Krisensichere Wasserversorgung - Vorkehrungen und Maßnahmen
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ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH
UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN
Krisensichere Wasserversorgung
Vorkehrungen und Maßnahmen
WVU im Portrait: Feldkirch | Gaskraftwerke als „Stromfeuerwehr“ | Nach Mellach –
Grazer Fernwärme neu? | TIGAS – „die Energiesammler“
Bio-CNG – Kraftstoff für eine klimaneutrale Zukunft | Thema Wasserstoff | Innovation
aus dem Supermarkt: H2-Anlage von MPREIS | H2ready – Systemlösungen für die
Wasserstoff-Verteilung | Leckortung / Netzüberwachung: Neue Wege, neue Technik
TRINK’WASSERTAG – heuer einmal anders | Neptun 2021 – Ausschreibung
ÖVGW Wasser: Kommunikation in der Krise | Wassermeister-App | Die Prüfstellen
der ÖVGW: MA 39 | Positionspapier FGW–Oesterreichs Energie: Sektorkopplung
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INHALT
FACHFORUM THEMA
Krisensichere Wasserversorgung 6
Vorkehrungen und Maßnahmen zur Bewältigung von Ausnahmesituationen
Anleitung zur Krisenvermeidung – 7 „Die getroffenen Maßnahmen haben sich 13
die ÖVGW-Richtlinien bewährt“
Interview mit ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl
IKT-Sicherheit: Versorger und ÖVGW 9
vereinheitlichen die Vorsorge Einige von vielen ... 14
Im Einsatz in Krisenzeiten
Bereit für den Blackout? 10
Auswirkungen spürbar, aber keine 17
Umfrage: Was, wenn der Regen fehlt? 11 Gefährdung der Versorgung
Umfrage: Sicher durch die Corona-Krise 15 Corona-Erfahrungen der Wasserversorger
FACHFORUM INNOVATIONSFORUM
Österreichs Wasserversorger 20 Bio-CNG – Kraftstoff für eine k limaneutrale 28
im Portrait (5) Zukunft
Stadtwerke Feldkirch
Thema Wasserstoff: Stellungnahmen 30
Gaskraftwerke als „Stromfeuerwehr“ 24 Grünes Gas konkret 32
Erstatz veralteter Anlagen wird nötig Innovation aus dem
Supermarkt: H2-Anlage
Nach Stilllegung von Mellach 25 von MPREIS
Grazer Fernwärme neu?
H2ready – Systemlösungen für die 34
TIGAS – „die Energiesammler“ 26 Verteilung von Wasserstoff
Verstärkt Erneuerbare in der Fernwärmeschiene
Leckortung / Netzüberwachung 37
Neue Wege, neue Technik – IDW
VERANSTALTUNGSFORUM
TRINK’WASSERTAG – heuer einmal anders 40 KOLUMNEN UND RUBRIKEN
Neptun Wasserpreis 2021 – Ausschreibung 41 Editorial 5
Veranstaltungskalender 42 Impressum 42
VERBÄNDEFORUM
im Focus 43 Die Prüfstellen der ÖVGW (1) 46 ÖVGW-Richtlinien 48
Auf wen hören? Prüf-, Inspektions- und Neuerscheinungen 6/2020
Zertifizierungsstelle der
ÖVGW Wasser 44 Stadt Wien – MA 39 Positionspapier FGW – 49
Kommunikation in der Oesterreichs Energie
Krise Flüssiggasanlagen auf Booten 48 Sektorkopplung ... aber
ÖVGW-Prüfplakette G 108 richtig!
Wassermeister-App 45
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 3FIRMEN IM GASFACH The Plastics Experts.
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uch wenn – wie zu hoffen ist – die Verbreitung des Co-
rona-Virus weiter rückläufige Tendenz zeigt und von der
Regierung weitere Lockerungen der Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie in Aussicht gestellt werden, blei-
ben die Krise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen weiter-
hin präsent – auch in diesem Heft. Wir haben die Situation zum
www.gmt.de Anlass genommen, um im Wasser-Schwerpunkt einerseits die
Kompetenter Partner für Erfahrungen der Versorger aus dem Umgang mit den Restrikti-
Gasmess und Regeltechnik
in der Erdgasversorgung. onen zu beleuchten und anderseits generell einen Blick auf die
Aktivitäten und Instrumente zur Krisenvorsorge in der öster-
reichischen Trinkwasserwirtschaft zu werfen. Denn die Bedro-
hungsszenarien sind vielfältig und auch ungeachtet der aktu-
ell dominierenden Herausforderungen präsent. Die Gefahren
reichen von Cyber-Kriminalität und vom Blackout in der Ener-
gieversorgung bis hin zu den absehbaren und den befürchteten
info@ipu.co.at Folgen des Klimawandels. Im Titelthema sind dazu Kurzbei-
• RMA – Pipeline Equipment träge und Stimmen zusammengefasst. Die gesetzlichen Vorga-
• GHIBSON – Absperrklappen
• HUBER – Druckmessgeräte
ben und die Aktivitäten der Unternehmen kommen ebenso zur
• BERNARD – Stellantriebe Sprache wie die Rolle der ÖVGW, die als Interessenvertretung
der Branche und als Wissensplattform und Kompetenzzentrum
maßgeblich dazu beiträgt, dass die Versorgungsunternehmen
für Ausnahmesituationen und Krisenfälle gerüstet sind. Eine
Voraussetzung zur Wahrnehmung dieser Aufgabe ist auch der
Schulungsbetrieb, der mit ersten Terminen im Sommer wieder
www.ppengineering.com anläuft. So kann die Mehrzahl der aufgrund der Sicherheits-Vor-
Spezialist für kathodischen schriften abgesagten Seminare noch in diesem Jahr angeboten
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uch wenn – wie es der Produktionsplan vorsieht – die
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bieter von Kathodischen Korrosions Ausgabe 4/2020 bereits Anfang August erscheint, ist
schutzsystemen für Rohrleitungen,
Behälter und Stahlbetonbauwerke.
Optimismus gefordert. In zwei Monaten kann freilich
viel geschehen. Zu hoffen bleibt dennoch, dass wir über eine
weitgehende Normalisierung im Arbeitsalltag der Energie- und
Trinkwasserwirtschaft berichten können.
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 5FACHFOR UM : THEMA
Krisensichere
Wasserversorgung
Mag. Christian Fell und Mag. Erich J. Papp
Grafik: Ruck
Krisen ...
Man braucht kein Prophet sein, um schon vor dem zweiten Halbjahr festzustellen:
2020 wird ein Krisenjahr gewesen sein – wahrscheinlich nicht das letzte.
In Erinnerung bleiben wird: kein WC-Pa- vorbereiten sollte. Manche warnen sogar, auch mehr mögliche Fehlerquellen oder
pier, kein globales Reisen, dafür globaler dass Corona und Blackout insofern zu- gar Angriffsziele.
Maskenball und allerorten mikrobielle sammenhängen könnten, als durch den
Bedrohung. Niemand wird so schnell wie- niedrigeren Stromverbrauch ein Netzaus- Und wenn es nicht gerade Virenflut oder
der arglos einen nicht desinfizierten Ein- fall wahrscheinlicher wird. Kommt der ein Blackout sein soll, gibt es auch mehr
kaufswagen schieben oder die Großmut- Blackout jetzt sogar mit mehr als 100-pro- oder weniger natürliche Bedrohungen
ter anhusten. Noch sind wir in der Krise, zentiger Sicherheit? Sehr wahrschein- wie die vergangenen Hitzesommer oder
aber auch nach der Krise ist leider vor der lich kommt er, und wir wissen nicht, ob die in diesem Frühjahr regional beson-
Krise. Die nächste kündigt sich bereits er eine Stunde oder eine Woche dauert. ders unangenehme Trockenheit, die etwa
an, diesmal in Gestalt einer unschönen Auch wenn Letzteres nach einem mehr- im Burgenland selbst nach ausgiebigen
Wirtschaftskrise. Das muss aber nicht die monatigen „Lockdown“ halb so schlimm Regenfällen Ende Mai noch für bedenk-
einzige bleiben. Und nicht immer muss klingt, es hätte katastrophale Auswirkun- lich niedrige Grundwasserstände sorgte.
eine Krise so glimpflich für die von FGW gen: kein Kühlschrank, kein E-Herd, kein
und ÖVGW vertretenen Branchen ausge- Handy und auch kein unterhaltsames ... gibt es nicht
hen wie diese. Streaming im Internet. Und es würde so
schnell passieren, dass sich nicht einmal Auch gegen 100-prozentig eintretende
100 % Sicherheit ... der Hamsterkauf mehr ausgeht. Schon Krisen kann es keinen 100-prozentigen
nach wenigen Tagen wird mit Ausschrei- Schutz geben, zumal die Probleme (sie-
Dass das Bundesheer die Gefahr einer tungen und Plünderungen gerechnet. he Corona) dann oft etwas anders daher-
weltweiten Pandemie vor einiger Zeit ge- kommen als erwartet. Man kann sich nur
ringer einschätzte als die eines massiven Bei einer österreichweiten Übung wurden möglichst gut auf bekannte Bedrohungen
Blackouts, ist in diesem Zusammenhang 2019 die Folgen eines mehrere Tage an- einstellen und Vorsorge treffen, wo das
keine gute Nachricht. Verteidigungsmi- dauernden kompletten Stromausfalles si- machbar ist. Die ÖVGW unterstützt die
nisterin Claudia Tanner und der Leiter muliert. Dadurch rückten die Bedrohun- Wasserversorger bei ihren diesbezügli-
der Direktion für Sicherheitspolitik, Jo- gen für zentrale Infrastruktur verstärkt chen Anstrengungen aktiv mit Untersu-
hann Frank, meinten Anfang 2020, ein to- ins Bewusstsein. Dazu zählt neben der chungen, Schulung, Zertifizierung, Re-
taler Stromausfall würde in den nächsten Strom- natürlich auch die Wasserversor- gelwerk sowie als Ansprechpartner und
fünf Jahren mit „100-prozentiger Wahr- gung, zum Teil hängen die beiden auch Diskussionsplattform.
scheinlichkeit“ eintreten. Selbst der Ma- zusammen. Die schnell fortschreitende
thematik-Versager ahnt, dass man sich Digitalisierung dieser Bereiche hat viel 2020 wird noch etwas zeigen: Gemeinsam
möglicherweise auf ein solches Ereignis Positives gebracht, unter anderem aber lassen sich auch Krisen meistern.
6 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
Anleitung zur Krisenvermeidung
Richtlinien und Programme der ÖVGW sind wichtige Beiträge, um kritische Situationen
in der Wasserversorgung bewältigen zu können – eine Übersicht.
Die Corona-Pandemie hatte bislang keine Aus- Szenario 1 Szenario 2 Szenario 3 Szenario 4
wirkungen auf die Versorgungssicherheit mit Wassermenge Wassermenge Wassermenge kein Wasser
Trinkwasser, wichtige Infrastruktur wie Leitun- ausreichend, eingeschränkt, eingeschränkt, verfügbar
gen oder Quellfassungen sind auch nicht direkt keine Trink Trinkwasser keine Trink
davon betroffen. Extreme Wetterereignisse wie wassereignung eignung gegeben wassereignung
Hochwasser oder lang anhaltende Dürreperio- Versorgungsart 1
den führen aber immer wieder zu zeitweiligen eingeschränkte zentrale X
regionalen oder lokalen Störungen. Dann ste- Versorgung
hen Wasserversorger vor der Herausforderung, Versorgungsart 2
trotzdem Trinkwasser zu den Verbrauchern zu X X X X
Holversorgung
bringen und möglichst schnell wieder den Nor-
Versorgungsart 3
malbetrieb aufzunehmen. X X X X
Eigenbevoratung
W 74 – Was ist eine Krise und was ist zu tun? Versorgungsart 4
Versorgung mit Nutz X X
Bei der Krisenbewältigung der WVU unterstützt wasser über das Rohrnetz
seit den 1980er-Jahren die ÖVGW-Richtlinie
Versorgungskrisen-Matrix der ÖVGW-Richtlinie W 74:
W 74 „Trinkwassernotversorgung – Erfolgrei- Szenarien und daraus abgeleitete Versorgungsarten
ches Krisenmanagement in der Wasserversor-
gung“. Darüber hinaus ist die W 74 auch eine
Informationsgrundlage für Behörden, Planer Richtlinie gibt daher jedem Wasserversorger
und Einsatzkräfte. Darin werden verschiedene ein wichtiges Instrument für erfolgreiches Kri-
Szenarien von Versorgungskrisen angegeben senmanagement und den Schutz kritischer Inf-
(siehe Matrix) – und mögliche Reaktionen der rastruktur in die Hand.
Wasserversorger und Verbraucher darauf.
Die Absicherung der Wasserversorgung in W 75 – Professionelle Provisorien
Krisensituationen beginnt bereits bei der stra-
tegischen Planung der Versorgungssysteme: Weitere Anleitung in Krisenzeiten bietet die
Es sollten (räumlich wie auch hydrogeologisch ÖVGW-Richtlinie W 75 „Versorgung mit Trink-
gesehen) möglichst mehrere unterschiedliche und Nutzwasser aus transportablen Behältern
Wasserspender für die Versorgung genutzt wer- und Leitungsprovisorien“. Ist die Versorgung
den. Durch Vernetzung von Versorgungssyste- über Leitungen etwa durch Naturkatastrophen
men kann die Resilienz (Widerstandsfähigkeit) unterbrochen, kann eine Trinkwasserversor-
der Versorgung gegenüber Beeinträchtigungen gung über Transportbehälter (z.B. Tankfahr-
zusätzlich erhöht werden. zeuge) erforderlich werden. Zu diesem Zweck
ÖVGW-Bereichsleiter Manfred Eisenhut ist in der Richtlinie beschrieben, wie im Ein-
stellt klar: Auch die Umsetzung der in der W 74 satzfall transportable Behälter ausgewählt,
genannten Maßnahmen kann keine vollstän- vorbereitet und allenfalls behandelt werden
dige Absicherung garantieren. Doch lässt sich müssen, um eine einwandfreie temporäre Not-
die Versorgung in Krisenfällen mit zielgerich- oder Ersatzversorgung mit Trink- oder Nutz-
teten Aktivitäten wesentlich verbessern. Die wasser zu ermöglichen.
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 7FACHFOR UM : THEMA
Krisenvorsorge: relevante Richtlinien der ÖVGW
ÖVGW-Richtlinie W 71/3 und ein Notversor-
∙∙ W 74 „Trinkwassernotversorgung – Erfolgreiches gungsplan gemäß Richtlinie W 74 vorhanden
Krisenmanagement in der Wasserversorgung“ und der Aufbewahrungsort den verantwortli-
∙∙ W 75 „Versorgung mit Trink- und Nutzwasser aus chen Mitarbeitern bekannt sein. Darüber hin-
transportablen Behältern und Leitungsprovisorien“ aus wird bei Audits erhoben, ob Notfallübun-
∙∙ W 71/3 „Sicherheitskonzept für Wasserversor- gen durchgeführt werden.
gungsanlagen“
∙∙ W 88 „Wassersicherheitsplanung in der Trinkwas- W 10 – Schulung als Schlüssel
serversorgung“
Die Richtlinie W 10/1 regelt das Zertifizierungs-
programm für Wassermeister. Erfolgreiche
In einer weiteren ÖVGW-Richtlinie, der W 71/3 Absolventen und -innen erhalten die Beschei-
„Sicherheitskonzept für Wasserversorgungsan- nigung, über die nötigen Qualifikationen zur
lagen“, ist ausgeführt, wie ein solches Konzept Arbeit in einer Trinkwasserversorgungsanlage
erstellt werden kann, wie eine Sicherheitsmap- zu verfügen. Insgesamt 2.300 Personen haben
pe aufgebaut sein soll und welche Maßnahmen dieses ÖVGW-Zertifikat bereits erworben, drei
im Krisenfall vorgesehen sind. Viertel der 260 Mitgliedsunternehmen beschäf-
tigen sogar mehr als einen zertifizierten Was-
W 88 – Sicherheit von Anfang an sermeister.
Für Bereichsleiter Manfred Eisenhut ist ge-
Die ÖVGW befasst sich auch damit, Risiken rade in Krisenzeiten gut ausgebildetes Personal
schon zu verringern, bevor eine Krise eintritt. der Schlüssel, um eilig erlassene Gesetze und
„Wassersicherheitsplanung in der Trinkwas- Verordnungen erfolgreich in die Praxis umzu-
serversorgung“ heißt die ÖVGW-Richtlinie setzen. Und oft kann gar nicht zugewartet wer-
W 88 und führt das Prinzip der Risikominimie- den, bis klare und passende Anweisungen von
rung als ergänzendes Planungsinstrument im Politik und Verwaltung kommen. Wenn es die
Betrieb ein. Dieses Konzept sieht eine laufen- Situation erfordert, müssen Maßnahmen zur
de Gefährdungsanalyse und Risikobeurteilung Aufrechterhaltung der Versorgung rasch und
vor. Um die nötigen Vorkehrungen treffen zu eigenverantwortlich gesetzt werden. Das zeigte
können, gibt die W 88 Anleitungen und Hilfs- sich – so Eisenhut – zuletzt in den kritischen
mittel vor, mit denen alle Anlagen und Prozes- Tagen des März und April 2020, als ÖVGW-zer-
se einer Wasserversorgung regelmäßig geprüft tifizierte Wassermeister für eine zuverlässig
und gegebenenfalls verbessert werden können wie immer funktionierende Wasserversorgung
(vgl. auch FORUM GWW 2/2020, S. 24f.). sorgten.
Zertifizierung gibt Sicherheit Regelwerk: Aktualisierung nach Corona
Ein weiterer Beitrag der ÖVGW zu verbesser- Die ÖVGW-Richtlinien werden regelmäßig auf
ter Resilienz in der Wasserversorgung ist ihr Aktualisierungsbedarf hin geprüft. Laut Eisen-
Zertifizierungsprogramm für Wasserversor- hut werden die im Zuge der Corona-Epidemie
gungsunternehmen. Dabei wird von Auditoren in den Unternehmen gemachten Erfahrungen
überprüft, ob die Organisation eines Betriebs von den zuständigen Fachausschüssen behan-
geeignet ist, die rechtlichen Anforderungen delt werden. In der W 74 hat die Bedrohung
jederzeit zu erfüllen. Ein Themenbereich, der durch eine Pandemie bisher nur ein Schatten-
dabei auch behandelt wird, ist Krisenvorsor- dasein geführt. Die aktuellen Ereignisse zeigen
ge und Notversorgung. Zur Vorbereitung auf nun, dass Wasserversorger auch mit dieser Art
Krisen sollten eine Sicherheitsmappe gemäß Gefährdung rechnen müssen. ◂
8 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
ÖVGW-Leitfaden für IKT-Sicherheit
Versorger und ÖVGW vereinheitlichen die Vorsorge
Die zehn größten heimischen Wasserversorgungsunternehmen müssen bald nachweisen, dass ihre digitalen Systeme
gegen Angriffe geschützt sind. Die ÖVGW hat dazu einen Leitfaden entwickelt.
Netz- und Informationssicherheitsgesetz Symposium Wasserversorgung 2019 die
neuen Verpflichtungen der betroffenen Die nächsten Schritte
Die rasch fortschreitende Digitalisierung Trinkwasserversorger zusammen:
vereinfacht viele Bereiche der Grundver- ∙∙ Sie müssen einen Sicherheitsvorfall Per Verordnung des Bundeskanzlers
sorgung, birgt aber auch neue Gefahren. bei ihrer Informations- und Kommu- wurden inzwischen die Betreiber
Unfälle, Fehler oder gezielte Angriffe nikationstechnologie (IKT) an das wesentlicher Dienste in der Trink-
durch Cyberkriminalität könnten Ver- für sie zuständige Computer-Notfall- wasserversorgung benannt. Sie er-
sorgungsunterbrechungen auslösen. Als Team melden. hielten einen Bescheid des Bundes-
Vorsorge dagegen trat in Österreich 2018 ∙∙ Sie müssen geeignete und verhältnis- kanzleramts und meldeten jeweils
das Netz- und Informationssicherheits- mäßige technische und organisato- einen Mitarbeiter als Kontaktperson.
gesetz (NISG) in Kraft. Ziel ist ein hohes rische Sicherheitsvorkehrungen für Drei Jahre nach Zustellung dieses
Sicherheitsniveau in den digitalen Be- ihre IKT treffen. Bescheids muss nun der Nachweis
reichen von Betreibern „wesentlicher erbracht werden, dass die im Leitfa-
Dienste“. Wesentlich sind im Sinne des Was das im Detail bedeutet, diskutierte den der ÖVGW angeführten Maßnah-
Gesetzes Wasserversorger dann, wenn sie innerhalb der ÖVGW ein Arbeitskreis mit men durchgeführt wurden. In der
bestimmte Schwellenwerte hinsichtlich Vertretern der Wasserversorgungsunter- Folge ist der Nachweis dann wenigs-
Wassergewinnung, -aufbereitung und nehmen und Behörden. Gemeinsam wur- tens alle drei Jahre zu erneuern. Die
-verteilung erreichen (Anzahl der im Kri- de ein Leitfaden zur Umsetzung des NISG Überprüfung der Umsetzung erfolgt
senfall betroffenen Personen etc.). Dem- erstellt. Darin sind Mindeststandards durch eine vom Unternehmen beauf-
nach müssen nur die zehn größten Ver- für Sicherheitsvorkehrungen im Bereich tragte qualifizierte Stelle, die somit
sorger Österreichs die Anforderungen des der IKT-Systeme definiert, die auch die den „verlängerten Arm“ der Behörde
NISG erfüllen und Sicherheitsmaßnah- Besonderheiten der Trinkwasserversor- darstellt. In der ÖVGW wird zudem
men ergreifen bzw. nachweisen. gung berücksichtigen. Der Leitfaden überlegt, die Umsetzung der organi-
dient den Verpflichteten als Umsetzungs- satorischen Maßnahmen im Rahmen
anleitung und den zuständigen Stellen der Zertifizierung von Wasserversor-
Verpflichtungen für Versorger
als Prüfvorgabe für die Umsetzung der gungsunternehmen durchzuführen.
Mario Unterwaining (BMLRT) fasste beim Maßnahmen. ◂
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 9FACHFOR UM : THEMA
Bereit für den Blackout?
Wasserversorger treffen zunehmend Vorkehrungen, um gegen längere Stromausfälle
gewappnet zu sein. Autarke Energieerzeugung ist das Mittel der Wahl.
Nicht immer liegt ein Versorgungsgebiet to- betreiben zu können. Beim Wasserverband
pografisch so günstig wie Wien, wo zumeist Vulkanland wird das gesamte Wasserversor-
die Schwerkraft dank natürlichem Gefälle das gungsnetz vom Verbandsgebäude in Fehring
Trinkwasser von den Hochbehältern zum tie- aus gesteuert. Dank einer 50kWp-Photovoltaik-
fer liegenden Stadtgebiet befördert. Vielerorts anlage und Batteriespeichern arbeitet die Steu-
fließt Wasser nur dann, wenn auch der Strom erung im Fall eines Blackouts über Stunden
fließt. So ist etwa der Wasserverband Vulkan- und bei Sonnenschein über Tage weiter. Man
land im hügeligen Gebiet der Südoststeiermark vertraut aber auch im sonnigen Vulkanland
tätig und muss mit den elektrisch betriebenen nicht nur auf das Wetter. So wurden die für eine
Pumpen von Drucksteigerungsanlagen immer großflächige Versorgung maßgeblichen Brun-
wieder Höhenunterschiede überwinden, um nen, Pumpwerke und Hochbehälter mit Diesel-
die Behälter zu befüllen und die Verbraucher betriebenen Notstromaggregaten ausgestattet.
zu versorgen. Im Fall eines länger andauern- Diese stellen bei einem Ausfall der öffentlichen
den Blackouts mit tagelang unterbrochener Stromversorgung die benötigte Elektrizität be-
Stromversorgung würden die in Hochbehältern reit. Da bei einem Blackout auch kein Verlass
gespeicherten Wasservorräte nicht ausreichen, auf funktionierende Tankstellen ist, wurde
um die Versorgung aufrecht zu erhalten. auch eine eigene Tankanlage für 20.000 Liter
Diesel errichtet, um von Treibstofflieferungen
Notstrom & Reservetank unabhängig zu sein.
Trinkwasserversorgungsanlagen sind gemäß Sonne spart Stromkosten
der ÖVGW-Richtlinie W 74 „Trinkwassernot-
versorgung“ so zu errichten, dass bei Ausfall Erneuerbare Stromversorgung über Photovol-
von wesentlichen Teilen die Versorgung im vol- taik sollte sinnvollerweise nicht nur im Notfall
len Umfang oder zumindest in eingeschränk- zum Einsatz kommen. Dietmar Luttenberger
ter Form aufrecht erhalten werden kann. Was vom Wasserverband Umland Graz unterstrich
können Wasserversorger also tun, um die po- in seinem Vortrag beim ÖVGW-Symposium
tenziell schwerwiegenden Folgen eines massi- Wasserversorgung: Sonnenstrom stellt auch für
ven Stromausfalls abzuwenden? Eine Option den Normalbetrieb eine wirtschaftlich interes-
besteht darin, wichtige Teile der Infrastruktur sante Option dar. Photovoltaik-Anlagen liefern
auch autark – mit eigener Stromerzeugung – die höchsten Erträge im Sommer. Zu dieser Zeit
10 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
ist auch die Wassernachfrage am höchsten – gesichert sein. Einige Versorger reagieren be-
und damit der Strombedarf der Pumpen in den reits darauf, dass eine beleuchtete Anlage in
Brunnenanlagen. Bei sorgfältiger technischer einer sonst völlig dunklen Umgebung während
Auslegung können sich die Kosten von PV-An- einer länger andauernden Krise auch durchaus
lagen innerhalb weniger Jahre a
mortisieren. ungebetene Gäste anziehen könnte.
Wie in der Steiermark errichten Wasserver- Können im Fall eines Blackouts die Anlagen
sorger in ganz Österreich Notstromanlagen, zur Wasserversorgung nicht mehr betrieben
um den Betrieb bei einem Stromausfall wei- werden, so ist immer noch eine Versorgung
terführen und genügend Trinkwasser zur Ver- mit Trinkwasser über Transportbehälter – wie
fügung stellen zu können. Immer öfter wird Tankwagen – möglich. Wie diese zu erfolgen
bei der Errichtung oder Sanierung von Brun- hat, ist in der ÖVGW-Richtlinie W 75 geregelt.
nenanlagen gleich auch die Absicherung mit Keinesfalls sollten in letzter Minute private
Notstromaggregaten geplant, wo es technisch Wasservorräte angelegt werden, indem bei-
und wirtschaftlich sinnvoll und machbar ist. spielsweise noch schnell die Badewanne an-
Diese Überlegungen beschränken sich nicht gefüllt wird. Denn auf diese Weise würde die
ausschließlich auf die Sicherung der Stromver- verfügbare Wassermenge eventuell schneller
sorgung, auch Anlagen und Personal wollen ausgeschöpft sein, als es der Fall sein müsste. ◂
ÖVGW-Umfrage
Was, wenn der Regen fehlt?
Eine Erhebung der ÖVGW zeigt, dass aktuell besonders Wasserversorger in länd-
lichen Regionen bei anhaltender Trockenheit Probleme für den Sommer erwarten.
Der Winter 2019/20 und ein Großteil des Früh- Knappheit kreiert Konflikte
lings war in vielen Regionen Österreichs von
unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen In Österreich wird Trinkwasser zur Gänze aus
geprägt. Allerdings wird genau in dieser Jah- Quellen und Grundwasser gewonnen. Der ge-
reszeit normalerweise auch das meiste Grund- ringe Niederschlag der vergangenen Monate
wasser neu gebildet. Niederschläge im Sommer veranlasste die ÖVGW, eine Mitgliederbefra-
oder innerhalb der Vegetationsperiode tragen gung zu eventuellen Auswirkungen der Tro-
weniger zur Grundwasser-Neubildung bei, weil ckenheit durchzuführen – 35 Wasserversor-
sie zum Teil bereits an der Oberfläche verduns- ger nahmen teil. Immerhin 38 % bejahten die
ten oder von Pflanzenwurzeln aufgenommen Frage, ob es aufgrund der aktuell niedrigen
werden, wenn sie in den Boden einsickern. Grundwasserstände im Sommer 2020 zu Ver-
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 11FACHFOR UM : THEMA
sorgungsengpässen bzw. Wasserknappheit sehr populär. Die Verantwortlichen zögern also
kommen könnte (Abb. 1). Darunter fanden häufig, derartige Maßnahmen zu ergreifen.
sich vorwiegend Versorger, die in ländlichen
Regionen und regional tätig sind. Fast ebenso In einer Videokonferenz, mit der die ÖVGW die
viele Teilnehmer (34 %) erwarten in der Folge Ergebnisse der Umfrage zu den Auswirkungen
auch Nutzungskonflikte, besonders die land- der Trockenheit präsentierte, wurde bei der an-
wirtschaftliche Bewässerung wird als mögli- schließenden Diskussion klar: Das Bewusst-
che Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung sein für dieses Thema ist in der Bevölkerung
gesehen. stärker zu verankern. Die ÖVGW wird daher
entsprechende Unterlagen in Form von Presse-
Wenn es eng wird informationen oder Argumentarien erarbeiten
und den Mitgliedern zur Verfügung stellen. Auf
Die Umfrage ergab auch, dass viele Versorger diese Weise soll den Wasserversorgern ermög-
bereits Vorkehrungen getroffen haben, um bei licht werden, trotz Berücksichtigung regionaler
sinkendem Grundwasserstand Versorgungs- Unterschiede mit einer Stimme zu sprechen.
engpässe zu vermeiden (Abb. 2). Die Erschlie-
ßung neuer Ressourcen sowie die Vernetzung Zudem kann der TRINK’WASSERTAG am 19.
mit benachbarten oder überregionalen Wasser- Juni von den Wasserversorgern als Gelegen-
versorgern wurden hier häufig genannt. heit genutzt werden, zu einem sinnvollen Was-
sergebrauch aufzurufen. ÖVGW-Bereichsleiter
Eine andere mögliche Maßnahme bei Engpäs- Manfred Eisenhut merkte an, dass das Ausmaß
sen ist die Beeinflussung des Nutzerverhal- der Belastung von Grundwasser-Ressourcen
tens. So könnte dazu aufgerufen werden, das regional sehr unterschiedlich ist. Daher war-
Befüllen von Swimmingpools oder die Garten- tet man mit Spannung auf die Ergebnisse des
bewässerung einzustellen. Allerdings geht aus Projekts „Wasserschatz Österreichs“. Unter
den Anmerkungen zu dieser Frage hervor, dass anderem wird hier für jeden Grundwasserkör-
derartige Aufrufe auch das Gegenteil des ge- per erhoben, welche Mengen nachhaltig ent-
wünschten Resultats erzielen können. Manch- nommen werden können. Damit ist dann eine
mal entstehen sogar zusätzliche Bedarfsspit- fachlich fundierte Grundlage geschaffen, um
zen, wenn besorgte Verbraucher noch schnell auch die Frage von rechtlichen Beschränkun-
ihre Gärten gießen oder Wasser bevorraten. gen der Wasserentnahme bei Engpässen zu
Generell sind Appelle zum Wassersparen nicht diskutieren. ◂
Ergebnisse aus der Mitglieder-
Umfrage der ÖVGW zum Thema Wasserknappheit ? Vorkehrungen zur Vermeidung von Engpässen ?
Frühjahrstrockenheit 2020
3%
Abb. 1:
Könnte es aufgrund der aktuell
29 %
niedrigen Grundwasserstände im
Sommer 2020 zu Versorgungs-
38 %
engpässen bzw. Wasserknappheit
kommen?
Abb. 2: 59 %
71 %
Haben Sie bereits Vorkehrungen
getroffen, um bei sinkendem
Grundwasserstand Versorgungs-
engpässe zu vermeiden?
Nein Ja Ja, bereits gegeben Ja Nein
12 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
„Die getroffenen Maßnahmen haben sich bewährt“
ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl sieht gut geschultes Personal und technische Ausstattung als wesent
liche Faktoren, um Krisensituationen erfolgreich meistern zu können.
FORUM GWW: Herr Präsident, wie haben die Wasser- Es hat sich nun gezeigt, wie wichtig die Ausstattung
versorger die Covid-19-Krise bisher bewältigt? mit Fernwirkanlagen und elektronischen Kommu-
Dinhobl: Die ÖVGW als Interessenvertretung der nikationsmitteln in einer Krisensituation ist. Jeder
Wasserversorger hat unmittelbar nach Beginn der Wasserversorger muss prüfen, ob genügend Ausrüs-
Einschränkungen Kontakt mit den Unternehmen tung vorhanden war und ob der Stand der Technik
aufgenommen. Aus den Rückmeldungen kann man ausreichend ist. Es ist zurzeit ein großer Vorteil, wenn
schließen, dass sehr professionell mit der Situation man die Anlagen über Laptops von zuhause aus
umgegangen wird. Die Trinkwasserversorgung konnte steuern kann.
überall störungsfrei durchgeführt werden.
Der TRINK’WASSERTAG kann nicht in gewohnter Form
Mit welchen Maßnahmen wurde das erreicht? stattfinden. Was sollten Versorger stattdessen tun?
Es galt den direkten Kontakt der MitarbeiterInnen Wegen der Beschränkungen können die Wasserversor-
Foto: EVN
untereinander, aber auch mit KundInnen möglichst ger die Menschen nicht zu sich einladen. Wir bei der
zu beschränken. Dafür wurde für die Betreuung EVN Wasser werden stattdessen den eigens für den
der Anlagen zumeist ein getrennter Schichtbetrieb TRINK’WASSERTAG von der ÖVGW gestalteten Folder DI Franz Dinhobl ist Geschäfts-
eingerichtet und die KollegInnen aus der Verwaltung „Krisensichere Trinkwasserversorgung“ zur Vertei- führer der EVN Wasser GmbH, des
wechselten in das Home Office. Aus den Erfahrungen lung bringen. Es ist gerade vor dem Hintergrund der zweitgrößten Wasserversorgers
Österreichs. In der Funktionsperio
bei der EVN Wasser weiß ich, dass dieses System sehr Situation rund um die Corona-Pandemie sehr wichtig,
de 2019/2020 übt er das Amt des
gut funktioniert und ich sehe kein Problem, es auch dass unsere KundInnen wissen, dass vom Trinkwasser ÖVGW-Präsidenten aus.
in den nächsten Monaten – wenn nötig – weiter zu keine Gefahr ausgeht und die Versorgung gesichert ist.
praktizieren. Durch sorgfältige Lagerhaltung waren
zumeist auch die benötigten Ersatzteile vorhanden, Kann die aktuelle Trockenheit zu Problemen bei den
um Wartungsarbeiten durchzuführen. Trinkwasserversogern führen?
Vor allem im Osten haben wir fehlende Niederschlags-
Gut geschultes Personal ist ein Schlüssel für die mengen. In den nächsten Wochen wären Nieder-
erfolgreiche Bewältigung von Krisensituationen. Ist schläge im Ausmaß von 150 bis 200 Millimeter pro m2
diese Erkenntnis bei den Verantwortlichen für die für die Grundwasserneubildung nötig. Das ist zwar
Wasserversorgung vorhanden? keine neue Situation, sie wird aber möglicherweise in
Die Krise hat gezeigt, dass die MitarbeiterInnen gut Zukunft häufiger auftreten. Wir haben in Niederöster-
ausgebildet sind. Das ist sicher auch ein Verdienst des reich daher unsere großen Trinkwasserleitungen mit
Fortbildungsprogramms der ÖVGW, vor allem des Zerti- den Wassermangelgebieten verbunden und können
fizierungsprogramms für Wassermeister. In drei Viertel so einen Ausgleich schaffen. Andere Versorger sind
der 260 Mitgliedsunternehmen der ÖVGW gibt es mehr ähnliche Kooperationen eingegangen. Die große
als einen zertifizierten Wassermeister – das heißt, das Frage ist, wie sich der Sommer darstellen wird. Hier
ausgebildete Personal ist redundant. Die regelmäßi- muss je nach Situation bewertet werden. Es könnte
gen Schulungen und das Weiterbildungsprogramm der Beschränkungen für die Befüllung von Pools oder die
ÖVGW machen sich aktuell bezahlt. Bewässerung von Gartenanlagen und Sportanlagen
geben. Klar ist aber: Die Versorgung mit Wasser für
Verfügen die Unternehmen über ausreichend moder- Trinken, Kochen und Körperpflege ist auch in solch
ne Kommunikationsmittel? einer Situation sichergestellt.
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 13FACHFOR UM : THEMA
Einige von vielen ...
Vom Personal in den Krankenhäusern und von den Regalbetreuern und Kassiererinnen in den Supermärkten war
in den Medien vielfach die Rede. Nicht vergessen sollten aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den
Wasserversorgungsunternehmen werden, die unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Sicherheitsmaß-
nahmen dafür sorgten, dass der Bevölkerung Trinkwassser stets in ausreichender Menge und bester Qualität zur
Verfügung stand. Stellvertretend für alle seien einige von ihnen hier vorgestellt.
Fotos: Majoli Fotografie
Foto: IKB AG
Foto: Holding Graz
Amra Lelic und Daniel Schöffmann
Leibnitzerfeld Wasserversorgung GmbH
In der Corona-Krise hat sich das Arbeitsportfolio Jan Kröll
von Amra Lelic – für gewöhnlich im Finanz- und IKB, Geschäftsbereich Wasser
Peter Brislinger Rechnungswesen tätig – erweitert. Sie unter-
Ing. Jan Kröll aus dem Geschäftsbereich IKB Was-
Holding Graz stützt in Zeiten wie diesen auch die Leitwarte.
ser führt Anlagenkontrollen bei allen Quellen,
Peter Brislinger ist für die IT der Wasserwirt- Wassermeister Daniel Schöffmann ist seit Hochbehältern und Schächten in der Trinkwas-
schaft zuständig. Er betreut und entwickelt Beginn der Corona-Krise permanent mit Instand- serversorgung der IKB durch. Er ist im Einsatz
in enger Zusammenarbeit mit der ITG (Infor- haltungsarbeiten für die öffentliche Trinkwasser- und sorgt dafür, dass die Versorgungssicherheit
mationstechnologie Graz GmbH) die interne versorgung im Einsatz. von Trinkwasser (auch in Krisensituationen) dau-
IT-Infrastruktur. Seit Ausbruch der Corona-Krise erhaft erhalten bleibt und auf etwaige Störungen
sorgt er bis in die späten Abendstunden dafür, sofort reagiert werden kann.
dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der
Graz Wasserwirtschaft an den unterschiedlichen
Standorten die volle IT-Unterstützung bekom-
men, die sie für das Arbeiten im Schichtbetrieb
Foto: Wassergen. Saalbach
sowie für das Home Office dringend benötigen.
Hier gilt es Mobiltelefone, PCs, Notebooks usw.
so einzurichten, dass alle Zugänge, Datenban-
ken, Pläne, usw. überall zur Verfügung stehen.
Für den Fall der Quarantäne am Arbeitsplatz ist
er vorbereitet. Ein kleiner Handkoffer ist sein
ständiger Begleiter.
Obmann Jakob Eder und
Wassermeister Christian Gründlinger
Foto: MA 31
Wassergenossenschaft Saalbach
Die Herausforderung war, in kurzer Zeit von
Maximalbetrieb (< 4.000 m³) auf Minimalbetrieb
Tamara Schütz (> 300 m³) herunterzufahren. Dank unserer
MA31 – Wiener Wasser, Abt. 6 hervorragenden hydraulischen und technischen
Tamara Schütz hat in den letzten Wochen teils Ausstattung und dem hohen Grad der Auto-
zu Haus gearbeitet und zum Teil im Team des 24 matisation stellte diese Situation jedoch keine
Stunden-Dienstes. Für die Bauaufsicht musste besondere Schwierigkeit und Aufwand da.
sie auch auf einer Baustelle in 1170 Wien vor Ort
sein.
14 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
ÖVGW-Umfrage
Sicher durch die Corona-Krise
Die Maßnahmen zur Eindämmung der weltweiten Covid-19-Pandemie hatten das Land monate-
lang fest im Griff. Die ÖVGW befragte die Wasserversorgungsunternehmen auf dem vorläufigen
Höhepunkt der Krise, wie sie damit zurechtkommen.
Eine wankende Wasserversorgung in- Ansteckungen kommen, dass große Tei- stellt hatten. Immerhin konnten die Was-
mitten einer schweren Gesundheitskrise le des Mitarbeiterstabs plötzlich krank- serversorger sicherstellen, dass akute
erscheint ebenso inakzeptabel wie un- heitshalber ausfallen. Gebrechen und dringende Wartungsar-
denkbar. Dennoch waren die massiven beiten durch Mitarbeiter im Dienst oder
Eingriffe der Regierung natürlich auch Gesetzte Maßnahmen auch Kollegen (zu Hause) in Bereitschaft
für Wasserversorger spürbar. Wie sehr, schnell behoben wurden. Für solche Fäl-
wollte die ÖVGW per Umfrage von ihnen Damit dies nicht eintritt, wurden Vorkeh- le haben die Unternehmen ausreichend
im April wissen. Sind die Arbeitsabläu- rungen in der Organisation des Dienst- Material und Ersatzteile auf Lager oder
fe beeinträchtigt? Reichen die Perso- betriebs getroffen. Viele Unternehmen Vereinbarungen mit Lieferanten, die sie
nal- und Materialressourcen, um auch teilten das Personal in zwei Gruppen, die rasch zur Verfügung stellen können.
bei Fortdauer der Corona-Bedrohung die abwechselnd zum Dienst kommen. Das
Versorgung ohne Abstriche aufrecht zu verringert die Wahrscheinlichkeit, wegen Eine naheliegende Maßnahme, um An-
erhalten? Die Antworten stimmen im Gro- wechselseitiger Ansteckung die gesamte steckungen der Mitarbeiter zu vermeiden,
ßen und Ganzen zuversichtlich. Belegschaft gleichzeitig an Krankenstand ist das Vermeiden von Kundenkontakt –
oder Quarantäne zu verlieren. auch sie wurde von einigen Unternehmen
70 Wasserversorger nahmen an der Befra- ergriffen, die das persönliche Service ein-
gung teil, und 70 Wasserversorger sahen Wenn nun nur noch ein Teil der Beleg- stellten. Die Folge war eine gewisse Ver-
sich in der Lage, ihr Versorgungsgebiet schaft gleichzeitig im Einsatz sein kann, zögerung beim Tausch von Wasserzäh-
störungsfrei mit hygienisch tadellosem beeinträchtigt das nicht die Wasserqua- lern, die schon über fünf Jahre lang im
Trinkwasser zu beliefern. Und das gilt lität, beispielsweise aber die Abwicklung Einsatz standen. Hier hoffte man auf eine
auch weiterhin, doch trafen einige Be- von Bauvorhaben. Das wurde zu Beginn Ausnahmeregelung durch das zuständige
fragte eine Einschränkung: Es dürfe nicht des „Lockdowns“ dadurch verschärft, Wirtschaftsministerium, sollte die Situa-
zu einer derart massiven Explosion der dass auch Baufirmen ihre Arbeit einge- tion noch länger andauern.
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 15FACHFOR UM : THEMA
Ist die Versorgung mit Trinkwasser weiterhin Ist der interne Betrieb eingeschränkt ?
störungsfrei gewährleistet?
100 %
24 %
76 %
Ja Ja
Nein Nein
Gibt es Vereinbarungen mit systemwichtigen Ist die Covid-19-Krise mit der gegebenen Personal-
Lieferanten/ Diebstleistern, die Lieferungen und situation gut meisterbar und auch bei Personal-
Leistungen auch in Krisenzeiten sicherstellen ? ausfällen die Aufrechterhaltung des Betriebes gesichert ?
4%
33 %
67 %
Abb. 1–4:
Ergebnisse aus der Mitglieder- Ja Ja 96 %
Umfrage der ÖVGW zum Thema Nein Nein
Covid-19-Krise von April 2020
Schließlich stellte man in der Verwaltung – wie merkungen gemacht, die sich auf Probleme bei
in anderen Branchen auch – vielfach auf Home anhaltender Trockenheit bezogen, wenn die
Office um. Besprechungen wurden, wo es mög- „üblichen Verdächtigen“ Gartenbewässerung
lich war, in Form von Videokonferenzen abge- und das Einlassen von Swimmingpools massiv
halten. zuschlagen sollten. Derzeit ist die Ungewiss-
heit groß, ob und in welcher Form ein Urlaub
Wie lange kann das gutgehen? im Ausland möglich ist – oder ob dieses Risi-
ko überhaupt eingegangen werden sollte. Das
Die sicher auch alle anderen Österreicherin- könnte dazu führen, dass viele Poolbesitzer
nen und Österreicher interessierende Frage sich in diesem Jahr zu Ferien im eigenen Garten
in der Umfrage lautete: „Kann die Versorgung entschließen. Die Folge wären in einem heißen
der Bevölkerung mit Trinkwasser gegebenen- Sommer zusätzlicher Wasserbedarf und damit
falls über Monate, unter den jetzt gültigen ein- möglicherweise extreme Verbrauchsspitzen.
schränkenden Rahmenbedingungen, aufrecht- Die Trinkwasserversorgung im engeren Sinn –
erhalten werden?“ Lediglich 5 % sahen sich also der tägliche Bedarf für Hygiene, Kochen
dazu nicht in der Lage, zwei Drittel der teilneh- und Trinken, der in Österreich im Schnitt pro
menden Unternehmen antworteten mit einem Person rund 130 Liter ausmacht – ist aber je-
klaren Ja. Dazu wurden allerdings einige An- denfalls gesichert. ◂
16 FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020FACH F O RUM : T HEM A
Auswirkungen spürbar, aber keine Gefährdung der Versorgung
Erfahrungen der Wasserversorger mit den Sicherheitsvorschriften und den Verbrauchszuwächsen im Frühjahr
aufgrund der Corona-Maßnahmen und der Wetterlage.
DI Wolfgang Aichberger Hermine Wesely LL.B mit g leichzeitigem Poolfüllen und Reinigungsar-
Wasserverband Fernwasser Obfrau Wassergenossenschaft beiten, bis zum 4-fachen des Durchschnittsver-
versorgung Mühlviertel Dingdorf-Wasser, Neumarkt im brauches gestiegen sind. Fazit ist, dass durch die
Mühlkreis Covid-19-Krise die Wasserversorgung in keinem Fall
Bei der Fernwasserversorgung beeinträchtigt war.
Mühlviertel war in den Gemeinden mit hohem Extrem regenarme Monate im Herbst 2015 oder
Auspendleranteil ab Beginn der Covid-19-Aus- Frühjahr 2018 haben unsere Wasserversorgung an
gangsbeschränkungen ein sofortiger Verbrauchs- die Grenze der Versorgungsmöglichkeit gebracht. Matthäus Wimmer
anstieg um 10 bis 15 % feststellbar. Das dürfte mit Sie konnte zu dieser Zeit nur mit dem Aufruf zum Obmann Wassergenossenschaft
vermehrtem Home Office und dem empfohlenen Wassersparen aufrecht erhalten werden und es gab Schleedorf
häufigen Händewaschen zusammenhängen. kaum Spielraum für einzelne größere Wasserent-
Merkbar war auch, dass mit zunehmender Dauer nahmen. Seit eine weitere Tiefenbohrung zum be- Schleedorf ist eine ländliche Ge-
der Ausgangsbeschränkungen die Aktivitäten in reits bestehenden Bohrbrunnen als „zweites Stand- meinde mit vielen Auspendlern. Durch Home Office,
den Hausgärten intensiviert wurden, was sich bein“ und für die Spitzenabdeckung erschlossen Kurzarbeit, Kündigungen, fehlende auswärtige
nochmals in Verbrauchszuwächsen manifestiert wurde, ist die Wassergenossenschaft nicht mehr in Schulbesuche und Ausgangsbeschränkungen wurde
hat. In Verbindung mit der ungewöhnlich warmen Versorgungsschwierigkeiten geraten. Das gilt auch der Ort „sehr intensiv“ bewohnt – zum Großteil in
und trockenen Witterung waren um den 10. April für die Covid-19-Krise bzw. während der Wochen im Einfamilienhäusern mit Gärten und zunehmend mit
extreme Verbrauchsspitzen zu beobachten, die sich „Lockdown“ und dem sonnigen Frühlingwetter, wo Pools. Im März/April gab es fast keine Niederschlä-
mit Rasenbewässerung, Frühjahrsputz und einer ein erhöhter Verbrauch zu verzeichnen war. ge. Die Bewohner nutzen die sonnige Zeit zur Gar-
hohen Gleichzeitigkeit beim Füllen der privaten tenpflege und zum Reinigen und Befüllen der Pools.
Pools erklären lassen. Obwohl wir schon seit Dank der Hydrantenplombe „aquasafe“ erfolgt die
mehreren Jahren keine derartig hohen Verbräuche DI Wolfgang Aichlseder Wasserverteilung ohne Hydranten und damit ge-
zu verzeichnen hatten, konnten wird diese Situation Geschäftsführer OÖ WASSER glättet während der Tages- und Nachtzeiten. Es kam
ohne Einschränkungen meistern. Insgesamt waren Genossenschaftsverband zu keinen Störungen, obwohl der Wasserverbrauch
die Corona-bedingten Umstände aber in unserer gegenüber Vergleichsmonaten um 70 % höher lag.
Der Dachverband hat seit Anfang Die Anlagen konnten mit Fernüberwachung und
Trinkwasserversorgungsanlage durchaus spürbar.
März mit Unterstützung der ÖVGW und im Kontakt -steuerung bedient werden. Glücklicherweise kam
mit Behörden den vielen kleinen Wasserversorgun- es weder zu Erkrankungen noch zu Störungen.
Dr. Gert Heigl gen immer wieder aktualisierte Informationen und
Holding Graz Verhaltenshinweise zur Verfügung gestellt. Wichtig
war uns die Basis-Botschaft, dass die persönli- DI Sandra Akranidis-Knotzer
Die Graz Wasserwirtschaft hat sich chen Hygiene- Schutzmaßnahmen einzuhalten Dir.-Stv. WLV der Triestingtal- und
bereits wenige Tage vor dem großen und keine gemeinsamen Aktionen wie Sitzungen, Südbahngemeinden
„Lockdown“ auf die potenzielle Gefahr von Covid- Versammlungen, Wasserzählerwechsel und
Infektionen vorbereitet. Mit 15. März wurde der Wartungsarbeiten durchzuführen sind – d.h. das Der Wasserverbrauch der letzten
Krisenstab einberufen und ein „Notbetrieb“ einge- normale „Tagesgeschäft“ bis auf Sofortmaßnahmen Wochen war höher als im Vergleichszeitraum
richtet. Wir haben zahlreiche Hygiene-Maßnahmen eingestellt wird. Den Ehrenamtlichen zuhause vergangener Jahre. Dies ist aber vorrangig auf das
erarbeitet und stufenweise umgesetzt und auch die haben wir Weiterbildungs- und Organisationsunter- schöne Wetter zurückzuführen. Uns ist aufgefallen,
Dienstpläne umgestellt, um eine strikte Trennung lagen für die Aktualisierung zur Verfügung gestellt. dass über alle Wochentage hindurch kontinuierlich
der einzelnen Teams sicherzustellen. Anfangs Die Informationen wurden über Newsletter und hoher Verbrauch stattfand. Dieser ist wahrschein-
erwartete Änderungen wie z.B. eine „Verschiebung“ Homepage aktuell bekannt gegeben. Für den Fall lich darauf zurückzuführen, dass die Menschen zu
des Wasserverbrauchs vom Stadtzentrum zu Rand- des Falles, dass kein Bedienungspersonal zur Verfü- Hause sind und Zeit für Gartenarbeit und Poolfüllun-
zonen mit Wohngebieten konnten wir in Graz nicht gung stehen würde, haben wir auch die Möglichkeit gen haben. Dabei erstreckt sich der hohe Verbrauch
feststellen. Der Wasserverbrauch war erhöht, ist externer Unterstützung organisiert, dies musste auch in die Nachtstunden bis etwa 23:00, 24:00
aber aufgrund unserer Beobachtungen primär auf aber nie in Anspruch genommen werden. Die Uhr. Dies deutet auf Poolfüllungen hin. In der
die Trockenheit in diesem Frühjahr zurückzuführen. Rückmeldungen waren, dass die Wasserverbräuche derzeitigen Situation haben wir genug Wasser. Es ist
Die Trinkwasserversorgung war jederzeit und im gerade bei den kleinen Anlagen an wenigen Tagen, aber immer angebracht, sorgsam und sparsam mit
gesamten Versorgungsgebiet sichergestellt. bedingt durch das „Daheimsein“ und Schönwetter dem kostbaren Gut Trinkwasser umzugehen.
FORUM GAS WASSER WÄRME 3/2020 17Photovoltaik-Anlage am
Wasserbehälter Unterlaa.
Wasser aus den Bergen, Strom von der Sonne: Bei Wiener Wasser läuft auch
Foto: PID/Fürthner
in Krisenzeiten alles bestens. Trotz der Ausnahmesituation der letzten Wochen
konnte das größte Photovoltaik-Kraftwerk Wiens auf dem Wasserbehälter
Unterlaa planmäßig in Betrieb genommen werden.
wienerwasser.atEntgeltliche Einschaltung
Der Wasserbehälter Unterlaa am
südlichen Stadtrand Wiens spielt für
die Wiener Wasserversorgung eine
wichtige Rolle. Mit einem Volumen von
162.000 Kubikmetern deckt er mehr als
ein Drittel des täglichen Wasserbedarfs
von Wien ab. Seit Kurzem werden die
Wiener Haushalte von hier aus aber nicht
nur mit frischem Trinkwasser aus der
I. Hochquellenleitung versorgt, sondern
auch mit umweltfreundlichem Ökostrom.
Gemeinsam mit Wien Energie wurde auf
28.000 Quadratmetern Gesamtfläche,
oder umgerechnet vier Fußballfeldern,
eine Solaranlage mit 6.500 Modulen Foto: Wiener Wasser/Zinner
errichtet – sie ist damit die größte im
gesamten Stadtgebiet. Über ein Gut-
scheinmodell kann die Wiener Bevölke-
rung den Ausbau von Sonnenenergie Strom, der nicht vor Ort genutzt Ab Mitte März erarbeitete ein Krisen-
in der Stadt unterstützen. werden kann, wird ins Netz eingespeist. stab eine Reihe von Maßnahmen, um den
Mit diesem Überschuss können zusätz- laufenden Betrieb weiter abzusichern.
Noch umweltfreundlicher lich rund 600 Haushalte jährlich versorgt So wurden die Mitarbeiter der Steuer-
in die Haushalte. werden. Insgesamt spart Wiens größte zentrale sowie der Bereitschaft örtlich
Rund 2 Millionen Kilowattstunden Photovoltaik-Anlage so 706 Tonnen CO2 getrennt. Der KundInnen-Verkehr zu
Sonnenstrom werden zukünftig jährlich pro Jahr. Beginn der Krise wurde vollständig auf
in Unterlaa erzeugt. „Die neue Photo- Telefon und E-Mail umgestellt. Mittler-
voltaik-Anlage speist direkt die Pump- weile ist dieser nach Voranmeldung
anlage des Wasserbehälters. 40 Prozent Gut vorbereitet. Gut reagiert. mit Mund-Nasen-Schutz wieder
des Energiebedarfs können wir so ab Seit vielen Jahren hat Wiener Wasser ein persönlich möglich.
sofort mit sauberem, lokal erzeugtem Krisenmanagement-System. Somit war
Strom decken. Das Photovoltaik-Kraft- die Versorgung der Wienerinnen und
werk sorgt so dafür, dass unser Wiener Wiener mit frischem Hochquellwasser 1.000 Trinkbrunnen.
Hochquellwasser noch umweltfreundli- bestens auf Not- und Krisensituationen Auch die rund 1.000 Wiener Trinkbrunnen
cher in die Haushalte fließt“, so Wolfgang vorbereitet und auch während der sowie die 55 Denkmal- und Monumental-
Zerobin, Chef von Wiener Wasser. aktuellen Corona-Pandemie gesichert. brunnen wurden dieses Jahr erst später
und unter neuen Rahmenbedingungen
(Auffüllen von mitgebrachten Flaschen
statt direkt vom Brunnen zu trinken,
Sicherheitsabstände) in Betrieb genom-
men, um das Infektionsrisiko zu senken.
Kein Wasserfest.
Virusbedingt ins Wasser gefallen ist das
beliebte Wiener Wasserfest am Wasser-
spielplatz Wasserturm in Favoriten,
das normalerweise jedes Jahr im Juni
zahlreiche Schulklassen und Familien
anzieht. Die ebenfalls dort angesiedelte
Wasserschule konnte ins Internet verlegt
werden: Lehr- und Informationsmate-
rialien wurden online zur Verfügung
gestellt. Und auch der abschließende
Rundgang durch den Wasserturm ist mit
Foto: Wiener Wasser/Zinner dem Audioguide möglich: wien.gv.at/
wienwasser/bildung/audioguide.htmlSie können auch lesen