Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
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1.133 Beförderungen 2022 – sowohl Verwaltungs- als auch Vollzugsbeamtinnen und -beamte Quelle: PERS 22 und PERS 322 1 128 x A7 196 x A9 m.D. x A8 1 337 x A10 123 x A9 g.D. x A9 m.Z. 234 27 60 x A13 g.D. 9 x A11 8 x A12 x A13 h.D. 5 x A14 3 1 x B2 x A15 x A16 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 2
EDITORIAL | Foto: Polizei Hamburg 25 | Foto: Polizei Hamburg 28 Wir sind... 6 ... im Gespräch Interview mit LKAL 37 ... energiegeladen Information zur Energiesicherheit 12 … spezialisiert 50. Jubiläum LKA 24 38 ... fotogen Und dann war da noch ... 22 ... kritikfähig Ein Jahr BMDA 40 ... Profis im Puzzlen LKA 38 25 ... echte Spürnasen Jubiläum der PSH 44 ... erfolgreich im „Reinwühlen“ LKA 1B 27 …still und mächtig „Signal for Help“ 46 ... international vernetzt Mit der IPA zu Gast bei Freunden 28 ... in luftiger Höhe vernetzt Staffelleitertagung 48 ... Steinesammler Übergabe der 110-Glückssteine 30 ... international im Austausch Besuch Delegation Moldawien 49 ... on the MOVE Neues von PERS 23 31 ... elektrisierend Einführung DEIG bei der USE 49 ... echte Gewinner Gewinnauslosung „Suchsel“ 32 ... Retter in höchster Not Auszeichnung mit der Ehrenmedaille 52 ... immer AK-tuell Neues aus der AK 33 ... mit dem Herzen dabei Verkehrssicherheitsaktionen 53 ... traurig In stillem Gedenken 36 ... Lebensretter Belobigung HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 3
LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER, das Attentat auf die Olympischen Sommerspiele 1972 in München ist eines der schlimms- ten Verbrechen in der deutschen Nachkriegsgeschichte – und eine Zäsur für die deutsche Innenpolitik. Eine palästinensische Terrororganisation nahm israelische Athleten als Geiseln in der Ab- sicht, die deutsche Bundesregierung zur Freilassung inhaftierter Terroristen zu erpressen. Der Befreiungsversuch durch Sicherheitskräfte endete in einer Katastrophe. Siebzehn Menschen, davon elf Geiseln und ein Polizeibeamter, starben. Die Ereignisse haben Politik und Sicherheitsbehörden auf bitterste Weise vor Augen geführt, was es zur Folge haben kann, auf der- artige Szenarien nicht vorbereitet zu sein. Eine Konsequenz aus die- sem Fiasko war der Aufbau polizeilicher Spezialeinheiten in Bund und Ländern zur Bekämpfung von Terror, schwerer Verbrechen und der Abwehr besonderer Gefahren. Der 6. November 1972 ist die Geburtsstunde des Mobilen Einsatz- kommandos (MEK) hier in Hamburg! Seit 50 Jahren, leisteten und leisten Sie – die ehemaligen und aktiven Kolleginnen und Kollegen des damaligen MEK und des heutigen LKA 24/SE – mit ihren spe- Andy Grote ziellen Fähigkeiten einen herausgehobenen Dienst für die innere Senator für Inneres und Sport | Foto: Behörde f. Inneres und Sport Sicherheit unserer Stadt. 50 Jahre Observation, Fahndung, Zugriff – viele Festnahmen teils hoch- karätiger Straftäter und die erfolgreiche Bewältigung zahlreicher spektakulärer Kriminal- fälle belegen den Erfolg dieser Dienststelle. Und all‘ das bei nicht immer einfachen Rah- menbedingungen. Die Spezialeinheiten Hamburg haben einen großen Wert für die gesamte Hamburger Poli- zei und die Sicherheit in unserer Stadt. Im Namen des Hamburger Senats bedanke ich mich für Ihren Einsatz von ganzem Herzen und gratuliere Ihnen zu diesem besonderen Jubiläum. | Ihr Andy Grote Präses der Behörde für Inneres und Sport HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 4
LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER, der Anspruch der Menschen auf Sicherheit gilt besonders auch für den Schutz vor bzw. in besonderen Bedrohungslagen wie Geiselnahmen, Entführungen und Erpressungen. Insofern schmerzt die Wunde von 1972 auch noch 50 Jahre danach: völlig unzulänglich ausgerüstete und nicht dazu ausgebildete Polizisten versuchen schwer bewaffnete paläs- tinensische Terrorristen auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu überwältigen. Die Bilder aus einer anderen Zeit haben der Welt vor Augen geführt, wie dringend notwendig die Aufstellung von Spezialeinheiten damals war und heute noch ist. Denn unterschiedliche Phänomene des weltweiten Terrors gehören heute ebenso zu unserer Realität wie die der Organisierten Kriminalität. Zudem ist unsere SE auch im täglichen Einsatz kontinuierlich gefordert und rettet wieder und wieder Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen. Ich habe in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren einige Entwicklungsschritte vom Mo- bilen Einsatzkommando zu unserer Spezialeinheit miterlebt und bin heute höchst beein- druckt von der Leistungsfähigkeit und dem hohen Einsatzwert unse- rer Einheit. Insbesondere die technischen Entwicklungen schreiten voran, sodass wir heute einen enormen Spezialisierungsgrad er- reicht haben. Die Vorteile der integrierten Einheit sind noch immer virulent. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile“ gilt für die Teamarbeit und die Integration der Bereiche. Zur Weiterentwicklung gehört es, Dinge infrage zu stellen und neue zeitgemäße Schritte anzustoßen. Dabei wünsche ich allen ein glück- liches Händchen und den Kolleginnen und Kollegen unserer Spezial- einheit immer den richtigen Kompass, noch viele erfolgreiche Ein- sätze und kommen Sie immer gesund aus Ihren schwierigen Lagen zurück! Ralf Martin Meyer, Polizeipräsident | Foto: Polizei Hamburg Heute ist ein verdienter Anlass, mit Respekt und Stolz auf fünf er- folgreiche Jahrzehnte zurückzublicken. | Ihr Ralf Martin Meyer Polizeipräsident HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 5
Im Gespräch mit dem neuen LKAL „WIR HABEN ES SELBST IN DER HAND, DIE DINGE ZU VERÄNDERN“ HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 6 | Foto: Polizei Hamburg
Das HPJ traf sich mit Jan Hieber, Leitender Kriminaldirektor und seit Juni 2022 neu- er Chef der Hamburger Kriminalpolizei. Wir sprachen mit ihm über die Zukunft des LKA und inspirierende GEHspräche. » Eines Deiner Hauptanliegen als LKAL Der demografische Wandel hat für mich trägt die Überschrift: viele Facetten und aus meiner Sicht findet Die „Kripo weiterdenken“. Was verbirgt Wissenstransfer nicht nur einseitig statt. sich dahinter? Und freust Du Dich auf Die jungen Kolleginnen und Kollegen – Deine neue Aufgabe? « Stichwort Digital Natives – bringen so viel mit, in ihnen steckt so großes Potential! Ich freue mich absolut darauf! Vieles, was Ziel ist es, einen Rahmen zu finden, in wir derzeit im LKA haben, ist großartig, dem sich diese Potentiale entwickeln und wichtig und richtig. Es gibt jedoch auch in dem auch die Jungen ihr Wissen an die ganz konkrete Probleme, die wir anpacken Älteren weitergeben können. müssen – zum Beispiel die Massensachbe- arbeitung, die mit Blick in die Zukunft nicht Methodisch sind wir noch in den ersten ab-, sondern zunehmen wird. Mit unseren Schritten. Eine tolle Sache, um Wissen für bisherigen Strukturen und Arbeitsabläufen alle verfügbar zu machen, ist beispielswei- stoßen wir zunehmend an Grenzen. se das „Wiki“ im LKA 1. Es wird von den Kolleginnen und Kollegen selbst gestaltet, „Kripo weiterdenken“ bedeutet im Kern, befüllt und administriert, es ist intuitiv zu dass wir neue Wege finden müssen, um bedienen und dient als Nachschlagewerk unsere Ressourcen und technischen Mög- für sämtliche Fragen des Kripoalltags. lichkeiten richtig einzusetzen, um Wichti- ges von Unwichtigem zu unterscheiden Per Stichwortsuche Beispieltexte, Vordru- und uns von Verwaltungsaufgaben zu ent- cke und vielleicht sogar Erklär-Videos zu lasten. Kurzum: Wir müssen uns struktu- finden, hilft, schneller an Informationen rell zukunftsfit aufstellen. zu kommen und entlastet gleichzeitig die Mentorinnen und Mentoren. Denn Wissen Ich habe meine Vorstellungen dazu – und ist heute so umfangreich und komplex – mir ist sehr wichtig, sie mit allen Kolle- alles im Kopf zu haben ist unmöglich. ginnen und Kollegen im LKA, also mit so breiter Beteiligung wie nur möglich, zu dis- Beim Thema Potential kann ich mir vor- kutieren, um in einem gemeinsamen Ge- stellen, dass wir uns zukünftig stärker von staltungsprozess Lösungen zu finden. der Frage der „Zuständigkeit“ lösen und uns mehr an der Frage der „Arbeitsform“ » Der demografische Wandel spielt eine orientieren. Denn die Bedürfnisse der Mit- große Rolle. Wurde im LKA ein guter arbeitenden ändern sich – auch mit den Weg gefunden, um das Wissen, das Lebensphasen. sukzessive mit den Pensionären in den Ruhestand geht, an die Nachwuchs- Wenn jemand von der Akademie kommt, kräfte weiterzugeben? « möchte er oder sie vielleicht „Einsatzkripo“ erleben. Um welches Delikt, also welchen HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 7
Zuständigkeitsbereich es sich handelt, ist ins Leben gerufen. Welche Erfahrungen dabei vielleicht gar nicht so wichtig. hast Du damit bisher gemacht? Und muss man Angst haben, mit Dir joggen Bei Familiengründung benötigen sie über- zu müssen?« schaubare Dienstzeiten und eine bessere Planbarkeit. Die Familienbelange nehmen Auf gar keinen Fall (lacht) – es ist keine so viel Raum ein, dass Routine-Vorgänge im Sporteinheit. Tatsächlich biete ich diese Homeoffice und der Feierabend um 15:00 „GEHspräche“ im kleineren Kreis schon Uhr mehr Priorität genießen, als beispiels- seit Jahren an. Sie sind eine großartige weise die Mitarbeit in einer SOKO, in der Form der Kommunikation. Es ist etwas 24/7 neue Ideen generiert und Maßnah- völlig anderes, sich gemeinsam aktiv im men umgesetzt werden. Erfahrungsgemäß Park unter Bäumen zu bewegen, als sich kommt später wieder eine Zeit, in der man im Büro gegenüber zu sitzen. Es geht hier sagt „jetzt möchte ich den nächsten Karrie- nicht um Faktenaustausch und ums „Mit- reschritt wagen oder mich spezialisieren“. schreiben“ – sondern darum zu verste- hen, was einen Menschen bewegt, was Ich glaube, dass hier der Schlüssel zum seine Bedürfnisse sind, was er braucht. Erfolg liegt. Denn immer, wenn wir es Dafür bietet ein „GEHspräch“ genau das schaffen die Bedürfnisse der Mitarbeiten- richtige Setting. Hier kann man – oder den mit denen der Organisation und denen ich – viel besser zuhören. Oder auch mal der Bürgerinnen und Bürger in Einklang zu schweigen, um nachzudenken, ohne dass bringen, erzielen wir großartige Ergebnis- es unangenehm ist. Ob allein oder in der se und haben zufriedene Kolleginnen und Gruppe, ich freue mich immer sehr über Kollegen. das Feedback und kann aus meiner Er- fahrung sagen: Es ist am Ende immer » Stichwort Familie: Wie hast Du es ge- positiv. schafft, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen? « » Am 4. November 2022 finden die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubilä- Das war immer eine Herausforderung. Ich um unserer Spezialeinheiten statt. Du bin zum Beispiel zu Hause für das Kochen warst in den Jahren 2004 – 2006 selbst zuständig und da wird es gerade in der Teil der Dienststelle. Was hast Du aus Funktion als LKAL häufig ziemlich spät. Es dieser Zeit mitgenommen? « ist mir aber wichtig, auch in dieser Funk- tion noch flexibel bei Einschulungen oder Es war ein echtes Geschenk dort zu arbei- Kinderkrankheiten und damit Familienvater ten und miterleben zu dürfen, wie Spezial- zu sein. Mir hilft, dass ich mit der besten einheiten ticken und wie sie ihrem eigenen Frau der Welt verheiratet bin und da un- hohen Anspruch von Professionalität stets glaublich entlastet werde. Außerhalb des gerecht werden. Es sind wirklich große Dienstes bin ich dann für meine Familie so Leistungen, die sie mit hohem Risiko für präsent wie nur möglich. sich selbst erbringen. Seit vielen Jahren steigert sich dort die Notwendigkeit zur » Dein Vorgänger hat das Format „Auf Spezialisierung, also der Bedarf an Trai- einen Kaffee mit Mirko Streiber“ initia- ning, Personal und Ausstattung und das lisiert, Du selbst hast die „GEHspräche“ unter schwierigen finanziellen Rahmenbe- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 8
dingungen. Das zu meistern ist ein schwie- riger Spagat für die Kolleginnen und Kolle- gen. Insofern: Meine Hochachtung! Ich werde versuchen, meinen Teil dazu beizutragen, ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten das zu bieten, was sie brau- chen, um diese anspruchsvolle Aufgabe weiterhin in dieser Top-Qualität erfüllen zu können. | Foto: Polizei Hamburg » Wir haben in unserem letzten HPJ dazu aufgerufen, dass die Kolleginnen und Kollegen Fragen an Dich loswerden sondern auch Ängste zu nehmen. Wir be- können, die ihnen unter den Nägeln finden uns in einer Phase, in der sich auch brennen. KOK Marco Sonder, LKA 431, der hD komplett verändert und „alte Zöp- Trickdiebstahl und -betrug möchte fe“ abgeschnitten werden. Es wachsen wissen: „Es macht die letzten Jahre junge Leute nach, die andere Vorstellun- den Anschein, als würde es schwieriger, gen haben, wie man miteinander umgeht potentielle Mitarbeiter für einen Lauf- und wie man führt. Und das zeigt Wirkung: bahnaufstieg in den LA III zu begeistern. Kürzlich kamen über 75 Interessierte aller Worin sehen Sie die Ursachen dafür?“ « Sparten zu einer Informationsveranstal- tung für den hD – das war schön zu sehen. Der Kollege trifft mit der Frage einen Punkt. Offensichtlich war der höhere » Hast Du noch ein Schlusswort für die Dienst (hD) in seiner Wirkung nicht attrak- Kolleginnen und Kollegen? « tiv genug. Einerseits wahrscheinlich, weil er sehr belastet wirkt und den Eindruck Ich finde es wichtig, trotz aller Schwie- vermittelt, als würde er in einem engen rigkeiten und Belastungen immer im Korsett stecken. Andererseits, weil er auf Blick zu behalten, dass wir es selbst in eine Generation trifft, die zwar Lust hat der Hand haben, die Dinge, die in unse- zu gestalten, dabei die „Work-Life-Balan- rem Verantwortungsbereich liegen, zu ce“ aber ganz klar im Blick hat. „Chefs- verändern. Ich schließe mich da selbst einwollen“ ist nicht mehr so wichtig. ausdrücklich mit ein. Arbeit ist ein ganz großer Bestandteil unseres Lebens und wir sollten sie so gestalten, dass sie Wir sind im LKA seit knapp zwei Jahren uns stärkt anstatt uns zu schwächen. dabei, den hD „nahbarer“ zu machen und den direkten Austausch mit den Abtei- Das HPJ bedankt sich für das Gespräch lungsleiterinnen und Abteilungsleitern zu und wünscht viele gute Impulse für die fördern. PERS hat diese Initiative auch für Zukunft des LKA. andere OEen aufgenommen. Dies ermög- licht nicht nur, mit Klischees aufzuräumen, | Christine Eschstruth PÖA 2 HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 9
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, ein halbes Jahrhundert in besonderem Dienste für die Sicherheit der Menschen in unse- rer Stadt – das ist schon eine Aussage! Die Spezialeinheiten Hamburg können dabei auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Einen kleinen Einblick darüber geben die nachfolgen- den Sonderseiten. Die Spezialeinheiten haben sich in hohem Maße weiterentwickelt: Besondere Bedrohungslagen machten auch in Deutschland Anpas- sungen in der Sicherheitsarchitektur notwendig. Dies führte beim heutigen LKA 24/SE zu veritablen Veränderungen. Neben besonderen Einsatzmitteln sind neue Konzepte, Einzel- und Gruppenspezialisierungen mit teils erheblicher Fachexpertise sowie neue und angepasste Taktiken hinzugekommen. Und auch den rasan- ten und komplexen Entwicklungen im operativ-technischen Bereich gilt es zu begegnen, kurz: Die Anforderungen sind in den letzten Jah- ren signifikant gestiegen. Für eine hohe Leistungsfähigkeit ist dabei das enge Zusammenwir- Hauke Carstensen, Kommandoführer ken mit anderen Spezialeinheiten unerlässlich. Aber auch neue Wege | Foto: Polizei Hamburg werden beschritten: Die Einbeziehung evidenzbasierter Erkenntnisse, bspw. im Bereich der Sportwissenschaften und -medizin oder Psychologie und Eignungs- diagnostik, haben sich als Mehrwert bei der Personalauswahl sowie Aus- und Fortbildung etabliert. Es geht um möglichst passgenaue Instrumente für die spezifischen Anforderun- gen an unser Personal. Zudem bietet unser bundesweites Alleinstellungsmerkmal, eine vollintegrierte Einheit aus SEK und MEK zu sein, aus fachlicher Sicht Vorteile. Die Polizei Hamburg kann mit Stolz auf sein LKA 24/SE blicken. Es ist eine einzigartige Dienststelle! Deshalb möchte ich dieses Grußwort auch dafür nutzen, das Interesse bei Kolleginnen und Kollegen für das Kommando zu wecken, für die besonderen Aufgaben im SEK und MEK zu begeistern und vielleicht zu einer Bewerbung zu ermutigen. Wir stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit nunmehr fünf Jahrzehnten sind die Spezialeinheiten ein wichtiger Dienstleister und Berater in der Polizei Hamburg. All` das wäre ohne die großartigen Kolleginnen und Kollegen und Unterstützer der letzten 50 Jahre bis heute nicht möglich gewesen. Von daher gilt mein großer Dank allen ehemaligen Kommando- Mitgliedern, meinem aktuellen Team, der gesamten SE-Familie und allen internen und externen Verbündeten für ihr Engagement. Ein herzliches Dankeschön auch allen, die zum Gelingen der Jubiläumsfeierlichkeiten bei- tragen. | PD Hauke Carstensen Kommandoführer HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 11
T I T E LT H E M A 50 Jahre Spezialeinheiten EINE ZEITREISE DURCH DIE JAHRZEHNTE 18. April 1974 Banküberfall auf die Filiale der Commerzbank K ÄTHE: Der Täter verhandelte mit der Polizeiführung, er for- derte einen Fluchtwagen, drohte eine Geisel zu er- „In den Mittagsstunden des 18. April wurden wir schießen. alarmiert. Am Steindamm 50 fand ein Überfall auf die Commerzbank statt, der/die Täter befan- Die Polizeiführung entschied, die Situation vor Ort zu den sich noch im Objekt. lösen. Ein Einsatz von Scharfschützen wurde ultima- tiv untersagt. MEK/L (POR Kruschka) hielt uns über Die 2. Gruppe des MEK hatte Einsatzbereitschaft die Verhandlungssituation mündlich auf dem Laufen- und befand sich an der Dienststelle in Alsterdorf. den. Der Täter sollte beim Verlassen der Bank vor Wir machten uns sofort auf den Weg zur Bank und dem Besteigen des Fluchtfahrzeuges ausgeschaltet postierten uns im Pulverteich/Ecke Steindamm. werden. Dazu wurden drei Beamte meiner Gruppe Dort übernahmen wir die unmittelbare Sicherung und der Zugführer eingeteilt. Durch die Beobach- der Bankfiliale. Erstes Ziel war es, Erkenntnisse tungsposten gegenüber der Bank wurde uns mit- über das Objekt, den oder die Täter und die An- geteilt, dass zunächst eine Frau aus der Bank kam zahl der Geiseln zu erhalten. Durch den Zugang zu und diese die hinteren Fenster des Fluchtwagens einem Nebenzimmer des Schalterraumes konnten mittels Farbspray undurchsichtig machte. Danach Kollegen später Angaben über Anzahl der Geiseln kam der Täter mit einer Geisel aus der Bank und der und den Täter machen. Zugriff erfolgte. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 12
T I T E LT H E M A Die Nachbereitung des Einsatzes erbrachte unter ■ Es wurde viel improvisiert – wenn auch erfolg- anderem folgendes Ergebnis: reich. Besondere Einsatzkonzepte mussten kon- kret erarbeitet und Unterabschnitte „Operative ■ Ein großes Problem stellte die Tatortabsperrung Maßnahmen“ gebildet werden. dar. Schaulustige waren zu nah am Tatort. Nach dem Zugriff herrschte ein großes Durcheinander ■ Verbesserung der persönlichen Ausrüstung der vor der Bank. Einsatzkräfte und Passanten liefen Einsatzkräfte! Es fehlte Schutzausrüstung, Hel- durcheinander, Geiseln mussten am Weglaufen me hatten wir von der Bundeswehr. Funkgeräte, gehindert werden. die verdeckt getragen werden konnten, gab es noch nicht.“ 15. Mai 1986 Festnahme Pinzner MARCO: „Am 15. April 1986 befanden wir uns als 1. Gruppe MEK beim Sport in der Hamburg Halle. Wir wurden alarmiert, da wir Werner „Mucki“ Pinzner festnehmen sollten. Der Auftragskiller Werner Pinzner und sein Auftraggeber Peter „Wiener Peter“ Nusser waren bereits seit mehreren Wochen durch uns observiert worden. Vom Sport fuhren wir zur Dienststelle und planten die Durchführung der Festnahme. Da wir wussten, dass Pinzner unter Verfolgungswahn litt und seine Zurech- nung aufgrund seines Kokainkonsums unberechenbar war, kamen wir zu dem Entschluss, so wenig wie möglich den Verdacht aufkommen zu lassen, Pinzner festzunehmen zu wollen. Wir besorgten uns einen Streifenwagen und Kollege „Wiesel“ zog sich eine Uniform an. Kollege „Nico“ nahm einen neutralen Dienstwagen, sollte vor Ort gegen den grünen 3er BMW von Pinzner fahren und somit einen VU vortäuschen. Ziel war es, Pinzner aus der Wohnung zu locken und vor der Tür zu überwältigen. Wir Zu- griffskräfte waren in Zivil gekleidet und lediglich durch eine Weste unter der Jacke geschützt. Wir fuhren zum Objekt, ein MFH in der Steilshooper Straße, wo Pinzner im 1. Stock links wohnte. Als die Zugriffskräfte, bestehend aus fünf Beamten, sich an der Hauseingangstür eingegraben hatten, fuhr „Nico“ vor und tuschierte beim Einparken hinten links den BMW von Pinzner. Wie man es so macht, be- gutachtete Nico den Schaden und alarmierte die Polizei. Kurz darauf kam „Wiesel“ als Alleinfahrer im Funk- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 13
T I T E LT H E M A streifenwagen vorgefahren und nahm Kontakt zu „Nico“ auf. Nach Begutachtung des Schadens folgte eine scheinbare Halternachfrage über Funk. Kurze Zeit später ging „Wiesel“ zum Eingang des MFH und klingelte bei Pinzner. Nach geraumer Zeit wurde die Tür geöffnet und „Wiesel“ ging ins Treppenhaus. Um zu gewährleisten, dass die anderen Zugriffskräfte in das Haus gelangen konnten, wurde die Hauseingangstür mit einem Keil versehen, welcher jedoch verrutsch- te, sodass die Eingangstür zufiel. Im 1. Stock öffnete Pinzner nur kurz die Tür und fragte durch einen kleinen Spalt nach dem Anliegen. „Wiesel“ erzählte ihm vom Verkehrsunfall und bat ihn, sich den Schaden anzuschauen. Der Verkehrsunfall war Pinzner jedoch egal und er betonte, dass der Wagen auf seine Frau Jutta zugelassen sei und er gerade aus dem Bad komme. Nach mehreren Bitten, doch nur mal kurz durch das Treppenhausfenster zu schauen, damit der Ver- ursacher „Nico“, der noch vor dem Fahrzeug stand und von dort aus das Geschehen im 1. Stock sehen konnte, seinen Weg fortsetzen könne. Irgendwann reichte es Pinzner, sich mit dem „Wachtmeister“ abzusabbeln. Er trat kurz, nur mit einem Handtuch um die Hüfte, in das Treppenhaus und versuchte durch das Treppenhaus- fenster etwas zu sehen. Diesen Moment nahm „Wiesel“ wahr und verpasste Pinzner einen gezielten Faust- schlag, so dass dieser die ersten Stufen bis zum Treppenhausfenster stürzte. „Nico“ konnte dieses von der Straße aus beobachten und löste den Zugriff aus. Da aber die Eingangstür verschlossen war, presste sich „Nico“ mit seinem Körper, als Ringer ein Kraftpaket, gegen die Glastür und schaffte es, dass das Glas samt Eiseneinfassung kaputtging. „Nico“ war sofort bei „Wiesel“ und mit Unter- stützung der Zugriffskräfte konnte Pinzner kontrolliert festgenommen werden. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 14
T I T E LT H E M A 15. Juni 1998 Entführung Bodo Janssen ZP zu folgen. Gegen 10:10 Uhr betrat ich kurz nach der ZP das Gebäude. Herr S. ging zu diesem Zeit- BASLER: punkt im Treppenhaus nach oben. „Am 14. Juni 1998, war ich als Mitglied des MEK Da ich davon ausging, dass ich der ZP auf diesem bei der Fahndung nach Milisav S. eingesetzt. Wege nicht folgen konnte ohne ihr aufzufallen, betrat Dieser stand im Verdacht, an der Entführung des ich den Fahrstuhl und fuhr in den vierten Stock, da Hotelierssohns Bodo Janssen beteiligt zu sein. ich nicht davon ausging, dass Herr S. zu Fuß in höher gelegene Stockwerke gehen würde. Gegen 09:55 Uhr bemerkten miteingesetzte Kolle- gen, wie der S. das Gebäude Hallerstr. 1 a / b in Rich- Tatsächlich kam die ZP in dem Moment im vierten tung Grindelberg verließ. Stock an, als ich gerade den Fahrstuhl verlassen hat- te. Somit musste ich vor der ZP den Hausflur betreten Der Tatverdächtige wurde dann beim Kauf von Bröt- und mich dann für eine Seite entscheiden. Ich ging chen in der nahegelegenen Filiale der Stadtbäckerei dann nach rechts in den Hausflur bis zur letzten Tür Beim Schlump / Grindelberg und einem nachfolgen- und tat so, als würde ich klingeln, während der Tatver- den Handygespräch, dass von der Befehlsstelle LKA dächtige nach links in den Hausflur ging und dann dort 24 bestätigt wurde, beobachtet und eindeutig identi- eine Wohnung betrat, wie ich beobachten konnte. fiziert. Diese Beobachtung meldete ich dann der Befehls- Als die ZP dann wieder das Haus Hallerstr. 1 a/b be- stelle LKA 24. Letztendlich führte diese Beobach- trat und die Kollegen über Funk mitteilten, dass sie tung zur Lokalisierung der Wohnung und zur Befrei- ihm nicht folgen könnten, entschloss ich mich, der ung von Bodo Janssen. 29. Mai 2009 Festnahme von Thomas Wolf ELSE: „Am 29. Mai 2009 war ich als Mitglied einer SEK Gruppe im Dienst. Meine Kollegen und ich be- fanden uns an diesem Tage gerade in unserem Kraftraum, als wir die Info bekamen, uns sofort in unserem Gruppenraum einzufinden. Wir erhielten kurze Zeit später den Auftrag, den Schwerkriminellen Thomas Wolf zu finden und fest- zunehmen. Thomas Wolf saß bis zur Jahrtausend- wende in der JVA Moers-Kapellen und verbüßte dort eine Restfreiheitsstrafe von sechs Jahren nach Bankraub. Anfang der 2000´er kehrte er dann von einem gewährten Hafturlaub nicht mehr in die JVA Moers zurück und war seitdem auf der Flucht. Da- bei beging er mehrere gleich gelagerte Straftaten HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 15
T I T E LT H E M A sowohl in Deutschland, als auch in den Niederlanden und Belgien. Für Hinweise zur Ergreifung von Thomas Wolf wurde damals eine Belohnung in Höhe von 100.000 € ausgesetzt. Am 27. März 2009 entführte er eine Bankiersgattin und erpresste ein Lösegeld in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Am 29. Mai 2009 hatten wir Erkenntnisse, dass Thomas Wolf sich in Hamburg im Bereich Reeperbahn/ Balduintreppe aufhalten sollte. Sein Handy war immer mal wieder an und wurde kurze Zeit später wieder ausgeschaltet. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre auf der Flucht war und auch unter falschen Personalien lebte, hatten wir zu diesem Zeitpunkt nur eine rudimentäre Personenbeschreibung. Auf der Reeperbahn erkannte ich wenig später Thomas Wolf in Höhe der Kneipe „LEHMITZ“, als dieser in Richtung „Susi´s Showbar“ ging. In Höhe der „Davidwache“ überquerte ich die Reeperbahn, ging auf ihn zu und brachte ihn zu Boden. Zwei weitere Mitglieder des LKA 24/SE unterstützten mich dabei. Thomas Wolf gab bei seiner Festnahme zunächst falsche Personalien an und beschuldigte mich der Freiheitsberaubung. Er wurde später, im Dezember 2011, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 13 Jahren und 6 Monaten verurteilt. | Fotos (2): Polizei Hamburg 15. Oktober 2018 Abschiebung Mounir EL MOTASSADEQ CANDY: Ein solch kriminelles Schwergewicht holt man nicht einfach ab. Das Medieninteresse war sehr groß. Die „Er galt als einer der Logistiker des Anschla- Veröffentlichung des Abschiebedatums machte uns ges auf das New Yorker World Trade Center am die Arbeit nicht leichter. Es wurden mehrere Alter- 11.09.2001 und war Mitglied der „Hamburger nativpläne entwickelt. Letztendlich nutzen wir Libel- Zelle“: Mounir EL MOTASSADEQ. le, um El Motassadeq aus der JVA herauszufliegen. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Gelän- Im Oktober 2018 erhielten wir als dritte Einsatzgrup- de der Hubschrauberstaffel und dem Umstieg in ei- pe den Auftrag, El Motassadeq zum Zwecke der nen Hubschrauber der Bundespolizei ging es weiter Abschiebung aus der Haftanstalt „Santa Fu“ nach nach Frankfurt. Dort wurde El Motassadeq an die Ab- Frankfurt am Main zu transportieren. schiebeabteilung der Bundespolizei übergeben und HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 16
T I T E LT H E M A schlussendlich mit einem Linienflug nach Marokko te scheitern lassen können. Aber auch hier gab es ausgeflogen. Dieser Einsatz erforderte mehrere einen perfekten Tag. Auf dem Rückflug hatten wir Wochen intensive Vorbereitung, eine über Organisa- einen beeindruckenden Blick auf die Frankfurter tionseinheiten übergreifende Abstimmung und auch Skyline bei Sonnenuntergang. Eine schöne Beloh- ein wenig Glück – gerade in Bezug auf das Wetter – nung für den erfolgreichen Abschluss eines kom- Regenwolken hätten den Plan „A“ in letzter Minu- plexen Einsatzes.“ 50 Jahre Spezialeinheiten DIE STIMMEN DES LKA 24/SE SOPHIE, 29 JAHRE, SEIT 2/22 IM MEK » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? « Bevor ich zum MEK gegangen bin, war ich im Einsatzzug und in der LBP. Ziviles Arbeiten und Observieren hat mir schon immer Spaß gemacht. Ich wollte das intensivieren und professionalisieren – habe aber auch lange mit mir gehadert mich zu bewerben. Am Ende dachte ich aber „Was soll´s?!“. Der Intranet-Auftritt vom MEK ist richtig gut und hat mir super bei der Vorbereitung auf den Test geholfen. Wir sind ein kleines, mo- tiviertes Team. Hier hat jeder Bock, seinen Beitrag für´s Team zu leisten. Klar, man muss flexibel wegen der Arbeitszeiten sein – aber die Dienststelle kommt uns oft entgegen; es ist ein Geben und Nehmen. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 17
T I T E LT H E M A » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd / emotional / skurril? « Ich bin ja noch recht frisch an der Dienststelle, so richtig große Einsätze habe ich da noch nicht durchlaufen. Aber ich habe vor, noch einige Jahre hier zu bleiben – das reiche ich also nach. Genauso wie meinen Arbeits- namen, der im Laufe der nächsten Zeit entstehen wird aufgrund von Gegebenheiten im Einsatz oder einer meiner Eigenschaften. » Wie reagiert dein Umfeld (Familie / Freunde) auf deine Zugehörigkeit zu den Spezialeinheiten? Gibst du ihnen vor / nach Einsätzen Kenntnis? « Von meiner Familie und aus dem Freundeskreis bekomme ich uneingeschränkte Unterstützung. Ist auch wichtig, weil der Dienstplan manchmal sehr kurzfristig steht und die Versorgung für meinen Hund gewähr- leistet sein muss. Vom Dienst erzähle ich generell wenig; manchmal kommt das Gespräch auf aktuelle Ein- sätze oder Schlagzeilen in Hamburg und dann sage ich: „Das waren übrigens wir“. HENNE, 41 JAHRE, SEIT 2010 IM SEK » Was macht das LKA 24/SE für Dich aus? Was te habe ich meinen Wechsel an diese Dienststelle sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? « bereut. Ich schätze den hohen Grad an Motivation jedes ein- » Ein Einsatz, der dir besonders im zelnen Teammitglieds! Nicht nur, dass man einander Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd / blind vertrauen kann – die jungen Kolleginnen und Kol- emotional / skurril? « legen recherchieren in ihrer Freizeit, um sich und das Kommando bestmöglich für Einsätze vorzubereiten. Generell stellt jeder Einsatz eine Ausnahmesitua- tion dar und ich bin dankbar für jeden Einsatz, der Mich selbst hat die Aufgabenvielfalt gereizt und die glimpflich ausgeht. Aber insbesondere Einsätze, an Möglichkeit sich zu spezialisieren – nicht eine Minu- denen Kinder unmittelbar beteiligt sind, bleiben in HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 18
T I T E LT H E M A Erinnerung. Manchmal müssen wir in Wohnungen Für die Zukunft wünsche ich mir, dass dem Kom- „reinrumpeln“ und Familienmitglieder herausholen mando – gemessen an seiner immensen Wichtig- – gerade für Kinder ein emotionales Erlebnis. Es ge- keit – die gebührenden finanziellen Mittel und erfor- hört für mich unbedingt dazu, nach einem Einsatz derliche personelle Verstärkung zuteilwerden! mit ihnen ins Gespräch zu gehen – und zwar ohne Helm und auf Augenhöhe! » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort « Ich freue mich, schon seit mehr als einem Jahrzehnt Teil dieser Dienststelle zu sein und komme noch im- mer täglich mit Freude zur Arbeit. THEKLA, 58 JAHRE, SEIT 1991 IM SEK » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? « Für mich ist das hier eine einzigartige Dienststelle mit ebenso einzigartigen Kolleginnen und Kollegen. Wir genießen eine ausgezeichnete Aus- und Fortbildung und schenken uns gegenseitig das Urvertrauen, einan- der jederzeit den Rücken freizuhalten. » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd /emotional /skurril? « Tatsächlich ist mir ein Einsatz aus dem Juli 1999 im Heußweg noch immer sehr präsent: Es hieß in einer Wohnung sei ein bewaffneter Mann aus dem Drogenmilieu verschanzt und meine Gruppe hatte Bereit- schaft, als wir angefordert wurden. Ich öffnete mit der Ramme die Wohnungstür, als der Mann aus etwa drei Metern Entfernung unvermittelt das Feuer auf uns eröffnete. Er konnte außer Gefecht gesetzt und bei der Durchsuchung der Wohnung zwei weitere Personen angetroffen werden. » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort « Es wird das letzte Jubiläum sein, das ich aktiv mitfeiere – aber es ist nicht mein erstes: Ich bin stolz darauf seit mehr als 30 Jahren Teil dieser Dienststelle zu sein und dankbar für die gemeinsame Zeit in diesem groß- artigen Team! HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 19
T I T E LT H E M A „MUDDI“, 43 JAHRE, SEIT 12 JAHREN IM MEK » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd / Dein Kollege mitbringen? « emotional /skurril? « Diese Dienststelle zeichnet sich für mich durch ihre Zu Beginn der Zeit, als uns eine Trickdiebstahlwelle enge und vertrauensvolle Gemeinschaft aus – wie überrollte, sind wir mit dem Kommando durch halb eine zweite Familie. Das Aus- und Fortbildungs- Deutschland gereist – immer den Tätergruppen hin- programm ist groß und wandelbar. Dabei kann sich terher und im engen Austausch mit anderen Bun- jeder individuell weiterentwickeln: Der Einsatz tech- desländern. Das war eine sehr fordernde Zeit. Ich nischer Hilfsmittel, das Aneignen von Medic-Kennt- habe allerdings eine großartige Familie hinter mir, nissen. Jeder findet hier seinen Bereich und hat die mich unterstützt und viel Verständnis für meine Lust, sich einzubringen. Tätigkeit hier aufbringt. Das macht vieles leichter. » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort « Die Spezialeinheiten in Hamburg haben eine besonders große Wichtigkeit und über die Jahrzehnte immer wieder bewiesen, wie wandelbar und anpassungsfähig sie an die aktuelle Sicherheitslage sind. Herzlichen Glückwunsch zum 50-jährigen Bestehen! „PALME“, 30 JAHRE, SEIT 7/22 IM SEK » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? « Als ich bei der Polizei angefangen habe, war mein großes Ziel irgendwann zum SEK zu gehen. Mit Beginn der Grundausbildung im Februar dieses Jahres habe ich mir diesen Traum erfüllt. Vom ersten Tag an wurde ich gut aufgenommen und war ein vollwertiges Teammitglied. Es ist ein durchweg ehrlicher und familiärer Umgang miteinander und ich habe noch keine Dienststelle erlebt, an der die Vertrauensbasis derartig hoch war wie hier. Deshalb ist ein Verstellen oder Verschweigen hier nicht möglich – ein Umstand, auf den man sich einlassen können muss. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 20
T I T E LT H E M A » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd / emotional / skurril? « Obwohl ich noch nicht sehr viel Einsatzerfahrung habe, muss ich direkt an einen Einsatz aus den vergangenen Wochen denken: Wir waren bei der Binnenprüfung für unseren Bootsführerschein, für den nächsten Tag war ein Einsatz mit dem LKA 7 geplant. Plötzlich musste dann alles doch sofort losgehen, dabei waren wir gerade erst zuhause angekommen. Also wieder zurück zur Dienststelle und mit Sonderrechten zum Einsatzort. Es war faszinierend, wie alle auf Knopfdruck 110 prozentig da waren, physisch wie mental. » Wie reagiert dein Umfeld (Familie / Freunde) auf deine Zugehörigkeit zu den Spezialeinheiten? Gibst du ihnen vor / nach Einsätzen Kenntnis? « Nicht alle in meinem Umfeld wissen, was ich mache – aus gutem Grund. Von meiner Familie genieße ich un- bedingte Unterstützung, allerdings gebe ich keine Infos und sie stellen keine Nachfragen zu Einsätzen. Ein Selbstschutz, der sich für alle gut eingebürgert hat. „ASSEL“, 59 JAHRE, SEIT 2003 IM MEK » Was macht das LKA 24 für Dich aus? begleitet und zahlreiche Verstöße gegen deren Aufla- Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege gen festgestellt und gemeldet – und nichts passiert! mitbringen? « » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort « Das Besondere an dieser Dienststelle sind die Men- schen! Jeder ist freiwillig hier und hat sich einem Ich hoffe, dass jeder immer gesund aus den Einsät- anspruchsvollen internen Auswahlverfahren unter- zen nach Hause geht und bedanke mich bei jedem zogen. Ich schätze sehr, wie motiviert jeder einzelne Einzelnen für die großartige Zeit! ist und dass es als Selbstverständlichkeit gilt, seine privaten Talente oder Ideen im Einsatz einzubringen. Wir sind alle Teamplayer und haben Spaß an unse- rem Job. Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von Vertrauen und dem Austausch auf Augenhöhe – un- abhängig vom Dienstgrad. » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd / emotional /skurril? « Definitiv die Gipfel in den Jahren 2016/2017 in un- serer Stadt! Das war eine sehr fordernde Zeit und oft zermürbend, was die Medien jeweils daraus gemacht haben. Im Kleinen sind mit die Observa- tionen von Sexualstraftätern im Kopf hängenge- blieben: Stunden- und tagelang werden Menschen HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 21
Dienststelle Beschwerdemanagement und Disziplinarangelegenheiten esch werd EIN JAHR BMDA zipli nara emanDas agHPJ zieht mit dem Leiter der Dienststelle Beschwerdemanagement und Diszipli- ZEI H AMB n g eleg e men Ulf Bettermann-Jennes eine kurze Bilanz und wirft einen Blick narangelegenheiten URG aufeden t/ Was waren und sind die Herausforderungen für das BMDA? nhJahresbericht: eitTag Wie sieht ein enals Teil dieser Dienststelle aus? Und wie hoch stehen die Chancen auf ein gemeinsames Instagram-Reel mit Ulf Bettermann-Jennes? » Ulf, ein Jahr BMDA – hast Du noch schwellige Ansprechbarkeit von besonde- Lust? « rer Bedeutung. Wir haben innerhalb des vergangenen Jahres eine neue Außenstelle (lacht) Ich glaube es ist wie an jeder ande- in der Mönckebergstraße 5 aufgebaut, ein ren Dienststelle bei uns auch, es gibt mal digitales Hinweisgebersystem implemen- Schwarzbrot, oft aber auch Schwarzwälder- tiert und kompetentes Personal hinzuge- kirsch…. Rückblickend war es intensiv und winnen können. fordernd diese sensible Dienststelle aufzu- bauen und gemeinsam, mit dem Team die Teamwork aber auch die Unterstützung ersten Gehversuche zu unternehmen. Den der Gesamtorganisation haben dazu bei- Ansprüchen aller Verfahrensbeteiligten, der getragen, so glaube ich jedenfalls, einen Beschwerdeführenden und der Kollegin- positiven Anfang zu finden. Die Optimie- nen und Kollegen stets gerecht zu werden, rung unserer Prozessabläufe im Sinne einer aber auch die hohe Erwartungshaltung Drit- Servicedienststelle, aber die Suche nach ter, insbesondere der Politik, Medien und einem für alle Seiten „guten“ Ausgleich Interessensverbänden zu erfüllen, stellen bei berechtigter Kritik sind wiederkehren- tägliche Herausforderungen für uns dar. de Aufgabenstellungen für uns. Ein großer Die bewusste Verbindung von polizeilichen Vorteil ist dabei die Zusammenarbeit mit und soziologischen Fachwissen hat uns polizeiexternen, soziologisch ausgebildeten hier geholfen neue Wege im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen, die losgelöst von Kritik zu beschreiten, durch Transparenz formalen Einflüssen im Einsatz den Blick Besc und Berücksichtigung aller Perspektiven für andere Aspekte öffnen. konnte vielfach Vertrauen und Akzeptanz für unsere Arbeit geschaffen werden. h Disz werde Außerdem haben wir das vergangene Jahr dazu genutzt, um uns zur Erreichung unse- Es hat sich gezeigt, dass ein Bedarf für iplin m rer Ziele sowohl intern, als auch extern zu aran diese Dienststelle vorhanden ist: Im ers- vernetzen. Wir arbeiten mit unterschied- ten Jahr haben wir 1.249 Beschwerden POL lichen Akteuren der Sozialbehörde zusam- bearbeitet, was nahezu eine Verdoppelung IZEI ge men, intern beispielsweise dem ITK, LKA 7, zu den Vorjahren darstellt. In der Neukon- HAM PÖA oder der AK – oft mit dem Fokus auf zipierung der Dienststelle war eine niedrig- „Bessere Kommunikation“. BUR G HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 22
| Foto: Polizei Hamburg » Wenn du auf das vergangene Jahr Hinsichtlich der Auffälligkeiten würde ich schaust – wie sieht Euer Tag aus? spontan drei Punkte anführen: Gibt es Auffälligkeiten oder Häufun- gen bei den Fällen, die auf Eurem Wir stellen immer wieder fest, dass der Tisch landen? « Polizeiberuf ein Erfahrungsberuf ist. Eine erste Auswertung statistischer Daten Uns erreichen täglich Beschwerden per Te- zeigt, dass sich insbesondere jüngere Ein- lefon, per Mail oder auch persönlich in unse- satzkräfte einem erhöhten Beschwerderisi- rer Außenstelle. Unser Ziel ist es innerhalb ko unterliegen. Das bedeutet im Umkehr- von 48 Stunden mit den Beschwerdefüh- schluss und vor dem Hintergrund unseres renden in Kontakt zu treten, nachzuhaken, aktuellen demographischen Wandels, dass zu klären und erklären. In guten Monaten Vorgesetze sich ihrer besonderen Vorbild- schaffen wir es etwa in 30% der Fälle in er- funktion bewusst sein müssen. läuternden Gespräch die Kritik aufzufangen ohne das die betroffene Dienststelle hier Das zweite ist: Ich möchte dafür werben, Zuarbeit leisten muss. Ist die Beschwerde im Einsatz immer wieder einen Perspektiv- nicht sofort auflösbar, wird diese ähnlich wechsel vorzunehmen. Unser Gegenüber wie bei einer Straftat umfassend unter- befindet sich oftmals in einer Ausnahmesi- man sucht. Es werden Berichte beigezogen, tuation. Es mag unser dritter VU sein oder Stellungnahmen abgefordert oder Zeugen der zweite HWE, den wir an diesem Tag age befragt. Sind Lokalkenntnisse gefragt, aufnehmen – für die „polizeiunerfahrenen“ eleg men steuern wir die Anliegen an die jeweiligen Anzeigenden häufig eine emotional über- PK oder WSPK weiter, also: Beschwerdela- fordernde Situation. Was für uns Routine enh t/ ge wegen ruhestörenden Lärms auf einem ist, stellt für andere eine außergewöhn- eite Spielplatz oder wiederkehrende Falschpar- liche Belastung dar. Viele Beschwerden n ker in einem Straßenzug. können durch Geduld und eine Portion Em- pathie vermieden werden. HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 23
t/ en n m i te ge he Medien sind für mich persönlich aSoziale wie etwa eine Straftat oder ein Disziplinar- n a g e n d em elekein Thema, da ich selbst diese nicht nut- vergehen. Von der Polizei wird gerade jetzt, e r n g hw ra ze. Das kann jede Kollegin und jeder Kolle- in einem gefühlt ständigen gesellschaftli- e sc plina BURG B szi HAM ge halten, wie sie oder er mag, aber: Am chen Krisenmodus erwartet, jede einzelne Di LIZEI PO besten fahren alle damit, wenn Privatleben Problemstellung souverän zu handhaben, und Polizeiberuf getrennt werden. Die Teil- Antworten vor Ort zu geben, entgegenste- nahme an TikTok-Challenges, hende Interessen auszuglei- politische Äußerungen oder chen und das Ganze oftmals INFO: kompromittierende Moment- Den kompletten bei einer offen ablehnenden aufnahmen sind in Uniform Jahresbericht zum Haltung uns gegenüber. Nicht Nachlesen findet Ihr – oder wenn der Bezug zur leicht in derartigen Situationen im Intranet und auch Polizei Hamburg hergestellt im Internet! immer die „Contenance“, und werden kann – vorsichtig aus- ich spreche da aus eigener Er- gedrückt unglücklich. Auch hier fahrung, zu wahren. Wichtig sollte man den Polizeilichen Imperativ im ist es mir zu betonen: Kommt es zu einer Hinterkopf behalten, dann läuft´s auch bei Beschwerde, die als berechtigt eingestuft Social Media weiter gut. wird, geht es nicht um eine Sanktionierung des Betroffenen, sondern um die Vermei- » Gesalzenes Popcorn und BMDA – dung eines derartigen Verhaltens in einer beide besser als ihr Ruf? « zukünftig ähnlich gelagerten Situation. Ich weiß, bei gesalzenem Popcorn schei- Insgesamt können und müssen wir aber den sich die Geister, aber ich bin „Team an dieser Stelle festhalten: Die Polizei gesalzenes Popcorn“. (zwinkert) Und beim Hamburg arbeitet gut! Die eingangs be- BMDA: Definitiv! Es hat uns im ersten Jahr nannten 1.249 registrierten Beschwerden sehr viel Kraft und Anstrengung gekostet sind Ausfluss aus 503.870 registrierten Vertrauen aufzubauen: Von Extern kamen Einsätzen der SP 12! Und da sind noch viele Stimmen, dass die Idee dahinter al- keine Vernehmungen der Kripo oder Ein- lein schon daran scheitere, dass der Lei- sätze an der Rezeption der PK oder WSPK ter ein Polizeibeamter ist; Intern war die eingerechnet. In Relation gesetzt gingen Furcht vor mehr Kontrolle und Denunzian- zu 0,2 % der Einsätze Beschwerden ein, tentum groß. Wir stellen aber fest, dass wovon wiederum 0,04 % als berechtigt die Vorbehalte schmelzen – und durch das bzw. teilberechtigt eingestuft wurden. Die oft interne und externe positive Feedback Kolleginnen und Kollegen machen einen wir uns in unseren Anstrengungen bestä- guten Job! tigt sehen. Vielen Dank für das Gespräch und weiter- Um hier gezielt in die Polizei zu sprechen: hin alles Gute! Beschwerden stellen ein kritikwürdiges Verhalten dar, keinen normativen Verstoß | Julia Krahmer PÖA 2 Beschwerdemanagement/ Disziplinarangelegenheiten POLIZEI HAMBURG HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 24
10 Jahre Personenspürhunde bei der Polizei Hamburg IMMER DER NASE NACH Rund 200 Millionen Riechzellen kom- Diensthund und seinem Führer abwech- men auf eine Hundenase – und immer selnd im Tagesdienst von 7 Uhr bis 16 Uhr öfter wird diese tierische Superpower einsatzbereit. 2.042 Mal wurden die PSH zum – im wahrsten Sinne – wegwei- bislang angefordert, 1.793 Mal kamen sie senden Einsatzmittel. Die Rede ist von auch zum Einsatz (Stand 5. Juli). Tagsüber unseren Personenspürhunden bei der erfolgt die Alarmierung über SP 21, ab 16 Polizei Hamburg. Begonnen hat die Er- Uhr über SP 11. folgsgeschichte der PSH im Jahr 2010 mit der Ausbildung von drei Bayerischen Der Grund der Suche ist für die Hunde se- Gebirgsschweißhunden (BGS). Am 11. kundär: Sowohl im gefahrenabwehrenden Juni 2012 fiel dann der offizielle Start- Bereich, also vermisste Personen, als auch schuss: Mit Ausbildungsende wurden im strafprozessualen Bereich verzeichne- dem Führungs- und Lagedienst ihre ten die Spürnasen über die Zeit viele – da- Hunde Beppo, Trude und Liesl einsatzbe- runter auch einige spektakuläre – Erfolge. reit gemeldet. Kurz darauf bestand auch Yosi erfolgreich ihr Prüfung. Eine mit dem richtigen Riecher von ihnen ist Abby, eine 4-jährige BGS Hündin. Eigent- Ein Teil der Erstbesatzung an Hunden ist lich hat Abby heute schon Feierabend, aller- mittlerweile pensioniert, doch Beppo und dings klingelt gegen 18 Uhr das Handy von Yosi versehen noch wacker ihren Dienst, Annika Probst, ihrer Diensthundführerin. haben aber mit Momo und Jutta schon „Bis 22 Uhr haben wir Rufbereitschaft,“ junge Unterstützung an ihre Seite bekom- erklärt Annika, während sie die Heckklappe men. Das Konzept PSH wurde aufgrund des Transporters am Einsatzort öffnet. Die stetig steigender Nachfrage aufgestockt: Hündin streckt sich gähnend, dann lässt sie Inzwischen sind fünf Teams aus je einem sich bereitwillig streicheln und wedelt freu- HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 25
INTERESSE GEWECKT? dig mit der Rute. Um mit einem PSH zu lich ist,“ erklärt sie Gönnt Euch einen Dienstunterricht der arbeiten ist die mehrjährige Vorerfahrung dabei. PSH-Führer/-innen! mit Diensthunden unerlässlich. Allerdings: Kontakt unter 65901 oder per E-Mail: pol-lbp7reiter-diensthundfuehrer „Es gibt immense Unterschiede zum Dann geht die Suche SCH-Hund,“ erzählt Annika augenzwin- auch schon los, aus kernd, „die Hunde haben ihren eigenen dem Altenheim an einem Flusslauf entlang Kopf. Sie müssen weniger Kommandos durch ein Wäldchen. Was aussieht wie ein beherrschen und die Ausbildung kon- gemütlicher Spaziergang ist für Hund und zentriert sich allein auf die Spurensu- Hundeführerin harte Arbeit. Denn Abby che als auf Gehorsamsübungen.“ Auf muss sich unter all den hunderten Gerü- Annikas Zeichen stellt sich Abby zwischen chen immer wieder auf den Geruch des ihre Beine. Sie lässt sich ihr Geschirr an- Vermissten fokussieren; Annika dabei stets legen und weiß sofort: Jetzt wird´s ernst! die Hündin im Blick haben und ihre Bewe- Aus einem Altenheim ist ein dementer gungen und Verhaltensänderungen lesen Mann abgängig. Die Nahbereichsabsuche und deuten. hat keine Hinweise auf den Aufenthaltsort ergeben. Annika sichert aus dem Zimmer Wie alle PSH ist auch Abby mit etwa 10 des Vermissten einen Geruchsträger, da- Wochen als Welpe von ihrer Mutter vom mit die Hündin seinen Individualgeruch Stammzüchter aus der Schweiz zu ihrem aufnehmen kann – der Hundeführer si- Hundeführer/-in gekommen. Die zweijäh- chert den Geruchsträger grundsätzlich im- rige Ausbildung hat Abby und Annika eng mer selbst! „Wir müssen ressourcenscho- zusammengeschweißt. Das wird auch nend auf den Einzelfall schauen. In diesem heute wieder deutlich: Fall besteht Lebensgefahr und wir gehen direkt auf die Suche – in anderen Fällen Annika bemerkt nach einer Weile, dass müssen wir die Suche auch mal ablehnen, Abby eine kurze Pause braucht und ver- weil das Einsatzmittel Hund nun mal end- sorgt sie mit Wasser. DAMIT KEINE LANGEWEILE AUFKOMMT, GIBT ES WICHTIGE DO´S AND DON´ TS AM EINSATZORT: ■ Die ersten Kräfte sichern mögliche Geruchsträger (Tatwerkzeug / Kleidung etc.) gegen weitere Geruchskontamination: Eimer / Tüte drüber, Zimmer- / Autotür schließen. ■ Einsatzkräfte sollten nach Möglichkeit die Nähe zum Geruchsträger ver- meiden. Die, die im Umkreis des Geruchsträgers waren, verbleiben als Vergleichsgeruchsträger vor Ort. ■ Der Tatort ist bekannt und nur der Fluchtweg gesucht? Bitte keine Infos während der Suche, an den Hundeführer / -in, da die Hunde unbewusst be- einflusst werden können! ■ In Hamburg gilt: Der PSH soll im Fluss bleiben! Also im Zweifel den Verkehr | Foto: Polizei Hamburg rausnehmen, nicht den Hund! HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 26
■ Je mehr Kradfahrer vor Ort, desto besser. Die Zweiräder sind wendig und flexibel einsetzbar. ■ Während der Suche sollte eine Kollegin oder ein Kollege den direkten Kontakt zum Diensthundführer herstellen und halten, um den ständigen Informationsfluss zu gewährleisten – denn kurzfristige Änderungen des Weges sind immer möglich. Weiter geht´s. Abby läuft zielstrebig vom Pfad in Richtung Haupt- INFO: straße. Gute zwei Stunden Suche sind für die PSH keine Schwie- Noch mehr schlappohrigen Hundecontent gibt´s auf unserem rigkeit. Das mitgeführte GPS-Gerät zeichnet in jedem Einsatz alles Instagram-Account! auf, der Ausdruck kommt im Anschluss zur Akte. An der nächsten Straßenecke schnüffelt die Hündin noch zwei Runden im Kreis, dann setzt sie sich hin. Endstation Bushaltestelle. Fast zeitgleich kommt die Meldung des Michelsprechers, dass der Vermisste in einem Bus angetroffen wurde. Fall gelöst! Für heute heißt es Feierabend für Hund und Mensch – aber der nächste Einsatz kommt gewiss. Danke für´s zielsichere Schnüffeln und alles Gute für die nächsten 10 Jahre! | Julia Krahmer PÖA 2 Notfallsignal „SIGNAL FOR HELP“ – STILL UND MÄCHTIG Ob im Dienst oder privat: Dieses Zeichen kann Euch überall begegnen und erfordert Euer sofortiges Handeln! Das „Signal for Help“ wurde 2020 in Kanada von der Women’s Foundation entwickelt und ging viral um die Welt. Sicher, weil es so einfach, unmissverständlich und wirkungsvoll ist: Zeigt eine Person ihre geöffnete Hand, knickt dann ihren Daumen ein und bedeckt ihn langsam mit ihren Fingern, so dass eine Faust entsteht, bittet sie still um Hilfe – denn der Täter ist ganz in der Nähe. | Christine Eschstruth PÖA 2 | Foto: CristianStorto/AdobeStock.com HPJ – Hamburger Polizei Journal Nr. 5 | 2022 27
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