Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Die Seite wird erstellt Merlin Preuß
 
WEITER LESEN
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Magazin der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät UZH und ihrer Alumni

Dezember 2020

                          Hartes
                         Pflaster?
                Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
INHALT

                     FOKUS

        Hartes Pflaster?
     Das Oec. Magazin auf Spurensuche
        im Spannungsfeld zwischen

                                                    3
         Ökonomie und Gesundheit

   6 HINTERGRUND
     Experten aus Wissenschaft
     und Praxis beurteilen die Rolle
     von Wirtschaft(lichkeit) und
     Gesundheit

   12   EINBLICK
        Digital Health an der UZH,
        der Fakultät und bei den Alumni

        NACHGEFRAGT
                                          6
   14
        Prof. David Dorn berät den Bund

   16   PEOPLE
        Alumni über das Spannungsfeld
        in ihrem Berufsalltag

   18   ALUMNI-PORTRÄT
        Rudi Bindella Jr. – mit Genuss
        zum Erfolg

   20   ALUMNI INSIGHTS
        Neue Führung für vier
        Alumni-Vereine                    12   14
   22   STUDI MEETS
        Alumna Mona Möckli und
        Studentin Karla Lamesic im
        Gespräch

   24   LOKALTERMIN
        Nir Jaimovich wants to
        understand the world
   26   UPDATE
        Aktuelles aus der Fakultät        22   24
Oec. Dezember 2020
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
FOKUS
4

                    Hartes
                   Pflaster?
         Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen

D
         ie Coronavirus-Pandemie hat wie kaum ein anderes
         Ereignis der letzten Jahrzehnte das Spannungsfeld
         zwis�en ökonomis�en und ethis�-humanistis�en
    Überlegungen si�tbar gema�t. Der Umgang mit dem
    Coronavirus ist ein tagtägli�es Seilziehen und Abwägen
    von Massnahmen, wel�e die Gesundheit der Bevölkerung
    wie au� die Wirts�aft s�ützen sollen. Eine Gratwande-
    rung sonderglei�en. Ökonomis�e Überlegungen haben
    aber au� s�on vor der Corona-Krise die Gesundheits-
    bran�e beeinflusst. Das Oec. Magazin auf Spurensu�e
    im Spannungsfeld zwis�en Ökonomie und Gesundheit.

                                                  Oec. Dezember 2020
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Illustration: Adrian Hablützel, artdepartment.ch

Oec. Dezember 2020
                                                                        5
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
FOKUS HINTERGRUND

    Ökonomie im
    Gesundheitswesen –
6

    Treiber oder Trade-off?
    Die Kosten für das Schweizer Gesundheitssystem betragen etwa
    12 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Damit leistet sich die Schweiz
    eines der teuersten Gesundheitssysteme weltweit. Ein System, das nicht
    erst seit der Coronavirus-Pandemie unter Druck steht. Welchen Einfluss
    haben dabei ökonomische Faktoren und wie hoch sind die Kosten für
    die Gesundheit und das Wohl der Menschen? Das Oec. Magazin beleuchtet
    im Gespräch mit Experten aus Wissenschaft und Praxis das Spannungsfeld
    von Wirtschaft(lichkeit) und Gesundheit.
    Text _ Ralph Müller, Jasmin Rippstein
                                                                                                          Prof. em. Dr. med.

                                                            M
                                                                                                  Klaus W. Grätz ist ehemaliger
                                                                                                 Dekan der Medizinischen Fakultät
                                                                          it dem Spannungs-            der UZH, Mitglied der Ethik-
                                                                          feld zwis�en            Kommission und Co-Direktor des
                                                                                                Weiterbildungsprogramms Medical
                                                                          Wirts�aft und
                                                                                                    Leadership der WWF und MeF.
                                                                          Gesundheit
                                                            bes�äftigt si� Prof. em. Klaus
                                                            W. Grätz quasi von Amtes
                                                            wegen. Dur� seine vielfältigen
                                            DER ALT-DEKAN

                                                                                               wand in den Spitälern in
                                                            Tätigkeiten an der S�nittstelle    den letzten zehn Jahren
                                                            zwis�en Management und             stark zugenommen hat. «Da
                                                            Medizin vereint er unters�ied-     bleibt zu wenig Zeit für die
                                                            li�ste Perspektiven in einer       Medizin.» Dies sei sowohl
                                                            Person. Die grundsätzli�en         ein ethis�es wie au� ein
                                                            Herausforderungen im Gesund-       wirts�aftli�es Problem.
                                                            heitssystem sieht er dabei weder      Um diesem Problem
                                                            in wirts�aftli�en no� ethi-        entgegenzuwirken, bringt
                                                            s�en Fragen, sondern vielmehr      Grätz sein Fa�wissen und
                                                            in te�nologis�en: «Die Medizin     seine Erfahrung im gemein-
                                                            ist sehr te�nis� geworden.         samen Weiterbildungs-
                                                            S�lagworte sind etwa künstli�e     programm der Wirts�afts-
                                                            Intelligenz (KI) oder Ma�ine       wissens�aftli�en Fakultät
                                                            Learning. Der Mediziner als        (WWF) und Medizinis�en
                                                            Heiler im Sinne des hippokrati-    Fakultät (MeF) ein (s. Seite 13).
                                                            s�en Eids tritt inzwis�en zu       «Das CAS Medical Leader-
                                                            sehr in den Hintergrund», fasst    ship unterstützt vor allem
                                                            Grätz zusammen. Hinzu komme,       Ärztinnen und Ärzte dabei,
                                                            dass der administrative Auf-       ihre Führungsaufgaben

                                                                                                                Oec. Dezember 2020
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
K
                                                                       rankenkassen spielen eine zentrale Rolle im Gesund-
                                                                       heitswesen. Sie finanzieren und treffen wi�tige
                                                                       Ents�eidungen, strukturell und im individuellen
                                                                       Einzelfall. Wel�e Rolle spielen dabei ökonomis�e
                                                            und ethis�e Überlegungen? Alumna Maria Trottmann ist über-
                                                            zeugt: «Ökonomie bedeutet, Ressourcen so einzusetzen, dass der
                                                            grösstmögli�e Nutzen für den Mens�en entsteht.» Bei Gesund-
                                                            heitsfragen gelange man mit dieser Philosophie s�nell an
                                                            s�wierige Ents�eidungen. Zum Beispiel, ob im fortges�rittenen
                                                            Lebensalter no� teure Therapien eingesetzt werden sollen.
                                                            Trottmann meint hierzu: «Eine Ents�eidung muss ni�t nur

                                                                                                                                               7
                                                            wirts�aftli�en, sondern au� ethis�en Argumenten folgen.»
                                                            Es sei daher wüns�enswert, dass im Ökonomiestudium au�
                                                            Grundwissen zu sozialen und ethis�en Fragen vermittelt wird.
                                                               Die zentrale Frage für sie sei: Ist der Weg, wie wir im Moment
                                                            in den Berei� Gesundheit und Medizin investieren, der beste
                                                            Weg, um die gewüns�te Gesundheit und das Wohlbefinden des
                                  DIE GESUNDHEITSÖKONOMIN

                                                            Einzelnen zu errei�en? Dazu Trottmann: «Wir sollten die hohen
                                                            Erwartungen, die wir an uns selbst, an Körper und Geist stellen,
                                                            gelegentli� hinterfragen. Für Patienten und Leistungs-
                                                            erbringer können hierbei Initiativen wie
                                                            ‹Choosing wisely› Orientierung geben.
                                                            Sie definieren Leistungen, die häufig
                                                            zum Einsatz kommen, aber ni�t für alle
                                                            Patienten sinnvoll sind.» Eine Doku-
                                                            mentationspfli�t der Therapieziele
«Der Mediziner                                              bei teuren Therapien, vorauss�auende

 als Heiler tritt
                                                            Behandlungsplanung oder gemein-
                                                            same Fallbespre�ungen bei komple-

 zu sehr in den                                             xen Patienten seien Massnahmen, die
                                                            konkret helfen, Kosten zu reduzieren.
 Hintergrund.»                                              Um etwas zu verändern, brau�e es
                                                            aber au� Wissen, Pragmatismus, ein
                                                            offenes Mindset und die Fähigkeit,
bewältigen zu können. Dabei
                                                            s�wierige gesells�aftli�e
müssen au� die Prioritäten
                                                            Fragen zu diskutieren,
zwis�en Wirts�aft, Digitalisie-
                                                            ohne die A�tung vor
rung und Ethik neu definiert
                                                            dem Einzelnen zu
werden», so Grätz. Das Weiter-
                                                            verlieren.
bildungsprogramm sei deshalb
ein wi�tiger S�ritt, um ein
besseres Glei�gewi�t zwis�en

                                  «Ökonomie bedeutet,
ökonomis�en und medizini-                                                                            Maria Trottmann       hat an der
                                                                                                     UZH Volkswirtschaftslehre studiert
s�en Überlegungen zu fördern.
                                      Ressourcen so
                                                                                                     und ist bei der Kranken- und Unfall-
«Es gibt Studien aus den USA,                                                                        versicherung SWICA als Fachspezialistin
die besagen, dass Kliniken,                                                                          Versorgungsforschung tätig.
die von einem ärztli�en             einzusetzen, dass
                                   der grösstmögli�e
Direktor geführt werden,
wirts�aftli� besser abs�nei-
den als jene, die von einem
betriebswirts�aftli�en CEO
                                     Nutzen für den
geführt werden. Das liegt
wahrs�einli� am intrinsis�en
                                   Mens�en entsteht.»
Verständnis der Abläufe.»

Oec. Dezember 2020
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
F
                                      ür Prof. Ernst Fehr sind wirts�aftli�e und gesundheits-
                                      fördernde Interessen keinesfalls ein Trade-off. Er sieht
                                      darin vielmehr eine Komplementarität, eine we�selsei-
                                      tige Ergänzung. «Ein gutes Gesundheitssystem ermögli�t
                             eine gute Wirts�aft und eine gute Wirts�aft ermögli�t ein gutes
                             Gesundheitssystem», betont Fehr. Gesundheitli�e Risiken seien
8

                             zudem häufig au� Einkommensrisiken. Ein Hauptzwe� der
    DER VOLKSWIRTSCHAFTLER

                             Krankenversi�erungen sei deshalb, diese Einkommensrisiken
                             abzusi�ern, während das Gesundheitssystem mittel- und lang-
                             fristig Arbeitsfähigkeit si�erstelle. «Die Absi�erung gegen
                             Einkommensausfälle ist eine gesells�aftli�e Institution, die
                             Mens�en ermutigt, au� Risiken einzugehen, um einen höheren
                             wirts�aftli�en Ertrag zu erzielen.
                             Das ist eine Motivation, die unsere      «Ausgaben
                             Wirts�aft trägt und vorwärts bringt.»
                             Investitionen in das Gesundheits-          für die                             Peter Schaber ist Professor für
                             system seien daher immer au�
                             Investitionen in das Humankapital       Gesundheit                             Ethik an der UZH.

                                                                                                                           B
                             eines Landes.
                                Betra�te man diese Logik auf der
                                                                       sind eine                                                    ei Fragen na� den
                             Ebene von kleinen, offenen Volks-         Investition                                                   Folgen von ökonomi-
                                                                                                                                    s�en Ents�eidungen
                             wirts�aften, seien diese im Verglei�
                             zu grossen Wirts�aftssystemen viel      ins Human-                                                     für die Gesundheit
                                                                                                                           und das Wohl der Mens�en
                                                                       kapital.»
                                           stärker aussenwirts�aft-
                                                                                                                           tau�en s�nell ethis�e Grund-
                                                   li�en S�o�s
                                                                                                                           satzfragen auf. Für Prof. Peter
                                                     ausgesetzt.
                                                                                                            DER ETH IKER
                                                                                                                           S�aber gehören ethis�e
                                                        Konkret betreffe das zum Beispiel die
                                                                                                                           Ents�eidungen zwis�en
                                                          skandinavis�en Länder, die S�weiz,
                                                                                                                           Wirts�aft und Gesundheit
                                                            Österrei�, aber au� Deuts�land.
                                                                                                                           daher zum Alltag: «Ethik be-
                                                            «Unsere Wirts�aftssysteme sind
                                                                                                                           s�äftigt si� mit der grund-
                                                            global vernetzt und in globale
                                                                                                                           sätzli�en Frage, was man tun
                                                            Prozesse integriert – von Importen
                                                                                                                           darf, was man ni�t tun darf
                                                            und Exporten abhängig. Diese
                                                                                                                           und was man verpfli�tet ist,
                                                           Tatsa�e beinhaltet Risiken für jeden
                                                                                                                           zu tun. Fragen aus der medizi-
                                                         einzelnen Mens�en.» Das sei der
                                                                                                                           nis�en Praxis etwa, wel�e
                                                        Grund, warum si� diese Länder ein
                                                                                                                           die Dringli�keit eines Eingriffs
                                                      umfassendes Sozialversi�erungssystem
                                                                                                                           betreffen, werden aufgrund
                                                      leisten. «Die Mens�en sind ni�t bereit,
                                                                                                                           ethis�er Ri�tlinien ents�ie-
                                                          die dur� die Globalisierung entstehen-
                                                                                                                           den. Zum Beispiel hat die
                                                                 den Risiken ohne Absi�erung zu
                                                                                                                           S�weizer Akademie der
                                                                         akzeptieren.»
                                                                                                                           Medizinis�en Wissens�aften
                                                                                                                           ethis�e Ri�tlinien zur Triage
                                                                       Prof. Ernst Fehr ist Professor für
                                                                       Mikroökonomik und experimentelle                    entwi�elt», erklärt S�aber.
                                                                       Wirtschaftsforschung am Institut                    Ethik biete die Chance, ökono-
                                                                       für Volkswirtschaftslehre der UZH.                  mis� langfristig wirksame und
                                                                                                                           na�haltige Ents�eidungen
                                                                                                                           zu treffen. Sol�e ethis�en

                                                                                                                                       Oec. Dezember 2020
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
«Ethik bietet
  die Chance,
  ökonomis�
 wirksame und
  na�haltige

                                                                                                                                       9
                                                               Prof. Dr. med.
Ents�eidungen                                                    Jürg Hodler
                                                           ist ärztlicher Direktor
  zu treffen.»                                              des Universitätsspital
                                                             und Co-Direktor des
                                                                 Weiterbildungs-
                                                             programms Medical
                                                            Leadership der WWF
                                                                         und MeF.
                                 DER ÄRZTLICH E DIREKTOR

Probleme traten etwa zum
Vors�ein, als ein S�weizer
Pharmakonzern eine lebens-
rettende Spritze im Wert von
zwei Millionen S�weizer
Franken verloste, die einmalig
angewandt Kinder mit

                                                           M
Spinaler Muskelatrophie hilft.
Es stellt si� die Frage, ob                                              it der Gratwanderung zwis�en ökonomis�en und
Krankenkassen sol�e Kosten                                               medizinis�en Überlegungen kennt si� au� Prof. Dr. med.
tragen sollten? Hier gelte                                               Jürg Hodler bestens aus. Er bes�äftigt si� vor allem mit
es abzuwägen, so S�aber:                                                 der Kostenentwi�lung in der Medizin – und vertritt dazu
«Folgen die Antworten                                      eine klare Meinung:
ethis�en Kriterien, ist die                                   «Zu den wesentli�en Kostentreibern im Gesundheitswesen zählen
Akzeptanz tendenziell höher                                die Alterung der Gesells�aft sowie die hohen Ansprü�e der Patienten
und in jedem Fall etwas,                                   bezügli� ihrer medizinis�en Versorgung und Fitness. Neue und teils
woran man si� längerfristig                                extrem teure Medikamente ermögli�en neue Therapie – und der Wuns�,
orientieren sollte. Bei der                                diese einzusetzen, ist vonseiten der Patienten und Ärzte verständli�.
Kostenverteilung im Gesund-                                Aber au� die Reformierung des Gesundheitssystems selbst, die Digitalisie-
heitssystem geht es ni�t nur                               rung und eine umfassende Qualitätskontrolle verursa�en zusätzli�e
um Effizienz, sondern au�                                    Kosten», so Hodler. Daher müsse au� in der ärztli�en und pflegeris�en
um Fragen der Fairness.»                                   Praxis das ökonomis�e Bewusstsein weiter ausgebaut werden.

                                                             «Das ökonomis�e
                                                            Bewusstsein muss in
                                                             der medizinis�en
                                                           Praxis weiter ausgebaut
                                                                  werden.»

 Oec.Dezember
Oec.  Dezember2020
               2019
Hartes Pfl aster? Die Rolle der Ökonomie im Gesundheitswesen - Dezember 2020 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
P
                                                   rof. Pietro Biroli erfors�t den Einfluss der
                                                   Genetik auf Ents�eidungen von Individuen
                                                   zwis�en Gesundheit und Wirts�aft. Er ist über-
                                                   zeugt: «Wenn wir in die Wirts�aft investieren
                                         wollen, müssen wir in das Humankapital und die Gesund-
                                         heit der Mens�en investieren.» Denn die Wirts�aft
                                         sei stets nur so gesund wie ihre Bevölkerung. «Den
                                         Mens�en und ihrem geistigen und körperli�en
                                         Wohlbefinden Sorge zu tragen, geht daher ni�t auf
10

                                                                                                       DER DIGITAL HEALTH INNOVATOR
                                         Kosten der Wirts�aft, sondern ist eine langfristig
                                         wertvolle Investition», so Biroli.
                                            Ausserdem a�ten die
                                         Mens�en mit zunehmen-
                                         dem Wohlstand zuneh-
                                                                     «Gesundheit
                                         mend auf ihre Gesund-        ist ein Gut,
                                         heit. «Die öffentli�en und
                                         privaten Ausgaben für      in das wir mit
     DER GESUN DHEITSÖKONOMIE-FORSCHER

                                         Gesundheit haben in
                                         den letzten Jahrzehnten      zunehmen-
                                         massiv zugenommen
                                         – und zwar parallel zum
                                                                      dem Wohl-
                                         Anstieg der Lebenserwar-     stand mehr                                                      Matthias Mettler hat an der UZH einen Bachelor in
                                         tung. Wir werden also
                                         immer wohlhabender,           und mehr                                                       Betriebswirtschaftslehre erlangt, an der Universität St. Gallen
                                                                                                                                      einen Master in Management, Organisation und Kultur

                                                                     investieren.»
                                         leben immer länger und                                                                       absolviert und arbeitet als Associate Partner und Head Health-
                                         wollen ein gesünderes                                                                        care Practice Switzerland bei Synpulse Management Consulting.

                                                                                                                                                    A
                                         Leben führen.» Aus
                                         wirts�aftli�er Si�t sei die persönli�e Gesundheit
                                                                                                                                                                lumnus Matthias Mettler
                                         daher eines der Güter, das in Zukunft immer wertvoller
                                                                                                                                                                hat si� na� dem
                                         wird. «Wir sehen, dass es einen engen Zusammenhang
                                                                                                                                                                BWL-Studium bewusst
                                         zwis�en dem steigenden wirts�aftli�en Wohlstand und
                                                                                                                                                                für ein Masterprogramm
                                         dem persönli�en Wohlbefinden gibt», so Biroli. Er ist
                                                                                                                                                    ents�ieden, in dem er si� nebst
                                         überzeugt, dass au� in Zukunft stetig mehr Geld in die
                                                                                                                                                    ökonomis�en au� mit sozialen
                                         Gesundheit investiert wird.
                                                                                                                                                    und ethis�en Fragen auseinander-
                                                                                                                                                    setzen musste. Dieses habe ihm
                                                                                                                                                    geholfen, seinen Horizont zu
                                                                                                                                                    erweitern, sein interdisziplinäres
                                                                                                                                                    Denken zu stärken und sein
                                                                                Pietro Biroli ist                                                   Bewusstsein für das Zusammen-
                                                                                Assistenzprofessor für                                              spiel vers�iedener Disziplinen
                                                                                Gesundheitsökonomie,                                                zu verbessern. Über Umwege ist
                                                                                sozialwissenschaftliche
                                                                                                                                                    er s�liessli� im Digital Health-
                                                                                Genomik und angewandte
                                                                                Mikroökonomie am Institut                                           Berei� gelandet – und hängen
                                                                                für Volkswirtschaftslehre                                           geblieben. «Primär, weil es dort
                                                                                der UZH.                                                            no� so viel zu tun gibt», bli�t
                                                                                                                                                    Mettler s�munzelnd zurü�.
                                                                                                                                                    Den grössten Entwi�lungsbedarf
                                                                                                                                                    sieht er darin, die vers�iedenen
                                                                                                                                                    Anspru�sgruppen im Gesund-
                                                                                                                                                    heitswesen besser zu vernetzen
                                                                                                                                                    und mehr Verständnis füreinander

                                                                                                                                                                              Oec. Dezember 2020
FOKUS EINBLICK

                                        Digital Health:
                                        ein grosses Puzzle
                                        Das Gesundheitswesen ist an allen Ecken gefordert,
                                        auch durch die Digitalisierung. Wir geben Einblick,

                                                                                                                    11
                                        welche Themen im Bereich Digital Health gerade aktuell
                                        sind – an der UZH, der Fakultät und bei unseren Alumni.

  «In der BWL
lernt man früh:
                                        Welche Projekte
 Der Kunde ist
                                        gibt es an der UZH?
    König.»
zu entwi�eln. Der Weg dahin
                                        Health in a
führe über te�nologis�e
                                        Digital Society
Innovationen und Anwendungen            Die Digital Society Initiative
wie dem Internet of Things (IoT)        (DSI) der UZH erfors�t fünf
oder KI, die den Austaus�               Challenge Areas: Communication,
erlei�tern und effizienter                Democracy, Health, Mobility
gestalten.                              und Work. Diese sind besonders
    Die Vernetzung der vers�ie-         dur� die Digitalisierung gefor-
denen Player soll vor allem den         dert. Die Challenge Area Health
Patienten zugutekommen, um              fördert digitale Gesundheits-
diesen ein dur�gängiges Kunden-         projekte auf interdisziplinärer
erlebnis zu ermögli�en. «In der         Basis. In einer Ringvorlesung
BWL lernt man früh: Der Kunde           wurden vers�iedene Frage-
ist König. Diese Si�tweise fehlt        stellungen zur digitalen
im Gesundheitswesen no�                 Gesundheit beleu�tet.
weitgehend», so Mettler. Um
dorthin zu gelangen, brau�e                    Zu den Vorträgen:
es die Grundbereits�aft der                    dsi.uzh.�
vers�iedenen Anspru�sgruppen,
stärker aufeinander zuzugehen,
gemeinsame Innovationsprojekte
zu wagen, die wirts�aftli�en
und re�tli�en Rahmenbedingun-                    Mobile Health Applications: Fluch oder Segen?
gen für Innovationen zu s�affen                   Verfolgen Sie Ihre Gesundheit und körperli�e Aktivität auf Ihrem
und den Patienten als Kunden                     Mobilgerät? Haben Sie die Corona-Warn-App heruntergeladen?
ins Zentrum zu stellen. Denn:                    Mobile Gesundheitsanwendungen sind zu einem wi�tigen
«Je gesünder der Mens�, desto                    Bestandteil des Lebens geworden. Do� was ist der Nutzen und
leistungsfähiger, leistungsbereiter,             was sind die Kosten? An der «Berlin Science Week» diskutierten
kreativer und innovativer ist er.»               Experten der UZH diese komplexe Fragestellung.
Und dies wiederum komme au�
der Wirts�aft zugute.                                     Zur Aufzei�nung des Podiumsgesprä�s: bit.ly/mhealth-app

Oec. Dezember 2020
Was trägt die Fakultät zum Thema bei?
     Big Data im Gesundheitswesen
     Der Universitäre Fors�ungss�werpunkt (UFSP)
     «Dynamik Gesunden Alterns» erfors�t die
     Stabilisierung von psy�ologis�er Gesundheit
     und Lebensqualität vom mittleren bis ins hö�ste
12

     Alter. Prof. Abraham Bernstein vom Institut für
     Informatik unterstützt den UFSP mit der Erfor-
     s�ung der Integration von Big Data im Gesund-
     heitswesen, zum Beispiel wie si� Daten eines
     MRI mit Daten aus dem Fitnesstra�er verknüpfen
     lassen.
              Weitere Informationen unter:
              dynage.uzh.�

     WWF-Professor
     warnt vor Google-
     Fitbit-Deal
     Die US-amerikanis�e Firma
     Fitbit bietet Fitness-Tra�er an,
     die S�ritte zählen oder die
     Herzfrequenz und S�lafqualität
     messen. Nun mö�te Google
     Fitbit kaufen und die EU-Wett-
     bewerbskommission muss bis
     Ende Dezember eine Ents�ei-
     dung zur Übernahme treffen.
     Denn die Kombination der                                                  KI und Menschen-
     Gesundheitsdaten von Fitbit mit                                           rechte
     Daten, die Google über seine
     Nutzer besitzt, birgt Risiken.                                            Prof. Abraham Bernstein
     Prof. Gregory Crawford vom                                                war in diesem Jahr in einer
                                                                               Expertenkommission des
     Institut für Volkswirts�afts-       Gutscheinsystem für
                                                                               Europarates beteiligt. Die
     lehre und Ökonomen aus der          Nierentransplantationen
     ganzen Welt sind si� einig,                                               Kommission erarbeitete
     dass die Verhinderung sol�er        Die Warteliste für Nierentransplan-   einen Vors�lag, wie si�er-
     Fusionen ein S�lüsselinstru-        tationen in den USA ist lang. Wie     gestellt werden kann, dass
     ment der Wettbewerbspolitik         kann man ökonomis�e Anreize           Künstli�e Intelligenz (KI)
     ist, wenn es um digitale Platt-     setzen, um die Spendebereits�aft      keine Mens�enre�te
     formen geht.                        zu erhöhen? Prof. Marek Pycia hat     verletzt – au� im Gesund-
                                         zusammen mit weiteren Fors�ern        heitsberei�.
             Weitere Informationen:      ein Guts�einsystem für Nieren-
             bit.ly/faz-fitbit            transplantationen entwi�elt.                     Weitere
                                                                                          Informationen:
                                                  Weitere Informationen:       bit.ly/ki-humanrights
                                                  bit.ly/kidney-vou�ers

                                                                                           Oec. Dezember 2020
Was tun unsere Alumni?
                                                              Plattform für bessere Vernetzung
                                                              im Spitalwesen
                                                              Alumnus Olivier Willi hat docbox ins Leben gerufen. Die
                                                              grösste eHealth Plattform der S�weiz vernetzt Ärzte mit
                                                              Spitälern, Pharmafirmen und Patienten. Aktuell sind rund

                                                                                                                              13
                                                              12 000 Ärzte, über 100 Pharmafirmen und 73 Spitäler am
                                                              Netzwerk anges�lossen. In der Corona-Pandemie geht
                                                              Willi no� einen S�ritt weiter: «Wie kann es sein, dass die
                                                              Corona Fallzahlen per Fax eingefordert werden?» Statt nur
                                                              zu kritisieren hat er kurzerhand die Plattform «Swiss Digital
                                                              Health Roundtable» gegründet. Ziel ist ein neutrales,
                                                              zielgeri�tetes Forum für den Austaus� unter Experten.

                                                                       Weitere Informationen:
                                                                       digitalhealth-roundtable.�

                                                                         Schweizer Start-ups in Digital
                                                                         Health im Überblick
                                                                         Matthias Mettler ist Mitgründer und der kreative
                                                                         Kopf bei Health-Trends. Das Unternehmen
                                                                         konzentriert si� auf digitale Gesundheit, Trends
                                                                         und neue Te�nologien im Kontext des S�weizer
                                                                         Gesundheitssystems. Health-Trends ist Heraus-
                                                                         geber der «Swiss Digital Health Map». Die Karte
                                                                         gibt einen Überbli� über alle S�weizer Start-ups
                                                                         im Berei� Digital Health. Gegenwärtig sind 198
                                                                         s�weizeris�e digitale Gesundheits-Start-ups auf
                                                                         der Karte gelistet.

                                                                                  Weitere Informationen:
                                                                                  health-trends.�

                     Wie weiterbilden?
                     Die Wirts�aftswissens�aftli�e Fakultät bietet zusammen mit der Medizinis�en Fakultät
                     für Führungskräfte von Spitälern und Kliniken den «CAS in Medical Leadership», da
                     diese immer mehr ökonomis�e Faktoren in Führung und Management miteinbeziehen
                     müssen. Die Weiterbildung hat zum Ziel, wesentli�e Kenntnisse in den Berei�en Betriebs-
                     wirts�aft, Finanzielle Führung, Marketing und Kommunikation, Strategis�es Mangagement
                     sowie Leadership zu vermitteln. Es ist geplant, den Studiengang zu einem «Master in
                     Medical Leadership» auszubauen.

                            Weitere Informationen: medlead.uzh.�

Oec. Dezember 2020
FOKUS NACHGEFRAGT

                              «Die Task Force entwirft
                               Handlungsoptionen»
                         Seit April ist David Dorn Mitglied der Expertengruppe für Wirtschaft der
                       Swiss National Covid-19 Science Task Force. Mit seinem Know-how berät der
14

                      Ökonomieprofessor den Krisenstab des Bundes und die zentralen Institutionen.
                             Ein Einblick in seine Arbeit und die grössten Herausforderungen.

     Was ist die Aufgabe                                                                                Wo liegen aus Ihrer Si�t die
     der Task Force?                                                                                    Stärken der Task Force?
     Sowohl innerhalb unserer Experten-                                                                 Die Diskussionen in der Task Force erlauben es, einen
     gruppe als auch in der ganzen Task                                                                 wissenschaftlich breit abgestützten Konsens zu er-
     Force diskutieren wir Fragen, die vom                                                              mitteln. Diese hohe Interdisziplinarität zwischen den
     Bund gestellt werden, oder Themen,                                                                 verschiedenen Expertengruppen ermöglicht einen
     die von Mitgliedern der Task Force                                                                 wertvollen Austausch, auch mithilfe der Policy Briefs.
     eingebracht werden. Wird ein Thema                                                                 Dies ist eine wichtige Funktion der Task Force, da in den
     als besonders wichtig erachtet,                                                                    Medien ansonsten oft Einzelmeinungen betont werden,
     schreiben wir einen «Policy Brief».                                                                denen eine breitere wissenschaftliche Basis fehlt.
     Dieser gibt eine Übersicht über
     den Stand der Forschung und zeigt
     Handlungsoptionen auf. Danach
     liegt es an der Politik, Entscheidungen                                                                      Zu Beginn der Pandemie
     zu treffen.                                                                                                  galt es zwis�en gesund-
                                                                                                                  heitsrelevanten und
     Was ist Ihre Rolle                                                                                           ökonomis�en Faktoren
     innerhalb der Task                                                                                           abzuwägen. Was waren
     Force?                                                                                                       die grössten Herausfor-
     Die «Economics»-Gruppe der Task
     Force betrachtet die Auswirkungen                                                                            derungen dabei?
     der Corona-Pandemie auf die
                                                                                                                  Eine der grössten Herausforderungen war
     Schweizer Wirtschaft. Sie bringt
                                                                                                                  die Datenlage. Einerseits hatte man kaum
     Überlegungen in die Diskussion,
                                                                                                                  Erfahrungswerte zum neuen Virus oder zu
     wie man am besten vorgehen
                                                                                                                  Massnahmen wie Lockdowns. Andererseits
     könnte, um erhebliche wirtschaft-
                                                                                                                  wurden auch neue Daten zur Covid-19-Krise
     liche Schäden abzuwenden und
                                                                                                                  nur langsam und eingeschränkt verfüg-
     gleichzeitig den Schutz der Volks-
                                                                                                                  bar. Mittlerweile hat man im Bereich der
     gesundheit sicherzustellen.
                                                                                                                  klinischen Daten grosse Fortschritte erzielt.
                                                                                                                  Die Datenlage zu Kosten und Nutzen von
                                                                                                                  verschiedenen Massnahmen gegen die Ver-
                                                                                                                  breitung des Virus ist jedoch weiterhin ein-
                                                                                                                  geschränkt.
                            Wie stark hat die S�weizer Wirts�aft unter
                            den Massnahmen gelitten und wie lange
                            dauert es, bis sie si� wieder erholt hat?
                            Wir befinden uns in einer starken Rezession. Die Prognosen gehen davon aus,
                            dass die Wirtschaftsleistung erst im Jahr 2022 auf Vorkrisenniveau zurückkeh-
                            ren wird. Dies hat auch damit zu tun, dass die Schweiz stark vom Ausland und
                            den dort verhängten Massnahmen abhängig ist. In vielen Ländern, die wichtige
                            Handelspartner für die Schweiz sind, hat es grosse Lockdowns gegeben und der
                            Konsum ist zurückgegangen. Das strahlt auch auf die Schweiz aus.

                                                                                                                                             Oec. Dezember 2020
Die App für
deine Säule 3a.
Du hast es in der Hand.

                                                                                        50.–        n  * au .
                                                                                                                 f
                                                                                                e i
                                                                                         u t sch bühren
                                                                                       G
                                                                                        ei n e Ge
                                                                                       d         h e in
                                                                                                        co d e
                                                                                                               :
                                                                                                     c
                                                                                              G ut s     MNI
                                                                                                    A LU

                                                                                  So funktioniert’s:
                                                                                  1. App downloaden
                                                                                  2. Säule 3a vollständig digital und in wenigen
                                                                                     Minuten eröffnen
                                                                                  3. Gutscheincode in der App eingeben und
                                                                                     Gebühren sparen
                                                                                  4. frankly entdecken, erste Einzahlung tätigen
                                                                                     und deine bestehende 3. Säule transferieren

*Nur für frankly Neukunden gültig. Code ist nicht kumulierbar mit anderen Gutscheincodes.
Einlösbar bis 31.12.2021. Diese Publikation dient Werbezwecken. © 2020 Vorsorgestiftung
Sparen 3 der Zürcher Kantonalbank
FOKUS PEOPLE

      Wie erleben                                              Birgit Wernz

      Sie das
                                                               Leiterin Pflege Luzerner Kantonsspital, Kinderspital
                                                               Pflegefachfrau 1991, Executive MBA UZH 2020

                                                               2020 ist das «Year of the nurse and mid-

      Spannungsfeld?                                           wife» und für Pflegefachpersonen im
                                                               Gedenken an den 200. Geburtstag von
16

                                                                         Florence Nightingale ein besonde-
                                                                             res Jahr. Wohl niemand hätte
                                                                                2019 gedacht, wie systemre-
       Peter Höschler                                                            levant die Pflegefachperso-
       Vertriebsmanager Sanitas                                                   nen ins Zentrum rücken.
       Dr. oec. 2018                                                              Als Pionierin der profes-
       Das Gesundheitswesen braucht Innovationen.                                 sionellen Pflege beschrieb
       Wichtig sind vor allem medizinische und                                    Nightingale die bis heute
       technologische Innovationen, wie neue                                     gültigen Aufgaben einer
       Behandlungsmethoden und Impfstoffe. Aber                                Pflegefachperson: Advocacy
       auch Innovationen durch die Digitalisierung                         und Caring. Advocacy be-
       von Prozessen sind im Gesundheitswesen                         schreibt den Schutz der Autonomie
       wichtig. Krankenversicherungen                          sowie das Handeln im Interesse des
       sind in diesem Bereich aktuell                          Patienten. Caring
       sehr aktiv. Zum Beispiel                                umfasst das Engage-
       werden administrative                                   ment in die Beziehung
                                                               mit dem Patienten,             «Es braucht ein
       Prozesse vereinfacht, die
       Telemedizin ausgebaut und                               seiner Familie und            Bewusstsein der
       digitale Services entwickelt.                           deren Bedürfnisse.             Ökonomen für
       Ein weiterer wichtiger                                  Advocacy und Caring              gute Pflege»
       Innovationsbereich, der mit                             lassen sich nur schwer
       der Digitalisierung einhergeht,                         messen, Vertrauens-
       ist die Erhebung und Nutzung                            aufbau ist am Fliess-
       von Gesundheitsdaten. Diese                             band nicht möglich. Gleichzeitig ist
       können beispielsweise zur                               ökonomischer Druck alltäglich. Als grösste
       gezielten Prävention, zur            «Ein innovatives   Berufsgruppe in den Spitälern leisten die
       Bestimmung von Risikogrup-              Gesundheits-    Pflegefachpersonen einen essenziellen
       pen oder zur Auswahl der               wesen braucht    Beitrag zu einer wirksamen, zweckmässi-
       besten Behandlungsmethode              die Kräfte des   gen und wirtschaftlichen Gesundheitsver-
                                                               sorgung nach KVG. Neben dem ökonomi-
       genutzt werden. Für die                   Marktes»
       Entstehung all dieser Innova-                           schen Bewusstsein der Gesundheitsakteure
       tionen braucht es ökonomische                           braucht es auch ein Bewusstsein der
       Anreize. Ein innovatives Gesundheitswesen,              Ökonomen für gute Pflege. Die Pandemie
       das die Gesundheit der gesamten Gesell-                 zeigt, dass nur ein finanziell solides
       schaft verbessern will, kann also nicht auf die         Gesundheitssystem mit genügend quali-
       Kräfte des Marktes verzichten. Gleichzeitig             fizierten Pflegefachpersonen in der Lage
       gibt es sowohl ökonomische als auch huma-               ist, die qualitative Gesundheitsversorgung
       nistische Aspekte, die für gewisse Beschrän-            zu sichern.
       kungen im Gesundheitswesen sprechen.
       Die nötigen Marktkräfte dürfen also nicht
       ohne effektive Regulierungen und sinnvolle
       Selbstverpflichtungen wirken.

                                                                                                          Oec. Dezember 2020
Julia Hillebrandt
                                                                 CEO und Vorsitzende der Geschäftsleitung,
                                                                 Klinik Lengg AG
                                                                 Dr. oec. publ. 2011

                                                                Das Schweizer Gesundheitssystem verän-

                                                                                                              17
                                                                dert sich aufgrund verschiedener Einflüsse
                                                                rasant. Die medizinische Entwicklung
Peter Zweifel                                                   ermöglicht immer mehr Behandlungsoptio-
Emeritierter Professor für                                      nen und die zunehmend alternde Bevölke-
Angewandte Mikroökonomie
                                                                rung bedarf vermehrter medizinischer
Dr. oec. publ. 1974
                                                                Leistungen. Um dem dadurch verursachten
In meiner Vorlesung «Ge-                                        Kostenwachstum zu begegnen, verstärkt
sundheitsökonomie» wurden                                       die Politik die Regulierung und den
die Studierenden mit dem Spannungsfeld                          Spardruck. Bei den Spitälern reagieren die
«Gesundheit» und «Wirtschaft» konfron-                          für die Spitalführung zuständigen Organe
tiert. Aktuell wird als Begrün-                                 auf diese Veränderungen laufend, damit
dung der Corona-Restriktionen                                   die qualitativ gute und bezahlbare Gesund-
der Imperativ «Gesundheit               «Bei unseren            heitsversorgung langfristig
geht über alles» vorgebracht.           Präferenzen             gesichert bleibt. Die dabei
Dazu zwei Thesen. Erstens:                gibt es ein           getroffenen Entscheide
Unser tägliches Verhalten straft                                müssen sowohl medizi-
                                      Spannungsfeld»
diesen Imperativ Lügen. Wer                                     nische als auch wirt-
ist im Stress noch nie bei Rot                                  schaftliche Faktoren
über eine Kreuzung gerannt? Wer hat noch                        berücksichtigen. Die
nie im Interesse der Karriere Überstunden                       Spitalführung steht vor
geleistet? Natürlich opfert niemand                             der Aufgabe, Wirksam-
Gesundheit für andere Ziele, so wie man                         keit, Zweckmässigkeit
zum Beispiel auf ein modisches Kleid zu                         und Wirtschaftlichkeit
Gunsten von Ferien verzichtet. Doch wir                         unter einen Hut zu bringen,
nehmen in Kauf, dass unsere Chance, in                                         wie es durch das KVG
Zukunft gesund zu sein, etwas geringer ist                                     vorgeschrieben wird. Medi-
als sie sein könnte. So besteht bezüglich                «Medizin und          zin und Wirtschaftlichkeit
unserer Präferenzen ein Spannungsfeld                   Wirtschaftlichkeit     sind keine Gegensätze. Heute
zwischen Gesundheit und Wirtschaft.                        sind keine          ist das eine ohne das andere
Zweitens: Wenn man zu den Produktions-                    Gegensätze»          in der Gesundheitsversor-
möglichkeiten übergeht, bedingen sich                                          gung nicht mehr denkbar.
Gesundheit und Wirtschaft gegenseitig.                                         Nur miteinander finden ihre
Nur wer gesund ist, kann wirtschaftlich                         Interessen und berechtigten Anliegen die
erfolgreich sein und eine hohe Lebensqua-                       optimalste Lösung – die qualitativ hoch­
lität geniessen. Umgekehrt gehen Einkom-                        stehende und bezahlbare Behandlung der
mensverlust und soziale Isolation mit                           Patienten.
schlechterer Gesundheit bis hin zu
erhöhtem Sterberisiko einher. Wenn die
Daten für das Jahr 2020 vorliegen, werden
die Corona-Restriktionen diesen zweiten
Zusammenhang in Erinnerung rufen.

Oec. Dezember 2020
PORTRÄT
18

     Rudi Bindella Jr. (lic. oec. publ.)
     ist in der vierten Generation im
     Familienunternehmen Bindella,
     eine der bekannten Gastro-
     Dynastien der Schweiz, aktiv.
     Nach vorgängigen beruflichen
     Stationen bei Coca-Cola und
     Kraft-Foods, arbeitet er seit
     2010 im Familienbetrieb, wo
     er seit 2018 die Gesamtverant-
     wortung für Gastronomie,
     HR und Marketing trägt.
     Bindella ist verheiratet und
     Vater von zwei Töchtern.

                                           Oec. Dezember 2020
Mit Genuss
           zum Erfolg
                                                                  Dort ist der Blick fürs Detail gefragt, was sich vom
                                                                  eleganten und nachhaltigen Design von Trennwänden
                                                                  über die Auswahl des Bestecks bis hin zur Beleuchtung
                                                                  erstreckt. Und wenn Bindella leidenschaftlich vom
     Analytisches Denken, gepaart mit Gespür                      speziellen Fior di Latte aus der Region Benevento Nähe
  für Ästhetik und einer Prise Freude: Wenn Rudi                  Napoli schwärmt, wird klar, dass seine persönliche

                                                                                                                                      19
   Bindella Jr. mit gleich viel Begeisterung über                 Bezeichnung als «Geniesser» nicht nur Teil seiner
                                                                  gastronomischen DNA, sondern vielmehr auch ein
  einen Fior di Latte, Beleuchtungskonzepte und
                                                                  wichtiges Erfolgsrezept ist.
 Führungsthemen spricht, vereinen sich Ökonom,
     Gastgeber und Geniesser in einer Person.                     Herzblut und Seriosität
              Text _ Charlotte Ulmann Foto _ Esteban Castle       Auch bei seinem Berufswunsch spielte die Leidenschaft
                                                                  zuvorderst mit. Die Vision, nämlich der Einstieg in das
                                                                  familieneigene Geschäft, stand bereits als Kind fest.
                                                                  Beim Ökonomiestudium lernte er vor allem strukturiertes

R
     udi Bindella Jr. – ein klingender Name, der die Ab-          Arbeiten, aber auch Themen wie die Bewertung eines
     grenzung zum Senior bereits in sich trägt. Nomen             Betriebs. Seine Studienzeit verbindet er mit durchwegs
     est omen: Das Familienunternehmen Bindella steht             positiven Erinnerungen. Nebst tollen Freundschaften
nebst Gastronomie und Weinhandel auch für Weinbau,                erinnert er sich noch gut an Koryphäen wie Rudolf Volkart,
Immobilien und Handwerk und gilt gemeinhin als eine               emeritierter Professor für Banking und Finance, welcher
der bekannten Gastro-Dynastien der Schweiz. Seit 2010 im          mit ein Grund gewesen sei, weshalb er überhaupt Finanz-
familieneigenen Betrieb tätig, trägt Bindella Jr. seit 2018       wissenschaften studiert habe. Und ja, er habe durchaus
offiziell die Gesamt­verantwortung für Gastronomie, HR            auch in der Mensa zu Mittag gegessen, erwidert er lachend
und Marketing. Genug Zeit, um einen eigenen track record          auf die Frage, ob Student Rudi damals nur die familien­
aufzubauen – wie etwa das Restaurant «Più» bei der Sihlpost       eigenen Restaurants frequentiert habe.
– und um seinen eigenen Stil zu finden. Der oft zitierte             Welchen Rat er seinem studentischen Selbst von damals
Vergleich zum Senior ehre ihn heute daher vielmehr, als           geben würde? Durchziehen, und von Anfang an die nötige
dass er ihn störe.                                                Seriosität reingeben, ohne dabei den studentischen Ausgleich
   Das glaubt man ihm gerne: Geerdet und authentisch wirkt        ausser Acht zu lassen. Und mit Herzblut bei der Sache sein
der 43-jährige im Gespräch. Spuren von Arroganz sucht man         – dann komme es gut. Liebe, was tu tust, oder ganz getreu
vergebens. Womöglich auch deshalb, weil er in allen Tätig-        dem Leitsatz des Familienunternehmens: «La vita è bella.»
keitsbereichen des Unternehmens schon gearbeitet hat – sei
es als Jugendlicher als Lagerist, im Service oder in der Küche.   Hausgemachtes Ambiente
Diese Erfahrungen seien heute wichtig und hilfreich für seine     Dieser Leitsatz wird zurzeit auf eine harte Probe gestellt:
Glaubwürdigkeit, aber auch für sein eigenes Verständnis           Der erste Covid-bedingte Lockdown sei für die Betriebe ein
den Mitarbeitenden gegenüber, erklärt Bindella.                   Schock gewesen, so Bindella. Er sei jedoch dankbar, diese
                                                                  Erfahrungen in vergleichsweise jungen Jahren zu machen
Ökonom mit Gespür für Ästhetik – bis ins letzte Detail            und mit seinem Vater einen Sparringpartner mit langjähriger
Es herrscht eine angenehme Atmosphäre am Hauptsitz                Erfahrung an seiner Seite zu haben. Mit 1317 Mitarbeitenden
von Bindella an der Hönggerstrasse in Zürich, wo bereits          habe man eine grosse soziale Verantwortung, überdurch-
morgens um acht Uhr Teelichter in den Gängen der Büro-            schnittliche Belastbarkeit ist gefragt. Ein wahrer Kapitän
räumlichkeiten brennen und sich Rudi Bindella Jr. im              zeige sich dann, wenn die Zeiten auf Sturm stehen. Daher
Sitzungszimmer persönlich um die richtige Dimmung der             versucht Rudi Bindella Jr. positiv und zuversichtlich zu
Lämpchen kümmert. Entweder man hat die Gastgeber­                 bleiben, und lebt sein persönliches «bella vita» tagtäglich
mentalität im Blut, oder nicht.                                   in kleinen Momenten.
   Als neugierig, direkt, unternehmenslustig und experi-
mentierfreudig würde sich Bindella selbst beschreiben. Dies                              Ihre Meinung interessiert uns
zeige sich auch bei seinen Projekten, wo er sich besonders                           Wer sollte hier als Nächstes stehen? Schreiben
stark im konzeptionellen und visuellen Bereich einbringe.                                    Sie uns: magazin@oec.uzh.ch

Oec. Dezember 2020
ALUMNI INSIGHTS

                                            Vier Alumni-Vereine unter
                          2020 war ein Jahr des Wandels in der Alumni-Welt: Gleich drei neue
                   Präsidentinnen und Präsidenten haben ihr Amt angetreten und mit ECON Alumni
                         wurde ein neuer Verein gegründet. Das Oec. Magazin hat nachgefragt,
                    wie sie ihr erstes Jahr erlebt haben und welches ihre Ziele für die Zukunft sind.
20

     Dr. Alexandra Bay                                          Marcel Rohrer
     Präsidentin CUREMalumni und Head Group Resear�             Präsident EMBA Alumni UZH und Partner bei BDO
     bei Swiss Prime Site                                       S�weiz

     Was hat Sie daran gereizt, das Präsidium zu übernehmen?    Was hat Sie daran gereizt, das Präsidium zu übernehmen?
     Der CUREM-Gedanke lebt in unserem Verein von               Bei EMBA Alumni UZH haben wir viele erfolgrei�e
     Immobilien-Professionals weiter, wertvolle Kontakte        Persönli�keiten über alle Bran�en hinweg und es
     werden geknüpft, Wissen und Horizonte erweitert.           findet ein reger Austaus� statt. I� s�ätze diese
     I� will dazu meinen Beitrag leisten und                    persönli�en Kontakte an unseren Anlässen sehr und
     attraktive Angebote weiterentwi�eln.                       i� mö�te dazu beitragen, dass dieses Netzwerk stark
                                                                bleibt und si� weiterentwi�elt.
     Was ist Ihre langfristige Vision für Ihren
     Verein?                                                    Was ist Ihre langfristige Vision für Ihren Verein?
     Die Verbundenheit der Absolventinnen                       Wir mö�ten für unsere Mitglieder Mehrwert
     und Absolventen untereinander zu                           generieren. Dies errei�en wir dur� ein wertvolles
     stärken – und das über alle Abs�luss-                      Netzwerk, ein ausgewähltes und abwe�slungsrei�es
     Jahrgänge hinweg. Gemeinsam mit der                        Jahresprogramm sowie dur� spannende Weiter-
     UZH und CUREM soll CUREMalumni                             bildungsangebote.
     als DAS Alumni-Netzwerk für
                                                                Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen für Ihren
     Immobilien-Professionals stehen.
                                                                Verein?
     Wo sehen Sie Chancen und                                   Die Welt wird immer digitaler, komplexer und profes-
     Herausforderungen für Ihren                                 sioneller. Die Leute sehnen si� vermehrt na� einem
     Verein?                                                      ausgewählten, ungezwungenen und sinnstiftenden
     Wir stehen als Verein sehr gut                                Austaus�. Hier können wir für unsere Mitglieder als
     da. Die Netzwerkpflege ist                                                  Plattform dienen. Als Herausforderung
     leider dur� die Coronavirus-                                                sehe i�, dass wir das Persönli�e
     Pandemie einges�ränkt;                                                        ni�t verlieren dürfen und nahe bei
     diese lässt uns nun s�neller                                                  unseren Mitgliedern bleiben.
     über den Einsatz digitaler Tools na�denken. Unsere
                                                                                  Worauf freuen Sie sich im Jahr 2021?
     Eventformate sollen dabei au� in Zukunft beliebt
                                                                                  Vor allem freue i� mi� darauf,
     bleiben – au� mal in hybrider Form.
                                                                                  dass wir (hoffentli�) wieder Anlässe
     Worauf freuen Sie sich im Jahr 2021?                                         dur�führen können. Sollte das
     I� wüns�e mir, dass wir ni�t mehr in einer besonde-                         mögli� sein, so steht beispielsweise
     ren, sondern bald wieder in einer «normalen» Lage sind.                    ein Besu� beim Kraftwerk Linth
     Wir planen bereits einige Events – immer im Wissen,                          Limmern, bei der Brauerei Steinfels
     dass allenfalls kurzfristig umdisponiert werden muss.                           und bei der Swiss Shrimp AG an.

     www.curemalumni.�                                                                      www.emba.uzh.�/alumni

                                                                                                         Oec. Dezember 2020
neuer Führung
 Prof. Ralph Ossa                                          Yvonne Isaac-Kesseli
 Präsident ECON Alumni UZH und Direktor des Instituts      Präsidentin OEC ALUMNI UZH und Partner

                                                                                                                       21
 für Volkswirts�aftslehre                                  bei Consulta AG

 Was hat Sie daran gereizt, das Präsidium zu übernehmen?   Was hat Sie daran gereizt, das Präsidium zu übernehmen?
 Als Mitinitiator des ECON Alumni-Vereins ist es für       Während meines Studiums an der UZH durfte i� viel
 mi� eine Ehrensa�e und eine Herzensangelegenheit,         Positives erleben. Dieses Amt ermögli�t es mir,
 diesen tatkräftig zu unterstützen. Wir haben viel vor     «Danke» zu sagen. Zudem ma�t es mir Spass, im
 und sind überzeugt, dass das Alumniwesen einen            Alumniwesen mitzuwirken und somit unter anderem
 wertvollen Gewinn für unseren Fa�berei� darstellt.        au� die Strahlkraft der Wirts�aftswissens�aftli�en
                                                           Fakultät (WWF) zu erhöhen.
 Was ist Ihre langfristige Vision für Ihren Verein?
 Der ECON Alumni UZH Verein wurde Anfang 2020              Was ist Ihre langfristige Vision für Ihren Verein?
 mit dem Ziel gegründet, ein weltweites Netzwerk für                Wir mö�ten eine S�arnierfunktion zwis�en
 eine engagierte und passionierte Community zu                           Lehre, Fors�ung und der Praxis s�affen.
 s�affen: «The Network for Economists».                                     Ein Think-Tank, der Glei�gesinnte
                                                                             zusammenbringt, sektorübergreifende
 Wo sehen Sie Chancen und Herausforderungen
                                                                              Partners�aften ermögli�t und somit
 für Ihren Verein?
                                                                              den Wissenstransfer in die Praxis und
 Da die Vereinsgründung Anfang 2020 in die Zeit des
                                                                               umgekehrt unterstützt. Dabei soll der
 Lo�downs fiel, konnten wir no� keine physis�en
                                                                                Alumni-Networking-Gedanke stets
            Anlässe dur�führen. Dies wäre für den
                                                                                   zentral bleiben.
                Aufbau des Netzwerkes jedo� essenziell.
                 Eine grosse Chance sehe i� in der                                      Wo sehen Sie Chancen und
                  künftigen Vernetzung und dem                                            Herausforderungen für
                  Austaus� unserer Mitglieder                                              Ihren Verein?
                  mit dem Department.                                                       Die WWF brilliert mit
                                                                                            akademis�en Errun-
               Worauf freuen Sie sich im
                                                                                           gens�aften und bei
                 Jahr 2021?
                                                           unseren 2800 Mitgliedern ist enormes Praxiswissen
                   Na� der diesjährigen Corona
                                                           vorhanden. Diese zwei Welten zu verbinden, bietet
                         bedingten Durststre�e, die uns
                                                           grosse Chancen. Andererseits konkurrieren wir natür-
                            au� den Eröffnungsanlass
                                                           li� mit anderen Angeboten und die Conversion Rate
                               gekostet hat, freuen wir
                                                           könnte höher sein. Die gut besu�ten Events bestätigen
                                 uns umso mehr auf
                                                           uns aber darin, dass wir auf dem ri�tigen Weg sind.
                                 den 1. ECONnect
                                  Anlass im Früh-          Worauf freuen Sie sich im Jahr 2021?
                                  sommer 2021. Die         Mit der Genussreihe «Oec Taste & Talk» werden wir
                                   Eventreihe gibt         auf eine kulinaris�e Entde�ungsreise gehen. Weitere
                                    unseren Mitgliedern    Serien wie «Na�haltigkeit auf den Punkt gebra�t»
 die Mögli�keit, Opinion Leader aus Politik und            mit renommierten Gastreferenten zeigen auf, dass zum
 Wirts�aft kennenzulernen, Zugang zu aktuellen             Beispiel «Impact Investing» nur funktioniert, wenn wir
 Themen zu bekommen und si� mit Glei�gesinnten             Experten zu Worte kommen lassen, die «Impact» in
 auszutaus�en.                                             Bezug auf Biodiversität, Klimawandel und Wasser
                                                           fundiert erklären können.
 www.econalumni.�
                                                           www.oecalumni.�

 Oec. Dezember 2020
STUDI MEETS…

                           «Sei offen für neue
                       Eindrücke und Impulse aus
                            deinem Umfeld»
22

                      Drei Kameras, zwei Frauen, ein Tisch, und kein Drehplan: Das Oec. Magazin
                      hat eine Studentin mit einer Alumna zusammen an einen Tisch gesetzt und
                                 geschaut, was passiert. Ein Auszug aus dem Gespräch.
                                                 Text _ Fabienne Schumacher Fotos _ Esteban Castle

     W
               as passiert, wenn
                                                                                                                         hema, das
               man Studierende                                                                            «Mut ist ein T
                                                                                                                       ärker unter
                                                                                                         in Zukunft st
               mit unterschied-
                                                                                                                                   g
     lichen Personen für ein                                                                                         in Erscheinun
                                                                                                       Studentinnen
     Gespräch an einen Tisch                                                                                  treten muss.»
     setzt? In der neuen Serie
                                                                                                                    Karla Lamesic
     «Studi meets…» möchte
     das Oec. Magazin genau
     das herausfinden. Dabei
     treffen Studierende auf
     verschiedene Gesprächs-
     partner der Fakultät:
     Alumnae und Alumni,
     Professorinnen und
     Professoren, Forschende,
     Doktorierende oder
     Mitarbeitende. Die Vor­
     gaben für das Gespräch
     sind dabei einfach – es
     gibt keine. Falls das
     Gespräch einmal ins
     Stocken geraten sollte,
     gibt es vorgefertigte Zettel
     mit Fragen. In der ersten
     Folge begegnen sich
     Alumna Mona Möckli und
     Studentin Karla Lamesic.

                                  «Ich hätte n
                                               ie gedacht,
                               wichtig die                 wie
                                             Unternehm
                              kultur eine               e ns­                      Mona Möckli (links) ist Senior Client Advisor bei J.P. Morgan
                                          r Firma sein                             Asset Management. Karla Lamesic (rechts) studiert Volkswirtschafts-
                                                       kann.»
                                        M ona Möckli                               lehre und ist im Fachverein fvoec tätig.

                                                                                                                                    Oec. Dezember 2020
MONA:    Hi Karla, wie läuft es im Studium?             tun habe, kenne ich oftmals einige, die dort arbeiten.
                                                          So hat man gleich einen gemeinsamen Nenner. Mir
   KARLA: Gut, ich habe mich daran gewöhnt, dass
                                                          sind auch viele Freunde vom Studium geblieben,
alles online ist. Für mich funktioniert das viel
                                                          die heute ein fester Bestandteil meines Freundes­
effizienter, weil ich in meinem eigenen Rhythmus
                                                          kreises sind.
arbeiten kann. Manchmal auch zu sehr ungewöhn­
lichen Zeiten, wie spät abends oder sehr früh am             KARLA: Wie hast du die Unternehmen ausgesucht,
Morgen.                                                   in denen du gearbeitet hast?
  KARLA:War für dich immer klar, dass du in die             MONA:   Das ist eine gute Frage. Ich habe bei

                                                                                                                                         23
Finanzbranche möchtest?                                   meinem Berufseinstieg eine innovative Firma
                                                          gefunden. Gleiches gilt für meinen aktuellen Arbeit­
   MONA: Nein, nicht wirklich. Als Maturandin hatte
                                                          geber, J.P. Morgan. So hatte ich mich bisher stets
ich gerne Mathematik und wollte gleichzeitig etwas
                                                          mehr auf die Firma als auf den Job beworben.
studieren, wo etwas läuft. Deshalb hatte ich mich
                                                          Ich hätte früher nie gedacht, wie wichtig eine
für Wirtschaft entschieden. Ich dachte, das passt
                                                          Unternehmenskultur sein kann. Wenn dir eine
gut zu mir. Schliesslich habe ich meine Masterarbeit
                                                          Kultur besser zusagt, fällt dir die Arbeit leichter,
in Finance geschrieben, so war der Weg in die
                                                          weil du dich wohler fühlst.
Finanzwelt quasi vorgegeben.
                                                            MONA    zieht nochmals eine Frage.
  KARLA: Ein   sehr geradliniger Weg also?
                                                            MONA:  Die Frage ist für mich. «Du arbeitest in
  MONA:   Ja, das klingt jetzt so. Es ist mir gar nicht
                                                          einem männerdominierten Umfeld. Hattest du
so vorgekommen. Nach dem Studium habe ich
                                                          je das Gefühl, dich mehr als deine männlichen
das Graduate Programm im Sales bei Black Rock
                                                          Kollegen beweisen zu müssen?»
Schweiz angefangen. Aber es war ein Zufall, dass
der Job im Asset Management war. Man muss                   KARLA: Oh ja, das wäre auch noch eine Frage
                                                                                                                      Schauen Sie
einfach irgendwo beginnen, so sieht man, was              gewesen, die ich hätte stellen können.                     sich das ganze
einem gefällt und was nicht.                                                                                            Video an
                                                            MONA: Auf   dem Papier stimmt es, dass in der
                                                                                                                     Erfahren Sie mehr
  MONA:    Wollen wir einmal so eine Frage ziehen?        Finanzindustrie bzw. im Asset Management mehr              über das Gespräch
                                                          Männer als Frauen arbeiten. Ich habe in meiner                 im Video:
  KARLA:   Unbedingt! (Karla zieht eine Frage)
                                                          Karriere sehr viele sehr starke und erfahrene Frauen
  MONA:    Ich bin gespannt!                              kennengelernt. Diese Erfahrung ist natürlich stark
   KARLA: Das ist eine Frage für dich, Mona.              durch meine Zeit in London geprägt. Meiner
«Du hast mehrere Jahre in London gelebt und               Meinung nach ist die Diversitätsquote dort etwas
                                                                                                                   oec.uzh.ch/studi-meets
gearbeitet. Was sind die wichtigsten Erfahrungen,         höher als in der Schweiz. Es wurde hierzulande
die du aus dieser Zeit mitnimmst?»                        auf diesem Gebiet zwar schon einiges gemacht,
                                                          aber es braucht noch viel Arbeit.
  MONA:   Man sollte nie festgefahren sein, sondern
immer offen für neue Eindrücke und Impulse.                 MONA:   Ist das bei euch im Studium auch ein
Ich hatte mit den verschiedensten Menschen aus            Thema?
                                                                                                                   Ihre Meinung
unterschiedlichen Kulturen zusammengearbeitet.              KARLA: Ja,schon. Die Männerquote im Studium            interessiert uns!
Ich glaube, ich bin dadurch als Mensch viel offener       ist auch höher. Ich nehme persönlich aber nicht          Wer sollte als Nächstes
geworden.                                                 wahr, dass ich mich als Frau mehr beweisen muss.         auf der Lounge gegen-
                                                                                                                   über einer Studentin
   MONA: Ich hoffe, ich ziehe eine Frage für dich         Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben.           oder eines Studenten
(lacht). Ah doch, ja! «Was schätzt du im Studium          Das ist generell ein grosses Thema. Ich sehe das         Platz nehmen?
besonders?»                                               oft bei Freundinnen von mir, die sich teilweise          Schreiben Sie uns
                                                                                                                   Vorschläge an
                                                          im Vergleich zu den männlichen Kollegen zurück­
  KARLA: Dass man so viele tolle und faszinierende                                                                 magazin@oec.uzh.ch
                                                          nehmen und plötzlich schüchtern sind. Ich weiss
Menschen kennenlernt. Mit diesen unterschiedlichen
                                                          aber genau, das ist eine intelligente Frau, die kann
Menschen Freundschaften aufzubauen, finde ich
                                                          das! Deshalb frage ich sie: Warum machst du das
ewas extrem Schönes. Hast du auch noch Kontakt
                                                          nicht? Die Antwort lautet dann: Ich habe Angst.
mit Leuten, mit denen du studiert hast?
                                                          Jedes Mal. Und ich finde das so schade. Das Thema
  MONA: Ich treffe immer wieder Personen, mit             Mut muss in Zukunft stärker unter Studentinnen
denen ich studiert habe. Wenn ich mit Kunden zu           in Erscheinung treten.

 Oec. Dezember 2020
LOKALTERMIN
24

        «People think that we scientists
            have all the answers»
        Nir Jaimovich, Professor of Economics, wants to understand how the world works. In attempting
       to do so, he sometimes has to leave his comfort zone. His goal, which is both simple and daunting,
           is to answer one of the biggest questions in macroeconomics: What drives business cycles?

                                                                      N
                   Text _ Fabienne Schumacher Foto _ Esteban Castle           ir Jaimovich still remembers well his first encounter
                                                                              with the real-life implications of economics. At the
                                                                              age of eight, he was sitting with his grandparents in
                                                                      a small restaurant in Argentina. Suddenly, the owner of the
                                                                      restaurant appeared, grabbed the menu, and added a zero
                                                                      to all the prices. This was his first encounter with hyperinfla-
                                                                      tion, a macroeconomic phenomenon that plagued Argentina
                                                                      at the time, and the unusual experience left a lasting impres-
                                                                      sion on him.

                                                                                                                     Oec. Dezember 2020
Nir Jaimovich received        before!» It is this insatiable curiosity that still motivates
                                     his Ph.D. from Northwes-      him today: «I’m constantly trying to understand the world
                                     tern University in 2004
                                     and has been a Professor of
                                                                   and what happens. In fact, I still have the feeling that I
                                     Economics at the University   don’t understand economics...»
                                     of Zurich since 2017. His

                                                                                                                                   25
                                     research focuses on ma-       Finding answers in data
                                     croeconomic questions
                                     with special emphasis
                                                                   In his research, Jaimovich often explores different topics,
                                     on business cycles and        thus resisting the traditional trend of establishing oneself
                                     labor markets. Within         as an expert in a single narrow field or subgenre. «My
                                     these research areas,         problem is that I get bored so easily. When I have the
                                     he combines empirical
                                     analysis and quantitative
                                                                   feeling of more or less understanding a topic, I immedia-
                                     theories to address long-     tely want to explore and understand something new.
                                     standing macroeconomic        Life is too short to do the same things over and over
                                     questions. Jaimovich          again.» Only one driving ambition runs like a red thread
                                     has two children and
                                     lives with his wife in
                                                                   through his life: He wants to tackle current and important
                                     Männedorf.                    questions and not to sit locked away in an ivory tower.
                                                                   For example, he is currently researching topics such as the
                                                                   impact of automation and globalization on the labor
                                                                   market and the effects of the introduction of a universal
                                                                   basic income, and he recently received an SNF Grant to
                                                                   support his research of these issues. «My goal is to use
                                                                   data and theory to provide decision-makers with tools to
                                                                   make better decisions, because while scientists can have
                                                                   endless discussions, at some point policy-makers have to
                                                                   actually make decisions.»
                                                                      Currently he is exploring the impact of the corona­-
                                                                   virus pandemic on the labor market. In one project he
                                                                   is researching short-time work regulations and their
                                                                   trade-offs, and in another project, he is investigating the
Discovering the world                                              effects of granting financing to companies during the
Jaimovich’s desire to understand how the world works –             lockdown. «In macroeconomics, we work with data,
especially the world of economics – continues to this day.         theory, and quantitative analysis. This is not always easy,
Raised in Jerusalem as the son of Argentine immigrants,            especially when immediate answers are expected, because
he traveled extensively throughout Argentina, Europe, and          this process takes time. Many people believe that we
Israel. «It was this unusual way of growing up between the         have all the answers. But uncertainty affects everyone,
Israeli and Argentinean cultures that shaped my persona-           including us scientists. Especially in the social sciences,
lity», he says. From an early age, he learned from his parents     where there is no such thing as 0 or 1 answers.»
to adopt an international mindset, and he was encouraged
to get out of his comfort zone and explore the world.              The biggest question(s) in economics
   This hunger for new adventures led him first to the USA,        When asked what big question Jaimovich hopes to find
where he obtained a Ph.D. in economics and worked as a             an answer to one day, he says with a laugh: «Is Messi
professor at various universities, and finally to Switzerland      going to win the next World Cup? No, joking aside,
three years ago. «I never thought I would end up in the            I want to understand one of the biggest questions in
academic world. But I had so many questions!», the 47-year-        macroeconomics: What drives business cycles?» Under-
old laughs. With a wink, he reveals that his original goal was     standing this process is one of the topics that concerns
to obtain a bachelor‘s degree in economics to find answers to      him most. «Why on earth are we experiencing these ups
all his questions and then earn a lot of money. «Unfortuna-        and downs? I probably won’t be able to answer that
tely it didn‘t work out because I had more questions than          question. But I would like to at least try.»

Oec. Dezember 2020
UPDATE

     Junge Talente
     für die Fakultät
     In den letzten Monaten hat die
     Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
26

     die Zahl der Assistenzprofessuren erhöht.
     Wir stellen die jüngsten Eintritte vor.
                                                           «Durch die geeignete Kombination der
                                                          Fähigkeiten von Mensch und Maschine
                                                             wird in Zukunft eine noch deutlich
                                                              grössere Klasse an Datenanalyse­
                                                            problemen lösbar sein – da könnten
                                                          sich für Fragen zur Digitalisierung noch
                                                             ungeahnte Lösungswege ergeben.»

                                                       Per 1. September 2020 wurde Jürgen Bernard zum Assistenzprofessor
                                                       für Interacting with Data am Institut für Informatik berufen. Seine
                                                       Forschung umfasst die Charakterisierung, das Design und die
         «In meinen Vorlesungen                        Evaluierung von visuell­interaktiven Schnittstellen, um die Stärken
             versuche ich den                          von Menschen und Algorithmen in interaktiven Anwendungen des
                                                       maschinellen Lernens und der Datenwissenschaften zu kombinieren.
        Spagat hinzubekommen,
        die Studierenden sowohl
            auf eine praktische
         Anstellung in der freien                            «I would like to show
           Wirtschaft, als auch                           my students that economics
        auf eine wissenschaftliche                         provides you with a set of
         Karriere vorzubereiten.                          tools that can be very useful
     Manuel Günther wurde per 1. Juli 2020 zum
                                                           to work with data and get
     Assistenzprofessor für Artificial Intelligence          real­world findings that
     and Machine Learning am Institut für Informatik      can be relevant from a social
     ernannt. Zu seinen Forschungsschwerpunkten
     gehört maschinelles Lernen und wie Algorith­
                                                           and political perspective.»
     men lernen, Unbekanntes als unbekannt zu
     klassifizieren.                                    Per 1. September 2020 wurde Ana Costa-Ramón als
                                                       Assistenzprofessorin für Ökonomie der Entwicklung
                                                       von Kindern und Jugendlichen am Institut für
                                                       Volkswirtschaftslehre ernannt. Die Mikroökonomin
                                                       interessiert sich in ihrer Forschung insbesondere für
                                                       die Gesundheits­, Arbeits­ und Genderökonomie.

                                                                                                               Oec. Dezember 2020
Sie können auch lesen