Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT

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Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT
kons
                         Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums

4                         6                   12
    ENTRADA                   SCHWERPUNKT           PORTRÄT
    TALENTE FINDEN UND        EMP AM TLK            SIGGI HAIDER
    FÖRDERN

                                                                Heft Nr. 22
                                                             Frühjahr 2019
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT
Impressum
                                                     Herausgeber:
                                                           Tiroler
                                           Landeskonservatorium
                                         Paul-Hofhaimer-Gasse 6
                                                   6020 Innsbruck
                                       Tel.: +43(0)512 / 508-6852
                                     Fax: +43(0)512 / 508-746855
                                                 www.konstirol.at
                                    Email: kons.redaktion@tsn.at

                                                        Redaktion:
                                        Mag. Sebastian Themessl
                                         Mag. Dr. Gabriele Enser
                                                 Dr. Stefan Hackl
                                                    Harald Pröckl
                                                   Marinus Kreidt
                                                  Michael Leitner
                                                  Elias Praxmarer
                                      Dir. Dr. Nikolaus Duregger

                                  Grafikkonzept: Theresa Neuner
                                         Grafik: Manfred Gruber

                                   Für den Inhalt verantwortlich:
                                     Dir. Dr. Nikolaus Duregger

                                                    Druck: studia

2   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT
Editorial / Inhalt

Das Finden und För-
                                              Entrada:
dern der vielen Talente
Tirols ist uns freudiger
                                              Talente finden
Auftrag und heilige
                                              und fördern                            4
Pflicht. Schon bisher
erfolgreich in diesem
Gefilde, verstärken wir
noch das Bestreben: in-
stitutionalisiert, systematisiert und aus-
                                              Schwerpunkt:
gebaut findet sich die Talenteförderung
explizit im neuen Statut wieder. Das hef-
                                              Elementare Musik-
tig akklamierte Konzert unseres Orches-
                                              pädagogik am TLK                       6
ters, das sich im März im Großen Saal des
Hauses der Musik ereignete, war auch
ein herrlich tönender Beweis für die Leis-
tungsfähigkeit unserer sehr jungen Vor-
bereitungsstudentInnen (die vor allem im
                                              Porträt:
Streicherapparat zahlreich vertreten wa-
ren) und für die Sinnhaftigkeit, sie vehe-
                                              Siggi Haider                         12
ment zu fördern und durch Meisterwerke
wie Tschaikowskis „Fünfter“ feurig zu
fordern. Die Entrada präsentiert proudly
das Precollege! Doch wie entdecken Kin-
der die elementare Kraft der Musik, die
so machtvoll Körper und Geist und Seele
                                              Terminkalender                       19
erfasst, Bewegung, Tanz und Sprache diri-
giert? Sehr oft durch die Elementare Mu-
                                              Kooperationen                        20
sikpädagogik! Es ist höchste Zeit, dieser
Wegbereiterin und Erlebbarmacherin der
                                              Vorschau                             26
Musik die gebührende kons-Aufmerk-
samkeit einzuräumen, ihr und ihren Pro-
tagonisten. Geschieht hiermit vielseitig!
Und wenn Sie unserem Ensemble kons-
tellation beim 10-Jahre-Jubiläumskonzert
im ORF Ihren Besuch schenkten, würden
                                              Forum                                30
Sie vielfach – sich und ihm und unseren
Komponisten – Freude bereiten. kons22
                                              Fermate                              34
will das auch.
                          Nikolaus Duregger

                                                             Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   3
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Entrada

Talente finden und fördern
Precollege am Tiroler Landeskonservatorium

                       Zuerst war es eine Ansammlung von Mög-          Wir messen natürlich nicht, wir halten
                       lichkeiten: Seit dem Jahr 2014 entwickelt       Aufnahmeprüfungen ab. Wir wollen mu-
                       das Tiroler Landeskonservatorium ge-            sikalisch „Begabte“ (Begabung, allgemein
                       meinsam mit dem Landesschulrat (heute           definiert als Potenzial eines Menschen zu
                       Bildungsdirektion) für Tirol und den Mu-        außergewöhnlichen Leistungen) finden
                       sikschulen des Landes quasi experimentell       und fördern, damit später aus ihnen „Ta-
                       eine Reihe von vernetzten Unterrichtspro-       lente“ (definiert als Potenzial für beson-
                       jekten. Guitarmania, Heran!Tasten, Junior-      dere Leistungsfähigkeit in bestimmten
                       Masterclass für Violine bzw. Violoncello,       Bereichen, wenn bereits ein bestimmtes
                       Anstimmen – so einige Namen für un-             Niveau erreicht wurde – also gleichsam
                       terschiedliche Herangehensweisen und            die realisierte Begabung) und „exzellente“
                       Konzeptionen rund um das Thema Bega-            Musiker und Musikerinnen werden. Das
                       bungsförderung in der Musik. Vieles wur-        Finden geschieht zumeist in der (Musik-)
                       de erprobt und getestet. Herausgekommen         Schule, manchmal schon in der elementa-
                       ist dabei jetzt ein neues Curriculum für alle   ren Musikpädagogik oder musikalischen
                       Instrumente und Gesang, das am 1. Febru-        Früherziehung, normalerweise im ersten
                       ar 2019 in Kraft getreten ist.                  Instrumental- oder Gesangsunterricht,
                       Erste wissenschaftliche Diskurse um die         in der Jugend-Band, in der Blasmusik, im
                       Begriffe Wunderkind, Musikalität und            Kinder- und Jugendchor. Musiklehrende
                       musikalische Begabung werden bereits            und Eltern sind diejenigen, denen ein be-
                       im frühen 19. Jahrhundert geführt. Gegen        sonderes Interesse an Musik oder für ein
                       Ende des Jahrhunderts beginnt man sich          bestimmtes Instrument zuerst auffällt.
                       mit unterschiedlichen Erscheinungsfor-          „Wie wird man aber musikalisch? Nicht
                       men von Musikalität auseinanderzuset-           dadurch, dass du dich einsiedlerisch Tage
                       zen (Theodor Billroth, später Johannes von      lang absperrst und mechanische Studien
                       Kries), und vor genau hundert Jahren ent-       treibst, sondern dadurch, dass du dich in
                       wickelt Carl Emil Seashore im Sog der sich      lebendigem, vielseitig-musikalischem Ver-
                       gerade etablierenden Intelligenzforschung       kehr erhältst, namentlich dadurch, dass du
                       den ersten Test zum Messen von „Musical         viel mit Chor und Orchester verkehrest.“
                       Talent“. Was im 18. und 19. Jahrhundert         Das weiß schon Robert Schumann: Be-
                       „Genie“ war, ist heute „Hochbegabung“.          gabung und Förderung müssen Hand in
                       Die Förderung diverser Begabungen rückt         Hand gehen. Das Fördern braucht vor al-
                       in den vergangenen Jahren immer mehr in         lem auch die richtige Umgebung zur Ent-
                       den Fokus von Bildungsinstitutionen. Mitt-      faltung; Unterricht am Instrument bzw.
                       lerweile bietet jede musikalische Bildungs-     mit der Stimme ist wichtig und genügt
                       einrichtung in Österreich spezifische Kurse     doch allein nicht. Motivatoren, Verstär-
                       bzw. Studienmöglichkeiten für besonders         kungen, Anreize und Herausforderungen
                       interessierte junge Menschen an.                künstlerischer und sozialer Art bilden die

4   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
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Entrada

notwendige Basis eines umfassenden För-         sikalische Förderung in allen stilistischen           Abschlussmatinee
derprogrammes.                                                                                        Heran!Tasten (Klavier
                                                Bereichen erfahren wollen. Die am TLK
                                                                                                      und Akkordeon)
Daher hat sich das Tiroler Landeskonserva-      grundsätzlich ermöglichte Einbindung                  am 10.03.2019
torium dazu entschlossen, in Zusammen-          junger Talente in ein Umfeld aus Studie-              im Studio 3, ORF Tirol
arbeit mit den Musikschulen im Land allen       renden wirkt motivierend und sichert die              Foto: Leopold Volgger
musikbegeisterten Jugendlichen vielfältige      Qualität der musikalischen Ausbildung.
Unterstützungen in Form von zusätzlichem        Das Vorbereitungsstudium ist offen für
Unterricht, Ensembleprojekten, Improvisa-       alle Instrumente, für Komposition und Ge-
tion und angewandter Musiktheorie, Auf-         sang. Ein paar praxisergänzende Fächer im
trittsmöglichkeiten, Workshops und Som-         Angebot bieten eine integrative Sicht auf
merprogrammen anzubieten. Vieles davon          Musiktheorie.
ist noch in Arbeit, einiges ist schon im neu-   c) Die Studienvorbereitung wendet sich be-
en Curriculum festgeschrieben:                  sonders an jene Personen, die sich gezielt
Ab sofort gibt es im Vorstudienbereich am       auf die Zulassungsprüfung in ein Vollstu-
TLK ein Drei-Säulen-Modell:                     dium vorbereiten möchten. Das bedeutet
a) Die Talenteförderung erfolgt in Zusam-       auch, dass eine Reihe theoretischer Fächer
menarbeit mit den Tiroler Musikschulen,         inkl. Klavierunterricht besucht werden
geführt unter Patronanz des Landeskon-          muss.
servatoriums. Das bedeutet, dass junge Ta-      Das Modell ist durchlässig, das heißt, man
lente aller Instrumente (inkl. Gesang) aus      kann natürlich auch Stufen überspringen,
allen stilistischen Bereichen hier die Mög-     sofern man den Anforderungen entspricht.
lichkeit haben, über den Besuch des Musik-      Im Mittelpunkt stehen jedenfalls die jun-
schulunterrichts hinaus in regelmäßigen         gen Musizierenden, die wir früh genug
Abständen zusätzlich am TLK unterrichtet        auf einen möglichen Beruf in einer Musik-
zu werden. Die Lehrenden beider Instituti-      schule, einem Orchester, einer Schule, auf
onen arbeiten in enger Abstimmung mitei-        der Bühne vorbereiten wollen. Und wenn
nander im vernetzten Unterricht.                es nichts wird mit dem ursprünglichen
b) Das Vorbereitungsstudium ist zugleich        Traumberuf – die Ohren sind dennoch
der Eintritt in das Tiroler Landeskonserva-     weit offen für diese wundervolle, flüchtige,
torium. Hier werden vor allem Schüler und       ungreifbarste aller Künste, die Musik.
Schülerinnen angesprochen, die neben der                                           Gabriele Enser
schulischen Ausbildung eine vertiefte mu-        Leiterin des Instituts für vorbereitende Studien

                                                                                           Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   5
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Schwerpunkt EMP

   „Für jeden erlern- und erlebbar…“
   Elementare Musikpädagogik am TLK

                             Elementare Musik ist gesamtleiblich er-            Wahrnehmungsfähigkeit und Körperbe-
                             fahrbar und erfasst den ganzen Menschen.           wusstsein sowie der Erweiterung des per-
                             Im Kontext des Unterrichtes bedeutet dies,         sönlichen Ausdruckes zu. In der Improvi-
                             alle Bereiche im Menschen gleichermaßen            sation mit Musik, Bewegung und Stimme
                             anzusprechen und auf das jeweilige The-            sowie im vielfältigen Gestalten mit unter-
                             ma bezogen vielfältige Verbindungen zwi-           schiedlichen Werkstoffen erschließt sich
                             schen körperlichen, seelischen und geisti-         prozessorientiert das jedem Menschen
                             gen Prozessen herzustellen. Wege dorthin           innewohnende kreative Potenzial. In der
                             setzen ihren Fokus deshalb auf vernetzen-          Aneignung von didaktischen Kenntnis-
                             de Vielfalt und ermöglichen Kontakt und            sen und lebendig erfahrbarem entwick-
                             Begegnung untereinander.                           lungspsychologischen Wissen erwächst
                             Elementare Musikpädagogik ist etwas                die Befähigung zu qualifizierter Leitung
                             anderes als reine Vorbereitung auf den In-         von Kindergruppen verschiedener Alters-
                             strumentalunterricht. Sie ist eine sinnes-         stufen sowie zu Erwachsenen-, Senioren-
        Elementare           vernetzende und sinnstiftende Erfahrung            und Inklusionsgruppen.
      Musik ist nie          und sieht in Musik, Sprache, Tanz und              Seit der Implementierung der EMP am Ti-
       Musik allein,         Bewegung integrative Medien zur Persön-            roler Landeskonservatorium im Jahre 1991
     sie ist mit Be-
                             lichkeitsentwicklung:                              haben 145 Studierende den Lehrgang er-
      wegung,Tanz
                             Ressourcen erschließend – erlebnisakti-            folgreich abgeschlossen.
      und Sprache
                             vierend – prozessorientiert                        Der nächste Lehrgang beginnt im Septem-
    verbunden, sie
    ist eine Musik,          EMP als Lehrgang wendet sich an Inter-             ber 2019. Die Anmeldung ist möglich von
    die man selbst           essierte aus pädagogischen und sozialen            1. April bis 31. Mai. Die Feststellung der
       tun muss, in          Berufen oder einschlägiger Berufsqualifi-          musikalisch-künstlerischen und körperli-
     die man nicht           kation, welche sich neue Wege für die Un-          chen Eignung erfolgt im Zuge einer Auf-
          als Hörer,         terrichtspraxis aneignen wollen.                   nahmeprüfung. Nähere Infos unter www.
        sondern als          Der Lehrgang dauert vier Semester. Zu              konstirol.at
          Mitspieler         den Unterrichtsfächern gehören Elemen-             EMP als Schwerpunktfach kann im Rah-
    einbezogen ist.          tare Musikpädagogik, Tanz- und Bewe-               men der IGP-Ausbildung gewählt werden.
     Sie ist erdnah,         gung, Didaktisches Praktikum, Pädagogi-            Als Aufnahmevoraussetzung gilt die er-
          naturhaft,         sche Psychologie, Instrumentalpraktikum            folgreich absolvierte Aufnahmeprüfung
     körperlich, für         Gitarre oder Klavier, Praktikum EMP und            für das IGP-Studium.
      jeden erlern-          Wahlfächer.
      und erlebbar,          Lebendiges Lernen geht mit Begeisterung
         dem Kinde           einher, weckt Neugier und Erkundungs-
           gemäß.“
                             lust und regt individuelle Lernprozesse
        (Carl Orff,          an.
              1963)          Besondere Bedeutung kommt im Unter-
                             richt der Anregung und Entwicklung von

                                                         ... alles im Kasten?
                                         Fotos oben und rechts: Siggi Haider!
   6      Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT
Schwerpunkt EMP

                                                                    Modelle zur Ver-          Plakat des EMP-Fach-
                                                                    bindung von Mu-           bereiches des TLK für
                                                                                              die EMP-A
                                                                    sik, Bewegung und         (Verein zur Vernetzung
                                                                    Stimme; Praktikum         aller universitären
                                                                    Gitarre),   Almuth        Ausbildungsstätten
                                                                                              Österreichs).
                                                                    Schumacher-Möth
                                                                                              www.emp-a.at
                                                                    (Pädagogische Psy-        Fotos und Plakatgestal-
                                                                    chologie der EMP)         tung Alli Schumacher-
                                                                    und Siegfried Hai-        Möth und Siggi Hai-
                                                                                              der; Layout Manfred
                                                                    der (Instrumentales       Gruber.
                                                                    und vokales Gestal-
                                                                    ten; Bewegung und
                                                                    Tanz in der EMP;
                                                                    Fachbereichsleiter
                                                                    für EMP)
                                                                    Im Zuge der Neuor-
                                                                    ganisation des TLK
                                                                    wurde der Fachbe-
                                                                    reich EMP erwei-
                                                                    tert und heißt nun:
Unterrichtsfächer sind Vokales und Ins-       Fachbereich Inklusive und Elementare
trumentales Gestalten, Tanz und Bewe-         Musikpädagogik.
gung, Didaktik der EMP, Didaktisches          Somit ist nun auch schriftlich verankert,
Praktikum, Modelle zur Verbindung von         was in der EMP praktisch bereits seit vie-
Musik, Bewegung und Stimme, Wahlfä-           len Jahren Selbstverständlichkeit ist: Ein
cher.                                         Angebot der Inklusion und Vielfalt für
Das EMP-Schwerpunktfach haben bisher          alle Menschen unter besonderer Berück-
148 Studierende erfolgreich abgeschlos-       sichtigung ihrer individuellen Bedürf-
sen und unterrichten jetzt größtenteils im    nisse sowie ein Angebot, Musik von der
Rahmen des Tiroler Musikschulwerkes,          frühen Kindheit an bis ins hohe Erwach-
acht Studierende sind derzeit in Ausbil-      senenalter, vom Studierenden hin bis zum
dung.                                         Kursteilnehmer, ganzheitlich erleb- und
Zum EMP-Team am TLK gehören Clau-             erfahrbar werden zu lassen.
dia Bauer (Grundlagen der EMP; Didakti-       Das Tor in die Welt der Musik – und auch
sches Praktikum: von Eltern-Kind-Gruppe       ins Tiroler Landeskonservatorium – ist
bis Senioren), Christine Knoll-Kaserer (Di-   weit geöffnet.
daktik der EMP; Didaktisches Praktikum),
Frajo Köhle (Didaktisches Praktikum;                  Alli Schumacher-Möth/ Siggi Haider

                                                                                   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   7
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Schwerpunkt EMP

     „All Inclusive!?“
     Symposium einer inklusiven Musik- und Tanzpädagogik

                              Was muss sich ändern, damit musik-
                              und tanzpädagogische Angebote für
                              jeden Menschen Möglichkeiten bieten,
                              sich künstlerisch zu entfalten und aus-
                              zudrücken? Diese Frage stand im Mittel-
                              punkt des Symposiums „All Inclusive!?“
                              vom 12. bis 13. Oktober 2018 im Haus
                              der Musik in Innsbruck. Als Koopera-
                              tionsveranstaltung der drei führenden
                              Musikausbildungsstätten Tirols (Tiro-         wer und was in einer Gesellschaft „An-
                              ler Landeskonservatorium, Universität         dersheit“ definiert. In welchen Bezug wird
                              Mozarteum Salzburg/Innsbruck, Tiroler         das Anderssein gesetzt? Wer bestimmt,
                              Landesmusikschulwerk) war die Tagung          welche sprachliche Bilder den Diskurs
                              ebenso Forum für praktische Workshops         beherrschen? Dieses Infragestellen gesell-
                              wie Podium für den wissenschaftli-            schaftlicher Übereinkünfte kann natür-
                              chen Austausch und lockte mehr als 180        lich zu Reibungen führen, weshalb mit
                              Teilnehmer*innen nach Innsbruck.              dem Nachdenken über Inklusion auch ein
                              Anders als Integration geht Inklusion         Neudenken von Konflikten einhergehen
                              nicht von einer Mehrheitsgesellschaft         muss. Ansonsten besteht die Gefahr, dass
                              aus, in die eine als das Besondere gelten-    der Begriff Inklusion zu einem inflationä-
                              de Außengruppe eingegliedert wird. Alle       ren „Wohlfühlbegriff“ wird.
                              Menschen werden als gleichberechtigt          Obwohl festgeschrieben ist, dass die Er-
          Foto unten:
  Das Organisations-          betrachtet, die von vornherein und unab-      möglichung der Teilhabe aller an Kunst
      team: Christine         hängig von persönlichen Merkmalen oder        und Kultur staatliche Pflicht ist (vgl. Art.
 Knoll-Kaserer, Heike         Voraussetzungen Teil des Ganzen sind.         30, Abs. 2, UN-Behindertenrechtskon-
        Henning und
                              Die individuelle Andersheit wird akzep-       vention), sind Institutionen oft selbst an
    Andrea Albrecht.
           Alle Fotos:        tiert, ohne dass unhinterfragte „Normali-     der Konstitution von Ausschlusskriteri-
   Wolfgang Alberty           täten“ unbewusste Ausschlüsse einzelner       en beteiligt und rational-wirtschaftliche
                                                     Personengruppen        Überlegungen ausschlaggebend für die
                                                     provozieren. Dazu      Gestaltung der Welt. Beeindruckend legte
                                                     gehört      jedoch,    Michael Turinsky, Gewinner des Nestroy-
                                                     sich der eigenen       Preises 2017, in seinem Keynote-Vortrag
                                                     (Mac ht-)Posit ion     dar, dass die zwanghafte Funktionstüch-
                                                     und des eigenen        tigkeit des Körpers eine der Folgen ge-
                                                     Weltverständnis-       normter Strukturen ist. Was aber, wenn
                                                     ses bewusst zu         die abverlangte Synchronität für das ein-
                                                     werden und zu          zelne Individuum nicht passt?
                                                     überdenken      ist,   Um nachhaltige Veränderungen herbei-

     8     Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Kons Zeitung des Tiroler Landeskonservatoriums - 12 PORTRÄT
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zuführen, sollte Vielfalt deshalb auf al-       dagogik so eine De- und Reorganisation
len institutionellen Ebenen zugelassen          des tradierten künstlerischen Ausdrucks
werden: Erstens auf der Personalebene,          bewirken und es können egalitäre Lern-
wo Strukturen so verändert werden soll-         orte entstehen, die verbindend, gemein-
ten, dass bislang marginalisierten Gesell-      schaftsstiftend und generationen- und
schaftsgruppen die aktive Mitwirkung            kulturübergreifend wirken.
auf höheren Hierarchieebenen möglich            Dass eine diversitätsorientierte Realität
ist. Zweitens auf der programmatischen          möglich ist, zeigten beim Symposium
Ebene: Zeigt sich Diversität tatsächlich im     zahlreiche Workshops und Praxislichter:
kulturellen Angebot? Zuletzt auf der Pu-        Beispielhaft genannt sei die DanceAbility-
blikumsebene: Wer nimmt die Angebote            Methode, welche dem Leitsatz Wer atmen
wahr – wer bleibt fern und aus welchen          kann, kann auch Tanzen folgt. Christine
Gründen? Kritisch ist in diesem Zusam-          Riegler, DanceAbility-Trainerin und Roll-
menhang auch, dass inklusive Gesten oft         stuhlfahrerin, vermittelte in ihrem Work-
von Nicht-Ausgegrenzten ausgehen und            shop einen kreativen Ausdruckstanz, der
Ausgegrenzten nur die Rolle der wohl-           eine Form künstlerischen Ausdrucks und
wollend Entgegennehmenden bleibt.               kunst- und gesellschaftspolitische Hal-
Als Konsequenz wurde auf dem Sympo-             tung zugleich ist: Können/Nicht-Können,
sium ein Umdenken hinsichtlich der (Be-)        Getaktet-Sein/Nicht-Getaktet-Sein      ver-
Wertung künstlerischer Tätigkeiten gefor-       schwimmen, sind gleichwertig und gleich
dert: Wo das Individuum der Maßstab ist,        wertvoll.
dort gilt es allgemeine und scheinbar un-       Wegweisend ist auch die Arbeit der
umstößliche künstlerische Qualitätskri-         POWERbandTIROL, einer Band mit
terien und Regeln des Kulturbetriebs zu         Musiker*innen mit Behinderung. Sie pro-
hinterfragen. Wenn Schüler*innen wahr-          ben regelmäßig unter der Leitung von
genommen werden als fähige Individuen,          Christoph Heiss und bestreiten öffentliche
die nur bedingt vergleichbar in Entwick-        Auftritte. Die Musizierfreude, der starke
lung und Ausdrucksweise sind, wird das          Zusammenhalt und das Empowerment
eigene (Anders-)Sein zum Werkzeugkof-           der Band waren beim Symposium live zu
fer, der ein lustvolles Spiel zwischen dem      erleben.
In-Takt-Sein und Aus-dem-Takt-Geraten           Was es braucht, um jedem Menschen die
herausfordert. Durch eine Wertschätzung         Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch
der Vielfalt eröffnet sich ein Blick, welcher   auszudrücken? Den Mut, alte Strukturen
individuellen Ausdruck quasi als eine           und künstlerische Wertigkeiten zu hinter-
neue Kunstform mit ganz eigener Ästhe-          fragen, den Glauben ans Gelingen, eine
tik behandelt, die eventuell nur passend        prinzipielle Offenheit gegenüber dem An-
für diese eine Gruppe oder Performance          deren und den Willen zur Kooperation.
ist. Im Idealfall kann Musik- und Tanzpä-                                  Martina Fladerer

                                                                                      Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   9
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   Musizieren als Begegnung in der Bewegung
   Ein Gespräch mit Alli Schumacher-Möth

                           Mitte Februar nachmittags um halb fünf sit-       nachmittäglichen         Musik-Kindergarten,
                           ze ich Alli Schumacher-Möth im Café Central       veranstaltet Elternabende und Instrumen-
                           gegenüber. Auf dem Tisch Notizzettel, Schreib-    tenbau-Workshops. Verwendete Materi-
                           zeug, Brille, neben mir auf der Bank die vorbe-   alien? U.a. Blechdosen und Autoreifen. In
                           reiteten Fragen. Ganz unvermittelt im Hand-       der Musikschule Neu-Rum unterrichtet sie
                           umdrehen trägt uns das Gespräch weit weg von      zehn Jahre lang Blockflöte und gibt vor al-
                           klapperndem Geschirr, Stimmengemurmel und         lem ORFF-Kurse. Ab 1981, nach der Geburt
                           den locker sitzenden Sprüchen des Kellners hin    der ersten von zwei Töchtern, engagiert sie
                           zu elementaren Verwurzelungen des Mensch-         sich auf der Suche nach Begegnungsräu-
                           lichen, zur Wirkung von Sprache in verschie-      men für Eltern mit Kindern im neu gegrün-
                           denen Ausformungen und Kontexten, zu              deten Eltern-Kind-Zentrum, hilft beim
                           Wahrnehmung und künstlerischem Ausdruck,          Aufbau, arbeitet in der Öffentlichkeitsar-
                           Musizieren als Begegnung in der Bewegung, als     beit, im Vorstand, übernimmt dann die
                           Begegnung mit dem Anderen.                        pädagogische Leitung und schließlich die
                           „Für meine Mutter war Musik immer sehr            Gesamtleitung. Während ihrer 20-jährigen
                           wichtig.“ Mehrstimmige Kanons begleiten           Tätigkeit im Zentrum leitet sie Gruppen
                           Alli Schumacher-Möth schon in Kinderta-           zu unterschiedlichsten Themen: Die ersten
                           gen, auf Reisen und Wanderungen. Sing-            Eltern-Kind Musikgruppen entstehen dort
                           wochen, Musizier- und Tanzwochen füllen           1985, ein musikpädagogisches Novum, das
                           das Ferien-Angebot, Hausmusik (meist Ba-          bald Aufsehen erregt und in privaten und
                           rockmusik) belebt den Alltag. Mit fünf Jah-       öffentlichen Räumen seine vielfältige Fort-
                           ren lernt sie Geige und später Blockflöte;        setzung findet.
                           schließlich erhält sie Cellostunden bei Max       Ich verliere den Überblick. Eine Chronologie der
                           Engel. Und so können auch mal die Bran-           Ereignisse? Schier unmöglich. Auf der Suche
                           denburgischen Konzerte von Bach im elter-         nach einem roten Faden, der dem dichten kont-
                           lichen Wohnzimmer mit Alli Schumacher-            rapunktischen Geflecht aus Lehren und Lernen
                           Möth am Cello erklingen.                          seine Zielrichtung verleihen könnte, stoße ich im
                           Ich muss gar keine Fragen stellen, noch nicht.    Gespräch immer wieder auf Folgendes:
                           Sie ist vorbereitet; geschärfte Wahrnehmung,      Kreativer Körperausdruck, Bewegung und
                           wache Augen, offenes Lächeln – Lebensakzen-       Tanz in der leiblichen Verbindung von Kör-
                           te und -anker breiten sich vor mir aus, starke    per, Seele und Geist sowie unterschiedliche
                           Überzeugungen werden spürbar.                     Zugänge zur Musik als Möglichkeiten der
                           Der Start ins Berufsleben nach einer Kin-         Entwicklungsbegleitung, das sind The-
                           dergärtnerinnen-Ausbildung verläuft un-           men, die Alli Schumacher-Möth seit jeher
                           gewöhnlich und für Alli Schumacher-Möth           antreiben. Und: das Interesse, die Neugier
                           typisch: Die Gemeinde Patsch hat keinen           am Mensch-Sein, am intersubjektiven Erle-
                           eigenen Kindergarten. Also gründet sie            ben menschlicher Begegnungen.
                           1977 in den Räumen der Volksschule einen          Nicht verwunderlich also, dass sie nach

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Schwerpunkt EMP

                                                  die Entwicklung von Begabungen, das Er-              Alli Schumacher-Möth
                                                                                                       Foto: privat
                                                  spüren von Grenzen, denn „an der Grenze
                                                  passiert die meiste Entwicklung“.
                                                  „Im individuellen Ausdruck erlebe ich das
                                                  Wesenhafte des Menschen, wird seine Per-
                                                  sönlichkeit sichtbar, greifbar, berührbar.
                                                  ‚Sich zeigen’ ermöglicht ko-kreative Prozes-
                                                  se in Kontakt und Begegnung mit anderen,
eigenen Vorstellungen einen Lehrgang für          gibt Raum für gemeinsames, wechselseiti-
Integrative Kinder-Tanzpädagogik konzi-           ges Schwingen in Resonanz, im Gespräch,
piert, den sie über 30 Jahre lang anbietet        in der Musik, im Tanz und bringt dadurch
bzw. leitet. Lehraufträge bzw. Unterrichts-       wieder Neues hervor. Gelebter Ausdruck
tätigkeit und Fortbildungen zu verschie-          hinterlässt Spuren – Spuren, die als Ein-
densten Schwerpunkten folgen u.a. an              druck wieder zurückkehren.“
der Musikschule der Stadt Innsbruck, im           Schon lange unterrichtet Alli Schumacher-
Treibhaus-„Jungel“, im Utopia (Workshops          Möth am Tiroler Landeskonservatorium;
für „alle“ Kinder, inklusiv und integrativ),      sie konzipiert 1990 auf Einladung von Dir.
in der Erwachsenenbildung, im Senioren-           Dr. Bruno Wind gemeinsam mit Fach-
heim, an der Universität Mozarteum Salz-          bereichsleiter Siggi Haider, Suni Köberl,
burg. Zwischen all dem findet sie sogar Zeit      Marie-Louise Norz, Maria Spielmann und
für ein Studium der Erziehungswissen-             Emma Walch den dreijährigen Lehrgang
schaften, daran schließen sich die Ausbil-        für Elementare Musikerziehung, sie führt
dung zur Psychotherapeutin im Fachspe-            die Eltern-Kind Musikgruppen ein, lehrt
zifikum Integrative Gestalttherapie sowie         Fachpraxis, Fachdidaktik und Pädagogi-
später das Masterstudium Integrative The-         sche Psychologie. Der damals für Kinder-
rapie an. Als Psychotherapeutin arbeitet sie      gruppen gebrauchte Begriff ‚Musikalische
heute in ihrer eigenen Praxis in Thaur, ist       Früherziehung’ behagt ihr nicht. Sie ver-
Schulpsychotherapeutin im Gymnasium               misst darin die Selbsttätigkeit, denn „es
an der Kettenbrücke sowie Lehrende und            geht in pädagogischen Kontexten immer
Lehrtherapeutin für Integrative Therapie          darum, sich mit einem Menschen gemein-
an der Donau-Universität Krems.                   sam auf den Weg zu machen und ihm, sei-
Das Geschehen vergangener Jahre zieht wie ein     nem individuellen Potenzial entsprechend,
Strom an mir vorbei; immer wieder springe ich     Möglichkeiten anzubieten, als Begleitung,
hinein um Bedeutsamkeiten zu erspüren, Zu-        nicht bestimmend.“ Im Musizieren begeg-
sammenhänge zu erfahren, die Tiefen auszuloten.   net man dem Anderen und sich selbst.
Wir sprechen über die Wechselwirkung              Draußen ist es dunkel. Die Zeit ist wie im Fluge
zwischen Integration und Differenzierung          vergangen. Zuhause angekommen, beginne ich
als Lebensprinzip, die Bedeutsamkeit für          sofort zu schreiben.             Gabriele Enser

                                                                                            Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   11
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   Von inneren und äußeren Klangabenteuern
   Siggi Haider im Portät

                           Als ich begann, über die künstlerische         vorhanden). Parallel dazu spielte er mit
                           Laufbahn von Siggi Haider zu recher-           Vorliebe alles im Radio oder auf Schallplat-
                           chieren, war ich über die enorme Vielsei-      ten Gehörte nach, und mit 15 Jahren war
                           tigkeit seiner Tätigkeiten erstaunt. Ich las   er, nach begleitendem Klavierunterricht
                           von zahlreichen CD-Aufnahmen, Eigen-           am musischen Gymnasium BORG in der
                           kompositionen, Tätigkeiten als Akkor-          Fallmerayerstraße in Innsbruck, erstmals
                           deonist, Sänger eines Gesangsquartetts         Organist in der Band seines ältesten Bru-
                           („Gratwanderer zwischen Alt und Tenor“),       ders. Seit jeher sieht er das Zusammenspiel
                           Bühnenmusiker,       Filmmusikkomponist,       mit anderen als eine außerordentliche Be-
                           Improvisator, Musikpädagoge und wei-           reicherung für das eigene musikalische
                           teres. Siggi bezeichnet sich selbst als Mu-    Schaffen an.
                           siker und „Klangabenteurer“. Auf eine          Zwischen dem 18. und 20. Lebensjahr holte
                           Frage nach seinen zahlreichen Aktivitäten      sich Siggi bei Ferry Strassl in Hall (damals
                           entgegnete er, jeder müsse für sich selbst     erste Instanz für Akkordeon in Tirol) in
                           entscheiden, wie sinnvoll das Fokussieren      unregelmäßigen Privatstunden – der wö-
                           auf eine einzelne, konkrete Sache sei. Er      chentliche Unterricht war mit Siggis per-
                           beschreibt sich als einen Menschen, der        sönlichen Lernzeiten nicht vereinbar – „In-
                           bewusst alle Umwege und Seitenstraßen          puts“, wie er selber sagt, und jede Menge
                           auf seinem Lebenspfad erkunden und ken-        Notenmaterial zum Eigenstudium, um vor
                           nenlernen wollte. Gerade dadurch wurden        allem seine technischen Fähigkeiten im
                           ihm immer wieder, manchmal zufällig,           Akkordeonspiel zu verfeinern.
                           Türen geöffnet und Möglichkeiten gebo-         Nach der Matura studierte er an der Pä-
                           ten, Verschiedenstes auszuforschen.            dagogischen Akademie mit dem Ziel, als
                           Ersten Unterricht am Instrument Akkor-         Hauptschullehrer tätig zu sein. Musik-
                           deon, einem „tragbaren, polyphon spielba-      schullehrer als Beruf hat Siggi von Anfang
                           ren Balginstrument mit durchschlagenden        an abgelehnt, ausschließlich seine Freizeit
                           Zungen“ (W. Pirchner), erhielt Siggi Haider    wollte er dem Musizieren widmen. Zu ver-
                           von seinem Vater im Alter von vier Jahren.     schult und schematisch waren für ihn die
                           Bereits als kleiner Bub tauchte er mit sei-    Ausbildung und der einzuhaltende Lehr-
                           nen sechs Geschwistern in das musikali-        plan.
                           sche Umfeld der Eltern ein, die als Duett      Spontanität, Improvisation und Experi-
                           mit echten Tiroler Volksliedern auftraten.     mentierfreudigkeit waren die wesentli-
                           Ab dem sechsten Lebensjahr entpupp-            chen Dinge, die seine musikalischen Tätig-
                           te sich die Hausbank vor dem elterlichen       keiten bestimmten. Wer seine „Atem- und
                           Hof als seine erste Bühne. Während dieser      Bewegungsschulung“, eine verpflichtende
                           Zeit erhielt er über mehrere Jahre Privat-     Lehrveranstaltung des Instrumental- und
                           unterricht bei Prof. Walter Schneiderbau-      Gesangspädagogischen Studiums (IGP),
                           er (Musikschule war am Land noch keine         besucht, weiß, dass auch Siggis Lehrtätig-

   12   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
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keiten von genau diesen Faktoren geprägt       der Universität Mozarteum Salzburg. Die-        Siggi Haider
sind, die nicht zuletzt mancherlei verstaub-                                                   Foto: Max Moser
                                               sen Abschnitt bezeichnet Siggi Haider als
                                                                                               (Wien)
te Unterrichtspläne mit gewisser Frische       wesentliche Weichenstellung in seinem Le-
und Lockerheit füllen.                         ben. Während der Suche nach einem Som-
Während seiner pädagogischen Ausbil-           merjob entdeckte er zufällig, und tatsäch-
dung verbesserte und erweiterte Siggi          lich war Siggis künstlerische Laufbahn
Haider in Chorleiterkursen und Gesangs-        häufig von Zufällen bestimmt und geleitet,
unterrichtseinheiten seine musikalischen       eine frei gewordene Stelle im Theater der
Fähigkeiten. Dabei bereitete ihm das Be-       Jugend in Salzburg. Als Korrepetitor, Büh-
gleiten von Gottesdiensten an der Orgel        nenmusiker sowie Darsteller (und neben-
seiner Heimatgemeinde Axams große              bei noch als zweiter Beleuchter) entdeckte
Freude. „Das Improvisieren an der Kir-         er die Verbindung Theater – Musik für
chenorgel, diesem speziellen und beein-        sich. Die Bezüge von Bewegung zum Mu-
druckenden Instrument, eröffnete mir           sikalischen, vom Instrument zum Tanz,
neue Welten. Vereinzelte Kirchengänger         vom gesprochenen Wort zum Gesang oder
flüchteten zwar am Ende der Messen vor         von der freien Bewegung zur konkreten
meinen Postludien, der Großteil war mei-       und wiederholbaren Darstellung – all jene
nem Spiel gegenüber aber sehr offen und        Verbindungen sollten ab diesem Zeitpunkt
genoss die ad hoc kreierten Klänge und die     in seinem künstlerischen Schaffen stets
unterschiedliche Rhythmik meiner Impro-        von außerordentlicher Bedeutung sein.
visationen, welche oft von Bach oder San-      Und gerade dafür beschreibt er die Welt
tana inspiriert waren.“                        des Theaters als ideale Entfaltungsmög-
Von 1983 bis 1985 folgte ein intensives Auf-   lichkeit.
baustudium (nach dreitägiger Aufnahme-         So ist es nicht weiter verwunderlich, dass
prüfung) im Bereich der Elementaren Mu-        etliche von Siggis Kompositionen mit in-
sik- und Tanzpädagogik am Orff-Institut        volvierten Bewegungsabläufen (erste der-

                                                                                    Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   13
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        Duo AkkoSax            artige Werke entstanden während seiner         Als Fachbereichsleiter für „Elementare Mu-
    Siggi Haider und           Zeit in Salzburg) auf der Bühne funktio-       sikpädagogik“ am TLK ist es ihm ein wich-
    Hannes Sprenger
       (1993 bis 2011)         nieren. Mit der Zeit boten sich immer mehr     tiges Anliegen, dass seine Studierenden
   Foto: Leo Fellinger         Gelegenheiten als (darstellender) Musiker      ihr persönliches, musikbezogenes Blick-
           (Kunstbox)          bei unterschiedlichsten Produktionen, bei-     feld stets erweitern. Siggi Haider wünscht
                               spielsweise mit Bert Breit, Uli Brèe, Ruth     jungen Musikern vor allem Vertrauen und
      A-cappella-Band
            MIR VIER           Drexel, Elmar Drexel, Kassian Erhart,          Mut, auf die eigene, innere Stimme zu hö-
           Gabi Enser,         Otto Grünmandl, Franz Hackl, Roland            ren. Mehr Raum und Zeit für Improvisati-
  Siggi Haider, Martin         Heinz, Tobias Moretti, Martin Sailer, Gun-     on und freies Musizieren während der ge-
 Lindenthal, Christian
          Wegscheider          ter Schneider, Torsten Schilling, Katharina    samten Ausbildung wäre seiner Meinung
     Foto: Kessie Klotz        Thalbach, Markus Völlenklee, Haimo Wis-        nach wünschenswert, damit Erlerntes und
                               ser und René Zisterer.                         neu Erfahrenes reifen und wachsen darf.
          Foto rechts:
                               1982 lernte Siggi Haider bei den Tiroler       Die umfangreiche und vielseitige künst-
     Siggi Haider mit
      Akkordeon von            Volksschauspielen Werner Pirchner und          lerische Laufbahn Siggi Haiders lässt sich
     Werner Pirchner           Felix Mitterer kennen. Nach dieser ers-        in einem einzelnen Beitrag kaum erfassen.
  (Sonderanfertigung           ten Zusammenarbeit entwickelte sich zu         Bedeutsame Auszeichnungen und Preise,
  der Fa. Mengascini)
         Leihgabe der
                               beiden eine gute Freundschaft. Daraus          wie das Staatsstipendium für Kompositi-
     Familie Pirchner          resultierten Einladungen zu vielen weite-      on, den ORF Hörspielpreis des Jahres 2004
                  Foto:        ren Projekten: CD-Aufnahmen mit Werner         oder den 1. Preis beim Austrian World Mu-
     Kurt (Billi) Bayer        Pirchner, Theater- und Hörspielmusiken.        sic Award im Jahre 2008 mit seinem lang-
                               Als Glücksfall erwähnt Siggi die vielseitige   jährigen Duopartner Hannes Sprenger (Sa-
                               künstlerische Zusammenarbeit mit seiner        xophon), dokumentieren die erfolgreichen
                               Tochter Juliana (Musikerin und Schauspie-      musikalischen Tätigkeiten. Und gerade
                               lerin), beispielsweise bei der Theaterpro-     die vielen unterschiedlichen Bereiche, der
                               duktion „Ein Bericht für eine Akademie“        Abwechslungsreichtum, sei es mit seinen
                               von Franz Kafka mit Felix Mitterer als Affe    Duos „AkkoSax“, „Die Zwieharmoniker“
                               Rotpeter, und bei vielen Theaterprojekten.     und „SonAndFather“, mit dem Gesangs-
     Felix Mitterer als                                                       Ensemble „Mir Vier“, als Hörspielkompo-
Rotpeter, Siggi Haider
                                                                              nist für den ORF, als „Die LindenWeGe“
   mit Tochter Juliana
        in „Ein Bericht                                                       mit seinen Kindern Juliana, Katharina und
  für eine Akademie“                                                          Rafael, die Spontanität, die Lockerheit, der
     von Franz Kafka                                                          Humor, das Erforschen neuer Klänge (neu-
 Foto: Günther Egger
                                                                              erdings mit einem MIDI-Akkordeon), die
                                                                              Experimentierfreudigkeit oder die Lust auf
                                                                              Abenteuer: all diese Faktoren werden auch
                                                                              in Zukunft das künstlerische Schaffen Sig-
                                                                              gi Haiders prägen.
                                                                                                           Elias Praxmarer

     14     Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Schwerpunkt EMP

                                        Die Kunst der Begegnung
   in der Elementaren Musikpädagogik beim ersten „StudEMP A“ Treffen 2018

In Linz beginnt’s!                          M’bielb!“ erarbeitete Siggi Haider, Fachbe-
                                            reichsleiter für EMP, interaktiv mit Studie-
Studierende und Lehrende aus dem Fach-      renden des EMP-Lehrganges. Ausgehend
bereich der Elementaren Musikpädagogik      von einem Grundkonzept mit sieben Sta-
(EMP) trafen sich – aus ganz Österreich     tionen fand „Die Kunst der Begegnung“
kommend – vom 29. November bis 1. De-       über Bewegung, Rhythmus und Tanz ih-
zember 2018 an der Anton Bruckner Pri-      ren Ausdruck in scheinbar zufälligen Be-
vatuniversität Linz zum gemeinsamen         gegnungen: Begegnungen im Dunkeln, in
fachlichen Austausch. Christine Knoll-      Slow Motion und in einem Vocal Battle.
Kaserer vom Tiroler Landeskonservatori-
um begleitete die Studierenden und unter-   In den folgenden Tagen trafen sich die
richtete auch selbst bei einem Workshop     Studierenden - bunt „zusammen-gewür-
im „Tandem“ mit einer Kollegin von der      felt“ aus den verschiedenen Bundeslän-
Bruckner-Uni.                               dern und begleitet von institutionsüber-
                                            greifenden Lehrendenteams (Tandems)
Organisiert wurde dieses erste „StudEMP-    - in gemeinsamen Workshops und freien
A Treffen“ von der Arbeitsgemeinschaft      künstlerischen Arbeitsphasen. Dabei of-
EMP-A, welche Ausbildungsinstitute für      fenbarte sich in zahlreichen musikalisch-
Elementare Musikpädagogik sowie Mu-         tänzerischen Begegnungen das vielseitige
sik- und Bewegungspädagogik/Rhythmik        und lebendige Potential der Elementaren
der Universitäten und Konservatorien ös-    Musikpädagogik immer wieder neu und
terreichweit vernetzt. (www.emp-a.at)       hinterließ seine Spuren in der Erweiterung
                                            des eigenen persönlichen Ausdrucks.
Den Auftakt dieses Treffens bildeten
Performances, welche gemeinsam von          Nach drei intensiven Tagen waren sich die
Lehrenden und Studierenden oder von         Teilnehmenden darüber einig, dass dieses
Studierenden eigenständig im Vorfeld er-    erste „StudEMP A“ Treffen ein besonderes
arbeitet wurden. Ein inhaltlich sehr ab-    Highlight war. Die bereichernden Eindrü-
wechslungsreiches und abendfüllendes        cke klingen noch weiter nach und lassen
Programm wurde geboten – ein gelunge-       auf eine Fortsetzung dieses gelungenen
ner Start!                                  Formats hoffen!
Die künstlerische Performance aus Ti-
rol mit dem Titel „Nief Nies, Rednanieb           Christine Knoll - Kaserer /Siggi Haider

                                                                                    Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   15
Vorschau

10 Jahre Ensemble konstellation
Stimmen zum Jubiläum - Konzert im ORF

                        Alles begann 2009 mit einem Konzert im         Franz Baur - Professor für Kompositi-
                        ORF in der Reihe „Musik im Studio“. Iva-       on am TLK: Junge MusikerInnen und junge
                        na Pristašová hat mit Studierenden der         KomponistInnen finden zusammen, arbeiten
                        Streicherklassen Werke von Studierenden        intensiv gemeinsam an musikalischen Projek-
                        der Kompositionsklasse Franz Baur urauf-       ten, bereichern sich gegenseitig, setzen kräftige
                        geführt und damit bei den Mitwirkenden         Zeichen einer jungen Musik und finden damit
                        (und dem Publikum!) große Begeisterung         vielseits Anerkennung. Vor allem auch, weil
                        für Neue Musik entfacht. Schon zuvor           die musikalischen Darbietungen von großem
                        stellte sich die Frage nach dem Namen          Engagement und tiefem Gehalt getragen sind.
                        für das Ensemble. Bedingung war, dass          Das Ensemble konstellation widmet sich so in-
                        er (anlaog zu konsOrchester, konsKlassik,      tensiv und gekonnt der gegenwärtigen Musik
                        konsBarock) mit „Kons“ beginnen sollte,        und den Werken junger Komponistinnen! Vie-
                        um den unmittelbaren Bezug zum Tiroler         len Dank!
                        Landeskonservatorium sicherzustellen.
                        Beim Blättern in einem Wörterbuch wurde       Mag. Wolfgang Laubichler - Direktor des
                        schnell die perfekte Bezeichnung gefun-        Hauses der Musik: Das Projekt des Ensem-
                        den – konstellation! Etymologische Befind-     bles konstellation war für uns höchst erfreu-
                        lichkeiten wurden ignoriert.                   lich. Erstens hat sich ein interner Nutzer des
                        Das Ensemble konstellation hat im Lau-         Hauses mit einem tollen Programm präsentiert
                        fe der 10 ereignisreichen Jahre unzäh-         und zweitens wurde dabei ein musikalisches
                        lige Werke der zeitgenössischen Musik         Programm geboten, das genau die gewünsch-
                        aufgeführt und hatte erfolgreiche Auftritte   te Vielfalt in Richtung zeitgenössischer Musik
                        beim Osterfestival Tirol, beim Festival FM     aufgegriffen hat. Durch die perfekte Probenar-
                        Riese, bei der Jeunesse, bei musik+ und        beit und die Begeisterung der Mitwirkenden
                        bei den Klangspuren Schwaz. Außerdem           war das Konzert schlussendlich ein großartiges
                        hat es mit dem Ensemble Windkraft unter        Erlebnis.
                        der Leitung von Kasper de Roo, mit der
                        Jazz-Band Hi5 und den SolistInnen Manu         Josef Haller - Absolvent der Kompositi-
                        Delago, Soumik Datta, Krassimir Sterev         onsklasse am TLK: Für meinen kompositori-
                        und Karolina Öhman zusammengearbei-           schen Werdegang war die Zusammenarbeit mit
                        tet und wird im Mai 2019 nun zum bereits       dem Ensemble enorm gewinnbringend und an-
                        zehnten Mal bei „Musik im Studio“ im           spornend! Ein Höhepunkt war die Aufführung
                        ORF spielen. Einige der Beteiligten, die       meines Stücks bei den Klangspuren 2017. Die
                        mit dem Ensemble konstellation zusam-          vielfältigen Möglichkeiten des Ensembles, die
                        mengearbeitet haben, haben wir um ein          große Offenheit von Ivana und nicht zuletzt das
                        Statement gebeten. Durch Platzmangel           professionelle Niveau sind von unschätzbarem
                        bedingt, können wir nur eine kurze Aus-        Wert für junge Komponisten.
                        wahl präsentieren.

16   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Vorschau

Hannes Kerschbaumer - Komponist: Im-             Klänge, aus „Zeitgründen“ zunächst ab, mit-
mer wieder habe ich Konzerte des Ensembles       zuwirken. Als ich dann Gast in dem Konzert
konstellation besucht und dessen unglaubli-      war, war ich begeistert über so viel Innovation
che Energie erlebt. Ivana schafft es mit jedem   und Qualität. Fortan spielte ich selber mit Be-
Konzert aufs Neue, mit ihren MusikerInnen        geisterung diese neuen Werke, und ich bin ein
Klanguniversen zu öffnen. Darum war ich sehr     glühender Verehrer von Neuer Musik für Stei-
glücklich, für das Ensemble mein Werk „kar“      rische Harmonika, weil sie eine unglaubliche
komponieren zu dürfen, um gemeinsam neue         Bereicherung darstellt!
Pfade zu betreten und Spuren zu hinterlassen.
                                                 Karolina Öhman - schwedische Cel-
Mag. Angelika Schopper - Klangspuren             listin und internationale Interpretin
Schwaz: Mit Uraufführungen von jungen            zeitgenössischer Musik: Im September 2017
Tiroler Komponisten, Werken der Composer         hatte ich die große Ehre, mit dem Ensemble
in Residence Sofia Gubaidulina und Rebecca       konstellation als Solistin auftreten zu dürfen.
Saunders und wegweisenden Kompositionen          Sie spielten mit enormer Spielfreude, Inspira-
des zeitgenössischen Repertoires konnte sich     tion, Energie und Präzision, jeder mit seiner
das junge Streichensemble bei zwei Festiva-      eigenen Persönlichkeit und großer Neugier!
lausgaben von Klangspuren Schwaz nahtlos         Ivana vermittelt enorm viele Fähigkeiten,
in das line-up der zeitgenössischen Ensemb-      Kompetenzen und Fachwissen. Ein Streichor-
les einreihen. Dynamisch, höchst professionell   chester für Neue Musik wie dieses gibt es an
und exzellent!                                   Hochschulen selten!

Dr. Franz Posch - Volksmusiker, ehemali-         Otto Ehrenstrasser - Fachbereichsleiter für
ger Professor am TLK: Als vor Jahren Stu-        Volksmusik am TLK: Seit fast 10 Jahren habe
denten der Kompositionsklasse aufgefordert       ich die Ehre, bei Konstellation mitzuwirken.
waren, neue, zeitgenössische Stücke für Volks-   Immer waren es spannende Projekte, bei denen
musikinstrumente abzuliefern, lehnte ich, auf-   ich sehr viel Neues entdecken und wahnsin-
geschreckt durch die vielen ungewöhnlichen       nig viel lernen durfte. Mit Ivana zu arbeiten

                                                                                           Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   17
Vorschau

    Ivana Pristašová          ist mehr als fantastisch! Ein Höhepunkt war        pädagogisch und künstlerisch! An ihr konn-
                 Foto:        sicherlich das Konzert im Juni 2012 im ORF;        ten vor allem auch die Studierenden unserer
www.ivanapristasova.ch
                              eine Zusammenarbeit des Volksmusiklehrgan-         Kompositionsklasse vielfältig partizipieren.
                              ges mit dem Ensemble konstellation und der         Das Ensemble konstellation ermöglichte viele
                              Kompositionsklasse. Für uns Volksmusikanten        Uraufführungen ihrer Werke, Aufführungen
                              bedeutete die Beschäftigung mit Neuer Musik       auf höchstem Niveau! Sie haben diese Erfolgs-
                              eine unglaubliche Bereicherung und Weiter-         geschichte durch ihre Kompositionen aber auch
                              entwicklung!                                       wesentlich mitgeschrieben. Nach wie vor direk-
                                                                                 toral entzückt blicke ich auf diese segensreiche
                              Jazz-Band Hi5: Das Ensemble konstellation          Symbiose. Es freut mich aber auch, dass das
                              war für uns der perfekte Partner für unser         Ensemble konstellation für KomponistInnen
                              Projekt beim Festival FM Riese. Sowohl sei-        außerhalb des TLK äußerst attraktiv ist und
                              ne Offenheit für unsere Musik, als auch seine      regelmäßig auch die Klassiker der Moderne
                              professionelle und unkomplizierte Arbeitsweise     programmiert. Mit ihm können wir frohgemut
                              hat sich sehr positiv auf den Erfolg des Kon-      die Zukunftsmusik erwarten. Herzliche Gratu-
                              zerts ausgewirkt!                                  lation!

                              Dr. Nikolaus Duregger - Direktor des TLK:          Gefeiert wird das Jubiläum am 7. Mai um
                              Mit Ivana Pristašová kam im Herbst 2007 eine       19.30 Uhr im ORF Kulturhaus Studio 3 mit
                              großartige Künstlerin an das Tiroler Landes-       Musik von Studierenden und ehemaligen
                              konservatorium. Nicht zuletzt aufgrund jahre-      Kompositionsstudentinnen und -studen-
                              langer Erfahrung als Geigerin im Klangforum        ten des TLK. Zu hören sein wird vorrangig
                              Wien brachte sie eine ganz außergewöhnliche        Streicherklang in Anlehnung an den Ur-
                              Kompetenz für Neue Musik mit. Es ist die Phi-      sprung des Ensembles als Streichquartett,
                              losophie des TLK, seinen Studierenden neben        aber auch Kompositionen mit Ziehharmo-
                              hochwertigem Einzelunterricht auch die Mög-        nika, Schlagzeug, Gitarre und Elektronik.
                              lichkeiten zu bieten, durch Konzertprojekte die    Dabei wird unter anderem Franz Posch als
                              verschiedenen Epochen der Musikgeschich-           Solist auftreten. Feiern sie mit uns!
                              te praktisch kennenzulernen. Die Ensemb-                                        Bianca Milicevic
                              les (Orchester) konsBarock und konsKlassik
                              lassen nominell keine Fragen offen, wofür sie        Ensemble konstellation
                              stehen. Dass auch die Neue Musik, die Musik          ORF-Tirol, Di., 07.05. 2019, 20.15 Uhr
                              unserer Zeit intensiv gepflegt werden muss,          Werke von Benjamin Buchberger, Chris-
                              ist ja eine TLK-philosophische Selbstverständ-       tian Gamper, Jaeseong Han, Benedikt Hu-
                              lichkeit, und so setzten sich Fachbereichsleiter     ber, Michael Leitner, Elias Praxmarer, Ivana
                              Walter Rumer und ich eines Herbsttages des           Radovanovic, Noah Anthony Thomsen,
                              Jahres 2008 mit Ivana Pistašová zusammen …           Hannes Trenkwalder, Martin A. Schmid,
                              Der Rest ist eine einzige Erfolgsgeschichte –        Josef Schiechtl, Hannes Widmoser

     18    Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Termine

          Termine – Veranstaltungen des TLK

Sa., 04.05.2019, 10.00 Uhr                    Do., 23.05.2019, 10.00 - 13.00 Uhr
Vortrag von Prof. Walter Fleischmann (Wien)   Masterclass Klavier mit Paul Lewis                       Wenn nicht
“Aus Klavierspiel wird Musik”
                                              (vgl. Seite 34)                                          anders ange-
Sa., 04.05.2019, 15.00 - 18.00 Uhr und                                                                 geben, finden
So., 05.05.2019, ganzer Tag                                                                            die Veranstal-
Meisterkurs mit Prof. Walter Fleischmann                                                               tungen im
Schwerpunkt “Literatur der Wiener Klassik”
                                                                                                       Konzertsaal
                                                                                                       des Tiroler
Di., 07.05.2019, 20.15 Uhr                    Mo., 27.05.2019, 19.30 Uhr
                                                                                                       Landeskon-
                                                                                                       servatoriums
10 -Jahre-Jubiläumskonzert                    Volksmusik Abschlusskonzert
Ensemble konstellation                        Klassen Johanna Dumfart, Otto Ehrenstrasser,             bei freiem
ORF-Tirol, Studio 3                           Isolde Jordan und Harald Oberlechner                     Eintritt statt.
(vgl. Seite 16)                               (Diatonische Harmonika, Hackbrett,
                                              Volksharfe, Zither)
                                              Großer Probesaal Haus der Musik

Mi., 08.05.2019, 14.30 Uhr                    Do., 20.06.2019, 19.00 Uhr
Volksmusik-Studienkonzert                     Pour la Guitarra
Klasse Johanna Dumfart                        Highlights der Gitarrenklassen

Sa., 11.05.2019, 19.00 Uhr                    Fr., 28.06.2019 18.00 Uhr
Muttertagskonzert mit den                     Junge Meisterklasse Gitarre
Wiltener Sängerknaben                                                                                  Informationen
                                              Talente der Musikschulen
Leitung: Johannes Stecher                     präsentieren ihr Programm                                zu weiteren
Saal Tirol, Congress Innsbruck                betreut von Daniel Müller                                Veranstaltungen
(vgl. Seite 25)
                                                                                                       (Klassenabende,
                                                                                                       Vortragsstunden)
                                                                                                       des TLK entneh-
                                                                                                       men Sie bitte un-
Mo., 20.05.2019, 19.00 Uhr                    So., 30.06.2019,                                         serer Homepage
Pour le Piano                                 “Die sieben Leben des Maximilian”                        www.konstirol.at
Werke von L. v. Beethoven, F. Mendelssohn     Studierende der Kompositionsklasse Franz Baur
und F. Schubert                               (vgl. Seite 26)
Studierende der Klassen Sebastian Euler
und Shao-Yin Huang

                                                                                         Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   19
Kooperationen

 Liebe Leute schaut mal an,
 was ich auf der Geige kann!
 Ein Projekt der Lehrpraxisklasse Violine am TLK

                         Im Rahmen der Lehrpraxis mit Prof. Chris-          Fragen und Diskutieren von wichtiger Be-
                         tos Kanettis haben seit Herbst dieses Stu-         deutung. In diesem Projekt stehen gleich
                         dienjahres sechs Kinder der Volksschule            sechs Schülerinnen und Schüler und de-
                         „Innere Stadt“ Innsbruck die Möglichkeit,          ren angehende Lehrer im regelmäßigen
                         Geige zu lernen. Zwei von ihnen kommen             Kontakt. Es wird gegenseitig vorgespielt,
                         aus Syrien, ein achtjähriges Mädchen aus           der Fortschritt besprochen, es werden Me-
                         dem Iran.                                          thoden verglichen, neue Ideen für einen
                         Im Zusammenwirken von Volksschuldi-                interessanten Unterricht gesammelt und
                         rektorin Eva–Nora Hosp, Christos Kanet-            vieles mehr. Prof. Christos Kanettis steht
                         tis, Geigen-Baumeister Wolfgang Kozak              mit Anregungen, Erfahrungen und gro-
                         und Frajo Köhle wurden geeignete Instru-           ßem Engagement stets zur Verfügung.
                         mente ausgewählt und zur Verfügung ge-             Wenngleich die Geige den Mittelpunkt
                         stellt; für die drei Volksschüler aus Syrien       bildet, werden viele andere Bereiche im
                         und dem Iran wurden sie gesponsort. Die            Unterricht behandelt. So spielt zum Bei-
                         Studentinnen und Studenten des Tiroler             spiel die Frage der Persönlichkeitsbildung
                         Landeskonservatoriums und Mozarte-                 angehender Musiklehrer für Prof. Kanet-
                         ums unterrichten sie, geben ihnen einen            tis eine sehr große Rolle. Wenn es darum
                         ersten Einblick in die Herausforderungen,          geht, nach außen hin zu kommunizieren,
                         aber auch in die Freuden des Violinspiels          Disziplin zu wahren oder eigene Interpre-
                         und begleiten sie ein Stück weit auf ihrem         tationen zu finden, wird dem Lehrer eini-
                         musikalischen Weg. So bietet sich den Stu-         ges an Geschick abverlangt, den Musik-
                                                     dierenden die          schülern dabei zu helfen. In der heutigen
                                                     wertvolle Mög-         Zeit wird es durch den Einfluss der Medi-
                                                     lichkeit, einen        en immer schwieriger, Kinder dafür zu be-
                                                     eigenen Schüler        geistern, einen langen Weg zu gehen, der
                                                     über einen län-        viel Engagement, Leidenschaft, Ausdauer
                                                     geren Zeitraum         und Begeisterung erfordert, um dann den
                                                     zu      betreuen       Zauber der Musik im gelungenen Instru-
                                                     und sich darü-         mentenspiel zu entfachen. Im Unterricht
                                                     ber dann in der        mit den Grundschülern wird auch sehr
                                                     Lehrpraxis mit         deutlich, dass das Lernen immer mit der
                                                     dem Professor          Zeit geht. Der Einsatz von neuen Techno-
                                                     und den Kom-           logien, wie etwa dem verpönten Handy,
                                                     militonen aus-         hat erstaunlicherweise oft eine große Aus-
                                                     zutauschen. Auf        wirkung auf die Konzentration und auf
                                                     dem pädagogi-          die Begeisterung.
                                                     schen Weg ist          „Wenn du filmst, dann geht es auf ein-
                                                     me t ho d i s c he s   mal nicht mehr!“ Wie bekannt mag einem

 20   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
Kooperationen

dieser Satz vorkommen, wenn man sich
daran erinnert, dass zuhause alles besser
ging als im Unterricht.
Das Schöne und Interessante an der Sa-
che ist, dass die Arbeit für beide Seiten
gleichermaßen bereichernd ist. Wäh-
rend die Schülerinnen und Schüler einen
wohldurchdachten und gut diskutierten,
facettenreichen Unterricht genießen, ist
für die Studierenden auf ihrem Weg zum
professionellen Pädagogen das Unterrich-
ten auch eine große Bereicherung und
wertvolle Erfahrung. Sie haben es sich ja
zur Aufgabe gemacht, Verantwortung zu
übernehmen und der Gesellschaft durch
die Weitervermittlung von Begeisterung,
Wissen und Können einen wesentlichen
Beitrag zu leisten.
                           Marinus Kreidt

                                            Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019   21
Kooperationen
Kooperationen

 Neues aus der Musik-WG
 Gelungener Start für das Haus der Musik

                         Das Haus der Musik Innsbruck ist seit         komplexen Musik war das zahlreiche und
                         etwa fünf Monaten in Betrieb, es ist somit    auch junge Publikum begeistert. Unter der
                         zu früh um Bilanz zu ziehen, aber erste       kompetenten Leitung Pristašovás konnten
                         Erfahrungen liegen vor. Große Erwartun-       die Streicherstudierenden mit einer un-
                         gen und Hoffnungen wurden in das Haus         glaublichen Präzision und Professionalität
                         gelegt, denn es fehlten adäquate Räum-        bestechen. Der Streicherklang wurde auch
                         lichkeiten für die Institutionen, die jetzt   durch die Akustik im Saal zu einem trans-
                         im Haus eine neue Heimat fanden.              parenten Erlebnis. Auf weitere Projekte
                         Die Säle sind das wahre Gesicht und Mar-      dieses Ensembles freuen wir uns sehr. Im
                         kenzeichen dieses neuen Kulturzentrums,       März hat auch das konsOrchester seinen
                         seien es die Kammerspiele und das [K2]        ersten Auftritt im Haus der Musik äußerst
                         im Untergeschoß, die beide beste Produk-      erfolgreich bestritten und präsentierte da-
                         tionsbedingungen für spannende Auf-           bei im ersten Teil drei junge Solisten, im
                         führungen bieten, oder seien es der Große     zweiten Teil Tschaikowskis Fünfte.
                         und Kleine Saal im ersten Obergeschoß.        Solche Projekte erfüllen die Erwartungen
                         Der Große Saal hat sich seit der Eröffnung    an das Haus der Musik Innsbruck in bes-
                         Anfang Oktober als beliebter und viel ge-     ter Weise. Die Räume und Säle bieten den
                         fragter Veranstaltungssaal bewiesen. Die      Nutzern großartige Arbeits- und Präsen-
                         großartige Akustik, die edle Raumaus-         tationsbedingungen. Durch ein begeis-
                         stattung ganz in Holz und der fantastische    tertes Publikum wird wiederum gebüh-
                         Ausblick auf die Säuleneiche und Hofburg      rende Aufmerksamkeit auf die wichtige
                         ermöglichen einmalige Konzerterlebnisse.      und fantastische Arbeit dieser Institutio-
                         Die meisten im Haus ansässigen Instituti-     nen gelenkt, die hier nicht nur im stillen
                         onen waren schon mit unterschiedlichen        Kämmerchen agieren, sondern großartige
                         Veranstaltungen in diesem Saal zu Gast.       Beiträge für das kulturelle Leben in Inns-
                         Das brachte eine große Bandbreite vom         bruck liefern.
                         Landesblasorchester, über Jazzsessions        Als offenes Haus konzipiert, präsentieren
                         mit verschiedenen Ensembles und Chö-          sich hier auch externe Veranstalter. Viele
                         ren, tolle Kammermusikkonzerte, bis hin       namhafte Konzertorganisatoren in Inns-
                         zu Vorträgen und Banketten. Besonders         bruck und Tirol haben entweder schon
                         erwähnenswert an dieser Stelle sei ein        ein Konzert durchgeführt oder werden
                         grandioses Konzert des Ensembles Kons-        es in Kürze tun. Das Spektrum ist breit
                         tellation des Tiroler Landeskonservatori-     und vielseitig: es reicht von den Meister
                         ums unter der Leitung der Geigerin Iva-       & Kammerkonzerten, den Innsbrucker
                         na Pristašová mit einem anspruchsvollen       Festwochen der Alten Musik, der Jeunes-
                         Programm und Uraufführungen junger            se, dem Kammerorchester InnStrumenti,
                         Komponisten und einem Meisterwerk aus         der Akademie St. Blasius, musik+ bis hin
                         der Feder Georg Friedrich Haas‘. Trotz der    zu den Klangspuren um nur einige zu

 22   Heft Nr. 22 | Frühjahr 2019
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