Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster

 
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Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Kulturspiegel
 Altoland
Ausgabe 51                                                  September 2018

 Vor 400 Jahren:      Nachruf auf      Neuer Pfarrherr im      Die Künstlerin
Beginn des Großen     Tore Nyberg        Pfarrverband           Bele Bachem
     Krieges                             Altomünster           über sich selbst

 Mit Vereinsnachrichten & VHS-Programm Herbst/Winter 2018/19
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Anton Holzhammer GmbH
                                                                                              Altomünster
                                                                                              08254 / 8213

                                                                                              Opel-Service

   • Unfallinstandsetzung                       • Scheibenreparatur
   • Reparaturen aller Marken                   • Klimaanlagen-Service                       Tankstelle mit
   • HU Di- und Donnerstag                      • Achsvermessung                             Tankautomat

Straßenbaukompetenz   moderner Maschinenpark             Kies- & Asphaltmischwerk … und regional verwurzelt
seit 1964

                                GPS gesteuerter Grader                 Werk Walchshofen           Kirchweihrallye Sielenbach

             SCHWEIGER
                                                           Straßen- und Tiefbau
                                                           Altomünster · Schmelchen 2 · Tel. 08254 . 99 77 0
                                                           Asphaltmisch- und Kieswerk
             StRaSSEnbau GmbH · altomünStER                Aichach-Walchshofen · Hochstattstr. · Tel. 08251. 24 78
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Liebe Leserinnen und Leser,

    zum Beginn des Herbst- und Wintersemesters unserer Volkshochschule stellen wir Ihnen die
    51. Ausgabe des „Kulturspiegel Altoland“ vor. Unser Wunsch, dass sich weitere Autoren finden mö-
    gen, die einen Beitrag von allgemeinem Interesse schreiben, fiel auf fruchtbaren Boden. Also: Was
    erwartet Sie diesmal?
    Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg, der auch in und um Altomünster furchtbare Spuren
    hinterließ. Wilhelm Liebhart berichtet die wesentlichen Ereignisse.
    Am 14. März 2018 verstarb ein großer Freund des Klosters Altomünster, der dänisch-schwedische
    Historiker Prof. Dr. Tore Nyberg. Ihm gilt ein Nachruf von Gerhard Gerstenhöfer, der dankenswerter
    Weise auch einen Text des Verstorbenen zur Verfügung stellte: „Birgitta von Schweden – Leben und
    Geist“ ist seit der Aufhebung des Klosters 2017 zum Vermächtnis geworden. Leider können wir über
    die Zukunft noch nichts berichten.
    Prof. Dr. Klaus Peter Zeyer setzt seine tiefschürfende Glockenserie mit Wollomoos fort.
    Michael Heitmeir, der zusammen mit Dr. Stephan Schleipfer an einer Ortschronik der Altgemeinde
    Hohenzell arbeitet, macht uns mit einer tragischen Geschichte bekannt, die sich 1902 im Lehrerhaus
    in Hohenzell abspielte. Sie erregte bis hinauf zum Prinzregenten Luitpold viel Aufsehen.
    Mit dem neuen Pfarrherrn, P. Bonifatius Heidel OT, macht eine biographische Skizze von Gerhard
    Gerstenhöfer bekannt, der mit ihm ein Interview führen konnte.
    Zu guter Letzt eine Premiere: Eine verstorbene Künstlerin, Bele Bachem, deren Werke ab 30. Sep-
    tember im Museum zu sehen sind, stellt sich selbst in einem autobiographischen Text vor. Dr. Ulrich
    H. Schneider vom KFK hat ihn aufgetan. Die Schirmherrschaft der Ausstellung hat übrigens der
    Münchner Alt-OB Dr. Christian Ude übernommen, der nach Altomünster kommen wird.

    Ihr Redaktionsteam des KULTURSPIEGEL ALTOLAND

                                             Inhaltsverzeichnis
    IMPRESSUM:
    Der Kulturspiegel Altoland
    erscheint zweimal jährlich.
    Die Zeitschrift wird im Bereich der
    Region Altoland kostenlos an alle        Textbeiträge:
    Haushaltungen verteilt. Sie wird durch   Vor 400 Jahren: Beginn des Großen Krieges......................…......... 4
    Anzeigen finanziert. Ein herzliches
    Dankeschön gilt allen Firmen, die dies   Nachruf auf Tore Nyberg ......................…........................................ 7
    ermöglichen.                             Birgitta von Schweden: Leben und Geist......................…................ 8
    Herausgeber:                             Die Glocken der Pfarrkirche St. Bartholomäus in Wollomoos.............10
    die Marktgemeinde und die
    Volkshochschule Altomünster              Die Tragödie des Lehrers Adolf Wolf......................….................... 12
    Redaktion:                               Neuer Pfarrherr im Pfarrverband Altomünster......................…...... 14
    Prof. Dr. Wilhelm Liebhart MA
    Gerhard Gerstenhöfer
                                             Die Künstlerin Bele Bachem über sich selbst......................…....... 15
    Astrid Kühne                             VHS - Studienberatung für Fachhochschulstudiengänge...................16
    Layout:
    Dipl.-Designer (FH) Peter Seiler
    Anschrift:                               Programme der Vereine:
    Kulturspiegel Altoland
    (Informationsbüro im Rathaus)
                                             Informationsbüro der Marktgemeinde Altomünster ......................….3
    Marktplatz 7                             Dachauer Forum............................................................................ 18
    85250 Altomünster
    Tel.: 08254 / 9997-44
                                             Theatergruppe Altomünster............................................................ 20
    kulturspiegel@altoland.de                Ortsverschönerungsverein............................................................. 20
    Auflage:                                 Museums- und Heimatverein......................................................... 20
    4.500 Exemplare
                                             Gesangverein Frohsinn / Altochor.................................................. 21
    Bankverbindungen:
    Sparkasse Dachau,                        Katholischer Deutscher Frauenbund ..............................................21
    IBAN: DE55 7005 1540 0000 3762 69        Kolpingfamilie................................................................................. 21
    BIC: BYLADEM1DAH
                                             Kulturförderkreis............................................................................. 21
    RV-Bank Dachau,                          Gemeindebücherei......................................................................... 21
    IBAN: DE47 7009 1500 0003 0355 73
    BIC: GENODEF1DCA                         vhs-Altomünster............................................................................. 22
                                             vhs-Hilgertshausen-Tandern.......................................................... 44
    Für die Inhalte der Beiträge sind die
    Verfasser verantwortlich.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                            1
Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
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                                                                                Vorsorge und Vermögen!
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                                                                                Marktplatz 6, 85250 Altomünster
                                                                                Telefon 0 82 54.9 94 92-0, Fax 0 82 54.9 94 92-12
                                                                                agentur.buchberger@allianz.de
                                                                                www.allianz-buchberger.de

                                   Marktgemeinde Altomünster
                          sehenswert - preiswert - liebenswert - lebenswert

            Schreinerleistung ist                                                       Klosterladen
                                                                                                                     St. Alto-Hof 4
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           nachhaltig

                        persönlich
                                        individuell

                          kompetent

EPPENBAU
         kreativ                        ihren Preis
                                        wert                                                                                Im Sortiment:
                                                                                                                             Kerzen für
                                                                                                                      besondere Anlässe,
                                                                                                                                           Bücher,
                                                                                                                             Devotionalien,
                                                                                                                             Altomünsterer
                                                                                                                              Rosenkränze,
                                                                                                                            fair gehandelte
                            Bahnhofstraße 13 · 85250 Altomünster
                            Telefon 0 82 54 / 18 37 · Telefax 0 82 54 / 22 88                                                     Produkte
                            E-Mail: info@schreinerei-mair.de
                   • Fenster, Türen, Haustüren aus
                            www.schreinerei-mair.de                                                                       und vieles mehr.
                                                                                            Öffnungszeiten:
                          Holz,
            Inhaberin: Brigitta Mair Kunststoff und Holz/Alu

                                                                                            Do. 8.30     -   12.00   Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr
                                                us!
                     I dee n fu r Ba u u n d Ha
                   • Wintergärten und Beschattungen                                         Fr. 8.30     -   12.00   Uhr und 14.00 - 18.00 Uhr
             N e•u eInsektenschutz                                                          Sa. 8.30
                                                                                            So. 13.30
                                                                                                         -
                                                                                                         -
                                                                                                             12.00
                                                                                                             16.00
                                                                                                                     Uhr
                                                                                                                     Uhr

                   • Individuell gestaltete Holztreppen
     2                                                                                                                              Kulturspiegel Altoland
                     und Geländer                                                                                                   Ausgabe 51, September 2018

                   • Einzelmöbel und komplette
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Frau Astrid Kühne           info-buero@altomuenster.de
                                       Informationsbüro der        www.altomuenster.de
                                       Marktgemeinde Altomünster   Mo + Di 09-13 u. 15-17 Uhr
                                       Marktplatz 7                Mi - Fr   10-13 u. 15-18 Uhr
                                       08254/9997-44,              Sa        10-14 Uhr
                                       08254/9997-744 Fax

                                              ,
   Markttermine                                                          Termine
    Kirchweihmarkt		                                  Pfarrfest
    21. Oktober 2018                                  So 16.09.2018,
                                                      vorher 10:15 Uhr
    Christkindlmarkt
                                                      Familiengottesdienst
    16. Dezember 2018

                                                      Herbsttheater
    Jeden Sonntag um                                  17., 18., 23., 24.
    14 Uhr allgemeine                                 und 25.11.2018
     KirchenfŸhrung

                                                      AltoBarocco
                                                      Weihnachtskonzert
                                                      23.12.2018

                                                      Theaterball
       An Markttagen                                  16. Februar 2019, 20 Uhr
        um 13.00 Uhr

                                  Offener Senioren-                                        Treffen der
                                  treff des AWO                                            Senioren im
                                  Club 50+                                                 Seniorenwohnen
                                  Gemeinschaftsraum
                                  Betreutes Wohnen                                         Altoland:
                                  jeden 1. Mittwoch                                        jeden Dienstag
                                  im Monat um 14.30 Uhr                                    um 14.00 Uhr

                                                                                      Gemeindecafé
                             Gemeindebücherei                                         der ev. Kirchengemeinde
                                                                                      im evangelischen
                             Bilderbuchkino                                           Gemeindezentrum
                             & Geschichtentreff                                       immer am letzten Samstag
                             Termine siehe Seite 21                                   von jedem ungeraden Monat
                                                                                      jeweils um 15 Uhr

Kulturspiegel Altoland                                                                                            3
Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Vor 400 Jahren:                           zog Maximilian I. von Bayern und das von        land untergekommen. Zwei nichtreisefähi-
                                               ihm geführte katholische Militärbündnis         ge Nonnen verhungerten, zwei Laienbrüder
    Beginn des Großen                          genannt die Liga waren dazu bereit. Kaiser      wurden erschossen, ein dritter starb an den
         Krieges                               Ferdinand II. versprach Maximilian den          Misshandlungen. Nach einer gründlichen
                                               vollen Ersatz der Kriegskosten, die damals      Ausplünderung gingen der Klosterstadel,
                                               kurpfälzische Oberpfalz und den Kurfür-         der Viehstall, der Ziegelstadel (Schwem-
       Altomünster im                          stenhut. Die Ligaarmee unter Graf Tilly         me), die Klostertaferne am Marktplatz
 30jährigen Krieg 1618 - 1648                  marschierte in Böhmen ein und siegte über       (Kaufhaus Lesti), das Hofbruderhaus und
                                               die Kurpfälzer und Böhmen in der Schlacht       diverse Lehenhäuser im Markt in Flammen
           Von Wilhelm Liebhart                am Weißen Berg vor Prag am 8. November          auf, das Kloster selbst blieb von Brand ver-
                                               1620. Bis 1630 gelang es dem Kaiser mit         schont.
Unter dem Begriff „Dreißigjähriger Krieg“      Hilfe Bayerns im protestantischen Nord-
fasst man vier Kriege innerhalb von 30         und Ostdeutschland seine Position zu stär-      Kriegsjahr 1633
Jahren zusammen. Für den Zeitraum 1618         ken. Erst die Landung einer schwedischen
bis 1630 hat sich der Oberbegriff „Deut-       Armee unter König Gustav II. Adolf (1594        Im Frühjahr 1633 brachen die Feinde er-
scher Krieg“ und für die Jahre danach          – 1632) im Jahre 1630 machte alle Erfolge       neut in Oberbayern und im westlichen
bis 1648 die Bezeichnung „Europäischer         des bayerischen Feldherrn Graf Tilly und        Niederbayern ein. Im April wurde Dachau
Krieg“ durchgesetzt. Die Fachwissenschaft      des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von         belagert, gestürmt und ausgeplündert. Die
fasst unter dem „Deutschen Krieg“ den          Wallenstein zunichte. Der schwedische Sieg      Beute von 300 Proviantwägen war groß, da
Böhmisch-pfälzischen Krieg (1618 – 1623)       am 17. September 1631 über Tilly bei Brei-      hier bayerische Reiterei und Fußvolk mit
und den Niedersächsisch-Dänischen Krieg        tenfeld in Sachsen öffnete das Tor in den       entsprechendem Proviant in Quartier la-
(1623 – 1629) zusammen, beide spielten         katholisch gebliebenen Süden des Reiches.       gen. Man zählte 300 tote Bayern, 600 gingen
sich innerhalb der deutschen Reichsstände                                                      in Gefangenschaft. Zehn Dachauer Bürger
und Länder ab. Unter dem „Europäischen         Einfall der Schweden 1632                       zeichneten sich durch besondere Tapferkeit
Krieg“ versteht man den Schwedischen                                                           aus. Freund und Freund wechselten sich im
Krieg (1630 – 1635) und den Schwedisch-        In den Monaten April und Mai 1632 fie-          Laufe des Jahres ab. Eine Folge war, dass
Französischen Krieg (1635 – 1648), in dem      len die Schweden und ihre Verbündeten           die Dachauer Jahrmärkte schlecht oder gar
europäische Nachbarstaaten Heere im deut-      erstmals in Altbayern ein. Weitere Einfälle     nicht besucht wurden. Um die Jahreswen-
schen Reich stehen hatten. Parallel dazu gab   folgten im Frühjahr 1633, im Herbst 1633        de 1633/1634 standen drei Armeen, eine
es weitere Konflikte an der Peripherie des     und im Frühjahr 1634. Bis heute blieb der       kaiserliche, eine spanische und eine schwe-
deutschen Reiches wie in Italien oder in den   Einmarsch des schwedischen Königs in            dische, im Land, die sich auf Kosten der
Niederlanden.                                  Altbayern im Bewusstsein der Menschen           Bevölkerung ernährten. Die Winterquar-
                                               in traumatischer Erinnerung. Am 14./15.         tiere und ihre Belastungen brachten für die
Auslöser                                       April 1632 unterlag Graf Tilly bei Rain am      Landbevölkerung das Fass zum Überlaufen,
                                               Lech dem Schwedenkönig. Der Weg ins             die Bauern begannen zu rebellieren. Ob
Wie kam es zum Ausbruch des Großen             Herz Altbayerns war frei. Die schwedische       sich daran Altomünsterer Klosterbauern
Krieges in Mitteleuropa? Seit dem Ende des     Reiterei Feldmarschalls Gustav Horn nahm        beteiligten, ist unbekannt.
16. Jahrhunderts hatten sich die Spannun-      am 17. April Aichach und Schrobenhausen
gen im Reich zwischen den katholischen         ein. Der König selbst schickte sich an, Augs-   Kriegsjahr 1634
Ländern einerseits und den seit 1517 prote-    burg zu belagern. Gustav Adolf konnte am
stantisch gewordenen Territorien anderer-      24. April kampflos in Augsburg, das mehr-       Das Jahr 1634 brachte für Oberbayern den
seits verschärft. Die Lage war aufgrund po-    heitlich evangelisch war, einziehen. Am 27.     dritten Einfall der Schweden aus dem We-
litischer Krisen angespannt. Unmittelbarer     April brach er nach Ingolstadt auf, ohne die    sten, die über Aichach (24. Juni), Freising
Auslöser war ein Streit um das Königreich      Landesfestung bezwingen zu können. Sein         und Moosburg bis Landshut vorstießen.
Böhmen, das zum deutschen Reich gehörte.       Sinn stand ihm nach München, in das er          In Dachau fiel in diesem Jahr die Ratswahl
Dieses war ein Wahl- und Erbkönigreich.        am 17. Mai 1632 mit drei Regimentern ein-       aus, die Steuern konnten nicht eingetrie-
Seine protestantischen Stände, besonders       zog. Münchens Bürger kauften sich frei und      ben werden, immer mehr Häuser lagen
der Adel und die Bürger, vertrieben am 23.     machten mit dem Feind gute Geschäfte. Sie       öde, weil die Besitzer umgekommen oder
Mai 1618 die rechtmäßige habsburgische         kauften billig Beuteware von Söldnern auf.      geflohen waren. Der kaiserliche Sieg am 6.
Regierung („Prager Fenstersturz“) unter        Auf dem Land hausten die Schweden weni-         September 1634 bei Nördlingen führte zu
dem neuen katholischen König Ferdinand         ger moderat. Besonders die Klöster litten,      einer Wende. Oberbefehlshaber Erzherzog
und setzten diesen sogar am 19. August         wie wir aus Altomünster und Indersdorf          Ferdinand, der spätere Kaiser Ferdinand
1619 ab. Die Stände wählten den prote-         wissen.                                         III., schlug mit 40 bis 50 000 Söldnern, dar-
stantischen Kurfürsten Friedrich V. von der                                                    unter auch ein spanisches Kontingent, rund
Pfalz, einen Wittelsbacher, zum Nachfolger.    Kloster und Markt Altomünster                   25 000 Schweden unter Herzog Bernhard
Der abgesetzte König wurde am 28. Au-                                                          von Weimar und General Gustav Horn.
gust 1619 als Ferdinand II. zum deutschen      Am 24. April 1632 rückten aus Aichach           Zehn bis 12 000 Schweden und rund 2000
Kaiser gewählt, was seine Position unge-       kommend Schweden in Altomünster ein.            Kaiserliche sollen gefallen sein. Der Sieg
mein stärkte. Um seine Ansprüche gegen         Sie fanden ein nahezu verlassenes Kloster       verschaffte dem drangsalierten Land eine
die böhmischen „Rebellen“ durchsetzen          vor. Die Nonnen waren im Münchner An-           Ruhepause. Der 1635 erfolgte Kriegseintritt
zu können, benötigte Kaiser Ferdinand II.      gerkloster und im Püttrich-Regelhaus, die       Frankreichs ließ aber auf Dauer nichts Gu-
militärische Hilfe. Sein Studienfreund Her-    Mönche bei den Augustinern oder im Aus-         tes erwarten. Frankreich unter Kardinal Ri-

4                                                                                                                    Kulturspiegel Altoland
                                                                                                                    Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
König Gustav II. Adolf von Schweden (Bildarchiv Autor)

chelieu fühlte sich von den habsburgischen        Kriegsjahr 1646                                reiter, dessen drei Töchter in das Birgitten-
Ländern Spanien und dem deutschen Reich                                                          kloster eintreten sollten. Jedoch erst am 5.
umklammert und versuchte daher den                Nach einer zwölfjährigen Pause seit 1634       September 1646 flohen die Konvente selbst
habsburgischen Kaiser und seine Verbün-           kehrten die Schweden zusammen mit den          nach München. Gerade noch rechtzeitig.
deten zu schwächen.                               verbündeten Franzosen unter Marschall          Mitte September 1646 überschritten Trup-
                                                  Henri Turenne 1646 bis 1648 zurück. Ins-       pen des schwedischen Generals Olaf Wran-
Altomünster 1635                                  gesamt 26 Jahre, von 1618 bis 1632 und         gel die Donaulinie, während die kaiserliche
                                                  von 1634 bis 1646, war Altbayern von di-       Armee unter Erzherzog Leopold Wilhelm
Das Jahr 1635 war für Kloster und Markt           rekter Feindeinwirkung verschont geblie-       statt Bayern zu schützen Schwaben unsi-
Altomünster ein weiteres Schreckensjahr:          ben. Dennoch: Die laufenden Belastungen        cher machte. Wer sich nicht nach München
Es brach im Markt die Beulenpest aus. Im          durch Steuern, Einquartierungen und Kon-       retten konnte, flüchtete sich und seine be-
Kloster verstarben 15 Konventualen. Am            tributionen waren hoch und drückend. Als       wegliche Habe ins Dachauer Schloss oder
Morgen des 4. Mai beging die damalige             besondere Begleiterscheinung kamen die         nach Aichach. Erst zum Jahresende zogen
Äbtissin Anna Mayr, die seit 1618 regiert         Pest und Fleckfieber ins Land. Für die letz-   sich die Feinde aus Oberbayern zurück.
hatte, Selbstmord. Man fand sie erhängt.          ten Kriegsjahre haben wir in Birgittenfrater
Das Ereignis, das bis heute in allen Kloster-     Ludwig Rieger einen wichtigen Chronisten.      Kriegsfinale 1647 und 1648
chroniken verschwiegen (!) wurde, ist aber        Seit der unentschieden ausgegangenen
archivalisch gut dokumentiert. Der Freitod,       Schlacht bei Alerheim im Ries am 3. August     Von März bis September 1647 herrschte ein
eine Todsünde, veranlasste Kurfürst Maxi-         1645 zwischen Kaiserlichen und Franzosen       Waffenstillstand zwischen Bayern, Frank-
milian I. den zuständigen Aichacher Land-         war es offensichtlich, dass Bayern über kurz   reich und Schweden. Nach dessen Ablauf
richter zu ermahnen, auf das Kloster besser       oder lang erneut Kriegsgebiet werden soll-     ging der Krieg weiter, obwohl schon seit
zu achten und seine Ernährung sicher zu           te, wenn für die Franzosen die schwedische     Jahren ernsthafte Friedensverhandlungen
stellen. Die Äbtissin wurde außerhalb des         Verstärkung eingetroffen sein würde. Das       in Münster und Osnabrück liefen. Die bei-
Klosters in ungeweihter Erde verscharrt. Sie      Kloster Altomünster brachte schon am 4.        den Konvente des Birgittenklosters flohen
hatte sich nicht mehr in der Lage gesehen,        August 1645 seine Kirchenschätze und Klo-      am 25. März 1648 erneut nach München.
ihren 43 Köpfe starken Doppelkonvent mit          stersachen vorsorglich nach München, in        Die Nonnen kamen bei Dr. Johann von
Lebensmitteln zu versorgen.                       das Haus des Geheimen Rates Johann Adlz-       Mändl (auch Mandl) unter. Dieser war Ge-

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                      5
Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
heimer Rat, Hofkammerpräsident und eng-
ster Mitarbeiter Kurfürst Maximilians I.,
er besaß die Hofmarken von Deutenhofen
bei Dachau und Tandern. Am 17. Mai er-
litten die Kaiserlichen beim schwäbischen
Zusmarshausen eine Niederlage, die Folge
war eine allgemeine Fluchtbewegung in die
festen Orte. Seit dem 3. Juni war das Dach-
auer Schloss voller Flüchtlinge. Am 11.
August überfielen Schweden aus Neuburg
kommend Kloster und Markt Altomün-
ster. Das Kloster verlor fünf Pferde im Wert
von 200 Gulden, der Markt gar 16 Pferde.
Der Schwedengeneral Wrangel ließ sich im
September persönlich mit 4 000 Mann in
Dachau nieder. Das Schloss wurde endgül-
tig demoliert.

Schlacht bei Dachau

Der Aufenthalt wäre dem Feldherrn bei-
nahe zum Verhängnis geworden. Wrangel
hatte sich aus Niederbayern zurückgezogen
und wurde dabei von der kaiserlich-bayeri-
schen Armee unter Octavio Piccolomini
verfolgt. Dennoch ging er am 5. Oktober
im Dachauer Moos unweit von Allach und
dem späteren Karlsfeld auf Hirschjagd. Jan
van Werth, ein bayerischer Reitergeneral,
                                                                         Graf Tserclaes von Tilly (Bildarchiv Autor)
überfiel mit der gesamten Kavallerie den ja-
genden Schweden. 200 schwedische Reiter
verloren ihr Leben, einige hundert kamen        19, Pipinsrieder Str. 27 und Bahnhofstr. 4       Literatur zum Nachlesen
in Gefangenschaft. Insgesamt verloren die       + 9. Betroffen waren daneben Hohenried,
Feinde 1000 Pferde. Wrangel entkam mit          Deutenhofen, Unterzeitlbach, Stumpfen-           Allgemein: Gerhard Schormann: Dreißigjähriger Krieg
                                                                                                 1618 – 1648. In: Gebhardt. Handbuch der deutschen Ge-
knapper Not und verließ mit dem fran-           bach, Ruppertskirchen, Oberzeitlbach, Xy-        schichte. Band 10. 10. Aufl. Stuttgart 2001, S. 205 - 279;
zösischen Feldherrn Turenne das Land in         ger und Humersberg.                              Alex und Volker Buchner: Bayern im Dreißigjährigen
                                                                                                 Krieg. Die Schweden zwischen Lech und Isar. Dachau
Richtung Augsburg. Dieses Ereignis ging         Im Markt Dachau waren nur noch 29 von            2002; Peter C. Hartmann / Florian Schuller (Hrsg.): Der
als „Gefecht oder Schlacht bei Dachau“          135 Anwesen bewohnt. Die Flüchtlinge             Dreißigjährige Krieg. Regensburg 2010; Hans Joachim
                                                                                                 Müller: Leben und Überleben im konfessionellen Zeit-
in die Geschichte ein. Als die kaiserlich-      kehrten, soweit sie noch lebten, zurück.
                                                                                                 alter. Stuttgart 2015; Konrad Repgen: Dreißigjähriger
bayerische Armee nachrückte, machte sie,        Am Ende des letzten Kriegsjahres 1648 ver-       Krieg und Westfälischer Friede. Paderborn 3. Aufl. 2015;
wie der Chronist des Klosters Altomünster       meldete unser Klosterchronist, dass am 26.       Peter H. Wilson: Der Dreißigjährige Krieg. Eine europä-
                                                                                                 ische Tragödie. Darmstadt 2017; Heinz Duchhardt: Der
vermeldet, dem Land den Garaus. Am 24.          Oktober die Klausur für die Nonnen und           Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges.
Oktober 1648 wurde endlich der allgemeine       Mönche wieder geschlossen werden konn-           Die Krisendekade 1608 - 1618. München 2017; Herfried
                                                                                                 Münkler: Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Ka-
Friedensvertrag unterzeichnet.                  te, und drückte dabei seine Hoffnung aus:        tastrophe, Deutsches Trauma 1618-1648. Berlin 2017;
                                                Gott geb Genad, daz es bleibe. Bis 1704 soll-    Georg Schmidt: Die Reiter der Apokalypse. Geschichte
Kriegsfolgen                                    te der Krieg tatsächlich das Land verscho-       des Dreißigjährigen Krieges. München 2018; Johannes
                                                                                                 Burckhardt: Der Krieg der Kriege. Eine neue Geschichte
                                                nen. Die Pest tat dies allerdings nicht! Sie     des Dreißigjährigen Krieges. Stuttgart 2018.
Die Bevölkerung war durch Kriegseinwir-         brach Ende September 1649 im heutigen
                                                                                                 Regional: Lorenz Westenrieder: Schicksale des Klosters
kungen, Seuchen und Hungersnöte regio-          Kapplerbräu erneut aus. Ein Ochsentreiber        Indersdorf im dreyßigjährigen Krieg. In: Historische
nal unterschiedlich um 30 bis 40 % zurück-      aus Ungarn hatte sie mitgebracht. Im heu-        Schriften. Band 1. München 1824, S. 219 - 237; Au-
gegangen. Viele Anwesen standen leer, die       tigen Maierbräu war es schon im Juni 1649        gust Kübler: Dachau in verflossenen Jahrhunderten.
                                                                                                 Dachau 1928, S. 233 - 247; Gerhard Hanke: Die Bevöl-
Gründe blieben unbebaut. Im Bereich des         zu einer anderen Tragödie gekommen: Der          kerungsverluste während des Dreißigjährigen Krieges
Stiftes Indersdorf etwa zerstörte der Krieg     damalige Bierbrauer Thomas Gail erhängte         im nördlichen Teil des Landkreises Fürstenfeldbruck.
                                                                                                 Amperland 16 (1980), S. 101 - 104; Wilhelm Liebhart:
54 Höfe, 10 Hufen, 46 Gütlein und 62 Leer-      sich. Da Selbstmörder nicht im Friedhof          Der Dreißigjährige Krieg im Dachauer Land. Aus den
häuser, also 172 Anwesen, im Bereich des        bestattet werden durften, weil dies Schauer      Denkwürdigkeiten des Birgittenklosters Altomünster
                                                                                                 von 1643 bis 1684. In: Amperland 17 (1981), S. 135 -
Klosters Altomünster 13 ½ Höfe, 4 Hufen,        und Hagel heraufbeschwören würde, wurde
                                                                                                 137; Wilhelm Liebhart: Altbayerisches Klosterleben. Das
3 Güter, 8 Sölden, 1 Schmiede und 15 Klo-       er weitab in der Flur von Eisenhofen ver-        Birgittenkloster Altomünster (1496 – 1841). St. Ottilien
sterhäuser im Markt, also 45 Anwesen. In        scharrt. Diese ließen sich das nicht gefallen,   1987, S. 40 - 41; Wilhelm Liebhart (Hrsg.): Altomünster –
                                                                                                 Kloster, Markt und Gemeinde. Altomünster 1999, S. 179
Altomünster selbst handelte es sich um die      so dass der Leichnam ausgegraben und auf         - 183; Reinhard Kreitmair: Das „Treffen bei Dachau“ am
Anwesen Marktplatz 1 + 5 + 8, Hohenrieder       Altomünsterer Flur bestattet werden mus-         5. Oktober 1648. In: Amperland 37 (2001), S. 337 - 346.
Weg 2 + 6, An der Schwemme 2 + 8 + 10           ste. Aberglauben und Hexenglauben feier-
+ 13, Kellerbergstr. 2 + 19 + 23, Kirchenstr.   ten damals fröhliche Urständ.

6                                                                                                                             Kulturspiegel Altoland
                                                                                                                             Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Nachruf auf                         Klostergründungen geschaffen. Unter sei-
                                               nem patriarchalischen Wirken, der Mit-
           Tore Nyberg                         arbeit seiner Kollegin Ulla Sander-Olsen,
                                               seines Münchner Freundes Dr. Ulrich Mon-
Ein häufiger Gast in unserem                   tag, weiterer 23 Autoren, dem Initiator Per
     ehemaligen Kloster                        Sloth Carlsen, der kommerziellen Abwick-
                                               lung durch die Stiftung “300 Jahre Birgitta
          Von Gerhard Gerstenhöfer             in Uden“, konnte 2013 nach etwa zehn Jah-
                                               ren wissenschaftlicher Arbeit der SBE das
Professor Dr. Tore Samuel Nyberg, der          Gesamtwerk als “Birgitta Atlas“ vollendet
Grandseigneur der Societas Birgitta-Europa     werden.
(SBE), hochgeachtet von seinen zahlreichen
Freunden, ist am 14. März 2018 gestorben.      Besonderen Bezug zu Bayern hat seine
Unser Mitgefühl gilt seiner sympathischen      zweibändige Quellenedition zu den bay-
Frau Nurbaiti Pamuntjak.                       erischen Birgittenklöstern Gnadenberg,
                                               Maihingen und Altomünster von 1972 und
Tore wurde am 04. Januar 1931 in Uppsala/      1974.3 Mit der Habilitationsarbeit “Die Kir-
Schweden, geboren. Sein Vater, Henrik Sa-      che in Skandinavien – Mitteleuropäischer
muel Nyberg (1889-1974), war ein schwe-        und englischer Einfluss im 11. und 12.
discher Orientalist aus Söderbärke in der      Jahrhundert“4 erwarb Tore an der Univer-
nordschwedischen Provinz Dalarna. Seine        sität Augsburg die Voraussetzung für eine
Mutter, Fanny Helena Maria (geb. Hassel-       Professur. Die Universität in Odense war
berg, 1894–1947) stammte aus Myssjö in         der Mittelpunkt seines Wirkens. Er wurde
der Provinz Västernorrland. Tore hatte zwei    1970 Leiter des Instituts für Geschichte und
Schwestern Sigrid Kahle, eine Journalistin     entwickelte sich vom wissenschaftlichen
und Autorin, und Ingegerd Fries, sie war       Mitarbeiter zum fürsorglichen Lehrstuhlin-
Lehrerin, Schriftstellerin und Priesterin.     haber.

In seiner wissenschaftlichen Aufbaupha-        Im Jahr 2003, dem Jubiläumsjahr “700 Jah-
se verbrachte er lange Zeit in Deutschland     re heilige Birgitta von Schweden“, führte         Er war Mitglied der “Königlich Dänischen
(München), Thailand, Italien und Däne-         ihn seine Hochschullaufbahn für kurze Zeit        Gesellschaft für Geschichte der Nation“,
mark. Als Gastdozent lehrte er in Polen,       zwecks vertiefter Forschung zurück zu den         Mitglied und Vorstandsmitglied der “Inter-
Italien, Deutschland, England und außer        Wurzeln an die Universität von Uppsala.           nationalen Kommission für Vergleichende
Dänemark auch in den anderen Ländern           Deren theologische Fakultät honorierte            Geschichtsforschung“ und Mitglied des
Skandinaviens. Die weitaus längste Zeit        sein lebenslanges Engagement mit der Ver-         “Dänischen Komitee für Stadtgeschichte“.
lebte er in Odense auf der dänischen Insel     leihung der Ehrendoktorwürde.                     1997 erhielt er von der Birgitta-Stiftung in
Fünen, weshalb ihn wohl viele Zeitgenossen                                                       Vadstena den Birgitta-Preis.
für einen Dänen hielten.                       Tore war im Jahre 2000 in Vadstena Grün-
                                               dungsmitglied des Vereins, der SBE. In der        Der Trauergottesdienst fand am 23. März
Der Wissenschaftler Nyberg war ein tief-       konzeptionellen Vorbereitung der Vereins-         2018 in der katholischen St. Albani Kirche
gläubiger Mensch. Er studierte Geschich-       gründung spielte er eine richtungsweisen-         in Odense statt. Seine letzte Ruhestätte wird
te und Theologie in Uppsala, Lund, Rom,        de Rolle. Bei allen Grundsatzdiskussionen         Tore in Uppsala finden.
München und Augsburg. In München war           erwies er sich stets als stabilisierende Kraft,
er von 1967 bis 1969 als Stipendiat der        die still aus dem Hintergrund wirkte.             Tore Nyberg hinterlässt uns eine Fußspur,
Alexander von Humboldt-Stiftung an der                                                           die uns gebietet, sie beharrlich weiter zu
Ludwig Maximilian Universität (LMU).           In der SBE war Tore als Delegierter des “Or-      gehen - ein Pilgern aus der Tiefe der Ge-
Hier lernte Tore seine Frau kennen - vielen    dine Militare del Santissimo Salvatore e di       schichte durch die Zeit hin in eine bessere
meist nur als Betty bekannt, so wie auch er    Santa Brigida di Svezia” vertreten. Dies ist      Zukunft. Behalten wir ihn dankbar in guter
liebevoll seine Frau nannte. Sie heirateten    ein elitärer italienischer Ritterorden mit Sitz   Erinnerung!
im September 1968.                             in Neapel. Nach Angaben der Organisation
                                               sei er 1366 von der heiligen Birgitta selbst      Anmerkungen
Als Hochschullehrer wirkte er an der Süd-      gegründet worden5. Für diesen Orden gab
                                                                                                 1   https://www.sdu.dk/da/om_sdu/fakulteterne/huma-
dänischen Universität (SDU) in Odense.         Tore das offizielle Organ “BIRGITTANA“                niora/nyt_hum/mindeord_tore_nyberg
Wie aus dem Nachruf seiner Universität1        heraus, ein seit 1996 zweimal im Jahr er-         2   Birgittinische Klostergründungen des Mittelalters,
                                                                                                     Lund 1965
hervorgeht, bildete sich Tore weitgehend       scheinendes Büchlein im Umfang von ca.            3   Dokumente und Untersuchungen zur inneren Ge-
autodidaktisch zum Historiker heran. In        100 bis 150 Seiten.                                   schichte der drei Birgittenklöster Bayerns 1420-
                                                                                                     1570. 2 Teile. München 1972 und 1974.
Lund promovierte er 1965 mit der Disserta-                                                       4   Die Kirche in Skandinavien: Mitteleuropäischer
tion “Birgittinische Klostergründungen des     Tore war auch Mitglied in der „Societas               und englischer Einfluss im 11. u. 12. Jh., Anfänge
                                                                                                     der Domkapitel Borglum u. Odense in Dänemark
Mittelalters“2 zum Dr. phil. der Geschichte.   Sanctæ Birgittæ“ (SSB), einer 1920 in Upp-            (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des
                                                                                                     Mittelalters, 10), Sigmaringen 1986
Mit dieser Arbeit hat er den Grundstock zur    sala gegründeten kirchlichen Gesellschaft         5   Siehe entsprechender Dokumente auf der Home
wissenschaftlichen Erforschung des Birgit-     zur vertieften Verehrung der heiligen Bir-            Page des Ordens. http://www.ordinemilitaresan-
                                                                                                     tabrigida.com/
tenordens und seiner spätmittelalterlichen     gitta.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                               7
Ausgabe 51, September 2018
Kulturspiegel Altoland - Markt Altomünster
Vorbemerkung: Diesen folgenden Text schickte mir Prof. Dr. Tore Nyberg nach einem längeren Telefonat, an dessen Ende ich ihn bat, seine
       Gedanken für mich und die SBE aufzuschreiben. Leider musste er noch im gleichen Jahr die Schließung unseres Klosters miterleben.
     Waren seine Zeilen damals noch ein Postulat, so sind sie heute für Altomünster und die katholische Kirche zum Vermächtnis geworden.
          Alles hat seine Zeit (AT, Prediger 3,1-11). Der tiefere Sinn hinter Birgittas Botschaften ist aber zeitlos. Gerhard Gerstenhöfer

         Birgitta von                            nahm die heilige Birgitta die Elemente aus
                                                 dem bestehenden Klosterwesen auf, die
                                                                                                 Einzelheiten deutlich die Absicht der Or-
                                                                                                 densgründerin aus, ihre Klöster zu Gebets-
         Schweden:                               sie nach Gottes Eingebung als notwendig         stätten für die Einheit der Kirche unter der
                                                 betrachtete: die strenge Absonderung ei-        Leitung der Nachfolger der Apostel und be-
       Leben und Geist                           nes Frauenklosters, das gemeinsame Beten        sonders St. Petrus zu machen.
                                                 besonders mit Hilfe der Psalmen Davids,
    Originaltext von Prof. Dr. Tore Nyberg       Mäßigung im Essen und Trinken, die Pfle-        Frau Birgittas Verständnis von Kirche ist
                                                 ge eines Verhältnisses zu Gott wie es die       es zu verdanken, dass die symbolische
Jede Religion, so auch das Christentum,          Zisterzienser übten, darin Teilnahme an         Deutung der Zahlenverhältnisse eines Bir-
kennt eine große Vielfalt religiöser Übun-       gefühlsstarken Frömmigkeitsübungen ihrer        gittenklosters den geraden Weg zur Kir-
gen, Praktiken und damit verbundener             Epoche, so zum Beispiel die der besonderen      chenreform einschlug. Die Mönche wurden
Vorstellungen. Die vielen Richtungen sind        Andacht zum Leiden Jesu, der Anbetung           angehalten, jeden Sonn- und Feiertag zu
dem Einsatz individueller Persönlichkei-         von Christus im Altarsakrament oder der         predigen und den Nonnen und allen aus-
ten zu verdanken. Klöster sind die Hüter         häufigen Beichte.                               wärtigen Besuchern mit Beichte und Kom-
und Wächter der Verschiedenheit solcher                                                          munion beizustehen. Damit entwickelten
Richtungen. Im Christentum zeugt die             Die Stifterin musste jedoch einiges hinzu       sich die Birgittenklöster zu besonderen
Vielfalt der Klöster von der Vielfalt der Art,   fügen, um im Geiste einer echten Reform         Heimstätten für das Gebet um Einheit der
wie sich Menschen an Gott wenden, Gott           den verworrenen Autoritätsverhältnissen         Kirche, zum kontemplativen Mittelpunkt
danken und ihm ihre Anstrengungen und            der Kirche ihrer Zeit nachdrücklich ent-        der Pilgerseelsorge und der theologischen
Bemühungen opfern. Die meisten Klöster           gegenzutreten. Die Päpste residierten seit      Arbeit zugunsten eines vertieft religiösen
der westlichen Welt treten im Namen des          dem Heiligen Jahr 1300 nicht mehr in Rom,       Lebens. Birgitta war eine prophetische Ge-
berühmten Klostervaters, des heiligen Be-        sondern in Avignon in französischer Ab-         stalt, eine Verkünderin der Botschaft, dass
nedikt von Nursia (6. Jh.) auf die Bühne der     hängigkeit, bis im Jahre 1378 das Schisma       jede menschliche Umkehr, um auf Gottes
zweitausendjährigen      Kirchengeschichte.      mit zwei, dann drei Päpsten eintrat. Birgit-    Wege einzulenken, auf ein künftiges Ziel
Unter den Benediktinern zeichnet sich die        ta fand überall vergebliche Versuche zur        gerichtet sein muss, auf die Stadt oder das
Reformbewegung der Zisterzienser beson-          Reform vor. Fragen wie „Welches sind die        Reich Gottes, in dem die Gerechtigkeit
ders aus. Sie beruft sich auf Bernhard von       Fundamente der Kirche?“ oder „Welche            herrscht und allen Armen und Verlorenen
Clairvaux (12. Jh.). Ein kleiner Bach mit        Vollmachten gab Jesus den Aposteln, um          Freundlichkeit und Liebe erwiesen wird.
kostbarem frischem Wasser aus der Quel-          die Stabilität der Kirche zu sichern?“ führ-
le der Zisterzienser zeugt schließlich von       ten sie zu den dreizehn Aposteln Jesus als      Birgitta sah das Ziel in einer Kirche, der
der Fruchtbarkeit und vom Segen, die die         Garanten des rechten Glaubens und zur           göttlichen Ordnung für das Heil und das
Zisterzienser an einen ähnlich geformten         Ehrfurcht vor deren Nachfolgern, den Bi-        Glück der Menschen. Nach der Offenlegung
Orden abzweigten, den die visionäre Bir-         schöfen, auf die mehrmals in ihrer Kloster-     und Erneuerung längst bekannter Wahrhei-
gitta von Schweden (1303-1373) mit ihrem         regel hingewiesen wird.                         ten über das menschliche Leben, liegt das
inneren Blick geschaut hatte: den Birgitten-                                                     Prophetische in der Art wie die Menschen
orden.                                           Das Kennzeichen des neuen Ordens wur-           miteinander und mit Gott umgehen. Das
                                                 de ein betender Nonnenkonvent mit einer         Prophetische an Birgittas Ziel kommt zum
Der kleine Birgittenorden war für einige         angeschlossenen Gruppe von Mönchen,             Vorschein, wenn sie beschreibt, wie der
Jahrhunderte Hüter und Wächter der ganz          so dass er leider meist irrtümlicherweise       Sinn des Menschen sich dem ewigen Leben
besonderen Frömmigkeitsbewegung inner-           als “Doppelorden”, ihre Klöster als “Dop-       zuwendet und welche Folgen die verschie-
halb des Klosterwesens, die man mit der          pelklöster” bezeichnet wurden. Dreizehn         denen Wege für die Menschen haben. Bei-
Reformzeit der Konzilien von Konstanz            Altäre im westlichen Altarraum, den drei-       des zielt auf die Zukunft, auf die lebendige
und Basel im 15. Jahrhundert verbindet.          zehn Aposteln gewidmet, sollten diesen          Vorstellung dessen, wozu der Mensch im-
Kennzeichnend für diese Richtung war der         Priestern für die tägliche Morgenmesse zur      stande ist, auf die Art, wie aus der Ferne der
Appell an die Christen um Bekehrung und          Verfügung stehen. Der Hochaltar wurde           große Zusammenhang den wandernden
Vertiefung ihres Glaubens durch Verherrli-       St. Petrus, dem Apostelfürsten, gewidmet –      Scharen ihre ersehnte heilige Stadt immer
chung und Anerkennung Gottes schöpfe-            der Hinweis auf den Papst, den Bischof von      vertrauter macht.
rischer Liebe und Allmacht, mit dem Ziel         Rom und Nachfolger Petri, ist überdeut-
eines tieferen Einblicks in seine unergründ-     lich. Ein vollkommener Ablass von allen         Bei jeder birgittinischen Klostergründung
liche Gerechtigkeit und einer besseren Ein-      Sündenstrafen wurde am Festtag zur Feier        in der Geschichte Europas wurden Men-
sicht in den Unterschied zwischen Gut und        der Befreiung des Apostels Petrus aus dem       schen von dieser prophetischen Botschaft
Böse.                                            Gefängnis (1. August) geknüpft. Dieser Tag      getroffen und betroffen. Menschen sind
                                                 entwickelte sich bei allen Birgittenklöstern    auf das große Unternehmen eines Birgit-
Um ein Kloster zu gründen, das seinen Be-        zum größten Pilgertag des Jahres. Alles in      tenklosters eingegangen, durch welches
wohnern Raum für diese Ziele bieten sollte,      allem drückt sich in diesen und anderen         eine so gewaltige Botschaft an die gesamte

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                                                                                                                       Ausgabe 51, September 2018
Umgebung weit und breit erklingen sollte.      und Raum hinaus mit allen Freunden des           aus dem seit der napoleonischen Zeit aufge-
Alte klösterliche Parolen wie “ora et labora   Ordens zu erneuern und zu stärken. Die-          hobenen Kloster, das bis in unsere Tage als
– bete und arbeite” – und “contemplare et      sem Ziel will der im Jahre 2013 erschienene      Nonnenkloster Bestand hat[te]. Von hier
contemplata tradere – betrachte und berich-    “Birgitta Atlas” durch die historische Be-       geht wahrhaft der Ruf aus zur Teilnahme
te den Mitmenschen, was du gesehen hast”       schreibung aller ehemaligen Birgittenklö-        und Teilhabe miteinander in endzeitlicher
– erhielten neues Leben und eine neue          ster dienen. Darin liegt der Auftrag, sich die   Erwartung. Neben der Klosterkirche des
und endzeitliche Form im Birgittenkloster      Botschaft Birgittas zu Herzen zu nehmen,         Mutterklosters Vadstena in Schweden bie-
mit seinen beiden Gruppen: [Einmal die]        sich als Person und Mensch in der Erwar-         tet kein anderes Birgittenkloster eine so mit
Jesu beschaulich und innerlich mit Gott        tung der ersehnten Stadt am Horizont mit-        der Gründerin geistesverwandte Bauanlage,
lebenden zweiundsiebzig Discipeln [=Jün-       einander zu verbinden und sich gemeinsam         wie die in Altomünster, die ja auch bis in
ger] (Luk 10) und [zum anderen die] Jesu       dieses Erbe der christlichen Offenbarung         unsere Tage immer geistige Töchter, Söhne
dreizehn Apostel mit, die die Botschaft von    zuzueignen. Dies sollte nicht nur dem            und Anhänger aufgenommen und geformt
Erlösung und Nachfolge über den ganzen         Buchstaben nach, sondern als Nachfolge           hat. Der Auftrag des Erlöserordens – Ordo
Erdkreis verkünden.                            in der Form einer besonderen gegenseiti-         Sanctissimi Salvatoris (OSsS) – ist aus dem
                                               gen Verbindung mit dem geistigen Leben           Bau einfach herauszulesen. Möge jeder von
Von den ehemaligen Birgittenklöstern be-       einer birgittinischen Klostergemeinschaft        uns die Berufung zum Wandern mit Gott,
stehen nur noch wenige. Deshalb hat sich       geschehen.                                       hin zu dem ewigen Ziel, durch den Orden
die ”Societas Birgitta-Europa” zur Aufgabe                                                      der Heiligen Birgitta finden!
gemacht, unter den heutigen Gläubigen          Hier dienen die einmaligen in Birgittas
an jedem Ort, an dem ein Birgittenkloster      Geist errichteten Gebäulichkeiten von Kir-       Odense, im Januar 2015
bestanden hat, das prophetische Bewusst-       che und Kloster zu Altomünster in Bayern         Prof. Dr. Tore Nyberg
sein der Zusammengehörigkeit über Zeit         gleichsam als eine Predigt, ein Nachklang

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                     9
Ausgabe 51, September 2018
Die Glocken der
        Pfarrkirche
     St. Bartholomäus
      in Wollomoos
           Von Klaus Peter Zeyer

Die Pfarrei St. Bartholomäus in Wollo-
moos wird seit dem Tod von Pfarrer Joseph
Neureuther 1956 von Sielenbach aus be-
treut. Heute gehört sie zusammen mit Sie-
lenbach zum Pfarrverband Altomünster.
Der gegenwärtige Kirchturm wurde 1792
von Pfarrer Andreas Mörtl (1783 - 1799
Pfarrer) errichtet. Da der Pfarrer mit Tei-
len seiner Gemeinde lange im Steit lag, litt    Glockenweihe 1949: Die beiden neuen Glocken
                                                (links: Glocke 1: Hl. Bartholomäus, rechts: Glocke 2: Herz Jesu).
auch die Qualität des Turmbaus, sodass er
später von innen verstärkt werden musste.
Mörtl schreibt: „Beim Turmbau blieben
viele Steine übrig, aber die Zopel [Schimpf-
name] haben mir keine zu kaufen gegeben,
weil ich keine Dienstfuhren wie die Bauern
getan habe“ (Zitat aus Neureuther, Häuser-
chronik). Wieviel Glocken ursprünglich
im alten und neuen Turm hingen, ist nicht
bekannt. Im Jahr 1884 lassen sich zwei
Glocken nachweisen. Diese wurden 1830
und 1832 in Augsburg gegossen. Der Glo-
ckenforscher Matthias Seeanner gibt 1913
in seinem Verzeichnis der Glocken der Erz-
diözese München und Freising genauere
Informationen:                                  Glockenweihe 1949: Dekan Pfarrer Neureuther (links) und ein Kapuzinerpater aus Maria
                                                Birnbaum (rechts) bei der Weihe (links: Glocke 1: Hl. Bartholomäus, rechts: Glocke 2:
Glocke 1: 345 Pfund; Schlagton c: Gießer:       Herz Jesu). Links vor der größeren Glocke ist mit dem Rücken zugewandt der Mesner
Erhard Zeilinger, Augsburg 1831                 Peter Leonhard zu sehen. (Quelle: Hupfauer, Ortschronik)
Glocke 2: ca. 200 Pfund; Schlagton e;
Gießer: Erhard Zeilinger, Augsburg 1828.        die den Angaben der genannten Glocke 1          Glocke 3: Gewicht unbekannt; Gießer:
                                                entspricht, im Turm der Filialkirche St.        Gebr. Ulrich, Kempten, 1925; Reliefs:
Erste Glockenablieferung                        Laurentius in Pfaffenhofen wieder. Diese        “St. Maria, St. Josef, Hl. Barbara“; Inschrift:
                                                Glocke musste dann 1942 im Zweiten Welt-        „Zu den Sterbenden lad ich den Herrn“
Im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) mussten       krieg aus Pfaffenhofen abgeliefert werden
viele Glocken abgeliefert werden. Nach der      und ging verloren.                              Die Gießerei Ulrich in Kempten stellte auch
Chronik von Alto Hupfauer wurden bei-                                                           das neue Geläut der Pfarrkirche St. Alto in
de, nach dem Verzeichnis im Bayerischen         Neue Glocken 1925                               Altomünster, das zum Ortsjubiläum 1930
Hauptstaatsarchiv (Kriegsarchiv) nur die                                                        beschafft wurde und heute nicht mehr vor-
kleinere Glocke abgegeben. Im Kriegsarchiv      1925 wurden drei neue Glocken für die Kir-      handen ist, her. Die größte Glocke dieser
sind folgende Informationen angegeben:          che in Wollomoos beschafft. Wahrschein-         Gießerei ist die St. Petersglocke im Kölner
                                                lich wurde damals die alte, noch vorhande-      Dom, liebevoll auch „Dicker Pitter“ ge-
Glocke 1: 210 kg; 1783, keine Ablieferung       ne Glocke von 1831 nach Pfaffenhofen um-        nannt, die im Werk Apolda 1923 gegossen
Glocke 2: 120 kg; 1828, abgeliefert.            gehängt. Angaben über die neuen Glocken         wurde. Sie war mit etwa 24 t bis November
                                                von 1925 finden sich bei Karl Leinfelder        2016 die schwerste an einem geraden Joch
Wahrscheinlich ist die Jahresangabe 1783        und stellen den Bestand im Jahr 1942 dar:       schwingende und läutbare Glocke der Welt.
falsch oder bewusst älter angegeben wor-
den, da sich die Jahresangabe 1830 bzw.         Glocke 1: 375 kg; Gießer: Gebr. Ulrich,         Zweite Glockenablieferung
1831 in zwei Quellen findet. Unwahrschein-      Kempten, 1925; Reliefs: „St. Bartholomäus
lich ist, dass beide Glocken abgeliefert wer-   und Heilige Familie“                            Die Glocken 1 und 2 mussten am 17. April
den mussten. Meist wurde zumindest eine         Glocke 2: 220 kg; Gießer: Gebr. Ulrich,         1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden
Glocke in den Gemeinden belassen. Inter-        Kempten, 1925; Reliefs: „Herz Jesu, St.         und gingen beide verloren. Die Glocke 3
essanterweise findet sich später (Verzeich-     Michael, St. Antonius“; Inschrift: „Für die     wurde belassen und ist als älteste Glocke
nis Leinfelder, Bestand 1942) eine Glocke,      Toten bitt ich den Herrn“                       heute noch vorhanden.

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                                                                                                                       Ausgabe 51, September 2018
Neue Glocken 1949

Die beiden zerstörten Glocken wurden
nach dem Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945)
wieder ersetzt. 1949 konnten zwei neue
Glocken von der Gießerei Hahn in Lands-
hut beschafft werden. Die Weihe erfolgte
durch Dekan Pfarrer Joseph Neureuther und
einen Kapuzinerpater aus Maria Birnbaum:
                                                                                          Glocke 3: Gusszeichen der Firma Ulrich
Glocke 1:
Relief: Bild des Hl. Bartholomäus
                                                                                          Läuteordnung
Inschrift: „H.L. BARTOLOMÄUS BE-
SCHÜTZE DEINE PFARREI!“. Nr. „383“.                                                       Angelus: 5, 12, 18 (Winter) bzw. 19 Uhr
Gusszeichen Fa. Hahn „1949 Johann Hahn                                                    (Sommer): Glocke 2; abends danach Glocke 3
Landshut“                                                                                 11-Uhr-Läuten: Glocke 3
Durchmesser: 87,0 cm, Höhe ohne Krone:                                                    Rosenkranz und Messfeier: Vorläuten: Glocke
67,0 cm, Klöppel verstärkt, Grundton: a‘,                                                 1, Hauptläuten: Glocke 1, 2 und 3. Wandlung:
leichte Rippe                                                                             Glocke 1; Wettersegen: Glocke 2; Wetterläu-
                                               Glocke 1: Bild des Heiligen Bartholomäus   ten (nicht mehr durchgeführt): Glocke 1
Glocke 2:                                                                                 Sterbeläuten: Glocke 3
Relief: Herz Jesu                                                                         Uhrenschlag: Viertelstundenschlag: Glocke 2,
Inschrift: „Heiligstes Herz Jesu erbarme                                                  Stundenschlag: Glocke 1.
dich unser!“. Nr. „384“.                                                                  Eine Besonderheit ist, wie in Pfaffenhofen,
Gusszeichen Fa. Hahn „1949 Johann Hahn                                                    das 11-Uhr-Läuten. Alle Glocken werden
Landshut“                                                                                 elektrisch angetrieben und können pro-
Durchmesser: 73,0 cm, Höhe ohne Krone:                                                    grammgesteuert geläutet werden. Die An-
58,0 cm, Grundton: c‘‘, leichte Rippe                                                     steuerung wurde 1972/73 erneuert und die
Eine Besonderheit ist, dass die Henkel der                                                alte Anlage in der Filialkirche in Pfaffen-
Krone der Glocken 1 und 2 mit Köpfen ver-                                                 hofen zur erstmaligen Elektrifizierung des
ziert sind.                                                                               dortigen Geläutes installiert.

Glocke 3:
                                                                                          Danksagung
Reliefs: St. Maria mit Jesukind, St. Josef,
Hl. Barbara                                                                               Für das sehr große Interesse und die Un-
Inschrift: oben „Heilige Maria, beschütze                                                 terstützung dieser Arbeit durch Bilder und
deine Gemeinde“; unten: „Zu den Sterben-                                                  Abmessungen möchte ich mich insbeson-
den lad ich den Herrn“ und „1925, Werk                                                    dere bei Herrn Albert Hupfauer aus Wol-
Kempten – Allg.“.                                                                         lomoos herzlich bedanken. Mein Dank gilt
Gusszeichen: „GEBR. ULRICH                                                                weiterhin Herrn Johann Steinhardt und
                                               Verzierung an der Aufhängung von
GLOCKENGIESSEREIEN-A-C-                                                                   Frau Maria Böck für wertvolle Informatio-
                                               Glocke 1 und 2
APOLDA – KEMPTEN – ALLGÄU 1666“                                                           nen. Herrn Prof. Dr. Jürgen Schröder und
Durchmesser: 60,0 cm, Höhe ohne Krone:                                                    Herrn Prof. Dr. Wilhelm Liebhart danke ich
48,0 cm, Klöppel verstärkt, Grundton: e‘‘,                                                für die Anregung zu dieser Arbeit.
mittelschwere Rippe
Mit den Grundtönen und den Durchmes-                                                      Quellen und Literatur
sern können die Massen abgeschätzt wer-
                                                                                          BayHStA, Abt. IV: Bayerisches Kriegsarchiv 13 130:
den. Die Grundtöne wurden aus Tonauf-                                                     Glockenverzeichnis des Bezirksamtes Aichach.
nahmen und Frequenzanalysen ermittelt                                                     J. Grabinski: www.grabinski-online.de (Internetrecher-
                                                                                          che September 2012).
(Bezugston a‘ = 435 Hz). Mit einer von                                                    Alto Hupfauer: Orts-Chronik der ehemaligen Gemein-
Grabinski angegebenen Näherungsformel                                                     de Wollomoos, Wollomoos 1993.
                                                                                          Karl Leinfelder: Über die Glocken des Landkreises
ergeben sich 400, 230 bzw. 130 kg für die                                                 Aichach, in: Mitteilungen für die Heimatpflege in Ober-
Glocken 1, 2 und 3.                                                                       bayern, Heft 21, 1960.
                                                                                          Wilhelm Liebhart: Der Markt im 17./18. Jahrhundert,
Alle drei Glocken zusammen bilden somit                                                   in: Altomünster - Kloster, Markt und Gemeinde, Alto-
den Moll-Dreiklang a‘, c‘‘ und e‘‘.                                                       münster 1999, S. 179 - 201.
                                                                                          Anton Mayer: Statistische Beschreibung des Erzbistums
                                                                                          München-Freising. III. Bd., Regensburg 1884.
Aufhängung                                                                                Joseph Neureuther: Häuserchronik der Pfarrei Wollo-
                                                                                          moos. Aus dem Nachlass herausgegeben und ergänzt
                                                                                          von W. Liebhart und J. Steinhardt, Wollomoos 2011.
Alle drei Glocken sind an Stahljochen be-                                                 Matthias Seeanner: Die Glocken der Erzdiözese Mün-
festigt. Glocke 1 schwingt senkrecht und                                                  chen und Freising, in: Martin von Deutinger: Beiträge
                                                                                          zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbi-
die Glocken 2 und 3 parallel zum Kirchen-                                                 stums München und Freising Bd. 11 (NF Bd. 5), Mün-
schiff. Glocke 1 ist unten und die Glocken 2                                              chen 1913.
                                                                                          Klaus Peter Zeyer: Die Glocken der Pfarr- und Kloster-
und 3 sind oben im Glockenstuhl befestigt.                                                kirche St. Alto in Altomünster, in: Amperland 51 (2015)
Glocke 2 ist auf der dem Kirchenschiff zu-     Glocke 3: Bild der Heiligen Maria          Heft 4, S. 455 - 461.
                                                                                          Klaus Peter Zeyer: Die Glocken der Filialkirche St. Lau-
gewandten, Glocke 3 auf der abgewandten        mit dem Jesukind                           rentius in Pfaffenhofen, in: Kulturspiegel Altoland, Aus-
Seite angebracht.                              (Alle Bilder Seite 11: Albert Hupfauer)    gabe 50, 2018, S. 14 - 15.

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                         11
Ausgabe 51, September 2018
Die Tragödie des                          Lehrer geboten. Daher waren hauptsächlich     als Buch- und Kassenführer des örtlichen
                                                nur junge Hilfslehrer hierhergekommen,        Darlehenskassenvereins noch die Abrech-
     Lehrers Adolf Wolf                         die häufig wechselten. Mit dem Neubau         nung machen. Die Regierung von Oberbay-
                                                konnte jetzt auch ein erfahrender Lehrer      ern lehnte den Antrag ab, und Lehrer Wolf
      Eine fahrlässige Tötung in                zusammen mit seiner Familie nach Hohen-       musste planmäßig die neue Stelle zum 16.
       Hohenzell im Jahre 1902                  zell kommen. Der Lokalschulinspektor und      Januar antreten. Seine Frau Maria kam kurz
                                                damit der direkte Vorgesetzte des Lehrers     darauf mit dem neugeborenen Söhnchen
           Von Michael Heitmeir                                                               Adolf nach.
                                                war damals der Ortspfarrer. Hohenzell hat-
                                                te aber nach dem Tod von Pfarrer Mayrho-
Schulsituation in Hohenzell                     fer 1891 keinen eigenen Pfarrer mehr und      Das Unglück
                                                wurde seit 1894 vom Adelzhausener Pfarrer
In der Ortsmitte stand seit 1899 das neuer-     Dr. Andreas Wille vikariert. Dieser hatte     Am 25. Februar abends war die Familie
baute Schulhaus. Anders als die gedrungen       damit gleichzeitig die Leitung der Hohen-     Wolf zu Besuch im Hohenzeller Forsthaus.
wirkenden Häuser der Bauern, Gütler und         zeller Schule inne.                           Der Förster war nämlich als „Studierter“
Häusler im Dorf war es erhaben, zweistöc-                                                     neben dem Pfarrer eine weitere Bezugsper-
kig gebaut und mit großen Fenstern ausge-       Der neue Lehrer                               son für den Lehrer im Dorf. Spät am Abend
stattet, innen mit geräumigen Schulräumen                                                     kehrten sie zurück ins Schulhaus und sa-
und einer großzügigen Lehrerwohnung.            Anfang 1902 kam der 27 Jahre alte Lehrer      ßen am Esstisch noch zusammen. In dieser
Trotz der hohen Kosten, die Bau und Un-         Adolf Wolf zusammen mit seiner Frau nach      Nacht geschah das Unglück. Das Amtsblatt
terhalt der Schule der kleinen Gemeinde         Hohenzell. Vorher hatte er an der Schule in   für das Amtsgericht Aichach berichtete am
und ihren Steuerzahlern verursachten, hat-      Oberschorndorf im Bezirksamt (Landkreis)      28. Februar darüber:
te sich Hohenzell dieses Schulhaus geleistet.   Landsberg gewirkt. Kurz vor Dienstantritt,    Sofort nach dem Unglück wurde noch in
                                                der für Mitte Januar festgelegt worden war,   der Nacht Pfarrer Wille aus dem vier Kilo-
So wie früher hatte es nicht mehr weiter-       schrieb er am 6. Januar ein Gesuch, in dem    meter entfernten Adelzhausen herbeigeholt.
gehen können. Die am Dorfrand gelegene,         er um Beurlaubung bis Mitte Februar bat.      Nachstehend sein Brief, der am Morgen des
1854 erbaute alte Schule war viel zu klein      Zwei Gründe führte er an, weshalb er den      26. Februar per Eilbote beim Bezirksamt in
geworden für die 70 Werktags- und 25            Termin nicht einhalten könne. Zum einen       Aichach eintraf, in gekürzter Form:
Sonntagsschüler. Die Wohnung darin hatte        erwarte seine Frau ein Kind und könne
gerade mal Platz für einen allein stehenden     daher nicht reisen, zum andern müsste er

Das 1899 erbaute Schulhaus in Hohenzell

12                                                                                                                Kulturspiegel Altoland
                                                                                                                  Ausgabe 51, September 2018
über das schreckliche Geschehen hinweg-
                                                                                                  zukommen.

                                                                                                  Biographie des Adolf Wolf

                                                                                                  Geboren am 9.12.1874 in Pfaffenmünster
                                                                                                  im Bezirksamt Straubing.
                                                                                                  1893 Abschluss des Schullehrerseminars in
                                                                                                  Straubing.
                                                                                                  1897 Anstellungsprüfung in München
                                                                                                  1897 bis 1899 Schulgehilfe an fünf verschie-
                                                                                                  denen Schulen in den Bezirksämtern Strau-
                                                                                                  bing und Miesbach
                                                                                                  1899 bis 1901 Schulverweser in Münchs-
                                                                                                  münster und in Oberschorndorf
                                                                                                  1902 Schullehrer in Hohenzell
                                                                                                  1902 bis 1906 Schullehrer in Thaining im
                                                                                                  Bezirksamt Landsberg
                                                                                                  1906 bis 1917 Schullehrer an drei weiteren
                                                                                                  Schulen in Oberbayern
                                                                                                  Am 1. November 1917 Versetzung in den
                                                                                                  zeitlichen Ruhestand wegen körperlicher
„Ableben der Frau Lehrer Maria Wolf in            Die Folgen                                      Dienstuntauglichkeit im Alter von 42 Jah-
Hohenzell,                                                                                        ren. Er verstarb am 27.4.1929 im Alter
hier die Schulaufsicht betreffend                 Im Mai stellte der unglückliche Lehrer er-      von 54 Jahren. Der Ort ist nicht bekannt,
                                                  folglos ein Versetzungsgesuch. Bezirksarzt      ebenfalls nicht das Schicksal seines Sohnes
Nachts um 3 [Uhr] bin ich in Hohenzell ein-       Dr. Müller aus Aichach schreibt im Juni im      Adolf.
getroffen. Herr Lehrer Wolf hatte das Un-         Gutachten über ihn: „Lehrer Wolf leidet
glück, dieselbe mit einem Geschoß aus seiner      unter den traurigen Eindrücken seines Un-       Quellen
Pistole, die er für entladen hielt, so unglück-   glückes, ist geistig normal und leistungsfä-
lich zu treffen, die Ehefrau sei nur eine halbe   hig. Sehr empfehlenswert daß er von dem         Staatsarchiv München: RA 54844, Akt über
Stunde [später] verschieden, ich selber habe      Orte, an dem das Unglück passierte, weg-        den Vorfall in Hohenzell
nur eine Todte [an]getroffen, Herr Lehrer         kommt, an dem alles an sein Unglück ge-         Staatsarchiv München: PA 7025, Personal-
Adolf Wolf ist vor Schmerz ganz außer sich.       mahnet, jedoch nicht an einem Orte wo er        akte Wolf Adolf
Schon heute gestatte ich eine Anzeige. Ich        einsam wäre, sondern wo er gesellschaftlich     Allgemeine Zeitung, Ausgabe vom
kann absolut an keine Schuld desselben glau-      Anschluß finde.“                                27.2.1902
ben, nach privaten Mitteilungen halte ich zu      Zwischenzeitlich musste er sich vor dem         Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht Aichach,
ihm für seine hiesige Wirksamkeit. Er ist ein     Landgericht in Augsburg verantworten,           Ausgaben vom 28.2.1902 und 13.6.1902
pflichteifriger und geschickter Schulmann,        das ihn wegen fahrlässiger Tötung zu einer
ein charaktervoller, christlicher Bürger, der     Gefängnisstrafe von einer Woche verur-          Anmerkung
der ganzen Gemeinde Musterbild sein solle.        teilte. Die Strafe brauchte er nicht abzusit-
Nun ist Herr Lehrer ganz außer Fassung und        zen, denn er wurde von „seiner kgl. Hoheit      Dieser Artikel will einen kleinen Vorge-
zum Teil absolut unfähig an seine Wirksam-        Prinz Luitpold, des Königreichs Verweser“       schmack bieten auf die Chronik Hohenzell,
keit in der Schule heranzutreten. Ich über-       begnadigt. Jedoch wurde ihm stattdes-           die in Arbeit ist und in den nächsten Jahren
lasse dem Distrikt Schulinspektor nähere          sen die Zahlung einer Geldstrafe von 100        erscheinen soll. In diesem Buch wird die
Verfügung zu treffen, was mit dem Schulun-        Mark auferlegt. Das danach durchgeführte        Geschichte von Hohenzell, den zugehö-
terricht für die nächste Zeit geschehen solle.    Disziplinarverfahren der Regierung von          rigen Ortschaften, Weilern und Einöden,
Einstweilen glaube ich den Schulunterricht        Oberbayern blieb für ihn folgenlos, da kein     der Pfarrei, der Schule, der ehemaligen Ge-
für eine Woche aussetzen zu sollen.               pflichtwidriges Verhalten im Schuldienst        meinde Hohenzell und den Ortsvereinen
                                                  vorlag.                                         dargestellt. Breiten Raum sollen die Haus-
kgl. Lokalschulinspektion Hohenzell               Lehrer Wolf wurde nach einem weite-             und Hofchroniken einnehmen. Handwerk
Andreas Wille Pfarrer“                            ren Gesuch zum 1. September 1902 an             und Gewerbe, Arbeitsleben, Brauchtum,
                                                  die Schule nach Thaining im Bezirksamt          Kriegs- und Notzeiten sowie Unglücke und
Das Bezirksamt Aichach genehmigte die             Landsberg versetzt. Dort wirkte er vier Jah-    Verbrechen kommen ebenso darin vor. Für
provisorische Aussetzung des Unterrichts          re lang, bis Ende Juli 1906. Mit Anna Bich-     dieses Projekt recherchieren seit Jahren in
für eine Woche und verfügte: „die ausgefal-       ler ging er im Juli 1904 eine zweite Ehe ein.   Bistums-, Staats-, Zeitungsarchiven sowie
lenen Schulstunden hat derselbe nachzuho-         Diese Ehe blieb kinderlos. Recht tatkräftig     bei Privatpersonen Dr. Stefan Schleipfer
len. Nachdem es sich offenbar um Fahrlässig-      brachte er sich in Thaining ins örtliche Ver-   und Michael Heitmeir.
keit handelt, dürfte kein Hindernis bestehen,     einsleben ein. In drei Vereinen betätigte er
Lehrer Wolf im Schuldienst zu [be]lassen.“        sich jeweils in der Vorstandschaft, im Obst-
                                                  und Bienenzuchtverein, im Theaterverein
                                                  und in der Feuerwehr, und versuchte so,

Kulturspiegel Altoland                                                                                                                     13
Ausgabe 51, September 2018
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