III/2012 - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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III/2012                                                                                    VORSÄTZE             DIE
                                                                                                                    3

                                 »Das macht man nur einmal im Leben« ist ein ebenso beliebter wie wahrer Satz
                                 von Bauherren. Die Entscheidung für ein Haus gründet meist auf wenig Erfahrung.
                                 Der Bauherr ist daher auf gute Beratung angewiesen. Einen konstruktiven Anfang
                                 macht das vorliegende Heft für all jene, die in erwachsenenpädagogischen Arbeits-
                                 feldern Bildungsbauten verantworten. Auch sie bauen meist nur einmal im Leben.
                                 »Welche Architektur ist gut für die Erwachsenenbildung?« ist auch eine wichtige
                                 Frage für alle anderen, die tagein, tagaus Bildungsbauten als Arbeitsplatz nutzen.

                                 »Das Gelingen der Erwachsenenbildung hängt weitgehend davon ab, ob ihr
                                 der angemessene Raum und Ort, die rechte Einrichtung ihrer Stätten und eine
Peter Brandt (Hg., komm.)        Umgebung geboten wird, welche die ihr zuträgliche Atmosphäre schaffen hilft«,
                                 schrieb Franz Pöggeler 1959 (vgl. in diesem Heft, S. 42f.). Aber welche Architektur
                                 ist für Lernen und Bildung nun wirklich förderlich? Hierzu gibt das Heft viele Anre-
                                 gungen, teilweise auch aus dem Schulbereich. Die Autor/inn/en bleiben dabei den
                                 empirischen Nachweis der Lernförderlichkeit schuldig – kein Wunder, konnte sich
einmal im leben                  doch eine architekturbezogene Lehr-/Lernforschung bisher nicht etablieren.

                                 Die Beiträge des vorliegenden Heftes machen unisono deutlich, dass der Bildungs-
                                 bau nur dann gelingt, wenn erwachsenenpädagogische und architektonische
                                 Vorstellungen aufeinander abgestimmt sind – und zwar von der ersten Planungs-
                                 skizze über die Grundsteinlegung bis hin zur Fertigstellung. Eine zentrale Frage
                                 gehört dabei an den Beginn jeder Bauplanung: Wie wird Lernen in zwanzig oder
                                 dreißig Jahren aussehen, und was soll dann die Funktion einer Weiterbildungsein-
                                 richtung sein? Diese Überlegungen können zu ungewöhnlichen Lösungen führen,
                                 wie Rob Bruijnzeels (vgl. S. 37) spekuliert: »Vielleicht führt dies auch zu etwas
                                 anderem als einem Gebäude«. Noch, so scheint es aber, sind offene oder elektro-
                                 nische Strukturen nicht in der Lage, den Bildungsbau abzulösen.

                                 Unter der Leitperspektive einer Inklusion ermöglichenden Erwachsenenbildung –
                                 die sich übrigens wie ein roter Faden durch zahlreiche Beiträge des Magazinteils
                                 zieht – bleibt eine früher wie heute brennende Frage offen: Welche Ästhetik lädt
                                 alle ein und grenzt niemanden aus? Sind es die multioptionalen Bildungsbau-
                                 ten mit aufblasbaren Gruppenräumen und mobilem Interieur? Ist die gläserne
                                 Fassade entscheidend? Wenn Kurse nicht mehr hinter geschlossenen Türen
                                 stattfinden, wird das Lernen Erwachsener in die Öffentlichkeit geholt. So kann
                                 Transparenz Akzeptanz schaffen. Aber will jeder Teilnehmende eines Alphabeti-
                                 sierungskurses dabei beobachtet werden, wie er sich an der deutschen Sprache
                                 abmüht? Kann Architektur auch überfordern?

                                 Ein Gedanke, den Richard Stang einbringt (vgl. S. 23), scheint mir hierfür wesent-
                                 lich zu sein: Die Architektur muss die Wertschätzung für den Teilnehmenden aus-
                                 drücken. Das kann auf vielerlei Weise gelingen und geschieht oft halbbewusst,
                                 wie uns Urs Maurer lehrt (vgl. S. 38). Wenn wir sehen, wie Bildungseinrichtungen,
                                 zumal in öffentlicher Trägerschaft, eingerichtet sind (dunkle Gänge, geschlossene
                                 Türen), dann wundert nicht, was ein Teilnehmer der Bundeskonferenz der regiona-
                                 len Volkshochschulen in Quedlinburg formulierte: »Oft kommen Leute nicht wieder,
                                 weil sie die Räume und Stühle der Volkshochschule kennen.« Und dann zeigt sich
                                 umso dringender, dass wir mit »Architektur für Erwachsenenbildung« ein aktuelles
                                 Thema aufgreifen. Die Beiträge des Heftes gehen übrigens teilweise auf Vorträge
                                 einer Fachtagung zurück, die Fachleute aus Bildung und Architektur Ende Februar
                                 im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung zusammengeführt hat.

                                 Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre!

                            Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
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                                                                                             wbv-journals.de/die-zeitschrift

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Perspektive E-Learning
                                                                                                                     Früh-
Bildungshorizonte erweitern                                                                                      bucherpreise
                                                                                                                  sichern bis
Mobile Learning, Social Learning und Game Based Learning                                                           31.08.12
sind die aktuellen Trends im E-Learning. Die Erwartungen der
Nutzer an Lern- und Weiterbildungsangeboten werden an-
spruchsvoller. Neue Ideen, Konzepte und Angebote müssen
                                                                                                                9. wbv-Fachtagung
entwickelt und in bewährte Strukturen integriert werden.
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis geben                                      Perspektive E-Learning
notwendige Impulse und stehen für den fachlichen Austausch                                             Bildungshorizonte erweitern
zur Verfügung. Neben der Information und dem Austausch in                                        Bielefeld, 24. – 25. Oktober 2012
Foren stellen ausgesuchte E-Learning-Anbieter Konzepte und
Geschäftsmodelle vor.

                                                                                                           wbv-fachtagung.de

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                                               Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
III/2012                                                                                                                INHALT           DIE
                                                                                                                                            5

                                                                                                                  Die Piktogramme im Logo
                                                  3     VORSÄTZE
                                                                                                                  des »Deutschen Lernatlas«
                                MAGAZIN                                                                           stehen für schulisches,
                                    Szene         6                                                               berufliches, soziales und
                                                                                                        persönliches Lernen. So weit so
                                   Service        15                                                    gut. Im Blick auf die Methodik raten
                                       DIE        18                                                    Experten zu einer Überarbeitung
                                                                                                        des Lernatlas (s. S. 9).
                                                        THEMA

                                                  20    Stichwort: »Erwachsenenbildung
Zum Themenschwerpunkt                                   und Architektur«
»Architektur für Erwachsenenbildung«                    Richard Stang / Karin Dollhausen /
                                                        Hans-Joachim Schuldt
Der Raum und das Lernen erwachse-
ner Menschen stehen in einem engen,               22    »Wir brauchen eine pädagogische
jedoch von Wissenschaft und Praxis                      Bauleitung«
der Erwachsenenbildung bislang weit-                    Thomas Vollmer im Gespräch mit Richard
gehend vernachlässigten Verhältnis.                     Stang über das Verhältnis von Architektur
                                                        und Erwachsenenbildung
Dies hat zur Folge, dass die Architektur
von Weiterbildungseinrichtungen Lehr-/            26    Architektur aus Sicht der Bildungs­
Lernprozesse oft nicht ausreichend                      theorie
unterstützt. Pädagogen und Architek-                    Anforderungen an Bildungsräume
ten, so der Tenor der auf den folgenden                 Joachim Ludwig
Seiten versammelten Beiträge, müssen              30    Bildungsbau: Im Kern eine inhaltliche
deshalb bereits bei den ersten Pla-                     Herausforderung
nungsprozessen bessere Dialog- und                      Inspirationen aus der Schularchitektur
Kooperationsformen entwickeln. Das                      Frauke Burgdorff
Heft bietet hierfür eine Art Verständi-
                                                  34    Bibliotheken als Lernorte der
gungshilfe, indem es bildungstheoreti-                  Erwachsenenbildung
sche Sichtweisen und architektonische                   Vom »passiven« zum »aktiven« Nutzer
Perspektiven zusammenführt und auf                      Rob Bruijnzeels
diesem Weg die räumlichen Voraus-
setzungen für erfolgreiches Lernen                38    Unbewusste Leitbilder
                                                        Fundamente, Kriterien und Merkmale
aufzeigt.                                               einer Architektur für Bildung
                                                        Urs Maurer                                                           Die »Tür spricht«
                                                                                                                             – sie hebt »die
                                                  42    Franz Pöggelers »Neue Häuser der
 Ab sofort erhält jede Online-Ausgabe                                                                                        Trennung zwi-
 der DIE Zeitschrift einen Digital Object               Erwachsenenbildung«
                                                        Ein Literatur-Fundstück aus der Frühzeit                             schen dem Innen
 Identifier (DOI). Dieser ermöglicht u.a.                                                                                    und dem Außen
                                                        der Debatten
 ein zuverlässiges Zitieren von digitaler
                                                        Klaus Heuer                                                          auf«, so meinte
 Literatur. Mehr dazu in der Anzeige auf
 S. 4. Auf wbv-journals.de/die-zeitschrift                                                                                   der Kulturphi-
                                                  46    Bauprozesse aus Weiterbildungs­
 können Sie über eine Suchfunktion                                                                                           losoph Georg
                                                        perspektive
 recherchieren und auch einzelne Beiträge               Flexibilität, Helligkeit und Transparenz                             Simmel, dessen
 herunterladen.                                         Wolfgang Eckart / Anne-Kathrin Lind-                                 Text in dieser
                                                        ner / Hubert Hummer / Rita Weißen-                                   vorliegenden Aus-
                                                        berg / Richard Stang                                                 gabe den Blick-
                                  FORUM
                                                                                                        punkt rahmt. Damit kommt in der
     Die erneuerte europäische Agenda             50                                                    Architektur des Bildungsbaus dem
            für die Erwachsenenbildung                                                                  Eingang eine besondere Bedeutung
        Auf dem Weg zu »Erasmus for all«                                                                zu: Er sollte laut Richard Stang eine
                  Hans Georg Rosenstein                                                                 »Einladung an Lernwillige« darstel-
                                                  53
                                                                                                        len, indem er Menschen anspricht
                                                        SUMMARIES
                                                                                                        und dadurch zum Abbau von Bil-
                                                  54    NACHWÖRTER                                      dungsbarrieren beiträgt.
                                             Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
DIE        MAGAZIN               THEMA             FORUM                                                                         III/2012
6          Szene

                    »Ich habe noch nie einen Verstehenshorizont gesehen«
                           Vermittlungsprobleme als Subtext des 23. DGfE-Kongresses in Osnabrück
Was hat die Hirnforschung, was wir            der eigenen Anliegen in Politik, For-               – ein Vermittlungsproblem steht
nicht haben? Diese Frage warf Käthe           schungsförderung und Medien so gut                  einer Disziplin schlecht an, deren
Meyer-Drawe bei ihrem Vortrag auf             gelingt. Offenbar wirkt auch hier das               Gegenstand u.a. didaktisch gestaltete
dem diesjährigen Kongress der Deut-           »empirische Pathos«, das Meyer-Drawe                Bildungspraxis ist. Die Mehrzahl der
schen Gesellschaft für Erziehungs-            diagnostiziert: »Wenn jemand etwas                  didaktisch involvierten Kongressak-
wissenschaft auf. Warum greifen               ›wissenschaftlich erforscht‹ haben will,            teure blieb den Nachweis schuldig,
Wissenschaftsjournalisten, Praktiker          dann meint er ›empirisch‹.« Aber, so                dass die Erziehungswissenschaftler/
und Eltern so gerne auf Erkenntnisse          hält sie mit Verweis auf Blumenberg                 innen die besseren Didaktiker/innen
und Lösungen der Hirnforscher zurück          fest: »Auch dem Empiriker muss die                  sind. Ob Folienmarathon, Folienverbot
und ignorieren die Beiträge von                                                                          oder Ko-Referate von »Diskutan-
Pädagogik und Erziehungswis-                                                                             ten« – es wurde den Teilnehmen-
senschaften? Weil die Hirnfor-                                                                           den eine Menge abverlangt.
schung Korrelationen in Kausa-                                                                           Eine rühmliche Ausnahme bildete
litäten übersetze, unzulässige                                                                           der Vortrag von Gabi Reinmann
Schlüsse ziehe, unaufwändige                                                                             von der Münchener Bundeswehr-
Lösungen anbiete (Pharma-                                                                                Universität. Sie plädierte für
zeutika statt pädagogische                                                                               eine »Aufhebung« der Didaktik in
Interventionen) und weil sie in                                                                          einer breiter gefassten Vermitt-
einer gleichsam liturgischen                                                                             lungswissenschaft. Ausgehend
Sprachhandlung immergleiche                                                                              von einer Krise der sich selbst
Bilder und Metaphern rezitiere.                                                                          begrenzenden Allgemeinen
Indem Meyer-Drawe in Osna-                                                                               Didaktik entwarf sie das Bild
brück den Hirnforschern man-                                                                             einer Inter-Disziplin unter Ein-
gelnde Selbstkritik vorwarf, hat                                                                         schluss der Instruktionspsycho-
sie – aber das blieb unausge-                                                                            logie sowie der Sprach-, Medien-,
sprochen – zugleich den Erzie-                                                                           Kommunikationswissenschaft.
hungswissenschaften einen                                                                                Davon verspricht sich Reinmann
Spiegel vorgehalten: Ihnen                                                                               eine Strahlkraft didaktischer
                                                                                                      Foto: Peter Brandt

gelingt es offenbar zu wenig,                                                                            Erkenntnis in Handlungsfelder
ihre Erkenntnisse wirkungsvoll                                                                           wie den Wissenschaftsjournalis-
in die Medien zu vermitteln.                                                                             mus, die Patienten-Interaktion
Vielleicht bieten sie zu selten                                                                          der Mediziner oder die Politikbe-
oder zu spät Lösungen an, viel- »Denn wir wissen nicht, was sie tun« lautete der Titel einer öffentli-   ratung. Ihr Ansatz wurde von der
leicht verwenden sie zu selten chen Podiumsdiskussion, die mit Unterstützung der Bohnenkamp-             Zuhörerschaft äußerst positiv
anschauliche Bilder. In diesem Stiftung durchgeführt wurde. Götz Alsmann brillierte als (Selbstzitat) aufgenommen, gerade auch
Sinne jedenfalls merkte Zuhörer »einziger Nicht-Fachmann in der Runde« mit kulturpessimistischen         von Vertretern der Allgemeinen
                                  Aussagen zu sozialen Netzwerken, wie man sie vor 50 Jahren nicht
Micha Brumlik an: »Ich habe       reaktionärer dem Fernsehen gegenüber hätte formulieren können.         Didaktik wie etwa Wilfried Plöger.
noch nie einen Verstehenshori- Er trug auf seine Art dazu bei, dass die »jugendlichen Lebenswel-         Aus Sicht der Erwachsenen-
zont gesehen.«                    ten«, die das Forum zu erhellen trachtete, im Dunkeln blieben. Das     bildung ist das Vorhaben zu
Schwierige Zeiten für die Erzie- war auch kein Wunder, hatte man doch keine Person unter 30 Jah-         begrüßen, stellt es doch den
hungswissenschaften also,         ren aufs Podium geladen.                                               längst überfälligen Schritt dar,
zumal sich mit der Gesellschaft                                                                          der Entgrenzung des Lernens
für empirische Bildungsforschung eine         Welt schon vorhanden sein, damit sie                eine entgrenzte Theorie der Vermittlung
wissenschaftliche Parallelgesellschaft        ihm gesprächig wird.« Die Untiefen                  gegenüberzustellen, die didaktisches
gegründet hat, die eine Schwächung            des Theorie-Empirie-Verhältnisses, die              Wissen in »verkannten Vermittlungssi-
der wissenschaftspolitischen Bedeu-           Meyer-Drawe gegenüber der Hirnfor-                  tuationen« fruchtbar macht. Vielleicht
tung der Erziehungswissenschaften zu          schung auslotete, wären somit auch im               kommt der Vorschlag von Gabi Rein-
zementieren scheint. Mit Vermittlungs-        Verhältnis zu weniger fernen Gegnern in             mann angesichts des diagnostizierten
problemen muss sich die Bildungsfor-          Erinnerung zu bringen.                              Vermittlungsproblems der Erziehungs-
schung jedenfalls nicht herumschlagen,        Wie auch immer Theorie und Empirie                  wissenschaften gerade zur rechten
zumindest solange die Wahrnehmung             ins Verhältnis zu setzen sein mögen                 Zeit.			                           DIE/PB
                                      Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
III/2012                                                                    MAGAZIN                THEMA           FORUM             DIE
                                                                            Szene                                                       7

                      Zwei Heimaten der empirischen Bildungsforschung
                         Zur Neugründung der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF)
Ende 2011 wurde in der DIE Zeitschrift         gewicht zur DGfE verstanden werden.               beiten, sondern eine große Offenheit
(H. I/2012, S. 11) bereits über die            Ob es allerdings zu einer nennenswer-             auch gegenüber interaktionistischen,
aktuellen Entwicklungen in der Arbeits-        ten Zahl an Austritten aus der DGfE               rekonstruktiven oder hermeneutischen
gruppe empirische pädagogische For-            kommt oder ob sich das Modell der                 Zugängen.
schung (AEPF) der Deutschen Gesell-            Doppelmitgliedschaft als präferierte              Für die Erwachsenenbildungsforschung
schaft für Erziehungswissenschaft              Lösung erweist, bleibt abzuwarten. Zu             ergibt sich daraus die Chance, for-
(DGfE) berichtet und auf die geplante          berücksichtigen ist hier, dass viele der          schungsmethodische Diskurse – wie
Neugründung einer Gesellschaft für             bisherigen AEPF-Mitglieder nie DGfE-              sie aktuell nicht nur in der deutschspra-
empirische Bildungsforschung (GEBF)            Mitglieder waren. Aktuell gibt es keinen          chigen Erwachsenenbildungsforschung
verwiesen. Diese Gesellschaft wurde            Hinweis auf einen Rückzug der empiri-             wieder verstärkt geführt werden – über
inzwischen im Rahmen einer konstitu-           schen Bildungsforschung innerhalb der             das eigene Forschungsfeld hinauszutra-
ierenden Sitzung in Frankfurt a.M. ins         DGfE, und auch die von vielen DGfE-               gen und in einen intensiven Austausch
Leben gerufen, und es wurde ein Vor-           Mitgliedern getragene Weiterführung               mit Empirikern anderer erziehungswis-
stand gewählt, der die interdisziplinäre       der AEPF spricht eine andere Sprache.             senschaftlicher Gebiete einzutreten.
Ausrichtung widerspiegeln soll. Entspre-       Fest steht, dass über die durch die               Gelegenheit dazu bietet sich im Rah-
chend sind in diesem Gremium neben             Neugründung angestoßenen Neue-                    men der nächsten Tagung der AEPF, die
der Erziehungswissenschaft auch die            rungsprozesse in der AEPF – die weiter-           im September in Bielefeld stattfinden
Psychologie, die Soziologie und die            hin als Teil der DGfE aktiv bleibt – sich         wird. Es wird sicherlich auch von der
Fachdidaktik vertreten.                        neue Chancen für eine stärkere Vernet-            Resonanz in den anderen Sektionen
Präsident der GEBF, die ihre erste             zung von AEPF und der Sektion Erwach-             abhängen, inwieweit die AEPF ihren in
Tagung im März 2013 in Kiel plant, ist         senenbildung ergeben.                             Osnabrück beschlossenen Kurs hin zu
Manfred Prenzel. Weitere Vorstands-            In ihrem Selbstverständnis als Ort für            mehr sektionsübergreifendem Dialog
mitglieder sind u.a. Heike Solga und           methodische Diskurse plant die AEPF               innerhalb der DGfE langfristig realisiert
Jürgen Baumert. Inwieweit die GEBF             zukünftig aktiver auf die anderen Sekti-          und welche Rolle dabei der Erwachse-
auch für Themen der Erwachsenenbil-            onen zuzugehen, um die dort empirisch             nenbildungsforschung zukommt.
dungsforschung offen ist und Kolleg/           Forschenden auch für die AEPF zu                  Verfolgt man die immer stärker wer-
inn/en aus diesem Feld ein Forum bie-          gewinnen. Empirisch meint damit kei-              dende empirische Erwachsenenbil-
tet, bleibt abzuwarten.                        neswegs eine methodologische Festle-              dungsforschung, so wird deutlich, dass
Aus bildungspolitischer Perspektive            gung auf in der Tradition des kritischen          eine Vernetzung mit anderen Bereichen
kann die GEBF durchaus als ein Gegen-          Rationalismus stehende Forschungsar-              empirischer Bildungsforschung nicht
                                                                                                 nur mit Blick auf die Weiterentwicklung
                                                                                                 von Forschungsmethoden sinnvoll
                                    DGfE kompakt                                                 scheint, sondern auch hinsichtlich einer
 Auf der sich dem Kongress anschließen-        Im Jahr 2014 feiert die DGfE ihr 50-jähri-        längsschnittlichen Betrachtung von Bil-
 den Mitgliederversammlung wurde ein           ges Bestehen. Begleitend zum 24. DGfE-            dungsprozessen über den Lebenslauf,
 neuer Vorstand gewählt. Aus der Sek-          Kongress, der an der Humboldt-Univer-             wie er aktuell im Rahmen des nationa-
 tion Erwachsenenbildung ist nun Prof.         sität zu Berlin stattfinden wird, ist dazu        len Bildungspanels angegangen wird.
 Christine Zeuner (Hamburg) Mitglied.          eine Ausstellung geplant, in der die Ent-         Gleichzeitig scheint es geboten, auch
 Ebenfalls neu in den Vorstand gewählt         wicklungsgeschichte der DGfE und ihrer            die Bedeutung und Relevanz qualitativer
 wurden Prof. Dr. Ingrid Miethe (Gießen)       Sektionen präsentiert werden soll. Der            Forschungszugänge (weiter) zu betonen
 und Prof. Dr. Marcelo Caruso (Berlin).        Vorstand hat die »Vorstands-AG Moderni-           und Räume zu eröffnen, die methodi-
 Auf eigenen Wunsch ausgeschieden              sierungsrat« berufen, in dem die Erwach-          sche Reflexionen qualitativer Bildungs-
 sind die Hochschulprofessoren Dr. Ingrid      senenbildung durch Prof. Dr. Sabine               forschung zulassen. Wenn sich dies im
 Lohmann, Dr. Hans-Rüdiger Müller und          Schmidt-Lauff (Sektionssprecherin)                Rahmen der AEPF-Tagungen realisieren
 Dr. Klaus Breuer. Weiterhin dort tätig        vertreten ist. Es geht um die Gestaltung          lässt, könnte das auch eine Chance für
 sind Prof. Dr. Sabine Reh, Prof. Dr. Tina     der Binnenstruktur der DGfE, die Profile          die Erwachsenenbildungsforschung
 Hascher und Prof. Dr. Stefan Aufenan-         der Sektionen bzw. ihrer Kommissionen             bedeuten, ihre methodisch anspruchs-
 ger. Prof. Dr. Werner Thole bleibt Vorsit-    sowie um die zukünftige Darstellung der           vollen Arbeiten über die Grenzen der
 zender der DGfE, deren Mitgliederzahl         wissenschaftlichen Fachgesellschaft               eigenen Subdisziplin hinaus zur Diskus-
 auf mehr als 3.000 angestiegen ist.           DGfE nach außen.                                  sion zu stellen und weiterzuentwickeln.
                                                                                                                 Bernhard Schmidt-Hertha
                                          Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
DIE        MAGAZIN              THEMA             FORUM                                                                                III/2012
8          Szene

      Bildungsforschung 2020: Bilanz und Ausblick                                               in Deutschland noch stark rückständig,
                                                                                                und die große Aufgabe wird es sein, die-
               Forschungsdesiderate für die Erwachsenenbildung?
                                                                                                sen Strukturwandel zu begleiten.
Zur Tagung »Bildungsforschung 2020«           Belege sozialer Ungleichheit) gute For-           4. Offen ist auch die Frage der Gestal-
lud das Bundesministerium für Bildung         schungsergebnisse bescheinigt werden              tung von Rückmeldesystemen (bis hin zu
und Forschung (BMBF) Ende März nach           können, gibt es dagegen erhebliche                den Lehrenden), z.B.: Wie wirken Quali-
Berlin ein. Einerseits sollten Investitio-    Defizite in der Erforschung bestimmter            täts- und Inspektionssysteme? Hier sind
nen in die empirische Bildungsforschung       domänenspezifischer Wissensprozesse.              Formen von Implementationsforschung
transparent gemacht werden. Gleichzei-        Bisher bleibt die empirische Bildungs-            angesprochen, die bereits bestehendes
tig sollte aber auch Bilanz gezogen wer-      forschung vor allem auf das Fach                  Wissen in die nachhaltige breite Umset-
den, ob und in welche Richtung bildungs-      Mathematik und naturwissenschaftli-               zung transferieren können.
bezogene Forschung weiterzuentwickeln         che Didaktik bezogen. Jürgen Baumert              Für alle vier Bereiche ist es sinnvoll
sei. Circa 400 Wissenschaftler/innen,         spricht hier sogar von der »Drosophila«           und notwendig, dass sich die Erwach-
Bildungspraktiker/innen und politische        der Bildungsforschung. Stiefkinder und            senenbildung engagiert. Im laufenden
Vertreter/innen nahmen an der Veran-          damit in Zukunft stärker zu beforschen            Nachwuchsförderprogramm »Empiri-
staltung teil und nutzten diese auch für      sind dagegen die geisteswissenschaftli-           sche Bildungsforschung« des BMBF ist
das eigene Netzwerken in insgesamt 12         chen und sprachlichen Domänen.                    gerade ein Dissertationsvorhaben mit
Foren und mehreren Plenumsveranstal-          2. Insgesamt fehlen Interventions-                genuiner Erwachsenenbildung befasst:
tungen. Alle Projekte und Ergebnisse zu       studien, d.h., es ist unklar und nicht            »Einrichtungstypen bei Volkshochschu-
würdigen, kann an dieser Stelle nicht         erforscht, inwiefern biographische Kop-           len« von Meike Weiland (DIE), welches
gelingen, deshalb werden einige zen-          pelungen mit (realistisch bezahlbaren)            mit Infostand und Poster während der
trale Desiderate skizziert, denen sich        Interventionen im Feld bestehen, z.B. in          Tagung vertreten war. Dies zeigt, welche
die Erwachsenenbildung und das DIE in         einem Quartier, und sich (positiv) auswir-        Anschlusserfordernisse für die Disziplin
Zukunft widmen könnten, wenn sie in der       ken. Kontrollgruppendesigns und eine              bestehen, will sie im Kanon der »empi-
empirischen Bildungsforschung sichtbar        Verknüpfung mit NEPS- und SOEP-Daten              rischen Bildungsforschung« 2020 eine
werden wollen. Angeregt vom Hauptvor-         wären hier notwendig.                             Rolle spielen.             Monika Kil (DIE)
trag von Prof. Baumert lassen sich vier       3. Als weitere große Herausforderung
große Herausforderungen benennen.             ist die Umsetzung der UN-Behinderten-
1. Während der »Dauerbeobachtung der          rechtskonvention anzusehen (vgl. DIE                    www.bildungsforschungstagung.de

Dynamik des Bildungssystems« (z.B.            II/2012). Hier ist das Bildungssystem

         Zwischen Inklusion und Milieumarketing                                                 rungsgruppen, die Gewinnung Jüngerer
                                                                                                über soziale Netzwerke sowie die Bin-
     47. Bundeskonferenz regionaler Volkshochschulen tagte in Quedlinburg                       dung von Einmal-Teilnehmern. Von der
Gerlinde Schöpp, Leiterin der Kreisvolks-  gesamten Bildungsprogramm hingegen                   Herausforderung inklusiver Bildung war
hochschule Harz, hatte der Konferenz       schon, sofern für alle etwas dabei ist.              dabei kaum mehr die Rede.
ein anspruchsvolles Thema gegeben:         Der Herausforderung milieuheteroge-                  Auch wenn die diesjährige Tagung mit
»Vom Noch-Nicht-Teilnehmer zum             ner Lerngruppen habe man sich damit                  rund 80 Teilnehmenden wieder bes-
Stammhörer der Volkshochschule – der       aber noch nicht gestellt. Es müsse die               ser besucht war als ihre Vorläufer, so
Inklusionsansatz mit Milieus«. Hier sollte Erwachsenenbildung in Sachen Exklusi-                drängt sich dem Beobachter doch die
offenbar verbunden werden, was bisher      onsvermeidung durchaus auch vor der                  Frage auf, warum die regional arbeiten-
nicht zusammen gehört: ein auf soziale     eigenen Türe kehren – so sehr die Volks-             den Volkshochschulen ihre Jahresta-
Milieus ausgerichtetes Marketing und       hochschule dem Anspruch nach bereits                 gung nicht mit den Mittel- oder gar den
die unter der Chiffre Inklusion firmie-    »einschließend« angelegt sei. Zu oft                 Großstädten zusammen durchführen.
rende Offenheit für alle und jede/n,       begnüge man sich damit, die Schuld bei               Das auf eine möglichst homogene Teil-
unabhängig von Status und Vermögen         den Bildungsfernen zu suchen, anstatt                nehmerschaft zielende Strukturierungs-
(vgl. DIE II/2012, d. Red.). Kann so       sich selbst auch als den Menschen                    prinzip ist im Blick auf die Produktivität
Widersprüchliches denn überhaupt in        »fremde Einrichtung« wahrzunehmen.                   des wechselseitigen Austauschs zu
Einklang gebracht werden? Danach           In den Arbeitsgruppen, deren Wirken                  hinterfragen – zumal unter dem Leitge-
fragte Prof. Helmut Bremer von der Uni-    den zweiten Konferenztag prägte, wur-                danken der Inklusion.             DIE/PB
versität Duisburg-Essen in seinem Eröff-   den klassische Marketingprobleme der
                                                                                                       Infos und Fotogalerie von Peter Brandt unter
nungsvortrag. Seine Antwort: In einer      Volkshochschule diskutiert: die Gründe
einzelnen Veranstaltung sicher nicht, im                                                               www.vhs-bundeskonferenz.de
                                           für Nicht-Teilnehmerschaft von Bevölke-
                                     Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
III/2012                                                                 MAGAZIN                THEMA           FORUM              DIE
                                                                         Szene                                                        9

                Mit dem Lernatlas zur Kultur des lebenslangen Lernens?
                                           Expertenworkshop der Bertelsmann Stiftung
Der Deutsche Lernatlas der Bertels-           Qualität der Daten und die unscharfe            durch einen überarbeiteten und wei-
mann Stiftung rief bei seiner Veröffent-      Definition der Kennzahlen.                      terentwickelten Lernatlas das Thema
lichung Ende letzten Jahres ein großes        Zudem standen nur für einen geringen            Lebenslanges Lernen nachhaltig auf
Medienecho hervor. Der Versuch, die           Teil der verwendeten Kennzahlen Daten           die politische Agenda zu setzen und
Bedingungen für lebenslanges Lernen           auf kommunaler Ebene zur Verfügung.             relevante Akteure für dieses Thema
in Deutschland darzustellen und dem           Für den Bereich der beruflichen Wei-            zu sensibilisieren. Diskutiert wurde,
Konzept des Lernens im Lebenslauf             terbildung konnte auf die vom Deut-             inwieweit die an das Vier-Säulen-Modell
eine breite öffentliche Aufmerksamkeit        schen Institut für Erwachsenenbildung           der UNESCO (learning to know, learn­
zukommen zu lassen, wurde vielfach            betreute VHS-Statistik des Deutschen            ing to do, learning to live together und
positiv bewertet, dagegen stießen ins-        Volkshochschul-Verbandes zurückge-              learning to be) angelehnten Lerndi-
besondere die methodische Umsetzung           griffen werden; die in dem Lernatlas            mensionen des Bertelsmann-Atlas
der Studie, die konzeptionellen Mängel        dargestellte Kennzahl zeigt die Anzahl          besser erfasst und beleuchtet werden
und die Darstellung der Ergebnisse in         der durchgeführten Volkshochschul-              könnten und welche Daten auf kommu-
Form eines Rankings von Kommunen              Kurse mit berufsrelevantem Bezug je             naler Ebene dazu herangezogen oder
auf massive Kritik. Der Deutsche Städ-        100 Einwohner in einem Kreis an. Für            generiert werden sollten. Breiten Raum
tetag rügte in einer Stellungnahme die        mehr als die Hälfte der Kennzahlen              nahmen auch die Diskussionen darü-
Datenqualität des Lernatlas als »frag-        wurden jedoch aggregierte Daten, wie            ber ein, welche Lerndimensionen bei
würdig« und die Vergleiche zwischen           z.B. die nur auf Länderebene vorlie-            einer Weiterentwicklung des Modells
den Kommunen als unfair und nicht             genden Ergebnisse der PISA-Studie,              der Bertelsmann Stiftung in Zukunft
sachgerecht. Kritik aus wissenschaft-         herangezogen und auf die Kommunen               thematisiert werden sollten und wel-
licher Sicht fand sich in der Stellung-       übertragen. Eine sinnvolle Basis für            che politische Ebene mit dem Thema
nahme des Konsortiums »Kommunales             einen interkommunalen Vergleich ist             Lebenslanges Lernen angesprochen
Bildungsmonitoring« im Programm               damit nicht gegeben.                            werden kann. Die Anwesenden waren
Lernen vor Ort des Bundesministeriums         Diese breite Kritik wurde auf einem             indes einig in dem Anliegen, den Lern-
für Bildung und Forschung. Darin wer-         Expertenworkshop der Bertelsmann                atlas grundlegend zu überarbeiten und
den das zirkuläre methodische Vorge-          Stiftung aufgegriffen. Vertreter aus For-       konzeptionell zu schärfen. Mit einer ver-
hen des Lernatlas und die nicht nach-         schung, amtlicher Statistik und Kom-            änderten Fassung des Lernatlas kann
vollziehbare Auswahl der verwendeten          munen kamen am 21. März 2012 unter              daher gerechnet werden.
Kennzahlen ebenso bemängelt wie die           dem Leitgedanken nach Gütersloh,                                      Christina Weiß (DIE)

                 »Weiterbildung macht Schule«                                                 unabhängige und bisher nur in der
                                                                                              Weiterbildung anerkannte telc-Prüfung
 Ein großer Schritt auf dem Weg zum Abitur – ein großer Schritt zur Inklusion
                                                                                              wird nun vom Berliner Senat für alle
»Soziale Inklusion und Volkshoch-             im Jahr 2006 berichtete sie über die            Berliner Schulen gebilligt. Die ersten
schule« war das Thema der Tagung              positive Entwicklung, die ihre Schule           Anerkennungen erfolgten im April 2012
des Arbeitskreises Großstädtischer            seitdem gemacht habe. Die Koopera-              für Schüler/innen, die die 11. Klasse
Volkshochschulen. Das DIE mit seinem          tion mit der VHS Neukölln, geleitet von         des Campus Rütli besuchen. Die VHS
Projekt »Lernen im Quartier« in Koope-        Bernd Müller, habe wesentlich zum               Neukölln bietet aber auch Kurse in Tür-
ration mit den Berliner Volkshochschu-        Gelingen beigetragen, denn sie ermög-           kisch und Arabisch für Schüler/innen
len bot dort aus der Perspektive der          licht den Schüler/inne/n, die Hürde der         mit Migrationshintergrund in weiteren
Weiterbildung zentrale Anschluss- und         zweiten Fremdsprache im Übergang zur            Schulen des Bezirks an. Die telc hat
Diskussionsmöglichkeiten für die              gymnasialen Oberstufe zu nehmen.                diese Kurse mit Stipendien unterstützt.
Volkshochschulleiter/innen. Einen             2008 startete die VHS Neukölln im               Nicht nur formal ist so eine verbesserte
wesentlichen Aspekt von Sozialraum­           Rahmen der Ganztagsbetreuung                    Durchlässigkeit zum »höheren« Schulab-
orientierung bildet dabei die Bündelung       Kurse in Türkisch und später auch in            schluss gegeben, sondern die Anerken-
aller Bildungsakteure im Quartier. Sehr       Arabisch. Die Volkshochschule testet            nung der Herkunftssprache als zweite
beindruckt war das Auditorium deshalb         nun mit ihren telc-Prüfungen in der             Fremdsprache bietet neue Potenziale
vom Beitrag der Schulleiterin des Cam-        10. Klasse die sprachlichen Kompeten-           und Formen von Wertschätzung auf
pus Rütli – CR², Cordula Heckmann.            zen entsprechend dem Kenntnisstand              dem Weg zur sozialen Inklusion.
Nach dem »Brandbrief« der Schule              in einer zweiten Fremdsprache. Diese                                     Monika Kil (DIE)
                                       Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
DIE        MAGAZIN             THEMA             FORUM                                                                         III/2012
10         Szene

                    »Zeitalter der Partizipation«                                              Blickwinkel der erwachsenenpädagogi-
                                                                                               schen Forschung Prof. Christine Zeuner
                      12. Kongress Politische Bildung in Berlin                                (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg)
Seit 1982 werden in der Bundesrepub-        »Zeitalter der Partizipation: Paradig-             Erfahrungen ein, die die Notwendigkeit
lik Deutschland regelmäßig Kongresse        menwechsel in Politik und politischer              von politischer Grundbildung und Alpha-
für politische Bildung als Angebot zum      Bildung?«                                          betisierung deutlich machten.
Austausch zwischen Theorie und Pra-         Nach der Eröffnung durch Prof. Colin               Der Bundeskongress, mit dem die dies-
xis durchgeführt. Bislang wurden die        Crouch, der über neue Formen der                   jährigen Aktionstage Politische Bildung
großen Fachkongresse – mit zeitweise        Partizipation »als Markenzeichen der               ihren Abschluss fanden, bewährte sich
1.000 Teilnehmern – von der Bundes-         Postdemokratie« sprach, und einer                  so, wie von bpb-Präsident Thomas
zentrale für politische Bildung (bpb)       anschließenden Podiumsdiskussion                   Krüger angekündigt, als zentraler Ort
und der Deutschen Vereinigung für           folgten am zweiten Tag elf Sektionen,              für den Dialog aller beteiligten Akteure.
Politische Bildung (DVPB) veranstaltet,     die sich mit den unterschiedlichsten               Deutlich wurde hier aber auch: »Die
fungierten also auf Grund der starken       Dimensionen von Partizipation, mit the-            Aufgaben der politischen Bildung sind
Schulorientierung der DVPB vor allem        oretischen und praktischen Zugängen,               viele, die Ressourcen sind knapp«, so
als Forum für den formalen Bildungs-        mit dem Verhältnis von Parteiendemo-               der bap-Vorsitzende Lothar Harles.
bereich.                                    kratie und Zivilgesellschaft auseinander           Innenminister Hans-Peter Friedrich,
Der diesjährige Bundeskongress, der         setzten. Der dritte Kongresstag stand              der an der Eröffnung teilnahm, konnte
vom 21. bis 23. Mai an verschiedenen        im Zeichen von knapp 50 praxisbezoge-              hinsichtlich der öffentlichen Mittel zwar
Orten rund um die Friedrichstraße           nen Workshops, die sich ebenfalls am               auch keine Besserung zusagen (mit
in Berlin stattfand, öffnete sich jetzt     Kernthema ausrichteten.                            Ausnahme der zusätzlichen Förderung,
programmatisch für die Jugend- und          Das »Journal für politische Bildung«,              die das Bundesministerium des Innern
Erwachsenenbildung. Mitverantwortlich       die vom bap herausgegebene Fachzeit-               jetzt der Bildungsarbeit gegen rechts
für den Kongress war erstmals der Bun-      schrift für den non-formalen Bereich,              zukommen lassen will); er betonte
desausschuss Politische Bildung (bap),      bot im Rahmen des Kongresses eine                  aber die Notwendigkeit der politischen
in dem die überregionalen Träger der        eigene Veranstaltung an. Hier nahm                 Bildung, deren Aufgabe es in der Demo-
non-formalen Szene kooperieren.             Prof. Herfried Münkler (Humboldt-                  kratie sei, das ganze Volk zu bilden.
Der 12. Bundeskongress, der mit             Universität zu Berlin) zu der Frage »Was                                    Johannes Schillo
900 Teilnehmer/inne/n wieder regen          ist das Politische an der Partizipation?«
Zuspruch fand, stand unter dem Motto        Stellung. Dabei brachte aus dem

                              Konzept für Kurse mit Eltern und Kindern
                    Katholische Erwachsenen- und Familienbildung in NRW profiliert die Elternbildung
»kidix« lautet der Name des neuen            kann Eltern die Orientierung unter der            gemeinsame und getrennte Aktivitäten
Kurs-, Fortbildungs- und Marke-              Vielzahl der Angebote erleichtern. Ein            von Eltern und Kindern und eine feste
tingkonzeptes, das die Landesar-             gemeinsames pädagogisches Aufga-                  Elternbildungszeit. In einem Handbuch
beitsgemeinschaft für katholische            ben- und Qualitätsverständnis profiliert          werden die Rahmenbedingungen für die
Erwachsenen- und Familienbildung in          die Eltern-Kind-Kurse der katholischen            Fortbildung der Kursleitenden, das Qua-
Nordrhein-Westfalen (LAG KEFB) im            Einrichtungen. Inhaltlich beschreibt das          litätsmanagement sowie Werbematerial
März vorgestellt hat. Das Konzept gibt       Konzept, wie diese Kurse professio-               dargestellt.
für alle Kurse mit Eltern und ihren Kin-     nell gestaltet werden: als qualifizierte          »kidix Eltern-Kind-Kurs« wurde von einer
dern im Alter von ein bis drei Jahren        Verknüpfung von Elternbildung und                 Projektgruppe aus Mitarbeiter/inne/n
einen gemeinsamen Rahmen vor.                Kleinkindpädagogik. Eltern-Kind-Kurse             der katholischen Erwachsenen- und
Damit reagiert die LAG auf den gestie-       bieten Information und Kommunikation              Familienbildung in NRW entwickelt. Aus
genen Bildungs- und Informationsbe-          für Eltern und eine entwicklungsge-               bildungswissenschaftlicher Sicht haben
darf von Eltern mit Kleinkindern und         rechte Spielumgebung für Kinder. Ange-            Prof. Dr. Carola Iller (Universität Linz)
den zunehmenden Wettbewerb auf               sprochen werden u.a. Kursorganisation,            und Prof. Dr. Ulrich Papenkort (Katho-
dem Markt der Elternbildung. Eltern-         Kursleitung, Kursraum und die Gestal-             lische Fachhochschule Mainz) das Bil-
Kind-Kurse gehören zu dem Veranstal-         tung der Themen. Besonderer Wert                  dungskonzept kommentiert.           DIE/GB
tungstyp, der bei jungen Eltern großen       wird auf die gleichbleibende Struktur
Zuspruch findet. Das »kidix«-Konzept         der Kursstunde gelegt. Es gibt stets
                                    Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
III/2012                                                                            MAGAZIN                                         THEMA            FORUM             DIE
                                                                                    Szene                                                                                11

                                   Kultur mit allen                                                                                     Novelle im Norden
           Bundesfachtagung Kulturelle Bildung der Volkshochschulen                                                                     Neues Weiterbildungsgesetz in
Kreative Gestaltungsmöglichkeit nutzen faszinierten, aber auch zu kritischen                                                                   Schleswig-Holstein
und offen sein für Experimente – dazu   Diskussionen führten. Best-practice-                                                       Am 1. April ist in Schleswig-Holstein ein
animierte die alle zwei Jahre stattfin- Workshops ergänzten das Thema:                                                             neues Weiterbildungsgesetz in Kraft
dende Bundesfachtagung Kulturelle       Online-Schreibwerkstätten mit der                                                          getreten, das das bisherige Bildungs-
Bildung des Bundesarbeitskreis Kultur   Lernplattform Moodle, Jahreslehrgänge                                                      freistellungs- und Qualifizierungsgesetz
im Deutschen Volkshochschul-Verband     Kunst mit eigenem Blog oder Zeichen-                                                       von 1990 in das Weiterbildungsgesetz
(dvv), die Ende April an der VHS Ulm    kurse auf dem iPad. Im Zentrum des                                                         integriert. Es kann als kleine Über-
stattfand. Dem Motto »Kultur.Netz.      zweiten Konferenztags stand die Frage                                                      raschung gelten, dass die frühere
Praxis« waren rund 90 VHS-Programm-     »Wie können wir Migrant/inn/en als                                                         schwarz-gelbe Koalition unter Peter
verantwortliche gefolgt und diskutier-  Publikum gewinnen?«. Vera Allmanritter,                                                    Harry Carstensen damit einen Beitrag
ten aktuelle Entwicklungen: Wie neue    ehemalige Mitarbeiterin des Zentrums                                                       zum Überleben des so genannten Bil-
Medien nutzen? Wie neue Zielgruppen     für Audience Development der FU                                                            dungsurlaubs geleistet hat.
gewinnen, insbesondere Menschen mit     Berlin, stellte dazu ihre Forschungser-                                                    Neu ist das Verfahren zur Anerkennung
Migrationshintergrund?                  gebnisse vor. Sie unterstrich die Not-                                                     von Bildungsurlaubsveranstaltungen.
Der erste Tag stand ganz im Zeichen     wendigkeit einer gezielten Nachfrage-                                                      Um 1,5 Planstellen im Wirtschaftsmi-
der »Neuen Medien«. Prof. Dr. Thorsten  orientierung bei der Programmplanung                                                       nisterium zu sparen, hat der Gesetz-
Meyer von der Universität zu Köln ver-  und das Einbeziehen von Keyworkern.                                                        geber entschieden, die Anerkennung
anschaulichte den einschneidenden       An einigen VHS gibt es hierfür bereits                                                     gebührenpflichtig zu machen. Die Bear-
Wandel in der Medienkultur: wie die     gelungene Praxisbeispiele, z.B. »Kunst                                                     beitung der jährlich rund 3.000 Anträge
»Generation C«, die »digital natives«   und Integration«, eine Kooperation der                                                     liegt jetzt bei der Investitionsbank
mit den aktuellen, vernetzten Medien    VHS Karlsruhe mit der Städtischen                                                          Schleswig-Holstein. Für Weiterbildungs-
eine vollkommen andere kulturelle und   Galerie, oder das Konzept in NRW,                                                          veranstaltungen, die für die Bildungs-
soziale Umwelt produzieren und – in     kulturelle Bildung in Alphabetisierungs-                                                   freistellung zugänglich gemacht werden
Zukunft die Mehrheit der Gesellschaft   kurse einzubeziehen.                                                                       sollen, entstehen keine dramatischen
bilden werden. Sie leben in »social     Gemeinsames Fazit beider Themen-                                                           Kosten, max. 70 Euro je Anerkennungs-
media«, fotografieren mit dem Telefon,  komplexe war: Sowohl bei der Integra-                                                      verfahren. Berücksichtigt man, dass die
sehen fern mit Youtube, kreieren ihre   tion Neuer Medien in die Programmge-                                                       Wiederholung einer Veranstaltung keine
Selbstbilder bei Facebook und tragen    staltung wie auch bei der Gewinnung                                                        neue Anerkennung erforderlich macht,
den Cyberspace in der Hosentasche.      neuer Zielgruppen ist ein grundsätz-                                                       so drängt sich der Eindruck auf, dass
Wie also können Volkshochschulen        liches Umdenken nötig, eine Öffnung                                                        sich die Neuregelung als Innovations-
mit diesem Wandel umgehen? Meyer        alter Strukturen und Denkgewohnhei-                                                        bremse entpuppen könnte. Eine aktu-
stellte kreative Ideen im Umgang mit    ten – eben ein Perspektivwechsel.                                                          elle Themen und Bedarfe berücksichti-
den Medien vor, die viele Teilnehmende   Hans-Hermann Groppe, VHS Hamburg/                                                         gende Programmplanung ist gegenüber
                                           Mareike Schams, VHS-Verband Rhl.-Pf.                                                    der Wiederholung bekannter Formate
                                                                                                                                   finanziell benachteiligt.
                                                                                                                                   Änderungen gibt es auch bei der staat-
                                                                                                                                   lichen Anerkennung von Trägern und
                                                                                                                                   Einrichtungen. Anbieter sind durch die
                                                                                                                                   Novelle verpflichtet, Teilnehmende im
                                                                                                                                   Vorfeld umfassend zu unterrichten
                                                                                                                                   (Regelungen zum Teilnahmeschutz,
                                                                                                         Foto: Esther Hagenmaier

                                                                                                                                   § 16). Im Zuge der Anerkennung ist
                                                                                                                                   auch eine Gutachterbegehung not-
                                                                                                                                   wendig. Schließlich muss nunmehr je
                                                                                                                                   anerkannter Einrichtung ein volle Stelle
                                                                                                                                   überwiegend pädagogisch-konzeptionell
                                                                                                                                   tätig sein, vormals reichte eine halbe.
                                                                                                                                   Ob deswegen kleine Einrichtungen
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion über die Frage »Wo steht die Kulturelle Bildung an
Volkshochschulen?« diskutierten, moderiert von Dr. Christoph Köck (stellvertr. Leiter hvv) (v.l.n.r.):                             einem verstärkten Fusionsdruck ausge-
Dr. Dagmar Engels (VHS Ulm), Hans-Hermann Groppe (VHS Hamburg), Vera Allmanritter und                                              setzt sind, bleibt abzuwarten.
Dr. Karl Ermert (ehemals Bundesakademie für kulturelle Bildung, Wolfenbüttel).                                                     			                                DIE/PB
                                               Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
DIE       MAGAZIN              THEMA             FORUM                                                                             III/2012
12         Szene

                                               Den Fuß in der EU-Tür
                        Kommission verabschiedet Agenda für Erwachsenenbildung/Konferenz in Brüssel
Das letzte Strategiepapier hieß noch       Der neue Aktionsplan enthält fünf         sentiert, wie Erwachsenenbildung in der
»Aktionsplan« (2008–2010), jetzt ist       Punkte, die die Mitgliedsstaaten in ihrer Gesellschaft und den Medien sichtbar
es eine »Europäische Agenda für die        nationalen Politik umsetzen sollen:       werden kann. Prominenteste Rednerin-
Erwachsenenbildung«, die die Europäi-      • Erhöhung der Teilnahme auf 15           nen waren die zuständige Kommissarin
sche Kommission mit einer Konferenz             Prozent durch Maßnahmen wie          Androulla Vassiliou, die sich sehr deutlich
in Brüssel offiziell startete. Das Bemer-       Nachfragestimulierung, Arbeitge-     für eine wichtige Rolle der Erwachsenen-
kenswerte an dieser Agenda ist weniger          beraktionen oder Anerkennung von     bildung in Europa aussprach, und die
der Inhalt, sondern die Tatsache, dass          non-formal und informell erworbe-    Vorsitzende des Kultur- und Bildungs-
die Erwachsenenbildung eigenständiges           nen Kompetenzen;                     ausschusses im EU-Parlament, Dr. h.c.
Thema bleibt, obwohl sie innerhalb der     • Qualitätssicherung, Bildung von         Doris Pack. Dr. Peter Brandt vom DIE war
Initiative Europa 2020 und des geplan-          regionalen Netzwerken, Verbesse-     Mitdiskutant auf dem Podium und stellte
ten Bildungsprogramms »Erasmus for              rung der Aus- und Weiterbildung des die Besonderheiten von Kampagnen zur
all« wenig Beachtung findet.                    Personals;                           Alphabetisierung in Deutschland heraus.
Zur Umsetzung der neuen Agenda hat         • Förderung der Chancengleichheit,        Er kritisierte die Aussetzung der Förde-
die zuständige Abteilung in Brüssel eine        insbesondere für Benachteiligte      rung des journalistischen Informations-
europäische Arbeitsgruppe ins Leben             und Ältere;                          Netzwerkes »European InfoNet Adult
gerufen, die sich in den jeweiligen Län-   • Stärkung der Kreativität und Inno-      Education«, an dem sich das DIE betei-
dern um die Umsetzung des neuen Akti-           vationskraft durch Förderung von     ligte und das gerade für die Sichtbarkeit
onsplans kümmern soll. Normalerweise            Schlüsselkompetenzen, Einsatz von    der Erwachsenenbildung auf europäi-
werden die Koordinatoren von den jewei-         computergestützten Methoden,         scher Ebene eine große Rolle spielte.
ligen Ministerien gestellt. In Deutsch-         Stärkung von Kultureinrichtungen;    Michael Sommer (Akademie Klausenhof)
land fiel die Wahl auf Georg Rosenstein,   • mehr Forschung und statistische
zuständig für die Erwachsenenbildung in         Erhebungen.                            Eine ausführliche Einordnung der Agenda
der Nationalagentur im Bundesinstitut      Auf der Brüsseler Tagung »One Step Up«      finden Sie im Beitrag von Hans Georg Rosen-
für Berufsbildung (BIBB).                  wurden hauptsächlich Beispiele prä-         stein in der Rubrik FORUM auf Seite 50.

                              Kampagnen für die Erwachsenenbildung
                     Europäische Kommission möchte mehr Aufmerksamkeit für lebenslanges Lernen
Wie die Popularität von Erwachsenen-         Rolle und die Aufgaben der Stakehol-              Instrument schätzen die Stakeholder
bildung gesteigert werden könnte, darü-      der der Erwachsenenbildner definiert,             das Fernsehen ein, um über Werbung,
ber hat sich eine Studie im Auftrag der      von der Europäischen Kommission bis               Dokumentationen oder Filme poten-
Generaldirektion Bildung und Kultur der      zu den regionalen Sozialpartnern. Der             zielle Lerner zu gewinnen. Als wichtigste
EU-Kommission Gedanken gemacht.              zweite Teil der Studie stellt Fallbeispiele       Botschaft sehen sie nicht eine emotio-
»Strategies for improving participation      europäischer Projekte der Erwachse-               nale, persönliche Variante, sondern den
in and awareness of adult learning« ist      nenbildung vor, beurteilt deren Ergeb-            Hinweis auf einen erwarteten finanziel-
eine Hilfestellung für die Akteure der       nisse und analysiert die gemachten                len Ertrag der »Bildungsinvestition« für
Erwachsenenbildung, die Vorteile und         Erfahrungen. Zudem werden potenzielle             den Einzelnen. Ein Ranking möglicher
die Bedeutung des Lernens für jeden          neue Bildungsprojekte vorgestellt, die            erfolgreicher Marketingaktivitäten setzt
Einzelnen und für die Gesellschaft           auf verschiedenen Ebenen – von lan-               den allgemeinen Begriff »Aufklärungs-
bewusst und bekannt zu machen. Der           desweit bis kommunal, von Bildungsmi-             kampagne« auf Platz eins, gefolgt von
im März 2012 erschienene Leitfaden           nister bis Volkshochschule – erfolgreich          der Erhöhung der finanziellen Mittel
zeigt Strategien auf, wie das Bewusst-       sein könnten.                                     und der Veranstaltung von Konferen-
sein für und der Zugang zur Erwachse-        In einer Umfeldanalyse wurden ab­-                zen. Abgeschlagen auf Platz 15 hier die
nenbildung verbessert werden kann.           schlie­ßend 1.500 Erwachsenenbild-                Wirkung von Grundtvig-Programmen.
Der »European Guide« soll helfen, die        ner/innen um ihre Einschätzung von                Der englischsprachige, rund 160 Seiten
im November 2011 beschlossene                Marketingmaßnahmen gebeten. Als                   starke Leitfaden kann kostenlos abge-
»European Agenda for Adult Learning«         wichtigste Zielgruppe sahen diese die             rufen werden.
erfolgreich zu machen und die Teilnah-       politischen Entscheidungsträger, denen                                              DIE/BP
mezahlen der Erwachsenenbildung zu           damit implizit unzureichendes Engage-                  http://ec.europa.eu/education/more-
steigern. Im ersten Abschnitt werden die     ment unterstellt wird. Als effizientestes              information/doc/2012/adult_en.pdf
                                    Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
III/2012                                                                 MAGAZIN                THEMA                   FORUM    DIE
                                                                         Szene                                                     13

     Zeit zu handeln – jetzt! Lebenslanges Lernen für eine bessere Zukunft
                                                 Jahrestagung von EUCIS-LLL
»Social Innovation for Active Inclusion«    Prof. Ides Nicaise von der Universität            Ebene der Methoden und schließlich
war das Motto der diesjährigen Jahres-      Leuven eine gerechte(re) Verteilung               eine generelle Ausweitung der Lern-
tagung der European Civil Society Plat-     von Bildungschancen und -hilfen im                zeiten als besonders wirksam hervor.
form on Lifelong Learning (EUCIS-LLL)       Bereich der Früherziehung, für Kinder             Anschließend diskutierten die Teilneh-
am 14. Mai 2012 in Leuven/Belgien.          mit Migrationshintergrund und für die             menden in vier Arbeitsgruppen zu den
Gina Ebner, die Präsidentin von EUCIS-      hohe Zahl von jugendlichen Schulab-               Themen »Migration«, »Lernen zwischen
LLL, hieß etwa 100 Vertreter/innen          brechern. Für die Erwachsenenbildung              den Generationen«, »Zugang zu Bildung«
von zivilen Netzwerkorganisationen im       forderte er eine stärkere Offensive               und »Bildung und Jugendarbeitslosig-
Bereich Bildung und Erziehung willkom-      im Bereich der »Second Chance«-Bil-               keit« weitere Möglichkeiten inkludie-
men. Diese diskutierten gemeinsam           dungsmaßnahmen. Wie innovative und                render Bildung. Dass Europa keine Zeit
mit hochrangigen Mitgliedern der EU-        inkludierende Bildungsinterventionen              verlieren darf auf dem Weg, Menschen
Kommission – vertreten unter anderem        aussehen können, stellte Prof. Ramon              in die Gesellschaft (zurück)zuholen, die
durch den Direktor des Programms            Flecha von der Universität Barcelona              durch Armut, ungleiche Bildungschan-
»Lifelong Learning and 2020 Strategy«       anhand zahlreicher Beispiele, vornehm-            cen, Arbeitslosigkeit, Migrationshinter-
Pierre Mairesse – Bildungsstrategien        lich aus EU-Projekten, vor. Er hob dabei          gund oder Behinderung an den Rand
und Bildungsinterventionen auf dem          die Faktoren Beteiligung verschiedener            gedrängt werden, und dass Bildung
Weg in eine inkludierende Gesell-           Akteure am Bildungsprozess (z.B. durch            hier bereits über einige erfolgverspre-
schaft. Ausgehend von der These,            die stärkere Einbindung von Eltern,               chende Ansätze verfügt, darüber waren
dass die Bildungsgesellschaft (»Knowl­      Großeltern und anderen Bezugsper-                 sich alle Teilnehmenden am Ende der
edge Society«) nicht per se eine faire      sonen in den Schulunterricht), Familiy            Tagung einig.
Gesellschaft ist, sondern im Gegenteil      Education, eine dialogische und partizi-                         Bettina Thöne-Geyer (DIE)
Ausgrenzung vorantreibt, forderte           patorische Herangehensweise auf der

                            Landesweit einheitliche Qualitätsstandards
               Einführung eines bundesweiten Qualitätsrahmens für die Erwachsenenbildung in Österreich
Nach der Gründung der Weiterbildungs-       neun Bundesländern und Erwachse-                  tionen kein neues Qualitätsmanage-
akademie Österreich (wba) vor fünf          nenbildungsorganisationen umgesetzt.              mentsystem mit regelmäßigen Audits
Jahren, die Kompetenzen von Personen        Für (potenzielle) Teilnehmer/innen gibt           übergestülpt, sondern die bestehenden
in der Weiterbildung zertifiziert, wurde    es neben der Vielfalt an Erwachse-                neun Qualitätszertifikate werden als
nun mit Ö-Cert ein weiterer Schritt in      nenbildungsorganisationen auch noch               Nachweis anerkannt. Darüber hinaus
Richtung Professionalität – diesmal         eine schwer überschaubare Anzahl an               sind spezifische Grundvoraussetzun-
auf der Organisationsebene – getan.         Qualitätsmanagementsystemen (ISO,                 gen nachzuweisen, die als zusätzlicher
Hinter dem Label Ö-Cert verbirgt            EFQM, LQW u.v.m.) und damit verbun-               Beleg für die Qualität der Anbieter gel-
sich ein europaweit einzigartiger           denen Zertifikaten, die bei Erwachse-             ten. Über www.oe-cert.at können diese
Qualitätsrahmen für Erwachsenenbil-         nenbildungsorganisationen zur Anwen-              Nachweise einfach und schnell an die
dungsorganisationen, der bestehende         dung kommen. Gleichzeitig wurden in               Geschäftsstelle übermittelt werden.
Qualitätsmanagementsysteme öster-           zunehmendem Ausmaß in den Ländern                 Eine Akkreditierungsgruppe, bestehend
reichweit anerkennt und Standards für       Qualitätskriterienlisten oder Verfahren           aus fünf Expert/inn/en (der u.a. auch
qualitätvolle Anbieter der Erwachsenen-     der externen Qualitätssicherung (z.B.             Dieter Gnahs vom DIE als internationa-
bildung/Weiterbildung setzt. Damit wer-     OÖ Qualitätssiegel, Cert-NÖ) etabliert,           ler Experte angehört), prüft die Unter-
den erstmals bundesweit einheitliche        um Verzeichnisse von anerkannten Bil-             lagen. Nach erfolgreicher Überprüfung
Qualitätsstandards geschaffen. Das          dungsanbietern zu erstellen. Dies hat             wird Ö-Cert durch das bmukk verliehen,
innovative Zertifizierungsmodell wurde      dazu geführt, dass sich überregionale             und es erfolgt die Aufnahme in das
im Auftrag des Bundesministeriums für       Anbieter mehrfach (bis zu neun Mal!)              öffentlich zugängliche »Verzeichnis der
Unterricht, Kunst und Kultur (bmukk)        Anerkennungsverfahren unterziehen                 Qualitätsanbieter der österreichischen
von Elke Gruber (Universität Klagenfurt)    müssen. Das erzeugt bei Bildungs-                 Erwachsenenbildung«.
und Peter Schlögl (Österreichisches         organisationen und Verwaltungen                                                Elke Gruber
Institut für Berufsbildungsforschung)       zusätzlichen Aufwand. Mit Ö-Cert wird
                                                                                                       www.oe-cert.at
entwickelt und in Kooperation mit den       den Erwachsenenbildungsorganisa-
                                       Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
DIE         MAGAZIN                     THEMA               FORUM                                                                               III/2012
14           Szene

                                     Sozialer Nutzen des »community learning«
                                          AONTAS-Studie zu inklusiven Bildungsstrukturen in Irland
Die Irish National Learning Organisation               vertreten die Idee, dass der Wohlstand              not least ist noch der Punkt »volunteered
(AONTAS) hat in den Jahren 2009–2010                   der (irischen) Gesellschaft nicht bloß              in community group« hervorzuheben,
eine Studie mit bemerkenswerten                        von der Ausbildung von Humankapital                 der auf den Wert von 25 Prozent kommt.
Ergebnisse erarbeitet. Analysiert wurde                abhängt. Vielmehr benötigt ein funktio-             Dieser Befund wird von Natasha Bailey,
der soziale Nutzen des so genannten                    nierendes Gemeinwesen Bürgerinnen                   Mitautorin der Studie, wie folgt gewertet:
»community learning«, womit eine über-                 und Bürger, die sich aktiv an demokra-              »When the contribution of those who
wiegend nicht-akkreditierte, jedoch                    tischen Prozessen beteiligen und das                began to volunteer as a result of commu-
zum größten Teil staatlich geförderte                  Ethos der »active citizenship« verinner-            nity education was valued monetarily,
Form der Erwachsenenbildung in Irland                  licht haben. Hierfür benötigen die Indivi-          the researchers calculated that the
bezeichnet wird. »It entails groups of                 duen ausgebildete soziale Fertigkeiten,             return to the State, even with conserva-
learners coming together in dedicated                  Fähigkeiten und Kompetenzen. Tabelle 1              tive estimates, was at least 9.1 million
community education centers or more                    zeigt, welche »outcomes« Teilnehmende               euro per annum. This amount almost
informal settings in local areas. A key                am »community learning« erfahren                    covers the state’s investment in com-
difference between it and other types                  haben.                                              munity education during the year of the
of adult learning provision comes from                                                                     research, which was 10,1 million euro«
the needs of the target group and/or                   Es zeigt sich, dass immerhin 32 Prozent             (Bailey 2011, S. 272).
the geographical community and is, for                 der Teilnehmenden am »community
the most part, run by and for the com-                 learning« den Entschluss gefasst haben,             Spätestens an dieser Stelle wird klar,
munity« (Bailey 2011, S. 268). Das Ziel                der Gemeinschaft etwas zurückzuge-                  was die AONTAS-Studie auch für die
der Maßnahme ist die Inklusion insbe-                  ben. Zugleich werden die zur Verfügung              Erwachsenenbildung in Deutschland
sondere von bildungsfernen Bevölke-                    stehenden Medien – Buch (29%) und                   so interessant werden lässt: Es geht
rungsschichten. In der Praxis wird dem                 Internet (25%) – stärker und damit                  mitunter um den »return of investment«
non-formalen Lernen als Brücke zu for-                 horizonterweiternd genutzt. Zur ver-                staatlicher Bildungsfinanzierung und
malen und arbeitsplatzerschließenden                   besserten politischen Willensbildung                somit, auch wenn die Autoren der Stu-
Bildungsgelegenheiten ein hoher Stel-                  dürfte beitragen, dass 25 Prozent der               die dies so nicht explizit formulieren,
lenwert zuerkannt. Allein im Jahr 2009                 Befragten angaben, häufiger Nachrich-               um die monetäre Rechtfertigung eines
haben 55.716 Personen an den entspre-                  ten zu sehen, und 23 Prozent, dass sie              Bildungssektors außerhalb formaler Bil-
chenden Angeboten teilgenommen.                        sich über politische Fragen mit ihrem               dungsinstitutionen wie Schule, Univer-
Verfechter des »community learning«                    näheren Umfeld austauschen. Last but                sität oder Berufsbildung. Damit schließt
                                                                                                           die AONTAS-Studie eine Legitimations-
                                                                                                           lücke, die sich aus den Imperativen
Abb.: Percentage Political and Civic Engagement Outcomes for Learners
                                                                                                           modernen Bildungsmonitorings ergibt:
(Quelle: Bailey 2011, S. 129)                                                                              Die Wirkung von verausgabten Förder-
                                                                                                           geldern ist solange bloß Glaubenssache,
                            Yes, I did this     Yes, I did this    Yes, I did this   No, I did not do
                            and I feel it       but not as         but I have        this                  bis der Nutzen der Erwachsenenbildung
                            is as a result      a result of        always done it                          nicht mehr nur unterstellt wird, sondern
                            of community        community                                                  gegenüber Kritikern auf empirischer
                            education           education                                                  Grundlage bewiesen werden kann. Dass
 Decided to give                                                                                           sich Investitionen in inklusive Bildungs-
 something back to the             32                   6                 30                32             strukturen also in mehrfacher Hinsicht –
 community
                                                                                                           sozial und ökonomisch – auszahlen, hat
 Used internet                     29                   9                 42                19             die AONTAS-Studie gezeigt.          DIE/TV
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 community group
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 often                                                                                                    Bailey, Natasha (2011): Understanding the
                                                                                                          effects of adult learning – the outcome and
 Talked to friends or
                                                                                                          impact of community eduation in Irland. In:
 family about politics or          23                    7               49                 21
                                                                                                          Lline. Lifelong Learning in Europe, H. 4, S.
 social issues
                                                                                                          266–276
                                              Online: http://www.diezeitschrift.de/32012/architektur-07.pdf
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