Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG

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Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
36                km

                                                                Ausgabe 10
                                                            November 2020
Das Magazin für
die Limmatstadt

                  SICHTWEISEN
                     Eine satirische
                  Betrachtung unserer
                        Region.

      Kultour          Querverbindungen      Kloster Fahr

  Arbeiten und      Ankommen statt        Abstimmen im
  Community           durchfahren         Sprechzimmer
Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
MEINE
WELT,
WIE SIE
MIR
GEFÄLLT.

          SHOPS &S
      150 AURANT
      REST s Samstag,
            g bi           Uhr
       Monta on 9 bis 20
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Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Editorial und Inhalt

                            180-Grad-Wende
                            Was kommt dabei raus, wenn Cartoo­
                            nisten und Autoren zusammenspannen                                                      06                                                 08
                            und unsere Region satirisch-kritisch
                            unter die Lupe nehmen? Wir wagten
                            das Experiment in dieser 10. Ausgabe
                            von «36 km».
                               Wo Satire ist, sind Klischees nicht
                            weit. Und dafür liefert das Limmattal
                            reichlich Stoff – der uns durchaus selber                                               13                             14
                            schmunzeln lässt. Aber wir haben auch
                            einen Trumpf in der Hand: Wir Limmat-
                            städter grasen auf derselben 36 Kilome-
                            ter langen, saftig grünen Wiese. Wollen
                            wir uns in der Mitte, an der Kantons-
                            grenze, das Hinterteil zeigen oder nicht                                                25                                                 30
                            doch die Köpfe zusammen­stecken?
                            Der Move ist so simpel! Und der Effekt                                                 04 News und Kultur            23 Malwettbewerb
                            enorm: Sich einmal um 180 Grad zu dre-                                                 Veranstaltungen                Schöne bunte
                            hen, eröffnet ganz neue Perspektiven.                                                  in der Region.                 Limmattalbahn.
                               Probieren Sie es aus!                                                               06 Kultour                    25 Piratenradio

                                                                                                                   Coworking in der               Pioniere für
                            Jasmina Ritz                                                                           Limmatstadt.                   Augen und Ohren.
                            Geschäftsführerin Limmatstadt AG
                                                                                                                   08 Querverbindungen           29 Original

                                                                                                                   Vom Durchfahren                Kaffee mit Tradition,
                                                                                                                   und Ankommen.                  Geschenke mit Stil.
                                                                                                                   13 Kloster Fahr               30 Kolumne

                                                                                                                   Urnengang bei den              Simon Balissat
                                                                                                                   Benediktinerinnen.             findet einen Platz für
                                                                                                                                                  öffentliche Ärgernisse.
                                                                                                                   14 Satire

                                                                                                                   Eine Region
                                                                                                                   zwischen Symbiose
                                                                                                                   und Kantönli-Geist.
Titelbild: Silvan Wegmann

                            Impressum
                            Herausgeber: Limmatstadt AG, Hardturmstrasse 134, 8005 Zürich, willkommen@limmatstadt.ch, Tel. 044 434 24 05
                            Redaktionsleitung: Jasmina Ritz; Gestaltungskonzept: bmquadrat Zürich, contact@bmquadrat.ch; Lektorat/Korrektorat: Bettina Kunzer
                            Mitarbeitende dieser Ausgabe: Simon Balissat, Ursula Huber, Stephan Lütolf, Dieter Minder, Thomas Pfann, Silvan Wegmann
                            Druck: Vogt-Schild Druck AG; Anzeigenverkauf: Limmattaler Zeitung, Tel. 058 200 57 63, pascal.hendriksen@chmedia.ch; Auflage: 46 500 Exemplare

                                                                                                3
Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
News und Kultur

                                          Solo Piano

                                          Mit seinem sechsten Album
                                           und neuen Songs macht der                                          Literatur
                                          Schweizer Singer-Songwriter                                         im Gespräch
                                          James Gruntz aufs Neue
                                       von sich hören. Auf dem Album
                                                                                            Alle zwei Monate wird in der Biblio-
                                      ist vieles wieder wie neu zu                          thek Uitikon über Literatur diskutiert.
                                     finden. James Gruntz ist                               Im November geht es um das
                                      wiedererkennbar, aber weiter-                         Buch «Der Garten über dem Meer»
                                      gekommen mit dem ihm                                  von Mercè Rodoreda. In ihrem
                                      eigenen Sound. Damit zeigt der                        Herrenhaus in Katalonien leben
                                                                                            Francesc und Rosamaria einen
                                     Musiker, der 2015 bei den Swiss                        vermeintlichen Sommernachtstraum.
                                     Music Awards die Auszeichnung                          Der Literaturclub steht nicht unter
      COVID-19                       «Best Breaking Act» erhielt,                           einer Leitung. Abwechselnd stellt
  Die Durchführung der               dass noch viel mehr geht, sein                         eine Teilnehmerin oder ein Teil-
                                                                                            nehmer das vorgängig bestimmte
Events auf dieser Seite ist          Sound nicht stillsteht und sich
                                                                                            und zuhause gelesene Buch vor.
     nicht bestätigt.                nicht erschöpft.
Informieren Sie sich auf                                                                    Literaturclub
   limmatstadt.ch/                   James Gruntz – Solo Piano                              Bibliothek Uitikon, 26. November, 20 Uhr
   veranstaltungen                   Gleis 21, Dietikon, 20. November, 21 Uhr, gleis21.ch   bibliothek-uitikon.ch/literaturclub

     Ein Leben im Vakuum                        Für Kleine und Grosse                       Klingender Monolog

     Eine alte Frau sitzt seit Jahren im        Lena versteht sich bestens mit ihren        Die Lyrikerin und Nonne Silja Walter
     Rollstuhl und ist sozial isoliert. Die     Eltern – ausser sie sind anderer Mei-       begibt sich auf eine Reise ins Innere.
     Einsamkeit der Frau wird monströser        nung. Die Fee Franziska Fragezeichen        Hinter den Mauern des Klosters
     als ihre Krankheit. Einzig eine Betreu-    kann zum Glück helfen. Lena erhält          Fahr beginnt die Geschichte einer
     erin kommt regelmässig zu Besuch.          zwei verzauberte Zuckerwürfel. Von          Leidenschaft. Die Nonne hinterfragt
     Dann entspinnen sich existenzielle         nun an passiert etwas Ungeheuer-            die Hierarchien, die strengen
     Dialoge über das Leben im Vakuum,          liches, wenn ihre Eltern ihr widerspre-     Regeln, rebelliert – und bleibt den-
     und durch alles Schwere schimmert          chen. Die zwei Theaterfrauen Irène          noch. Die Sängerin und Schauspiele-
     fein der Humor. Die Expedition ins         Müller und Ruth Huber nehmen das            rin Christine Lather hat Silja Walters
     Alter, in Krankheit und Einsamkeit         Publikum auf der Basis von Michael          Texte zu einem Theatermonolog
     ist ein Theaterstück des Schlagzeu-        Endes Geschichte «Lenchens                  verflochten, der getragen wird von
     gers Peter Conradin Zumthor, Suly          Geheimnis» mit in einen Hörgenuss           Felix Hubers Klavierkompositionen.
     Röthlisberger spielt die Hauptrolle.       zum Zuschauen für alle ab 5 Jahren.
                                                                                            «Ich habe den Himmel
     «Loneliness kills Anna»                    «Lenchens Geheimnis»                        gegessen»
     Theater im Kornhaus (Thik), Baden          Bauernhaus Turgi, 31. Januar 2021, 16 Uhr   Kloster Fahr, 21. November, 20.15 Uhr /
     4./5. Dezember, 20.15 Uhr, thik.ch         kulturgi.ch                                 22. November, 17 Uhr, kloster-fahr.ch

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Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Gewinnen:
                                                                                                                3 × einen
                                                                                                                Tagespass für
                                                                                                                Coworking im
                                                                                                                Branch Collab.

                                                          Kulturperlen
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Die zwei gibts nur einmal

Schönholzer denkt über Schönholzer nach. Dabei entdeckt er zwei                                                 Wor k – Collaborate – Communicate
Stimmen in seiner Brust. Die eine will die Welt retten. Die andere                                              Flexibles Arbeiten in Schlieren.

will lieber ausschlafen. Es beginnt ein Streit um die Sicht der Dinge
und um die Gunst des Publikums. Wer gewinnt? Nach 90 Minuten                                                    Das Branch Collab ermöglicht
Showdown ist nur eines klar: So zwei wie den Schönholzer gibts nur                                              innovatives und zielgerichtetes
einmal. Sein Programm ist ein Solo für zwei. Denn mit auf der Bühne                                             Arbeiten. In einem interdiszipli-
ist auch Schönholzers zweites Ich. Das mischt sich ein, hält ihm                                                nären, unterstützenden Um-
den Spiegel vor und lässt ihn über die eigenen Worte stolpern.                                                  feld bietet das Branch Collab
Es entsteht ein lustvoller Wettstreit, in dem jeder die unverschämten                                           Plug-and-Work-Arbeitsplätze
Fragen des anderen überbietet und mit pointierten Songs antwortet.                                              für Einzelpersonen und Teams,
Markus Schönholzer, 1962 in New York geboren, spielt in Schlieren                                               Sitzungszimmer, Big Rooms
sein zweites abendfüllendes Programm. Und der Songwriter, Gitar-                                                und Lounges – inklusive WLAN,
rist und Sänger geizt dabei nicht mit wilden Gedankengängen.                                                    Kaffee und allem, was es für
Er ist ein musikalischer Entdeckungsreisender, der Genre-Grenzen                                                effektives Arbeiten sonst
souverän ignoriert: So schreibt er auch Werke für Shows, Theater,
                                                                                                                noch braucht. Gewinnen Sie
Musicals, Film und Tanz.
                                                                                                                einen von drei Tagespässen
Schönholzer & Schönholzer                                                                                       für fle­xi­bles Arbeiten in einem
Stürmeierhuus Schlieren, 17. Dezember, 20 Uhr, schlieren.ch                                                      inspirierenden Umfeld
                                                                                                                (Artikel S. 6).

                                                  Unsere                                                        Wettbewerbsfrage:
                                                  Gewinnerin                                                    An welcher Haltestelle
                                                                                                                der Limmattalbahn liegt
                                                                                                                das Branch Collab?
                                  «Ich gewinne sonst nie etwas»,                                                Senden Sie die richtige Antwort
                                  hält Nadja Fürst aus Dietikon fest.                                           bis 31.12.2020 an
                                  Deshalb war sie sehr überrascht,                                              willkommen@limmatstadt.ch
                                  als sie den Wettbewerb in der letz-
                                  ten Ausgabe von «36 km» gewann,                                               Die Gewinner/-innen geben
                                  und freute sich umso mehr.                                                    wir in der nächsten Ausgabe
                                  Den Gutschein für die Tanz­fabrik                                             von «36 km» bekannt.
                                  verwendet sie vielleicht für einen
                                  Salsa-Kurs oder einen an­deren
                                  lateinamerikanischen Tanz.

                                                              5
Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Kultour

                                          Büro der
        1
                                          Zukunft
                                                                  3. BUREAU.D, DIETIKON
Baden                                                        Direkt am Bahnhof, im Kulturhaus
                                                                   Gleis 21, treffen sich digitale
                                                                Nomaden in kreativem Umfeld.
                                                                  Am Feierabend kann man im
                              Wettingen                       hauseigenen Bistro einen Dietiker
                                                                      Cider geniessen oder eine
                                                                Kulturveranstaltung besuchen.
                                                             Das Bistro steht auch für Kurzzeit-
                                                                 arbeit zur Verfügung inklusive
                                                                        Kaffee und Wi-Fi. Nebst
                                                                Coworking-Plätzen findet man
                                                                 hier Raum für Workshops oder
                                                                                    Schulungen.
                                      Li

                                                                                    Bureau.D
                                          m

                                                                          Buchsackerstrasse 21
                                                                                8953 Dietikon
                                          m

                                                                                  bureaud.ch
                                              at

                                                                     Spreitenbach                    2

1. OFFICE LAB TRAFO, BADEN
In Baden, in der Nähe des Bahnhofs,
gibt es eine Niederlassung
von Office Lab. In der Trafo-Halle
befinden sich 700 m2 Work Space.
Im Gebäude mit industriellem
Charakter fördert ein Open Space              2. OFFICE LAB LIMMATSTADT, SPREITENBACH
das kreative Arbeiten mit anderen
                                              Office Lab hat 2020 im Herzen der Limmatstadt, in Spreitenbach,
Coworkern. Hier treffen sich viele
                                              den grössten Coworking Space der Schweiz eröffnet. Im ehemaligen
Unternehmungen rund um ICT,
                                              Interio-Gebäude stehen auf 5500 m2 19 Team Offices, 25 Open Desks und
Hightech und Energiemanagement.
                                              eine grosse Community-Zone zur Verfügung. Der Coworking Space ist
                                              mit dem privaten und vor allem dem öffentlichen Verkehr gut erreichbar
Office Lab Trafo
                                              – in Zukunft wird die Limmattalbahn direkt vor dem Gebäude halten.
Haselstrasse 16, 5401 Baden
officelab.ch/baden-trafo
                                              Office Lab Limmatstadt
                                              Industriestrasse 171, 8957 Spreitenbach
                                              officelab.ch/spreitenbach-limmatstadt

                                                       6
Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Arbeitsplatz und Community ohne
                 langfristige Verpflichtungen – das
                 ist Coworking. Und in der Limmatstadt
                 sind die Orte für flexibles Arbeiten
                 reich gesät. Ein Überblick.
                 Text Ursula Huber

                                                                                                                         5. STARTUP SPACE,
                                                                                                                                SCHLIEREN
                                                                                                            Der Startup Space bietet direkt am
                                                                                                              Bahnhof innovative und moderne
                                                                                                          Arbeitsplätze und Büros an. Auf einer
                                                                                                         Gesamtfläche von 1500 m2 gibt es auch
                                                                                                          genügend Raum für Seminare, Events
                                                                                                              und andere Anlässe. Im Gebäude
                                                                                                             befindet sich auch das Institut für
                           4. INNOVATIONS- UND JUNGUNTERNEHMER-                                            Jungunternehmen (IFJ), das Firmen-
                                                                                                           gründerinnen und -gründer auf dem
                           ZENTRUM, SCHLIEREN                                                            Weg in die Selbstständigkeit begleitet.
                           Das Innovations- und Jungunternehmerzentrum (IJZ)                                 Ab Mitte 2021 ist dieser Coworking
                           der Stadt Schlieren bietet an verschiedenen Standorten                        Space im ehemaligen Zühlke-Gebäude
                           Räumlichkeiten für Coworking, Meetings und Konferenzen.                        beim Rietpark zu finden. Er bietet auf
                           Das Angebot richtet sich an Selbstständige, Freelancer                            über 4500m² mit über 400 Arbeits-
                           und Kleinfirmen, die unkompliziert und ohne langfristige                         plätzen ein innovatives Umfeld, um
                           Verpflichtungen einen flexiblen Arbeitsstandort                                         gemeinsam durchzustarten.
                           oder einzeln buchbare Sitzungs- und Eventräume suchen.
                                                                                                                Institut für Jungunternehmen,
                           Stadt Schlieren, Bereich Liegenschaften                                                                Startup Space
                           Freiestrasse 6, 8952 Schlieren, ijz-schlieren.ch                                     Wiesenstrasse 5, 8952 Schlieren
                                                                                                                               startup-space.ch

                                                                                             Limmat

                                                                  Schlieren                                                       Urdorf
 Dietikon
             3                                                    4     5     6

                                                                6. BRANCH COLLAB, SCHLIEREN
                            Coworking Space der Zukunft: Ab 2021 stellt das Branch Collab in Schlieren
                            Arbeitsplätze für Einzelpersonen oder Teams zur Verfügung. Diese befinden
                                       sich in der ehemaligen NZZ-Druckerei. Insbesondere Kolleginnen
                              und Exponenten der Bau- und Immobilienbranche werden sich in diesem
                                  Coworking Space austauschen. Das Branch Collab liegt direkt an der
                                                          Limmattalbahn, Haltestelle «Wagonsfabrik».
Fotos: zvg

                                                                                         Branch Collab
                                                       Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren, thebranch.ch

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Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Querverbindungen

Ankommen
statt durchfahren
Autobahn, Zuglinien und die

                                          W
Limmattalbahn führen längs                                   er von Zürich und
durchs Tal. Quer­verbindungen                                weiter östlich nach
                                                             Baden und weiter in
könnten aber den Transit                                     den Westen möchte,
                                                             kommt am Limmat-
ent­lasten und zum Verweilen              tal nicht vorbei – oder eben nur vorbei.
                                          Menschen, die nicht in unserer Region
ein­laden. Verschiedene Projekte          leben, nehmen das Limmattal oft nur
                                          auf der Durchfahrt wahr. Der Verkehr
zur Nutzung dieses Potenzials             fliesst der Längsachse entlang. Da spielt
                                          es keine Rolle, ob man mit dem Auto auf
sind in Planung.                          der A1, im Schnellzug oder mit der
                                          S-Bahn unterwegs ist. Auch die Lim-
Text und Interview Ursula Huber           mattalbahn verläuft längs, aktuell von
Fotos René Dürr                           Altstetten bis Schlieren, bald bis Dieti-
                                          kon und Killwangen-Spreitenbach.

                                          Zum Verweilen einladen
                                          Das Limmattal als direkter Ausläufer
                                          Zürichs hat sich zum wichtigsten Tran-
                                          sitkorridor der Schweiz entwickelt. Die

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Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
Quartierverbindung Der Negrellisteg         nel könnten Bahn, Bus, Autos und allen-   Baden Alois Negrelli – übernimmt
                                                 nimmt Gestalt an. Ab Dezember sollen        falls auch der Langsamverkehr den         damit eine bedeutende Aufgabe in dem
                                                 Fussgänger über ihn einfach und sicher
                                                                                             Durchgang nutzen. Landschaft und          sich wandelnden Quartier. So wurde
                                                 in die Kreise 4 und 5 gelangen.
                                                                                             Umwelt würden geschont, verkehrsge-       mit der Europaallee ein neuer gross-
                                                                                             plagte Anliegergemeinden entlastet.       städtischer Moment geschaffen, der
                                                                                                                                       mehr Menschen zum Arbeiten und
                                                                                             Fussgängerbrücke über die Gleise          Wohnen in die Stadt zieht. Und auch im
                                                                                             Ab Ende 2020 wird eine neue Fussgän-      Kreis 5 stehen städtebauliche Verände-
                                                                                             gerüberführung das Gleisfeld beim Zür-    rungen bevor.
                                                 guten Verbindungen sind Teil der Stand-     cher Hauptbahnhof überspannen und             Fussgängerinnen und Fussgänger
                                                 ortattraktivität unserer Region. Ein        die Kreise 4 und 5 verbinden. Der         können die Gleise bald vom Gustav-
                                                 Nachteil jedoch ist, dass sie zum Hin-      Negrellisteg – benannt nach dem           Gull-Platz beim Zentralstellwerk zur
                                                 und Durchfahren und weniger zum Ver-        Erbauer der 1847 eröffneten Spanisch-     Zoll-/Klingenstrasse sicher überqueren.
                                                 weilen einladen. Politgeograf Michael       Brötli-Bahn zwischen Zürich und           Die 160 Meter lange Verbindung der
                                                 Hermann formulierte es an der Gene-                                                   beiden Quartiere scheint dank der
                                                 ralversammlung der Limmatstadt AG                                                     wenigen Stützen über den Schienen zu
                                                 2018 so: «Vom schnellen Hinkommen                                                     schweben, die Zugangstreppen schwin-
                                                 und Wegfahren hat das Limmattal                                                       gen sich elegant empor auf knapp acht
                                                 genug. Woran es fehlt, ist das Ankom-                        Alois Negrelli           Meter Höhe.
                                                 men.» Und er machte auch einen Vor-
                                                 schlag, wie man hier Abhilfe schaffen                          Mehr über den          Über den Köpfen queren
                                                 könnte: Quer denken! Das heisst, Quer-                         Ingenieur auf          Von einer Verbindung über die Gleise
                                                 verbindungen einrichten und stärken.                         limmatstadt.ch/          hinweg würden man auch in Spreiten-
                                                 Ideen, wie dies umgesetzt werden                                  negrelli            bach und Dietikon profitieren. Mit dem
                                                 könnte, gibt es einige.                                                               Rangierbahnhof besteht zwischen dem
                                                                                                                                       künftigen Stadtteil Niderfeld und dem
                                                 Mehrwert für Pendler                                                                  Gebiet Silbern ein Hindernis. In
                                                 Gleich zwei neue Querverbindungen                                                     Zukunft könnte eine Hochbahn die bei-
                                                 werden entstehen, wenn die Limmat­                                                    den Stadtteile für Pendler erschlies- ›
                                                 talbahn bis Baden verlängert wird. Im
                                                 kantonalen Richtplan ist deren Weiter-
                                                 führung bereits aufgenommen. In Wet-
                                                 tingen würden die Haltestellen Täger-
                                                 hard für Bus, S-Bahn und Limmattalbahn
                                                 verknüpft. «Die Haltestelle wird nicht
                                                                                                                              Freiräume schaffen Der Landschafts-
                                                 nur für unser Sportzentrum Tägi, son-
                                                                                                                              korridor Hüttikerberg-Sandbühl
                                                 dern auch für die Bewohner und die                                           unterstreicht die Bedeutung
                                                 Arbeitsplätze am östlichen Gemeinde-                                         der Freiflächen als Naherholungs-
                                                 gebiet sehr wichtig», betont der Wettin-                                     und Landwirtschaftsräume.
                                                 ger Gemeindeammann Roland Kuster.
                                                 Wie bei der geplanten S-Bahn-Station
                                                 Silbern geht es auch in Wettingen
                                                 darum, die beiden wichtigsten Achsen
                                                 des regionalen öffentlichen Verkehrs
                                                 miteinander zu verbinden und einen
                                                 Mehrwert für die Pendler zu schaffen.                                                                                       ›
                                                 Vor Baden würde die Limmattalbahn
Visualisierung: Studio Vulkan / Regionale 2025

                                                 auf der Hochbrücke nochmals das blaue
                                                 Band queren.
                                                     Eine spannende, noch wenig
                                                 bekannte Idee für eine neue Querver-
                                                 bindung ist der Heitersberg-Kombitun-
                                                 nel. Sie wird vom Komitee «Vorwärts
                                                 Limmattal» mit Präsident Roger Bach-
                                                 mann (Interview S. 11) lanciert. Der Tun-
                                                 nel soll das Limmattal und das Reusstal
                                                 miteinander verbinden. Als Kombitun-

                                                                                                               9
Km36 - SICHTWEISEN Betrachtung unserer - Limmatstadt AG
DS 7 CROSSBACK
  E-TENSE 4X4
          Hybrid. 300 PS.

A         A
 B
  C
   D
    E
     F
      G
                            DSautomobiles.ch
Querverbindungen

› sen, und die Strassen des staugeplag-
ten Silbern-Gebiets würden entlastet.
                                              Topografische
Die Interessengemeinschaft (IG) Hoch-
bahn Silbern treibt dieses Projekt mit
                                              Hürden überwinden
Hochdruck voran. Aufgrund ihres inno-         Roger Bachmann sagt, wie Verkehrsprobleme in
vativen Charakters im Zusammenhang            der Region gelöst werden könnten und welche
mit weiteren Limmattaler Querverbin-
dungen haben die Hochbahnpläne Ein-           Rolle Querverbindungen dabei spielen.
gang ins Programm der «Regionale 2025»
gefunden.                                         Der Politgeograf Michael                       Eine Forderung Ihres Komitees
    Zu diesem Programm gehört auch                Hermann sagte, dass das                        ist der Heitersberg-Kombi­
das Projekt Landschaftskorridor Hütti-            Limmattal ohne Querachse                       tunnel. Worum geht es hier?
kerberg-Sandbühl. Er liegt quer zur Lim-          keine Stadtlandschaft wird,               Der     Heitersberg-Kombitunnel
mat, an der Grenze zwischen den Kanto-            sondern ein Transitkorridor               würde die topografische Hürde
nen Zürich und Aargau, und verbindet              bleibt. Was sagen Sie dazu?               überwinden respektive durchboh-
die linke und rechte Seite der Limmat         Roger Bachmann: Die Aussage finde             ren und eine Querverbindung zwi-
zwischen Spreitenbach/Dietikon und            ich etwas hart – und doch bringt              schen Limmattal und Reusstal
Oetwil an der Limmat. Initiiert haben         sie es auf den Punkt: Der Verkehr             schaffen. Als Kombi-Tunnel wäre
den Landschaftskorridor die Zürcher           fliesst der Längsachse entlang,               er für den öffentlichen wie auch
Planungsgruppe Limmattal, Baden               unsere Region wird deshalb oft                den Individualverkehr nutzbar.
Regio, die Gemeinden Spreitenbach,            nur auf der Durchfahrt wahrge-
Würenlos, Dietikon und Oetwil an der          nommen. Wenn ich zum Beispiel                      Wie wollen Sie diesem
Limmat. Neben dieser Querverbindung           Bekannte von auswärts in Dieti-                    Anliegen politisches Gehör
sollen Naherholungsgebiete zum Ver-           kon herumführe, ihnen zeige, was                   verschaffen?
weilen einladen und Landwirtschafts-          Stadt und Region an Freizeitakti-             Wir müssen dieses Projekt und
räume erhalten bleiben.                       vitäten,    Naherholungsgebieten              überhaupt Verkehrslösungen ge­­
                                              und Vereinen zu bieten haben,                 mein­­sam angehen. Das Engage-
Gemeinsam Verbindungen schaffen               dann sind sie erstaunt und positiv            ment in unserer Region für solche
Das Agglomerationsprogramm Lim-               überrascht. Wir – Behörden und                Anliegen ist nicht einheitlich. Es
mattal sieht eine Stärkung der Busver-        Wirtschaftsvertreter – müssen ein             ist aber wichtig, dass wir geschlos-
bindungen vor. Diese stehen in Zusam-         positives Bewusstsein fördern,                sen auftreten, auf lokaler und kan-
menhang mit der Limmattalbahn. Sie            denn wir bewegen uns zwischen                 tonaler Ebene, über Parteigrenzen
erschliesst als schneller Feinverteiler die   «dynamischer       Aufbruchsstim-             hinaus. Und dass wir auch Wirt-
Gemeinden und Städte entlang der              mung und Jammertal» – auch eine               schaftsvertreter ins Boot holen.
Längsachse. Ein dichtes und zuverlässi-       Aussage von Michael Hermann.                  Der Verkehr beschäftigt uns ja alle!
ges Busangebot ergänzt die schienen­                                                        Das Komitee «Vorwärts Limmat-
gebundene Verkehrserschliessung und               Wo sehen Sie bei Quer­                    tal» arbeitet in diese Richtung, es
schafft Querverbindungen. Diese sind              verbindungen den grössten                 wird von Behörden, Politikern und
auf die S-Bahn-Stationen sowie auf die            Handlungsbedarf?                          der Wirtschaft der Region unter-
Haltestellen der Limmattalbahn ausge-         Sie sind ja nicht nur im Limmattal,           stützt.
richtet.                                      sondern allgemein ein Problem.
    Der Pläne und Projekte für Querver-       Dietikon, Bergdietikon und Sprei-                                      Roger
bindungen sind da viele, doch eines ist       tenbach sind zum Beispiel stark                                        Bachmann
ihnen allen gemeinsam. In unserer dicht       vom Verkehr zwischen Limmat-                                           ist Stadtpräsident
                                                                                                                     von Dietikon
besiedelten Region haben einzelne Ver-        und Reusstal betroffen, es kommt                                       und Präsident
bindungen eine Auswirkung auf das             täglich zu Staus. Die beiden Täler                                     des Komitees
ganze Tal. Wie es Roger Bachmann im           sind nur mit Umwegen über den                                          «Vorwärts
Interview sagt, ist es ein Thema, das uns     Mutschellen oder via Baden                                             Limmattal».

alle beschäftigt. Deshalb können Quer-        erreichbar. Das Problem ist der
verbindungen nur gemeinsam und kan-           Heitersberg, der dazwischenliegt.
tonsübergreifend angegangen werden.
Wenn dies gelingt, wir Querverbindun-         10 Jahre «Vorwärts Limmattal»
gen schaffen und stärken, verliert der        Das Komitee wurde 2010 von Behörden- und Wirtschaftsvertretern der Stadt Dietikon
Transit an Gewicht. Wir schaffen die          initiiert. Kurz nach der Gründung stiess Spreitenbach dazu, und in diesem Jahr schlossen
Voraussetzung, um vermehrt zu verwei-         sich Bergdietikon und Wettingen an. Das Komitee engagiert sich für Verkehrs­lösungen
                                              in der Region. Zu den Forderungen gehören unter anderem die S-Bahn-Station
len und weniger durchzufahren. So ent-        Silbern – dafür hat das Komitee 2015 eine Petition lanciert –, der Autobahn-Voll­anschluss
steht die Limmatstadt.                    •   Spreitenbach sowie der Kombitunnel Heitersberg. vorwaerts-limmattal.ch

                                                        11
Kloster Fahr

Hier zählen die Stimmen
der Schwestern
An den Abstimmungs­-                                                                      betritt das Stimmlokal, übergibt den
                                                                                          Stimmausweis Thomas Beusch, schiebt
wochen­enden wird das Kloster                                                             die Stimmzettel in die Urne und verlässt
Fahr zum Stimmlokal.                                                                      das Sprechzimmer. Nachdem die letzte
                                                                                          Schwester ihre Stimme abgegeben hat,
Text und Foto Dieter Minder                                                               verschliesst und versiegelt Gemeinde­
                                                                                          schreiber Huggler die Urne. Sie wird erst
                                                                                          am Wahlsonntag geöffnet.

                                                                                          Promille und Prozente
                                                                                          Die Stimmabgaben scheinen nicht
                                                                                          immer ganz reibungslos vor sich gegan­
                                                                                          gen zu sein, wie zwei Geschichten erzäh­
                                                                                          len. Früher einmal seien die Knechte
                                                                                          mit Ross und Wagen zum Abstimmen
                                                                                          vom Kloster nach Würenlos gefahren.
                                                                                          Anschliessend seien sie im Restaurant
                                                                                          Blume eingekehrt und hätten ausgiebig
                                                                                          getrunken. «Nur weil die Pferde den
                                                                                          Weg kannten, sind sie ins Kloster
                                                                                          zurückgekehrt», erzählt Arnold Ernst
                                                                                          schmunzelnd nach seiner Stimmabgabe.
                                                                                              Später wurde das Stimmlokal in der
                                                                                          Propstei eingerichtet, stimmberechtigt
                                                                                          waren nur Priester und Knechte des
                                                                                          Klosters. In den frühen 1960er-Jahren
                                                                                          war einmal die reguläre Wahl in der
Urnengang Priorin Irene bei der Stimmabgabe im Sprechzimmer.                              Gemeinde gefährdet. Der damalige Frie­
Sie leitet die Klostergemeinschaft seit 2003.                                             densrichter Fritz Berger leitete zusam­
                                                                                          men mit den Stimmenzählern das Proze­
                                                                                          dere. Nachdem die Patres und die
Freitagabend – das Kloster Fahr liegt im       Abstimmen und Znacht als Tradition         Knechte ihre Stimmen abgeben hatten,
Dunkeln, Stille ist eingekehrt, die            Von diesem Recht macht Arnold Ernst        gingen sie für einen Umtrunk ins Restau­
Nachtruhe hat für viele begonnen, nur          seit Jahrzehnten Gebrauch. Es war eine     rant Zu den Zwei Raben. Sie deponier­
das Sprechzimmer im 1. Stock ist hell          Tradition, dass er mit seiner Frau Mar­    ten die Urne auf der Ladebrücke ihres
beleuchtet. Hier haben der Würenloser          grith, seinem Freund Niklaus Kiser und     Fahrzeuges, von der sie bei der Rückkehr
Gemeindeschreiber Daniel Huggler und           dessen Frau Hedwig zur Abstimmung          herunterfiel. Erst nach längerer Suche
die Stimmenzähler Doris Willi sowie            ins Kloster fuhr. Den Ausflug verbanden    fanden sie die Urne wieder.
Thomas Beusch die Wahlurne aufge­              sie mit einem Nachtessen im Zu den             1971, mit Einführung des Frauen­
stellt. Das barocke Sprechzimmer des           Zwei Raben. Dann stimmten sie ab und       stimmrechtes, durften auch die Schwes­
Klosters Fahr, der Aargauer Exklave im         kehrten zum Dessert ins Restaurant         tern des Klosters abstimmen. Der
Kanton Zürich, ist für eine Viertelstunde      zurück. Die beiden Frauen und sein         Gemeinderat Würenlos legte damals
das zweite Stimmlokal der Gemeinde             Freund sind inzwischen verstorben,         offizielle Urnenöffnungszeiten für das
Würenlos. Hier können die Schwestern           trotzdem erfüllt Arnold Ernst seine Bür­   Kloster fest. Sie haben sich bis heute
des Klosters ihrer Bürgerpflicht nachge­       gerpflicht noch immer im Kloster.          nicht geändert: Freitag von 20.15 bis
hen, um sich zu den kommunalen, kan­           Begleitet wird er von Tochter Susy und     20.30 Uhr. Die Urnenöffnung im Kloster
tonalen und eidgenössischen Themen zu          Schwiegersohn Otto Moser. Er schiebt       Fahr wird gut genutzt, so Gemeinde­
äussern. Aber auch alle anderen stimm­         als Erster die Stimmzettel in die Urne.    schreiber Daniel Huggler: «Die Stimm­
berechtigten Einwohner von Würenlos            Danach folgen Priorin Irene und die        beteiligung der Schwestern liegt immer
können hier ihre Stimme abgeben.               weiteren Schwestern des Klosters. Jede     bei über 90 Prozent.»                  •

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Satire

Krasses Tal
Eine Region zwischen Symbiose und
Kantönli-Geist. «36 km» wagte einen
Exkurs der etwas anderen Art.
Texte Thomas Pfann und
Simon Balissat (S. 18)
Cartoons Silvan Wegmann,
Stephan Lütolf

A
              n die Grenzen zu gehen,
              ist ein Wagnis – Span­
              nung garantiert! Wir alle
              kommen immer wieder
              mit ihnen in Berührung.
Man kann sich an Grenzen heran­
tasten und sie gar überschreiten. Hin
und wieder setzt man sie, häufig auch
nur, um sie später wieder zu verwi­
schen. Grenzen dienen nicht nur der
Trennung, sondern auch der Ordnung.
Den einen vermitteln sie Orientierung
und Zugehörigkeit, die anderen engen
sie ein, und für wieder andere sind
sie schlicht bedeutungslos. Doch eines
ist gewiss: Mit vereinten Kräften
lassen sich Grenzen sprengen. Befrei­
end fühlt es sich allemal an, über sie
hinauszudenken.
     Wir wollten wissen, wie es den
Limmattalerinnen und Limmattalern
gelingt, über den Kantonsrand hin­
auszublicken. Abgenutzte Klischees
über Aargauer wie Zürcher gibt es ja
zu Genüge. Aber existiert auch so
etwas wie eine gesellschaftliche Symbi­
ose, die nicht an der Kantonsgrenze
endet? Wir fanden einige faktische
und imaginäre Trennlinien, so man­
ches irrwitzige Dekret und auch
einen surrealen Mikrokosmos der
Gleich­g ültigkeit. Die skurrilsten
Grenz­erfahrungen haben wir für Sie
zusammen­getragen.

                                          14
Grenzkonflikte
     Grenzen haben
     etwas Merkwürdiges.
     Manchmal werden sie
     nur in den Köpfen der
     Menschen gezogen.
     Das Limmattal erleidet das Grenz­
     schicksal schon seit Jahrhunderten.
     Dietikon und Bergdietikon quengelten
     einst beim Zürcher Regierungsrat um
     einen Übertritt nach Zürich. Napoleon
     höchstpersönlich wollte die Querelen
     aus der Welt schaffen, zog neue Gren­
     zen und erwirkte eigentlich genau das
     Gegenteil: Zwischen dem zürcheri­
     schen Dietikon und dem aargauischen
     Bergdietikon und Spreitenbach verläuft
     seit 1803 der Limmattaler «Rideau de
     Rösti» quer übers Tal und sorgt immer
     wieder für heftiges Kopfschütteln.
         Eindrückliche Beispiele gibt es
     zuhauf. Zum Beispiel bei den gedruck­
     ten Zeitungen: Vom selben Medienun­
     ternehmen erscheinen zwei Blätter mit
     lokalem Inhalt. Das eine bedient das
     zürcherische Limmattal, das andere den
     Aargauer Teil. Bei Dietikon oder Sprei­
     tenbach ist Schluss. Keinen Kilometer
     entfernt voneinander wissen die einen
     wenig, was die auf der anderen Seite tun.
     Zwar tauschen die Zeitungen Artikel
     aus, dennoch hält man sich redaktionell
     recht streng an die Kantonsgrenzen.
     Erscheinen dann zu viele Beiträge aus
     der Nachbarschaft, ist ein Brief eines
     genervten Lesers nicht ausgeschlossen.
     Dabei wären talverbindende Infor­ma­
     tionen über gesellschaftliche, wirt­
     schaftliche und auch politische The­
     men ja nicht zu weit hergeholt.

     Das Zürcher Zeugungszentrum
     Selbstredend, dass vor allem die Kan­
     tonslinie ad absurdum führt. Oder
     geführt hat, wie in den 1970er-Jahren:
     Damals rissen sich Zürcherinnen und
     Zürcher um Wohnraum in Spreiten­
     bach und in der aargauischen Umge­
     bung. Gegenüber dem Zwingli-Kanton
     waren hier regelmässige Schäferstünd­
     chen ohne Trauschein erlaubt, man
     durfte im Konkubinat wohnen. Sprei­
     tenbach galt gewissermassen als das ›

15
Satire

› Zürcher Zeugungszentrum. Heute
sind bezüglich der Vereinigung von
Menschen die Grenzen glücklicher-
weise inexistent.
    Auch die Kultur musste grenztech-
nisch immer wieder unten durch wie im
Fall von Bruno Weber. Als waschechter
Dietiker Künstler baute er zwischen
1962 bis zu seinem Tod 2011 an seinem
Skulpturenpark. Die Installationen
errangen internationale Anerkennung
und beschäftigten die Lokalpolitiker.
Denn das heutige Gesamtkunstwerk
steht auf Spreitenbacher Boden und
wurde ohne Erlaubnis gebaut. Erst 1998
erhielt Webers Werk die behördliche
Zustimmung und ist seither ordentlich
geduldet.

Achtung, Kantonsgrenze!
Reichen die Grenzen in den Köpfen
nicht aus, zieht man sie handfest. Nach
den Franzosen wurde ein Weiher
benannt, oberhalb von Dietikon.
Aber ein für alle Mal: Der Franzo-
senweiher liegt auf Spreitenba-
cher Boden! Um dies klarzuma-
chen, hat jemand auf der Grenze
mitten im Wald eine Tafel auf-
gestellt mit dem unmissver-
ständlichen Hinweis: «Sie verlas-
sen oder betreten hier den Kanton
Aargau!» Für Spaziergänger auf
jeden Fall eine Erleichterung!
    Erleichtert ist im Aargau auch,
wer mit einem Ammann spricht. Er ist
durchwegs willkommen, denn er steht
der Gemeindebehörde vor. Taucht hin-
gegen im «Züribiet» ein Ammann auf,
droht meist eine Betreibung oder die
Vollstreckung eines Urteils.
    Selbst der namensgebende
Fluss im Tal, die Limmat, muss
sich den Gepflogenheiten der bei-
den Kantone beugen, zumindest
sprachtechnisch. Die «Limet» fl iesst
von Zürich her bis zum Spreitenba-
cher «Chessel» und von dort als «Lim-
mig» bis nach Turgi hinunter. Dabei
wäre doch der Schritt vom einen Kan-
ton in den anderen ganz einfach: Wüsste
man nichts von den Kantonsgrenzen,
hätten sie kaum grossen Einfluss auf das
Leben der Limmattalerinnen und Lim-
mattaler. Darum wärs vielleicht besser,
man würde sich diesbezüglich mehr im
Vergessen üben.                        •

                                           16
Grenzverkehr
     Die Limmattalbahn und
     die Nebengeräusche ihrer
     Verwirklichung.
     Am einfachsten lässt sich eine Gegend mit Ver-
     kehrsmitteln verbinden – davon war schon Alois
     Negrelli überzeugt. Er plante und baute die Spa-
     nisch-Brötli-Bahn, die ab 1847 die Städte Zürich
     und Baden verknüpfte. Die Kantonsgrenze war
     dem Dampfzug schnuppe, er fuhr einfach darüber
     hinweg. So einfach geht das!
         Rund 50 Jahre später nahm die Limmattal-
     Strassenbahn den Betrieb auf und fuhr drei Jahr-
     zehnte von Zürich nach Dietikon, mit einem Abste-
     cher nach Weiningen. Wer weiss, vielleicht wäre sie
     künftig auch in den Aargau vorgestossen, wäre
     nicht das Unvorstellbare geschehen: Das «Lis-
     bethli» ging 1930 Konkurs, die Schienenstränge
     wurden dem Boden entrissen und ausser den SBB-
     Zügen fuhren fortan Busse durchs Limmattal.

     Eine halbe Bahn nützt nichts
     Sage und schreibe 70 Jahre dauerte es, bis schliess-
     lich das Projekt der Limmattalbahn (LTB) spruch-
     reif wurde. Sie nahm während der vergangenen
     Jahre sämtliche politischen und gesellschaftlichen
     Hürden und ist nun schon weit gediehen. Zwei
     Abstimmungsrunden benötigte die Bahn, die übri-
     gens einmal ein Tram ist, ein anderes Mal eine
     Bahn. Genaues wissen darüber höchstens Projekt-
     planer und Baumeister.
         Bis an den Schlieremer Stadtrand fährt die LTB
     bereits, und man hat sich dort längst an sie gewöhnt.
     Ein paar Hundert Meter weiter westlich sah es aber
     lange Zeit düster aus. Einige Limmattalerinnen und
     Limmattaler fürchteten das Verkehrsmittel und
     alles, was mit ihm zu tun hatte. Ob die Bahn – oder
     das Tram – in Schlieren wenden sollte, war darum
     nochmals eine Abstimmung wert. Einsichtig ent-
     schied das Volk aber, dass eine halbe LTB nichts
     nützt, und sprach ein grosses Ja fürs Projekt aus.
         Inzwischen ist auch bekannt, wie das Verkehrs-
     mittel dereinst aussehen soll. Wer sich farbig-fri-
     sche Waggons erhofft hatte, wird sich wundern.
     Und wer sich auf ein ausgefeiltes Design gefreut
     hat, ist leicht enttäuscht: Eleganz und Zeitlosigkeit
     in Ehren, aber auf diesem Bähnli ist ausser Weiss
     fast nichts zu sehen. Dabei sähen die Zürcher dar-
     auf sehr gern ihre Kantonsfarben glänzen, jeder
     Quadratzentimeter sollte auf die Wichtigkeit der
     grössten Schweizer Stadt hinweisen. Im Aargau
     hingegen sieht man die Sache differenzierter.
     Schliesslich zeichnet die Aargau Verkehr AG (AVA)
     für den Betrieb der LTB verantwortlich – und die ›

17
Satire

› AVA sitzt nun mal hauptsächlich in Aarau. Also
steht auf der Bahn drauf, woher sie kommt und
sonst fast nichts. Das bunte Limmattal hätte
doch eine farbenfrohe Bahn verdient...

Hilfe zur Selbsthilfe
Auf jeden Fall rollt das Bauprojekt nun
als lärmige und staubige Welle heran,
rauscht durch das Zürcher Limmattal,
erreicht die Tore von Spreitenbach und
Killwangen und wird dort hoffentlich
kaum lange verweilen. Zwar suchen
sich entlang der Baustellen verirrte
Autofahrer und Fussgänger ab und zu
ihren Weg durchs Labyrinth, die Beschwer-
nisse sind jedoch erträglich, ganz ehrlich!
Also bitte, mittendrin, wo es am schönsten ist,
soll fertig ein?
    Liebe Würenloser, liebe Gartenstädter des
grössten Schweizer Dorfes Wettingen und liebe
Badener: Wir Schlieremer, Urdorfer, Dietiker,
Spreitenbacher und Killwangener Limmattalbe-
wohner haben schon ganz viel Erfahrung mit all
den Unwirtlichkeiten der Baustellen und ste-
hen jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite. Wir
unterstützen auch bei der Gründung einer
Selbsthilfegruppe, wo man im Kreis sitzen
und diskutieren kann, wie die LTB gerade-
wegs nach Baden fährt. Habt keine Angst,
das Tram oder die Bahn – ganz wie ihr wollt
– bringt die Limmattaler Gemeinden doch
nur einander näher.                         •

Grenzerfahrung
Maskottchen, Muskelmänner
und Missverständnisse –
ein Ausflug ins Shoppi Tivoli.
Normalerweise besuche ich das Sihlcity in Zürich,
das ist gleich bei mir um die Ecke. Es hat dort
Geschäfte, Kinos und im Winter einen Glühwein-
stand. Das Sihlcity kann ich guten Gewissens als
«lokal einkaufen» mit meinem Semi-Öko-Gewis-
sen vereinbaren, es ist wie der Wochenmarkt auf
dem Helvetiaplatz oder der Kanzlei-Flohmi. «Das
machen die im Limmattal bestimmt auch so»,
denke ich mir und will im Shoppi Tivoli dem
angeblichen Grenzkonfl ikt Dietikon gegen Sprei-
tenbach auf den Grund gehen. Das Shoppingzen-

                                                    18
trum als entmilitarisierte Zone und ich als
     «Embedded Journalist».

     Wallfahrtsort für Konsumwütige
     Schon bei der Einfahrt ins Parkhaus wird mir klar,
     dass hier «buy local» nicht zählt und der einzige
     Konflikt darin besteht, wer mit seinem SUV den
     extrabreiten Parkplatz ergattert. Das Shoppi ist
     Wallfahrtsort für Konsumwütige aus der ganzen
     Schweiz und nicht bloss aus der Region. Die A1 ist
     ihr Jakobsweg. Im Parkhaus sehe ich LU-, BL-
     oder ZG-Nummernschilder. Die lokale Bevölke-
     rung finde ich im Tivoli nicht. Es gibt dafür
     gestresste Pärchen, die sich anfauchen und ihren
     Samstagseinkauf in gigantischen Wägeli vor sich
     herschieben, und Jugendliche mit zerrissenen
     Jeans, die literweise Energydrinks inhalieren.
         Vielleicht treffe ich die lokale Bevölkerung den-
     noch im Dörfli? Damit ist nicht der Dorfkern von
     Spreitenbach gemeint, sondern ein Teil des Tivolis,
     den es nicht mehr zu geben scheint. In den 90er-
     Jahren hielt man es für eine gute Idee, das Einkaufs-
     erlebnis für die ländliche Kundschaft möglichst
     heimelig zu gestalten. Das Tivoli wurde damals von
     einem creepy Maskottchen mit unförmigem
     Gesicht und Mickey-Mouse-Ohren beworben,
     anscheinend vom Europapark kopiert. Offenbar
     hatte man zum Maskottchen auch gleich die ausge-
     diente Kulisse des Vergnügungsparks günstig ergat-
     tern können und in dunklen, engen Gassen kleine
     Geschäfte hinter gigantischen Plastikfassaden in
     Fachhaus-Optik versteckt. Komplettiert wurde
     dieser «Europapark aus der Hölle» durch Plastik-
     böden mit Noppen.

     Peinlichkeiten im Raucherraum
     Heute ist beim Eingang ins Dörfli ein Raucher-
     raum. Eine dieser Lounges, wie man sie vom Flug-
     hafen kennt. Schlechte Luft, abgewetzte Sessel, der
     Boden von Zigarettenasche übersät. Hier treffe ich
     Besim. Er ist 17 und kommt aus Reinach an der
     Grenze zum Kanton Luzern. Mit seinen Freunden
     ist er mit dem Zug nach Spreitenbach zum Shop-
     pen gefahren. Und zum Chillen. Das Gespräch ent-
     wickelt sich nicht richtig, was wohl an meinem Eis-
     brecher liegt: Ob sie «Tik Tok machen», frage ich
     Besim. «Spinnst du? Ich gebe den Chinesen doch
     nicht meine Daten!» Instagram? Ja, aber ein priva-
     tes Profil. Ich frage, ob ich ein Foto machen darf für
     eine Zeitschrift. «Werden wir dann berühmt?»,
     fragt Besim. «Ja, voll», lüge ich und mache ein
     Föteli. Peinliche Stille. Ein älterer Mann verlässt
     die Lounge, ohne seine Zigarette fertig zu rauchen.
     Wahrscheinlich holt er den Sicherheitsdienst.
     Das würde ich auch, wenn ich einen übergewichti-
     gen Mann gegen 40 im Raucherraum dabei beo-
     bachten würde, wie er Jugendliche anspricht, ›

19
PUBLIREPORTAGE

   Residenz47:   Ikonisch und wohnlich:
                 Direkt am Wasser, am
                                                            Schon die Lage ist Inspiration pur: Direkt
                                                            am Limmatknie, auf einem Gelände, das
                                                                                                         Sichtachsen zum Fluss hin entstehen,
                                                                                                         die das Bäderquartier neu aufleben

   Wohnen am
                                                            seit über 2000 Jahren ein Ort der Ent-       lassen. Das Wohngebäude Residenz47
                 Kurplatz 2 im Bäderquar-                   spannungskultur ist. Damals schon war        wirkt wie eine Hand, die sich zum Fluss

        Wasser   tier Baden, entstehen 38                   die Stadt an der Limmat als «Aquae Hel-      hin öffnet, und so optisch wie haptisch
                                                            vetica» bekannt und beliebt. Diese rei-      eine Verbindung zur Natur eingeht.
                 einzigartige Wohnungen.                    che Tradition und die einzigartige Lage
                 Entworfen vom Schwei-                      in der natürlichen Rundung des Flusses       Höchste Wohnqualität,
                 zer Star-Architekten                       überträgt der international bekannte         maximales Wohlbefinden
                                                            Architekt Mario Botta auf das Heute und         Die Residenz47 verfügt über 38 ge-
                 Mario Botta lassen sie                     schafft dabei maximale Lebensqualität.       schickt angelegte Wohnungen. Die Ein-
                 ein unvergleichliches                                                                   heiten sind jeweils in 2.5- und 3.5-Zim-
                 Ambiente entstehen – in                    Organische Architektur                       merwohnungen unterteilt, wobei jede
                 vollkommener Harmonie                       Mario Botta zählt nicht umsonst zu den      Wohnung über grosszügige Wohn- und
                                                            einflussreichsten Architekten der Ge-        Essbereiche sowie grosse Terrassen
                 mit der Umgebung.                          genwart. Auf einem herausfordernden          verfügt – inklusive einzigartigem Blick
                                                            Gelände gelingt ihm der Balanceakt zwi-      auf die Limmat oder auf die Stadt. Gros-
                 «In den Moment eintauchen. Im Jetzt        schen Natur und urbanem Wohlgefühl.          szügig und offen gestaltet überzeugen
                 entspannen. Und dabei den Geist jahr-      Immer im Zentrum der Inspiration: das        alle Räume mit cleveren wie alltagstaug-
                 tausendealter Badekultur spüren.» Da-      Element Wasser und seine harmoni-            lichen Details. Mario Botta legt grossen
                 mit wirbt die Badener Wellness-Therme      sierende Wirkung auf den Menschen.           Wert auf höchste Wohnqualität. Deshalb
                 FORTYSEVEN, die im Herbst 2021 er-         Die Gesamtgestaltung schafft einen           sorgen raumhohe Holztüren, Eichholz-
                 öffnet werden soll. Und das ist auch das   eleganten Übergang vom urbanen Teil          parkett, Feinsteinzeug in den Nasszellen,
                 Lebensgefühl, das die Bewohner der         des Quartiers zur organisch fliessenden      feiner Putz und weissbeschichtete Holz-
                 dazugehörigen Residenz47 erwartet.         Limmat. Sie lässt neue Stadträume und        fenster für ein unvergleichliches Wohn-
                                                                                                         gefühl im Inneren, während schwarze
                                                                                                         Fensterprofile aussen den Naturstein ak-
                                                                                                         zentuieren. So verschmelzen scheinbar
                                                                                                         gegensätzliche Wohnaspekte zu einem
                                                                                                         grossen Ganzen.

                                                                                                         Das ist noch nicht alles: Zugang zur
                                                                                                         Wellness-Therme FORTYSEVEN ist im
                                                                                                         Mietzins enthalten. Für einen Alltag in
                                                                                                         vollkommener Harmonie.

                                                                                                         Der Bezug ist ab Oktober 2021 geplant.
                                                                                                         Interessiert?

                                                                                                          Weitere Informationen
                                                                                                          finden Sie unter:
                                                                                                          www.Residenz47.ch
Satire

› und von ihnen Fotos macht. Nach kur-
zer Verabschiedung ergreife ich die
                                              Absurd,                                 Limmat in Kilometer von Zürich
                                                                                      bis nach Turgi – und benennt auch
Flucht über die Brücke ins Shoppi, weil
dort hoffentlich andere Securitys
                                               aber                                   das vorliegende Magazin «36 km».

                                               wahr!
                                                                                      Die zweite Ziffer umschreibt das
zuständig sind.                                                                       neue Thermalbad in Baden. Warum
                                                                                      es den hippen Namen «Forty-
Muskelbepackte Gigolos                                                                seven» erhielt, darüber spekuliert
Die jungen Eltern zu befragen, ist deut-                                              man nicht nur in Baden. Nahm die
lich weniger riskant, dafür noch weniger      Tollkühne Flieger                       mit der Benennung beauftragte
ergiebig. Im Limmattal wohnt niemand          Als die beiden Militärpiloten Armez-    Agentur ein zu heisses Bad? Ist 47
von ihnen. Es sind die mit den Auto-          Droz und Bruder 1917 mit ihrem          das Mindestalter für die Bade-
kennzeichen LU, BL oder ZG. Die meis-         Flieger auf dem Hausdach des            gäste? Oder beschreibt die Zahl
ten sind wegen der Möbelhäuser hier,          Schliermer Restaurants Löwen not-       den Eintrittspreis für einen halb-
dann gönnen sie sich noch wahlweise           landen und das Gebäude unver-           stündigen Badebesuch? In diesem
McDonalds oder Dunkin’Donuts.              sehrt verlassen, war ihr Zielort        Fall wäre 36 die bessere Variante
Meine Fragen nach Grenzen sind ihnen          eigentlich das Flugfeld in Spreiten-    gewesen.
scheissegal, Hauptsache der neue              bach. Dieses war seinerzeit auch
Schrank passt ins Kinderzimmer.               Promis bekannt. So nahm dort zum        Historische Schlacht
    Die Grenzgeschichte habe ich schon        Beispiel Schauspiellegende Heinz        Der Zoff beim Aegeri- und Sempa-
fast ad acta gelegt, als ich auf dem Weg      Rühmann in den 30er-Jahren Flug-        chersee zwischen den Habsburgern
zur Tiefgarage drei muskelbepackte,           stunden. Vermutlich trainierte          und Eidgenossen war eindrücklich.
akkurat frisierte Typen aus dem Freiamt       auch Pilot Hans Suter auf dem           Aber was sind diese Gefechte ge-
treffe. Sie stehen vor einem Laden mit        Flugfeld und wagte 1927 schliesslich    genüber der Schlacht von Zürich
der Aufschrift «Powerfood», wobei von         einen tollkühnen Ritt durch die         im Jahr 1799? Tausende Franzosen,
Essen im Laden nichts zu sehen ist. Die       Lüfte und unter der Badener Hoch-       Russen und Österreicher lieferten
drei machen Monatseinkauf, was in             brücke hindurch. Dieses Wagnis          sich einen der grössten Schweizer
ihrem Fall eine gigantische Dose              ist zwar nicht verbrieft, gilt jedoch   Kriege – und das auf Limmattaler
Proteinpulver bedeutet. Alles, was sie zu     als Tatsache.                           Boden. Die «Grande Nation»
Kantonsgrenzen sagen können, ist, dass                                                gewann, und Frankreich kümmerte
es mit AG-Nummernschild in Zürich             Kriminelles Gespann                     sich um die Zürcher und Aargauer
mühsam sei mit der Polizei. Was genau         Beim Gespann Deubelbeiss/Schür-         Kantonsgrenzen. Und prangt etwa
mühsam ist, wollen sie nicht sagen. Es        mann handelte es sich nicht um          Sempach oder Oberaegeri auf
sei aber nicht die Parkplatzsuche. Ach        erfolgreiche Seitenwagenfahrer,         dem Pariser Triumphbogen? Nein,
so. Nach dem Pulverladen gehen sie            sondern gefährliche Verbrecher, die     Napoleon liess Dietikon in den
noch zu Gigolo. Das ist ein Kleiderla-        in den 50er-Jahren unsere Region        Sandsteinbogen meisseln.
den, der nichts zu tun hat mit der US-        als ihren Aktionsraum wählten.
Fernsehserie über männliche Stripper,         Im Reppischtal ermordeten sie den       Fatale Enttäuschung
obwohl die drei durchaus auch in die          Zolliker Banker Armin Bannwart,         Kein Wunder, dass der erste von
Fernsehserie gepasst hätten.                  liessen ihn in einer gestohlenen        einer S-Bahn überfahrene Schwei-
                                              Limousine liegen und versteckten        zer Wolf in Schlieren sein Leben
Déja vu                                       sich. Bald darauf wurden Kurt           liess. 2014 nahm das arme Tier den
Dann fahre ich halt ohne Story nach           Schürmann in Zürich und Ernst           langen Weg von der Haldensteiner
Hause, dort wo alles lokal und um die         Deubelbeiss in Schlieren verhaftet.     Calanda bis ins Limmattal unter
Ecke ist. Den Konflikt habe ich nicht              Für genauso grosse Schlagzeilen    die Pfoten und landete ausgerech-
gefunden, dafür die Einsicht, dass ich in     sorgte das Duo Hassan Kiko/Angela       net unter den Rädern der S9. Wieso
einer Gutmenschenblase des lokalen            Magdici 2016. Er sass als Verge-        er den Zug nicht gehört hat, weiss
Einkaufens lebe.                              waltiger im Knast, sie arbeitete als    man nicht. Gewisse Stimmen spre-
    Eine Woche später muss ich ins Sihl-      Aufseherin im Bezirksgefängnis.         chen von Suizid, weil der Wolf von
city, weil ich wieder einmal zu faul bin zu   Die beiden verliebten sich, sie ver-    der Natur in Zürich-West doch sehr
waschen und Unterhosen brauche. Déja          half ihm zur Flucht, und das ganze      enttäuscht war.
vu. Gestresste Familien, Jugendliche mit      Land verfolgte die beiden. Und wo
zerrissenen Jeans, Muskelmänner, volle        spielte der Krimi? In Dietikon!
Parkhäuser. Das ist alles genauso wie im
Shoppi Tivoli. Ich fahre für den nächs-       Geheimnisvolle Zahlen
ten Einkauf nach Spreitenbach. Das            Im Limmattal geistern seit einer
Kino hat dort im Gegensatz zum Sihl-          Weile zwei Zahlen herum. 36 und
city nämlich Betten.                      •   47. Erstere beschreibt die Länge der

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GASTBEITRAG

BRANCH COLLAB
ALLES DA, ALLES
DRIN
In der ehemaligen NZZ-Druckerei
an der Zürcherstrasse in Schlieren
eröffnet am 4. Januar 2021 das
Branch Collab. In dieser brandneu-
en Coworking-Area stehen neben
55 modern ausgestatteten Arbeits-
plätzen für Einzelpersonen und
Teams auch eine Worklounge,
verschiedene Sitzungszimmer und
zwei Big Rooms zur Verfügung.

Text: Andreas Hänsenberger
Visualisierung: Raumgleiter AG

Der Nutzer muss nur noch sein persönliches
Gerät mitbringen – WLAN, Drucker, Kaffee-
bars und alles, was es zum Arbeiten braucht,
ist im Branch Collab bereits vorhanden. Und
man arbeitet hier nicht nur am eigenen Tisch,
sondern auch in der Worklounge und in Krea-
tivzonen, in Lobbys, in Big Rooms und an der
«Arbeitsbar». Es lässt sich kaum eine bessere                                                     Industrielle Umgebung
Strategie fürs Networking finden: Die Mög-                                                        Das architektonische Konzept von JED ver-
lichkeit, andere Unternehmer zu treffen und                                                       eint nachhaltig umgenutzte Industrie-Infra-
bei einem zwanglosen Kaffee Erfahrungen                                                           struktur mit zukunftsweisender neuer Office-
austauschen zu können, ist ein grosser Vorteil.                                                   Architektur und ist ganz auf Wissenstransfer,
                                                                                                  Kreativität und Innovation ausgelegt. Das
Arbeit als Gemeinschaftsprojekt                                                                   Branch Collab ebenfalls, und es steht dir und
Im Branch Collab macht das Arbeiten Spass.                                                        deinem Unternehmen als kurz- oder länger-
Die neue Coworking-Area ermöglicht den                                                            fristiger Arbeitsort zur Verfügung; die Arbeits-
Gedanken- und Meinungsaustausch,                                                                  plätze lassen sich über die Website spontan
steigert die Produktivität und ermöglicht                                                         und unkompliziert buchen.
zielgerichteteres Arbeiten. Kollaborativ
werden nachhaltigere und oft auch                                                                 Flexible Buchungspakete
unkonventionellere Ergebnisse erzielt. Zudem                                                      Du mietest deinen Arbeitsplatz nur für die
stehen im Branch Collab Meetingräume zur                                                          Zeit, in welcher du ihn auch wirklich benötigst.
Verfügung, die es erlauben, Präsentationen                                                        Auch Meetingräume bezahltst du nur dann,
mit Kunden und Mitarbeitern in professio-         Ideale Grösse                                   wenn du sie auch wirklich brauchst. Attraktive
neller Umgebung abzuhalten. Und weil man          Das Branch Collab ist der Ort, wo man sich      Pakete bieten dir und deinem Unternehmen
vieles gemeinsam nutzt, ist der Aufbau            persönlich begegnet, wo man gemeinsam           moderne Plug&Work-Arbeitsplätze sowie
neuer Beziehungen und Verbindungen im             Ideen entwickelt – und wo man auch einen        Sitzungszimmer, Worklounges und Kreativ-
Branch Collab ganz einfach!                       gemeinsamen Erfolg zusammen feiern kann:        räume – all dies gepaart mit abwechslungs-
                                                  Die neue Coworking-Area ist ein idealer Platz   reicher Gastronomie, Kaffee, WLAN und
                                                  für innovatives und effektives Arbeiten: Mit    allem, was es für effektives Arbeiten sonst
                                                  55 Arbeitsplätzen ist das Branch Collab nicht   noch braucht.
                                                  so klein, dass der Austausch fehlt – aber
                                                  auch nicht so gross, dass der Einzelne in       thebranch.ch
                                                  Anonymität versinkt.
Unsere
     Unsere Limmattalbahn fährt
                          fährtbald
                                baldlos.
                                     los.Sie
                                         Sie braucht
                                             braucht jetzt
                                                      jetzt nur
                                                            nur noch       Farbe.
                                                                noch etwas Farbe.
              deine Limmattalbahn
     Gestalte Deine Limmattalbahn und  und schick
                                           schickeuns
                                                    unsein
                                                        einFoto
                                                            FotoDeiner
                                                                 deinerZeichnung
                                                                       Zeichnung an willkommen@limmatstadt.ch
                                                                                 anwillkommen@limmatstadt.ch.
                                                                                                                                                                                                           KOMMPAKT.CH

     Mit
     Mit etwas
         etwas Glück
               Glück gewinnst
                      gewinnst Du du feine
                                     feine Preise,
                                           Preise, natürlich
                                                   natürlich aus
                                                             aus der Region.
                                                                 der Region.
     Einsendeschluss
     Einsendeschluss ist
                      ist der
                          der 31.
                              31. Januar
                                  Januar 2021.
                                          2021.

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                                                                                                                                                                                           Limmat
                                                                                                                                                                                           stadt
                                                                                                                                                                                           VON BADEN BIS
     Die
     Die regionale   Standortförderung
          regionaleStandortförderung       Limmatstadt
                                      Limmatstadt        AG
                                                  AG setzt    setzt
                                                           sich      sich
                                                                ein für dieein
                                                                            Stärkung   Stärkung
                                                                               für dieder Identität der Gesamtregion
                                                                                                    der Gesamtregion   und
                                                                                                                     und ihrer  ihre Ausstrahlung
                                                                                                                            fürAusstrahlung          als vielfältige,
                                                                                                                                            als spannende,  vielfältige,       Follow us   ZÜRICH
     dynamische     Stadtregion
     dynamische Stadtregion  mit mit  attraktiven
                                 attraktiven      Angeboten
                                             Angeboten          für die Bevölkerung,
                                                       für die Wohnbevölkerung,           Arbeitstätigen
                                                                                    Arbeitstätigen         und Unternehmen.
                                                                                                    und Unternehmen.  Mehr unterlimmatstadt.ch
                                                                                                                                 www.limmatstadt.ch.                       @Limmatstadt:
Axialventilator einer Weishaupt Luft-Wasser-Wärmepumpe
                                                                                      mit strömungsoptimierter Kontur („Eulenflügel“)

                                      Roland         Lukas
                                      Meyer          Fischer

              Beatrice
              Ludwig

                               Für Immobilien.
                                  RE/MAX.
                         Bewerten, verkaufen und vermitteln.
                          Wir sind ein regional verankertes,
                          schweizweit starkes Netzwerk mit
                                innovativen Lösungen.

                        RE/MAX Limmattal, Bremgartnerstrasse 9
                          8953 Dietikon, Telefon 044 888 88 10
                   info@remax-limmattal.ch, www.remaximmobilien.ch

                                                                                  Die Kunst
                                                                                  der leisen Kraft.
REM_Limmattal_Anzeige_96x131_final.indd 1                            28.10.20 12:02

                                                                                      Die zuverlässigen Hocheffizienz-Wärmepumpen von Weishaupt
                                                                                      holen die Wärme aus der Luft. Sie tun das nicht nur ausdauernd
                                                                                      und kraftvoll, sondern auch extrem leise. Dafür sorgen unter
                                                                                      anderem die speziell geformten Ventilatoren, die den lautlosen
                                                                                      Eulenflug zum Vorbild haben.
                                                                                      Weishaupt AG, Chrummacherstrasse 8, 8954 Geroldswil ZH
                                                                                      Tel.: 044 749 29 29, Fax: 044 749 29 30,
                                                                                      24-h-Service: 0848 830 870, www.weishaupt-ag.ch

                                                                                  Das ist Zuverlässigkeit.

                                                                                      Brenner       Brennwerttechnik    Solarsysteme      Wärmepumpen
Piratenradio

                                                                                      D‘Stimm vo Züri
                                                                                      Rolf Gautschi, Initiant
                                                                                      von Radio City
                                                                                      International,war
                                                                                      einer der ersten
                                                                                      kommerziellen
                                                                                      Radiopiraten in Zürich.

                                                                                    Lokale Piraten für                                                                        Lämpe», erklären sie dem Autor dieser
                                                                                                                                                                              Episode, der von Radiotechnik nur
                                                                                                                                                                              wenig Ahnung hat, sich aber über den

                                                                                    Augen und Ohren                                                                           damaligen Mut und die Fertigkeit der
                                                                                                                                                                              Kollegen wundert.

                                                                                                                                                                              Unbeugsame Wellenreiter
                                                                                    Vor gut 40 Jahren machten sich                                                            Es sind Piraten, und sie reiten auf Wel-
                                                                                                                                                                              len. Sie machen jedoch keine Meere
Foto: Aus dem Buch «Kommerz auf Megahertz?», Frischknecht/von Büren, Lenos Verlag

                                                                                    Pioniere auf, die Medienwelt zu                                                           unsicher, sondern Frequenzen. Zwi-
                                                                                                                                                                              schen 100 und 104 Megahertz hat bis
                                                                                    verändern, und das Limmattal                                                              Ende der 70er-Jahre niemand etwas zu
                                                                                                                                                                              suchen, dieser UKW-Bereich gehört
                                                                                    spielte dabei eine zentrale Rolle.                                                        quasi den offiziellen Radiosendern in
                                                                                                                                                                              der Schweiz. Auf «Puuremünster» sind
                                                                                    Text Thomas Pfann                                                                         hauptsächlich Marschmusik, Jodel-

                                                                                    F
                                                                                                                                                                              chörli und Hörspiele zu hören, für
                                                                                             rühsommer 1979, am Waldrand         lenmaschine mitten im beschaulichen          Rockmusik oder Pop muss man auf
                                                                                             von Dietikon oberhalb des           Limmattal? Plötzlich rauscht und             SWF3 oder Ö3 ausweichen. Die
                                                                                             Friedhofs. Zwei Sekundarschü-       knarzt es aus einem kleinen Radio, das       Schweiz, ganz besetzt durch die Landes-
                                                                                             ler legen eine schwere Schach-      die Jungs dabei haben. Tatsächlich:          sender DRS und das Schweizer Fernse-
                                                                                             tel auf die Bank. Es wird geflüs-   Stimmen und Musik! Aber das sind doch        hen. Ganz? Nein, eine kleine Truppe von
                                                                                    tert. Einer klappt die Vorderseite der       die Schüler selbst, die da sprechen! «Lei-   unbeugsamen Medienverrückten wehrt
                                                                                    Schachtel nach unten, fuchtelt mit der       der ist die Übertragung suboptimal»,         sich gegen das Regime. Dass einige von
                                                                                    Taschenlampe herum und hantiert an           sagt einer, «wir sind zu nahe am Sender.»    ihnen im Limmattal zuhause sind, ist
                                                                                    einem Gerät mit einem Gewirr von             Aber weiter weggehen können sie nicht,       kein Zufall. Hier geht medientechnisch
                                                                                    Kabeln, Knöpfen und Schaltern. Dazu          es ist zu gefährlich. «Werden wir von        schon früh die Post ab – in manchen Fäl-
                                                                                    ein Tonbandkassettengerät. Eine Höl-         einem VW-Bus der PTT erwischt, gits          len wortwörtlich.

                                                                                                                                                    25
Piratenradio

                                                                                        laufend. Die Hörer mussten auf der Hut
                                                                                        sein, damit sie die oft gesellschaftskriti-
                                                                                        schen und politischen Beiträge von
                                                                                        Radio Bachtelkrähe, Radio Schwarzi
                                                                                        Chatz oder der Wällehäxen mitbe­
                                                                                        kamen. Mitte der 80er-Jahre war der
                                                                                        Spuk dann mehr oder weniger vorbei,
                                                                                        als sich der gewiefte Roger Schawinski
                                                                                        durchsetzte und sich die Schweizer
                                                                                        Privatradios zu etablieren begannen.
                                                                                        Neben Radio 24 überlebte übrigens ein
                                                                                        weiteres Radioprojekt aus der Pionier-
                                                                                        zeit: Das Alternative Lokal-Radio
                                                                                        nahm während der Zürcher 80er-Bewe-
                                                                                        gung den Namen LoRa an, sendete vor-
                                                                                        erst verbotenerweise aus dem Auto­
                                                                 Strahlkraft            nomen Jugendzen­      trum AJZ, wurde
                                                                 Mit 36 dokumen­        legalisiert und ist bis heute in Betrieb.
                                                                 tierten Sendungen
                                                                 zwischen 1978 und
                                                                 1980 gehörte Radio     Rüsler-TV: Einer der ersten
                                                                 Schwarzi Chatz zu      Privatsender
                                                                 den aktivsten und      Waren die Piraten nur in der Radiowelt
                                                                 langlebigsten Ver­
                                                                 tretern der Piraten­
                                                                                        unterwegs? Als effektiv Gesetzlose
                                                                 sender­szene.          schon, aber es gab auch bei den beweg-
                                                                                        ten Bildern Pioniere, allerdings legale.
                                                                                        Und wen wunderts: Auch sie waren vor
›     Der berühmteste und erfolg-           Seine Gerätschaften waren leistungs­        allem im Limmattal aktiv. Oberhalb
reichste Radiopirat ist unbestritten        fähiger als diejenigen der Schulbuben,      von Neuenhof befindet sich der Rüsler,
Roger Schawinski mit seinem Radio 24.       und sie wurden auch regelmässig von         ein Teil des Bergrückens zwischen
Die Geschichte über den Sender,             der PTT konfisziert. Als subversiver        Berg­dietikon und Baden. Von dort
der vom italienischen Pizzo Groppera        Aktivist verstand sich Radio City aber      stammt der Name einer der ersten pri-
aus die Stadt und Region Zürich mit         nicht, denn sein Macher kannte die          vaten Fernsehstationen der Schweiz:
Lokal-News und Musik belieferte, ist        Mechanismen der Werbefinanzierung           Rüsler-TV. Als Pionier des Aargauer
legendär. Erst nach zahlreichen polizei-    durchaus und publizierte zum Beispiel       Fernsehsenders agierte der «Badener
lichen Senderschliessungen, Verfahren       Reklame für Radio- und TV-Fachge-           Tagblatt»-Redaktor Klaus Streif, als er
und Verhandlungen mit allen möglichen       schäfte in Zürich. Roger Schawinski soll    1978 vom Eidgenössischen Verkehrs-
Ämtern verlegte die enthusiastische         sich sogar vergeblich bemüht haben,         und Energiedepartement grünes Licht
Crew ihren Redaktionssitz von Como          Rolf Gautschi den Namen «Radio City»        bekam für eine «Arbeitsgemeinschaft

                                                                                                                                      Foto: Aus dem Buch «Kommerz auf Megahertz?», Frischknecht/von Büren, Lenos Verlag
nach Zürich, sendete ab 1983 legal          abzuluchsen.                                Pilotprojekt Kabelrundfunk Agglome-
und brach das Monopol von DRS end-                                                      ration Baden» und eine befristete Kon-
gültig auf.                                 Aufbruch in die Legalität                   zession für eine «regionale kabelgebun-
    Aber «Schawi» war nicht der einzige     Illegale Sender schossen in der Region      dene Fernsehversorgung». Zuerst waren
und auch nicht der erste Freibeuter im      bald wie Pilze aus dem Boden. Ihre          auf der Mattscheibe nur Schrifttafeln
Äthermeer. «Radio City International –      Sendefrequenzen und Sendestandorte          zu sehen, ein paar Jahre später gab es
d’Stimm vo Züri, 8957 Spreitenbach»,        wechselten sie aus Sicherheitsgründen       dann Ton dazu. Erst anlässlich der
tönte es schon vorher aus dem Radio,                                                    Badenfahrt 1987 lernten die Bilder lau-
wenn man denn wusste, wo. Es waren                                                      fen, und von da an lief das TV-Pro-
Rolf Gautschis Worte, und sie waren                                                     gramm täglich. 1995 war die Pionier-
gegenüber «Schawi» nicht sehr schmei-                                                   phase zu Ende, das Rüsler-TV wurde
chelhaft, galt er doch als Konkurrent auf       Der Limmat­                             zum Tele M1, reihte sich ein in das
dem Platz Zürich. «Abgschiffet ischer,                                                  Angebot der AZ Mediengruppe und ist
abgschiffet», lachte d’Stimm vo Züri           taler Höhenzug                           heute Bestandteil von CH Media.        •
über den ersten Versuch des Richt-
strahlsenders aus Italien nach Zürich.
                                                 stand Pate
    Rolf Gautschi war ein begnadeter
Radiotechniker und sendete ironischer-
                                                für Rüsler-TV,                          Sendungen von Radio City kann man heute
                                                                                        noch hören auf:

weise von Spreitenbach aus nach Zürich.         heute Tele M1.                          www.bild-video-ton.ch/bestand/objekt/
                                                                                        Sozarch_F_1005-005

                                                               26
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