MANAGEMENT THINKING - VOLUME 01 - AMD Akademie Mode & Design
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VOLUME 01 CRE A TIVE MANAGEMENT THINKING A N SÄTZE F Ü R E IN E V U CA-W E LT Herausgeber Prof. Dr. Steffen Großmann & Prof. Dr. Jan Oliver Schwarz
GE LEIT WORT 6 SEITE 8 SEITE VOR WORT AGILES MANAGE MENT ORGANISATIONSMODELLE IN VOLATILEM UMFELD 12 SEITE
DESIGN THINK ING BESTANDSAUFNAHME UND FORMULIERUNG EINER NEUEN 20 PERSPEKTIVE AN DER SCHNITTSTELLE VON MANAGEMENT UND KREATIVITÄT SEITE 34SEITE LEAN STARTUP THINKING EIN GEGEN ENTWURF ZU FAST FASHION „BUY ME ONCE“ ALS ANSATZ DES NACHHALTIGEN KONSUMS IM MODEBEREICH 44 SEITE
VON BANGLADESCH ZURÜCK NACH NEW YORK CITY? DIE POTENZIALE VON URBAN MANUFACTURING FÜR DIE MODEINDUSTRIE 48 SEITE 56 ENDLICH DER GROSSE ENTWICKLUNGS SPRUNG DURCH DIGITAL-DISRUPTIVE TECHNOLOGIEN FÜR SUBSAHARA-AFRIKA? SEITE AU TOR EN 72 SEITE
VON Dr. Felix von Held Institut für Innovation und Change Methodik (IICM) GmbH DURCH DIE TECHNOLOGISCHEN UMBRÜCHE im Rahmen der Digitalisierung wurden in den letzten Jahren viele Paradigmen in un- terschiedlichen Industrien gebrochen. Dies führt dazu, dass Regeln und Konstanten nicht mehr zur Orientierung des Managements he- rangezogen werden können oder nur eine kurze Gültigkeit haben. In der Praxisarbeit der Beratung im Rahmen von Change und Transfor- mationsprojekten in unterschiedlichen Industrien spiegelt sich dies in einer gleichermaßen großen Verunsicherung, welche sich durch ganze Unternehmen zieht. DIE ZENTRALE FRAGE IST, welche Antworten können Unter- nehmen und Ihr Management auf das komplexe und volatile Umfeld liefern. Eine Antwort findet sich oftmals in den Unternehmen selbst, indem Sie durch die Nutzung Ihrer internen Netzwerke und neuer Her- angehensweisen das kreative Potential Ihrer Mitarbeiter erschließen. Das heißt zunächst im Grundverständis die Fähigkeiten und das kre- ative Potential des Unternehmens nicht auf einige wenige Experten 6 beschränken, sondern das Potential in der kollektiven Kreativität (von Held, 2012) und der Befähigung aller Mitwirkenden suchen. Dieses Engagement und der Einbezug der Mitarbeiter führt zu vielen Diskus- sionen in Forschung und Praxis in Bezug auf Vernetzung, Methoden, Führungsmodelle und Verantwortungsübernahme im Kontext eines agilen Mindsets als Antwort auf die Frage nach flexibleren Unterneh- men. Bereits im agilen Manifest (http://agilemanifesto.org/iso/de/ manifesto.html, 2001) als einer der Eckpfeiler des agilen Arbeitens findet sich dies beispielsweise in der Betonung der Interaktion. GELEITWORT ENTSCHEIDENDE MODELLE um Unternehmen agiler und mit mehr Innovationskraft zu gestalten sind jedoch meist nicht Bestand- teil der klassischen Managementlehre. Die Kernfrage ist also aus welchen Disziplinen lassen sich hilfreiche Prinzipien, Methoden, und Herangehensweisen ableiten. Der folgende Band fokussiert diese Fragestellung, in dem aus Domänen wie Design Herangehensweisen und Perspektiven beleuchtet und auf Ihren Übertrag in die Manage- mentpraxis reflektiert werden. Dies ermöglicht sowohl eine theore- tische Fundierung als auch die Ableitung für die praktische Anwen- dung.
LITERATUR Von Held, F. F. (2012). Collective Creativity: Explo- ring Creativity in Social Network Development as Part of Organizational Learning: Springer VS. (http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html, 2001, Zugriff 21.08.2018) 7
VON Prof. Dr. Steffen Großmann & Prof. Dr. Jan Schwarz EINE ZENTRALE FRAGE des strategischen Managements ist die, warum einige Unternehmen langfristig erfolgreicher als andere sind. Die aktive und somit gestaltende Erarbeitung strategischer Erfolgs- potenziale sowie deren Ausnutzung in einer dynamischen Umwelt stellt in diesem Zusammenhang ein wesentliches Erfolgskriterium dar. In der Managementforschung hat die Theorie der Dynamic Capa- bilities diese Frage bereits in den späten 1990er-Jahren aufgegriffen. Während klassische Managementmethoden bis in die 2000er-Jahre hinein eher auf Effizienzsteigerung – mithin überwiegend vergangen- heitsorientiert – ausgerichtet waren, stellen bereits die frühen Bei- träge zu den Dynamic Capabilities (D. J. Teece, 2009) (David J. Teece, Pisano, & Shuen, 1997) mehr darauf ab, dass vor allem Technologi- eunternehmen vor der Herausforderung stehen, mit einer zuneh- menden Dynamik in der Unternehmensumwelt umgehen zu müssen. Ein Umstand, der sich nicht zuletzt durch den Megatrend digitaler Wandlung heute für nahezu sämtliche Industrien konstatieren lässt. 8 UNTER DYNAMIC CAPABILITIES werden Eigenschaften eines Unternehmens verstanden, die auf der einen Seite schwer zu kopie- ren sind und auf der anderen Seite dazu beitragen, dass ein Unter- nehmen schnell auf Veränderungen in seiner Umwelt reagieren kann und so einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil erzielen kann (David J. Teece et al., 1997). In den letzten Jahren konnte, insbesondere durch technologische Entwicklungen bedingt – beispielsweise immer leis- tungsfähigere Rechnerkapazitäten, umfassendere Infrastrukturen, Webtechnologien sowie verbundene Endgeräte und Produktionsma- schinen –, eine starke Zunahme des Vernetzungsgrades unserer Um- welt beobachtet werden. Dieser Vernetzungsgrad basiert im Wesent- lichen auf drei grundlegenden Prämissen: a) einer hohen und weiter steigenden Anzahl von Akteuren in VORWORT den relevanten Systemen, b) einer gesteigerten Aktivität, also der Bereitschaft, eigen- ständig Botschaften zu senden sowie auf Botschaften Dritter zu reagieren, wie auch c) einer zunehmenden Konnektivität, also einer gesteigerten Dichte der Verbindungen der einzelnen Akteure, die im Wesent- lichen durch die Digitalisierung begründet erscheint.
EIN ZENTRALES PHÄNOMEN, das hiermit einher- HIERZU IST DER VORLIEGENDE BAND in zwei The- geht, ist die zunehmende Nichtlinearität in den Syste- mencluster gegliedert. In einem ersten Schritt wird der men, also die Schwierigkeit bzw. Unmöglichkeit, zutref- grundsätzliche Rahmen der Diskussion aufgespannt fende Zukunftsprognosen zu treffen (Scheinpflug, 2017). und notwendige Fragen nach der Bedeutung von Anpas- Diese Effekte lassen sich treffend mit dem chaotischen sungs- und Veränderungsnotwendigkeiten in und für Un- Bild der Spontan- oder Selbstaufschaukelung eines ternehmen in Zeiten digitalen Wandels gestellt. Die digi- Trippelpendels beschreiben. Ergebnisse sind dement- tale Transformation als technisches, aber insbesondere sprechend weder planbar noch vorhersagbar. Unter- auch sozioökonomisch bedeutsames Phänomen bildet nehmen, Organisationen und Individualakteure befinden die Grundlage, auf deren Basis die Frage nach Resilienz- sich also heute in einer durch hohe Komplexität gepräg- faktoren für Unternehmensorganisationen gestellt wird. ten VUCA-World (Bliss, 2000; Bleicher, 2011). Eine Um- Der Leser wird so in den Diskurs um geeignete Bewäl- welt, die durch Volatility, Uncertainty, Complexity and tigungsstrategien in sich zunehmend dynamisierenden Ambiguity geprägt ist. Was können also Dynamic Capa- und komplexer werdenden Umwelten eingeführt. Dem bilities in einer solchen Umwelt sein, die Unternehmen Leser werden gleichermaßen eine Reihe von Antwortop- darin unterstützen, langfristige Wettbewerbsvorteile zu tionen auf die Frage „Wie kommt das Neue in die Welt erzielen? der Unternehmen?“ geboten. Anschließend werden mit Ansätzen zu agilem Management, Design Thinking und VOR DEM HINTERGRUND dieser Kontextbedingun- gen scheint es insbesondere hilfreich zu sein, dass die Lean Startup Thinking insgesamt drei eng verwandte neuere Managementansätze beleuchtet, die allesamt 9 Management-Disziplin erfolgreiche Lösungsansätze an- auf der arrivierten Philosophie des „Lean-Gedankens“ derer Disziplinen integriert. In dem vorliegenden Band fußen. Die Betrachtungen münden jeweils in einer kriti- soll dieser Versuch unternommen werden, indem unter schen Reflexion hinsichtlich ihrer Eignung als designori- anderem auf das Konzept Design abgestellt wird. entierte Bewältigungsstrategie einer VUCA-Umwelt. FORM FOLLOWS FUNCTION? Oder doch ... Function IM ZWEITEN SCHRITT wird die Perspektive weiter follows form? Diese Diskussion aus der Gestaltung auf- in Richtung Industrie zugespitzt und Beispiele aus der greifend, wird der Frage nachgegangen, was Design von Kreativwirtschaft werden vorgestellt. Der Bogen wird Management lernen kann, aber vor allem was Manage- mit einer aktuellen Analyse von Fast vs. Slow Fashion ment von Design lernen kann. Zunehmend verbreitet über die Frage der Rückverlagerung von Textilproduk- sich etwa der Ansatz des Design Thinkings in Unterneh- tion aus Low Cost Countries hin zu der Bedeutung digi- men, um nicht nur Lösungen für Produkte, sondern auch tal-disruptiver Technologien für Drittweltregionen breit für Prozesse, Organisationsdesign oder Strategien zu gespannt. finden. Grundsätzlich wird argumentiert, dass der Vor- teil dieses Ansatzes die Kombination von Kreativität und WÄHREND DIESER BAND in inhaltlicher Weise Analytik ist und somit bestens geeignet, um sogenann- eine Klammer um die Disziplinen Design und Manage- te „wicked problems“ in einer VUCA-World zu adressie- ment zieht, soll sich dies auch visuell durch eine star- ren. Weitergehend wird die Frage aufgegriffen, welche ke Verknüpfung zwischen Management und Design in innovativen Ansätze sich erkennen lassen, um in einer Aufbau und Struktur widerspiegeln. Dieser Ansatz soll „VUCA-Umwelt“ als resilienter Akteur zu handeln, bei- einerseits die verschiedenen Forschungsbereiche der spielsweise durch angepasste Geschäftsmodelle oder an diesem Band beteiligten Autoren reflektieren und an- etwa Produktionsansätze. dererseits auch in einer visuellen Umsetzung der Frage nachgehen, was Management, also in diesem Fall Ma- nagement-Bücher, von Design lernen kann. IN ZUSAMMENARBEIT mit Studierenden des Studi- engangs Marken- und Kommunikations-Design an dem Standort München des Fachbereichs Designs der Hoch- schule Fresenius AMD Akademie Mode & Design ist so-
mit ein Band entstanden, der nicht nur inhaltlich, son- dern auch in Form, Management und Design verbindet und innovativ ist. Prof. Dr. Steffen Großmann/Prof. Dr. Jan Schwarz, Hamburg/München im Oktober 2018 10
11 LITERATURVERZEICHNIS Teece, D. J. (2009). Dynamic Capabilities and Stra- tegic Management: Organizing for Innovation and Growth. Oxford: Oxford University Press. Teece, D. J., Pisano, G., & Shuen, A. (1997). Dy- namic capabilities and strategic management. Strategic Management Journal, 18(7), 509–533. Scheinpflug, R. (2017). Komplexität – Herausfor- derungen für Unternehmen und Management. In: Neue Komplexität in Personalarbeit und Führung, 11–28; Springer. Bliss, C. (2000). Management von Komplexität: Ein integrierter, systemtheoretischer Ansatz zur Kom- plexitätsreduktion. Wiesbaden: Springer. Bleicher K, (2011). Das Konzept Integriertes Ma- nagement: Visionen – Missionen –Programme. 8. Auflage. Campus Verlag
VON Agiles Management – Organisationsmodelle in Prof. Dr. Isabella Lang volatilem Umfeld MODE BESCHREIBT „etwas, was dem gerade herrschenden, be- vorzugten Geschmack, dem Zeitgeschmack entspricht“ (Duden 2016) und zahlreiche Moden sind unter anderem auch in der Betriebswirt- ORGANISATIONSMODELLE IN schaft zu finden, wie beispielsweise Kaizen, Lean Management, Six Sigma und aktuell der Begriff Agility, agiles Management. Wird mit diesem Konzept eine weitere Mode eingeläutet? Ist es für Unterneh- men notwendig, die Art und Weise, wie Menschen zusammenarbeiten, neu zu denken und agil zu gestalten? Ein Blick in die Geschichte zeigt, teilautonome (und damit bewegliche) Arbeitsgruppen gibt es seit den 70er-Jahren, zum Beispiel bei der BMW AG zur Integration ausländi- AGILES MANAGEMENT – scher Arbeitnehmer in den Werken. Dave Thomas, der Urheber des „Agilen Manifests“, referiert in Amsterdam unter dem Titel: „Agile is Dead“ (vgl. Dave 2015) und schreibt in einem Blog, dass das Wort agil „eher zu einer Arena für Berater und Verkäufer, die ihre Dienstleis- tungen und Produkte verhökern wollen“ (vgl. Dave 2015), deformiert. Ziel dieses Artikels ist es, einen Einblick in mögliche Organisations- VOLATILEM UMFELD modelle der VUCA-Welt (VUCA: Volatility, Uncertainty, Complexity und 12 Ambiguity) am Beispiel des agilen Managements zu geben und die Notwendigkeit für kreative Unternehmen zu diskutieren. – 1. AUSGANGSLAGE UND ENTSTEHUNG DES KONZEPTS DAS AGILITÄTSKONZEPT ist in der Softwareentwicklung ent- standen, also ursprünglich ein von Programmierern erdachtes „Ma- nifest“ zur Optimierung von Projekten. Im Fokus stehen dabei kurze, überschaubare Planungs- und Umsetzungszyklen mit konkreten Er- gebnissen, sodass sofortiges Anpassen an veränderte Rahmenbedin- gungen möglich wird (vgl. Haufe 2015: 2). Aktuell wird es auch als Organisationskonzept diskutiert, da veränderte Rahmenbedingungen nicht nur den Alltag vieler Softwareproduzenten prägen, sondern na- hezu alle Unternehmen Prioritäten regelmäßig neu aushandeln und Ziele flexibel umsetzen müssen. Grund dafür sind Megatrends wie die Digitalisierung, die Globalisierung und die damit einhergehende Dynamisierung der Märkte. Konkret äußert sich das beispielswei- se in kürzeren Produktlebenszyklen, kürzeren Reaktionszeiten der Wettbewerber und einem höheren Wettbewerbsdruck. Das Akronym VUCA versucht die Herausforderungen, die den aktuellen Unterneh- mensalltag spürbar verändern, zusammenzufassen. VUCA steht da- bei für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity (vgl. Heller 2017): • Volatility: die Änderungen der Umweltbedingungen werden in der Regel häufiger und schneller • Uncertainty: Prognosen über zukünftige Ereignisse treffen ungenauer • Complexity: die Umwelt wird komplexer, d. h., mehr Abhän- gigkeiten spielen in Thematiken hinein und Informationen fließen in einer vervielfachten Geschwindigkeit um die Welt
• Ambiguity: die Faktenlage wird mehrdeutiger, riertes Arbeiten in selbst organisierten Expertenteams. Entscheidungen müssen unter Unsicherheiten Folgende Merkmale agiler Teams können zur Unter- getroffen werden scheidung zu klassischen Teams herangezogen werden (Nowotny 2016 : 64): HIER KNÜPFT DAS KONZEPT DER AGILITÄT – die Fähigkeit einer Organisation, rasch auf Veränderungen • Teamentscheidungen zu reagieren – an. Ein neues Gleichgewicht zwischen • Keine disziplinarischen Vorgaben Schnelligkeit, Wendigkeit, also Agilität und den bisheri- • Visualisierung des Workflows gen stabilen, zum Teil trägen Strukturen und Prozessen • Iteratives Vorgehen muss gefunden werden. Doz und Kosonen konstatie- • Retrospektiven sowie Daily Stand-ups ren in diesem Zusammenhang: „Unternehmenserfolg basiert in traditioneller Management-Praxis auf einer DAS „DAILY STAND-UP MEETING“ gilt dabei als Mit- Wiederholung von Routineaufgaben durch angelernte telpunkt agiler Arbeitskommunikation, als Quelle und Arbeitskräfte und dem Phänomen der Konvergenz (d.h. Wurzel zur Selbststeuerung der Teams. Jeder spricht der schrittweisen Anpassung an eine bestimmte Situa- zum Stand der eigenen Arbeit und über seine aktuellen tion), welche zu einer Erhöhung der Stabilität beiträgt. Herausforderungen und Hindernisse. Der Agilitätsbera- Allerdings führt diese wahrscheinlich auch zu steigen- ter Nowotny beschreibt es folgendermaßen: „Hier endet der Rigidität, die unvermeidlich auch die strategische Beweglichkeit des Unternehmens beschränkt und damit das Sich-Verkriechen hinter dem eigenen Schreibtisch. Arbeitspakete werden fertiggestellt, neu gefasst, neu ins 13 auch die Fähigkeit sich selbst zu erneuern und zu refor- Rennen geschickt und verschiedenste Absprachen und mieren“ (Doz/Kosonen 2009: 372; Übersetzung durch V.). Unterstützungsangebote fliegen in nur fünfzehn Minu- ten durch den Raum. Streng analog, verbal und köper- ZUDEM AGIERT IN DER NEUEN ARBEITSWELT sprachlich unterstützt wird für alle hundertprozentig EINE GENERATION, DIE STATT EINER HIERARCHI- klar, wo das Team steht und wer gerade was macht“ SCHEN EINE SINNSTIFTENDE UND WENIGER HIER- (Nowotny 2016 : 81). ARCHISCHE ARBEITSKULTUR FORDERT. DARÜBER HINAUS gibt es in der Forschung und – 2. KONZEPTE AGILEN ARBEITENS Praxis das Konzept der „strategischen Agilität“ (vgl. u. a. Doz/Kosonen 2009; Weber/Tarba 2014). Agile Orga- INDUSTRIELLE ARBEITSTEILUNG beruht auf dem nisationen haben die Fähigkeit, kontinuierlich ihr Ge- Prinzip, dass die übergeordnete Hierarchieebene über schäftsmodell zu wandeln, an die Umwelt anzupassen mehr Wissen und Kompetenz verfügt als die tatsächlich und so dauerhaft erfolgreich am Markt agieren zu kön- ausführende Ebene. In der VUCA-Welt ist das aber nicht nen. Ferner verfolgen Autoren das Konzept „sinnstif- immer gegeben. Agiles Arbeiten ermöglicht struktu- tender Formen der Zusammenarbeit“ (vgl. Laloux 2014; Abb. 1: eigene Darstellung
Bruch/Berenbold 2017). Frederic Laloux hat in seinem AUCH EINE AKTUELLE STUDIE der Personalex- Buch „Reinventing Organizations“ anhand ausgewählter perten bei Hays kommt zu dem Schluss: „Im Zuge des Beispiele die Praxis und die Kulturen von Organisatio- hohen Tempos auf den Märkten verbringen Mitarbeiter nen vorgestellt, die ganzheitlich, selbstorganisiert und immer mehr Arbeitszeit in Projekten – im Schnitt 35%. sinnerfüllend operieren und damit erfolgreich am Markt Dieser Anteil ist in den letzten Jahren um über 60% ge- bestehen (vgl. Laloux 2014). Der ehemalige McKins- stiegen. Projekte werden vor allem etabliert, um neue ey-Berater hat mit seinen Forschungsergebnissen zahl- Lösungen sowie Prozesse einzuführen (88%) und neue reiche Diskussionen angestoßen. Produkte bzw. Dienstleistungen zu entwickeln (74%)“ (PAC/Hays 2016: 3). Dies könnte ebenfalls als Indiz dafür ES GIBT SOMIT zahlreiche Mischformen, die sich gesehen werden, dass Linienorganisationen an Bedeu- zwischen Matrix- und Projektorganisationen und (stra- tung verlieren. tegisch) agilen Unternehmen bewegen. Einige Elemente gehören ursprünglich zum klassischen Repertoire des – 3. STRATEGISCHE AGILITÄT Projektmanagements, werden in agilen Konzepten aber weitergetrieben und ergänzt. Ein Kern der Ansätze un- FORSCHER um die Insead Business School haben ter dem „Mantel der Agilität“ sind fluide Teams. Sie sind zahlreiche Unternehmen (wie SAP, Konen oder HP) bei in der Regel interdisziplinär besetzt und entwickeln ge- der Neukonzipierung ihrer Business-Modelle untersucht 14 meinsam mit den internen und externen Kunden Lösun- gen. Dabei wirken alle Beteiligten in einem systemati- und dabei drei Meta-Kompetenzen identifiziert, die eine Organisation agiler, im Sinne einer strategischen Agili- schen iterativen Prozess von Beginn an bis zum Schluss tät, aufstellt (Doz/Kosonen 2009): eng zusammen (Freitag/Freitag 2016 : 69). • Strategic sensitivity Abb. 2: (Doz/Kosonen 2009: 372)
• Leadership unity torganisation. Das Denken in Organigrammen tritt dabei • Resource fluidity dann in den Hintergrund. DIE STRATEGISCHE SENSITIVITÄT erlaubt es, Mög- – 4. PRAXISBEISPIELE lichkeiten für neue Geschäftsmodelle zu identifizieren. Wichtig erscheinen eine scharfe Wahrnehmung, ein in- DIE KONEN GMBH, ein Marktführer in Aufzügen tensives Bewusstsein und das Antizipieren von zukünfti- und Rolltreppen, kann als Beispiel für eine agile, stra- gen Entwicklungen. Die Details werden in der Abbildung tegische Neuausrichtung gesehen werden. Als traditio- 2 zusammengefasst. nelles Unternehmen erweiterte es die Geschäftsidee um folgenden Ansatz: „Durch intelligenten People Flow® DAS ANTIZIPIEREN, die Iteration, das Experimen- bringen wir Menschen sicher, bequem und zuverlässig tiren sowie ein Gefühl für Markt und Kunden erweisen in und zwischen Gebäuden von A nach B. Wir machen sich hierbei als wesentlich. Städte lebenswerter“ (Konen GmbH 2017). Neue Ideen Unter Leadership Unity wird die Fähigkeit des (Top-) für mobile Lösungen gehen hier Hand in Hand mit dem Managements verstanden, mutige und schnelle Ent- traditionellen, stabilen „Aufzugs-Geschäft“. Dabei wird scheidungen zu treffen – ohne sich dabei in eine „Gewin- ein weiterer Aspekt deutlich, der Aspekt der Stabilität. ner-Verlierer-Mentalität“ zu verzetteln (vgl. Doz/Koso- Individuell müssen Organisationen das Spannungsfeld nen 2009: 371). DIE FLUIDITÄT der Ressourcen erlaubt den Unter- zwischen prozessorientierter Standardisierung und Agi- lität aushandeln. Ohne ausreichende Stabilität und das 15 nehmen, Arbeitskräfte schnell umzugruppieren, modu- Anerkennen und Gewahren von begrenzt zur Verfügung lar zu gestalten, um Silodenken zu vermeiden und um stehenden Ressourcen der Führungskräfte (und Mitar- neue Möglichkeiten oder Geschäftsbereiche aktiv zu be- beiter) können Strukturen, Prozesse und Denkweisen arbeiten. Dieser Teil erinnert wieder an die agile Projek- nicht weiterentwickelt bzw. flexibler gestaltet werden Abb. 3: (Konz 2015)
(Wouter 2017: 4). In der Innovationsforschung wird die- das machen“ (Bergmann 2009). Abbildung 4 fasst die Go- ses Problem jüngst unter dem Stichwort Ambidextrie re-Herangehensweise zusammen. diskutiert (vgl. u. a. Weibler 2012: 529). EHER KRITISCH können Erfahrungen von Hermann EIN WEITERES BEISPIEL für Elemente agilen Ma- Arnold diskutiert werden. Er ist Mitgründer der Hau- nagements liefert die W.L. Gore Associates GmbH. Die fe-Umantis AG und versteht sich selbst als Erforscher Fragestellung, wie es möglich ist, ein Unternehmen und Ermutiger innovativer Organisationsformen (vgl. ohne Hierarchien aufzubauen und zu leiten, beantwor- Arnold 2016). Auf der Arbeitgeberbewertungsplattform tet Gore selbst: „Unsere Arbeitsweise unterscheidet uns Kununu musste er selbst 2015 lesen, in seinem Un- von anderen. {...} An der Entscheidungsfindung für Pro- ternehmen gäbe es „Management by Fear“, obwohl er jekte sind diejenigen beteiligt, die auch am engsten da- Selbstorganisation förderte, Mitarbeiter den Chef selbst mit zu tun haben: Die Projektmitarbeiter. Teams bilden wählen dürfen und eigenverantwortlich arbeiteten (Leitl sich fallbasiert und bringen Führungstalente hervor. {...} 2016: 31). Was ist passiert? Forscher prägten für den Es gibt keine Weisungshierarchien oder vorbestimmten Rückfall in konventionelle Systeme aus Befehl und Ge- Kommunikationskanäle. Stattdessen kommunizieren horsam den Begriff „dynamischer Konservatismus“ und wir direkt miteinander und sind gegenüber Kollegen in dieses Phänomen ist nicht neu. Offenbar sind nicht alle unseren multidisziplinären Teams verantwortlich“ (vgl. Menschen oder Organisationen bereit für die „Freiheit 16 W. L. Gore & Associates GmbH 2016). Führungspositio- nen werden nach dem Merksatz „Leadership is defined im Job“ (Leitl 2016: 31), vielleicht ist aber auch ein über- geordneter Rahmen, die speziellen Metakompetenzen by Followership“ besetzt, konkret bedeutet das, dass einer Organisation, eine weitere Erfolgsvoraussetzung. sich Führungsqualitäten zeigen, „wenn jemand im Team häufig gefragt und einbezogen wird, wenn die Leute er- kennen: Ja, das, was der sagt, ist richtig – so sollten wir Abb. 4: (Konz 2015)
– 5. ERFOLGSFAKTOREN tonomie und Selbstverantwortung umgesetzt werden kann, müssen Mitarbeiter in der Lage sein, vergrößerte Die Einführung agiler Konzepte geht mit einem kul- Handlungsspielräume zu nutzen. Für Führungskräfte turellen Wandel einher. Agilität zeigt sich vor allem in den bedeutet dies, dass sie Selbstverantwortung vorleben, Bereichen Kommunikation und Führung, denn es geht fördern und einfordern müssen, Machtgebaren wandelt hierbei um Menschen und die Art ihrer Zusammenar- sich hin zur Ermächtigung. Gemeinsame Werte fördern beit. Die Unternehmenskultur, die Führungsgrundsätze das gegenseitige Vertrauen. und die Wertediskussion kristallisieren sich als Erfolgs- faktoren bei Unternehmenstransformationen heraus. „HEUTE GIBT ES EINEN ZU STARKEN FOKUS AUF LEADERSHIP, VOR ALLEM WEIL VIELE DAVON AUS- LALOUX IDENTIFIZIERT ALS VORAUSSETZUNGEN GEHEN, DASS FÜHRUNG DER SCHLÜSSEL ZU WIRT- FÜR DIE EINFÜHRUNG SINNSTIFTENDER ORGANI- SCHAFTLICHEM ERFOLG IST. IN DER TAT WURDE SATIONEN ZWEI ENTSCHEIDENDE BEDINGUNGEN LANGE ZEIT ÜBERBEWERTET, IN WELCHEM AUS- (LALOUX 2014: 235): MASS EINE FÜHRUNGSPERSON DIE PRODUKTIVE LEISTUNG BEEINFLUSSEN KANN. AUF DER ANDE- • Haltung des Leitenden Managements REN SEITE WURDEN ABER DIE BEDEUTUNG UND • Haltung des Eigentümers DIE WIRKUNG MORALISCHER FÜHRUNG AUF DAS FÜHRUNG erfolgt aus einer veränderten Haltung LEBEN UND DEN ERFOLG EINER ORGANISATION DRASTISCH UNTERBEWERTET“ 17 heraus, die alte, kennzahlengesteuerte Muster über- (BAKKE, ZITIERT NACH LALOUX 2014: 235). denkt. „Jede Entscheidung, die in einer Firmenzentrale getroffen wird, nimmt den Menschen an einem anderen UM SILODENKEN ZU VERMEIDEN, sollten nicht nur Ort in der Organisation die Verantwortung. Dadurch re- Aufgaben kaskadiert werden, die gemeinsame Vision duziert sich die Anzahl der Menschen, die das Gefühl ha- und die Ziele müssen ebenfalls alle Mitarbeiterebenen ben, dass sie in der Organisation einen wirksamen Bei- erreichen. Im Fokus steht somit eine Transformation, trag leisten“ (Bakke, zitiert nach Laloux 2014: 78). aufbauend auf die jeweilige Kultur und die Werte der Organisation, die Teile der Wertschöpfungskette identi- FORSCHER DER UNI ST. GALLEN ANALYSIEREN fiziert, für die agile Projektorganisation günstig scheint VIER ASPEKTE, DIE SINNSTIFTENDE FÜHRUNG BE- und gleichzeitig individuell eine Ausrichtung hin zu stra- GÜNSTIGEN (BRUCH/BERENBOLD 2017: 9): tegischer Agilität ermöglicht. • Führung mit Vision und Inspiration – 6. NOTWENDIGKEIT VON AGILITÄT FÜR DIE • Vertrauenskultur KREATIVBRANCHE • Empowerment • Selbstkompetenz der Mitarbeitenden DIE EINGANGSFRAGE, die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung bestehender Organisationsmodelle, WESENTLICH scheinen dabei das gemeinsame ist gegeben. Aktuell geht es vielmehr um das „Format“ Sinnverständnis und die Schaffung eines Wirgefühls auf der Transformation. Die Besonderheit kreativer Unter- allen Ebenen (Bruch/Berenbold 2017: 5). nehmen besteht darin, dass sie seit jeher Abweichungen jeglicher Art für Innovationen benötigen und oftmals AGILES MANAGEMENT, unabhängig in welcher stabile Prozesse inhaltlich mit Trends und Neuerungen Ausprägung es umgesetzt wird, braucht gemeinsame kombinieren. Teilweise können sie auf eine Kultur auf- Visionen und weniger autoritäre Machtansätze. Das bauen, die einen günstigeren Ausgangspunkt, ein Biotop Menschenbild baut unter anderem auf Vertrauen statt des dynamischen, agilen, leidenschaftlichen Arbeitens, Kontrolle auf. Die Grundlagen für verbesserte Formen verfügt. Softwareentwicklung steht für den Bau von Pro- der Zusammenarbeit sind (neben Vertrauen) Transpa- totypen, in der Mode beispielsweise werden ebenfalls renz, eine offene Fehlerkultur sowie disziplinierte und Schnittformen und -muster erstellt und gehen erst im leidenschaftliche Selbstverantwortung. Damit diese Au- zweiten Schritt in die Produktion. Nun gilt es den kre-
ativen Mut aufzubringen, diese iterativen Prozesse, die haben und (nur) diese richtig umsetzen, also auch die von Teams unterschiedlicher Bereiche und Abteilungen Potenziale einer strategischen Sensitivität konsequent oftmals schnell entschieden werden, auch in andere heben. Unternehmensteile zu transformieren. Damit könnten agile Projektorganisationen verwirklicht werden. Wenn Mitarbeiter und Führungskräfte offen sind für Verände- rungen, ein Gespür für die richtigen Maßnahmen, also die strategische Sensitivität in der Vergangenheit, durch geschultes „Trendbewusstsein“ aufgebaut haben, könn- te die Kreativbranche schneller Chancen und Risiken aus der VUCA-Welt identifizieren und gewinnbringend umsetzen. Das Antizipieren möglicher Trends, die Ite- ration, das Experimentieren sowie ein Gefühl für Markt und Kunden könnten dabei Kernkompetenzen sein, die Mitarbeiter der Kreativbranche leichter umsetzen kön- nen. Wenn zugleich „leadership unity“ gelebt wird, eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und Verständnisses 18 (für die unterschiedlichen Bereiche und Belange), könn- te die Kreativbranche eine Vorreiterrolle einnehmen und auch strategische Agilität verwirklichen. – 7.FAZIT ZUSAMMENFASSEND kann konstatiert werden, dass es die Innovationen sind, die Unternehmen in Zu- kunft Wettbewerbsvorteile verschaffen und neue Märkte erschließen (vgl. Weibler 2012:526). Träge, bürokrati- sche Strukturen und Silodenken verhindern allerdings oftmals kreative Prozesse. Zudem fordert die Umwelt, die VUCA-Welt, schnelle und reflektierte Entscheidun- gen und flexible, agile Lösungen. Unternehmensmodelle müssen daher weiterentwickelt werden, wobei Stabilität und Agilität in Einklang gebracht, Führungsgrundsätze überdacht und entsprechende kundenorientiert-kultu- relle Unterbauten geschaffen werden müssen. Organi- sationen stehen vor der Herausforderung, individuell, aufbauend auf den jeweiligen Kulturen, Werte und Ge- schäftsmodelle, nicht nur Teile der Wertschöpfungs- kette flexibler zu gestalten, sondern auch eine strategi- sche Agilität, eine Flexibilisierung der Geschäftsmodelle für eine dauerhafte Anpassung und Erneuerung an die Chancen und Risiken der Umwelt zu gestalten. Dafür sind die Aspekte einer „strategischen Sensitivität“, eine „Einheit in der Führung“ und eine „modulare Gestaltung der Ressourcen“ günstig. Die Kreativbranche könnte dabei eine Vorreiterrolle spielen, wenn die Mitarbeiter diese Voraussetzungen schneller realisieren können, of- fen sind für Neues, ein Gespür für die richtigen Projekte
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VON Design Thinking: Bestandsaufnahme und Prof. Dr. Jan Oliver Schwarz Formulierung einer neuen Perspektive an der & Michael Beck Schnittstelle von Management und Kreativität 1– EINFÜHRUNG DESIGN THINKING hat seit seiner Konzeption durch die Design- und Innovationsberatungs-Firma IDEO (Brown, 2009) kontinuierlich an Bedeutung gewonnen und es scheint, dass das Interesse an die- sem Ansatz unaufhörlich ansteigt. Brown und Martin (2015: 58) ha- ben erst kürzlich in der Harvard Business Review argumentiert, dass Design Thinking sich von einer Methode mit einem Fokus auf physi- sche Objekte hin zu einer Methode für vielfältige Anwendungen ent- wickelt hat. Somit hat Design Thinking, als eine Art Meta-Disziplin für die Bearbeitung interdisziplinärer Problemstellungen, seine Verbin- dung etwa zum Produktdesign eher reduziert und wird heute als eine Methode zum Bearbeiten von Management-Problemen, und zwar in einer Art und Weise, wie Designer Designprobleme lösen würden, wahrgenommen (Dunne & Martin, 2006). Grundsätzlich wird Design Thinking als ein Ansatz verstanden, der in den folgenden Bereichen Anwendung findet: Produkt- und Service-Design, Strategie, Manage- 20 ment, Marketing oder Innovationen (Beverland et al., 2015; Brown & Wyatt, 2010; Chen & Venkatesh, 2013; Liedtka, 2011; Wylant, 2008). DESIGN THINKING LIEDTKA UND MINTZBERG (2006: 18) beschreiben den Zusam- menhang zwischen Design und Management folgendermaßen: “De- sign is not a metaphor for management, but, as Simon said, the very essence of it. … Cities, buildings, products, services, systems, struc- tures, and strategies all face the same need to combine expertise, insight, engagement, and adaptation, as well as to confront the tensi- ons of designs, designing, and designers.” Somit lässt sich argumen- tieren, dass Design Thinking dann ein nützlicher Ansatz ist, wenn Or- ganisationen vor der Aufgabe stehen, sich mit Herausforderungen zu beschäftigen, die über übliche Themen hinausgehen . Liedtka (2015) argumentiert, dass Design Thinking vornehmlich als ein Ansatz ver- standen werden kann, der Kreativität und Analytik in einem struktu- rierten Prozess zusammenbringt. TIM BROWN (Brown, 2008: 88) von IDEO beschreibt den Ansatz des Design-Thinking-Prozesses: “The myth of creative genius is resilient: We believe that great ideas pop fully formed out of brilliant minds, in feats of imagination well beyond the abilities of mere mortals. …; it was the result of hard work augmented by a creative human centered discovery process and followed by iterative cycles of prototyping, tes- ting, and refinement.” Vor dem Hintergrund dieser Positionierung von Design Thinking geht es also darum, immer wieder diesen Prozess und die verwendeten Tools kritisch zu diskutieren und zu überlegen, wie dieser Ansatz überarbeitet werden kann, insbesondere vor dem Hintergrund sich ständig verändernder Problemstellungen. WIR WOLLEN DREI ANSATZPUNKTE wählen, um die Erweiterung des Design-Thinking-Ansatzes bzw. die Formulierung eines eigenen
Ansatzes zu diskutieren. In dieser Diskussion reflektieren charts and graphs, it can take the form of story- wir zum einen die eigene akademische Forschung, zum telling and the use of metaphor and analogies, anderen aber eben auch unsere Praxis an der Schnitt- or capturing individual ideas on post-it notes and stelle von Kreativität und Management. Wir fokussieren whiteboards so they can be shared and developed uns bei unserer Diskussion auf die folgenden Aspekte: jointly. 1. Insights in die Konsumentenwelt 2. ETHNOGRAPHY encompasses a variety of qua- 2. Umgang mit der Zukunft litative research methods that focus on develo- 3. Creative Leadership ping a deep understanding of users by observing and interacting with them in their native habitat. IN BEZUG AUF DEN ERSTEN PUNKT geht es da- Techniques here would include participant obser- rum kritisch zu hinterfragen, inwiefern der sehr zeit- vation, interviewing, journey mapping, and job-to- aufwendige ethnografische Ansatz zum Verständnis be-done analysis. der Konsumenten zielführend ist bzw. inwiefern dieser Ansatz ersetzt werden kann durch einen Ansatz, der für 3. STRUCTURED COLLABORATIVE SENSE-MA- Kulturprodukte als Vehikel für den Erkenntnisgewinn KING techniques like mind mapping facilitate in der Konsumentenwelt dienen soll. In dem zweiten team-based processes for drawing insights from Punkt werfen wir die Frage auf, inwiefern bei zukunfts- orientierten Fragestellungen das Design Thinking einen ethnographic data and create a “common mind” across team members. Collaborative ideation, 21 dezidierten Ansatz zum Umgang mit Zukunft benötigt, using brainstorming and concept development um dieser Andersartigkeit der Fragestellung Rechnung techniques, assists in generating hypotheses zu tragen. Im dritten Punkt soll eine mögliche Anwen- about potential opportunities. These tools lever- dung im strategischen Management aufgezeigt werden, age difference by encouraging a set of behaviors welche durch eine Fusion der Methode des Design Thin- around withholding judgment, avoiding debates, kings mit den Kernelementen des Strategic Leaders- and paying particular attention to the tensions hip (Krupp & Schoemaker, 2014)(Schoemaker, Krupp & difference creates in the process of seeking hig- Howland, 2013) realisiert werden kann. her-order thinking and creating more innovative solutions. 2– DER DESIGN-THINKING-PROZESS 4. ASSUMPTION SURFACING focuses on iden- BEVOR WIR unsere eigenen Ansätze zu Design tifying assumptions around value creation, execu- Thinking erläutern wollen, soll hier kurz beschrieben tion, scalability, and defensibility that underlie the werden, was üblicherweise unter einem Design-Thin- attractiveness of a new idea. king-Prozess verstanden wird. Liedtka (2015: 3) ar- gumentiert – er bezieht sich hier auf die Ansätze der 5. PROTOTYPING TECHNIQUES facilitate making folgenden Institutionen: IDEO, Continuum, Stanford De- abstract ideas tangible. These include approaches sign School, Rotman School an der University of Toronto such as storyboarding, user scenarios, metaphor, oder der Darden School an der University of Virginia –, experience journeys, and business concept illust- dass diese Elemente Teil des Design-Thinking-Prozes- rations. Prototypes aim to enhance the accuracy of ses sind: “specifies an initial exploratory phase focused feedback conversations by providing a mechanism on data gathering to identify user needs and define the to allow decision-makers to create more vivid problem, followed by a second stage of idea generation, manifestations of the future. followed by a final phase of prototyping and testing…”. Liedtka (2015) verweist in diesem Kontext auf die folgen- 6. COCREATION INCORPORATES TECHNIQUES den Design-Thinking-Tools: that engage users in generating, developing, and testing new ideas. 1. VISUALIZATION involves the use of imagery, either visual or narrative. In addition to traditional
7. FIELD EXPERIMENTS are designed to test the holders, with attention to disconfirming data. key underlying and value-generating assumptions ZUSÄTZLICH beschreibt die Abbildung unten den of a hypothesis in the field. Conducting these Design-Thinking-Prozess der HPI School of Design experiments involves field testing the identified Thinking (Brenner, 2013). assumptions using prototypes with external stake- 22 Abb. 1: Design Thinking Prozess, HPI School of Design (Brenner, 2013) DESIGN THINKING PROCESS MODEL AT THE HPI D-SCHOOL (BRENNER, 2013) PHASE 1 – VERSTEHEN DIE GERMAN D.SCHOOL, die in Form des HPI (Has- DER INITIALE SCHRITT ist das grundlegende Ver- so-Plattner-Institut) als Teil der Universität Potsdam ständnis eines bestehenden Problems. In diesem Zu- fungiert, etablierte als Erstes die Methode des Design sammenhang ist darauf hinzuweisen, dass zum einen Thinkings in Europa. Design Thinking beschreibt einen schon ein konkretes Problem, in Form eines Projekts in- Prozess, der grundlegend kein Prozess ist. Die sechs nerhalb einer Unternehmung etc., vorliegen kann. Zum Phasen lassen sich in zwei Kategorien gliedern: In Pha- anderen kann es sich auch um eine (Geschäfts-)Idee auf se 1 bis 3 gilt es das Problem zu verstehen, während Basis von Trendbeobachtungen, neuen Technologien die Phasen 4 bis 6 die gewonnenen Erkenntnisse nutzen oder konkreten Marktanalysen handeln. Im Kontext des sollen, um das Problem zu lösen. Innovationsmanagements würden wir dann nicht mehr von einem Problem, sondern von einer Herausforde- DOCH BEVOR DIE METHODE des Design Thinkings rung, einer sog. Challenge, sprechen. Zu Beginn ist es (Leonard-Barton, 1995) Anwendung findet, müssen also wichtig, dass jedes Mitglied des interdisziplinären zwei initiale Erfolgsfaktoren gegeben sein. Zum einen Teams die Herausforderung versteht. Um dies zu ge- sind diese über den variablen Raum, gerade für kre- währlisten, ist dahin gehend eine Frage zu formulieren, ative Ansätze und Prozesse, zum anderen über mul- die den Inhalt der Challenge darstellt und von allen Teil- tidimensionale Teams, als Fusion von Tiefenwissen (= nehmern des interdisziplinären Teams verstanden und Experten-Wissen) zu Breitenwissen (= Wissens-Pool), akzeptiert wird. Diese Frage bildet den Kern des weite- definiert. Als drittes Erfolgskriterium wird die Methode ren Vorgehens, um eine schlussendlich maßgeschnei- selbst angesehen, welche im Folgenden in ihren Phasen derte Lösung zu generieren. beschrieben wird:
PHASE 2 – BEOBACHTEN • Baue auf den Ideen anderer auf • Scheitere früh und scheitere DER ZWEITE SCHRITT leitet eine detaillierte Re- • Arbeite visuell cherche der Kundenbedürfnisse ein. Wichtig ist dabei, dass die Beobachtung bzw. Recherche vorurteilsfrei ZIEL IST ES nun, möglichst viele Ideen zu produ- durchgeführt wird. Hier steht einerseits der Kunde mit zieren, welche ferner geclustert werden, um die Fülle seinen Wünschen im Mittelpunkt. Andererseits werden an Ideen zu strukturieren. Kriterien wie z. B. Attrakti- auch analoge Situationen, mit ähnlichen Lösungsan- vität, Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit können in sätzen, herangezogen. Jede noch so kleine, auch wi- diesem Kontext herangezogen werden. Im Hinblick auf dersprüchliche Aussage oder Situation kann in diesem die Anwendung der DT-Methode innerhalb des Innova- Zusammenhang Inspiration liefern. In diesem Kontext tionsmanagements sind Kriterien wie Umsetzbarkeit (= werden Methoden der Marktforschung, wie Beobach- Technologie) und Wirtschaftlichkeit (= Vermarktung) von tung, Umfragen, Panels oder Interviews, herangezogen, besonderem Interesse. um ein möglichst breites Spektrum, Quantität anstatt Qualität, an Informationen zu erhalten. Es gilt möglichst PHASE 5 – PROTOTYPEN ENTWICKELN viele Erkenntnisse und Einsichten zu sammeln. NACHDEM DIE IDEEN nun, auf Basis von o. g. Inno- PHASE 3 – SICHTWEISE DEFINIEREN vationskriterien, evaluiert worden sind, ist die Aufgabe, 23 konkretere Prototypen abzuleiten. Der Ansatz „Arbeite IM DRITTEN SCHRITT geht es darum, die gewon- visuell“ hat in diesem Zusammenhang eine besonde- nenen Erkenntnisse zu einem gemeinsamen Verständ- re Bedeutung. Die Umsetzung der Konzeptideen kann nis zusammenzuführen. Das heißt, im Mittelpunkt steht eben nicht nur in Form von haptischen Modellen (Pa- der Austausch der Teammitglieder, welche anhand ih- piermodelle, Knetmodelle etc.), sondern auch in Rol- res jeweiligen Experten-Wissens erste Sichtweisen be- lenspielen oder durch Storytelling, aber vorrangig visu- schreiben, die diskutiert und nach und nach zu einem ell erfolgen. Ziel ist es, das Verständnis innerhalb des einheitlichen Verständnis manifestiert werden. In der Teams zu schärfen und durch etwaige Wiederholungen Folge kann so der perfekte Kunde in Form einer Per- (= Iterationen) verbesserte Prototypen zu manifestieren, sona abgeleitet werden, welcher im weiteren Verlauf welche als erneute Ideengeber fungieren. als Richtwert fungiert. Auf Basis der abgeleiteten Be- dürfnisse und Ansichten kann nun ggf. die in Phase 1 PHASE 6 – TESTEN formulierte Challenge-Frage umformuliert werden. Im Team wird entschieden, ob diese noch passend ist oder IST EIN VOM TEAM gewünschtes Entwicklungsni- ob diese aufgrund der Synthese geändert werden muss. veau eines konkreten Prototypen erreicht, geht es dar- um, die Zielgruppen mit dem Konzept zu konfrontieren. Im offenen Dialog sollen nun durch gezieltes Feedback PHASE 4 – IDEEN FINDEN weitere Ansatzpunkte für Verbesserungen oder Alterna- tiven generiert werden. Auch kann hier möglicherweise AUF BASIS DER DEFINIERTEN SICHTWEISE geht die Entscheidung getroffen werden, die Idee komplett es nun daran, Ideen zu generieren. Hierzu können jeg- zu verwerfen und einen anderen Weg zur Umsetzung zu liche Arten von Kreativitätstechniken herangezogen wählen. werden. Die Methode des Brainstormings wird hier, im Hinblick auf die einfache und effiziente Anwendung, be- AN DIESER STELLE kann die Aussage „ein Pro- sonders gerne herangezogen. Folgende Werte liegen zess, welcher keiner ist“ nochmals aufgegriffen werden. der Ideengenerierung zugrunde: Nach erstmaligem Durchlaufen der sechs Phasen der Design-Thinking-Methode kann das Team nun entschei- • Fördere verrückte Ideen den, an welcher Stelle sich etwaige Fehler eingeschli- • Quantität vor Qualität chen haben bzw. an welchen Stellen noch Nachbesse- • Stelle Kritik zurück
rungen vorgenommen werden müssen. Mithilfe dieses into a hospital and went through the emergency room inteativen Ansatzes kann man nun zwischen den ein- experience from admission to examination. The desig- zelnen Phasen springen. Ein erneutes Durchlaufen des ner captured his experience with a video camera tucked gesamten Prozesses ist dahin gehend nicht notwendig. underneath his hospital gown so he could later share his Das Team entscheidet somit selbst, wie viele Schleifen insights with his team.” (= Iterationsschritte) gedreht werden sollen, um den ge- wünschten bzw. angestrebten Realisierungsgrad zu er- DIESER ANSATZ wird verschiedentlich kritisiert. reichen. Zum einen geht es darum, dass der Beobachter, der etwas beobachten will, dieses Setting, also den Beob- 3– NEUE PERSPEKTIVEN FÜR DAS DESIGN achtungsgegenstand, durch seine Beobachtung selbst THINKING verändert. Zum anderen geht es um die Frage des Auf- IM FOLGENDEN WOLLEN WIR DREI ANSÄTZE wandes, also tatsächlich Tage, Wochen oder sogar Mo- ZUR WEITERENTWICKLUNG DES DESIGN-THIN- nate, die mit einem Beobachtungsgegenstand verbracht KING-ANSATZES BESCHREIBEN: INSIGHTS IN DIE werden und die Frage, ob die erhofften Erkenntnisse KONSUMENTENWELT, UMGANG MIT DER ZUKUNFT durch diesen Ansatz nicht auch anders, effizienter, ge- UND CREATIVE LEADERSHIP. DIE HIER BESCHRIE- neriert werden können. BENEN ANSÄTZE SIND KONZEPTIONELLER NATUR 24 UND STELLEN EINEN DISKUSSIONSBEITRAG ZUR WEITEREN ENTWICKLUNG DES DESIGN THINKINGS WEITER OBEN ist bereits als Beobachtungsgegen- stand eines ethnografischen Ansatzes die Kultur ge- DA. nannt worden. Wir wollen diese Idee weiterentwickeln, indem wir insbesondere auf Kulturprodukte als Beob- 3.1.– INSIGHTS IN DIE KONSUMENTENWELT achtungsgegenstand verweisen, um tiefe Einblicke in die Welt der Konsumenten zu erhalten. Somit schlagen EINE WESENTLICHE HERAUSFORDERUNG, nicht wir hier einen Ansatz vor, der dezidiert auf Kulturpro- nur im Design Thinking, ist die Frage nach der Vorstel- dukte, wie etwa Literatur, Film und Kunst, zurückgreift, lungswelt des Konsumenten bzw. nach seinen Bedürf- um dichte Einsichten in die Welt des Konsumenten zu nissen, Wünschen, Anforderungen etc., und vor allem erlangen (Liebl & Schwarz, 2012; Schwarz, 2011, 2015; auch ebenjenen, die der Konsument selbst nicht klar Schwarz et al., 2013; Schwarz & Liebl, 2011; Schwarz & artikulieren kann. Im Design Thinking wurde auf die Me- Liebl, 2013). thode der Ethnografie als ein Ansatz verwiesen, um die- sem Ziel näher zu rücken. Zentral ist es hier, den Kontext DIE GRUNDLEGENDE IDEE ist hier, dass Kulturpro- des Konsumenten zu verstehen und so Ableitung auf den dukte, etwa wie Literatur, eine „dichte Beschreibung“ Konsumenten selbst zu erlauben. Beckman and Barry (Geertz, 1993) liefern. Also nicht nur soziale Praxen be- (2007: 31) erklären, dass der Kontext „operates at diffe- schreiben, sondern eben auch Einblicke in die Gefühls- rent levels: immediate physical and situational surroun- welten erlauben. Diese Überlegungen werden noch inte- dings, language, character, culture, and history all pro- ressanter, wenn wir akzeptieren, dass die Konstruktion vide a basis for the meaning and significance attached to unserer Wirklichkeit zu einem großen Maße auf der Ba- roles and behavior“. sis von Kulturprodukten geschieht. Czarniawska (2006: 249) spricht von „the constructive role of popular cul- ETHNOGRAFISCHE ANSÄTZE können verschiedene ture“. Und Crotty (2003: 58) verdeutlicht, “... social cons- Formen annehmen (Beckman & Barry, 2007), eine der tructionism emphasizes the hold our culture has on us: bekannteren ist beispielsweise die teilnehmende Beob- it shapes the way in which we see things (even the way in achtung. Seidel and Fixson (Seidel & Fixson, 2013: 21) which we feel things!) and gives us a quite definite view verweisen auf das folgende Beispiel, um zu verdeutli- of the world. This shaping of our minds by culture is to be chen, wie dieser Ansatz, im Kontext von Design Thinking, welcomed as what makes us human and endows us with funktioniert: “…presented the case of a designer who, the freedom we enjoy.” in order to develop a deep understanding of the expe- rience of a patient needing treatment, checked himself DIESE ÜBERLEGUNGEN bedeuten, dass Kultur-
produkte als ein Vehikel genutzt werden können, um ckelt. Ziel war es, die Szenario-Technik mit der strate- zu verstehen, etwa, was sich in einer Gesellschaft ver- gischen Planung zu dem sogenannten „Scenario-based ändert oder worüber nachgedacht und diskutiert wird. Planning“ zu verknüpfen (Fahey & Randall, 1998). Die Dadurch dass diese Kulturprodukte konsumiert und in Grundidee bei der Erstellung von Szenarien ist es, nicht verschiedenen Formen rezipiert und verbreitet werden, alle Eventualitäten aufzuzählen, sondern die existie- tragen sie zur Konstruktion von Wirklichkeit bei und er- renden Trends zu kombinieren und diese in Bilder der lauben einen Blick darauf, was in einer Konsumenten- Zukunft umzusetzen. Die Szenarien sollen die Grenzen gruppe etwa adressierbar ist bzw. verhandelt wird. Mai- der möglichen Zukunft beschreiben und nicht nur Varia- ler (Mailer, 1998: 1073) etwa argumentiert, dass Romane tionen eines Szenarios (Schoemaker, 1995; Schoemaker besondere Einblicke erlauben: “Fiction can serve as our & Heijden, 1992). Dabei wird im Scenario Planning auf reconnaissance into all those jungles and up those pre- die sogenannten „Uncertainties“ fokussiert. Unter Un- cipices of human behavior that psychiatry, history, theo- certainties werden Trends verstanden, die sehr starke logy, and sociology are too intellectually encumbered to Gegentrends haben und somit ein hohes Maß an Unsi- try. Fiction is indeed supposed to bring it back alive – all cherheit mit sich bringen. that forbidden and/or so unavailable experience.” DER SZENARIO-PLANNING-PROZESS ist in der WIR SCHLAGEN mit diesem „Narrative Turn“, also Regel durch eine Reihe von Schritten charakterisiert (s. der Nutzung von Kulturprodukten, einen Ansatz vor, der es erlaubt, Einsichten in die Vorstellungswelten von Kon- Abbildung unten). In einem ersten Schritt wird mithilfe einer Relevanz/Unsicherheit-Matrix erarbeitet, welche 25 sumenten zu erlangen, und somit ein wertvoller Beitrag Trends für die Zukunft zum einen eine hohe Relevanz ha- in einem Design-Thinking-Prozess sein kann. ben und zum anderen eine hohe Unsicherheit in Bezug auf ihre zukünftig Entwicklung haben. Die Logik hinter diesem Vorgehen ist es, dass es die Trends mit hoher 3.2. DER UMGANG MIT DER ZUKUNFT Relevanz und hoher Unsicherheit sind, die die Zukunft wesentlich verändern können, abhängig davon, wie sie SCHNELL GEHT ES bei Design-Thinking-Prozes- sich entwickeln. sen um die Zukunft. Die Zukunft von ... ein Produkt oder eine Dienstleistung für die nächsten Jahre ... Während IN EINEM WEITEREN SCHRITT werden dann die Ex- wir in der Strategieentwicklung eine Reihe von Ansätzen trema der Trends genauer beschrieben, die auf der Ma- kennen, die Organisationen damit helfen, mit einer un- trix als relevant und als sehr unsicher diskutiert worden sicheren Zukunft umzugehen, scheint dieser Aspekt im waren. Hierauf folgte eine Priorisierung mit dem Ziel, Design Thinking nicht explizit eine größere Rolle zu spie- zwei Trends zu identifizieren, die die höchste Relevanz len. Während wir einige Hinweise auf die Nutzung von für die Fragestellung haben. Diese zwei Trends mit ihren Szenarien im Design Thinking finden (2009; Goncalves et jeweiligen zwei Extrema bilden dann die Achsen für den al., 2014: 47), bleibt hier häufig unklar, was exakt unter sogenannten Szenario-Quadranten mit vier Szenarien. Szenarien verstanden wird und wie diese eine Rolle im Diese vier Szenarien wurden dann mit den übrigen erar- Design-Thinking-Prozess spielen. beiteten Trends detaillierter beschrieben. Die Szenarien können dann ausgearbeitet werden und sollen umfas- ZUNÄCHST WOLLEN WIR aber unsere Perspekti- sende, in sich konsistente, aber insgesamt alternative ve auf Szenarien beschreiben. Wir greifen hier auf den Bilder der Zukunft beschreiben. sogenannten Scenario-Planning-Ansatz (Schoemaker, 1995; Schoemaker & Heijden, 1992; van der Heijden et WÄHREND es sich bei dem herkömmlichen Scena- al., 2002; Wack, 1985a, b) zurück. Während die Entwick- rio-Planning-Ansatz um ein Vorgehen handelt, das sehr lung der ersten Szenarien Herman Kahn von der RAND zeitaufwendig ist, schlagen wir hier ein „Rapid Scenario Corporation während der 50er-Jahre zugeschrieben Planning“ vor. Uns geht es darum, die Grundidee des (Pohl, 1996) wird, wurde die Szenario-Technik wesentlich Scenario Plannings, also die Fokussierung auf die Un- in den 70er-Jahren von Royal Dutch/Shell weiterentwi- certainties, zu nutzen, um möglichst schnell einen Sze-
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