Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
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Inhalt + Impressum Impressum Inhalt Remberti Nachrichten 3/2021 Ein Geleitwort von Esther Joas.............. 3 Herausgeber und Anzeigenverwaltung: St. Remberti Gemeinde Bremen Herzensorte............................................. 4 Mail: feedback@remberti.de Der Remberti Terminkalender...............16 Redaktion: Ausschuss für Öffentlichkeitsar- Rätsel..................................................... 20 beit, Pastorin Isabel Klaus (v.i.S.d.P.) Notizen aus der Gemeinde .................. 24 Layout: René Bärje-Keßler Kontakte................................................ 32 Lektorat: Dr. Johanna Köster-Lange, Ramona Alberts Erscheinungsweise: 4 Ausgaben/Jahr Redaktionsschluss Ausgabe 4/2021: Bildnachweis: Titelbild: S. 14 Willow 6. August 2021 (CC); S. 19 Julian Nyca (CC); S. 24 Wikipedia Die Remberti Nachrichten werden im Ge- Commons „Urmelbeauftragter“ meindegebiet der St. Remberti Gemeinde von Ehrenamtlichen an alle Haushalte ausgeteilt. Wenn Sie keine Zustellung wünschen, wenden Sie sich bitte an das Gemeindebüro. AZ Otte 2/06 29.03.2006 Dokument 10:17 Uhr Se 1 27.03.2006 12:02 Uhr Seit Grabgestaltung Grabpflege Trauerbinderei Beerdigungs-Institut Moderne Floristik Bohlken und Engelhardt AM RIENSBERG Friedhofsgärtnerei Otte GbR Heinstraße 1 / Ecke Friedhofstraße 28213 Bremen Tel. 21 20 47 Telefon: 04 21 / 21 35 32 Tag und Nacht Telefax: 04 21 / 21 35 30 Vertrauen Sie unserer langjährigen Erfahrung e-mail:info@friedhofsgaertnerei-otte.de http://www.friedhofsgaertnerei-otte.de Friedhofstraße 16 · 28213 Bremen Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen www.bohlken-engelhardt.de Treuhandstelle für Dauergrabpflege GmbH info@bohlken-engelhardt.de 2
Geleitwort HerzensTorte Manche Versprecher sind einfach göttlich. Konfirmation vor dem Altar stolperte, weil ich Herzensorte sind das Thema dieser Sommer- zuvor nie Absätze getragen hatte. Dort, wo ausgabe. Aber meine liebe Kollegin Isabel mein bester Freund mich in den Arm nahm Klaus betitelte die Autorenmail mit „Herzens- und nicht losließ, bis ich aufhörte zu weinen. torte“. Eine Torte für mein Herz und für Ihr Dort, wo sie seine Hand hielt, als er seinen Herz, das wünsche ich mir. Am liebsten mit letzten Atemzug tat. Dort, wo wir die Nacht Erdbeeren und Johannisbeeren und Himbee- durchwachten und im Morgengrauen das Os- ren UND Baiser! Ich träume von einem Her- terfeuer entzündeten. Dort, wo ich meinen zenstorten-Fest auf unserer Rembertiwiese. Glauben wiederfand. Lange Tafeln mit weißen Tischtüchern, Son- Gerade habe ich eine Idee bekommen: Ich nenblumen in großen Vasen. Zu den Torten werde im oder vor dem Gemeindehaus eine gibt es Saft und Sekt und warum nicht auch Wand bereitstellen, auf der Sie Ihre Herzens- Campari! Unser Remberti-Blech ertönt und orte mit Worten, Fotos oder kleinen Gegen- der Chor singt „Geh aus mein Herz und su- ständen anpinnen können. Oder Sie schreiben che Freud“, Kinder spielen Fangen, die Hän- darauf Ihre Sehnsuchtsorte! Vielleicht gibt es de schmutzig von Fingerfarbe und Sand, ein auch eine digitale Version – das kündigen wir Sahneklecks auf der Nase, die Alten mitten dann auf der Homepage an. unter den Jungen, irgendwann wird getanzt, In der Bibel gibt es ein Bild für den Sehn- zwischendurch Sommerlyrik, die aus dem suchtsort schlechthin: das Land, darin Milch Vollen schöpft. Später dann eine Band un- und Honig fließt. Tausende Menschen mach- serer Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Bier, ten sich auf und begaben sich in größte Ge- verstohlene Küsse, eine laue Nacht. Gott, wie fahr, weil sie sich im verheißenen Land ein sehne ich mich nach solchen Festen! besseres Leben erhofften. In der Wüste Sinai Wo unser Herz genährt wird, da wird ein Ort dann die große Enttäuschung: „Wären wir zum Herzensort. Dort, wo ich sie zum ersten doch bei den Fleischtöpfen Ägyptens geblie- Mal sah. Dort, ben!“ Manchmal laden wir Orte mit großen wo wir zusam- Erwartungen und Hoffnungen auf. Dabei ist men lachten, bis sicher was dran, wenn gesagt wird, dass sich wir uns beinahe unterwegs immer nur der Himmel über uns in die Hose mach- ändert, aber nicht die Seele in uns. So ähnlich ten. Dort, wo wir formulierte das jedenfalls mal der römische auf der Kaimauer Dichter Horaz. Wäre er je in Hohenfelde gewe- frühstückten mit sen, hätte er das bestimmt nicht geschrieben! dem Blick auf die Manche Orte formen unsere Seele wie Haft- Inseln im Meer. punkte, zwischen denen sie sich aufspannt. Dort, wo unser Für mich ist die Kipepeo so ein Haftpunkt. Kind seine ersten Das ist ein Segelschiff, auf dem ich viel erlebt Schritte machte. habe. Kipepeo heißt Schmetterling auf Kiswa- Dort, wo Oma hili: Sie spannt ihre Flügel auf und segelt von immer auf dem Ort zu Ort. Sofa strickte, während ich die Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen un- Drei Fragezei- serer Remberti Nachrichten! chen hörte. Dort, Pastorin Esther Joas wo ich bei der Ihre Pastorin Esther Joas 3
Herzens Die Orgel als Herzensort entdecken Orgeln sind Zeitmaschinen: Sie entführen uns in Klang- und Gefühlswelten längst ver- gangener Zeiten. Orgeln sind Allrounder: Vom Bachpräludi- um bis zum Wellerman ist alles möglich. Orgeln sind Lebensbegleiterinnen: Ihre Klänge begleiten uns durch das (Kirchen-) Jahr und von der Taufe bis zur Trauerfeier in Freud und Leid. Orgeln sind Unikate: Jede Orgel ist einzig- artig und genau auf den jeweiligen Raum an- gepasst. Orgeln atmen: Ihre Tonerzeugung ist der Alle, die die Remberti-Orgel schon in- und menschlichen ziemlich ähnlich. auswendig kennen, lade ich am 11. Juni, Freitag, 16 Uhr zur Fahrradtour nach Lesum zur Orgelvesper mit Felix Mende und Besichtigung der großen französische Kern- Orgel in der St. Martini-Kirche sowie am 9. Juli, Freitag, 16 Uhr zur Fahrradtour nach Walle ein, wo Prof. Wolfgang Baumgratz uns die Van-der-Putten-Orgel vorstellen wird. Für die Fahrradtouren bitte ich um Anmeldung unter lea.vosgerau@remberti.de. Ich freue mich auf spannende Begegnungen und die Entdeckung neuer Herzensorte und Instrumente Allerdings sind diese Herzensorte für Nicht- Ihre Lea Vosgerau Organist*innen meist schwer erreichbar: Die Orgelempore ist ein hidden place in vielen Kirchen. Ich lade Sie und euch ein, der Orgel ein wenig näherzukommen, und biete am 20. Juni von 12 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde Orgel- führungen mit der Gelegenheit zum Selbst- spielen an. In der gleichen Woche gibt es weitere Gele- genheiten zur Begegnung mit der Königin der Instrumente im Orgelkonzert für Kinder am 26. Juni um 15 Uhr. Oder Sie hören, wie es klingt, wenn die Orgel das Tanzbein schwingt am 27. Juni um 18 Uhr. 4
Orte Herzensorte der Kinder Ich habe das Wort „Herzensort“ erst einmal Kinderzimmer nach und gehen auf eine Fan- gegoogelt. Die ersten 10 Treffer: 9 Treffer zu tasiereise zu unseren Herzensorten. Solange Herzensort in Kitas, Mama und Papa 1 Treffer Herzens- dabei sind, scheint ort im Gemeinde- alles möglich. Wir haus irgendeiner springen über Wie- evangelischen Ge- sen mit goldenen meinde in Deutsch- Blumen, wir gehen land. Die nächste mit Elefanten ba- Google-Seite sieht den, wir besuchen nicht anders aus, Oma und Opa in viele Kitas und den Wolken und einige kirchliche rutschen dann den Gemeinden. Das Regenbogen runter finde ich komisch. bis zum Meer. Ich Vielleicht liegt‘s am war überrascht, Namen? Ich google Ein Bild von Herzen gemalt von Emily wie lange sie das mal „Lieblingsort“. Treffer von Reisebuchung machen können und dass ihr liebster Lieb- bis YouTube-Video. Okay, es ist der Name. Es lingsort anscheinend einfach nur eine grüne macht wohl Sinn, denn Kinder sehen alles mit Wiese mit vielen Blumen ist. Dort summt und dem Herzen. Sie haben keine Vorurteile, kein brummt es, es krabbelt und kribbelt und das Schubladendenken und keine Grenzen – es ist gesamte Wissen über die Natur wird auf die- so leicht, sich mit ihnen an einen Herzensort ser Wiese komprimiert. Kleiner Tipp: Wenn zu denken. Sie sprudeln vor Fantasie und es man vorher mit ordentlich Lavendelöl badet, gibt keine Regeln. Corona und Lockdown ha- dann läuft diese Fantasiereise noch besser ben mir gezeigt, wie anpassungsfähig und zu- und endet in einem entspannten Schlaf! frieden meine Kinder sein können. Wir dürfen nicht raus? Nicht auf den Spielplatz? Nicht ans Ramona Alberts Meer? Kein Problem! Wir bauen uns alles im Manchmal Wir von PiB beraten, qualifizieren und braucht begleiten Sie dabei, Kinder und Jugend- das Glück liche für kurze oder lange Zeit zu unter- einen stützen. Schubs. pib-bremen.de Tel. 0421 95 88 200 5
Herzens Gottes Fuhrpark Im Himmel war es ruhig. Die Sonne schien sen und be- und ein sanfter Wind verriet, dass Gott noch suchte seine selig schlief. Doch das würde sich gleich än- Her zensor te. dern. Gott träumte auf einer Regenwolke, auf Sein Fuhrpark ihnen schlief er am liebsten, denn die waren war traum- so schön fest. Nur wenn er sich im Traum haft schön: bewegte, fingen sie an zu regnen. Er träum- Da schweb- te von seinem schönen Garten, wie er dort ten die Flügel spazieren ging und die zwei Nackedeis be- der Morgenröte, eine Himmelsleiter, die be- suchte. Und überall roch es nach Sommer und rühmte Limbuswolke von Himmelfahrt, so- reifen Früchten. Gott hätte gern noch ewig gar Jonas Wal schwamm durch eine riesige weitergeträumt, doch dann tönte ein ganzer Nimbusstratuswolke und dann der feurige Chor aus Dingdong-Klingelingeling an seine Wagen von Gott-macht-stark und direkt über Regenwolke heran, denn es war Sonntag. ihm war natürlich der Geist, der über den Eigentlich sein Ruhetag. Aber da hatten sich Wassern schweben konnte. Hach, sagte Gott seine lieben Kinder wirklich Mühe gegeben zu sich, was nehmen wir heute? Der Wal ist und ihm wunderschöne laute, mächtig klin- mir zu eng, dachte er sich, die Himmelsleiter gende Glocken gegossen, damit sie bis in den zu anstrengend. Sein sportlicher Ehrgeiz ließ Himmel klangen, um Gott nur kurz zu sagen, in letzter Zeit stark nach. Überhaupt wurde dass sie gleich an ihn denken würden in ihren er durch diesen ganzen Stillstand mehr und Gottesdiensten. Und das rund um den Globus. mehr zur Sofakartoffel, wie ihn Amor letztens Dingdong-Klingelingeling. Den ganzen Sonn- genannt hatte. Dieser freche Bengel beklagte tag. An Ruhe war gar nicht zu denken. Hach, sich, dass er immer öfter seine Pfeile digita- stöhnte Gott, die lieben Kinder! Da freute er lisieren musste. Da musste Gott noch immer sich immer auf Montag, denn da war wirklich lachen. Als hätte Amor jemals echte Pfeile Ruhe und er konnte ganz entspannt seine Plat- aus gutem Holz gehabt! Dieser Romantiker! ten auflegen, denn eigentlich war er auch DJ. Und dann wusste er, womit er heute zu sei- Gott hüpfte von seiner Regenwolke, nahm nen lieben Kindern rauschen würde, einmal dankbar den Cappuccino von Gabriel entge- rund um den Globus, denn die Erde war sein gen und das Croissant mit Erdbeermarmela- Ein und Alles, sein Herzensort, sein Zuhause, de von Raphael. Damit spazierte er in seinen sein Lieblingsplanet. Sie war einfach perfekt Fuhrpark. Sonntags ging Gott gern auf Rei- geworden – und das in nur sieben Tagen! So schön rund. Blau. Grün. Oh Gott, sagte er zu sich selbst und bestaunte die Meere, die Wäl- der und die Berge, diese Gipfel! Da hatte er sich selbst übertroffen. Und dann nahm Gott einfach die Flügel der Morgenröte. Mit ihnen konnte er von einem Dingdong-Klingelinge- ling zum nächsten fliegen und den Segen auf seine Kinder legen, denn Gott wusste, dass sie den Segen am liebsten mochten. Und los ging es, Gott nahm die Flügel der Morgenröte und flog bis zum äußersten Meer und war da, wie immer schon am Anfang der Zeit. Isabel Klaus 6
Orte Die Magie von Hohenfelde Die Landschaft wurde von der Eiszeit leicht kam von oben gelaufen, diagonal über den hügelig hinterlassen, bedeckt mit Ackerflä- ganzen Platz. Das war eine Katastrophe. Da chen, Wäldern, Seen, Flüsschen, trockenen haben wir sofort einen großen Graben bauen oder auch eher nassen Arealen, so dass es müssen, damit das Wasser kanalisiert würde. einen sehr abwechslungsreichen Mix von Bio- Dann kam sofort der Entschluss: Das Ganze topen gibt. Durch diese Landschaft führt mit muss höher! wenigen Kilometern Abstand zur Küste die Straße zwischen Schönberg und Lütjenburg, Wir waren ja immer so über hundert Leute, an der Hohenfelde liegt. Die Ortschaft selbst und irgendwann braucht man dann einen ist ein kleines, im Kern landwirtschaftliches Platz, wo man mal geschützt mit allen sein und eher schmuckloses, verschlafenes Dörf- kann. Und die Küche sagte natürlich auch, chen. Vom Ort geht es dann etwa zwei km sie würden gern aus dem Zelt ausziehen und abfallend die Strandstraße zur Ostsee hinunter irgendwo eine Küche haben. Wir haben ganz und dort, wenige Meter bevor man mit den viel selbst gemacht, besonders Herr Jensen Füßen (oder Reifen) im Wasser landen würde, liegt rechts der Straße „unser“ Hohenfelde. Am schönsten ist die Anfahrt im Frühsommer, wenn der gelb blühende Raps auf den Feldern in wunderbarem Kontrast zum Tiefblau der Ostsee bei Sonnenschein steht. Den Anblick vergisst man nie wieder. Waltraut Baumann, die Witwe von Pastor Baumann, erinnert sich an den Anfang: „Am Anfang war Hohenfelde nur eine Kuh- weide, ziemlich niedrig gelegen. Es war ei- gentlich das Ende der Welt. Man kann da ja kaum Land kaufen an der Ostsee, das gehört Waltraut und Pastor Heinz Baumann fast alles irgendwelchen adeligen Leuten und die verkaufen nichts. Aber da war dieser Bauer und Tischler Schmidt. Und so wurde es dann aus Hohenfelde, der wollte eine neue Scheune immer ein Stück mehr. Bis am Ende die Zelte bauen und brauchte Geld. Und dann hat die nur noch zum Schlafen dienten. Zuerst muss- Remberti-Gemeinde das Grundstück gekauft. ten wir ja alles aus Bremen mitnehmen. Da Wir sind 1956 das erste Mal dagewesen, 1957 stand der riesige Lastwagen bei uns vor dem fanden dann die ersten Freizeiten statt. Da ha- Haus. Zum Teil saßen die Jugendlichen, die ben alle Jugendlichen mitgeholfen. dann beim Aufbau mithalfen, noch mit auf dem Lastwagen, das ging damals noch. Da In der Ostsee habe ich Windeln gewaschen waren wir natürlich heilfroh, als wir nicht alles und die anderen haben zehn Meter weiter von Bremen mehr mitbringen mussten. Das Zähne geputzt. Da standen ja nur Zelte, es war eine Riesenerleichterung.“ wurde auch im Zelt gekocht. Im ersten Jahr bekamen wir gleich Besuch von einer be- Was ist das für viele Besucher Besondere, freundeten Gruppe aus Norwegen. Dann nahezu Magische an diesem Ort? Zunächst fing es an fürchterlich zu regnen: Das Wasser einmal ist es ein gut gepflegtes, heimeliges 7
Herzens Gelände in schöner Umgebung. Eindrucksvoll Die Konfirmandenzahl lag bei 200, dann zwei auch der Tagesraum mit dem großen Kamin. Jahrgänge, es kamen 400 Kinder jede Woche. Die Zimmer alle unterschiedlich, eher einfach, Dann hat mein Mann angeboten: Wer mit auf in manchen muss man zum Bad über den Flur, die Freizeit kommt, braucht ein Vierteljahr in zu den Duschen sowieso – heute ist man das Bremen nicht zu kommen. Das war für ihn zum nicht mehr gewohnt. Doch bei den Freizeiten Unterrichten viel schöner. zeigt sich, dass das alles als nicht so wichtig empfunden wird. Das Wesentliche ist das Gemeinschaftserleb- nis, das in den Tagesräumen, auf dem Gelände mit Sandkiste, Spielschiff, Feuerstelle, Fußball- platz, auf dem Deich, am Strand stattfindet oder wo auch immer sich kleine oder größere Gruppen versammeln. Das ist natürlich in den Freizeiten so unterschiedlich wie die Zusam- mensetzung der einzelnen Freizeiten. Aber was alle eint, und das ist anders als ein Hotel- urlaub: Man macht nicht zufälligerweise mit anderen Menschen im selben Hotel Urlaub, sondern man lebt mit den anderen Freizeit- teilnehmern eine gewisse Zeit an einem Ort zusammen. Und weil wir zusammenleben und uns nicht nur zufällig treffen, ist auch der Gang über den Flur zur Dusche kein Problem, sondern etwas ganz Natürliches. Es wurde wenig kaputtgemacht. Beim Ball- spielen mal eine Scheibe eingeschlagen. Waltraut Baumann: „Wecken, Frühsport, Alle Teilnehmer betrachteten Hohenfelde Baden, so fing der Tag an. Und es gab Kamin- als „Ihres“. Von antiautoritärer Erziehung abende, Lagerfeuer, Grillen, Geschichtener- hielt mein Mann gar nichts. Da bin ich sogar zählen, klassische Musik-Übertragungen nach manchmal mit ihm aneinandergeraten, aber draußen unter dem Sternenhimmel. Nacht- das gab es bei ihm nicht. Sein Wort galt. Das wanderungen waren ganz wichtig und Tanz- konnte man zwar mit ihm besprechen, aber abende! Wir haben immer ganz viele Spiele die Chancen waren dann nicht so gut für den dabeigehabt. Wir waren eine große Familie. anderen. Man spürte aber, dass das immer ei- Für mich gingen Familienleben und Gemein- ner guten Absicht entsprang, und das haben deleben ineinander über. die Kinder auch gespürt. Von Strafen hielt er nicht viel. Die „Missetäter“ mussten dann Ich habe oft Sachen von Jugendlichen ausge- schon mal Kartoffeln schälen. Oder Lampen bessert, wenn sie z.B. mit dem Hemd im Zaun putzen. geblieben waren. Einmal fuhren wir los, da kam eine Mutter auf mich zu: Ihr Sohn hät- Wir haben häufig gesungen, etwa Shantys te etwas mitgenommen, was so ganz kaputt wie „Kleine Möwe, flieg nach Helgoland“. war, das wäre ihr unangenehm. Aber er hätte Oder selbstgedichtete Schlager: „Wie wär’s zu ihr gesagt: Das kannst du mir ruhig mitge- denn mal mit Backschaft. Backschaft ist so ben, das macht Frau Baumann heil. So war das schön. Da kann man bis zum Halse im Ab- eigentlich nicht gedacht! waschwasser stehen“. 8
Orte Zum Essen haben wir kein Gebet gesprochen, und 4 Familien, Herbstfreizeit und schließlich es hieß einfach nur: Wir wollen still sein. Je- einem Arbeitsdienst, um Haus und Gelände der hatte seine eigenen Gedanken. Und am winterfest zu machen. Und immer war minde- Abend zum Schluss gab es immer „Guten stens seine Ehefrau Waltraut, meist auch noch Abend, gute Nacht“. Einmal gesungen, ein- in Bremen lebende Kinder dabei. Das Ganze mal gesummt, bei der Marine wurde dann ja war ihm auch Urlaub genug – ich kann mich gepfiffen, das haben wir nicht gemacht. zumindest an keinen anderen Urlaub erinnern. So war Hohenfelde sicher so etwas wie ein Einmal musste mein Mann nach Bremen, da „Baumannscher Herzensort“. hatte Rüdiger Schmidt die Musik des Akkor- deons zum Wecken, mit dem er immer um die Waltraut Baumann: „Und jetzt ist seine Zelte ging, auf Band aufgenommen und ist Asche im RuheForst Gut Panker. Das tut mir damit dann morgens mit dem Bandgerät um leid, dass er die Entscheidung für diesen Ort die Zelte gegangen.“ nicht mehr mitbekommen hat. Ich war gerade gestern mit meiner Tochter da. Es lag da schon Das Erlebnis des „Zusammenlebens“ mit all ein Stein am Fuße des Baumes, das muss seinen vielfältigen Facetten, der Wahrneh- schon jemand von Remberti gewesen sein.“ mung anderer, Rücksichtnahme auf deren Wünsche und Besonderheiten, etwas ge- Bei Heinz Baumann gab es in jeder Freizeit meinsam tun, aber auch sich selbst mit Wort einen Gemeinschaftsarbeitsdienst, in dem und Handeln einbringen, war ein zentrales alle Gruppen einen kleinen (manchmal auch Anliegen von Heinz Baumann. In Hohenfelde größeren) Beitrag für den Erhalt oder die konnte er viele dieser Aspekte immer wieder Weiterentwicklung des Geländes leisteten. schön herausarbeiten und bewusstmachen. Dadurch wurde das Grundstück (angefangen Und so verbrachte er im Jahresverlauf viele von einer einfachen Salzwiese ohne Bebauung Wochen in Hohenfelde: Arbeitsdienst (Sai- oder auch nur einen Baum im Jahr 1957 bis zur sonvorbereitung von Häusern und Gelände), heutigen gut gepflegten, nahezu parkartigen Ostern (2 Freizeiten mit Konfirmanden und Anlage) auch „unser“ Gelände. Mein Empfin- Familien), Himmelfahrt, Pfingsten, 6 Wochen den dabei ist: Durch diese Arbeiten blieb jedes in 3 Sommerfreizeiten mit je 100 Jugendlichen Mal ein Stück von mir in Hohenfelde und ein Stück Hohenfelde kam mit mir nach Hause. Zu der Bindung an die Gemeinschaft ist eine Bindung an den Ort hinzuge- wachsen. Dieses Konglomerat von Gruppengefühl und emo- tionaler Ortsbindung ist das Hohenfeldegefühl, das mitt- lerweile mehrere Rembertia- ner-Generationen verinnerli- cht haben und für die „unser“ Hohenfelde ebenfalls zu einem Herzensort geworden ist. Michael Smidt 9
Herzens Pastor Heinz Baumann Ein Leben in der St. Remberti-Gemeinde Pastor Heinz Baumann gehört in der jüngeren samen sittlichen und geistigen Pflichten“1 Geschichte der St. Remberti-Gemeinde gewiss zu verbinden. Diese Gedanken, in protestan- zu den wichtigen Pastorenpersönlichkeiten. tischer Strenge formuliert, sind denen des Siebenunddreißig Jahre – sein volles Berufs- späteren Remberti-Pastors Heinz Baumanns leben – war er hier tätig, bis er 1987 in den verwandt. W. Classens Verbundenheit mit der Ruhestand ging, den er fast ebenso viele Jah- Familie Baumann ergab sich nicht zuletzt auch re genießen konnte. Nun ist er am 22. Januar daraus, dass er von 1940-1945 die vakante 2021 im 99. Lebensjahr in Hamburg-Kirchwer- Pfarrstelle in Kirchwerder verwaltete. der gestorben, dort, von wo aus er ursprüng- lich nach Bremen gekommen war. Nach dem Abitur ging Heinz Baumann zu- In St. Remberti ist er in vielen Jahren zu einer nächst zum Arbeitsdienst, meldete sich 1940 „Legende“ geworden, was er wahrscheinlich zur Marine, wurde Offizier und im letzten lächelnd – „na ja…“ – zurückweisen wür- Kriegshalbjahr U-Bootkommandant. Die dort de. Dennoch sei dieses Bild erlaubt, denn im gemachten Erfahrungen im Umgang mit Gemeindegedächtnis ist er präsent als starke jungen Menschen trugen dazu bei, dass er Persönlichkeit mit einer bis heute andau- noch im Jahr 1945 mit dem Theologiestudi- ernden Wirkungsgeschichte. um begann, „in der Hoffnung, vom Glauben 1922 in Hamburg-Krauel geboren, wuchs er her etwas in der Neugestaltung des Lebens mit vier deutlich älteren Geschwistern in einer nach dem Zusammenbruch des Kriegsendes dem kirchlichen Leben eng verbundenen Fa- bewirken zu können“. In Göttingen und Mar- milie auf. Der Vater, Hermann Baumann, war burg begegnete er liberalen Lehrern, die ihn in dort Hauptlehrer, Kantor und Organist. Diese seiner freien Glaubensüberzeugung förderten durch die Familie vorgegebene geistige und und ihn, durch Vermittlung von Pastor Heinz kulturelle Heimat war prägend für die Bau- Nölle, auf die bevorstehende Neubesetzung mann-Geschwister. Das Elternhaus vertrat ein einer Pfarrstelle in St. Remberti aufmerksam liberales Christentum, wie es zu Beginn des machten – als ein Kandidat, der der liberalen 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung theologischen Tradition der Gemeinde ent- gewonnen hatte. sprach. Ein enger Freund der Familie war der Ham- So kam der junge Heinz Baumann 1950 nach burger Theologe, Jugendpfleger und Lehr- Bremen, inzwischen verheiratet mit Waltraut beauftragte an der Hamburger Universität Baumann, die die vielfältige Gemeindearbeit Walther F. Classen (1874-1954), der ein freies, all die Jahre mittrug und nach und nach auch praktisches Christentum vertrat, womit er es die vier Kinder mit einbezog. Gemeinde und schwer hatte, in den etablierten, traditionell Familie gehörten zusammen. geprägten Gemeinden für sich und die von Noch im selben Jahr fand die erste Zelt- ihm vertretene liberale christliche Überzeu- Jugendfreizeit in Hohwacht/Ostsee statt. Ihr gung einen Ort zu finden. 1916 hatte er mit sollten noch viele folgen, nachdem Heinz anderen in Hamburg einen „Lehrlingsverein“ Baumann 1954 auf die inzwischen freie Pfarr- gegründet und damit eine intensive und wir- stelle – zuvor Pastor Walther Schomburg – an kungsvolle Jugendarbeit begonnen, mit dem St. Remberti gewählt worden war: Wander- Ziel, „Menschen verschiedener Lebensstel- fahrten, Zeltfreizeiten, Deutschlandtouren, lung zur Pflege ihrer unbestreitbar gemein- Reisen in verschiedene europäische Länder. 10
Orte Das Kennenlernen der vielfältigen kulturellen gung getragen, die er etwas weniger streng, Traditionen nah und fern war wichtig und ins- doch im gleichen Geist wie Walther Classen, besondere das Erlebnis so formulierte: „Da es gemeinschaf tlichen im Kern der Jesusbot- Miteinanders – von schaft nicht um ein Heinz Baumann mit vorgegebenes Got- selbstverständlicher, tesbild und Kult geht, anerkannter Autorität sondern um Denken begleitet. und Handeln des Men- schen, tritt damit die Ab 1954 wurde durch Wirklichkeit sittlichen seine Initiative das Geschehens in den „Freizeitheim Hohen- Vordergrund der Glau- felde“ entwickelt, das bensmitteilung und zu einem wesentlichen so die Frage nach den Bestandteil seiner Ge- sittlichen Werten, die meindearbeit wurde – hinter diesem Handeln ein „Zuhause“ für Kon- stehen.“ firmanden, Jugendliche und Familien, für Seni- Diese Gedanken dür- oren und die Kantorei fen als sein „Bekennt- – ein Ort, wo Freiheit nis“ verstanden wer- und Verantwortung in Pastor Heinz Baumann den, mit dem er den Gemeinschaft erfahren „lieben Gott“ nicht ei- und gelebt werden konnte, mit generations- nen „guten Mann“ im Himmel sein ließ, dem übergreifender Bedeutung seit nunmehr über man sich durch kultisches Gebaren und Han- 70 Jahren. deln oder geglaubte Lehraussagen nähert, sondern dem Gedanken folgt, dass Gott ein Ein naher Treffpunkt war in Bremen auch im- Ereignis ist, das in der von der Liebe zum Le- mer das Pfarrhaus, zunächst am heutigen Rem- ben und der vertrauensvollen Verantwortung bertiring/Hoppenbank, ab 1968 im ehemals im menschlichen Miteinander lebendig ist.3 „Bultmann‘schen Haus“2 (jetzt Kindergarten der Gemeinde) neben der neuen Kirche von So darf es zum Schluss heißen: Wir sind dank- 1951. Es war die selbstverständliche Ergän- bar für die Vermittlung seiner christlichen zung zu allem, was im benachbarten Gemein- Lebensauffassung, für die gesegnete Zeit, die dehaus stattfand: Unterricht, Gesprächsrun- wir miteinander teilen konnten – ernst und den, Vorträge, Familien-„Abendmahls“-Feiern fröhlich, für die Freundschaften, die über Ge- vor den Konfirmationen, Heiligabend mit nerationen und Jahrzehnte andauern. Alleinstehenden im vollen Albert-Schweitzer- Saal, Musik, Tanzabende, Silvesterbälle bis Meinhard Schulenberg in die 90-er Jahre hinein – Veranstaltungen, die oft familiären Charakter hatten und große 1 Die Zitate stammen aus früheren Veröffentlichungen: W. F. Classen über die Ziele des Vereinsheims; H. Baumann Abende der Begegnung waren. in verschiedenen Interviews (z.B. in St. Remberti-Nach- richten) 2 H. Bultmann, ehem. Aufsichtsrat beim Nordd. Lloyd Die umfangreiche Tätigkeit Heinz Baumanns, – nicht zu verwechseln mit dem Theologen Rudolf Bult- oder wie man heute gerne sagt, sein Lebens- mann. 3 Herbert Braun (Neutestamentler in Mainz 1952-1971) werk, wurde von seiner Glaubensüberzeu- formulierte: „Gott geschieht“ – im Ereignis der Liebe. 11
Herzens Radtour nach Hohenfelde Es ist früh am Morgen, so kurz nach vier. Auf Die Beine können im Stehen ausruhen, die dem Deich ist es noch ruhig, lediglich das Butterbrote schmecken und die Blicke schwei- Schnurren der Fahrradkette ist zu hören. Am fen über die Elbe. Knapp die Hälfte der Strecke Horizont eine erste Spur von Dämmerung. Und ist geschafft. Und weiter geht die Reise nach dort im Osten liegt mein heutiges Tagesziel: Neumünster. Ein schöner Abschnitt durch die Ostsee – oder genauer, das Freizeithaus das Tal der Stör. In Neumünster kommen mir der Remberti Gemeinde in Hohenfelde. Es ist beim Anblick des Bahnhofs verführerische der 22.05.2015. In ein paar Stunden beginnt Gedanken, signalisiert vom Gluteus maximus. die Pfingstfreizeit und zum Abendbrot möchte Doch der Ehrgeiz siegt und stoisch vor mich ich gerne im großen Tagesraum sitzen, so zu- mindest ist der Plan. Vor einer halben Stunde habe ich mich von meiner Frau verabschiedet. Sie kennt das schon: Alle paar Jahre überfällt es mich und ich gönne mir eine Fahrradtour von Bremen nach Hohenfelde. Man sagt ja, der Weg ist das Ziel und so freue ich mich auf die Eindrücke am Wegesrand. Vom bremischen Deich führt die Route durch die Wümmeniederungen, durch kleine Dör- fer und größere Orte, an Worpswede vorbei, am Rand des Teufelmoores entlang. Leichter Nebel gehört wohl zum Teufelsmoor und so zaubert der Sonnenaufgang eine tolle Atmo- sphäre. In Bremervörde angekommen, ent- scheide ich mich für eine neue Route entlang hin strampelnd geht es ab nach Preetz. Die der Ostseite der Oste – prompt gibt es eine hügelige Landschaft wird im wahrsten Sinne Panne. Das Navi reagiert nicht mehr. Wie war des Wortes erfahren. Und es bestätigt sich: das noch mit dem Neustart? Okay, Akkus Preetz ist das Tor zur Holsteinischen Schweiz. raus, einen Moment warten, neue Akkus rein, In meiner Erinnerung sind die Hügel auf der und – Glück gehabt, geht wieder, die Radfahr- Route am Selenter See vorbei zum Ort Hohen- karten bleiben in der Versenkung. Und weiter felde deutlich niedriger, die Anstiege deutlich geht die Fahrt durch flaches Land. Zügig ra- flacher, oder ich bin nur älter geworden. delt es sich auf schmalen Straßen Richtung Wischhafen, die kleinen Ortschaften huschen Die Strandstraße ist erreicht. Ab hier kommt vorbei, es ist wenig Verkehr und die Gedan- einfach: rollen lassen auf dem Radweg in ken können spazieren gehen. Vor Wischhafen Richtung Strand. Ein weiter Blick zur Ostsee beeindrucken die Obstplantagen, nach Wisch- und in mir ist eine große Zufriedenheit. Ich hafen die lange Reihe der Fahrzeuge auf der schiebe mein Rad durchs Haupttor, gönne Zufahrt zum Fähranleger. Das Vorrecht von mir eine Pause auf dem Freisitz und wundere uns Radlern ist die freie Fahrt bis zum Anleger, mich über die Ruhe auf dem Gelände. Es ist um dann als erste auf die Fähre zu können – Abendbrotzeit und natürlich haben die ande- dies Privileg fühlt sich gut an. Die Überfahrt ren pünktlich, aber ohne mich angefangen. nach Glückstadt ist eine willkommene Pause. Karl-Günther Engelhardt 12
Orte Von Syrien nach Bremen Bericht von einer gefährlichen Reise Der Autor ist regelmäßiger Gast im Café fähr acht Meter lang und zwei Meter breit, mit International bei Remberti und studiert einem kleinen Außenbordmotor, wir waren an der Hochschule in Bremen. 52 Personen. Es war zum Glück warm. Un- sere Überfahrt dauerte zweieinhalb Stunden. Meine Reise von Syrien nach Deutschland Einer der Geflüchteten übernahm das Steuer, dauerte einen Monat. Sie fand im Sommer der musste für die Überfahrt nichts bezahlen. 2015 statt. Der Grund meiner Reise? Ganz Aber wenn wir erwischt worden wären, wäre einfach: In Syrien war Bürgerkrieg. Ich wollte er dran gewesen: Dafür kann man bis zu zehn niemanden töten und ich wollte am Leben Jahre ins Gefängnis kommen. bleiben. Eine Woche waren wir auf Kos. Wir sind von Mit ein paar Leuten aus meinem Dorf fuhr ich da mit einem Fährschiff nach Athen gefahren, zuerst mit dem Bus von Damaskus in den Liba- das dauerte mehr als 13 Stunden. In Athen non, nach Tripolis. Dort sind wir auf ein Schiff haben wir uns entschlossen, auf eigene Faust gestiegen – hinüber in die Türkei. Das Schiff an die Grenze nach Mazedonien zu fahren. war voller Menschen, die flüchten wollten, Wir sind dann in die Wälder gegangen an der es war kalt, wir haben draußen gestanden, Grenze, hatten aber natürlich Angst vor der die Fahrt von Tripolis nach Mersin dauerte 12 Grenzpolizei, Angst, dass wir, wenn wir ge- Stunden. fasst würden, wieder zurück nach Griechen- land geschickt würden, von dort in die Türkei Unser nächstes Ziel war Izmir, aber uns war usw., alles wäre umsonst gewesen. klar, wo wir hinwollten: nach Europa! Einige wollten nach Holland, andere nach Schwe- Wir hatten uns ausgerüstet mit Sachen zum den, viele nach Deutschland. Ich wollte nach Essen und zum Trinken, hatten Decken dabei, Deutschland. nachts wurde es richtig kalt im Wald. In der Nacht sind wir über die Grenze. In Mazedo- Zuerst aber mussten wir nach Adana, von da nien haben wir uns ein paar Räder gekauft, an ging es weiter mit dem Flugzeug nach Iz- denn in Mazedonien darfst du die öffentlichen mir. Verkehrsmittel nicht benutzen. Wenn Fahrer eines Busses oder Privatleute, so haben wir In Izmir haben wir uns einen Menschen- gehört, dort Flüchtlinge mitnehmen, droht schmuggler gesucht. In Izmir gibt es viele sol- ihnen eine Gefängnisstrafe. Wir sind mit den cher Leute. Man weiß nie, ob sie ehrlich sind Fahrrädern in fünf Tagen bis zur Grenze nach oder ob sie lügen. Serbien gekommen. Im Café hat uns jemand angesprochen und Jede Grenze ist eine eigene Geschichte. Wie- gesagt: „Ich kann euch nach Athen bringen.“ der haben wir uns im Wald versteckt. Überall Wir sind zuerst nach Bodrum gefahren, dort gabt es technische Geräte, mit denen Ge- sagte man uns: „Seid um drei Uhr morgens da, räusche wahrgenommen werden konnten. Zu da ist nicht so viel Polizei herum. Wir können Glück wussten wir genau, wo wir waren, und euch zur Insel Kos fahren.“ Das liegt schon in konnten die Grenzposten sehen. Wir haben Griechenland. Jeder musste 1.000 Dollar zah- Google Maps benutzt und haben in Facebook len. Das Boot war aus Gummi, es war unge- nachgefragt: „Wir sind an dieser Stelle, was 13
Herzens machen wir jetzt?“ Und dann haben uns ganz den, wir haben fast kein Essen bekommen, ein viele geantwortet: „Dann geht ihr da und da oder zwei Croissants täglich und eine kleine hin …“ Wir haben es geschafft und waren in Flasche Wasser, wir mussten unsere Fingerab- Serbien. drücke dalassen, vielleicht weil sie dafür Geld bekamen bei der UN. Man hat uns eine Adres- Die Grenze nach Ungarn ist die schwierigste se genannt, bei der wir uns melden sollten, Passage. Dem Schmuggler, den wir gefunden aber wir wollten ja nicht in Ungarn bleiben. haben, musste jeder von uns 500 Dollar ge- ben, aber er hat uns angelogen. Er sagte: „Ich Von Budapest wollte ich einen Zug nach Ös- reserviere für euch Zimmer in einem Hotel und terreich nehmen, aber im Bahnhof wurde am nächsten Tag um fünf Uhr gehen wir dann streng kontrolliert, Geflüchtete durften keinen über die Grenze.“ Aber er kam nicht. Wir ha- Zug besteigen. Endlich haben wir jemanden ben dann nach jemand anderem gesucht. Wir gefunden, der uns in der Nacht von Budapest hatten ja keine Alternative, sonst hätten wir in gleich bis nach Deutschland gefahren hat. Wie Serbien bleiben müssen. lange wir dafür gebraucht haben, weiß ich nicht mehr, ich war total kaputt, müde und Ganz nahe an der Grenze allerdings wäre un- hungrig. sere Flucht fast zu Ende gewesen. Wir wurden von einem serbischen Polizisten aufgegriffen: „Die Ungarn haben euch schon mit einer Wär- mekamera gesichtet. Ihr müsst hierbleiben, andernfalls muss ich auf euch schießen. Ihr bleibt hier, ich hole inzwischen einen Wagen und meine Kollegen, um euch wieder zurück nach Belgrad zu bringen.“ Wir sollten uns alle auf den Boden hocken und auf ihn warten. Das wollte ich natürlich nicht. Ich habe meinen Rucksack gut verschnürt, dann bin ich einfach losgelaufen. Er hat auf mich geschossen, so in die Luft geschossen, aber ich bin weitergelau- In einem Wald bei Passau hat er uns abgesetzt fen auf einen Wald zu, in dem ich mich ver- und gesagt „Wir sind jetzt in Deutschland!“ steckt habe. Ich habe überall Polizei gehört. und ist dann schnell wieder zurückgefahren. Ich habe dagesessen und gewartet. Wir haben jede Begegnung mit der Polizei ver- mieden und sind dann am Morgen mit dem Schließlich habe ich eine Familie gefunden, Bus nach Berlin gefahren. Ich hatte gelesen, die auch über die Grenze wollte. Es ist einfach dass in Bremen und Hamburg die Prozeduren sicherer, mit einer Familie zu fliehen. „Komm einfacher sind. Und dann sagte ein Freund: mit uns“, haben sie gesagt. „Ok, lass uns nach Bremen fahren.“ So sind wir nach Bremen gekommen. Alles in allem Leute, die den Weg vor uns gegangen waren, habe ich etwa 2.800 Euro bezahlt. Von den hatten uns auf Facebook geschrieben, dass Leuten, mit denen ich losgezogen bin, war kei- wir hinter der Grenze Taxis finden würden. ner mehr dabei, die einen sind jetzt in Holland, Jemand rief mir zu: „Taxi nach Budapest!“ die anderen in Schweden. Erst nachdem wir im Wagen waren, haben wir gemerkt, dass das Auto zur Polizei gehörte. Das ist die Geschichte meiner Reise. Fünf Tage mussten wir im Gefängnis bleiben. Im Gefängnis sind wir schlecht behandelt wor- W. S. 14
Orte Wir sind dann mal … auf dem Weg Pilgern mit Konfirmandinnen und Konfirmanden Treffpunkt am Roland. Ein kurzer Abstecher Lebendig sein zum Bibelgarten am Dom. Dort steht eine Ja- heißt auf dem kobusstatue und erinnert daran, dass schon Weg sein. Der viele andere diesen Weg gegangen sind. Ein Weg durchs paar Gedanken zur Einstimmung, eine Mu- Leben wird schel für jede/n, dann kann es losgehen. nicht nur, aber Der Weg führt über die Domsheide und die eben auch Wilhelm-Kaisen-Brücke, dann links runter zur da besonders Kleinen Weser. Es sind nur ein paar hundert spürbar, wo wir Meter, aber die Wirkung ist gewaltig. Denn uns aufmachen der Innenstadtlärm, Autos und Straßen- und losgehen. bahnen sind auf einen Schlag verschwunden, Wir begegnen plötzlich ist es still und grün. Direkt am Was- anderen Men- ser entlang geht es zum Werdersee, dann über schen, machen Habenhausen und Dreye bis zu Felicianuskir- Er fahrungen, che in Weyhe. Ich kann mich noch gut an das müssen Entscheidungen treffen. Wir verän- Gefühl erinnern, wenn wir uns dort im Gras dern uns auf dem Weg. Religiosität besteht niederließen. Fast 14 Kilometer bis hierher! nicht darin, überlieferte Glaubenssätze für Kaum eine/r war je zuvor so weit am Stück ge- wahr zu halten, sondern sich der eigenen Ge- gangen. Und dann ging es sogar noch weiter schöpflichkeit bewusst zu werden. Für mich durch Wälder und Felder bis nach Barrien. Am war ein Pilgerweg nie eine fromme Pflichtü- nächsten Tag noch einmal eine ganz ordent- bung, sondern eher ein neugieriges Einlassen liche Strecke bis Harpstedt. darauf, wie sich das Erleben von Raum und Mehrere Jahre bin ich diesen Teil des Pilger- Zeit so ganz unterschiedlich anfühlen kann. wegs von Bremen aus mit Konfirmandinnen Natürlich gilt das für die richtig langen Wege – und Konfirmanden gegangen. Für sie war es auf die ich mich nie begeben habe – in beson- ein freiwilliges Wahlprojekt – wer so etwas derem Maß. Aber ich finde, schon bei einem auf sich nimmt, muss es schon selber wollen. so kurzen Abschnitt in zwei Tagen wird etwas Manchmal fanden sich auch nicht genug, die davon sichtbar. Übernachtung in der Rembertikirche oder an- Es ist jedenfalls schön, dass es keiner langen dere Projekte waren reizvoller. Anfahrt bedarf, sondern direkt von hier aus Mir haben diese kleinen Pilgerwege gefallen. losgeht. Übrigens ist der Weg als europäischer 42 Kilometer in zwei Tagen sind für Ungeübte Jakobsweg (ab Wildeshausen wieder auf der ganz schön weit. Es ist anstrengend, nicht nur historischen Route der Via Baltica) gut ausge- die Füße tun weh. Aber es ist auch immer wie- schildert und auf verschiedene Weise doku- der faszinierend, was auf dem Weg geschieht. mentiert, in Buchform oder zum Beispiel bei Was ist nicht alles zu sehen und zu hören auf camino-europe.eu, dort lassen sich genaue einem Weg ohne Ablenkung! Mal gesellt sich Beschreibungen der Etappen ausdrucken oder ein Schmetterling dazu oder ein Spatz, mal herunterladen. Vielleicht sollte ich mich mal überrascht ein Sonnenstrahl oder ein plät- wieder auf den Weg machen. Geht auch mit schernder Bachlauf. Gespräche unterwegs. Abstand. Und ab und zu bewusst innehalten, atmen, schweigen, hören, kleine Körperübungen. Dirk von Jutrczenka 15
Kalender Gottesdienste Juni 06.06 10 Uhr Pastor Dirk von Jutrczenka 2. Juni Mittwoch 16 Uhr Buch & Café 13.06 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier 20.06 10 Uhr Pastor Uli Bandt 6. Juni Sonntag Juni 27.06 10 Uhr Pastorin Esther Joas 18 Uhr Barock und Romantik Musik für Orgel von Buxtehude, Bach, Reger und Messiaen 04.07 10 Uhr Pastor Uli Bandt Orgel: Sara Johnson Huidobro 11.07 10 Uhr Pastorin Esther Joas Eintritt frei, Spende erbeten 18.07 10 Uhr Pastor Uli Bandt 9. Juni Mittwoch Juli 25.07 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 19.30 Uhr Bibellesen | Uli Bandt 11. Juni Freitag 16 Uhr Fahrradtour zur Orgelvesper nach 01.08 10 Uhr Pastor Uli Bandt Lesum mit Lea Vosgerau 08.08 10 Uhr Pastorin Esther Joas 16. Juni Mittwoch 15.08 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 15 Uhr Freundeskreis August 22.08 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus 17. Juni Donnerstag 20 Uhr Taizésingen | Uli Bandt 29.08 10 Uhr Pastor Uli Bandt Orgelwoche vom 20. – 27. Juni Begegnungen mit der Königin Gottesdienste Gehörlosengemeinde 20. Juni Sonntag 27.06 | 25.07 | 15 Uhr 12-17 Uhr Tag der offenen Orgelbank Pastor Gerriet Neumann Orgelführungen mit der Gelegenheit zum Selbstspielen zu jeder vollen Stunde Taufgottesdienste am Samstag 18 Uhr Wünsch dir was 12.06 11 Uhr Pastorin Esther Joas Improvisationskonzert mit Themenwünschen aus dem 17.07 11 Uhr Pastor Uli Bandt Publikum Orgel: Lea Vosgerau 14.08 11 Uhr Pastorin Isabel Klaus 26. Juni Samstag 15 Uhr Orgelkonzert für Kinder 27. Juni Sonntag 18 Uhr Die Königin lädt zum Tanz 16
Kalender Juli Wöchentlich 3. Juli Samstag Montagsbastelgruppe | 15 Uhr 14 Uhr Kirche im Kommen am 1. Montag | E. Kohl | 04298 4892 Montag Remberti-Radtour am 3. Montag | E.-M. Klüting | 2235979 5. Juli Montag Tüten- und Talerausgabe | 15 Uhr 19.30 Uhr Kirche im Kommen Vortrag über Hildegard von Bingen Senioren-ErlebnisTanz | 14 Uhr Dienstag von Ulrike Kölling Uschi Krüger | 0421 424466 7. Juli Mittwoch Remberti Café | 15-16 Uhr 16 Uhr Buch & Café mit Anmeldung (9 Plätze) | Nicht in den Ferien 19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier Patchwork | 10 Uhr | B. Treber | 236606 Donnerstag Mittwoch 9. Juli Freitag Offene Kirche | 17-18 Uhr 16 Uhr Fahrradtour zur Teestube der Jugend | 19 Uhr Orgelbesichtigung nach Walle mit Lea Vosgerau 10. Juli Samstag Tanzen im Sitzen | 10 Uhr 18 Uhr Sommerliches Mitsingkonzert C. Labinsky | 67370647 Open-Air rund um die Kirche Remberti Café International | 15 Uhr 15. Juli Donnerstag 20 Uhr Taizésingen | Uli Bandt Kirchenmusik 12.–16. Juli Seniorenfahrt nach Hohenfelde Remberti singt... im Juni samstags um 18 Uhr im Innenhof bekannte und 21. Juli Mittwoch unbekannte Lieder, Kanons und leichtere 19.30 Uhr Bibellesen | Uli Bandt Arrangements Leitung: von Lea Vosgerau 28. Juli Mittwoch Kinderchöre: Die Kinderchöre starten demnächst mit einem neuen Konzept. 15 Uhr Freundeskreis Infos unter lea.vosgerau@remberti.de 29. Juli Donnerstag 18 Uhr Psalmen, Musik & Segen Netzwerk Kinder in Remberti Isabel Klaus Im Moment läuft alles digital. Melden Sie sich gern für das Netztwerk Kinder in Remberti August bei Pastorin Isabel Klaus an! Dort erfahren Sie, ob etwas stattfindet und erhalten Filme 4. August Mittwoch aus der Playmobil-Bibel, Geschichten aus der 16 Uhr Buch & Café digitalen Kinderkirche und vieles mehr. 19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier isabel.klaus@gmx.de Veranstaltungen für Senior*innen Bitte melden Sie sich zu Veranstaltungen für Senior*innen über das Gemeindebüro an. 17
Herzens Reise nach innen Meditationsreise Stille ist eine meiner liebsten Reisen. Am Gegen den Strom des Zeitgeistes Morgen sitze ich auf dem Meditationskissen Befreiung – das andere Ufer – wird nicht als und mache mich auf den Weg. Eine kleine dauerhafter Zustand verstanden, vielmehr als Abendmeditation beschließt den Tag. So ist Weg, mit leidvollen Erfahrungen mitfühlend das Tagwerk eingehüllt in Stille und Gebet. Le- und weise umgehen zu lernen. Wir können bendige Stille, in die ich mit Aufmerksamkeit es auch Gottvertrauen nennen, das uns trägt, lausche, führt weit wenn Lebens-Stürme hinaus über die vielen toben und der Boden Gedanken im Kopf. unter uns bricht. Es Stille führt – so Gott ist die Kraft, die Franz will – in die Erfahrung von Assisi in seinen des Verbundenseins Gebeten besang. Auch mit allen Geschöpfen die christlichen Wü- und der Kraft, aus stenmütter und Wü- dieser Verbundenheit stenväter wussten von zu handeln. der befreienden Kraft, sich Gott auszusetzen, Ans andere Ufer wenn der Mensch auf- Sich einfach hinset- hört, suchend herum- zen und lauschen zurennen und sich in ist eine Form von der Welt zu behaupten. Meditation. Es gibt Diese zeitweilige Aske- auch viele andere, z. Labyrinth „Behutsamkeit“ | Rita Schulze-Orlowski se ist nicht gerade mo- B. Atembetrachtung, dern in unserer Zeit, die Wiederholung eines Gebetes oder Mantras zur ständigen Leistungsbereitschaft bis zum im Gehen oder Sitzen mit paradoxen Aussa- Burn-Out verführt. Für mich ist sie lebensnot- gen (Koans). Die Weisheitstraditionen Asiens wendig, auch wenn es bedeutet, gegen den beschreiben Meditation als Weg vom Ufer Strom des Zeitgeistes zu schwimmen. des Leidens zum Ufer der Befreiung. Die kon- krete Meditationsübung, am besten vermittelt Reisende sein durch erfahrene Lehrer*innen, ist das Floß, Meditation ist eine Form der inneren Reise. das uns hinüberbringt. Der Weg ist das Ziel. Da hängen die Wolken Ein Abenteuer ist diese Reise nach innen. schon mal tief, verbergen die Gipfel. Alte Ich erinnere mich an die ersten Versuche, 25 Kindheitsnöte gesellen sich ungefragt zu uns Minuten still zu sein. Wie laut waren da die und wollen mitgenommen werden. Die Luft Gedanken, Erwartungen und Kommentare! kann dünn werden und der Weg lang. Es hilft, Es braucht etwas Mut zur Achtsamkeit – der zusammen mit anderen unterwegs zu sein. Fähigkeit in uns allen, Gedanken als Gedan- Als Reisende sind wir Gäste, Betrachterinnen ken zu erkennen – und zu entdecken, dass wir und Betrachter. So wie wir als Gäste nicht auf so viel mehr sind als konditionierte Reakti- die Idee kämen, die Häuser unserer Gastge- onen und ständiges Urteilen. ber umzuräumen, wird auch beim Meditieren empfohlen, die Dinge zu lassen, wie sie sind. Gedanken sind Gedanken. Sie müssen nicht 18
Orte anders sein, wenn ich sie in freundlicher Acht- Eine fremde Welt samkeit bemerken kann, ohne mich mit ihnen Klosterreise zu identifizieren. Die erobern wir per Rad im 3-Länder-Eck Po- Bedingungslos angenommen len / Tschechien / Sachsen. Neben uns rauscht Unvorhersehbar und doch auch unvermeid- die Neiße wild bewegt. Der Radweg durch lich sind auf diesem Weg die Momente, wenn den Lausitzer Wald bleibt freundlich-flach der Himmel aufgeht und die Erde berührt und berührt keinerlei menschliche Behau- (wie Meister Eckhard sagt), wenn die Gnade sung. Urplötzlich tut sich eine neue Kulisse uns zuteilwird, Gott zu erfahren oder in den auf in barocker Herrlichkeit: Das Kloster St. Worten Paul Tillichs: ergriffen zu sein vom Marienthal, direkt am Ufer der Neiße, soll uns Unbedingten. Sind solche Erfahrungen der Nachtquartier bieten. Das älteste Kloster der Ganzheit auch momenthaft und unverfügbar Zisterzienserinnen in Deutschland. Man weist – sie verwandeln uns. Teil des Ganzen zu sein, uns Zimmer im Konventsgebäude an. Großes mich bedingungslos angenommen zu wissen, Treppenhaus, weiter dunkler Flur, große Zim- öffnet zu der/dem Anderen hin und für die mer, karg möbliert, so still und schön, dass wir Hingabe im täglichen Gebet: Gott, mach mich denken, aller Stress dieser Welt zerstäubt in zu einem Werkzeug deines Friedens. Denn in diesen ruhigen Gefilden mit Blick auf Kloster- der Tiefe des Herzens sind wir Mitgefühl. garten und Neiße. Die Nonnen bekommen wir nicht zu Gesicht, Zu fromm? sie residieren zurückgezogen. 1234 haben sie Falls Sie es einmal ausprobieren möchten – das Haus gegründet. Was für eine Geschich- schenken Sie sich doch einfach fünf Minuten te: 1945 zwischen den Fronten: Die deutsche Stille am Morgen und am Abend, begegnen Wehrmacht, auf dem Rückzug, wollte nichts Sie sich selbst in freundlicher Aufmerksamkeit. den Russen in die Hände fallen lassen und die Wie auf einer Reise. Am Schluss ein Dankge- Anlage sprengen. „Nein“, war die Antwort bet und gute Wünsche für alle Geschöpfe. der Nonnen. „Wir bleiben hier.“ Sie hielten Oder finden Sie das zu fromm? stand, auch den sozialistischen Zeiten. Nach Wir sind in Remberti ja stolz auf die liberale der Wende haben sie ihr Kloster in ein Ost- Theologie, die den Verstand wertschätzt. Da- West-Begegnungszentrum weiterentwickelt bei ist es durchaus möglich, fromm und kri- und aufs Schönste restauriert. 2010 kam die tisch denkend zu sein, wie zwei Schwingen, große Neiße/Oder-Flut und machte all die Ar- die ein Vogel braucht zum Fliegen. Ich brau- beit und die Erfolge vieler Jahre zunichte. Es che beides und übe täglich weiter, es so sein dauerte erneut 10 Jahre als Wiederaufbau. zu lassen. Damit Gott mich finden kann, ohne Dieser Geist des „Dennoch“ hart an der Gren- den nichts sein kann. Sabine Müller ze zur Verzweiflung weht durch die Kloster- anlage und lässt uns nach Tagen schwer beein- druckt weiterra- deln. Christiane Rieve Kloster St. Marienthal bei Ostritz in der Oberlausitz (Sachsen) | Foto: Julian Nyca 19
Rätsel Wir suchen oft nach dem Glück. Manchmal nebenan der Dünenfriedhof, auf dem die Sän- suchen wir danach und manchmal finden gerin beigesetzt wurde. wir es, ohne zu suchen. Herzensorte sind Dass wir über Lale Andersen sprechen, oft solche Orte des Glücks, wo wir uns dürfte an dieser Stelle klar sein, aber wohlfühlen. Jeder hat unterschiedliche über welchen Ort sprechen wir eigent- Orte. Manche findet man auf einer Karte, lich? Sechster Buchstabe. aber auch viele führen uns direkt zu un- serem Herzen und gehören nur uns allein. 4 Der Sommer kommt sicher, wie das Amen Wir machen uns mit dem Rätsel auf an ver- in der Kirche. 1653 wurde das geistliche Som- schiedene Herzensorte. merlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ geschrieben. 1 Für viele hier in der Region ist dieser Ort Aber wie hieß noch gleich der Kirchen- immer wieder eine Reise wert. lieddichter, der musikalisch so einige Und gar „um die Ecke“, gleich in Herzensorte geschaffen hat? Vom Nach- Niedersachsen. Früher als eigen- namen den vierten Buchstaben. ständiges Fürstentum, besuchen heute viele die Gegend wegen ihrer 5 Bücher sind ein toller Rückzugsort. Für Sandheiden. Für manche ein echter manche wird ein Buch schnell zum Herzen- Herzensort der Erholung. Diese Her- sort. Eine Geschichte, in der man nicht nur sich zen findet man auch heute noch auf selbst, sondern auch der Protagonist sich ver- dem Stadtwappen. liert, führt einen in eine ganz eigene Welt na- Welche Stadt suchen wir? Dritter Buch- mens Phantásien. Der Roman erschien 1979. stabe. Aber wer schrieb ihn? Vom Nachnamen die letzten beiden Buchstaben. 2 Reisen fällt in diesen Tagen 6 Wenn wir Besuch aus dem Ausland ha- schwer. Schaut ben, zeigen wir als Bremer nicht gerne Prunk, man dennoch ins sondern lieber enge Gassen. Zum Namen des Ausland, findet Viertels gibt es zwei Theorien: Die einen sa- man dort eine gen, das Quartier verdanke seine Bezeichnung Insel, die einem dem Schiffshandwerk, die anderen sagen, es sofort ins Auge liege an der engen Bebauung mit Haus an fällt. Direkt vor Haus. Einig ist man sich aber, dass es nieder- der Küste Kroa- deutsch ist. tiens liegt eine wunderschöne kleine Insel in Wie heißt das bis in das Mittelalter zu- Form eines Herzens, deshalb wird sie auch rückreichende Gängeviertel in der Alt- „Insel der Liebe“ genannt. stadt Bremens? Dritter Buchstabe. Wie heißt die Insel, die wir suchen? Drit- ter Buchstabe. 7 Der Ortsteil Herzhausen der Gemeinde Vöhl in Nordhessen klingt schon nach einem 3 In der Kindheit haben wir zum Reisen nie Herzensort. Mehrere Hügelgräber aus der Deutschland verlassen. Gab es doch so schöne Bronzezeit liegen dort auf den Höhen. Kurzer Orte in Deutschland. Das fand auch die Sän- Fun Fact: 1885 wurden die Religionen aller gerin der Lili Marleen. An ihrem Herzensort, 258 Einwohner festgehalten. 256 von Ihnen dem Sonnenhof, den man nach ihrem Tod in waren evangelisch (einer katholisch, einer ein Café umbaute, haben wir als Kinder oft jüdisch). Bis heute hat sich die Einwohnerzahl Kuchen gegessen und Tee getrunken. Gleich nicht einmal ganz verdoppelt. 20
Rätsel Wir suchen jedoch den Fluss, der dort Die Buchstaben müssen nun durcheinander mittendurch die Ortschaft und gleich in gewürfelt werden und ergeben schlussend- der Nähe durch den gleichnamigen Stau- lich ein Wort, das ein Herzensort vieler Rem- see fließt. Erster und vorletzter Buchsta- bertianer ist. be. Verlost wird unter allen richten Antworten Wein aus biologischen Anbau (geben Sie 8 Viele Pilger finden auf den Jakobswegen gerne Ihren Geschmack an). Schicken Sie neue Herzensorte. Der Jakobsweg in Nie- dazu die richtige Lösung an das Gemeinde- dersachsen führt von büro per Post oder per E-Mail an buero@ Bremen nach Osna- remberti.de brück. Zwischen Vech- Einsendeschluss ist der 10. Juli 2021. ta und Vörden kommt man an einem Ort vor- Beim letzten Gewinnspiel - mit dem Lö- bei, der durch seinen sungswort PINSELKIND - hat Renate Knapp Ortsteil Mühlen für gewonnen. Herzlichen Glückwünsch. reitsportliche Aktivi- täten bekannt ist. Und René Bärje-Keßler wie heißt es so schön: „Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ Pferdeliebhaber wie meine Tochter können Remberti Newsletter das mit Sicherheit unterschreiben. Sollten Sie Alle Termine aktuell jemals dort pilgern gehen, lohnt sich ein Blick Möchten Sie zeitnah über Veran- in die Kirche St. Johannes Baptist. In ihr steht staltungen, Online- eine aus Holz geschnitzte Nachbildung des Gottesdienste oder Abendmahls da Vincis. Neugikeiten aus der Aber wie heißt der im Oldenburger Mün- Gemeinde informiert sterland gelegene Ort? Sechster Buchsta- werden? be. Keine halben Sachen. Wir bieten Ihnen Qualität! • Ausgezeichnet als Premium-Gärtnerei • Exklusive Floristik • Event-Dekoration • Stilvolles für In- und Outdoor • Trauerfloristik • Grabpflege und Grabneuanlage auf den Friedhöfen Friedhofstr. 30 · 28213 Bremen Riensberg, Oberneuland, Horn und Borgfeld Tel. (0421) 21 45 41 · Fax (0421) 21 41 19 • Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen Treuhandstelle E-Mail: blumen@blumen-stelter.de für Dauergrabpflege www.blumen-stelter.de 21
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