Handelsimmobilien Report - Rohmert Medien
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Ci es | Center | Developments Handelsimmobilien Report Liebe Leser, Nr. 353 vom 27.08.2021 Kostenlos per E-Mail - ISSN 1860‐6369 nachlassende Besucherzahlen signalisieren schon seit einigen Jahren, dass die Innenstädte an Anziehungskraft verloren haben. Der gleich- Inhaltsverzeichnis zeitig wachsende Online-Handel und die Digitalisierung bieten eine plausible Begründung für diesen Trend. Die Zwangsschließungen zur Editorial 1 Pandemie-Bekämpfung mit den entsprechenden Umsatzausfällen ha- ben viele innerstädtische Einzelhändler so unter Druck gesetzt – Insol- Zukunft Innenstadt: Herausforde- 2 venzen inklusive – dass inzwischen auch die Vertreter von Städten rungen auf breiter Front und Gemeinden den Handlungsdruck spüren, die Entstehung von Geister-Cities mit ihren Sicherheitsrisiken zu verhindern. Hansestadt Hamburg: Die Möncke- 6 bergstraße stellt sich neu auf Deshalb wird viel diskutiert auf Foren und Kongressen, wobei sich der Tenor über die notwendigen Veränderungen meist gleicht: Mehr Le- RICS GCPM: Der Aufschwung 10 ben in die Innenstädte bringen durch die Umwidmung von überschüs- verfestigt sich sigen Handelsflächen in Büros oder Wohnungen, Ansiedlung von Ca- Innenstadtinitiative: Politik muss 13 fés und Restaurants, die sich die stetig steigenden Mieten der vergan- die Gastronomie mitdenken genen Jahrzehnte nicht mehr leisten konnten, genauso wie der Le- bensmittelhandel. Grenznaher Handel: Wenn die 15 Geographie zur Hypothek wird Bei der Diskussion muss man sich allerdings klar machen, dass die heutigen Innenstädte das Resultat einer liberalen Innenstadt- und Deutsche Euro Shop: Lockerungen 17 Immobilienpolitik sind, die sich an der maximal erzielbaren Miete für im Sommer lassen hoffen die begehrten Standorte orientierte, wodurch margenschwache Kon- zepte wegfielen. Diese Strategie endet, wenn das Handelsgeschäft die Ceconomy AG: Veränderungen bei 18 steigenden Mieten nicht mehr erwirtschaften kann, nicht zuletzt, weil der Filialgröße sich auch der Online-Handel Stücke vom Kuchen abschneidet. Der Verlust der Lebendigkeit und der Marktplatzatmosphäre in Corona Consumer Check: 19 Deutschlands Innenstädten ist also sehr leicht zu erklären. Nicht je- Zwischen Bequemlichkeit und der, der früher im Stadtzentrum seinen Platz hatte, konnte sich die Konsumverzicht Mieten noch leisten. Und in Klein- und Mittelstädten verschwindet der Impressum 21 klassische Fachhandel, weil er oft keinen Nachfolger findet – vielleicht auch, weil der Beruf des Händlers für viele nicht attraktiv ist. www.hi-report.de Das Szenario zeigt, dass es bei der Neuausrichtung deutscher Innen- städte um viel mehr gehen muss als um die Umnutzung von Einzel- Partner des HandelsimmobilienReport handelsflächen. Es geht um die grundlegende Erkenntnis bei den Ei- gentümern, dass im innerstädtischen Einzelhandel die ausschließliche Fokussierung auf die eigene Maximalmiete Monostrukturen erzeugt und letztlich zum Verlust der angestrebten Lebendigkeit führt, was letztlich dem eigenen Objekt schadet. Und bei vielen Städten und Gemeinden fehlt einfach das Fachpersonal mit Handels-Know-how, das notwendig wäre, um eine Innenstadt im stetigen Dialog mit den Eigentümern, den Einzelhändlern, Gastrono- men und anderen im Sinne der Gesamtlage zu steu- ern und zu gestalten. Dabei darf eine gemeinsame Strategie für mehr „Grün“ und damit mehr Leben- digkeit auch nicht fehlen. Vielleicht kann man dabei auch die Bürger einbinden. Dr. Ruth Vierbuchen Chefredakteurin
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Marktbericht Immobilienklima im August nahezu stabil Bei der 164. Monatsbefra- gung bewerteten die 1 200 Immobilienexperten das Deutsche Hypo Immobili- enklima um 0,5% besser als im Juli, sodass der Index im August mit 94,9 Punkten stabil bleibt. Dabei legte das Investmentklima um 2,0% auf 101,6 Punkte zu und das Ertragsklima verlor 1,1% auf 88,3 Punkte. Unter den Assetklassen präsen- Gut besuchter Westenhellweg in der Vor-Corona-Zeit. Foto: Dortmund Tourismus tiert sich das Logistikklima mit +5,0% auf 168,5 Punkte Zukunft des Handels, Zukunft der Städte mit einer neuen Bestmarke als Gewinner. Das Wohnkli- Herausforderungen auf breiter Front ma konnte nach einem Ruth Vierbuchen, Chefredakteurin „Handelsimmobilien Report“ Der Einzelhandel und mit ihm die Innenstädte stehen nicht erst seit den Zwangs- schließungen zur Pandemie-Bekämpfung vor großen Herausforderungen. Mit der Fra- ge, wie die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen neugestaltet werden soll- ten, befasst sich die Studie „Zukunft des Handels, Zukunft der Städte“. Wer auf die Homepages vieler Städte und Gemeinden geht, findet schnell Hinweise auf die Gewerbegebiete und wie man dort einen Betrieb etablieren kann. Die Ansied- lung von Industriebetrieben schafft auf einen Schlag – je nach Größe – zahlreiche Arbeitsplätze. Meist verwalten Wirtschaftsförderungen die Gewerbegebiete und In- dustriegebäude. Ausführliche Informationen über die Einzelhandelslagen sucht man bei vielen Städten meist vergeblich. Allenfalls findet man eine dürre Liste mit den Händlernamen, die es in der Kommune gibt. Da die Einzelhandelslagen viel kleinteiliger sind als Industrie- ansiedlungen und es in den einzelnen Filialen oft nur wenige Beschäftigte gibt, springt die Bedeutung des Handels für den örtlichen Arbeitsmarkt nicht so ins Auge. Wenn einzelne Geschäfte schließen, fällt das kaum ins Gewicht. Zwar ist die Bedeutung eines gut sortierten Einzelhandelsangebots (plus Gastrono- leichten Rückgang im Juli mie und Handwerker) für die Attraktivität einer Stadt als Wohnort auch in den Kom- um 1,5% auf 151,5 Punkte zulegen. Das Büroklima und munen hinlänglich bekannt, doch die intensive Befassung mit den Einzelhandelslagen das Hotelklima blieb mit und ihrer Angebotsqualität kommt meist zu kurz, nicht zuletzt, weil es vor Ort keine +0,6% auf 90 Punkte bzw. Experten oder Expertinnen gibt, die den Einzelhandel steuern könnten. mit -0,2% auf 58,1 Punkte Nachdem der Strukturwandel durch die Online-Konkurrenz in den Einkaufslagen relativ stabil. Dagegen setz- schon seit Jahren sichtbare Spuren hinterlässt und viele Städte dagegen wenig getan te das Handelsklima, das haben, kommen die Folgen der Zwangsschließungen, die den Online-Handel befeuert von den Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung haben, noch obendrauf. Dass der Druck auf die Innenstadtlagen, die Immobilienei- stark belastet wird, seine gentümer und die Kommunen deshalb nun gewaltig ist, lässt sich an den vielen aktu- Berg- und Talfahrt fort. Im ellen Initiativen und Diskussionsrunden bei Foren und Kongressen ablesen. August lagen die Einbußen Dass stellt auch Prof. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digi- bei 6,0% auf 53,7 Punkte. talisierung und Energie von Nordrhein-Westfalen (N RW ) fest, w enn er im 2
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Vorwort der Studie „Zukunft des Handels, Zukunft der Rückgang im Durchschnitt bei 30% und an ansons- der Städte“, die das IFH Köln im Auftrag des Ministeri- ten besonders umsatzstarken Aktionstagen wie dem ums erstellt hat, schreibt, dass Handel und Innenstädte Black Friday oder dem Samstag vor dem ersten Advent derzeit vor großen Herausforderungen stehen: „Diese in der Spitze sogar bei -70%. Dabei liefert die Tatsache, gilt es nun, mit Gestaltungswillen und Optimismus anzu- dass die Bundesbürger in den vergangenen Jahren ver- nehmen.“ Dabei konzediert der Minister den Innenstäd- mehrt im Online-Shop einkaufen nur einen Teil der Be- ten und dem Handel in NRW Potenzial. gründung. Wobei die zu überwindenden Probleme unübersehbar Der Rest der Wahrheit ist, dass der Einzelhandel „in sei- sind, wie der IFH-Studie mit Blick auf die wachsende ner heutigen Form“ vor allem bei der jüngeren Kund- Zahl von Geschäftsschließungen in nordrhein- schaft an Anziehungskraft eingebüßt hat, wie die IFH- westfälischen Klein-, Mittel- und Großstädten zu entneh- Forscher in ihrer Analyse festgestellt haben. Sie leiten men ist. Demnach wurden zwischen 2010 und 2020 bis- dies aus der Tatsache ab, dass das Durchschnittsalter lang über 10 000 Läden geschlossen. Die durchschnittli- der Innenstadtbesucher in den vergangenen Jahren ste- che Leerstandsquote belief sich im vergangenen Jahr auf tig steigt. Zudem werden pro Besuch nur noch wenige 7 bis 10%. Da die Corona-bedingten Restriktionen die Geschäfte aufgesucht und die Verweildauer ist gering. Entwicklung beschleunigen, prognostizieren die Forscher Gleichzeitig ist das IFH der Frage nachgegangen, was für Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2030 bis zu die Menschen in NRW von ihren Innenstädten, Stadtteil- 21 000 weitere Geschäftsschließungen, was bei der Zahl und Ortszentren erwarten. Dabei zeigte sich, dass die der Geschäfte einem Rückgang von um die 20% bedeu- Bürger über den Einzelhandel hinaus mehr Gastronomie, ten würde. Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtun- gen erwarten. „Hervorzuheben“ ist laut Studie „die hohe Ursachen für diesen Abschmelzungsprozess sind laut Bedeutung, die (konsumfreien) Verweil-, Freizeit- und Studie die sinkenden Besucherfrequenzen in vielen In- Interaktionszonen sowie dem Thema Wohnen beigemes- nenstädten, den Stadtteilen und Ortszentren von Klein-, sen wird“. Mittel- und Großstädten. Allein im Corona-Jahr 2020 lag Your trusted partner in urban real estate Die Welt um uns herum verändert sich Redevco – und wir uns mit ihr. Wir verstehen die Kundenbedürfnisse von heute und antizipieren die Herausforderungen von morgen. Daher investieren wir in dynamische urbane Standorte, die die Vielfalt des städtischen Lebens abbilden. Für vitale Innenstädte. Für Menschen. 3 www.redevco.com
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Gerade die während der Zwangsschließungen verödeten Cities der Großstädte haben Deals deutlich vor Augen geführt, dass es außer dem Einzelhandel nichts gibt, was Menschen veranlassen könnte, in die Innenstädte zu gehen, wie etwa Spielplätze für Familien mit Die GRR Group erwirbt Kindern – um nur ein Beispiel zu nennen. Hinzu kommt das Ambiente von Klima- zwei Netto-Märkte unfreundlichen Steinwüsten, die viele Stadtzentren heute prägen. Die Pandemie hat gnadenlos offengelegt, welches Leben – neben Einzelhandel und Gastronomie – in vie- Die GRR Group hat im Rah- len Innenstädten fehlt. men eines Asset-Deals zwei Netto-Märkte in Bremen und Martfeld in Niedersach- Die Pandemie hat die Schwächen offen gelegt Zwar stehen bei den Einwohnern von Nordrhein-Westfalen in den Großstädten vor al- lem Shopping und Gastronomie im Vordergrund und in Klein- und Mittelstädten der tägliche Einkauf, doch hadern vor allem junge Kunden – wie erwähnt – mit dem Einzel- handel, wie er sich heute in weiten Teilen präsentiert. Denn die typische Denke im Ein- zelhandel, durch Masseneinkauf die Preise zu senken und durch Massenangebot die Ware in den Markt zu drücken, entspricht zwar dem wirtschaftlichen Effizienzdenken und sorgt für niedrige Preise, doch wird der Preis damit auch zum maßgeblichen sen für den offenen Immobi- Kaufargument. lienfonds GRR German Retail Fund Nr.4 erwor- ben. Verkäufer sind die BW 10. Grundbesitz sowie die Grundstücksgesellschaft Objekt Farge, beides Töchter der Bremer Woh- nungsbau. Zudem verhan- delt GRR über weitere Ob- jekte für den Fonds. Das Objekt in Bremen (Foto), im Ortsteil Farge des Stadtteils Blumenthal an einer Durch- gangsstraße im Wohngebiet hat 1 500 qm Mietfläche inkl. Bäckerei und 73 Park- plätzen. Das Objekt wurde 2014 erbaut. Der 2016 er- baute Netto-Markt in Mart- Mehr Raum für Entspannung in der Innenstadt. Foto: Ruth Vierbuchen feld im Landkreis Diepholz Dadurch fehlt der Unterhaltungswert – etwa indem ein ausgefallenes Sortiment ange- bietet 1 200 qm. Das Objekt boten wird oder der Verkaufsraum besonders gestaltet ist oder besondere Aktionen befindet sich in gut einseh- barer Ortsrandlage in einem geboten werden. Nur Ware anbieten, wenn der Kleiderschrank schon voll ist, reicht Mischgebiet mit Wohnbe- heute nicht mehr. Und den günstigsten Preis bietet ohnehin meist die Online- bauung. Lettmann- Konkurrenz. Doch für ein Umdenken müssten viele deutsche Unternehmen ihre Ver- Investment vermittelte die kaufsphilosophie und ihre Wertschöpfungskette grundlegend überdenken. Dies sind Transaktion. Die technische Hausaufgaben, die der Einzelhandel zunächst einmal für sich allein machen muss. Due Diligence erfolgte durch Gleeds Deutschland, die Bei der Neugestaltung ist Kooperation gefragt rechtliche und steuerliche Beratung durch die Kanzlei Bei der neuen Gestaltung der Stadtzentren geht es dagegen vor allem um Kooperation. Arnecke Sibeth Dabel- So heißt es zum Thema „Zusammenarbeit stärken: Handlungsfähige und resiliente stein. Der Verkäufer wur- Strukturen schaffen in der IFH-Studie: „Als wichtige Voraussetzung für die Weiterent- de von der Justus Wohlt- wicklung und den Erfolg klein-, mittel- und großstädtischer Zentren wird von Vertrete- mann OHG und der Kanz- rinnen und Vertretern des Handels und der Kommunen gleichermaßen eine umfassen- lei Büsing, Müffelmann & de und intensive Zusammenarbeit der für einen Standort relevanten Akteure aus Stadt, Theye beraten. Die Admi- Handel, Gastronomie, Immobilienwirtschaft etc. angeführt“. Wie oben dargestellt, gibt nistration des Fonds erfolgt es auch bei diesem Thema in vielen Städten und Gemeinden Nachholbedarf. über die Service-KVG Int Real. Dies sehen Handel und Kommunen laut IFH genauso, wenn sie signalisieren, dass bei 4
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 vielen Themen und Aufgaben „Nachhol-, Schulungs- und Finanzierungs- bzw. Förderungsbedarf besteht, um die Ent- wicklung von Handelsstandorten aktiv und ganzheitlich vo- rantreiben zu können“. Nachrüsten müssen die Städte und Kommunen laut IFH- Studie auch beim Thema Digitalisierung. Hier empfehlen die Experten „den analog-digitalen Datenraum der Stadt zu nut- zen“, um Services und Systeme für die Bürger zu schaffen wie digitale Alltagsbegleiter oder für eine urbane Intralogis- tik, die den lokalen Akteuren – natürlich klimaneutral und mobilitätsoptimiert – den Aufbau eines E-Business ermög- licht. Da die Akteure in den Innenstädten und auch die Be- völkerung beim Thema Digitalisierung noch nie so aufge- schlossen waren, wie seit Beginn der Pandemie mit ihren Beschränkungen, empfiehlt das IFH solche Projekte umge- hend anzupacken. Ein zentrales Thema bei der Aufwertung der Cities ist auch die Anpassung und flexible Handhabung diverser rechtlicher Rahmenbedingungen wie etwa in den Bereichen Nutzungs- änderung und Nutzungsmischung, Einzelhandelsentwicklung und Sonntagsöffnung, Themen, die hierzulande meist rest- riktiv gehandhabt werden. Nur so könnten laut Studie aber kreative bzw. innovative Wege der Standortentwicklung und Stadtaktivierung beschritten werden. Zudem müssten sich habona die Kommunen einschalten, um bei Leerstand Trading-down Effekte durch Billig-Ketten zu verhindern. Und wichtig ist die Schaffung von Erlebniswerten und Auf- enthaltsqualität in den Zentren durch mehr Ambiente, Flair und Bequemlichkeit, dem Angebot und der Erreichbarkeit. Das seien wichtige Stellschrauben, heißt es in der Studie. Es geht aber auch darum, „emotional ausgerichtete“ Besuchs- und Verweilimpulse zu schaffen. Insgesamt sind die Forscher zuversichtlich, dass innerstädti- sche Handelsstandorte und der Einzelhandel in NRW Poten- zial haben, auch wenn der Online-Handel weiterwachsen wird und die aktuellen Handelsformate vor allem mit Blick auf die jüngere Kundschaft „kein Garant (mehr) für hinrei- chend hohe Besucherfrequenzen ist“. Doch der Blick auf die Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass sich die Kundschaft zum großen Teil zusammen setzt aus „selektiven Online-Shoppern“ (64%), die je nach Produkt und Lage zwi- schen Online- und Offline-Kanälen hin und her wechseln und den „traditionellen Handelskäufern“ (18%), die nicht (gerne) im Internet einkaufen. Hinzu kommt der emotionale Faktor, der die Menschen an ihre Heimat bindet. Laut Studie verbinden „die Bürgerinnen und Bürger in Nordrhein-Westfalen mit dem Handel in ihren Innenstädten, Quartieren, Orts- und Stadtteilzentren mehr- heitlich Lebensqualität, Wohnortattraktivität und Heimatge- fühl“. Zudem seien mehr als zwei Drittel der Befragten be- sorgt darüber, dass Händler an ihren Wohnorten die Coronakrise womöglich nicht überstehen könnten. Das zeugt von viel Loyalität. 5
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Hansestadt Hamburg Deals Die Mönckebergstraße stellt sich neu auf Frankfurt am Main: Der Asset und Investment Ma- Sabine Richter, Hamburg nager Luwin Real Estate Managers GmbH hat im Die Probleme in den deutschen Innenstädten sind sattsam bekannt. Hamburgs wich- Gebäudeensemble Ma’Ro tigste Einkaufsmeile, die Mönckebergstraße, steht vor einem besonders großen Um- in Frankfurt am Main rd. 180 bruch. Hier bleibt buchstäblich kaum ein Stein auf dem anderen. qm an das Luxusmodelabel Brioni (Kering Group) ver- mittelt. Luwin hatte das Büro und Einzelhandelsobjekt in der Neuen Mainzer Straße 74 mit einer Gesamtfläche von rund 13 000 qm 2020 für einen institutionellen Investor erworben. Dies ist der erste Standort des neu- en Konzepts „Brioni Atelier“, das von Frankfurt aus welt- weit ausgerollt wird. Die Atelier-Bezeichnung ist eine Anspielung auf die ur- Viel in Bewegung in Hamburgs Innenstadt. Foto: Elaboratum sprüngliche Brioni-Sartoria, Während es in anderen Teilen der City langsam aufwärts geht, liegen die Besucher- eine Schneiderei, die 1945 zahlen im nördlichen Teil der Mönckebergstraße weit unter der Vor-Corona-Zeit. Al- in Rom eröffnete. lerdings war der Umbruch im Einzelhandel hier schon vorher zu spüren; zwischen +++++++++ Rathaus und Hauptbahnhof gab es immer wieder Geschäftsschließungen. Berlin: Eines der schöns- Verschwunden sind Stadium, Salamander und Esprit. Nur teilweise sind die Flächen ten Gebäude im Herzen der neu vermietet. Neu gekommen sind die Schuhmarke Doc Martens und Candy World Berliner City West mit exklu- mit internationalen Süßigkeiten. Im Herbst ziehen die dänische Bäckereikette Copen- siven Retail- und Büroflä- hagen Coffee-Lab und der Com puter- und Multimedia-Händler Cyberport ein, chen hat den Eigentümer der zuvor Untermieter im Kaufhof war. Auch der Maßschneider Mond of Copenhagen gewechselt: Die Centrum lässt sich hier nieder. Namen mit Strahlkraft sind nicht dabei. Gruppe aus Düsseldorf hat zwei Häuser am Kur- Vor allem die U-Bahn-Baustelle an der Mönckebergstraße beeinträchtigt den Einzel- fürstendamm 13-15 im neu handel im oberen, höchstfrequentierten Abschnitt. Zwischen Barkhof und Lange entstandenen Gloria En- Mühren stehen vor der gesamten Front hohe Bauzäune, betroffen ist auch das semble an Generali Real Levantehaus mit über 40 Läden, Gastronomiebetrieben und dem Park Hyatt Hotel. Estate verkauft. Beide Die Erneuerung eines Tunnels und die Umrüstung auf barrierefreie Zugänge wird bis Gebäude verfügen zusam- men über rd. 11 000 qm zum Frühjahr 2022 dauern. Und die nächste Großbaustelle – quasi nebenan – steht Nutzfläche. Die Einzelheiten schon fest. Mitte 2022 wird das ehemalige C&A-Gebäude abgerissen. Hier entsteht des Verkaufs werden nicht ein Neubau im Stil der Hamburger Kontorhäuser, die Bauzeit ist auf drei Jahre veran- genannt. schlagt. Auch das Einkaufszentrum Perle gegenüber vom Gerhard-Hauptmann-Platz, das erst vor wenigen Jahren aufwändig modernisiert worden ist, steht nach dem +++++++++ Verkauf der ehemaligen Landesbank-Passage vor einem Umbruch. Die Verträge der Mieter laufen nur noch bis 2026. Köln: Der österreichische Hersteller von Microdrinks Mieter verloren hat auch das Levantehaus, das sich wie der gesamte Häuserblock im Waterdrop mietet ab No- Eigentum der Familie Bach befindet. Gegangen ist u.a. die türkische Modekette vember 2021 rd. 200 qm in Yargici, die sich vom deutschen M ark t zurück gezogen hat, und die Zara- einem Neubau in der Hohe Schwester Massimo Dutti. Allerdings sind die meisten Flächen neu besetzt. So sind Straße 141 in Köln. Nach das Bürstenhaus Carl Töddensen und die Modekette Scotch & Soda neu eingezogen. diversen Pop-Up-Stores ist Auch der Stiftehersteller Faber-Castell, bereits am N euen W all vertreten, eröff- dies das erste permanente net eine weitere Filiale im Levantehaus. Von dem bevorstehenden Abriss des 1965 Geschäft in Deutschland. erbauten C&A-Gebäudes wird das Levantehaus als Nachbar aber stark betroffen sein. 6
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Hier, an der Mönckebergstraße 9, könnte aber die not- tiert an der Größe und den Gegebenheiten der jeweili- wendige Erneuerung der Straße beginnen. Der Eigentü- gen Stadt. Im Oktober will der Konzern das neue Kon- mer Redevco Services Deutschland GmbH will bei seinem zept mit drei umgebauten Pilotfilialen in Frankfurt, Neubau auf einen Branchenmix setzen, der zur Belebung Kassel und Kleve und seinem neuen Onlineauftritt vor- der Innenstadt beitragen dürfte. Der Entwurf des Londo- stellen. Hamburg ist also nicht dabei. In einem Ge- ner Architektenbüros Sergison Bates Architects, Sieger spräch mit dem Hamburger Abendblatt hatte Müllen- im Architekturwettbewerb, sieht auf drei Geschossen bach aber gesagt, dass der Standort Mönckebergstra- (UG, EG plus 1. OG) Einzelhandel vor. Namen der Mieter ße in die Kategorie „Weltstadthäuser“ fallen werde. sind noch nicht bekannt. Was mit der leer stehenden Karstadt-Sports-Filiale an der Mönckebergstraße 2-4 wird, ist noch unklar. Das Der größte Teil des Backsteinbaus mit 15 000 qm Nutz- Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz, gilt aber als fläche auf zehn Etagen soll ab der 2. Etage zwei Hotels schwer teil- und damit vermietbar. Eigentümer des beherbergen, ein Hyatt Boutique Hotel mit 185 Zimmern Gebäudes ist die R&V-Versicherung. und eine Art Boarding House der SV-Hotel-Group mit 85 Studios. Dazu sind Gastronomie mit Außenflächen ge- Es halten sich Gerüchte, dass C&A interimsweise in die plant. Spektakulär soll die oberste Etage werden, die Immobilie einziehen könnte, auch die Namen von Pri- samt Dachterrasse für Gastronomie reserviert wird. mark und Decatlon w erden gehandelt. „Das könnte passen und sei auch plausibel“, meint Olaf Pe- Auch dem Karstadt-Haus auf der gegenüberliegen- tersen, Geschäftsführer der Comfort Research & den Seite, der Mönckebergstraße 16, könnte ein Umbau Consulting GmbH. Bisher seien das aber nur bevorstehen. Um die Corona-Folgen zu bewältigen will Spekulationen, möglicherweise sei auch das Delta bei sich der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof neu der Miete noch zu hoch. Unklar scheint auch die Zu- aufstellen. Fast die Hälfte der 131 Häuser soll umgebaut kunft des auf der gegenüberliegenden Seite stehenden werden, wie CEO Miguel Müllenbach dem Handelsblatt Kaufhof-Gebäudes. Das denkmalgeschützte Backstein- sagte. Angedacht sei, mit den Konzepten gebäude im Eigentum der Wüstenrot & Württembergi- „Weltstadthaus“, „Regionaler Markt“ und „lokales Forum“ sche AG ist offensichtlich sanierungsbedürftig. drei Typen von Warenhäusern zu konfigurieren, orien- 7
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Die klassische Kontorhausfassade ist mit Netzen bespannt, weil sich Steine zu lösen drohten. Die Schließung des Kaufhofs (Foto: Kaufhof) - und von Karstadt Sports - am Deals Anfang der Mönckebergstraße sind eine besondere Belastung, da damit das Entrée in Deka Immobilien erwirbt die City fehlt. In den Kaufhof-Eingängen haben sich schon Obdachlose niedergelassen. Geschäftshaus in Irland In den vergangenen Monaten gab es Gespräche mit Stadt und Bezirk, viele Bürger Die Deka Immobilien hat für äußerten in Stadtwerkstätten ihre Meinung. Ideen gibt es viele, unter anderem wird rund 25 Mio. Euro ein Büro- das frühere Kaufhaus als Standort für ein Haus der digitalen Welt oder für das in Pla- und Geschäftshaus in Dub- nung befindliche Naturkundemuseum gehandelt. lin gekauft. Verkäufer ist die britische Versicherungs- gesellschaft Aviva. Das Ob- jekt soll in den Bestand des Offenen Immobilienfonds Deka-Immobilien Metropo- len eingebracht werden. Die 2016 revitalisierte Core- Immobilie steht in der Graf- ton Street, einer der promi- nentesten Einzelhandelsla- gen in Dublin. Das Gebäude bietet rd. 1 750 qm Mietflä- „Das könnte grundsätzlich eine gute Lösung sein“, so Petersen. Auf Grund der gut er- che und ist langfristig an reichbaren Lage sei der Standort mit dem schönen Anschluss an das Kontor- zwei Nutzer vermietet. Hausviertel für Touristen und für Bürger aus dem Großraum Hamburg attraktiv. Wirt- schaftlich funktioniere das aber nur, wenn sich die öffentliche Hand mit engagiere. Ähnliches gelte für Nutzungen aus den Bereichen Dienstleistung, Gesundheit, Bildung Handelsimmobilien und Kultur. Übergangsweise sind die Mö-City-Apotheke, Dat Backhus, ein dm Report und die BG Klinik hier eingezogen. Auch das Parkhaus hat wieder geöffnet. Grundsätzliche Umgestaltungen sind laut Petersen sicherlich eine Chance, um mehr Besuchen Sie uns Vielfalt und innovative Ansätze in die Straße zu bringen: „In fünf Jahren wird Ham- auch auf unserer burgs wichtigste Einkaufsstraße völlig anders aussehen“, ist er überzeugt. Der Einzel- Homepage: handel bleibe wichtiger Bestandteil, werde aber nicht mehr die bisherige Dominanz haben, auch Mode werde schwächer sein. Hier gibt es schon länger Probleme: „Die www.hi-report.de Hälfte der Betriebe im Bereich Mode/Bekleidung sieht ihre unternehmerische Existenz in akuter Gefahr“, sagt Brigitte Nolte vom Handelsverband Nord. Die Insolvenzen von Tally Weijl, Esprit, Adler oder Hallhuber zeigen die P roblem e. Hauptmieter ist H&M (Ireland), der die Einzelhan- Sinkende Mieten und der Trend zu kleineren Flächen geben anderen Branchen wie delsfläche mit mehr als 900 Gastronomie, Lebensmittel, Drogerieartikel, aber auch Einrichtungs- oder Sportkonzep- qm für seine Marke &Other ten die Chance nachzurücken. Damit könne sich ein lebendigerer und abwechslungs- Stories nutzt. Die Büroflä- reicher Mix etablieren, so Petersen. che in den oberen drei Eta- gen des Objekts belegt Um die Stadt schnell wieder zu beleben, hat der Senat einen Fonds mit 9 Mio. Euro für Hays Specialist Recruit- kreative Zwischennutzungen von leerstehenden Ladenflächen beschlossen. Und Ham- ment, der global agieren- burg investiert 29 Mio. Euro in die Neugestaltung des öffentlichen Raumes, Plätze wie de und irische Marktführer der Gerhard-Hauptmann-Platz an der Mönckebergstraße zählen ausdrücklich dazu. für Personaldienstleister Diese Mittel wurden in den Doppelhaushalt für 2021/22 eingestellt. Bis zum Ende der und Personalvermittlung Legislaturperiode soll der Betrag auf 50 Mio. Euro wachsen. Auch die Handelskammer von Experten. Mit diesem und sechs Verbände (City Management Hamburg, DEHOGA Hamburg Hotel- und Gast- Investment erweitert das stättenverband e.V., Handelsverband Nord e.V., Tourismusverband Hamburg e.V., Fondsmanagement das Trägerverbund Projekt Innenstadt e.V., Verband der Mittel- und Großbetriebe des Ein- Portfolio des Fonds um ein zelhandels e.V.) hatten sich zu einem „Bündnis für die Innenstadt“ zusammenge- modernes Gebäude mit schlossen und Konzepte entwickelt. High-Street Retail, das lang- fristige Einnahmen sichert Ein Manko der Mönckebergstraße ist der Busverkehr, der laut Petersen gerade den und einen Beitrag zur weite- belebtesten Teil belastet. Wie viele andere aus der Branche hofft auch er, dass der ren sektoralen Diversifizie- Busverkehr auch nach den Baumaßnahmen während einer längeren Testphase in der rung leistet. parallel verlaufenden Steinstraße verbleibt. 8
12. DEUTSCHER FACHMARKTIMMOBILIEN-KONGRESS 7. / 8. September 2021 Steigenberger Airport Hotel | Frankfurt/Main JETZT IHR TICKET SICHERN! www.dfvcg.de/fachmarkt21 ZUKUNFTSPERSPEKTIVE FACHMARKT NACHHALTIG WERTVOLL + Special: Besuch des REWE-Konzeptstores Wiesbaden-Erbenheim Sicher tagen mit Clean & Safe-Zertifikat. Jetzt auch als Dr. Angelus Bernreuther Volker Eckl Sebastian Engels Dr. Christine Lemaitre Hybrid-Event. Kaufland dm-drogerie markt REWE Group Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB e.V. Gold-Partner Silber-Partner Eine Veranstaltung von
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 RICS Global Commercial Property Monitor SonsƟges Der Aufwärtstrend verfestigt sich Alexa bietet Ausstellung „Zukunft Alexanderplatz“ rv DÜSSELDORF. Nachdem sich der RI CS Global Com m ercial P roperty M o- nitor seit dem Tiefpunkt im zweiten Quartal 2020 bis zum 1. Quartal 2021 stetig ver- Wie soll die neue Skyline am Berliner Alexanderplatz bessert hat, war die Hoffnung groß, dass sich die Wirtschaft und damit auch die Stimmung im Immobiliensektor zum Sommer hin weiter aufhellt. Diese Hoffnung hat sich nun erfüllt, wie der Blick auf das zweite Quartal zeigt. Der hiesige Immobilien- markt gilt in diesem Umfeld aber als „teuer“ oder „sehr teuer“. So konstatiert Susanne Eickermann-Riepe, Vorstandsvorsitzende der RICS Deutschland, dass sich die Stim m ungslage am globalen I m m obilienm ark t im zweiten Quartal dieses Jahres weiter verbessert hat und der Hauptindex Com- mercial Property Sentiment Index (CP SI ) m it -4% den besten Wert seit dem aussehen? Antworten da- 4. Quartal des Jahres 2019 mit einem Wert von +3% erreicht hat. Die weitere Auf- rauf gibt die neue Ausstel- hellung bei der Stimmungslage kann sowohl bei den Investoren als auch bei den lung Zukunft Alexanderplatz Nutzern (Mietern) festgestellt werden. - Ein Platz im Wandel ab Doch sind die Investoren auch im zweiten Quartal wieder um einiges optimistischer 21. August im Alexa. Um als die Nutzer. Das gilt vor allem für den deutschen Immobilienmarkt. Hierzulande den berühmten Platz zu würdigen, widmet das Ein- erreicht die Stimmung der Investoren, gemessen im Investment Sentiment Index, kaufszentrum ihm eine eige- erstmals seit Ausbruch der Pandemie mit +8% im zweiten Quartal wieder einen po- ne Dauerausstellung. Bild- sitiven Wert – nach -5% im ersten Quartal dieses Jahres. Damit steht Deutschland material aus unterschiedli- im europäischen Vergleich – hier verbesserte sich der Index lediglich von -9 auf 0 – chen Epochen, ein 3D- sehr gut da. Modell und Animationen Noch nicht ganz so optimistisch präsentieren sich im zweiten Quartal die Nutzer, wie setzen den architektoni- der Occupier Sentiment Index besonders für Deutschland zeigt. Während er sich schen Wandel des „Alex“ in Szene und laden die Besu- hierzulande von -27 auf -17 verbessert hat, erhöht er sich in Europa sogar von -28 cher zu einer spannenden auf -13. Der Blick der Mieter auf den Markt bleibt demnach immer noch verhalten. Zeitreise ein. Das Alexa An dieser unterschiedlichen Marktbeurteilung der Akteure hat sich gegenüber dem realisiert die Ausstellung in 1. Quartal damit nichts geändert. Kooperation mit den Part- nern Covivio, Hines, Signa Real Estate und Mon Arch Dritte Projektentwick- lungsgesellschaft. Inhaltli- che Unterstützung erfährt die Ausstellung von Visit Berlin und der Senatsver- waltung für Stadtentwick- lung und Wohnen. Deals Münster: Pandora hat in Münster die ehemals von Bonita genutzte Ladenflä- che in der Ludgeristr. 26 gemietet. Die Eröffnung des Shops erfolgte Ende Juli. Die Eugen Lehmkühler GmbH hat Pandora und den Vermieter beratend begleitet. Die Pandora De- signs werden aktuell in 100 Ländern auf sechs Konti- nenten der Welt vertrieben. 10
Fachliche Leitung: MÜNCHNER HANDELSIMMOBILIENTAG 19. OKTOBER 2021 IN MÜNCHEN www.m-hit.de
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Insgesamt berichtet der britische Berufsverband für Immobiliensachverständige, Deals RICS, nach seiner Analyse jedoch, dass 43% der Befragten in Europa den Markt im zweiten Quartal in der Aufschwungsphase des Immobilienzyklus sehen. In Vendo-Park-Portfolio den ersten drei Monaten lag der Anteil nur bei 28%. Allerdings wird dieser Aufwärts- der Trei in Polen wächst trend nicht bei allen Asset-Klassen gesehen. Die Trei Real Estate GmbH Wie sich schon seit längerem beim Blick auf den Gewerbeimmobilienmarkt zeigt, ste- eröffnet ihr 26. Fachmarkt- hen derzeit vor allem Industrie- und Logistikimmobilien, die vom eCommerce und zentrum unter der Marke vom Lebensmittelhandel angetrieben werden, hoch im Kurs. Dies ist vor allem an der Vendo Park in Polen. Das Mieternachfrage – gemessen in % des Nettosaldos – abzulesen. Hier verbesserte Objekt befindet sich in sich der globale Wert von +19% auf +30%. Industrie- und Logistikimmobilien sehr begehrt Genau deshalb stehen im Umkehrschluss aber Handelsimmobilien für den Nonfood- Handel, die unter den Zwangsschließungen besonders gelitten haben, derzeit sowohl in punkto Mieten als auch in punkto Kapitalwerte stark unter Druck. Die Ausnahme bilden hierzulande Handelsimmobilien mit Schwerpunkt Nahversorgung und Lebens- Oswiecim, einer Klein- mittelhandel, der sogar von der phasenweisen Schließung der Gastronomie und dem stadt mit 40 000 Einwoh- Trend zu Homeoffice profitierte. nern in der Woiwodschaft So heißt es auch unter den eingefangenen Stimmen aus Kleinpolen. Der neue Markt europäischen Ländern, dass in Deutschland dieses Anlage- bietet rd. 5 300 qm Mietflä- Segment boomt, während es auf dem Shopping-Center- che und ist an sieben Ein- Markt keine Bewegung gebe. In Basel konnte dagegen zelhändler sowie einen Su- beobachtet werden, dass viele Bekleidungsgeschäfte in permarkt vermietet. Insge- den Einkaufsstraßen geschlossen wurden und sich hier samt hat Trei rund 7,2 Mio. Lebensmittel-Ketten ansiedelten, die Corona-bedingt aber Euro in das Objekt inves- schon wieder geschlossen wurden. Und das alles innerhalb tiert. Das Fachmarktzentrum von nur zwei Jahren. Es ist viel in Bewegung. ist das erste in der Region, deren Hauptstadt Krakau rd. Die Beliebtheit des deutschen Immobilienmarktes hat aber 50 km entfernt ist. Zu den ihren Preis. Denn im Vergleich zu den globalen Immobilien- Mietern zählen neben Netto märkten, bei denen sich die Einschätzung der Experten u.a. KiK, Tedi, Pepco, über „günstige“ bis „faire Preise“ einerseits und „teure“ bis „sehr teure“ Preise ande- Sinsay und Neonet. Zu- rerseits die Waage halten, werden die Preise in Deutschland vor allem als „teuer“ dem gibt es 116 Parkplätze. bzw. „sehr teuer“ angesehen. Von fairen und günstigen Preisen spricht hier nur eine Laut Pepijn Morshuis, CEO Minderheit von knapp über 20%. der Trei Real Estate, entwi- ckelt sich das Segment Die Materialkosten gehen durch die Decke Fachmarktzentren in Polen positiv: „Mittlerweile zeigt Erstmals präsentierte die RICS-Deutschland-Chefin Eickermann-Riepe (Foto) sich, dass die Nachfrage auch den Global Construction Monitor, der anzeigt, dass die anhaltende Erholung nach dieser Art der Handel- des Baugewerbes im zweiten Quartal an Fahrt gewonnen hat. So erhöhte sich der simmobilien größer ist, als Bautätigkeitsindex von 14 im ersten Quartal auf nunmehr 25 im zweiten. Doch wir ursprünglich dachten. Es während sich die meisten Regionen wie Europa (+34), Nord und Südamerika (+29) gibt noch viele Klein- und und Asien Pazifik (+21) sehr expansiv entwickeln, tauchen die ersten Restriktionen Mittelstädte, in denen es auf, die den Trend abbremsen könnten. So beklagten 83% die steigenden Material- keine modernen Flächen für kosten und die wachsende Materialknappheit. Die Engpässe in der Lieferkette wür- Einzelhändler gibt, die Wa- ren des täglichen Bedarfs den die Kosten weiter in die Höhe treiben, fürchten die Experten. verkaufen.“ Das Trei- Auch mit dem Thema Nachhaltigkeit will sich der Verband stärker befassen und be- Portfolio umfasst 36 Vendo reitet derzeit den Sustainability Report 2021 vor. Weltweit geht die Mehrheit der Be- Parks, davon 26 in Polen. fragten (74%) demnach davon aus, dass die Nachfrage nach recycle- und wiederver- 2021 sollen in Polen noch wendbaren Materialien in den vergangenen 12 Monaten gestiegen ist. Im Vorjahr mindestens zwei weitere glaubten das nur 60%. Als das wichtigste Nachhaltigkeitsthema sieht die Baubranche eröffnet werden. dabei die Abfallminimierung an. 12
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Innenstadtinitiative Deals Politik muss die Gastronomie mitdenken Allee-Center Remscheid wird aufgewertet rv DÜSSELDORF. Die Aussage der Studie „Innenstadtinitiative“, die das IFH Köln im Auftrag der Metro AG über die Bedingungen der Gastronomie in deutschen Innen- Das Allee-Center Rem- städten gemacht hat, lässt keinen Zweifel: Die Konsumenten sind sich in der Ein- scheid wird modernisiert schätzung einig, dass hiesige Stadtzentren an Attraktivität einbüßen und es wenig Gründe für einen Besuch gibt. Die Quintessenz ist, dass die Aufenthaltsdauer sinkt und damit auch der Umsatz der innerstädtischen Stakeholder. und für die Zukunft neu auf- gestellt, wie der Center- Betreiber ECE Marketplaces jetzt mitteilt. Hierfür will der Vermögensverwalter DWS im Namen eines seiner Im- mobilienfonds in den kom- menden beiden Jahren mehr als 25 Mio. Euro in die Neugestaltung und die Auf- wertung des Shopping- Centers im Zentrum von Als Lieferant kennt Metro die Sorgen der Gastronomen. Foto: Metro Remscheid investieren. Für Planung und Umsetzung Die Schlussfolgerung aus der Studie, für die 250 Gastronomen zu ihrer aktuellen La- der Modernisierungen ge, ihren Plänen und ihren Anforderungen an den Standort Innenstadt befragt wur- zeichnet der Center- den, lautet nach Feststellung von Boris Hedde, Geschäftsführer des IFH Köln, Betreiber ECE Marketplaces dass es in allen Stadttypen – Klein-, Mittel- und Großstädten – notwendig ist, die At- verantwortlich. Um die Nah- mosphäre zu verbessern. Das sei der Hebel, um die Frequenz und vor allem die Ver- versorgungskompetenz des weildauer der Besucher zu steigern, so der Experte. Dabei spielt auch die Lebendig- Centers zu verstärken, wur- keit durch mehr Gastronomie eine wesentliche Rolle. den Edeka und Aldi Nord als neue Mieter gewonnen. Dass etwas geschehen muss, zeigt auch der Blick auf die Zahlen von Hystreet.com, Ein Großteil der Investitio- wonach die Frequenz in namhaften deutschen Innenstädten 2020 – gegenüber 2019 nen fließt in die Umstruktu- rierung und in die künftigen – um 33% gesunken ist und im ersten Halbjahr 2021 nochmals um durchschnittlich Veränderungen beim Mie- 36% gegenüber 2020. Und auch die Verweildauer nimmt stetig ab. In diesem Kon- termix sowie in die Moderni- text ist ein attraktives Gastronomie-Angebot auch von kleinen, individuellen Betrie- sierung des Einkaufszent- ben wichtig, gerade als Magnet für die jungen Leute, die den Cities fernbleiben. rums. Damit soll die Anzie- hungskraft des innerstädti- Ziel der Studie Innenstadtinitiative ist es laut Metro AG, die als Lieferant für die Gast- schen Centers weiter ver- ronomie fungiert, erste Ansätze aufzuzeigen für die politischen Akteure, die nicht stärkt und das Einkaufser- zuletzt als Genehmigungsbehörden bei der Stadt- und Quartiersentwicklung eine lebnis und das Angebot maßgebliche Rolle spielen. Gastronomie müsse in der Politik mitgedacht werden. optimiert und weiterentwi- Laut Hedde steht der Prozess bislang aber erst am Anfang der Lösungsfindung. ckelt werden. Nach den Worten von Joanna Fisher, Nach den Worten von Ivonne Julitta Bollow, Global Director Public Policy bei der CEO der ECE Market- Metro AG, zeigt die Studie aber bereits, dass „lebendige Innenstädte ohne places, werden Shopping- Gastronomie nicht zu machen sind“. Den Beleg dafür lieferte etwa im vergangenen Center gerade an guten und etablierten Standorten wie November der „Shutdown light“, der zunächst nur die Schließung der Gastronomie das Allee-Center auch in vorsah, während der Handel bis zum 15. Dezember weiter öffnen durfte. Doch trotz Zukunft erfolgreich sein: Weihnachtsgeschäft war für den Einzelhandel der dadurch bedingte Frequenzrück- „Dafür ist es wichtig, sie gang deutlich spürbar. immer wieder weiterzuent- wickeln und auf dem neues- Konkret gaben 66% der von der IFH befragten Besucher im November 2020 an, ten Stand zu halten.“ dass sie während des „Lockdown light“ weniger Zeit in den Innenstädten verbracht 13
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 haben als vor der Corona-Krise und 56% gaben nach dem zweiten Lockdown im Juli Deals 2021 an, dass sie weniger Zeit in den Innenstädten verbringen. 54% hielten sich im Juli dieses Jahres auch kürzer in den Geschäften auf. Dabei gilt generell, dass Innen- FLAIR Fürth mit städte über alle Altersgruppen hinweg als multifunktionale Orte gesehen werden, als weiterer Vermietung Orte zum Ausgehen, der kulinarischen Erlebnisse, um Leute zu treffen und als Orte des Einkaufsbummels. Das gilt es bei der Neuentwicklung der Innenstädte zu be- Gut einen Monat vor der rücksichtigen. Eröffnung konnte P&P den an über 400 Standorten Die Citylagen sind für die Gastronomie zwar attraktiv, doch stellen sie für die Bran- che auch eine Herausforderung dar – nicht zuletzt auf Grund der hohen Mieten. So beklagt laut Studie ein Großteil der Befragten (46%), dass die Mieten für attraktive Standorte zu hoch seien. Und 43% monierten, dass für sie die intransparente Verga- be von Flächen „unter der Hand“ ein Problem sei. Vor diesem Hintergrund appelliert Metro-Director Bollow an die Politik, die Vergabe von Mietstandorten an die Unternehmen zu vereinfachen, um auch den kleinen Un- ternehmen – jenseits der Systemgastronomie – eine Chance zu bieten. Denn laut Studie sorgen insbesondere die inhabergeführten, kleinen Restaurants und Cafés für vertretenen Elektrospezialis- die angestrebte Lebendigkeit in den Zentren. Als weitere Maßnahme schlagen die ten Expert Deutschland für Experten die Einrichtung einer Vergabeplattform von Gastronomieflächen vor, um das Shopping-Center FLAIR mehr Transparenz in den lokalen Immobilienmarkt zu bringen. Und um den Dialog Fürth gewinnen. Damit sei zwischen den Betrieben und der Politik zu erleichtern, wird die Funktion eines städti- es gelungen, für die Stadt schen Gastro-Beauftragten als sehr sinnvoll erachtet. einen wichtigen Magneten und starken Frequenzbrin- Mit Blick auf die zentrale Forderung vieler Kunden nach einer angenehmen Atmo- ger zu implementieren. Das sphäre in den Innenstädten, damit sie öfter hierher kommen und auch länger ver- sei das letzte großes Puzz- weilen, hat die IFH-Untersuchung herausgearbeitet, was die Kommunen im Einzel- lestück gewesen, sagt Ale- nen tun können, um die Lage in ihren Zentren zu verbessern und die richtigen Rah- xander Elle, Senior Lea- menbedingungen für die Gastronomie – das gilt aber auch für den Einzelhandel – zu sing Manager bei P&P. schaffen. Dazu gehören nach den Antworten der befragten Gastronomen die The- Weitere Mieter sind Wajos men Sauberkeit und Ambiente (69% der Nennungen), die Anzahl der potenziellen mit seinem ersten Store für Kunden im Einzugsgebiet (68%) sowie damit einhergehend die Anbindung an den Essig, Öle und Pasten in öffentlichen Nahverkehr (66%) durch vielfältige Mobilitätskonzepte und eine gute Bayern sowie Nanu-Nana und das Münchner Kinder- Erreichbarkeit für Zulieferer (63%). modelabel Nyani mit dem Zu lösen gilt schließlich noch das Thema Arbeitskräftemangel, das sich vor allem bundesweit dritten Kon- durch den langen zweiten Shutdown noch verschärft hat. Denn viele Mitarbeiter ha- zeptshop. Zudem wird ben ihre Chance in anderen Branchen gesucht und gefunden, nachdem bedingt Stoked mit einem neuen durch die Zwangsschließungen auch zahlreiche Betriebe aufgeben mussten. Fun- und Trendsport- Konzept, bei dem man indi- viduelle Skadeboards erstel- len kann, einen Store prä- sentieren. Damit wurde laut Elle eine Vermietungsquote von 100% erreicht. Mit dem Flair will P&P ein „Urban Entertainment Center“ schaffen, das neben Handel und Gastronomie innovative Attraktionen wie einen kos- tenfreien Fitness-Parcours, eine große Kinderwelt inkl. 540°Rutsche, mehrere inter- aktive LED-Fußböden, ein XXL-Aquarium und mit Hologate-World die mo- dernste Erlebniswelt Deutschlands bietet. Heimelige Atmosphäre durch Gastronomie und Ambiente. Foto: IHK Celle 14
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Grenznaher Handel Deals Wenn die Geografie zur Hypothek wird Dreiländergalerie gewinnt P&C als Mieter Leif Krägenau, Leiter Niederlassung Hamburg der BBE Handelsberatung Die Dreiländergalerie an der Der Einzelhandel in grenznahen Städten profitiert für gewöhnlich überproportional Hangkante in Weil am von der Kundschaft aus dem Ausland. Corona hatte dem monatelang ein Ende berei- Rhein wächst weiter und hat tet. Was sonst als Garant für wirtschaftlichen Erfolg gilt, ist jetzt für Umsatzeinbußen nach Auskunft der CEM- verantwortlich. AGG Weil am Rhein die Peek & Cloppenburg Düs- Wochenlang blieben die Grenzen zu. Nicht nur im Süden, son- seldorf (P&C) als Mieter für dern auch in allen anderen Himmelsrichtungen. Nur wessen gut 4 500 qm gewinnen kön- Arbeitskraft dringend gebraucht wurde, durfte morgens rein nen. Der CEMAGG Ge- und musste abends so schnell wie möglich wieder raus. Der schäftsführer Andreas Einkauf für den täglichen Bedarf im Nachbarland war gestri- Thielemeier wertet das chen, vom Shoppen in einem der grenznahen Einkaufszentren Vertrauen der künftigen durfte man nur noch träumen, genauso wie vom Einkaufs- Mieter in das Projekt als bummel durch die Innenstadt von beispielsweise Weil am zukunftsweisend. Auch die Rhein oder Lörrach. Fortschritte beim Bau sind sichtbar. Die Arbeiten am Und auch als sich die Grenzen im vergangenen Jahr wieder Rohbau wurden abge- öffneten, war das für den Einzelhandel in den Städten, die für schlossen, so dass derzeit gewöhnlich von Shopping-Touristen überflutet werden, nur die technischen Anlagen eine kurzfristige Belebung. Denn im Winter 2020/21 waren die Grenzen wieder dicht. installiert werden. Das in- In Städten wie Konstanz am Bodensee oder Waldshut-Tiengen, w o sich die K und- nerstädtische Dienstleis- schaft ansonsten durch die Zentren schiebt, herrschte gähnende Leere. tungs- und Einzelhandels- zentrum am Europaplatz in Der größtenteils geschlossene Einzelhandel verlor massiv Umsätze. Etwa im schles- Weil am Rhein soll im wig-holsteinischen Harrislee, einer Gemeinde mit gerade einmal knapp 12 000 Ein- Herbst 2022 mit ca. 60 wohnern, die am westlichen Ufer der Flensburger Förde liegt und von deren Gemein- Shops eröffnet werden. Zu- degebiet aus gleich zwei Grenzübergänge nach Dänemark führen: Padborg und Kup- sätzlich gibt es im 1. Ober- fermühle. geschoss einen 2 000 qm großen Food Court und im Händler an der deutsch-dänischen Grenze gingen im Mai 2020 von Umsatzverlusten 2.OG ein Fitness-Studio, ein zwischen 80 und 85% aus. Der Bürgermeister von Harrislee befürchtete Minderein- Restaurant mit großer nahmen von 2,3 Mio. Euro. Denn der Anteil des Grenzhandels am Gewerbesteuerauf- Dachterrasse, sowie Arzt- kommen machte zwischen 40 und 50% aus. Bis Corona den Handel einbremste, hat- praxen und Büros. te man für 2020 mit Gewerbesteuereinnahmen von 8 Mio. Euro kalkuliert. +++++++++ Düsseldorf: Nuts Factory hat einen Shop im KII (vormals Kö-Bogen II) in der Düsseldorfer Schadowstra- ße eröffnet. Comfort hatte dem Konzept aus Griechen- land die gut 200 qm vermit- telt. Für Nuts Factory ist es der erste Shop im Ausland. Weitere Eröffnungen sind geplant. Der Händler ist spezialisiert auf die Herstel- lung und den Verkauf von Nüssen, Trockenfrüchten, Süßwaren, verpacktem Kaf- fee und damit verbundenen Günstige Handelslage im Drei-Länder-Eck. Foto: Erich Westendarp/Pixabay Sortimenten. 15
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Zwar kam der Einzelhandel bei Grenzöffnung nach dem ersten Lockdown im Vorjahr Deals wieder in Gang und die in Deutschland im zweiten Halbjahr 2020 gesenkte Mehr- wertsteuer von 19 auf 16% lockte anfangs noch mehr Kunden nach Harrislee: Die Berlin: Ein bezaubernder Dänen kamen in Scharen in die sogenannten Grenzshops, die sich der dänischen, Duft und pflegende Beau- aber auch der skandinavischen Klientel auf Durchreise angepasst haben. Denn der typrodukte gehören zu ei- Ort ist gerade einmal fünf Minuten von der nach Norden führenden A 7 und der Ab- nem gelungenen Styling fahrt Flensburg-Harrislee entfernt. dazu: Am Mitte Juli hat L’Occitane en Provence Und in Harrislee gibt es alles, was hoch im Norden sündhaft teuer ist, sehr viel güns- auf rund 61 qm eine neue tiger und auch beliebte Produkte, die es in Skandinavien nicht zu kaufen gibt. Der Boutique im Erdgeschoss vergleichsweise niedrigen Mehrwertsteuer sei Dank. Vor allem Spirituosen, Wein, des Alexa am Alexander- Sekt und Süßigkeiten sind hier der Renner. Aber der nächste Lockdown Mitte Dezem- platz eröffnet. Die Produkt- ber vergangenen Jahres dämpfte die anfängliche Euphorie, dass bald alles wieder so palette reicht von Gesichts-, läuft wie vor Corona. Körper-, Hand- und Haar- pflege bis hin zu Make-up Dieser kleine Grenzhandel hat – neben den spezialisierten Händlern in peripheren und Parfums. Die ausge- Lagen – aber auch einen „Überschwappeffekt“ beispielsweise auf die Innenstadt von wählten Rezepturen und Flensburg, wo die Dänen, die im Grenzhandel Lebensmittel kaufen auch noch Bum- Düfte der Produkte sind meln gehen oder die Gastronomie aufsuchen. inspiriert von der Provence und bieten ein Wohlfühler- Insofern dürften vor allem auch die Innenstadthändler in den grenznahen Städten lebnis für alle Sinne. Für die hoffen, jetzt wieder vermehr ausländische Kunden begrüßen zu können. Wie groß Vermietung verantwortlich der wirtschaftliche Schaden, den die Corona-Pandemie in den Grenzgebieten ange- war Sonae Sierra. Die Im- richtet hat, wirklich ist, werden wir vermutlich erst ermessen können, wenn die Pan- mobilienspezialisten mana- demie unter Kontrolle ist. Die BBE geht aber davon aus, dass die Grenzstädte lang- gen das Alexa im Auftrag fristig zu alter Stärke zurückfinden werden, sobald der Einzelhandelstourismus wie- der Eigentümerin Union der unbegrenzt möglich ist. Investment. Wir schlagen die Brücke… … zwischen Immobilienwirtschaft, Einzelhandel und Kommunen. Sie suchen neue Standorte? Wir können Ihnen dabei helfen, denn die relevante Zielgruppe finden Sie bei uns! Gern beantworten wir Ihre Fragen. info@rohmert.de Cities | Center | Developments © fotalia.com HandelsimmobilienReport 16
CiƟes | Center | Developments Nr. 353 HandelsimmobilienReport 27.08.2021 Deutsche Euro Shop AG Personalien Lockerungen im Sommer lassen hoffen Thilo Wagner wechselt von Nuveen zu Values rv DÜSSELDORF. W ährend die Corona-bedingten Zwangsschließungen den Um- satz der Deutsche Euro Shop AG im ersten Halbjahr 2021 – gegenüber dem bereits Values Real Estate hat geschwächten Halbjahr 2020 – um 6,5% auf 104,9 Mio. Euro und das Ergebnis vor Thilo Wagner (52) ab 1. Zinsen und Steuern (Ebit) um 10,2% auf 70,5 Mio. Euro haben sinken lassen, gibt August 2021 zum Ge- die Geschäftsbelebung im Zuge der Lockerungen wieder Anlass zu Optimismus. schäftsführer des neu ge- gründeten Das zeigt der Blick auf Zahlen wie die Frequenzen in den Geschäftsbe- Shopping-Centern, die Umsatzentwicklung der Mieter und reichs Values die Collection Ratio, also das Verhältnis zwischen fälliger Health and und tatsächlich gezahlter Miete. So erreichten die Fre- Social Infra- quenzen nach den Worten von Wilhelm Wellner (links), structure Vorstandssprecher des Center-Investors Deutsche sowie des Euro Shop AG (DES), Ende Juli etw a 77% des Vor- bestehenden Corona-Niveaus. In Deutschland reichten die Zwangs- Bereichs Values Prime Lo- cations berufen. Mit sei- schließungen z.T. bis in den Juni. ner langjährigen Erfahrung Die Belebung der Malls hat sich nach seinen Worten auch soll Wagner die vielfältigen spürbar bei den Umsätzen der Mieter ausgewirkt, die Aktivitäten des Akquise- und schon nach den ersten Lockerungen im Juni ein Niveau von 85% des Vorkrisenwerts Asset-Management-Teams erreichten. Der Aufhellungsprozess ist damit unverkennbar, doch der Nachholbedarf stärken und bündeln. Thilo im zweiten Halbjahr auch, der maßgeblich davon abhängen wird, ob es im Herbst Wagner verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im und Winter erneute Zwangsmaßnahmen geben wird. Auch die Collection Ratio hat Investmentgeschäft, davon sich mit den Wiedereröffnungen der Geschäfte verbessert und erreichte im Monat zuletzt fast 20 Jahre bei der Juli laut Wellner einen Wert von 94%. amerikanisch-britischen Mit Blick auf die Vermietungsquote, die sich bedingt Nuveen bzw. den Vorgän- durch Corona von durchschnittlich 95,4% Ende 2020 auf gergesellschaften TH Real 93,8% verschlechterte, hat der Investor eine „Reihe von Estate und Henderson konkreten Ansätzen“ ausgearbeitet, um für den Leerstand Global Investors. Hier ver- antwortete er als Managing attraktive Konzepte zu gewinnen. Denn es gibt auch Director über mehr als zehn aktuell noch Händler und Gastronomen, die ihre Chancen Jahre das deutsche Invest- nutzen, um gute Standorte zu gewinnen. mentgeschäft. Values Real Beim Blick auf die zweite Jahreshälfte sieht die Deutsche Estate hat laut CEO Carsten Euro Shop den stationären Handel weiterhin vor besonde- Fischer große Wachs- ren Herausforderungen – auch wenn mit dem Ende der tumspläne. Zwangsschließungen ein wichtiger Meilenstein auf dem Deals Weg zur Normalisierung erreicht wurde. Doch erhöhen die Unwägbarkeiten die Unsi- cherheit über die weitere Entwicklung. Das wird auch von den Infektionszahlen im Augsburg: Der italieni- Herbst/ Winter und den sich daraus ergebenden Maßnahmen abhängen. schen Wäsche- und Bade- modenanbieter Calzedonia Sofern die Pandemie beherrschbar bleibt und es keine erneuten Zwangsmaßnahmen hat sich durch Vermittlung geben wird, erwartet der Vorstand bei den Funds from Operations (FFO) einen Wert von Realkon einen Store in in der Bandbreie von 1,70 bis 1,90 Euro je Aktie, nachdem der Wert im Corona-Jahr der 1A-Lage Annastraße 34 2020 bei 2,00 Euro lag. Das Ergebnis vor Steuern und Bewertung (Ebt ohne Bewer- in Augsburg gesichert. Der tung) ging im ersten Halbjahr um 10,2% auf 55,7 Mio. Euro zurück. Die EPRA- Laden im Erdgeschoss um- Earnings und die um Bewertungs- und Sondereffekte bereinigten Funds from Opera- fasst 95 qm .Geplant ist tions (FFO) lagen mit jeweils 54,3 Mio. Euro nach Unternehmensangaben um 9,2% Ende dieses Jahres ein bzw. 9,3% unter dem Vorjahresniveau. Kombistore für die Marken Calzedonia und Intimissimi. Wie Vorstand Olaf Borkers (Foto rechts) ergänzt, konnten für das laufende Ge- Calzedonia wurde 1986 schäftsjahr alle anstehenden Refinanzierungen von Darlehen zu attraktiven Konditio- gegründet und ist in über 35 nen abgeschlossen werden. Dabei wurden vier Darlehen mit einem Volumen von Ländern vertreten. zusammen 191 Mio. Euro verlängert oder abgelöst. 17
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