GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab

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GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab
Nr. 129 Juni 2017                                                 www.gossauerinfo.ch

                           GOSSAUER
                               INFO

                                              Thema

                                              ASYLSUCHENDE
                                              IN DER GEMEINDE
Schule Gossau
                                              GOSSAU          ab Seite 6
Die Schulabgänger/innen
                                ab Seite 55

                      Porträt
                      Dr. Horst Dittrich, Gossau
                                                      ab Seite 75
GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab
EDITORIAL

                                          Liebe Leserin, lieber Leser
  Gossauer Info                           Die Einweihung der Siedlung Wohnen Rössliwiese in Unterottikon steht
  31. Jahrgang                            kurz bevor. Am 17. Juni sind alle Interessierten eingeladen, das Wohnpro-
  Nr. 129 – Juni 2017                     jekt zu besichtigen. Und man kann es vorwegnehmen: Das Projekt ist wirk-
  Impressum                               lich gelungen. Die Asylsuchenden schätzen die neuen Wohnmöglichkeiten
  Herausgeber                             sehr. In unserem Hauptthema zeigen wir auf, wer daran beteiligt war, was
  Verlag Gossauer Info                    alles in Bewegung gesetzt wurde, damit sich diese Menschen bei uns will-
                                          kommen fühlen und integrieren können. An den Anfang stellen wir Ge-
  Redaktion                               danken zum Thema «Asyl suchen, Aufnahme finden», ein Artikel, der die
  rg   Rita Gröbli (Leitung)              Herausforderungen der wachsenden Migration ins Zentrum stellt und das
  kh Karin Herrmann                       Thema von allen Seiten beleuchtet.
  gb Geneviève Bichsel
  dc Daniela Clerici                      Gossau hat zwar kein Kino, verfügt aber mit der Altrüti nicht nur über ei-
                                          nen idealen Durchführungsort für Vereinsanlässe, sondern auch für kultu-
  Korrespondenzadresse
                                          relle Veranstaltungen. Die Gemeinde versucht nun, das kulturelle Leben in
  Verlag Gossauer Info
                                          Gossau stärker zu fördern. So war beispielsweise das Konzert mit Chris &
  Gewerbestrasse 18, 8132 Egg
                                          Mike ein voller Erfolg. Der Auftritt von Claudio Zuccolini am 7. September
  Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01
                                          mit seinem neusten Programm «Warum?» soll an diesen Erfolg anknüpfen.
  E-Mail: gossauerinfo@textaid.ch
  www.gossauerinfo.ch                     Mit grosser Spannung erwartet wird jeweils im Juni die Veröffentlichung
  Konzept, Herstellung, Inserate          der Schulabgänger/innen. Für welche Berufslehren haben sich die Jugend-
  Textaid Buch- und Kunstverlag           lichen entschieden, welche schulische Weiterbildung haben sie ins Auge ge-
  Verlag Gossauer Info                    fasst? Das Geheimnis wird nun gelüftet. Wir wünschen allen einen guten
  Gewerbestrasse 18, 8132 Egg             Start in ihre neue Lebensphase.
  Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01   Auf ein reich erfülltes Leben darf Dr. Horst Dittrich zurückblicken. Eine
  Mail: info@textaid.ch                   akademische Karriere war eigentlich nicht vorgesehen, doch mit Beharrlich-
  www.gossauerinfo.ch                     keit und grossem Einsatz ist es ihm gelungen, nicht nur in der Arbeitswelt
  Druck                                   erfolgreich zu sein, sondern nach seiner Pensionierung auch sein soziales
  FO-Fotorotar                            Engagement einzubringen. Lesen Sie seine interessante Lebensgeschichte.
  Ein Unternehmen der FO-Gruppe           Von den Seniorenseiten zu 60plus – eine Änderung, die noch mehr Men-
  Gewerbestrasse 18, 8132 Egg             schen ansprechen und sie dazu ermuntern soll, an Veranstaltungen teilzu-
  Auflage                                 nehmen oder von ihren Aktivitäten zu berichten. Wenden Sie sich an die
  5000 Ex. pro Ausgabe. Erscheint         Anlaufstelle für Altersfragen & Freiwilligenarbeit.
  vierteljährlich und wird gratis an      Der Sommer steht vor der Tür. Freuen wir uns auf warme Tage, geniessen
  alle Haushaltungen in der Gemein-       wir die lauen Sommernächte mit Familie und Freunden und vor allem die
  de Gossau ZH verteilt                   Lektüre des «Gossauer Infos».
  Nächste Ausgabe                                                                              Für das Redaktionsteam
  Anfang September 2017                                                                                    Rita Gröbli
  Redaktionsschluss: 30. Juli 2017
  Titelbild                                 Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung
  Frau Kudisan Fissahaye und Herr           seitens des «Gossauer Infos». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte
  Berhane Mehari, beide aus Eritrea.        ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Ma-
                                            nuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck,
  Fotograf: Felix Pfeiffer                  ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe.

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INHALT

Thema                                                    Schule Gossau
 7      Asyl suchen, Aufnahme finden                     55   Die Gossauer Schulabgänger/innen 2017

 8      Die neuen Wohnbauten in der Rössliwiese sorgen   60   Eine der hektischsten Stunden im Schuljahr
        für Entlastung und Perspektiven                  62   Dance Award 2017
12      Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge        63   Nähnacht für herzkranke Kinder
        in unserer Gemeinde                              65   Konzert von Primarschülern mit dem Musikverein
14      Schule und Asyl – Gossau löst diese Aufgabe      67   Spiel, Spass und ein fröhliches Frühlingsfest
        mit grossen Engagement                           68   Ein Zwerg vom Altenberg
17      Freiwillige Deutschkurse für Asylsuchende        69   Konstruktives Miteinander
19      Ein neues Leben aufbauen                         70   «Auch die Lehrer waren chillig»
21
22
        Freitagmorgen ist Migrantentreff-Morgen
        Künzli AG engagiert sich für Flüchtlinge         Sport
23      Bereichernde Patenschaft                         73   Frühjahrsschwinget in Gossau
                                                         73   35. Bezirksseilziehen Bezirk Hinwil
Gemeinde
25      Die Seiten des Gemeindepräsidenten               Porträt
29      Energierundgang                                  75   Dr. Horst Dittrich – ein reich erfülltes Leben
30      Positiver Jahresabschluss 2016
        für die Politische Gemeinde Gossau ZH            Senioren
32      Offene Türen Wohnen Rössliwiese
                                                         79   60plus – alles neu macht der Mai
35      Claudio Zuccolini mit seinem neusten Programm
                                                         81   60plus – Pro Senectute
37      Badesaison 2017 eröffnet
39
41
        Führung auf dem Gossauer Waldfriedhof
        Gossauer Wuchemärt 2017
                                                         News
43      Lesetipps aus der Gemeindebibliothek             83   75 Jahre Nachtheuelverein Herschmettlen
44      Geburten                                         85   Die Seite der Tierärztin Nicole Hager
45      Geburtstagsjubilare                              87   Publireportage Rosengarten
47      Ehejubiläen                                      88   15-Jahr-Jubiläum Spielgruppe Karussell
47      Todesfälle                                       89   Kinderfood-Festival
                                                         89   Kolumne Andrea Gisler
Kirchen                                                  91
                                                         93
                                                              Publireportage die Mobiliar
                                                              Die Seite des Gewerbevereins
49      Gemeinsame Anlässe
                                                         95   Die Seite des Vereins FiZGo
50      Reformierte Kirche Gossau
                                                         96   Neue Cevi-Jungschar-Stufen für alle Zweitklässler
51      Evangelische Freikirche Chrischona
                                                         97   Spitex Bachtel
53      Katholische Pfarrei
                                                         98   Vorschau und Porträt

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THEMA
                                                             ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Asyl suchen, Aufnahme finden
Die Herausforderung der wachsenden Migration und der damit verbundenen gesellschaftlichen,
sozialen, kulturellen Aufgaben und Auseinandersetzungen ist immens. Sehr viele Menschen fühlen
sich angesichts der Not persönlich angesprochen und engagieren sich auf vielfältige Weise. Andere
fühlen sich gegenüber dieser überwältigenden Not ohnmächtig, überfordert und hilflos. Andere
wiederum reagieren mit Angst, mit Skepsis, mit offener Ablehnung.

Text: Geneviève Bichsel
Oft sind unserer Medien voll           chen genügen können, dass einige         Vielleicht hilft es auch, den eigenen
von heldenhaften Beispielen der        das Gebotene nicht würdigen, das         Anspruch der Not gegenüber etwas
Hilfsbereitschaft, von Projekten       einige auch uns trotz all unserer        realistischer zu sehen. Nicht jeder
und Einsätzen an allen möglichen       Unterstützung nicht besonders mö-        Aufgenommene muss eine Fach-
Brennpunkten. Ob sie damit jene        gen werden. Und ja, vieles bleibt un-    kraft werden, nicht jedes aufgenom-
erreichen, die voller Zweifel auf      gerecht, für die Aufgenommenen,          mene Kind wird eine Hochschule
das Fremde reagieren? Nicht jeder      aber auch für jene, die schon immer      besuchen, besuchen müssen.
ist zum Helden geboren, nicht jede     da waren und sich nun übervorteilt       Das Fremde ist wie wir, vielfältig,
zur Heldin gemacht, muss es auch       und noch mehr im Stich gelassen          mit Einschränkungen und Bega-
nicht sein.                            fühlen. Die sich fürchten, weitere       bungen, mit Stärken und Schwä-
Wäre es nicht sinnvoller, Bedenken     Konkurrenz zu bekommen. Die              chen, unterschiedlich schön, sym-
zu formulieren, ernst zu nehmen,       nur sehen, dass der Asylsuchende         pathisch oder unsympathisch,
den diffusen Ängsten einen Na-
men zu geben und ihnen Schritt für          «Menschen brauchen eine Perspektive – egal, ob sie
Schritt entgegenzuwirken?                          langfristig hier bleiben oder nicht.»
Gossau geht einen behutsamen
                                                                Mario Gattiker, Staatssekretär
Weg der Aufnahme und Integra-
tion, übernimmt als Gemeinde sehr
viel Verantwortung, vernetzt sich      nicht arbeitet und doch in die Badi      unterschiedlich nett oder böse,
mit den freiwilligen Angeboten,        kann, und nicht wissen wollen, dass      dankbar, undankbar, traurig und
kommuniziert offen. Dazu braucht       dieser gerne arbeiten möchte, aber       manchmal auch fröhlich.
es manchmal Mut. Mut nicht nur         nicht darf.                              Immer aber ist es ein Mensch mit
denen gegenüber, die gar nichts        Die Herausforderung ist riesig.          seiner individuellen Geschichte,
Fremdes zulassen können, sondern       Ignorieren hilft nichts, aufklären       seinen Hoffnungen und Träumen.
auch den Mut der Abgrenzung            kann zur Entspannung beitragen,          Wenn wir uns seine Geschichte
jenen gegenüber, die Fremdes als       aber nicht alle Zweifel beseitigen.      anhören, machen wir sie uns zu ei-
«nur» bereichernd, als kultig, span-   Die Ängste ernst nehmen, ihnen           gen und zollen ihr Respekt. Ohne
nend und sicher viel interessanter     mit sachlicher Information begeg-        sie zu überhöhen, ohne uns klein
als das Eigene befinden. Es braucht    nen, Ungerechtigkeiten anerken-          zu machen, ohne unsere eigene
allgemein den Mut, Integration als     nen, aber auch aufzeigen, dass sie       Geschichte zu verstecken. Einan-
Herausforderung anzuerkennen,          nicht vom Fremden selbst verur-          der auf Augenhöhe begegnen, mit
als Spannungsfeld, auf dem die Ak-     sacht werden.                            klar erkennbarer Identität, fordern
teure scheitern können, wo Betreu-     Vielleicht kann es helfen, wenn man      und fördern, nicht als Helden, aber
ende enttäuscht oder Betreute für      einem dieser Fremden persönlich          als solidarische Wesen mit unter-
andere Zwecke missbraucht wer-         begegnet, dessen Schicksal an sich       schiedlichen Lebensentwürfen und
den können. Es braucht den klaren      herankommen lässt, darüber nach-         Überzeugungen.
Blick, das Eingeständnis, dass nicht   denkt, wie man an seiner Stelle ge-
alle Ankommenden allen Ansprü-         handelt hätte.

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                                       ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Die neuen Wohnbauten in der Rössliwiese
Menschen, die in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt haben, verbleiben üblicherweise ungefähr
drei Monate in einem der Empfangs- und Verfahrenszentren. Nach einem Proporzschlüssel werden
sie anschliessend den Kantonen zugeteilt.

Befragt wurde Andrea Jungen, Leiterin Abteilung Gesellschaft der Gemeinde Gossau, von Rita Gröbli; Fotos: zvg

Der Kanton Zürich nimmt 17%                        chende im offenen Verfahren.                   terkünfte zur Verfügung zu stellen.
der Asylsuchenden auf. Der Auf-                                                                   Die Betreuung der Asylsuchenden
enthalt in den schweizerischen und                 Info: Andrea Jungen, hat die Ge-               obliegt gegen Entschädigung der
in den kantonalen Zentren gehört                   meinde Gossau ein Mitsprache-                  AOZ. Zur Betreuung gehören mi-
zur ersten Phase.                                  recht bei der Zuteilung von Asylsu-            nimale Kontakte ungefähr einmal
Die Aufenthaltszuteilung an eine                   chenden?                                       pro Woche, die Auszahlung der
Gemeinde bedeutet den Eintritt in                  Andrea Jungen: Die Gemeinden                   Wochen- oder Monatsgelder (für
die zweite Phase. Im Kanton Zü-                    haben bei der Zuteilung kein Mit-              den Lebensunterhalt, Kleider usw.).
rich nehmen die Gemeinden nach                     spracherecht. Die Gemeinde kann                Die AOZ vermittelt auch Informa-
dem Proporzschlüssel von 0,7% der                  dem kantonalen Sozialamt aber                  tionen über Schule, Schuleintritt,
Einwohnenden die entsprechende                     melden, ob eher Plätze für Fami-               ärztliche Behandlung.
Anzahl Asylsuchende und vorläufig                  lien oder für Einzelpersonen zur               Wie wird das finanziell geregelt?
Aufgenommene auf. Die Gemein-                      Verfügung stehen und ob aufgrund               Es spielt finanziell keine Rolle, ob die
den werden vom Kanton Zürich für                   der ethnischen Durchmischung                   Personen von der Organisation AOZ
ihre Leistungen zur Unterbringung                  bestimmte Zuteilungen erwünscht                oder der ORS Service AG (eine poli-
und Betreuung der Asylsuchenden                    oder eher unerwünscht sind, um                 tisch und religiös neutrale Organisa-
entschädigt.                                       allfällige kulturelle Konflikte zu mi-         tion, die sich auf die Betreuung und
In Gossau bedeutet die Aufnahme-                   nimieren oder um Ghettobildun-                 Unterbringung von Asylsuchenden
quote von 0,7% die Aufnahme von                    gen zu verhindern.                             und Flüchtlingen spezialisiert hat)
69 Personen. Zur Quote zählen                      Wer betreut die übernommenen                   betreut werden: Die ausbezahlten
asylsuchende Menschen im offenen                   Asylsuchenden?                                 Gelder sind die gleichen, da sind die
Verfahren mit Status N und Men-                    Die Gemeinde Gossau hat mit                    Beträge von Bund und Kanton fest-
schen mit vorläufiger Aufnahme,                    einem Leistungsauftrag die Be-                 gelegt. Die Gemeinden erhalten vom
also mit Bleiberecht, Status F.                    treuung der Asylsuchenden an die               Kanton für die Unterbringung von
Zurzeit leben in unserer Gemein-                   AOZ (Asylorganisation Zürich)                  Asylsuchenden einen Beitrag von
de 68 Personen aus verschiedenen                   delegiert. Es besteht seit Jahren              Fr. 16.05 pro Tag und Person. Asyl-
Ländern als vorläufig Aufgenom-                    eine gute Zusammenarbeit. Die                  suchende Einzelpersonen erhalten
mene mit Bleiberecht und Asylsu-                   Gemeinde ist dazu verpflichtet, Un-            pro Monat Fr. 646.–, ein Ehepaar
                                                                                                  Fr. 988.–, Familien mit drei Perso-
    Asylsuchende (Status N)                                                                       nen Fr. 1203.–, Familien mit vier
    offenes Verfahren beim SEM, Staatsekretariat für Migration, Bern,                             Personen Fr. 1382.–. Dieser Betrag
    Vorläufig Aufgenommene Ausländer (Status F)                                                   steht für Essen, Kleider und Trans-
    Personen mit Bleiberecht, mit Berechtigung für Arbeit und freie Wohnsitzwahl, können          portkosten zur Verfügung. Von die-
    durch Sozialhilfe unterstützt werden. Grundsätzlich keine Anerkennung als Flüchtlinge, aber   sen Beträgen werden von der AOZ
    mit vorläufiger Aufnahme, weil diese Personen aus verschiedenen Gründen nicht zurückge-       die Kosten für Entsorgung, Strom,
    schickt werden können ins Heimatland                                                          Wasser, Billag usw. in Form einer
    Anerkannte Flüchtlinge (Aufenthaltsbewilligung B)
                                                                                                  Pauschale direkt abgezogen und der
    Personen mit Bleiberecht sind anderen Ausländer/innen gleichgestellt, mit Berechtigung für
                                                                                                  Rest an die Asylsuchenden ausbe-
    Arbeit und freie Wohnsitzwahl, können durch Sozialhilfe unterstützt werden.
                                                                                                  zahlt. Die Krankenversicherung ist in
                                                                                                  einer Kollektivversicherung geregelt.

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GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab
THEMA
                                                                 ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

e sorgen für Entlastung und Perspektiven
   Wie steht es mit einer Beschäf-         gemeinsam mit der Abteilung Ge-
   tigung dieser Menschen und was          sellschaft koordiniert wurde. Es
   wird angeboten?                         gab keine Vorgaben, es wurden im
   Die AOZ ist eine grosse Organi-         Voraus Haushaltsgegenstände wie
   sation und bietet unentgeltliche        Küchenutensilien, Bettwaren und
   Sprachkurse an, oder auch Basisbe-      vieles mehr zusammengestellt und
   schäftigung, dies aber vor allem für    dann in die Wohnungen verteilt.
   vorläufig Aufgenommene mit Blei-        Wie lange können die Menschen
   berecht oder anerkannte Flüchtlinge.    da wohnen bleiben?
   Die Asylsuchenden werden in die         Die Wohndauer einzelner Perso-
   Reinigung der Unterkünfte oder          nen in der Rössliwiese ist nicht be-
   in andere Aufgaben wie Umzugs-          grenzt, sondern abhängig von deren
   dienste usw. miteinbezogen.             individueller Situation …
   Wo sind Asylsuchende und                Wie können sie sich betätigen:
   Flüchtlinge in Gossau unterge-          Ist es zum Beispiel möglich, das
   bracht?                                 Grundstück südlich der Wohn-
   In Gossau sind 20 Asylsuchende          siedlung Rössliwiese als Spielwie-
   in der Kollektivunterkunft Indust-      se, Grillplatz und «Pflanzblätz»
   riestrasse (Wohncontainer auf dem       zu nutzen?
   Dach der Werkhalle Künzli AG)           Die Nutzung hängt von den Inter-
   und 14 Asylsuchende im Wohnen           essen und der Initiative der Bewoh-
   Rössliwiese untergebracht.              nenden ab. Betätigen können sich
   Wer wird in die Wohnungen in            Asylsuchende und Personen mit
   der Rössliwiese einziehen?              Bleiberecht in allen Vereinsaktivitä-
   Im Neubau Rössliwiese werden            ten, im Migrantentreff, die Teilnah-
   Asylsuchende, vorläufig Aufge-          me am Sprachkurs von Freiwilligen
   nommene, anerkannte Flüchtlinge         in Gossau oder anderen Gemein-
   wohnen. Aber auch andere Auslän-        den ist ebenfalls gut möglich. Zu-
   der und Schweizer werden in der         dem werden zu den bestehenden
   Rössliwiese wohnen können, wenn         neue Angebote aufgebaut von der
   sie derzeit oder länger auf dem frei-   Vermittlungsstelle, die aufgrund
   en Wohnungsmarkt noch keine ei-         der Zusammenarbeit der Kirchen
   gene Wohnlösung gefunden haben.         und der Politischen Gemeinde
   Seit April wohnen bereits einige        Gossau vor kurzem ins Leben geru-
   Familien und Einzelpersonen im          fen wurde, siehe Seite 12 dazu.
   Neubau.                                 … und wie und wo versorgen sich
   Wer hat die Wohnungen einge-            die dort wohnhaften Personen mit
   richtet, gab es Vorgaben?               Lebensmitteln usw.?
   Renate Goebel und Gabriela Zin-         Menschen, die in der Rössliwiese
   del haben sich als Freiwillige nach     wohnen, kaufen per Bus in Gossau
   dem Aufruf im «Gossauer Info»           oder Wetzikon ein.
   vom September 2016 gemeldet,            Ist eine Ansprechperson in der
   um Möbel zu sammeln für die Ein-        Rössliwiese permanent vor Ort?
   richtungen der Wohnungen Rössli-        Nein, die Siedlung Rössliwiese ist
   wiese. Sie haben in vielen Stunden      eine normale Wohnsiedlung ohne          Entstehung der Bauten auf der Rössli-
   eine grosse Arbeit geleistet, die       Betreuung. Falls ein solcher Bedarf     wiese in Unterottikon.

   Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                           9
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                                      ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

                                                                                                den Sozialdienst über, welcher alle
                                                                                                Möglichkeiten für Bildung und
                                                                                                Integration der Flüchtlinge oder
                                                                                                Menschen mit Bleiberecht nutzt:
                                                                                                Dies bedeutet Sprachkurse, Ar-
                                                                                                beitsintegration, Arbeits- und Eig-
                                                                                                nungsabklärungen, berufliche Inte-
                                                                                                gration usw.
                                                                                                Was geschieht mit jenen Asylsu-
                                                                                                chenden, die einen negativen Ent-
                                                                                                scheid erhalten und deren recht-
                                                                                                liche Möglichkeiten ausgeschöpft
                                                                                                sind?
                                                                                                Asylsuchende, die einen negativen
                                                                                                Entscheid erhalten, werden gleich-
                                                                                                zeitig darüber orientiert, bei wel-
                                                                                                chen kantonalen Stellen sich sich
                                                                                                betreffend Ausreise beraten lassen
Nach Ostern sind die ersten Familien in die neue Siedlung Rössliwies eingezogen. Die            können. In der Regel erkundigen
Kinder spielen bereits auf dem Balkon.                                                          sich Asylsuchende bereits viel frü-
                                                                                                her über mögliche Konsequenzen
von einzelnen Personen vorliegt,                  sich der Status entweder positiv              bei einem negativen Entscheid und
wird dies von der AOZ oder dem                    oder negativ ändert?                          wissen sehr gut, was dann passieren
Sozialdienst resp. der Abteilung                  Die Gemeinde Gossau ist an die                wird.
Gesellschaft sichergestellt.                      übergeordneten Entscheide des                 Wie geschieht deren Ausweisung/
Gibt es bereits Erfahrungen mit                   SEM, Staatssekretariat für Migra-             Ausschaffung, wie werden sie an-
Nachbarn?                                         tion, oder des Bundesverwaltungs-             dernfalls der Nothilfe zugeführt?
Die Nachbarn stehen dem Neubau-                   gerichts gebunden und respektiert             Was geschieht in einem solchen
projekt mit Offenheit gegenüber.                  diese Entscheide.                             Fall mit Familien?
Wie hilft Gossau den Flüchtlin-                   Bei positiven Entscheiden geht                Im Extremfall, falls Menschen die
gen oder Asylanten weiter, wenn                   die Betreuungszuständigkeit an                Ausreise verweigern, wird das Mi-
                                                                                                grationsamt die Polizei beauftra-
                                                                                                gen, diese Personen am bisherigen
  Zuständigkeit des Sozialdienstes Gossau ZH
                                                                                                Wohnort abzuholen und in ein Aus-
  Nach einem positiven Asylentscheid, d. h. Anerkennung der Flüchtlingseigenschaft (Ausweis
  B) oder einer vorläufigen Aufnahme (Ausweis F oder F Fl.) wechselt in Gossau ZH die
                                                                                                reisezentrum zu bringen. Unsere
  Zuständigkeit für die Betreuung der Personen von der AOZ zum kommunalen Sozialdienst.         bisherigen Erfahrungen zeigen, dass
  Dieser schöpft sofort alle im Einzelfall sinnvoll und zielführend scheinenden Möglichkeiten   Einzelpersonen und Familien, die
  aus, die der möglichst raschen Integration dieser Menschen dienen:                            einen negativen Entscheid erhalten
  – Vermittlung von qualifizierenden Sprachkursen für Erwachsene und Jugendliche                haben, selber wegreisen. Es entzieht
  – Arbeitsintegration: diverse Angebote                                                        sich unserer Kenntnis, wohin die
  – Praktische Arbeitsmarktabklärungen und Einsatzprogramme (z.B. Stiftung Chance) mit dem      Leute ausreisen und wie sie das tun.
      Ziel, Ausbildungen zu absolvieren oder eine Anstellung im ersten Arbeitsmarkt zu finden   Ist die Gemeinde bei der Suche
  – Sport- und Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche
                                                                                                nach Wohnraum behilflich? Bie-
  – Spielgruppe Plus für die frühe Förderung von kleinen Kindern
                                                                                                ten sich in Gossau überhaupt
  Ziel ist, die rasche Integration zu fördern und die Menschen dabei auf dem Weg zur
  wirtschaftlichen Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu unterstützen. Manchmal sind
                                                                                                Möglichkeiten an?
  Personen mit Bleiberecht je nach Alter und Ausbildungsstand im Heimatland bereits nach        Der Sozialdienst Gossau hilft den
  1 bis 2 Jahren selbstständig. Andere benötigen länger, bis eine Ausbildung begonnen und       Flüchtlingen und vorläufig Auf-
  abgeschlossen sowie eine Arbeit gefunden werden kann.                                         genommenen bei der Suche nach
                                                                                                Wohnungen. Es haben sich bisher

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GOSSAUER INFO - ASYLSUCHENDE IN DER GEMEINDE GOSSAU ab
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                                                               ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

immer Lösungen finden lassen,
zu adäquaten Preisen. Mit dem
Erstellen der Wohnungen Röss-
liwiese wird das Thema deutlich
entschärft.
Was können unsere Leserinnen
und Leser beitragen, damit eine
Integration gelingt?
Einwohner/innen von Gossau
können zur Integration beitragen,
indem sie Kontakte mit Asylsu-
chenden und Flüchtlingen sowie
zu deren Kindern pflegen, indem
z. B. Angebote entwickelt werden
wie Sportgruppe, Jobbörse usw.
oder einem Kind der Besuch einer
Spielgruppe ermöglicht wird …
Gossauerinnen und Gossauer
sind grundsätzlich offen, interes-                                        Der gegen Südwesten gerichtete Sitzplatz bietet
siert und kooperativ, was auch die                                        Raum für viele Aktivitäten und den Kindern
Abstimmung im Juni 2016 über                                              Platz zum Spielen.
den Neubau Rössliwiese gezeigt
hat. Auf unseren Aufruf hin wur-            Erhalten die Asylsuchenden In-       Kennt der Sozialdienst die
den viele Möbel und Küchengegen-            puts, sich in Vereinen zu melden     Grundstimmung der Bewohne-
stände gespendet, und die neuen             resp. an Anlässen teilzunehmen?      rinnen und Bewohner von Gossau
Wohnungen in der Rössliwiese                Werden sie von jemandem aktiv        im Zusammenhang mit den The-
konnten damit gut eingerichtet              darauf hingewiesen, begleitet?       ma Asylsuchende und insbeson-
werden. Zudem gingen grosszügi-             Fussballverein, Turnverein, Mu-      dere jenen in Gossau?
ge Sach- und Kleiderspenden bei             Ki-Turnen, Elternabend usw.          Aus Sicht der Abteilung Gesell-
der Abteilung Gesellschaft der Ge-          Ja, von der Betreuerin der AOZ       schaft haben wir die Gemeindeein-
meindeverwaltung ein.                       und dem Sozialdienst.                weohner/innen grundsätzlich als
                                                                                 offen, interessiert und kooperativ
                                                                                 erlebt. Dass es auch Menschen mit
                                                                                 anderen Grundhaltungen gibt, ist
                                                                                 uns bekannt.
                                                                                 Andrea Jungen, vielen Dank für
                                                                                 das Interview.

                                                                                   Zur Person
                                                                                   Andrea Jungen, 61, ist Leiterin
                                                                                   der Abteilung Gesellschaft der
                                                                                   Gemeinde Gossau ZH, wo unter
                                                                                   anderem auch das Asylwesen an-
                                                                                   gegliedert ist.
                                                                                   Sie verfügt über jahrelange Erfah-
                                                                                   rung im Sozialwesen und steht der
                                                                                   Abteilung seit 10 Jahren vor.
Bald wird hier noch mehr Leben einkehren.

Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                           11
THEMA
                                                                                   ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Angebote für Asylsuchende und Flüch
Viele freiwillig tätige Einwohner/innen aus Gossau bieten – zum Teil seit Jahren – ihre Hilfe für Asyl-
suchende und Flüchtlinge an und haben interessante, abwechslungsreiche und spannende Angebote
entwickelt. Gemeinsam wollen die Politische Gemeinde und die Kirchen nun Synergien in der Freiwilli-
genarbeit mit Migranten vermehrt nutzen und die Koordination und Zusammenarbeit intensivieren.

Text: Andrea Jungen i. A. Arbeitsgruppe Zusammenarbeit Kirchen und Politische Gemeinde Gossau; Fotos: Felix Pfeiffer

Vor dem Hintergrund der gewalti-                                                                  Zusammenarbeit etabliert
                                                                                            Demzufolge unterstützt die Ge-
gen Flüchtlingsströme im Jahr 2015                                                                Seit der gemeinsamen Veranstal-
                                                                                            meinde gerne Initiativen von Ein-
in Europa haben am 21. April 2016                                                                 tung vom April 2016 hat sich die
                                                                                            wohner/innen, die als Freiwillige
die Kirchen Gossau und die Poli-                                                                  Zusammenarbeit zwischen den
                                                                                            auf ehrenamtlicher Ebene Sprach-
tische Gemeinde die Bevölkerung                                                                   drei in Gossau grössten Kirchge-
                                                                                            unterricht, Begleitung, Gruppenak-
erstmals zu einem gemeinsamen                                                                     meinden und der Politischen Ge-
                                                                                            tivitäten zur Integration und vieles
Anlass eingeladen, um über die                                                                    meinde weiter etabliert. So wurde
                                                                                            andere mehr für Asylsuchende und
aktuelle Situation, über die gesetz-                                                              eine Struktur geschaffen für den
                                                                                            Flüchtlinge anbieten.
lichen Grundlagen, über Angebote                                                                  regelmässigen, gegenseitigen Infor-
                                                                                            Die Kirchen Gossau engagieren
und die Zusammenarbeit sowie                                                                      mationsaustausch, und es wurden
                                                                                            sich auf verschiedenen Ebenen für
über Wohnraumbedarf für Flücht-                                                                   Bereiche identifiziert, in denen
                                                                                            die Begleitung von Asylsuchenden
linge in Gossau zu orientieren.                                                                   noch intensiver zusammengearbei-
                                                                                            und von Flüchtlingen, sei es durch
Die Politischen Gemeinden haben                                                                   tet werden kann. Dies unter Be-
                                                                                            das gemeinsame Angebot des Mi-
einen gesetzlichen Auftrag zur In-                                                                rücksichtigung der bestehenden
                                                                                            grantentreffs oder weitere offene
tegration von Menschen mit Blei-                                                                  (gewachsenen) Strukturen und mit
                                                                                            Aktivitäten. Diese Angebote stehen
berecht, für Asylsuchende jedoch                                                                  Respekt vor den jeweils hoheitlichen
                                                                                            grundsätzlich allen Menschen zur
nur einen Unterbringungsauftrag.                                                                  Zuständigkeitsgebieten sowohl sei-
                                                                                            Verfügung und werden rege genutzt.
 „Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge“ / Zusammenarbeit in Gossau ZH                                       tens der Gemeinde
Angebote für Asylsuchende und Flüchtlinge – Zusammenarbeit in Gossau
                                                                                                                 als auch der Kirchen.
                        Gesetzlicher
                          Auftrag
                                                                                                                 Als zentrale Arbeits-
                                                                                                                 grundlage wurde ein
                           Bund
                                                                                                                 gemeinsames          Ver-
                          Kanton
                                                                                             Steuerungsgruppe :  ständnis von Grund-
                                                                                             Kirchen und Polit. Gemeinde Gossau ZH
              Gemeinde Gossau ZH                                           Ref. Kirche Kath. Kirche   Chrischona
                                                                                                                 werten und Haltungs-
                                                                                             KODEX (Definition und Erlass)                           	
                            	
                 	
  

     AOZ
                                          Abteilung Gesellschaft                                                 fragen (Kodex) in der
                                   Gesetzlicher Auftrag zur Integration und
                                                 Sozialhilfe                                                     Freiwilligenarbeit für
                                                                                             Zentrale Vermittlungsstelle für offene
                                                                                             Angebote im Bereich Asyl, VA,                                         Kirchen AKIG
                                                                                                                                                                    Christliches,
                                                                                             Flüchtlinge und Migrant/innen:
                             Ø Sozialdienst

                             Ø Anlaufstelle Altersfragen und Freiwilligenarbeit
                                                                                                                 Menschen mit Flücht-
                                                                                             Ø Koordination von Anbietenden
                                                                                                                                                             Traditionelles freiwilliges
                                                                                                                                                                   Engagement
                                                                                             Ø Umsetzung Kodex
                                                                                             Ø Schulung
                                                                                             	
  
                                                                                                                 lingshintergrund/Mig-
                                     Einzelcoaching / Patenschaft
                                                                                                                 ranten entwickelt.
                                   Ø Profile der Beteiligten erstellen                                          Künftig soll eine –                        Verein «netz» Gossau ZH
                                                                                             Sportgruppe	
                    Sprachkurs Rebhalden
                                   Ø Kodex

                                   Ø Commitment abholen                                     Znacht-Essen
                                                                                                                 ebenfalls freiwillig täti-
                                                                                                                                  Mittagstisch

                                   Ø Vermittlung der Beteiligten
                                                                                               Jobbörse
                                                                                                                 ge – Vermittlungsstelle
                                                                                                                                 Migrantentreff
                                   Ø Begleitung der Beteiligten

                                                                                               Kochen
                                                                                                                 dort unterstützen, wo
                                                                                                                                 Schreibdienst

                                                                                             Kleiderbörse
                                                                                                                 es Ideen von Freiwilli-
                                                                                                                                     Musik	
  

                                                                                              Flickstube
                                                                                                                 gen für weitere Ange-
                                                                                                                                Gartengruppe	
  

                                                                                                                 bote und den effekti-
                                                                                                                 ven Bedarf dafür von
                                                                                                    Publikation alle 3 Monate in
                                                                                                   Gossauer Info + Flyer (Ort, Tel.)	
  
                                                                                                                 Migranten zu koordi-
           Legende:
           - schwarz:               bestehende Strukturen, autonom in ihren Bereichen
           - blau:                  Steuerungsebenen
12         - rot:                   neue Kommunikationswege
                                                                                                                                                                                 23.03.2017/Jua	
            Gossauer Info 129 | Juni 2017
THEMA
                                                                      ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

htlinge in unserer Gemeinde
                                                                                          Angebote
                                                                                          Migrantentreff
                                                                                          Der Migrantentreff, von privat initi-
                                                                                          iert und mittlerweile getragen von
                                                                                          den drei Kirchgemeinden, findet seit
                                                                                          sechs Jahren und weiterhin jeden
                                                                                          Freitagvormittag
                                                                                          statt und bietet
                                                                                          Sprachförde-
                                                                                          rung, Deutsch-
                                                                                          unterricht,
                                                                                          dialogisches
                                                                                          Lernen und zum
                                                                                          Teil gemeinsa-
                                                                                          mes Kochen an.

   Diese jungen Männer besuchen den Sprachkurs und sind voll motiviert, sich zu           Sprachkurs für Asylsuchende
   integrieren.                                                                           Dieses seit April 2016 bestehende,
                                                                                          von pensionierten (und einer nicht-
   nieren gilt. Die Vermittlungsstelle ist    setzung des gemeinsamen Kodex be-           pensionierten) Lehrer/innen entwi-
   der gemeinsam von den Kirchen und          sorgt. Angebote, die bereits bestehen       ckelte Angebot eines Sprachkurses
                                                                                          findet weiterhin an vier Nachmitta-
   der Politischen Gemeinde getrage-          oder neu entwickelt werden, werden
                                                                                          gen pro Woche statt.
   nen Steuerungsgruppe zugeordnet.           nach Bedarf von dieser zentralen
   Diese Steuerungsgruppe setzt sich          Vermittlungsstelle begleitet.               Angebote der Kirchen
   zusammen aus der zuständigen               Weiterhin im Einsatz ist die Anlauf-        Die Kirchen Gossau werden wie bis
   Gemeinderätin Sylvia Veraguth              stelle für Altersfragen & Freiwil-          anhin ihre je eigenen Angebote so-
   (Leitung) und Mitgliedern der stra-        ligenarbeit. Diese gemeindeeigene           wie das gemeinsame, vom Verein
   tegischen Leitungsgremien (Kir-            Organisation wird zusammen mit              «netz» geführte Beratungsangebot
   chenpflegen) der Reformierten und          dem Sozialdienst ihre bisherigen            weiterführen. Das netz bietet nieder-
   der Katholischen Kirche sowie der          Aufgaben als Beratungs- und Ver-            schwellige Hilfe, Begleitung und Un-
   Chrischona. In der täglichen Arbeit        mittlungsstelle für Besuchsdienst           terstützung in diversen Belangen an.
   wird die Vermittlungsstelle mit den        und Einzelcoaching/Patenschaften
                                                                                          Angebot des Gewerbes
   operativ leitenden Stellen seitens der     weiterführen. Dieses Angebot zielt          Die Firma Künzli Bauunternehmung
   Kirchenleitungen/Pfarrämtern wie           darauf ab, ganz spezifisch persönli-        in Gossau bietet mit dem Projekt
   auch seitens der Gemeinde (Sozial-         che, private Beziehungen zwischen           «Riesco Bau» fähigen Flüchtlingen
   dienst, Anlaufstelle für Altersfragen      Schweizer/innen und Flüchtlingen            und Asylsuchenden ein Bauprakti-
   & Freiwilligenarbeit) in regem Aus-        zu ermöglichen, zu fördern, den             kum an mit der Möglichkeit, später
   tausch stehen (siehe Diagramm).            Austausch zu pflegen und dadurch            eine Lehre zu absolvieren.
   Neu dazugekommen ist die Ver-              Hilfe für die Integration zu bieten.
   mittlungsstelle für Angebote für
   Asylsuchende und Flüchtlinge (Mi-
   grantentreff, Sprachkurse, Sport-             Interessierte Personen, die ein offenes Angebot zur Verfügung stellen oder
   gruppen, Flickstube, Jobbörse usw.),          irgendwo mitwirken möchten, können sich gerne bei der Vermittlungsstelle
   Diese freiwillig tätige Vermittlungs-         Telefon 077 404 43 09 melden, erreichbar jeweils am Dienstag und am Don-
   stelle koordiniert Gruppenangebote,           nerstag von 9 bis 11 Uhr.			                            Tiia Juzi und Team
   ist für Schulungen und für die Um-

   Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                              13
THEMA
                              ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Schule und Asyl – Gossau löst diese Auf
Bund, Kantone und Gemeinden sind sich sehr rasch bewusst geworden, welch grosse Herausforderung
die Zuwanderung von fremdsprachigen Familien mit Kindern und Jugendlichen für die Schule darstellt.
Auch in Gossau finden immer wieder Familien, deren Kinder eingeschult werden müssen, Aufnahme.

Text: Geneviève Bichsel

Die Bildungsdirektion des Kantons        sich fühlt, in einem Land unterwegs       sehr kooperativen und hilfsbereiten
Zürich hat sich in den letzten Jahren    zu sein, in dem man keine Strassen-       Eltern. Allen voran aber die beiden
mit dem Thema «Geflüchtete Kin-          schilder, keine Busnummern lesen,         DaZ-Lehrerinnen (DaZ intensiv),
der in der Schule» ausgiebig beschäf-    geschweige denn irgendein Wort            die mit grossem persönlichem Ein-
tigt. Die Vorgaben sind eindeutig.       verstehen kann. So oder ähnlich           satz ihre Schützlinge fördern und
Jedes Kind, das in der Schweiz lebt,     muss es für diese Kinder und oft          darüber hinaus umfassend betreuen.
hat unabhängig von seinem Aufent-        auch für deren Eltern sein. Sie kön-
haltsstatus und ohne Einschränkung       nen verbal nicht zeigen, was in ihnen     Viel Aufklärungsarbeit
das Recht und die Pflicht, die Schule    steckt. Und doch, vielen Kindern          Im Kindergarten werden die Kin-
zu besuchen und dem Unterricht zu        gelingt es erstaunlich schnell, sich in   der in die ihrem Alter entsprechen-
folgen.                                  die neue Umwelt einzufinden, sich         de Gruppe aufgenommen und in
Wir wissen alle, welch grosse Aufga-     mit anderen Kindern zu verständi-         die Gewohnheiten und Rituale des
ben sich der Schule ganz grundsätz-      gen, sich einen Platz zu schaffen, wo     Kindergartens eingeführt. Vieles, oft
lich stellen. Individuelle Förderung     sie ihre Fähigkeiten zeigen und ent-      sogar alles ist ihnen und ihren El-
eines jeden einzelnen Kindes, seine      falten können. Schwieriger wird es        tern fremd. Jede Information muss
Fähigkeiten und Begabungen erken-        für Kinder, die in ihrem Heimatland       zusätzlich aufbereitet werden, damit
nen und entwickeln, seine Schwä-         nie eine Schule besucht haben, deren      auch diese Kinder verstehen, was mit
chen respektvoll integrieren, die so-    Eltern Analphabeten sind, die nie in-     dem Chindsgireisli, den Turntäppe-
ziale Einbindung fördern. In seiner      nerhalb eines sozialen Lernumfelds        li, der Badehose und dem gesunden
Komplexität und dem individuellen        gefordert und gefördert wurden.           Znüni gemeint ist. Hier braucht es
Anspruch eine kaum einlösbare For-       Da erscheint es geradezu einfach, als     oft die zusätzliche Unterstützung
derung.                                  fremdsprachiges Kindergartenkind          durch die DaZ-Lehrerinnen, welche
Hinzu kommt die Integration              aufgenommen zu werden.                    die Familien zu Hause besuchen, ih-
fremdsprachiger Kinder. Sie ist für      Auch wenn die Bildungsdirektion           nen vieles im persönlichen Gespräch
die Volksschule kein Neuland. Kin-       mittlerweile ein grosses Angebot an           Kindergarten Silberberg

der ohne Deutschkenntnisse wer-          Auskunfts- und Beratungsstellen
                                                                                       Hausschuhe
den seit eh in eine entsprechende        und Weiterbildungen für die Ar-
Regelklasse aufgenommen und er-          beit mit geflüchteten Kindern und
halten zusätzlich Deutschunterricht      Jugendlichen zur Verfügung stellt,            Znüni

(DaZ = Deutsch als Zweitsprache).        bleibt es doch in der Verantwor-
Sie lernen in der Gemeinschaft der       tung der Schulgemeinden, auf diese
Klasse und entwickeln sich, unter-       Fragen den individuellen Umstän-
stützt vom DaZ-Unterricht, in die        den entsprechende Antworten zu
neue Sprache hinein.                     finden.
                                                                                                            X                                X
Um ein Vielfaches schwieriger ist        Gossau bietet seinen Neuankömm-
                                                                                       Kein Zucker                          Keine Getränke

es für Kinder, die unter ganz ande-      lingen ein ideales schulisches Um-
ren Voraussetzungen, nicht zuletzt       feld. Den verträumten Kindergarten
mit anderen Schriftzeichen gross         Silberberg, das idyllische Schulhaus
geworden sind. Man erinnert sich         Strick. Ein Netzwerk von schuli-              Mein Kind kann nicht kommen (ist krank): Telefon um 08.00 Uhr 044 935 34 69

ungern, wie hilflos und verloren man     scher Unterstützung, aber auch von        Informationsblatt für die Eltern.

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THEMA
                                                                 ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

fgabe mit grossem Engagement
  erklären, zu Elternabenden einladen, sind Beziehungen, gewachsen aus Kindergarten oder in der Schule,
  Stundenplan und Abläufe erläutern, Vertrauen und gegenseitigem Res- sie gehen spontan aufeinander zu,
  aufzuzeigen versuchen, warum z. B. pekt, die Grundlage und Vorausset- sind auf offene, wohlwollende Art
  singen, basteln, Geschichten erzäh- zung jeder Zusammenarbeit.                     neugierig und nehmen die Neu-
  len, Bewegung für die Entwicklung Nicht nur im Unterricht brauchen en ohne Vorbehalte auf. Umso
  eines Kindes wichtig ist, und die so die Lehrerinnen viel Fantasie, Krea- schmerzlicher, wenn nach kurzer
  dazu beitragen, viele Hürden nicht tivität und Flexibilität, im Hinblick Zeit der neu gewonnene Freund,
  nur sprachlicher Natur abzubauen.       auf nachhaltiges Lernen suchen die die lieb gewordene Freundin plötz-
  Dies gilt auch für die Schule. Hier Lehrerinnen auch ausserhalb des lich nicht mehr da ist, oftmals ohne
  zeigen sich möglicherweise auch Unterrichts nach Ressourcen und dass ein Abschied möglich war. Es
  unterschiedliche, von kultu-                                                             ist immer wieder ein Balan-
  rellen Unterschieden geprägte                                                            ceakt zwischen herzlicher
  Erwartungen, die Informa-                                                                Aufnahme und dem Wissen
  tionen werden komplexer, die                                                             um den möglichen Verlust.
  Anforderungen umfassender.                                                               Zwischen geteilter Hoffnung
  Auch in diesem anspruchs-                                                                und Enttäuschung. Und im-
  vollen Umfeld engagieren sich                                                            mer auch wieder der Sorge,
  die DaZ-Lehrerinnen neben                                                                dass die Gruppe, die Klasse
  dem intensiven DaZ-Unter-                                                                sich verschliesst und sich mit
  richt ganz persönlich. Auch                                                              Verhärtung zu schützen ver-
  hier braucht es das Gespräch                                                             sucht. Bis heute haben sich
  mit den Eltern damit sich                                                                alle ein offenes Herz bewahrt,
  diese eingebunden und damit Die beiden Mädchen Mikal und Semira aus Eritrea besu-        die Integration wie auch das
  verantwortlich fühlen, damit chen den Kindergarten Silberberg in Ottikon. Sie schreiben manchmal unvermeidliche
  Informationen und Anforde- gerade ihre Namen an die Wandtafel.                           Loslassen sind immer wieder
  rungen verstanden und ver-                                                               gut gelungen. Nicht zuletzt
  bindlich werden.                        nach Möglichkeiten, wie z. B. ihre dank dem grossen Engagement aller
  Der DaZ-Unterricht ist äusserst Schützlinge mit dem nötigen Mate- Beteiligten und der unerschütterli-
  anspruchsvoll und braucht Lehre- rial für die Schule auszustatten.                 chen Offenheit der Kinder.
  rinnen, die mit Überzeugung, hoher Der DaZ-Unterricht wird ab der Die Herausforderung aber bleibt.
  Motivation und unermüdlichem Mittelstufe von Audiovis in Uster Sie wird noch grösser, falls mehr
  Einsatz, aufgrund ihrer fachlichen übernommen. Die Schüler und Familien in die Wohneinheiten in
  Ausbildung aber auch mit grossem Schülerinnen erhalten hier vormit- der Rössliwiese einziehen und die
  professionellem Fachwissen an diese tags Deutschunterricht und besu- Schule sich einer wachsenden An-
  Aufgabe herangehen.                     chen am Nachmittag eine entspre- zahl aufzunehmender Kinder ge-
  Dieser Unterricht ist ein offenes Ge- chende Regelklasse.                          genübersehen sollte. Wenn es nicht
  fäss. Eintritte sind jederzeit möglich, Alle Lehrkräfte, die Kindergärtne- mehr wie heute «nur» zwei bis vier
  die Schülerzahl variabel. Mit Kin- rinnen, Klassenlehrerinnen, Fach- neue Kinder sind, die jährlich auf-
  dern aus unterschiedlichsten Kul- lehrerinnen, die sich in dieser Arbeit genommen werden müssen. Die
  turen, mit unterschiedlichem Alter engagieren, bringen sich mit viel Schule Gossau wird auch hier gute
  und unterschiedlicher Vorbildung Verständnis und grossem Einsatz Lösungen finden, mit den nötigen
  bis hin zum Analphabeten. Sie spre- ein, um mit Elan und unerschütter- Mitteln, vor allem aber mit Lehr-
  chen unterschiedliche Sprachen, sie lichem Optimismus diese Kinder personen, die diese Integration mit
  tragen unterschiedliche Erfahrun- zu fördern. Die beste Verständi- beeindruckender Energie, Einfüh-
  gen von Entwurzelung und Heimat- gungs- und Integrationshilfe sind lungsvermögen, Achtsamkeit und
  losigkeit mit sich. In dieser Arbeit die Kinder untereinander. Ob im grossem Einsatz möglich machen.

  Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                       15
Mit unserem Sponsoring wird
     die Bühne zum Theater.

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     Mit über 140 Sponsorings von Sport bis Kultur
     nehmen wir gesellschaftliche Verantwortung
     wahr und sind im ganzen Kanton an Ihrer Seite.

        Es gibt schon Autopiloten, denen du blind vertrauen kannst.

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                                                                       ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Freiwillige Deutschkurse für Asylsuchende
Seit gut einem Jahr sind sie da. Migranten aus Eritrea, Somalia, Afghanistan, Syrien, Sri Lanka und
dem Iran. Alle haben den Status N, d. h. sie wissen noch nicht, ob sie in der Schweiz bleiben dürfen,
warten daher auf den Asylentscheid. Das kann bis zwei Jahre dauern.

Text und Fotos: Felix Pfeiffer
Wie verbringt man einen langen
Tag, unter diesen Bedingungen?
Man darf nicht arbeiten, man hat
kaum Geld zur Verfügung und kann
keinen offiziellen Deutschkurs besu-
chen. Diese Frage beschäftigte uns,
und so entschieden wir uns – in Ab-
sprache mit der zuständigen Leiterin
Andrea Jungen, Abteilung Gesell-
schaft der Gemeinde Gossau – die-
sen Migranten auf freiwilliger Basis
einen Deutschkurs anzubieten.
An der Rebhaldenstrasse hat uns
die Gemeinde einen Raum zur Ver-
fügung gestellt, in dem wir maximal            Die vier freiwilligen Lehrpersonen engagieren sich gerne, um die Integration zu
zehn Personen unterrichten kön-               ermöglichen: v.l.n.r.: Marianne Kriz, Carol Delmée Eberhard, Felix Pfeiffer, Renate
nen. Zurzeit werden zwei Klassen              Bernasconi.
an je zwei Nachmittagen unterrich-
tet, eine Männergruppe und eine               Laute aus, die in der eigenen Mut-            innen ist es eine schöne und be-
gemischte Gruppe.                             tersprache gar nicht existieren? z. B.        friedigende Aufgabe, diesen jungen
Es macht Freude, mit den motivier-            ö oder ü? Da wird uns wieder ein-             Leuten die deutsche Sprache nä-
ten Kursteilnehmer/innen zu ar-               mal mehr bewusst, wie schwierig               herzubringen, ist es doch vor allem
beiten. Ohne gemeinsame Sprache               es ist, eine ganz neue Sprache zu             die Sprache, die uns gegenseitig ver-
und mit den unterschiedlichen Bil-            lernen. Aber trotz der Schwierig-             bindet.
dungsniveaus ist es manchmal eine             keiten ist das Klima im Kurs locker,          Es wäre schön, wenn sich auch noch
rechte Herausforderung, Deutsch               wir lachen viel und helfen einander,          andere Möglichkeiten zum Mit-
zu unterrichten. Wie spricht man              so gut es geht. Für uns Kursleiter/           machen finden liessen, z. B. Sport
                                                                                            in einem Verein, Musik in einer
                                                                                            Gruppe oder einfach Kontakte auf
                                                                                            privater Basis. Wer Ideen oder An-
                                                                                            gebote hat, kann sich gerne sowohl
                                                                                            an die neue Vermittlungsstelle für
                                                                                            Gruppenaktivitäten (siehe dazu
                                                                                            Artikel über die Zusammenarbeit
                                                                                            der Politischen Gemeinde mit den
                                                                                            Kirchen Gossau ZH) als auch an
                                                                                            die Anlaufstelle für Altersfragen &
                                                                                            Freiwilligenarbeit, Doris Fischer,
                                                                                            Vermittlung von Begleitungen/Pa-
                                                                                            tenschaften, wenden, Telefon 044
Integration findet vor allem über die Sprache statt.                                        936 12 00.

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Attraktives Wohnen und Arbeiten in Gossau ZH
            Der Quertrakt von 1952/55 wurde um ein Geschoss erhöht. Längs der Laufenbachstrasse
            ersetzt ein neues, fünfgeschossiges Gebäude das Bürogebäude zwischen Hochbau und
            Alters- und Pflegeheim Rosengarten. Auf der Südseite schliesst ein schlanker, hoher
            Wohnturm den Innenhof gegen den Laufenbach und das Zentrum Büelgass ab.

            Accum AG v Im Zentrum 1 v 8625 Gossau ZH v Tel. 044 936 71 80 v www.accum.ch

              LADENBAU
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      CH-8625 GOSSAU ZH
       TEL +41 44 936 51 00
       FAX +41 44 936 51 71
           WWW.PENDT.CH
          INFO@PENDT.CH

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THEMA
                                                               ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Ein neues Leben aufbauen
Abbas Rezwani, 32 Jahre alt und seit etwas mehr als eineinhalb Jahren in der Schweiz, hat sich dem
«Gossauer Info» für ein Interview zur Verfügung gestellt. In fast fehlerfreiem Deutsch beantwortete
der zierlich wirkende junge Mann unsere Fragen.

Text: Karin Herrmann, Foto: Rita Gröbli

Herr Rezwani, woher stammen               Leider reichen meine Worte, meine
Sie?                                      Deutschkenntnisse noch nicht aus,
Ich komme aus Afghanistan, ein            um Ihnen die damalige Situation
schönes Land. Aufgewachsen bin            umfassend erklären zu können. Es
ich zusammen mit meiner Schwes-           hängt wieder mit unserem Glau-
ter und meinem Bruder im Dis-             ben Shia zusammen und ich kann
trikt Jaghori in der Provinz Ghazni.      nur so viel sagen: Ich hatte riesiges
Mein Vater war Bauer, er pflanzte         Glück, dass ich entkommen konn-
Gemüse und Früchte an, und nach           te. Via Iran, Türkei und Griechen-
Beendigung meiner Schulzeit half          land kam ich vor einem Jahr und
ich ihm auf dem Hof. Mit 17 Jahren        sieben Monaten in der Schweiz an,
flüchtete ich in den Iran.                zuerst im Auffanglager Altstätten
Weshalb mussten Sie flüchten?             SG. 24 Stunden später war ich in
Seit ich mich erinnern kann, erleb-       Altstetten, Zürich-Hardbrücke
ten wir immer wieder bewaffnete           und anschliessend für vier Monate
Konflikte. Sowjettruppen, Mud-            in Embrach.
schaheddin, Taliban. Ausserdem            War die Schweiz Ihr Ziel?
gehören wir der religiösen Minder-        Nein, ich wusste nicht einmal, wo
heit der Shia an, waren in den Au-        die Schweiz liegt. Aber ich wurde
gen der Taliban keine richtig gläu-       hier respektvoll und menschlich
bigen Muslime. Mein Vater hatte           aufgenommen, hatte sofort die
sich schon früher in den Iran ab-         Möglichkeit, in die Schule zu ge-       Redaktorin Karin Herrmann im Gespräch
gesetzt. Ich hatte keinen Kontakt         hen und Deutsch zu lernen. Ich          mit Abbas Rezwani.
zu meinem Vater und verbrachte            habe schnell gemerkt, dass die
auf mich selbst gestellt neun Jahre       Sprache mein Tor zur Eigenstän-         Ja, bei der Familie Brunner in Grüt
im Iran. Aber auch dort wurde die         digkeit bedeutet. Ich lerne in der      habe ich ein Zimmer, Küche und
Lage immer schwieriger. Immer             Schule, selbstständig am Compu-         Bad kann ich mitbenutzen. Brun-
mehr Flüchtlinge, kaum mehr Ar-           ter und nutze jede Möglichkeit,         ners sind sehr freundliche Men-
beit. Da die Taliban in Afghanistan       Deutsch zu sprechen.                    schen, sie bieten mir in jeder Be-
etwas zurückgedrängt wurden und           Ja, Ihr Deutsch ist nach dieser         ziehung Unterstützung und Hilfe
meine Mutter mich inständig bat,          kurzen Zeit wirklich beeindru-          an. Ebenso Frau Saluz, die meine
wieder nach Hause zu kommen,              ckend.                                  Bezugsperson in der Gemeinde ist.
kehrte ich nach Afghanistan zu-           Danke. Wie bereits gesagt, ich          In welchem Status befinden Sie
rück. Ich heiratete, gründete mit         weiss, dass es sehr wichtig ist, zu     sich jetzt?
einem Freund ein Geschäft für             verstehen und verstanden zu wer-        Ich habe die Aufenthaltsbewilli-
Autozubehör und habe auch einen           den. Und ich möchte arbeiten,           gung F.
Sohn.                                     selbstständig leben können.             Gehen Sie einer Beschäftigung
Warum sind Sie denn nun in der            Nun leben Sie seit einem Jahr in        nach?
Schweiz?                                  Gossau?                                 Ja, ich habe nun einige Monate

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THEMA
                             ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

halbtags in der Gemeinde gear-         Jeden Morgen jogge ich 20 Mi-           mir wünschen, sie könnten hier
beitet. Auf der Strasse, in den        nuten und einmal pro Woche,             sein, dieses friedliche Land erle-
Schulhäusern oder auch im Ge-          am Mittwoch, treffe ich mich in         ben, diese Sicherheit. Meine Frau
meindehaus. Nun habe ich diese         Zürich mit einer Gruppe, die von        lebt zusammen mit unserem Sohn
«Berufsmontur» abgegeben, ich          drei bis vier Frauen geleitet wird.     bei meiner Mutter. Es geht ihnen
wurde übrigens richtig nett ver-       Es sind Menschen aus vielen an-         so weit gut. Ich skype mit ihnen,
abschiedet, und werde ein Prak-        deren Ländern dabei, die sich in        versuche auf diese Art, in Verbin-
tikum als Logistiker absolvieren.      einer ähnlichen Situation wie ich       dung zu bleiben. Ich koche mir
Während einer Woche konnte ich         befinden. Wir gehen zusammen            selbst und halte mir so den Ge-
ausserdem in der Garage Tannen-        spazieren, machen Spiele und tau-       schmack und die Gerüche meiner
berg mitarbeiten. Das wäre mein        schen uns aus. Am Wochenende            damaligen Heimat in Erinnerung.
Traumberuf. Herr Petti war sehr        mache ich Pause, schlafe aus und        Jetzt möchte ich, dass die Schweiz
zufrieden mit mir. Aber es ist ein     gehe manchmal nach Zürich. Dort         meine Heimat wird. So traurig es
kleiner Betrieb und er kann nie-       treffe ich mich ab und zu mit an-       ist, ich glaube nicht, dass ich in
manden einstellen. Während des         deren Leuten aus Afghanistan und        absehbarer Zeit ein friedliches Af-
anderen Halbtages habe ich inten-      unterhalte mich in meiner Mutter-       ghanistan erleben werde. Obwohl
siv in Schulen und im Eigenstu-        sprache Farsi.                          – man soll niemals nie sagen.
dium Deutsch gelernt                   Haben Sie oftHeimweh?
Was unternehmen Sie in Ihrer           Ich vermisse meine Frau, meine          Herr Rezwani, wir danken Ihnen
Freizeit?                              Mutter, meinen Sohn. Ich würde          herzlich für das Gespräch.

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THEMA
                                                               ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Freitagmorgen ist Migrantentreff-Morgen
Nicht nur Alltagsfragen werden im Migrantentreff beantwortet. Neu finden jeweils auch zwei
Deutschlektionen statt. Und das gemeinsamen Kochen und Essen verbindet, weckt Verständnis für
kulturelle Unterschiede und bereichert.
Text: Heidi Gebauer, Fotos: zvg

Um 9.30 Uhr treffen die Migranten                                                nen die neu erworbenen Deutsch-
im Untergeschoss der Chrischo-                                                   kenntnisse erprobt werden.
na ein und scharen sich sofort um                                                «Deutsch lernen» ist die häufigste
die Leiterin. Sie werden nach ih-                                                Antwort auf die Frage nach dem
ren Deutschkenntnissen in Lern-                                                  Grund für den Besuch des Treffs.
gruppen eingeteilt und einem frei-                                               Darum ist der Treff den Bedürf-
willigen Helfer zum Unterricht                                                   nissen der Teilnehmenden ange-
zugewiesen. Was jetzt schon fast                                                 passt worden. Neu finden zwei
nach professionellem Schulbetrieb                                                Deutschlektionen à 45 Minuten in
aussieht, hat vor sechs Jahren mit                                               kleinen Niveau getrennten Grup-
einem einfachen Treffpunkt be-                                                   pen statt, die von einer längeren
gonnen. Engagierte Freiwillige aus                                               Pause mit einem Kurzinput zu ei-
den drei Kirchgemeinden von Gos-                                                 nem aktuellen Thema wie z.B. «Wie
sau haben sich mit dem Ziel, eine                                                wird Abfall richtig getrennt und
Begegnungsmöglichkeit für Men-                                                   entsorgt? Warum sind Karfreitag
schen mit Migrationshintergrund                                                  und Ostern Feiertage? Was ist eine
zu schaffen, zu einem Team zusam-       Zuerst wird gekocht…                     Volksabstimmung? unterbrochen
mengeschlossen.                                                                  werden. Kleinkinder der Teilneh-
Erste Treffen konnten realisiert und    ten abgebaut worden. Aus Fremden         menden können den Morgen unter
Kontakt mit Asylsuchenden und           sind Vertraute geworden, Sorgen          Aufsicht in einem separaten Spiel-
anderen Ausländern aufgebaut wer-       und Freuden werden geteilt, und im       zimmer verbringen.
den. Mit einfachen Gesprächen in        Austausch über Alltagsthemen, die        Einmal pro Monat wird ein Mit-
ungezwungener Atmosphäre sind           Familie und Freunde, Schwierigkei-       tagstisch angeboten. Eine Gruppe
Berührungsängste auf beiden Sei-        ten bei der Arbeitssuche usw. kön-       Migranten kocht unter Anleitung
                                                                                 ein typisch schweizerisches Ge-
                                                                                 richt oder sie stellt ein Rezept aus
                                                                                 ihrer Heimat vor. Das gemeinsame
                                                                                 Kochen und Essen bereichert den
                                                                                 Unterricht, weckt Verständnis für
                                                                                 kulturelle Unterschiede, verbindet
                                                                                 und macht einfach Spass.
                                                                                 Interessierte sind jederzeit zum
                                                                                 Schnuppern willkommen.

                                                                                 Kontakt: Heidi Gebauer
                                                                                 heidi.gebauer@refgossau.ch
                                                                                 Telefon 079 422 45 37

…und anschliessend zusammen gegessen.

Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                     21
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                                ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Künzli AG engagiert sich für Flüchtlinge
Der anerkannte Flüchtling Daniel Tekle aus Eritrea arbeitet seit Ende März für zwei Monate
bei der Bauunternehmung Künzli AG in Gossau als Baupraktikant. Je nach Eignung hat Daniel Tekle
anschliessend die Möglichkeit, eine eidgenössisch anerkannte Ausbildung abzuschliessen.

Text: Rita Gröbli, Fotos: Fabian Buff

Der Baumeisterverband hat 2016
das Projekt «Riesco Bau» (Vorbe-
reitungslehrgang für eine Lehre) ins
Leben gerufen. Das Projekt bietet
vorläufig aufgenommenen Personen
und Flüchtlingen die Möglichkeit,
während zwölf Monaten eine praxis-
bezogene Grundausbildung in den
Bereichen Lerntechnik, Sprache, Be-
werbung, Werte und Normen, Stär-
ken und Schwächen, IT und Per-
sönlichkeitsbildung zu absolvieren.
Das Ziel des Riesco-Lehrgangs ist
zum einen die Erlangung der fach-
lichen Grundqualifikationen der
Maurerbranche. Zum anderen soll
die Vermittlungsfähigkeit der Teil-
nehmenden erreicht werden. Diesen        Daniel Tekle hilft bereits tatkräftig mit.
wird somit ein nahtloser Übertritt
in eine zweijährige eidgenössische       auf dem Bau ein Praktikum. Es ge-
Grundbildung als Baupraktiker            fällt ihm recht gut, und er hofft na-
EBA oder eine Lehre als Maurer EA        türlich, anschliessend die zweijährige
ermöglicht.                              Grundausbildung und später noch
Die Künzli AG hat den anerkannten        eine Lehre als Maurer abschliessen
Flüchtling Daniel Tekle aus Eritrea      zu können. Es wäre wünschenswert,
in dieses Programm aufgenommen,          wenn sich noch weitere Unterneh-
und seit Anfang Jahr absolviert er       men engagieren würden.

             Suchst du noch eine Lehrstelle?
         Für 2017 und 2018 bieten wir Jugendlichen noch Lehrstellen
        als Maurer/in, für das Jahr 2018 zudem zusätzlich noch eine
                   Lehrstelle als Kauffrau/-mann an.

                  Wir freuen uns über deine Kontaktnahme:
               Bauunternehmung Künzli AG, Herr Markus Buff
            Industriestrasse 2, 8625 Gossau ZH, Tel. 044 935 70 70                    An der Frühlingsmesse in Wetzikon warb
                          markus.buff@kuenzli-ag.ch                                   die Firma Künzli für eine Lehrstelle auf
                                                                                      dem Bau.

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                                                                 ASYLSUCHENDE/FLÜCHTLINGE

Bereichernde Patenschaft
Gut erinnern sich Michaela und Lüder Schlenstedt an den Moment vor etwa zwei Jahren, als ihr klei-
ner Sohn das formulierte, was auch sie immer wieder beschäftigte: Was können wir den damals im
Fernsehen gezeigten Flüchtlingssituationen entgegensetzen? In Zusammenarbeit mit der Gemeinde
entstand die Idee zur Patenschaft.

Text und Foto: Daniela Clerici
Wenn es nach Janne, dem damals
fünfjährigen Kindergärtler gegan-
gen wäre, wäre das alte heimelige
Bauernhaus bereits um- und ausge-
baut und Jannes Eltern – Michaela
und Lüder Schlenstedt – in die gute
Stube ausquartiert, damit Flücht-
lingskinder und deren Eltern neben
seinem Kinderzimmer Platz hätten.
Die in TV-Reportagen gezeigten
Bilder von Flüchtlingsfamilien, die in
Turnhallen übernachten und leben
müssen, beschäftigten vor zwei Jah-
ren Janne stark. So kann man doch
nicht leben, meinte er. Vor allem, da
sie hier in Gossau in ihrem Haus ge-
nug Platz hätten. Auch seine Eltern
hatten sich schon mehrfach Gedan-
ken gemacht, was für einen Beitrag
sie persönlich gegen das furchtbare
Elend leisten können. Gerne wollten
sie die selbst erlebte Willkommens-      Lüder, Michaela und vor allem Janne Schlenstedt freuen sich auf bereichernde «Götti-
kultur nach Wohnortwechseln wei-         Momente» mit einer in Gossau lebenden syrischen Familie.
tergeben.
Auf der Gemeinde wurde ihr Ange-         liert worden. So sei es folgerichtig,      muss ich auf diese Postsendung re-
bot sehr wohlwollend entgegenge-         dass sie nun Paten einer bereits gut       agieren?» – es ist ein bereicherndes
nommen. Dennoch sollten noch ein         integrierten syrischen Familie sind.       Geben und Nehmen. Gross geplant
paar Monate verstreichen, bis etwas      Alltagsfragen entstehen dann, wenn         ist nichts, vieles ist möglich und darf
konkreter würde. Es gibt kein Kon-       man angekommen ist.                        gerne spontan geschehen. Und Janne
zeptpapier für diese «Patenschaft»,                                                 freut sich über das letzthin erhalte-
meinen die Schlenstedts schmun-          Alltag und Alltagsfragen                   ne Spielzeug von seinem syrischen
zelnd. Ein Anliegen zum Beispiel sei     Alle involvierten Personen sind im         Gspänli und ist einfach glücklich,
gewesen, nicht bloss auf die «Geber-     Moment sehr zufrieden mit dieser           dass der neue Freund «nicht tot ge-
Position» reduziert zu werden, denn      in Gossau neuartigen Patenschaft.          gangen ist» …
für sie funktioniere Integration nur     Es besteht aber kein Anspruch auf          Nun soll die Beziehung langsam
über den normalen Alltag. Auch von       ein Ziel hin. Erste Treffen fanden         wachsen. Unkompliziert, anspruchs-
Seiten der Gemeinde seien interes-       statt, man ist sich sympathisch. Ein       los, nicht formalisiert oder aufge-
sante und überdenkenswerte Hin-          Kaffee nach syrischer Art, Fotos           setzt. Eigentlich so, wie Freund-
weise und Anforderungen formu-           aus der verlassenen Heimat, «wie           schaften eben entstehen.

Gossauer Info 129 | Juni 2017                                                                                             23
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