Herzenssache - Erzbistum-Paderborn

 
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Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Das Magazin der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen des Erzbistums Paderborn

02.2021

      Herzenssache        Warum wir das Ehrenamt brauchen.
                                           Seite 12

  Die Engel von Dortmund                                       Doppelt geht besser
    Helfen in Zeiten von Corona.                          Zwei Kolleginnen teilen sich den Job.
              Seite 20                                                  Seite 26
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Willkommen

         Liebe Leserinnen und Leser,                                                                                                  Warum lassen
      „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert“, dichteten und sangen einst die Wise Guys. Und
      sagten damit, dass sommerliche Gefühle nicht von Sonnenschein und Urlaub am Strand
     abhängen. Eine Ansage, die wir gut gebrauchen können, denn die Pandemie lässt einen
     normalen Sommer noch nicht zu. Immerhin ist inzwischen wieder mehr möglich – auch in
                                                                                                                                     Sie sich impfen?                                              Inhalt
                                                                                                                         Die Priorisierung ist gefallen. Jetzt können
    unseren Gemeinden, Einrichtungen und Verbänden. Der Blick geht nach vorn,
    etwa auf die Kirchenvorstands- und Pfarrgemeinderatswahlen im Herbst.
                                                                                                                         sich alle impfen lassen. Drei Mitarbeitende
    Nicht zuletzt deshalb ist der Titel dieses erzblatts den vielen Ehrenamtlichen                                                verraten, warum sie es tun.
   im Erzbistum Paderborn gewidmet und der Frage, wie sich das Profil ihres En-                                                                                                                    04 Blumen im Karton
  gagements verändert. Im Theologischen Beitrag fragen wir, ob Privilegien für                                                                                                                        Fronleichnam mal anders.
  Geimpfte aus ethischer Sicht gerechtfertigt sind. Und im Schulterblick stellen
                                                                                                                                                                                                   06 Marktplatz
 wir das Leitungsmodell einer „Doppelspitze“ vor. Wie immer wünschen wir viel
                                                                                                                                                                                                      Neues aus dem Erzbistum.
 Freude bei der Lektüre.
Dr. Claudia Nieser, Redaktion erzblatt
                                                                                                                                                                                                   10 Der richtige Mix
                                                                                                                                                                                                      Studie zum Homeoffice.
                                                                                                                              Ich vertraue den Empfehlungen der STIKO und eine
                                                                                                                          hohe Impfquote kann die Verbreitung von Covid-19 stoppen.
                                                                                                                                                                                                   12 Herzenssache
                                                                                                                                        Deshalb lasse ich mich impfen.
 Leinen los?
                                                                               21
                                                                                                                                                                                                      Warum wir das Ehrenamt brauchen.
                                                                                                                             Katrin Käuper, Bereich Bauen im Erzbischöflichen Generalvikariat
                                                                                                                                                                                                   18 Gesucht? Gefunden!
                                                                                                                                                                                                      So gewinnen Sie Ehrenamtliche.
  Christian Möser, Referent für Jugend
  und Familie im Dekanat Lippstadt-                                                                                                                                                                20 Die Engel von Dortmund
  Rüthen, plant trotz Corona einen                                             neue „geprüfte und anerkannte Küste-                                                                                   Unterwegs mit der youngcaritas.
                                                                               rinnen und Küster" gibt es seit dem
  Segeltörn für Jugendliche auf dem                                                                                                                                                                24 Impfneid oder Gerechtigkeit
                                                                               3. Juli 2021 im Erzbistum Paderborn.
  Ijsselmeer.                                                                  An diesem Tag schlossen die Frauen und         Covid-19 ist eine schreckliche und unberechenbare
                                                                                                                                                                                                      Ethiker Werner Wertgen über
                                                                               Männer ihre Ausbildung erfolgreich ab.                                                                                 Freiheiten für Geimpfte.
                                                                                                                           Krankheit. Impfen ist für mich die einzige Möglichkeit, die
                                                                                                                          Pandemie zu besiegen. Außerdem habe ich großes Vertrauen
                                                                                                                                                                                                   26 Doppelt geht besser
  Was ist das Besondere an einem Segeltörn? Mich fasziniert, welche                                                            in die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe.
                                                                                                                                                                                                      Zwei Kolleginnen teilen sich den Job.
  Ruhe an Bord einkehrt, sobald der Motor aus ist und die Segel gesetzt        „Engagierte Menschen sind                 Bertold Filthaut, Gemeindereferent im Pastoralverbund Delbrück-Hövelhof
  sind. Blick und Gedanken können in die Ferne schweifen. Körperlich ist
  man fast automatisch entspannt. Bei einer Firmvorbereitung lässt sich        die Zukunft der Kirche. Das                                                                                         28 Wie können Sie noch
                                                                                                                                                                                                      bei der Kirche arbeiten?
  das gut für Glaubensfragen nutzen.                                           Engagement, das wir gera-                                                                                              Wie Mitarbeitende mit Kritik an
                                                                               de jetzt erleben, macht mir                                                                                            der Kirche umgehen.
  Wie plant man in Zeiten von Corona eine solche Reise? Es bedarf einer
  ständigen Risikoabwägung, wie sich die Corona-Situation darstellt und
  wie hoch die Stornokosten für eine Absage wären. Wir wollen sicher-
                                                                               Hoffnung für die Heraus-                                                                                            30 Karate Kid
                                                                                                                                                                                                      Glaube und Kampfkunst.
  stellen, dass keiner der Jugendlichen ein finanzielles Risiko eingeht. Zum   forderungen, die es in den
  Glück haben wir eine Kooperation mit mehreren Partnern (BDKJ Kreis-                                                    Ich lasse mich impfen, weil ich mich um meine eigene Gesund-
                                                                               nächsten Jahren bei der                                                                                             31 Mehr WIR mit FLIB
  verbände und Dekanate), sodass sich die Last gut verteilen lässt.                                                     heit sorge und mich das Virus ängstigt. Gleichzeitig fühle ich mich
                                                                                                                                                                                                      Ein Relaunch für das WIR-Portal.
                                                                               Entwicklung unseres Erz-                  solidarisch verbunden mit allen Menschen und möchte meinen
  Warum gehen Sie die Fahrt trotz aller Unsicherheiten an? Wir wollen                                                   Teil dazu beitragen, dass die Pandemie zurückgedrängt wird, um
  einen Neuaufbruch wagen und ein Zeichen setzen. Wir wollen deutlich          bistums anzupacken gilt.“                     hoffentlich bald wieder unbeschwerter leben zu können.
  machen, dass in diesen ungewissen Zeiten Kirche mit attraktiven An-
                                                                               Generalvikar Alfons Hardt                                   Silke Otte, stellvertretende Direktorin
  geboten für junge Menschen weiterhin da ist.                                                                                       des Bildungshauses St. Bonifatius Elkeringhausen

  2   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                erzblatt 02.2021   3
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Augenblick

                                      Bl u m e n
                                        im
                                      Karton
                       Veilchen, Rosen, Gerbera – bunte Blumenteppiche sind zu Fronleichnam eigentlich
                       kein ungewöhnliches Bild. Erst auf den zweiten Blick erscheint in der St. Kilian Kirche
                       Letmathe etwas anders: Die Blütenbilder „wachsen“ aus Pizzakartons. Mehr als 70
                       davon hatte der Pastoralverbund Letmathe zum Abholen ausgelegt und die Gemein-
                       demitglieder zum Bepflanzen aufgerufen. „Wir brauchten eine Alternative für die
                       abgesagte Prozession, wollten die Verehrung der Eucharistie trotzdem zum Ausdruck
                       bringen“, erklärt Schwester Berngit vom Pastoralverbund. „Die Aktion mit den Pizza-
                       kartons kam super an!“ Auch bei Sandra Niesporek und ihren Kindern: „Die vielen
                       kreativen Ideen haben mich echt beeindruckt. Das war eine besondere Atmosphäre in
                       der Kirche – die Kinder haben richtig gestaunt!“

4   erzblatt 02.2021                                                                     erzblatt 02.2021   5
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Marktplatz

    Warum gehst                                                              du?                                                Willkom m e n zurück!
                                                                                                                                                                                       Die Beweggründe für einen Wiedereintritt in die katholi-
    Viele Menschen treten derzeit aus der katholischen Kirche aus. Manche                                                 Einige Menschen, die aus der Kirche
                                                                                                                                                                                       sche Kirche sind vielfältig und oft sehr persönlich. „In den
    von ihnen schreiben ans Erzbistum und legen ihre Gründe dar. Solche Mails                                             ausgetreten sind, entschließen sich                          Gesprächen mit den Gläubigen hören wir des Öfteren,
                                                                                                                                                                                       dass sie das Gefühl haben, etwas wieder in Ordnung brin-
    und Briefe werden vom Labor E beantwortet, in seltenen Fällen wird auch ein                                           nach einiger Zeit, zurückzukehren.                           gen zu wollen, dass sie sich mit der Kirche versöhnen und
                                                                                                                                                                                       mit Gott ins Reine kommen wollen. Ohne die Zugehörig-
    Telefongespräch daraus. Andrea Keinath weiß: Es lohnt sich, zuzuhören.                                                Das Labor E ist die neue Anlaufstelle                        keit zu einer Glaubensgemeinschaft habe einfach irgend-
                                                                                                                                                                                       etwas gefehlt“, erläutert Andrea Keinath. Es gibt aber auch
                                                                                                                          für den Wiedereintritt im Erz-                               ganz pragmatische Gründe, die für einen Wiedereintritt

                W
                            as erfahren Sie über die        Tut die Kirche schon genug? Meiner Meinung nach wird                                                                       angegeben werden. „Manche beginnen eine neue Stelle
                            Gründe, aus denen Menschen      zu viel reagiert und zu wenig agiert. Kirchenaustritte        bistum Paderborn.                                            bei einem katholischen Arbeitgeber, andere möchten Tauf-
                            aus der Kirche austreten? Oft   sind keine Ausnahmen mehr, sondern ein großes                                                                              pate werden oder ihre Kinder auf eine katholische Grund-

                                                                                                                        V
               ist es eine Kombination von Gründen:         Thema, das bleiben und noch größer werden wird. Weil                 on Menschen, die sich für den Kirchenaustritt ent-    schule schicken können.“
                verletzende Erfahrungen mit Kirchen-        uns die Menschen mit ihren Glaubenswegen wichtig                     scheiden, ist in den Medien zurzeit viel zu hören.
                     personal, Unverständnis für            sind und uns nicht als erstes die Sorge um die ausfallen-            Menschen, die den Weg zurück in die Kirche fin-       In Zukunft möchte das Labor E nun noch mehr über die
                       Aspekte der kirchlichen Lehre, das   de Kirchensteuer antreibt, sollten wir den Anfragen         den, wählen meist den leisen, unauffälligen Weg. Doch es       Motive von Wiedereintrittswilligen erfahren, um ihnen
                       Erleben und Erleiden der sterben-    nicht ausweichen und vor der Infragestellung unseres        gibt jedes Jahr einige, die sich für den Wiedereintritt ent-   den Zugang einfacher zu machen. Dazu zählt unter ande-
                       den Volkskirche und das Ausblei-     Handelns keine Angst haben. Wir sollten vielmehr auf        scheiden. Um sie auf diesem Weg zu unterstützen, hat das       rem, zu überprüfen, ob alle Regionen des Erzbistums über
                    ben des erhofften Wandels. Der          Austrittswillige zugehen, mit ehrlicher Information und     Labor E im Erzbischöflichen Generalvikariat im Oktober         katholisch-werden.de abgedeckt sind oder ob es weitere
        entscheidende Anlass ist oft das unglaubwür-        dem Angebot offener Gespräche, aus denen wir selbst         vergangenen Jahres die Aufgaben der Wiedereintrittsstel-       Ansprechpartner braucht. Zudem stellt sich immer wieder
dige Agieren der Kirche bei der Aufarbeitung des            viel lernen können. Es ist ein Thema für das Erzbistum      le übernommen. Ganz neu sind diese Stelle und die Idee         die Frage, wohin sich Gläubige wenden können, die nach
Missbrauchsskandals.                                        als Ganzes sowie für jede                                   dahinter nicht. Unter katholisch-werden.de, einer Initiative   der Wiederaufnahme, Konversion oder Erwachsenentaufe
                                                            einzelne Gemeinde.                                          der Katholischen Arbeitsstelle für missionarische Pastoral     einen Neuanfang im Glauben machen und Anschluss an
Und was wissen Sie über die Personen, die über Kirchen-                                                                 (KAMP e. V.) in Erfurt, finden Wiedereintrittswillige schon    eine offene Glaubensgemeinschaft finden wollen.
austritt nachdenken und Kontakt mit dem Erzbistum                                                                       lange weiterführende Informationen und regionale An-
aufnehmen? Es sind eher Menschen ab 40, meist zwi-                                                                      sprechpartner. „Um diese aber besser koordinieren und          Kontakt:
schen 50 und 65 Jahren oder schon pensioniert. Sie sind                                                                 unterstützen zu können, übernimmt das Labor E nun die          Andrea Keinath
oft fest in der Kirche beheimatet und auch engagiert,                                                                   überdiözesane Betreuung“, verdeutlicht Andrea Keinath          Labor E
doch nun überwiegt die Enttäuschung und Empörung.                                                                       aus dem Labor E.                                               T: 05251 125-1292
In den Schreiben wird auch der Schmerz spürbar,                                                                                                                                        andrea.keinath@erzbistum-paderborn.de
sich zu diesem Schritt „getrieben“ zu fühlen,
obwohl man sich grundlegend verbunden
fühlt und positive Erfahrungen
mit der Kirche gemacht hatte.
Das ist sehr bewegend.

6   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                          erzblatt 02.2021   7
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Marktplatz

Ausgezeichnet!                                                                                                                 Was ist los in …
Das Erzbischöfliche Generalvikariat ist
erneut als familienfreundliches Unter-
nehmen zertifiziert worden.
                                                                               Gratulation!
                                                                               Arbeitnehmervertreter für die
                                                                                                                               Paderborn?
Das Zertifikat „audit berufundfamilie“ bezeugt seit 2008, dass                   Regional-KODA gewählt.                        Das Dekanat Paderborn gilt als Stadtdekanat, aller-
das Erzbischöfliche Generalvikariat seinen Mitarbeitenden
gute Bedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie bie-
                                                                                                                               dings gehören auch ländliche Bereiche des Kreises
                                                                             Am 8. Juni 2021 war Wahltag in den NRW-Di-
tet. Dies wurde nun erneut bestätigt: Am 22. Juni 2021 erhielt
                                                                             özesen. Die Mitarbeitenden in den kirchlichen
                                                                                                                               Paderborn dazu. Der Anteil der Katholiken                                                   Dekanat
                                                                                                                                                                                                                           Paderborn
das Generalvikariat zum fünften Mal eine Auszeichnung für
                                                                             Einrichtungen hatten Gelegenheit, ihre Vertre-    in der Bevölkerung ist groß und es gibt eine
seine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik.
                                                                             terinnen und Vertreter für die Regional-KODA
                                                                                                                                                                                                       Erzbistum
                                                                             zu wählen. Die KODA ist die Kommission zur
                                                                                                                               Fülle katholischer Institutionen, Verbände                              Paderborn
„Seit der vierten Auszeichnung im Jahr 2018 dürfen wir das
Zertifikat dauerhaft tragen“, stellt Lisa Kaißer, Leiterin des
                                                                             Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechts      und Gruppen. Eine weitere Besonderheit ist die
                                                                             für die nordrhein-westfälischen (Erz-)Diözesen.
Teams Personalgewinnung im Erzbischöflichen Generalvikariat
                                                                             In der Regional-KODA kommen Vertreterinnen
                                                                                                                               Nähe zum Erzbischöflichen Generalvikariat und
und Themenverantwortliche für Beruf und Familie, nicht ohne
Stolz fest. „Gemeinsam mit der Bistumsleitung haben wir uns
                                                                             und Vertreter von Mitarbeitenden und von          den Einrichtungen des Erzbistums.
                                                                             Dienstgeberseite zusammen. Für die drei Plätze,
trotzdem dafür entschieden, weiter im Auditierungsverfahren
                                                                             die das Erzbistum auf der Mitarbeitendenseite
zu bleiben. Das Thema ist uns wichtig. Wir wollen noch besser
werden. Unsere Mitarbeitenden sollen sich darauf verlassen
                                                                             besetzen konnte, standen fünf Kandidatinnen
                                                                             und Kandidaten zur Verfügung. Insgesamt wur-
                                                                                                                               Das beschäftigt uns gerade: Wie kann es
                                                                                                                               gelingen, mit den Menschen auch in
                                                                                                                                                                            Dekanat
können, dass wir uns nicht auf Vorhandenem ausruhen.“
Nächste Schritte für eine noch bessere Vereinbarkeit von Beruf
                                                                             den 8.010 Stimmen abgegeben. Wir gratulieren      Zeiten einer Pandemie in Beziehung          Paderborn
                                                                             herzlich zur Wahl:                                zu bleiben und sie zu beteiligen? Hier
und Familie sind bereits im Blick: So soll das mobile Arbeiten
                                                                             • Christin Dederichs, Winterberg                  haben wir positive Erfahrungen mit
weiterentwickelt werden und es sollen weitere Möglichkeiten
                                                                               (Pädagogische Fachkraft Kath. Kindertages-      Onlineformaten gemacht und stel-            Benedikt Fischer       Unser größtes Projekt: Aktuell
zur Gestaltung individueller Arbeitszeitmodelle entstehen.
                                                                               einrichtungen gem. GmbH Hochsauerland-          len fest, dass immer mehr Menschen               Dechant           versuchen wir die City-Pas-
                                                                               Waldeck): 1.929 Stimmen                         sich darauf einlassen. Auf diesem                                  toral Paderborn, auch unter
    Mehr Infos: wir-erzbistum-paderborn.de/news/
                                                                             • Inge Sting, Olpe                                Weg versuchen wir, aktuelle gesell-                                den Einschränkungen einer
    wir-wollen-immer-besser-werden
                                                                               (Pädagogische Fachkraft Kath. Kindertages-      schaftliche und kirchliche Themen           90.000                 Pandemie, weiter zu etablie-
                                                                               einrichtungen gem. GmbH Siegerland-             aufzugreifen und die konkrete Re-           katholische Christen   ren und nach kreativen Wegen
                                                                               Südsauerland): 1.877 Stimmen                    levanz für das Leben der Menschen                                  zu suchen, als Kirche in der
                                                                             • Franz Smuga, Paderborn
                                                                               (Kita-Leitung Kath. Kindertageseinrichtungen
                                                                               gem. GmbH Hochstift Paderborn):
                                                                                                                               gemeinsam zu entdecken.
                                                                                                                                                                                  5
                                                                                                                                                                            Pastorale Räume
                                                                                                                                                                                                  Stadt präsent zu sein. Ein
                                                                                                                                                                                                  weiterer Schwerpunkt ist die
                                                                                                                                                                                                  Arbeit mit jungen Erwachse-
                                                                               1.580 Stimmen                                   Das bereitet uns Sorge: Kirche steht sich                          nen. Formate wie „GuteN8cht“

                                                                             In der Regional-KODA werden im Laufe einer
                                                                             Amtsperiode von fünf Jahren die arbeitsvertrag-
                                                                                                                               gerade in vielen Bereichen selbst
                                                                                                                               im Weg. Menschen fühlen sich von
                                                                                                                               der Kirche abgelehnt oder haben den
                                                                                                                                                                                24
                                                                                                                                                                                Pfarreien
                                                                                                                                                                                                  und „let.it.grow.“ bieten jungen
                                                                                                                                                                                                  Menschen alters- und zeitge-
                                                                                                                                                                                                  mäße Möglichkeiten zum Aus-
                                                                             lichen Regelungen erarbeitet, die die Grundlage   Eindruck, dass sie keine relevanten                                tausch und Erleben von Ge-
                                                                             für die Arbeitsverhältnisse von nahezu 60.000
                                                                             Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei kirch-
                                                                             lichen Anstellungsträgern bilden. Damit ist die
                                                                                                                               Angebote für ihr Leben macht. Schade
                                                                                                                               ist, dass die frohe Botschaft, die wir
                                                                                                                               als Christinnen und Christen eigent-
                                                                                                                                                                                  3
                                                                                                                                                                                Vikarien
                                                                                                                                                                                                  meinschaft. Im Jugendbereich
                                                                                                                                                                                                  wird geplant, das erfolgreiche
                                                                                                                                                                                                  christliche Musikfestival
Generalvikar Alfons Hardt (v. l. n. r.), Frank Rosenberger (Leiter Bereich
Personal und Verwaltung), Stefanie Berns (Leitung Personalentwicklung)       KODA das gesetzgeberische Instrument der          lich haben und verkünden sollten,                                  „Louder than before“ hoffent-
und Lisa Kaißer (Leitung Team Personalgewinnung) präsentieren das            katholischen Kirche zur Ausübung ihres Selbst-    kaum noch spürbar ist und durch-                                   lich noch in diesem Jahr neu
Zertifikat.                                                                  bestimmungsrechts.                                dringt.                                                            aufzulegen.

8   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                              erzblatt 02.2021   9
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Marktplatz

       Der richtige Mix
               Viele Beschäftigte des Erzbistums Paderborn sind seit
         Monaten im Homeoffice. Wie läuft’s? Das hat die Abteilung Personal
                                                                                                                               79                   %

                                                                                                                                                                                           50
                                                                                                                           der Befragten fühlen sich durch
          in Kooperation mit der Uni Bielefeld 384 Mitarbeitende gefragt.                                                die Führungskraft bei der Arbeit im

             Die Studie liefert wertvolle Ergebnisse für die kommenden                                                         Homeoffice unterstützt.                                                  %
                                                                                                                                                                                  der befragten Mitarbeitenden sind
                      Monate und die Zeit nach der Pandemie.                                                                                                                 überzeugt, im Homeoffice produktiver zu sein.

           44
                                                                                                                                                                              Weitere 35 % schätzen, dass sie zu Hause in

                                                                           87                                                          86
                                                                                                                                                                               etwa genauso viel schaffen wie im Büro.
                        %
     ihrer Arbeitszeit möchten die
Mitarbeitenden im Durchschnitt künftig
      im Homeoffice verbringen.                                                                 %                                                              %
                                                                                                                                    der Befragten sind insgesamt
                                                                    der Befragten geben an, dass die Technik
                                                                          in der Regel gut funktioniert.                         zufrieden mit der Work-Life-Balance

                          77
                                                                                                                                           im Homeoffice.

                                             %

                                                                                       74
                der Mitarbeitenden können zu Hause in Ruhe
             arbeiten, ohne dass andere sie dabei unterbrechen.                                                       Und nach der Pandemie?
          Die meisten verfügen über einen separaten Arbeitsplatz.
           Der berühmte Küchentisch ist also eher die Ausnahme.                                                       Die Umfrage-Ergebnisse helfen der Abteilung Personal
                                                                                                         %            dabei, für die Zeit nach der Pandemie neue Regelungen
                                                                                  der Befragten finden, dass im       zum mobilen Arbeiten zu erstellen. Schon jetzt ist klar, dass
                                                                               Homeoffice der persönliche Austausch   es ein Zurück zu dem Verfahren der alternierenden Tele-
                                                                                                                      arbeit, das vor Corona üblich war, nicht geben wird. „Wir

         60
                                                                                  im Team zumindest teilweise
                                                                                                                      haben schon vor Corona gemerkt, dass wir an den Regeln
                                                                                         zu kurz kommt.
                                                                                                                      etwas ändern müssen. Die Erfahrungen während der
                        %                                                                                             Pandemie haben uns bestärkt und noch deutlicher
                                                                                                                      gezeigt, was positiv und was negativ ist“, so
   der Mitarbeitenden können ihre                                                                                     Julia Kroker, Leiterin der Abteilung Personal.
Vorgesetzten im Homeoffice jederzeit                                                                                  „Wichtig beim mobilen Arbeiten ist es,
   erreichen – sogar außerhalb der                                                                                    die Interessen der Mitarbeitenden und
       regulären Arbeitszeiten.                                                                                       die Belange des Dienstgebers gut
                                                                                                                      miteinander in Einklang zu bringen.“

10   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                    erzblatt 02.2021   11
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Titel

                                                                        E         s geht wieder los – endlich! Die Inzidenzen
                                                                        sinken, die Städte und Dörfer öffnen sich Schritt für
                                                                        Schritt, die Menschen leben auf. Auch die Kirchen
                                                                        haben wieder ihre Tore geöffnet. Man kann sich wieder
                                                                                                                                   Engagement heute: vielfältig,
                                                                                                                                   weniger zeitaufwendig, selbstbestimmt

                                                                                                                                   Tatsächlich ist die Pandemie nicht der einzige Faktor,
                                                                        leichter treffen mit den vielen Menschen, die vor der      der die anstehende Wahl beeinflusst, und tatsächlich
                                                                        Corona-Pandemie das kirchliche Leben mitgestaltet          verändert sich ehrenamtliches Engagement auch ohne
                                                                        haben. Ob aber alle wiederkommen werden? Die Ehren-        Corona grundlegend, schon seit mehreren Jahrzehnten.
                                                                        amtlichen zum Beispiel? „Es ist spannend, zu sehen,        Statistisch gesehen engagieren sich immer mehr Men-
                                                                        was jetzt geschieht“, sagt Konstanze Böhm-Kotthoff         schen, die Hälfte davon immer noch in Vereinen und
                                                                        vom Referat für Ehrenamtsförderung im Generalvi-           Verbänden. Gleichzeitig wächst die Zahl jener, die sich
                                                                        kariat. „Bei vielen Engagierten spüren wir eine große      spontan mit ihrem Engagement einbringen oder die
                                                                        Sehnsucht, dass es endlich wieder losgeht. Aber es gibt    sich für ein Projekt mit einem klar umrissenen Zeit-
                                                                        auch andere Menschen, die sagen: Ohne mein Ehren-          raum entscheiden. Ehrenamt wird so selbstbestimmter
                                                                        amt hat mir nichts gefehlt. Es gilt, jetzt aufmerksam zu   und selbstorganisierter. Das Erzbistum Paderborn hat
                                                                        sein: Welche Themen bringen wir wieder an den Start?“      durchaus auf diese Entwicklung reagiert – und in den
                                                                        Daniela Deittert, ebenfalls aus dem Referat Ehrenamts-     vergangenen Jahren viel in eine Ehrenamtsförderung
                                                                        förderung, hofft, dass der Geist Gottes Orientierung       investiert, die auf dem neuesten Stand ist. Immer wieder
                                                                        bieten werde: „Dort, wo keiner mehr für eine Sache         wurden in den vergangenen Jahren Grundkurse Ehren-
                                                                        brennt, sollten wir bewusst Abschied nehmen, Dinge         amtsförderung sowie Aufbaukurse Ehrenamtsentwick-
                                                                        verändern oder aufgeben. Solche Abschiedsprozesse          lung angeboten. 157 Hauptberufliche und Ehrenamtliche
                                                                        brauchen Zeit und ein gutes Fingerspitzengefühl.“          haben den Grundkurs Ehrenamtsförderung besucht,

                                                                        Gerade jetzt werden Ehrenamtliche dringend gesucht.
                                                                        Denn am 6. und 7. November 2021 finden in den Pfar-
                                                                                                                                                                                       
                                                                        reien des Erzbistums Paderborn wieder Kirchenvor-
                                                                        stands- und (Gesamt-)Pfarrgemeinderatswahlen statt.
                                                                        Die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandi-
                                                                        daten ist bereits angelaufen – in besonderen Zeiten.
                                                                        „Hinter uns liegen anstrengende Wochen und Monate“,
                                                                        schildert zum Beispiel Sabine Heßbrügge, Gemeinde-                        Kinde r- und Juge ndgruppe n
                                                                        referentin im Pastoralverbund Paderborn Mitte-Süd.
                                                                        „Die Pandemie-Erfahrung, ständig an Grenzen zu                    Mit der Übernahme von Leitung übernehmen junge
                                                                        stoßen, wird sicher dazu beitragen, dass Menschen von             Frauen und Männer ehrenamtliche Verantwortung
                                                                        anstrengender Gremienarbeit Abstand nehmen.“ Das                  für eine Kinder- und Jugendgruppe, beispielsweise
                                                                        habe sich allerdings schon lange vor Corona abgezeich-            in einem katholischen Jugendverband. Vom Vor-
                                                                        net und habe vielfältige Gründe: „Menschen, die sich              stand werden sie beauftragt, in der Jugendleiter-
                                                                        ehrenamtlich engagieren, brauchen Freiräume für das               ausbildung erwerben sie die nötigen Kompetenzen.
                    Kirche braucht das Ehrenamt. Seine Rolle und        selbstwirksame Handeln“, so Sabine Heßbrügge. „Also:              Qualifizierte Leitung erfordert dabei eine fortwäh-
                                                                 sein   mehr Vertrauen und weniger Kontrolle, Einladung und               rende Reflexion und Überprüfung des eigenen Tuns
                        Selbstverständnis werden sich aber verändern    Ermutigung, Wertschätzung. So viel Strukturen wie                 sowie ein Sicheinstellen auf veränderte gesellschaft-
                                                                    .   nötig und so wenig wie möglich.“                                  liche Situationen und die Situation der Kinder und
                                                                                                                                          Jugendlichen. Daraus erwachsen Gruppenstunden,
                                                                                                                                          besondere Aktionen, spirituelle Angebote und Got-
                                                                                                                                          tesdienste sowie Zeltlager oder Ferienfreizeiten, die
                                                                                                                                          zu einem großen Abenteuer werden.

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Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Titel

67 davon haben zusätzlich am Aufbaukurs Ehrenamts-         Ehrenamtsförderung ist Berufungsförderung                                                                            Konkret werde das alles im Verlauf des Diözesanen Weges
entwicklung teilgenommen. Zudem sind inzwischen                                                                                                                                 2030+, der als eins von insgesamt sechs Schlüsselthemen
sieben hauptberufliche Gemeindereferentinnen und           Dass Leute von sich aus auf Ideen kommen und das                                                                     „Engagement fördern“ hat. „Das Team aus Hauptberufli-
-referenten mit einem Teil ihres Beschäftigungsumfangs     tun, was sie gut können und was sie gut erfüllt – das                     Wort - Gottes-Fe ie rn                     chen und Ehrenamtlichen, das zu diesem Schlüsselthema
für Ehrenamtsförderung freigestellt. Sabine Heßbrügge      liegt genau auf der Linie des Zukunftsbildes. „Wenn                                                                  arbeitet, will einen Rahmen erstellen, damit Engagement
ist eine von ihnen. Auch Annette Brinkmann, Gemein-        wir davon ausgehen, dass Gott jeden Menschen mit            Mit bischöflicher Beauftragung leiten Ehrenamt-          aus Berufung wachsen kann und gute Bedingungen dafür
dereferentin im Pastoralverbund Am Hagener Kreuz, ist      eigenen Gaben und Fähigkeiten ausgestattet hat, dann        liche Wort-Gottes-Feiern im Erzbistum Paderborn.         erhält“, so Lange, der zusammen mit Dr. Annegret Meyer
mit zwei Dritteln ihrer 75-Prozent-Stelle für Ehrenamts-   sollen diese Gaben auch entdeckt und entfaltet wer-         Bevor sie diese Aufgabe übernehmen, machen sie           und Markus Freckmann die Prozessleitung des Diözesa-
förderung da. „Ehrenamtliche nehmen deutlich wahr,         den“, sagt Angelika Schneider, Gemeindereferentin im        eine Ausbildung, entweder auf Dekanatsebene              nen Weges übernommen hat.
wenn von hauptberuflicher Seite jemand da ist, der sich    Pastoralen Raum Korbach. „Gelingt dies, dann macht          oder in einem vom Erzbistum angebotenen Kurs.
um ihre Belange kümmert“, sagt sie. „Sie kommen mit        ehrenamtliches Engagement Freude und Menschen               Darin geht es sowohl um die Theorie als auch um          Wo geht es hin mit dem Ehrenamt?
ganz konkreten Fragen oder Problemen. Sie kommen           finden ihre Berufung darin.“ Als Beispiel nennt sie die     die Praxis: Liturgische Grundlagen, Sprech- und
aber auch selbst mit Ideen auf mich zu und bitten um       Ausbildung zum Bibelerzähler und zur Bibelerzähle-          Singübungen stehen ebenso auf dem Programm               Übrigens: Schon jetzt wird an manchen Orten mit Formen
Unterstützung. Dass so neue Initiativen entstehen, freut   rin, die mehrere Ehrenamtliche im Pastoralen Raum           wie das Verfassen eigener Ansprachen. Manche             ehrenamtlicher Leitungsverantwortung experimentiert,
mich besonders.“                                           Korbach gemacht haben. „Daraus haben sich zahlreiche        Ehrenamtliche leiten regelmäßig Wort-Gottes-             und zwar im Rahmen des Modellprojektes „Ehrenamt-
                                                           kreative Ideen entwickelt: Es gab eine Bibel-Erzählwerk-    Feiern, manche kommen ab und an zum Einsatz.             liche Mitverantwortung“. Mehrere Pastorale Räume und
                                                           statt im Bibelzelt, in der Adventszeit konnten Familien     Beauftragt sind sie stets für einen bestimmten           Pfarreien probieren darin aus, wie Partizipation gelin-
                                                           an verschiedenen Orten Maria und Josef auf ihrem Weg        Ort – in der Regel die Heimatpfarrei. Durch ihren        gen kann und wie und wofür Ehrenamtliche bereit sind,
                                                           nach Bethlehem begleiten. Und im Juli wird eine Pick-       Dienst leisten sie einen Beitrag dazu, dass in ihrer     Verantwortung zu übernehmen. Ausgangspunkt ist der
                                                           nickwanderung für Familien mit weiteren biblischen          Gemeinde die Kontinuität von Gottesdiensten ge-          „Pastorale Raum“, in dem oft mehrere Orte gemeinsam
                                                           Geschichten angeboten.“                                     wahrt bleibt.                                            Pastoral gestalten – und schon jetzt ist nicht mehr in
                                                                                                                                                                                jeder Gemeinde, in jedem Ort, ein hauptberuflicher Seel-
                Pfarrgeme inde rat
                                                           Angelika Schneider betont aber auch, dass es nach wie                                                                sorger zuständig. „Ausprobiert haben wir zum Beispiel
                                                           vor konkrete und klar umrissene Aufgabenprofile für                                                                  sogenannte Gemeindeteams“, so Matthias Kolk aus dem
              und Ki rche nvorst and                       Ehrenamtliche braucht. „Aktuell denke ich da an den                                                                  Bereich Pastorale Dienste, der das Modellprojekt koordi-
                                                           Bereich Caritas und die Frauen und Männer bei uns, die                                                               niert. „Dabei übernimmt ein Team von Ehrenamtlichen
Die beiden Gremien werden von Gemeindemitgliedern          Menschen zur Impfung begleiten. Es waren erstaunlich                                                                 die Verantwortung für das kirchliche Leben der lokalen
gewählt und gestalten das Leben der Pfarrei mit. Der       viele bereit, diese zeitlich begrenzte Aufgabe zu über-                                                              Gemeinde – im Rahmen einer Vereinbarung zwischen
Pfarrgemeinderat (PGR) berät mit dem Pfarrer bzw.          nehmen.“                                                                                                             Pastoralteam, Kirchenvorstand, anderen Gemeindeteams
einem Mitglied des Pastoralteams die Grundfragen                                                                                                                                und Gesamtpfarrgemeinderat. Eine andere Form sind
der Seelsorge und des Gemeindelebens. Zu seinen            Auch in den kommenden Jahren wird sich die Kirche im                           Hospizdie nst                         Pfarrgemeinderäte ohne Hauptamtliche – auch auf diese
Aufgaben gehört es, Aktivitäten im Gemeindeleben           Erzbistum Paderborn weiterentwickeln und das Ehren-                                                                  Weise kann die Selbstorganisation von Gemeinden durch
anzuregen und zu koordinieren. Dies betrifft sowohl        amt mit ihr. Im Zukunftsbild ist nicht nur davon die        Ehrenamtliche begleiten in ambulanten Hospiz-            ehrenamtliches Engagement gestärkt werden. Wo es Men-
liturgische Fragen wie Fragen der Verkündigung und         Rede, die Talente von Ehrenamtlichen zu fördern. Was        diensten und stationären Hospizen schwerstkranke         schen gibt, die diese Verantwortung übernehmen wollen,
sozial-caritative Hilfen. Der Schwerpunkt liegt auf der    das Verhältnis von Hauptberuflichen und Ehrenamt-           und sterbende Menschen und stehen ihren Familien         möchten wir sie darin bestärken.“
Gemeindearbeit. Der Gesamtpfarrgemeinderat (GPGR)          lichen angeht, lädt es zu einem Miteinander auf Augen-      zu Seite. Auf diese Aufgabe bereiten sie sich intensiv
erfüllt diese Aufgabe auf der Ebene des Pastoralen         höhe ein – und auch dazu, sich gegenseitig Vertrauen        vor und nehmen auch regelmäßig an Praxisbeglei-          Welche anderen Formen ehrenamtlichen Engagements
Raumes – hier stehen die Koordination und die pas-         zu schenken und auch Verantwortung zu übernehmen.           tungen und Fortbildungen teil. Zu den Diensten,          sich in den kommenden Jahren noch entwickeln werden,
torale Planung stärker im Vordergrund. Aufgabe des         „Wird dies umgesetzt, bedeutet das eine Rollenverän-        die Ehrenamtliche übernehmen, zählen Gespräche           ist jetzt noch nicht vorauszusehen. Fest steht aber, dass es
Kirchenvorstandes (KV) ist die Verwaltung des Vermö-       derung auf beiden Seiten“, blickt Stephan Lange, Leiter     mit Kranken und Angehörigen, Handreichungen              für Ehrenamt und Kirche noch vieles neu zu entdecken
gens in der Kirchengemeinde. Als vermögensrechtliche       der Abteilung „Leben im Pastoralen Raum“ nach vorn.         im Alltag, Begleitung zu den unterschiedlichsten         gibt – auch, wie eine Kirche geht, in der Ehrenamtliche
Vertretung tritt der KV auch als Bauherr, Betreiber, Im-   „Perspektivisch kann sich zum Beispiel auch geteilte Ver-   Anlässen. Sie erfüllen Sterbenden letzte Wünsche         nicht Helferinnen und Helfer sind, sondern Getaufte mit
mobilieneigentümer oder auch Anstellungsträger auf.        antwortung für Leitungsaufgaben entwickeln.“                und geben ihnen die Sicherheit, dass jemand da ist,      vielen Talenten, die Kirche mitgestalten.
Von Handwerkerterminen, Personalentscheidungen                                                                         wenn Angehörige nicht da sein können. Den An-
bis zur Immobilienplanung ist alles dabei.                                                                             gehörigen von Sterbenden ermöglichen sie eine Zeit
                                                                                                                       der Erholung im anstrengenden Alltag.

14   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                  erzblatt 02.2021   15
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Titel

                                                                                                                                  Wie läuft’s?                                                                 Eine

                                                                                                                   !
                                                                                                                                  So erleben die Befragten ihr Ehrenamt
                                                                                                                                                                                                               besondere
                                                                                                                                             76 %                          Bestehendes am Leben erhalten
                                                                                                                                                                                                               Kultur
                                                                                                                                             73 %                         Raum für religiöse Praxis
                                                                                                                                                                                                               Fragen an Veronika Eufinger, Zen-
                                                                                                                                          66 %                        Christliche Sinngebung
                                                                                                                                                                                                               trum für angewandte Pastoral-
                                                                                                                                          66 %                       Teil einer Gemeinschaft sein              forschung an der Ruhr-Universität
         Was zeichnet Ehrenamtliche aus? Auf welchen Feldern sind sie aktiv?                                                                                                                                   Bochum (zap)
        Wie erleben sie die Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen? Zu die-                                                                58 %                    Spaß an der Tätigkeit

        sen Fragen erscheint jetzt eine Studie, die das Zentrum für angewand-                                                           50 %                  Dinge entscheiden können                         Frau Eufinger, wie ist es um das Ehrenamt im
                                                                                                                                                                                                               Erzbistum bestellt? Über 500 Ehrenamtliche haben
         te Pastoralforschung für das Erzbistum Paderborn durchgeführt hat.
                                                                                                                                        49 %                 Förderung von Fähigkeiten und Kompetenzen         sich freiwillig an der Umfrage beteiligt und sich
          Von März bis Mai 2021 wurden 507 Ehrenamtliche online befragt:                                                                                                                                       dafür eine halbe oder dreiviertel Stunde Zeit ge-
                                                                                                                                        48 %                Mitsprachemöglichkeiten                            nommen – das ist schon mal ein gutes Zeichen.
                                                                                                                                                                                                               Sehr positiv ist auch, dass über 80 Prozent der Be-
                                                                                                                                        47 %                Regelmäßige Mitarbeiter- und Reflexionsgespräche   fragten mit ihrem Engagement zufrieden sind. In
                                                                                                                                                                                                               einigen Punkten zeigt sich aber, dass es noch Luft
                                                                                                                                        45 %               Gute organisatorische Rahmenbedingungen             nach oben gibt.
Schon gewusst?                               Ein weites Feld
                                                                                                                                                                                                               Wo hapert’s? Viele Ehrenamtliche fühlen sich von
                                             Wo Ehrenamtliche im Erzbistum                                                        Anteil der zufriedenen Ehrenamtlichen

52 Jahre          sind Ehrenamtliche
im Durchschnitt alt. Die Älteren (ab 40
                                             Paderborn tätig sind                                                                 Die Studie zeigt, dass die Ehrenamtlichen im Erzbistum Pader-
                                                                                                                                  born insgesamt zufrieden mit ihrer Tätigkeit sind. Sie können
                                                                                                                                                                                                               den Hauptamtlichen zu wenig wertgeschätzt. Sie
                                                                                                                                                                                                               sind unzufrieden mit dem Angebot an Mitarbeiter-
                                                                                                                                                                                                               und Reflexionsgesprächen. Sie wünschen sich mehr
Jahre) wollen vor allem das Kirchenbild                                                                                           ihre Religiösität ausleben und christliche Sinngebung erfahren.              Teamwork, Vertrauen, Mitsprache und Förderung
mitgestalten und ihre religiöse Identität                                                                                         In einigen Punkten jedoch sind sie von den Bedingungen ihres                 ihrer individuellen Kompetenzen. Vor allem Frauen
ausleben. Die Jüngeren (bis 40 Jahre)                                                                                             Ehrenamts enttäuscht. So werden starre organisatorische Struk-               fühlen sich zu wenig eingebunden.
                                                                          n
möchten sich persönlich weiterbilden,
                                                                     remie         45
                                                                                      %
                                                                                                                                  turen sowie fehlende Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkei-
                                                                    G                     Litu
weiterentwickeln und Spaß haben!                                %                                                                 ten beklagt. Auch mangelnde Wertschätzung und Kooperation                    Welche Generation engagiert sich am meisten?
                                                             43                               rgie
                                                                                                                                  seitens der Hauptamtlichen sorgen für Unmut. Die Ehrenamtli-                 Das Durchschnittsalter ist mit 52 Jahren recht

67 %        der Ehrenamtlichen fühlen
                                                                                                               29 %
                                                                                                                    amili
                                                                                                                    F
                                                                                                                         e        chen wünschen sich mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten.                       hoch. Für ehrenamtliches Engagement muss man
                                                                                                                                                                                                               eben viel Zeit mitbringen können. Das ist in be-
                                                                 32

ihr Engagement durch die Corona-Pan-        31                                                                                                                                                                 stimmten Lebensphasen verortet. Neben Schülern
                                                                    %

                                                                                                                                  Ja, aber ...
                                               %
                                                                       Ki

demie eingeschränkt.                                                                                                                                                                                           und Studierenden ist es vor allem die Generation
                                                                         nd

                                                   Jug
                                                                           er

                                                      en                                                                                                                                                       der Babyboomer, die jetzt in Rente geht und sich
                                                        d
                                                                                             24 %                                                                                                              verstärkt engagiert.
24 Jahre        sind die Befragten im
                                                                                                  S  enior
                                                                                                          en
Durchschnitt bereits aktiv!
                                                      20
                                                         %                         %
                                                                                       Sozia
                                                                                            les

                                                                                                                           ltu
                                                                                                                              r   82 %        der Ehrenamtlichen sind
                                                                                                                                                                                                               Welches Ergebnis hat Sie überrascht? Wie stark das
                                                                                                                                                                                                               Engagement im Erzbistum durch religiöse Aspekte

68,5 %                                                                          23
                                                             Bild                                                        Ku
                                                                 un                                                               zufrieden mit ihrem Engagement.                                              motiviert ist. In anderen Studien zum Thema Ehren-
                                                                   g                                                 %
                   der Ehrenamtlichen
                                                                                                     ente
                                                                                                                  19                                                                                           amt läuft das eher unter ferner liefen. Die Kirche hat
sind Frauen.
                                                               13 %
                                                                    K                   17   % Sa
                                                                                                 kram
                                                                                                                                  70 % der Befragten hatten schon mal den                                      offenbar eine ganz besondere Ehrenamtskultur!
                                                                        atech                                                     Gedanken, mit dem Ehrenamt aufzuhören.
                                                                             ese

16   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                                        erzblatt 02.2021    17
Herzenssache - Erzbistum-Paderborn
Werkzeug

                                                                 1.                                                        4.
                                                                      Möglichkeiten sichtbar machen                               Engagement für Engagierte
                                                                      Viele Menschen wissen gar nicht, wo und wie                 Ehrenamtliche merken sehr schnell, wie gut
                                                                      man sich in der Kirche ehrenamtlich engagieren              sich um sie gekümmert wird. Sie brauchen
                                                                 kann. Zudem ist oft nicht klar, wer sich engagieren       klare Rahmenbedingungen, einen Ansprechpartner
                                                                 kann und bei wem man sich bei Interesse melden            bei Problemen und Fragen, eine klare Beschreibung
                                                                 sollte. Eine übersichtliche Darstellung aller möglichen   ihrer Aufgaben. In vielen Gemeinden finden sich in-
                                                                 Ehrenämter (z. B. auf der Webseite) verschafft einen      zwischen Menschen, die sich um die Förderung des
                                                                 Überblick.                                                Ehrenamtes kümmern. Zum Teil sind das Hauptbe-
                                                                                                                           rufliche, die dafür einen bestimmten Stellenanteil

                                                                 2.
                                                                                                                           bekommen, manchmal sind es auch Ehrenamtliche
                                                                        Nicht bitten, sondern bieten!                      selbst, die als Ehrenamtskoordinatoren-Team dafür
                                                                        Ehrenamt ist immer freiwillig, man darf Men-       sorgen, dass die Rahmenbedingungen gut gestal-
                                                                        schen zu einem Engagement nicht überreden          tet sind und die Ehrenamtskultur verbessert wird.
                                                                 oder drängen. Heutzutage suchen sich die Menschen

                                                                                                                           5.
                                                                 ihr Ehrenamt selbst aus. Sie wollen Freude darin
                                                                 finden, etwas Gutes tun, Zeit mit Menschen verbrin-              Lieber begrenzt als ewig
                                                                 gen und sich weiterentwickeln. Man sollte also eher              Ehrenamtliche wollen sich nicht mehr so
                                                                 Werbung fürs Ehrenamt machen. Natürlich kann man                 lange binden, sondern bevorzugen Enga-
                                                                 Menschen auch weiterhin persönlich anfragen, aber         gements, die zeitlich befristet sind. Das ist nicht
                                                                 ohne Druck, sondern als Angebot, mit Bedenkzeit und       bei allen Aufgaben einfach zu realisieren. Viele
                                                                 der Freiheit, Nein zu sagen.                              Ehrenämter müssen deshalb künftig kleiner ge-
                                                                                                                           fasst werden, damit sich dafür Menschen finden.

                                                                 3.
                                                                                                                           So könnten bestimmte Aufgaben in Projektform
                                                                        Ohne Anerkennung geht es nicht                     gestaltet werden, d. h., das Engagement endet
                                                                        Wenn das Ehrenamt in einer Organisation            automatisch zum Projektende, und für das nachfol-
                                                                        lange gut gelaufen ist, schleicht sich schnell     gende Projekt wird wieder neu geworben. So muss
                                                                 eine gewisse Selbstverständlichkeit ein. Ehrenamt-        man sich nicht für ewig binden und man kann sich
                                                                 liche bekommen dann nicht mehr die Anerkennung,           immer wieder aufs Neue entscheiden.
                                                                 die sie erwarten. Ehrenamtliche brauchen aber
                                                                 immer wieder diesen aufmerksamen Blick, eine                  Mehr Infos: www.beratergruppe-ehrenamt.de
                                                                 wertschätzende Rückmeldung, Zeit für ein Gespräch
                                                                 oder einfach nur Interesse, um sich zufrieden und
                                                                 motiviert zu fühlen. Es braucht also eine „Kultur der
                                                                 Anerkennung“, die auch immer wieder selbstkritisch
                                                                 hinterfragt werden muss.
                  Wie gewinne und halte ich Ehrenamtliche?
                5 Tipps von Carola und Oliver Reifenhäuser von
                         der beratergruppe ehrenamt.                        Carola und Oliver Reifenhäuser von
                                                                            der beratergruppe ehrenamt in Berlin
                                                                            begleiten Organisationen beim Thema
                                                                            Freiwilligenmanagement.

18   erzblatt 02.2021
Gutes Beispiel

                                                          Helfen geht auch in Zeiten
                                                          von Corona. Mit der Aktion
                                                          „Warm durch die Nacht“
                                                          unterstützen Ehrenamt-
                                                          liche der youngcaritas in
                                                          Dortmund Obdachlose.

     Ehrensache!
                                                          Eine Tour durch die Dort-
                                                          munder Innenstadt.

                                                                insam scheppert der Boller-
                                                                wagen des youngcaritas-Teams
                                                                über den menschenleeren Han-
                                                          saplatz. Die Dortmunder Innenstadt
                                                          erwacht erst langsam wieder aus dem
                                                          Lockdown. Die ersten Geschäfte haben
                                                          wieder geöffnet – aber nur mit Termin.
                                                          Kristina Sobiech, Koordinatorin bei
                                                          der youngcaritas Dortmund, Prak-
                                                          tikantin Tamara Ziegs und die zwei
                                                          Ehrenamtlichen Johanna und Zübeyde
                                                          sind auf der Suche nach Obdachlosen.
                                                          1.600 sollen es allein in Dortmund
                                                          sein. Doch von denen ist bislang noch
                                                          niemand zu sehen. Die vier Frauen
                                                          sind für die Aktion „Warm durch die
                                                          Nacht“ der youngcaritas unterwegs.
                                                          Heute geht es nicht nachts, sondern
                                                          nachmittags los. Sie schenken Kaffee
                                                          aus, spendieren Süßigkeiten, Brot,
                                                          Duschgel, auch mal eine neue Unter-
                                                          hose. Und tröstende Worte.
                        Wo sind die Obdachlosen?
                        Die youngcaritas-Helferinnen,
                        Zübeyde Acerbas, Tamara Ziegs
                        und Johanna Klomann durchqueren
                        die Dortmunder Innenstadt.                        

20   erzblatt 02.2021                                                      erzblatt 02.2021   21
Gutes Beispiel

Kristina Sobiech hat die Aktion 2018 ins Leben gerufen.
Das Motto: „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“. In Essen
gab es schon eine „Warm durch die Nacht“-Gruppe der
youngcaritas. Inzwischen gibt es solche Gruppen in
vielen Städten in ganz Deutschland. Drei- bis viermal
im Monat zieht die youngcaritas in Dortmund los, um
Obdachlosen zu helfen. Jugendliche und Studierende
machen mit, mehr Mädels als Jungs, aber auch Migran-
tinnen und Migranten und Menschen, die selbst mal
obdachlos waren. Alle im Alter von 13 bis 35. „Wir hatten
schon ganze Schulklassen dabei“, sagt Sobiech. Manche
                                                             Danke: Die alte Dame faltet zum Abschied ihre Hände.
kommen einmal, manche immer wieder. Es ist ein locke-
res Engagement.
                                                                                                                           Auf einen Becher Tee. David erzählt Kristina Sobiech seine Lebensgeschichte.
Heute mit dabei: Abiturientin Zübeyde, sie macht seit
Anfang des Jahres mit. Ihr Talentscout an der Schule
hat ihr den Tipp gegeben. Johanna ist neu und über In-       „Warm durch die Nacht“ kann stattfinden. Andere Ver-          Die Tour geht weiter. Das Ziel: der Hauptbahnhof. Ein
stagram auf die Aktion gestoßen. Über fehlende Frei-         anstaltungen wie Vorleserunden für Migrantenkinder            Hotspot für die Obdachlosen. Als die vier angekommen
willige kann sich Kristina Sobiech nicht beklagen. Die       fallen wegen der Pandemie gerade komplett flach.              sind, bildet sich sogleich eine Menschentraube um den
Bereitschaft, sich zu engagieren, ist auch durch Corona                                                                    Bollerwagen. Auch viele Jugendliche sind darunter.
nicht weniger geworden. Vielmehr muss sie selbst die         Kaffee, Maske und ein Gespräch                                „Das macht mich immer am meisten betroffen, wenn                                     Koordinatorin: Kristina Sobiech ist Ideengeberin und
Teilnehmerzahl begrenzen. „Wegen Corona gehen wir                                                                          ich Leute in meinem Alter auf der Straße sehe“, erzählt                              Organisatorin bei der youngcaritas in Dortmund.

jetzt nur in 4er-Gruppen, früher waren wir auch mal          Die Gruppe zieht derweil weiter durch die Fußgänger-          die 19-jährige Zübeyde. Es gibt erst mal Kaffee für alle.
15 Leute. Es tut weh, Menschen absagen zu müssen, die        zone. Kristina Sobiech hält Ausschau. „Wenig los heute“,      Der Wagen hat sich inzwischen ziemlich geleert. Die
sich eigentlich engagieren wollen.“ Aber zumindest:          sagt sie. Doch dann entdeckt sie den ersten Obdachlosen.      Flaschen Wasser gingen gut weg. Auch die FFP2-Mas-
                                                             Ein älterer Herr mit BVB-Cap. Es gibt einen Kaffee, was       ken sind heiß begehrt – Obdachlose sind wegen ihres
                                                             zum Naschen, man plaudert über den Pokalsieg der              Lebensstils und vieler Vorerkrankungen bei Covid be-
                                                             Borussia am Vorabend. Schon geht es weiter. Manchmal          sonders gefährdet und deshalb sehr vorsichtig.
                                                             sind es nur wenige Worte, die gewechselt werden, man-
                                                             che Obdachlose winken auch höflich und dankend ab.            „Wie viel ist noch da?“, fragt Kristina Sobiech. „Mit einem
                                                             Ab und an entwickeln sich aber auch längere Gespräche.        leeren Wagen brauchen wir nicht in den Hauptbahnhof
                                                             So wie mit der alten russischen Dame, die auf ihrem Rol-      zu gehen.“ Es reicht noch. Hinter einem Mülleimer zwi-
                                                             lator sitzt und ihr Herz ausschüttet. Ihre OP-Maske und       schen den Eingangstüren des Hauptbahnhofs trifft die
                                                             ihre Mütze verdecken fast ihr ganzes Gesicht. Auch die        Gruppe David. Er ist der Letzte auf der heutigen Tour. Der
                                                             Helferinnen tragen natürlich Maske. Trotzdem kommt            gut gelaunte Punker erzählt bei einem Tee, wie er auf die
                                                             man sich näher. In Sobiechs Augen wechseln sich Betrof-       Straße kam, dass er 15 Jahre obdachlos war, dass er nun in
                                                             fenheit und Erstaunen, Interesse und Trost ab, als die alte   einer Sozialwohnung lebt – betreutes Wohnen –, dass er
                                                             Frau erzählt. Blicke sagen viel. Beim Abschied faltet die     aber dort einfach nicht glücklich wird. Er will wieder auf
                                                             alte Dame zum Dank ihre Hände. Kristina Sobiech hat           die Straße. Die jungen Helferinnen sind irritiert. Sobiech
                                                             die Frau schon oft gesehen. „Das war das erste Mal, dass      erzählt, dass manche Ehrenamtliche die Schilderungen
                                                             sie etwas von sich erzählt hat.“                              und Erlebnisse der Obdachlosen nicht verkraften. Johan-
                                                                                                                           na und Zübeyde wollen weitermachen. Und Koordina-
                                                                                                                           torin Sobiech hat einen guten Rat für alle: „Wir müssen
                                                                                                                           akzeptieren, dass wir die Probleme der Menschen nicht                    Hotspot: Johanna Klomann (v. l.), Zübeyde Acerbas, Kristina Sobiech
                                                 Voller Wagen: Kaffee, Süßes und eine kleine                               lösen werden. Was wir machen, ist eine Geste an die                      und Tamara Ziegs vor dem Dortmunder Hauptbahnhof.
                                                 Mahlzeit für die Obdachlosen.
                                                                                                                           Menschen: Es ist jemand da, der an dich denkt.“

22   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                                                          erzblatt 02.2021        23
Theologie

                                                                                       oder
                                                                                                                                                                   III.
                                                                                                               So auch nicht. Die Grundrechte gelten ja für alle              Hier könnte eine Neiddebatte entstehen:
                                                                                                               gleichermaßen. Unterschiede im Impfstatus                      Warum überhaupt Nachteilsausgleich?
                                                                                                               basieren auf Regeln des Staates zur Sicherung der              Wo liegt der Nachteil? Darin, dass andere
                                                                                                               Rechte aus Art. 2 GG. Sie wirken sich in zweier-    haben, was ich nicht habe? Das wäre Neid. Doch
                                                                                                               lei Hinsicht aus: (1) Es gibt keinen Grund, voll-   der Nachteil muss vom Privilegierungsverbot her
                                                                                                               ständig Geimpften die Rechte aus Art. 2ff. GG       verstanden werden. Dieses gründet auf der gleichen
                                                                                                               einzuschränken. Sie werden hinsichtlich dieser      Würde aller. Privilegien müssen sachlich begründet
                                                                                                               Grundrechte nicht privilegiert, sondern in den      werden, ansonsten wird die Würde der Nicht-Pri-
                                                                                                               „Normalzustand“ versetzt. (2) Durch die Impf-       vilegierten nicht ernst genommen. Das aber darf

                  Gerechtigkeit?
                                                                                                               priorisierung hat der Staat aber Unterschiede       der Staat nicht (Art. 1 GG). Die Privilegierung durch
                                                                                                               geschaffen, die sich wie Privilegien bzw. Benach-   Priorisierung ist sachlich begründet. Sie darf sich
                                                                                                               teiligungen auswirken. Eine Priorisierung mag       aber nicht als Privilegierung bei den Grundrechten
                                                                                                               zunächst ein Nachteilsausgleich für besonders       auswirken.
                                                                                                               Gefährdete sein, führt aber zu einer Vorzugsstel-
                                                                                                               lung bei der „Rückgabe“ der Rechte aus Art. 2ff.    Es darf nicht um Neid gehen. Neid mag evolutions-
                                                                                                               GG. Insofern hat der Staat Quasiprivilegierun-      biologisch im Kampf um knappe Güter sinnvoll
                                                                                                               gen geschaffen. Das darf er nicht. Ungleichheit     gewesen sein. Doch wir leben unter kulturellen
                                                                                                               ist zwar nicht immer ein moralisches Problem.       Bedingungen. Dort können Knappheiten (wie beim
                                                         ter Lebensführung sein. Letzteres findet einen
  Immer mehr Menschen sind                               Niederschlag im Artikel 2 des Grundgesetzes. Die
                                                                                                               Ungleichheiten gibt es viele. Nur Ärzte dürfen      Impfstoff) strukturell gelöst oder ausgeglichen wer-
                                                                                                               operieren – ich nicht. Doch das ist nicht unge-     den. Neid ist kein moralisches und kein rechtliches
  geimpft, doch noch immer müssen                        Unparteilichkeit resultiert aus der gleichen Wür-
                                                                                                               recht. Ungerecht ist es, wenn Gleiches ungleich     Argument. Ungerechtigkeit aber schon. Darum muss
                                                         de aller Menschen (Art. 1 GG sowie Gen 1,26f.). Im
  viele auf eine Impfung warten. Was                     vorliegenden Zusammenhang ist die Funktion
                                                                                                               behandelt wird. Gleich sind die Menschen in         es den Ausgleich geben. Dieser entfällt, wenn alle die
                                                                                                               ihrer Würde. Das führt zum gleichen Anspruch        Chance zur Impfung hatten. Impfgegner nehmen
  bedeutet das für die Corona-Regeln?                    (b) relevant.
                                                                                                               auf Art. 2 GG. Die Ungleichheit im Impfstatus mit   gegebenfalls Ungleichheiten in Kauf. Hier schließt
  Gelten sie auch für Geimpfte?

                                                         II.
                                                                                                               ihren Folgen für die „Rückgabe“ der Grundrechte     sich eine heikle Frage an. Dürfte der Staat Impfstoff
                                                                 Sollen Personen mit vollem Impfschutz
                                                                                                               ist insofern ungerecht. Aus ethischer Perspekti-    an arme Länder weitergeben, bevor hierzulande alle
  Ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft                             gegen Covid-19 gegenüber den Unge-
                                                                                                               ve muss der Staat einen Nachteilsausgleich für      Menschen die Chance hatten, vollständig geimpft zu
                                                                 impften privilegiert werden? Eindeutig:
  bei Corona moralisch legitim?                          Nein. Der Staat hat keine Privilegien zu verteilen.
                                                                                                               Personen ohne Impfschutz schaffen, bestenfalls      werden? Das GG (Art. 64,2) gibt der Gleichbehand-
                                                                                                               durch baldige Impfung. Bis dahin sollten noch       lung der Menschen im Lande wohl den Vorrang.
  Eine Einschätzung von Ethiker                          Unterschiede, die er macht, dürfen nur Nachteils-
                                                                                                               Ungeimpfte von (durchaus unkonventionellen)         Und moralisch? Freiwillig könnte jemand auf die
                                                         ausgleich oder Hilfen zur gerechten Umsetzung
  Werner Wertgen.                                        der Art. 1 und 2 GG sein. Die Grundrechte selbst
                                                                                                               Nachteilsausgleichen oder (kreativen) Schutz-       Impfung verzichten, damit sie einem
                                                                                                               maßnahmen profitieren, um möglichst viele           anderen zugutekommt. Doch das
                                                         dürfen nur zur unparteilichen Sicherstellung der
                                                                                                               Grundrechte zurückzubekommen.                       ist unpraktikabel. Zudem: Der

 I.
                                                         Grundrechte eingeschränkt werden. Hört sich
        Ich schreibe diese Zeilen als Ethiker. Ethik                                                                                                               Staat müsste zuvor jedem im
                                                         paradox an, ist aber plausibel: Lebensschutz und
        ist die wissenschaftliche Reflexionsdisziplin                                                          Ich spreche vom Impfschutz, doch wie ist die        Land ein Impfangebot machen.
                                                         Selbstbestimmung kommen ja allen Menschen
        von Moral, nicht Meinung oder Bauchge-                                                                 Situation von Genesenen, die einen Immun-
                                                         gleichermaßen zu. Also endet meine Freiheit
  fühl. Es zählen nur Fakten und logische Schluss-                                                             schutz besitzen? Sie sind nicht durch staatliches
                                                         dort, wo die legitime Freiheit der anderen be-
  folgerungen. Moral hat zwei Funktionen: Sie                                                                  Handeln, sondern durch eine überstandene
                                                         ginnt – und umgekehrt. Auf diesen Überlegun-                                                              Prof. Dr. Werner Wertgen,
  soll (a) (z. B. als christliche Moral) unparteiliche                                                         Erkrankung zum Immunschutz gekommen; die            Katholische Hochschule Nord-
                                                         gen gründen die Corona-Schutzmaßnahmen.
  Hilfe zum gelingenden Leben und (b) in einer                                                                 Rückgabe der Grundrechte stellt hier kein Ge-       rhein-Westfalen, Paderborn
                                                         Weil diese Überlegungen auch moralischer Natur
  pluralistischen Gesellschaft ein unparteiliches                                                              rechtigkeitsproblem dar. Wenn aber staatliches
                                                         sind, sind nötige Einschränkungen auch mora-
  Reglement zur Sicherstellung selbstbestimm-                                                                  Handeln zu unterschiedlichen Grundrechts-
                                                         lisch legitim.
                                                                                                               wahrnehmungen führt, gilt das Gebot des Nach-
                                                                                                               teilsausgleichs für noch ungeschützte Personen.
                                                         Aber unnötige Einschränkungen sind nicht ge-
                                                         rechtfertigt. Also: Für vollständig Geimpfte alle
                                                         Freiheiten, die anderen müssen einfach warten?

24   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                              erzblatt 02.2021   25
Schulterblick

Doppelt                                                                      geht
                                                                                                       Welling ist dafür zuständig, den Prozess der Neuaus-
                                                                                                       richtung des Pauluskollegs zu steuern. Mühlberger hat
                                                                                                       es in der Hand, das Semesterprogramm des Pauluskol-
                                                                                                       legs gemeinsam mit den Studierenden zu entwickeln.
                                                                                                       Zusätzlich, erzählen die beiden, denken sie im Feld des
                                                                                                       jeweils anderen mit und stimmen die wichtigen Ent-
                                                                                                       scheidungen eng miteinander ab.
                                                                                                                                                                  Zwischen Paderborn und Borgentreicher Land
                                                                                                                                                                  Anderer Ort, andere Aufgaben. Für Anna Mühlberger
                                                                                                                                                                  besteht eine zusätzliche Herausforderung darin, beruf-
                                                                                                                                                                  lich zwischen der Leitung des Pauluskollegs und der
                                                                                                                                                                  Seelsorge im Pastoralverbund Borgentreicher Land zu
                                                                                                                                                                  wechseln. Michaela Welling kommentiert: „Mich beein-
                                                                                                                                                                  druckt es, wie ihr die Balance gelingt zwischen den bei-
 Michaela Welling und Anna Mühlberger teilen sich seit zwei
                                                                                                                                                                  den halben Stellen, die ihr jeweils mehr abverlangen als
 Jahren einen Job als Direktorin. Gemeinsam leiten sie das Pauluskolleg                                Wer sich eine Weile mit Michaela Welling und Anna          50 Prozent.“ Anna Mühlberger antwortet: „Mal gelingt
                                                                                                       Mühlberger unterhält, der entwickelt schnell den Ein-      mir das mehr, mal weniger. So ehrlich muss ich sein.
 in Paderborn. Wie kann das funktionieren? Eine Zwischenbilanz.                                        druck, dass die beiden in der Arbeit zusammenhalten.       Aber mir hilft es, in beiden Stellen klare Schwerpunkte
                                                                                                       Und sich gegenseitig ergänzen. Im Interview fallen         und einen guten Kalender zu haben.“ Sie erzählt, dass
                                                                                                       immer wieder Stichworte wie Rückhalt, Vertrauen,           sie dienstags und mittwochs fest im Pauluskolleg vor
                                                                                                       Kompromissbereitschaft und Wertschätzung. Die              Ort ist, und sagt dann: „Und es ist eine große Erleich-

                                 C
                                        hefin“ oder „Direktorin“ – so werden Michaela Welling          beiden sparen nicht mit Lob für die jeweils andere. Und    terung für mich, dass ich so eine kompetente Kollegin
                                        und Anna Mühlberger gar nicht gern genannt. „Mit den           gleichzeitig sagt Michaela Welling: „Es bedarf guter und   habe, auf die ich mich immer verlassen kann.“
                                        Begriffen verbindet man ein gewisses Bild, das mit dem,        klarer Absprachen.“
                                 wie wir Leitung leben, nicht zusammenpasst“, erklärt Mühl-
                                 berger. Schade eigentlich, denn der Titel „Die doppelte Chefin“       Nachfrage: Was stimmen die beiden denn gemeinsam
                                 schien für diese Geschichte schon so gut wie gesetzt.                 ab? Was sind aktuell Herausforderungen? Bevor eine
                                                                                                       der beiden auf die Frage antwortet, bitten sie um einen           Die zwei fürs Pauluskolleg:
                                                                                                       Moment Geduld. Gegenseitig werfen sie Schlagworte                 Michaela Welling (l.) und
                                 Seit Oktober 2019 teilen sich Michaela Welling und Anna Mühl-                                                                           Anna Mühlberger arbeiten
                                                                                                       in den Raum, wägen ab und nennen dann ein Thema:                  als Leitung vertrauensvoll
                                 berger die Leitung des Pauluskollegs in Paderborn. Welling
                                                                                                       Einzugskriterien. Welling erklärt, dass einerseits klar           zusammen.
                                 arbeitet in Vollzeit, Mühlberger in Teilzeit neben einer Stelle als
                                                                                                       geregelt ist, dass im Pauluskolleg junge Männer und
                                 Gemeindereferentin im Pastoralverbund Borgentreicher Land.
                                                                                                       Frauen, die in Paderborn in theologischer Fachrich-
                                 Nun, nach mehr als anderthalb Jahren, ist Zeit für ein Zwischen-
                                                                                                       tung studieren, für ein Jahr leben. Andererseits gebe es
                                 fazit: Wie gelingt den beiden diese besondere Konstellation, dass
                                                                                                       immer wieder Anfragen und Sonderfälle. Zum Beispiel,
                                 sie sich Leitung teilen?
                                                                                                       wenn Studierende länger als das eine Jahr im Paulus-
                                                                                                       kolleg leben möchten, um sich persönlich noch weiter-
                                 Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, der kann eben auch
                                                                                                       zuentwickeln.
                                 bei der Berufsbezeichnung der beiden anfangen. Der Begriff
                                 „Direktorin“ stehe bei den beiden zwar noch an der Tür, aber er

                                                                                                             e r
                                 spiegele nicht ihr Berufsbild wider. „Wir verstehen uns als Teil

                                                                                                           s
                                 der Gemeinschaft der Menschen, die hier wohnen und arbeiten,

                                                                                                       be s
                                 in der jeder an seinem Platz am Gelingen der Hausgemeinschaft
                                  mitarbeitet“, sagt Mühlberger.

                                    Eine muss den Hut aufhaben?!
                                     „Einer oder eine muss den Hut aufhaben“ – diesen Spruch
                                      kennt Michaela Welling noch gut von einem ehemaligen
                                      Vorgesetzten. Die Arbeit des Leitungsduos im Pauluskolleg
                                      interpretiert diesen Satz neu. Die Leitungsaufgabe überneh-
                                      men beide gleichermaßen und doch hat jede ihr Feld, für
                                     das sie verantwortlich ist.

26   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                                  erzblatt 02.2021   27
Rubrik
Glaubensfrage

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                                                                                                        que porios
                                                                                                        aest in
                                                                                                                         delitis quibus
                                                                                                             Missbrauchsskandal,

                                                                                                                    aliae niminvel
                                                                                                                der Kritik. Viele
                                                                                                              voluptatque
                                                                                                                                  und
                                                                                                                                        rest as über
                                                                                                                                     Debatten

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                                                                                                                                                nus, sed
                                                                                                                                      vielesquos.
                                                                                                                                             mehr.Untis
                                                                                                                                                 müssen
                                                                                                                                          secepelenti
                                                                                                                                                         magnat esSegnungen
                                                                                                                                                     Frauenrechte,

                                                                                                                                                        es am ducimus
                                                                                                                                                          sich
                                                                                                                                                       arum
                                                                                                                                                                      accus. Officilias
                                                                                                        eossinulpa volutem porectiis ra sinihic tempor a consendignam inis alicia
                                                                                                             für Homosexuelle                       Die Kirche steht öffentlich
                                                                                                                                                               immer 275
                                                                                                                                                             asitibu.
                                                                                                                                                                         ea que simusci-
                                                                                                                                                                        wieder

                                 arbeiten?                                                                  rechtfertigen. Wie gehen Sie damit um? Eine Umfrage.

                                                                                                               Interessanterweise wird mir diese Frage
                                                                                                                                                              Ganz ehrlich? An manchen Tagen bin ich es
                                                                                                               eher selten von Ehrenamtlichen gestellt,
                                                                                                                                                              wirklich leid. Ich bin es leid, meinen Kopf
                                                                                                               auch nicht von Freunden oder Bekannten.
      Ob ich unter den gegenwärtigen gesell-                                                                                                                  für Taten, Regeln und Anforderungen hin-
                                                                                                               Vielmehr stelle ich mir die Frage selbst und
      schaftlichen Bedingungen noch für die                                                                                                                   zuhalten und der Kirche ein freundliches
                                                                                                               ich spüre die Fragen verstärkt im Kolle-
      katholische Kirche arbeiten kann? „Ja, ich                                                                                                              Gesicht zu geben. Ich will nicht in einen
                                                                                                               ginnen- und Kollegenkreis. Solange es in
      tue es immer noch gern!“ Nicht alle ver-           Die aktuellen kirchlichen Entwicklungen                                                              Topf gesteckt werden mit den Vorgängen
                                                                                                               unserer Kirche Vielfalt geben darf, solange
      stehen das. Der Dienst als Priester, mehr          bewegen mich sehr. In meinem Umfeld                                                                  im Bereich der Missbrauchsaufarbeitung,
                                                                                                               es Orte und Gelegenheiten gibt, wo ich mit
      noch als leitender Pfarrer ist mit Herausfor-      sind immer mehr Menschen von der Kirche                                                              den vielen amtskirchlichen Vorgaben, die
                                                                                                               Gleichgesinnten meinen Glauben und mei-
      derungen verbunden, die es früher so nicht         enttäuscht und wenden sich ab. In privaten                                                           meinem Gerechtigkeitsdenken und Gottes-
                                                                                                               ne Erfahrungen teilen kann, solange fühle
      gab. Die Pluralität der Menschen erfordert         Gesprächen muss ich mich häufig dafür                                                                bild völlig entgegenstehen, und Regeln, die
                                                                                                               ich mich der Kirche verpflichtet. Ich erlebe
      viel Flexibilität. Trotz aller Belastungen bin     erklären, als junge Frau überhaupt bei der                                                           ich kaum noch jemandem erklären kann.
                                                                                                               seit meinen Jugendarbeitszeiten immer
      ich immer noch gerne Priester. Die Kirche          katholischen Kirche zu arbeiten. Oft habe                                                            Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir an
                                                                                                               wieder Menschen an verschiedenen Orten,
      ist es, die mir von Jesus Christus erzählt hat.    ich das Gefühl, dass man sich noch so sehr                                                           der Basis noch so gut arbeiten können, die
                                                                                                               die meinen Glauben hinterfragen, mich auf
      Unser Glaube ist stark! In unserer Kirche          für ein neues Bild von Kirche einsetzen                                                              Verlautbarungen von „oben“ hauen vieles
                                                                                                               meinem Weg bestärken und mit mir den
      habe ich viele wunderbare Menschen                 kann – in der öffentlichen Wahrnehmung                                                               wieder kurz und klein. Warum ich trotzdem
                                                                                                               Glauben feiern. Und diese Menschen und
      kennengelernt. Ehrlich können wir nur mit          wird das schnell von Negativschlagzeilen                                                             bleibe? Weil ich immer noch die Hoffnung
                                                                                                               Orte finde ich innerhalb unserer Kirche. Das
      der festen Haltung in die Zukunft gehen:           überlagert. Trotzdem möchte ich mich aus                                                             habe, dass sich etwas bewegen und ver-
                                                                                                               heißt aber nicht, dass ich nicht mit Un-
      Sexueller Missbrauch und Vertuschung sind          meinem Glauben heraus für Menschen                                                                   ändern kann und wird – hoffentlich in die
                                                                                                               geduld den Synodalen Weg, den Umgang
      ein Verbrechen! Stopp!                             einsetzen und aus meiner Perspektive als                                                             richtige Richtung.
                                                                                                               mit Maria 2.0 und andere Themen verfolge
                                                         junge Frau die Zukunft der Kirche mitge-
      Pfarrer Karl-Josef Auris, Leiter Pastoraler Raum                                                         und dass mein Vertrauen in die Wandelbar-      Svenja Kuschke, Gemeindereferentin
      Am Ölbach                                          stalten. Es stärkt mich, mit Gleichgesinnten                                                         Pastoraler Raum Wittekindsland
                                                                                                               keit von Kirche in den jetzigen Strukturen
                                                         zusammenzuarbeiten und mich selbst aktiv
                                                                                                               immer mehr schwindet.
                                                         für meine Werte und Themen einzusetzen.
                                                         Dabei trägt mich mein Glaube.                         Rainer Beckmann, Dekanatsreferent im Dekanat
                                                                                                               Märkisches Sauerland
                                                         Alina Brinkmann, Bereich Pastorale Dienste
                                                         im Erzbischöflichen Generalvikariat

28   erzblatt 02.2021                                                                                                                                                                         erzblatt 02.2021   29
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