Hoga aktiv DEHOGA Berlin im gast- und rastlosen Krisenmodus - Hoher Besuch im Restaurant
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hoga aktiv 6 | 2020 Das Magazin für Berliner Gastgeber DEHOGA Berlin im gast- und rastlosen Krisenmodus Vollbremsung Neue Freiheit Hoher Besuch im Gast- oder Lockerungs- im Restaurant gewerbe wirrwarr? Gugelhof
WIR LIEFERN FIX UND FERTIG Darf’s ein bisschen mehr sein? Während Sie für Ihre Gäste am Rotieren sind, bringen wir alle Zutaten bequem in Ihre Küche – und zwar exakt so, wie Sie sie brauchen. Davon können sich die anderen gerne eine Scheibe abschneiden. Informieren Sie sich unter www.chefsculinar.de. Die wichtigste Zutat für Ihr Erfolgsrezept: CHEFS CULINAR. Und unsere 25.000 Produkte.
INHALT © The Student Hotel Berlin © visitBerlin/Thomas Kierok © DEHOGA Berlin 4 10 19 AKTUELL SOCIAL MEDIA Editorial: DEHOGA Berlin im gast- und #socialmedia 20 rastlosen Krisenmodus 4 Vollbremsung im Gastgewerbe 6 DEHOGA BERLIN-PARTNER Interview mit Alexander Wieberneit: Stürmischer Herbst auf dem Arbeitsmarkt 8 DiscoEat: Nebenzeiten sind wichtig 24 Hoher Besuch im Restaurant Gugelhof: Bundespräsident informiert sich vor Ort 10 Fliegel Textilservice: Wäsche-Hygiene 26 Gast & Gastro: WIR IN BERLIN Einfach und sicher einchecken 27 Neue Freiheit oder Lockerungswirrwarr? Erfahrungen Berliner Gastronomen 12 NEWS Optimistisch in die Zukunft: NEWS 28 Interview mit Anne Wahl-Pozeg 15 Fairmas: MITGLIEDER Zwischen Hoffen und Bangen 18 visitBerlin: Jubiläen im Juli, Restart Berlin-Tourismus 19 Neue Mitglieder 30 Impressum Herausgeber: Hotel- und Gaststättenverband Berlin e. V. (DEHOGA Berlin), Christian Andresen (Präsident), Lutz Freise (Schatzmeister), Thomas Lengfelder (Hauptgeschäftsführer), Keithstraße 6, 10787 Berlin, Telefon +49 30. 318048-0, Telefax +49 30. 318048-28, info@dehoga-berlin.de, www.dehoga-berlin.de; Redaktion: Peggy Mayer, +49 30. 318048-16, projekte@dehoga-berlin.de · Verantwortlich für den Inhalt: HOGA Berlin Service GmbH, Thomas Lengfelder (Geschäftsführer) Verlag und Gesamtherstellung: TMM Magazine GmbH, Franklinstraße 11, 10587 Berlin, www.tmm.de; hogaaktiv@tmm.de, Tel: +49 30. 2359951-71, Fax: +49 30. 2359951-88 Geschäftsführer: Jürgen H. Blunck, Layout: Astrid Güldemann, Titelbild: FISHERMANS – DAS Fischrestaurant Erscheinungsweise: 11 Onlineausgaben und 6 Printausgaben. Der Bezugspreis ist im Verbandsbeitrag enthalten. Namentlich gekennzeichnete Artikel sind Ausdruck grundsätzlicher Meinungsfreiheit; sie geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion bzw. des Herausgebers oder des Verlages wieder. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist der Sitz des Verlages. Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2020 hoga AKTIV 6 | 2020 3
AKTUELL DEHOGA Berlin t- und rastlosen im gas Krisenmodus © The Student Hotel Berlin Hinter jedem einzelnen Dokument stecken nicht nur große Portionen an Wissen und Erfahrungen, sondern auch inhaltliche Abstimmungen, um belastbare und rechtssichere Liebe Mitglieder des DEHOGA Berlin, Aussagen treffen zu können. Diese Informationsplattform liebe Leserinnen und Leser, in Sachen Corona wurde umgehend auch für Nichtmitglie- in dieser Ausgabe der hogaAKTIV steht ein Interview mit der freigeschaltet. Gelebte Solidarität. Wer da nicht drauf- Anne Wahl-Pozeg, Kommunikationschefin bei Accor. In schaut, dem ist wohl schwer zu helfen. Über Homepage meiner Zeit bei Accor habe ich viel von ihr lernen können. und Newsletter wurden auch die Überlebens-Aktivitäten zu Das Interview hat mich in der Erkenntnis bestärkt, wie ent- Krisenbeginn kommuniziert, dazu gehörte die Platzierung des scheidend Kommunikation in Krisenzeiten ist. Aber schön Lieferservices #berlinliefert in Zusammenarbeit mit der IHK der Reihe nach: Alles begann mit der Absage der ITB. Ehr- Berlin. Schnell versammelte die neu entstandene Plattform lich: Was da auf uns zurollt, habe ich zu diesem Zeitpunkt über 700 Betriebe der Stadt. nicht geahnt. Damals veranstalteten wir im Hotel noch eine Mini-ITB. Zu dem Zeitpunkt haben wir uns noch auf die Schulter geklopft, das hat sich gut und richtig angefühlt. Mit dem Wissensstand von heute würde ich das höchstwahr- scheinlich nicht mehr tun, denn schon kurze Zeit später traf unsere gesamte Branche die Corona-Katastrophe mit voller Wucht. Türen zu. Eine Situation, deren Konsequenzen und Herausforderungen der DEHOGA Berlin – vor allem Präsi- dent Christian Andresen und Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder – in enorm kurzer Zeit erfassten, die „normale“ Tätigkeit einstellten und den Krisenmodus umgehend von 0 auf 100 hochfuhren. Inhaltlich war und ist das vor allem täg- liche Kommunikation in alle Richtungen: mit der Politik (ins- besondere zum Regierenden Bürgermeister Michael Müller, Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und den zuständigen Mitarbeiter*innen der Bezirksämter), intern mit den Mit- gliedern, dem DEHOGA-Bundesverband und den anderen Landesverbänden, mit den Medien, aber auch mit Interes- senvertretungen wie der IHK, der Gewerkschaft NGG, dem OSZ sowie den Unternehmerverbänden in Sachen Ausbil- dung, der Clubcommission, der Regionaldirektion der Agen- tur für Arbeit in Sachen Kurzarbeitergeld und viele mehr. Seit dem ersten Krisentag informiert die Website beindru- ckend gut strukturiert und kontinuierlich upgedatet über alles, was Gastronomie und Hotellerie in der jeweiligen © Magazin Maitre aktuellen Situation dringend benötigen. Das reichte vom Fahrplan für das „Herunterfahren“ der Betriebe (später das „Hochfahren“) über Checklisten, Hygieneplan, Mus- terschreiben für Vermieter, Sozialversicherungen, GEMA, Energieversorger usw., Antworten auf FAQ bis hin zu allge- Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Berlin, meinen Handlungsempfehlungen. während einer Aktion vor dem Bundeskanzleramt. 4 hoga AKTIV 6 | 2020
AKTUELL Restaurant), die sich in der Zeit der Schließung fast täglich austauschte. Über 150 Teilnehmer*innen fanden hier Rat und Gemeinschaft. In der Hotellerie erfolgte das über die ERFA-Gruppen. Nicht alles funktionierte: so war der Vor- stoß, dass Mitarbeiter*innen von Hotels im Einzelhandel ar- beiten, nicht erfolgreich. Den vom DEHOGA Berlin gefor- derten Aufschub der Tariferhöhung von über 3 % ab 1. Mai lehnte die Gewerkschaft ab, auch der Wunsch nach Ände- rung des Manteltarifvertrages hinsichtlich Kurzarbeitergeld wurde von der NGG nicht erfüllt. Zum Arbeitspensum in © The Student Hotel Berlin der Geschäftsstelle des DEHOGA Berlin gehören selbst verständlich auch die Klärung all der einzelnen Anfragen der Mitglieder, ihr Ärger mit Vermietern, ihre Ängste, konkrete Fragen um Kurzarbeitergeld, Unterstützung, rechtliche Pro- bleme … Vor wenigen Tagen fragte ich Thomas Lengfelder, wie viele E-Mails er in diesen Wochen der akuten Coro- Eine Aktion der Mitarbeiter*innen des The Student Hotel Berlin während des na-Krise bearbeitet hat. 10.000 war die Antwort. Wer ihn Schließung. „Together we can be heroes” ist gegenwärtig der Slogan des Hauses . kennt, weiß, dass er nicht zu Übertreibungen neigt. Auch so ist ein Arbeitspensum halb- In den ersten Krisentagen habe wegs messbar. ich viel darüber nachgedacht, Ich habe den Eindruck, Ein Aufatmen gibt es in der Ar- wie unsere Branche in der Stadt beit des DEHOGA Berlin nicht. wahrgenommen wird. Nicht nur dass die Medienpräsenz Ganz oben auf der Agenda ste- von den Gästen, sondern gerade der Berliner Gastgeber-Branche hen die Möglichkeiten, die Mie- auch von der Politik, allen voran ten zu stunden und natürlich der der Senatsverwaltung für Wirt- noch nie so hoch war Rettungsschirm für Betriebe, schaft. Da fand ich es gut, dass die vor dem Aus stehen. Auch Christian Andresen und Thomas wie in diesen Krisen-Wochen. Exitstrategien für die Berliner Lengfelder nicht locker ließen, Kneipen, die ja ein Stück Kultur- um mit starker Stimme für die Interessen der Hoteliers und gut sind, die Bars und Clubs müssen erarbeitet werden. Gastronomen einzutreten. Der fortlaufende Austausch mit Und nun? Wie wird unsere Branche in der Zukunft aus den Politiker*innen war nicht irgendwie „nett“ (die Gent- sehen? Vier Gedanken dazu: lemen, wie wir sie kennen), sondern konsequent und for- 1. Müssen wir als Verband gemeinsam mit visitBerlin Ideen dernd. Andresen und Lengfelder sorgten am Round Table und Konzepte entwickeln, dem Tourismus neue Impulse der Wirtschaftssenatorin dafür, dass die Forderungen der zu geben, damit Gäste länger in der Stadt bleiben. Was Branche auf den Tisch kamen und nicht unter ihn fielen. können wir alle tun, um die Metropole interessanter zu Diese unüberhörbare Stimme wurde auch von den Medien machen? wahrgenommen, und ich habe den Eindruck, dass die 2. Sind wir nach Corona alle digitaler unterwegs. Das hilft Medienpräsenz der Berliner Gastgeber-Branche noch nie uns in den Prozessketten. Ich denke aber auch, dass die so hoch war wie in diesen akuten Krisen-Wochen. In den Verwaltung hier gelernt hat und Dinge zukünftig einfach Berliner Medien (rbb-Abendschau, TV Berlin, Morgenpost, schneller gehen werden. Berliner Zeitung, BILD, BZ, Kurier, 105,5 Spreeradio …), 3. Sollten wir noch genauer hinhören, was Gäste wirklich aber auch in den überregionalen Medien wie ARD, ZDF, wollen und erwarten. Hier gibt es einen großen grauen ntv, dpa kamen nicht nur Präsident und Hauptgeschäftsfüh- Fleck und zugleich die Chance, neue Geschäftsideen zu rer zu Wort, sondern auch viele Mitglieder formulierten die kreieren. Forderungen an die Politik und schilderten – teilweise sehr 4. Lebt unsere Branche von Nähe, Geselligkeit und Ge- emotional – dass es um das eigene blanke wirtschaftliche meinschaft. Das brauchen wir zurück. Herzlichkeit und Überleben und das einer ganzen Branche geht. Auch die Nähe sind ein wichtiger Teil der Freiheit. Social Media-Präsenz nahm in den Krisentagen mit gefühl- ten dreistelligen Steigerungsraten zu und so mancher hat Ich hoffe, Sie kommen gut durch die Krise, der Verband hilft da erkannt, wie schnell, wichtig, effizient und einfach diese umfassend dabei. Bleiben Sie gesund und vor allem positiv Kommunikationskanäle sind. – wir können und werden weiterhin stolz auf unsere Stadt, Große Teile der Arbeit des Präsidiums geschieht auch hin- unsere Branche und unsere Gemeinschaft sein! ter den Kulissen. Dazu gehören separate Gespräche mit Politikern, um Entscheidungen voranzutreiben. Öffentlich Ihr Philip Ibrahim und erlebbar hingegen ist die Begleitung der sehr großen General Manager im The Student Hotel Berlin „Gastro-Gruppe“ (vom Sternelokal bis zum gut bürgerlichen und Mitglied des Präsidiums des DEHOGA Berlin hoga AKTIV 6 | 2020 5
AKTUELL Vollbremsung im Gastgewerbe 13.100 Unternehmen im Berliner Gastgewerbe sind betroffen. Umsatzeinbruch um 40 % für 2020 erwartet und jeder 10. Arbeitsplatz ist gefährdet M it Beginn der Corona-Krise in Berlin Mitte März „Es ist mir ein Anliegen, in dieser schweren Zeit darauf hin- 2020 hat der Tourismus einen beispiellosen Zu- zuweisen, welchen Beitrag das Gastgewerbe in der Stadt sammenbruch erlitten. Davon ist vor allem das leistet“, erklärt Christian Andresen Präsident des Hotel- Gastgewerbe hart getroffen worden. Allein im März ist der und Gaststättenverband Berlin e. V. „2019 hat das Berliner Umsatz der rund 13.100 Unternehmen der Branche ge- Gastgewerbe knapp 109.000 Menschen einen Job gebo- genüber dem Vorjahresmonat um 46,1 % gefallen. In den ten. Der Umsatz hat nach Berechnung der IBB-Studie den Monaten von März bis Mai mussten 64.267 Mitarbeiter in Rekordstand von 7,1 Mrd. Euro erreicht, die Bruttowert- Kurzarbeit geschickt werden. Damit kommt jeder 6. Berli- schöpfung 3,4 Mrd. Euro. Der Tourismus und insbesonde- ner Kurzarbeiter aus dem Gastgewerbe. Darüber hinaus re das Gastgewerbe sind ein entscheidender Eckpfeiler des mussten die Unternehmen im April und Mai bereits 5.558 Berliner Wirtschaftswachstums. Politik und Branche müs- Menschen entlassen, das entspricht 16,8 % der insgesamt sen alles dafür tun, nach der Krise wieder an diese Niveaus 33.125 Neuzugänge in Arbeitslosigkeit in Berlin für das ge- anzuschließen.“ samte Jahr. Und diese konnten sich 2019 sehen lassen. Von den 13,98 Mio. Berliner Gästen im Beherbergungsgewerbe Der Tourismus und insbesondere logierten 2019 die meisten in Hotels (7,5 Mio.) und Ho- tels Garnis (4,5 Mio.). Ein deutlich geringerer Teil ist in Pen das Gastgewerbe sind sionen (229.077) und Gasthöfen (15.113) untergekommen. ein entscheidender Eckpfeiler Weitere insgesamt 1,7 Mio. übernachteten in Jugend herbergen (1,4 Mio.), Ferienwohnungen (234.725), Erho- des Berliner Wirtschafts lungs-, Ferien- und Schulungsheimen (65.596) sowie auf wachstums. Politik und Branche Campingplätzen (38.555). müssen alles dafür tun, Unterbringung in Anzahl Gäste. nach der Krise wieder an diese Hotels 7.500 000 Niveaus anzuschließen. Hotels Garni 4.500 000 Christian Andresen, Präsident Pensionen 229.077 des Hotel- und Gaststättenverband Berlin e. V. Gasthöfen 15.113 „In dieser Situation war schnelle und vor allem unbüro- Jugendherbergen 1.400 000 kratische Hilfe für die betroffenen Unternehmen das Ge- bot der Stunde“, betont Dr. Jürgen Allerkamp, Vorsitzen- Ferienwohnungen 234.725 der des Vorstands der IBB. „Das Land Berlin und der Bund haben neben dem breit angelegten Kurzarbeitergeld für Erholungs-, Ferien- und Schulungsheimen 65.596 Mitarbeiter*innen über die Investitionsbank Berlin Corona- Campingplätzen 38.555 Hilfen in Höhe von knapp 2 Mrd. EUR bereitgestellt – zur Rettung vieler Unternehmen und Selbstständiger in Berlin. gesamt 13.983066 Davon gingen allein 188,5 Mio. EUR bzw. 10 % in Richtung des Gastgewerbes“. Berliner Gäste im Beherbergungsgewerbe 2019 6 hoga AKTIV 6 | 2020
AKTUELL 2019 Hohe Auslastung und Rekordumsatz in 2019 Entscheidend für die gewerblichen Unterkünfte in Berlin ist eine stetige und hohe Auslastung ihrer insgesamt 62.821 Zimmer, in denen 125.562 Betten stehen. Aufgrund der 2020 steigenden Übernachtungen in 2019 (+3,8 % auf 34,1 Mio.) konnte die Zimmerauslastung in der Hotellerie mit mindes- tens 25 Zimmern um 1,3 Prozentpunkte auf durchschnittlich 7,1 Mrd. 79,6 % ausgeweitet werden, der höchste jemals gemeldete 4,1 Mrd. Jahreswert für Berlin. Das Beherbergungsgewerbe konnten 2019 Umsätze von insgesamt 3.480 Mio. Euro erwirtschaf- ten. Innerhalb des Beherbergungsgewerbes entfielen mit 3.158 Mio. Euro bzw. 90,7 % der größte Umsatzanteil auf die Berliner Hotels, Gasthöfe und Pensionen. Zusammen mit der Gastronomie, die 3.586 Mio. Euro Umsätze ver- buchte, kam das gesamte Gastgewerbe auf 7,1 Mrd. Euro Umsatz. Nach Abzug der Vorleistung dürfte das Gastgewer- Die Studie der Volkswirte der IBB zeigt aber auch, dass be 2019 voraussichtlich 3,4 Mrd. Euro zur Bruttowertschöp- eine Rückkehr zur Normalität im Gastgewerbe nur sto- fung beigetragen haben. ckend von statten gehen wird. Auf das gesamte Jahr 2020 hochgerechnet könnten die Umsätze im Gastgewerbe von 7,1 Mrd. Euro im Vorjahr um gut 40% auf 4,1 Mrd. Euro zu- sammenbrechen. Das entspräche einem Umsatzrückgang Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirt- von 3 Mrd. Euro. Davon entfallen rechnerisch 1,4 Mrd. Euro schaftliche Analysen und Berichte finden Sie unter auf die Gastronomie (– 37,9 %) und 1,6 Mrd. auf das Beher- www.ibb.de/berlin-aktuell oder www.dehoga-berlin.de. bergungsgewerbe (– 47 %). Darüber hinaus könnten insge- samt 10.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Grün und noch günstiger • Preisvorteil für Verbandsmitglieder Mehr Infos erhalten Sie beim • 12 oder 24 Monate Vertragslaufzeit DEHOGA Berlin und auf • 100 % regenerativer Strom vattenfall.de/verbaende-berlin
AKTUELL „Wir stehen vor einem stürmischen Herbst auf dem Berliner Arbeitsmarkt“ D er FDP-Politiker und leidenschaftliche Marathonläufer Alexander Wieberneit ist Marketing- und Vertriebsleiter des Hotel Mövenpick Berlin und seit März 2020 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Hier engagiert er sich als arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP- Fraktion und ist Mitglied in den Ausschüssen Sport sowie Bürgerschaftliches Engagement und Partizi pation. Außerdem wirkt er im Wirtschaftsressort von Sebastian Czaja im Bereich Tourismus mit. Der zeit aufwändige Balanceakt zwischen seiner Management- position im Hotel und seinem politischen Mandat gelingt dank der Flexibilität seines Arbeitgebers und der Toleranz seiner Ehefrau. Mit hogaAKTIV sprach Alexander Wieberneit über die Zukunft der touris © Cindy Quast tischen Arbeitsplätze in Berlin und einen sich wandelnden Hotelmarkt. Alexander Wieberneit Was macht die Pandemie mit den touristischen Arbeits- plätzen in Berlin und welche Entwicklungen sagen Sie tion der Bundesagentur für Arbeit gestellt und es wurde da- für Tourismus, Gastronomie und Hotellerie kurz- und rauf verwiesen, dass ein Großteil der Mitarbeiter in die Be- mittelfristig voraus? arbeitung des Kurzarbeitergeldes verlegt wurde. Dort hätte man im Bedarfsfall die entsprechenden Reserven, um die Ich würde es gerne positiver fassen, aber ich sehe das sehr Arbeitslosen-Neumeldungen bei der Bundesagentur zu be- dramatisch und auch durchaus dramatischer als die derzeit arbeiten. medial und öffentlich dargestellte Situation. Die Arbeits losenzahlen und -neumeldungen halten sich zwar in einem Wie beurteilen Sie die Situation hinsichtlich gewissen Rahmen, aber sie sind vom März zum April für des vor der Corona-Krise beklagten Fachkräftemangels? ganz Berlin schon wieder um 34.000 Menschen angestie- gen. Schon jetzt liegt Berlin bei den Arbeitslosenmeldun- Natürlich werden kurzfristig ausreichend viele Fachkräfte gen über dem Bundesdurchschnitt, was zeigt, dass in Ber- auf dem Markt sein. Mittel- und langfristig hingegen werden lin schneller reagiert wird. Das wiederum liegt daran, dass wir insbesondere im Tourismus wieder vor einer Verschlim- wir hier hauptsächlich Dienstleistungsgewerbe haben und merung der Situation stehen. Gerade die touristischen Un- vergleichsweise wenig produzierende Industrie wie in den ternehmen und Hotels werden zum neuen Ausbildungs- anderen Bundesländern. Im Moment ist es so, dass das start teilweise gar nicht mehr die Möglichkeiten haben, durch die Kurzarbeitergeldregelung relativ gut abgefangen neue Ausbildungsplätze zu besetzen. Das ist gar nicht mal wird, aber wir werden im 3. oder 4. Quartal den Beginn der so sehr mit der finanziellen Herausforderung begründet, reellen Auswirkungen sehen. Dann treffen auf dem Markt sondern mit der Reduzierung des eigentlichen Mitarbeiter- 100 % verfügbare Arbeitskraft auf nur noch ca. 50 % des stammes, der dann weiterhin in Kurzarbeit oder durch Kün- Geschäftsvolumens. Damit kommt Handlungszwang für digungen verringert ist. Eine angemessene Betreuung der die Unternehmen auf, die dann entweder die maximale Auszubildenden können die Betriebe damit kaum noch ge- Zeitspanne für das Kurzarbeitergeld ausschöpfen oder Kün- währleisten. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass zwar die digungen aussprechen müssen. Bis zum nächsten Frühling bestehenden Auszubildenden gehalten werden, aber nicht wird sich meines Erachtens die Geschäftssituation kaum noch durch das Besetzen weiterer Azubistellen eine zusätz- deutlich verbessern. Somit stehen wir vor einer großen liche Mehrbelastung geschaffen wird. Zeitverzögert wird Kündigungswelle und einem stürmischen Herbst auf dem dies wiederum zu einem Fachkräftemangel führen, weil Berliner Arbeitsmarkt, der dann letztendlich bewältigt wer- zum jetzigen Zeitpunkt weniger ausgebildet wird. Auch im den muss. Hier stellt sich die Frage an die Bundesagentur Mövenpick schieben wir den Ausbildungsstart zunächst für Arbeit, inwieweit die Vorbereitungen getroffen sind. Ich einmal ins nächste Halbjahr und werden dann sehen, wie habe im Arbeitsausschuss die Frage an die Regionaldirek man zum Start im Februar agieren kann. 8 hoga AKTIV 6 | 2020
AKTUELL Wie bewerten Sie die letzten Lockerungen der luste auch im zweiten Halbjahr keinesfalls wettmachen, Eindämmungsverordnung, insbesondere die Tatsache, selbst wenn wir zum vollen Geschäft zurückkehren könnten. dass Veranstaltungen in begrenztem Rahmen innen Deshalb plädieren wir für eine unbedingte Bewilligung des und außen wieder stattfinden dürfen. Rettungsschirms. Außerdem erachten wir eine Ausweitung des Tourismus-Begriffes für ratsam. Denn die Branche um- Grundsätzlich begrüße ich natürlich jede Art von Lockerung. fasst weit mehr als Flugverkehr, Hotellerie und Gastronomie. Aber auch da scheint es mir zum Teil zu kleinteilig, zu inkon- Die Liquiditätshilfen müssen bei allen ankommen, die Teil sequent. An der Entwicklung der Infektionszahlen sehen dieses Wirtschaftszweiges sind, bis hin zu Soloselbständi- wir, dass mehr möglich wäre. Meiner Meinung nach müss- gen wie beispielsweise Stadtführern, aber auch bei Studen- te man die zulässigen Teilnehmerzahlen bei Veranstaltungen ten, die sich mit ihrem Nebenjob das Studium finanzieren. nicht mehr gestaffelt erhöhen, sondern könnte unter Berück- sichtigung der Mindestabstände auch die Höchstzahl zulas- Glauben Sie, dass der Berliner Hotelmarkt sen. Es ist eine überflüssige Verdoppelung, die Personenzahl nach der Pandemie derselbe sein wird? zu begrenzen und den Mindestabstand einhalten zu müssen. Oder werden viele Betriebe nicht überleben? Es hilft vielen Veranstaltungsorten und Hotels wenig, wenn sie zwar Veranstaltungen bis 300 Personen durchführen Es wird einige geben, die nicht in ihrer bisherigen Form über- dürften, sie aber aufgrund der Mindestabstandsbestimmun- leben werden. Das wird aber dazu führen, dass wir eine neue gen selbst im größten Saal nur noch 60 oder 70 Personen Markenvermischung sehen werden. Ich denke, dass große unterbringen. Das ist wirtschaftlich einfach nicht rentabel. Hotelmarken und -konzerne die Gelegenheit nutzen, um kleine- re Betriebe zu übernehmen Die FDP-Fraktion hat ein oder mit ihnen im Rahmen Positionspapier für den Exit einer Franchise-Vereinba- aus dem Lockdown erarbei- In den kommenden drei Jahren rung zusammenzuarbeiten. tet, in dem wir unter ande- Wir sehen über den Herbst rem auch genau diese For- wird sich der Hotelmarkt hinaus eine leicht ansteigen- derungen formulieren. So de Anfrage und stellen auf- zum Beispiel Abschlagszah- noch stärker digitalisieren grund von Google-Analysen lungen für das Kurzarbeiter- und das Angebot an Hotelzimmern fest, dass im Moment Städ- geld bis hin zu Vorschlägen te verstärkt angefragt wer- für das Reise- und Gast- wird vermutlich langsamer ansteigen. den und nicht mehr nur die gewerbe, die Aussetzung Seebäder. Auch für Ber- der City Tax und die Über- lin steigen die Suchanfra- prüfung von Abstandsrege- gen, auch wenn sie das Vor- lungen. Schon früh haben wir uns bei der FDP für mehr Corona-Niveau noch lange nicht erreichen. Das Anfragevolumen wirtschaftliche Freiheit und das verpflichtende Tragen von von Ende 2019 haben wir vermutlich erst wieder 2023 – Schutzmasken ausgesprochen. natürlich vorausgesetzt, dass das Virus unter Kontrolle ist und international keine Reiserestriktionen mehr bestehen. Sind Sie tatsächlich für die Lockerung In den kommenden drei Jahren wird sich der Hotelmarkt noch der Abstandsregelungen? stärker digitalisieren und das Angebot an Hotelzimmern wird vermutlich langsamer ansteigen. Arbeitsweisen, Hotelmarken Ich denke, dass es Möglichkeiten gibt – solange man die und -namen werden sich aber mit Sicherheit noch einmal neu Einhaltung der Maskenpflicht kontrolliert - auf die stren- mischen. ge Einhaltung der Mindestabstände zu verzichten. Und in diese Überlegungen beziehe ich Meetings und Konferen- Was ist Ihr Abschlussappell an den Berliner Senat? zen durchaus mit ein. Für den normalen Hotelbetrieb hal- te ich den Mindestabstand nicht zwingend notwendig. Ich Während man sich zu Beginn des Lockdowns sehr stark auf habe Verständnis dafür, wenn Saunen und ähnliche Berei- die medizinische Betrachtungsweise des Geschehens fokus- che weiterhin geschlossen bleiben müssen, aber es ist für siert hat, sollte man jetzt schauen, dass wir nicht nur kör- Hotels wirtschaftlich nicht verkraftbar, ihre Tagungskapazi- perlich, sondern auch wirtschaftlich gesund aus der Krise täten nur zu einem Bruchteil ausschöpfen zu dürfen. herauskommen. Haben bislang medizinische Aspekte domi- niert, sollten jetzt die wirtschaftlichen überwiegen – natürlich Wie ist die Haltung der FDP immer unter Berücksichtigung des Virusgeschehens. Das zum vom DEHOGA geforderten Rettungsschirm? Vorgehen sollte optimistischer und konsequenter sein, statt auf kleinteilige Regelungen zu setzen. Den bewerten wir sehr positiv und setzen uns dafür ein, dass die Förderungen wirklich Förderungen sind und nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Hotellerie kann die Ver- von Christine Vitt hoga AKTIV 6 | 2020 9
AKTUELL Hoher Besuch im Restaurant Gugelhof Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informierte sich vor Ort über die Auswirkungen der Krise auf die Branche N ur sehr aufmerksame Passanten nah- men am Vormittag des 10. Juni eine erhöhte geschäftige Aufmerksamkeit am Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg wahr. Die hatte natürlich einen Grund, denn Frank-Walter Steinmeier besuchte das Restaurant Gugel- hof, um sich über die Auswirkungen der Co- rona-Pandemie auf die Gastronomie-Betriebe zu informieren – ohne Protokoll, ohne Presse. An dem Gespräch mit Mathialagan Ganeshu, Inhaber des Gugelhof, nahmen neben dem Bundespräsidenten Uwe Schild, Inhaber der Restaurants „Schildkröte“ und „Tafelrunde“ sowie Vizepräsident des DEHOGA Berlin, und Sören Weidemann, Digital Sales Manager bei der METRO, teil. Das Gugelhof war natürlich keine Zufallsentscheidung. „Der Bundesprä- sident kennt unser Haus“, weiß Mathialagan Ganeshu, der betont, wie stolz er ist, dass sein Restaurant vom Bundespräsidenten für dieses wichtige Gespräch ausgewählt wurde. „Wir waren sehr schnell in einer tiefen, inter- essanten und durchaus kontroversen Diskus- sion“, erklärt Uwe Schild, „die länger dauerte als geplant. Rund 90 Minuten (statt der vor- gesehenen einen Stunde) informierte sich der Bundespräsident über die schwierige, exis- tenzbedrohende Situation der hauptstädti- schen Gastronomie.“ Dabei schilderten die beiden erfahrenen Gastronomen faktenreich und emotional sowohl ihre eigene Lage, als auch die der gesamten Branche. Uwe Schild erweiterte mit seinem Wissen aus der Arbeit im DEHOGA Berlin-Präsidium den Rahmen auf die Hotellerie, die mit den gleichen ver- heerenden Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen hat. „Frank-Walter Steinmeier hörte sehr aufmerk- sam zu und fragte mehrfach nach. Wir haben offen die katastrophale Lage von Gastrono- mie und Hotellerie geschildert und deutlich gemacht, dass es ums Überleben eines gan- zen Wirtschaftszweiges geht, denn in diesem Boot sitzen neben den Gastgebern auch Mes- sen-, Event- und Reise-Veranstalter, Bus- und Taxiunternehmen und viele mehr, die über Jahrzehnte hinweg hart dafür gearbeitet ha- ben, die Destination Berlin zu entwickeln. 10 hoga AKTIV 6 | 2020 (v.l.n.r.) Mathialagan Ganeshu (Restaurant Gugelhof), Bundespräsident Frank-Walter Stein meier, Sören Weidemann (METRO), Uwe Schild (Restaurant Schildkröte und Tafelrunde)
Wir haben AKTUELL offen die Und alle spüren schon jetzt, dass die Auswir- katastrophale kungen dieser Krise uns noch sehr lange be- Lage von lasten werden“, so Uwe Schild, der darauf verweist, dass der Bundespräsident natürlich Gastronomie keine Lösung aus dem Ärmel zaubern konn- und Hotellerie te, „aber verstanden hat, wie dramatisch die Situation ist, und dass ohne weitere Sofort geschildert hilfen gerade auch für Unternehmen über zehn Mitarbeiter*innen die Insolvenzwelle und deutlich nicht mehr aufzuhalten ist.“ Spürbares Zei- gemacht, chen dafür ist schon jetzt die steigende Zahl von Bewerbungen in den Gastronomiebetrie- dass es ums ben. Stand vor der Krise das Thema „Fach- Überleben eines kräftegewinnung“ ganz oben auf der Gastge- ganzen Wirt- © DEHOGA Berlin ber-Agenda, zeigt sich schon jetzt, dass viele qualifizierte Frauen und Männer auf Jobsuche schaftszweiges sind, da sie in ihren Betrieben nicht mehr be- zahlt werden können. geht … Auf Entlassungen konnte Mathialagan Ganeshu Uwe Schild ger nach Deutschland. Er lernte die Sprache bisher verzichten, die Einstellung von vier bis und absolvierte im Gugelhof eine Ausbildung fünf Saisonkräften wird wohl im Sommer 2020 zum Koch. Hier erwarb er erste Berufserfah- allerdings entfallen. Der Umsatz sank auf 40 % rungen und sammelte weitere in verschie- im Vergleich zum Vorjahr. denen Restaurants. Als der Gugelhof in wirt- schaftlich schweres Fahrwasser geriet, Mit acht fest angestellten Mitarbeiter*innen entschloss er sich gemeinsam mit seiner Fa- bekam der Familienbetrieb umgehend Sofort- milie, das inzwischen sehr bekannte Restau- hilfe und später bewilligte die Hausbank einen rant am Kollwitzplatz im Jahr 2016 zu über- Kredit mit niedrigem Zinssatz, „was uns sehr nehmen. Das Gugelhof schaffte es seit seiner geholfen hat“, so Mathialagan Ganeshu des- Gründung im Jahr 1995 immer wieder in die sen Lebensweg eine spannende Geschichte Nachrichtenspalten der Medien. Unverges- ist: In Sri Lanka geboren, kam er während des sen das lockere „Hi, I’m Bill“, von US-Präsi- Bürgerkriegs im Inselstaat 1989 als 15-Jähri- dent Bill Clinton, der im Sommer des Jahres 2000 gemeinsam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer im Gugelhof einen heiter-köstlichen Abend er- lebte. Mathialagan Ganeshu blieb dem gastro nomischen Profil des Hauses treu und serviert seinen Gästen die Spezialitäten aus dem Drei- ländereck Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Bekannt auch die umfangreiche und gepflegte Weinkarte. Natürlich gab es auch während des Besuchs von Frank-Walter Stein- meier ein paar kulinarische Grüße aus der Kü- che. METRO-Manager Sören Weidemann berichte- te, wie sein Unternehmen in diesen schwieri- gen Zeiten die Gastronomie unterstützt. „Der Bundespräsident war sichtlich betroffen, wie tief die Auswirkungen der Pandemie in der Gastgeber-Branche gehen. Solche Hinter- grundgespräche sind enorm wichtig, um die Lage deutlich zu machen. Es geht um Existen- zen“, fasst Uwe Schild die eineinhalb Stunden zusammen. von Brigitte Menge hoga AKTIV 6 | 2020 11
WIR IN BERLIN Neue Freiheit oder Lockerungs-Wirrwarr? Erfahrungen, Entscheidungen und Gedanken von drei Berliner Gastronomen S eit dem 15. Mai haben die Gastronomen Und dann war er da, der Exit, oder besser der neue An- der Hauptstadt endlich wieder die behördliche fang. „Niemand konnte voraussagen, wie die Gäste reagie- Genehmigung, das zu tun, was sie am besten ren werden. Wir wussten natürlich, dass nach zweieinhalb können: Gäste glücklich machen. Seitdem gehören Monaten ohne Restaurantbesuch die Leute einfach wie- Zollstock, Maske und Gästedatenerfassung genauso der Lust hatten auszugehen und eine schöne Zeit zu erle- zum Alltag wie Einfallsreichtum und Mut zum Risiko. ben.“ Vor der Eröffnung hieß es allerdings erst einmal, das Wir befragten drei Gastronomen zum Neustart. Restaurant auf Vordermann zu bringen, alle geltenden Ver- ordnungen umzusetzen und die Produktion anzuschieben. Die drei Sterne leuchten wieder Zeitgleich entstand eine komplett neue Karte. Zu den Vor- bereitungsarbeiten gehörte die Wiederbelebung der Liefer- Marco Müller, Restaurant Rutz ketten zu den Produzenten, denn die meisten Produkte in und Rutz Zollhaus am Landwehrkanal der Küche des RUTZ kommen direkt von den Landwirten. Bei Gemüse, Obst und Kräu- tern funktionierte diese Ak- tivierung schnell, aber die Lämmer brauchen nun mal mehr Zeit, um von den Dei- chen bei Husum in der Ber- liner Chausseestraße zu lan- den. Diese Gegebenheiten beeinflussten auch die neue Karte. Marco Müller, Berlins erster und einziger 3-Sterne-Koch (m.) vor dem Rutz Zollhaus in Kreuzberg Drängt sich die Zwischen- frage auf, was das Rutz-Kü- © Wein-Bar Lars Rutz GmbH chenteam in der Schließzeit machte? „Wir waren viel draußen und haben Produk- te gesammelt und haltbar gemacht: Spitzahorn, Blüten, Winterlinge, die Knospen und ersten Blätter der Bu- chen … Viele dieser kulinari- Die Kalenderwoche 21 war für Marco Müller und sein Team schen Naturimpressionen findet sich auf der neuen Karte. eine turbulente Zeit, denn nachdem am 19. Mai das Re- Und wirtschaftlich? „Natürlich ist materieller Schaden ent- staurant Rutz wieder für seine Gäste öffnete, ging schon standen“, so Marco Müller. Der Staat hat bis heute die zu- am nächsten Tag der neue Familienzuwachs an den Start, gesicherten Kurzarbeitsgelder nicht bezahlt, so dass wir das Rutz Zollhaus am Landwehrkanal. „Wir gingen optimis- drei Monatsgehälter komplett für beide Häuser vorstrecken tisch, aber verhalten in diese Woche, weil man in diesen mussten. Der dadurch notwendig gewordene Überbrü- Zeiten alles neu be- und überdenken muss, die Umstän- ckungskredit verursacht zusätzliche Kosten. Jammern hat de, die Abstände, den Umgang mit den Gästen“, berich- noch nie geholfen, Anpacken und Gas geben aber schon.“ tet Berlins erster und einziger 3-Sterne-Koch, der seine Be- Während der Schließzeiten waren verschiedene Aktionen – kanntheit auch in der akuten Krisenzeit nutzte, um auf die so ein Maikörbchen mit regionalen Spezialitäten, ein Grill schwierige wirtschaftliche Lage der Branche aufmerksam paket und Friends-Gutscheine – mehr ein Lebenszeichen zu machen und sich für eine Exit-Strategie stark machte. für die Gäste als ein lautes Klingeln in der Kasse. 12 hoga AKTIV 6 | 2020
WIR IN BERLIN Der „Eröffnungstag war erst mal verhalten“, schätzt Kü- Sorgen um und wegen der Gäste chendirektor Müller ein. „Vieles fühlte sich ungewohnt an. Die neue Karte musste sich erst einspielen und natürlich Steffen Kirchner, Loretta am Wannsee die im ersten Augenblick befremdenden Masken, die wir tragen. Am Ende des Tages waren wir alle von der Reso- Während der akuten Corona-Krise hatte das Ausflugslokal nanz der Gäste extrem positiv überrascht und wussten, am Wannsee geschlossen, alle 20 Mitarbeiter*innen wa- dass wir die Masken im Arbeitsalltag einfach vergessen ren in Kurzarbeit. Lediglich an den Wochenenden gab’s müssen.“ Seitdem ist das Rutz jeden Abend ausgebucht. ein kleines To-go-Sortiment. Das Team um Steffen Kirch- Die Masken sind handgefertigt, gebrandet und mittlerweile ner bereitete den Neustart akribisch vor, um alle Vor- haben sich auch die Gäste daran gewöhnt, die Freundlich- schriften und Bestimmungen im Biergarten, im Res- keit in den Augen zu lesen. Zu den Veränderungen der ku- taurant und in der Almhütte exakt umzusetzen. Dazu linarischen Institution in der Chausseestraße gehört, dass gehörten die Festlegung von Laufwegen für die Gäste auch die Weinbar im Erdgeschoss bis zur Aufhebung der genauso wie die Bereitstellung von Desinfektionsmit- aktuellen Auflagen als Restaurant genutzt wird, „eine Ta- teln, Registrierstationen, Plexiglaswände an den Kassen schenrechnerentscheidung“, kommentiert das Küchen und vieles mehr. Das erste Resümee nach zehn Tagen? direktor Müller. „Unser größtes Problem sind die Gäste, die die Auflagen Nun hoffen alle auf einen großartigen Sommer, den die ignorieren: die Mindestabstände nicht einhalten, Tische Gäste besonders intensiv im Rutz Zollhaus (des einstigen und Bänke zusammenschieben, Gruppen bilden … Be- „Altes Zollhaus“ von Gastronom Herbert Beltle) direkt am sonders extrem war die Situation am Himmelfahrtstag. Ufer des Landwehrkanals erleben können. Marco Müller, Wir haben deshalb einen Mitarbeiter eingesetzt, der nur Anja und Carsten Schmidt sind stolz darauf, diese Chance ständig dafür sorgt, die Rege- und das Vertrauen von Herbert Beltle bekommen zu haben. lungen zu befolgen“, berichtet Sie freuen sich jetzt schon darüber, dass das Rutz Zollhaus Steffen Kirchner. Täglich kon- kurze Zeit nach der Eröffnung ein Eigenleben führt, aber die trolliert die Polizei die Umset- Philosophie des Unternehmens hier in jeder Pore des alten zung der Auflagen. Bisher ohne Gemäuers lebt. eine einzige Beanstandung. Steffen Kirchner, Gastronom mit Leib und Seele © Loretta am Wannsee Eine der beliebtesten Ausflugsgaststätten Berlins: das Loretta am Wannsee hoga AKTIV 6 | 2020 13
WIR IN BERLIN Und wirtschaftlich? „Das ist eine Katastrophe. Wir sind ak- Hygieneregeln und Beschilderung brachten weder den Gäs- tuell bei maximal 30 % unseres gewohnten Umsatzes.“ ten noch unserem Team größere Probleme. Die Informati- Ursachen dafür sind vor allem die ausbleibenden Touris- onsarbeit des DEHOGA Berlin hat mir dabei geholfen. So ten und die eingestellte Ausflugsschifffahrt. Um die Situati- verwenden wir auch den Erfassungsbogen des DEHOGA, on aufzufangen, „werden wir in diesem Jahr die Almhütte weil er gleich die entsprechenden rechtlichen Regelungen schließen“, so Steffen Kirchner. Die Konsequenz: Die Ent- kommuniziert“, so Sören Engelmann, der darauf verweist, lassung von drei fest angestellten Mitarbeitern. Es bleibt dass er der digitalen Speisekarte gegenüber seiner exklusi- die Hoffnung auf eine neu erwachende Reiselust und einen ven ledergebundenen gebrandeten Karte durchaus etwas schönen Sommer. abgewinnen kann: „Damit haben wir die Möglichkeit, deut- lich flexibler zu reagieren um zum Beispiel Preise saisonal schneller anzupassen wie es jede Airline, jedes Hotel oder „Alles besser als Tür zu“ jeder Supermarkt vormachen. Sören Engelmann, Fisherman’s Restaurant Schwierig ist die wirtschaftliche Situation, denn aus 15 Tischen im Restaurant wurden auf Grund der Abstands Sein Fazit nach den ersten Tagen: „Alles besser als Tür zu“. regelungen 7, aus 56 Plätzen werden im günstigsten Fall Aber schön der Reihe nach. Das Fisherman’s liegt direkt am 28 Plätze, in der schlechtesten Variante nehmen nur 14 Tegeler See. Beste Lage. Der Name ist Programm, denn ser- Gäste Platz. „Eine Katastrophe“, nennt das Sören Engel- viert werden Spezialitäten aus Fluss, See und Meer. Seit 14 mann, die nur sehr begrenzt abzufedern ist, indem aus Jahren führt Sören Engelmann – der von der Ostseeküste der ansonsten sehr entspannten Abendsituation des Res- kommt – erfolgreich das Fisherman’s, das 56 Innen- und 70 taurants zwei Tischbelegungen werden. Genauso wie die Außenplätze hat. In normalen Zeiten gibt Sören Engelmann Maskenpflicht für die Mitarbeiter*innen zehn Wochen nach in der Saison bis zu 35 Menschen Arbeit, gegenwärtig sind Corona-Ausbruch. Bei uns tragen die Mitarbeiter*innen die es 12. Im Jahr 2012 bekam das Fisherman’s Zuwachs: den Maske und der Gast nicht, im Einzelhandel ist es genau Seegarten an der Greenwichpromenade, ein Biergarten mit umgekehrt. „Wer soll hier eigentlich vor wem geschützt Selbstbedienung für 250 Gäste. Die Bänke sind momen- werden?“, fragt der Restaurantbesitzer, der weiß, dass tan nicht vorhanden und sollen spätestens in der Woche seinen Mitarbeiter*innen dieses Atmen gegen die Maske nach Pfingsten wieder an Ort und Stelle stehen. „Bewäl- mit zunehmender Arbeitsdauer immer schwerer fällt. Kopf- tigt haben wir die Krise gut, da wir schnell ein Lieferkon- schmerzen und eine schnellere Erschöpfung sind die Fol- zept kreierten. Wir haben die Bestseller der Karte leicht ab- ge. Sören Engelmann hat sich deshalb entschlossen, den gewandelt und für das klassische Sous-vide-Verfahren für direkten Gästekontakt seiner Mitarbeiter*innen zu verkür- zu Hause verpackt. Dazu bekam jeder Gast eine kleine An- zen. Und unterm Strich? „Wir sind bei 50 bis 60 % des für leitung“, berichtet der gelernte Hotelfachmann, der heute diese Jahreszeit üblichen Umsatzes und hoffen natürlich, Inhaber, kreativer Kopf und Koch in einem dass mit besserem Wetter auch die Unternehmungslust ist. „Die Auflagen beim Neustart zwischen der Gäste steigt.“ Gastronom mit frischen Ideen: Sören Engelmann In der nächsten Ausgabe berichten wir über den Neu- start in der Berliner Hotellerie. © FISHERMANS – DAS Fischrestaurant Das Fisherman’s direkt am Tegeler See serviert eine moderne Fischküche. 14 hoga AKTIV 6 | 2020
WIR IN BERLIN „Wir blicken optimistisch in die Zukunft“ Über den Umgang des europäischen Marktführers Accor mit der Corona-Krise. A nne Wahl-Pozeg studierte in München Kommunika tionswissenschaft, Volks- und Betriebswirtschaftslehre und begann ihre Karriere in der PR-Abteilung des Hotel Adlon Kempinski Berlin. Nach zwei Jahren wurde sie PR-Manager im Palais Hansen Kempinski Wien, wo sie ihren Ehemann, den Sterne-Koch Anton Pozeg kennenlernte. 2017 Accor Central Europe/Daniel Nuderscher wechselte Anne Wahl-Pozeg in die Markenkommunikation von Accor nach München und wurde kurz darauf Director Regional CommunicationsCentral Europe. Anton Pozeg ist nach einem Zwischenstopp in London inzwischen kulinarischer Direktor von Schloss Elmau. Die beiden heirateten während des Lockdowns in einem kleinen Standesamt am Chiemsee. Beginnen wir mit ein paar Zahlen und Fakten. Anne Wahl-Pozeg Wie ist der Hotelgigant Accor durch die Krise gekommen? Weil geschäftliche Aufenthalte durchgehend Von den 460 Hotels in Deutschland, Öster- erlaubt waren und das ibis-Gäste-Portfolio viele reich und der Schweiz mit insgesamt 4.500 systemrelevanten Berufsgruppen umfasst, Mitarbeiter*innen waren zur Spitzenzeit noch war in diesen Häusern noch eine vergleichs- 172 Hotels geöffnet und circa 75 % des Per- weise gute Auslastung möglich. sonals in Kurzarbeit. Dies entspricht auch den Außerdem haben wir bereits relativ früh an- globalen Zahlen für Accor weltweit. Derzeit gefangen, uns sozial zu engagieren und ei- sind bereits mehr als die Hälfte der Hotels nige Hotels trotz des eingeschränkten Tou- wieder geöffnet und wir streben bis Ende Juni rismus für den infrastrukturellen Bedarf an, 75 % unserer Häuser wieder in Betrieb zu in Betrieb gehalten. So haben wir in einigen nehmen. Wir suchen mit unseren Partnern die österreichischen Hotels beispielsweise aus- wirtschaftlich sinnvollsten Lösungen, deshalb ländisches Pflegepersonal aufgenommen, ist es im Moment nicht vorherzusagen, wann um das Gesundheitssystem zu unterstützen. alle Häuser wieder Gäste empfangen werden. Andere Häuser wiederum haben Bahnperso- nal oder Bauarbeiter beherbergt. In Frankreich Gab es Entlassungen gab es hierfür sogar eine eigene Hotline, um oder konnten diese verhindert werden? diese Bedarfe zu ermitteln. Accor hat im Zusammenhang mit der Coro- na-Krise keine Entlassungen ausgesprochen – Accor ist bekannt für sein soziales Engage- in Abhängigkeit von den lokalen Systemen ment und das Loyalty Programm gilt als eines außerhalb unserer Region gibt es beispiels- der weltweit besten. Welche neuen Initiativen weise Beurlaubungen oder ähnliches. Accor haben sich innerhalb der Krise entwickelt? plant, alle Mitarbeiter*innen in den Hotels so- Wir haben kürzlich die Aktion „Punkte für den bald wie möglich wieder zu beschäftigen. guten Zweck“ gestartet. Bei dieser Aktion können Prämienpunkte unseres Loyalty Pro- Waren alle Marken gleichermaßen betroffen grammes an Accors Partnerorganisation In- von den Schließungen? stitut Pasteur gespendet werden, die an der Aufgrund der unterschiedlichen Zielgrup- Suche nach einem Impfstoff gegen Covid-19 pen der einzelnen Hotelmarken war das Eco- arbeitet. Alle Punktespenden werden in Bar- nomy-Segment – also in unserer Region die geld umgewandelt und von Accor verdoppelt. ibis-Familie – am durchgängigsten geöffnet. Besonders am Herzen liegt uns auch der hoga AKTIV 6 | 2020 15
WIR IN BERLIN Accor ALL Heartist Fund, der für die Teams Mit welchen Einschränkungen werden die und individuelle Partner eingerichtet wurde, Hotels betrieben, insbesondere die Luxus- die aufgrund der Corona-Krise in eine finan marken, wo derzeit noch so viele Services zielle Notlage geraten sind. Konkret heißt das, und Angebote unzulässig sind? So sind bei- wenn in einer Region das Sozialsystem nicht spielsweise nach wie vor Saunen, Gyms und oder nicht ausreichend greift, können sich be- Bars geschlossen. troffene Mitarbeiter*innen beim ALL Heartist Die generelle Prämisse ist, dass wir alle Ser- Fund bewerben. Ein Gremium entscheidet vices, die wir anbieten dürfen auch anbieten dann darüber, ob finanzielle Mittel zur Verfü- möchten. Wir tun uns sehr schwer damit, von gung gestellt werden. Bislang kam der ALL uns aus ganze Servicebereiche zu schließen, Heartist Fund bereits 5.000 Menschen zugu- aber wir müssen uns an die gesetzlichen Vor- te und weitere 3.000 Bewerbungen sind der- gaben halten. Hier merken wir ganz beson- zeit in Bearbeitung. Der überwiegende Teil ders, dass wir es alleine in der D-A-CH-Re- der Bewerber stammt aus Regionen, in de- gion mit drei unterschiedlichen Ländern zu nen es kein Kurzarbeitergeld und auch wenig tun haben und dann auch noch in Deutsch- soziale Zuwendungen gibt. Die Mittel für den land 16 Bundesländer mit uneinheitlichen ALL Heartist Fund – bislang rund 70 Mio. Euro … unsere Bestimmungen haben. Aus regionaler Sicht – stammen zum überwiegenden Teil aus ei- gibt es keine eine Lösung für alle, sondern ner zurückgezogenen Dividendenausschüt- Gäste sollen wir müssen hier sehr kleinteilig schauen und tung für 2019. sich trotz vorgehen. Dennoch möchten wir weiterhin gute Gastgeber sein und versuchen, die Ein- Wir befinden uns mitten im Exit aus dem aller Hygiene schränkungen so gut es geht auszugleichen. Lockdown. Wie reagiert Accor auf die neuen, auflagen Wir hatten bereits vor der Krise das Heartist- strengen Infektionsschutzbestimmungen? Programm, in dessen Rahmen wir für unse- Gemeinsam mit Bureau Veritas, einem globa- weiterhin re Gästen besondere, individuelle Momente len Unternehmen für Testing, Inspektion und schaffen und auf den Grund ihres Aufenthal- Zertifizierung haben wir das ALLSAFE Label willkommen tes eingehen möchten. Dies wird sicherlich entwickelt, nach dem unsere Hotels zertifi- fühlen noch einmal einen anderen Stellenwert be- ziert werden können. Damit verfügen wir nun kommen, denn unsere Gäste sollen sich trotz über ein Label, das unseren Gästen die Einhal- aller Hygieneauflagen weiterhin willkommen tung der regional geltenden Hygiene- und Prä- fühlen. Das Vergnügen am Reisen soll weiter- ventionsregeln garantiert. Die allgemeinen, in- hin im Mittelpunkt stehen. ternationalen Bestimmungen werden an die regionalen Infektionsschutzbestimmungen Werden die Auswirkungen der Krise Accor angepasst und die Einhaltung entsprechender verändern? Wird sich die Unternehmens Sicherheitsstandards und Reinigungsmaßnah- philosophie verändern, gibt es eine Werte- men bescheinigt. Damit können die Wieder- verschiebung? eröffnungen von Hotels maßgeblich beschleu- Eine Werteverschiebung wird es nicht ge- nigt und den gesellschaftlichen Erwartungen ben, denn Gästen in unseren Hotels einen Ort in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit Rech- zu bieten, an dem sie sich wohl fühlen, war nung getragen werden. Geprüft werden die schon immer Kern unserer Philosophie und Kriterien von unabhängigen Drittanbietern, in das wird es auch unter den veränderten Rah- der D-A-CH Region ist dies SGS Fresenius. menbedingungen bleiben. Wir blicken opti- mistisch in die Zukunft, gehen aber dennoch Die Hotels haben umfangreiche Handbücher nicht davon aus, dass wir so schnell zum Sta- mit den umzusetzenden Maßnahmen erhal- tus Quo zurückkehren können. Aber unsere ten und die Mitarbeiter werden detailliert Werte werden bestehen bleiben. Wir müs- geschult. In unserer Online-Akademie gibt sen uns eben so gut es geht den hochdynami- es einen eigenen Schulungsbereich nur für schen Voraussetzungen in den einzelnen Län- Corona, in dem die Mitarbeiter zahlreiche dern anpassen. Im Mittelpunkt steht bei uns Webinare absolvieren, um mit den Hygiene- aber auch weiterhin immer der Mensch und bestimmungen tatsächlich vertraut zu sein. sein Wohlbefinden. von Christine Vitt 16 hoga AKTIV 6 | 2020
ALBA Berlin GmbH Flottenstraße 7-9 13407 Berlin Hello again Wechseln Sie bis 30.09.2020 zu ALBA und sichern sich unser Willkommens-Paket zum Speisereste Vorzugspreis von EUR 55,00*. Pappe/Papier Gewerbeabfall *Der Preis versteht sich rein netto zuzüglich der gesetzlich geschuldeten Umsatzsteuer. Neugierig? Sprechen Sie uns an. Tel. +49 30 35182-351 berlin.alba.info
WIR IN BERLIN Zwischen Hoffen und Bangen Eine erste Zwischenbilanz zum Neustart in Berlin A n Vorfreude, endlich wieder den Hotelbetrieb zum Laufen zu bringen, mangelte es nicht. Der Tagespiegel schrieb von ca. 100 Hotels in der Hauptstadt, die komplett zwei Monate geschlossen hatten. Nun ist seit dem 25. Mai 2020 schon wieder einige Zeit vergangen und es liegt nahe, eine erste Bilanz zu ziehen. Es tut sich was in Berlin gegeben. Eher wird deutlich, dass die individuelle Regene- rationszeit durch Merkmale wie beispielsweise dem Markt- Fakt ist, dass Bewegung in den Hotelkennzahlen erkennbar anteil von Businesskunden und Touristen beeinflusst wird. ist. Beispielsweise zeigt Fronleichnam bereits eine leich- Den 1. Platz im Ranking der Belegung in den ersten 3 Wo- tes „Besser-Werden“ bei der Belegungsrate im Vergleich chen belegen die 3-Sterne-Hotels dank ihres hohen Anteils zu Pfingsten 2 Wochen zuvor. Lag das negative Wachstum an Leisure Geschäft. Schwerer haben es die Hotels mit ei- bei der Belegung zu Pfingsten in Berlin noch bei –80 %, re- nem hohen Marktanteil an Businessgästen, wie die Tabel- duzierte sich dieser Wert für Fronleichnam auf –70 %. Das le zeigt, die Hotels mit und ohne Konferenzraum getrennt tröstet natürlich nicht darüber hinweg, dass es nur den darstellt. 3 Sterne-Hotels gelungen ist, ihre Häuser Fronleichnam zu einem Drittel zu füllen. Vor Corona war für die Berliner Was sagt das Trendbarometer? Hotellerie dieses, nur für Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie Saar- Der Blick auf das Trendbarometer für die Belegung zeigt land geltende, Brückentagswochenende so etwas wie eine (negative) Wachstumsraten im Vergleich zum Vorjahr in Garantie für eine Belegungsrate um die 90 %. Höhe von –74,4 % für den Juni, –60,5 % im Juli und für den August –49,4 %. Im Trend also besser werdend. Die erwar- Individuelle Regenerationszeiten teten Preissenkungen halten sich vergleichsweise in Gren- zen. Nach –16,1 % im Juni und –5,5 % im Juli wird aktu- Die spannende Frage ist und bleibt, wie lange die Erho- ell mit einem durchschnittlichen Preis nahe Vorjahresniveau lungsphase andauert. Von der V-Kurve haben sich nahezu für den August gerechnet. Das ist sicher unter bestimm- alle Wirtschaftssachverständigen bereits verabschiedet. Ak- ten Umständen möglich, erscheint aber gleichzeitig für tuell ist die Rede von einer U-Kurve. Auch das Hotel-Bench- einen Hotelmarkt mit hohem Wettbewerbsdruck auch recht Hotelperformance in Berlin: Die ersten 3 Wochen seit Ende des Beherbergungsverbotes marking zeigt, einen Kickstart von null auf 100 hat es nicht optimistisch. Berlin 25.5.-16.06.2020 25.5.-16.06.2019 Wachstum Occ. ADR RevPar Occ. ADR RevPar Occ Adr RevPar Berlin 18,5% 79,4 14,7 84,6% 109,0 92,2 -78,1% -27,2% -84,1% Berlin 3* 23,5% 63,0 14,8 88,3% 86,4 76,3 -73,4% -27,1% -80,6% Berlin 4* 16,6% 78,4 13,0 83,9% 101,7 85,4 -80,2% -22,9% -84,8% Berlin 5* 13,1% 170,6 22,4 83,6% 183,5 153,4 -84,3% -7,0% -85,4% Konferenzraum - Ohne 23,7% 73,3 17,3 87,0% 97,2 84,6 -72,8% -24,6% -79,6% Konferenzraum - Mit 16,9% 87,2 14,7 83,9% 114,6 96,2 -79,9% -23,9% -84,7% Hotelperformance in Berlin: Die ersten 3 Wochen seit Ende des Beherbergungsverbotes DEHOGA Berlin angeschlossene Unternehmen können sich immer tagesaktuelle Auswertungen von der Verbands-Website downloaden: www.dehoga-berlin.de/brancheninfos/daten-fakten/fairmas-cityreport/ Fairmas GmbH, Sachsendamm 2, 10829 Berlin, Tel: 030. 322940520, Fax: 030. 322940521 office@fairmas.com www.fairmas.com 18 hoga AKTIV 6 | 2020
WIR IN BERLIN Restart Berlin-Tourismus Neue Kampagnen und Angebote setzen Fokus auf den deutschen Markt D er Berlin-Tourismus und das Kongressgeschäft Mit dem Angebot „Erlebe Deine Hauptstadt“ reisen Gäste müssen wieder Fahrt aufnehmen. Dazu haben aus Deutschland jetzt besonders günstig nach Berlin. Das die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Reisepaket beinhaltet die An- und Abreise mit der Deut- Betriebe und visitBerlin eine Vielzahl neuer Kampagnen und schen Bahn, Hotelübernachtungen inklusive Frühstück so- Angebote auf den Weg gebracht, die Gäste aus Deutsch- wie gratis die Berlin WelcomeBackCard im Wert von 23 land sowie Berlinerinnen und Berliner für die vielfältigen Euro pro Person. Möglichkeiten in der eigenen Stadt begeistern sollen. Im Juli wird es für die Berliner*innen ein Sommerspe- Deutschlandkampagne „Berlin. Auch das.“ zial des beliebten Formates „Erlebe Deine Stadt“ ge- ben. Sie sind eingeladen, ihre Stadt und deren Angebote Entspannter Badeurlaub am Strand? Ein Tagesausflug nach neu zu entdecken. „Erlebe Deine Stadt“ beinhaltet eine Japan? Die neue Kampagne „Berlin. Auch das.“ zeigt über- Übernachtung für zwei Personen in teilnehmenden Hotels, raschende und unerwartete Seiten Berlins wie das Strand- Frühstück und Abendessen – oder eine Alternative – so- bad Wannsee mit seinem weichen Sandstrand und den japa- wie kostenfreie Früh- und Spätabreise. Reisezeitraum ist nischen Garten in den Gärten der Welt. Bereits Ende Mai als vom 11. bis 12. Juli und vom 18. bis 19. Juli. Buchungsstart Videokampagne in den sozialen Medien gestartet, machen ist am 2. Juli. Die neue Berlin WelcomeBackCard richtet die kurzen Einblicke unter dem Hashtag „#Berlinauchdas“ sich an Einheimische sowie Tagesgäste und lädt dazu ein, Lust auf einen Urlaub in Berlin. das vielfältigen Attraktionen der Hauptstadt zu erleben. Die Ab Anfang Juli wird „Berlin. Auch das.“ auf eine umfang Berlin WelcomeBackCard bietet bis zu 50 % Rabatt bei reiche Online-Kampagne erweitert. mehr als 50 Berlin-Highlights wie dem Berliner Fernseh- turm, dem DDR Museum und C/O Berlin sowie Stadtrund- www.visitberlin.de/de/berlin-natur fahrten, Fahrradtouren und Schifffahrten. Die Zahl der teil- nehmenden Partner wird ständig erweitert. Pressetermin „Restart Berlin-Tourismus“ mit Wirtschaftssenatorin Ramona Pop und visitBerlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker im Berliner Fernsehturm visitBerlin; Foto: Dirk Mathesius hoga AKTIV 6 | 2020 19
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