Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen

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Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Remberti Nachrichten
Juni • Juli • August 2021

                            Herzensorte            1
Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Inhalt + Impressum

  Impressum                                            Inhalt
  Remberti Nachrichten 3/2021
                                                       Ein Geleitwort von Esther Joas.............. 3
  Herausgeber und Anzeigenverwaltung:
  St. Remberti Gemeinde Bremen                         Herzensorte............................................. 4
  Mail: feedback@remberti.de                           Der Remberti Terminkalender...............16
  Redaktion: Ausschuss für Öffentlichkeitsar-
                                                       Rätsel..................................................... 20
  beit, Pastorin Isabel Klaus (v.i.S.d.P.)             Notizen aus der Gemeinde .................. 24
  Layout: René Bärje-Keßler                            Kontakte................................................ 32
  Lektorat: Dr. Johanna Köster-Lange,
  Ramona Alberts
  Erscheinungsweise: 4 Ausgaben/Jahr
  Redaktionsschluss Ausgabe 4/2021:                     Bildnachweis: Titelbild: S. 14 Willow
  6. August 2021                                        (CC); S. 19 Julian Nyca (CC); S. 24 Wikipedia
  Die Remberti Nachrichten werden im Ge-                Commons „Urmelbeauftragter“
  meindegebiet der St. Remberti Gemeinde von
  Ehrenamtlichen an alle Haushalte ausgeteilt.
  Wenn Sie keine Zustellung wünschen, wenden
  Sie sich bitte an das Gemeindebüro.

  AZ Otte 2/06                  29.03.2006              Dokument
                                                10:17 Uhr   Se   1              27.03.2006              12:02 Uhr       Seit

        Grabgestaltung
        Grabpflege
        Trauerbinderei                                                 Beerdigungs-Institut
        Moderne Floristik                                 Bohlken und Engelhardt
                                                           AM RIENSBERG
   Friedhofsgärtnerei Otte GbR
   Heinstraße 1 / Ecke Friedhofstraße
   28213 Bremen                                                          Tel. 21 20 47
   Telefon: 04 21 / 21 35 32                                                Tag und Nacht
   Telefax: 04 21 / 21 35 30
                                                         Vertrauen Sie unserer langjährigen Erfahrung
   e-mail:info@friedhofsgaertnerei-otte.de
   http://www.friedhofsgaertnerei-otte.de
                                                           Friedhofstraße 16 · 28213 Bremen
        Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen                          www.bohlken-engelhardt.de
      Treuhandstelle für Dauergrabpflege GmbH                          info@bohlken-engelhardt.de

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Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Geleitwort

              HerzensTorte
                Manche Versprecher sind einfach göttlich.         Konfirmation vor dem Altar stolperte, weil ich
                Herzensorte sind das Thema dieser Sommer-         zuvor nie Absätze getragen hatte. Dort, wo
                ausgabe. Aber meine liebe Kollegin Isabel         mein bester Freund mich in den Arm nahm
                Klaus betitelte die Autorenmail mit „Herzens-     und nicht losließ, bis ich aufhörte zu weinen.
                torte“. Eine Torte für mein Herz und für Ihr      Dort, wo sie seine Hand hielt, als er seinen
                Herz, das wünsche ich mir. Am liebsten mit        letzten Atemzug tat. Dort, wo wir die Nacht
                Erdbeeren und Johannisbeeren und Himbee-          durchwachten und im Morgengrauen das Os-
                ren UND Baiser! Ich träume von einem Her-         terfeuer entzündeten. Dort, wo ich meinen
                zenstorten-Fest auf unserer Rembertiwiese.        Glauben wiederfand.
                Lange Tafeln mit weißen Tischtüchern, Son-        Gerade habe ich eine Idee bekommen: Ich
                nenblumen in großen Vasen. Zu den Torten          werde im oder vor dem Gemeindehaus eine
                gibt es Saft und Sekt und warum nicht auch        Wand bereitstellen, auf der Sie Ihre Herzens-
                Campari! Unser Remberti-Blech ertönt und          orte mit Worten, Fotos oder kleinen Gegen-
                der Chor singt „Geh aus mein Herz und su-         ständen anpinnen können. Oder Sie schreiben
                che Freud“, Kinder spielen Fangen, die Hän-       darauf Ihre Sehnsuchtsorte! Vielleicht gibt es
                de schmutzig von Fingerfarbe und Sand, ein        auch eine digitale Version – das kündigen wir
                Sahneklecks auf der Nase, die Alten mitten        dann auf der Homepage an.
                unter den Jungen, irgendwann wird getanzt,        In der Bibel gibt es ein Bild für den Sehn-
                zwischendurch Sommerlyrik, die aus dem            suchtsort schlechthin: das Land, darin Milch
                Vollen schöpft. Später dann eine Band un-         und Honig fließt. Tausende Menschen mach-
                serer Jugendleiterinnen und Jugendleiter, Bier,   ten sich auf und begaben sich in größte Ge-
                verstohlene Küsse, eine laue Nacht. Gott, wie     fahr, weil sie sich im verheißenen Land ein
                sehne ich mich nach solchen Festen!               besseres Leben erhofften. In der Wüste Sinai
                Wo unser Herz genährt wird, da wird ein Ort       dann die große Enttäuschung: „Wären wir
                zum Herzensort. Dort, wo ich sie zum ersten       doch bei den Fleischtöpfen Ägyptens geblie-
                                            Mal sah. Dort,        ben!“ Manchmal laden wir Orte mit großen
                                            wo wir zusam-         Erwartungen und Hoffnungen auf. Dabei ist
                                            men lachten, bis      sicher was dran, wenn gesagt wird, dass sich
                                            wir uns beinahe       unterwegs immer nur der Himmel über uns
                                            in die Hose mach-     ändert, aber nicht die Seele in uns. So ähnlich
                                            ten. Dort, wo wir     formulierte das jedenfalls mal der römische
                                            auf der Kaimauer      Dichter Horaz. Wäre er je in Hohenfelde gewe-
                                            frühstückten mit      sen, hätte er das bestimmt nicht geschrieben!
                                            dem Blick auf die     Manche Orte formen unsere Seele wie Haft-
                                            Inseln im Meer.       punkte, zwischen denen sie sich aufspannt.
                                            Dort, wo unser        Für mich ist die Kipepeo so ein Haftpunkt.
                                            Kind seine ersten     Das ist ein Segelschiff, auf dem ich viel erlebt
                                            Schritte machte.      habe. Kipepeo heißt Schmetterling auf Kiswa-
                                            Dort, wo Oma          hili: Sie spannt ihre Flügel auf und segelt von
                                            immer auf dem         Ort zu Ort.
                                            Sofa      strickte,
                                            während ich die       Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen un-
                                            Drei     Fragezei-    serer Remberti Nachrichten!
                                            chen hörte. Dort,
Pastorin Esther Joas
                                            wo ich bei der                              Ihre Pastorin Esther Joas

                                                                                                                3
Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Herzens

  Die Orgel als Herzensort entdecken
  Orgeln sind Zeitmaschinen: Sie entführen
  uns in Klang- und Gefühlswelten längst ver-
  gangener Zeiten.
  Orgeln sind Allrounder: Vom Bachpräludi-
  um bis zum Wellerman ist alles möglich.
  Orgeln sind Lebensbegleiterinnen: Ihre
  Klänge begleiten uns durch das (Kirchen-) Jahr
  und von der Taufe bis zur Trauerfeier in Freud
  und Leid.
  Orgeln sind Unikate: Jede Orgel ist einzig-
  artig und genau auf den jeweiligen Raum an-
  gepasst.
  Orgeln atmen: Ihre Tonerzeugung ist der          Alle, die die Remberti-Orgel schon in- und
  menschlichen ziemlich ähnlich.                   auswendig kennen, lade ich am 11. Juni,
                                                   Freitag, 16 Uhr zur Fahrradtour nach
                                                   Lesum zur Orgelvesper mit Felix Mende und
                                                   Besichtigung der großen französische Kern-
                                                   Orgel in der St. Martini-Kirche sowie am 9.
                                                   Juli, Freitag, 16 Uhr zur Fahrradtour nach
                                                   Walle ein, wo Prof. Wolfgang Baumgratz uns
                                                   die Van-der-Putten-Orgel vorstellen wird.
                                                   Für die Fahrradtouren bitte ich um Anmeldung
                                                   unter lea.vosgerau@remberti.de.
                                                   Ich freue mich auf spannende Begegnungen
                                                   und die Entdeckung neuer Herzensorte und
                                                   Instrumente

  Allerdings sind diese Herzensorte für Nicht-                               Ihre Lea Vosgerau
  Organist*innen meist schwer erreichbar: Die
  Orgelempore ist ein hidden place in vielen
  Kirchen.
  Ich lade Sie und euch ein, der Orgel ein wenig
  näherzukommen, und biete am 20. Juni von
  12 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde Orgel-
  führungen mit der Gelegenheit zum Selbst-
  spielen an.
  In der gleichen Woche gibt es weitere Gele-
  genheiten zur Begegnung mit der Königin der
  Instrumente im Orgelkonzert für Kinder am
  26. Juni um 15 Uhr. Oder Sie hören, wie es
  klingt, wenn die Orgel das Tanzbein schwingt
  am 27. Juni um 18 Uhr.

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Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Orte

Herzensorte der Kinder
Ich habe das Wort „Herzensort“ erst einmal         Kinderzimmer nach und gehen auf eine Fan-
gegoogelt. Die ersten 10 Treffer: 9 Treffer zu     tasiereise zu unseren Herzensorten. Solange
Herzensort in Kitas,                                                        Mama und Papa
1 Treffer Herzens-                                                          dabei sind, scheint
ort im Gemeinde-                                                            alles möglich. Wir
haus irgendeiner                                                            springen über Wie-
evangelischen Ge-                                                           sen mit goldenen
meinde in Deutsch-                                                          Blumen, wir gehen
land. Die nächste                                                           mit Elefanten ba-
Google-Seite sieht                                                          den, wir besuchen
nicht anders aus,                                                           Oma und Opa in
viele Kitas und                                                             den Wolken und
einige      kirchliche                                                      rutschen dann den
Gemeinden. Das                                                              Regenbogen runter
finde ich komisch.                                                          bis zum Meer. Ich
Vielleicht liegt‘s am                                                       war      überrascht,
Namen? Ich google Ein Bild von Herzen gemalt von Emily                      wie lange sie das
mal „Lieblingsort“. Treffer von Reisebuchung       machen können und dass ihr liebster Lieb-
bis YouTube-Video. Okay, es ist der Name. Es       lingsort anscheinend einfach nur eine grüne
macht wohl Sinn, denn Kinder sehen alles mit       Wiese mit vielen Blumen ist. Dort summt und
dem Herzen. Sie haben keine Vorurteile, kein       brummt es, es krabbelt und kribbelt und das
Schubladendenken und keine Grenzen – es ist        gesamte Wissen über die Natur wird auf die-
so leicht, sich mit ihnen an einen Herzensort      ser Wiese komprimiert. Kleiner Tipp: Wenn
zu denken. Sie sprudeln vor Fantasie und es        man vorher mit ordentlich Lavendelöl badet,
gibt keine Regeln. Corona und Lockdown ha-         dann läuft diese Fantasiereise noch besser
ben mir gezeigt, wie anpassungsfähig und zu-       und endet in einem entspannten Schlaf!
frieden meine Kinder sein können. Wir dürfen
nicht raus? Nicht auf den Spielplatz? Nicht ans                                 Ramona Alberts
Meer? Kein Problem! Wir bauen uns alles im

   Manchmal                                                        Wir von PiB beraten,
                                                                   qualifizieren und
   braucht                                                         begleiten Sie dabei,
                                                                   Kinder und Jugend-
   das Glück                                                       liche für kurze oder
                                                                   lange Zeit zu unter-
   einen                                                           stützen.

   Schubs.

   pib-bremen.de
   Tel. 0421 95 88 200

                                                                                              5
Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Herzens

  Gottes Fuhrpark
  Im Himmel war es ruhig. Die Sonne schien        sen und be-
  und ein sanfter Wind verriet, dass Gott noch    suchte seine
  selig schlief. Doch das würde sich gleich än-   Her zensor te.
  dern. Gott träumte auf einer Regenwolke, auf    Sein Fuhrpark
  ihnen schlief er am liebsten, denn die waren    war       traum-
  so schön fest. Nur wenn er sich im Traum        haft      schön:
  bewegte, fingen sie an zu regnen. Er träum-     Da      schweb-
  te von seinem schönen Garten, wie er dort       ten die Flügel
  spazieren ging und die zwei Nackedeis be-       der Morgenröte, eine Himmelsleiter, die be-
  suchte. Und überall roch es nach Sommer und     rühmte Limbuswolke von Himmelfahrt, so-
  reifen Früchten. Gott hätte gern noch ewig      gar Jonas Wal schwamm durch eine riesige
  weitergeträumt, doch dann tönte ein ganzer      Nimbusstratuswolke und dann der feurige
  Chor aus Dingdong-Klingelingeling an seine      Wagen von Gott-macht-stark und direkt über
  Regenwolke heran, denn es war Sonntag.          ihm war natürlich der Geist, der über den
  Eigentlich sein Ruhetag. Aber da hatten sich    Wassern schweben konnte. Hach, sagte Gott
  seine lieben Kinder wirklich Mühe gegeben       zu sich, was nehmen wir heute? Der Wal ist
  und ihm wunderschöne laute, mächtig klin-       mir zu eng, dachte er sich, die Himmelsleiter
  gende Glocken gegossen, damit sie bis in den    zu anstrengend. Sein sportlicher Ehrgeiz ließ
  Himmel klangen, um Gott nur kurz zu sagen,      in letzter Zeit stark nach. Überhaupt wurde
  dass sie gleich an ihn denken würden in ihren   er durch diesen ganzen Stillstand mehr und
  Gottesdiensten. Und das rund um den Globus.     mehr zur Sofakartoffel, wie ihn Amor letztens
  Dingdong-Klingelingeling. Den ganzen Sonn-      genannt hatte. Dieser freche Bengel beklagte
  tag. An Ruhe war gar nicht zu denken. Hach,     sich, dass er immer öfter seine Pfeile digita-
  stöhnte Gott, die lieben Kinder! Da freute er   lisieren musste. Da musste Gott noch immer
  sich immer auf Montag, denn da war wirklich     lachen. Als hätte Amor jemals echte Pfeile
  Ruhe und er konnte ganz entspannt seine Plat-   aus gutem Holz gehabt! Dieser Romantiker!
  ten auflegen, denn eigentlich war er auch DJ.   Und dann wusste er, womit er heute zu sei-
  Gott hüpfte von seiner Regenwolke, nahm         nen lieben Kindern rauschen würde, einmal
  dankbar den Cappuccino von Gabriel entge-       rund um den Globus, denn die Erde war sein
  gen und das Croissant mit Erdbeermarmela-       Ein und Alles, sein Herzensort, sein Zuhause,
  de von Raphael. Damit spazierte er in seinen    sein Lieblingsplanet. Sie war einfach perfekt
  Fuhrpark. Sonntags ging Gott gern auf Rei-      geworden – und das in nur sieben Tagen! So
                                                  schön rund. Blau. Grün. Oh Gott, sagte er zu
                                                  sich selbst und bestaunte die Meere, die Wäl-
                                                  der und die Berge, diese Gipfel! Da hatte er
                                                  sich selbst übertroffen. Und dann nahm Gott
                                                  einfach die Flügel der Morgenröte. Mit ihnen
                                                  konnte er von einem Dingdong-Klingelinge-
                                                  ling zum nächsten fliegen und den Segen auf
                                                  seine Kinder legen, denn Gott wusste, dass sie
                                                  den Segen am liebsten mochten. Und los ging
                                                  es, Gott nahm die Flügel der Morgenröte und
                                                  flog bis zum äußersten Meer und war da, wie
                                                  immer schon am Anfang der Zeit.
                                                                                    Isabel Klaus

  6
Herzensorte - Remberti Nachrichten - St. Remberti-Gemeinde Bremen
Orte

Die Magie von Hohenfelde
Die Landschaft wurde von der Eiszeit leicht       kam von oben gelaufen, diagonal über den
hügelig hinterlassen, bedeckt mit Ackerflä-       ganzen Platz. Das war eine Katastrophe. Da
chen, Wäldern, Seen, Flüsschen, trockenen         haben wir sofort einen großen Graben bauen
oder auch eher nassen Arealen, so dass es         müssen, damit das Wasser kanalisiert würde.
einen sehr abwechslungsreichen Mix von Bio-       Dann kam sofort der Entschluss: Das Ganze
topen gibt. Durch diese Landschaft führt mit      muss höher!
wenigen Kilometern Abstand zur Küste die
Straße zwischen Schönberg und Lütjenburg,         Wir waren ja immer so über hundert Leute,
an der Hohenfelde liegt. Die Ortschaft selbst     und irgendwann braucht man dann einen
ist ein kleines, im Kern landwirtschaftliches     Platz, wo man mal geschützt mit allen sein
und eher schmuckloses, verschlafenes Dörf-        kann. Und die Küche sagte natürlich auch,
chen. Vom Ort geht es dann etwa zwei km           sie würden gern aus dem Zelt ausziehen und
abfallend die Strandstraße zur Ostsee hinunter    irgendwo eine Küche haben. Wir haben ganz
und dort, wenige Meter bevor man mit den          viel selbst gemacht, besonders Herr Jensen
Füßen (oder Reifen) im Wasser landen würde,
liegt rechts der Straße „unser“ Hohenfelde.
Am schönsten ist die Anfahrt im Frühsommer,
wenn der gelb blühende Raps auf den Feldern
in wunderbarem Kontrast zum Tiefblau der
Ostsee bei Sonnenschein steht. Den Anblick
vergisst man nie wieder.

Waltraut Baumann, die Witwe von Pastor
Baumann, erinnert sich an den Anfang:

„Am Anfang war Hohenfelde nur eine Kuh-
weide, ziemlich niedrig gelegen. Es war ei-
gentlich das Ende der Welt. Man kann da ja
kaum Land kaufen an der Ostsee, das gehört                                 Waltraut und Pastor Heinz Baumann
fast alles irgendwelchen adeligen Leuten und
die verkaufen nichts. Aber da war dieser Bauer    und Tischler Schmidt. Und so wurde es dann
aus Hohenfelde, der wollte eine neue Scheune      immer ein Stück mehr. Bis am Ende die Zelte
bauen und brauchte Geld. Und dann hat die         nur noch zum Schlafen dienten. Zuerst muss-
Remberti-Gemeinde das Grundstück gekauft.         ten wir ja alles aus Bremen mitnehmen. Da
Wir sind 1956 das erste Mal dagewesen, 1957       stand der riesige Lastwagen bei uns vor dem
fanden dann die ersten Freizeiten statt. Da ha-   Haus. Zum Teil saßen die Jugendlichen, die
ben alle Jugendlichen mitgeholfen.                dann beim Aufbau mithalfen, noch mit auf
                                                  dem Lastwagen, das ging damals noch. Da
In der Ostsee habe ich Windeln gewaschen          waren wir natürlich heilfroh, als wir nicht alles
und die anderen haben zehn Meter weiter           von Bremen mehr mitbringen mussten. Das
Zähne geputzt. Da standen ja nur Zelte, es        war eine Riesenerleichterung.“
wurde auch im Zelt gekocht. Im ersten Jahr
bekamen wir gleich Besuch von einer be-           Was ist das für viele Besucher Besondere,
freundeten Gruppe aus Norwegen. Dann              nahezu Magische an diesem Ort? Zunächst
fing es an fürchterlich zu regnen: Das Wasser     einmal ist es ein gut gepflegtes, heimeliges

                                                                                                 7
Herzens

  Gelände in schöner Umgebung. Eindrucksvoll          Die Konfirmandenzahl lag bei 200, dann zwei
  auch der Tagesraum mit dem großen Kamin.            Jahrgänge, es kamen 400 Kinder jede Woche.
  Die Zimmer alle unterschiedlich, eher einfach,      Dann hat mein Mann angeboten: Wer mit auf
  in manchen muss man zum Bad über den Flur,          die Freizeit kommt, braucht ein Vierteljahr in
  zu den Duschen sowieso – heute ist man das          Bremen nicht zu kommen. Das war für ihn zum
  nicht mehr gewohnt. Doch bei den Freizeiten         Unterrichten viel schöner.
  zeigt sich, dass das alles als nicht so wichtig
  empfunden wird.

  Das Wesentliche ist das Gemeinschaftserleb-
  nis, das in den Tagesräumen, auf dem Gelände
  mit Sandkiste, Spielschiff, Feuerstelle, Fußball-
  platz, auf dem Deich, am Strand stattfindet
  oder wo auch immer sich kleine oder größere
  Gruppen versammeln. Das ist natürlich in den
  Freizeiten so unterschiedlich wie die Zusam-
  mensetzung der einzelnen Freizeiten. Aber
  was alle eint, und das ist anders als ein Hotel-
  urlaub: Man macht nicht zufälligerweise mit
  anderen Menschen im selben Hotel Urlaub,
  sondern man lebt mit den anderen Freizeit-
  teilnehmern eine gewisse Zeit an einem Ort
  zusammen. Und weil wir zusammenleben
  und uns nicht nur zufällig treffen, ist auch der
  Gang über den Flur zur Dusche kein Problem,
  sondern etwas ganz Natürliches.                     Es wurde wenig kaputtgemacht. Beim Ball-
                                                      spielen mal eine Scheibe eingeschlagen.
  Waltraut Baumann: „Wecken, Frühsport,               Alle Teilnehmer betrachteten Hohenfelde
  Baden, so fing der Tag an. Und es gab Kamin-        als „Ihres“. Von antiautoritärer Erziehung
  abende, Lagerfeuer, Grillen, Geschichtener-         hielt mein Mann gar nichts. Da bin ich sogar
  zählen, klassische Musik-Übertragungen nach         manchmal mit ihm aneinandergeraten, aber
  draußen unter dem Sternenhimmel. Nacht-             das gab es bei ihm nicht. Sein Wort galt. Das
  wanderungen waren ganz wichtig und Tanz-            konnte man zwar mit ihm besprechen, aber
  abende! Wir haben immer ganz viele Spiele           die Chancen waren dann nicht so gut für den
  dabeigehabt. Wir waren eine große Familie.          anderen. Man spürte aber, dass das immer ei-
  Für mich gingen Familienleben und Gemein-           ner guten Absicht entsprang, und das haben
  deleben ineinander über.                            die Kinder auch gespürt. Von Strafen hielt er
                                                      nicht viel. Die „Missetäter“ mussten dann
  Ich habe oft Sachen von Jugendlichen ausge-         schon mal Kartoffeln schälen. Oder Lampen
  bessert, wenn sie z.B. mit dem Hemd im Zaun         putzen.
  geblieben waren. Einmal fuhren wir los, da
  kam eine Mutter auf mich zu: Ihr Sohn hät-          Wir haben häufig gesungen, etwa Shantys
  te etwas mitgenommen, was so ganz kaputt            wie „Kleine Möwe, flieg nach Helgoland“.
  war, das wäre ihr unangenehm. Aber er hätte         Oder selbstgedichtete Schlager: „Wie wär’s
  zu ihr gesagt: Das kannst du mir ruhig mitge-       denn mal mit Backschaft. Backschaft ist so
  ben, das macht Frau Baumann heil. So war das        schön. Da kann man bis zum Halse im Ab-
  eigentlich nicht gedacht!                           waschwasser stehen“.

  8
Orte

Zum Essen haben wir kein Gebet gesprochen,        und 4 Familien, Herbstfreizeit und schließlich
es hieß einfach nur: Wir wollen still sein. Je-   einem Arbeitsdienst, um Haus und Gelände
der hatte seine eigenen Gedanken. Und am          winterfest zu machen. Und immer war minde-
Abend zum Schluss gab es immer „Guten             stens seine Ehefrau Waltraut, meist auch noch
Abend, gute Nacht“. Einmal gesungen, ein-         in Bremen lebende Kinder dabei. Das Ganze
mal gesummt, bei der Marine wurde dann ja         war ihm auch Urlaub genug – ich kann mich
gepfiffen, das haben wir nicht gemacht.           zumindest an keinen anderen Urlaub erinnern.
                                                  So war Hohenfelde sicher so etwas wie ein
Einmal musste mein Mann nach Bremen, da           „Baumannscher Herzensort“.
hatte Rüdiger Schmidt die Musik des Akkor-
deons zum Wecken, mit dem er immer um die         Waltraut Baumann: „Und jetzt ist seine
Zelte ging, auf Band aufgenommen und ist          Asche im RuheForst Gut Panker. Das tut mir
damit dann morgens mit dem Bandgerät um           leid, dass er die Entscheidung für diesen Ort
die Zelte gegangen.“                              nicht mehr mitbekommen hat. Ich war gerade
                                                  gestern mit meiner Tochter da. Es lag da schon
Das Erlebnis des „Zusammenlebens“ mit all         ein Stein am Fuße des Baumes, das muss
seinen vielfältigen Facetten, der Wahrneh-        schon jemand von Remberti gewesen sein.“
mung anderer, Rücksichtnahme auf deren
Wünsche und Besonderheiten, etwas ge-             Bei Heinz Baumann gab es in jeder Freizeit
meinsam tun, aber auch sich selbst mit Wort       einen Gemeinschaftsarbeitsdienst, in dem
und Handeln einbringen, war ein zentrales         alle Gruppen einen kleinen (manchmal auch
Anliegen von Heinz Baumann. In Hohenfelde         größeren) Beitrag für den Erhalt oder die
konnte er viele dieser Aspekte immer wieder       Weiterentwicklung des Geländes leisteten.
schön herausarbeiten und bewusstmachen.           Dadurch wurde das Grundstück (angefangen
Und so verbrachte er im Jahresverlauf viele       von einer einfachen Salzwiese ohne Bebauung
Wochen in Hohenfelde: Arbeitsdienst (Sai-         oder auch nur einen Baum im Jahr 1957 bis zur
sonvorbereitung von Häusern und Gelände),         heutigen gut gepflegten, nahezu parkartigen
Ostern (2 Freizeiten mit Konfirmanden und         Anlage) auch „unser“ Gelände. Mein Empfin-
Familien), Himmelfahrt, Pfingsten, 6 Wochen       den dabei ist: Durch diese Arbeiten blieb jedes
in 3 Sommerfreizeiten mit je 100 Jugendlichen     Mal ein Stück von mir in Hohenfelde und ein
                                                                  Stück Hohenfelde kam mit mir
                                                                  nach Hause. Zu der Bindung
                                                                  an die Gemeinschaft ist eine
                                                                  Bindung an den Ort hinzuge-
                                                                  wachsen. Dieses Konglomerat
                                                                  von Gruppengefühl und emo-
                                                                  tionaler Ortsbindung ist das
                                                                  Hohenfeldegefühl, das mitt-
                                                                  lerweile mehrere Rembertia-
                                                                  ner-Generationen verinnerli-
                                                                  cht haben und für die „unser“
                                                                  Hohenfelde ebenfalls zu einem
                                                                  Herzensort geworden ist.

                                                                                  Michael Smidt

                                                                                               9
Herzens

  Pastor Heinz Baumann
  Ein Leben in der St. Remberti-Gemeinde

  Pastor Heinz Baumann gehört in der jüngeren        samen sittlichen und geistigen Pflichten“1
  Geschichte der St. Remberti-Gemeinde gewiss        zu verbinden. Diese Gedanken, in protestan-
  zu den wichtigen Pastorenpersönlichkeiten.         tischer Strenge formuliert, sind denen des
  Siebenunddreißig Jahre – sein volles Berufs-       späteren Remberti-Pastors Heinz Baumanns
  leben – war er hier tätig, bis er 1987 in den      verwandt. W. Classens Verbundenheit mit der
  Ruhestand ging, den er fast ebenso viele Jah-      Familie Baumann ergab sich nicht zuletzt auch
  re genießen konnte. Nun ist er am 22. Januar       daraus, dass er von 1940-1945 die vakante
  2021 im 99. Lebensjahr in Hamburg-Kirchwer-        Pfarrstelle in Kirchwerder verwaltete.
  der gestorben, dort, von wo aus er ursprüng-
  lich nach Bremen gekommen war.                     Nach dem Abitur ging Heinz Baumann zu-
  In St. Remberti ist er in vielen Jahren zu einer   nächst zum Arbeitsdienst, meldete sich 1940
  „Legende“ geworden, was er wahrscheinlich          zur Marine, wurde Offizier und im letzten
  lächelnd – „na ja…“ – zurückweisen wür-            Kriegshalbjahr U-Bootkommandant. Die dort
  de. Dennoch sei dieses Bild erlaubt, denn im       gemachten Erfahrungen im Umgang mit
  Gemeindegedächtnis ist er präsent als starke       jungen Menschen trugen dazu bei, dass er
  Persönlichkeit mit einer bis heute andau-          noch im Jahr 1945 mit dem Theologiestudi-
  ernden Wirkungsgeschichte.                         um begann, „in der Hoffnung, vom Glauben
  1922 in Hamburg-Krauel geboren, wuchs er           her etwas in der Neugestaltung des Lebens
  mit vier deutlich älteren Geschwistern in einer    nach dem Zusammenbruch des Kriegsendes
  dem kirchlichen Leben eng verbundenen Fa-          bewirken zu können“. In Göttingen und Mar-
  milie auf. Der Vater, Hermann Baumann, war         burg begegnete er liberalen Lehrern, die ihn in
  dort Hauptlehrer, Kantor und Organist. Diese       seiner freien Glaubensüberzeugung förderten
  durch die Familie vorgegebene geistige und         und ihn, durch Vermittlung von Pastor Heinz
  kulturelle Heimat war prägend für die Bau-         Nölle, auf die bevorstehende Neubesetzung
  mann-Geschwister. Das Elternhaus vertrat ein       einer Pfarrstelle in St. Remberti aufmerksam
  liberales Christentum, wie es zu Beginn des        machten – als ein Kandidat, der der liberalen
  20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung            theologischen Tradition der Gemeinde ent-
  gewonnen hatte.                                    sprach.

  Ein enger Freund der Familie war der Ham-          So kam der junge Heinz Baumann 1950 nach
  burger Theologe, Jugendpfleger und Lehr-           Bremen, inzwischen verheiratet mit Waltraut
  beauftragte an der Hamburger Universität           Baumann, die die vielfältige Gemeindearbeit
  Walther F. Classen (1874-1954), der ein freies,    all die Jahre mittrug und nach und nach auch
  praktisches Christentum vertrat, womit er es       die vier Kinder mit einbezog. Gemeinde und
  schwer hatte, in den etablierten, traditionell     Familie gehörten zusammen.
  geprägten Gemeinden für sich und die von           Noch im selben Jahr fand die erste Zelt-
  ihm vertretene liberale christliche Überzeu-       Jugendfreizeit in Hohwacht/Ostsee statt. Ihr
  gung einen Ort zu finden. 1916 hatte er mit        sollten noch viele folgen, nachdem Heinz
  anderen in Hamburg einen „Lehrlingsverein“         Baumann 1954 auf die inzwischen freie Pfarr-
  gegründet und damit eine intensive und wir-        stelle – zuvor Pastor Walther Schomburg – an
  kungsvolle Jugendarbeit begonnen, mit dem          St. Remberti gewählt worden war: Wander-
  Ziel, „Menschen verschiedener Lebensstel-          fahrten, Zeltfreizeiten, Deutschlandtouren,
  lung zur Pflege ihrer unbestreitbar gemein-        Reisen in verschiedene europäische Länder.

  10
Orte

Das Kennenlernen der vielfältigen kulturellen   gung getragen, die er etwas weniger streng,
Traditionen nah und fern war wichtig und ins-   doch im gleichen Geist wie Walther Classen,
besondere das Erlebnis                                                so formulierte: „Da es
gemeinschaf tlichen                                                   im Kern der Jesusbot-
Miteinanders – von                                                    schaft nicht um ein
Heinz Baumann mit                                                     vorgegebenes       Got-
selbstverständlicher,                                                 tesbild und Kult geht,
anerkannter Autorität                                                 sondern um Denken
begleitet.                                                            und Handeln des Men-
                                                                      schen, tritt damit die
Ab 1954 wurde durch                                                   Wirklichkeit sittlichen
seine Initiative das                                                  Geschehens in den
„Freizeitheim Hohen-                                                  Vordergrund der Glau-
felde“ entwickelt, das                                                bensmitteilung und
zu einem wesentlichen                                                 so die Frage nach den
Bestandteil seiner Ge-                                                sittlichen Werten, die
meindearbeit wurde –                                                  hinter diesem Handeln
ein „Zuhause“ für Kon-                                                stehen.“
firmanden, Jugendliche
und Familien, für Seni-                                                 Diese Gedanken dür-
oren und die Kantorei                                                   fen als sein „Bekennt-
– ein Ort, wo Freiheit                                                  nis“ verstanden wer-
und Verantwortung in Pastor Heinz Baumann                               den, mit dem er den
Gemeinschaft erfahren                                                  „lieben Gott“ nicht ei-
und gelebt werden konnte, mit generations-      nen „guten Mann“ im Himmel sein ließ, dem
übergreifender Bedeutung seit nunmehr über      man sich durch kultisches Gebaren und Han-
70 Jahren.                                      deln oder geglaubte Lehraussagen nähert,
                                                sondern dem Gedanken folgt, dass Gott ein
Ein naher Treffpunkt war in Bremen auch im-     Ereignis ist, das in der von der Liebe zum Le-
mer das Pfarrhaus, zunächst am heutigen Rem-    ben und der vertrauensvollen Verantwortung
bertiring/Hoppenbank, ab 1968 im ehemals        im menschlichen Miteinander lebendig ist.3
„Bultmann‘schen Haus“2 (jetzt Kindergarten
der Gemeinde) neben der neuen Kirche von        So darf es zum Schluss heißen: Wir sind dank-
1951. Es war die selbstverständliche Ergän-     bar für die Vermittlung seiner christlichen
zung zu allem, was im benachbarten Gemein-      Lebensauffassung, für die gesegnete Zeit, die
dehaus stattfand: Unterricht, Gesprächsrun-     wir miteinander teilen konnten – ernst und
den, Vorträge, Familien-„Abendmahls“-Feiern     fröhlich, für die Freundschaften, die über Ge-
vor den Konfirmationen, Heiligabend mit         nerationen und Jahrzehnte andauern.
Alleinstehenden im vollen Albert-Schweitzer-
Saal, Musik, Tanzabende, Silvesterbälle bis                                 Meinhard Schulenberg
in die 90-er Jahre hinein – Veranstaltungen,
die oft familiären Charakter hatten und große
                                                1
                                                  Die Zitate stammen aus früheren Veröffentlichungen: W.
                                                F. Classen über die Ziele des Vereinsheims; H. Baumann
Abende der Begegnung waren.                     in verschiedenen Interviews (z.B. in St. Remberti-Nach-
                                                richten)
                                                2
                                                   H. Bultmann, ehem. Aufsichtsrat beim Nordd. Lloyd
Die umfangreiche Tätigkeit Heinz Baumanns,      – nicht zu verwechseln mit dem Theologen Rudolf Bult-
oder wie man heute gerne sagt, sein Lebens-     mann.
                                                3
                                                  Herbert Braun (Neutestamentler in Mainz 1952-1971)
werk, wurde von seiner Glaubensüberzeu-         formulierte: „Gott geschieht“ – im Ereignis der Liebe.

                                                                                                    11
Herzens

  Radtour nach Hohenfelde

  Es ist früh am Morgen, so kurz nach vier. Auf      Die Beine können im Stehen ausruhen, die
  dem Deich ist es noch ruhig, lediglich das         Butterbrote schmecken und die Blicke schwei-
  Schnurren der Fahrradkette ist zu hören. Am        fen über die Elbe. Knapp die Hälfte der Strecke
  Horizont eine erste Spur von Dämmerung. Und        ist geschafft. Und weiter geht die Reise nach
  dort im Osten liegt mein heutiges Tagesziel:       Neumünster. Ein schöner Abschnitt durch
  die Ostsee – oder genauer, das Freizeithaus        das Tal der Stör. In Neumünster kommen mir
  der Remberti Gemeinde in Hohenfelde. Es ist        beim Anblick des Bahnhofs verführerische
  der 22.05.2015. In ein paar Stunden beginnt        Gedanken, signalisiert vom Gluteus maximus.
  die Pfingstfreizeit und zum Abendbrot möchte       Doch der Ehrgeiz siegt und stoisch vor mich
  ich gerne im großen Tagesraum sitzen, so zu-
  mindest ist der Plan. Vor einer halben Stunde
  habe ich mich von meiner Frau verabschiedet.
  Sie kennt das schon: Alle paar Jahre überfällt
  es mich und ich gönne mir eine Fahrradtour
  von Bremen nach Hohenfelde. Man sagt ja,
  der Weg ist das Ziel und so freue ich mich auf
  die Eindrücke am Wegesrand.

  Vom bremischen Deich führt die Route durch
  die Wümmeniederungen, durch kleine Dör-
  fer und größere Orte, an Worpswede vorbei,
  am Rand des Teufelmoores entlang. Leichter
  Nebel gehört wohl zum Teufelsmoor und so
  zaubert der Sonnenaufgang eine tolle Atmo-
  sphäre. In Bremervörde angekommen, ent-
  scheide ich mich für eine neue Route entlang       hin strampelnd geht es ab nach Preetz. Die
  der Ostseite der Oste – prompt gibt es eine        hügelige Landschaft wird im wahrsten Sinne
  Panne. Das Navi reagiert nicht mehr. Wie war       des Wortes erfahren. Und es bestätigt sich:
  das noch mit dem Neustart? Okay, Akkus             Preetz ist das Tor zur Holsteinischen Schweiz.
  raus, einen Moment warten, neue Akkus rein,        In meiner Erinnerung sind die Hügel auf der
  und – Glück gehabt, geht wieder, die Radfahr-      Route am Selenter See vorbei zum Ort Hohen-
  karten bleiben in der Versenkung. Und weiter       felde deutlich niedriger, die Anstiege deutlich
  geht die Fahrt durch flaches Land. Zügig ra-       flacher, oder ich bin nur älter geworden.
  delt es sich auf schmalen Straßen Richtung
  Wischhafen, die kleinen Ortschaften huschen        Die Strandstraße ist erreicht. Ab hier kommt
  vorbei, es ist wenig Verkehr und die Gedan-        einfach: rollen lassen auf dem Radweg in
  ken können spazieren gehen. Vor Wischhafen         Richtung Strand. Ein weiter Blick zur Ostsee
  beeindrucken die Obstplantagen, nach Wisch-        und in mir ist eine große Zufriedenheit. Ich
  hafen die lange Reihe der Fahrzeuge auf der        schiebe mein Rad durchs Haupttor, gönne
  Zufahrt zum Fähranleger. Das Vorrecht von          mir eine Pause auf dem Freisitz und wundere
  uns Radlern ist die freie Fahrt bis zum Anleger,   mich über die Ruhe auf dem Gelände. Es ist
  um dann als erste auf die Fähre zu können –        Abendbrotzeit und natürlich haben die ande-
  dies Privileg fühlt sich gut an. Die Überfahrt     ren pünktlich, aber ohne mich angefangen.
  nach Glückstadt ist eine willkommene Pause.                             Karl-Günther Engelhardt

  12
Orte

Von Syrien nach Bremen
Bericht von einer gefährlichen Reise

Der Autor ist regelmäßiger Gast im Café            fähr acht Meter lang und zwei Meter breit, mit
International bei Remberti und studiert            einem kleinen Außenbordmotor, wir waren
an der Hochschule in Bremen.                       52 Personen. Es war zum Glück warm. Un-
                                                   sere Überfahrt dauerte zweieinhalb Stunden.
Meine Reise von Syrien nach Deutschland            Einer der Geflüchteten übernahm das Steuer,
dauerte einen Monat. Sie fand im Sommer            der musste für die Überfahrt nichts bezahlen.
2015 statt. Der Grund meiner Reise? Ganz           Aber wenn wir erwischt worden wären, wäre
einfach: In Syrien war Bürgerkrieg. Ich wollte     er dran gewesen: Dafür kann man bis zu zehn
niemanden töten und ich wollte am Leben            Jahre ins Gefängnis kommen.
bleiben.
                                                   Eine Woche waren wir auf Kos. Wir sind von
Mit ein paar Leuten aus meinem Dorf fuhr ich       da mit einem Fährschiff nach Athen gefahren,
zuerst mit dem Bus von Damaskus in den Liba-       das dauerte mehr als 13 Stunden. In Athen
non, nach Tripolis. Dort sind wir auf ein Schiff   haben wir uns entschlossen, auf eigene Faust
gestiegen – hinüber in die Türkei. Das Schiff      an die Grenze nach Mazedonien zu fahren.
war voller Menschen, die flüchten wollten,         Wir sind dann in die Wälder gegangen an der
es war kalt, wir haben draußen gestanden,          Grenze, hatten aber natürlich Angst vor der
die Fahrt von Tripolis nach Mersin dauerte 12      Grenzpolizei, Angst, dass wir, wenn wir ge-
Stunden.                                           fasst würden, wieder zurück nach Griechen-
                                                   land geschickt würden, von dort in die Türkei
Unser nächstes Ziel war Izmir, aber uns war        usw., alles wäre umsonst gewesen.
klar, wo wir hinwollten: nach Europa! Einige
wollten nach Holland, andere nach Schwe-           Wir hatten uns ausgerüstet mit Sachen zum
den, viele nach Deutschland. Ich wollte nach       Essen und zum Trinken, hatten Decken dabei,
Deutschland.                                       nachts wurde es richtig kalt im Wald. In der
                                                   Nacht sind wir über die Grenze. In Mazedo-
Zuerst aber mussten wir nach Adana, von da         nien haben wir uns ein paar Räder gekauft,
an ging es weiter mit dem Flugzeug nach Iz-        denn in Mazedonien darfst du die öffentlichen
mir.                                               Verkehrsmittel nicht benutzen. Wenn Fahrer
                                                   eines Busses oder Privatleute, so haben wir
In Izmir haben wir uns einen Menschen-             gehört, dort Flüchtlinge mitnehmen, droht
schmuggler gesucht. In Izmir gibt es viele sol-    ihnen eine Gefängnisstrafe. Wir sind mit den
cher Leute. Man weiß nie, ob sie ehrlich sind      Fahrrädern in fünf Tagen bis zur Grenze nach
oder ob sie lügen.                                 Serbien gekommen.

Im Café hat uns jemand angesprochen und            Jede Grenze ist eine eigene Geschichte. Wie-
gesagt: „Ich kann euch nach Athen bringen.“        der haben wir uns im Wald versteckt. Überall
Wir sind zuerst nach Bodrum gefahren, dort         gabt es technische Geräte, mit denen Ge-
sagte man uns: „Seid um drei Uhr morgens da,       räusche wahrgenommen werden konnten. Zu
da ist nicht so viel Polizei herum. Wir können     Glück wussten wir genau, wo wir waren, und
euch zur Insel Kos fahren.“ Das liegt schon in     konnten die Grenzposten sehen. Wir haben
Griechenland. Jeder musste 1.000 Dollar zah-       Google Maps benutzt und haben in Facebook
len. Das Boot war aus Gummi, es war unge-          nachgefragt: „Wir sind an dieser Stelle, was

                                                                                             13
Herzens

  machen wir jetzt?“ Und dann haben uns ganz         den, wir haben fast kein Essen bekommen, ein
  viele geantwortet: „Dann geht ihr da und da        oder zwei Croissants täglich und eine kleine
  hin …“ Wir haben es geschafft und waren in         Flasche Wasser, wir mussten unsere Fingerab-
  Serbien.                                           drücke dalassen, vielleicht weil sie dafür Geld
                                                     bekamen bei der UN. Man hat uns eine Adres-
  Die Grenze nach Ungarn ist die schwierigste        se genannt, bei der wir uns melden sollten,
  Passage. Dem Schmuggler, den wir gefunden          aber wir wollten ja nicht in Ungarn bleiben.
  haben, musste jeder von uns 500 Dollar ge-
  ben, aber er hat uns angelogen. Er sagte: „Ich     Von Budapest wollte ich einen Zug nach Ös-
  reserviere für euch Zimmer in einem Hotel und      terreich nehmen, aber im Bahnhof wurde
  am nächsten Tag um fünf Uhr gehen wir dann         streng kontrolliert, Geflüchtete durften keinen
  über die Grenze.“ Aber er kam nicht. Wir ha-       Zug besteigen. Endlich haben wir jemanden
  ben dann nach jemand anderem gesucht. Wir          gefunden, der uns in der Nacht von Budapest
  hatten ja keine Alternative, sonst hätten wir in   gleich bis nach Deutschland gefahren hat. Wie
  Serbien bleiben müssen.                            lange wir dafür gebraucht haben, weiß ich
                                                     nicht mehr, ich war total kaputt, müde und
  Ganz nahe an der Grenze allerdings wäre un-        hungrig.
  sere Flucht fast zu Ende gewesen. Wir wurden
  von einem serbischen Polizisten aufgegriffen:
  „Die Ungarn haben euch schon mit einer Wär-
  mekamera gesichtet. Ihr müsst hierbleiben,
  andernfalls muss ich auf euch schießen. Ihr
  bleibt hier, ich hole inzwischen einen Wagen
  und meine Kollegen, um euch wieder zurück
  nach Belgrad zu bringen.“ Wir sollten uns alle
  auf den Boden hocken und auf ihn warten.
  Das wollte ich natürlich nicht. Ich habe meinen
  Rucksack gut verschnürt, dann bin ich einfach
  losgelaufen. Er hat auf mich geschossen, so in
  die Luft geschossen, aber ich bin weitergelau-     In einem Wald bei Passau hat er uns abgesetzt
  fen auf einen Wald zu, in dem ich mich ver-        und gesagt „Wir sind jetzt in Deutschland!“
  steckt habe. Ich habe überall Polizei gehört.      und ist dann schnell wieder zurückgefahren.
  Ich habe dagesessen und gewartet.                  Wir haben jede Begegnung mit der Polizei ver-
                                                     mieden und sind dann am Morgen mit dem
  Schließlich habe ich eine Familie gefunden,        Bus nach Berlin gefahren. Ich hatte gelesen,
  die auch über die Grenze wollte. Es ist einfach    dass in Bremen und Hamburg die Prozeduren
  sicherer, mit einer Familie zu fliehen. „Komm      einfacher sind. Und dann sagte ein Freund:
  mit uns“, haben sie gesagt.                        „Ok, lass uns nach Bremen fahren.“ So sind
                                                     wir nach Bremen gekommen. Alles in allem
  Leute, die den Weg vor uns gegangen waren,         habe ich etwa 2.800 Euro bezahlt. Von den
  hatten uns auf Facebook geschrieben, dass          Leuten, mit denen ich losgezogen bin, war kei-
  wir hinter der Grenze Taxis finden würden.         ner mehr dabei, die einen sind jetzt in Holland,
  Jemand rief mir zu: „Taxi nach Budapest!“          die anderen in Schweden.
  Erst nachdem wir im Wagen waren, haben wir
  gemerkt, dass das Auto zur Polizei gehörte.        Das ist die Geschichte meiner Reise.
  Fünf Tage mussten wir im Gefängnis bleiben.
  Im Gefängnis sind wir schlecht behandelt wor-                                                W. S.

  14
Orte

Wir sind dann mal … auf dem Weg
Pilgern mit Konfirmandinnen und Konfirmanden

Treffpunkt am Roland. Ein kurzer Abstecher        Lebendig sein
zum Bibelgarten am Dom. Dort steht eine Ja-       heißt auf dem
kobusstatue und erinnert daran, dass schon        Weg sein. Der
viele andere diesen Weg gegangen sind. Ein        Weg       durchs
paar Gedanken zur Einstimmung, eine Mu-           Leben       wird
schel für jede/n, dann kann es losgehen.          nicht nur, aber
Der Weg führt über die Domsheide und die          eben        auch
Wilhelm-Kaisen-Brücke, dann links runter zur      da besonders
Kleinen Weser. Es sind nur ein paar hundert       spürbar, wo wir
Meter, aber die Wirkung ist gewaltig. Denn        uns aufmachen
der Innenstadtlärm, Autos und Straßen-            und losgehen.
bahnen sind auf einen Schlag verschwunden,        Wir begegnen
plötzlich ist es still und grün. Direkt am Was-   anderen Men-
ser entlang geht es zum Werdersee, dann über      schen, machen
Habenhausen und Dreye bis zu Felicianuskir-       Er fahrungen,
che in Weyhe. Ich kann mich noch gut an das       müssen Entscheidungen treffen. Wir verän-
Gefühl erinnern, wenn wir uns dort im Gras        dern uns auf dem Weg. Religiosität besteht
niederließen. Fast 14 Kilometer bis hierher!      nicht darin, überlieferte Glaubenssätze für
Kaum eine/r war je zuvor so weit am Stück ge-     wahr zu halten, sondern sich der eigenen Ge-
gangen. Und dann ging es sogar noch weiter        schöpflichkeit bewusst zu werden. Für mich
durch Wälder und Felder bis nach Barrien. Am      war ein Pilgerweg nie eine fromme Pflichtü-
nächsten Tag noch einmal eine ganz ordent-        bung, sondern eher ein neugieriges Einlassen
liche Strecke bis Harpstedt.                      darauf, wie sich das Erleben von Raum und
Mehrere Jahre bin ich diesen Teil des Pilger-     Zeit so ganz unterschiedlich anfühlen kann.
wegs von Bremen aus mit Konfirmandinnen           Natürlich gilt das für die richtig langen Wege –
und Konfirmanden gegangen. Für sie war es         auf die ich mich nie begeben habe – in beson-
ein freiwilliges Wahlprojekt – wer so etwas       derem Maß. Aber ich finde, schon bei einem
auf sich nimmt, muss es schon selber wollen.      so kurzen Abschnitt in zwei Tagen wird etwas
Manchmal fanden sich auch nicht genug, die        davon sichtbar.
Übernachtung in der Rembertikirche oder an-       Es ist jedenfalls schön, dass es keiner langen
dere Projekte waren reizvoller.                   Anfahrt bedarf, sondern direkt von hier aus
Mir haben diese kleinen Pilgerwege gefallen.      losgeht. Übrigens ist der Weg als europäischer
42 Kilometer in zwei Tagen sind für Ungeübte      Jakobsweg (ab Wildeshausen wieder auf der
ganz schön weit. Es ist anstrengend, nicht nur    historischen Route der Via Baltica) gut ausge-
die Füße tun weh. Aber es ist auch immer wie-     schildert und auf verschiedene Weise doku-
der faszinierend, was auf dem Weg geschieht.      mentiert, in Buchform oder zum Beispiel bei
Was ist nicht alles zu sehen und zu hören auf     camino-europe.eu, dort lassen sich genaue
einem Weg ohne Ablenkung! Mal gesellt sich        Beschreibungen der Etappen ausdrucken oder
ein Schmetterling dazu oder ein Spatz, mal        herunterladen. Vielleicht sollte ich mich mal
überrascht ein Sonnenstrahl oder ein plät-        wieder auf den Weg machen. Geht auch mit
schernder Bachlauf. Gespräche unterwegs.          Abstand.
Und ab und zu bewusst innehalten, atmen,
schweigen, hören, kleine Körperübungen.                                      Dirk von Jutrczenka

                                                                                              15
Kalender

         Gottesdienste                              Juni
         06.06 10 Uhr Pastor Dirk von Jutrczenka   2. Juni Mittwoch
                                                   16 Uhr Buch & Café
         13.06 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus
                                                   19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier
         20.06 10 Uhr Pastor Uli Bandt             6. Juni    Sonntag
Juni

         27.06 10 Uhr Pastorin Esther Joas         18 Uhr     Barock und Romantik
                                                              Musik für Orgel von Buxtehude,
                                                              Bach, Reger und Messiaen
         04.07 10 Uhr Pastor Uli Bandt
                                                              Orgel: Sara Johnson Huidobro
         11.07 10 Uhr Pastorin Esther Joas                    Eintritt frei, Spende erbeten
         18.07 10 Uhr Pastor Uli Bandt             9. Juni Mittwoch
Juli

         25.07 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus        19.30 Uhr Bibellesen | Uli Bandt
                                                   11. Juni Freitag
                                                   16 Uhr Fahrradtour zur Orgelvesper nach
         01.08 10 Uhr Pastor Uli Bandt                      Lesum mit Lea Vosgerau
         08.08 10 Uhr Pastorin Esther Joas         16. Juni Mittwoch
         15.08 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus        15 Uhr Freundeskreis
August

         22.08 10 Uhr Pastorin Isabel Klaus        17. Juni Donnerstag
                                                   20 Uhr Taizésingen | Uli Bandt
         29.08 10 Uhr Pastor Uli Bandt
                                                   Orgelwoche vom 20. – 27. Juni
                                                   Begegnungen mit der Königin
         Gottesdienste Gehörlosengemeinde          20. Juni Sonntag
         27.06 | 25.07 | 15 Uhr                    12-17 Uhr Tag der offenen Orgelbank
         Pastor Gerriet Neumann                             Orgelführungen mit der
                                                            Gelegenheit zum Selbstspielen zu
                                                            jeder vollen Stunde
         Taufgottesdienste am Samstag              18 Uhr Wünsch dir was
         12.06 11 Uhr Pastorin Esther Joas                  Improvisationskonzert mit
                                                            Themenwünschen aus dem
         17.07 11 Uhr Pastor Uli Bandt                      Publikum Orgel: Lea Vosgerau
         14.08 11 Uhr Pastorin Isabel Klaus        26. Juni   Samstag
                                                   15 Uhr     Orgelkonzert für Kinder
                                                   27. Juni   Sonntag
                                                   18 Uhr     Die Königin lädt zum Tanz

           16
Kalender

  Juli                                                              Wöchentlich
3. Juli    Samstag                                                  Montagsbastelgruppe | 15 Uhr
14 Uhr     Kirche im Kommen                                         am 1. Montag | E. Kohl | 04298 4892

                                              Montag
           Remberti-Radtour                                         am 3. Montag | E.-M. Klüting | 2235979
5. Juli   Montag                                                    Tüten- und Talerausgabe | 15 Uhr
19.30 Uhr Kirche im Kommen
          Vortrag über Hildegard von Bingen                         Senioren-ErlebnisTanz | 14 Uhr

                                              Dienstag
          von Ulrike Kölling                                        Uschi Krüger | 0421 424466
7. Juli  Mittwoch                                                   Remberti Café | 15-16 Uhr
16 Uhr Buch & Café                                                  mit Anmeldung (9 Plätze) | Nicht in den Ferien
19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier
                                                                    Patchwork | 10 Uhr | B. Treber | 236606

                                              Donnerstag Mittwoch
9. Juli    Freitag                                                  Offene Kirche | 17-18 Uhr
16 Uhr     Fahrradtour zur 		                                       Teestube der Jugend | 19 Uhr
           Orgelbesichtigung nach Walle
           mit Lea Vosgerau
10. Juli   Samstag                                                  Tanzen im Sitzen | 10 Uhr
18 Uhr     Sommerliches Mitsingkonzert                              C. Labinsky | 67370647
           Open-Air rund um die Kirche
                                                                    Remberti Café International | 15 Uhr
15. Juli   Donnerstag
20 Uhr     Taizésingen | Uli Bandt
                                                                    Kirchenmusik
12.–16. Juli Seniorenfahrt nach
          Hohenfelde                                                Remberti singt... im Juni samstags
                                                                    um 18 Uhr im Innenhof bekannte und
21. Juli Mittwoch                                                   unbekannte Lieder, Kanons und leichtere
19.30 Uhr Bibellesen | Uli Bandt                                    Arrangements Leitung: von Lea Vosgerau
28. Juli   Mittwoch                                                 Kinderchöre: Die Kinderchöre starten
                                                                    demnächst mit einem neuen Konzept.
15 Uhr     Freundeskreis
                                                                    Infos unter lea.vosgerau@remberti.de
29. Juli   Donnerstag
18 Uhr     Psalmen, Musik & Segen                                   Netzwerk Kinder in Remberti
           Isabel Klaus                                             Im Moment läuft alles digital. Melden Sie sich
                                                                    gern für das Netztwerk Kinder in Remberti
  August                                                            bei Pastorin Isabel Klaus an! Dort erfahren
                                                                    Sie, ob etwas stattfindet und erhalten Filme
4. August Mittwoch                                                  aus der Playmobil-Bibel, Geschichten aus der
16 Uhr Buch & Café                                                  digitalen Kinderkirche und vieles mehr.
19.30 Uhr Klang und Stille | Marion Safier                          isabel.klaus@gmx.de

                                                                    Veranstaltungen für Senior*innen
                                                                    Bitte melden Sie sich zu Veranstaltungen für
                                                                    Senior*innen über das Gemeindebüro an.

                                                                                                          17
Herzens

  Reise nach innen
  Meditationsreise

  Stille ist eine meiner liebsten Reisen. Am           Gegen den Strom des Zeitgeistes
  Morgen sitze ich auf dem Meditationskissen           Befreiung – das andere Ufer – wird nicht als
  und mache mich auf den Weg. Eine kleine              dauerhafter Zustand verstanden, vielmehr als
  Abendmeditation beschließt den Tag. So ist           Weg, mit leidvollen Erfahrungen mitfühlend
  das Tagwerk eingehüllt in Stille und Gebet. Le-      und weise umgehen zu lernen. Wir können
  bendige Stille, in die ich mit Aufmerksamkeit        es auch Gottvertrauen nennen, das uns trägt,
  lausche, führt weit                                                          wenn Lebens-Stürme
  hinaus über die vielen                                                       toben und der Boden
  Gedanken im Kopf.                                                            unter uns bricht. Es
  Stille führt – so Gott                                                       ist die Kraft, die Franz
  will – in die Erfahrung                                                      von Assisi in seinen
  des Verbundenseins                                                           Gebeten besang. Auch
  mit allen Geschöpfen                                                         die christlichen Wü-
  und der Kraft, aus                                                           stenmütter und Wü-
  dieser Verbundenheit                                                         stenväter wussten von
  zu handeln.                                                                  der befreienden Kraft,
                                                                               sich Gott auszusetzen,
  Ans andere Ufer                                                              wenn der Mensch auf-
  Sich einfach hinset-                                                         hört, suchend herum-
  zen und lauschen                                                             zurennen und sich in
  ist eine Form von                                                            der Welt zu behaupten.
  Meditation. Es gibt                                                          Diese zeitweilige Aske-
  auch viele andere, z.     Labyrinth „Behutsamkeit“ | Rita Schulze-Orlowski   se ist nicht gerade mo-
  B. Atembetrachtung,                                                        dern in unserer Zeit, die
  Wiederholung eines Gebetes oder Mantras              zur ständigen Leistungsbereitschaft bis zum
  im Gehen oder Sitzen mit paradoxen Aussa-            Burn-Out verführt. Für mich ist sie lebensnot-
  gen (Koans). Die Weisheitstraditionen Asiens         wendig, auch wenn es bedeutet, gegen den
  beschreiben Meditation als Weg vom Ufer              Strom des Zeitgeistes zu schwimmen.
  des Leidens zum Ufer der Befreiung. Die kon-
  krete Meditationsübung, am besten vermittelt         Reisende sein
  durch erfahrene Lehrer*innen, ist das Floß,          Meditation ist eine Form der inneren Reise.
  das uns hinüberbringt.                               Der Weg ist das Ziel. Da hängen die Wolken
  Ein Abenteuer ist diese Reise nach innen.            schon mal tief, verbergen die Gipfel. Alte
  Ich erinnere mich an die ersten Versuche, 25         Kindheitsnöte gesellen sich ungefragt zu uns
  Minuten still zu sein. Wie laut waren da die         und wollen mitgenommen werden. Die Luft
  Gedanken, Erwartungen und Kommentare!                kann dünn werden und der Weg lang. Es hilft,
  Es braucht etwas Mut zur Achtsamkeit – der           zusammen mit anderen unterwegs zu sein.
  Fähigkeit in uns allen, Gedanken als Gedan-          Als Reisende sind wir Gäste, Betrachterinnen
  ken zu erkennen – und zu entdecken, dass wir         und Betrachter. So wie wir als Gäste nicht auf
  so viel mehr sind als konditionierte Reakti-         die Idee kämen, die Häuser unserer Gastge-
  onen und ständiges Urteilen.                         ber umzuräumen, wird auch beim Meditieren
                                                       empfohlen, die Dinge zu lassen, wie sie sind.
                                                       Gedanken sind Gedanken. Sie müssen nicht

  18
Orte

anders sein, wenn ich sie in freundlicher Acht-             Eine fremde Welt
samkeit bemerken kann, ohne mich mit ihnen                  Klosterreise
zu identifizieren.
                                                            Die erobern wir per Rad im 3-Länder-Eck Po-
Bedingungslos angenommen                                    len / Tschechien / Sachsen. Neben uns rauscht
Unvorhersehbar und doch auch unvermeid-                     die Neiße wild bewegt. Der Radweg durch
lich sind auf diesem Weg die Momente, wenn                  den Lausitzer Wald bleibt freundlich-flach
der Himmel aufgeht und die Erde berührt                     und berührt keinerlei menschliche Behau-
(wie Meister Eckhard sagt), wenn die Gnade                  sung. Urplötzlich tut sich eine neue Kulisse
uns zuteilwird, Gott zu erfahren oder in den                auf in barocker Herrlichkeit: Das Kloster St.
Worten Paul Tillichs: ergriffen zu sein vom                 Marienthal, direkt am Ufer der Neiße, soll uns
Unbedingten. Sind solche Erfahrungen der                    Nachtquartier bieten. Das älteste Kloster der
Ganzheit auch momenthaft und unverfügbar                    Zisterzienserinnen in Deutschland. Man weist
– sie verwandeln uns. Teil des Ganzen zu sein,              uns Zimmer im Konventsgebäude an. Großes
mich bedingungslos angenommen zu wissen,                    Treppenhaus, weiter dunkler Flur, große Zim-
öffnet zu der/dem Anderen hin und für die                   mer, karg möbliert, so still und schön, dass wir
Hingabe im täglichen Gebet: Gott, mach mich                 denken, aller Stress dieser Welt zerstäubt in
zu einem Werkzeug deines Friedens. Denn in                  diesen ruhigen Gefilden mit Blick auf Kloster-
der Tiefe des Herzens sind wir Mitgefühl.                   garten und Neiße.
                                                            Die Nonnen bekommen wir nicht zu Gesicht,
Zu fromm?                                                   sie residieren zurückgezogen. 1234 haben sie
Falls Sie es einmal ausprobieren möchten –                  das Haus gegründet. Was für eine Geschich-
schenken Sie sich doch einfach fünf Minuten                 te: 1945 zwischen den Fronten: Die deutsche
Stille am Morgen und am Abend, begegnen                     Wehrmacht, auf dem Rückzug, wollte nichts
Sie sich selbst in freundlicher Aufmerksamkeit.             den Russen in die Hände fallen lassen und die
Wie auf einer Reise. Am Schluss ein Dankge-                 Anlage sprengen. „Nein“, war die Antwort
bet und gute Wünsche für alle Geschöpfe.                    der Nonnen. „Wir bleiben hier.“ Sie hielten
Oder finden Sie das zu fromm?                               stand, auch den sozialistischen Zeiten. Nach
Wir sind in Remberti ja stolz auf die liberale              der Wende haben sie ihr Kloster in ein Ost-
Theologie, die den Verstand wertschätzt. Da-                West-Begegnungszentrum weiterentwickelt
bei ist es durchaus möglich, fromm und kri-                 und aufs Schönste restauriert. 2010 kam die
tisch denkend zu sein, wie zwei Schwingen,                  große Neiße/Oder-Flut und machte all die Ar-
die ein Vogel braucht zum Fliegen. Ich brau-                beit und die Erfolge vieler Jahre zunichte. Es
che beides und übe täglich weiter, es so sein               dauerte erneut 10 Jahre als Wiederaufbau.
zu lassen. Damit Gott mich finden kann, ohne                Dieser Geist des „Dennoch“ hart an der Gren-
den nichts sein kann.             Sabine Müller             ze zur Verzweiflung weht durch die Kloster-
                                                                                           anlage und lässt
                                                                                           uns nach Tagen
                                                                                           schwer beein-
                                                                                           druckt weiterra-
                                                                                           deln.

                                                                                                 Christiane Rieve

           Kloster St. Marienthal bei Ostritz in der Oberlausitz (Sachsen) | Foto: Julian Nyca
                                                                                                             19
Rätsel

       Wir suchen oft nach dem Glück. Manchmal         nebenan der Dünenfriedhof, auf dem die Sän-
       suchen wir danach und manchmal finden           gerin beigesetzt wurde.
       wir es, ohne zu suchen. Herzensorte sind             Dass wir über Lale Andersen sprechen,
       oft solche Orte des Glücks, wo wir uns               dürfte an dieser Stelle klar sein, aber
       wohlfühlen. Jeder hat unterschiedliche               über welchen Ort sprechen wir eigent-
       Orte. Manche findet man auf einer Karte,             lich? Sechster Buchstabe.
       aber auch viele führen uns direkt zu un-
       serem Herzen und gehören nur uns allein.        4 Der Sommer kommt sicher, wie das Amen
       Wir machen uns mit dem Rätsel auf an ver-       in der Kirche. 1653 wurde das geistliche Som-
       schiedene Herzensorte.                          merlied „Geh aus mein Herz und suche Freud“
                                                       geschrieben.
   1     Für viele hier in der Region ist dieser Ort        Aber wie hieß noch gleich der Kirchen-
                 immer wieder eine Reise wert.              lieddichter, der musikalisch so einige
                  Und gar „um die Ecke“, gleich in          Herzensorte geschaffen hat? Vom Nach-
                 Niedersachsen. Früher als eigen-           namen den vierten Buchstaben.
                ständiges Fürstentum, besuchen
                heute viele die Gegend wegen ihrer     5 Bücher sind ein toller Rückzugsort. Für
               Sandheiden. Für manche ein echter       manche wird ein Buch schnell zum Herzen-
               Herzensort der Erholung. Diese Her-     sort. Eine Geschichte, in der man nicht nur sich
              zen findet man auch heute noch auf       selbst, sondern auch der Protagonist sich ver-
            dem Stadtwappen.                           liert, führt einen in eine ganz eigene Welt na-
          Welche Stadt suchen wir? Dritter Buch-       mens Phantásien. Der Roman erschien 1979.
          stabe.                                             Aber wer schrieb ihn? Vom Nachnamen
                                                             die letzten beiden Buchstaben.
   2 Reisen fällt
   in diesen Tagen                                     6 Wenn wir Besuch aus dem Ausland ha-
   schwer. Schaut                                      ben, zeigen wir als Bremer nicht gerne Prunk,
   man dennoch ins                                     sondern lieber enge Gassen. Zum Namen des
   Ausland, findet                                     Viertels gibt es zwei Theorien: Die einen sa-
   man dort eine                                       gen, das Quartier verdanke seine Bezeichnung
   Insel, die einem                                    dem Schiffshandwerk, die anderen sagen, es
   sofort ins Auge                                     liege an der engen Bebauung mit Haus an
   fällt. Direkt vor                                   Haus. Einig ist man sich aber, dass es nieder-
   der Küste Kroa-                                     deutsch ist.
   tiens liegt eine wunderschöne kleine Insel in            Wie heißt das bis in das Mittelalter zu-
   Form eines Herzens, deshalb wird sie auch                rückreichende Gängeviertel in der Alt-
   „Insel der Liebe“ genannt.                               stadt Bremens? Dritter Buchstabe.
         Wie heißt die Insel, die wir suchen? Drit-
         ter Buchstabe.                                7 Der Ortsteil Herzhausen der Gemeinde
                                                       Vöhl in Nordhessen klingt schon nach einem
   3 In der Kindheit haben wir zum Reisen nie          Herzensort. Mehrere Hügelgräber aus der
   Deutschland verlassen. Gab es doch so schöne        Bronzezeit liegen dort auf den Höhen. Kurzer
   Orte in Deutschland. Das fand auch die Sän-         Fun Fact: 1885 wurden die Religionen aller
   gerin der Lili Marleen. An ihrem Herzensort,        258 Einwohner festgehalten. 256 von Ihnen
   dem Sonnenhof, den man nach ihrem Tod in            waren evangelisch (einer katholisch, einer
   ein Café umbaute, haben wir als Kinder oft          jüdisch). Bis heute hat sich die Einwohnerzahl
   Kuchen gegessen und Tee getrunken. Gleich           nicht einmal ganz verdoppelt.

   20
Rätsel

      Wir suchen jedoch den Fluss, der dort           Die Buchstaben müssen nun durcheinander
      mittendurch die Ortschaft und gleich in         gewürfelt werden und ergeben schlussend-
      der Nähe durch den gleichnamigen Stau-          lich ein Wort, das ein Herzensort vieler Rem-
      see fließt. Erster und vorletzter Buchsta-      bertianer ist.
      be.                                             Verlost wird unter allen richten Antworten
                                                      Wein aus biologischen Anbau (geben Sie
8 Viele Pilger finden auf den Jakobswegen             gerne Ihren Geschmack an). Schicken Sie
neue Herzensorte. Der Jakobsweg in Nie-               dazu die richtige Lösung an das Gemeinde-
                        dersachsen führt von          büro per Post oder per E-Mail an buero@
                        Bremen nach Osna-             remberti.de
                        brück. Zwischen Vech-         Einsendeschluss ist der 10. Juli 2021.
                        ta und Vörden kommt
                        man an einem Ort vor-         Beim letzten Gewinnspiel - mit dem Lö-
                        bei, der durch seinen         sungswort PINSELKIND - hat Renate Knapp
                        Ortsteil Mühlen für           gewonnen. Herzlichen Glückwünsch.
                        reitsportliche Aktivi-
                        täten bekannt ist. Und                                       René Bärje-Keßler
                        wie heißt es so schön:
                        „Alles Glück dieser
                        Erde liegt auf dem
                        Rücken der Pferde.“
                        Pferdeliebhaber wie
                        meine Tochter können          Remberti Newsletter
das mit Sicherheit unterschreiben. Sollten Sie        Alle Termine aktuell
jemals dort pilgern gehen, lohnt sich ein Blick       Möchten Sie zeitnah über Veran-
in die Kirche St. Johannes Baptist. In ihr steht      staltungen, Online-
eine aus Holz geschnitzte Nachbildung des             Gottesdienste oder
Abendmahls da Vincis.                                 Neugikeiten aus der
     Aber wie heißt der im Oldenburger Mün-           Gemeinde informiert
     sterland gelegene Ort? Sechster Buchsta-         werden?
     be.

  Keine halben Sachen.
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    Riensberg, Oberneuland, Horn und Borgfeld                    Tel. (0421) 21 45 41 · Fax (0421) 21 41 19
  • Vertragsgärtner der Nordwestdeutschen Treuhandstelle           E-Mail: blumen@blumen-stelter.de
    für Dauergrabpflege                                                   www.blumen-stelter.de

                                                                                                          21
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