Indien Konjunkturbericht Automobil- und -Zuliefererindustrie - VDMA

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Indien Konjunkturbericht Automobil- und -Zuliefererindustrie - VDMA
Indien

  Konjunkturbericht
  Automobil- und -Zuliefererindustrie

  September 2017
Indien Konjunkturbericht Automobil- und -Zuliefererindustrie - VDMA
Automobil- und Zulieferindustrie - Indien

Mumbai (GTAI) - Die indische Automobilindustrie meldet für das Finanzjahr 2016/17 (1.4. bis 31.3.)
gestiegene Absatzzahlen. Die Bargeldreform im November 2016 hat die Kauflust nur bedingt gebremst.
Für das Kalenderjahr 2017 rechnet die Branche mit einem Absatzplus im einstelligen Bereich. Die
langfristigen Aussichten sind sehr positiv. Vor allem die Einführung der landesweit einheitlichen Waren-
und Dienstleistungssteuer GST soll die Entwicklung der Kfz-Industrie in Zukunft antreiben.

1 Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
Wirtschaftsentwicklung: Positive Prognosen für 2017

Die indische Wirtschaft ist im Finanzjahr 2016/17 (1.4. bis 31.3.) real um 7,1% weiter stark gewachsen und
hat somit ein höheres Wachstum als die VR China zu verzeichnen. Die Aussagekraft dieser Daten wird
jedoch auch kritisch gesehen. Die kontroverse Bargeldentwertung im November 2016, bei der circa 86%
der im Umlauf befindlichen Geldmenge entwertet wurden, lässt Zweifel entstehen. Die
Wirtschaftsleistung des statistisch kaum erfassten informellen Sektors, in dem fast 90% der indischen
Bevölkerung beschäftigt sind und der mit am stärksten von der Demonetisierung betroffen ist, werde nicht
ausreichend berücksichtigt, heißt es.

                                                    2
Wirtschaftliche Eckdaten Indien
 Indikator                                                   2015/16       2016/17        Vergleichsdaten
                                                                1)            1)         Deutschland 2016
 BIP (nominal, Mrd. US$)                                         2.127         2.372                   3.468
 BIP pro Kopf nominal (US$)                                      1.657         1.826                  41.915
 Bevölkerung (Mio.)                                              1.283         1.299                    82,7
 Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 US$ = Indische               65,40         67,06                       -
 Rupie; iR)
1) Finanzjahr 1.4 bis 31.3.
Quellen: Indisches Statistikamt - Center of Statistics (CSO), Statistisches Bundesamt, Mai 2017

Der Internationale Währungsfonds schätzt das Wirtschaftswachstum für das Finanzjahr 2017/18 auf 7,2%
geschätzt. Die positive Prognose gründet auf den soliden fiskalischen und monetären Entscheidungen der
Regierung. Ob sie gehalten werden kann, steht und fällt neben globalen makroökonomischen Trends auch
mit der Implementierung der GST-Reform. Diese Neuerung betrifft Unternehmen entlang der gesamten
Wertschöpfungskette - von Beschaffung bis Vertrieb.

Die Einführung der GST ist zum 1. Juli 2017 geplant. Nun sind es vor allem die kleinen und
mittelständischen Unternehmen, die weit hinter dem Zeitplan liegen. Budgets und Ressourcen wurden
aufgestockt, um die neue digitale Steuerinfrastruktur nutzen zu können. Prinzipiell muss die Reform aber
innerhalb des 3. Quartals 2017 (vor dem 16.9.17) stattfinden, da sonst die Steuerbefugnisse auslaufen.
Mittel- bis langfristig wird - unter anderem von der Weltbank - davon ausgegangen, dass die Steuerreform
das Wirtschaftswachstum um einen Prozentpunkt verstärken wird.

Die anhaltend starken Direktinvestitionen haben ebenfalls eine positive Auswirkung auf das Wachstum.
Gekoppelt mit den tendenziell steigenden Investitionen der Regierung, speziell im Infrastrukturbereich,
wird die Wirtschaft weiter gestärkt. Die Prognose der Meteorologen für den anstehenden Monsun (Juni
bis September), welcher nach wie vor weitreichende Auswirkungen hat, ist positiv. Er sollte das
Wirtschaftswachstum im laufenden Finanzjahr 2017/18 ebenfalls günstig beeinflussen.

Investitionen: Ausländische Direktinvestitionen auf Allzeithoch gestiegen

Laut der indischen Zentralbank - Reserve Bank of India (RBI) - sind die Bruttoanlageinvestitionen 2016/17
um 0,6% im Vergleich zur Vorjahresperiode gestiegen. Die RBI bleibt aber pessimistisch und spricht nicht
von einer Trendwende bei den Investitionsausgaben (CapEx). Unternehmen in kapitalintensiven Industrien
halten sich bei Erweiterungsinvestitionen aufgrund der noch immer niedrigen Kapazitätsauslastungen,
hohen Kapitalkosten bei Fremdfinanzierung und Unsicherheiten durch die GST-Reform weiterhin zurück.

Die Nettozunahme der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) erreicht mit 43,5 Mrd. US$ im Finanzjahr
2016/17 einen neuen Rekordwert. Der pragmatische Liberalisierungskurs der Regierung sollte dies bei
gleichbleibenden makroökonomischen Aussichten weiter fördern. Schließlich sollte neben den
andauernden positiven FDI-Zahlen auch ein Anstieg der Regierungsausgaben eintreten. Einer Analyse der
Deutschen Bank zufolge erhöhen indische Regierungsparteien erfahrungsgemäß in den letzten beiden
Amtsjahren die Staatsausgaben. Die Modi-Regierung wird sich höchstwahrscheinlich in ähnlicher Weise
für die Wiederwahl 2019 positionieren.

Konsum: Inder sind in bester Kauflaune

Erhebungen der National Sample Survey Organisation (NSSO) zufolge betrugen die indischen
Konsumausgaben 2016/17 etwa 1,1 Bill. $. Eine Veröffentlichung der Unternehmensberatung McKinsey
Global Institute (MGI) erwartet, dass sich die Haushaltseinkommen in Indien bei einer linearen
Fortschreibung des gegenwärtigen Wachstums bis 2025 verdreifacht haben werden. Dies würde den
Subkontinent zum fünftgrößten Konsumentenmarkt weltweit machen.

Gemessen am Nielsen Consumer Confidence Index liegt die indische Kauflaune immer noch an der Spitze
von 60 betrachteten Ländern. Der Index bildet die Einschätzung der Verbraucher zu ihren Jobaussichten,
ihrer persönlichen finanziellen Situation und ihrer Bereitschaft ab, Geld auszugeben - immer im Hinblick
auf die kommenden zwölf Monate. Allerdings wird bei dieser Umfrage nur die Stimmung von
                                                     3
Onlinekäufern aus den Städten berücksichtigt. Die Zahlen für Indien sind im 4. Quartal 2016 um 3,0% im
Vergleich zum vorherigen Quartal gestiegen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere
Untersuchungen. Mehr als 80% der Befragten denken positiv bezüglich der Arbeitssituation
beziehungsweise der Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.

Auch die Demonetisierung im November 2016, die sich kurzfristig als Konsumbremse auswirkte, hat den
positiven Aussichten nicht geschadet. Mehr als 70% der von Nielsen Befragten gaben an, ihre Ausgaben zu
erhöhen. Mehr als die Hälfte der Befragten wollen in neue Technologien investieren. Die Entwicklung beim
Absatz von Ver- und Gebrauchsgütern bleibt abzuwarten.

Außenhandel: Ein- und Ausfuhren sollen 2017 wieder steigen

Die Ausfuhren haben sich leicht erholt und verzeichneten 2016/17 im Vergleich zur Vorjahresperiode ein
Plus von 4,7%. Die Aussichten bleiben positiv. Vor allem die steigenden Exporte in die VR China (in den
ersten vier Monaten 2017 sind diese um 20,8% auf 559 Mrd. $ gestiegen) werden sich positiv auswirken,
da das Land der zweitgrößte Abnehmer indischer Waren ist.

Im Finanzjahr 2016/17 fiel der Import um 0,2% im Vergleich zum Vorjahr. Hier ist ein Großteil auf die
gedämpfte globale Nachfrage zurückzuführen, da Indien vorwiegend Rohstoffe (Öl, Eisen, Gold) und
unfertige Erzeugnisse für die Weiterverarbeitung und den Reexport importiert. Es zeigen sich jedoch
bereits erste positive Tendenzen, da der Import im April 2017 um 49,1% im Vergleich zum Vorjahr zugelegt
hatte.

Außenhandel Indiens (in Mio. US$; Veränderung in %)
                                                         2015/16 1)      2016/17 1)       Veränderung
 Importe 2)                                                 381.006,6       380.367,6               -0,2
 Exporte 2)3)                                                262.290,1      274.645,1                    4,7
 Handelsbilanzsaldo                                         -118.716,5     -105.722,5                      -
1) Finanzjahr 1.4 bis 31.3, 2) Waren 3) inklusive Reexporte
Quelle: Ministry of Commerce and Industry, Mai 2017

Deutschland ist Indiens größter Handelspartner in der Europäischen Union (EU).
Die indischen Einfuhren aus der Bundesrepublik betrugen laut Destatis circa 9,8 Mrd. Euro im Kalenderjahr
2016 und sind somit im Vergleich zum Vorjahr um 0,7% leicht gestiegen. Die indischen Ausfuhren nach
Deutschland machten 7,6 Mrd. Euro aus und haben um 0,6% zugenommen.

                                                     4
2 Konjunktur der Kfz- und Zulieferindustrie

Allgemeine Marktentwicklungen und -trends

Kfz-Branche in Indien gewinnt an Dynamik
Das Finanzjahr 2016/17 (1.4. bis 31.3.) hat die indische Automobilindustrie vor einige Herausforderungen
gestellt. Diese reichten vom Verbot von Dieselfahrzeugen in der Hauptstadtregion und im Bundesstaat
Kerala bis hin zur Demonetisierung, bei der circa 86% des Bargelds entwertet wurde, was einigen
Automobilherstellern starke Absatzeinbrüche bescherte. Trotzdem können die meisten Autobauer solide
Zahlen vorweisen.

Die trotz aller Hindernisse starke Jahresbilanz ist zum einen dem anhaltenden Wirtschaftswachstum zu
verdanken. Vorwiegend allerdings ist das Ergebnis auf die Initiativen der Hersteller zurückzuführen, die
den negativen Folgen der Demonetisierung entgegensteuerten. Die Maßnahmen reichten von
Preisangeboten über den Wegfall der Anzahlung bei Leasing- oder Finanzierungsverträgen bis hin zu
Produktionsanpassungen. Ferner heizen günstige Rohölpreise die Nachfrage weiterhin an. Langfristig sollte
die Branche von den steigenden Einkommen der wachsenden Mittelschicht und der bisher geringen
Motorisierung profitieren.

Auch die Einführung der landesweit einheitlichen Waren- und Dienstleistungssteuer (Goods and Services
Tax, GST) im Juli 2017 ist für die Entwicklung von großer Bedeutung. Insgesamt wird erwartet, dass die GST
die Betriebskosten mindert, indem sie den Kaskadeneffekt der Besteuerung eliminiert. Dies betrifft vor
allem Automobilhändler, die von hohen indirekten Steuern auf Ebene der einzelnen Bundesstaaten
betroffen sind, wie beispielsweise der National Calamity Contingent Duty (NCCD), Automobile Cess,
Einfuhrabgaben, städtischen Steuern, Registrierungsgebühren und Kraftfahrzeugsteuern. Auch die
Automobilexporte werden wohl profitieren, da in den Ausfuhrpreisen berücksichtigte Steuern wegfallen.

Jedoch gibt es auch zahlreiche Aspekte, die auch nach der Steuereinführung geklärt werden müssen.
Einige wesentliche Punkte dabei sind die Behandlung von bestehenden Befreiungen (aus der Sicht der
zentralen Verbrauchersteuer) und Anreizen auf Staatsebene in Form von Zuschüssen oder Steueraufschub,
Fortführung von endverwendungsbasierter Steuerbefreiung (zum Beispiel bei Fahrzeugen, die als Taxis
oder Krankenwagen verwendet werden). In manchen Bundesländern wurden diese unter der GST
aufgehoben, in anderen wieder nicht. Eine weitere Klärung bleibt abzuwarten.

Ein weiteres Thema, das der Branche Sorgen bereitet, aber auch darüber hinaus für Unsicherheit sorgt, ist
die sogenannte „Anti-Profiteering Regulation“. Da die GST-Reform an und für sich die Steuerlast reduzieren
soll, muss sichergestellt werden, dass der Endverbraucher auch tatsächlich entlastet wird. Wie dies im
Einzelfall geprüft wird, ist immer noch offen.

Auch wenn die langfristigen Aussichten gut sind und die Branche stark von der Einführung profitieren
würde, wird die Umstellung auf die GST das Wachstum kurzfristig bremsen. Die Fachverbände der
Autohersteller und Zulieferindustrie, Society of Indian Automobile Manufacturers (SIAM) und Automotive
Component Manufacturing Association of India (ACMA), erwarten für 2017/18 ein moderates Wachstum
im einstelligen Bereich und rechnen mit einem Absatzplus von 6 bis 8%.

Marktchancen Kfz-Absatzmarkt

Maruti-Suzuki bleibt unangefochtener Marktführer
Der Verkauf von Personenkraftfahrzeugen (Pkw) - dazu gehören auch Utility Vehicles (UV) und Vans - stieg
2016/17 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 9,2% auf 3,0 Mio. Einheiten. Auch der Markt für
Nutzfahrzeuge (Nfz) hat 2016/17 positive Zahlen verzeichnet. Der Inlandsabsatz ist um 4,2% auf 0,7 Mio.
Einheiten gestiegen. Vor allem die Nachfrage in ländlichen Regionen sorgte für einen Aufschwung des
Sektors.

                                                    5
Absatz von Kfz in Indien (in Einheiten; Veränderung in %)
 Kategorie                        2015/16 1)                 2016/17 1)            Veränderung 2016/17-
                                                                                        2015/16 1)
 Pkw 2)                                   2.789.208                  3.046.727                       9,2
 LKW                                           592.859                  616.106                        3,9
 Busse                                          92.845                   98.126                        5,7
1) Finanzjahr 1.4. bis 31.3.; 2) inklusive Geländelimousinen (SUV, UV) und Vans
Quellen: SIAM, “Flash Report on Production, Domestic Sales & Exports" März 2016/17, Juli 2017

Der Gesamtabsatz von PKW (inklusive SUV/UV und Vans) des Herstellers Maruti Suzuki erhöhte sich
2016/17 um 10,6%. Den wohl bemerkenswertesten Anstieg (+88,4%) verzeichnete der Autobauer Renault,
der durch das kleine SUV-Modell „Kwid“ einen Verkaufsrekord aufstellte. Der Bestseller kostet
umgerechnet 3.500 Euro und kommt sehr gut bei der preissensiblen indischen Käuferschicht an.

Bargeldreform hinterlässt Spuren
Die Nachwirkungen der Demonetisierung gingen allerdings nicht ganz spurlos an allen Herstellern vorbei.
Unternehmen wie Honda Cars India (-18,1%) mussten Absatzrückgänge in Kauf nehmen. Experten zufolge
werden die Folgen der Demonetisierung jedoch nur kurzfristig sein.

Absatz von Pkw 1) in Indien nach Herstellern (in Einheiten, Marktanteil und Veränderung
zum Vorjahr in %)
 Hersteller                                    2016/17 2)            Veränderung       Marktanteil 2016/17
                                                                                                        2)
 Maruti Suzuki India                           1.443.641                      10,6                    47,4
 Hyundai Motor India                             509.705                         5,2                   16,7
 Mahindra & Mahindra                             236.130                      -0,1                      7,8
 Tata Motors                                     172.504                      15,4                      5,7
 Honda Cars India                                157.313                     -18,1                      5,2
 Toyota Kirloskar Motor Pvt                      143.364                      11,6                      4,7
 Renault India Pvt                             135.123                     88,4                         4,4
1) inklusive Geländewagen (SUV, UV) und Vans, 2) Finanzjahr 1.4. bis 31.3.
Quellen: SIAM, "Flash Report on Production, Domestic Sales & Exports" für März 2015/16 und März
2016/17

Ob diese insgesamt aussichtsreiche Entwicklung der Branche sich 2017/18 fortsetzen wird, ist ungewiss.
Der Sektor muss mit einem zunehmend volatileren Geschäftsumfeld rechnen. Insbesondere die
Luftprobleme in Delhi führten zu starken und teils abrupten regulatorischen Maßnahmen der indischen
Regierung. Beispielsweise hatte die indische Nfz-Industrie bis kurz vor dem 1.4.17 erwartet, dass bereits
endmontierte Fahrzeuge der Emissionsnorm Bharat Stage (BS) III auch nach dem Stichtag über die
normalen Verkaufskanäle vertrieben werden könnten. Am 29.3.17 wurde dies jedoch kurzfristig vom
obersten Gericht untersagt. Einige lokale Hersteller müssen nun sehen, dass sie den Bestand entweder
nachrüsten oder exportieren. Die Kosten hierfür werden auf insgesamt umgerechnet 1,9 Mrd. US$
beziffert.

Auch das Dieselfahrverbot sorgt für Unsicherheit. Es galt für die Hauptstadtregion und den südlichen
Bundesstaat Kerala, wurde aber mittlerweile aufgehoben und durch eine zusätzliche Umweltsteuer (Cess)
von 1% abgelöst. Hersteller sehen sich gezwungen, ihre Produktion auf Ottomotoren umzustellen. Andere
haben ihre Investitionsvorhaben komplett aufgegeben. Der US-Autobauer General Motors hat eine
geplante Milliardeninvestition in Indien vorerst auf Eis gelegt.

                                                      6
Marktchancen Automobil- und Kfz-Teile-Produktion

Zulieferindustrie erholt sich langsam
Die Produktion von Pkw ist im Finanzjahr 2016/17 um 9,4% auf 3,8 Mio. Einheiten im Vergleich zur
Vorjahresperiode gestiegen. Wichtige Standorte in Indien sind Cluster in Chennai, Pune, Aurangabad,
Manesar und Ahmedabad.

Schätzungsweise 6.000 Betriebe fertigen Kfz-Teile, darunter landesweit nur circa 50 große Unternehmen.
Auf diese entfällt etwa die Hälfte der Produktion. Viele internationale Hersteller haben sich im Land
niedergelassen, oft im Gefolge von Automobilkonzernen. Produziert werden sowohl einfache als auch
technisch anspruchsvolle Teile, letztere überwiegend von den global agierenden Zulieferern.

Produktion von Kfz in Indien (in Einheiten; Veränderung gegenüber der Vorperiode in %)
 Kategorie                           2015/16 1)                  2016/17 1)            Veränderung 2017/2015
                                                                                                1)
 Pkw 2)                                      3.465.045                   3.791.540                        9,4
 Lkw                                            681.830                  710.066                                4,1
 Busse                                          104.862                  100.220                               -4,4
1) Finanzjahr 1.4. bis 31.3.; 2) inklusive Geländelimousinen (SUV/UV) und Vans
SIAM, "Flash Report on Production, Domestic Sales & Exports" März 2015/16 und März 2016/17

Die meisten Original Equipment Manufacturer (OEM) streben einen möglichst hohen Lokalisierungsgrad
bei der Beschaffung an, weil Indien die Einfuhr von Kfz-Teilen durch relativ hohe Zölle reglementiert.
Internationale Zulieferfirmen bauen deshalb Produktionsstätten in Indien auf. Die EU verhandelt bereits
seit längerem mit Indien über ein Freihandelsabkommen. Die indischen Importabgaben auf Kfz und Kfz-
Teile gehören zu den strittigen Themen.

Zu den größten in Indien ansässigen Zulieferern zählen Sumi Systems, Bosch, Bharat Forge, Krishna Maruti,
Tube Investments of India (Units Tube Products of India), Endurance Technologies, Brakes India, Rico Auto
Industries, Wheels India und Denso International India. Weitere Hersteller mit europäischen Wurzeln sind
unter anderem Continental, Cummins, DANA, Delphi, Denso, Eaton, Freudenberg, Getrag, GKN, Hella,
Knorr-Bremse, Kolbenschmidt, Magna, Meritor, Schaeffler India, TRW und Valeo.

Entwicklung der indischen Kfz-Teileindustrie (in Mrd. US$; Veränderung in %)
 Kennziffer          2013/2014 1)        2014/2015 1)        2015/16 1)          Veränderung 2015/16 1)
 Umsatz 2)                    35,1                38,5              39,0                                        1,3
 Export                       10,2                11,2              10,8                                       -3,6
 Investitionen              0,5 bis 0,7        0,3 bis 0,5             -                                          -
1) Finanzjahr 1.4. bis 31.3., 2) Umsatz beinhaltet Lieferungen an OEM, Aftermarketverkäufe und Exporte
Quellen: ACMA, Berechnungen von Germany Trade & Invest, April 2017

Zu den größten Pkw-Herstellern in Indien gehören Maruti Suzuki India, Hyundai Motors India, Tata Motors,
Mahindra & Mahindra, General Motors India, Ford India und Toyota Kirloskar Motors. Die wichtigsten
Nutzfahrzeugproduzenten sind Tata Motors, Mahindra & Mahindra und Ashok Leyland.

Das Investitionsklima in der Kfz- und Kfz-Teileindustrie hat sich verbessert. Die Sektoren sind ein Teil der
von der Regierung groß aufgezogenen Kampagne "Make in India". Zahlreiche Projekte wurden in diesem
Rahmen angekündigt.

                                                      7
Wichtige Projekte der Kfz-Industrie in Indien (Auswahl; Investitionssummen in Euro)
 Akteur               Investitionssum     Projektstand                       Anmerkungen
                            me
 Hyundai India                 1,7 Mrd.   Fertigstellung   Hyundai India will seinen Marktanteil von derzeit
                                          bis 2022         16,7% erweitern und bis 2022 einen Jahresabsatz
                                                           von 1 Mio. Fahrzeugen erzielen.
 Kia Motors India             1,5 Mrd.    Fertigstellung   Kia will in ein neues Werk in Penukonda im
                                          bis 2019         Bundesstaat Andhra Pradesh investieren.
 Maruti Suzuki             806,7 Mio.     Fertigstellung   Suzuki investiert in eine neue Montagelinie im
 India Ltd.                               bis 2020         Produktionswerk in Gujarat.
 Hyundai India             718,9 Mio.     Fertigstellung   Hyundai plant Hybridautos auf den indischen
                                          bis 2020         Markt zu bringen.
 MRF Ltd.                  623,8 Mio.     Fertigstellung   Reifenhersteller MRF will in ein Produktionswerk
                                          bis 2027         in Gujarat investieren.
 Maruti Suzuki             532,5 Mio.     Fertigstellung   Maruti Suzuki India will in sein F&E-Zentrum in
                                          bis 2019         Rohtak investieren.
 Hero MotoCorp               355 Mio.     Fertigstellung   Hero MotoCorp will in Produktentwicklung,
                                          bis 2019         Digitalisierung und Kapazitätserweiterung in
                                                           Gujarat und den zukünftigen Werken in Andhra
                                                           Pradesh und Bangladesch investieren.
 Suzuki Motor        354,5 Mio.           Fertigstellung   Suzuki plant ein zweites Montagewerk in Indien
 Gujarat                                  bis 2019         sowie ein Motoren- und Getriebewerk in Gujarat.
 Schäffler Gruppe    105 bis 140 Mio.
                                    Fertigstellung Schäffler plant, in seine Werke in Talegaon bei
                                    bis 2022        Pune und Savli bei Vadodara zu investieren.
Quellen: Pressemeldungen, Unternehmensangaben, April 2017

Importe von Kfz-Teilen gesunken
Indien ist Nettoimporteur von Kfz-Teilen, insbesondere von Hightechkomponenten. Deutschland zählt zu
den wichtigsten Lieferländern. Gleichzeitig sind mehr als 60% der indischen Exporte von Kfz-Teilen für
Europa und die USA bestimmt. Die indischen Einfuhren dürften auch in Zukunft weiter zulegen, allerdings
wohl weniger stark als die lokale Beschaffung, zumal sich immer mehr internationale Anbieter in Indien
niederlassen. Im Kalenderjahr 2016 fielen die indischen Importe von wichtigen Kfz-Teilen (gemäß
Abgrenzung folgender Tabelle) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,0% auf 4,9 Mrd. $ zurück.

Einfuhr wichtiger Kfz-Teile nach Indien (in Mio. US$)
                                                   Jahr              Veränderung          aus Deutschland
                                                   2016              Jahr/Vorjahr
 SITC 778.3 Kfz-Elektrik                                    470                     3,9                      57
 SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.                    3.778                  -4,8                  646
 SITC 773.13 Zündkabelsätze                                   70                 -13,5                   13
 SITC 713.2 Motoren                                          634                 -10,9                   29
 Summe                                                     4.952                  -5,0                  744
Quelle: UN Comtrade, Juli 2017

Quellen: SIAM, ACMA,UN Comtrade

Verfasserin: Heena Nazir, Germany Trade & Invest, Mumbai

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