Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
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Das Magazin der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen des Erzbistums Paderborn 02.2021 Herzenssache Warum wir das Ehrenamt brauchen. Seite 12 Die Engel von Dortmund Doppelt geht besser Helfen in Zeiten von Corona. Zwei Kolleginnen teilen sich den Job. Seite 20 Seite 26
Willkommen Liebe Leserinnen und Leser, Warum lassen „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert“, dichteten und sangen einst die Wise Guys. Und sagten damit, dass sommerliche Gefühle nicht von Sonnenschein und Urlaub am Strand abhängen. Eine Ansage, die wir gut gebrauchen können, denn die Pandemie lässt einen normalen Sommer noch nicht zu. Immerhin ist inzwischen wieder mehr möglich – auch in Sie sich impfen? Inhalt Die Priorisierung ist gefallen. Jetzt können unseren Gemeinden, Einrichtungen und Verbänden. Der Blick geht nach vorn, etwa auf die Kirchenvorstands- und Pfarrgemeinderatswahlen im Herbst. sich alle impfen lassen. Drei Mitarbeitende Nicht zuletzt deshalb ist der Titel dieses erzblatts den vielen Ehrenamtlichen verraten, warum sie es tun. im Erzbistum Paderborn gewidmet und der Frage, wie sich das Profil ihres En- 04 Blumen im Karton gagements verändert. Im Theologischen Beitrag fragen wir, ob Privilegien für Fronleichnam mal anders. Geimpfte aus ethischer Sicht gerechtfertigt sind. Und im Schulterblick stellen 06 Marktplatz wir das Leitungsmodell einer „Doppelspitze“ vor. Wie immer wünschen wir viel Neues aus dem Erzbistum. Freude bei der Lektüre. Dr. Claudia Nieser, Redaktion erzblatt 10 Der richtige Mix Studie zum Homeoffice. Ich vertraue den Empfehlungen der STIKO und eine hohe Impfquote kann die Verbreitung von Covid-19 stoppen. 12 Herzenssache Deshalb lasse ich mich impfen. Leinen los? 21 Warum wir das Ehrenamt brauchen. Katrin Käuper, Bereich Bauen im Erzbischöflichen Generalvikariat 18 Gesucht? Gefunden! So gewinnen Sie Ehrenamtliche. Christian Möser, Referent für Jugend und Familie im Dekanat Lippstadt- 20 Die Engel von Dortmund Rüthen, plant trotz Corona einen neue „geprüfte und anerkannte Küste- Unterwegs mit der youngcaritas. rinnen und Küster" gibt es seit dem Segeltörn für Jugendliche auf dem 24 Impfneid oder Gerechtigkeit 3. Juli 2021 im Erzbistum Paderborn. Ijsselmeer. An diesem Tag schlossen die Frauen und Covid-19 ist eine schreckliche und unberechenbare Ethiker Werner Wertgen über Männer ihre Ausbildung erfolgreich ab. Freiheiten für Geimpfte. Krankheit. Impfen ist für mich die einzige Möglichkeit, die Pandemie zu besiegen. Außerdem habe ich großes Vertrauen 26 Doppelt geht besser Was ist das Besondere an einem Segeltörn? Mich fasziniert, welche in die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe. Zwei Kolleginnen teilen sich den Job. Ruhe an Bord einkehrt, sobald der Motor aus ist und die Segel gesetzt „Engagierte Menschen sind Bertold Filthaut, Gemeindereferent im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof sind. Blick und Gedanken können in die Ferne schweifen. Körperlich ist man fast automatisch entspannt. Bei einer Firmvorbereitung lässt sich die Zukunft der Kirche. Das 28 Wie können Sie noch bei der Kirche arbeiten? das gut für Glaubensfragen nutzen. Engagement, das wir gera- Wie Mitarbeitende mit Kritik an de jetzt erleben, macht mir der Kirche umgehen. Wie plant man in Zeiten von Corona eine solche Reise? Es bedarf einer ständigen Risikoabwägung, wie sich die Corona-Situation darstellt und wie hoch die Stornokosten für eine Absage wären. Wir wollen sicher- Hoffnung für die Heraus- 30 Karate Kid Glaube und Kampfkunst. stellen, dass keiner der Jugendlichen ein finanzielles Risiko eingeht. Zum forderungen, die es in den Glück haben wir eine Kooperation mit mehreren Partnern (BDKJ Kreis- Ich lasse mich impfen, weil ich mich um meine eigene Gesund- nächsten Jahren bei der 31 Mehr WIR mit FLIB verbände und Dekanate), sodass sich die Last gut verteilen lässt. heit sorge und mich das Virus ängstigt. Gleichzeitig fühle ich mich Ein Relaunch für das WIR-Portal. Entwicklung unseres Erz- solidarisch verbunden mit allen Menschen und möchte meinen Warum gehen Sie die Fahrt trotz aller Unsicherheiten an? Wir wollen Teil dazu beitragen, dass die Pandemie zurückgedrängt wird, um einen Neuaufbruch wagen und ein Zeichen setzen. Wir wollen deutlich bistums anzupacken gilt.“ hoffentlich bald wieder unbeschwerter leben zu können. machen, dass in diesen ungewissen Zeiten Kirche mit attraktiven An- Generalvikar Alfons Hardt Silke Otte, stellvertretende Direktorin geboten für junge Menschen weiterhin da ist. des Bildungshauses St. Bonifatius Elkeringhausen 2 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 3
Augenblick Bl u m e n im Karton Veilchen, Rosen, Gerbera – bunte Blumenteppiche sind zu Fronleichnam eigentlich kein ungewöhnliches Bild. Erst auf den zweiten Blick erscheint in der St. Kilian Kirche Letmathe etwas anders: Die Blütenbilder „wachsen“ aus Pizzakartons. Mehr als 70 davon hatte der Pastoralverbund Letmathe zum Abholen ausgelegt und die Gemein- demitglieder zum Bepflanzen aufgerufen. „Wir brauchten eine Alternative für die abgesagte Prozession, wollten die Verehrung der Eucharistie trotzdem zum Ausdruck bringen“, erklärt Schwester Berngit vom Pastoralverbund. „Die Aktion mit den Pizza- kartons kam super an!“ Auch bei Sandra Niesporek und ihren Kindern: „Die vielen kreativen Ideen haben mich echt beeindruckt. Das war eine besondere Atmosphäre in der Kirche – die Kinder haben richtig gestaunt!“ 4 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 5
Marktplatz Warum gehst du? Willkom m e n zurück! Die Beweggründe für einen Wiedereintritt in die katholi- Viele Menschen treten derzeit aus der katholischen Kirche aus. Manche Einige Menschen, die aus der Kirche sche Kirche sind vielfältig und oft sehr persönlich. „In den von ihnen schreiben ans Erzbistum und legen ihre Gründe dar. Solche Mails ausgetreten sind, entschließen sich Gesprächen mit den Gläubigen hören wir des Öfteren, dass sie das Gefühl haben, etwas wieder in Ordnung brin- und Briefe werden vom Labor E beantwortet, in seltenen Fällen wird auch ein nach einiger Zeit, zurückzukehren. gen zu wollen, dass sie sich mit der Kirche versöhnen und mit Gott ins Reine kommen wollen. Ohne die Zugehörig- Telefongespräch daraus. Andrea Keinath weiß: Es lohnt sich, zuzuhören. Das Labor E ist die neue Anlaufstelle keit zu einer Glaubensgemeinschaft habe einfach irgend- etwas gefehlt“, erläutert Andrea Keinath. Es gibt aber auch für den Wiedereintritt im Erz- ganz pragmatische Gründe, die für einen Wiedereintritt W as erfahren Sie über die Tut die Kirche schon genug? Meiner Meinung nach wird angegeben werden. „Manche beginnen eine neue Stelle Gründe, aus denen Menschen zu viel reagiert und zu wenig agiert. Kirchenaustritte bistum Paderborn. bei einem katholischen Arbeitgeber, andere möchten Tauf- aus der Kirche austreten? Oft sind keine Ausnahmen mehr, sondern ein großes pate werden oder ihre Kinder auf eine katholische Grund- V ist es eine Kombination von Gründen: Thema, das bleiben und noch größer werden wird. Weil on Menschen, die sich für den Kirchenaustritt ent- schule schicken können.“ verletzende Erfahrungen mit Kirchen- uns die Menschen mit ihren Glaubenswegen wichtig scheiden, ist in den Medien zurzeit viel zu hören. personal, Unverständnis für sind und uns nicht als erstes die Sorge um die ausfallen- Menschen, die den Weg zurück in die Kirche fin- In Zukunft möchte das Labor E nun noch mehr über die Aspekte der kirchlichen Lehre, das de Kirchensteuer antreibt, sollten wir den Anfragen den, wählen meist den leisen, unauffälligen Weg. Doch es Motive von Wiedereintrittswilligen erfahren, um ihnen Erleben und Erleiden der sterben- nicht ausweichen und vor der Infragestellung unseres gibt jedes Jahr einige, die sich für den Wiedereintritt ent- den Zugang einfacher zu machen. Dazu zählt unter ande- den Volkskirche und das Ausblei- Handelns keine Angst haben. Wir sollten vielmehr auf scheiden. Um sie auf diesem Weg zu unterstützen, hat das rem, zu überprüfen, ob alle Regionen des Erzbistums über ben des erhofften Wandels. Der Austrittswillige zugehen, mit ehrlicher Information und Labor E im Erzbischöflichen Generalvikariat im Oktober katholisch-werden.de abgedeckt sind oder ob es weitere entscheidende Anlass ist oft das unglaubwür- dem Angebot offener Gespräche, aus denen wir selbst vergangenen Jahres die Aufgaben der Wiedereintrittsstel- Ansprechpartner braucht. Zudem stellt sich immer wieder dige Agieren der Kirche bei der Aufarbeitung des viel lernen können. Es ist ein Thema für das Erzbistum le übernommen. Ganz neu sind diese Stelle und die Idee die Frage, wohin sich Gläubige wenden können, die nach Missbrauchsskandals. als Ganzes sowie für jede dahinter nicht. Unter katholisch-werden.de, einer Initiative der Wiederaufnahme, Konversion oder Erwachsenentaufe einzelne Gemeinde. der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral einen Neuanfang im Glauben machen und Anschluss an Und was wissen Sie über die Personen, die über Kirchen- (KAMP e. V.) in Erfurt, finden Wiedereintrittswillige schon eine offene Glaubensgemeinschaft finden wollen. austritt nachdenken und Kontakt mit dem Erzbistum lange weiterführende Informationen und regionale An- aufnehmen? Es sind eher Menschen ab 40, meist zwi- sprechpartner. „Um diese aber besser koordinieren und Kontakt: schen 50 und 65 Jahren oder schon pensioniert. Sie sind unterstützen zu können, übernimmt das Labor E nun die Andrea Keinath oft fest in der Kirche beheimatet und auch engagiert, überdiözesane Betreuung“, verdeutlicht Andrea Keinath Labor E doch nun überwiegt die Enttäuschung und Empörung. aus dem Labor E. T: 05251 125-1292 In den Schreiben wird auch der Schmerz spürbar, andrea.keinath@erzbistum-paderborn.de sich zu diesem Schritt „getrieben“ zu fühlen, obwohl man sich grundlegend verbunden fühlt und positive Erfahrungen mit der Kirche gemacht hatte. Das ist sehr bewegend. 6 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 7
Marktplatz Ausgezeichnet! Was ist los in … Das Erzbischöfliche Generalvikariat ist erneut als familienfreundliches Unter- nehmen zertifiziert worden. Gratulation! Arbeitnehmervertreter für die Paderborn? Das Zertifikat „audit berufundfamilie“ bezeugt seit 2008, dass Regional-KODA gewählt. Das Dekanat Paderborn gilt als Stadtdekanat, aller- das Erzbischöfliche Generalvikariat seinen Mitarbeitenden gute Bedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bie- dings gehören auch ländliche Bereiche des Kreises Am 8. Juni 2021 war Wahltag in den NRW-Di- tet. Dies wurde nun erneut bestätigt: Am 22. Juni 2021 erhielt özesen. Die Mitarbeitenden in den kirchlichen Paderborn dazu. Der Anteil der Katholiken Dekanat Paderborn das Generalvikariat zum fünften Mal eine Auszeichnung für Einrichtungen hatten Gelegenheit, ihre Vertre- in der Bevölkerung ist groß und es gibt eine seine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik. terinnen und Vertreter für die Regional-KODA Erzbistum zu wählen. Die KODA ist die Kommission zur Fülle katholischer Institutionen, Verbände Paderborn „Seit der vierten Auszeichnung im Jahr 2018 dürfen wir das Zertifikat dauerhaft tragen“, stellt Lisa Kaißer, Leiterin des Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechts und Gruppen. Eine weitere Besonderheit ist die für die nordrhein-westfälischen (Erz-)Diözesen. Teams Personalgewinnung im Erzbischöflichen Generalvikariat In der Regional-KODA kommen Vertreterinnen Nähe zum Erzbischöflichen Generalvikariat und und Themenverantwortliche für Beruf und Familie, nicht ohne Stolz fest. „Gemeinsam mit der Bistumsleitung haben wir uns und Vertreter von Mitarbeitenden und von den Einrichtungen des Erzbistums. Dienstgeberseite zusammen. Für die drei Plätze, trotzdem dafür entschieden, weiter im Auditierungsverfahren die das Erzbistum auf der Mitarbeitendenseite zu bleiben. Das Thema ist uns wichtig. Wir wollen noch besser werden. Unsere Mitarbeitenden sollen sich darauf verlassen besetzen konnte, standen fünf Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung. Insgesamt wur- Das beschäftigt uns gerade: Wie kann es gelingen, mit den Menschen auch in Dekanat können, dass wir uns nicht auf Vorhandenem ausruhen.“ Nächste Schritte für eine noch bessere Vereinbarkeit von Beruf den 8.010 Stimmen abgegeben. Wir gratulieren Zeiten einer Pandemie in Beziehung Paderborn herzlich zur Wahl: zu bleiben und sie zu beteiligen? Hier und Familie sind bereits im Blick: So soll das mobile Arbeiten • Christin Dederichs, Winterberg haben wir positive Erfahrungen mit weiterentwickelt werden und es sollen weitere Möglichkeiten (Pädagogische Fachkraft Kath. Kindertages- Onlineformaten gemacht und stel- Benedikt Fischer Unser größtes Projekt: Aktuell zur Gestaltung individueller Arbeitszeitmodelle entstehen. einrichtungen gem. GmbH Hochsauerland- len fest, dass immer mehr Menschen Dechant versuchen wir die City-Pas- Waldeck): 1.929 Stimmen sich darauf einlassen. Auf diesem toral Paderborn, auch unter Mehr Infos: wir-erzbistum-paderborn.de/news/ • Inge Sting, Olpe Weg versuchen wir, aktuelle gesell- den Einschränkungen einer wir-wollen-immer-besser-werden (Pädagogische Fachkraft Kath. Kindertages- schaftliche und kirchliche Themen 90.000 Pandemie, weiter zu etablie- einrichtungen gem. GmbH Siegerland- aufzugreifen und die konkrete Re- katholische Christen ren und nach kreativen Wegen Südsauerland): 1.877 Stimmen levanz für das Leben der Menschen zu suchen, als Kirche in der • Franz Smuga, Paderborn (Kita-Leitung Kath. Kindertageseinrichtungen gem. GmbH Hochstift Paderborn): gemeinsam zu entdecken. 5 Pastorale Räume Stadt präsent zu sein. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit mit jungen Erwachse- 1.580 Stimmen Das bereitet uns Sorge: Kirche steht sich nen. Formate wie „GuteN8cht“ In der Regional-KODA werden im Laufe einer Amtsperiode von fünf Jahren die arbeitsvertrag- gerade in vielen Bereichen selbst im Weg. Menschen fühlen sich von der Kirche abgelehnt oder haben den 24 Pfarreien und „let.it.grow.“ bieten jungen Menschen alters- und zeitge- mäße Möglichkeiten zum Aus- lichen Regelungen erarbeitet, die die Grundlage Eindruck, dass sie keine relevanten tausch und Erleben von Ge- für die Arbeitsverhältnisse von nahezu 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei kirch- lichen Anstellungsträgern bilden. Damit ist die Angebote für ihr Leben macht. Schade ist, dass die frohe Botschaft, die wir als Christinnen und Christen eigent- 3 Vikarien meinschaft. Im Jugendbereich wird geplant, das erfolgreiche christliche Musikfestival Generalvikar Alfons Hardt (v. l. n. r.), Frank Rosenberger (Leiter Bereich Personal und Verwaltung), Stefanie Berns (Leitung Personalentwicklung) KODA das gesetzgeberische Instrument der lich haben und verkünden sollten, „Louder than before“ hoffent- und Lisa Kaißer (Leitung Team Personalgewinnung) präsentieren das katholischen Kirche zur Ausübung ihres Selbst- kaum noch spürbar ist und durch- lich noch in diesem Jahr neu Zertifikat. bestimmungsrechts. dringt. aufzulegen. 8 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 9
Marktplatz Der richtige Mix Viele Beschäftigte des Erzbistums Paderborn sind seit Monaten im Homeoffice. Wie läuft’s? Das hat die Abteilung Personal 79 % 50 der Befragten fühlen sich durch in Kooperation mit der Uni Bielefeld 384 Mitarbeitende gefragt. die Führungskraft bei der Arbeit im Die Studie liefert wertvolle Ergebnisse für die kommenden Homeoffice unterstützt. % der befragten Mitarbeitenden sind Monate und die Zeit nach der Pandemie. überzeugt, im Homeoffice produktiver zu sein. 44 Weitere 35 % schätzen, dass sie zu Hause in 87 86 etwa genauso viel schaffen wie im Büro. % ihrer Arbeitszeit möchten die Mitarbeitenden im Durchschnitt künftig im Homeoffice verbringen. % % der Befragten sind insgesamt der Befragten geben an, dass die Technik in der Regel gut funktioniert. zufrieden mit der Work-Life-Balance 77 im Homeoffice. % 74 der Mitarbeitenden können zu Hause in Ruhe arbeiten, ohne dass andere sie dabei unterbrechen. Und nach der Pandemie? Die meisten verfügen über einen separaten Arbeitsplatz. Der berühmte Küchentisch ist also eher die Ausnahme. Die Umfrage-Ergebnisse helfen der Abteilung Personal % dabei, für die Zeit nach der Pandemie neue Regelungen der Befragten finden, dass im zum mobilen Arbeiten zu erstellen. Schon jetzt ist klar, dass Homeoffice der persönliche Austausch es ein Zurück zu dem Verfahren der alternierenden Tele- arbeit, das vor Corona üblich war, nicht geben wird. „Wir 60 im Team zumindest teilweise haben schon vor Corona gemerkt, dass wir an den Regeln zu kurz kommt. etwas ändern müssen. Die Erfahrungen während der % Pandemie haben uns bestärkt und noch deutlicher gezeigt, was positiv und was negativ ist“, so der Mitarbeitenden können ihre Julia Kroker, Leiterin der Abteilung Personal. Vorgesetzten im Homeoffice jederzeit „Wichtig beim mobilen Arbeiten ist es, erreichen – sogar außerhalb der die Interessen der Mitarbeitenden und regulären Arbeitszeiten. die Belange des Dienstgebers gut miteinander in Einklang zu bringen.“ 10 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 11
Titel E s geht wieder los – endlich! Die Inzidenzen sinken, die Städte und Dörfer öffnen sich Schritt für Schritt, die Menschen leben auf. Auch die Kirchen haben wieder ihre Tore geöffnet. Man kann sich wieder Engagement heute: vielfältig, weniger zeitaufwendig, selbstbestimmt Tatsächlich ist die Pandemie nicht der einzige Faktor, leichter treffen mit den vielen Menschen, die vor der der die anstehende Wahl beeinflusst, und tatsächlich Corona-Pandemie das kirchliche Leben mitgestaltet verändert sich ehrenamtliches Engagement auch ohne haben. Ob aber alle wiederkommen werden? Die Ehren- Corona grundlegend, schon seit mehreren Jahrzehnten. amtlichen zum Beispiel? „Es ist spannend, zu sehen, Statistisch gesehen engagieren sich immer mehr Men- was jetzt geschieht“, sagt Konstanze Böhm-Kotthoff schen, die Hälfte davon immer noch in Vereinen und vom Referat für Ehrenamtsförderung im Generalvi- Verbänden. Gleichzeitig wächst die Zahl jener, die sich kariat. „Bei vielen Engagierten spüren wir eine große spontan mit ihrem Engagement einbringen oder die Sehnsucht, dass es endlich wieder losgeht. Aber es gibt sich für ein Projekt mit einem klar umrissenen Zeit- auch andere Menschen, die sagen: Ohne mein Ehren- raum entscheiden. Ehrenamt wird so selbstbestimmter amt hat mir nichts gefehlt. Es gilt, jetzt aufmerksam zu und selbstorganisierter. Das Erzbistum Paderborn hat sein: Welche Themen bringen wir wieder an den Start?“ durchaus auf diese Entwicklung reagiert – und in den Daniela Deittert, ebenfalls aus dem Referat Ehrenamts- vergangenen Jahren viel in eine Ehrenamtsförderung förderung, hofft, dass der Geist Gottes Orientierung investiert, die auf dem neuesten Stand ist. Immer wieder bieten werde: „Dort, wo keiner mehr für eine Sache wurden in den vergangenen Jahren Grundkurse Ehren- brennt, sollten wir bewusst Abschied nehmen, Dinge amtsförderung sowie Aufbaukurse Ehrenamtsentwick- verändern oder aufgeben. Solche Abschiedsprozesse lung angeboten. 157 Hauptberufliche und Ehrenamtliche brauchen Zeit und ein gutes Fingerspitzengefühl.“ haben den Grundkurs Ehrenamtsförderung besucht, Gerade jetzt werden Ehrenamtliche dringend gesucht. Denn am 6. und 7. November 2021 finden in den Pfar- reien des Erzbistums Paderborn wieder Kirchenvor- stands- und (Gesamt-)Pfarrgemeinderatswahlen statt. Die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandi- daten ist bereits angelaufen – in besonderen Zeiten. „Hinter uns liegen anstrengende Wochen und Monate“, schildert zum Beispiel Sabine Heßbrügge, Gemeinde- Kinde r- und Juge ndgruppe n referentin im Pastoralverbund Paderborn Mitte-Süd. „Die Pandemie-Erfahrung, ständig an Grenzen zu Mit der Übernahme von Leitung übernehmen junge stoßen, wird sicher dazu beitragen, dass Menschen von Frauen und Männer ehrenamtliche Verantwortung anstrengender Gremienarbeit Abstand nehmen.“ Das für eine Kinder- und Jugendgruppe, beispielsweise habe sich allerdings schon lange vor Corona abgezeich- in einem katholischen Jugendverband. Vom Vor- net und habe vielfältige Gründe: „Menschen, die sich stand werden sie beauftragt, in der Jugendleiter- ehrenamtlich engagieren, brauchen Freiräume für das ausbildung erwerben sie die nötigen Kompetenzen. Kirche braucht das Ehrenamt. Seine Rolle und selbstwirksame Handeln“, so Sabine Heßbrügge. „Also: Qualifizierte Leitung erfordert dabei eine fortwäh- sein mehr Vertrauen und weniger Kontrolle, Einladung und rende Reflexion und Überprüfung des eigenen Tuns Selbstverständnis werden sich aber verändern Ermutigung, Wertschätzung. So viel Strukturen wie sowie ein Sicheinstellen auf veränderte gesellschaft- . nötig und so wenig wie möglich.“ liche Situationen und die Situation der Kinder und Jugendlichen. Daraus erwachsen Gruppenstunden, besondere Aktionen, spirituelle Angebote und Got- tesdienste sowie Zeltlager oder Ferienfreizeiten, die zu einem großen Abenteuer werden. 12 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 13
Titel 67 davon haben zusätzlich am Aufbaukurs Ehrenamts- Ehrenamtsförderung ist Berufungsförderung Konkret werde das alles im Verlauf des Diözesanen Weges entwicklung teilgenommen. Zudem sind inzwischen 2030+, der als eins von insgesamt sechs Schlüsselthemen sieben hauptberufliche Gemeindereferentinnen und Dass Leute von sich aus auf Ideen kommen und das „Engagement fördern“ hat. „Das Team aus Hauptberufli- -referenten mit einem Teil ihres Beschäftigungsumfangs tun, was sie gut können und was sie gut erfüllt – das Wort - Gottes-Fe ie rn chen und Ehrenamtlichen, das zu diesem Schlüsselthema für Ehrenamtsförderung freigestellt. Sabine Heßbrügge liegt genau auf der Linie des Zukunftsbildes. „Wenn arbeitet, will einen Rahmen erstellen, damit Engagement ist eine von ihnen. Auch Annette Brinkmann, Gemein- wir davon ausgehen, dass Gott jeden Menschen mit Mit bischöflicher Beauftragung leiten Ehrenamt- aus Berufung wachsen kann und gute Bedingungen dafür dereferentin im Pastoralverbund Am Hagener Kreuz, ist eigenen Gaben und Fähigkeiten ausgestattet hat, dann liche Wort-Gottes-Feiern im Erzbistum Paderborn. erhält“, so Lange, der zusammen mit Dr. Annegret Meyer mit zwei Dritteln ihrer 75-Prozent-Stelle für Ehrenamts- sollen diese Gaben auch entdeckt und entfaltet wer- Bevor sie diese Aufgabe übernehmen, machen sie und Markus Freckmann die Prozessleitung des Diözesa- förderung da. „Ehrenamtliche nehmen deutlich wahr, den“, sagt Angelika Schneider, Gemeindereferentin im eine Ausbildung, entweder auf Dekanatsebene nen Weges übernommen hat. wenn von hauptberuflicher Seite jemand da ist, der sich Pastoralen Raum Korbach. „Gelingt dies, dann macht oder in einem vom Erzbistum angebotenen Kurs. um ihre Belange kümmert“, sagt sie. „Sie kommen mit ehrenamtliches Engagement Freude und Menschen Darin geht es sowohl um die Theorie als auch um Wo geht es hin mit dem Ehrenamt? ganz konkreten Fragen oder Problemen. Sie kommen finden ihre Berufung darin.“ Als Beispiel nennt sie die die Praxis: Liturgische Grundlagen, Sprech- und aber auch selbst mit Ideen auf mich zu und bitten um Ausbildung zum Bibelerzähler und zur Bibelerzähle- Singübungen stehen ebenso auf dem Programm Übrigens: Schon jetzt wird an manchen Orten mit Formen Unterstützung. Dass so neue Initiativen entstehen, freut rin, die mehrere Ehrenamtliche im Pastoralen Raum wie das Verfassen eigener Ansprachen. Manche ehrenamtlicher Leitungsverantwortung experimentiert, mich besonders.“ Korbach gemacht haben. „Daraus haben sich zahlreiche Ehrenamtliche leiten regelmäßig Wort-Gottes- und zwar im Rahmen des Modellprojektes „Ehrenamt- kreative Ideen entwickelt: Es gab eine Bibel-Erzählwerk- Feiern, manche kommen ab und an zum Einsatz. liche Mitverantwortung“. Mehrere Pastorale Räume und statt im Bibelzelt, in der Adventszeit konnten Familien Beauftragt sind sie stets für einen bestimmten Pfarreien probieren darin aus, wie Partizipation gelin- an verschiedenen Orten Maria und Josef auf ihrem Weg Ort – in der Regel die Heimatpfarrei. Durch ihren gen kann und wie und wofür Ehrenamtliche bereit sind, nach Bethlehem begleiten. Und im Juli wird eine Pick- Dienst leisten sie einen Beitrag dazu, dass in ihrer Verantwortung zu übernehmen. Ausgangspunkt ist der nickwanderung für Familien mit weiteren biblischen Gemeinde die Kontinuität von Gottesdiensten ge- „Pastorale Raum“, in dem oft mehrere Orte gemeinsam Geschichten angeboten.“ wahrt bleibt. Pastoral gestalten – und schon jetzt ist nicht mehr in jeder Gemeinde, in jedem Ort, ein hauptberuflicher Seel- Pfarrgeme inde rat Angelika Schneider betont aber auch, dass es nach wie sorger zuständig. „Ausprobiert haben wir zum Beispiel vor konkrete und klar umrissene Aufgabenprofile für sogenannte Gemeindeteams“, so Matthias Kolk aus dem und Ki rche nvorst and Ehrenamtliche braucht. „Aktuell denke ich da an den Bereich Pastorale Dienste, der das Modellprojekt koordi- Bereich Caritas und die Frauen und Männer bei uns, die niert. „Dabei übernimmt ein Team von Ehrenamtlichen Die beiden Gremien werden von Gemeindemitgliedern Menschen zur Impfung begleiten. Es waren erstaunlich die Verantwortung für das kirchliche Leben der lokalen gewählt und gestalten das Leben der Pfarrei mit. Der viele bereit, diese zeitlich begrenzte Aufgabe zu über- Gemeinde – im Rahmen einer Vereinbarung zwischen Pfarrgemeinderat (PGR) berät mit dem Pfarrer bzw. nehmen.“ Pastoralteam, Kirchenvorstand, anderen Gemeindeteams einem Mitglied des Pastoralteams die Grundfragen und Gesamtpfarrgemeinderat. Eine andere Form sind der Seelsorge und des Gemeindelebens. Zu seinen Auch in den kommenden Jahren wird sich die Kirche im Hospizdie nst Pfarrgemeinderäte ohne Hauptamtliche – auch auf diese Aufgaben gehört es, Aktivitäten im Gemeindeleben Erzbistum Paderborn weiterentwickeln und das Ehren- Weise kann die Selbstorganisation von Gemeinden durch anzuregen und zu koordinieren. Dies betrifft sowohl amt mit ihr. Im Zukunftsbild ist nicht nur davon die Ehrenamtliche begleiten in ambulanten Hospiz- ehrenamtliches Engagement gestärkt werden. Wo es Men- liturgische Fragen wie Fragen der Verkündigung und Rede, die Talente von Ehrenamtlichen zu fördern. Was diensten und stationären Hospizen schwerstkranke schen gibt, die diese Verantwortung übernehmen wollen, sozial-caritative Hilfen. Der Schwerpunkt liegt auf der das Verhältnis von Hauptberuflichen und Ehrenamt- und sterbende Menschen und stehen ihren Familien möchten wir sie darin bestärken.“ Gemeindearbeit. Der Gesamtpfarrgemeinderat (GPGR) lichen angeht, lädt es zu einem Miteinander auf Augen- zu Seite. Auf diese Aufgabe bereiten sie sich intensiv erfüllt diese Aufgabe auf der Ebene des Pastoralen höhe ein – und auch dazu, sich gegenseitig Vertrauen vor und nehmen auch regelmäßig an Praxisbeglei- Welche anderen Formen ehrenamtlichen Engagements Raumes – hier stehen die Koordination und die pas- zu schenken und auch Verantwortung zu übernehmen. tungen und Fortbildungen teil. Zu den Diensten, sich in den kommenden Jahren noch entwickeln werden, torale Planung stärker im Vordergrund. Aufgabe des „Wird dies umgesetzt, bedeutet das eine Rollenverän- die Ehrenamtliche übernehmen, zählen Gespräche ist jetzt noch nicht vorauszusehen. Fest steht aber, dass es Kirchenvorstandes (KV) ist die Verwaltung des Vermö- derung auf beiden Seiten“, blickt Stephan Lange, Leiter mit Kranken und Angehörigen, Handreichungen für Ehrenamt und Kirche noch vieles neu zu entdecken gens in der Kirchengemeinde. Als vermögensrechtliche der Abteilung „Leben im Pastoralen Raum“ nach vorn. im Alltag, Begleitung zu den unterschiedlichsten gibt – auch, wie eine Kirche geht, in der Ehrenamtliche Vertretung tritt der KV auch als Bauherr, Betreiber, Im- „Perspektivisch kann sich zum Beispiel auch geteilte Ver- Anlässen. Sie erfüllen Sterbenden letzte Wünsche nicht Helferinnen und Helfer sind, sondern Getaufte mit mobilieneigentümer oder auch Anstellungsträger auf. antwortung für Leitungsaufgaben entwickeln.“ und geben ihnen die Sicherheit, dass jemand da ist, vielen Talenten, die Kirche mitgestalten. Von Handwerkerterminen, Personalentscheidungen wenn Angehörige nicht da sein können. Den An- bis zur Immobilienplanung ist alles dabei. gehörigen von Sterbenden ermöglichen sie eine Zeit der Erholung im anstrengenden Alltag. 14 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 15
Titel Wie läuft’s? Eine ! So erleben die Befragten ihr Ehrenamt besondere 76 % Bestehendes am Leben erhalten Kultur 73 % Raum für religiöse Praxis Fragen an Veronika Eufinger, Zen- 66 % Christliche Sinngebung trum für angewandte Pastoral- 66 % Teil einer Gemeinschaft sein forschung an der Ruhr-Universität Was zeichnet Ehrenamtliche aus? Auf welchen Feldern sind sie aktiv? Bochum (zap) Wie erleben sie die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen? Zu die- 58 % Spaß an der Tätigkeit sen Fragen erscheint jetzt eine Studie, die das Zentrum für angewand- 50 % Dinge entscheiden können Frau Eufinger, wie ist es um das Ehrenamt im Erzbistum bestellt? Über 500 Ehrenamtliche haben te Pastoralforschung für das Erzbistum Paderborn durchgeführt hat. 49 % Förderung von Fähigkeiten und Kompetenzen sich freiwillig an der Umfrage beteiligt und sich Von März bis Mai 2021 wurden 507 Ehrenamtliche online befragt: dafür eine halbe oder dreiviertel Stunde Zeit ge- 48 % Mitsprachemöglichkeiten nommen – das ist schon mal ein gutes Zeichen. Sehr positiv ist auch, dass über 80 Prozent der Be- 47 % Regelmäßige Mitarbeiter- und Reflexionsgespräche fragten mit ihrem Engagement zufrieden sind. In einigen Punkten zeigt sich aber, dass es noch Luft 45 % Gute organisatorische Rahmenbedingungen nach oben gibt. Schon gewusst? Ein weites Feld Wo hapert’s? Viele Ehrenamtliche fühlen sich von Wo Ehrenamtliche im Erzbistum Anteil der zufriedenen Ehrenamtlichen 52 Jahre sind Ehrenamtliche im Durchschnitt alt. Die Älteren (ab 40 Paderborn tätig sind Die Studie zeigt, dass die Ehrenamtlichen im Erzbistum Pader- born insgesamt zufrieden mit ihrer Tätigkeit sind. Sie können den Hauptamtlichen zu wenig wertgeschätzt. Sie sind unzufrieden mit dem Angebot an Mitarbeiter- und Reflexionsgesprächen. Sie wünschen sich mehr Jahre) wollen vor allem das Kirchenbild ihre Religiösität ausleben und christliche Sinngebung erfahren. Teamwork, Vertrauen, Mitsprache und Förderung mitgestalten und ihre religiöse Identität In einigen Punkten jedoch sind sie von den Bedingungen ihres ihrer individuellen Kompetenzen. Vor allem Frauen ausleben. Die Jüngeren (bis 40 Jahre) Ehrenamts enttäuscht. So werden starre organisatorische Struk- fühlen sich zu wenig eingebunden. n möchten sich persönlich weiterbilden, remie 45 % turen sowie fehlende Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkei- G Litu weiterentwickeln und Spaß haben! % ten beklagt. Auch mangelnde Wertschätzung und Kooperation Welche Generation engagiert sich am meisten? 43 rgie seitens der Hauptamtlichen sorgen für Unmut. Die Ehrenamtli- Das Durchschnittsalter ist mit 52 Jahren recht 67 % der Ehrenamtlichen fühlen 29 % amili F e chen wünschen sich mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten. hoch. Für ehrenamtliches Engagement muss man eben viel Zeit mitbringen können. Das ist in be- 32 ihr Engagement durch die Corona-Pan- 31 stimmten Lebensphasen verortet. Neben Schülern % Ja, aber ... % Ki demie eingeschränkt. und Studierenden ist es vor allem die Generation nd Jug er en der Babyboomer, die jetzt in Rente geht und sich d 24 % verstärkt engagiert. 24 Jahre sind die Befragten im S enior en Durchschnitt bereits aktiv! 20 % % Sozia les ltu r 82 % der Ehrenamtlichen sind Welches Ergebnis hat Sie überrascht? Wie stark das Engagement im Erzbistum durch religiöse Aspekte 68,5 % 23 Bild Ku un zufrieden mit ihrem Engagement. motiviert ist. In anderen Studien zum Thema Ehren- g % der Ehrenamtlichen ente 19 amt läuft das eher unter ferner liefen. Die Kirche hat sind Frauen. 13 % K 17 % Sa kram 70 % der Befragten hatten schon mal den offenbar eine ganz besondere Ehrenamtskultur! atech Gedanken, mit dem Ehrenamt aufzuhören. ese 16 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 17
Werkzeug 1. 4. Möglichkeiten sichtbar machen Engagement für Engagierte Viele Menschen wissen gar nicht, wo und wie Ehrenamtliche merken sehr schnell, wie gut man sich in der Kirche ehrenamtlich engagieren sich um sie gekümmert wird. Sie brauchen kann. Zudem ist oft nicht klar, wer sich engagieren klare Rahmenbedingungen, einen Ansprechpartner kann und bei wem man sich bei Interesse melden bei Problemen und Fragen, eine klare Beschreibung sollte. Eine übersichtliche Darstellung aller möglichen ihrer Aufgaben. In vielen Gemeinden finden sich in- Ehrenämter (z. B. auf der Webseite) verschafft einen zwischen Menschen, die sich um die Förderung des Überblick. Ehrenamtes kümmern. Zum Teil sind das Hauptbe- rufliche, die dafür einen bestimmten Stellenanteil 2. bekommen, manchmal sind es auch Ehrenamtliche Nicht bitten, sondern bieten! selbst, die als Ehrenamtskoordinatoren-Team dafür Ehrenamt ist immer freiwillig, man darf Men- sorgen, dass die Rahmenbedingungen gut gestal- schen zu einem Engagement nicht überreden tet sind und die Ehrenamtskultur verbessert wird. oder drängen. Heutzutage suchen sich die Menschen 5. ihr Ehrenamt selbst aus. Sie wollen Freude darin finden, etwas Gutes tun, Zeit mit Menschen verbrin- Lieber begrenzt als ewig gen und sich weiterentwickeln. Man sollte also eher Ehrenamtliche wollen sich nicht mehr so Werbung fürs Ehrenamt machen. Natürlich kann man lange binden, sondern bevorzugen Enga- Menschen auch weiterhin persönlich anfragen, aber gements, die zeitlich befristet sind. Das ist nicht ohne Druck, sondern als Angebot, mit Bedenkzeit und bei allen Aufgaben einfach zu realisieren. Viele der Freiheit, Nein zu sagen. Ehrenämter müssen deshalb künftig kleiner ge- fasst werden, damit sich dafür Menschen finden. 3. So könnten bestimmte Aufgaben in Projektform Ohne Anerkennung geht es nicht gestaltet werden, d. h., das Engagement endet Wenn das Ehrenamt in einer Organisation automatisch zum Projektende, und für das nachfol- lange gut gelaufen ist, schleicht sich schnell gende Projekt wird wieder neu geworben. So muss eine gewisse Selbstverständlichkeit ein. Ehrenamt- man sich nicht für ewig binden und man kann sich liche bekommen dann nicht mehr die Anerkennung, immer wieder aufs Neue entscheiden. die sie erwarten. Ehrenamtliche brauchen aber immer wieder diesen aufmerksamen Blick, eine Mehr Infos: www.beratergruppe-ehrenamt.de wertschätzende Rückmeldung, Zeit für ein Gespräch oder einfach nur Interesse, um sich zufrieden und motiviert zu fühlen. Es braucht also eine „Kultur der Anerkennung“, die auch immer wieder selbstkritisch hinterfragt werden muss. Wie gewinne und halte ich Ehrenamtliche? 5 Tipps von Carola und Oliver Reifenhäuser von der beratergruppe ehrenamt. Carola und Oliver Reifenhäuser von der beratergruppe ehrenamt in Berlin begleiten Organisationen beim Thema Freiwilligenmanagement. 18 erzblatt 02.2021
Gutes Beispiel Helfen geht auch in Zeiten von Corona. Mit der Aktion „Warm durch die Nacht“ unterstützen Ehrenamt- liche der youngcaritas in Dortmund Obdachlose. Ehrensache! Eine Tour durch die Dort- munder Innenstadt. insam scheppert der Boller- wagen des youngcaritas-Teams über den menschenleeren Han- saplatz. Die Dortmunder Innenstadt erwacht erst langsam wieder aus dem Lockdown. Die ersten Geschäfte haben wieder geöffnet – aber nur mit Termin. Kristina Sobiech, Koordinatorin bei der youngcaritas Dortmund, Prak- tikantin Tamara Ziegs und die zwei Ehrenamtlichen Johanna und Zübeyde sind auf der Suche nach Obdachlosen. 1.600 sollen es allein in Dortmund sein. Doch von denen ist bislang noch niemand zu sehen. Die vier Frauen sind für die Aktion „Warm durch die Nacht“ der youngcaritas unterwegs. Heute geht es nicht nachts, sondern nachmittags los. Sie schenken Kaffee aus, spendieren Süßigkeiten, Brot, Duschgel, auch mal eine neue Unter- hose. Und tröstende Worte. Wo sind die Obdachlosen? Die youngcaritas-Helferinnen, Zübeyde Acerbas, Tamara Ziegs und Johanna Klomann durchqueren die Dortmunder Innenstadt. 20 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 21
Gutes Beispiel Kristina Sobiech hat die Aktion 2018 ins Leben gerufen. Das Motto: „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“. In Essen gab es schon eine „Warm durch die Nacht“-Gruppe der youngcaritas. Inzwischen gibt es solche Gruppen in vielen Städten in ganz Deutschland. Drei- bis viermal im Monat zieht die youngcaritas in Dortmund los, um Obdachlosen zu helfen. Jugendliche und Studierende machen mit, mehr Mädels als Jungs, aber auch Migran- tinnen und Migranten und Menschen, die selbst mal obdachlos waren. Alle im Alter von 13 bis 35. „Wir hatten schon ganze Schulklassen dabei“, sagt Sobiech. Manche Danke: Die alte Dame faltet zum Abschied ihre Hände. kommen einmal, manche immer wieder. Es ist ein locke- res Engagement. Auf einen Becher Tee. David erzählt Kristina Sobiech seine Lebensgeschichte. Heute mit dabei: Abiturientin Zübeyde, sie macht seit Anfang des Jahres mit. Ihr Talentscout an der Schule hat ihr den Tipp gegeben. Johanna ist neu und über In- „Warm durch die Nacht“ kann stattfinden. Andere Ver- Die Tour geht weiter. Das Ziel: der Hauptbahnhof. Ein stagram auf die Aktion gestoßen. Über fehlende Frei- anstaltungen wie Vorleserunden für Migrantenkinder Hotspot für die Obdachlosen. Als die vier angekommen willige kann sich Kristina Sobiech nicht beklagen. Die fallen wegen der Pandemie gerade komplett flach. sind, bildet sich sogleich eine Menschentraube um den Bereitschaft, sich zu engagieren, ist auch durch Corona Bollerwagen. Auch viele Jugendliche sind darunter. nicht weniger geworden. Vielmehr muss sie selbst die Kaffee, Maske und ein Gespräch „Das macht mich immer am meisten betroffen, wenn Koordinatorin: Kristina Sobiech ist Ideengeberin und Teilnehmerzahl begrenzen. „Wegen Corona gehen wir ich Leute in meinem Alter auf der Straße sehe“, erzählt Organisatorin bei der youngcaritas in Dortmund. jetzt nur in 4er-Gruppen, früher waren wir auch mal Die Gruppe zieht derweil weiter durch die Fußgänger- die 19-jährige Zübeyde. Es gibt erst mal Kaffee für alle. 15 Leute. Es tut weh, Menschen absagen zu müssen, die zone. Kristina Sobiech hält Ausschau. „Wenig los heute“, Der Wagen hat sich inzwischen ziemlich geleert. Die sich eigentlich engagieren wollen.“ Aber zumindest: sagt sie. Doch dann entdeckt sie den ersten Obdachlosen. Flaschen Wasser gingen gut weg. Auch die FFP2-Mas- Ein älterer Herr mit BVB-Cap. Es gibt einen Kaffee, was ken sind heiß begehrt – Obdachlose sind wegen ihres zum Naschen, man plaudert über den Pokalsieg der Lebensstils und vieler Vorerkrankungen bei Covid be- Borussia am Vorabend. Schon geht es weiter. Manchmal sonders gefährdet und deshalb sehr vorsichtig. sind es nur wenige Worte, die gewechselt werden, man- che Obdachlose winken auch höflich und dankend ab. „Wie viel ist noch da?“, fragt Kristina Sobiech. „Mit einem Ab und an entwickeln sich aber auch längere Gespräche. leeren Wagen brauchen wir nicht in den Hauptbahnhof So wie mit der alten russischen Dame, die auf ihrem Rol- zu gehen.“ Es reicht noch. Hinter einem Mülleimer zwi- lator sitzt und ihr Herz ausschüttet. Ihre OP-Maske und schen den Eingangstüren des Hauptbahnhofs trifft die ihre Mütze verdecken fast ihr ganzes Gesicht. Auch die Gruppe David. Er ist der Letzte auf der heutigen Tour. Der Helferinnen tragen natürlich Maske. Trotzdem kommt gut gelaunte Punker erzählt bei einem Tee, wie er auf die man sich näher. In Sobiechs Augen wechseln sich Betrof- Straße kam, dass er 15 Jahre obdachlos war, dass er nun in fenheit und Erstaunen, Interesse und Trost ab, als die alte einer Sozialwohnung lebt – betreutes Wohnen –, dass er Frau erzählt. Blicke sagen viel. Beim Abschied faltet die aber dort einfach nicht glücklich wird. Er will wieder auf alte Dame zum Dank ihre Hände. Kristina Sobiech hat die Straße. Die jungen Helferinnen sind irritiert. Sobiech die Frau schon oft gesehen. „Das war das erste Mal, dass erzählt, dass manche Ehrenamtliche die Schilderungen sie etwas von sich erzählt hat.“ und Erlebnisse der Obdachlosen nicht verkraften. Johan- na und Zübeyde wollen weitermachen. Und Koordina- torin Sobiech hat einen guten Rat für alle: „Wir müssen akzeptieren, dass wir die Probleme der Menschen nicht Hotspot: Johanna Klomann (v. l.), Zübeyde Acerbas, Kristina Sobiech Voller Wagen: Kaffee, Süßes und eine kleine lösen werden. Was wir machen, ist eine Geste an die und Tamara Ziegs vor dem Dortmunder Hauptbahnhof. Mahlzeit für die Obdachlosen. Menschen: Es ist jemand da, der an dich denkt.“ 22 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 23
Theologie oder III. So auch nicht. Die Grundrechte gelten ja für alle Hier könnte eine Neiddebatte entstehen: gleichermaßen. Unterschiede im Impfstatus Warum überhaupt Nachteilsausgleich? basieren auf Regeln des Staates zur Sicherung der Wo liegt der Nachteil? Darin, dass andere Rechte aus Art. 2 GG. Sie wirken sich in zweier- haben, was ich nicht habe? Das wäre Neid. Doch lei Hinsicht aus: (1) Es gibt keinen Grund, voll- der Nachteil muss vom Privilegierungsverbot her ständig Geimpften die Rechte aus Art. 2ff. GG verstanden werden. Dieses gründet auf der gleichen einzuschränken. Sie werden hinsichtlich dieser Würde aller. Privilegien müssen sachlich begründet Grundrechte nicht privilegiert, sondern in den werden, ansonsten wird die Würde der Nicht-Pri- „Normalzustand“ versetzt. (2) Durch die Impf- vilegierten nicht ernst genommen. Das aber darf Gerechtigkeit? priorisierung hat der Staat aber Unterschiede der Staat nicht (Art. 1 GG). Die Privilegierung durch geschaffen, die sich wie Privilegien bzw. Benach- Priorisierung ist sachlich begründet. Sie darf sich teiligungen auswirken. Eine Priorisierung mag aber nicht als Privilegierung bei den Grundrechten zunächst ein Nachteilsausgleich für besonders auswirken. Gefährdete sein, führt aber zu einer Vorzugsstel- lung bei der „Rückgabe“ der Rechte aus Art. 2ff. Es darf nicht um Neid gehen. Neid mag evolutions- GG. Insofern hat der Staat Quasiprivilegierun- biologisch im Kampf um knappe Güter sinnvoll gen geschaffen. Das darf er nicht. Ungleichheit gewesen sein. Doch wir leben unter kulturellen ist zwar nicht immer ein moralisches Problem. Bedingungen. Dort können Knappheiten (wie beim ter Lebensführung sein. Letzteres findet einen Immer mehr Menschen sind Niederschlag im Artikel 2 des Grundgesetzes. Die Ungleichheiten gibt es viele. Nur Ärzte dürfen Impfstoff) strukturell gelöst oder ausgeglichen wer- operieren – ich nicht. Doch das ist nicht unge- den. Neid ist kein moralisches und kein rechtliches geimpft, doch noch immer müssen Unparteilichkeit resultiert aus der gleichen Wür- recht. Ungerecht ist es, wenn Gleiches ungleich Argument. Ungerechtigkeit aber schon. Darum muss de aller Menschen (Art. 1 GG sowie Gen 1,26f.). Im viele auf eine Impfung warten. Was vorliegenden Zusammenhang ist die Funktion behandelt wird. Gleich sind die Menschen in es den Ausgleich geben. Dieser entfällt, wenn alle die ihrer Würde. Das führt zum gleichen Anspruch Chance zur Impfung hatten. Impfgegner nehmen bedeutet das für die Corona-Regeln? (b) relevant. auf Art. 2 GG. Die Ungleichheit im Impfstatus mit gegebenfalls Ungleichheiten in Kauf. Hier schließt Gelten sie auch für Geimpfte? II. ihren Folgen für die „Rückgabe“ der Grundrechte sich eine heikle Frage an. Dürfte der Staat Impfstoff Sollen Personen mit vollem Impfschutz ist insofern ungerecht. Aus ethischer Perspekti- an arme Länder weitergeben, bevor hierzulande alle Ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft gegen Covid-19 gegenüber den Unge- ve muss der Staat einen Nachteilsausgleich für Menschen die Chance hatten, vollständig geimpft zu impften privilegiert werden? Eindeutig: bei Corona moralisch legitim? Nein. Der Staat hat keine Privilegien zu verteilen. Personen ohne Impfschutz schaffen, bestenfalls werden? Das GG (Art. 64,2) gibt der Gleichbehand- durch baldige Impfung. Bis dahin sollten noch lung der Menschen im Lande wohl den Vorrang. Eine Einschätzung von Ethiker Unterschiede, die er macht, dürfen nur Nachteils- Ungeimpfte von (durchaus unkonventionellen) Und moralisch? Freiwillig könnte jemand auf die ausgleich oder Hilfen zur gerechten Umsetzung Werner Wertgen. der Art. 1 und 2 GG sein. Die Grundrechte selbst Nachteilsausgleichen oder (kreativen) Schutz- Impfung verzichten, damit sie einem maßnahmen profitieren, um möglichst viele anderen zugutekommt. Doch das dürfen nur zur unparteilichen Sicherstellung der Grundrechte zurückzubekommen. ist unpraktikabel. Zudem: Der I. Grundrechte eingeschränkt werden. Hört sich Ich schreibe diese Zeilen als Ethiker. Ethik Staat müsste zuvor jedem im paradox an, ist aber plausibel: Lebensschutz und ist die wissenschaftliche Reflexionsdisziplin Ich spreche vom Impfschutz, doch wie ist die Land ein Impfangebot machen. Selbstbestimmung kommen ja allen Menschen von Moral, nicht Meinung oder Bauchge- Situation von Genesenen, die einen Immun- gleichermaßen zu. Also endet meine Freiheit fühl. Es zählen nur Fakten und logische Schluss- schutz besitzen? Sie sind nicht durch staatliches dort, wo die legitime Freiheit der anderen be- folgerungen. Moral hat zwei Funktionen: Sie Handeln, sondern durch eine überstandene ginnt – und umgekehrt. Auf diesen Überlegun- Prof. Dr. Werner Wertgen, soll (a) (z. B. als christliche Moral) unparteiliche Erkrankung zum Immunschutz gekommen; die Katholische Hochschule Nord- gen gründen die Corona-Schutzmaßnahmen. Hilfe zum gelingenden Leben und (b) in einer Rückgabe der Grundrechte stellt hier kein Ge- rhein-Westfalen, Paderborn Weil diese Überlegungen auch moralischer Natur pluralistischen Gesellschaft ein unparteiliches rechtigkeitsproblem dar. Wenn aber staatliches sind, sind nötige Einschränkungen auch mora- Reglement zur Sicherstellung selbstbestimm- Handeln zu unterschiedlichen Grundrechts- lisch legitim. wahrnehmungen führt, gilt das Gebot des Nach- teilsausgleichs für noch ungeschützte Personen. Aber unnötige Einschränkungen sind nicht ge- rechtfertigt. Also: Für vollständig Geimpfte alle Freiheiten, die anderen müssen einfach warten? 24 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 25
Schulterblick Doppelt geht Welling ist dafür zuständig, den Prozess der Neuaus- richtung des Pauluskollegs zu steuern. Mühlberger hat es in der Hand, das Semesterprogramm des Pauluskol- legs gemeinsam mit den Studierenden zu entwickeln. Zusätzlich, erzählen die beiden, denken sie im Feld des jeweils anderen mit und stimmen die wichtigen Ent- scheidungen eng miteinander ab. Zwischen Paderborn und Borgentreicher Land Anderer Ort, andere Aufgaben. Für Anna Mühlberger besteht eine zusätzliche Herausforderung darin, beruf- lich zwischen der Leitung des Pauluskollegs und der Seelsorge im Pastoralverbund Borgentreicher Land zu wechseln. Michaela Welling kommentiert: „Mich beein- druckt es, wie ihr die Balance gelingt zwischen den bei- Michaela Welling und Anna Mühlberger teilen sich seit zwei den halben Stellen, die ihr jeweils mehr abverlangen als Jahren einen Job als Direktorin. Gemeinsam leiten sie das Pauluskolleg Wer sich eine Weile mit Michaela Welling und Anna 50 Prozent.“ Anna Mühlberger antwortet: „Mal gelingt Mühlberger unterhält, der entwickelt schnell den Ein- mir das mehr, mal weniger. So ehrlich muss ich sein. in Paderborn. Wie kann das funktionieren? Eine Zwischenbilanz. druck, dass die beiden in der Arbeit zusammenhalten. Aber mir hilft es, in beiden Stellen klare Schwerpunkte Und sich gegenseitig ergänzen. Im Interview fallen und einen guten Kalender zu haben.“ Sie erzählt, dass immer wieder Stichworte wie Rückhalt, Vertrauen, sie dienstags und mittwochs fest im Pauluskolleg vor Kompromissbereitschaft und Wertschätzung. Die Ort ist, und sagt dann: „Und es ist eine große Erleich- C hefin“ oder „Direktorin“ – so werden Michaela Welling beiden sparen nicht mit Lob für die jeweils andere. Und terung für mich, dass ich so eine kompetente Kollegin und Anna Mühlberger gar nicht gern genannt. „Mit den gleichzeitig sagt Michaela Welling: „Es bedarf guter und habe, auf die ich mich immer verlassen kann.“ Begriffen verbindet man ein gewisses Bild, das mit dem, klarer Absprachen.“ wie wir Leitung leben, nicht zusammenpasst“, erklärt Mühl- berger. Schade eigentlich, denn der Titel „Die doppelte Chefin“ Nachfrage: Was stimmen die beiden denn gemeinsam schien für diese Geschichte schon so gut wie gesetzt. ab? Was sind aktuell Herausforderungen? Bevor eine der beiden auf die Frage antwortet, bitten sie um einen Die zwei fürs Pauluskolleg: Moment Geduld. Gegenseitig werfen sie Schlagworte Michaela Welling (l.) und Seit Oktober 2019 teilen sich Michaela Welling und Anna Mühl- Anna Mühlberger arbeiten in den Raum, wägen ab und nennen dann ein Thema: als Leitung vertrauensvoll berger die Leitung des Pauluskollegs in Paderborn. Welling Einzugskriterien. Welling erklärt, dass einerseits klar zusammen. arbeitet in Vollzeit, Mühlberger in Teilzeit neben einer Stelle als geregelt ist, dass im Pauluskolleg junge Männer und Gemeindereferentin im Pastoralverbund Borgentreicher Land. Frauen, die in Paderborn in theologischer Fachrich- Nun, nach mehr als anderthalb Jahren, ist Zeit für ein Zwischen- tung studieren, für ein Jahr leben. Andererseits gebe es fazit: Wie gelingt den beiden diese besondere Konstellation, dass immer wieder Anfragen und Sonderfälle. Zum Beispiel, sie sich Leitung teilen? wenn Studierende länger als das eine Jahr im Paulus- kolleg leben möchten, um sich persönlich noch weiter- Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, der kann eben auch zuentwickeln. bei der Berufsbezeichnung der beiden anfangen. Der Begriff „Direktorin“ stehe bei den beiden zwar noch an der Tür, aber er e r spiegele nicht ihr Berufsbild wider. „Wir verstehen uns als Teil s der Gemeinschaft der Menschen, die hier wohnen und arbeiten, be s in der jeder an seinem Platz am Gelingen der Hausgemeinschaft mitarbeitet“, sagt Mühlberger. Eine muss den Hut aufhaben?! „Einer oder eine muss den Hut aufhaben“ – diesen Spruch kennt Michaela Welling noch gut von einem ehemaligen Vorgesetzten. Die Arbeit des Leitungsduos im Pauluskolleg interpretiert diesen Satz neu. Die Leitungsaufgabe überneh- men beide gleichermaßen und doch hat jede ihr Feld, für das sie verantwortlich ist. 26 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 27
Rubrik Glaubensfrage können Sie noch Wie bei der Kirche ImmerAlitaqui que porios aest in delitis quibus Missbrauchsskandal, aliae niminvel der Kritik. Viele voluptatque und rest as über Debatten modit Mitarbeitende dolorporum, nus, sed vielesquos. mehr.Untis müssen secepelenti magnat esSegnungen Frauenrechte, es am ducimus sich arum accus. Officilias eossinulpa volutem porectiis ra sinihic tempor a consendignam inis alicia für Homosexuelle Die Kirche steht öffentlich immer 275 asitibu. ea que simusci- wieder arbeiten? rechtfertigen. Wie gehen Sie damit um? Eine Umfrage. Interessanterweise wird mir diese Frage Ganz ehrlich? An manchen Tagen bin ich es eher selten von Ehrenamtlichen gestellt, wirklich leid. Ich bin es leid, meinen Kopf auch nicht von Freunden oder Bekannten. Ob ich unter den gegenwärtigen gesell- für Taten, Regeln und Anforderungen hin- Vielmehr stelle ich mir die Frage selbst und schaftlichen Bedingungen noch für die zuhalten und der Kirche ein freundliches ich spüre die Fragen verstärkt im Kolle- katholische Kirche arbeiten kann? „Ja, ich Gesicht zu geben. Ich will nicht in einen ginnen- und Kollegenkreis. Solange es in tue es immer noch gern!“ Nicht alle ver- Die aktuellen kirchlichen Entwicklungen Topf gesteckt werden mit den Vorgängen unserer Kirche Vielfalt geben darf, solange stehen das. Der Dienst als Priester, mehr bewegen mich sehr. In meinem Umfeld im Bereich der Missbrauchsaufarbeitung, es Orte und Gelegenheiten gibt, wo ich mit noch als leitender Pfarrer ist mit Herausfor- sind immer mehr Menschen von der Kirche den vielen amtskirchlichen Vorgaben, die Gleichgesinnten meinen Glauben und mei- derungen verbunden, die es früher so nicht enttäuscht und wenden sich ab. In privaten meinem Gerechtigkeitsdenken und Gottes- ne Erfahrungen teilen kann, solange fühle gab. Die Pluralität der Menschen erfordert Gesprächen muss ich mich häufig dafür bild völlig entgegenstehen, und Regeln, die ich mich der Kirche verpflichtet. Ich erlebe viel Flexibilität. Trotz aller Belastungen bin erklären, als junge Frau überhaupt bei der ich kaum noch jemandem erklären kann. seit meinen Jugendarbeitszeiten immer ich immer noch gerne Priester. Die Kirche katholischen Kirche zu arbeiten. Oft habe Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir an wieder Menschen an verschiedenen Orten, ist es, die mir von Jesus Christus erzählt hat. ich das Gefühl, dass man sich noch so sehr der Basis noch so gut arbeiten können, die die meinen Glauben hinterfragen, mich auf Unser Glaube ist stark! In unserer Kirche für ein neues Bild von Kirche einsetzen Verlautbarungen von „oben“ hauen vieles meinem Weg bestärken und mit mir den habe ich viele wunderbare Menschen kann – in der öffentlichen Wahrnehmung wieder kurz und klein. Warum ich trotzdem Glauben feiern. Und diese Menschen und kennengelernt. Ehrlich können wir nur mit wird das schnell von Negativschlagzeilen bleibe? Weil ich immer noch die Hoffnung Orte finde ich innerhalb unserer Kirche. Das der festen Haltung in die Zukunft gehen: überlagert. Trotzdem möchte ich mich aus habe, dass sich etwas bewegen und ver- heißt aber nicht, dass ich nicht mit Un- Sexueller Missbrauch und Vertuschung sind meinem Glauben heraus für Menschen ändern kann und wird – hoffentlich in die geduld den Synodalen Weg, den Umgang ein Verbrechen! Stopp! einsetzen und aus meiner Perspektive als richtige Richtung. mit Maria 2.0 und andere Themen verfolge junge Frau die Zukunft der Kirche mitge- Pfarrer Karl-Josef Auris, Leiter Pastoraler Raum und dass mein Vertrauen in die Wandelbar- Svenja Kuschke, Gemeindereferentin Am Ölbach stalten. Es stärkt mich, mit Gleichgesinnten Pastoraler Raum Wittekindsland keit von Kirche in den jetzigen Strukturen zusammenzuarbeiten und mich selbst aktiv immer mehr schwindet. für meine Werte und Themen einzusetzen. Dabei trägt mich mein Glaube. Rainer Beckmann, Dekanatsreferent im Dekanat Märkisches Sauerland Alina Brinkmann, Bereich Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat 28 erzblatt 02.2021 erzblatt 02.2021 29
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