Hamburg Startups Food Dossier
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Inhalt Editorial. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Food-Metropole Hamburg: viel mehr als nur Hamburger. . . . . . . . . . . . . . 4 Luicella’s – ein eiskaltes Startup, echt lecker!. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Ktchn Labs – die digitale Kochschule. . . . . 10 Die 5 größten Ineffizienzen, die ihr vermeiden solltet. . . . . . . . . . . . . . . . . 13 shipcloud – ein Lieferservice für Startups . 15 Zum Frühstück: Startups aus Hamburg . . . . 17 Foodist – Aufstieg einer Food-Marke . . . . . 19 Kailua Poké bringt hawaiianisches Lebensgefühl nach Hamburg . . . . . . . . . . . . 22 Food Innovation Camp übertrifft alle Erwartungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Food Innovation Camp: So schmeckt die Zukunft. . . . . . . . . . . . . . . . 30 Frischer Fisch bis an die Haustür – Königsdisziplin Frische im E-Commerce. . . 33 Hier geht die Frischepost ab!. . . . . . . . . . . . 36 Smuus – mehr als nur ein Brotaufstrich . . . 39 Mit Caté gegen die Wegwerfgesellschaft. . 42 Premium – die Cola, die keine Gewinne machen darf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 2 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Editorial Liebe Leser, gegessen wird ja immer. Das stimmt. Jedoch der im letzten Jahr in der Anzahl der Startups was wir essen, wird uns Verbrauchern immer prozentual gegenüber den anderen Branchen wichtiger. Vegan, raw, ohne Kohlenhydrate, bio- zugelegt hat. Bisher stellen Food Startups nur logisch, die Wunschliste der Ernährungsalter- rund 6 Prozent der über 5780 Mitarbeiter in nativen ist lang. Dieses Bedürfnis haben Food Hamburger Startup-Ökosystem, doch das wird Startups für sich entdeckt und erobern mitt- sich voraussichtlich bald ändern. lerweile mit ihren innovativen Food-Produkten sogar die Supermarktregale. Das Mantra der Ein spannendes Feld, um darüber zu berich- Branche: Nachhaltigkeit, Glaubwürdigkeit, ten. Das dachte sich auch unsere Redaktion Kundenorientiertheit. Ihre Herausforderungen: und begleitete das Hamburger Food-Startup Riesig. Food Startups sind die Robin Hoods der Ökosystem ein halbes Jahr lang mit unserer Se- Lebensmittelbranche. rie Spot on: Food & Health. Hamburg Startups vergab in der Zeit den FOOD AWARD an Doch wer denkt in der Food-Branche tummeln drei herausragende Startups, frühstückte sich nur Lebensmittelproduzenten, der irrt. Die mit Food-Gründern und brachte über 1200 Food-Branche deckt viele Bereiche der Wert- Food-Interessierte und Entscheider auf dem schöpfung ab. Dazu zählen auch neue Tech- Food Innovation Camp in der Handelskammer nologien in der Food-Produktion und in der Hamburg zusammen und veröffentlichte knapp Logistik. 50 Artikel im Dossier. Hamburg ist ein Food-Standort und optimaler Dank unserer Dossier-Partner Haspa, Deutsche Eintrittsmarkt für Lebensmittelhersteller aller See und BEST AUDIT haben wir nun die Bee- Art. Geschätzt verfügt das Hamburger Startup renauslese unseres Dossiers in einem ePaper Ökosystem über mindestens 100 Food-, Bever- zusammengestellt und wünschen Ihnen viel age- oder Food-Tech-Startups. 12,2 Prozent der Spaß beim Lesen! Startups in Hamburg ordnen sich laut unseres Monitors der Branche Food zu; und sie wächst. Wir sehen uns beim nächsten Food Innovation Sie ist der einzige Branchenzweig im Monitor, Camp im Juli 2018 in Hamburg! Sina Gritzuhn, Chefredaktion 3 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Food-Metropole Hamburg: viel mehr als nur Hamburger Wenn es ein Thema gibt, das nun wirklich alle, vom Baby bis zum Greis, jeden Tag beschäftigt, dann ist es die Nahrungsaufnahme. Gutes Essen und Trinken machen Spaß, kann ein wesentli- ches Stück Lebensqualität sein und trägt entscheidend zur Gesundheit bei. Unsere Serie Spot on: Food & Health berichtet über Hamburger Startups, die sich in einem rie- sigen und hart umkämpften Markt behaupten wollen. Heute werfen wir einen Blick zurück in die Geschichte und sagen, was Hamburg als Food-Standort so besonders macht. Über den Ursprung des Begriffs „Hamburger“ lich exotische Gewürze. Nicht zufällig lautet ein für ein Stück Hackfleisch zwischen zwei Bröt- scherzhafter Name für hanseatische Kaufleute chenhälften streiten sich die Gelehrten. Vieles „Pfeffersäcke“. Bis heute ist Hamburg der dritt- deutet darauf hin, dass er sich tatsächlich von größte Gewürzumschlagplatz der Welt. unserer Lieblingsstadt an der Elbe ableitet. Eine Theorie besagt, dass die norddeutsche Spezialität „Rundstück warm“ - das ist eine Scheibe warmer Braten in einem Brötchen - als Vorbild gedient hat. Ein weiterer Fast- food-Klassiker, die Currywurst, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Berlin. Gleich- wohl verlegte der Schriftsteller Uwe Timm in seiner Erfolgsnovelle „Die Entdeckung der Currywurst“ in die Hansestadt, die so zumin- dest zur ihrer literarischen Heimat wurde. Spicy’s Gewürzmuseum in der Speicherstadt erzählt die Hamburg war das Geschichte Hamburgs als Umschlagplatz für Gewürze aus aller Welt. Brauhaus der Hanse Dank des Hafens waren Spezialitäten aus Ham- burg schon im späten Mittelalter weit verbrei- Fisch geht immer, ganz be- tet. Seit dem 13. Jahrhundert sorgte hiesiges sonders am Sonntag Bier international für gute Laune, zeitweise festigten über 500 Braustätten den guten Ruf Ebenfalls eine lange Tradition hat der Altonaer des „Brauhauses der Hanse“. Von dieser Vielfalt Fischmarkt, jeden Sonntagmorgen ein Spekta- sind wir heutzutage weit entfernt, allerdings kel für Einheimische und Touristen gleicherma- sorgt der Boom der Craft Biere seit ein paar ßen. Hier gibt es inzwischen alles Mögliche zu Jahren wieder für mehr Abwechslung und auf- kaufen, aber nach wie vor und bevorzugt Fisch regende Geschmackserlebnisse. in allen Variationen. Der prägt entsprechend die regionale Küche. Als bekannte Gerichte Überhaupt, der Hafen. Durch ihn gelangten seien hier stellvertretend die Hamburger Aal- immer wieder neue Köstlichkeiten zuerst nach suppe (mit Backobst) und die Finkenwerder Hamburg und dann in den Rest von Deutsch- Scholle (mit Nordseekrabben) genannt. land. Kaffee und Tee zum Beispiel, und natür- 4 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Fischbrötchen gibt es rund um den Hafen so- Darum können wir versprechen: Diese Serie wieso an jeder zweiten Ecke. wird noch Folgen haben, und zwar einige. Möglichen machen das nicht nur die vielen Food-Startups, sondern vor allem auch unsere Partner, die hier erklären, warum das Thema auch für sie so spannend ist. Die BEST AUDIT GmbH ist eine Wirtschaftsprü- fungsgesellschaft, die Gründerinnen und Grün- dern vor allem in Steuer- und Finanzfragen zur Seite steht. Ihr Geschäftsführer Ulrich Britting erklärt: „Die vielfältige Hamburger Food-Startup-Szene wächst und bekommt mit dem Food & Health Special endlich noch mehr Aufmerksamkeit. Das Denkmal der Zitronenjette an der Ludwig-Erhard-Stra- ße. Es soll Glück bringen, den Finger anzufassen, deshalb Die lange Tradition der Handelsstadt mit dem ist er ganz blank gerieben und schimmert golden. Hafen als Anlaufstelle für Food-Importe aus aller Welt zusammen mit den Ideen innovativer Worauf sind die Hamburger noch stolz, wenn junger Unternehmer ist die ideale Basis für die es um Essen, Trinken und alles, was dazuge- prosperierende Szene. Wir freuen uns, diese hört, geht? Sicherlich auf den Isemarkt, Euro- Initiative zu unterstützen, und natürlich auf vie- pas längsten Freiluftmarkt, der sich unter einer le tolle Events und Gespräche in den nächsten U-Bahn-Brücke erstreckt. Auf die Zitronenjette, Monaten.“ auch wenn ihr Leben gewiss kein Zuckerschle- cken war. Auf das Franzbrötchen mit reichlich Zimt und Zucker. Das erste Eis am Stiel in Deutschland von Langnese. Auf Eugen Block und seine Block House-Restaurantkette, auch auf Fernsehköche wie Cornelia Poletto, Christi- an Rach, Tim Mälzer und Stefan Henssler. Und vieles mehr. Die Zahl der Food-Star- tups in Hamburg ist hoch und wächst ständig Ulrich Britting, Geschäftsführer der BEST AUDIT GmbH (Foto: BEST AUDIT) Kein Wunder, dass sich in einer Stadt mit einer solchen Tradition und Innovationskraft Startups Ebenfalls dabei ist die Haspa, die vielfältige aus dem Bereich Food, wie es Neudeutsch so Angebote zur Unterstützung von Startups hat: schön heißt, besonders wohl fühlen. Von den „Ob Craft Beer oder Healthy Food: Als Grün- rund 620 Startups, die in unserem Monitor ge- dungsfinanzierer sehen wir, wie die Themen listet sind, befassen sich weit über 70 mit dem Gesundheit und Ernährung für ein breites Pu- Thema. Und da sind Unternehmen wie ship- blikum immer mehr an Bedeutung gewinnen. cloud oder nüwiel noch gar nicht mitgerech- Der Standort Hamburg geht dabei voran und net, die auf ihre Weise zur Versorgung mit Le- bringt spannende Innovationen und neue Un- bensmitteln beitragen und deshalb schon ihren ternehmen hervor. Wir freuen uns, wenn wir Platz in unserer Serie gefunden haben. hierbei weiter unterstützen können!“ 5 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Svenja Friedrich und Sebastian Ritt sind bei der Haspa zu- ständig für innovative Gründungsvorhaben (Foto: Haspa) Als dritte im Bunde ist die Deutsche See GmbH. Dominik Hensel, zuständig für das Pri- vatkundengeschäft als E-Commerce Leiter, sagt dazu: „Für uns als E-Commerce-Unit einer traditionel- len Fischmanufaktur lag es auf der Hand, Ham- burg als Standort zu wählen. Durch die rege Startup-Szene von Lebensmittel-Online-Händ- lern und die interessierte Kundenzielgruppe ist hier ein direkter und reger Austausch möglich. Wir unterstützen das Food & Health Dossier, um die Hamburger eFood-Szene noch stärker zu vernetzten und das Thema eFood gemein- sam mit großen und kleinen Anbietern nach vorne zu bringen.“ Dominik Hensel von der Deutsche See GmbH (Foto: Deutsche See) 6 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Luicella’s – ein eiskaltes Startup, echt lecker! Eine Absolventin einer Eiscreme-Universität. Ein ehemaliger Weltrekordschwimmer. 500 Sor- ten Eis, darunter so originelle wie Karamell Salz und Zitrone Basilikum. Und das ist längst noch nicht alles, was den Eissalon Luicella’s so außergewöhnlich macht. Hamburg erlebt gerade die kältesten Tage des Markus Deibler: vom Jahres. Nicht das ideale Wetter, um ein Eiscafé Schwimmbecken zum Eis zu besuchen, doch Luicella’s ist auch kein ge- wöhnliches Eiscafé. Luicella, das ist der Spitz- Zu dem Zeitpunkt gab es Luicella’s in der De- name von Luisa Mentele, einer Medien- und ltlev-Bremer-Straße schon mehr als eineinhalb Informationswissenschaftlerin. Während eines Jahre. Markus, geboren im oberschwäbischen Auslandssemesters in Italien wurde ihr bewusst, Biberach und 2010 zum Studium des Wirt- wie gut Speiseeis wirklich schmecken kann. Um schaftsingenieurswesens nach Hamburg ge- die Kunst des Eismachens richtig zu lernen, be- zogen, war nämlich sofort begeistert gewesen suchte sie die Gelato University in Bologna. von Luisas Idee und hatte sich schnell dafür ent- schieden, statt Student lieber Unternehmer zu sein. Seit 2015 dann ausschließlich, im Alter von nicht ganz 25 trat er vom Leistungssport zurück. Markus Deibler und Luisa Mentele in ihrer Luicella’s-Filiale in der Langen Reihe. Nach Beendigung ihres Studiums war Luisa Die Eisbecher werden im „Kugellager“ aufbewahrt. klar, dass sie keine konventionelle Berufskar- riere anstrebte, sondern sich selbstständig Luciella’s hatte inzwischen schon eine feste machen wollte. Einen geeigneten Partner dafür Fangemeinde gewinnen können. Beim Start hatte sie auch schon im Hinterkopf: Markus mit zehn Sorten hatten Luisa und Markus be- Deibler, mit dem sie schon länger befreundet wusst auf Klassiker wie Vanille oder Erdbeere war. Sportfans, die sich für mehr als nur Fußball verzichtet. Nur bei wenigen Kunden sorgte das interessieren, werden bei dem Namen aufhor- für lange Gesichter, die meisten waren begeis- chen; der Markus Deibler? Genau, der Hochleis- tert von den außergewöhnlichen Kreationen. tungsschwimmer, der auf der Kurzbahn mehre- Karamell Salz zum Beispiel hat sich inzwischen re europäische Titel holte und zum Ende seiner zu einem unverzichtbaren Klassiker entwickelt, Karriere im Dezember 2014 Weltmeister und und auch Schoko Deluxe ist von der Karte nicht Weltrekordler wurde. mehr wegzudenken. 7 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Gründe. Der wichtigste ist die Qualität der Eisherstellung ist Rohstoffe. Keine künstlichen Aromen, keine Geschmacksverstärker, dafür frische Milch und Mathematik und mehr Sahne, echte Vanille und Früchte – und viel Dabei ist das Rezept für diese Sorte durch ei- weniger Luft als bei Billigprodukten. Leider nen Zufall entstanden. Die Milch war gerade wird bei Eis das Volumen angeben, nicht das knapp, zum Glück, denn so wurde Schoko De- Gewicht. Da kann der Luftzuschlag bei einigen luxe besonders schokoladig. Ansonsten ist die Herstellern schon mal bis zu 100 Prozent errei- Eismacherei eine kleine Wissenschaft für sich. chen. Bei Luicella’s sind es 20. „Eis ist total mathematisch“, fasst Luisa, die da- für mit Excel-Tabellen arbeitet, diesen Aspekt zusammen. So sorgt der richtige Zuckeranteil nicht nur für Süße, sondern auch für die Weich- heit, die es angenehm auf der Zunge zergehen lässt. Aber natürlich verlässt sie sich auch auf ihre Intuition und Kreativität bei der Erfindung neuer Geschmacksrichtungen. Luisa an der Eistheke. Im Sommer ist das Angebot natür- lich wesentlich größer. Einige Lebensmittelhändler haben die Becher bereits im Sortiment, jeden einzelnen haben sie persönlich für sich gewinnen können. Mar- kus‘ Sportprominenz hat da weniger geholfen als die Eisqualität; wer es einmal probiert hat, Markus und Luisa in ihrer Eisküche in St. Pauli nimmt es fast immer auch in sein Angebot. Um (Foto: Luicella’s) im Einzelhandel weiter Fuß fassen zu können, wird sich in Zukunft zusätzlich jemand um den Insgesamt rund 500 Sorten hat es bei Luicel- Vertrieb kümmern. la´s inzwischen gegeben – natürlich nicht alle gleichzeitig! Einige der beliebtesten können Leckermäuler seit 2015 auch im 500 ml-Becher Im Winter gibt es Porridge – kaufen. Die füllten Luisa und Markus bisher und mit Eis Mix ein Produkt eigenhändig in ihrer Produktionsstätte in St. Pauli ab. Zu Beginn ließen sie sich dafür 25.000 mit viel Potenzial Becher liefern. Die alle so platzsparend wie möglich zu lagern war, wie eine reale Version Überhaupt stehen bei Luicella’s die Zeichen von Tetris zu spielen, erinnern sie sich. auf Wachstum, wenn auch mit Augenmaß. Seit März 2016 gibt es eine zweite Filiale in der Lan- gen Reihe. Die hat, wie eingangs angedeutet, Luicella’s hat viele gute auch im Winter geöffnet, und bietet mit Por- ridge eine der Jahreszeit angemessene Ange- Zutaten und wenig Luft botsergänzung. Denn natürlich ist der Umsatz Der Ladenpreis von 6 Euro macht Luicella’s zu von Wetter und Jahreszeit abhängig. Um das einem Eis der Oberklasse, und das hat gute auszugleichen, veranstaltet Luicella’s Work- 8 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER shops und bietet Raum für Firmenfeiern an. und ins Gefrierfach gestellt werden muss – fer- Und natürlich die Becher, die sich gerade zur tig ist das Eis, eine spezielle Maschine ist dafür Weihnachtszeit gut verkauft haben. nicht nötig. Dieses Pulver ist für Endverbrau- cher wie für Gastronomen gleichermaßen ge- eignet und trifft eine echte Marktlücke. Der nächste Sommer kommt bestimmt Natürlich ist auf der Verpackung wieder die Kuh zu sehen, die schon das Firmenlogo schmückt. Design spielt eine wichtige Rolle bei Luicella’s. Dafür verantwortlich ist Katharina Potratz, die Luisa noch aus ihrer Zeit in Bolo- Neu im Sortiment: der Eis Mix (Foto: Luicella’s) gna kennt. Ebenso wichtig: schöne Ladenkon- zepte mit Liebe zum Detail. Für die sorgt Ulrike Bei den Bechern haben Luisa und Markus in- Maichel. In diesem Jahr wird sie voraussichtlich zwischen ihre Kapazitätsgrenze erreicht und keine neue Aufgabe bekommen, vorerst bleibt zum Glück einen Hersteller gefunden, der ihren es bei den Eissalons in St. Pauli und St. Georg. Qualitätsansprüchen genügt und größere Men- Da wird dann wieder richtig was los sein im gen produzieren könnte. Sollte Luicella’s also Sommer, denn anderslautenden Gerüchten einen Popularitätsschub bekommen, wäre man zum Trotz gibt es den reichlich in Hamburg. vorbereitet. Großes Potenzial steckt zudem in Man muss nur wollen und dabei das richtige Eis dem neuesten Produkt, dem Eis Mix. Das ist ein essen. Pulver, das nur mit Milch und Sahne verrührt 9 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Ktchn Labs – die digitale Kochschule Theoretisch ist Kochen schwer angesagt, nur können es praktisch immer weniger Zeitgenos- sen. Da muss die moderne Technik doch helfen können, dachten sich die Gründer von Ktchn Labs, und machten sich an die Erfindung einer digitalen Kochschule. Erste Ergebnisse waren gerade bei einigen Tests zu schmecken. Wer kochen will, muss zuerst jede Menge Schnippelarbeit hinter sich bringen; das ist an diesem Abend im Mai 2017 nicht anders. Auf dem Speiseplan steht vegetarische Paella, also gilt es, unter anderem Auberginen, Paprika und mittelscharfe Peperoni zu zerteilen, in Würfel, Streifen oder Ringe. Was genau zu tun ist, er- klärt eine App, und zwar eine, die noch in kei- nem Onlinestore der Welt erhältlich ist. Die Zutaten für die Paella müssen genau abgemessen werden. Das alles lässt sich leicht in einem Rezept aufschreiben, aber nicht ganz so einfach um- setzen. Hier kommt nun Ktchn Labs ins Spiel. Das Startup bietet nicht nur eine App mit der genauen Kochanleitung, sondern auch einen Sensor, der jederzeit die exakte Temperatur im Christoph Engel (CTO) und Jan Drescher (CEO) sind die Kopf misst und meldet, wenn es zu heiß oder Gründer von Ktchn Labs. zu kalt wird. Entwickelt haben dieses Konzept Jan Drescher und Christoph Engel. Hier handelt es sich nämlich nicht um eine gewöhnliche Kochrunde unter Freunden, son- dern um das Finale der Roadshow des Start- Ein Gründerduo von ups Ktchn Labs. An neun Abenden innerhalb zwei Hamburger Unis von vier Wochen hatten zuvor Köche und Köchinnen im Alter von 21 bis 52 Jahren an Jan stammt aus der Südheide, kam 2010 zum einer Testreihe teilgenommen. Es gab jeweils BWL-Studium nach Hamburg, machte seinen Putencurry mit Mango, ein sogenanntes One- Bachelor und arbeitete zweieinhalb Jahre für Pot-Gericht, bei dem alle Zutaten in einem Topf Goodgames und Olympus im Personalbereich. gegart werden. Klingt simpel, aber der Teufel Seit Oktober studiert er wieder an der Uni steckt im Detail, denn entscheidend sind die Hamburg, Schwerpunkt Marketing, und plant richtige Temperatur und der Zeitpunkt, wann seine Masterarbeit über Ktchn Labs zu schrei- welche Zutat in den Topf gehört. ben. Christoph stammt aus der Nähe von Kiel, 10 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER hat seinen Bachelor der Ingenieurswissen- Tests und Befragungen feststellen musste. schaften in der Tasche und strebt den Master in Flugzeugsystemtechnik an der TU Hamburg an. Außerdem bescheinigt er sich einen Hang zu Nerdkram und hat sich eine Menge Pro- grammierkenntnisse angeeignet. Der Sensor misst permanent die Temperatur im Kochtopf. Anders Einsteiger, die bisher kaum mehr als Kaffee gekocht haben. Die lasen sich gern anleiten, und zwar bis ins Detail. So hat sich Zwischendurch das Umrühren nicht vergessen! In der Bild- Ktchn Labs zu einem digitalen Kochkurs ent- mitte sieht man das Tablet mit den Kochanleitungen. wickelt, der einem neue Rezepte beibringt. Wie eben die eingangs erwähnte vegetarische Dank einer Zusammenarbeit ihrer beiden Unis Paella. Als Testköchinnen fungierten die schon hatten Jan und Christoph in gemeinsamen Kur- Roadshow-erfahrenen Monika Stromecka sen schon einiges über Entrepreneurship ge- (IT-Projektmanagerin) und Rebecca Jordan, die lernt. Den letzten Kick, sich an einem eigenen tagsüber in einem Vorstandssekretariat wichti- Startup zu versuchen, bekamen sie beim Uni- ge Aufgaben übernimmt. Pitch letzten November. Ums Kochen sollte es dabei auf jeden Fall gehen. Jan ist Bodybuilder und beschäftigt sich daher schon länger mit Wenn die App klingelt dem Thema Ernährung. Irgendwann hatte er es satt, immer nur Reis mit Huhn und Broccoli zu An diesem Abend haben die beiden inzwi- essen, und erweiterte seinen Rezepthorizont. schen alle Zutaten vorbereitet. Jetzt starten sie auf einem Tablett die App, die ihnen ab so- fort sagt, was zu tun ist. Das heißt, sie spricht Ktchn Labs hat sei- nicht (vielleicht kommt das irgendwann in ei- ner späteren Version), sondern verkündet per ne Geschäftsidee schon Signalton, wenn die nächste Zutat in den Topf mehrfach optimiert muss. Genauere Informationen gibt es dazu in Textform, und Umrühren nicht vergessen! Au- Die Ursprungsidee war es, Kochgeschirr mit ßerdem gibt die App immer genaue Auskunft eingebauten Sensoren zu entwickeln. Das er- über die vom Sensor gemessene Temperatur wies sich jedoch aus mehreren Gründen als im Topf und schlägt Alarm, wenn die zu stark unpraktikabel. Besser: Ein Sensor, der sich bei von der Idealtemperatur abweicht, die sich üb- bereits vorhandenen Töpfen und Pfannen ein- rigens im Laufe des Kochvorgangs ändert. setzten lässt. Der nächste Richtungswechsel betraf die Zielgruppe. Anfangs war die App Bei manchen Herden lässt sich die Temperatur vor allem für anspruchsvolle Hobbyköche mit ziemlich genau regeln, bei anderen ist die ein- einiger Erfahrung konzipiert. Die lassen sich zige Lösung, den Topf vorübergehend von der allerdings nur ungern in ihre Kochkunst herein- Platte zu nehmen, wenn es zu heiß wird. Eine reden, wie das Gründerduo während der ersten der vielen Erfahrungen, die Jan und Christoph 11 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER während der Roadshow gemacht haben und her, die zudem so flexibel sind, dass sie auch die in die Weiterentwicklung der App geflos- beim Austausch einzelner Zutaten funktionie- sen sind. Auch heute gibt es wieder einiges zu ren. Der Aufbau einer Koch-Community wäre notieren, wenn Monika und Rebecca über die toll, in der sich Kunden über ihre Kocherfah- Kochanleitungen diskutieren, etwa darüber, ob rungen austauschen können. Und dann steht „Zitronen unterdrücken“ die optimale Formu- natürlich die Geldfrage auf der Tagesordnung: lierung sei, oder sich zum Abschluss, wenn das Investorensuche, Exist-Förderung und eine Gericht fertig ist, eine Siegerfanfare wünschen. Crowdfunding-Kampagne Anfang 2018. Monika Stromecka und Rebecca Jordan präsentieren ihre Guten Appetit! vegetarische Paella. Das alles macht deutlich: App und Sensoren von Ktchn Lab sind noch nicht marktreif und Nach der Roadshow geht werden es in näherer Zukunft auch nicht sein; potenzielle Käufer müssen sich noch gedulden. es erst richtig los Dafür funktionieren sie schon recht gut. Die Viele Details lassen sich sicherlich noch op- Paella mit Nüssen statt dem üblichen Getier timieren, aber das Grundprinzip steht inzwi- jedenfalls war auf den Punkt zubereitet und hat schen. Und jetzt geht es eigentlich erst richtig köstlich geschmeckt. Und die unterdrückten los mit vom Startup Dock der TU Hamburg Zitronen haben sich auch nicht beschwert. unterstützten Ktchn Labs. Eine Datenbank mit einer vernünftigen Anzahl von Rezepten muss 12 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Die 5 größten Ineffizienzen, die ihr vermeiden solltet Sponsored Post Schade: Euer Startup wächst, eure Idee verkauft sich, aber mit der hohen Ver- änderungsgeschwindigkeit bleibt euer Finanzmanagement auf der Strecke. Gerade Food Start- ups sind von diesem Wachstum betroffen und können so manchen Tipp bestimmt gut gebrau- chen. Ulrich Britting, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BEST AUDIT, hat uns verraten, welche Fehler und Risiken ihr vermeiden und wo ihr euch digitale Unterstützung holen könnt. Fehlende Belege, Kredit- Unerfahrene Mitarbeiter karten- und Reisekos- Vor allem in schnell wachsenden Teams wer- tenabrechnungen… den oft unerfahrene Mitarbeiter mit Aufgaben im Finanzwesen betreut und dann alleine ge- …sind der größte Zeitfresser für eure Mitarbei- lassen. Durch „learning by doing“ macht man ter und den Steuerberater. Damit eure Belege zwar tolle Erfahrungen, aber diese Erfahrungen vollständig sind, solltet ihr klare Prozesse fest- können für euch schnell teuer werden, wenn Ri- legen, wer für was zuständig ist. Besonders siken und Fehler zu spät oder gar nicht erkannt solltet ihr darauf achten, dass die Firmenkredit- werden. Das hat schon manche Finanzierungs- karte nur von einem Mitarbeiter benutzt wird. runde verzögert und Bewertungen negativ be- So ist klar, wer für die Belege zuständig ist. einflusst. Reisekosten sollten auch nur erstattet werden, wenn eure Mitarbeiter die Belege gleich mitein- reichen. Umsatzsteuer/Lohnsteuer 7% oder 19% Umsatzsteuer ist eine entschei- Unkoordinierte Prozes- dende Frage und ein Fehler bei der Abrech- nung kann kostspielig werden. Auch darüber se und Kontrollen hinaus ist die Umsatzsteuer eine sehr bürokra- Jeder bestellt selber was er braucht, vieles tische Steuer mit vielen kleinen Besonderhei- wird nur mündlich besprochen und geneh- ten, die gerne übersehen werden. Insbeson- migt und durch die neuen Kollegen verändern dere wenn ihr ein neues Produkt, einen neuen sich die Zuständigkeiten permanent. So ist es Vertriebsweg oder Auslandsgeschäft habt, ist schwer den Überblick über die Finanzen zu Vorsicht geboten! behalten. Wenn dann auch noch Bargeld eine Rolle spielt, kommt man um Kontrollen nicht Auch Fehler im Lohnbereich können kostenin- herum. Klare Zuständigkeiten helfen genauso tensiv werden. Besonders bei Sonderleistungen wie digitale Tools. So können Programme wie an euer Team (bspw. Teamlunch, Firmenrad, Candis, Buchhaltungsbutler oder Fastbill euch Fitnessgutschein etc.) steckt der Teufel im De- dabei helfen, den Überblick zu behalten und tail und im Zweifel haftet ihr als Arbeitgeber euch und eurem Steuerberater die Arbeit zu für Sozialversicherung und Lohnsteuerfehler. erleichtern. Vollständige Unterlagen und eine enge Abstim- mung mit eurem Lohnbüro helfen euch Risiken zu minimieren. 13 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Digitale Helfer Damit ihr eine bessere Übersicht über euer Auch wenn diese Programme euer internes Finanzmanagement habt, gibt es verschiede- Finanzmanagement deutlich erleichtern, sind ne digitale Tools, die euch dabei unterstützen. sie allerdings kein Ersatz für qualifizierte Mitar- Zum Beispiel Candis oder Fast Bill. Praktisch: beiter. Ihr könnt eure Daten dann auch ganz einfach an euren Steuerberater weiterleiten. Über BEST AUDIT BEST AUDIT ist eine moderne und international agierende Steuerberatungs- und Wirtschafts- prüfungsgesellschaft. Wir vereinen in unserer Version von Dienstleistungen eine aufgeschlos- sene, dynamische Beratung mit flexiblen Struk- turen und flachen Hierarchien. Der persönliche Kontakt und eine schnelle Antwortgeschwin- digkeit sind dabei für uns wichtige Verspre- chen an unsere Mandanten. Unser Team bietet Startups weitreichende Erfahrungen und Kon- takte in der Szene und ermöglicht eine unkom- plizierte nationale und internationale Beratung für die unterschiedlichsten Unternehmen. 14 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER shipcloud – ein Lieferservice für Startups Für Food-Startups ist überlebenswichtig, einen attraktiven und kundenfreundlichen Online- shop zu haben. Und der Versand muss schnell und reibungslos funktionieren, gerade bei oft empfindlichen und verderblichen Waren wie Lebensmitteln. Die Zusammenarbeit mit mehr als einem Versandunternehmen kann da einen großen Wettbewerbsvorteil bringen. Dafür, dass auch kleine Unternehmen diesen nutzen können, sorgt das Hamburger Startup shipcloud. Die Zahl der Herausforderungen, die beim Ver- Hollmann und gründeten deshalb im Mai 2013 sand von Nahrungsmitteln entstehen, ist fast so in Hamburg shipcloud. Sie definieren ihr Star- groß wie die Zahl der Food-Startups selbst: tup als Shipping Service Provider. Ihr konkretes Angebot besteht aus einer Schnittstelle, die • Muss die Ware beim Versand gekühlt oder sich einfach in alle gängigen Shopsysteme inte- auf andere Weise frisch gehalten werden? grieren lässt, von Jimdo über shopware bis zu • Was geschieht mit Retouren – zurück an SAP und viele mehr. Das eröffnet unter ande- den Absender, zwischenlagern oder gar rem folgende Möglichkeiten: vernichten? • Ist die Ware zerbrechlich und muss daher • Einheitliche Versandetiketten, die direkt aus bruchsicher verschickt werden? dem Shop- oder Wawi-/ERP-System er- • Wie zuverlässig kann der Versanddienst- stellt werden können. leister ein Lieferzeitfenster einhalten? • Der Stand jedes Versandvorgangs lässt sich • „Same Day Delivery“ – klappt die Auslie- jederzeit nachvollziehen. ferung noch am Tag der Bestellung? Oder • Freie Wahl unter mehreren Anbietern, je sogar innerhalb einer Stunde („Instant De- nachdem, welche Konditionen jeweils am livery“)? günstigsten sind – was sich nicht nur am Preis festmacht. Das sind nur einige der Fragen, auf die On- • Die gesamte Verwaltung läuft über einen lineshops eine Antwort finden müssen, oft auf Account. mehrere gleichzeitig. Dabei kommen die bes- ten Antworten nicht immer vom selben Ver- sanddienstleister, die Option, auf verschiedene Anbieter zurückgreifen zu können, würde den Kundenservice merklich verbessern. Aber als kleiner Internethändler die besten Konditionen mit Logistikriesen wie DHL, UPS oder Hermes aushandeln, wie soll das gehen? shipcloud-Gründer sind selbst E-Commerce-Profis Dieses Problem erkannt haben die E-Com- Stefan Hollmann und Claus Fahlbusch, die Gründer von merce Experten Claus Fahlbusch und Stefan shipcloud (Foto: shipcloud) 15 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Dieses Angebot ist natürlich für kleine und Längst hat sich herumgesprochen, welche mittlere Unternehmen aller Branchen inter- Nachfrage die TV-Ausstrahlung zumindest essant, weshalb shipcloud mittlerweile über kurzfristig auslöst, weshalb weit mehr als die 5.400 Kunden gewinnen konnte. Zwischen 300 Hälfte der Kandidaten rechtzeitig mit shipcloud und 400 davon kommen aus dem Food-Be- Kontakt aufnähmen, schätzt Claus Fahlbusch. reich. Dazu gehören in Hamburg der Craftbeer- Viele werden dann Kunden, aus der letzten store von Ratsherren ebenso wie einige echte Staffel beispielsweise Grillido, myChipsbox und Startups: Tastillery, Quijote Kaffee, up to the Lizza. Sie profitieren davon, dass die Software- sky und Gesund & Mutter. lösung sowohl für kleine als auch große Ver- sandmengen geeignet ist. Die Kunden zahlen je nach Versandmenge feste Monatsbeträge. Bei shipcloud ist Partner vie- mehr als 1.000 Sendungen pro Monat ist eine individuelle Kalkulation möglich. Und wer noch ler Startups aus „Die ganz am Anfang steht, bekommt eine kosten- Höhle der Löwen“ lose Beratung. Gesund & Mutter kennen seit dem Herbst 2016 viele Fernsehzuschauer aus der Gründershow Logistik-Haupt- „Die Höhle der Löwen“. Startups, die dort ihren stadt Hamburg? Auftritt haben, müssen im Anschluss eine Rei- he von echten Luxusproblemen lösen, die mit Hamburg ist eine alte Handels- und Hafenstadt, dem Ansturm auf den jeweiligen Onlineshop zu daher läge es nahe, dass der Bereich „Logis- tun haben. Eines davon ist eben auch die Or- tik im digitalen Zeitalter“ hier eine besonders ganisation des Versands der in nie zuvor dage- wichtige Rolle spielt. Tatsächlich ist das aber wesener Zahl bestellten Waren. Da kommt ein nicht der Fall; in Berlin würde da mehr passie- Dienstleister wie shipcloud gerade recht. ren, erklärt Claus Fahlbusch. Vielleicht sei das Thema nicht „sexy“ genug, auch nicht für die öffentliche Hand, von der er sich grundsätzlich noch mehr Engagement wünscht. shipcloud jedenfalls hat keine staatliche Förde- rung erhalten und diese auch nicht angestrebt. Das Unternehmen ist privat finanziert und wächst stetig. Die Zahl der Mitarbeiter soll sich von aktuell 17 bald auf 20 und bis Ende 2017 auf 25 erhöhen. Eine Internationalisierung des Geschäfts ist dann nicht ausgeschlossen, hat aber nicht oberste Priorität. Allein schon durch den momentanen Food-Boom auch in Ham- Ist auch shipcloud-Kundin: Susi Leyck, Gründerin von Ge- burg wird sich shipcloud um Neukunden auch sund & Mutter, hier bei ihrem Auftritt in „Die Höhle der Löwen“ (Foto: Bernd-Michael Maurer / VOX) so keine Sorgen machen müssen. 16 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Zum Frühstück: Startups aus Hamburg Ob das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Fest steht, dass ein leckeres Frühstück für einen gelungenen Tag in den Start sorgt. Wir haben uns ein paar Startups angeschaut, die mit ihren Angeboten dazu beitragen können. Ist das Frühstück denn nun die wichtigste Bei COW COW trifft Mahlzeit des Tages? Drei Antworten stehen zur Milch auf Schokolade Auswahl, bitte ankreuzen: ja / nein / kommt darauf an. Und richtig sind: alle drei, je nach- Ob Müsli oder Superfood, Milch passt auf jeden dem, wenn man fragt. Denn in der Ernährungs- Fall gut dazu. Wer sich da etwas ganz Beson- wissenschaft ist es häufig so, dass alte Gewiss- deres gönnen möchte, greift zu den Scho- heiten heute nicht mehr gelten und morgen kodrinks von COW COW. Die gibt es in drei schon wieder alles anders ist. Manche Experten Geschmacksrichtungen und enthalten neben raten, kräftig zu frühstücken, um besser in und Biomilch noch Zartbitter- oder Vollmilchscho- durch den Tag zu kommen, andere empfehlen, kolade beziehungsweise eine Mischung aus morgens ganz auf Nahrungsaufnahme zu ver- weißer Schokolade und Kaffee. Diese Variante zichten um Kalorien zu sparen. Dazu sollte man ist für Kinder weniger geeignet, für sie gibt es es aber lieber nicht kommen lassen, denn dann den Biomilch-Snack „My Little Cow Cow“, der würde man einige Köstlichkeiten von Hambur- mit Honig gesüßt ist und daher nicht so über- ger Food-Startups verpassen, die (nicht nur) zuckert, wie viele andere Riegel. zum Frühstück besonders gut schmecken. elikat backt den Mehr als Müsli: Super- Kuchen ins Glas food von Seedheart Es soll ja Zeitgenossen geben, die erst am Da wäre zum Beispiel Seedheart vom Gründer- Nachmittag so richtig wach werden und dann duo Tobias Blume und Tilman Rautenstrauch. ihr Frühstück einnehmen. Um diese Tageszeit Was die beiden Jungs anbieten, sieht auf ist so oder so ein Kuchen die richtige Wahl, den ersten Blick aus wie normales Müsli, un- und zwar aus dem Glas. Aus dem Glas? Ja, kein terscheidet sich aber von der üblichen Ware Witz, der Kuchen von elikat steckt in einem durch den Verzicht auf die klassischen Zutaten Glas, aus dem er sich wunderbar löffeln lässt. wie Getreideflocken und Rosinen. Stattdessen Zudem ist er vegan, glutenfrei, laktosefrei und gibt es so angesagte Ingredienzen wie Chia, überhaupt ohne irgendwelche überflüssigen Amaranth, Gojibeeren und sogar Hanfsamen. Zusatzstoffe. Viel Geschmack ist trotzdem Deshalb passt auch der Name Superfood-Mi- drin, dafür sorgen Zutaten wie Schokolade, schungen viel besser zu den Produkten von Orangen, Zimt, Minze, Erdnüsse, Kokos und Seedheart. Die sind gesund und bio und stau- Zitronen. Und wem das Glas als Kuchenaufbe- ben dabei nicht den Mund voll, sondern knus- wahrungsort trotzdem suspekt ist, für den gibt pern ordentlich. es die Kreationen von elikat auch als Backmi- schungen. 17 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Fairer Kaffee, nor- Goldbrot hat das volle dish by nature Frühstücksprogramm Manch einer fühlt sich morgens erst wieder als Für alle, denen das bisher a) zu süß und b) zu Mensch, nachdem er seine erste Tasse Kaffee wenig war, und die es c) gewohnt sind, sich alle getrunken hat. Kaffee ist insgesamt das Lieb- Mahlzeiten vom Lieferservice bringen zu las- lingsgetränk der Deutschen, noch vor Wasser sen, kommt jetzt der rettende Tipp: Goldbrot! und weit vor Bier. Wer sich ganz besonderen Bei diesem Lieferservice gibt es von Obst über Kaffeegenuss gönnen möchte, sollte sich mal Müsli bis zu Wraps, Lachsbrötchen und Hack- das Angebot von Nordish.Coffee anschauen. spießen so ziemlich alles, was zu einem Brunch Das kommt in toll gestylter Verpackung daher, oder einer Frühstücksparty gehört, die sich die zudem noch aluminiumfrei und umwelt- auch über den ganzen Tag ziehen kann. Einzige schonend ist. Angebaut wird der Kaffee in fair Bedingung: Die Bestellung muss mindestens geführten Kooperativen in Ländern wie Peru, 24 Stunden im Voraus, beziehungsweise für Honduras und Indonesien. Und was ist daran das Wochenende und Montag bereits am Frei- „nordish“? Na, die frische Nordluft, die bei der tag erfolgen. Das Angebot richtet sich nicht schonenden Röstung eine wichtige Rolle spielt, zuletzt an Firmen, die ihren Mitarbeitern ein wie es auf der Webseite heißt. ordentliches Frühstück anbieten möchten. Das soll nämlich die Leistungsfähigkeit erhöhen. Oder auch nicht. Was soll’s, hauptsache, es HaselHerz bringt die ge- schmeckt! ballte Nuss aufs Brötchen Für viele ist nicht nur Kaffee am Morgen unver- zichtbar, sie schmieren sich auch seit frühester Kindheit diese Nuss-Nougat-Creme aufs Bröt- chen, deren Namen wir hier nicht nennen wol- len. Dabei gibt es ein viel bessere Alternative: HaselHerz. Während das beliebte Industriepro- dukt nur zu 13 % aus Haselnüssen besteht, liegt der Wert bei den in drei Sorten angebotenen Aufstrichen von Haselherz zwischen 41 und sagenhaften 90 %. Gesüßt wird mit Kokosblü- tenzucker oder Trauben, und mehr kommt da auch gar nicht rein. Das ist natürlich bio, vegan und vor allem supernussig. 18 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Foodist – Aufstieg einer Food-Marke Bundesweit bekannt wurde Foodist durch den Auftritt in „Die Höhle der Löwen“ und seine Abo-Boxen mit Leckereien. Längst aber hat das Unternehmen weit mehr zu bieten und schickt sich an, eine echte Marke in der Lebensmittelbranche zu werden. Wer in letzter Zeit häufiger mit S- und U-Bahn gefahren ist, dem könnten große Werbeplakate Die Zusammenarbeit aufgefallen sein für Tortillachips von Mano- mit Ströer ist „eine masa, Popcorn von Propercorn oder Proteins- nacks von The Protein Ball Company. Unten Traumsituation“ rechts in der Ecke steht jeweils „selected bei Foodist.“ Dass die Plakatflächen dem Außen- Ist dem bisher unabhängigen Startup dieser werbungsspezialisten Ströer gehören, ist dabei Schritt schwer gefallen? Gar nicht, versichert kein Zufall. CEO und Co-Founder Alexander Djordjevic. Viele unterschätzten, wie kapitalintensiv gera- Ströer ist nämlich längst mehr als ein Unter- de die Lebensmittelbranche sei, meint er. Für nehmen für Außenwerbung, bezeichnet sich ein solides Wachstum sei da ein finanzstarker selbst als Multi-Channel-Medienhaus und ist Partner unerlässlich. Zudem ließen ihm die zudem in der Startup-Welt engagiert. So geriet neuen Eigentümer ziemlich freie Hand, eher im Frühjahr 2016 auch Foodist in den Fokus kontaktiere er Ströer als umgekehrt. „Einen von Ströer. Danach ging alles ziemlich schnell. MDAX-Konzern an der Seite zu haben, mit dem Inklusive intensiver Due Dilligence, also der du ein gemeinsames Interesse verfolgst – das Risikoprüfung, vergingen nur vier Monate vom ist eine Traumsituation!“, fasst Alex zusammen. Erstkontakt bis zur Vertragsunterzeichnung im August. Seither ist Foodist eine Tochtergesell- Tatsächlich ist der Umsatz seit der Übernah- schaft von Ströer. me noch einmal deutlich gestiegen. Dabei war Foodist schon vorher auf Erfolgskurs. Das zeigt auch die Bilanz aus den früheren Erfahrungen mit Crowdfunding. Die Plattform Companisto weist auf ihrer Homepage einen Auszahlungs- betrag von etwas über 3 Millionen Euro aus – für sämtliche dort abgewickelten Projekte. Rund 1,9 Millionen Euro gehen allein auf das Konto von Foodist. Das spricht sicher für das Unternehmen, weniger für das Modell Crowd- funding. Der Erfolg basiert auf dem cleveren Geschäfts- modell, das Foodist schon früh verfolgt hat. Plakate wie dieses waren in letzter Zeit überall in Hamburg Am Anfang stand die Box mit Delikatessen, die zu sehen. sich Feinschmecker jeden Monat zuschicken lassen können. Parallel gab es die Leckereien aus der Box auch im Onlineshop zu kaufen. 19 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER entdeckt und waren schon zwei Monate später in der Abo-Box. Die Kunden reagierten beson- ders positiv, so dass die Snacks bald darauf auch im Handel erhältlich waren. Dort tritt Foo- dist mehr und mehr als eigene Marke auf. Inzwi- schen gibt es Verkaufsdisplays, also temporäre Pappregale, mit dem Logo und Design des Startups. Auf diese Weise will es sich weiter als Kurator hochwertiger Lebensmittel etablieren, die es bereits an 5.000 Verkaufsstellen gibt. Die Foodist-Gründer Alexander Djordjevic und Ole Schaumberg mit einem Foodist-Verkaufsdisplay (Foto: Foodist) Und bald kam noch eine dritte Säule hinzu, nämlich die Rolle als Zwischenhändler. Die beliebtesten Spezialitäten aus dem Sortiment konnte Foodist in Einzelhandel platzieren. Der scheut sonst die Einführung neuer Produkte, weil deren Akzeptanz nicht abzuschätzen ist und er in vielen Fällen dafür andere Ware aus den Regalen nehmen müsste. Foto: Foodist Markforschung mit Mit „Mission More“ bringt der Abo-Box Foodist seine erste Eigen- Dieses Risiko kann Foodist abfedern, es agiert marke in den Markt ein bisschen wie ein Marktforschungsinstitut. Die Kunden werden bei jeder Box zu allen Dabei wird allerdings nicht bleiben. Voraus- Produkten befragt, zudem lassen die Bestell- sichtlich im Mai kommt nämlich die erste Ei- mengen im Shop direkte Rückschlüsse auf die genmarke in den Läden: Mission More. Die Beliebtheit zu. Sind diese Ergebnisse positiv, ist ersten Rezepte dafür hat Co-Founder Ole auch für den Einzelhandel ein Erfolg zu erwar- Schaumberg in der eigenen Küche entwickelt – ten. Der lässt sich dank Ströer noch steigern, das ist noch echte Startup-Mentalität! Mission wenn Plakate gezielt in der Nähe von Läden More wird hochwertige süße Snacks anbieten, platziert werden, die Foodist-Artikel listen. ein Trend, der Deutschland gerade erst star- Nicht immer lassen sich übrigens alle Werbe- tet. In den USA verkaufen sich gesunde Riegel flächen verkaufen. „Unsold Inventory“ heißt mittlerweile besser als beispielsweise Snickers. das im Fachjargon und kommt häufig Foodist zugute, das damit seine Präsenz in der Öffent- Bewusster Genuss wird immer mehr zum Lifes- lichkeit noch steigern kann. tyle-Thema, nachhaltig produzierte und gesun- de Lebensmittel gelten für manche inzwischen All diese Faktoren führen dazu, dass besonders als Prestigeobjekte. In Deutschland ist da noch schnell reagiert werden kann. „Der Schnellere ordentlich Luft nach oben. In kaum einem Land frisst den Langsamen“, bringt Alex eine Bran- wird so wenig vom verfügbaren Einkommen chenregel auf den Punkt. Ein Beispiel: Die be- in Essen und Trinken investiert, dafür sind wir reits erwähnten Protein Balls wurden in London spitze bei der Anschaffung von Küchengeräten. 20 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Nummer 1 für Food-Geschenke werden, und Der Shop soll auf bis zu überhaupt die führende Food-Plattform. Das mag etwas vermessen klingen, aber bei dem 10.000 Produkte anwachsen Weg, den das Unternehmen bisher gegangen Noch ein paar Daten und Fakten zu Foodist: ist, ist es ihm durchaus zuzutrauen. Auch, wenn sich das Geschäft im Einzelhandel immer besser entwickelt, erzielt es noch zwei Drittel seines Umsatzes online. Dabei läuft die Hälfte aller Verkäufe inzwischen über Smart- phone oder Tablet. Der Onlineshop bietet zurzeit etwa 1.400 Artikel an, angestrebt sind 10.000. Ab April gibt es eine Snackbox für 12,90 Euro monatlich. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 55 Mitarbeiter und wird im Sep- tember von der Großen Elbstraße in die Hafen- city umziehen. Es tut sich also einiges im Hause Foodist. Als Nächstes ist der schweizerische Markt im Visier, für den eigene Regeln gelten. Weitere Ziele: die Alexander Djordjevic mit der neuen Snackbox 21 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Kailua Poké bringt hawaiianisches Lebensgefühl nach Hamburg Die Gastro- und Food-Szene ist immer auf Suche nach neuen Trends. Einer der heißesten zur- zeit stammt aus Hawaii und nennt sich Poké. Grundlagen sind roher Fisch und Gemüse, mari- niert und so frisch wie möglich. Ganz vorn dabei ist der Hamburger Imbiss Kailua Poké, wo die Südeseespezialität mit viel Liebe und Kreativität zubereitet wird. Auf der hawaiianischen Insel O’ahu liegt ein Statt Burgern steht jetzt also Poke auf dem Ort namens Kailua, nicht weit entfernt von der Speiseplan. Das ist, wie könnte es anders Hauptstadt Honolulu. Die Sonne scheint dort sein, ein hawaiianisches Nationalgericht, und das ganze Jahr auf einen ausgedehnten Strand besteht im Original hauptsächlich aus mari- – kein Wunder, dass Ex-Präsident Barack Oba- niertem rohen Fisch und warmem Sushi-Reis, ma in Kailua regelmäßig seinen Winterurlaub angereichert mit Gemüsen und Gewürzen der verbringt. Ein echter Sehnsuchtsort, doch lei- polynesischen und japanischen Küche. Ken- der am anderen Ende der Welt, sodass man nengelernt hat Christian Kille diese Spezialität dort nicht einfach mal zwischendurch hinflie- während seiner Studienzeit auf den zu den gen kann. USA gehörenden Südseeinseln. Ein Stück Hawaii in Winterhude Winterhude liegt da schon wesentlich näher. Eine Kostprobe hawaiianischen Lebensgefühls bietet auch dieser gediegene Hamburger Stadt- teil, und zwar buchstäblich. Anfang Mai hat nämlich in der Himmelstaße 45 das kleine Res- taurant Kailua Poké eröffnet. Kennern der hie- sigen Gastroszene dürfte die Adresse bekannt vorkommen, früher gehörte sie Dulf’s Burger. Christian schneidet den Thunfisch zurecht. Der erste Versuch mit Burgern blieb erfolglos Dort besuchte ihn mehrmals sein alter Schul- freund Patrick Krüger. Eines Abends beschlos- sen sie am Lagerfeuer bei einer Flasche Gin, erfolgreiche Gastronomen zu werden. Das ist ihnen mit Kailua Poké schließlich auch ge- lungen, doch der Weg dorthin war lang und steinig. Der erste Versuch vor fünf Jahren mit einem Burgerrestaurant führte ins Nichts. Unter Christian Kille und Patrick Krüger sind die Gründer von Kailua Poké. anderem wegen eines Streits um Markenrechte 22 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER kam das Projekt nie zustande. Ein herber Rück- schlag für beide, die für ihren Gastro-Traum Hilfe von der Haspa sogar ihr Studium abgebrochen hatten. Zwi- für Kailua Poké schenzeitlich arbeitete Christian als Türsteher, wofür er als Kampfsportler zumindest die nö- Die Finanzierung zum Beispiel. Scheiterten tigen physischen Voraussetzungen mitbrachte. die bisherigen Pläne nicht zuletzt am Geld, Patrick sammelte derweil jede Menge Erfahrun- konnten sie für ihre neue Restaurantidee einen gen in einen Sushirestaurant, wo er vom Kellner Kredit von der Haspa bekommen. Christian bis zum Restaurantleiter so ziemlich jede Posi- möchte hier besonders ihren Berater Christian tion bekleidete. Ernst hervorheben. „Bester Mann“ nennt er ihn. Er habe gleich den Aloha-Spirit verstanden, um den es sich bei Kailua Poké dreht. Und der geht Aloha BBQ begeisterte zu- weit über den kulinarischen Genuss hinaus. mindest einen Sommer lang Der nächste gemeinsame Versuch der Freunde im Sommer 2015 nannte sich Aloha BBQ. An einem Stand vor der Rindermarkthalle verkauf- ten sie Sandwiches mit geräucherter Rinder- brust und Pulled Turkey. Das kam auch sehr gut an bei den Leuten, manchmal war schon weit vor Marktschluss alles ausverkauft. Die Umsetzung des BBQ-Konzepts in ein richtiges Restaurant scheiterte allerdings an den zu er- warteten hohen Kosten. Phill Thoben bereitet eine Poke Bowl zu. Phill war einer ersten Gäste und dachte sofort: „Hier will ich arbeiten!“ Aloha lässt sich mit Mitgefühl oder Nächsten- liebe übersetzen. Als wesentliche Aspekte des dazugehörigen Lebensgefühls nennt Christian Demut, das Teilen von Liebe und Respekt vor der Erde. Dazu gehört auch, lieber mal mit der einen oder anderen Zutat ausverkauft zu sein als etwas wegwerfen zu müssen. Die Gefahr ist bei Kailua Poké allerdings sowieso recht gering, denn der Andrang übertraf vom ersten Alle Zutaten sind frisch vorbereitet, die Gäste können Tag an alle Erwartungen. kommen. Ein Mensch, der die beiden immer unterstützt Unbegrenzte Kombina- hatte, war Christians Mutter. Als sie 2016 starb, tionsmöglichkeiten war das zunächst natürlich ein Schock. Zu- gleich inspirierte Christian ihr Tod dazu, nun Und so sieht sie aus, die hamburgische Version erst recht und in ihrem Geiste weiterzumachen. der Südseespezialität: Basis ist immer entwe- Eines nachts kam ihm die Eingebung: „Lass uns der weißer Reis, Vollkornreis oder Rothkohl-Co- Poke machen!“ Von da an klappte vieles, was leslaw. Dazu kommt Thunfisch, Lachs oder für vorher nicht funktioniert hatte. Vegetarier Rote Beete. Des Weiteren stehen 23 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER diverse Marinaden zur Auswahl, eine Reihe von Beilagen – von gegrillter Ananas bis zum Wa- Die Nachfrage ist kame-Salat -, dazu Toppings (Spezialität des überwältigend Hauses: Krokant aus Cashewnüssen) und vier Mayonaisevarianten als Dressing. Daraus er- Kailua Poké ist zu einem richtigen Arbeitgeber gibt sich ein köstlich-buntes Durcheinander in geworden und beschäftigt inzwischen zehn schier unendlich vielen Variationen. Personen. Für Christian und Patrick besteht die Woche trotzdem noch aus gefühlt acht 25-Stunden-Tagen. Das Medieninteresse ist groß, unter anderem waren schon Zeit und Welt da, und auch für Catering wird Kailua Poké immer wieder angefragt. Längst nicht jeden Wunsch kann das Team da erfüllen, aber Ende August auf Sylt und im September in der Hafencity wird die hawaiianische Köstlichkeit serviert. Trotz all dem Trubel herrscht bei Kailua Poké immer eine entspannt-freundliche Atmosphä- Und so sieht eine fertige Poke Bowl aus. Oder auch re. Dazu trägt auch die Reggaemusik bei, die ganz anders. ständig im Hintergrund läuft. Die stammt zwar aus der Karibik und nicht der Südsee, aber Das Angebot sprengt die Grenzen des ur- was macht das schon – am Ende ist doch alles sprünglichen Poke und ist vielleicht sogar das Aloha. „beste der Welt“. Zu diesem Urteil kam zumin- dest die Crew der Rockband von Deep Purple, die vor ein paar Wochen zu Gast war. Wie auch viele, viele andere, weshalb sich an manchen Tagen richtige Schlangen bilden. Eigentlich ist das Lokal jetzt schon zu klein, dafür aber mit Liebe zum Detail gestaltet. Der Boden symboli- siert das Riff, das Grau in der Küche Vulkange- stein und die blau gestrichenen Wände stehen natürlich für das Meer. Das verwendete Blau war übrigens die Lieblingsfarbe von Christians Mutter. 24 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
HAMBURG STARTUPS FOOD DOSSIER Food Innovation Camp übertrifft alle Erwartungen Mit einem Satz wie: „Die Veranstaltung hat alle Erwartungen übertroffen“ sollte man spar- sam umgehen. Was das von Hamburg Startups in Kooperation mit dem Gastgewerbe-Magazin durchgeführte Food Innovation Camp angeht, ist diese Aussage allerdings absolut angebracht. Wir wagen uns an einen ersten Rückblick. Mit einem Satz wie: „Die Veranstaltung hat alle kammer Hamburg, begeisterte die Besucher. Erwartungen übertroffen“ sollte man sparsam Ebenso die Vielfalt der Aussteller, die an 78 umgehen. Was das von Hamburg Startups in Ständen ihre Produkte und Geschäftsideen Kooperation mit dem Gastgewerbe-Magazin vorstellten. Rund 1.000 Besucher hatten sich durchgeführte Food Innovation Camp angeht, angemeldet, nein, 1.100, oder, halt, am Ende ist diese Aussage allerdings absolut ange- waren es sogar um die 1.200; die letzten Ti- bracht. Wir wagen uns an einen ersten Rück- cketbestellungen trudelten erst am späten blick. Nachmittag ein. September 2016. Die Sonderedition „Food“ des Hamburg Startups Mixer ist gerade über die Bühne gegangen. Die mehr als 20 Aussteller sind sich einig: Das Event mit Messecharakter im Mindspace war eine tolle Sache, das sollte unbedingt wiederholt werden, ruhig auch et- was größer. Das Team von Hamburg Startups, allen voran Mitgründerin Sina Gritzuhn, nimmt den Wunsch gerne auf und entwickelt das Kon- zept zum Food Innovation Camp. Die Workshops waren stets gut besucht. (Foto: Stefan Groenveld) Wie Food-Startups zu Lovebrands werden Wer erst zu diesem Zeitpunkt das Food Inno- vation Camp besuchte, hatte viele Höhepunkte bereits verpasst. Nach ein paar vorbildlich kur- zen Begrüßungsworten hatte Chalwa Heigl mit Die Ausstellungsfläche in der Handelskammer aus der ihrem Vortrag über Lovebrands das Programm Vogelperspektive. (Foto: Stefan Groenveld) eröffnet. „Lovebrands“, dieser Begriff fiel im Laufe des Tages noch häufiger. Er bezeichnet 17. Juli 2017. „Etwas größer“ ist es dann doch Marken, die nicht nur durch ihre Produkte zum nicht geworden. Sondern einfach gigantisch. Erfolg wurden, sondern auch durch die Ge- Schon der Ort des Geschehens, die Handels- schichten, die sie erzählen. 25 WWW.HAMBURG-STARTUPS.NET
Sie können auch lesen