Jugendhilfeplanung Kinder- und Jugendförderplan Planungszeitraum 2015 bis 2020
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Vorwort Kinder und Jugendliche benötigen einen Entwick- Zusätzlich zu den vier Haupthandlungsfeldern lungs- und Entfaltungsraum, der Selbstbestimmung werden in diesem Förderplan auch die Ergebnisse zulässt und positiv zur Persönlichkeitsentwicklung einer Düsseldorfer Jugendbefragung berücksich- beiträgt. Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, tigt, die im Zuge der Sozialberichterstattung zum Düsselferien, geschlechtsspezifische Angebote, Thema „Lebenssituation von Kindern und Jugend- Projekte und themenbezogene Angebote stellen lichen in Düsseldorf“ mit Unterstützung des diesbezüglich eine breite und vielfältige Angebots Jugendamtes vom Amt für Statistik und Wahlen palette dar. durchgeführt wurde. Die Befragung zeigt deutlich die Wünsche, Präferenzen und Anregungen der Damit diese Angebote gezielt und vor allem bedarfs- Düsseldorfer Kinder und Jugendlichen auf und gerecht gemacht werden können, bedarf es inten- konnte somit zum einen als Grundlage für die siver und vernetzter Planung. Mit dem nun vorlie- bedarfsgerechte Planung der Angebote dienen. genden 3. Kinder- und Jugendförderplan für den Zum anderen stellte die Jugendbefragung eine Zeitraum 2015 bis 2020 wird die lange Tradition optimale Plattform dar, um den partizipativen eines gemeinsamen und umfassenden Planungs- Gedanken zu leben. prozesses fortgeführt. Der gesamte Arbeitsprozess von der Vorstellung Neben einer Darstellung der vier Handlungsfelder über die Entwicklung, bis zur Umsetzung der „Offene Kinder- und Jugendarbeit“, „Jugendver- Fassung des aktuellen Kinder- und Jugendförder- bandsarbeit“, „Jugendsozialarbeit“ und „Erzie- plans wurde von einer Vielzahl von Akteuren der herischer Kinder- und Jugendschutz“ gemäß Kinder- und Jugendhilfe sowie von Mitarbeite- §§ 11-14 SGB VIII sollen auch die zukünftig hand- rinnen und Mitarbeitern der beteiligten Ämter und lungsleitenden Maßnahmen jedes Handlungsfeldes freien Träger begleitet und gestaltet. Aus diesem vorgestellt werden. Der Maßnahmenplan dient Grund gilt mein ausdrücklicher Dank allen Vertre- dabei nicht nur dem Überblick über die geplanten terinnen und Vertretern, die zum Gelingen dieser Handlungsschritte. Er verschafft den Akteuren der Planung beigetragen haben. jeweiligen Felder darüber hinaus Planungssicherheit. Ihr Thomas Geisel Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf 3
Inhalt Vorwort 3 I. Einleitung 5 II. Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung 7 III. Was brauchen Kinder und Jugendliche? 14 IV. Die Handlungsfelder zur Kinder- und Jugendförderung 19 IV.1. Gesetzliche Grundlagen 19 IV.2. Offene Kinder- und Jugendarbeit 20 IV.2.1. Inhalte 20 IV.2.2. Struktur der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Düsseldorf 21 IV.2.3. Qualität der offenen Kinder- und Jugendarbeit in Düsseldorf 27 IV.2.4. Ausblick und Maßnahmen 33 IV.3. Förderung der Jugendverbände 36 IV.3.1. Aktuelle Themen der Düsseldorfer Jugendverbände 36 IV.3.2. Ausblick und Maßnahmen 39 IV.4. Jugendsozialarbeit 44 IV.4.1. Aktuelle Inhalte und Angebote in den Feldern der Jugendsozialarbeit in Düsseldorf 44 IV.4.2. Ausblick und Maßnahmen 54 IV.5. Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz 58 IV.5.1. Ausgewählte Schutzbereiche und ihre aktuellen erzieherischen Ansätze 59 IV.5.2. Ausblick und Maßnahmen 67 V. Gesamtmaßnahmenplan 70 Anhang I 75 Qualitätskriterien zum System der offenen Kinder- und Jugendarbeit 75 Anhang II 80 Finanzdaten der Jugendförderung 80 Anhang III 82 Liste der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen 82 4
Einleitung I. Einleitung Aus den Grundsätzen der Politik der Bundesregie- Dies ergibt sich aus dem Umstand, dass eine enge rung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachse- Verzahnung der vier Handlungsfelder auch im ne, niedergeschrieben im 14. Kinder- und Jugend- praktischen Alltag der Fachkräfte immer wichtiger bericht, geht folgendes Zitat hervor: wird und die Handlungsansätze ineinandergreifen (müssen). Perspektivisch ist sogar davon auszuge- „Das von der Kommission gewählte Berichtsmotto hen, dass weitere Aufgabenfelder der Jugendhilfe ‚Kinder- und Jugendhilfe in neuer Verantwortung‘ in eine gemeinsame Planungs- und Steuerungs kennzeichnet deren in den letzten Jahren deutlich praxis einzubeziehen und verstärkt über die geschärftes Profil im doppelten Sinne: Die Kinder- Jugendhilfe hinaus integrierte Planungsansätze und Jugendhilfe ist zu einem zentralen gesellschaft- zu erarbeiten sind (siehe integrierte Jugendhilfe- lichen Akteur zur Förderung des Aufwachsens und Schulentwicklungsplanung sowie Stadtent- geworden, und ihre Angebote und Leistungen wicklungskonzept 2025+ für Düsseldorf), um das erreichen nahezu alle Kinder und Jugendlichen. gelingende Aufwachsen von Kindern und Jugend- Hier kommen der Kinder- und Jugendarbeit wich- lichen in öffentlicher Verantwortung zu sichern tige Rollen zu: zum einen fungiert sie als Bestandteil und damit einer erweiterten Rolle der öffentlichen einer breiten Infrastruktur im Bereich der Bildung Hand (siehe auch hierzu 14. Kinder- und Jugend- und Betreuung; zum anderen kann sie einen voraus bericht) gerecht zu werden. Doch auch andere gehenden und niedrigschwelligen Ansatz zu gezielten Jugendhilfefachplanungen werden Aspekte dieses Hilfen (z. B. Hilfen zur Erziehung) darstellen.“ Kinder- und Förderplans im Hinblick auf Koope rationen und räumliche Vernetzung aufgreifen Innerhalb der Jugendhilfe nimmt die Kinder- und und so im Sinne von Zielgruppenorientierung, Jugendarbeit für die §§ 11-14 SGB VIII einen Stadtteilorientierung und Wirksamkeitsorien- großen Verantwortungsbereich wahr und deckt tierung unterstützen. Dies gilt insbesondere für das gesamte Spektrum des Aufwachsens ab – vom Prozesse in den Bereichen „Jugendhilfe im Straf- erzieherischen Kinder- und Jugendschutz für die verfahren“, für Beratungsstellen und die integrierte Kleinsten und ihre Eltern über das Schulalter über Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplanung. Jugendarbeit, Jugendverbandsarbeit und Schul- sozialarbeit bis hin zum Übergang in den Beruf und zur Integration in das gesellschaftliche Leben durch die Jugendsozialarbeit. Innerhalb dieses I. großen Feldes spielen Partizipation und Subjekt- werdung durchgängig eine wichtige Rolle. Düsseldorf war die erste Kommune, die unter dem neuen Landesgesetz zur Kinder- und Jugendförde- rung den Kinder- und Jugendförderplan aufstellte. Diese Tradition wurde in den letzten Jahren fort- geführt und wird mit dem aktuellen Plan verstetigt. Fokussierte sich der gerade beendete Förderplan (2010-2014) auf die Jugendarbeit (§ 11) und die Jugendverbandsarbeit (§ 12) und wurde vom separaten und vertiefenden Teilplan zum erziehe- rischen Kinder- und Jugendschutz (§ 14) und von einem Sachstandsbericht zur Jugendsozialarbeit (§ 13) flankiert, so sollen in diesem Kinder- und Jugendförderplan für die Jahre 2015 bis 2020 die einzelnen Handlungsfelder wieder in einem Gesamtförderplan zusammengeführt werden. 5
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung II. Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung nach dem SGB VIII und ihre Herausforderungen Die Aufgabenerfüllung betreffend Kinder und Angebote des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes Jugendliche in der Jugendhilfe ist normiert im in Kooperation mit Experten aus anderen Ämtern Grundsatz, dass „[j]eder junge Mensch […] ein und freien Trägern Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und Institutionen gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit [hat].“ Familien* (SGB VIII, § 1, Abs. 1) Kitas* Freizeiteinrichtungen Als Leistungen der Jugendhilfe werden in § 2 SGB Jugendverbände VIII unter anderem Angebote der Jugendarbeit Schulen* (§ 11 – Kinder- und Jugendarbeit und § 12 – Jugend- Berufsfindung* verbandsarbeit), der Jugendsozialarbeit (§ 13) und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes Institutionen für besondere Zielgruppen (§ 14) benannt. Die vier Handlungsfelder der Beratungsstellen (z.B. Jugendberatung, §§ 11-14 SGB VIII umfassen somit das Aufgaben- Beratung zum Übergang Schule-Beruf* u.v.m.) spektrum der Jugendförderung. Dieser Gliederung Schulsozialarbeit folgend sollen im weiteren Verlauf die Inhalte und Jugendwerkstätten Ziele dieser Bereiche einzeln vorgestellt werden. Schulverweigererprojekte Anlaufstellen für Jugendliche auf der Straße Eine konkrete Ausgestaltung der Jugendförderung * in Kooperation mit Experten aus anderen Ämtern und freien Trägern in der Jugendhilfe wird für Nordrhein-Westfalen im „Dritte[n] Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes; Gesetz zur Förderung der Gesetzgeber nach bis zum 27. Lebensjahr. Zusätz- Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzie- lich gehören Kinder unter 6 Jahren und alle Eltern herischen Kinder- und Jugendschutzes – Kinder- in Fragen des erzieherischen Kinder- und Jugend- und Jugendförderungsgesetz – (3. AG-KJHG – schutzes zur Zielgruppe. KJFöG)“ getroffen. Am 19.2.2014 beschloss der Landtag NRW dazu das Gesetz zur Änderung des Der erzieherische Kinder- und Jugendschutz ist Dritten Ausführungsgesetzes des Kinder- und dabei für eine sehr breite Zielgruppe verantwort- Jugendhilfegesetzes, das insbesondere die Erhö- lich, von Kleinkindern bis zum jungen Erwach- hung der Haushaltsmittel auf 100.225.700 Euro senen, für Eltern ebenso wie für Fachkräfte und (jährlich bis einschließlich 31.12.2017) festlegt und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den an den aktuellen Haushalt anpasst. Damit soll ein Einrichtungen. Er erreicht Mädchen und Jungen deutliches Zeichen bezüglich der Bedeutung der in sämtlichen von ihnen besuchten Institutionen Kinder- und Jugendarbeit als Teil der Lebensbil- ebenso wie einzelne Kinder, Jugendliche, Mütter dung gesetzt werden und den Akteuren vor Ort, und Väter, Erzieherinnen und Erzieher, Sozialpä- die die Mittel jährlich mittels Anträge abrufen dagoginnen und Sozialpädagogen sowie Lehrkräf- können, Planungssicherheit gegeben werden.1 te. Mit seinen Querschnittsthemen bildet er damit den äußeren Rahmen für die anderen Handlungs- Kernzielgruppe sind Kinder ab dem Schuleintritt – felder im Bereich der Jugendförderung, insbeson- die Kinder- und Jugendförderung läuft damit par- dere für die offene Jugendarbeit und die Jugend- allel zur Schulbildung und darüber hinaus, dem verbände. Aber auch über die konkreten Einrich- tungen hinaus stellt die Jugendarbeit zu allen im 1 Siehe beispielsweise www.recht.nrw.de – genauer: https://recht. § 11 SGB VIII genannten Inhalten (siehe Kapitel nrw.de/lmi/owa/br_vbl_detail_text?anw_nr=6&vd_id=14270&ver=8 IV.2.1., Seite 20) Finanzmittel und Fachwissen für &val=14270&sg=0&menu=1&vd_back=N mit aktualisiertem Stand vom 14.3.2014 (Zugriff am 26.3.2014) alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachse- 7
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung nen zur Verfügung. Die Jugendsozialarbeit stellt Verteilung finanzieller Ressourcen gegenüber innerhalb der Jugendförderung einen Spezialbe- anderen Bevölkerungsgruppen ins Hintertreffen, reich dar, der sich mit seinen Themen auf die sozial werden damit aber auch – ökonomisch und in der benachteiligten und individuell beeinträchtigten Sprache der Wirtschaft – zu einer wichtigen Res- Jugendlichen fokussiert – wenngleich seine Ziel- source, die es zu schützen und zu unterstützen gilt. gruppe von 14 bis 27 Jahre eine sehr weit gefasste ist. Enge Schnittstellen weist sie zum Schulsystem Auch wenn, womit in Düsseldorf mittelfristig sowie zum Berufsfindungssystem (Jobcenter und zu rechnen ist, der Anteil der jungen Menschen Arbeitsagentur) auf. nahezu unverändert bleibt, ist es nicht immer ein- fach, notwendige finanzielle Ressourcen für die Insgesamt ist das Handlungsfeld der Jugendförde- Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene im rung also für eine breite Altersgruppe beziehungs- Zuge des Ausbaus der Infrastruktur der sehr jun- weise eine sehr heterogene Gruppe von jungen Men- gen Kinder (Stichwort „Ausbau U3“) angemessen schen in unterschiedlichsten Lebenslagen in der Stadt zu berücksichtigen und zu sichern. Der Auftrag der verantwortlich. Es gibt keine allgemeine und grund- Jugendförderung hat damit eine gesetzliche Rele- legende Jugend, zu der ein bestimmtes Schema passt. vanz in der Jugendhilfe. Vielmehr muss eine gute Kinder- und Jugendför- derung so individuell wie möglich auf die jungen So stellt die Sachverständigenkommission zum 14. Menschen zugehen. Kinder- und Jugendbericht 2 (2013) fest: Kinder und Jugendliche können sich unterschei- „Die Wirkungen der Investitionen in frühe Kind- den bezüglich heit werden ihre Nachhaltigkeit dann entfalten, Lebensform (Aufwachsen in der Familie oder wenn auch in die Rahmenbedingungen des Auf- bei nur einem Elternteil, mit/ohne Geschwister) wachsens der Jugendlichen und jungen Erwachsenen erlebter Erziehungsstile, Wertesysteme investiert wird. Insofern plädiert die K ommission des ökonomischen Hintergrundes für eine Neugewichtung der Bedeutung des Kulturkreis Jugendalters bei einer gleichzeitigen Beibehaltung Interessen, Freundeskreis der Förderung frühkindlicher Bildungsbemühungen Stärken und Schwächen (Beeinträchtigungen) und plädiert auch für eine sorgfältige Reflexion der Erfordernisse zur Übernahme öffentlicher Verant- Um die Kinder passgenau zu unterstützen, ist ein wortung im frühen Erwachsenenalter. Es geht um starkes Miteinander beziehungsweise ein Netzwerk eine konsistente und durchgängige Kinder- und aus Familie, Schule, Jugendhilfe und anderen Part- Jugendpolitik.“ (Deutscher Bundestag 2013, S. 374) nern aus dem Sport-, Kultur- oder Gesundheits- bereich nötig, das sich auch an den Meinungen, Jugendpolitik Wünschen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen selbst orientiert. Denn nicht zuletzt Die bundesweite Initiative „Eigenständige Jugend- ist dieses Handlungsfeld als Anwaltschaft der politik“ zeugt nicht zuletzt von dem Versuch, die Kinder und Jugendlichen zu verstehen. Die Kunst Jugendpolitik und damit auch die Jugendförde- besteht darin, einerseits ein starkes Netzwerk an rung, die hinter den Anstrengungen zur frühkind- pädagogischen Akteurinnen und Akteuren auf- lichen Erziehung, Bildung und Betreuung und zubauen und andererseits den jungen Menschen aufgrund wachsender Kosten im Kinderschutz aus in der Stadt auch pädagogikfreie Räume zur Ver- dem gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und fügung zu stellen und so ihren Wünschen nach inhaltlichen Fokus geraten war, erneut zu beleben unbeaufsichtigtem Miteinander nachzukommen. und zu stärken. Zudem zielte der Versuch darauf ab, die Lebensphase Jugend und die altersspezi- Herausforderungen für die Kinder- und fischen Belange der jungen Menschen als hand- Jugendarbeit lungsrelevante Herausforderung für Gesellschaft und Politik in den Vordergrund zu bringen. Kinder und Jugendliche stellen in Deutschland einen immer geringer werden Anteil an der ins- gesamt „alternden“ Gesamtbevölkerung dar. Sie 2 Siehe http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/ Pdf-Anlagen/14-Kinder-und-Jugendbericht,property=pdf,bereich=b geraten damit zwar beispielsweise bezüglich der mfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf (Zugriff am 26.3.2014) 8
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung Die Sachverständigenkommission für den 14. Kin- und speziell in der offenen Arbeit auszubauen und der- und Jugendbericht stützt diesen Ansatz und ihr neue Attraktivität zu verleihen. Dazu wird eine spricht dementsprechend von Jugend als „eine[r] Diskussion über veränderte Öffnungszeiten von autonomen Phase der Entwicklung, Individuation Jugendfreizeiteinrichtungen und Jugendangebote und Sozialisation junger Menschen hin zu einem genauso zu führen sein wie über besondere Inhalte selbstverantwortlichen und selbstbestimmten und Initiativen, was sich in der Jahresplanung der Leben“ (Deutscher Bundestag 2013, S. 415). Weiter Einrichtungen widerspiegeln muss (siehe Kapitel empfiehlt sie für das Gelingen dieser Phase eine IV.2.2.). Darüber hinaus gilt es, die Zielgruppen „ganzheitliche Jugendpolitik“ (ebd.). Gemeint ist wieder stärker in den Blick zu nehmen, indem auch damit die individuelle Förderung und infrastruktu- Freiräume im städtischen Raum und neue Formen relle Unterstützung, die Teilhabe und Partizipation der Gemeinwesenarbeit geschaffen werden. Bezogen der jungen Menschen in der Gesellschaft und den auf die Jugendsozialarbeit ist auch die Zielgruppe Strukturen der Politik und der Jugendhilfe sowie der jungen Erwachsenen bis 27 Jahre im Blick zu die biografische Begleitung vor allem junger Men- behalten beziehungsweise wieder stärker in den schen in prekären Lebenslagen und bei der Bewäl- Blick zu nehmen und zu begleiten – gerade die The- tigung der Übergänge (vgl. Lüders 2013).3 matik des Übergangs in den Beruf stellt über das 18. Lebensjahr hinaus einen wichtigen Faktor der Die Sachverständigenkommission sieht eine Not- Zukunftsplanung und Lebensgestaltung dar. wendigkeit in der Neugestaltung des Aufwachsens, die in einem „vielschichtige[n] Ineinandergreifen Partizipation von staatlicher, zivilgesellschaftlicher, marktför- miger und privat-familialer Verantwortungs- Die Partizipation von Mädchen und Jungen ist übernahme für das Aufwachsen von Kindern“ als pädagogisches Grund- und übergreifendes umgesetzt werden könnte (Deutscher Bundestag Arbeitsprinzip gefordert und verankert (siehe 2013, S. 49). Familien sollen damit nicht aus ihrer §§ 8, 9, 11 und 12 SGB VIII oder § 6 des 3. Aus- Verantwortung entlassen werden, vielmehr sieht führungsgesetzes NRW) mit dem Ziel, die Hand- die Kommission ein engeres Zusammenwirken lungskompetenzen der Kinder und Jugendlichen der genannten Akteurinnen und Akteure und die zu stärken. Sie sollen zur gesellschaftlichen und Unterstützung durch die Politik hierbei als gesell- politischen Teilhabe, zu Engagement, Solidarität, schaftlich relevant an. Eigenverantwortung und zur kritischen Analyse angeregt werden. Düsseldorf stellt sich – im Vergleich zum Trend vieler anderer Städte in NRW – als wachsende In der Düsseldorfer Jugendverbandsarbeit ist die und relativ junge Stadt dar. Bis zum Jahr 2025 manifestierte Form der Selbstverantwortung und wird nach der Bevölkerungsprognose des Amtes Teilhabe durchgängig strukturell verankert. Der für Statistik und Wahlen der Anteil der unter Jugendring als Arbeitsgemeinschaft der Jugendver- 21-Jährigen in Düsseldorf um insgesamt rund bände ist hier der kommunale Ansprechpartner für 6,6 Prozent zunehmen.4 Der Anteil der 6- bis unter die Belange der Kinder und Jugendlichen. Auch zu 18-Jährigen wird dabei am deutlichsten, nämlich erwähnen sei an dieser Stelle das selbstverwaltete um mehr als 10 Prozent steigen. Aktuell liegt der Jugendzentrum Haus Spilles in Benrath, welches Anteil dieser jungen Menschen von 6 bis 18 Jahren historisch gewachsen ist und für die Einrichtungs- an der Gesamtbevölkerung bei rund 9 Prozent.5 landschaft in Düsseldorf für wichtig erachtet wird. Die Jugendarbeit – gerade für die Zielgruppe der Seit der Gründung des Düsseldorfer Jugendrates im über 14-Jährigen – gilt es dabei auch, in Düsseldorf Jahre 2007 verfügt die Landeshauptstadt über ein weiteres und weitreichendes Instrument, welches 3 Vgl. Lüders, Christian (2013): Der 14. Kinder- und Jugendbericht die institutionelle Beteiligung, verbrieft mit Beteili- der Bundesregierung und die Eigenständige Jugendpolitik; Autoren- beitrag auf: http://www.allianz-fuer-jugend.de/Autorenbeitraege/ gungs- und Mitwirkungsrechten junger Menschen, Der-14--Kinder--und-Jugendbericht-der-Bundesregierung-und-die- in unserer Stadt ermöglicht. Um diesen Ansatz auch Eigenstaendige-Jugendpolitik/461d77/ (Zugriff 26.3.2014) 4 Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf (Hg.): Lebenssituation von bei der vorliegenden Planung zum Ausdruck zu Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf. Kommunale Sozialbericht- bringen, wurde unter anderem im Jahr 2013 eine erstattung, Düsseldorf 2014 Online-Jugendbefragung durchgeführt, über die 5 Quelle: Statistikabzug aus dem Einwohnermelderegister zum 31.12.2012 sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei 9
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung der Entwicklung dieses Kinder- und Jugendförder- des Jugendrates sind der Einsatz für mehr planes beteiligen konnten (siehe Seite 14). Toleranz, verschiedene schul- und bildungs- relevante Themen, das Nachtfahrtangebot Zukünftige Vorhaben im Bereich der Partizipation der Rheinbahn und die Sport- und sollen insbesondere darauf ausgerichtet sein, den- Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche in jenigen Kindern und Jugendlichen eine Beteiligung Düsseldorf. Der Jugendrat möchte den Kindern zu ermöglichen, die von den bisherigen Angeboten und Jugendlichen aber besonders Politik nicht angesprochen werden oder deren Beteiligung näherbringen. Im Frühjahr 2014 setzten der aufgrund der konkreten Ausgestaltung erschwert Jugendrat und der Jugendring gemeinsam die ist. In Überlegung sind hier beispielsweise Jugend- Kampagne zur Kommunalwahl 2014 an vielen foren oder Projekte zur e-Partizipation. Düsseldorfer Schulen mit Diskussionsrunden und dem Wahlmobil um und informierten EXKURS ZUM 3. JUGENDRAT Erstwählerinnen und Erstwähler über ihre Möglichkeiten (Kommunalwahlrecht ab Der Düsseldorfer Jugendrat – politische 16 Jahren). Partizipation von Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf Kinder und Jugendliche sind nicht nur Objekte des Der Düsseldorfer Jugendrat ist die offizielle Handelns, sondern sie gestalten und bestimmen die Interessensvertretung der Düsseldorfer Kinder Inhalte und Methoden entscheidend mit – sie par- und Jugendlichen. 31 weibliche und männ- tizipieren. So können wir hier von einer realen Sub- liche Jugendliche werden für drei Jahre von jektwerdung im Aufwachsen sprechen. Im Gegen- den 11- bis unter 21-Jährigen gewählt. Die satz zur Schule beispielsweise kann die Kinder- und Nationalität der Jugendlichen spielt dabei Jugendarbeit viele Möglichkeiten und Gelegenheiten keine Rolle. Die rechtlichen Grundlagen aufzeigen, bei denen sich Kinder und Jugendliche des Düsseldorfer Jugendrates bilden die als aktive Gestalterinnen und Gestalter der ange- UN-Kinderrechtskonvention § 12 (1), das SGB botenen Räume, Programme und darüber hinaus VII (KJHG) § 11 Abs. 1 und der 3. AG-KJHG einbringen und erleben können. Wie bereits im letz- § 6 (2) und § 6 (4) sowie die Satzung des ten Förderplan soll auch weiterhin die Strategie des Jugendrates vom August 2013. Der zurzeit Partizipationsmixes verfolgt werden. Dieses gilt für amtierende 3. Düsseldorfer Jugendrat ist das gesamte System der Kinder- und Jugendarbeit in am 4.12.2013 gewählt worden. Die näch- Düsseldorf (siehe auch Kapitel IV.2.3., Seite 27). ste Wahl findet 2016 statt. Die gewählten Jugendlichen haben eine beratende Stimme Bildung in den zehn Bezirksvertretungen sowie in den Ausschüssen des Rates, außer im Personal- Bildung stellt für Kinder eine wichtige Basis für und im Finanz- und Hauptausschuss. In den gelingendes Aufwachsen dar. Der deutsche Bun- Bezirksvertretungen und Ausschüssen werden destag geht von einem erweiterten Bildungsbegriff sie zu kinder- und jugendrelevanten Themen aus, da nicht nur das Elternhaus und die Schule als angehört. Faktoren zu sehen sind, die den Erwerb von Kom- petenzen zur Persönlichkeitsentwicklung beglei- Bei den eigenen Jugendratsitzungen stellen ten, sondern auch unterschiedliche altersentspre- die Jugendlichen Anfragen und Anträge an die chende Angebote aus der Kinder- und Jugendhilfe kommunale Politik und Verwaltung. Dadurch (siehe Deutscher Bundestag 2013, Seite 9). werden jugendrelevante Themen und Inhalte angestoßen, in der Politik diskutiert und gege- Eben dieser erweiterte Bildungsbegriff entspricht benenfalls umgesetzt. Darüber hinaus kann schon lange dem grundlegenden Verständnis von der Jugendrat Projekte entwickeln und sich für Jugendarbeit. Jugendarbeit wird somit gleichzei- selbstbestimmte Inhalte stark machen. tig auch immer zu Jugendbildungsarbeit, jedoch nicht im Sinne einer formalen Bildung, sondern Die Themen des Jugendrates werden jähr- nicht-formaler und informeller Bildungsprozesse, lich auf Planungswochenenden entwickelt die gleichsam die Basis für eine formale Bildungs- und festgelegt. Übergreifende Themen entwicklung bilden. Die Jugendarbeit stellt mit 10
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung ihrem Ansatz eine Schnittstelle zwischen Bildung den Sprung auf das Gymnasium – der prestige- und Freizeit dar, die Übergänge sind fließend. Im trächtigsten Schulform – zu schaffen. Nach den Vordergrund steht die Freizeitgestaltung, sie wird Bildungszielen der OECD wird das Abitur immer strukturiert durch sozialpädagogische Prozesse, in mehr zum „Regelabschluss“. denen sich vielfältige nicht-formale und informelle Bildungsprozesse für die Kinder und Jugendlichen Gemäß diesem Trend geraten alternative Bildungs- ergeben und implizit ablaufen. wege immer häufiger in den Hintergrund und ver- schwinden zu großen Teilen ganz aus dem Blick- Die Bundesregierung formuliert in ihren Emp- feld, obgleich sie eine Reihe von Möglichkeiten fehlungen zum 14. Kinder- und Jugendbericht bereithalten, die den jeweiligen Ausbildungs- oder folgendes Qualitätsmerkmal für die Betreuung, Studienwunsch unterstützen und ihm entgegen- Erziehung und Bildung von jungen Menschen: kommen. Aus diesem Grund stellt das Abitur den nächsten Zielwert dar, den es in möglichst kur- „Zur Qualität gehört die Ausbalancierung von zer Zeit und mit Bestnoten zu erreichen gilt, da Schulzeit, Familienzeit, Lernförderung, organi- andernfalls der ersehnte Berufswunsch unerreich- sierter Freizeit und freier Zeit für die Kinder und bar scheint. In der Düsseldorfer Jugendbefragung Jugendlichen ebenso wie der Ausgleich sozialer hatten die Kinder im Alter von 11 bis 13 Jahren Disparitäten des Kompetenzerwerbs. Dabei kommt die geringste durchschnittliche Stundenzahl an der besseren Verbindung von schulischen und Freizeit (montags bis freitags). Mit zunehmendem außerschulischen Bildungsorten, der verstärkten Alter, insbesondere für junge Studierende und Beteiligung der Eltern sowie insbesondere auch der diejenigen, die sich dazu entschlossen haben, ein Partizipation der Kinder und Jugendlichen selbst freiwilliges Soziales (oder auch ähnlich angelegtes) eine zentrale Bedeutung zu.“ (Bundestag 2013, S. 12) Jahr abzuleisten, entspannte sich das Budget an freier Zeit (siehe ausführlicher Seite 14). Die Notwendigkeit einer solchen Verbindung von Jugendhilfe, insbesondere der Jugendförderung, Die Jugend(bildungs)arbeit dagegen setzt auf sub- und Schule – und nicht zuletzt der Eltern – ist dabei jekt- und demokratietheoretische Begründungs unbenommen: Es handelt sich um dieselben Kinder linien und eigenständige Bildung und Selbstbe- und Jugendlichen, die die Schulen und Einrich- stimmung des Menschen. Das Erlernen der Fähig- tungen der Jugendförderung besuchen. Beiden Insti- keit zu Kritik und Widerstand wird als wichtig tutionen liegen die Kinder und Jugendlichen, ihr erachtet. Die Freiwilligkeit der Teilnahme stellt Wohl, ihre Teilhabe und ihre Bildung am Herzen. dabei eine Grundbedingung dar. Eine Gefahr für Gerade durch den Charakter der Offenheit ist die die Jugendarbeit besteht jedoch darin, dass auch sie Jugendförderung automatisch inklusiv angelegt und und ihre Daseinsberechtigung am ökonomischen damit auf alle Kinder und Jugendlichen ausgelegt. Nutzen und an der Nachfrageentwicklung am Arbeitsmarkt gemessen werden. Kooperation von Jugendhilfe und Schule Schule sozialisiert durch vermittelte Normen und Das WIE stellt bei der Zusammenarbeit von differenzierte Leistungsbeurteilungen zu einem Jugendhilfe und Schule jedoch die grundsätzliche großen Teil unmittelbar gemäß den Anforderun- Frage dar. Ein entscheidender Spagat wird dabei gen der Arbeitswelt. Aber auch die Jugendarbeit zwischen den beiden Bildungsansätzen – ver- vermittelt durch ihre Ausrichtung auf eine eigen- meintlich im Hintergrund – aufgrund des ökono- ständige Persönlichkeitsbildung wichtige Schlüs- mischen Systems (siehe oben) gemacht: Kinder selqualifikationen. Diese Leistung wird jedoch zu und Jugendliche werden in einer älter werdenden selten geachtet und gereicht der Jugendarbeit so Gesellschaft zum entscheidenden „Humankapital“, zum Nachteil. Dabei vermag sie zu ergänzen oder das umso nutzbarer ist, je schneller und formaler gar aufzufangen, was an informeller Bildung in gut gebildet es dem Arbeitsmarkt zur Verfügung den Familien nicht mehr oder nicht genug geleistet steht. Seine Leistungsfähigkeit wird dabei ent- wird oder geleistet werden kann – und setzt genau sprechend den Gesetzmäßigkeiten der modernen an den Empfehlungen des 14. Kinder- und Jugend- Produktions- und Konsumgesellschaft gemessen. berichts an: der Verschränkung von privater und Leistungsdruck entsteht dadurch bereits ab der öffentlicher Verantwortung beim Aufwachsen der ersten Klasse, denn es geht von Anfang an darum, Jungen und Mädchen. 11
Die Aufgabe der Kinder- und Jugendförderung Die Offene Ganztagsschule im Primarbereich Partner – ein Ganztagskonzept, das regelmäßig (OGS) verfolgt das Ziel einer ganzheitlichen Bil- fortgeschrieben wird. dungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit. Im Rahmen der Partizipation ist die Schule verpflichtet, für einen regelmäßigen Austausch Dies erfolgt insbesondere für die Kinder, denen es zwischen Lehrkräften und den Kräften der an häuslicher Unterstützung fehlt. Ebenso werden Jugendhilfeträger zu sorgen. damit dem sozialpolitischen Aspekt der besseren Mindestens eine Vertreterin oder ein Vertre- Vereinbarung von Familie und Beruf Rechnung ter des Jugendhilfeträgers wird als beratendes getragen sowie Bildungsungleichheiten abgebaut. Mitglied in die Schulkonferenz berufen, und es Die Stadt Düsseldorf hat dieses Angebot als Chan- werden besondere Regelungen zur Mitwirkung ce verstanden und mit Beginn des Schuljahres dieser Kräfte vereinbart. 2003/04 ein umfassendes und qualitativ hochwer- Für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist tiges OGS-Angebot unter maßgeblicher Beteili- eine Steuerungsgruppe an der Schule zu bilden, gung der Jugendhilfeträger eingerichtet. der Beschäftigte des Jugendhilfeträgers und Teile des Kollegiums angehören. Das „Düsseldorfer Modell“ basiert auf Koope Die Schulleitung ist unter Beteiligung der Steu- rationsvereinbarungen mit Schulträger und erungsgruppe für die Durchführung der OGS Schulaufsicht, Jugendhilfeträger als Partner der sowie eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung pädagogischen Betreuung und externem Bildungs- und Evaluation in der Schule verantwortlich. anbieter für ein Bildungs- und Erziehungsangebot, das sich am jeweiligen Bedarf der Kinder und der Hiermit ist der im Kapitel 5 des Hauptbandes der Eltern orientiert. Hierbei kommt den Jugendhilfe- 1. Integrierten Jugendhilfe- und Schulentwick- trägern die wichtige Aufgabe zu, im Rahmen des lungsplanung 2008 formulierte Kooperationsge- schulischen Netzwerks eine hochwertige päda- danke von Jugendhilfe und Schule konkretisiert gogische Arbeit mit den Kindern wie auch eine worden. Trotz der grundsätzlich einheitlich defi- vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den anderen nierten Qualitätsstandards muss in den Schulen Professionen zu sichern. Die Kooperationsverein- insofern differenziert gearbeitet werden, als die barung, die zusammen mit den Schulen und den individuelle Bildungsförderung der Kinder – auch Jugendhilfeträgern entwickelt wurde, beinhaltet im Sinne des Landeserlasses – einen der Schwer- die Festlegung einheitlicher Standards und schafft punkte der Arbeit in der OGS darstellt. damit Planungssicherheit für alle Akteure. Darüber hinaus wurden unter Mitwirkung der Jugendhilfe- Der jeweilige Bedarf der Kinder steht im Fokus, träger im Laufe der Jahre grundlegende Strukturen sodass in den 94 OGS-Schulen Düsseldorfs durch- und Qualitätskriterien für das OGS-Angebot fest- aus unterschiedliche Maßstäbe gelten können. gelegt. Beispielhaft zu nennen sind: Aus Sicht der offenen Kinder- und Jugendarbeit bleibt dennoch festzustellen, dass auch in einer Die Kooperationsvereinbarung enthält eine solchen Kooperationsstruktur weiter zwei sehr detaillierte Aufgabenbeschreibung und regelt unterschiedliche (Lern-)Systeme existieren, die damit die Einzelleistungen der Bildungs- und zudem nicht ohne Probleme miteinander harmo- Erziehungsarbeit in der OGS. nieren. Will die Jugendarbeit sicherstellen, mehr Die Vereinbarungen werden regelmäßig im als Betreuungsgehilfe der Schule zu sein, so gilt Einvernehmen mit den Jugendhilfeträgern es, das eigene Profil mit seinen inhärenten Bil- fortgeschrieben. dungsansprüchen wieder stärker nach außen zu Es existiert eine verbindliche Vertragslaufzeit vertreten und dies auch in der Kooperation mit der für die Jugendhilfeträger über 5 Jahre mit gesi- Schule auszudrücken. Dabei ist konstant das Ziel cherter Finanzierung. zu verfolgen, bestehende Kooperationsstrukturen Qualifikationsvorgabe für die Beschäftigten in weiterzuentwickeln bzw. eine aktive Kooperations- der OGS (mind. Erzieherin oder Erzieher) und form zu manifestieren (siehe oben und siehe Maß- die Pflicht zur Fort- und Weiterbildung dieser nahmen, Seite 35). Kräfte. Schule und pädagogische Fachkräfte der Jugendhilfeträger entwickeln gemeinsam – ggfs. unter Beteiligung weiterer schulischer 12
Was brauchen Kinder und Jugendliche? III. 13
Was brauchen Kinder und Jugendliche? III. Was brauchen Kinder und Jugendliche? Lebenslagen und Bedürfnisse gemäß den Ergebnissen der Düsseldorfer Online-Befragung Jugendliche in Deutschland werden heute ver- Identifikationsmöglichkeiten und Erfahrungsräu- gleichsweise früh geschlechtsreif, gleichzeitig ver- me bieten. schiebt sich jedoch das gefühlte Ende der Jugend- zeit (oft durch eigene Familiengründung und In Düsseldorf wurde im Jahr 2013 im Rahmen ökonomische Unabhängigkeit wahrgenommen) der kommunalen Sozialberichterstattung eine hin zum 30. Geburtstag. In Deutschland werden Online-Befragung von Kindern, Jugendlichen und weniger Kinder geboren, diese wachsen in der jungen Erwachsenen im Alter von 11 bis 20 Jahren Regel sehr beschützt auf, werden aber schon früh durchgeführt.8 Im Mittelpunkt standen dabei die dazu angehalten, selbstständig Entscheidungen zu Aspekte Freizeit und Unterstützungsbedürfnisse treffen und, bei gleichzeitiger Vervielfachung der der jungen Menschen. Die Befragung diente von Entfaltungsmöglichkeiten, bestimmten Leistungs- Anfang an auch dazu, die Rückmeldungen der anforderungen nachzukommen. jungen Düsseldorferinnen und Düsseldorfer in diesen Kinder- und Jugendförderplan einfließen zu Der Freiheit steht dabei schnell die Verantwor- lassen. Damit stellt die Online-Befragung ein zen- tung und damit der Druck gegenüber, die richtige trales Beteiligungsinstrument dar. Entscheidung zu fällen. Jedoch bleibt bei all den allgemeingültigen Tendenzen darauf zu achten, Betrachtet man zunächst die freie Zeit, die den dass es die Jugend an sich nicht (mehr) gibt. Des- jungen Düsseldorferinnen und Düsseldorfern nach halb ist es nötig, einen differenzierten Blick auf die eigenen Angaben zur Verfügung steht (durch- unterschiedlichen Lebenslagen und auch Bedürf- schnittlich von montags bis freitags), so zeigt sich nisse von Kindern und Jugendlichen zu werfen. eine starke Differenzierung nach dem Alter sowie Die in regelmäßigen Abständen stattfindende der Tatsache, ob sie noch zur Schule gehen bezie- Shell Jugendstudie bietet eine gute Möglichkeit, hungsweise welcher Tätigkeit sie nach Verlassen Einblicke in die Lebenswelten Jugendlicher zu der Schule nachgehen. Kinder zwischen 11 und 13 bekommen. So ergab die letzte Studie aus dem Jahr Jahren nennen durchschnittlich etwa 18 Stunden 2010 zum Beispiel, dass sich die Jugendlichen in frei gestaltbare Zeit in der Woche. Im Alter zwi- Deutschland eher „materialistischen“ Wertorien- schen 14 und 17 Jahren haben die Jugendlichen tierungen zuwenden, etwa in Form von Ordnung, nach eigenen Angaben eine frei zur Verfügung Sicherheit oder auch Konzentration. stehende Zeit pro Woche von durchschnittlich 23 Stunden. Die volljährigen Jugendlichen bis 20 Auch eine stetig steigende Tendenz auf dem Frei- Jahre kommen auf eine wöchentlich freie Zeit von zeit- und Konsummarkt im Hinblick auf Medien- 28 Stunden. Schülerinnen und Schüler geben ihre nutzung und den Gebrauch namhafter Marken bei freie Zeit durchschnittlich mit 21 Stunden an, wäh- materiellen Gegenständen oder Kleidungsteilen rend diejenigen, die nicht mehr die Schule besu- konnte die Studie verzeichnen.6 Auch die soge- chen, diese Zeit mit rund 30 Stunden beziffern. nannte MediKuS-Studie (Medien, Kultur und Sport) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) 7 zeich- Diejenigen jungen Menschen, die bereits berufs- net ein sehr aktives Bild der jungen Deutschen tätig sind oder sich in der Ausbildung befinden, von 9 bis 24 Jahren, für die Musik, Kunst, Medien, haben die geringste Freizeit (22 bzw. 23 Stunden). ehrenamtliches Engagement und Sport wichtige Am meisten Freizeit können die Freiwilligen- dienstleistenden und jobbenden Jugendlichen 6 Vgl. Albert, M. / Hurrelmann, K. / Quenzel, G. / TNS Infratest Sozi- alforschung (2010): 16. Shell Jugendstudie. Jugend 2010. Frankfurt (32 bzw. 37 Stunden) genießen, gefolgt von Prak- am Main: Fischer 7 Siehe Zusammenfassung im Internet unter http://www.dji.de/ 8 Vgl. Landeshauptstadt Düsseldorf (Hg.): Lebenssituation von Kin- fileadmin/user_upload/gespraeche/MediKuS_Ergebnisse.pdf dern und Jugendlichen in Düsseldorf. Kommunale Sozialberichter- (23.5.2014) stattung, Düsseldorf 2014.. 14
Was brauchen Kinder und Jugendliche? tikantinnen und Praktikanten sowie Studieren- den, die ihre wöchentliche freie Zeit auf etwa gut 28 Stunden einschätzen. Die Tabelle (siehe unten) zeigt, welche Freizeit tätigkeiten die jungen Menschen präferieren. Je nach Alter zeigen sich hier erwartungsgemäß beträchtliche Unterschiede. Während sich 65 Pro- zent der 11- bis 13-Jährigen noch sehr gerne regelmäßig (täglich, wöchentlich oder monatlich) künstlerisch betätigen, ist dies nur noch für 50 Pro- zent der 18- bis 20-Jährigen der Fall. Umgekehrt wächst mit steigendem Alter der Anteil der jungen Menschen stark, der sich mit Freundinnen und Freunden im Café trifft oder Einkaufen geht. Darü- ber hinaus wird einmal mehr der hohe Stellenwert des Internets und seiner Kommunikationsmög- lichkeiten deutlich – und dies über alle Altersstu- fen hinweg (94 Prozent der Befragten gehen dieser Tätigkeit regelmäßig nach). Die zehn häufigsten Freizeitbeschäftigungen, denen regelmäßig nachgegangen wird 9 Anteil an Personen, die dieser Freizeitaktivitäten – regelmäßig Tätigkeit nachgehen in % 1. Im Internet surfen / chatten / etc. 94 2. Mit Freundinnen / Freunden zu Hause treffen 89 3. Sport treiben – aber nicht im Verein 85 4. Bücher, Zeitschriften usw. lesen 83 5. Mit Freundinnen / Freunden draußen (auf öffentlichen Plätzen) treffen 83 6. Shoppen gehen / einen Einkaufsbummel machen 71 7. Computer spielen 62 8. Sport im Verein oder Club betreiben 61 9. Mit Freundinnen / Freunden im Cafe oder (Fast-Food-) Restaurant treffen 61 10. Mich künstlerisch betätigen 57 9 Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf (Hg.): Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf. Kommunale Sozialberichterstat- tung, Düsseldorf 2014, S. 67. 15
Was brauchen Kinder und Jugendliche? Differenziert man die Freizeitaktivitäten nach den teinrichtungen (71 Prozent) sowie die Teilnahme Geschlechtern, ergibt sich folgendes Bild (siehe an Jugendgruppen (79 Prozent) werden hier sehr unten): häufig genannt. Differenziert man die Daten für diese beiden Freizeitbeschäftigungen nach dem Demnach sind künstlerische Tätigkeiten, Einkau- Alter, so zeigt sich, dass Kinder im Alter von 11 fen gehen oder auch das Lesen eindeutig weiblich bis 13 Jahren noch zu rund 16 Prozent regelmäßig präferiert, wenngleich eine zusätzliche Differen- (täglich, wöchentlich, monatlich) eine offene Frei- zierung nach dem Alter das Bild leicht verändert. zeiteinrichtung besuchen. Bei den 14- bis 17-jäh- Computer spielen, Handwerken und Sport im rigen Jugendlichen gilt dies noch für 12 Prozent. Verein treiben werden demgegenüber stärker von An Jugendgruppen nehmen rund 11 Prozent der Jungen und jungen Männern wahrgenommen. Befragten unter 14 Jahren regelmäßig (täglich, Auffällig ist jedoch auf der anderen Seite der Skala, wöchentlich, monatlich) teil und 13 Prozent der dass es ein großes Spektrum an Freizeitaktivitäten Jugendlichen bis 18 Jahre. Bei den jungen Erwach- gibt, denen die Jugendlichen selten oder nie nach- senen sinkt der Anteil in beiden Freizeitbereichen gehen. Der Besuch von Kinder- und Jugendfreizei- dann wieder auf je 9 Prozent. Die regelmäßigen Freizeitaktivitäten mit der größten geschlechtsspezifischen Differenz 10 83 Computer spielen 45 40 Mich künstlerisch betä?gen 72 37 Am Fahrrad schrauben, am Computer basteln, Schreinern usw. 9 58 Shoppen gehen 82 22 Jobben (z. B. BabysiNen, Zeitung austragen usw.) (14 bis 20 Jahre) 35 68 Sport in einem Verein oder Club betreiben 55 55 Mit Freundinnen / Freunden im Cafe oder (Fast-‐Food-‐) Restaurant treffen 66 78 Bücher, ZeitschriWen usw. lesen 87 22 Angebote der Stadtbücherei nutzen 31 männlich weiblich 10 Quelle: Landeshauptstadt Düsseldorf (Hg.): Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf. Kommunale Sozialberichterstat- tung, Düsseldorf 2014, S. 69. 16
Was brauchen Kinder und Jugendliche? Nicht beachtet werden kann bei dieser Auswer- Informations- Beratungs- und Unterstützungsbe- tung, dass sich die Zielgruppe in den Kinder- und darf bei den jungen Düsseldorferinnen und Düssel Jugendfreizeiteinrichtungen bezogen auf das Alter dorfern wurden insgesamt am häufigsten (15 bis inzwischen stark verjüngt hat. Angebote werden 23 Prozent) zu den Themen „Freizeitgestaltung / in der Regel ab Schuleintritt (und dies liegt heute Freizeitangebote“, „Gesundheit / Ernährung“, teilweise bei 5 Jahren) gemacht. Die offenen Türen „Umgang mit Geld“ und „Lernschwierigkeiten“ in Düsseldorf haben sich in den letzten Jahren zu benannt. Bei den Jugendlichen ab 14 Jahren wur- einem starken Partner der Schulen – vor allem der den weitere Antwortoptionen angeboten, die sehr Grundschulen – entwickelt, was sich im vielsei- hohe Zustimmungswerte erzielten: So zeigt sich tigen Engagement der Freizeiteinrichtungen im der deutlichste Bedarf bei der Suche nach einem OGS-Bereich zeigt. Dennoch gilt es, künftig die Nebenjob (45 Prozent) und nach einem Ausbil- Jugendlichen wieder stärker in den Blick zu neh- dungs- oder Praktikumsplatz (40 Prozent). „Ehren- men. Der Ansatz der Bundesregierung zur Stär- amtliche Tätigkeiten / Freiwilliges Engagement“ ist kung der Jugendpolitik wird hierfür auch auf kom- für 16 Prozent und „Liebe / Beziehung“ für 11 Pro- munaler Ebene als motivierender Motor gesehen. zent in Bezug auf Informationen, Beratung und Unterstützung relevant. Betrachtet man die Daten- Dafür ist es aber wichtig, sich an den Bedürfnissen lage differenzierter nach Alter, sind unterschied- der Jugendlichen zu orientieren. Gefragt nach den liche Akzentuierungen und Bedarfslagen sichtbar. Zeiten, zu denen sie gerne weitere / andere Frei- So wünschen sich junge Erwachsene zwischen zeitangebote wahrnehmen würden, entstand fol- 18 und 21 Jahren mehr Unterstützung und Bera- gendes Bild: 92 Prozent derjenigen, die im Rahmen tung zu ehrenamtlichen Tätigkeiten (26 Prozent). der Befragung hierzu Angaben machten, möchten 14- bis 17-Jährige würden hingegen stärker bei an Angeboten teilnehmen, die schul- und werktags Problemen mit Mitschülerinnen und Mitschülern ab 16 Uhr stattfinden. Zwei Drittel (bei den jungen Unterstützung beanspruchen (7 Prozent). Erwachsenen sogar drei Viertel) wünschen sich zudem Angebote am Samstag- sowie Sonntagnach- Bei der offenen Frage nach Wünschen, Anre- mittag. Vor allem bei den Älteren wird von 42 Pro- gungen und Kritik in der Düsseldorfer Befragung zent der Jugendlichen und 60 Prozent der jungen wurde ebenfalls deutlich, dass sich die jungen Erwachsenen auch der Samstagabend gewünscht. Bürgerinnen und Bürger weitere Freizeitangebote (sowohl mehr als auch vielfältigere) wünschen, die Freizeitangebote sind auch in den Ferienzeiten zudem „bezahlbar“ sein sollen. Genannt wurden stark gefragt. Minderjährige Kinder und Jugend- Musik, Kunst- und Kulturangebote sowie Spiel- liche äußerten etwas häufiger als die volljäh- und Sportanlagen, aber auch ganz konkret Jugend- rigen Befragten den Wunsch nach mehrtägigen freizeiteinrichtungen und deren Veranstaltungen. Freizeitangeboten. Gut zwei Drittel aller 18- bis 20-Jährigen möchten am liebsten an punktuellen Die Kinder- und Jugendarbeit in Düsseldorf (sie- Angeboten teilnehmen, während dies lediglich he nachfolgendes Kapitel) bietet bereits jetzt ein 47 Prozent der 11- bis 13-Jährigen und 59 Prozent breites, kostengünstiges Angebotsspektrum und der 14- bis 17-Jährigen, die sich hierzu geäußert ist darüber hinaus stets bemüht, den Bedürfnissen haben, angeben. der Jugendlichen noch mehr zu entsprechen. Die Ergebnisse der Online-Jugendbefragung stellen Nachdem die Kinder und Jugendlichen die unter- deshalb eine wichtige Basis für die konkrete Ausge- schiedlichsten Fragen zu ihrem Freizeitverhalten staltung dieses Kinder- und Jugendförderplans für beantwortet hatten, wurde ihnen im Anschluss die Jahre 2015 bis einschließlich 2020 dar. an diesen Themenblock die Möglichkeit gegeben, weitere Angebote, die sie sich für ihre Freizeitge- staltung wünschen, offen zu nennen. Hier erfolgte eine Vielzahl an individuellen Antworten, die dif- ferenzierter ausgewertet werden müssen (beispiels- weise wurden häufig bereits vorhandene Angebote benannt). Insgesamt nahmen rund 40 Prozent der Befragten die Chance wahr, ihre persönlichen Wünsche zu formulieren. 17
Handlungsfelder IV. 18
Handlungsfelder | Gesetzliche Grundlagen IV. Die Handlungsfelder zur Kinder- und Jugendförderung IV.1. Gesetzliche Grundlagen § 11 SGB VIII – Jugendarbeit – § 13 SGB VIII – Jugendsozialarbeit – (1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer (1) Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugend- Benachteiligungen oder zur Überwindung indivi- arbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den dueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Interessen junger Menschen anknüpfen und von Unterstützung angewiesen sind, sollen im Rahmen ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen ange- zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesell- boten werden, die ihre schulische und berufliche schaftlicher Mitverantwortung und sozialem Enga- Ausbildung, ihre Eingliederung in die Arbeitswelt gement anregen und hinführen. und ihre soziale Integration fördern. (2) Jugendarbeit wird angeboten von Verbänden, (2) Soweit die Ausbildung dieser jungen Menschen Gruppen und Initiativen der Jugend, von anderen nicht durch Maßnahmen und Programme anderer Trägern der Jugendarbeit und den Trägern der Träger und Organisationen sichergestellt wird, kön- öffentlichen Jugendhilfe. Sie umfasst für Mitglieder nen geeignete sozialpädagogisch begleitete Ausbil- bestimmte Angebote, die offene Jugendarbeit und dungs- und Beschäftigungsmaßnahmen angeboten gemeinwesensorientierte Angebote. werden, die den Fähigkeiten und dem Entwicklungs- stand dieser jungen Menschen Rechnung tragen. (3) Zu den Schwerpunkten der Jugendarbeit gehören: 1. außerschulische Jugendbildung mit allgemeiner, (3) Jungen Menschen kann während der Teilnah- politischer, sozialer, gesundheitlicher, kulturel- me an schulischen oder beruflichen Bildungsmaß- ler, naturkundlicher und technischer Bildung, nahmen oder bei der beruflichen Eingliederung 2. Jugendarbeit in Sport, Spiel und Geselligkeit, Unterkunft in sozialpädagogisch begleiteten 3. arbeitswelt-, schul- und familienbezogene Wohnformen angeboten werden. In diesen Fällen Jugendarbeit, soll auch der notwendige Unterhalt des jungen 4. internationale Jugendarbeit, Menschen sichergestellt und Krankenhilfe nach 5. Kinder- und Jugenderholung, Maßgabe des § 40 geleistet werden. . 6. Jugendberatung. (4) Die Angebote sollen mit den Maßnahmen der (4) Angebote der Jugendarbeit können auch Per- Schulverwaltung, der Bundesagentur für Arbeit, sonen, die das 27. Lebensjahr vollendet haben, in der Träger betrieblicher und außerbetrieblicher angemessenem Umfang einbeziehen. Ausbildung sowie der Träger von Beschäftigungs angeboten abgestimmt werden. § 12 SGB VIII – Förderung der Jugendverbände – (1) Die eigenverantwortliche Tätigkeit der Jugend- § 14 SGB VIII – Erzieherischer Kinder- und verbände und Jugendgruppen ist unter Wahrung Jugendschutz – ihres satzungsgemäßen Eigenlebens nach Maßgabe (1) Jungen Menschen und Erziehungsberechtigten des § 74 zu fördern. sollen Angebote des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes gemacht werden. (2) In Jugendverbänden und Jugendgruppen wird Jugendarbeit von jungen Menschen selbst organi- (2) Die Maßnahmen sollen junge Menschen siert, gemeinschaftlich gestaltet und mitverantwor- befähigen, sich vor gefährdenden Einflüssen tet. Ihre Arbeit ist auf Dauer angelegt und in der zu schützen, und sie zu Kritikfähigkeit, Ent- Regel auf die eigenen Mitglieder ausgerichtet, sie scheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlich- kann sich aber auch an junge Menschen wenden, keit sowie zur Verantwortung gegenüber ihren die nicht Mitglieder sind. Durch Jugendverbände Mitmenschen führen, ferner Eltern und andere und ihre Zusammenschlüsse werden Anliegen Erziehungsberechtigte besser befähigen, Kinder und Interessen junger Menschen zum Ausdruck und Jugendliche vor gefährdenden Einflüssen zu gebracht und vertreten. schützen. 19
Handlungsfelder | Offene Kinder- und Jugendarbeit IV.2. Offene Kinder- und Jugendarbeit IV.2.1. Inhalte Langfristig konzipiert und in gemeinsamer Verant- der Kommunen besser zu verzahnen. Denn die För- wortung von freien Trägern, den Jugendverbänden derpraxis des Landes ist, beispielsweise bezogen auf und dem Jugendamt findet die offene Kinder- und Migrantenselbstorganisationen, aktuell abgekoppelt Jugendarbeit überwiegend in Jugendfreizeiteinrich- von der Systematik in den Kommunen. Kommunal tungen und Offenen Türen statt, in denen haupt- werden anerkannte Träger der Jugendhilfe geför- amtliche pädagogische Fachkräfte und qualifizierte dert. Ein Parallelsystem könnte jedoch entstehen nebenberufliche sowie ehrenamtliche Mitarbei- durch sich verändernde und wachsende Träger- terinnen und Mitarbeiter tätig sind. Die Einrich- strukturen, die für bestimmte Zielgruppen agieren tungen der Offenen Jugendarbeit sind Orte der (z.B. für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte Bildung, der Freizeitgestaltung, der pädagogischen aus einer bestimmten Kultur). Aus diesem Grund Arbeit, der eigenständigen jugendkulturellen Entfal- müssen Veränderungen der Strukturen beobachtet tung, Anlaufstelle und mitunter auch „Zuhause“. und gemeinsam entwickelt werden, damit sie nach § 79 SGB VIII integrierbar in das System der öffent- Themen- und projektbezogen (zu vorstehend lichen Jugendhilfe bleiben. genannten gesetzlichen Schwerpunkten) macht die Kinder- und Jugendarbeit allen jungen Menschen ab Die Jugendarbeit in Düsseldorf ist breiten Bevölke- circa 6 Jahren in Düsseldorf jährlich vielfältige Ange- rungsschichten sicherlich durch zentrale und jähr- bote und fördert ihre Anliegen. Unterschiedlichste lich sehr erfolgreich stattfindende Veranstaltungen Jugendgruppen oder Vereine können dabei auf die wie den Weltkindertag, das Olympic Adventure Expertise der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Camp, das KinderKinoFest oder den Girls’ / Boys’ Jugendamtes zurückgreifen und finanzielle Mittel Day bekannt. Doch auch Akki e. V. ist nicht nur im erhalten, sei es beispielsweise zu einem interkultu- Zusammenhang mit dem jährlichen „Düsseldörf- rellen Projekt oder einer Gedenkstättenfahrt. chen“ ein Begriff für die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie deren Eltern und weit über Entsprechende Anträge können jährlich auch beim die Grenzen Düsseldorfs bekannt. Er macht auch Land NRW gestellt werden. Die Förderungspraxis – stadtteilbezogene Kulturangebote in Oberbilk vor allem für kleinere Träger – gilt es jedoch zu ver- im Rahmen der Jugendarbeit und gefördert vom einheitlichen, transparenter zu gestalten und mit der Jugendamt. Kulturelle Bildung wird zudem stadt- 20
Sie können auch lesen