Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN

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Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
Hamburger
Polizei Journal
      Nr. 5 | 2022

               50 JAHRE
               SPEZIALEINHEITEN –
               Eine Reise durch fünf Jahrzehnte
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
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                     Beförderungen 2022 – sowohl Verwaltungs- als auch Vollzugsbeamtinnen und -beamte

                                               Quelle: PERS 22 und PERS 322

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       HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 5 | 2022                                                 2
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
EDITORIAL

| Foto: Polizei Hamburg
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                          Wir sind...

                          6      ... im Gespräch
                                 Interview mit LKAL                                      37            ... energiegeladen
                                                                                                       Information zur Energiesicherheit

                          12     … spezialisiert
                                 50. Jubiläum LKA 24                                     38            ... fotogen
                                                                                                       Und dann war da noch ...

                          22     ... kritikfähig
                                 Ein Jahr BMDA                                           40            ... Profis im Puzzlen
                                                                                                       LKA 38

                          25     ... echte Spürnasen
                                 Jubiläum der PSH                                        44            ... erfolgreich im „Reinwühlen“
                                                                                                       LKA 1B

                          27     …still und mächtig
                                 „Signal for Help“                                       46            ... international vernetzt
                                                                                                       Mit der IPA zu Gast bei Freunden

                          28     ... in luftiger Höhe vernetzt
                                 Staffelleitertagung                                     48            ... Steinesammler
                                                                                                       Übergabe der 110-Glückssteine

                          30     ... international im Austausch
                                 Besuch Delegation Moldawien                             49            ... on the MOVE
                                                                                                       Neues von PERS 23

                          31     ... elektrisierend
                                 Einführung DEIG bei der USE                             49            ... echte Gewinner
                                                                                                       Gewinnauslosung „Suchsel“

                          32     ... Retter in höchster Not
                                 Auszeichnung mit der Ehrenmedaille                      52            ... immer AK-tuell
                                                                                                       Neues aus der AK

                          33     ... mit dem Herzen dabei
                                 Verkehrssicherheitsaktionen                             53            ... traurig
                                                                                                       In stillem Gedenken

                          36     ... Lebensretter
                                 Belobigung

                           HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2022                                                   3
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER,

                      das Attentat auf die Olympischen Sommerspiele 1972 in München ist eines der schlimms-
                      ten Verbrechen in der deutschen Nachkriegsgeschichte – und eine Zäsur für die deutsche
                      Innenpolitik.

                      Eine palästinensische Terrororganisation nahm israelische Athleten als Geiseln in der Ab-
                      sicht, die deutsche Bundesregierung zur Freilassung inhaftierter Terroristen zu erpressen.
                      Der Befreiungsversuch durch Sicherheitskräfte endete in einer Katastrophe. Siebzehn
                                            Menschen, davon elf Geiseln und ein Polizeibeamter, starben.

                                            Die Ereignisse haben Politik und Sicherheitsbehörden auf bitterste
                                            Weise vor Augen geführt, was es zur Folge haben kann, auf der-
                                            artige Szenarien nicht vorbereitet zu sein. Eine Konsequenz aus die-
                                            sem Fiasko war der Aufbau polizeilicher Spezialeinheiten in Bund
                                            und Ländern zur Bekämpfung von Terror, schwerer Verbrechen und
                                            der Abwehr besonderer Gefahren.

                                            Der 6. November 1972 ist die Geburtsstunde des Mobilen Einsatz-
                                            kommandos (MEK) hier in Hamburg! Seit 50 Jahren, leisteten und
                                            leisten Sie – die ehemaligen und aktiven Kolleginnen und Kollegen
                                            des damaligen MEK und des heutigen LKA 24/SE – mit ihren spe-
Andy Grote                                  ziellen Fähigkeiten einen herausgehobenen Dienst für die innere
Senator für Inneres und Sport
| Foto: Behörde f. Inneres und Sport    Sicherheit unserer Stadt.

                                        50 Jahre Observation, Fahndung, Zugriff – viele Festnahmen teils hoch-
                      karätiger Straftäter und die erfolgreiche Bewältigung zahlreicher spektakulärer Kriminal-
                      fälle belegen den Erfolg dieser Dienststelle. Und all‘ das bei nicht immer einfachen Rah-
                      menbedingungen.

                      Die Spezialeinheiten Hamburg haben einen großen Wert für die gesamte Hamburger Poli-
                      zei und die Sicherheit in unserer Stadt.

                      Im Namen des Hamburger Senats bedanke ich mich für Ihren Einsatz von ganzem Herzen
                      und gratuliere Ihnen zu diesem besonderen Jubiläum.

                      | Ihr Andy Grote Präses der Behörde für Inneres und Sport

                HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2022                                               4
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
LIEBE MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER,

    der Anspruch der Menschen auf Sicherheit gilt besonders auch für den Schutz vor bzw.
    in besonderen Bedrohungslagen wie Geiselnahmen, Entführungen und Erpressungen.

    Insofern schmerzt die Wunde von 1972 auch noch 50 Jahre danach: völlig unzulänglich
    ausgerüstete und nicht dazu ausgebildete Polizisten versuchen schwer bewaffnete paläs-
    tinensische Terrorristen auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck zu überwältigen. Die Bilder
    aus einer anderen Zeit haben der Welt vor Augen geführt, wie dringend notwendig die
    Aufstellung von Spezialeinheiten damals war und heute noch ist. Denn unterschiedliche
    Phänomene des weltweiten Terrors gehören heute ebenso zu unserer Realität wie die der
    Organisierten Kriminalität. Zudem ist unsere SE auch im täglichen Einsatz kontinuierlich
    gefordert und rettet wieder und wieder Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen.

    Ich habe in den 1980er, 1990er und 2000er Jahren einige Entwicklungsschritte vom Mo-
    bilen Einsatzkommando zu unserer Spezialeinheit miterlebt und bin heute höchst beein-
    druckt von der Leistungsfähigkeit und dem hohen Einsatzwert unse-
    rer Einheit. Insbesondere die technischen Entwicklungen schreiten
    voran, sodass wir heute einen enormen Spezialisierungsgrad er-
    reicht haben. Die Vorteile der integrierten Einheit sind noch immer
    virulent. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile“ gilt
    für die Teamarbeit und die Integration der Bereiche.

    Zur Weiterentwicklung gehört es, Dinge infrage zu stellen und neue
    zeitgemäße Schritte anzustoßen. Dabei wünsche ich allen ein glück-
    liches Händchen und den Kolleginnen und Kollegen unserer Spezial-
    einheit immer den richtigen Kompass, noch viele erfolgreiche Ein-
    sätze und kommen Sie immer gesund aus Ihren schwierigen Lagen
    zurück!
                                                                             Ralf Martin Meyer, Polizeipräsident
                                                                             | Foto: Polizei Hamburg
    Heute ist ein verdienter Anlass, mit Respekt und Stolz auf fünf er-
    folgreiche Jahrzehnte zurückzublicken.

    | Ihr Ralf Martin Meyer Polizeipräsident

HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2022                                               5
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
Im Gespräch mit dem neuen LKAL

        „WIR HABEN ES SELBST IN DER
        HAND, DIE DINGE ZU VERÄNDERN“

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| Foto: Polizei Hamburg
Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
Das HPJ traf sich mit Jan Hieber, Leitender Kriminaldirektor und seit Juni 2022 neu-
    er Chef der Hamburger Kriminalpolizei. Wir sprachen mit ihm über die Zukunft des
    LKA und inspirierende GEHspräche.

     » Eines Deiner Hauptanliegen als LKAL          Der demografische Wandel hat für mich
               trägt die Überschrift:               viele Facetten und aus meiner Sicht findet
     Die „Kripo weiterdenken“. Was verbirgt         Wissenstransfer nicht nur einseitig statt.
      sich dahinter? Und freust Du Dich auf         Die jungen Kolleginnen und Kollegen –
              Deine neue Aufgabe? «                 Stichwort Digital Natives – bringen so viel
                                                    mit, in ihnen steckt so großes Potential!
    Ich freue mich absolut darauf! Vieles, was      Ziel ist es, einen Rahmen zu finden, in
    wir derzeit im LKA haben, ist großartig,        dem sich diese Potentiale entwickeln und
    wichtig und richtig. Es gibt jedoch auch        in dem auch die Jungen ihr Wissen an die
    ganz konkrete Probleme, die wir anpacken        Älteren weitergeben können.
    müssen – zum Beispiel die Massensachbe-
    arbeitung, die mit Blick in die Zukunft nicht   Methodisch sind wir noch in den ersten
    ab-, sondern zunehmen wird. Mit unseren         Schritten. Eine tolle Sache, um Wissen für
    bisherigen Strukturen und Arbeitsabläufen       alle verfügbar zu machen, ist beispielswei-
    stoßen wir zunehmend an Grenzen.                se das „Wiki“ im LKA 1. Es wird von den
                                                    Kolleginnen und Kollegen selbst gestaltet,
    „Kripo weiterdenken“ bedeutet im Kern,          befüllt und administriert, es ist intuitiv zu
    dass wir neue Wege finden müssen, um            bedienen und dient als Nachschlagewerk
    unsere Ressourcen und technischen Mög-          für sämtliche Fragen des Kripoalltags.
    lichkeiten richtig einzusetzen, um Wichti-
    ges von Unwichtigem zu unterscheiden            Per Stichwortsuche Beispieltexte, Vordru-
    und uns von Verwaltungsaufgaben zu ent-         cke und vielleicht sogar Erklär-Videos zu
    lasten. Kurzum: Wir müssen uns struktu-         finden, hilft, schneller an Informationen
    rell zukunftsfit aufstellen.                    zu kommen und entlastet gleichzeitig die
                                                    Mentorinnen und Mentoren. Denn Wissen
    Ich habe meine Vorstellungen dazu – und         ist heute so umfangreich und komplex –
    mir ist sehr wichtig, sie mit allen Kolle-      alles im Kopf zu haben ist unmöglich.
    ginnen und Kollegen im LKA, also mit so
    breiter Beteiligung wie nur möglich, zu dis-    Beim Thema Potential kann ich mir vor-
    kutieren, um in einem gemeinsamen Ge-           stellen, dass wir uns zukünftig stärker von
    staltungsprozess Lösungen zu finden.            der Frage der „Zuständigkeit“ lösen und
                                                    uns mehr an der Frage der „Arbeitsform“
     » Der demografische Wandel spielt eine         orientieren. Denn die Bedürfnisse der Mit-
      große Rolle. Wurde im LKA ein guter           arbeitenden ändern sich – auch mit den
       Weg gefunden, um das Wissen, das             Lebensphasen.
     sukzessive mit den Pensionären in den
      Ruhestand geht, an die Nachwuchs-             Wenn jemand von der Akademie kommt,
             kräfte weiterzugeben? «                möchte er oder sie vielleicht „Einsatzkripo“
                                                    erleben. Um welches Delikt, also welchen

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Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
Zuständigkeitsbereich es sich handelt, ist    ins Leben gerufen. Welche Erfahrungen
     dabei vielleicht gar nicht so wichtig.          hast Du damit bisher gemacht? Und
                                                   muss man Angst haben, mit Dir joggen
     Bei Familiengründung benötigen sie über-                    zu müssen?«
     schaubare Dienstzeiten und eine bessere
     Planbarkeit. Die Familienbelange nehmen       Auf gar keinen Fall (lacht) – es ist keine
     so viel Raum ein, dass Routine-Vorgänge im    Sporteinheit. Tatsächlich biete ich diese
     Homeoffice und der Feierabend um 15:00        „GEHspräche“ im kleineren Kreis schon
     Uhr mehr Priorität genießen, als beispiels-   seit Jahren an. Sie sind eine großartige
     weise die Mitarbeit in einer SOKO, in der     Form der Kommunikation. Es ist etwas
     24/7 neue Ideen generiert und Maßnah-         völlig anderes, sich gemeinsam aktiv im
     men umgesetzt werden. Erfahrungsgemäß         Park unter Bäumen zu bewegen, als sich
     kommt später wieder eine Zeit, in der man     im Büro gegenüber zu sitzen. Es geht hier
     sagt „jetzt möchte ich den nächsten Karrie-   nicht um Faktenaustausch und ums „Mit-
     reschritt wagen oder mich spezialisieren“.    schreiben“ – sondern darum zu verste-
                                                   hen, was einen Menschen bewegt, was
     Ich glaube, dass hier der Schlüssel zum       seine Bedürfnisse sind, was er braucht.
     Erfolg liegt. Denn immer, wenn wir es         Dafür bietet ein „GEHspräch“ genau das
     schaffen die Bedürfnisse der Mitarbeiten-     richtige Setting. Hier kann man – oder
     den mit denen der Organisation und denen      ich – viel besser zuhören. Oder auch mal
     der Bürgerinnen und Bürger in Einklang zu     schweigen, um nachzudenken, ohne dass
     bringen, erzielen wir großartige Ergebnis-    es unangenehm ist. Ob allein oder in der
     se und haben zufriedene Kolleginnen und       Gruppe, ich freue mich immer sehr über
     Kollegen.                                     das Feedback und kann aus meiner Er-
                                                   fahrung sagen: Es ist am Ende immer
     » Stichwort Familie: Wie hast Du es ge-       positiv.
      schafft, Familie und Beruf unter einen
                 Hut zu bekommen? «                   » Am 4. November 2022 finden die
                                                   Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubilä-
     Das war immer eine Herausforderung. Ich        um unserer Spezialeinheiten statt. Du
     bin zum Beispiel zu Hause für das Kochen      warst in den Jahren 2004 – 2006 selbst
     zuständig und da wird es gerade in der         Teil der Dienststelle. Was hast Du aus
     Funktion als LKAL häufig ziemlich spät. Es          dieser Zeit mitgenommen? «
     ist mir aber wichtig, auch in dieser Funk-
     tion noch flexibel bei Einschulungen oder     Es war ein echtes Geschenk dort zu arbei-
     Kinderkrankheiten und damit Familienvater     ten und miterleben zu dürfen, wie Spezial-
     zu sein. Mir hilft, dass ich mit der besten   einheiten ticken und wie sie ihrem eigenen
     Frau der Welt verheiratet bin und da un-      hohen Anspruch von Professionalität stets
     glaublich entlastet werde. Außerhalb des      gerecht werden. Es sind wirklich große
     Dienstes bin ich dann für meine Familie so    Leistungen, die sie mit hohem Risiko für
     präsent wie nur möglich.                      sich selbst erbringen. Seit vielen Jahren
                                                   steigert sich dort die Notwendigkeit zur
      » Dein Vorgänger hat das Format „Auf         Spezialisierung, also der Bedarf an Trai-
     einen Kaffee mit Mirko Streiber“ initia-      ning, Personal und Ausstattung und das
     lisiert, Du selbst hast die „GEHspräche“      unter schwierigen finanziellen Rahmenbe-

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Hamburger Polizei Journal - Nr. 5 | 2022 - 50 JAHRE SPEZIALEINHEITEN
dingungen. Das zu meistern ist ein schwie-
    riger Spagat für die Kolleginnen und Kolle-
    gen. Insofern: Meine Hochachtung!

    Ich werde versuchen, meinen Teil dazu
    beizutragen, ihnen im Rahmen unserer
    Möglichkeiten das zu bieten, was sie brau-
    chen, um diese anspruchsvolle Aufgabe
    weiterhin in dieser Top-Qualität erfüllen zu
    können.

                                                                                                 | Foto: Polizei Hamburg
       » Wir haben in unserem letzten HPJ
      dazu aufgerufen, dass die Kolleginnen
     und Kollegen Fragen an Dich loswerden         sondern auch Ängste zu nehmen. Wir be-
       können, die ihnen unter den Nägeln          finden uns in einer Phase, in der sich auch
     brennen. KOK Marco Sonder, LKA 431,           der hD komplett verändert und „alte Zöp-
        Trickdiebstahl und -betrug möchte          fe“ abgeschnitten werden. Es wachsen
       wissen: „Es macht die letzten Jahre         junge Leute nach, die andere Vorstellun-
     den Anschein, als würde es schwieriger,       gen haben, wie man miteinander umgeht
      potentielle Mitarbeiter für einen Lauf-      und wie man führt. Und das zeigt Wirkung:
    bahnaufstieg in den LA III zu begeistern.      Kürzlich kamen über 75 Interessierte aller
     Worin sehen Sie die Ursachen dafür?“ «        Sparten zu einer Informationsveranstal-
                                                   tung für den hD – das war schön zu sehen.
    Der Kollege trifft mit der Frage einen
    Punkt. Offensichtlich war der höhere           » Hast Du noch ein Schlusswort für die
    Dienst (hD) in seiner Wirkung nicht attrak-          Kolleginnen und Kollegen? «
    tiv genug. Einerseits wahrscheinlich, weil
    er sehr belastet wirkt und den Eindruck        Ich finde es wichtig, trotz aller Schwie-
    vermittelt, als würde er in einem engen        rigkeiten und Belastungen immer im
    Korsett stecken. Andererseits, weil er auf     Blick zu behalten, dass wir es selbst in
    eine Generation trifft, die zwar Lust hat      der Hand haben, die Dinge, die in unse-
    zu gestalten, dabei die „Work-Life-Balan-      rem Verantwortungsbereich liegen, zu
    ce“ aber ganz klar im Blick hat. „Chefs-       verändern. Ich schließe mich da selbst
    einwollen“ ist nicht mehr so wichtig.          ausdrücklich mit ein. Arbeit ist ein ganz
                                                   großer Bestandteil unseres Lebens und
                                                   wir sollten sie so gestalten, dass sie
    Wir sind im LKA seit knapp zwei Jahren         uns stärkt anstatt uns zu schwächen.
    dabei, den hD „nahbarer“ zu machen und
    den direkten Austausch mit den Abtei-          Das HPJ bedankt sich für das Gespräch
    lungsleiterinnen und Abteilungsleitern zu      und wünscht viele gute Impulse für die
    fördern. PERS hat diese Initiative auch für    Zukunft des LKA.
    andere OEen aufgenommen. Dies ermög-
    licht nicht nur, mit Klischees aufzuräumen,    | Christine Eschstruth PÖA 2

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EDITORIAL

| Foto: Polizei Hamburg

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LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

   ein halbes Jahrhundert in besonderem Dienste für die Sicherheit der Menschen in unse-
   rer Stadt – das ist schon eine Aussage! Die Spezialeinheiten Hamburg können dabei auf
   eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Einen kleinen Einblick darüber geben die nachfolgen-
   den Sonderseiten.

   Die Spezialeinheiten haben sich in hohem Maße weiterentwickelt:
   Besondere Bedrohungslagen machten auch in Deutschland Anpas-
   sungen in der Sicherheitsarchitektur notwendig. Dies führte beim
   heutigen LKA 24/SE zu veritablen Veränderungen.

   Neben besonderen Einsatzmitteln sind neue Konzepte, Einzel- und
   Gruppenspezialisierungen mit teils erheblicher Fachexpertise sowie
   neue und angepasste Taktiken hinzugekommen. Und auch den rasan-
   ten und komplexen Entwicklungen im operativ-technischen Bereich
   gilt es zu begegnen, kurz: Die Anforderungen sind in den letzten Jah-
   ren signifikant gestiegen.

   Für eine hohe Leistungsfähigkeit ist dabei das enge Zusammenwir-             Hauke Carstensen, Kommandoführer
   ken mit anderen Spezialeinheiten unerlässlich. Aber auch neue Wege           | Foto: Polizei Hamburg

   werden beschritten: Die Einbeziehung evidenzbasierter Erkenntnisse,
   bspw. im Bereich der Sportwissenschaften und -medizin oder Psychologie und Eignungs-
   diagnostik, haben sich als Mehrwert bei der Personalauswahl sowie Aus- und Fortbildung
   etabliert. Es geht um möglichst passgenaue Instrumente für die spezifischen Anforderun-
   gen an unser Personal. Zudem bietet unser bundesweites Alleinstellungsmerkmal, eine
   vollintegrierte Einheit aus SEK und MEK zu sein, aus fachlicher Sicht Vorteile.

   Die Polizei Hamburg kann mit Stolz auf sein LKA 24/SE blicken. Es ist eine einzigartige
   Dienststelle! Deshalb möchte ich dieses Grußwort auch dafür nutzen, das Interesse bei
   Kolleginnen und Kollegen für das Kommando zu wecken, für die besonderen Aufgaben im
   SEK und MEK zu begeistern und vielleicht zu einer Bewerbung zu ermutigen. Wir stehen
   jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

   Liebe Leserinnen, liebe Leser, seit nunmehr fünf Jahrzehnten sind die Spezialeinheiten
   ein wichtiger Dienstleister und Berater in der Polizei Hamburg. All` das wäre ohne die
   großartigen Kolleginnen und Kollegen und Unterstützer der letzten 50 Jahre bis heute
   nicht möglich gewesen. Von daher gilt mein großer Dank allen ehemaligen Kommando-
   Mitgliedern, meinem aktuellen Team, der gesamten SE-Familie und allen internen und
   externen Verbündeten für ihr Engagement.

   Ein herzliches Dankeschön auch allen, die zum Gelingen der Jubiläumsfeierlichkeiten bei-
   tragen. | PD Hauke Carstensen Kommandoführer

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T I T E LT H E M A   50 Jahre Spezialeinheiten

                     EINE ZEITREISE DURCH DIE
                     JAHRZEHNTE
                     18. April 1974 Banküberfall auf die Filiale der Commerzbank

                     K ÄTHE:                                              Der Täter verhandelte mit der Polizeiführung, er for-
                                                                          derte einen Fluchtwagen, drohte eine Geisel zu er-
                     „In den Mittagsstunden des 18. April wurden wir      schießen.
                     alarmiert. Am Steindamm 50 fand ein Überfall
                     auf die Commerzbank statt, der/die Täter befan-      Die Polizeiführung entschied, die Situation vor Ort zu
                     den sich noch im Objekt.                             lösen. Ein Einsatz von Scharfschützen wurde ultima-
                                                                          tiv untersagt. MEK/L (POR Kruschka) hielt uns über
                     Die 2. Gruppe des MEK hatte Einsatzbereitschaft      die Verhandlungssituation mündlich auf dem Laufen-
                     und befand sich an der Dienststelle in Alsterdorf.   den. Der Täter sollte beim Verlassen der Bank vor
                     Wir machten uns sofort auf den Weg zur Bank und      dem Besteigen des Fluchtfahrzeuges ausgeschaltet
                     postierten uns im Pulverteich/Ecke Steindamm.        werden. Dazu wurden drei Beamte meiner Gruppe
                     Dort übernahmen wir die unmittelbare Sicherung       und der Zugführer eingeteilt. Durch die Beobach-
                     der Bankfiliale. Erstes Ziel war es, Erkenntnisse    tungsposten gegenüber der Bank wurde uns mit-
                     über das Objekt, den oder die Täter und die An-      geteilt, dass zunächst eine Frau aus der Bank kam
                     zahl der Geiseln zu erhalten. Durch den Zugang zu    und diese die hinteren Fenster des Fluchtwagens
                     einem Nebenzimmer des Schalterraumes konnten         mittels Farbspray undurchsichtig machte. Danach
                     Kollegen später Angaben über Anzahl der Geiseln      kam der Täter mit einer Geisel aus der Bank und der
                     und den Täter machen.                                Zugriff erfolgte.

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T I T E LT H E M A
Die Nachbereitung des Einsatzes erbrachte unter          ■ Es wurde viel improvisiert – wenn auch erfolg-
anderem folgendes Ergebnis:                                    reich. Besondere Einsatzkonzepte mussten kon-
                                                               kret erarbeitet und Unterabschnitte „Operative
■ Ein großes Problem stellte die Tatortabsperrung              Maßnahmen“ gebildet werden.
   dar. Schaulustige waren zu nah am Tatort. Nach
   dem Zugriff herrschte ein großes Durcheinander        ■ Verbesserung der persönlichen Ausrüstung der
   vor der Bank. Einsatzkräfte und Passanten liefen            Einsatzkräfte! Es fehlte Schutzausrüstung, Hel-
   durcheinander, Geiseln mussten am Weglaufen                 me hatten wir von der Bundeswehr. Funkgeräte,
   gehindert werden.                                           die verdeckt getragen werden konnten, gab es
                                                               noch nicht.“

15. Mai 1986 Festnahme Pinzner

MARCO:

„Am 15. April 1986 befanden wir uns als 1. Gruppe MEK beim Sport in der Hamburg Halle. Wir wurden
alarmiert, da wir Werner „Mucki“ Pinzner festnehmen sollten.

Der Auftragskiller Werner Pinzner und sein Auftraggeber Peter „Wiener Peter“ Nusser waren bereits seit
mehreren Wochen durch uns observiert worden. Vom Sport fuhren wir zur Dienststelle und planten die
Durchführung der Festnahme. Da wir wussten, dass Pinzner unter Verfolgungswahn litt und seine Zurech-
nung aufgrund seines Kokainkonsums unberechenbar war, kamen wir zu dem Entschluss, so wenig wie
möglich den Verdacht aufkommen zu lassen, Pinzner festzunehmen zu wollen.

Wir besorgten uns einen Streifenwagen und Kollege „Wiesel“ zog sich eine Uniform an. Kollege „Nico“ nahm
einen neutralen Dienstwagen, sollte vor Ort gegen den grünen 3er BMW von Pinzner fahren und somit einen
VU vortäuschen. Ziel war es, Pinzner aus der Wohnung zu locken und vor der Tür zu überwältigen. Wir Zu-
griffskräfte waren in Zivil gekleidet und lediglich durch eine Weste unter der Jacke geschützt. Wir fuhren zum
Objekt, ein MFH in der Steilshooper Straße, wo Pinzner im 1. Stock links wohnte.

Als die Zugriffskräfte, bestehend aus fünf Beamten, sich an der Hauseingangstür eingegraben hatten, fuhr
„Nico“ vor und tuschierte beim Einparken hinten links den BMW von Pinzner. Wie man es so macht, be-
gutachtete Nico den Schaden und alarmierte die Polizei. Kurz darauf kam „Wiesel“ als Alleinfahrer im Funk-

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T I T E LT H E M A   streifenwagen vorgefahren und nahm Kontakt zu „Nico“ auf. Nach Begutachtung des Schadens folgte eine
                     scheinbare Halternachfrage über Funk.

                     Kurze Zeit später ging „Wiesel“ zum Eingang des MFH und klingelte bei Pinzner. Nach geraumer Zeit wurde
                     die Tür geöffnet und „Wiesel“ ging ins Treppenhaus. Um zu gewährleisten, dass die anderen Zugriffskräfte in
                     das Haus gelangen konnten, wurde die Hauseingangstür mit einem Keil versehen, welcher jedoch verrutsch-
                     te, sodass die Eingangstür zufiel.

                     Im 1. Stock öffnete Pinzner nur kurz die Tür und fragte durch einen kleinen Spalt nach dem Anliegen. „Wiesel“
                     erzählte ihm vom Verkehrsunfall und bat ihn, sich den Schaden anzuschauen. Der Verkehrsunfall war Pinzner
                     jedoch egal und er betonte, dass der Wagen auf seine Frau Jutta zugelassen sei und er gerade aus dem Bad
                     komme. Nach mehreren Bitten, doch nur mal kurz durch das Treppenhausfenster zu schauen, damit der Ver-
                     ursacher „Nico“, der noch vor dem Fahrzeug stand und von dort aus das Geschehen im 1. Stock sehen konnte,
                     seinen Weg fortsetzen könne. Irgendwann reichte es Pinzner, sich mit dem „Wachtmeister“ abzusabbeln. Er
                     trat kurz, nur mit einem Handtuch um die Hüfte, in das Treppenhaus und versuchte durch das Treppenhaus-
                     fenster etwas zu sehen. Diesen Moment nahm „Wiesel“ wahr und verpasste Pinzner einen gezielten Faust-
                     schlag, so dass dieser die ersten Stufen bis zum Treppenhausfenster stürzte.

                     „Nico“ konnte dieses von der Straße aus beobachten und löste den Zugriff aus. Da aber die Eingangstür
                     verschlossen war, presste sich „Nico“ mit seinem Körper, als Ringer ein Kraftpaket, gegen die Glastür und
                     schaffte es, dass das Glas samt Eiseneinfassung kaputtging. „Nico“ war sofort bei „Wiesel“ und mit Unter-
                     stützung der Zugriffskräfte konnte Pinzner kontrolliert festgenommen werden.

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T I T E LT H E M A
15. Juni 1998 Entführung Bodo Janssen                      ZP zu folgen. Gegen 10:10 Uhr betrat ich kurz nach
                                                           der ZP das Gebäude. Herr S. ging zu diesem Zeit-
BASLER:                                                    punkt im Treppenhaus nach oben.

„Am 14. Juni 1998, war ich als Mitglied des MEK            Da ich davon ausging, dass ich der ZP auf diesem
bei der Fahndung nach Milisav S. eingesetzt.               Wege nicht folgen konnte ohne ihr aufzufallen, betrat
Dieser stand im Verdacht, an der Entführung des            ich den Fahrstuhl und fuhr in den vierten Stock, da
Hotelierssohns Bodo Janssen beteiligt zu sein.             ich nicht davon ausging, dass Herr S. zu Fuß in höher
                                                           gelegene Stockwerke gehen würde.
Gegen 09:55 Uhr bemerkten miteingesetzte Kolle-
gen, wie der S. das Gebäude Hallerstr. 1 a / b in Rich-    Tatsächlich kam die ZP in dem Moment im vierten
tung Grindelberg verließ.                                  Stock an, als ich gerade den Fahrstuhl verlassen hat-
                                                           te. Somit musste ich vor der ZP den Hausflur betreten
Der Tatverdächtige wurde dann beim Kauf von Bröt-          und mich dann für eine Seite entscheiden. Ich ging
chen in der nahegelegenen Filiale der Stadtbäckerei        dann nach rechts in den Hausflur bis zur letzten Tür
Beim Schlump / Grindelberg und einem nachfolgen-           und tat so, als würde ich klingeln, während der Tatver-
den Handygespräch, dass von der Befehlsstelle LKA          dächtige nach links in den Hausflur ging und dann dort
24 bestätigt wurde, beobachtet und eindeutig identi-       eine Wohnung betrat, wie ich beobachten konnte.
fiziert.
                                                           Diese Beobachtung meldete ich dann der Befehls-
Als die ZP dann wieder das Haus Hallerstr. 1 a/b be-       stelle LKA 24. Letztendlich führte diese Beobach-
trat und die Kollegen über Funk mitteilten, dass sie       tung zur Lokalisierung der Wohnung und zur Befrei-
ihm nicht folgen könnten, entschloss ich mich, der         ung von Bodo Janssen.

29. Mai 2009 Festnahme von Thomas Wolf

                                                           ELSE:

                                                           „Am 29. Mai 2009 war ich als Mitglied einer SEK
                                                           Gruppe im Dienst. Meine Kollegen und ich be-
                                                           fanden uns an diesem Tage gerade in unserem
                                                           Kraftraum, als wir die Info bekamen, uns sofort
                                                           in unserem Gruppenraum einzufinden.

                                                           Wir erhielten kurze Zeit später den Auftrag, den
                                                           Schwerkriminellen Thomas Wolf zu finden und fest-
                                                           zunehmen. Thomas Wolf saß bis zur Jahrtausend-
                                                           wende in der JVA Moers-Kapellen und verbüßte
                                                           dort eine Restfreiheitsstrafe von sechs Jahren nach
                                                           Bankraub. Anfang der 2000´er kehrte er dann von
                                                           einem gewährten Hafturlaub nicht mehr in die JVA
                                                           Moers zurück und war seitdem auf der Flucht. Da-
                                                           bei beging er mehrere gleich gelagerte Straftaten

              HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 5 | 2022                                                 15
T I T E LT H E M A   sowohl in Deutschland, als auch in den Niederlanden und Belgien. Für Hinweise zur Ergreifung von Thomas
                     Wolf wurde damals eine Belohnung in Höhe von 100.000 € ausgesetzt.

                     Am 27. März 2009 entführte er eine Bankiersgattin und erpresste ein Lösegeld in Höhe von 1,8 Millionen
                     Euro.

                     Am 29. Mai 2009 hatten wir Erkenntnisse, dass Thomas Wolf sich in Hamburg im Bereich Reeperbahn/
                     Balduintreppe aufhalten sollte. Sein Handy war immer mal wieder an und wurde kurze Zeit später wieder
                     ausgeschaltet. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits neun Jahre auf der Flucht war und auch unter falschen
                     Personalien lebte, hatten wir zu diesem Zeitpunkt nur eine rudimentäre Personenbeschreibung.

                     Auf der Reeperbahn erkannte ich wenig später Thomas Wolf in Höhe der Kneipe „LEHMITZ“, als dieser in
                     Richtung „Susi´s Showbar“ ging. In Höhe der „Davidwache“ überquerte ich die Reeperbahn, ging auf ihn zu
                     und brachte ihn zu Boden. Zwei weitere Mitglieder des LKA 24/SE unterstützten mich dabei. Thomas Wolf
                     gab bei seiner Festnahme zunächst falsche Personalien an und beschuldigte mich der Freiheitsberaubung.

                     Er wurde später, im Dezember 2011, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 13 Jahren und 6 Monaten verurteilt.

                      | Fotos (2): Polizei Hamburg

                     15. Oktober 2018 Abschiebung Mounir EL MOTASSADEQ

                     CANDY:                                                  Ein solch kriminelles Schwergewicht holt man nicht
                                                                             einfach ab. Das Medieninteresse war sehr groß. Die
                     „Er galt als einer der Logistiker des Anschla-          Veröffentlichung des Abschiebedatums machte uns
                     ges auf das New Yorker World Trade Center am            die Arbeit nicht leichter. Es wurden mehrere Alter-
                     11.09.2001 und war Mitglied der „Hamburger              nativpläne entwickelt. Letztendlich nutzen wir Libel-
                     Zelle“: Mounir EL MOTASSADEQ.                           le, um El Motassadeq aus der JVA herauszufliegen.
                                                                             Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Gelän-
                     Im Oktober 2018 erhielten wir als dritte Einsatzgrup-   de der Hubschrauberstaffel und dem Umstieg in ei-
                     pe den Auftrag, El Motassadeq zum Zwecke der            nen Hubschrauber der Bundespolizei ging es weiter
                     Abschiebung aus der Haftanstalt „Santa Fu“ nach         nach Frankfurt. Dort wurde El Motassadeq an die Ab-
                     Frankfurt am Main zu transportieren.                    schiebeabteilung der Bundespolizei übergeben und

                HPJ – Hamburger Polizei Journal      Nr. 5 | 2022                                            16
T I T E LT H E M A
schlussendlich mit einem Linienflug nach Marokko        te scheitern lassen können. Aber auch hier gab es
ausgeflogen. Dieser Einsatz erforderte mehrere          einen perfekten Tag. Auf dem Rückflug hatten wir
Wochen intensive Vorbereitung, eine über Organisa-      einen beeindruckenden Blick auf die Frankfurter
tionseinheiten übergreifende Abstimmung und auch        Skyline bei Sonnenuntergang. Eine schöne Beloh-
ein wenig Glück – gerade in Bezug auf das Wetter –      nung für den erfolgreichen Abschluss eines kom-
Regenwolken hätten den Plan „A“ in letzter Minu-        plexen Einsatzes.“

50 Jahre Spezialeinheiten

DIE STIMMEN DES LKA 24/SE

SOPHIE, 29 JAHRE, SEIT 2/22 IM MEK

                                 » Was macht das LKA 24 für Dich aus?
                         Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? «

Bevor ich zum MEK gegangen bin, war ich im Einsatzzug und in der LBP. Ziviles Arbeiten und Observieren
hat mir schon immer Spaß gemacht. Ich wollte das intensivieren und professionalisieren – habe aber auch
lange mit mir gehadert mich zu bewerben. Am Ende dachte ich aber „Was soll´s?!“. Der Intranet-Auftritt vom
MEK ist richtig gut und hat mir super bei der Vorbereitung auf den Test geholfen. Wir sind ein kleines, mo-
tiviertes Team. Hier hat jeder Bock, seinen Beitrag für´s Team zu leisten. Klar, man muss flexibel wegen der
Arbeitszeiten sein – aber die Dienststelle kommt uns oft entgegen; es ist ein Geben und Nehmen.

             HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2022                                             17
T I T E LT H E M A                         » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist,
                                                      weil sehr fordernd / emotional / skurril? «

                     Ich bin ja noch recht frisch an der Dienststelle, so richtig große Einsätze habe ich da noch nicht durchlaufen.
                     Aber ich habe vor, noch einige Jahre hier zu bleiben – das reiche ich also nach. Genauso wie meinen Arbeits-
                     namen, der im Laufe der nächsten Zeit entstehen wird aufgrund von Gegebenheiten im Einsatz oder einer
                     meiner Eigenschaften.

                                     » Wie reagiert dein Umfeld (Familie / Freunde) auf deine Zugehörigkeit
                                    zu den Spezialeinheiten? Gibst du ihnen vor / nach Einsätzen Kenntnis? «

                     Von meiner Familie und aus dem Freundeskreis bekomme ich uneingeschränkte Unterstützung. Ist auch
                     wichtig, weil der Dienstplan manchmal sehr kurzfristig steht und die Versorgung für meinen Hund gewähr-
                     leistet sein muss. Vom Dienst erzähle ich generell wenig; manchmal kommt das Gespräch auf aktuelle Ein-
                     sätze oder Schlagzeilen in Hamburg und dann sage ich: „Das waren übrigens wir“.

                     HENNE, 41 JAHRE, SEIT 2010 IM SEK

                     » Was macht das LKA 24/SE für Dich aus? Was              te habe ich meinen Wechsel an diese Dienststelle
                     sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? «       bereut.

                     Ich schätze den hohen Grad an Motivation jedes ein-                » Ein Einsatz, der dir besonders im
                     zelnen Teammitglieds! Nicht nur, dass man einander         Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd /
                     blind vertrauen kann – die jungen Kolleginnen und Kol-                    emotional / skurril? «
                     legen recherchieren in ihrer Freizeit, um sich und das
                     Kommando bestmöglich für Einsätze vorzubereiten.         Generell stellt jeder Einsatz eine Ausnahmesitua-
                                                                              tion dar und ich bin dankbar für jeden Einsatz, der
                     Mich selbst hat die Aufgabenvielfalt gereizt und die     glimpflich ausgeht. Aber insbesondere Einsätze, an
                     Möglichkeit sich zu spezialisieren – nicht eine Minu-    denen Kinder unmittelbar beteiligt sind, bleiben in

                HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2022                                                18
T I T E LT H E M A
Erinnerung. Manchmal müssen wir in Wohnungen             Für die Zukunft wünsche ich mir, dass dem Kom-
„reinrumpeln“ und Familienmitglieder herausholen         mando – gemessen an seiner immensen Wichtig-
– gerade für Kinder ein emotionales Erlebnis. Es ge-     keit – die gebührenden finanziellen Mittel und erfor-
hört für mich unbedingt dazu, nach einem Einsatz         derliche personelle Verstärkung zuteilwerden!
mit ihnen ins Gespräch zu gehen – und zwar ohne
Helm und auf Augenhöhe!

 » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort «

Ich freue mich, schon seit mehr als einem Jahrzehnt
Teil dieser Dienststelle zu sein und komme noch im-
mer täglich mit Freude zur Arbeit.

THEKLA, 58 JAHRE, SEIT 1991 IM SEK

    » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? «

Für mich ist das hier eine einzigartige Dienststelle mit ebenso einzigartigen Kolleginnen und Kollegen. Wir
genießen eine ausgezeichnete Aus- und Fortbildung und schenken uns gegenseitig das Urvertrauen, einan-
der jederzeit den Rücken freizuhalten.

                      » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist,
                                 weil sehr fordernd /emotional /skurril? «

Tatsächlich ist mir ein Einsatz aus dem Juli 1999 im Heußweg noch immer sehr präsent: Es hieß in einer
Wohnung sei ein bewaffneter Mann aus dem Drogenmilieu verschanzt und meine Gruppe hatte Bereit-
schaft, als wir angefordert wurden. Ich öffnete mit der Ramme die Wohnungstür, als der Mann aus etwa drei
Metern Entfernung unvermittelt das Feuer auf uns eröffnete. Er konnte außer Gefecht gesetzt und bei der
Durchsuchung der Wohnung zwei weitere Personen angetroffen werden.

                             » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort «

Es wird das letzte Jubiläum sein, das ich aktiv mitfeiere – aber es ist nicht mein erstes: Ich bin stolz darauf
seit mehr als 30 Jahren Teil dieser Dienststelle zu sein und dankbar für die gemeinsame Zeit in diesem groß-
artigen Team!

             HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2022                                                19
T I T E LT H E M A   „MUDDI“, 43 JAHRE, SEIT 12 JAHREN IM MEK

                          » Was macht das LKA 24 für Dich aus?
                                Was sollte Deine Kollegin /
                                                                                    » Ein Einsatz, der dir besonders im
                                                                              Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd /
                                Dein Kollege mitbringen? «                                  emotional /skurril? «

                     Diese Dienststelle zeichnet sich für mich durch ihre    Zu Beginn der Zeit, als uns eine Trickdiebstahlwelle
                     enge und vertrauensvolle Gemeinschaft aus – wie         überrollte, sind wir mit dem Kommando durch halb
                     eine zweite Familie. Das Aus- und Fortbildungs-         Deutschland gereist – immer den Tätergruppen hin-
                     programm ist groß und wandelbar. Dabei kann sich        terher und im engen Austausch mit anderen Bun-
                     jeder individuell weiterentwickeln: Der Einsatz tech-   desländern. Das war eine sehr fordernde Zeit. Ich
                     nischer Hilfsmittel, das Aneignen von Medic-Kennt-      habe allerdings eine großartige Familie hinter mir,
                     nissen. Jeder findet hier seinen Bereich und hat        die mich unterstützt und viel Verständnis für meine
                     Lust, sich einzubringen.                                Tätigkeit hier aufbringt. Das macht vieles leichter.

                                                  » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort «

                     Die Spezialeinheiten in Hamburg haben eine besonders große Wichtigkeit und über die Jahrzehnte immer
                     wieder bewiesen, wie wandelbar und anpassungsfähig sie an die aktuelle Sicherheitslage sind. Herzlichen
                     Glückwunsch zum 50-jährigen Bestehen!

                     „PALME“, 30 JAHRE, SEIT 7/22 IM SEK

                         » Was macht das LKA 24 für Dich aus? Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege mitbringen? «

                     Als ich bei der Polizei angefangen habe, war mein großes Ziel irgendwann zum SEK zu gehen. Mit Beginn
                     der Grundausbildung im Februar dieses Jahres habe ich mir diesen Traum erfüllt. Vom ersten Tag an wurde
                     ich gut aufgenommen und war ein vollwertiges Teammitglied. Es ist ein durchweg ehrlicher und familiärer
                     Umgang miteinander und ich habe noch keine Dienststelle erlebt, an der die Vertrauensbasis derartig hoch
                     war wie hier. Deshalb ist ein Verstellen oder Verschweigen hier nicht möglich – ein Umstand, auf den man
                     sich einlassen können muss.

                HPJ – Hamburger Polizei Journal    Nr. 5 | 2022                                              20
T I T E LT H E M A
                       » Ein Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist,
                                  weil sehr fordernd / emotional / skurril? «

Obwohl ich noch nicht sehr viel Einsatzerfahrung habe, muss ich direkt an einen Einsatz aus den vergangenen
Wochen denken: Wir waren bei der Binnenprüfung für unseren Bootsführerschein, für den nächsten Tag war
ein Einsatz mit dem LKA 7 geplant. Plötzlich musste dann alles doch sofort losgehen, dabei waren wir gerade
erst zuhause angekommen. Also wieder zurück zur Dienststelle und mit Sonderrechten zum Einsatzort. Es war
faszinierend, wie alle auf Knopfdruck 110 prozentig da waren, physisch wie mental.

    » Wie reagiert dein Umfeld (Familie / Freunde) auf deine Zugehörigkeit zu den Spezialeinheiten?
                              Gibst du ihnen vor / nach Einsätzen Kenntnis? «

Nicht alle in meinem Umfeld wissen, was ich mache – aus gutem Grund. Von meiner Familie genieße ich un-
bedingte Unterstützung, allerdings gebe ich keine Infos und sie stellen keine Nachfragen zu Einsätzen. Ein
Selbstschutz, der sich für alle gut eingebürgert hat.

„ASSEL“, 59 JAHRE, SEIT 2003 IM MEK

     » Was macht das LKA 24 für Dich aus?                 begleitet und zahlreiche Verstöße gegen deren Aufla-
    Was sollte Deine Kollegin / Dein Kollege              gen festgestellt und gemeldet – und nichts passiert!
                   mitbringen? «
                                                           » 50 Jahre Spezialeinheiten – Dein Grußwort «
Das Besondere an dieser Dienststelle sind die Men-
schen! Jeder ist freiwillig hier und hat sich einem       Ich hoffe, dass jeder immer gesund aus den Einsät-
anspruchsvollen internen Auswahlverfahren unter-          zen nach Hause geht und bedanke mich bei jedem
zogen. Ich schätze sehr, wie motiviert jeder einzelne     Einzelnen für die großartige Zeit!
ist und dass es als Selbstverständlichkeit gilt, seine
privaten Talente oder Ideen im Einsatz einzubringen.
Wir sind alle Teamplayer und haben Spaß an unse-
rem Job. Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von
Vertrauen und dem Austausch auf Augenhöhe – un-
abhängig vom Dienstgrad.

       » Ein Einsatz, der dir besonders im
 Gedächtnis geblieben ist, weil sehr fordernd /
               emotional /skurril? «

Definitiv die Gipfel in den Jahren 2016/2017 in un-
serer Stadt! Das war eine sehr fordernde Zeit und
oft zermürbend, was die Medien jeweils daraus
gemacht haben. Im Kleinen sind mit die Observa-
tionen von Sexualstraftätern im Kopf hängenge-
blieben: Stunden- und tagelang werden Menschen

             HPJ – Hamburger Polizei Journal     Nr. 5 | 2022                                              21
Dienststelle Beschwerdemanagement und
                                            Disziplinarangelegenheiten

esch
       werd
                                    EIN JAHR BMDA
 zipli
       nara emanDas agHPJ  zieht mit dem Leiter der Dienststelle Beschwerdemanagement und Diszipli-
ZEI H
      AMB   n g eleg     e men Ulf Bettermann-Jennes eine kurze Bilanz und wirft einen Blick
                   narangelegenheiten
         URG       aufeden         t/ Was waren und sind die Herausforderungen für das BMDA?
                        nhJahresbericht:
                            eitTag
                   Wie sieht ein enals Teil dieser Dienststelle aus? Und wie hoch stehen die Chancen
                         auf ein gemeinsames Instagram-Reel mit Ulf Bettermann-Jennes?

                           » Ulf, ein Jahr BMDA – hast Du noch          schwellige Ansprechbarkeit von besonde-
                                           Lust? «                      rer Bedeutung. Wir haben innerhalb des
                                                                        vergangenen Jahres eine neue Außenstelle
                         (lacht) Ich glaube es ist wie an jeder ande-   in der Mönckebergstraße 5 aufgebaut, ein
                         ren Dienststelle bei uns auch, es gibt mal     digitales Hinweisgebersystem implemen-
                         Schwarzbrot, oft aber auch Schwarzwälder-      tiert und kompetentes Personal hinzuge-
                         kirsch…. Rückblickend war es intensiv und      winnen können.
                         fordernd diese sensible Dienststelle aufzu-
                         bauen und gemeinsam, mit dem Team die          Teamwork aber auch die Unterstützung
                         ersten Gehversuche zu unternehmen. Den         der Gesamtorganisation haben dazu bei-
                         Ansprüchen aller Verfahrensbeteiligten, der    getragen, so glaube ich jedenfalls, einen
                         Beschwerdeführenden und der Kollegin-          positiven Anfang zu finden. Die Optimie-
                         nen und Kollegen stets gerecht zu werden,      rung unserer Prozessabläufe im Sinne einer
                         aber auch die hohe Erwartungshaltung Drit-     Servicedienststelle, aber die Suche nach
                         ter, insbesondere der Politik, Medien und      einem für alle Seiten „guten“ Ausgleich
                         Interessensverbänden zu erfüllen, stellen      bei berechtigter Kritik sind wiederkehren-
                         tägliche Herausforderungen für uns dar.        de Aufgabenstellungen für uns. Ein großer
                         Die bewusste Verbindung von polizeilichen      Vorteil ist dabei die Zusammenarbeit mit
                         und soziologischen Fachwissen hat uns          polizeiexternen, soziologisch ausgebildeten
                         hier geholfen neue Wege im Umgang mit          Kolleginnen und Kollegen, die losgelöst von
                         Kritik zu beschreiten, durch Transparenz       formalen Einflüssen im Einsatz den Blick

                                                                                   Besc
                         und Berücksichtigung aller Perspektiven        für andere Aspekte öffnen.
                         konnte vielfach Vertrauen und Akzeptanz
                         für unsere Arbeit geschaffen werden.
                                                                                            h
                                                                                   Disz werde
                                                                        Außerdem haben wir das vergangene Jahr
                                                                        dazu genutzt, um uns zur Erreichung unse-
                         Es hat sich gezeigt, dass ein Bedarf für
                                                                                         iplin      m
                                                                        rer Ziele sowohl intern, als auch extern zu

                                                                                               aran
                         diese Dienststelle vorhanden ist: Im ers-      vernetzen. Wir arbeiten mit unterschied-
                         ten Jahr haben wir 1.249 Beschwerden
                                                                                  POL
                                                                        lichen Akteuren der Sozialbehörde zusam-
                         bearbeitet, was nahezu eine Verdoppelung
                                                                                      IZEI          ge
                                                                        men, intern beispielsweise dem ITK, LKA 7,
                         zu den Vorjahren darstellt. In der Neukon-                        HAM
                                                                        PÖA oder der AK – oft mit dem Fokus auf
                         zipierung der Dienststelle war eine niedrig-   „Bessere Kommunikation“.
                                                                                                                      BUR
                                                                                                                          G

                     HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2022                                             22
| Foto: Polizei Hamburg

             » Wenn du auf das vergangene Jahr                   Hinsichtlich der Auffälligkeiten würde ich
              schaust – wie sieht Euer Tag aus?                  spontan drei Punkte anführen:
             Gibt es Auffälligkeiten oder Häufun-
              gen bei den Fällen, die auf Eurem                  Wir stellen immer wieder fest, dass der
                              Tisch landen? «                    Polizeiberuf ein Erfahrungsberuf ist. Eine
                                                                 erste   Auswertung   statistischer   Daten
           Uns erreichen täglich Beschwerden per Te-             zeigt, dass sich insbesondere jüngere Ein-
           lefon, per Mail oder auch persönlich in unse-         satzkräfte einem erhöhten Beschwerderisi-
           rer Außenstelle. Unser Ziel ist es innerhalb          ko unterliegen. Das bedeutet im Umkehr-
           von 48 Stunden mit den Beschwerdefüh-                 schluss und vor dem Hintergrund unseres
           renden in Kontakt zu treten, nachzuhaken,             aktuellen demographischen Wandels, dass
           zu klären und erklären. In guten Monaten              Vorgesetze sich ihrer besonderen Vorbild-
           schaffen wir es etwa in 30% der Fälle in er-          funktion bewusst sein müssen.
           läuternden Gespräch die Kritik aufzufangen
           ohne das die betroffene Dienststelle hier             Das zweite ist: Ich möchte dafür werben,
           Zuarbeit leisten muss. Ist die Beschwerde             im Einsatz immer wieder einen Perspektiv-
           nicht sofort auflösbar, wird diese ähnlich            wechsel vorzunehmen. Unser Gegenüber
           wie bei einer Straftat umfassend unter-               befindet sich oftmals in einer Ausnahmesi-

man
           sucht. Es werden Berichte beigezogen,                 tuation. Es mag unser dritter VU sein oder
           Stellungnahmen abgefordert oder Zeugen                der zweite HWE, den wir an diesem Tag

    age    befragt.      Sind       Lokalkenntnisse   gefragt,   aufnehmen – für die „polizeiunerfahrenen“

 eleg    men
           steuern wir die Anliegen an die jeweiligen            Anzeigenden häufig eine emotional über-
           PK oder WSPK weiter, also: Beschwerdela-              fordernde Situation. Was für uns Routine

      enh      t/
           ge wegen ruhestörenden Lärms auf einem                ist, stellt für andere eine außergewöhn-

          eite
           Spielplatz oder wiederkehrende Falschpar-             liche Belastung dar. Viele Beschwerden

               n
           ker in einem Straßenzug.                              können durch Geduld und eine Portion Em-
                                                                 pathie vermieden werden.

       HPJ – Hamburger Polizei Journal         Nr. 5 | 2022                                              23
t/
                           en n
                         m   i te
                      ge he Medien sind für mich persönlich
                     aSoziale                                          wie etwa eine Straftat oder ein Disziplinar-
                   n
                 a g   e n
            d em elekein Thema, da ich selbst diese nicht nut-         vergehen. Von der Polizei wird gerade jetzt,
         e r   n g
     hw ra            ze. Das kann jede Kollegin und jeder Kolle-      in einem gefühlt ständigen gesellschaftli-
 e sc plina BURG
B szi HAM             ge halten, wie sie oder er mag, aber: Am         chen Krisenmodus erwartet, jede einzelne
 Di LIZEI
   PO              besten fahren alle damit, wenn Privatleben          Problemstellung souverän zu handhaben,
                   und Polizeiberuf getrennt werden. Die Teil-         Antworten vor Ort zu geben, entgegenste-
                   nahme an TikTok-Challenges,                                      hende Interessen auszuglei-
                   politische Äußerungen       oder                                 chen und das Ganze oftmals
                                                           INFO:
                   kompromittierende      Moment-          Den      kompletten
                                                                                    bei einer offen ablehnenden
                   aufnahmen sind in Uniform               Jahresbericht zum        Haltung uns gegenüber. Nicht
                                                           Nachlesen findet Ihr
                   – oder wenn der Bezug zur                                        leicht in derartigen Situationen
                                                           im Intranet und auch
                   Polizei    Hamburg    hergestellt       im Internet!             immer die „Contenance“, und
                   werden kann – vorsichtig aus-                                    ich spreche da aus eigener Er-
                   gedrückt unglücklich. Auch hier                                  fahrung, zu wahren. Wichtig
                   sollte man den Polizeilichen Imperativ im           ist es mir zu betonen: Kommt es zu einer
                   Hinterkopf behalten, dann läuft´s auch bei          Beschwerde, die als berechtigt eingestuft
                   Social Media weiter gut.                            wird, geht es nicht um eine Sanktionierung
                                                                       des Betroffenen, sondern um die Vermei-
                     » Gesalzenes Popcorn und BMDA –                   dung eines derartigen Verhaltens in einer
                             beide besser als ihr Ruf? «               zukünftig ähnlich gelagerten Situation.

                   Ich weiß, bei gesalzenem Popcorn schei-             Insgesamt können und müssen wir aber
                   den sich die Geister, aber ich bin „Team            an dieser Stelle festhalten: Die Polizei
                   gesalzenes Popcorn“. (zwinkert) Und beim            Hamburg arbeitet gut! Die eingangs be-
                   BMDA: Definitiv! Es hat uns im ersten Jahr          nannten 1.249 registrierten Beschwerden
                   sehr viel Kraft und Anstrengung gekostet            sind Ausfluss aus 503.870 registrierten
                   Vertrauen aufzubauen: Von Extern kamen              Einsätzen der SP 12! Und da sind noch
                   viele Stimmen, dass die Idee dahinter al-           keine Vernehmungen der Kripo oder Ein-
                   lein schon daran scheitere, dass der Lei-           sätze an der Rezeption der PK oder WSPK
                   ter ein Polizeibeamter ist; Intern war die          eingerechnet. In Relation gesetzt gingen
                   Furcht vor mehr Kontrolle und Denunzian-            zu 0,2 % der Einsätze Beschwerden ein,
                   tentum groß. Wir stellen aber fest, dass            wovon wiederum 0,04 % als berechtigt
                   die Vorbehalte schmelzen – und durch das            bzw. teilberechtigt eingestuft wurden. Die
                   oft interne und externe positive Feedback           Kolleginnen und Kollegen machen einen
                   wir uns in unseren Anstrengungen bestä-             guten Job!
                   tigt sehen.
                                                                       Vielen Dank für das Gespräch und weiter-
                   Um hier gezielt in die Polizei zu sprechen:         hin alles Gute!
                   Beschwerden stellen ein kritikwürdiges
                   Verhalten dar, keinen normativen Verstoß            | Julia Krahmer PÖA 2

                                                                                                             Beschwerdemanagement/
                                                                                                             Disziplinarangelegenheiten
                                                                                                             POLIZEI HAMBURG

             HPJ – Hamburger Polizei Journal      Nr. 5 | 2022                                                   24
10 Jahre Personenspürhunde bei der Polizei Hamburg

    IMMER DER NASE NACH
    Rund 200 Millionen Riechzellen kom-          Diensthund und seinem Führer abwech-
    men auf eine Hundenase – und immer           selnd im Tagesdienst von 7 Uhr bis 16 Uhr
    öfter wird diese tierische Superpower        einsatzbereit. 2.042 Mal wurden die PSH
    zum – im wahrsten Sinne – wegwei-            bislang angefordert, 1.793 Mal kamen sie
    senden Einsatzmittel. Die Rede ist von       auch zum Einsatz (Stand 5. Juli). Tagsüber
    unseren Personenspürhunden bei der           erfolgt die Alarmierung über SP 21, ab 16
    Polizei Hamburg. Begonnen hat die Er-        Uhr über SP 11.
    folgsgeschichte der PSH im Jahr 2010
    mit der Ausbildung von drei Bayerischen      Der Grund der Suche ist für die Hunde se-
    Gebirgsschweißhunden (BGS). Am 11.           kundär: Sowohl im gefahrenabwehrenden
    Juni 2012 fiel dann der offizielle Start-    Bereich, also vermisste Personen, als auch
    schuss: Mit Ausbildungsende wurden           im strafprozessualen Bereich verzeichne-
    dem Führungs- und Lagedienst ihre            ten die Spürnasen über die Zeit viele – da-
    Hunde Beppo, Trude und Liesl einsatzbe-      runter auch einige spektakuläre – Erfolge.
    reit gemeldet. Kurz darauf bestand auch
    Yosi erfolgreich ihr Prüfung.                Eine mit dem richtigen Riecher von ihnen
                                                 ist Abby, eine 4-jährige BGS Hündin. Eigent-
    Ein Teil der Erstbesatzung an Hunden ist     lich hat Abby heute schon Feierabend, aller-
    mittlerweile pensioniert, doch Beppo und     dings klingelt gegen 18 Uhr das Handy von
    Yosi versehen noch wacker ihren Dienst,      Annika Probst, ihrer Diensthundführerin.
    haben aber mit Momo und Jutta schon          „Bis 22 Uhr haben wir Rufbereitschaft,“
    junge Unterstützung an ihre Seite bekom-     erklärt Annika, während sie die Heckklappe
    men. Das Konzept PSH wurde aufgrund          des Transporters am Einsatzort öffnet. Die
    stetig steigender Nachfrage aufgestockt:     Hündin streckt sich gähnend, dann lässt sie
    Inzwischen sind fünf Teams aus je einem      sich bereitwillig streicheln und wedelt freu-

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INTERESSE GEWECKT?
                              dig mit der Rute. Um mit einem PSH zu         lich ist,“ erklärt sie
                                                                                                      Gönnt Euch einen Dienstunterricht der
                              arbeiten ist die mehrjährige Vorerfahrung     dabei.                    PSH-Führer/-innen!
                              mit Diensthunden unerlässlich. Allerdings:                              Kontakt unter 65901 oder per E-Mail:
                                                                                                      pol-lbp7reiter-diensthundfuehrer
                              „Es gibt immense Unterschiede zum             Dann geht die Suche
                              SCH-Hund,“ erzählt Annika augenzwin-          auch schon los, aus
                              kernd, „die Hunde haben ihren eigenen         dem Altenheim an einem Flusslauf entlang
                              Kopf. Sie müssen weniger Kommandos            durch ein Wäldchen. Was aussieht wie ein
                              beherrschen und die Ausbildung kon-           gemütlicher Spaziergang ist für Hund und
                              zentriert sich allein auf die Spurensu-       Hundeführerin harte Arbeit. Denn Abby
                              che als auf Gehorsamsübungen.“ Auf            muss sich unter all den hunderten Gerü-
                              Annikas Zeichen stellt sich Abby zwischen     chen immer wieder auf den Geruch des
                              ihre Beine. Sie lässt sich ihr Geschirr an-   Vermissten fokussieren; Annika dabei stets
                              legen und weiß sofort: Jetzt wird´s ernst!    die Hündin im Blick haben und ihre Bewe-
                              Aus einem Altenheim ist ein dementer          gungen und Verhaltensänderungen lesen
                              Mann abgängig. Die Nahbereichsabsuche         und deuten.
                              hat keine Hinweise auf den Aufenthaltsort
                              ergeben. Annika sichert aus dem Zimmer        Wie alle PSH ist auch Abby mit etwa 10
                              des Vermissten einen Geruchsträger, da-       Wochen als Welpe von ihrer Mutter vom
                              mit die Hündin seinen Individualgeruch        Stammzüchter aus der Schweiz zu ihrem
                              aufnehmen kann – der Hundeführer si-          Hundeführer/-in gekommen. Die zweijäh-
                              chert den Geruchsträger grundsätzlich im-     rige Ausbildung hat Abby und Annika eng
                              mer selbst! „Wir müssen ressourcenscho-       zusammengeschweißt. Das wird auch
                              nend auf den Einzelfall schauen. In diesem    heute wieder deutlich:
                              Fall besteht Lebensgefahr und wir gehen
                              direkt auf die Suche – in anderen Fällen      Annika bemerkt nach einer Weile, dass
                              müssen wir die Suche auch mal ablehnen,       Abby eine kurze Pause braucht und ver-
                              weil das Einsatzmittel Hund nun mal end-      sorgt sie mit Wasser.

                                    DAMIT KEINE LANGEWEILE AUFKOMMT, GIBT ES WICHTIGE DO´S
                                    AND DON´ TS AM EINSATZORT:

                                    ■ Die ersten Kräfte sichern mögliche Geruchsträger (Tatwerkzeug / Kleidung
                                       etc.) gegen weitere Geruchskontamination: Eimer / Tüte drüber, Zimmer- /
                                       Autotür schließen.

                                    ■ Einsatzkräfte sollten nach Möglichkeit die Nähe zum Geruchsträger ver-
                                       meiden. Die, die im Umkreis des Geruchsträgers waren, verbleiben als
                                       Vergleichsgeruchsträger vor Ort.

                                    ■ Der Tatort ist bekannt und nur der Fluchtweg gesucht? Bitte keine Infos
                                       während der Suche, an den Hundeführer / -in, da die Hunde unbewusst be-
                                       einflusst werden können!

                                    ■ In Hamburg gilt: Der PSH soll im Fluss bleiben! Also im Zweifel den Verkehr
| Foto: Polizei Hamburg
                                       rausnehmen, nicht den Hund!

                          HPJ – Hamburger Polizei Journal   Nr. 5 | 2022                                             26
■ Je mehr Kradfahrer vor Ort, desto besser. Die Zweiräder sind wendig und
                            flexibel einsetzbar.

                         ■ Während der Suche sollte eine Kollegin oder ein Kollege den direkten
                            Kontakt zum Diensthundführer herstellen und halten, um den ständigen
                            Informationsfluss zu gewährleisten – denn kurzfristige Änderungen des
                            Weges sind immer möglich.

                   Weiter geht´s. Abby läuft zielstrebig vom Pfad in Richtung Haupt-        INFO:
                   straße. Gute zwei Stunden Suche sind für die PSH keine Schwie-           Noch mehr schlappohrigen
                                                                                            Hundecontent gibt´s auf unserem
                   rigkeit. Das mitgeführte GPS-Gerät zeichnet in jedem Einsatz alles
                                                                                            Instagram-Account!
                   auf, der Ausdruck kommt im Anschluss zur Akte. An der nächsten
                   Straßenecke schnüffelt die Hündin noch zwei Runden im Kreis, dann setzt sie sich hin.
                   Endstation Bushaltestelle. Fast zeitgleich kommt die Meldung des Michelsprechers, dass
                   der Vermisste in einem Bus angetroffen wurde. Fall gelöst! Für heute heißt es Feierabend
                   für Hund und Mensch – aber der nächste Einsatz kommt gewiss.

                   Danke für´s zielsichere Schnüffeln und alles Gute für die nächsten 10 Jahre!

                   | Julia Krahmer PÖA 2

Notfallsignal

„SIGNAL FOR HELP“ –
STILL UND MÄCHTIG
Ob im Dienst oder privat: Dieses Zeichen kann Euch überall begegnen und erfordert Euer sofortiges Handeln!

Das „Signal for Help“ wurde 2020 in Kanada von der Women’s Foundation entwickelt und ging viral um die Welt. Sicher,
weil es so einfach, unmissverständlich und wirkungsvoll ist:

Zeigt eine Person ihre geöffnete Hand, knickt dann
ihren Daumen ein und bedeckt ihn langsam mit ihren
Fingern, so dass eine Faust entsteht, bittet sie still um
Hilfe – denn der Täter ist ganz in der Nähe.

| Christine Eschstruth PÖA 2
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             HPJ – Hamburger Polizei Journal       Nr. 5 | 2022                                           27
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