Juin15 - Action Solidarité Tiers Monde
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
juin15 Nr.289 1 5 d e l’ASTM G é n é r ale 20 Philippinen e A s s e m b l éa u f b a u a u f d e n K l i m a d ag t r o p haler r ëtzebuerger us l’afrique k ata s : D e r 5 . L nc o re pl e Honduras D o s s i elr’ e u r o p e e x p l odirto i t s h u m a i n s d e e C o m m e nt d u r a p p o r t d e ion P r é s e ntat
Brennpunkt Sommaire 02 Nr.289 juin 2015 Klimatag Éditorial Der 5.luxemburger Klimaschutz und der Schutz von Menschenrechten gehören zusammen.................. 1 Klimatag stand im Zeichen der Nord- Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Süd Beziehungen Auf dem Weg zum Klimadag 2015 – ein informeller Werkbericht............................... 2 Edité par: Umwelt- und Menschenrechte in Amazonien.............................................................. 3 12 Action Solidarité Tiers Monde 55, avenue de la Liberté Statement von Marco Gandarillas aus Bolivien............................................................ 7 L-1931 Luxembourg Statement von Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien . ............................................... 8 Tél: 400 427-20 Fax: 400 427-27 Statement von Eriberto Gualinga aus Ecuador............................................................ 9 e-mail: bpn@astm.lu „Der lebende Wald“ .................................................................................................... 10 web: www.astm.lu Responsable de la redaction: Luxembourg AG de l’ASTM Charles Schiltz En route pour de nouveaux défis................................................................................ 12 L’ASTM a fait ses Ont participé à ce numéro: Kurznachrichten......................................................................................................... 15 bilans lors de deux Dietmar Mirkes, Jean Feyder, Nicole AG Etikwa Ikuku, Isabel Pitz, Marc Keup, Nouvelles des partenaires Thérèse Gorza, Jacqueline Rippert, Entretien avec Mme Gilda Rivera............................................................................... 16 Charles Schiltz, Julie Smit, Rainer 16 Werning, Gabriela Cáceres, François- Des années de sensibilisation et de pression politique ont porté des fruits ......................18 Xavier Dupret, Mathilde Dufranc Présentation du Conseil National d’Agriculture Biologique (CNABio) .............................19 ea. Photo de couverture: Cercle de Coopération ASTM Le rôle des ONG dans le changement social............................................................... 20 Impression: La vision indigène du Buen Vivir dans une communauté indigène d’Equateur....... 22 CA-Press Esch/Alzette. Le Buen Vivir et la transition vers des sociétés nouvelles ......................................... 24 Honduras Entretien avec Mme Abonnements: International Gilda Rivera du Jeanny Peffer CDM Tél: 400 427-63 Missachtung von Arbeitsschutzbestimmungen in den Philippinen ......................... 26 e-mail: jeanny.peffer@astm.lu Kriminell verantwortungslos ..................................................................................... 27 Vous pouvez vous abonner à la revue Comment l’Europe exploite et appauvrit encore plus l’Afrique................................. 30 27 Brennpunkt en versant 15 EUR Trade is war ...........................................................................................................................32 (au Luxembourg) ou 25 EUR (à l’étranger) sur le compte CCP LU 71 Journaliste, poète, artiste et brillant éditeur .............................................................. 33 1111 0102 3550 0000 Kambodschanische Zwillinge .................................................................................... 34 (BIC : CCPLLULL) avec mention „abo bp3w“ en n’oubliant pas votre nom et adresse complete. Cet Le coin des lectures..................................................................................................... 36 abonnement vous donne droit à 8 numéros. Le Brennpunkt Drëtt Welt Philippinen apparaît 5 fois par an. Der Aufbau nach dem Taifun ver- Reproduction/Nachdruck läuft katastrophal La reproduction des articles est auto- risée à condition que la source soit mentionnée. Der Nachdruck ist frei unter der Bedingung, dass die Quelle 30 angegeben wird. Réalisé grâce à un appui financier de la Coopération luxembourgeoise. Les opinions représentées dans la présente publication n’engagent que leurs auteurs. Afrique Le Brennpunkt Drëtt Welt est une revue luxembourgeoise, éditée par Les APE appauvris- l'Action Solidarité Tiers Monde. sent encore davan- tage l’Afrique www.astm.lu
Klimaschutz und der Schutz von Menschenrechten gehören zusammen éditorial Der diesjährige „Klimadag“ des Klima-Bündnis Lëtze- Verstöße in die Wege leiten (vergleichbar dem Interna- buerg am 28. April richtete die Scheinwerfer auf die Lage tionalen Gerichtshof in Den Haag).” Zudem sollen die der Umwelt- und Menschenrechte in der Amazonasre- Mitgliedsstaaten der EU die ILO-Konvention Nr. 169 zum gion. Im „Europäischen Jahr für Entwicklung“ unter dem Schutz der Rechte der indigenen Völker ratifizieren. Motto „Unsere Welt, unsere Würde, unsere Zukunft“ war dies eine logische Konsequenz aus den Zielen des Klima- Für das Klima-Bündnis Lëtzebuerg ist es evident, Bündnis: der Schutz des Weltklimas, der tropischen dass Klimaschutz und der Schutz von Umwelt- und Regenwälder und der Rechte seiner indigenen Bewohner. Menschenrechten nicht voneinander zu trennen sind. Dazu hatte die ASTM als Nord-Süd-Koordination des Wenn im September auf UN-Ebene die globalen Nach- Klima-Bündnis drei Vertreter der amazonischen Zivilge- haltigkeitsziele verabschiedet werden, dann darf Luxem- sellschaft als Referenten eingeladen: Marco Gandarillas burg, das zusätzlich die EU-Präsidentschaft inne hat, im aus Bolivien, Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien und „Europäischen Jahr für Entwicklung“ schon mal zeigen, Eriberto Gualinga aus Ecuador. wie ernst es seine Mitverantwortung für die Missachtung von Umwelt- und Menschenrechten in den Auslandspro- Ihre Kernaussagen: Die derzeitigen Handelsre- jekten seiner Firmen und Finanzinstitutionen nimmt. geln ermöglichen es multinationalen Konzernen, die Die beste Entwicklungshilfe sind der Respekt dieser Produktion zu verlagern oder primäre Rohstoffe billig Rechte und gerechte Handelsbeziehungen. in Drittweltländern zu erwerben und dabei Menschen- rechte zu verletzen und nicht wiedergutzumachende Dietmar Mirkes, ASTM Umweltschäden in diesen Ländern anzurichten – und wir Europäer ziehen Vorteile daraus. Staaten aus denen die ausländischen Investitionen stammen sind mitver- antwortlich für die Verletzung der Menschenrechte, die „ihre“ Firmen in Drittländern verursachen, solange sie nicht bindende Standards für die Gewinnung von und den Handel mit Rohstoffen errichten, die denen in ihren eigenen Ländern ähnlich sind. Um ein Gegengewicht gegen die „Raubentwicklung“ an kostenloser Natur und Rohstoffen und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich zu schaffen, ist es gerade in boomenden Ländern wie Brasilien oder Peru nötig, die Zivilgesellschaft zu stärken, Naturschutzgebiete einzu- richten, die in der Praxis auch eingehalten werden, und die Territorien indigener Völker rechtlich anzuerkennen. Die Indigenen haben aus ihrer Tradition her das Wissen, wie man den Regenwald nutzen und zugleich zum Vorteil der Weltgemeinschaft erhalten kann. In die gleiche Richtung geht die Resolution, die die Vollversammlung des Klima-Bündnis Lëtzebuerg am gleichen Tage verabschiedet hat: “Europäische Firmen und Finanzinstitutionen müssen in Auslandsprojekten, die sie durchführen oder an denen sie beteiligt sind, Umwelt- und Menschenrechte respektieren und im Falle von Verstößen dagegen sanktioniert werden. Die EU und ihre Mitgliedsstaaten sollen die Schaffung eines rechts- verbindlichen Instruments der Sanktionierung solcher
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Auf dem Weg zum Klimadag 2015 – ein informeller Werkbericht Alle zwei Jahre organisiert das Klima-Bündnis Lëtzebuerg den “Lëtzebuerger Klimadag“. Da er 2015 mitten in das “Europäische Jahr für Entwicklung” und kurz vor Beginn der EU-Präsidentschaft Luxemburgs fallen würde, war für die nationale Koordination früh klar, das diesmal die Nord-Süd-Beziehungen im Mittelpunkt stehen sollten. Dietmar Mirkes Ecuador, Marco Gandarillas aus Bolivien Naturlich nutzten wir die Anwe- und Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien senheit unserer Gäste aus für einen so, dass alle drei am 28. April in Luxem- Besuch bei Kooperationsminister Das Klima-Bündnis hat zwei Ziele: burg sein konnten. Dies setzte auch die R. Schneider und der Direktorin der den Schutz des Weltklimas und den terminliche Abstimmung vor allem mit Kooperation, Mme Schommer am Tag Schutz der tropischen Regenwälder dem Internationalen Klima-Bündnis vor dem Klimadag. Dabei wies Marco und seiner Bewohner. So lag es nahe, voraus, denn Eriberto Gualinga war auch Gandarillas auf die Mitverantwortung sich bei der diesjährigen Ausgabe des Gast auf deren Jahrestagung in Dresden der Herkunftsstaaten der ausländischen Klimadag auf den aktuellen Zustand in Deutschland am 23. und 24. April, Investitionen für Menschenrechtsverlet- der tropischen Regenwälder zu konzen- und anderen Partnerorganisationen – zungen durch Unternehmen in Drittlän- trieren, mit einem Schwerpunkt auf der Eriberto reiste weiter zu “Frontière de dern hin. Zugleich stellten wir klar, dass Amazonasregion. Vie” in Belgien und der Regenwaldstif- wir weiterhin eine Ratifizierung der ILO- Da die Europäische Kommission im tung “Oro Verde” in Deutschland, Marco Konvention 169 und einen Rückzug des “Europäischen Jahr für Entwicklung” Gandarillas flog weiter nach Dänemark Pensionsfonds aus der Mine in Caja- ihren Fokus im Wesentlichen auf die – sowie mit Klima-Bündnis Österreich, marca fordern. Entwicklungshilfe setzt, nicht aber auf denn sie hatten Adeilson Lopez da Silva Eine ONGD-Gesprächsrunde am Tag die generellen Nord-Süd-Beziehungen, nach Europa eingeladen. nach “Der lebende Wald” im Cercle de und da dem “Jahr für Entwicklung” Parallel zu dieser Tourneeplanung Coopération und einigen Interviews mit weder inhaltliche Debatten mit der erfolgte die Vorbereitung der neuen der Presse rundeten das vollgepackte europäischen Zivilgesellschaft über Ausstellung “Paradise Lost”, die die Programm ab. dessen Sinn und Zweck, geschweige Zerstörung von Regenwäldern und indi- denn mit der Zivilgesellschaft in den genen Kulturen im indonesischen Papua Entwicklungsländern vorausgegangen thematisiert und die gerade rechtzeitig waren, hielten wir es für angebracht, für den Klimadag fertig wurde. Von den Dietmar Mirkes ist Mitglied der ASTM einen kleinen komplementären Beitrag beiden anderen, bereits existierenden zu liefern. Wir wollten Vertreter der Ausstellungen, “Das Land, das wir uns Zivilgesellschaft der Anrainerstaaten nehmen” und “Unser Griff nach den Amazoniens hier in Europa zum Thema Rohstoffen der Welt”, zeigten wir nur die “Entwicklung” zu Wort kommen lassen Teile, die die Folgen unserer Gier nach und zudem einige Dokumentationen Biomasse und Rohstoffen in Südame- dazu ausarbeiten. rika und Zentralafrika darstellten. Die Praktisch möglich wurde dies Übersetzung des Films “Le chant de mithilfe von zwei Bildungsprojekten, die la Fleur” / “Das Lied der Blume” ins von der EU mitfinanziert und an denen Deutsche über das Leben in Sarayaku die ASTM beteiligt ist: “From Overcon- gehörten ebenfalls zu den inhaltlichen sumption to Solidarity” und “The Future Vorbereitungen. we want”. Hier waren bereits Gelder für Nach diesen langen Vorbereitungen thematisch passende Vortragsreisen von konnten wir dann endlich den “5. Süd-Partnern nach Europa und Ausstel- Lëtzebuerger Klimadag” und den Tag lungen vorgesehen. Wir bündelten die “Der lebende Wald” (siehe die beiden Europareisen von Eriberto Gualinga aus folgenden Artikel) in Angriff nehmen. 2 BP 289 - juin 2015
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Umwelt- und Menschenrechte in Amazonien Der 5. Klimadag fand am 28. April im Centre Culturel de Rencontre Abbaye de Neumünster statt und richtete seinen Blick vor allem auf Amazonien. Dietmar Mirkes Umwelt- und Menschenrechte in Dokumentationszentrums CEDIB in Amazonien Cochabamba, das sich auf die Folgen des Ressourcenabbaus in Bolivien Im Hinblick auf die kommende Zur Beschreibung der Lage in konzentriert und langjähriger Partner EU-Präsidentschaft hatte sich die Amazonien hatte die ASTM als Nord- der ASTM ist, zeigte am Beispiel der Europäische Geschäftsstelle des Klima- Süd-Koordination des Klima-Bündnis Ausbeutung von Koltan und Gold in Bündnis entschieden, den diesjährigen Lëtzebuerg drei Gäste aus Amazonien seinem Land, wie der immer größer Startschuss zu der europaweit laufenden eingeladen. und vielfältiger werdende Verbrauch Kindermeilen-Kampagne nach Luxem- Der brasilianische Ökologe Adeilson von mineralischen Rohstoffen schwere burg zu verlegen: Kinder der Schule in Lopez da Silva von ISA, dem Instituto irreparable Schäden für Umwelt und Mamer legten zu Beginn des Klimadags Socioambiental in Sao Paulo, lieferte Anwohner in Amazonien erzeugt. auf den unterschiedlichsten Schuh- anhand eines Atlas von Amazonien Der indigene Filmemacher Eriberto werken, Rollen und Rädern die ersten einen Überblick über die fortschreitende Gualinga ist Sprecher der Kichwa- emissionsfreien „Startschritte“ hin. Zerstörung der Regenwälder in allen Gemeinde Sarayaku im Amazonasre- Unterstützt wurden sie dabei von Ländern Amazoniens und der Lebens- genwald von Ecuador, die sich seit 30 den beiden Staatssekretären Marc räume der Indigenen. Das ISA koordi- Jahren erfolgreich gegen die Zerstörung Hansen und Camille Gira aus dem niert ein Netzwerk von Umwelt- und ihres Territoriums durch Erdölförde- Bildungs- und Umweltministerium, Menschenrechtsorganisationen aus den rung wehrt. Er stellte zunächst mit Thomas Brose, dem Direktor der Euro- Amazonasanrainerstaaten; sie tragen einem Kurzfilm den Regenwald als päischen Geschäftsstelle und dem indi- ihr Wissen in dem „Atlas von Amazo- Lebensraum der Bewohner Sarayakus genen Filmemacher Eriberto Gualinga nien“ zusammen. vor und dann ihren langfristigen und aus Sarayaku, Ecuador. Marco Gandarillas, Direktor des umfangreichen Entwicklungsplan, der Photo: ASTM Kinder der Mamer Schule legten die ersten emissionsfreien „Startschritte“ hin. BP 289 - juin 2015 3
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag stimmberechtigten Gemeindevertreter anwesend. Neben dem obligatorischen Finanzbericht, welcher auch ange- nommen wurde, mischte die Verab- schiedung von Pierrette Kemp-Klein die Versammlung auf: Sie hat in der interaktiven Ausstellung “Klima-Kanu- Quetschekraut” über 10 Jahre lang mit dem ihr eigenen Elan und Humor Hunderten von Schulklassen und Tausenden von Schülern das Klima und den Klimaschutz nähergebracht. Dafür bedankte sich Pol Polfer vom Mouve- ment Ecologique im Namen des Klima- Bündnis herzlich bei ihr, und Isabel Pitz von der ASTM überreichte Ihr eine Rolle mit vielen Fotos von ihren Animationen. Vielen Dank, Pierrette, und weiterhin Photo: ASTM alles Gute bei Deinen Führungen durch die Stadt Luxemburg! Am Ende der Mitgliederver- Es gab auch eine Menge Informationen zum Klimaschutz in den Gemeinden. sammlung stimmten die Gemeinden einstimmig der Resolution “Die Post- 2015-Entwicklungsagenda – Von Visi- zeigt, wie man den Regenwald nutzen bekannten Expos “Das Land, das wir onen zu Maßnahmen und Lösungen” und erhalten kann. uns nehmen” und “Unser Griff auf die zu. Die anschließende lebhafte Diskus- Rohstoffe der Welt” über Zentralafrika sion mit den Zuhörern moderierte und Amazonien. Alle drei Expos können Thomas Brose von der Europäischen bei der ASTM ausgeliehen werden. Dietmar Mirkes ist Mitglied der ASTM Geschäftsstelle. Klimaschutz in den Gemeinden Die weltweite Zerstörung der Regenwälder Der Schutz des Klimas, der Regen- wälder und der Rechte der Indigenen Mit unserer Gier nach Rohstoffen sind die Ziele des Klima-Bündnis, und treiben wir Menschen in den Industrie- im gleichen Raum mit den Regenwald- ländern und die Eliten in den Schwel- Expos stellten Mitgliedsgemeinden lenländern nicht nur die Zerstörung des Klima-Bündnis ihre Klimaschutz- der Regenwälder Amazoniens, sondern Aktivitäten vor. Hier herrschte ein reger in den gesamten Tropen voran. Dies Austausch zwischen Gemeindeverant- thematisierten drei Ausstellungen in den wortlichen, denn ein zentrales Element Vorräumen: Die Ausstellung „Paradise der Klimatage und des Klima-Bündnis Lost ? – Peuples Premiers et Ressources insgesamt ist immer der Erfahrungsaus- Naturelles en Papouasie”, kurz vorge- tausch über “Best Practice” zwischen stellt von Carole Reckinger, nimmt die den Mitgliedsgemeinden. Betrachter mit zu einem der abgele- gensten Orte der Erde – West-Papua in Die Mitgliederversammlung des Indonesien – und zeigt die Folgen der Klima-Bündnis Lëtzebuerg Photo: ASTM Globalisierung und der Marktwirtschaft für die indigenen Bevölkerungsgruppen. Während der Klimadag immer Den Blick auf die tropischen Regen- öffentlich ist, waren zum Abschluss wälder vervollständigten Teile der beiden auf der Mitgliederversammlung nur die Pierrette Klein (r.) bei ihrer Verabschiedung. 4 BP 289 - juin 2015
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Resolution des Klima-Bündnis Beschluss auf der Mitgliederversammlung am 23. April 2015 in Dresden, Deutschland, und am 28.4. auf der Vollversammlung des Klima-Bündnis Lëtzebuerg in Luxemburg Im Jahr 2000 verabschiedeten Staats- tige Entwicklung voranbringen. Inter- und Regierungschefs aus 189 Ländern national spiegelt sich diese Erkenntnis die Millenniumserklärung der Vereinten in der Diskussion zur Verabschiedung Nationen, die die Herausforderungen der „Sustainable Development Goals“ des neuen Jahrtausends darstellt. Aus (SDGs) wieder. ihr wurden die acht Millenniumsent- Basierend auf dem Grundsatz der wicklungsziele (MDGs) abgeleitet, „gemeinsamen, aber unterschiedliche Beschlusstext die zum wichtigsten Instrument zur Verantwortung“ sollen die Nachhaltig- globalen Armutsbekämpfung wurden keitsziele im September 2015 verab- Die Mitglieder des Klima-Bündnis – und auch von vielen Kommunen im schiedet werden. Menschenrechte, bekräftigen: Rahmen der Erklärung der Weltunion Governance-Fragen, Umwelt, wirt- Im Rahmen unserer Klima-Bündnis- der Kommunen (United Cities and Local schaftliche und soziale Entwicklung Mitgliedschaft setzen wir uns weiterhin Governments; UCLG) unterzeichnet sollen durch diese Ziele auf globaler für ambitionierte globale Klimaschutz- wurden. Globale Herausforderungen, Ebene als zusammenhängend aner- ziele sowie für die Post-2015-Entwick- wie der Klimawandel oder die immer kannt werden. Kommunen und indi- lungsagenda und globale Nachhaltig- stärkere Ausbeutung der natürlichen gene Völker sind zwei von neun „Major keitsziele ein. Als Schnittstelle zwischen Ressourcen und die damit einherge- Groups“, die als wichtige Schlüsselfak- der internationalen, europäischen und hende Zerstörung der Lebensgrundlage toren der Gesellschaft zum Erreichen nationalen Ebene sowie der Bevölkerung von Millionen von Menschen, verstärken der SDGs beitragen. vor Ort, leisten Kommunen einen wich- soziale Ungleichheiten und verhindern 2015 wurde zudem von der Europä- tigen konkreten Beitrag für Klimaschutz gleichzeitig die Erreichung der MDGs. ischen Union zum „Europäischen Jahr und Nachhaltigkeit. Integrative und Auf der Rio+20-Konferenz wurde 2012 für Entwicklung“ (EYD2015) ausge- partizipative Kooperation mit unseren die Entwicklung von globalen Nach- rufen. Unter dem Motto „Unsere Welt, Partnern aus dem Süden ist für uns eine haltigkeitszielen (Sustainable Develop- unsere Würde, unsere Zukunft.“ sollen wichtige Voraussetzung. ment Goals, SDGs) beschlossen, die BürgerInnen über die Aktivitäten und Die Mitgliedskommunen des Klima- die Herausforderungen der Armutsbe- die aktuelle Entwicklungspolitik der EU Bündnis fordern die EU sowie die inter- kämpfung, des Umweltschutzes, des informiert werden. nationale Staatengemeinschaft auf: nachhaltigen Konsums und Produktion aufnehmen. Die Arbeit des Klima-Bündnis basiert auf der Erkenntnis, dass die globale Über- Zoom nutzung der natürlichen Ressourcen, zu dramatischen Umweltbelastungen und ÜBER DAS KLIMA-BÜNDNIS sozialen Problemen führt. Nur wenn der Ressourcenverbrauch gesenkt wird, Das „Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder schaffen wir die Voraussetzungen für e.V.“ ist ein europäisches Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, die sich einen effektiven Klimaschutz. verpflichtet haben, das Weltklima zu schützen. Die Mitgliedskommunen setzen sich für 2012 verabschiedeten die Mitglieder die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen vor Ort ein. Ihre Bündnispartner sind die des Klima-Bündnis die Resolution „Die indigenen Völker in den Regenwäldern Amazoniens. Millenniumskonsumziele als wichtigen Beitrag zu den Millenniumsentwick- www.klimabuendnis.org lungszielen“. Dies unterstreicht, dass globale Ziele, die rein auf Armutsre- Die ASTM koordiniert gemeinsam mit dem Mouvement Ecologique das Klima-Bündnis duzierung im Süden abzielen, weder Lëtzebuerg. ausreichen noch eine globale nachhal- BP 289 - juin 2015 5
Photo: ASTM Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Diskussionen zu den Umwelt- und Menchenrechte in Amazonien auf dem 5. Klimadag. • Die Anliegen und Potentiale der Stufenplan bis 2020 entwickeln; Selbstverpflichtung der lokalen Ebene müssen bei der Festle- • Die Wahrung der Umwelt- und Kommunen im Klima-Bündnis gung von globalen Zielen berücksichtigt Menschenrechte und speziell indigener und KommunalvertreterInnen in die Rechte müssen bei entwicklungs- und Direkte Partnerschaften zu indi- Diskussion mit eingebunden werden; klimapolitischen Maßnahmen gewähr- genen Völkern, der Austausch von • Die Europäische Union muss leistet werden. Die Mitgliedsstaaten der Erfahrungen zwischen Kommunen, die Rolle der Kommunen in der interna- EU – selbst wenn sie keine eigene indi- faire Produkte in der Verwaltung, tionalen Entwicklungszusammenarbeit gene Bevölkerung haben – sollen dem kommunale Bildungswochen oder die stärken. Dies bedarf einer gemeinsamen Beispiel Spaniens und der Entschlie- punktuelle Unterstützung von Projekten Weiterentwicklung der bereits beste- ßung des deutschen Bundesrates vom in Amazonien – bereits heute sind viele henden Instrumente, sowie der daran 27.3.2015 folgen und die ILO-Konven- Mitgliedskommunen im Bereich der angeschlossenen Bekräftigung der tion Nr. 169 der Internationalen Arbeits- globalen Klimagerechtigkeit aktiv. Die finanziellen Förderung; organisation ratifizieren; eine entspre- Mitglieder des Klima-Bündnis bekräf- • Die EU-Förderlinie („Non- chende Empfehlung der EU dafür wäre tigen die bereits bestehenden lokalen State Actors and Local Authorities in hilfreich. Initiativen und Aktivitäten, sagen Development Raising public awareness • Europäische Firmen und ihnen politische Unterstützung zu und of development issues and promoting Finanzinstitutionen müssen in schaffen Rahmenbedingungen für neue development education in the European Auslandsprojekten, die sie durchführen Projekte und fördern das Engagement Union (DEAR)”) muss die politischen oder an denen sie beteiligt sind, Umwelt- auf kommunaler Ebene. Damit die und administrativen Realitäten der und Menschenrechte respektieren globalen Ziele Wirkung zeigen, müssen Kommunen berücksichtigen. Die aktu- und im Falle von Verstößen dagegen sie von der lokalen Ebene mit Leben ellen Kriterien mit immer größeren, sanktioniert werden. Die EU und ihre gefüllt werden. Dafür ist politischer Wille pan-europäischen Projekten, gefährden Mitgliedsstaaten sollen die Schaffung und zivilgesellschaftliches Engagement eine effektive Durchführung sowie die eines rechtsverbindlichen Instruments gefordert – diesem Ziel verpflichten sich Erreichung der Ziele; der Sanktionierung solcher Verstöße in die Klima-Bündnis-Kommunen. • Die EU muss den Green Climate die Wege leiten (vergleichbar dem Inter- Fund stärken und einen transparenten nationalen Gerichtshof in Den Haag). 6 BP 289 - juin 2015
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Statement von Marco Gandarillas aus Bolivien Der Klimawandel hat verdeutlicht, wie sehr Industrie- und Entwicklungsländern in ihrer Verantwortung verflochten sind; wir bewohnen ein und denselben Planeten gemeinsam mit gleichen großen Problemen. Marco Gandarillas Im „Europäischen Jahr der Entwick- lung 2015“ lautet die Botschaft, dass Europa verstehen soll, dass sein Handelsregeln Auswirkungen auf den Rest der Welt haben. Geschäfte dürfen nicht wichtiger sein als Menschenleben und Europas Wachstum darf weder darauf beruhen, dass die Asymmetrien mit den Entwicklungsländern größer werden, noch darauf, dass Europa Vorteile erzielt durch die Verletzung von Menschenrechten oder der Zerstörung von so wichtigen Regionen wie Amazo- nien. Der immer größer und vielfältiger werdende Verbrauch von mineralischen Rohstoffen erzeugt schwere irreparable Photo: ASTM Schäden für Amazonien. Bei der Ausbeu- tung von Koltan und Gold zum Beispiel, werden Menschenrechte der Arbeite- rInnen und der indigenen Gemein- Marco Gandarillas, Direktor des Centro de Documentación e Información Bolivia. schaften verletzt. Die Auswirkungen auf die Natur sind ebenfalls alarmierend. Natürlich haben wir es hier zunächst Rohstoffe billig in Drittweltländern zu nalen Instrumente im Zusammenhang einmal mit einem lokalen und nati- erwerben, würde es ihnen nicht so leicht mit Menschen- und Umweltrechten onalen Problem zu tun. Aber ohne fallen, Menschenrechte zu verletzen und respektieren. Mitverantwortlich sein die internationale Nachfrage und die nicht wiedergutzumachende Umwelt- beinhaltet aber auch für unsere Länder, Handelsregeln, die es den multinati- schäden in diesen Ländern anzurichten. sich dahingehend zu ändern, dass der onalen Konzernen ermöglichen, die Daher sind die Staaten, aus denen die Bevölkerung Gehör erteilt wird. Daher Produktion zu verlagern oder primäre ausländischen Investitionen stammen, brauchen wir eine gestärkte Zivilgesell- mitverantwortlich für die Verletzung schaft und Staaten, die die Menschen- der Menschenrechte, die „ihre“ Firmen rechte einhalten. Die internationale in Drittländern verursachen, solange Entwicklungshilfe kann ein wichtiger Der immer größer und sie nicht bindende Standards für die Verbünderter sein, wenn sie begreift, vielfältiger werdende Gewinnung von und den Handel mit dass Armut immer aus Ungerechtigkeit Rohstoffen errichten, die denen in ihren entsteht. Verbrauch von minerali- eigenen Ländern ähnlich sind. Um einen gerechten Handel voran- schen Rohstoffen erzeugt zubringen, müssten alle Staaten die Marco Gandarillas ist Direktor des schwere irreparable Konvention ILO 169 ratifizieren und Centro de Documentación e Informa- sich verpflichten, dass die Aktivitäten ción Bolivia (www.cedib.org). Schäden für Amazonien. „ihrer“ Firmen sämtliche internatio- BP 289 - juin 2015 7
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Statement von Adeilson Lopez da Silva aus Brasilien Die indigenen Völker Lateinamerikas und Amazoniens verbinden mit dem Wort „Entwicklung“ aus dem Munde der Europäer seit fünf Jahrhunderten lediglich Tod und Zerstörung. Adeilson Lopez da Silva verantwortungsvolle Regierungen sich und die Errichtung und Einhaltung von im Klaren sind über die Folgen, die diese Naturschutzgebieten. Art der Entwicklung für indigene Völker Beides ist fundamental für den Eine Fläche des Amazonasregen- und empfindliche Ökosysteme hat. Schutz der Wälder und des Weltklimas. waldes von der Größe Deutschlands In jüngster Zeit gab es zahlreiche Sie bilden eine Voraussetzung dafür, wurde bereits gerodet, viele Flüsse sind Gesetzesinitiativen in den Anrainer- soziale Konflikte zu minimieren, die infolge der Gewinnung von Rohstoffen staaten Amazoniens, die die Bedin- bisher stets mit der Gewinnung von vergiftet, und viele indigene Völker gungen für Bergbau und intensive natürlichen Ressourcen infolge des wurden zwangsumgesiedelt, um Platz Landwirtschaft flexibilisieren, d.h. europäischen Entwicklungsmodells für dieses Entwicklungsmodell zu erleichtern. Es ist daher wichtig, dass auftreten. schaffen. Europa sich in diesem Szenario für In Brasilien sind es vor allem die höhere internationale Standards einsetzt Sojaproduzenten, Viehzüchter und und Anstrengungen unternimmt, um Adeilson Lopez da Silva ist Mitarbeiter Minenunternehmen, die sich über gute die Zivilgesellschaft in den Entwick- am Instituto Socioambiental (ISA) in Geschäftsaussichten mit Exporten für lungsländern zu stärken und ein Gegen- Brasilien (www.socioambiental.org). das europäische Entwicklungsmodell gewicht gegen diese „Raubentwicklung“ freuen. Es ist daher notwendig, dass setzt. Dazu gehören die Anerkennung die Presse, die Zivilgesellschaft und der Territorien der indigenen Völker Photo: ASTM Adeilson Lopez da Silva (l.) referierte über die Situation der Indigenen in Brasilien. 8 BP 289 - juin 2015
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Statement von Eriberto Gualinga aus Ecuador Das autochthone Kichwa-Gemeinde von Sarayaku liegt im Osten Ecuadors in der Amazonasprovinz Pastaza am Mittellauf des Rio Bobonaza. Sie besteht aus sieben Siedlungen mit insgesamt 1200 Einwohnern auf 135.000 Hektar Fläche. Harmonie auf drei Achsen: Runa kuna kawsay (die Existenz und Wohlfahrt des Volkes), Sumak allpa (die gesunde Erde) und Sacha Runa yachay (die Kenntnis der Menschen vom Wald). Auf der zent- ralen Achse Sumak allpa (die gesunde Erde) sind verschiedene Programme des Schutzes der Umwelt aufgebaut; eines davon ist seit 2005 das Projekt Sisa ñampi, „Der Weg der Blumen“ oder „Die lebende Grenze“: Entlang der Grenze des Territoriums von Sarayaku pflanzen die Bewohner von Sarayaku eine Kette von blühenden Bäumen, um sie sichtbar zu markieren. Es ist direkt verbunden mit dem Plan „Tayak“, der Aktivitäten Photo: ASTM zu Stärkung des eigenen Wissens, der Kultur, der Bildung, der Gesundheit und der Ökonomie der amazonischen Völker Eriberto Guallinga gab eine Einführung in die Lebenswelt und Philosopie der Indigenen. führt, um die Kontinuität der Identität, der Kenntnisse und der Wissenschaft Amazoniens zu gewährleisten, die Terri- Eriberto Gualinga Harmonie). Er basiert auf der Lebens- torien zu beschützen und die Ökosys- kultur der Kichwas in Amazonien, ihren teme zu bewahren. Kenntnissen auf technischer, spiritueller, Es gibt in diesem Teil Amazoniens sozialer, wissenschaftlicher, kultureller keine Straßen, und um nach Sarayaku und ökonomischer Ebene. Er spannt Eriberto Gualinga ist Sprecher der zu gelangen, muss man entweder mit den Bogen aus der Vergangenheit über Kichwa-Gemeinde Sarayaku in dem Boot rund vier Stunden den Rio die Gegenwart in die Zukunft Sarayakus Ecuador (www.sarayaku.org). Bobonaza herunterfahren oder in 25 und beruht auf den Prinzipien, der Vision min vom Flugplatz Rio Amazonas bei und der Lebensweise der autochthonen der Stadt Puyo hierhin fliegen. Völker Amazoniens in Harmonie mit der Das Volk von Sarayaku hat zahllose Natur. Sein Ziel ist, das Lebensmodell der Taktiken angewandt, um sein Territo- indigenen Kichwavölker Amazoniens zu rium, seine Kultur und seine Sitten, d.h. stärken und das Forstbestehen ihrer seine Existenz zu bewahren. Dennoch Gemeinschaften und ihrer Kultur als bedrohen immer größer werdende Volk zu gewährleisten, basierend auf den Projekte sein fragiles und wichtiges philosophischen Prinzipien des Lebens Ökosystem, den Regenwald. in Harmonie (Sumak Kawsay) und des Seit einigen Jahren hat Sarayaku Lebenden Waldes (Kawsak Sacha). Er die Entwicklung eines langfristigen hat das Potential, zu einem Prototyp zur und umfangreichen Entwicklungs- Lösung von sozialen und Umweltkon- plans in Angriff genommen, den Plan flikten in Amazonien zu werden. Sumak Kawsay (den Plan vom Leben in Sarayaku verfolgt das Leben in BP 289 - juin 2015 9
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Der 5. Lëtzebuerger Klimadag „Der lebende Wald“ Am 29. April, dem Tag nach dem Klimadag, trafen sich 22 Teilnehmer aus der Forstverwaltung, aus Gemeinden und Umweltorganisationen, sowie interessierte Einzelpersonen in Bettemburg zu einer außergewöhnlichen Begegnung mit Eriberto Gualinga aus Sarayaku. Die zentrale Frage lautete: Was können wir von den Indigenen Amazoniens für unseren Umgang mit dem Wald lernen? Dietmar Mirkes und Isabel Pitz seiner Subsistenzwirtschaft auf exten- lieferte zahlreiche Anregungen aus Sicht sive und nachhaltige Weise nutzt. des Umweltschutzes. Die Diskussion mit Anschließend gab Claude Parini von den Referenten machte allen Teilneh- Bei herrlichem Sonnenschein führte der Forstverwaltung einen umfassenden mern klar, wie sehr sich doch die Wälder Danièle Murat die Gruppe am Vormittag Überblick über die Wälder Luxemburgs Luxemburgs und Amazoniens unter- durch den frisch ergrünten Naturwald von Bettemburg und anschließend gab es Erklärungen zum Bongert Alten- In der Gruppenarbeit trat klar hervor, dass es hoven mitsamt Picknick dort. Den Workshop am Nachmittag im schwierig ist, ihre Situation auf Luxemburg zu über- Centre Culturel von Hüncheringen eröff- nete Eriberto Gualinga mit dem Kurz- tragen(...) Dennoch ist ihre Beziehung zum Wald ein film „Kawsak Sacha“ zum Lebensraum Vorbild für uns, das uns lehrt, den Wald nicht nur der Regenwald-Gemeinde Sarayaku und ging auf die zahlreichen Fragen der Teil- ökonomisch zu bewerten. nehmer ein. Dabei erläuterte er unter anderem am Beispiel der „Chakras“ (Waldgärten), wie das Volk von Sarayaku und ihre Bewirtschaftung, und Roger scheiden, zum Beispiel durch unsere die Ressourcen des Waldes im Rahmen Schauls vom Mouvement Ecologique Fixierung auf die Holznutzung. Ein Ausschnitt des Films „Der Gesang der Blume“ gab den Teilneh- mern einen Einblick in die Mingas, die gemeinschaftlichen Arbeiten, und in die naturreligiöse Philosophie der Indigenen. Es wurde in der Debatte offensichtlich, wie groß unser Informati- onsdefizit über das Leben der Indigenen ist, zum Beispiel über ihr traditionelles kollektives Besitzrecht und ihre ganz- heitliche Sicht des Waldes als Lebens- raum. Eriberto Gualinga betonte auch, wie zentral der Besitz von Territorium für ihre Lebensweise ist und dass sie sich seit Jahrzehnten in einem andauernden Kampf ums Überleben ihrer kleinen Gemeinschaft gegen den Griff der Erdöl- konzerne befinden. In der Gruppenarbeit trat klar hervor, Photo: ASTM dass es schwierig ist, ihre Situation auf Luxemburg zu übertragen, allein schon aufgrund der unterschiedlichen Bevöl- Gruppenbild der Teilnehmer kerungsdichte . Dennoch ist ihre Bezie- hung zum Wald ein Vorbild für uns, das 10 BP 289 - juin 2015
Dossier: Der 5. Lëtzebuerger Klimadag Zoom Amazonia under pressure „Amazonia under pressure“ gibt einen hervorragenden Überblick über die aktuelle Situation in Amazonien. Die 68 großformatigen Seiten beinhalten thematische Karten, Fotos der ökono- mischen Nutzung, des Lebens der Indigenen und von Protestmärschen, Informationen über die Zerstörung ihrer Lebensräume. Der Atlas „Amazonia under pressure“ wird herausgegeben Photo: ASTM von dem ONG-Netzwerk RAISG, dem amazonischen Netzwerk für geogra- phische sozioökologische Information Was können wir vom Umgang der Indigenen mit ihrem Wald lernen? Auf solche Fragen mit Sitz in Sao Paulo in Brasilien. suchten die Teilnehmer in intensiver Arbeit in Kleingruppen Antworten. Man kann ihn von der Website des ISA herunterladen: www.socioambiental.org. uns lehrt, den Wald nicht nur ökono- der Indigenen Amazoniens gelegt. misch zu bewerten. Die Teilnehmer Die Koordination wird weitere sahen Umweltbildung als Sensibilisie- Schritte in Richtung eines Waldpro- Paradise Lost? rung für den nachhaltigen Umgang mit gramms für die Gemeindewälder dem Wald als sehr wichtig an. ausarbeiten. Interessierte Gemeinden „Paradise Lost?“ est un projet anthro- Unser materialistischer Lebens- können bei der Koordination den Film pologique et photographique visant à stil mit seinem hohen Verbrauch an „Der Gesang der Blume“ (58 min, in mettre en lumière les défis sociaux et Rohstoffen wurde kritisch gesehen, D oder F-Version) für eine abendliche environnementaux que pose la globalisa- auch weil er den weltweiten Druck nach Vorführung mit anschließender Debatte tion dans un des endroits les plus isolés Rohstoffen vergrößert, der mitverant- ausleihen (Kontakt: klima@astm.lu) de la planète : la Papouasie occidentale en wortlich ist für die existenzielle Bedro- Indonésie. hung des Volkes von Sarayaku durch La Papouasie abrite la 3ème plus grande die Freigabe neuer Konzessionsgebiete forêt tropicale au monde avec une biodi- für die Erdölförderung. So wurden auch Dietmar Mirkes und Isabel Pitz sind versité exceptionelle, qui est restée isolée konkrete Handlungsalternativen disku- Mitglied der ASTM. Die Fotos zum pendant des millénaires. C’est avec le tiert zum Beispiel Recycling, do-it-your- Dossier „5. Lëtzebuerger Klimadag“ regard de l’observateur externe, mais self, Tauschringe, selber anpflanzen etc. stammen von Isabel Pitz, Rocio Meza avec une solide expérience de la région und Roger Martinez-Dolz (alle ASTM). qu’Antoine Lemaire et Carole Reckinger, Vorläufiges Fazit documentent l’impact de la globalisa- tion sur les communautés indigènes de Dem gesteckten Ziel, nämlich Papouasie depuis 2008. herauszufinden, was wir von den Indi- L’ASTM et le Klima Bündnis proposent genen für unseren Umgang mit dem l’exposition aux communes pour une Wald lernen können, kam man in dem durée d’entre 2 et 4 semaines. Une visite sehr intensiven Workshop zwar nur ein guidée pourrait être organisée. Toutes les kleines Stück näher, dafür aber ist der informations sur l‘expo sont sur le site Samen für eine weitergehende Beschäf- web www.paradiselost.lu. tigung mit dem Leben und den Werten BP 289 - juin 2015 11
Luxembourg Luxembourg Assemblée générale de l’ASTM En route pour de nouveaux défis Comme c’est devenu maintenant coutume, l’assemblée générale ordinaire de l’Action Solidarité Tiers Monde – ASTM - s’est tenue en deux temps. L’association s’était donnée rendez-vous le samedi 21 mars pour discuter des rapports d’activités mais surtout des perspectives pour les années à venir alors que le soir du mardi 31 mars était consacré à la partie statutaire – avec l’adoption des rapports financiers et moraux du CA. Nicole Etikwa Ikuku jusqu’en 2018. Les partenaires afri- loppement équitable et durable est de cains soutenus par l’ASTM continuent plus en plus remis en question. à intervenir essentiellement dans le Pour définir ses orientations, l’ASTM 2014 était caractérisée par la clôture domaine de l’agriculture. De façon a sollicité la participation de l’ensemble de deux accords-cadres (programmes de générale, l’approche favorisée est une des ses membres, des bénévoles aussi travail pluriannuels) de 5 ans soutenus agriculture à petite échelle, renonçant bien que de son équipe de permanents. par la Direction de la coopération et aux intrants chimiques (engrais, pesti- Accompagnés par Adélie Miguel Sierra, de l’action humanitaire du Ministère cides) et permettant à nos partenaires consultante externe, un nouveau cadre des Affaires étrangères et européennes d’utiliser efficacement des alternatives. stratégique a été développé, englobant le (MAEE). Il s’agissait d’un côté des Les actions englobent en général trois travail avec les partenaires du Sud et le projets de solidarité que l’ASTM réalise volets: l’amélioration de la production, travail de sensibilisation et d’éducation avec 31 organisations partenaires en l’appui pour une meilleure commerciali- au développement au Nord. Il devra Asie, au Proche Orient et en Amérique sation et l’organisation des producteurs nous guider dans nos activités jusqu’à la latine et de l’autre côté des actions de en groupements ou en coopératives. fin de la décennie, c’est-à-dire jusqu’au sensibilisation et d’éducation au déve- Si les nouveaux accords-cadres s’ins- moment où l’ASTM fêtera un demi- loppement à travers un accord signé une crivent dans la continuité des activités siècle d’existence. première fois en 1999. que l’ASTM développe depuis 45 ans, Avant de se projeter dans un tel Concernant les partenariats en notre association a su relever plusieurs avenir, nous avons tenu à synthétiser Afrique, ils se réalisent en consortium défis liés à la fois aux nouvelles priorités les principaux enseignements issus de avec SOS Faim. L’accord y relatif a qu’elle voulait se donner et à un contexte ses précédents accords-cadres. Parallè- été reconduit en 2014 et continuera politique général, où le droit à un déve- lement un diagnostic organisationnel Photo: ASTM Les participants de l’assemblée générale 2015 de l’ASTM. 12 BP 289 - juin 2015
Luxembourg interne a été entamé afin d’identifier les forces et les éléments à améliorer, Zoom ainsi qu’une analyse de l’évolution du contexte externe dans lequel l’ONG agit. Sur base de ces différents diagnostics, Le nouveau Conseil d’Administration l’ASTM a redéfini sa vision de société à Composition du Conseil d’Administration de l’ASTM suites aux élections 2015 : laquelle elle souhaite contribuer - tout en réaffirmant les valeurs et les principes • Richard Graf (président), sur lesquelles elle se fonde. • Monique Langevin (vice-présidente), Pierre Schmit (trésorier), Pour des raisons inhérentes aux • Edith Schuller-Kieffer (représentante du personnel et travailleur désigné), moyens budgétaires mis à disposition • Jacques Mergen (secrétaire), du MAEE pour les activités d’éduca- • Dilcia Figueroa, tion au développement, l’ASTM a dû • Ana-Luisa Teixeira, scinder ses activités d’éducation en deux • Pol Faber, programmes distincts. Elaborer deux • Niki Shillinglaw, programmes spécifiques tout en mainte- • Jean Feyder nant une cohérence d’ensemble n’a pas • Raymond Wagener. été aisée, mais l’ASTM a relevé le défi en séparant les structures plutôt orientées vers des services rendus au public et au monde des ONGD et d’autre part, des l’intégration dans le réseau bibnet.lu, le réseaux permet de se renforcer mutuel- activités plus politiques. lancement de nouvelles formules comme lement entre acteurs du développement Les efforts de ces dernières années les lunch-débats etc. ont contribué à et de soutenir un plaidoyer partagé et pour renforcer son Centre d’Information faire augmenter le nombre des usagers. plus efficace, entre-autres dans des Tiers Monde (CITIM) pour en faire une Le cadre à la fois agréable et fonc- dossiers d’actualité tel que le TTIP, les vitrine de l’éducation au développement tionnel du CITIM n’empêche pas l’ASTM relations commerciales entre l’UE et les au Luxembourg, n’ont pas été en vain. à continuer à développer ses actions de pays en développement, les objectifs du développement durable et la cohérence des politiques. Pour des raisons inhérentes aux moyens budgétaires Mais l’ASTM devra faire face à de nouveaux défis financiers : Pour mis à disposition du MAEE pour les activités compenser sa plus large contribution au CITIM, le MAEE a limité son apport à d’éducation au développement, l’ASTM a dû scinder l’AC sensibilisation, qui ne sera plus cofi- ses activités d’éducation en deux programmes nancé, comme dans le passé à hauteur de 80%. L’ASTM devra donc faire appel, distincts. dans une plus grande mesure que par le passée, à ses partenaires et ses donateurs pour mener à bien ses efforts dans le Au courant des années 2015-2017 le sensibilisation aux niveaux communal domaine de la sensibilisation. CITIM passera sous un mode de finance- et national. Le nouvel accord-cadre L’expérience que l’ASTM a su gagner ment à première vue plus confortable : le sensibilisation 2015-2017 intitulé „Les au courant des dernières années lui a MAEE a accepté de le gérer sous mandat, citoyens au Luxembourg, acteurs de permis de décrocher un projet triennal c’est-à-dire que les dépenses liées direc- changement social pour un monde plus cofinancé par la Commission euro- tement à l’infrastructure et aux activités juste“ décrit une large panoplie d’actions péenne. „The future we want“ permettra pédagogiques du CITIM sont financées destinées à des groupes-cibles très variés de renforcer le travail de sensibilisation à 100% par l’Etat. Plus qu’un centre de - acteurs du milieu scolaire, personnes- avec les communes membres de l’Al- documentation spécialisé sur le dévelop- relais, décideurs politiques ou grand liance pour le climat. Cette action nous pement, le CITIM pourra donc continuer public. A travers des collaborations projette dans la réflexion d’une société à se développer comme réel espace de spécifiques, l’ASTM va étendre la portée différente, où nos modes de consomma- rencontre et d’échange entre les ONGDs. de ses actions et toucher un public tion sont en phase avec un développe- Le dédoublement de la permanence, encore plus nombreux. Le travail en ment durable. BP 289 - juin 2015 13
Luxembourg Le nouvel accord-cadre pour les Communes de l’Alliance pour le Climat pagné par Madame la directrice Martine projets de solidarité hors Afrique est (Klima-Bündnis). L’impact luxembour- Schommer et la responsable pou l’édu- dorénavant axé sur le renforcement geois des projets de sensibilisation euro- cation au développement Allexandra des capacités de nos partenaires en péens s’est élevé à 149.522 euros. Allen au CITIM, ainsi que l’organisation tant qu’acteurs de la sociétal civile. Ce Côté recettes, les dons et contri- au Luxembourg de l’assemblée générale renforcement se fait d’abord au niveau butions d’origine privée ont atteint de l’Alliance international du climat. organisationnel : il s’agit d’améliorer la 236.665 euros, auquel il faut ajouter L’association tout entière a été gouvernance interne du partenaire et de les contributions des communes et affectée en 2014 par les décès de développer les compétences techniques, d’autres ONG pour les différentes acti- Bernard Langevin et de Guy Schuller, administratives et financières, ainsi que vités (175.561 euros), en diminution de deux membres fortement engagés dans de mettre en œuvre un processus orga- 1,8% par rapport à 2013. L’année s’est l’association depuis de longues années. nisationnel démocratique et durable. clôturée par un déficit de 61.118 euros, Leur départ pèse d’autant plus lourd que les années s’annoncent difficiles. Les mesures du „Zukunftspak“ tels que annoncées en automne 2014 pourraient Le nouvel accord-cadre pour les projets de solidarité mettre en danger la pérennité de nos est dorénavant axé sur le renforcement des capacités actions et partenariats à plus long terme. Indépendamment des débats struc- de nos partenaires en tant qu’acteurs de la sociétal turels touchant à l’existence même de l’ASTM, elle devra poursuivre ses actions civile. qui traitent des menaces qui se réper- cutent sur ses partenaires et sur notre propre société – que ce soit le dossier Ensuite, il s’agit d’améliorer les capacités contre 84.335 euros en 2013, qui a du du TTIP, les négociations commer- techniques pour qu’ils soient en mesure être comblé par les fonds associatifs. Le ciales, le droit des peuples à se nourrir de fournir des services de base (tels comité financier de l’ASTM a rappelé à eux-mêmes, l’exploitation des minerais, que l’éducation, la santé, la formation, cette occasion la nécessité d’augmenter le financement du développement, le etc.). Enfin, il est tout aussi essentiel les recettes d’origine privée afin de changement climatique … d’augmenter les capacités d’analyse afin pouvoir maintenir le niveau des activités d’influencer l’environnement politique tant en ce qui concerne le soutien aux et d’augmenter l’impact des actions partenariats au Sud que le travail de Nicole E. Ikuku est membre de l’ASTM. entreprises. sensibilisation au Nord. Le bilan financier de l’exercice 2014, Après la décharge accordée par l’AG, présenté par Pierre Schmit, trésorier les comptes ont été soumis au contrôle de l’association, a démontré la gestion d’un réviseur d’entreprise dont le rapport équilibrée des différents secteurs. Les sera remis aux bailleurs de fonds publics. dépenses globales de l’association ont Dans son rapport moral, Richard Graf, atteint 2.959.319 euros (+2,6% par président du conseil d’administration, a rapport à 2013), dont 1.654.503 euros tenu à remercier l’équipe des salariés et (+1,8%) ont été affectées aux actions de des bénévoles pour avoir pu exécuter solidarité au Sud, c’est-à-dire en faveur tous les programmes et activités prévues des 31 organisations partenaires soute- au courant de l’année écoulée, tout en nues dans 12 pays d’Afrique, d’Asie et s’adonnant corps et âme à la préparation d’Amérique latine. 133.663 euros ont été des nouveaux accords. Comme tout le réattribués aux différents partenaires au secteur, l’ASTM a du se soumettre à une Nord dans le cadre d’un projet de sensi- certaine modération budgétaire, mais bilisation européen pour lequel l’ASTM a réussi à maintenir le niveau des acti- a le rôle de leader. Les activités de sensi- vités. La présence de l’ASTM dans les bilisation et d’éducation au développe- médias s’est encore renforcée. ment au Luxembourg se sont établies Parmi les faits marquants de l’année, à 671.723 euros, dont 173.157 euros on a pu citer notamment la visite du pour les activités „Nord-Sud“ dans les Ministre Romain Schneider, accom- 14 BP 289 - juin 2015
Sie können auch lesen