INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
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Kreisverband Rhein-Erft KOSTENL OS INFO 2020 Wissenswertes – Tipps – Termine Ö Kinder und Jugendliche aktiv Ö Schwebfliegen & Co. Ö Einladung zur Jahreshauptversammlung
Naturschutzbund Deutschland im Rhein-Erft-Kreis e.V. (NABU) Vorsitzender Wolfgang Dingarten Tel.: 01 76-15 31 77 55 wolfgang.dingarten@gmail.com Stellvertretender Vorsitzender Dr. Bernhard Arnold Tel.: 0 22 32-4 76 80, barnold@netcologne.de Stellvertretender Vorsitzender Hartmut Volkammer Tel.: 0 22 35-9 87 82 16 hrvolkammer@t-online.de Stellvertretender Vorsitzender Horst-Werner Hennchen Tel.: 0 22 35-8 59 40 hw.hennchen@web.de Geschäftsführer Hartmut Kaftan Tel.: 0 22 35-7 37 59 hartmut.kaftan@t-online.de Schatzmeisterin und Désirée Dreyer-Rogers Mitgliederbetreuung Tel. 0 22 35/79 97 70, ddreyer@posteo.de Umweltbildung/ Heike Fischer Jugendsprecherin Tel.: 01 70-2 81 21 64 heike.fischer-erftstadt@t-online.de Pressesprecherin Susanne Kirsch Tel. 01 63-1 83 12 02, presse@nabu-rhein-erft.de Naturschutz- und info@nabu-rhein-erft.de Landschaftspflegestation Geschäftsstelle – Büro Friesheimer Busch 1, 50374 Erftstadt Tel. 0 22 35 - 9 55 60 71 info@nabu-rhein-erft.de Das Büro ist besetzt: Donnerstag: 10.00-12.00 Uhr Kreisverband Rhein-Erft jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr (eingeschränkte Zeiten in Schulferien) Spendenkonto Kreissparkasse Köln, IBAN: DE 28 3705 0299 0190 0001 14 SWIFT-BIC: COKSDE33 NABU-Stiftung Bank für Sozialwirtschaft Köln, „Naturerbe Rhein-Erft“ IBAN: DE 82 3702 0500 0001 1414 13 SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX Impressum: Herausgeber: NABU Rhein-Erft Redaktion: Karin Heller (heller.56@web.de) Druck: Kristin Schölermann Mediendesign, Hamm (gedruckt auf 100% Recycling-Papier) Titelbild: Udo Hürten Das NABU-Info erscheint einmal jährlich kostenlos Auflage 10.000 Exemplare
Inhaltsverzeichnis Vorwort NABU-Info 2020 – Wolfgang Dingarten 3 In eigener Sache – NABU Rhein-Erft Flächenkauf für den Naturschutz – Gisela Wartenberg 4 LPS – Unser Jahr im Friesheimer Busch – Susanne Kirsch 8 Stiftungen helfen dem Naturschutz – Unterstützer von Naturschutzprojekten 38 Natur des Jahres Die Blume des Jahres 2019 – Die Besenheide – Birgit Schnell 11 Die Spinne des Jahres 2019 – Die Ameisenspringspinne – John Osmani 12 Der Vogel des Jahres 2020 – Die Turteltaube – Jochen Hiller 14 Schmetterlinge im Rhein-Erft-Kreis – Der mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter – Karl-Heinz Jelinek 16 Lautlos und pfeilschnell – Paul Schnitzler 19 Stürme, Dürre, Borkenkäfer – Der Trockensommer 2018 – Uwe Schölmerich 22 Eine Vogelfreundin erinnert sich... – Birgit und Axel Schleicher 26 Rastplätze für Zugvögel – Jochen Hiller 30 Aktiv werden im NABU – Ihre Zeitspende für die Natur 40 kurz & knapp – NABU-Nachrichten 42 Ihr NABU-Mitgliedsantrag 44 Einladung zur Jahreshauptversammlung 2020 46 Termine 2020 – Veranstaltungen NABU Rhein-Erft & Kooperationspartner 47 Kinder- & Jugendarbeit Der versalzene Grießpudding und andere Erlebnisse bei den NABU-Ferienwerkstätten – Gisela Wartenberg 58 Naturdetektive – Eine monatliche Umwelt-/Naturveranstaltung für Kinder 61 Die NAJU-Adleraugen im Umweltzentrum Friesheimer Busch – Mathias Cöln 62 Fribu’s Kinderseite 64 NABU-Aktionen & weitere Projekte Wildkräuter und Wildgräser für bedrohte Insekten in Elsdorf-Giesendorf 34 Die Blumenwiese im NABUnten Garten – Gisela Wartenberg 36 Die Apfelernte 56 LVR – Obstwiesenprojekte – Gerrit Klosterhuis 60 Höchster Artenbestand an Schmalbauchwespen in NRW – Andrea Jakubzik und Klaus Cölln 68 Der Stierkäfer – eine besonders schützenswerte Käferart im NSG „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ – Rolf Hedemann 70 Was fliegt denn da? Schwebfliegen im NSG „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ – Miriam Lindenmeier 72 Perspektive des Naturschutzgebietes „Ehemalige Klärteiche Bedburg“ – Bernd Arnold, Matthias Schindler, Peter Tröltzsch 70 Betrifft der Klimawandel auch unsere heimischen Orchideen? – Wolfgang E. Melenk 81 NABU-Fachleute und Arbeitskreise 88 1
Liebe Leserinnen und Leser! Seit März 2019 habe ich die Nachfolge Die Zukunft unserer langjährigen Vorsitzenden Gise- bringt viele la Wartenberg, die nunmehr unser Eh- Ve r ä n d e r u n - renmitglied ist, angetreten. Eine Aufga- gen, und die be, die nur zu leisten ist, wenn alle mit- bevorstehen- arbeiten und alle sich für unsere Umwelt den Aufgaben und den Naturschutz engagieren. So zu bewältigen, verstehe ich diese Aufgabe als Heraus- wird nicht ein- forderung für das Team aus vielen eh- fach sein. renamtlichen Mitgliedern, die sich zu- sätzlich in der Vorstands- und Beirats- Der Klimawan- arbeit engagieren. del wird uns genauso be- Als ich vor nunmehr zwölf Jahren das schäftigen, wie die Energiewende, das Obstwiesenfest in Friesheim besuchte, Artensterben und die Strukturprobleme hatte ich keine Vorstellung von der Ar- der Landwirtschaft. Gemeinsam gehen beit des NABU und den vielfältigen Auf- wir es an, und ich lade alle ein, sich wei- gaben und Angeboten. Seit dieser Zeit ter für den Natur- und Artenschutz ein- bin ich Mitglied, habe in der Land- zusetzen und unsere Arbeit zu unter- schaftspflegestation samstags mitgear- stützen. Ich wünsche Ihnen anregende beitet und in der Woche Tierdienst ge- Lektüre und nachhaltige Eindrücke. macht, habe die vielen motivierten und fleißigen Mitglieder kennen und den Zu- Ihr sammenhalt und den Teamgeist einer Wolfgang Dingarten für die Umwelt und den Naturschutz Vorsitzender NABU Rhein-Erft e. V. wichtigen Arbeit schätzen gelernt. Damen-Herren-Salon Erwin Huppertz Öffnungszeiten: Di.-Fr. 9.00-18.00 Uhr Frenzenstraße 21-23 Di.+Do. bis 19.00 Uhr nach Vereinbarung 50374 Erftstadt-Lechenich Sa. 8.00-14.00 Uhr Telefon 0 22 35/7 16 99 3
Flächenkauf für den Naturschutz Von Gisela Wartenberg Ö Zum Vermögen der NABU-Stiftungen gehört nicht nur Kapital, sondern auch Grundbesitz. Viele von Ihnen haben schon Mails oder Briefe von der NABU-Stif- tung „Nationales Naturerbe“ erhalten, in denen sie um Spenden für Grunderwerb gebeten wurden. Steigt der NABU etwa auch in den Im- stehen nicht im Fokus. Die für uns wert- mobilienhandel ein? Ja und nein. Ja, er vollsten sind häufig Extremstandorte kauft Flächen, und nein, er verfolgt kei- von geringem landwirtschaftlichen Wert, ne wirtschaftlichen Zwecke, sondern aber mit einem großen Potenzial für be- überlegt bei jedem Kauf, ob der Erwerb drohte Arten. einen Mehrwert für den Schutz und Er- halt der Natur bringt. Sofern diese In den vergangenen Jahren habe ich im Flächen, meist Wiesen und Weiden, Rahmen von Stiftungswochenenden ei- wieder verpachtet werden, gibt der nige davon selbst kennengelernt. Übri- NABU die Bewirtschaftungsform vor. gens: Jeder zahlt einen Teilnehmerbei- trag und übernimmt sämtliche Kosten, Auf Grund der begrenzten Mittel prüft wie Fahrt, Unterkunft und Verpflegung. der Stiftungsvorstand sorgfältig, wel- che Ziele mit dem Erwerb erreicht wer- Im Mai des vergangenen Jahres habe den können. Hochwertige Ackerflächen ich eine der größten Erwerbungen der NABU-Stiftung besucht, den Anklamer Stadt- bruch bei Usedom. Rund 1.360 ha Wald, Moor, Schilf und Wasser- flächen. Nach einem Deichbruch 1995 war die Fläche nicht mehr wirt- schaftlich nutzbar. Der NABU konnte sich im Bieterverfahren durch- setzen und hat auch noch ein Vorkaufsrecht für angrenzende Flächen. Seeadler und Rohrsän- ger, Biber und Otter ha- ben nun einen ungestör- ten Lebensraum. Liebenauer Kiesgruben bei Nienburg 4
Fisch- und Seeadler haben auch in ei- Ein ganz anderes Entwicklungsziel hat ner anderen Region ein störungsfreies der „Hirschacker“ in Schwetzingen. Revier gefunden, in den Liebenauer Einst durch Waldweiden entstanden, Kiesgruben in Niedersachsen. Über wurde er viele Jahre militärisch genutzt, 100 ha ehemalige Abgrabungen mit ehe der NABU ihn 2016 erwarb. Die ausgedehnten Wasserflächen und an- großflächigen Sand- und Magerrasen grenzendem Grünland sind heute ein auf Dünenstandorten gilt es hier zu ent- Eldorado für Wasservögel jeglicher Art. wickeln. Das erinnert an das „Ehemali- Der NABU Nienburg managt in enger ge Munitionsdepot Friesheimer Busch“ Abstimmung mit der Stiftung die Ge- in Erftstadt, mit dem Unterschied, dass bietsbetreuung. Dieses Projekt war die der Hirschacker fast zehnmal so groß Blaupause für ein ähnliches Vorhaben ist. ein Stück weiter Weser aufwärts bei Rinteln. Von öffentlichen Wegen sowie Man könnte nun den Eindruck gewin- Beobachtungshütten kann man beide nen, dass die NABU-Stiftung nur an Gebiete gut einsehen. großen Gebieten interessiert ist. Das täuscht – es kommt einzig auf den na- Ein anderes Großprojekt wird teilweise turschutzfachlichen Wert an. Kürzlich finanziert durch die Sammlung von Alt- lernte ich beim Fondshaltertreffen der handys durch den NABU – auch im NABU-Stiftung „Naturerbe NRW“ eine Friesheimer Busch steht eine Sammel- ehemalige Tongrube bei Mechernich box. Alte Handys für die Havel helfen, kennen, gerade einmal 2 ha groß. die unter Federführung des NABU ste- hende Renaturierung der Unteren Havel Auch der NABU Rhein-Erft hat in sei- umzusetzen. Wer einmal mit dem Pro- nem Fonds nicht nur Kapital, sondern jektleiter Rocco Buchta eine Wanderung oder Schiffstour in diesem Ge- biet gemacht hat, ist be- geistert, wie aus einer ehemaligen Bundeswas- serstraße mit gezielten Eingriffen ein naturnahes Fließgewässer entstan- den ist. Flächen im Ei- gentum des NABU er- leichtern manche Maß- nahmen. Dazu gehört auch der nahe gelegene Gülper See, eines der äl- testen Naturschutzgebie- te der Region. Renaturierte Havel, Bereich mit angeschlossenem Seitengewässer 5
dann die „Bet- telbriefe“ mit an- deren Augen. Man muss ja nicht auf jeden reagieren! Sofern Sie je- doch lieber in Ihrem Umfeld et- was bewegen möchten, ist der Stiftungsfonds „NABU Naturer- be Rhein-Erft“ der richtige An- sprechpartner. Jeder noch so Elsdorfer Klärteiche kleine Betrag als „Zustiftung“ läs- mit zwei ehemaligen Klärteichen der st unser Kapital wachsen und sichert Zuckerfabrik Elsdorf Flächenbesitz (6 ha). mit den Zinserträgen dauerhaft unsere Mitte Oktober wurde im Rahmen einer Arbeit. Gelegenheiten dafür gibt es vie- Biotopbereisung überlegt, wie die le, Jubiläen, Geburtstage u. a. zukünftige Pflege aussehen soll. Denn mit Ausnahme einiger Großgebiete, wie Gern geben wir Ihnen auch weitere In- Anklamer Stadtbruch und Grünhaus formationen zu unserem Naturschutz- (Brandenburg), werden die meisten Stif- fonds „NABU Naturerbe Rhein-Erft“. tungsflächen von den lokalen NABU- Vorn im Heft auf der Umschlagseite fin- Gliederungen betreut. Bei den Elsdorfer den Sie die Kontonummer des Stif- Klärteichen will sich in Zukunft die Orts- tungsfonds. Wichtig ist, dass Sie auf gruppe Kerpen engagieren. Jochen Hil- dem Überweisungsträger nach dem ler sucht noch Mitstreiter, die helfen, die Wort „Zustiftung“ das entsprechende Verbuschung der Ufer einzudämmen. Stichwort (Name und ggfs. Adresse) notieren, damit wir den Beitrag zuord- Liebe Leser, vielleicht kommen auch nen und uns bedanken können. Sie mal bei Gelegenheit in die Nähe ei- nes der Gebiete der NABU-Stiftung „Nationales Naturerbe“. Infos finden Auskunft erteilt Sie unter www.naturerbe.de. Allerdings Gisela Wartenberg sind nicht alle frei zugänglich, wie auch Tel. 0 22 35/7 14 64 aus Sicherheitsgründen die Elsdorfer Klärteiche. Möglicherweise sehen Sie E-Mail: gisela@wartenberg1.de 6
Naturschutz- und Landschaftspflegestation Unser Jahr im Friesheimer Busch – eine Ziege erzählt Von Susanne Kirsch Ende März im Winterquartier der gebracht. Nett Walliser Schwarzhalsziegen: ist es hier! Trocken, hell Uns Ziegenfrauen geht es gut! Die Hälf- und der Wind te von uns ist trächtig. Unsere Men- bläst hier schen freuen sich über unsere dicken auch nicht so Bäuche. Sie machen jede Woche unser stark herein! Ich frage mich nur, warum Wohn- und Schlafzimmer mit den war- der Luxus plötzlich? men Paletten zum Schlafen sauber. Das ist im großen grünen Zelt direkt neben Unsere Menschen schauen jetzt ganz dem Umweltzentrum. Jeden Tag gibt es oft bei uns vorbei. Jeden Tag gibt es frisches Heu, und manchmal bringen sie frisches Heu, Stroh und leckeres Kraft- Bündel mit getrockneten Birkenzwei- futter. Manchmal auch Möhren und gen zum Knabbern. Die mögen wir Apfelschnitze. Die meisten meiner besonders gern! Mit einem dicken Freundinnen sind inzwischen ganz Schlauch füllen sie die Tränken. Ein Le- schön dick geworden. Ich auch. ben im Paradies! Manchmal schnacken wir ein bisschen über die Trennwände unserer Appart- Wir ärgern unsere Menschen gern! Im ments. So alleine in der Box ist es Frühjahr haben wir ganz schicke Heu- schon langweilig. raufen in unser Zelt bekommen. Wir waren verschwenderisch und haben Ein paar Tage später… mit Genuss das wertvolle Heu fleißig auf dem Boden verteilt. Das fanden un- Oh Mann, heute Nacht hatte ich ganz sere Menschen nicht so toll: Sie haben heftige Bauchschmerzen. Das waren Schlösser angebracht und schwere wohl Wehen, denn heute Morgen habe Balken auf die Raufendeckel gelegt. ich zwei Zicklein geboren. Meine Stall- Aber wir sind schlau! Mit spitzen Zäh- nachbarin hat nur eins bekommen. Die nen kriegen wir die Deckel immer wie- Menschen schauen jetzt noch öfter der auf. nach uns. Die Kinder haben einen blau- en Punkt auf den Bauchnabel bekom- Bisher durften wir immer auf der Wiese men; das sei gut für die Wundheilung, an der Heuhütte im Umweltzentrum sagt unser Mensch. Meine Zicklein herumlaufen. Heute haben die Men- stoßen mich ganz schön heftig in das schen uns in unsere Stallappartements Euter, wenn sie Hunger haben. Zum 8
Glück habe ich genug Milch für die Klei- dafür, dass die Menschen gut beschäf- nen. Unser Mensch Bernd hatte uns tigt sind: Sie schleppen Zaunrollen, Mamas vor der Geburt noch schnell ei- bauen die Zäune auf, schneiden Zwei- ne schicke Euterfrisur geschnitten, da- ge von den Bäumen und mähen die mit unsere Kinder besser an die Milch- Wiesen für unser Winterheu. bar kommen. Es ist heiß! 30 Grad und mehr. Unsere Anfang April Kumpels, die Schafe, haben ihren Win- terpullover noch an. Aber bald kommt Wir Ziegenfrauen haben insgesamt die Erlösung, der Schafscherer kommt. zehn Zicklein auf die Welt gebracht. Ohne ihre Wolle fühlen sich die Schafe Vorne schwarz, hinten weiß, wie es sich wieder richtig wohl. Allerdings sehen gehört. die Schafe jetzt sehr dünn aus; wir ha- ben sie kaum wiedererkannt. Ihre Läm- Jetzt dürfen die Kids auch raus zum mer haben sie auch kaum noch wieder- Spielen und sobald es wärmer wird, erkannt; dementsprechend groß war geht es auf die grüne Wiese im Fries- das Geblöke, bis alle Mamas und Kin- heimer Busch. Da treffen wir auch wie- der wieder vereint waren. der unsere Kumpels, die Schafe. Sie bleiben immer draußen. Aber das Wo- Wir Ziegen haben es da besser: Unser chenbett im kalten Gras stelle ich mir Fell hat kaum Unterwolle, sodass wir nicht so schön vor. Pullover hin oder nicht so schwitzen müssen. Das hat ei- her – da schwöre ich auf unsere Stall- nen Grund: Denn wir stammen ja aus appartements. dem warmen Wallis! Damit wir keinen Der Sommer Hier im Frieshei- mer Busch ist es schön warm. Die Sonne scheint, das Knabenkraut blüht. (mmhhh… lecker – aber das dürfen die Men- schen nicht hören!). Jeden Tag treiben uns unsere Men- schen auf eine neue grüne Wie- se. Wir lieben die frischen Knos- pen. Wir sorgen 9
uns hübsch gemacht für den Bock, dem Vater un- serer Kinder. Wir alle ha- ben gelben Ohrschmuck bekommen, die Menschen sagen Ohrmarken dazu. Da steht unsere persönli- che Nummer drauf, wie im Personalausweis quasi. Ach, jetzt sehe ich, die Männer bekommen so et- was auch… und ich dach- te, wir wären etwas Be- sonderes! Die Nägel be- kommen wir auch ge- macht. Wir nennen es Pe- diküre, der Mensch sagt Klauenpflege dazu. Mein Mensch macht es sich dazu gemütlich auf einem Stuhl, und ich kuschele Sonnenbrand bekommen, legen wir mich in seinen Schoß. Das Ergebnis uns mittags unter die Schattenbäume. sieht schick aus! Aber vor allem tun die Füße jetzt nicht mehr weh, denn wir Unsere Kinder wachsen sehr schnell laufen wieder gerade. und sind bald fast so groß wie wir. Immer wenn der Mensch irgendetwas Der Herbst mit uns gemacht hat, sei es Klauenpfle- ge oder Wurmkur zum Beispiel, bekom- Der Friesheimer Busch ist jetzt braun men wir einen farbigen Strich auf den und trocken. Die Blätter sind rot und Rücken. Bei uns ist also häufiger Kar- gelb und zauseln wild im Wind. Einige neval als bei den Menschen! von uns müssen jetzt gehen, denn wir sind zu viele geworden. Denjenigen von Winter uns, die übrigbleiben, schieben die Menschen eine komische Flüssigkeit Spät im November oder Anfang De- ins Maul. Das sei gehen die Würmer, zember kommt der Schnee nach Fries- sagen sie. heim. Der Boden ist gefroren und es wächst nichts mehr, was wir fressen Die Frauen bekommen jetzt einen Mann könnten. Deshalb dürfen wir Ziegen zugeteilt. Wenn der wüsste, wie gut es jetzt wieder ins Winterquartier. ihm geht! Übrigens haben wir Frauen 10
Blume des Jahres 2019 Die Besenheide Calluna vulgaris (LINNÉ) HULL Von Birgit Schnell Ö Die Blume des Jahres 2019 ist die Besenheide (Calluna vulgaris) aus der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Der Name „Besenheide“ entstand, weil ih- re Zweige in der Vergangenheit der Besenherstellung dienten. Der botanische Name „Calluna“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „reinigen“. Die Besenheide ist ein Zwergstrauch, res bedrohten Lebensraumes der 30 bis 100 Zentimeter hoch wird. hinzuweisen. Die Heide ist ei- Bekannt ist sie für ihre leuchtende rosa ne Kulturlandschaft, die ge- oder lila Blütenpracht, die die Heide- pflegt werden muss, damit landschaft überzieht. Die winzigen Blü- sie erhalten bleibt, beispiels- ten, sie sind einzeln nur ein bis vier Mil- weise durch Beweidung mit limeter lang, sind an einem dichten Schafen. traubigen Blütenstand angeordnet und bestehen aus je vier Kronen- und Im Rhein-Erft Kreis Kelchblättern. Die Blütezeit ist von Au- sind Vorkommen der gust bis Ende September. Die Blüten Besenheide bekannt, enthalten einen zuckerhaltigen Nektar, u. a. in der Steinhei- der Nahrung für Bienen und seltene de, im Bürgewald, Schmetterlinge, wie der Komma-Dick- Lörsfelder Busch kopffalter, ist. Sie können sowohl von und Friesheimer Insekten, als auch vom Wind bestäubt Busch. werden. Die Blätter der Pflanze liegen an den Ästchen an und sind nur wenige Millimeter lang. Die Spaltöffnungen oder Poren der Blätter befinden sich nur auf der Blattunterseite, um die Pflanze vor zu viel Verdunstung zu schützen. Die Besenheide wächst auf den sauren und mageren Böden der Heidelandschaften, auch in Mooren und in lichten Wäldern. Die Loki Schmidt Stiftung Naturschutz Hamburg hat die Besenheide ausge- wählt, um auf die Schutzwürdigkeit ih- 11
Die Spinne des Jahres 2019 Die Ameisenspringspinne Myrmarachne formicaria (De Geer, 1778) Von John Osmani Ö Die Ameisenspringspinne gehört zur Familie der Springspinnen. Der Name deu- tet schon an, dass diese Springspinne irgendwas mit Ameisen zu tun hat. Genau gesagt tarnt sie sich mit ihrem Äußeren als Ameise. Da Ameisen sehr wehrhaft sind und von vielen Beutegreifern verschmäht werden, ist dies also ein aktiver Schutz vor Fressfeinden. Sie hat einen länglichen Körperbau mit Die Giftklauen der Weibchen sind nor- einer Länge von ca. 6 mm. Die Färbung mal ausgebildet. Bei den Männchen ist eher dunkel im Vorderkörperbereich. stehen sie fast waagerecht nach vorne, Der längliche Hinterleib ist gelblich bis sind stark verlängert und flach. Man orangebraun und im hinteren Bereich kann so die Geschlechter voneinander dunkel gefärbt. Vorder- und Hinterkör- unterscheiden. Die Männchen verwen- per sind mit einem dünnen Stil verbun- den die großen Chelizeren (Kieferklau- den, so wie es bei vielen Ameisenarten en), um damit vor den Weibchen zu bal- auch der Fall ist. Die Beine sind gelblich zen. Außerdem führen sie damit auch und haben schwarze Muster. Das erste untereinander Kämpfe aus - ähnlich wie Beinpaar ist dunkel gebändert und ver- dies z. B. Hirschkäfer mit ihren großen dickt. Es wird beim Laufen meist erho- Zangen tun. ben und imitiert dadurch Antennen von Ameisen. Ameisenspingspinnen ernähren sich von kleinen Insekten, die sie nach typi- scher Manier der Spingspinnen erbeu- ten: Sie springen ihre Beute an. Von Ameisen ernährt sie sich allerdings nicht – im Gegensatz zu anderen Spin- nen, die zum Teil spezialisiert sind auf den Fang von Ameisen. Man findet sie ebenso auf Trockenra- sen, aber auch auf Wiesen und manch- mal sogar in oder an Gebäuden. Sie ist weit verbreitet aber nicht häufig zu fin- den. Manchmal kann man sie in leeren Schneckenhäusern antreffen, wo sie Foto: Jochen Rodenkirchen überwintern. Wer also mal im Winter in 12
ein leeres Schneckenhaus schaut und durchaus sein, dass es sich um eine glaubt eine Ameise darin zu sehen, soll- Ameisenspringspinne handelt. te genauer hinschauen, denn es könnte 13
Der Vogel des Jahres 2020 Die Turteltaube Von Jochen Hiller Ö Der deutsche Name der kleinen Turteltaube kommt von ihrem schnurrend-gur- renden Gesang. Kennzeichen sind auch die rostbraun-schwarz gefleckten Flügel und die schwarz-weißen Streifen am Hals. Die Turteltaube ist recht scheu und hält sich meist in Bäumen auf. Zur Nahrungssuche geht sie auf den Boden, wo sie Samen von Kräutern, Blumen, Gräsern, aber auch von Fichten und Kiefern aufnimmt. Selten werden auch Insekten gefressen, sie muss täglich trinken. Ab Mitte April bis Anfang Mai wird das Inseln bis nach Nordwestchina in West- Nest im dichten Laub von Bäumen und Ost-Ausdehnung. Von Norden nach Sträuchern gebaut, aber auch auf Süden kommt sie von Dänemark, Mit- Streuobstwiesen und Obstplantagen. teleuropa bis nach Nordafrika vor. In Frühestens ab Mitte Mai werden zwei Großbritannien ist sie schon fast ausge- weiße Eier bebrütet. Die Jungen sind storben! Nesthocker und bleiben bis zu drei Wo- chen im Nest. Flugfähig sind sie nach Die Turteltaube ist bei uns die einzige dreißig Tagen. ihrer Art, die als Zugvogel vorkommt. Als Langstreckenzieher überwintert sie Das Verbreiterungsgebiet der Turteltau- in der Sahelzone von Mauretanien bis be erstreckt sich von den Kanarischen nach Äthiopien. 14
In Deutschland ist der Bestand in den (Stand 2016) auf Stufe zwei (stark ge- letzten 15 Jahren um zwei Drittel deut- fährdet) eingestuft worden. lich zurückgegangen, er wird im Mo- ment auf ca. 25.000-45.000 Brutpaare Um mehr über die Zugwege dieser Art geschätzt. Gründe dafür sind der Ver- zu erfahren, wurden einige Tiere vom lust geeigneter Brut- und Nahrungs- NABU und dem BIRD LIFEMALTA als plätze in der industrialisierten Landwirt- Partnerverband sowie der Uni Gießen schaft, Monokulturen, der Schwund mit Sendern versehen, um die Wander- von Zwischenbrachen und Blühstreifen bewegungen festzustellen. Man hofft und der Einsatz von Herbiziden. durch das ICARUS (International Coo- peration for Animal Research Using Aber auch die legale und illegale Jagd Space) genannte Projekt, das im Au- auf den Zugrouten sowie Veränderun- gust 2018 anlief, die gewonnenen Er- gen der Rastplätze spielen dabei eine kenntnisse nutzen zu können, um die große Rolle. Durch alle diese Faktoren Turteltaube besser zu schützen. ist die Turteltaube in der roten Liste Quellen: NABU, BR24.de 15
Schmetterlinge im Rhein-Erft-Kreis Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter Pyrgus armoricanus Von Karl-Heinz Jelinek Ö Die Dickkopffalter sind eine Familie der Tagfalter, die in der öffentlichen Wahr- nehmung nur wenig in Erscheinung tritt. Viele Arten sind eher unscheinbar und entziehen sich teilweise der Beobachtung. Arten aus der Gattung der Würfel- Dickkopffalter sind zudem noch schwierig zu bestimmen. Wie es der deutsche Name bereits aus- ten, so wie es mir im Oktober 2018 im drückt, bildet der Mehrbrütige Würfel- ehemaligen Munitionsdepot im Fries- Dickkopffalter im Gegensatz zu vielen heimer Busch gelang. Grundsätzlich Arten aus dieser Gattung unter günsti- sieht man den Falter, selbst wenn er in gen Bedingungen mehrere Generatio- einem Gebiet vorhanden ist, relativ sel- nen im Jahr. Insbesondere nach Hitze- ten. Seit ich am 24.08.2016 dort den sommern kann man im Spätherbst Fal- Erstnachweis für Nordrhein-Westfalen ter einer dritten Generation beobach- erbringen konnte, habe ich die Art an Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter am 07.08.2019 im ehemaligen Munitions- depot im Friesheimer Busch. 16
Störstellen im Bereich des ehemaligen Munitionsdepots im Friesheimer Busch sind wichtige Strukturen. diesem Ort in jedem Jahr beobachten Die Art gilt nach der Roten Liste können. Falter der ersten Generation, Deutschlands von 2011 als sehr selten die von Mitte Mai bis Mitte Juli fliegen, und gefährdet, zeigt aber seit einigen konnte ich dabei noch nie finden. Meist Jahren erhebliche Ausbreitungstenden- sah ich Falter der zweiten Generation zen. Das ist wiederum nicht verwunder- im August an blühendem Dost saugen. lich bei einer Art, die bisher hauptsäch- Beweidung erzeugt Störstellen und niedrige Vegetation. 17
lich mediterran verbreitet war. Man Wie viele seltene Offenlandarten kann davon ausgehen, dass der Mehr- benötigt auch der Mehrbrütige Würfel- brütige Würfel-Dickkopffalter hierzulan- Dickkopffalter niedrige Vegetation mit de zurzeit zu den Gewinnern des Klima- freien Bodenstellen. Solche Stellen ent- wandels gehört. stehen durch Verletzungen der Vegeta- tionsbedeckung während der Bewirt- Andererseits finden wir diesen an Ma- schaftung, insbesondere auch durch gerrasen gebundenen Falter auch nicht Beweidung. Neben blühenden Kräutern überall in unserer ansonsten völlig für die Nahrungsaufnahme der Falter überdüngten Landschaft. Nicht nur im braucht die Art für die Entwicklung der Rhein-Erft-Kreis haben Gebiete wie das Raupen niedrige Polster von klein- ehemalige Munitionsdepot im Frieshei- wüchsigen Fingerkrautarten. Zurzeit mer Busch absoluten Seltenheitswert. sind die Bedingungen im ehemaligen Immerhin gibt es im Kreisgebiet seit Munitionsdepot für anspruchsvolle Of- 2019 eine zweite Fundstelle. Jochen fenlandarten dank der guten Bewirt- Rodenkirchen beobachtete am 15. schaftung optimal. September am Hochwasserdamm bei Niederberg drei Falter. Fotos von Karl-Heinz Jelinek 18
Lautlos und pfeilschnell Von Paul Schnitzler Ö Ein kurzes Huschen, vielleicht einen leisen Flügelschlag oder ein paar Kotkrümel auf der Fensterbank – das ist alles, was die meisten Menschen von Fledermäu- sen je mitbekommen. Und doch ist zumindest dem Namen nach eine Art im Rhein-Erft-Kreis auch denen ein Begriff, die sich wenig mit der Natur befassen: Die Bechsteinfledermaus, Dreh- und Angelpunkt vieler Diskussionen rund um den Hambacher Forst und den Kohleausstieg. Dabei ist die Bechsteinfledermaus nur schon in der zweiten Hälfte des 18. eine von weltweit rund 1.200 Arten, die Jahrhunderts entdeckte Lazzaro Spal- von Zoologen in der Ordnung der lanzani, dass es eine naturwissen- „Handflügler“ zusammengefasst wer- schaftliche Erklärung für dieses Phäno- den. Allen ist eines gemeinsam: Sie men gibt: Die Orientierungsfähigkeit sind die einzigen Säugetiere, die zum der Fledermäuse hat etwas mit den Oh- aktiven Flug befähigt sind. Und genau ren zu tun. Es dauerte allerdings noch das macht sie zu einer sehr erfolgrei- bis Ende der 1930er Jahre, bis eine chen Tiergruppe. Immerhin stellt sie vollständige Lösung des Rätsels erfolg- nach den Nagetieren mit weitem Ab- te. Denn erst da wies Donald R. Griffin stand die Säugergruppe mit den meis- die Echoortung mittels Ultraschall bei ten Arten dar. Fledermäusen nach. Ihre nächtliche Lebensweise war den Ach ja, wo die Vampire doch schon er- Menschen jahrhundertelang mehr als wähnt wurden: Es gibt sie wirklich! Drei suspekt. Kein Wun- der also, dass Fleder- mäuse in die Nähe von Teufel, Vampiren und anderen Untoten rückten. Scheinbar lautlos und pfeil- schnell im Stockfins- tern umherfliegen, dabei äußerst wendig und niemals irgend- wo anstoßend? Das konnte nicht mit rech- ten Dingen zugehen, hier musste der Leib- haftige die Finger im Spiel haben. Doch Bechsteinfledermaus Foto: Paul Schnitzler 19
hen sie wie die Zug- vögel zur Überwinte- rung in tropische Ge- filde. Oder sie bleiben vor Ort und halten Winterschlaf. Und ge- nau das tun sie. Mit Beginn der kalten Jahreszeit suchen sie sich Verstecke, in de- nen sie vor Wind und Wetter gut geschützt die Zeit bis zum Früh- jahr überdauern kön- nen. Dabei wird der Wasserfledermaus Foto: Paul Schnitzler Stoffwechsel extrem verlangsamt. Die Tie- re kühlen ihren Kör- mittel- und südamerikanische Fleder- per auf Temperaturen knapp über der mausarten ernähren sich tatsächlich Umgebungstemperatur herunter und von Blut. Aber eben nur diese drei. Die sparen dadurch sehr viel Energie. Nur Nahrung der restlichen Arten ist ausge- so können sie mit dem kleinen sprochen vielfältig. Von Nektar-, Frucht- Fettpölsterchen die lange Winterzeit und Pollenfressern über Insekten-, überstehen. Das funktioniert aber nur Frosch- oder Fischjägern bis hin zu dann, wenn die Umgebung auch wirk- Arten, die sich von Kleinsäugern lich kühl genug ist. Außerdem sind eine ernähren, ist da so einiges dabei. Hier hohe Luftfeuchtigkeit und Frostsicher- in Europa stehen nahezu ausschließlich heit wichtig, denn sonst vertrocknen Insekten und andere Kerbtiere auf dem oder erfrieren die Tiere. Feuchtkalte Speiseplan der Fledermäuse. Allerdings Höhlen oder alte Keller bieten daher verschmähen Wasserfledermäuse auch vielen Fledermausarten ein sicheres Fischbrut nicht, und der südeuropäi- Winterquartier. Im Sommer hingegen sche Riesenabendsegler geht zumin- haben Fledermäuse es gerne warm und dest während der Zugzeiten regelmäßig trocken. Nicht umsonst sind zum Bei- auf die Jagd nach Kleinvögeln bis Rot- spiel die geräumigen Dachstühle von kehlchengröße! Kirchen, Burgen und Schlössern bei vielen Arten sehr begehrte Sommer- Da die mitteleuropäischen Arten alle- quartiere. Neben den klimatischen Be- samt Insekten oder andere Kerbtiere dingungen stimmt es auch mit der Ru- fressen, haben sie im Winter ein Pro- he, denn wann ist schon mal jemand blem: Es gibt kaum Futter. Und so auf solch einem Dach? bleibt den Fledermäusen die Wahl zwi- schen zwei Strategien. Entweder zie- 20
Über die Vorkommen, Verbreitung und Häu- figkeit der Fleder- mäuse im Rhein-Erft- Kreis ist nicht viel be- kannt, denn systema- tische Kartierungen wurden bisher nicht durchgeführt. Ledig- lich Zufallsfunde von Quartieren, verletzten oder geschwächten Tieren sowie in zu- nehmender Zahl auch Daten aus Gutachten, die im Zuge von Bau- Zwergfledermaus Foto: Paul Schnitzler vorhaben erstellt wer- den (müssen), geben ein wenig Auskunft. Damit kann zumin- deren Vorkommen im Rhein-Erft-Kreis dest schon mal eine Liste der Fleder- zu zeichnen. Jedenfalls würde ich mich mausarten des Rhein-Erft-Kreises er- über konkrete Informationen freuen! stellt werden. Etwa die Hälfte der in NRW nachgewiesenen 23 Arten wur- Kontakt den bisher hier gefunden! Vielleicht ge- Paul Schnitzler lingt es ja, zukünftig Daten über das Telefon: 0 22 71/9 21 21 Vorkommen von Fledermäusen zu E-Mail: schnitzler@bskw.de sammeln und ein genaueres Bild über 21
Stürme, Dürre, Borkenkäfer – Der Trockensommer 2018 und die Folgen für den Wald im Rhein-Erft-Kreis Von Uwe Schölmerich Der Wald im waldarmen Rhein-Erft- den Trockenheit mit extremen Tempe- Kreis leidet – und nicht nur er. In ganz raturen bis um die 40 °C. Nach einer Europa wurden 2018 und 2019 die Fol- Winterpause ging es 2019 ähnlich wei- gen der Witterungsextreme deutlich. ter mit Sturm Eberhard und weiter un- Dabei haben sich die Extremwetterer- terdurchschnittlichen Niederschlägen eignisse wie erwartet als wesentlich für und Hitzewellen. Der Juni 2019 war der die Waldentwicklung dargestellt. Es be- wärmste Juni seit Beginn der Aufzeich- gann mit dem Sturm Friederike am 18. nungen; im Juli wurden 43 °C in Köln Januar 2018, gefolgt von Sturm Burg- gemessen. Die Wasserversorgung der lind, dann gefolgt von einer anhalten- Bäume ist noch heute durch Wasser- mangel in den tieferen Schichten des Bodens gestört. Im November 2018 be- fand sich ganz Deutschland in einer außergewöhnlichen Dürre. Näheres dazu findet man auf der Website des Helmholtz Zentrum für Umwelt- forschung hier: https://www.ufz.de/ index.php?de=37937 Zwar gibt es im Rhein-Erft-Kreis kaum Fichten, die anderswo der begleitenden Fichtenborkenkäfervermehrung zum Opfer fielen, doch zeigen sich auch an praktisch allen unseren heimischen Laubbäumen schon seit dem Sommer 2018 deutliche Schäden. Besonders betroffen sind ältere Bäume, die sich unter dem früher typischen atlanti- schen-subatlantischen Klima mit mil- den Wintern und feuchten Sommern als konkurrenzstark gezeigt haben. Häufig sind die Buchen auch vom Kleinen Bu- Buchenschleimfluss chenborkenkäfer befallen, der bisher Foto: U. Schölmerich aber mehr als Sekundärschädling ge- 22
sehen wurde. Die klei- nen Bohrlöcher fallen kaum auf, bis schließ- lich eine braun- schwarze schleimige Flüssigkeit aus der Rinde austritt (Bu- chenschleimfluss). Wir wissen auch aus der jährlichen Wald- schadenserhebung, dass Bäume über 60 deutlich höhere Scha- densgrade aufweisen als jüngere. So sind gerade ältere Buchen Abgestorbene Altbuchen in der Naturwaldzelle Altwald oft abgestorben oder Ville bei Bliesheim Foto: Klaus Görgen treiben nur noch in unteren Kronenregio- nen Blätter. Stärker betroffen sind Waldränder nach Süd- abstarben. Diese Wälder sind durch die West oder in dieser Himmelrichtung ge- 1956 tagebaubedingte Grundwasser- neigte Hänge. Die auf dem nicht berg- absenkung ohnehin destabilisiert. In- baulich veränderten Teil der südlichen teressanterweise haben die beiden Ville vorhandenen Stauwasserböden, Trockensommer beim Eschentriebster- die keine in die Tiefe gehende Bewur- ben etwas Erleichterung gebracht, weil zelung zulassen, zeigen ebenfalls höhe- dem Pilz die nötige Feuchte in der Streu re Schadensgrade. fehlte. Dieser Effekt wird allerdings si- cher nicht anhalten. Auch Pappeln, Weiden und Birken – obwohl robuste Pionierbaumarten – Durch den witterungsbedingten Stress sind stark betroffen. Besonders betrof- sind auch Bergahorne in größerem Stil fen sind leider auch jüngere Erstauffors- von der Rußrindenkrankheit befallen, tungen auf ehemaligen Ackerflächen. deren Sporen auch beim Menschen al- Eichen und Eschen sind dort beson- lergische Reaktionen verursachen kön- ders betroffen. Schon in den Vorjahren nen. Auch dieser Pilz ist eingeschleppt: wurde die Gemeine Esche vom aus Asi- Aus Nordamerika kommend trat er en eingeschleppten falschen weißen 2005 erstmals in Deutschland auf. Re- Stengelbecherchen befallen, was einen lativ gut zeigt sich die Hainbuche in den Teil der Eschen zum Absterben bringt. Wäldern – sie hat ja auch ein weit nach Besonders dramatisch ist dies in den Süden gehendes natürliches Verbrei- Altwäldern Kerpener Broich und Parrig, tungsgebiet. wo alte Eschen innerhalb von Wochen 23
Die warme Witterung hat auch andere nicht mehr bewirtschafteten, dicht ge- Schädlinge im Rhein-Erft-Kreis ver- schlossenen Buchen-Naturwaldzelle in mehrt auftreten lassen. So konnte sich Bliesheim, wird klar, dass die Na- der Eichenprozessionsspinner an we- turnähe eines Waldes allein keine Sta- sentlich mehr Orten etablieren oder trat bilität gegenüber einer sich verändern- dort stärker als sonst auf. Die Raupe den Klimasituation bietet. dieses Falters ist vom dritten bis vierten Häutungsstadium Quelle von allerge- Die Natur selbst kennt keinen Schaden, nen Härchen, die bei empfindlichen sondern nur die dynamische Reaktion Menschen teils gefährliche Haut- und auf Umweltveränderungen. Ein Scha- Lungenallergien auslösen können. den entsteht erst dann, wenn die Leis- tungen der Wälder, die wir Menschen Auch die hier weniger vorhandenen Na- von ihnen erwarten, nicht mehr er- delbäume sind betroffen. Fast alle der bracht werden können. Dies ist leider wenigen vorhandenen Fichten sind ab- nicht nur hier bei uns der Fall. Abge- gestorben – auch als Omorikafichte in storbene Bäume spenden keinen Sau- den Gärten. Lärchen sind zum Teil vom erstoff mehr, sondern verbrauchen ihn Lärchenborkenkäfer befallen, manche beim Abbau der organischen Substanz; Kiefern auf schwierigen Standorten kranke Bäume werden instabil und ge- sind abgestorben. fährden Waldbesucher und diejenigen, die am Waldrand wohnen. Wertvolle Verlichtete Flächen werden schnell von Stämme werden entwertet und un- stickstoffliebenden Pflanzen wie Brom- brauchbar für die Verwendung als Bau- beere, Waldreitgras oder Brennnessel oder Möbelholz – die Versorgung mit eingenommen, die eine Wiederbewal- Holz, wovon jeder jährlich 1,3 m³ ver- dung erheblich erschweren. Die jahr- braucht, wird damit gefährdet. Kranke zehntelange, anhaltende Überdüngung Wälder sind auch weniger gut in der La- der Wälder durch Stickstoffeinträge de- ge, schädliche Immissionen, wie Staub, stabilisiert das Waldökosystem nach- Gase oder Lärm, zu filtern. Die lokale haltig. Klimawirkung durch Abkühlung und Luftbefeuchtung wird gemindert. Um Insgesamt kann man zur Zeit aber nicht diese für uns negativen Auswirkungen von einem allgemeinen Waldsterben zu begrenzen, ist ein gezieltes Wald- sprechen. Die auftretenden Verände- management notwendig. rungen sind Ergebnis der Witterungsex- treme, die auf ein mehr oder weniger Das Problem: auf welche Klimaverän- stabiles, meist menschengemachtes derung sollte man sich einstellen? Wald Waldökosystem einwirken. Weniger hat eine lange Perspektive von 100 stabil sind z. B. Fichtenreinbestände, Jahren und mehr. Wer kann über solche die in anderen Regionen große Teile Zeiträume die Klimaentwicklung regio- des Waldes ausmachen und nun nal bezogen einigermaßen sicher vor- flächig dem Borkenkäfer zum Opfer fal- hersagen? Niemand. Daher müssen wir len. Aber – betrachtet man die Verände- Entscheidungen darüber, wie der Wald rungen in der seit fünf Jahrzehnten der Zukunft aussehen soll, in Unsicher- 24
heit treffen. Ziel muss sein, die Reakti- 6. Wir gewinnen den erneuerbaren onsfähigkeit der Wälder zur Selbsthei- Rohstoff Holz und schaffen damit lung zu stärken und damit die Resilienz eine Kohlenstoffsenke in langlebi- zu stärken. Was bedeutet das prak- gen Holzprodukten oder substitu- tisch? ieren fossile Brennstoffe. 7. Wir schonen den Waldboden als 1. Wir gehen davon aus, dass es lang- wertvolle Ressource durch Befah- fristig wärmer und trockener wird rungsverbot außerhalb von Wegen und dass extreme Ereignisse, wie und Rückegassen in weitem Ab- Hitze, Dürre, Starkregen und Sturm, stand. vermehrt auftreten. 8. Wir schützen die Waldflächen vor 2. Wir sorgen durch gezielte Eingriffe Inanspruchnahme durch andere dafür, dass vorhandene Mischbaum- Nutzungsarten. arten in den Wäldern nicht durch 9. Wir sorgen für Alt- und Totholz, Konkurrenz anderer Baumarten ver- Wildnisflächen, Naturwaldzellen schwinden (Minderheitenschutz) und Sonderbiotope im Wald. 3. Wir setzen auf Naturverjüngung, wo 10. Wir werben um Verständnis, dass immer möglich, da die genetische eine zielgerichtete Jagd Vorausset- Breite heimischer Baumarten die zung für die Etablierung von ge- Basis für eine klimaangepasste Se- mischten Wäldern ist. lektion der nachfolgenden Generati- on junger Bäume bietet. Ein in diesem Sinne verstandenes 4. Wir sorgen für mehr Mischbaumar- Waldmanagement ist nicht das Pro- ten bei Aufforstungen, insbesonde- blem, sondern ein Teil der Lösung der re auch solcher, die als wärmetole- Klimakrise. ranter gelten (z. B. Esskastanie, Sor- bus-Arten, Wald- nuss, Wildobst). Da- bei orientieren wir uns an heimischen Baumarten als Grundbestand. 5. Wir fördern die Struktur in Wäldern durch regelmäßige Nutzung, sodass alte, mittelalte und junge Bäume auf der Fläche wachsen; da- mit wird bei einem Sturmereignis nie der ganze Wald zer- Gut strukturierter 80jähriger Buchenmischwald bei stört. Brühl Foto: U. Schölmerich 25
Eine Vogelfreundin erinnert sich . . . Text von Birgit Schleicher, Fotos von Axel Schleicher Ö Als Referentin im NABU Rhein-Erft-Kreis leitete ich viele Jahre vogelkundliche Wanderungen und ließ die Teilnehmer an meinem Wissen und meiner Bewunde- rung an den gefiederten Mitbewohnern der Erftaue rund um die Gymnicher Müh- le teilhaben. Vor neun Jahren bekam ich vom Rhein-Erft-Kreis, vertreten durch Herrn Geusen, den Auftrag, ein Vogelmonitoring an der Gymnicher Mühle und deren Umfeld in der Brutsaison 2010 durchzuführen. Von Ende April bis Mitte Juni 2010 war ich frühmorgens mit Fernglas, Stift, Block, offenen Ohren und Augen unterwegs. An der Ecke Heinrichstraße/Erftstraße sang hören. Was in unseren Ohren so in Gymnich ging es über die Autobahn- wohltönend klingt, ist eigentlich Kampf- brücke hinunter in die Felder zwischen geschrei, bei dem jedem Eindringling der Kleinen Erft und dem Erft-Flutkanal. mitgeteilt wird, dass dieses Gebiet be- Entlang deren Böschungsbepflanzung reits besetzt und mit Schnabel und mit Bäumen und Hecken turnen Blau- Krallen verteidigt wird. Die Vogeldamen und Kohlmeisen, und auch die Mönchs- hören allerdings daraus, dass da ein grasmücke lässt früh im Jahr ihren Ge- Männchen eine Partnerin sucht. Den Bachstelze 26
Ruf der Kohlmeise und Blaumeise er- Fitis und Star! Dazwischen stottert und kennen viele Menschen, den der Mön- stammelt es! Es ist der Sumpfrohrsän- chsgrasmücke nur wenige. ger mit seinen geklauten Vogelliedern! Experten haben die Imitationen von 212 Man erkennt recht gut, warum sie ihren anderen Vogelarten herausgefunden, Namen trägt, das Männchen hat ein darunter sogar von 113 Arten aus sei- schwarzes Käppchen auf, das Weib- nem afrikanischen Winterquartier. Da ist chen und die Jungvögel jedoch ein rot- aber noch einer, der andere Vögel braunes. Was aber hat der Mönch mit nachahmt, jedoch dazwischen rasselt einer Grasmücke zu tun? Nun, es ist ein wie ein alter Computer. Der Gelbspötter Name aus dem Mittelhochdeutschen: ist im ganzen Untersuchungsgebiet Gra heißt grau und smüken – schmie- zehn Mal anzutreffen! gen. Es ist also ein graues Vögelchen, das sich mit einer Mönchskappe Zurück auf dem geteerten Weg erfreut durchs Gebüsch schmiegt. mich der Gesang der Goldammer. Er soll Beethoven zum Anfang seiner fünf- Richtung Gymnicher Mühle umranden ten Symphonie inspiriert haben. Die dichte Heckenreihen mit Brombeerge- Goldammer ist leicht zu finden, sie prä- büsch einen Teil des einst geplanten sentiert sich gern auf den obersten Golfplatzgeländes. Aus einem dichten, Zweigen von Bäumen oder Büschen. fast mannshohen Brennnesselbestand Ihr Nest baut sie allerdings direkt auf höre ich die Stimmen von Amsel, Haus- dem Boden. Trotz guter Tarnung verliert sperling, Rauchschwalbe, Blaumeise, sie daher oft ihre Jungen an Marder, Eine Rauch- schwalbe füttert ein Jungtier 27
Hermeline oder Igel, aber auch an stö- ihr backofenförmiges Nest geschickt bernde Hunde. Deswegen ist es so und gut getarnt z. B. im Brombeerge- wichtig, dass Hunde zur Brutzeit der büsch oder direkt auf dem Boden. Vögel angeleint werden. Gerade die Goldammer ist durch Flurbereinigung, Ich überquerte die Straße nach Brüg- Beseitigung von Hecken und Feld- gen, und vor mir liegt der aufgegebene gehölzen in ihrer Lebensgrundlage be- zweite Teil des schon landschaftlich drängt. Schon 2010 ging der Bestand modellierten Golfplatzes. Erst später nach unten und das hat sich fortge- wurde das wertvolle Gelände durch ei- setzt. nen Zaun geschützt. Am Ufer der Klei- nen Erft wuchs während meiner Kartie- Auch der Fitis hat den weiten Weg aus rungsphase eine lange Pappelreihe seinem Winterquartier aus dem tropi- (sie wurde zum größten Teil gefällt). Ich schen und südlichen Afrika geschafft. suchte den Baumfalken, der Mitte April Seine Flugleistung über die 2000 km aus seinem Winterquartier in Südafrika lange Überquerung der Sahara verdient erscheint und sich spätestens Anfang unsere höchste Bewunderung. Mai eines der verlassenen Krähennes- ter in den Pappeln für sein Brutgeschäft Äußerlich zum Verwechseln ähnelt der aussucht. Die Rabenkrähen haben ihre Fitis dem Zilpzalp, der aber immer sei- Jungen längst groß gezogen, und so nen eigenen Namen ruft. Selbst Fach- spart der Baumfalke Kraft und Zeit, leute können die beiden nur dadurch wenn er nicht selbst noch einen Horst unterscheiden. Beide Vogelarten bauen bauen muss. Auf diesem Gelän- de ist auch eine Tal- senke eingegraben, die allgemein als Canyon bekannt ist und zu meinem liebsten Beobach- tungsgebieten ge- hörte. In der Regel wurde ich immer von Goldammer, Gelbspötter und Fi- tis begrüßt, und Rauchschwalben und Mauersegel in großer Zahl zisch- ten über mir durch den Luftraum. Ich Bluthänfling war jedoch auf der 28
Suche nach dem Schwarzkehlchen, suche. Ihre Nester befanden sich in den damals noch nicht so häufig, wie wir es verlassenen Wirtschaftsgebäuden, die heute antreffen. Es bevorzugt Brach- zur Mühle gehörten und ideal waren für flächen mit mittelhohen Büschen und ihr Brutgeschäft. sitzt gerne auf verholzten Stängeln oder Karden, von wo aus es singt. Das Nest Rechts des Wegs breitete sich eine baut es auch nahe am Boden in der Ve- Kiessenke aus, die von dichtem Ge- getation versteckt. büsch gesäumt war. Mich interessierte eine Brombeerhecke, die sich mitten Auf dem Weg zurück erfreut der Ge- darin ausbreitete. Und tatsächlich, bei sang der Feldlerche, die zum Himmel jedem Aufsuchen dieses Ortes konnte aufsteigend ununterbrochen singt, ich gut verborgen Schwarzkehlchen selbst mit Futter im Schnabel – und so beobachten. ihr Revier anzeigt. Auch damals war sie schon gefährdet, ich zählte aber noch Ein Neuntöter beobachtete das Ge- drei Paare. Im Jahr 2019 ist sie schon schehen von einer erhöhten Böschung zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres aus. Er baut seine Nester in Dornenbü- gewählt worden, um auf ihre bedrohte schen und spießt darin seine erbeute- Situation in den zu dicht aufwachsen- ten Insekten, aber auch Mäuse und Ei- den und mit schweren Erntemaschinen dechsen als Vorrat auf. befahrenen Getreidefeldern aufmerk- sam zu machen. Auch Bluthänfling, Fitis, Goldammer und Gelbspötter fanden dort Nahrung Eine besondere Überraschung boten und sangen unüberhörbar. ein Stück des Wegs weiter zwei Paare Kiebitze, die dort versuchten ihre Jun- Zwei Turteltauben, die zum Vogel des gen aufzuziehen. Leider wurden sie im- Jahres 2020 gekürt wurden, waren in mer wieder von Rabenkrähen gestört. der angrenzenden Türnicher Kiesgrube Ein Junges sah ich aufwachsen, im regelmäßig zu hören. nächsten Jahr waren sie verschwun- den. Auch Bachstelzen mit ihrem wip- Laut der neuen Liste im NABU-Info penden Trippelschritt fanden dort viele 2019 sind insgesamt 79 Vogelarten in Insekten. der Erftaue dokumentiert. Dies ist dem Schutz dieses Gebietes mit seinen un- Im angrenzenden Gebiet um die Gym- terschiedlichen Biotopstrukturen zu nicher Mühle, beim heutigen Wasser- verdanken. Die geplante Erftverlegung spielplatz, befand sich ein verwildertes mit neuen Biotopstrukturen kann sich Gelände, in der drei Nachtigallen mit durchaus positiv auf die Artenvielfalt ihrem lockenden Gesang um Weibchen der Brutvögel des Offenlandes auswir- warben. Über mir flogen zig Rauch- ken und wird mit Spannung verfolgt. schwalben auf erfolgreicher Nahrungs- 29
Rastplätze für Zugvögel Von Jochen Hiller Ö Limikolen (Watvögel), Enten, Singvögel und verschiedene Greifvögel, die zum Teil im hohen Norden, in der arktischen Tundra, Spitzbergen, Island oder Sibirien brü- ten, ziehen im Spätsommer und Herbst in ihre Überwinterungsgebiete nach Sü- den. Die Zugvögel finden in ihrem Lebensraum nicht mehr genug zu fressen, und der Hunger treibt sie in den Süden. Umgekehrt treten die Zugvögel den Rückflug in die nördlichen Brutgebiete an, wenn das Nahrungsangebot dort attraktiver ist. Bei ihrem Flug in den Süden müssen Weg benötigt werden. Verschiedene die Vögel Entfernungen von 2.000 bis Seen, Flüsse, große Teiche oder Wie- 10.000 km (z. B. Küstenseeschwalbe) sengelände mit Sträuchern bieten dazu nach West-Südafrika, Gebiete südlich Gelegenheit. Weil in einer zunehmen- der Sahara oder auch nur nach Süd- den Veränderung der Landschaft ge- westeuropa bewältigen. Ohne Rast ist eignete Rastplätze knapp werden, sind ein erfolgreicher Zug nicht möglich, weil die vorhandenen Plätze für die Zugvö- Fettreserven aufgefüllt werden müssen, gel besonders wichtig und müssen er- die als Energieträger für den langen halten werden. Bruchwasserläufer Foto: Jochen Hiller 30
Einige dieser Rastplätze liegen im Drei- Weitere seltene Gäste waren bisher: eck Kerpen, Bedburg und Elsdorf. Dort Blauflügelente (1, 3); Eisente (1, 3), gibt es das Naturschutzgebiet Boisdor- Moorente (1), Mandarinente (4), Samt- fer See (1), das Naturschutzgebiet Klär- ente (3), Rotfussfalke (1) und Tannen- teiche Bedburg (2), das Landschafts- häher (2). schutzgebiet Wiebachteich (3) und die NABU-Teiche „Sittarder Hof“ (4). Eine Sehr hohe Bestände erreichen auch die Vielzahl von Arten konnte schon an den Nilgans (BV) und die Kanadagans (BV), Gewässern beobachtet werden. mitunter bis zu 100 Stück. Des Weite- Art Gebiet Anzahl Status Rote Liste Einstufung BP Alpenstrandläufer 2, 3 bis 10 DZ 1 10-15 Bruchwasserläufer 2, 3, 4 1-5 DZ 1 0-1, extrem selten Bekassine 1, 2, 3, 4 bis 30 DZ 1 5500-8500 Dunkler Wasserläufer 2, 3 1-3 DZ kein BV Flussregenpfeifer 1, 2, 3, 4 1-5 DZ * 5500-8000 Flussuferläufer 1, 2, 3, 4 1-3 DZ 2 300-420 Goldregenpfeiffer 3 bis 100 DZ 1 -8 Grünschenkel 2, 3, 4 1-5 DZ kein BV Kampfläufer 2, 3 bis 10 DZ 1 20-30 Rotschenkel 2, 3 1-5 DZ 3 11000-17500 Sandregenpfeifer 2, 3, 4 1-5 DZ 1 950-1100 Sichelstrandläufer 3 1-5 DZ kein BV Waldwasserläufer 2, 3, 4 bis 10 DZ, WG * 950-1200 Zwergstrandläufer 2, 3, 4 bis 10 DZ kein BV Knäkente 1, 2, 3, 4 1-3 DZ 2 1400-1900 Löffelente 1, 2, 3, 4 bis 10 DZ, WG 3 2500-2900 Pfeifenente 1, 2, 3, 4 bis 100 DZ, WG R 40-45 Tafelente 1, 2, 3, 4 bis 15 DZ, WG * 4000-5500 Spießente 1, 2, 3 1-5 DZ, WG 3 30-40 Fischadler 1, 2, 3, 4 1 DZ 3 550 Kornweihe 1, 2, 3, 4 1 DZ, WG 1 40-60 Legende: Status: BV = Brutvogel, BP = Brutpaare, DZ = Durchzügler, WG = Wintergast Rote Liste (Stand 2016): 1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet; R = Art mit geografischer Restriktion in Deutschland; * = ungefährdet 31
ren kommt noch die Rostgans mit Be- Singvögel, wie Bergfink, Braunkehl- ständen bis zu 20 Stück vor. chen, Gartenrotschwanz, Rotdrossel, Steinschmätzer oder Uferschwalbe, die in der Umgebung der Gewässer rasten, finden Insekten, Beeren und Sämereien in den vielen Baum- und Straucharten. Diese Gebiete sind von Menschenhand geschaffen worden für Industriezwecke oder als Ausgleichsmaßnahme. Es soll- ten alle Anstrengungen unternommen werden, um sie zu erhalten, damit wei- terhin Zugvögel, Teilzieher oder Winter- gäste diese als Trittstein auf ihrem Weg benutzen können. Als Rastplatz kommt den Gewässern eine überregionale Bedeutung zu! Quellen: Der Falke, Sonderheft Rotschenkel Foto: Jochen Hiller Vogelzug; Rote Liste NABU Nil- und Saatgänse Foto: Jochen Hiller 32
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Wildkräuter und Wildgräser für bedrohte Insekten in Elsdorf-Giesendorf Direkt in der Nachbarschaft vom Eulen- von Elsdorf, Andreas Heller, das Grund- turm/Giesendorf liegt ein unscheinba- stück freigegeben und durch die Mitar- res Grundstück, auf dem sich in der beiter des Bauhofs entrümpeln und für Vergangenheit einiger Schutt und Unrat die Einsaat von Wildkräutern und -grä- angesammelt hatten. Auf Initiative von sern vorbereiten lassen. Dort haben Leonhard Binek hat der Bürgermeister NABU-Mitglied Leonhard Binek und seine Ehefrau Theresia mit viel Engagement einen Tum- melplatz für Insekten herge- richtet. Neben der Einsaat der Fläche mit einer vom NABU Rhein- Erft gespendeten Mischung heimischer Gräser- und Kräu- tersamen von der biologi- schen Station Bonn/Rhein- Erft wurde eine Sandkuhle für im Boden lebende Insekten v. r.: Ortsvorsteher Stefan Ebel, Bürgermeister Andreas Heller mit Sohn, Leonhard Binek, Hartmut Kaftan. Foto: Robert Wassenberg/Stadt Elsdorf 34
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