Gut verpackt ist manchmal besser - Nachhaltigkeit - Brigitte Osterath

 
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Gut verpackt ist manchmal besser - Nachhaltigkeit - Brigitte Osterath
Industrie + Technik      51

Nachhaltigkeit
Gut verpackt ist manchmal besser
Einkaufen, ohne sich hinterher durch Berge von Plastikmüll wühlen zu müssen − das
wünschen sich immer mehr Verbraucher. Unverpacktläden liegen im Trend. 53 Prozent
der Kunststoffabfälle in Deutschland, also 3,31 Millionen Tonnen, wurden im Jahr 2019
verbrannt und trugen so zu CO2-Emissionen bei. Ob weniger Verpackung für die Um-
welt besser ist, hängt allerdings vom Einzelfall ab. Insbesondere von der Frage, ob statt
des Plastiks dann verdorbene Lebensmittel im Abfall landen.

      E
               ine ganz andere Art von Ein-            gerieartikel. „Faktisch sind die Lä-   Mit gutem Gewissen einkaufen
               kaufserlebnis erwartet den              den eher Tante-Emma-Läden als Su-
               Kunden bei „ohne.ch“ im                 permärkte“ heißt es im Schlussbe-      Die Ladenbesitzer beziehen qualita-
         schweizerischen Baden: keine Re-              richt einer Analyse von verpa-         tiv hochwertige Produkte in großen
         gale vollgestopft mit Waren in Plas-          ckungsfreien Supermärkten an der       Gebinden, oft in Pfandbehältern,
         tik- und Kartonumhüllungen, statt-            Hochschule für nachhaltige Ent-        füllen sie in Gläser oder Spender
         dessen Tische mit Gläsern, gefüllt            wicklung (HNE) Eberswalde.2)           um und bieten sie im Laden zum
         mit Mandeln, Bananenchips, La-
         kritz und Gummibärchen. Fast alles
         hat Bioqualität, und in den Gläser
         stecken Löffel zum Abfüllen. Der                                                                    Nüsse, Kokoschips und Kekse zum
         Laden erinnert eher an ein liebevoll                                                                Selbstabfüllen. Im Unverpacktladen
                                                                                                             im schweizerischen Baden gibt es
         gestaltetes Buffet als an einen Su-
                                                                                                             auch einzelne Klopapierrollen zu
         permarkt.                                                                                           kaufen.
           An den Wänden hängen Spender
         mit Salz, Zucker, Linsen, Müsli,
         Reis und Nudeln. Im Nebenraum
         duftet ein Block Zitronengrasseife,
         von dem sich der Kunde selbst et-
         was abhobeln kann. Einzelne Toi-
         lettenpapierrollen, nur mit einem
         Streifen Papier zusammengehalten,
         findet man hier ebenso wie Zahn-
         seide in nachfüllbaren Glasflacons,
         Denttabs − kleine weiße Pastillen
         zum Zähneputzen − und Pump-
         spender für Bodylotion mit Laven-
         delaroma.
           Viele solche Unverpacktläden
         sind in den letzten Jahren vor allem
         in Städten mit zahlungskräftiger
         Kundschaft entstanden. Marie De-
         laperrière gründete im Februar
         2014 in Kiel den ersten Unverpackt-
         laden Deutschlands, inzwischen
         gibt es landesweit über 200.1,2) Sie
         verkaufen vornehmlich Trockenwa-
         re, Kosmetika und abfüllbare Dro-

Nachrichten aus der Chemie| 69 | September 2021 | www.gdch.de/nachrichten
Gut verpackt ist manchmal besser - Nachhaltigkeit - Brigitte Osterath
52   Industrie + Technik

                       Selbstabfüllen an. Die Kunden kön-
                       nen ihre Gefäße selbst mitbringen
                       oder wiederverwendbare Behälter
                       im Laden kaufen. Bezahlt wird
                       nach Gewicht. Einige Waren, bei
                       „ohne.ch“ etwa Marmeladen, lassen
                       sich auch in Pfandgefäßen mit nach
                       Hause nehmen. Die Idee hinter al-
                       lem: Verpackungsmüll vermeiden
                       und so die Umwelt schonen.
                         „Die Läden haben ein Thema
                       nach vorne gebracht, das bis vor
                       drei oder vier Jahren kaum jeman-
                       den interessiert hat“, sagt Melanie
                       Kröger, Sozialwissenschaftlerin an
                       der HNE Eberswalde.
                         Nach Angaben des Umweltbun-         Wiederverwendbare Trinkhalme aus Glas oder Metall sparen Plastikmüll. Auch solche
                       desamts fielen im Jahr 2018 in        Artikel gibt es daher im Unverpacktladen.

                       Deutschland 18,9 Millionen Ton-
                       nen Verpackungsabfälle an, ein Zu-
                       wachs von 34 Prozent seit dem         ckung zu verbrauchen steht für sie           markteter Reis in den Vergleichslä-
                       Jahr 1998. Knapp die Hälfte davon     an oberster Stelle.                          den stattdessen 35 g Pappe und 11 g
                       sind Papier, Pappe und Karton;          „Gut durchdachte Unverpacktlö-             Kunststoff.
                       Kunststoffe machen etwa 17 Pro-       sungen können zum Klimaschutz                  Wie Niklaus Wildisen von der
                       zent aus. Nur etwas über zwei Drit-   beitragen“, bestätigt Henning Wilts,         Universität Bern für seine Bachelor-
                       tel der Verpackungsabfälle gehen      Abteilungsleiter       Kreislaufwirt-        arbeit ermittelte, verringern die
                       laut Umweltbundesamt ins Recyc-       schaft beim Wuppertal-Institut für           Wertschöpfungsketten unverpack-
                       ling, darunter vor allem Papier,      Klima, Umwelt, Energie. Immerhin             ter Produkte Treibhausgasemissio-
                       Pappe, Karton und Glas; auch bei      spart das Konzept Rohstoffe und              nen und verbrauchen weniger
                       PET-Flaschen liegt die Recycling-     Energie für die Herstellung einer            Energie.5) Er hatte exemplarisch
                       quote mit über 90 Prozent hoch.       Verpackung, die am Ende ohnehin              Bio-Weißmehl und Bio-Rapsöl aus
                       Große Teile der Abfälle werden al-    nur im Abfall landet.                        Berner Unverpacktläden sowie aus
                       lerdings nach wie vor verbrannt                                                    den Coop- und Migros-Supermärk-
                       (von Kunststoffabfall etwa 53 Pro-                                                 ten untersucht. Das unverpackte
                       zent)3). Umweltschutzorganisatio-     Keine leeren Versprechen                     Weißmehl verursacht demnach ein
                       nen und Nachhaltigkeitsexperten                                                    Drittel weniger CO2 als das verpack-
                       drängen daher auf ein Umdenken:       Studien, die exemplarisch Unver-             te Mehl; bei der Produktion unver-
                       Von vorneherein weniger Verpa-        packtprodukte und deren Wert-                packten Rapsöls entsteht sogar nur
                                                             schöpfungsketten in einzelnen Lä-            ein 60stel der CO2-Emissionen vom
                                                             den analysieren, finden positive Ef-         Supermarkt-Rapsöl in Glasflaschen.
                                                             fekte. „Das Konzept hat Hand und
                                                             Fuß: Die Läden vermeiden tatsäch-
                                                             lich effektiv Verpackungen“, sagt            „Kein Selbstläufer“
      AUF EINEN BLICK                                        Melanie Kröger.
                                                               So untersuchte Saskia Nöring in            Heißt die Lösung also, wann immer
          Unverpacktläden kaufen große Gebinde,
          oft in Pfandbehältern, füllen sie in Gläser        ihrer Bachelorarbeit an der HNE              es geht, auf Verpackungen zu ver-
          oder Spender um und bieten sie zum                 Eberswalde eine Stichprobe von 19            zichten? So einfach sei es nicht,
          Selbstabfüllen an. Kunden bringen eigene           Produkten in vier Unverpacktläden            sagt Henning Wilts: „Das Nah-
          Gefäße mit, kaufen wiederverwendbare im            in Deutschland.4) Sie kam zu dem             rungsmittelsystem ist komplex.
          Laden oder kaufen Produkte in Pfandglä-
                                                             Ergebnis: Bei diesen verringerte             Wer dabei nur auf die Plastikverpa-
          sern, etwa Honig.
                                                             sich der Verpackungsmüll im Ver-             ckungen guckt, verrennt sich.“
          Das Konzept spart Rohstoffe und Energie
                                                             gleich zu den Produkten aus Bio-             Denn oft haben Verpackungen ei-
          für die Herstellung einer Verpackung, die
          letztlich ohnehin nur im Abfall landet.            Supermärkten um durchschnittlich             nen Sinn über das Marketing hin-
                                                             84 Gewichtsprozent. Beispielsweise           weg: Sie halten Lebensmittel frisch.
          Es gibt keine Hinweise, dass Unverpacktlä-
          den größere Mengen Desinfektions- oder             erzeugt ein Kilogramm verpa-                 „Wenn durch das Konzept unver-
          Reinigungsmittel einsetzen, um fehlende            ckungsfreier Basmatireis 11 g Pa-            packt mehr Lebensmittelabfälle an-
          Verpackungen wettzumachen.                         pierabfall, ein konventionell ver-           fallen, ist das nicht ökologisch“,

                                                                            Nachrichten aus der Chemie| 69 | September 2021 | www.gdch.de/nachrichten
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fasst Wilts zusammen. „Unverpackt               Bei Salatgurken sorgt die bei so        Die Inhaber von Unverpacktlä-
ist kein Selbstläufer.“                       vielen Kunden unbeliebte Kunst-         den schauen laut Melanie Kröger
  Anders kann es bei frischen Le-             stofffolie aus Polyethylen dafür,       darauf, solche Transportverpackun-
bensmitteln aussehen. Naturgemäß              dass das Gemüse länger frisch           gen zu vermeiden, indem sie sich
funktioniert das Unverpackt-Kon-              bleibt und der Handel nur halb so       Großhändler mit entsprechendem
zept besonders gut bei Trockenwa-             viele verdorbene Gurken wegwirft:       Angebot suchen. „Am Anfang hat-
re, die weniger schnell verdirbt,             statt 9,4 nur 4,6 Prozent. Das ermit-   ten es die Ladner noch sehr
sagt Melanie Kröger. Der Einkauf              telte das Beratungsunternehmen          schwer“, erzählt Kröger. „Sie muss-
von loser, offener Ware kann zu-              Denkstatt über einen Beobach-           ten sich ihr Sortiment aufwendig
dem dazu führen, dass die Kunden              tungszeitraum von sechs Monaten         selbst zusammenstellen. Im Laufe
tatsächlich nur die Mengen kaufen,            in 250 Supermarktfilialen.6) So         der Zeit haben sich Großhändler
die sie wirklich benötigen, und dass          sind Minigurken unverpackt nur          aber mehr und mehr auf die neuen
alleine deswegen weniger Lebens-              6 Tage haltbar, in einer Kartonscha-    Kunden und deren Wünsche einge-
mittel im Mülleimer landen.                   le mit makroperforiertem PP-Beu-        stellt.“
  Laut Ernährungs- und Landwirt-              tel 12 Tage und in einer PP-Schale
schaftsorganisation der Vereinten             mit mikroperforiertem PET-Beutel
Nationen (Food and Agriculture Or-            23 Tage.5)                              Aus der Region statt aus Spanien
ganization of the United Nations,
FAO) stehen knapp ein Drittel aller                                                   Möchte man Verpackungen vermei-
weltweiten Treibhausgasemissionen             Nützliches und Unnützes                 den, muss der Verbraucher auch be-
mit unserer Ernährung in Zusam-                                                       reit sein, beim täglichen Angebot
menhang. „Die Umweltbelastung                 „Mehr Verpackung kann unter Um-         zurückzustecken und beispielswei-
entsteht vor allem bei der landwirt-          ständen besser sein als weniger“,       se vor allem die Früchte zu essen,
schaftlichen Produktion von Lebens-           fasst Henning Wilts vom Wupper-         die in der Region gerade wachsen.
mitteln“, sagt Roland Hischier, Öko-          tal-Institut zusammen. „Ein pau-        „Wenn die Transportwege länger
bilanzexperte an der Eidgenössi-              schales Bashing gegen Verpackun-        sind, kommt die Schutzfunktion ei-
schen Materialprüfungs- und For-              gen schießt übers Ziel hinaus.“         ner Verpackung besonders zum
schungsanstalt Empa im schweizeri-            Gleichzeitig weist er darauf hin: Der   Tragen“, sagt Roland Hischier von
schen St. Gallen. „Dafür braucht es           Kunststoffabfall in Deutschland hat
unter anderem Dünger und Pestizi-             sich seit dem Jahr 1995 mehr als ver-
de, also Erdölprodukte. Auch ver-             doppelt.7) Viele Plastikverpackun-
braucht ein Traktor Diesel.“ Im Le-           gen seien nicht dazu da, um Waren
                                                                                             Lebensmittel                     Anteil [%]
bensmittel selbst stecken daher in            frisch zu halten. „Es gibt viele un-
der Regel mehr Energie und Umwelt-            sinnige Entwicklungen, etwa To-go-             Butter                                  0,4
aufwand als in seiner Verpackung.             Angebote − das ist pure Bequem-                Roastbeef                         0,5 - 0,6
  Verpackungen können dazu bei-               lichkeit [zu Bequemlichkeit siehe              Rindsschnitzel                    0,6 - 0,7
tragen, dass weniger Lebensmittel             auch diese Nachrichten, S. 23].“               Hefezopf                          0,7 - 1,5
weggeworfen werden, fand die                     Laut Umweltbundesamt fallen al-             Camembert                         0,9 - 1,5
breit angelegte Studie „Stop waste            lerdings weniger als die Hälfte aller          Schnittkäse                       1,2 - 3,2
– save food“ in Österreich.6) „Ist das        Verpackungsabfälle im privaten                 Schinken                          1,5 - 4,1
der Fall, dann ist der Umweltnut-             Haushalt an. Der größere Teil sind             Kaffee, gemahlen                        1,6
zen durch vermiedene Abfälle                  Transportverpackungen: Pappe, Pa-              Frischkäse                        1,6 - 2,9
                                                                                             Salatgurke                            ca. 2
meist fünf- bis zehnmal höher als             letten und ganz besonders Stretch-
                                                                                             Eier                              2,3 - 2,7
der Umweltaufwand für die Verpa-              folie − 12 bis 35 —m dünne, elasti-
                                                                                             Brot                                  ca. 3
ckung“, heißt es in der Projektzu-            sche, aber extrem reißfeste Folie,
                                                                                             Frischstäbchen                          3,2
sammenfassung. Gerade bei Le-                 die etwa Waren auf Paletten si-
                                                                                             Spinat, gefroren                        3,4
bensmitteln mit hohem Produkti-               chert. Sie besteht aus linearem Po-
                                                                                             Milch                                 ca. 4
onsaufwand wie Fleisch und Käse               lyethylen niedriger Dichte, dessen
                                                                                             Bier                                  ca. 4
zahlten sich schützende Verpackun-            Polymermoleküle nur kurze Ver-
                                                                                             Milchschokolade                         7,0
gen aus. Koordiniert hat das Projekt          zweigungen aufweisen. „Wer beim
                                                                                             Gemüse tiefgefroren                     10
der ecoplus-Kunststoff-Cluster; wis-          Entladen eines Lkws im Handel                  Minigurken                         10 - 23
senschaftliche Partner waren das              sieht, in wie viele Lagen Stretchfo-           Früchte, tiefgefroren                   11
Beratungsunternehmen Denkstatt,               lie alles gewickelt ist, bekommt               Snacktomaten                        ca. 12
die Universität für Bodenkultur               Tränen in die Augen“, sagt Wilts.              Kräuter tiefgefroren                    18
Wien und das Österreichische For-             „Man kann mir nicht erzählen,
schungsinstitut für Chemie und                dass es da nicht sinnvollere Lösun-           Diese Anteile hat die Verpackung am Klimafußab-
Technik (OFI).                                gen gibt.“                                    druck verpackter Lebensmittel.5)

Nachrichten aus der Chemie| 69 | September 2021 | www.gdch.de/nachrichten
Gut verpackt ist manchmal besser - Nachhaltigkeit - Brigitte Osterath
54   Industrie + Technik

                                                                                                                        permarkt von heute ist gänzlich oh-
                                                                                                                        ne Verpackungen nicht vorstellbar.“
                                                                                                                          Henning Wilts zufolge beobach-
                                                                                                                        ten aber auch die „Großen“ den Un-
                                                                                                                        verpackt-Trend genau – schon allei-
                                                                                                                        ne wegen der vielen zahlungskräfti-
                                                                                                                        gen Kunden. Pilotprojekte erpro-
                                                                                                                        ben Unverpacktkonzepte auch in
                                                                                                                        gewöhnlichen Drogerien und Su-
                                                                                                                        permärkten. Welche Verpackungen
                                                                                                                        es am Ende wirklich braucht und
                                                                                                                        auf welche man getrost verzichten
                                                                                                                        kann, wird sich dabei wohl nach
                                                                                                                        und nach herausstellen.          W

                                                                                                                        Brigitte Osterath ist promovierte Chemikerin
                                                                                                                        und berichtet neben ihrer Arbeit am Paul-
                                                                                                                        Scherrer-Institut in Villigen, Schweiz, als freie
      Abfüllstation für Essig, Öle und andere Flüssigkeiten. Alle Fotos: R. Dückerhoff                                  Wissenschaftsjournalistin.
                                                                                                                        www.writingscience.de

                           der Empa. „Wenn ich im Winter                      Hygienefragen                             1)   M. Delaperrière, Fallstudie über Möglich-
                           Obst aus Südeuropa in die Schweiz                                                                 keiten zur Abfallvermeidung von Verpa-
                                                                                                                             ckungen und Lebensmitteln im Einzel-
                           und nach Deutschland transportie-                  Seit Beginn der Coronapandemie
                                                                                                                             handel, Februar 2019, t1p.de/wkzn (Stand
                           re, muss die Ware den Transport                    greifen Verbraucher wieder ver-                19.8.2021)
                           auch durchhalten − und das geht                    stärkt auf verpackte Lebensmittel-        2)   M. Kröger, A. Wittwer, J. Pape, Der verpa-
                           oft nicht ohne die passende Verpa-                 produkte zurück, fand die Unter-               ckungsfreie Supermarkt: Stand und Per-
                           ckung.“                                            nehmensberatung Munich Strate-                 spektiven, Hochschule Eberswalde, März
                                                                                                                             2020, t1p.de/t18sj (Stand 19.8.2021)
                             Viele Unverpacktläden beziehen                   gy in ihrer Studie „Food & Packa-
                                                                                                                        3)   t1p.de/0vqj (Stand 19.8.2021)
                           und verkaufen bereits heute oft                    ging beyond Corona“.9) Das mag da-        4)   S. Nöring, Verpackungseinsparung durch
                           Produkte aus der Region. Der Ho-                   ran liegen, dass Menschen seitdem              Unverpackt-Läden: Vergleich des Verpa-
                           nig kommt dann vom Imker neben-                    weniger oft einkaufen gehen und                ckungsaufkomme von Unverpackt-Läden
                           an, die Nudeln aus der Nudelmanu-                  Lebensmittel mit längerer Haltbar-             und klassischen Bioläden anhand von 20
                                                                                                                             Produkten, Bachelorarbeit an der Hoch-
                           faktur im Nachbarort und die Eier                  keit bevorzugen; es mag auch an ei-
                                                                                                                             schule für nachhaltige Entwicklung Ebers-
                           vom nächsten Bauernhof. „Aber                      nem erhöhten Hygienebedürfnis                  walde, 2019
                           klar: Bei Reis etwa ist es nicht mög-              liegen.                                   5)   N. Wildisen, Ökologische Nachhaltigkeit
                           lich, ihn aus heimischem Anbau zu                    Was die Hygieneanforderungen                 des Ernährungssystems der Stadt Bern,
                           beziehen“, sagt Kröger.                            angeht, so sind diese in Unver-                Bachelorarbeit an der philosophisch-na-
                                                                                                                             turwissenschaftlichen Fakultät der Univer-
                             Dass heute so viel Plastik und da-               packtläden nicht grundsätzlich an-
                                                                                                                             sität Bern, Januar 2019
                           mit auch Plastikabfall existiert, lie-             ders als in jeder Bäckerei oder bei
                                                                                                                        6)   Lebensmittel, Verpackungen, Nachhaltig-
                           ge zum großen Teil am erschwing-                   jedem Großhändler auch, sagt Me-               keit – Ein Leitfaden für Verpackungsher-
                           lichen und abwechslungsreichen                     lanie Kröger. Es gebe keinen Hin-              steller, Lebensmittelverarbeiter, Handel,
                           Nahrungsmittelangebot, das wir in                  weis darauf, dass Unverpacktläden              Politik & NGOs, entstanden aus den Er-
                           den Supermärkten rund um die                       beispielsweise größere Mengen                  gebnissen des Projekts „STOP waste – SAVE
                                                                                                                             food“, Wien, Februar 2020, t1p.de/6l7i
                           Welt vorfinden wollen, schreibt                    Desinfektions- oder Reinigungsmit-
                                                                                                                             (Stand 19.8.2021)
                           die Wissenschaftsjournalistin Sa-                  tel einsetzen, um fehlende Verpa-         7)   K. Schüler, Aufkommen und Verwertung
                           rah Wild in Quartz, einem Inter-                   ckungen wettzumachen.                          von Verpackungsabfällen in Deutschland
                           netportal für Wirtschaftsnachrich-                   Alles in allem: „Unverpacktläden             im Jahr 2017, Dessau-Roßlau, November
                           ten.8) Dafür brauche es hochentwi-                 zeigen, dass es auch anders geht“,             2019. ISSN 1862–4804 t1p.de/03uf
                                                                                                                             (Stand 19.8.2021)
                           ckelte, zentralisierte Lieferketten,               sagt Melanie Kröger. Mit ihnen sei
                                                                                                                        8)   S. Wild, „The surprising benefits of the
                           die quer über den Globus verlau-                   ein Alternativmodell entstanden,               world’s most wasteful material“, Quartz
                           fen. „Plastik ist das Symptom. Un-                 das Einwegverpackungen vermei-                 Januar 2018. t1p.de/tkyi (Stand
                           ser zentralisiertes Nahrungsmittel-                de. Diese Läden seien jedoch keine             19.8.2021)
                           system ist die Krankheit“, schreibt                Supermärkte, und die gesamte Le-          9)   Food & Packaging beyond Corona, Mu-
                                                                                                                             nich Strategy, 2020. t1p.de/u5p5 (Stand
                           Wild.                                              bensmittelversorgung lasse sich ih-
                                                                                                                             19.8.2021)
                                                                              rer Meinung nach nicht in dieser
                                                                              Art gestalten: „Ein klassischer Su-

                                                                                          Nachrichten aus der Chemie| 69 | September 2021 | www.gdch.de/nachrichten
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