langen Tag, unter diesen Bedingungen? Man darf nicht arbeiten, man hat kaum Geld zur Verfügung und kann keinen offiziellen Deutschkurs besu- chen. Diese Frage beschäftigte uns, und so entschieden wir uns – in Ab- sprache mit der zuständigen Leiterin Andrea Jungen, Abteilung Gesell- schaft der Gemeinde Gossau – die- sen Migranten auf freiwilliger Basis einen Deutschkurs anzubieten. An der Rebhaldenstrasse hat uns die Gemeinde einen Raum zur Ver- fügung gestellt, in dem wir maximal Die vier freiwilligen Lehrpersonen engagieren sich gerne, um die Integration zu zehn Personen unterrichten kön- ermöglichen: v.l.n.r.: Marianne Kriz, Carol Delmée Eberhard, Felix Pfeiffer, Renate nen. Zurzeit werden zwei Klassen Bernasconi. an je zwei Nachmittagen unterrich- tet, eine Männergruppe und eine Laute aus, die in der eigenen Mut- innen ist es eine schöne und be- gemischte Gruppe. tersprache gar nicht existieren? z. B. friedigende Aufgabe, diesen jungen Es macht Freude, mit den motivier- ö oder ü? Da wird uns wieder ein- Leuten die deutsche Sprache nä- ten Kursteilnehmer/innen zu ar- mal mehr bewusst, wie schwierig herzubringen, ist es doch vor allem beiten. Ohne gemeinsame Sprache es ist, eine ganz neue Sprache zu die Sprache, die uns gegenseitig ver- und mit den unterschiedlichen Bil- lernen. Aber trotz der Schwierig- bindet. dungsniveaus ist es manchmal eine keiten ist das Klima im Kurs locker, Es wäre schön, wenn sich auch noch rechte Herausforderung, Deutsch wir lachen viel und helfen einander, andere Möglichkeiten zum Mit- zu unterrichten. Wie spricht man so gut es geht. Für uns Kursleiter/ machen finden liessen, z. B. Sport in einem Verein, Musik in einer Gruppe oder einfach Kontakte auf privater Basis. Wer Ideen oder An- gebote hat, kann sich gerne sowohl an die neue Vermittlungsstelle für Gruppenaktivitäten (siehe dazu Artikel über die Zusammenarbeit der Politischen Gemeinde mit den Kirchen Gossau ZH) als auch an die Anlaufstelle für Altersfragen & Freiwilligenarbeit, Doris Fischer, Vermittlung von Begleitungen/Pa- tenschaften, wenden, Telefon 044 Integration findet vor allem über die Sprache statt. 936 12 00. Gossauer Info 129 | Juni 2017 17
Attraktives Wohnen und Arbeiten in Gossau ZH Der Quertrakt von 1952/55 wurde um ein Geschoss erhöht. Längs der Laufenbachstrasse ersetzt ein neues, fünfgeschossiges Gebäude das Bürogebäude zwischen Hochbau und Alters- und Pflegeheim Rosengarten. Auf der Südseite schliesst ein schlanker, hoher Wohnturm den Innenhof gegen den Laufenbach und das Zentrum Büelgass ab. Accum AG v Im Zentrum 1 v 8625 Gossau ZH v Tel. 044 936 71 80 v www.accum.ch LADENBAU GASTROBAU EMPFANGSANLAGEN KÜCHEN BÄDER SCHRÄNKE / TÜREN WEINKLIMASCHRÄNKE VITRINEN PENDT AG INDUSTRIESTRASSE 5 CH-8625 GOSSAU ZH TEL +41 44 936 51 00 FAX +41 44 936 51 71 WWW.PENDT.CH INFO@PENDT.CH 18 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Ein neues Leben aufbauen Abbas Rezwani, 32 Jahre alt und seit etwas mehr als eineinhalb Jahren in der Schweiz, hat sich dem «Gossauer Info» für ein Interview zur Verfügung gestellt. In fast fehlerfreiem Deutsch beantwortete der zierlich wirkende junge Mann unsere Fragen. Text: Karin Herrmann, Foto: Rita Gröbli Herr Rezwani, woher stammen Leider reichen meine Worte, meine Sie? Deutschkenntnisse noch nicht aus, Ich komme aus Afghanistan, ein um Ihnen die damalige Situation schönes Land. Aufgewachsen bin umfassend erklären zu können. Es ich zusammen mit meiner Schwes- hängt wieder mit unserem Glau- ter und meinem Bruder im Dis- ben Shia zusammen und ich kann trikt Jaghori in der Provinz Ghazni. nur so viel sagen: Ich hatte riesiges Mein Vater war Bauer, er pflanzte Glück, dass ich entkommen konn- Gemüse und Früchte an, und nach te. Via Iran, Türkei und Griechen- Beendigung meiner Schulzeit half land kam ich vor einem Jahr und ich ihm auf dem Hof. Mit 17 Jahren sieben Monaten in der Schweiz an, flüchtete ich in den Iran. zuerst im Auffanglager Altstätten Weshalb mussten Sie flüchten? SG. 24 Stunden später war ich in Seit ich mich erinnern kann, erleb- Altstetten, Zürich-Hardbrücke ten wir immer wieder bewaffnete und anschliessend für vier Monate Konflikte. Sowjettruppen, Mud- in Embrach. schaheddin, Taliban. Ausserdem War die Schweiz Ihr Ziel? gehören wir der religiösen Minder- Nein, ich wusste nicht einmal, wo heit der Shia an, waren in den Au- die Schweiz liegt. Aber ich wurde gen der Taliban keine richtig gläu- hier respektvoll und menschlich bigen Muslime. Mein Vater hatte aufgenommen, hatte sofort die sich schon früher in den Iran ab- Möglichkeit, in die Schule zu ge- Redaktorin Karin Herrmann im Gespräch gesetzt. Ich hatte keinen Kontakt hen und Deutsch zu lernen. Ich mit Abbas Rezwani. zu meinem Vater und verbrachte habe schnell gemerkt, dass die auf mich selbst gestellt neun Jahre Sprache mein Tor zur Eigenstän- Ja, bei der Familie Brunner in Grüt im Iran. Aber auch dort wurde die digkeit bedeutet. Ich lerne in der habe ich ein Zimmer, Küche und Lage immer schwieriger. Immer Schule, selbstständig am Compu- Bad kann ich mitbenutzen. Brun- mehr Flüchtlinge, kaum mehr Ar- ter und nutze jede Möglichkeit, ners sind sehr freundliche Men- beit. Da die Taliban in Afghanistan Deutsch zu sprechen. schen, sie bieten mir in jeder Be- etwas zurückgedrängt wurden und Ja, Ihr Deutsch ist nach dieser ziehung Unterstützung und Hilfe meine Mutter mich inständig bat, kurzen Zeit wirklich beeindru- an. Ebenso Frau Saluz, die meine wieder nach Hause zu kommen, ckend. Bezugsperson in der Gemeinde ist. kehrte ich nach Afghanistan zu- Danke. Wie bereits gesagt, ich In welchem Status befinden Sie rück. Ich heiratete, gründete mit weiss, dass es sehr wichtig ist, zu sich jetzt? einem Freund ein Geschäft für verstehen und verstanden zu wer- Ich habe die Aufenthaltsbewilli- Autozubehör und habe auch einen den. Und ich möchte arbeiten, gung F. Sohn. selbstständig leben können. Gehen Sie einer Beschäftigung Warum sind Sie denn nun in der Nun leben Sie seit einem Jahr in nach? Schweiz? Gossau? Ja, ich habe nun einige Monate Gossauer Info 129 | Juni 2017 19
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE halbtags in der Gemeinde gear- Jeden Morgen jogge ich 20 Mi- mir wünschen, sie könnten hier beitet. Auf der Strasse, in den nuten und einmal pro Woche, sein, dieses friedliche Land erle- Schulhäusern oder auch im Ge- am Mittwoch, treffe ich mich in ben, diese Sicherheit. Meine Frau meindehaus. Nun habe ich diese Zürich mit einer Gruppe, die von lebt zusammen mit unserem Sohn «Berufsmontur» abgegeben, ich drei bis vier Frauen geleitet wird. bei meiner Mutter. Es geht ihnen wurde übrigens richtig nett ver- Es sind Menschen aus vielen an- so weit gut. Ich skype mit ihnen, abschiedet, und werde ein Prak- deren Ländern dabei, die sich in versuche auf diese Art, in Verbin- tikum als Logistiker absolvieren. einer ähnlichen Situation wie ich dung zu bleiben. Ich koche mir Während einer Woche konnte ich befinden. Wir gehen zusammen selbst und halte mir so den Ge- ausserdem in der Garage Tannen- spazieren, machen Spiele und tau- schmack und die Gerüche meiner berg mitarbeiten. Das wäre mein schen uns aus. Am Wochenende damaligen Heimat in Erinnerung. Traumberuf. Herr Petti war sehr mache ich Pause, schlafe aus und Jetzt möchte ich, dass die Schweiz zufrieden mit mir. Aber es ist ein gehe manchmal nach Zürich. Dort meine Heimat wird. So traurig es kleiner Betrieb und er kann nie- treffe ich mich ab und zu mit an- ist, ich glaube nicht, dass ich in manden einstellen. Während des deren Leuten aus Afghanistan und absehbarer Zeit ein friedliches Af- anderen Halbtages habe ich inten- unterhalte mich in meiner Mutter- ghanistan erleben werde. Obwohl siv in Schulen und im Eigenstu- sprache Farsi. – man soll niemals nie sagen. dium Deutsch gelernt Haben Sie oftHeimweh? Was unternehmen Sie in Ihrer Ich vermisse meine Frau, meine Herr Rezwani, wir danken Ihnen Freizeit? Mutter, meinen Sohn. Ich würde herzlich für das Gespräch. 2 bis 3 Zimmer sind Grosse, helle und moderne Wohnungen in natur- naher Umgebung, aber ohne Gartenarbeit. Tiefe jetzt genau richtig Heizkosten dank Minergie-P-Standard und trotz- dem warm und gemütlich wohnen. Innenausbau «Im Eich 2 – 18», 8625 Gossau ZH in gehobenem Standard mit eigenen Wasch- und Trockengeräten in der Wohnung. Weitere Angaben unter: www.eichgossau.ch Zu vermieten ab 1. Oktober 2017 Auskunft und Besichtigung durch: 2 V-Zimmerwohnungen ab CHF 1 552.– (inkl. NK) Baugenossenschaft Zentralstrasse Unterfeldstrasse 3, 8050 Zürich 3 V-Zimmerwohnungen ab CHF 1 857.– (inkl. NK) Telefon: 044 321 12 22, info@eichgossau.ch 20 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Freitagmorgen ist Migrantentreff-Morgen Nicht nur Alltagsfragen werden im Migrantentreff beantwortet. Neu finden jeweils auch zwei Deutschlektionen statt. Und das gemeinsamen Kochen und Essen verbindet, weckt Verständnis für kulturelle Unterschiede und bereichert. Text: Heidi Gebauer, Fotos: zvg Um 9.30 Uhr treffen die Migranten nen die neu erworbenen Deutsch- im Untergeschoss der Chrischo- kenntnisse erprobt werden. na ein und scharen sich sofort um «Deutsch lernen» ist die häufigste die Leiterin. Sie werden nach ih- Antwort auf die Frage nach dem ren Deutschkenntnissen in Lern- Grund für den Besuch des Treffs. gruppen eingeteilt und einem frei- Darum ist der Treff den Bedürf- willigen Helfer zum Unterricht nissen der Teilnehmenden ange- zugewiesen. Was jetzt schon fast passt worden. Neu finden zwei nach professionellem Schulbetrieb Deutschlektionen à 45 Minuten in aussieht, hat vor sechs Jahren mit kleinen Niveau getrennten Grup- einem einfachen Treffpunkt be- pen statt, die von einer längeren gonnen. Engagierte Freiwillige aus Pause mit einem Kurzinput zu ei- den drei Kirchgemeinden von Gos- nem aktuellen Thema wie z.B. «Wie sau haben sich mit dem Ziel, eine wird Abfall richtig getrennt und Begegnungsmöglichkeit für Men- entsorgt? Warum sind Karfreitag schen mit Migrationshintergrund und Ostern Feiertage? Was ist eine zu schaffen, zu einem Team zusam- Zuerst wird gekocht… Volksabstimmung? unterbrochen mengeschlossen. werden. Kleinkinder der Teilneh- Erste Treffen konnten realisiert und ten abgebaut worden. Aus Fremden menden können den Morgen unter Kontakt mit Asylsuchenden und sind Vertraute geworden, Sorgen Aufsicht in einem separaten Spiel- anderen Ausländern aufgebaut wer- und Freuden werden geteilt, und im zimmer verbringen. den. Mit einfachen Gesprächen in Austausch über Alltagsthemen, die Einmal pro Monat wird ein Mit- ungezwungener Atmosphäre sind Familie und Freunde, Schwierigkei- tagstisch angeboten. Eine Gruppe Berührungsängste auf beiden Sei- ten bei der Arbeitssuche usw. kön- Migranten kocht unter Anleitung ein typisch schweizerisches Ge- richt oder sie stellt ein Rezept aus ihrer Heimat vor. Das gemeinsame Kochen und Essen bereichert den Unterricht, weckt Verständnis für kulturelle Unterschiede, verbindet und macht einfach Spass. Interessierte sind jederzeit zum Schnuppern willkommen. Kontakt: Heidi Gebauer heidi.gebauer@refgossau.ch Telefon 079 422 45 37 …und anschliessend zusammen gegessen. Gossauer Info 129 | Juni 2017 21
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Künzli AG engagiert sich für Flüchtlinge Der anerkannte Flüchtling Daniel Tekle aus Eritrea arbeitet seit Ende März für zwei Monate bei der Bauunternehmung Künzli AG in Gossau als Baupraktikant. Je nach Eignung hat Daniel Tekle anschliessend die Möglichkeit, eine eidgenössisch anerkannte Ausbildung abzuschliessen. Text: Rita Gröbli, Fotos: Fabian Buff Der Baumeisterverband hat 2016 das Projekt «Riesco Bau» (Vorbe- reitungslehrgang für eine Lehre) ins Leben gerufen. Das Projekt bietet vorläufig aufgenommenen Personen und Flüchtlingen die Möglichkeit, während zwölf Monaten eine praxis- bezogene Grundausbildung in den Bereichen Lerntechnik, Sprache, Be- werbung, Werte und Normen, Stär- ken und Schwächen, IT und Per- sönlichkeitsbildung zu absolvieren. Das Ziel des Riesco-Lehrgangs ist zum einen die Erlangung der fach- lichen Grundqualifikationen der Maurerbranche. Zum anderen soll die Vermittlungsfähigkeit der Teil- nehmenden erreicht werden. Diesen Daniel Tekle hilft bereits tatkräftig mit. wird somit ein nahtloser Übertritt in eine zweijährige eidgenössische auf dem Bau ein Praktikum. Es ge- Grundbildung als Baupraktiker fällt ihm recht gut, und er hofft na- EBA oder eine Lehre als Maurer EA türlich, anschliessend die zweijährige ermöglicht. Grundausbildung und später noch Die Künzli AG hat den anerkannten eine Lehre als Maurer abschliessen Flüchtling Daniel Tekle aus Eritrea zu können. Es wäre wünschenswert, in dieses Programm aufgenommen, wenn sich noch weitere Unterneh- und seit Anfang Jahr absolviert er men engagieren würden. Suchst du noch eine Lehrstelle? Für 2017 und 2018 bieten wir Jugendlichen noch Lehrstellen als Maurer/in, für das Jahr 2018 zudem zusätzlich noch eine Lehrstelle als Kauffrau/-mann an. Wir freuen uns über deine Kontaktnahme: Bauunternehmung Künzli AG, Herr Markus Buff Industriestrasse 2, 8625 Gossau ZH, Tel. 044 935 70 70 An der Frühlingsmesse in Wetzikon warb markus.buff@kuenzli-ag.ch die Firma Künzli für eine Lehrstelle auf dem Bau. 22 Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE Bereichernde Patenschaft Gut erinnern sich Michaela und Lüder Schlenstedt an den Moment vor etwa zwei Jahren, als ihr klei- ner Sohn das formulierte, was auch sie immer wieder beschäftigte: Was können wir den damals im Fernsehen gezeigten Flüchtlingssituationen entgegensetzen? In Zusammenarbeit mit der Gemeinde entstand die Idee zur Patenschaft. Text und Foto: Daniela Clerici Wenn es nach Janne, dem damals fünfjährigen Kindergärtler gegan- gen wäre, wäre das alte heimelige Bauernhaus bereits um- und ausge- baut und Jannes Eltern – Michaela und Lüder Schlenstedt – in die gute Stube ausquartiert, damit Flücht- lingskinder und deren Eltern neben seinem Kinderzimmer Platz hätten. Die in TV-Reportagen gezeigten Bilder von Flüchtlingsfamilien, die in Turnhallen übernachten und leben müssen, beschäftigten vor zwei Jah- ren Janne stark. So kann man doch nicht leben, meinte er. Vor allem, da sie hier in Gossau in ihrem Haus ge- nug Platz hätten. Auch seine Eltern hatten sich schon mehrfach Gedan- ken gemacht, was für einen Beitrag sie persönlich gegen das furchtbare Elend leisten können. Gerne wollten sie die selbst erlebte Willkommens- Lüder, Michaela und vor allem Janne Schlenstedt freuen sich auf bereichernde «Götti- kultur nach Wohnortwechseln wei- Momente» mit einer in Gossau lebenden syrischen Familie. tergeben. Auf der Gemeinde wurde ihr Ange- liert worden. So sei es folgerichtig, muss ich auf diese Postsendung re- bot sehr wohlwollend entgegenge- dass sie nun Paten einer bereits gut agieren?» – es ist ein bereicherndes nommen. Dennoch sollten noch ein integrierten syrischen Familie sind. Geben und Nehmen. Gross geplant paar Monate verstreichen, bis etwas Alltagsfragen entstehen dann, wenn ist nichts, vieles ist möglich und darf konkreter würde. Es gibt kein Kon- man angekommen ist. gerne spontan geschehen. Und Janne zeptpapier für diese «Patenschaft», freut sich über das letzthin erhalte- meinen die Schlenstedts schmun- Alltag und Alltagsfragen ne Spielzeug von seinem syrischen zelnd. Ein Anliegen zum Beispiel sei Alle involvierten Personen sind im Gspänli und ist einfach glücklich, gewesen, nicht bloss auf die «Geber- Moment sehr zufrieden mit dieser dass der neue Freund «nicht tot ge- Position» reduziert zu werden, denn in Gossau neuartigen Patenschaft. gangen ist» … für sie funktioniere Integration nur Es besteht aber kein Anspruch auf Nun soll die Beziehung langsam über den normalen Alltag. Auch von ein Ziel hin. Erste Treffen fanden wachsen. Unkompliziert, anspruchs- Seiten der Gemeinde seien interes- statt, man ist sich sympathisch. Ein los, nicht formalisiert oder aufge- sante und überdenkenswerte Hin- Kaffee nach syrischer Art, Fotos setzt. Eigentlich so, wie Freund- weise und Anforderungen formu- aus der verlassenen Heimat, «wie schaften eben entstehen. Gossauer Info 129 | Juni 2017 23
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