INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft

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INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
Kreisverband Rhein-Erft

                                   KOSTENL
                                             OS
  INFO 2020
  Wissenswertes – Tipps – Termine
  Ö Kinder und Jugendliche aktiv
  Ö Schwebfliegen & Co.
  Ö Einladung zur Jahreshauptversammlung
INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
Naturschutzbund Deutschland im Rhein-Erft-Kreis e.V. (NABU)

                    Vorsitzender       Wolfgang Dingarten
                                       Tel.: 01 76-15 31 77 55
                                       wolfgang.dingarten@gmail.com
  Stellvertretender Vorsitzender       Dr. Bernhard Arnold
                                       Tel.: 0 22 32-4 76 80, barnold@netcologne.de
  Stellvertretender Vorsitzender       Hartmut Volkammer
                                       Tel.: 0 22 35-9 87 82 16
                                       hrvolkammer@t-online.de
  Stellvertretender Vorsitzender       Horst-Werner Hennchen
                                       Tel.: 0 22 35-8 59 40
                                       hw.hennchen@web.de
                 Geschäftsführer       Hartmut Kaftan
                                       Tel.: 0 22 35-7 37 59
                                       hartmut.kaftan@t-online.de
             Schatzmeisterin und       Désirée Dreyer-Rogers
             Mitgliederbetreuung       Tel. 0 22 35/79 97 70, ddreyer@posteo.de
                 Umweltbildung/        Heike Fischer
               Jugendsprecherin        Tel.: 01 70-2 81 21 64
                                       heike.fischer-erftstadt@t-online.de
               Pressesprecherin        Susanne Kirsch
                                       Tel. 01 63-1 83 12 02, presse@nabu-rhein-erft.de
            Naturschutz- und           info@nabu-rhein-erft.de
      Landschaftspflegestation
        Geschäftsstelle – Büro         Friesheimer Busch 1, 50374 Erftstadt
                                       Tel. 0 22 35 - 9 55 60 71
                                       info@nabu-rhein-erft.de
                                       Das Büro ist besetzt:
                                       Donnerstag: 10.00-12.00 Uhr          Kreisverband Rhein-Erft

                                       jeden 1. Mittwoch im Monat ab 19.00 Uhr
                                       (eingeschränkte Zeiten in Schulferien)
                  Spendenkonto         Kreissparkasse Köln,
                                       IBAN: DE 28 3705 0299 0190 0001 14
                                       SWIFT-BIC: COKSDE33
                 NABU-Stiftung         Bank für Sozialwirtschaft Köln,
         „Naturerbe Rhein-Erft“        IBAN: DE 82 3702 0500 0001 1414 13
                                       SWIFT-BIC: BFSWDE33XXX

Impressum:            Herausgeber:     NABU Rhein-Erft
                        Redaktion:     Karin Heller (heller.56@web.de)
                            Druck:     Kristin Schölermann Mediendesign, Hamm
                                       (gedruckt auf 100% Recycling-Papier)
                          Titelbild:   Udo Hürten
                                       Das NABU-Info erscheint einmal jährlich kostenlos
                           Auflage     10.000 Exemplare
INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
Inhaltsverzeichnis
Vorwort NABU-Info 2020 – Wolfgang Dingarten                                                        3
In eigener Sache – NABU Rhein-Erft
Flächenkauf für den Naturschutz – Gisela Wartenberg                                                4
LPS – Unser Jahr im Friesheimer Busch – Susanne Kirsch                                             8
Stiftungen helfen dem Naturschutz – Unterstützer von Naturschutzprojekten                         38
Natur des Jahres
Die Blume des Jahres 2019 – Die Besenheide – Birgit Schnell                                       11
Die Spinne des Jahres 2019 – Die Ameisenspringspinne – John Osmani                                12
Der Vogel des Jahres 2020 – Die Turteltaube – Jochen Hiller                                       14
Schmetterlinge im Rhein-Erft-Kreis – Der mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter – Karl-Heinz Jelinek   16
Lautlos und pfeilschnell – Paul Schnitzler                                                        19
Stürme, Dürre, Borkenkäfer – Der Trockensommer 2018 – Uwe Schölmerich                             22
Eine Vogelfreundin erinnert sich... – Birgit und Axel Schleicher                                  26
Rastplätze für Zugvögel – Jochen Hiller                                                           30
Aktiv werden im NABU – Ihre Zeitspende für die Natur                                              40
kurz & knapp – NABU-Nachrichten                                                                   42
Ihr NABU-Mitgliedsantrag                                                                          44
Einladung zur Jahreshauptversammlung 2020                                                         46
Termine 2020 – Veranstaltungen NABU Rhein-Erft & Kooperationspartner                              47
Kinder- & Jugendarbeit
Der versalzene Grießpudding und andere Erlebnisse bei den NABU-Ferienwerkstätten –
Gisela Wartenberg                                                                                 58
Naturdetektive – Eine monatliche Umwelt-/Naturveranstaltung für Kinder                            61
Die NAJU-Adleraugen im Umweltzentrum Friesheimer Busch – Mathias Cöln                             62
Fribu’s Kinderseite                                                                               64
NABU-Aktionen & weitere Projekte
Wildkräuter und Wildgräser für bedrohte Insekten in Elsdorf-Giesendorf                            34
Die Blumenwiese im NABUnten Garten – Gisela Wartenberg                                            36
Die Apfelernte                                                                                    56
LVR – Obstwiesenprojekte – Gerrit Klosterhuis                                                     60
Höchster Artenbestand an Schmalbauchwespen in NRW – Andrea Jakubzik und Klaus Cölln               68
Der Stierkäfer – eine besonders schützenswerte Käferart im NSG „Ehemaliges Munitionsdepot
Friesheimer Busch“ – Rolf Hedemann                                                                70
Was fliegt denn da? Schwebfliegen im NSG „Ehemaliges Munitionsdepot Friesheimer Busch“ –
Miriam Lindenmeier                                                                                72
Perspektive des Naturschutzgebietes „Ehemalige Klärteiche Bedburg“ –
Bernd Arnold, Matthias Schindler, Peter Tröltzsch                                                 70
Betrifft der Klimawandel auch unsere heimischen Orchideen? – Wolfgang E. Melenk                   81
NABU-Fachleute und Arbeitskreise                                                                  88

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INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
Liebe Leserinnen und Leser!

Seit März 2019 habe ich die Nachfolge            Die      Zukunft
unserer langjährigen Vorsitzenden Gise-          bringt       viele
la Wartenberg, die nunmehr unser Eh-             Ve r ä n d e r u n -
renmitglied ist, angetreten. Eine Aufga-         gen, und die
be, die nur zu leisten ist, wenn alle mit-       bevorstehen-
arbeiten und alle sich für unsere Umwelt         den Aufgaben
und den Naturschutz engagieren. So               zu bewältigen,
verstehe ich diese Aufgabe als Heraus-           wird nicht ein-
forderung für das Team aus vielen eh-            fach sein.
renamtlichen Mitgliedern, die sich zu-
sätzlich in der Vorstands- und Beirats-          Der Klimawan-
arbeit engagieren.                               del wird uns
                                                 genauso be-
Als ich vor nunmehr zwölf Jahren das             schäftigen, wie die Energiewende, das
Obstwiesenfest in Friesheim besuchte,            Artensterben und die Strukturprobleme
hatte ich keine Vorstellung von der Ar-          der Landwirtschaft. Gemeinsam gehen
beit des NABU und den vielfältigen Auf-          wir es an, und ich lade alle ein, sich wei-
gaben und Angeboten. Seit dieser Zeit            ter für den Natur- und Artenschutz ein-
bin ich Mitglied, habe in der Land-              zusetzen und unsere Arbeit zu unter-
schaftspflegestation samstags mitgear-           stützen. Ich wünsche Ihnen anregende
beitet und in der Woche Tierdienst ge-           Lektüre und nachhaltige Eindrücke.
macht, habe die vielen motivierten und
fleißigen Mitglieder kennen und den Zu-          Ihr
sammenhalt und den Teamgeist einer               Wolfgang Dingarten
für die Umwelt und den Naturschutz               Vorsitzender NABU Rhein-Erft e. V.
wichtigen Arbeit schätzen gelernt.

    Damen-Herren-Salon                                          Erwin Huppertz
    Öffnungszeiten:
    Di.-Fr. 9.00-18.00 Uhr                                      Frenzenstraße 21-23
    Di.+Do. bis 19.00 Uhr nach Vereinbarung                     50374 Erftstadt-Lechenich
    Sa.     8.00-14.00 Uhr                                      Telefon 0 22 35/7 16 99

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INFO 2020 KOSTENLOS - NABU Rhein-Erft
Flächenkauf für den Naturschutz
Von Gisela Wartenberg

Ö Zum Vermögen der NABU-Stiftungen gehört nicht nur Kapital, sondern auch
  Grundbesitz. Viele von Ihnen haben schon Mails oder Briefe von der NABU-Stif-
  tung „Nationales Naturerbe“ erhalten, in denen sie um Spenden für Grunderwerb
  gebeten wurden.

Steigt der NABU etwa auch in den Im-            stehen nicht im Fokus. Die für uns wert-
mobilienhandel ein? Ja und nein. Ja, er         vollsten sind häufig Extremstandorte
kauft Flächen, und nein, er verfolgt kei-       von geringem landwirtschaftlichen Wert,
ne wirtschaftlichen Zwecke, sondern             aber mit einem großen Potenzial für be-
überlegt bei jedem Kauf, ob der Erwerb          drohte Arten.
einen Mehrwert für den Schutz und Er-
halt der Natur bringt. Sofern diese             In den vergangenen Jahren habe ich im
Flächen, meist Wiesen und Weiden,               Rahmen von Stiftungswochenenden ei-
wieder verpachtet werden, gibt der              nige davon selbst kennengelernt. Übri-
NABU die Bewirtschaftungsform vor.              gens: Jeder zahlt einen Teilnehmerbei-
                                                trag und übernimmt sämtliche Kosten,
Auf Grund der begrenzten Mittel prüft           wie Fahrt, Unterkunft und Verpflegung.
der Stiftungsvorstand sorgfältig, wel-
che Ziele mit dem Erwerb erreicht wer-          Im Mai des vergangenen Jahres habe
den können. Hochwertige Ackerflächen            ich eine der größten Erwerbungen der
                                                              NABU-Stiftung besucht,
                                                              den Anklamer Stadt-
                                                              bruch bei Usedom. Rund
                                                              1.360 ha Wald, Moor,
                                                              Schilf   und    Wasser-
                                                              flächen. Nach einem
                                                              Deichbruch 1995 war die
                                                              Fläche nicht mehr wirt-
                                                              schaftlich nutzbar. Der
                                                              NABU konnte sich im
                                                              Bieterverfahren durch-
                                                              setzen und hat auch
                                                              noch ein Vorkaufsrecht
                                                              für angrenzende Flächen.
                                                              Seeadler und Rohrsän-
                                                              ger, Biber und Otter ha-
                                                              ben nun einen ungestör-
                                                              ten Lebensraum.
Liebenauer Kiesgruben bei Nienburg
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Fisch- und Seeadler haben auch in ei-         Ein ganz anderes Entwicklungsziel hat
ner anderen Region ein störungsfreies         der „Hirschacker“ in Schwetzingen.
Revier gefunden, in den Liebenauer            Einst durch Waldweiden entstanden,
Kiesgruben in Niedersachsen. Über             wurde er viele Jahre militärisch genutzt,
100 ha ehemalige Abgrabungen mit              ehe der NABU ihn 2016 erwarb. Die
ausgedehnten Wasserflächen und an-            großflächigen Sand- und Magerrasen
grenzendem Grünland sind heute ein            auf Dünenstandorten gilt es hier zu ent-
Eldorado für Wasservögel jeglicher Art.       wickeln. Das erinnert an das „Ehemali-
Der NABU Nienburg managt in enger             ge Munitionsdepot Friesheimer Busch“
Abstimmung mit der Stiftung die Ge-           in Erftstadt, mit dem Unterschied, dass
bietsbetreuung. Dieses Projekt war die        der Hirschacker fast zehnmal so groß
Blaupause für ein ähnliches Vorhaben          ist.
ein Stück weiter Weser aufwärts bei
Rinteln. Von öffentlichen Wegen sowie         Man könnte nun den Eindruck gewin-
Beobachtungshütten kann man beide             nen, dass die NABU-Stiftung nur an
Gebiete gut einsehen.                         großen Gebieten interessiert ist. Das
                                              täuscht – es kommt einzig auf den na-
Ein anderes Großprojekt wird teilweise        turschutzfachlichen Wert an. Kürzlich
finanziert durch die Sammlung von Alt-        lernte ich beim Fondshaltertreffen der
handys durch den NABU – auch im               NABU-Stiftung „Naturerbe NRW“ eine
Friesheimer Busch steht eine Sammel-          ehemalige Tongrube bei Mechernich
box. Alte Handys für die Havel helfen,        kennen, gerade einmal 2 ha groß.
die unter Federführung des NABU ste-
hende Renaturierung der Unteren Havel         Auch der NABU Rhein-Erft hat in sei-
umzusetzen. Wer einmal mit dem Pro-           nem Fonds nicht nur Kapital, sondern
jektleiter Rocco Buchta
eine Wanderung oder
Schiffstour in diesem Ge-
biet gemacht hat, ist be-
geistert, wie aus einer
ehemaligen Bundeswas-
serstraße mit gezielten
Eingriffen ein naturnahes
Fließgewässer entstan-
den ist. Flächen im Ei-
gentum des NABU er-
leichtern manche Maß-
nahmen. Dazu gehört
auch der nahe gelegene
Gülper See, eines der äl-
testen Naturschutzgebie-
te der Region.
                                                            Renaturierte Havel,
                                   Bereich mit angeschlossenem Seitengewässer
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dann die „Bet-
                                                                        telbriefe“ mit an-
                                                                        deren      Augen.
                                                                        Man muss ja
                                                                        nicht auf jeden
                                                                        reagieren!

                                                                         Sofern Sie je-
                                                                         doch lieber in
                                                                         Ihrem Umfeld et-
                                                                         was bewegen
                                                                         möchten, ist der
                                                                         Stiftungsfonds
                                                                         „NABU Naturer-
                                                                         be Rhein-Erft“
                                                                         der richtige An-
                                                                         sprechpartner.
                                                                         Jeder noch so
Elsdorfer Klärteiche                                                     kleine Betrag als
                                                                         „Zustiftung“ läs-
mit zwei ehemaligen Klärteichen der               st unser Kapital wachsen und sichert
Zuckerfabrik Elsdorf Flächenbesitz (6 ha).        mit den Zinserträgen dauerhaft unsere
Mitte Oktober wurde im Rahmen einer               Arbeit. Gelegenheiten dafür gibt es vie-
Biotopbereisung überlegt, wie die                 le, Jubiläen, Geburtstage u. a.
zukünftige Pflege aussehen soll. Denn
mit Ausnahme einiger Großgebiete, wie             Gern geben wir Ihnen auch weitere In-
Anklamer Stadtbruch und Grünhaus                  formationen zu unserem Naturschutz-
(Brandenburg), werden die meisten Stif-           fonds „NABU Naturerbe Rhein-Erft“.
tungsflächen von den lokalen NABU-                Vorn im Heft auf der Umschlagseite fin-
Gliederungen betreut. Bei den Elsdorfer           den Sie die Kontonummer des Stif-
Klärteichen will sich in Zukunft die Orts-        tungsfonds. Wichtig ist, dass Sie auf
gruppe Kerpen engagieren. Jochen Hil-             dem Überweisungsträger nach dem
ler sucht noch Mitstreiter, die helfen, die       Wort „Zustiftung“ das entsprechende
Verbuschung der Ufer einzudämmen.                 Stichwort (Name und ggfs. Adresse)
                                                  notieren, damit wir den Beitrag zuord-
Liebe Leser, vielleicht kommen auch               nen und uns bedanken können.
Sie mal bei Gelegenheit in die Nähe ei-
nes der Gebiete der NABU-Stiftung
„Nationales Naturerbe“. Infos finden              Auskunft erteilt
Sie unter www.naturerbe.de. Allerdings
                                                  Gisela Wartenberg
sind nicht alle frei zugänglich, wie auch
                                                  Tel. 0 22 35/7 14 64
aus Sicherheitsgründen die Elsdorfer
Klärteiche. Möglicherweise sehen Sie              E-Mail: gisela@wartenberg1.de

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Naturschutz- und Landschaftspflegestation

Unser Jahr im Friesheimer Busch –
eine Ziege erzählt
Von Susanne Kirsch

Ende März im Winterquartier der                gebracht. Nett
Walliser Schwarzhalsziegen:                    ist es hier!
                                               Trocken, hell
Uns Ziegenfrauen geht es gut! Die Hälf-        und der Wind
te von uns ist trächtig. Unsere Men-           bläst     hier
schen freuen sich über unsere dicken           auch nicht so
Bäuche. Sie machen jede Woche unser            stark herein! Ich frage mich nur, warum
Wohn- und Schlafzimmer mit den war-            der Luxus plötzlich?
men Paletten zum Schlafen sauber. Das
ist im großen grünen Zelt direkt neben         Unsere Menschen schauen jetzt ganz
dem Umweltzentrum. Jeden Tag gibt es           oft bei uns vorbei. Jeden Tag gibt es
frisches Heu, und manchmal bringen sie         frisches Heu, Stroh und leckeres Kraft-
Bündel mit getrockneten Birkenzwei-            futter. Manchmal auch Möhren und
gen zum Knabbern. Die mögen wir                Apfelschnitze. Die meisten meiner
besonders gern! Mit einem dicken               Freundinnen sind inzwischen ganz
Schlauch füllen sie die Tränken. Ein Le-       schön dick geworden. Ich auch.
ben im Paradies!                               Manchmal schnacken wir ein bisschen
                                               über die Trennwände unserer Appart-
Wir ärgern unsere Menschen gern! Im            ments. So alleine in der Box ist es
Frühjahr haben wir ganz schicke Heu-           schon langweilig.
raufen in unser Zelt bekommen. Wir
waren verschwenderisch und haben               Ein paar Tage später…
mit Genuss das wertvolle Heu fleißig
auf dem Boden verteilt. Das fanden un-         Oh Mann, heute Nacht hatte ich ganz
sere Menschen nicht so toll: Sie haben         heftige Bauchschmerzen. Das waren
Schlösser angebracht und schwere               wohl Wehen, denn heute Morgen habe
Balken auf die Raufendeckel gelegt.            ich zwei Zicklein geboren. Meine Stall-
Aber wir sind schlau! Mit spitzen Zäh-         nachbarin hat nur eins bekommen. Die
nen kriegen wir die Deckel immer wie-          Menschen schauen jetzt noch öfter
der auf.                                       nach uns. Die Kinder haben einen blau-
                                               en Punkt auf den Bauchnabel bekom-
Bisher durften wir immer auf der Wiese         men; das sei gut für die Wundheilung,
an der Heuhütte im Umweltzentrum               sagt unser Mensch. Meine Zicklein
herumlaufen. Heute haben die Men-              stoßen mich ganz schön heftig in das
schen uns in unsere Stallappartements          Euter, wenn sie Hunger haben. Zum

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Glück habe ich genug Milch für die Klei-       dafür, dass die Menschen gut beschäf-
nen. Unser Mensch Bernd hatte uns              tigt sind: Sie schleppen Zaunrollen,
Mamas vor der Geburt noch schnell ei-          bauen die Zäune auf, schneiden Zwei-
ne schicke Euterfrisur geschnitten, da-        ge von den Bäumen und mähen die
mit unsere Kinder besser an die Milch-         Wiesen für unser Winterheu.
bar kommen.
                                               Es ist heiß! 30 Grad und mehr. Unsere
Anfang April                                   Kumpels, die Schafe, haben ihren Win-
                                               terpullover noch an. Aber bald kommt
Wir Ziegenfrauen haben insgesamt               die Erlösung, der Schafscherer kommt.
zehn Zicklein auf die Welt gebracht.           Ohne ihre Wolle fühlen sich die Schafe
Vorne schwarz, hinten weiß, wie es sich        wieder richtig wohl. Allerdings sehen
gehört.                                        die Schafe jetzt sehr dünn aus; wir ha-
                                               ben sie kaum wiedererkannt. Ihre Läm-
Jetzt dürfen die Kids auch raus zum            mer haben sie auch kaum noch wieder-
Spielen und sobald es wärmer wird,             erkannt; dementsprechend groß war
geht es auf die grüne Wiese im Fries-          das Geblöke, bis alle Mamas und Kin-
heimer Busch. Da treffen wir auch wie-         der wieder vereint waren.
der unsere Kumpels, die Schafe. Sie
bleiben immer draußen. Aber das Wo-            Wir Ziegen haben es da besser: Unser
chenbett im kalten Gras stelle ich mir         Fell hat kaum Unterwolle, sodass wir
nicht so schön vor. Pullover hin oder          nicht so schwitzen müssen. Das hat ei-
her – da schwöre ich auf unsere Stall-         nen Grund: Denn wir stammen ja aus
appartements.                                  dem warmen Wallis! Damit wir keinen

Der Sommer

Hier im Frieshei-
mer Busch ist es
schön warm. Die
Sonne scheint,
das Knabenkraut
blüht. (mmhhh…
lecker – aber das
dürfen die Men-
schen        nicht
hören!).    Jeden
Tag treiben uns
unsere       Men-
schen auf eine
neue grüne Wie-
se. Wir lieben die
frischen Knos-
pen. Wir sorgen
                                           9
uns hübsch gemacht für
                                                           den Bock, dem Vater un-
                                                           serer Kinder. Wir alle ha-
                                                           ben gelben Ohrschmuck
                                                           bekommen, die Menschen
                                                           sagen Ohrmarken dazu.
                                                           Da steht unsere persönli-
                                                           che Nummer drauf, wie im
                                                           Personalausweis quasi.
                                                           Ach, jetzt sehe ich, die
                                                            Männer bekommen so et-
                                                            was auch… und ich dach-
                                                            te, wir wären etwas Be-
                                                            sonderes! Die Nägel be-
                                                            kommen wir auch ge-
                                                            macht. Wir nennen es Pe-
                                                            diküre, der Mensch sagt
                                                            Klauenpflege dazu. Mein
                                                            Mensch macht es sich
                                                            dazu gemütlich auf einem
                                                            Stuhl, und ich kuschele
Sonnenbrand bekommen, legen wir               mich in seinen Schoß. Das Ergebnis
uns mittags unter die Schattenbäume.          sieht schick aus! Aber vor allem tun die
                                              Füße jetzt nicht mehr weh, denn wir
Unsere Kinder wachsen sehr schnell            laufen wieder gerade.
und sind bald fast so groß wie wir.
                                              Immer wenn der Mensch irgendetwas
Der Herbst                                    mit uns gemacht hat, sei es Klauenpfle-
                                              ge oder Wurmkur zum Beispiel, bekom-
Der Friesheimer Busch ist jetzt braun         men wir einen farbigen Strich auf den
und trocken. Die Blätter sind rot und         Rücken. Bei uns ist also häufiger Kar-
gelb und zauseln wild im Wind. Einige         neval als bei den Menschen!
von uns müssen jetzt gehen, denn wir
sind zu viele geworden. Denjenigen von        Winter
uns, die übrigbleiben, schieben die
Menschen eine komische Flüssigkeit            Spät im November oder Anfang De-
ins Maul. Das sei gehen die Würmer,           zember kommt der Schnee nach Fries-
sagen sie.                                    heim. Der Boden ist gefroren und es
                                              wächst nichts mehr, was wir fressen
Die Frauen bekommen jetzt einen Mann          könnten. Deshalb dürfen wir Ziegen
zugeteilt. Wenn der wüsste, wie gut es        jetzt wieder ins Winterquartier.
ihm geht! Übrigens haben wir Frauen

                                         10
Blume des Jahres 2019

Die Besenheide
Calluna vulgaris (LINNÉ) HULL

Von Birgit Schnell

Ö Die Blume des Jahres 2019 ist die Besenheide (Calluna vulgaris) aus der Familie
  der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Der Name „Besenheide“ entstand, weil ih-
  re Zweige in der Vergangenheit der Besenherstellung dienten. Der botanische
  Name „Calluna“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „reinigen“.

Die Besenheide ist ein Zwergstrauch,               res bedrohten Lebensraumes
der 30 bis 100 Zentimeter hoch wird.               hinzuweisen. Die Heide ist ei-
Bekannt ist sie für ihre leuchtende rosa           ne Kulturlandschaft, die ge-
oder lila Blütenpracht, die die Heide-             pflegt werden muss, damit
landschaft überzieht. Die winzigen Blü-            sie erhalten bleibt, beispiels-
ten, sie sind einzeln nur ein bis vier Mil-        weise durch Beweidung mit
limeter lang, sind an einem dichten                Schafen.
traubigen Blütenstand angeordnet und
bestehen aus je vier Kronen- und                   Im Rhein-Erft Kreis
Kelchblättern. Die Blütezeit ist von Au-           sind Vorkommen der
gust bis Ende September. Die Blüten                Besenheide bekannt,
enthalten einen zuckerhaltigen Nektar,             u. a. in der Steinhei-
der Nahrung für Bienen und seltene                 de, im Bürgewald,
Schmetterlinge, wie der Komma-Dick-                Lörsfelder Busch
kopffalter, ist. Sie können sowohl von             und Friesheimer
Insekten, als auch vom Wind bestäubt               Busch.
werden. Die Blätter der Pflanze liegen
an den Ästchen an und sind nur wenige
Millimeter lang. Die Spaltöffnungen
oder Poren der Blätter befinden sich
nur auf der Blattunterseite, um die
Pflanze vor zu viel Verdunstung zu
schützen. Die Besenheide wächst auf
den sauren und mageren Böden der
Heidelandschaften, auch in Mooren
und in lichten Wäldern.

Die Loki Schmidt Stiftung Naturschutz
Hamburg hat die Besenheide ausge-
wählt, um auf die Schutzwürdigkeit ih-
                                              11
Die Spinne des Jahres 2019

Die Ameisenspringspinne
Myrmarachne formicaria (De Geer, 1778)

Von John Osmani

Ö Die Ameisenspringspinne gehört zur Familie der Springspinnen. Der Name deu-
  tet schon an, dass diese Springspinne irgendwas mit Ameisen zu tun hat. Genau
  gesagt tarnt sie sich mit ihrem Äußeren als Ameise. Da Ameisen sehr wehrhaft
  sind und von vielen Beutegreifern verschmäht werden, ist dies also ein aktiver
  Schutz vor Fressfeinden.

Sie hat einen länglichen Körperbau mit            Die Giftklauen der Weibchen sind nor-
einer Länge von ca. 6 mm. Die Färbung             mal ausgebildet. Bei den Männchen
ist eher dunkel im Vorderkörperbereich.           stehen sie fast waagerecht nach vorne,
Der längliche Hinterleib ist gelblich bis         sind stark verlängert und flach. Man
orangebraun und im hinteren Bereich               kann so die Geschlechter voneinander
dunkel gefärbt. Vorder- und Hinterkör-            unterscheiden. Die Männchen verwen-
per sind mit einem dünnen Stil verbun-            den die großen Chelizeren (Kieferklau-
den, so wie es bei vielen Ameisenarten            en), um damit vor den Weibchen zu bal-
auch der Fall ist. Die Beine sind gelblich        zen. Außerdem führen sie damit auch
und haben schwarze Muster. Das erste              untereinander Kämpfe aus - ähnlich wie
Beinpaar ist dunkel gebändert und ver-            dies z. B. Hirschkäfer mit ihren großen
dickt. Es wird beim Laufen meist erho-            Zangen tun.
ben und imitiert dadurch Antennen von
Ameisen.                                          Ameisenspingspinnen ernähren sich
                                                  von kleinen Insekten, die sie nach typi-
                                                  scher Manier der Spingspinnen erbeu-
                                                  ten: Sie springen ihre Beute an. Von
                                                  Ameisen ernährt sie sich allerdings
                                                  nicht – im Gegensatz zu anderen Spin-
                                                  nen, die zum Teil spezialisiert sind auf
                                                  den Fang von Ameisen.

                                                  Man findet sie ebenso auf Trockenra-
                                                  sen, aber auch auf Wiesen und manch-
                                                  mal sogar in oder an Gebäuden. Sie ist
                                                  weit verbreitet aber nicht häufig zu fin-
                                                  den. Manchmal kann man sie in leeren
                                                  Schneckenhäusern antreffen, wo sie
Foto: Jochen Rodenkirchen                         überwintern. Wer also mal im Winter in
                                             12
ein leeres Schneckenhaus schaut und             durchaus sein, dass es sich um eine
glaubt eine Ameise darin zu sehen, soll-        Ameisenspringspinne handelt.
te genauer hinschauen, denn es könnte

                                           13
Der Vogel des Jahres 2020

Die Turteltaube
Von Jochen Hiller

Ö Der deutsche Name der kleinen Turteltaube kommt von ihrem schnurrend-gur-
  renden Gesang. Kennzeichen sind auch die rostbraun-schwarz gefleckten Flügel
  und die schwarz-weißen Streifen am Hals. Die Turteltaube ist recht scheu und
  hält sich meist in Bäumen auf. Zur Nahrungssuche geht sie auf den Boden, wo
  sie Samen von Kräutern, Blumen, Gräsern, aber auch von Fichten und Kiefern
  aufnimmt. Selten werden auch Insekten gefressen, sie muss täglich trinken.

Ab Mitte April bis Anfang Mai wird das         Inseln bis nach Nordwestchina in West-
Nest im dichten Laub von Bäumen und            Ost-Ausdehnung. Von Norden nach
Sträuchern gebaut, aber auch auf               Süden kommt sie von Dänemark, Mit-
Streuobstwiesen und Obstplantagen.             teleuropa bis nach Nordafrika vor. In
Frühestens ab Mitte Mai werden zwei            Großbritannien ist sie schon fast ausge-
weiße Eier bebrütet. Die Jungen sind           storben!
Nesthocker und bleiben bis zu drei Wo-
chen im Nest. Flugfähig sind sie nach          Die Turteltaube ist bei uns die einzige
dreißig Tagen.                                 ihrer Art, die als Zugvogel vorkommt.
                                               Als Langstreckenzieher überwintert sie
Das Verbreiterungsgebiet der Turteltau-        in der Sahelzone von Mauretanien bis
be erstreckt sich von den Kanarischen          nach Äthiopien.

                                          14
In Deutschland ist der Bestand in den             (Stand 2016) auf Stufe zwei (stark ge-
letzten 15 Jahren um zwei Drittel deut-           fährdet) eingestuft worden.
lich zurückgegangen, er wird im Mo-
ment auf ca. 25.000-45.000 Brutpaare              Um mehr über die Zugwege dieser Art
geschätzt. Gründe dafür sind der Ver-             zu erfahren, wurden einige Tiere vom
lust geeigneter Brut- und Nahrungs-               NABU und dem BIRD LIFEMALTA als
plätze in der industrialisierten Landwirt-        Partnerverband sowie der Uni Gießen
schaft, Monokulturen, der Schwund                 mit Sendern versehen, um die Wander-
von Zwischenbrachen und Blühstreifen              bewegungen festzustellen. Man hofft
und der Einsatz von Herbiziden.                   durch das ICARUS (International Coo-
                                                  peration for Animal Research Using
Aber auch die legale und illegale Jagd            Space) genannte Projekt, das im Au-
auf den Zugrouten sowie Veränderun-               gust 2018 anlief, die gewonnenen Er-
gen der Rastplätze spielen dabei eine             kenntnisse nutzen zu können, um die
große Rolle. Durch alle diese Faktoren            Turteltaube besser zu schützen.
ist die Turteltaube in der roten Liste
                                                               Quellen: NABU, BR24.de

                                             15
Schmetterlinge im Rhein-Erft-Kreis

Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter
Pyrgus armoricanus

Von Karl-Heinz Jelinek

Ö Die Dickkopffalter sind eine Familie der Tagfalter, die in der öffentlichen Wahr-
  nehmung nur wenig in Erscheinung tritt. Viele Arten sind eher unscheinbar und
  entziehen sich teilweise der Beobachtung. Arten aus der Gattung der Würfel-
  Dickkopffalter sind zudem noch schwierig zu bestimmen.

Wie es der deutsche Name bereits aus-         ten, so wie es mir im Oktober 2018 im
drückt, bildet der Mehrbrütige Würfel-        ehemaligen Munitionsdepot im Fries-
Dickkopffalter im Gegensatz zu vielen         heimer Busch gelang. Grundsätzlich
Arten aus dieser Gattung unter günsti-        sieht man den Falter, selbst wenn er in
gen Bedingungen mehrere Generatio-            einem Gebiet vorhanden ist, relativ sel-
nen im Jahr. Insbesondere nach Hitze-         ten. Seit ich am 24.08.2016 dort den
sommern kann man im Spätherbst Fal-           Erstnachweis für Nordrhein-Westfalen
ter einer dritten Generation beobach-         erbringen konnte, habe ich die Art an

Der Mehrbrütige Würfel-Dickkopffalter am 07.08.2019 im ehemaligen Munitions-
depot im Friesheimer Busch.
                                         16
Störstellen im Bereich des ehemaligen Munitionsdepots im Friesheimer Busch sind
wichtige Strukturen.

diesem Ort in jedem Jahr beobachten              Die Art gilt nach der Roten Liste
können. Falter der ersten Generation,            Deutschlands von 2011 als sehr selten
die von Mitte Mai bis Mitte Juli fliegen,        und gefährdet, zeigt aber seit einigen
konnte ich dabei noch nie finden. Meist          Jahren erhebliche Ausbreitungstenden-
sah ich Falter der zweiten Generation            zen. Das ist wiederum nicht verwunder-
im August an blühendem Dost saugen.              lich bei einer Art, die bisher hauptsäch-

Beweidung erzeugt Störstellen und niedrige Vegetation.

                                            17
lich mediterran verbreitet war. Man             Wie viele seltene Offenlandarten
kann davon ausgehen, dass der Mehr-             benötigt auch der Mehrbrütige Würfel-
brütige Würfel-Dickkopffalter hierzulan-        Dickkopffalter niedrige Vegetation mit
de zurzeit zu den Gewinnern des Klima-          freien Bodenstellen. Solche Stellen ent-
wandels gehört.                                 stehen durch Verletzungen der Vegeta-
                                                tionsbedeckung während der Bewirt-
Andererseits finden wir diesen an Ma-           schaftung, insbesondere auch durch
gerrasen gebundenen Falter auch nicht           Beweidung. Neben blühenden Kräutern
überall in unserer ansonsten völlig             für die Nahrungsaufnahme der Falter
überdüngten Landschaft. Nicht nur im            braucht die Art für die Entwicklung der
Rhein-Erft-Kreis haben Gebiete wie das          Raupen niedrige Polster von klein-
ehemalige Munitionsdepot im Frieshei-           wüchsigen Fingerkrautarten. Zurzeit
mer Busch absoluten Seltenheitswert.            sind die Bedingungen im ehemaligen
Immerhin gibt es im Kreisgebiet seit            Munitionsdepot für anspruchsvolle Of-
2019 eine zweite Fundstelle. Jochen             fenlandarten dank der guten Bewirt-
Rodenkirchen beobachtete am 15.                 schaftung optimal.
September am Hochwasserdamm bei
Niederberg drei Falter.                                    Fotos von Karl-Heinz Jelinek

                                           18
Lautlos und pfeilschnell
Von Paul Schnitzler

Ö Ein kurzes Huschen, vielleicht einen leisen Flügelschlag oder ein paar Kotkrümel
  auf der Fensterbank – das ist alles, was die meisten Menschen von Fledermäu-
  sen je mitbekommen. Und doch ist zumindest dem Namen nach eine Art im
  Rhein-Erft-Kreis auch denen ein Begriff, die sich wenig mit der Natur befassen:
  Die Bechsteinfledermaus, Dreh- und Angelpunkt vieler Diskussionen rund um
  den Hambacher Forst und den Kohleausstieg.

Dabei ist die Bechsteinfledermaus nur          schon in der zweiten Hälfte des 18.
eine von weltweit rund 1.200 Arten, die        Jahrhunderts entdeckte Lazzaro Spal-
von Zoologen in der Ordnung der                lanzani, dass es eine naturwissen-
„Handflügler“ zusammengefasst wer-             schaftliche Erklärung für dieses Phäno-
den. Allen ist eines gemeinsam: Sie            men gibt: Die Orientierungsfähigkeit
sind die einzigen Säugetiere, die zum          der Fledermäuse hat etwas mit den Oh-
aktiven Flug befähigt sind. Und genau          ren zu tun. Es dauerte allerdings noch
das macht sie zu einer sehr erfolgrei-         bis Ende der 1930er Jahre, bis eine
chen Tiergruppe. Immerhin stellt sie           vollständige Lösung des Rätsels erfolg-
nach den Nagetieren mit weitem Ab-             te. Denn erst da wies Donald R. Griffin
stand die Säugergruppe mit den meis-           die Echoortung mittels Ultraschall bei
ten Arten dar.                                 Fledermäusen nach.

Ihre nächtliche Lebensweise war den     Ach ja, wo die Vampire doch schon er-
Menschen jahrhundertelang mehr als      wähnt wurden: Es gibt sie wirklich! Drei
suspekt. Kein Wun-
der also, dass Fleder-
mäuse in die Nähe
von Teufel, Vampiren
und anderen Untoten
rückten. Scheinbar
lautlos und pfeil-
schnell im Stockfins-
tern    umherfliegen,
dabei äußerst wendig
und niemals irgend-
wo anstoßend? Das
konnte nicht mit rech-
ten Dingen zugehen,
hier musste der Leib-
haftige die Finger im
Spiel haben. Doch      Bechsteinfledermaus                Foto: Paul Schnitzler
                                          19
hen sie wie die Zug-
                                                              vögel zur Überwinte-
                                                              rung in tropische Ge-
                                                              filde. Oder sie bleiben
                                                              vor Ort und halten
                                                              Winterschlaf. Und ge-
                                                              nau das tun sie. Mit
                                                              Beginn der kalten
                                                              Jahreszeit suchen sie
                                                              sich Verstecke, in de-
                                                              nen sie vor Wind und
                                                              Wetter gut geschützt
                                                              die Zeit bis zum Früh-
                                                              jahr überdauern kön-
                                                              nen. Dabei wird der
Wasserfledermaus                      Foto: Paul Schnitzler Stoffwechsel extrem
                                                              verlangsamt. Die Tie-
                                                              re kühlen ihren Kör-
mittel- und südamerikanische Fleder-        per auf Temperaturen knapp über der
mausarten ernähren sich tatsächlich         Umgebungstemperatur herunter und
von Blut. Aber eben nur diese drei. Die     sparen dadurch sehr viel Energie. Nur
Nahrung der restlichen Arten ist ausge-     so können sie mit dem kleinen
sprochen vielfältig. Von Nektar-, Frucht-   Fettpölsterchen die lange Winterzeit
und Pollenfressern über Insekten-,          überstehen. Das funktioniert aber nur
Frosch- oder Fischjägern bis hin zu         dann, wenn die Umgebung auch wirk-
Arten, die sich von Kleinsäugern            lich kühl genug ist. Außerdem sind eine
ernähren, ist da so einiges dabei. Hier     hohe Luftfeuchtigkeit und Frostsicher-
in Europa stehen nahezu ausschließlich      heit wichtig, denn sonst vertrocknen
Insekten und andere Kerbtiere auf dem       oder erfrieren die Tiere. Feuchtkalte
Speiseplan der Fledermäuse. Allerdings      Höhlen oder alte Keller bieten daher
verschmähen Wasserfledermäuse auch          vielen Fledermausarten ein sicheres
Fischbrut nicht, und der südeuropäi-        Winterquartier. Im Sommer hingegen
sche Riesenabendsegler geht zumin-          haben Fledermäuse es gerne warm und
dest während der Zugzeiten regelmäßig       trocken. Nicht umsonst sind zum Bei-
auf die Jagd nach Kleinvögeln bis Rot-      spiel die geräumigen Dachstühle von
kehlchengröße!                              Kirchen, Burgen und Schlössern bei
                                            vielen Arten sehr begehrte Sommer-
Da die mitteleuropäischen Arten alle-       quartiere. Neben den klimatischen Be-
samt Insekten oder andere Kerbtiere         dingungen stimmt es auch mit der Ru-
fressen, haben sie im Winter ein Pro-       he, denn wann ist schon mal jemand
blem: Es gibt kaum Futter. Und so           auf solch einem Dach?
bleibt den Fledermäusen die Wahl zwi-
schen zwei Strategien. Entweder zie-

                                         20
Über die Vorkommen,
Verbreitung und Häu-
figkeit der Fleder-
mäuse im Rhein-Erft-
Kreis ist nicht viel be-
kannt, denn systema-
tische Kartierungen
wurden bisher nicht
durchgeführt. Ledig-
lich Zufallsfunde von
Quartieren, verletzten
oder geschwächten
Tieren sowie in zu-
nehmender Zahl auch
Daten aus Gutachten,
die im Zuge von Bau- Zwergfledermaus                         Foto: Paul Schnitzler
vorhaben erstellt wer-
den (müssen), geben
ein wenig Auskunft. Damit kann zumin-      deren Vorkommen im Rhein-Erft-Kreis
dest schon mal eine Liste der Fleder-      zu zeichnen. Jedenfalls würde ich mich
mausarten des Rhein-Erft-Kreises er-       über konkrete Informationen freuen!
stellt werden. Etwa die Hälfte der in
NRW nachgewiesenen 23 Arten wur-           Kontakt
den bisher hier gefunden! Vielleicht ge-   Paul Schnitzler
lingt es ja, zukünftig Daten über das      Telefon: 0 22 71/9 21 21
Vorkommen von Fledermäusen zu              E-Mail: schnitzler@bskw.de
sammeln und ein genaueres Bild über

                                     21
Stürme, Dürre, Borkenkäfer –
Der Trockensommer 2018 und die Folgen
für den Wald im Rhein-Erft-Kreis
Von Uwe Schölmerich

Der Wald im waldarmen Rhein-Erft-               den Trockenheit mit extremen Tempe-
Kreis leidet – und nicht nur er. In ganz        raturen bis um die 40 °C. Nach einer
Europa wurden 2018 und 2019 die Fol-            Winterpause ging es 2019 ähnlich wei-
gen der Witterungsextreme deutlich.             ter mit Sturm Eberhard und weiter un-
Dabei haben sich die Extremwetterer-            terdurchschnittlichen Niederschlägen
eignisse wie erwartet als wesentlich für        und Hitzewellen. Der Juni 2019 war der
die Waldentwicklung dargestellt. Es be-         wärmste Juni seit Beginn der Aufzeich-
gann mit dem Sturm Friederike am 18.            nungen; im Juli wurden 43 °C in Köln
Januar 2018, gefolgt von Sturm Burg-            gemessen. Die Wasserversorgung der
lind, dann gefolgt von einer anhalten-          Bäume ist noch heute durch Wasser-
                                                mangel in den tieferen Schichten des
                                                Bodens gestört. Im November 2018 be-
                                                fand sich ganz Deutschland in einer
                                                außergewöhnlichen Dürre. Näheres
                                                dazu findet man auf der Website des
                                                Helmholtz Zentrum für Umwelt-
                                                forschung hier: https://www.ufz.de/
                                                index.php?de=37937

                                                Zwar gibt es im Rhein-Erft-Kreis kaum
                                                Fichten, die anderswo der begleitenden
                                                Fichtenborkenkäfervermehrung zum
                                                Opfer fielen, doch zeigen sich auch an
                                                praktisch allen unseren heimischen
                                                Laubbäumen schon seit dem Sommer
                                                2018 deutliche Schäden. Besonders
                                                betroffen sind ältere Bäume, die sich
                                                unter dem früher typischen atlanti-
                                                schen-subatlantischen Klima mit mil-
                                                den Wintern und feuchten Sommern als
                                                konkurrenzstark gezeigt haben. Häufig
                                                sind die Buchen auch vom Kleinen Bu-
Buchenschleimfluss                              chenborkenkäfer befallen, der bisher
                Foto: U. Schölmerich            aber mehr als Sekundärschädling ge-
                                           22
sehen wurde. Die klei-
nen Bohrlöcher fallen
kaum auf, bis schließ-
lich   eine    braun-
schwarze schleimige
Flüssigkeit aus der
Rinde austritt (Bu-
chenschleimfluss).

Wir wissen auch aus
der jährlichen Wald-
schadenserhebung,
dass Bäume über 60
deutlich höhere Scha-
densgrade aufweisen
als jüngere. So sind
gerade ältere Buchen
                          Abgestorbene Altbuchen in der Naturwaldzelle Altwald
oft abgestorben oder
                          Ville bei Bliesheim                       Foto: Klaus Görgen
treiben nur noch in
unteren Kronenregio-
nen Blätter. Stärker
betroffen sind Waldränder nach Süd-          abstarben. Diese Wälder sind durch die
West oder in dieser Himmelrichtung ge-       1956 tagebaubedingte Grundwasser-
neigte Hänge. Die auf dem nicht berg-        absenkung ohnehin destabilisiert. In-
baulich veränderten Teil der südlichen       teressanterweise haben die beiden
Ville vorhandenen Stauwasserböden,           Trockensommer beim Eschentriebster-
die keine in die Tiefe gehende Bewur-        ben etwas Erleichterung gebracht, weil
zelung zulassen, zeigen ebenfalls höhe-      dem Pilz die nötige Feuchte in der Streu
re Schadensgrade.                            fehlte. Dieser Effekt wird allerdings si-
                                             cher nicht anhalten.
Auch Pappeln, Weiden und Birken –
obwohl robuste Pionierbaumarten –            Durch den witterungsbedingten Stress
sind stark betroffen. Besonders betrof-      sind auch Bergahorne in größerem Stil
fen sind leider auch jüngere Erstauffors-    von der Rußrindenkrankheit befallen,
tungen auf ehemaligen Ackerflächen.          deren Sporen auch beim Menschen al-
Eichen und Eschen sind dort beson-           lergische Reaktionen verursachen kön-
ders betroffen. Schon in den Vorjahren       nen. Auch dieser Pilz ist eingeschleppt:
wurde die Gemeine Esche vom aus Asi-         Aus Nordamerika kommend trat er
en eingeschleppten falschen weißen           2005 erstmals in Deutschland auf. Re-
Stengelbecherchen befallen, was einen        lativ gut zeigt sich die Hainbuche in den
Teil der Eschen zum Absterben bringt.        Wäldern – sie hat ja auch ein weit nach
Besonders dramatisch ist dies in den         Süden gehendes natürliches Verbrei-
Altwäldern Kerpener Broich und Parrig,       tungsgebiet.
wo alte Eschen innerhalb von Wochen
                                         23
Die warme Witterung hat auch andere               nicht mehr bewirtschafteten, dicht ge-
Schädlinge im Rhein-Erft-Kreis ver-               schlossenen Buchen-Naturwaldzelle in
mehrt auftreten lassen. So konnte sich            Bliesheim, wird klar, dass die Na-
der Eichenprozessionsspinner an we-               turnähe eines Waldes allein keine Sta-
sentlich mehr Orten etablieren oder trat          bilität gegenüber einer sich verändern-
dort stärker als sonst auf. Die Raupe             den Klimasituation bietet.
dieses Falters ist vom dritten bis vierten
Häutungsstadium Quelle von allerge-               Die Natur selbst kennt keinen Schaden,
nen Härchen, die bei empfindlichen                sondern nur die dynamische Reaktion
Menschen teils gefährliche Haut- und              auf Umweltveränderungen. Ein Scha-
Lungenallergien auslösen können.                  den entsteht erst dann, wenn die Leis-
                                                  tungen der Wälder, die wir Menschen
Auch die hier weniger vorhandenen Na-             von ihnen erwarten, nicht mehr er-
delbäume sind betroffen. Fast alle der            bracht werden können. Dies ist leider
wenigen vorhandenen Fichten sind ab-              nicht nur hier bei uns der Fall. Abge-
gestorben – auch als Omorikafichte in             storbene Bäume spenden keinen Sau-
den Gärten. Lärchen sind zum Teil vom             erstoff mehr, sondern verbrauchen ihn
Lärchenborkenkäfer befallen, manche               beim Abbau der organischen Substanz;
Kiefern auf schwierigen Standorten                kranke Bäume werden instabil und ge-
sind abgestorben.                                 fährden Waldbesucher und diejenigen,
                                                  die am Waldrand wohnen. Wertvolle
Verlichtete Flächen werden schnell von            Stämme werden entwertet und un-
stickstoffliebenden Pflanzen wie Brom-            brauchbar für die Verwendung als Bau-
beere, Waldreitgras oder Brennnessel              oder Möbelholz – die Versorgung mit
eingenommen, die eine Wiederbewal-                Holz, wovon jeder jährlich 1,3 m³ ver-
dung erheblich erschweren. Die jahr-              braucht, wird damit gefährdet. Kranke
zehntelange, anhaltende Überdüngung               Wälder sind auch weniger gut in der La-
der Wälder durch Stickstoffeinträge de-           ge, schädliche Immissionen, wie Staub,
stabilisiert das Waldökosystem nach-              Gase oder Lärm, zu filtern. Die lokale
haltig.                                           Klimawirkung durch Abkühlung und
                                                  Luftbefeuchtung wird gemindert. Um
Insgesamt kann man zur Zeit aber nicht            diese für uns negativen Auswirkungen
von einem allgemeinen Waldsterben                 zu begrenzen, ist ein gezieltes Wald-
sprechen. Die auftretenden Verände-               management notwendig.
rungen sind Ergebnis der Witterungsex-
treme, die auf ein mehr oder weniger              Das Problem: auf welche Klimaverän-
stabiles, meist menschengemachtes                 derung sollte man sich einstellen? Wald
Waldökosystem einwirken. Weniger                  hat eine lange Perspektive von 100
stabil sind z. B. Fichtenreinbestände,            Jahren und mehr. Wer kann über solche
die in anderen Regionen große Teile               Zeiträume die Klimaentwicklung regio-
des Waldes ausmachen und nun                      nal bezogen einigermaßen sicher vor-
flächig dem Borkenkäfer zum Opfer fal-            hersagen? Niemand. Daher müssen wir
len. Aber – betrachtet man die Verände-           Entscheidungen darüber, wie der Wald
rungen in der seit fünf Jahrzehnten               der Zukunft aussehen soll, in Unsicher-
                                             24
heit treffen. Ziel muss sein, die Reakti-        6. Wir gewinnen den erneuerbaren
onsfähigkeit der Wälder zur Selbsthei-               Rohstoff Holz und schaffen damit
lung zu stärken und damit die Resilienz              eine Kohlenstoffsenke in langlebi-
zu stärken. Was bedeutet das prak-                   gen Holzprodukten oder substitu-
tisch?                                               ieren fossile Brennstoffe.
                                                 7. Wir schonen den Waldboden als
1. Wir gehen davon aus, dass es lang-                wertvolle Ressource durch Befah-
   fristig wärmer und trockener wird                 rungsverbot außerhalb von Wegen
   und dass extreme Ereignisse, wie                  und Rückegassen in weitem Ab-
   Hitze, Dürre, Starkregen und Sturm,               stand.
   vermehrt auftreten.                           8. Wir schützen die Waldflächen vor
2. Wir sorgen durch gezielte Eingriffe               Inanspruchnahme durch andere
   dafür, dass vorhandene Mischbaum-                 Nutzungsarten.
   arten in den Wäldern nicht durch              9. Wir sorgen für Alt- und Totholz,
   Konkurrenz anderer Baumarten ver-                 Wildnisflächen, Naturwaldzellen
   schwinden (Minderheitenschutz)                    und Sonderbiotope im Wald.
3. Wir setzen auf Naturverjüngung, wo            10. Wir werben um Verständnis, dass
   immer möglich, da die genetische                  eine zielgerichtete Jagd Vorausset-
   Breite heimischer Baumarten die                   zung für die Etablierung von ge-
   Basis für eine klimaangepasste Se-                mischten Wäldern ist.
   lektion der nachfolgenden Generati-
   on junger Bäume bietet.             Ein in diesem Sinne verstandenes
4. Wir sorgen für mehr Mischbaumar-    Waldmanagement ist nicht das Pro-
   ten bei Aufforstungen, insbesonde-  blem, sondern ein Teil der Lösung der
   re auch solcher, die als wärmetole- Klimakrise.
   ranter gelten (z. B.
   Esskastanie, Sor-
   bus-Arten,     Wald-
   nuss, Wildobst). Da-
   bei orientieren wir
   uns an heimischen
   Baumarten          als
   Grundbestand.
5. Wir fördern die
   Struktur in Wäldern
   durch regelmäßige
   Nutzung,      sodass
   alte, mittelalte und
   junge Bäume auf der
   Fläche wachsen; da-
   mit wird bei einem
   Sturmereignis nie
   der ganze Wald zer- Gut strukturierter 80jähriger Buchenmischwald bei
   stört.                  Brühl                        Foto: U. Schölmerich
                                            25
Eine Vogelfreundin erinnert sich . . .
Text von Birgit Schleicher, Fotos von Axel Schleicher

Ö Als Referentin im NABU Rhein-Erft-Kreis leitete ich viele Jahre vogelkundliche
  Wanderungen und ließ die Teilnehmer an meinem Wissen und meiner Bewunde-
  rung an den gefiederten Mitbewohnern der Erftaue rund um die Gymnicher Müh-
  le teilhaben. Vor neun Jahren bekam ich vom Rhein-Erft-Kreis, vertreten durch
  Herrn Geusen, den Auftrag, ein Vogelmonitoring an der Gymnicher Mühle und
  deren Umfeld in der Brutsaison 2010 durchzuführen. Von Ende April bis Mitte
  Juni 2010 war ich frühmorgens mit Fernglas, Stift, Block, offenen Ohren und
  Augen unterwegs.

An der Ecke Heinrichstraße/Erftstraße           sang hören. Was in unseren Ohren so
in Gymnich ging es über die Autobahn-           wohltönend klingt, ist eigentlich Kampf-
brücke hinunter in die Felder zwischen          geschrei, bei dem jedem Eindringling
der Kleinen Erft und dem Erft-Flutkanal.        mitgeteilt wird, dass dieses Gebiet be-
Entlang deren Böschungsbepflanzung              reits besetzt und mit Schnabel und
mit Bäumen und Hecken turnen Blau-              Krallen verteidigt wird. Die Vogeldamen
und Kohlmeisen, und auch die Mönchs-            hören allerdings daraus, dass da ein
grasmücke lässt früh im Jahr ihren Ge-          Männchen eine Partnerin sucht. Den

 Bachstelze

                                           26
Ruf der Kohlmeise und Blaumeise er-            Fitis und Star! Dazwischen stottert und
kennen viele Menschen, den der Mön-            stammelt es! Es ist der Sumpfrohrsän-
chsgrasmücke nur wenige.                       ger mit seinen geklauten Vogelliedern!
                                               Experten haben die Imitationen von 212
Man erkennt recht gut, warum sie ihren         anderen Vogelarten herausgefunden,
Namen trägt, das Männchen hat ein              darunter sogar von 113 Arten aus sei-
schwarzes Käppchen auf, das Weib-              nem afrikanischen Winterquartier. Da ist
chen und die Jungvögel jedoch ein rot-         aber noch einer, der andere Vögel
braunes. Was aber hat der Mönch mit            nachahmt, jedoch dazwischen rasselt
einer Grasmücke zu tun? Nun, es ist ein        wie ein alter Computer. Der Gelbspötter
Name aus dem Mittelhochdeutschen:              ist im ganzen Untersuchungsgebiet
Gra heißt grau und smüken – schmie-            zehn Mal anzutreffen!
gen. Es ist also ein graues Vögelchen,
das sich mit einer Mönchskappe                 Zurück auf dem geteerten Weg erfreut
durchs Gebüsch schmiegt.                       mich der Gesang der Goldammer. Er
                                               soll Beethoven zum Anfang seiner fünf-
Richtung Gymnicher Mühle umranden              ten Symphonie inspiriert haben. Die
dichte Heckenreihen mit Brombeerge-            Goldammer ist leicht zu finden, sie prä-
büsch einen Teil des einst geplanten           sentiert sich gern auf den obersten
Golfplatzgeländes. Aus einem dichten,          Zweigen von Bäumen oder Büschen.
fast mannshohen Brennnesselbestand             Ihr Nest baut sie allerdings direkt auf
höre ich die Stimmen von Amsel, Haus-          dem Boden. Trotz guter Tarnung verliert
sperling, Rauchschwalbe, Blaumeise,            sie daher oft ihre Jungen an Marder,

 Eine Rauch-
    schwalbe
    füttert ein
      Jungtier
                                          27
Hermeline oder Igel, aber auch an stö-         ihr backofenförmiges Nest geschickt
bernde Hunde. Deswegen ist es so               und gut getarnt z. B. im Brombeerge-
wichtig, dass Hunde zur Brutzeit der           büsch oder direkt auf dem Boden.
Vögel angeleint werden. Gerade die
Goldammer ist durch Flurbereinigung,           Ich überquerte die Straße nach Brüg-
Beseitigung von Hecken und Feld-               gen, und vor mir liegt der aufgegebene
gehölzen in ihrer Lebensgrundlage be-          zweite Teil des schon landschaftlich
drängt. Schon 2010 ging der Bestand            modellierten Golfplatzes. Erst später
nach unten und das hat sich fortge-            wurde das wertvolle Gelände durch ei-
setzt.                                         nen Zaun geschützt. Am Ufer der Klei-
                                               nen Erft wuchs während meiner Kartie-
Auch der Fitis hat den weiten Weg aus          rungsphase eine lange Pappelreihe
seinem Winterquartier aus dem tropi-           (sie wurde zum größten Teil gefällt). Ich
schen und südlichen Afrika geschafft.          suchte den Baumfalken, der Mitte April
Seine Flugleistung über die 2000 km            aus seinem Winterquartier in Südafrika
lange Überquerung der Sahara verdient          erscheint und sich spätestens Anfang
unsere höchste Bewunderung.                    Mai eines der verlassenen Krähennes-
                                               ter in den Pappeln für sein Brutgeschäft
Äußerlich zum Verwechseln ähnelt der           aussucht. Die Rabenkrähen haben ihre
Fitis dem Zilpzalp, der aber immer sei-        Jungen längst groß gezogen, und so
nen eigenen Namen ruft. Selbst Fach-           spart der Baumfalke Kraft und Zeit,
leute können die beiden nur dadurch            wenn er nicht selbst noch einen Horst
unterscheiden. Beide Vogelarten bauen          bauen muss.

                                                                   Auf diesem Gelän-
                                                                   de ist auch eine Tal-
                                                                   senke eingegraben,
                                                                   die allgemein als
                                                                   Canyon bekannt ist
                                                                   und zu meinem
                                                                   liebsten Beobach-
                                                                   tungsgebieten ge-
                                                                   hörte. In der Regel
                                                                   wurde ich immer
                                                                   von Goldammer,
                                                                   Gelbspötter und Fi-
                                                                   tis begrüßt, und
                                                                   Rauchschwalben
                                                                   und Mauersegel in
                                                                   großer Zahl zisch-
                                                                   ten über mir durch
                                                                   den Luftraum. Ich
                                                  Bluthänfling     war jedoch auf der

                                          28
Suche nach dem Schwarzkehlchen,                 suche. Ihre Nester befanden sich in den
damals noch nicht so häufig, wie wir es         verlassenen Wirtschaftsgebäuden, die
heute antreffen. Es bevorzugt Brach-            zur Mühle gehörten und ideal waren für
flächen mit mittelhohen Büschen und             ihr Brutgeschäft.
sitzt gerne auf verholzten Stängeln oder
Karden, von wo aus es singt. Das Nest           Rechts des Wegs breitete sich eine
baut es auch nahe am Boden in der Ve-           Kiessenke aus, die von dichtem Ge-
getation versteckt.                             büsch gesäumt war. Mich interessierte
                                                eine Brombeerhecke, die sich mitten
Auf dem Weg zurück erfreut der Ge-              darin ausbreitete. Und tatsächlich, bei
sang der Feldlerche, die zum Himmel             jedem Aufsuchen dieses Ortes konnte
aufsteigend ununterbrochen singt,               ich gut verborgen Schwarzkehlchen
selbst mit Futter im Schnabel – und so          beobachten.
ihr Revier anzeigt. Auch damals war sie
schon gefährdet, ich zählte aber noch           Ein Neuntöter beobachtete das Ge-
drei Paare. Im Jahr 2019 ist sie schon          schehen von einer erhöhten Böschung
zum zweiten Mal zum Vogel des Jahres            aus. Er baut seine Nester in Dornenbü-
gewählt worden, um auf ihre bedrohte            schen und spießt darin seine erbeute-
Situation in den zu dicht aufwachsen-           ten Insekten, aber auch Mäuse und Ei-
den und mit schweren Erntemaschinen             dechsen als Vorrat auf.
befahrenen Getreidefeldern aufmerk-
sam zu machen.                                  Auch Bluthänfling, Fitis, Goldammer
                                                und Gelbspötter fanden dort Nahrung
Eine besondere Überraschung boten               und sangen unüberhörbar.
ein Stück des Wegs weiter zwei Paare
Kiebitze, die dort versuchten ihre Jun-         Zwei Turteltauben, die zum Vogel des
gen aufzuziehen. Leider wurden sie im-          Jahres 2020 gekürt wurden, waren in
mer wieder von Rabenkrähen gestört.             der angrenzenden Türnicher Kiesgrube
Ein Junges sah ich aufwachsen, im               regelmäßig zu hören.
nächsten Jahr waren sie verschwun-
den. Auch Bachstelzen mit ihrem wip-            Laut der neuen Liste im NABU-Info
penden Trippelschritt fanden dort viele         2019 sind insgesamt 79 Vogelarten in
Insekten.                                       der Erftaue dokumentiert. Dies ist dem
                                                Schutz dieses Gebietes mit seinen un-
Im angrenzenden Gebiet um die Gym-              terschiedlichen Biotopstrukturen zu
nicher Mühle, beim heutigen Wasser-             verdanken. Die geplante Erftverlegung
spielplatz, befand sich ein verwildertes        mit neuen Biotopstrukturen kann sich
Gelände, in der drei Nachtigallen mit           durchaus positiv auf die Artenvielfalt
ihrem lockenden Gesang um Weibchen              der Brutvögel des Offenlandes auswir-
warben. Über mir flogen zig Rauch-              ken und wird mit Spannung verfolgt.
schwalben auf erfolgreicher Nahrungs-

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Rastplätze für Zugvögel
Von Jochen Hiller

Ö Limikolen (Watvögel), Enten, Singvögel und verschiedene Greifvögel, die zum Teil
  im hohen Norden, in der arktischen Tundra, Spitzbergen, Island oder Sibirien brü-
  ten, ziehen im Spätsommer und Herbst in ihre Überwinterungsgebiete nach Sü-
  den. Die Zugvögel finden in ihrem Lebensraum nicht mehr genug zu fressen, und
  der Hunger treibt sie in den Süden. Umgekehrt treten die Zugvögel den Rückflug
  in die nördlichen Brutgebiete an, wenn das Nahrungsangebot dort attraktiver ist.

Bei ihrem Flug in den Süden müssen               Weg benötigt werden. Verschiedene
die Vögel Entfernungen von 2.000 bis             Seen, Flüsse, große Teiche oder Wie-
10.000 km (z. B. Küstenseeschwalbe)              sengelände mit Sträuchern bieten dazu
nach West-Südafrika, Gebiete südlich             Gelegenheit. Weil in einer zunehmen-
der Sahara oder auch nur nach Süd-               den Veränderung der Landschaft ge-
westeuropa bewältigen. Ohne Rast ist             eignete Rastplätze knapp werden, sind
ein erfolgreicher Zug nicht möglich, weil        die vorhandenen Plätze für die Zugvö-
Fettreserven aufgefüllt werden müssen,           gel besonders wichtig und müssen er-
die als Energieträger für den langen             halten werden.

Bruchwasserläufer                                                   Foto: Jochen Hiller
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Einige dieser Rastplätze liegen im Drei-         Weitere seltene Gäste waren bisher:
eck Kerpen, Bedburg und Elsdorf. Dort            Blauflügelente (1, 3); Eisente (1, 3),
gibt es das Naturschutzgebiet Boisdor-           Moorente (1), Mandarinente (4), Samt-
fer See (1), das Naturschutzgebiet Klär-         ente (3), Rotfussfalke (1) und Tannen-
teiche Bedburg (2), das Landschafts-             häher (2).
schutzgebiet Wiebachteich (3) und die
NABU-Teiche „Sittarder Hof“ (4). Eine            Sehr hohe Bestände erreichen auch die
Vielzahl von Arten konnte schon an den           Nilgans (BV) und die Kanadagans (BV),
Gewässern beobachtet werden.                     mitunter bis zu 100 Stück. Des Weite-

Art                  Gebiet       Anzahl     Status             Rote Liste
                                                          Einstufung    BP
Alpenstrandläufer 2, 3            bis 10     DZ           1             10-15
Bruchwasserläufer 2, 3, 4         1-5        DZ           1             0-1,
                                                                        extrem selten
Bekassine            1, 2, 3, 4   bis 30     DZ           1             5500-8500
Dunkler
Wasserläufer         2, 3         1-3        DZ           kein BV
Flussregenpfeifer    1, 2, 3, 4   1-5        DZ           *             5500-8000
Flussuferläufer      1, 2, 3, 4   1-3        DZ           2             300-420
Goldregenpfeiffer    3            bis 100    DZ           1             -8
Grünschenkel         2, 3, 4      1-5        DZ           kein BV
Kampfläufer          2, 3         bis 10     DZ           1             20-30
Rotschenkel          2, 3         1-5        DZ           3             11000-17500
Sandregenpfeifer     2, 3, 4      1-5        DZ           1             950-1100
Sichelstrandläufer   3            1-5        DZ           kein BV
Waldwasserläufer     2, 3, 4      bis 10     DZ, WG       *             950-1200
Zwergstrandläufer    2, 3, 4      bis 10     DZ           kein BV
Knäkente             1, 2, 3, 4   1-3        DZ           2             1400-1900
Löffelente           1, 2, 3, 4   bis 10     DZ, WG       3             2500-2900
Pfeifenente          1, 2, 3, 4   bis 100    DZ, WG       R             40-45
Tafelente            1, 2, 3, 4   bis 15     DZ, WG       *             4000-5500
Spießente            1, 2, 3      1-5        DZ, WG       3             30-40
Fischadler           1, 2, 3, 4   1          DZ           3             550
Kornweihe            1, 2, 3, 4   1          DZ, WG       1             40-60

Legende:
Status: BV = Brutvogel, BP = Brutpaare, DZ = Durchzügler, WG = Wintergast
Rote Liste (Stand 2016):
1 = vom Aussterben bedroht; 2 = stark gefährdet; 3 = gefährdet;
R = Art mit geografischer Restriktion in Deutschland; * = ungefährdet
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ren kommt noch die Rostgans mit Be-             Singvögel, wie Bergfink, Braunkehl-
ständen bis zu 20 Stück vor.                    chen, Gartenrotschwanz, Rotdrossel,
                                                Steinschmätzer oder Uferschwalbe, die
                                                in der Umgebung der Gewässer rasten,
                                                finden Insekten, Beeren und Sämereien
                                                in den vielen Baum- und Straucharten.

                                                Diese Gebiete sind von Menschenhand
                                                geschaffen worden für Industriezwecke
                                                oder als Ausgleichsmaßnahme. Es soll-
                                                ten alle Anstrengungen unternommen
                                                werden, um sie zu erhalten, damit wei-
                                                terhin Zugvögel, Teilzieher oder Winter-
                                                gäste diese als Trittstein auf ihrem Weg
                                                benutzen können.

                                                Als Rastplatz kommt den Gewässern
                                                eine überregionale Bedeutung zu!

                                                        Quellen: Der Falke, Sonderheft
Rotschenkel          Foto: Jochen Hiller                  Vogelzug; Rote Liste NABU

Nil- und Saatgänse                                                  Foto: Jochen Hiller
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Wildkräuter und Wildgräser für bedrohte Insekten
in Elsdorf-Giesendorf
Direkt in der Nachbarschaft vom Eulen-        von Elsdorf, Andreas Heller, das Grund-
turm/Giesendorf liegt ein unscheinba-         stück freigegeben und durch die Mitar-
res Grundstück, auf dem sich in der           beiter des Bauhofs entrümpeln und für
Vergangenheit einiger Schutt und Unrat        die Einsaat von Wildkräutern und -grä-
angesammelt hatten. Auf Initiative von        sern vorbereiten lassen. Dort haben
Leonhard Binek hat der Bürgermeister          NABU-Mitglied Leonhard Binek und
                                                         seine Ehefrau Theresia mit
                                                         viel Engagement einen Tum-
                                                         melplatz für Insekten herge-
                                                         richtet.

                                                       Neben der Einsaat der Fläche
                                                       mit einer vom NABU Rhein-
                                                       Erft gespendeten Mischung
                                                       heimischer Gräser- und Kräu-
                                                       tersamen von der biologi-
                                                       schen Station Bonn/Rhein-
                                                       Erft wurde eine Sandkuhle für
                                                       im Boden lebende Insekten

v. r.: Ortsvorsteher Stefan Ebel, Bürgermeister Andreas Heller mit Sohn, Leonhard
Binek, Hartmut Kaftan.                      Foto: Robert Wassenberg/Stadt Elsdorf
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