Fordern und Fördern Quereinstieg zum Facharzt für Allgemeinmedizin - Ärztekammer Niedersachsen
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Mitteilungsblatt der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen 92. Jahrgang | März 2019 Fordern und Fördern Quereinstieg zum Facharzt für Allgemeinmedizin Recht Selbstverwaltung Praxis & Versorgung Hautschäden durch Vertreter- Nie verkehrt: Manschette hätten versammlung Notfallordner für verhindert werden nimmt TSVG den Sterbefall müssen unter Beschuss
Zielgruppengenau und treffsicher. Der Anzeigenmarkt im niedersächsischen ärzteblatt Hannoversche Ärzte-Verlags-Union GmbH, Karl-Wiechert-Allee 18-22, 30625 Hannover Telefon 05 11 / 3 80 - 22 82, Telefax 05 11 / 3 80 - 22 81 Online-Anzeigenaufgabe: info@haeverlag.de oder unter www.haeverlag.de/service
Editorial Fordern und Fördern Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, die Delegierten der Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen haben mit gro- ßer Mehrheit der „Richtlinie zur Anerkennung gleichwertiger Weiterbildungen im Gebiet All- gemeinmedizin auf Basis der Weiterbildungsordnung (WBO) in der Fassung der Neube- kanntmachung vom 1. Juni 2018“ zugestimmt. Nun können Fachärztinnen und Fachärzte Foto: C. Wyrwa mit Anerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung nach einer zwei- jährigen zusätzlichen Weiterbildung bei einem ermächtigten Allgemeinmediziner den Fach- arzt für Allgemeinmedizin erwerben. Die Richtlinie bietet Kolleginnen und Kollegen, die an einem Quereinstieg in die allgemeinmedizini- sche Versorgung interessiert sind, einen klar geregelten Zugang. Die bereits über andere Weiterbil- dungen gesammelten Kompetenzen und Erfahrungen werden einheitlich eingeordnet und erfasst und durch die 24-monatige Weiterbildung bei einem Facharzt für Allgemeinmedizin ergänzt. Ebenfalls fest- geschrieben ist die Teilnahme am Kurs zur psychosomatischen Grundversorgung. Die im Ausschuss für Ärztliche Weiterbildung erarbeitete Richtlinie soll – getreu dem Motto „Fordern und Fördern“ – dazu dienen, die Qualität in der allgemeinmedizinischen Versorgung zu erhalten und gleichzeitig die Hürden für einen Quereinstieg interessierter Kolleginnen und Kollegen möglichst nied- rig zu halten. In dieser Ausgabe berichten zwei Mitglieder des Ausschusses für Ärztliche Weiterbildung, Professor Dr. med. Thomas Lichte und Dr. med. Jörg Weißmann, über Details zur Richtlinie (Seite 8/9) und auf unserer Homepage www.aekn.de finden Sie unter dem Punkt „Weiterbildung“ die komplette Richtli- nie sowie eine Checkliste und weitere hilfreiche Informationen rund um das Thema Ärztliche Weiter- bildung. Ich persönliche freue mich sehr, dass wir mit der Richtlinie einen gangbaren Weg für die niedersäch- sischen Kolleginnen und Kollegen schaffen konnten, der auch Sicherheit bei der beruflichen Planung bietet. Mit kollegialen Grüßen Marion Charlotte Renneberg Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen 3 | 2019 3
Bessere Chancen für Frühgeborene Inhalt Das Konzept der ersten hannoverschen Frauenmilchbank stellte Professor Dr. med. Florian Guthmann, Chefarzt der Neonatologie im Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT, auf der Jahresversammlung der Niedersächsischen Perinatalerhebung niedersächsisches ärzteblatt vor. Welche Vorteile die Ernährung mit humaner Milch für die Frühgeborenen mit sich bringt, lesen Sie ab S. 10. ÄKN Weiterbildung 8 Quereinstieg in die Allgemeinmedizin Die Ärztekammer Niedersachsen ermöglicht ab sofort die Weiterbildung Recht 16 Hautschäden durch Manschette am Arm Von Fall zu Fall: Aus der Praxis der norddeutschen Schlichtungs- zum Allgemeinmediziner in 24 Monaten. An den In- stelle für Arzthaftpflichtfragen halten ändert sich nichts Patientensicherheit Klinik und Praxis 18 Sicherheitskultur auf allen Ebenen Jahrestagung des 10 Frauenmilch hilft Frühchen Auf der Jahresversammlung Aktionsbündnisses Patientensicherheit Anfang Mai in der Niedersächsischen Perinatalerhebung stellte Pro- Berlin fessor Dr. med. Florian Guthmann die erste hanno- versche Milchbank vor Bezirksstellen 13 Hildesheim Professor Dr. med. Jörg Pelz vom St. Bern- ward Krankenhaus referierte über eine neue Kombi- nationstherapie für Bauchfellmetastasen 14 Wilhelmshaven Beim Neujahrsempfang von Ärzte- kammer und Kassenärztlicher Vereinigung gab es viel Lob für das Projekt „Land(Er)Leben – Medizin lernen und leben von Jade bis Weser“ Bitte beachten Sie die Beilage der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und 15 Oldenburg Examensfeier für die ersten Absolventen der der Firma plexus „Echte Helden arbeiten im Gesundheitswesen“ in einem Teil dieser European Medical School Oldenburg-Groningen Auflage (EMS) Foto: Mack/BULT 4 niedersächsisches ärzteblatt
Vor dem Paradigmenwechsel? Standards 3 Editorial Im Moment scheint niemand mehr durchzublicken beim 6 Aktuell TSVG – bleibt nur zu hoffen, 19 ÄKN-Mitteilungen dass der Gesundheitsminister am Ende noch weiß, was er ei- 48 KVN-Mitteilungen gentlich wie erreichen will. Der 55 Veranstaltungen Vorstand der KVN und die De- legierten der KVN-Vertreter- 61 Rubrikenanzeigen versammlung jedenfalls stan- 67 Impressum den auf der Frühjahrs-VV ein- mütig beieinander in ihrer Ab- lehnung des Gesetzes. KVN Chef Barjenbruch schwante Böses: Manches davon werde „für uns nicht gut ausgehen.“ S. .23ff KVN Vertreterversammlung 23 Sorgenvolle Blicke in die Zukunft Frühjahrs-Vertreter- versammlung der KVN stand im Schatten der Bundes- Praxis und Versorgung 35 36 Neuerscheinungen Broschüre Langfristiger Heilmittelbedarf Einlegeblatt: politik Was ist neu? 24 VV-Kurzinfo 37 Postkartenaktion plexus KVN – mit interaktiven Fort- 27 Niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten lehnen bildungen auf dem Laufenden bleiben Spahn-Gesetz ab VV verabschiedet Resolution gegen 38 Empfehlungen für das Unfassbare Plötzlicher Tod des TSVG Praxisinhabers – Hinweise für den Todesfall 42 Ökologisch Steuern sparen Steuertipp: Drei neue Steu- Arzneimittel & Therapie ervorteile für einen ökologischen Weg zur Arbeit 28 Panzytopenie unter Metamizol Atis informiert: Unver- zügliches Absetzen erforderlich Telemedizin & Digitales 43 Jetzt aber Dalli! Unbürokratischer Nachweis der TI-An- Selbstverwaltung bindung bis 31. März 2019 vermeidet Honorarkürzung 30 Großes Engagement für kleine Herzen KVN unterstützt 44 Hausbesuch vom Sanitäter Einsatz von Notfallsanitä- Initiative „Kleine Herzen Hannover“ für herzkranke tern im Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst ist gut an- Kinder gelaufen 31 Rundum positiv Qualitätszirkel Delmenhorst blickt auf 25jähriges Bestehen zurück Politik & Verbände 32 Auf der Datenautobahn alles im Griff KVN hat ihre In- 47 Aus anderen KVen ternetpräsenz generalüberholt. Die Mitglieder erwar- tet ein neues Nutzererlebnis 3 | 2019 5
Aktuell Emsland gilt als FSME- Risikogebiet Die Frühsommer-Meningoenzephalitis – kurz FSME – brei- Die Zecke Ixodes ricinus, auch bekannt als der Gemeine Holzbock, tet sich offensichtlich Richtung Norden aus, bisher liegen die kann den FSME-Virus übertragen. Risikogebiete hauptsächlich in Süddeutschland. Das Robert Koch-Institut hat jetzt den Landkreis Emsland neu als FSME- Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) be- Risikogebiet ausgewiesen. FSME ist eine von Zecken über- obachtet die Entwicklung von FSME in Niedersachsen seit tragene Viruserkrankung. Gegen die Krankheit gibt es bisher Jahren sehr genau: Die Untersuchungen hätten gezeigt, dass keine zuverlässige Behandlung und es kann zu schweren eine Infektion mit FSME auch außerhalb des Landkreises Verläufen mit bleibenden Schäden kommen. Im Emsland Emsland nicht völlig auszuschließen sei, sagte der NLGA- wurden zwischen 2016 und 2018 insgesamt acht FSME-Fäl- Virologe Dr. Masyar Monazahian anlässlich der Veröffentli- le registriert, bei denen die Infektion in der Region erfolgt chung der aktuellen Empfehlungen der Impfkommission. „Ei- war. Mit der nun veranlassten Klassifizierung als Risikoge- ne Impfung bietet den besten Schutz gegen eine FSME-Er- biet ist zugleich eine FSME-Impfempfehlung durch die Stän- krankung“, betonte Dr. Matthias Pulz, Präsident des Nie- dige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) ver- dersächsischen Landesgesundheitsamts. Nach zwei Imp- bunden. Zu der vor der Erkrankung schützenden Impfung fungen besteht ein Schutz, der allerdings nur etwa ein Jahr wird allen im Landkreis lebenden Personen geraten, die mit anhält. Für einen langfristigeren, etwa drei Jahre andauern- Zecken in Berührung kommen können. den Impfschutz ist eine dritte Impfung notwendig. ■ wbg Neue Studienplätze im Seminarkongress der Fach Medizin Hausärzte 50 zusätzliche Medizinstudienplätze will die Medizinische Vom neuen Datenschutzrecht über Burnout, Impfmanage- Hochschule Hannover (MHH) zum Wintersemester 2020/21 ment und Hautkrebs-Screening bis hin zu Mikrobiom und bereitstellen. Das gaben MHH-Präsident Professor Dr. med. Schmerztherapie reichen die Themen des 35. Seminar- Michael Manns und Björn Thümler, der Niedersächsische Mi- kongresses Norddeutscher Hausärzte am Freitag, 3. Mai, nister für Wissenschaft und Kultur, jetzt bekannt. Dafür muss und Samstag, 4. Mai 2019, in Lüneburg. Mehr als 54 Fort- die MHH ihren Modellstudiengang HannibaL – die Abkür- bildungen und Seminare stehen auf dem Programm, da- zung steht für hannoversche, integrierte, berufsorientierte und runter auch das Politikforum – diesmal zu dem Thema „Wie adaptive Lehre – umstrukturieren. Denn die meisten Hörsäle versorgen wir die Bevölkerung 2030 in Niedersachsen?“ der MHH fassen nur 100 Teilnehmer. Daher durchlaufen die Auf dem Podium werden mit den Abgeordneten Dr. med. 270 Studierenden pro Semester derzeit in drei Gruppen zu Thela Wernstedt (SPD), Volker Meyer (CDU), Stefan Wen- 90 Teilnehmern im Rotationsprinzip das Studienjahr. zel (Bündnis 90/Die Grünen), Sylvia Bruns (FDP) und Ste- phan Bothe (AfD) alle Parteien aus dem Landtag vertreten Bereits verabschiedet hat der niedersächsische Landtag die sein. Die Moderation übernimmt Dr. med. Matthias Berndt Verdopplung der bisher 40 Studienplätze an der European Me- als Vorsitzender des Landesverbands Niedersachsen des dical School (EMS) in Oldenburg. Dort können schon zum Deutschen Hausärzteverbands. Wintersemester diesen Jahres insgesamt 80 Studierende star- ■ red ten. In den nächsten Jahren soll die Gesamtzahl schrittweise auf 200 Studienanfänger erhöht werden. Auch in Göttingen Das komplette Programm inkl. wird ausgebaut: Mit dem geplanten „Klinischen Campus Anmeldeformular finden Sie Foto: Carola Vahldiek - Adobe Stock Braunschweig der Universitätsmedizin Göttingen am Klini- online auf kum Braunschweig“ sollen vom Wintersemester 2020/21 an a www.hausaerzteverband- 60 Teilstudienplätze in Vollstudienplätze umgewandelt wer- niedersachsen.de den. Damit können die Studierenden, die bisher nach dem oder als PDF-Download über Physikum die Universität wechseln mussten, in Göttingen ein- den nebenstehenden QR-Code. geschrieben bleiben und absolvieren den klinischen Teil ih- res Studiums in Braunschweig. ■ wbg 6 niedersächsisches ärzteblatt
Aktuell Zwölf Patienteninformationen zu seltenen Erkrankungen Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen fordert Ab- schaffung der Regresse Anlässlich des Tages der seltenen Er- zin (ÄZQ) gemeinsam mit der Allianz krankungen am 28. Februar 2019 hat Chronischer Seltener Erkrankungen Das geplante Terminservice- und Ver- die Kassenärztliche Bundesvereini- (ACHSE) e.V. seit 2013 diese Patien- sorgungsgesetz vergrault den Ärzte- gung (KBV) auf ihre Patienteninforma- teninformationen zu seltenen Erkran- nachwuchs, da die Regresse weiterhin tionen eigens zu diesem Thema hinge- kungen. Bestand haben sollen. Davon zeigt sich wiesen. Die zweiseitigen Publikatio- In Deutschland leben etwa vier Mil- die Kassenärztliche Vereinigung Nie- nen sollen den Betroffenen helfen, sich lionen Menschen mit einer seltenen Er- dersachsen (KVN) überzeugt. „Wir for- einen ersten Überblick über Sympto- krankung. Der Tag der seltenen Er- dern nach wie vor die generelle Ab- me, Diagnose und Therapie ihrer sel- krankungen wurde erstmals in Europa schaffung von Arznei- und Heilmittel- ten vorkommenden Erkrankung zu ver- und Kanada am 29. Februar 2008 be- regressen. Regresse sorgen weiterhin für schaffen. Dabei stehen praktische Hil- gangen, um auf die Belange von Be- Frust in der Praxis und sind ein wesent- festellungen und Informationen zum troffenen aufmerksam zu machen. Da- licher Hinderungsgrund für die Nieder- Selbstmanagement im Fokus. Derzeit bei wurde bewusst mit dem Schalttag lassung von jungen Ärztinnen und Ärz- gibt es Infoblätter zu zwölf seltenen Er- der seltenste Tag eines Jahres gewählt. ten“, sagte Mark Barjenbruch, Vor- krankungen, darunter zu den Binde- In Nicht-Schaltjahren ist der 28. Feb- standsvorsitzender der KVN. Die nach- gewebserkrankungen Sarkoidose und ruar der Tag der seltenen Erkrankungen. rückende Ärztegeneration sei selbstbe- Marfan-Syndrom. In Kürze wird ein In- Die Patienteninformationen stehen wusst und habe die freie Wahl, wo und foblatt zu der neurologischen Erkran- kostenfrei zum Download unter wie sie arbeiten will. „Deshalb ist die kung Narkolepsie erscheinen. In einem https://www.kbv.de/html/3001.php be- Politik gut beraten, den Nachwuchs Kooperationsprojekt erstellt das Ärztli- reit . nicht mit immer neuen gesetzlichen che Zentrum für Qualität in der Medi- ■ dh Vorgaben und Eingriffen von einer Nie- derlassung abzuschrecken.“ Die Angst vor Regressforderungen bei angehen- Weiterbildungsförderung für weitere Fachärzte – den Ärztinnen und Ärzten steht ganz Krankenkassen ziehen nicht mit vorn bei der Entscheidung gegen eine Niederlassung als Kassenarzt. Dies er- Die Kassenärztliche Vereinigung Nie- gibt die KVN einseitig einen monatli- gab eine aktuelle Umfrage unter gut dersachsen (KVN) will die Weiterbil- chen Zuschuss von 2.400 Euro für je- 13.000 Medizinstudierenden, die im dungsförderung zur Sicherstellung der de ambulante fachärztliche Weiterbil- Auftrag der Kassenärztlichen Bundes- ärztlichen Versorgung der Bevölkerung dung. „In anderen Bundesländern wer- vereinigung von der Universität Trier auf weitere Facharztgruppen auswei- den bis zu zwölf Facharztgruppen ge- durchgeführt wurde. ■ dh ten. Die Krankenkassen lehnen dies meinsam von Krankenkassen und Kas- bisher kategorisch ab. senärztlichen Vereinigungen gefördert. Noch 30 Landarzt- „Wir sehen jetzt schon in einigen Be- Niedersachsen bildet mit nur vier ge- stipendien zu vergeben reichen, dass wir auch bei der fach- förderten Facharztgruppen das Schluss- ärztlichen Versorgung in den kom- licht in Deutschland“, kritisierte Bar- Im niedersächsischen Landarztsti- menden vier bis fünf Jahren riesige Pro- jenbruch. Er möchte die Förderung pendien-Programm für Medizinstu- bleme bei der Sicherstellung bekom- mindestens auf das durchschnittliche denten ist noch Platz. Etwa 30 der 60 men werden. Deshalb haben wir ein Niveau der anderen Bundesländer aus- Stellen sind frei. Das Stipendium un- hohes Interesse daran, die zur Verfü- weiten. terstützt künftige Ärzte während ihres gung stehenden Mittel der Förderung in Die Fördersumme je Weiterbildungs- Studiums für maximal vier Jahre mit vollem Umfang für die Weiterbildung stelle liegt bei 4.800 Euro, die je zur 400 Euro im Monat. Im Gegenzug fachärztlichen Praxisnachwuchses in Hälfte von der KVN und den Kranken- verpflichten sich diese, ihren Facharzt Niedersachsen zu nutzen“, so KVN- kassen getragen werden sollen – des- in Allgemeinmedizin in Niedersach- Chef Mark Barjenbruch. Im Augen- halb entscheiden die Kassen mit. Es ste- sen zu machen und dann so lange als blick sind volle Förderstellen für die hen für Niedersachsen knapp einhun- Hausarzt in einer ländlichen Region : Foto: MHH / K. Kaiser Weiterbildung nur in vier Fachgebieten dert Weiterbildungsstellen zur Verfü- zu arbeiten, wie sie Geld erhalten ha- möglich: Augenheilkunde, Frauenheil- gung. Tatsächlich gefördert werden ben. Die KVN nimmt Bewerbungen kunde, Kinder- und Jugendmedizin so- zurzeit nur 70 Stellen. entgegen. ■ ös wie Psychiatrie. Unabhängig davon ■ dh 3 | 2019 7
Weiterbildung Quereinstieg in die Allgemeinmedizin Weiterbildung in 24 Monaten / Keine Änderung an den Inhalten / Der Kursus „psychosomatische Grundversorgung“ gehört zum Curriculum Die Richtlinie zur Anerkennung gleichwertiger Weiterbildungen ermöglicht einen klar geregelten Quereinstieg in die Allgemeinmedizin. Die Kammerversammlung der Ärztekammer Niedersachsen individuelle Prüfung der vorgelegten Weiterbildungsab- (ÄKN) hat in ihrer Sitzung am 27. November eine Richtlinie schnitte, um dann zu einer sinnvollen Ergänzung zu raten. zur Anerkennung gleichwertiger Weiterbildungen und da- Das war ein durchaus effektives Vorgehen. Der Vorteil einer mit den sogenannten Quereinstieg in die Allgemeinmedizin solch individuellen Prüfung bringt aber den Nachteil mit mit sofortiger Wirkung beschlossen. Nun können Fachärz- sich, einer generellen Lösung im Weg zu stehen. Das wie- tinnen und Fachärzte mit Anerkennung in einem Gebiet der derum führte zu Unsicherheiten bei den potenziellen An- unmittelbaren Patientenversorgung nach einer mindestens tragstellern. Das Ergebnis war eine Abwanderung nieder- zweijährigen zusätzlichen Weiterbildung bei einem er- sächsischer Kolleginnen und Kollegen in benachbarte Lan- Foto: Thomas Reimer / stock.adobe.com mächtigten Allgemeinmediziner den Facharzt für Allge- desärztekammern, die den Quereinstieg bereits ermöglich- meinmedizin erwerben. Damit wird dem Wunsch vieler ten. Fachärzte entsprochen, die in die Allgemeinmedizin wech- seln wollen, aber bislang vor einer weiteren, langen Wei- Voraussetzungen für die Prüfungszulassung terbildungszeit zurückschreckten. Für Niedersachsen galt es nun, den Spagat aus einer an- Lange Zeit hat die ÄKN gezögert, einen derart grundsätzli- spruchsvollen Weiterbildung einerseits und einer sachge- chen Beschluss zu fassen. Man setzte vielmehr stets auf die rechten pragmatischen Lösung andererseits möglichst ele- 8 niedersächsisches ärzteblatt
Weiterbildung gant zu bewerkstelligen. Nach langen, konstruktiven De- also die in der WBO festgelegten Fähigkeiten und Fertigkei- batten in den Gremien der ÄKN, vor allem mit dem Wei- ten – werden von der Neuregelung nicht berührt und müs- terbildungsausschuss sowie mit dem Hausärzteverband und sen weiterhin in Zeugnissen vollständig belegt werden. Da- der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Fa- für Sorge zu tragen, ist auch Aufgabe der Ärztinnen und Ärz- milienmedizin einigte man sich auf folgende Voraussetzun- te, die eine Facharztanerkennung in Allgemeinmedizin an- gen für die Prüfungszulassung zur Fachärztin / zum Fach- streben. arzt für Allgemeinmedizin: Interessenten für den Quereinstieg - FÄ/FA in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenver- sorgung (was sich nach § 2 Absatz 4 der Weiterbil- Es wird sicher auch Kritik an dem Beschluss geben. Nach dungsordnung der ÄKN richtet) den bisherigen Erkenntnissen waren die Kandidaten für den - 24 Monate Weiterbildung in der Allgemeinmedizin bei Quereinstieg bereits vielfach längere Zeit nach Erwerb der einem zur Weiterbildung im Gebiet Allgemeinmedizin Facharztanerkennung in dem erlernten Gebiet tätig, konn- ermächtigten Facharzt für Allgemeinmedizin ten also noch zusätzliche Erfahrungen sammeln. Bisher ha- - Absolvierung des Kurses „psychosomatische Grundver- ben sich praktisch nur Internisten unmittelbar nach ihrer sorgung“ Facharztprüfung für die Fortsetzung der Weiterbildung mit dem Ziel entschieden, Allgemeinmediziner zu werden. Nicht gefordert, aber aus inhaltlichen Gründen sehr zu emp- fehlen, ist die Teilnahme am KANN – dem Kompetenzzen- Die ersten Rückmeldungen lassen erwarten, dass die neue trum zur Förderung der Weiterbildung Allgemeinmedizin Regelung angenommen werden wird. Der Weiterbildungs- Niedersachsen oder an den entsprechenden Angeboten zum ausschuss und insbesondere die fünf dort vertretenen All- Beispiel in angrenzenden Landesärztekammerbereichen. gemeinärztinnen und -ärzte sind optimistisch, dass mit der Hier können die Kolleginnen und Kollegen, die sich in Wei- Ermöglichung des Quereinstiegs etwas gegen den Hausärz- terbildung befinden, ihnen eventuell noch fehlende, nach temangel getan wird und gleichzeitig die erforderliche Qua- der Weiterbildungsordnung aber geforderte Inhalte in Se- lität gesichert bleibt. minar- und Kursform erwerben. Prof. Dr. med. Thomas Lichte Abschließend sei noch klargestellt, dass sich diese Richtli- Dr. med. Jörg Weißmann nie nur auf die in der Weiterbildungsordnung (WBO) gefor- Mitglieder im ÄKN-Ausschuss derten Mindestweiterbildungszeiten bezieht. Die Inhalte – für Ärztliche Weiterbildung Anzeige Praxisplanung + Einrichtung Medizinprodukte Medizintechnik Ultraschall + Röntgen EDV-Lösungen Full-Service www.com2med.de 3 | 2019 9
Klinik und Praxis Frauenmilch verbessert Überlebenschancen von Frühchen Jahresversammlung der Niedersächsischen Perinatalerhebung: Professor Dr. med. Florian Guthmann stellt die erste hannoversche Milchbank vor / Auch Qualitätsindikatoren für Krankenhäuser sind ein Thema „Stillen ist der Goldstandard“, betonte Privatdozentin Dr. med. Angela Kribs. Als Oberärztin der Universitätskinder- klinik Köln mit dem Schwerpunkt Neonatologie und Pädia- trische Intensivmedizin erläuterte Kribs auf der Jahresver- sammlung der Niedersächsischen Perinatalerhebung (NPE) am 8. Februar in Hannover die Bedeutung der Mutter- milchernährung: „Durch das Kolostrum erhalten die Neu- geborenen eine erste passive Immunisierung“, sagte die Ärz- tin in ihrem Vortrag vor den rund 70 Teilnehmern und be- legte mit Studienergebnissen, dass die Überlebenschance von Frühgeborenen höher ist, wenn sie bereits innerhalb der ersten Stunde nach der Geburt angelegt werden. Aber auch im Falle von häufig bei Frühgeborenen auftre- tenden Krankheiten wie der Frühgeborenen-Retinopathie, ei- ner Netzhauterkrankung, oder der Nekrotisierenden Ente- rokolitis (NEC), einer entzündlichen Erkrankung der Darm- schleimhaut, sei die Ernährung mit menschlicher Milch der Ernährung mit Formula-Produkten überlegen. Selbst jenseits dieser gravierenden Krankheiten profitieren die Frühchen Kribs zufolge enorm von der Muttermilch. Studien zur In- telligenz von Kindern im Vorschulalter hätten ergeben, dass mit humaner Milch ernährte Kinder über einen höheren In- telligenzquotienten verfügten, berichtete die Medizinerin: „Das ist ein Argument für Frauenmilchernährung, falls kei- ne Muttermilch vorhanden ist“, so Kribs. Anja Rudolph, Fachärztin für Neonatologie, leitet die Frauenmilchbank AUF DER BULT. Frauenmilchbank im hannoverschen Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT tungen mit dem Aufkommen der künstlichen Säuglingsnah- rung in den siebziger Jahren erst 2012 wieder die erste Frau- Damit hatte die Ärztin den Boden bereitet für Professor Dr. enmilchbank im Perinatalzentrum an der Münchner Uni- med. Florian Guthmann. Der Chefarzt der Neonatologie im versität in Großhadern eröffnet worden, berichtete Guth- Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hanno- mann. ver stellte seinerseits auf der NPE-Jahresversammlung die jüngst in Betrieb genommene Frauenmilchbank seines Hau- In Niedersachsen ist die hannoversche Frauenmilchbank nun ses vor: „Gerade in den ersten 14 Lebenstagen ist die hu- die zweite Institution dieser Art. Nachdem die Fraktionen von mane Milch besonders wichtig“, sagte Guthmann. „Oft SPD und Grünen Mitte 2016 den Antrag zur Einrichtung ei- schaffen wir es mit humaner Milch, die Frühgeborenen in ner Muttermilchbank in den niedersächsischen Landtag ein- sieben Tagen enteral aufzubauen, so dass sie den Gefäßzu- gebracht hatten und auf parteiübergreifende Zustimmung ge- gang los werden.“ stoßen waren, erhielten im vorigen Herbst gleich drei nie- dersächsische Kliniken die Genehmigung. Die erste Frau- Fotos: Mack/BULT Die Idee sei nicht neu, räumte er ein. Vor allem in der DDR enmilchbank wurde bereits im September am Marienhos- habe es früher viele Milchsammelstellen gegeben. In West- pital in Vechta eröffnet. Als dritter Standort bekam das Kli- deutschland allerdings sei nach der Schließung der Einrich- nikum Wolfsburg einen Zuschlag. 10 niedersächsisches ärzteblatt
Die Milch wird vor der Gabe an die Kinder getestet. Frauenmilch verbessert Überlebenschancen Kurse für die Eltern von Zweijährigen „Ich bin jetzt auf der Bult der zweite Lebensmittelunterneh- Mit FILU-F – Kurse für Eltern früh- und reifgeborener Kinder – mer neben dem Kantinenchef“, flachste Guthmann auf dem stellte Diplom-Dokumentarin Silvia Berlage vom Zentrum Kongress, um dann besonders den Einsatz von Anja Rudolph für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) zu würdigen, die als Fachärztin für Neonatologie die Lei- der Ärztekammer Niedersachsen ein weiteres Projekt vor, das tung der Muttermilchbank übernommen hat. Auf der Früh- Frühchen auf dem Weg ins Leben begleitet. Vor dem Hin- geborenen-Station versorgt Rudolphs Team Frühgeborene, tergrund des Risikos von Entwicklungsstörungen bei extrem die manchmal noch weniger als 500 Gramm wiegen und unreifen Frühgeborenen sollen, so die Organisatorin der aus unterschiedlichen Gründen keine Milch von der eige- NPE-Jahresversammlung, den Eltern von Zweijährigen Kur- nen Mutter erhalten können, mit gespendeter Milch. Guth- se in mehreren Sozialpädiatrischen Zentren und einer Arzt- mann zufolge stammt die Milch ausschließlich von Frauen, praxis in Niedersachsen angeboten werden. Die aus vier Ter- deren Kinder ebenfalls im Krankenhaus AUF DER BULT lie- minen zu je drei Stunden bestehenden Kurse sollen in Ol- gen, die aber mehr Milch haben, als der eigene Nachwuchs denburg, Braunschweig, Celle, Göttingen, Osnabrück, Pa- trinken kann. penburg, Lüneburg und Wolfsburg stattfinden. Neben dem Einverständnis der Eltern ist vor der Gabe der Anzeige Milch an die Frühgeborenen eine medizinische Untersu- chung der Spenderin – ähnlich wie bei einer Blutspende – sowie eine Überprüfung der Milch auf bakteriologische Ver- Privatliquidation von Mensch zu Mensch. unreinigungen die Bedingung. „Wird die Milch roh verfüt- tert, wird jede Flasche getestet“, betonte Guthmann. Doch für den Chefarzt rechnet sich der Aufwand. Wie er den Teil- nehmern der Jahresversammlung in seinen Vortrag anhand „Es fällt uns jetzt viel leichter, die Liquiditätsplanung der Zusammensetzung der Milch darlegte, hat die nicht pas- verlässlich zu gestalten.“ teurisierte Milch wesentlich mehr wichtige Bestandteile. Dr. med. Jörg Hennefründ, „Die natürliche Milch verbessert nachweislich die Chancen Mitglied der PVS seit 2008 auf ein gesundes Überleben“, sagte Guthmann. Aber nicht „Jetzt meinen Erfahrungsbericht nur das: „Frauenmilch ist ein Faktor, der die Sterblichkeit von kostenfrei unter kontakt@die-pvs.de Die PVS® Niedersachsen | Stadtkoppel 29 | 21337 Lüneburg extrem zu früh Geborenen beeinflusst.“ 04131 3030 120 | info@pvs-niedersachsen.de anfordern!“ 3 | 2019 11
Klinik und Praxis Privatdozent Dr. med. Heiko Franz, Chefarzt der Diskutierten mit den Teilnehmern der NPE-Jahresversammlung über den Wert von humaner Frauenklinik im Klinikum Braunschweig, begrüß- Milch für Frühgeborene (v.l.n.r.): Privatdozentin Dr. med. Angela Kribs, Oberärztin der Univer- te die Teilnehmer als Vorsitzender der Ständi- sitätskinderklinik Köln, und Professor Dr. med. Florian Guthmann, Chefarzt der Neonatologie gen Kommission der Niedersächsischen Perina- im Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT. Die Moderation übernahm Professor talerhebung (NPE) und nahm zur Einhaltung von Dr. med. Karsten Harms, Chefarzt des Kinderzentrums im Helios Klinikum Hildesheim und Qualitätskriterien für Krankenhäuser Stellung. stellvertretender Vorsitzender der Ständigen Kommission der NPE. Unter dem Titel „Selbstregulation spielerisch fördern“ zei- 2016. Es bezieht erstmals Qualität als Kriterium für die Kran- gen die Veranstaltungen Eltern, wie sie ihr Kind dabei un- kenhausplanung mit ein und führte damit zu der ange- terstützen können, die eigenen Gefühle und Handlungen strebten Entwicklung von planungsrelevanten Qualitätsin- besser zu steuern und zu kontrollieren. Entwickelt worden dikatoren. Veit zufolge ergab sich aber aus den Vorgaben des war das Konzept von Professorin Dr. rer. nat. Silke Hertel und für die Umsetzung des Gesetzes zuständigen Gemeinsamen Professorin Dr. sc. hum. Gitta Reuner von der Universität Bundesausschusses (G-BA) hinsichtlich der Überprüfung der Heidelberg. „Doch den Kursus in der Fläche durchzuführen, Leistungen die Problematik, dass bei der abschließenden Be- ist eine große Herausforderung“, resümiert Berlage. Denn wertung nur ein „zureichend“ oder „unzureichend“ ohne die weiten Anfahrtszeiten, die fehlende Kinderbetreuung und jegliche Abstufung zur Verfügung stand. Das habe sich als die lange Dauer der Kurse würden dem Zuspruch der Eltern Nachteil für die bundesweit 71 Häuser erwiesen, denen da- bisher im Wege stehen. durch eine „unzureichende“ Qualität bescheinigt worden sei. Deswegen gehört für Veit eine Weiterentwicklung der Qualitätssicherung im Krankenhaus Qualitätsindikatoren und vor allem eine Differenzierung der Einstufung zu den nächsten Aufgaben des IQTIG: „Schlie- Um planungsrelevante Qualitätsindikatoren auf dem Gebiet ßung ist nicht das Standardziel der Maßnahmen“, betonte der gynäkologischen Operationen, der Geburtshilfe und der Veit. Mammachirurgie drehte sich der Vortrag von Dr. med. Chris- tof Veit, dem Leiter des Instituts für Qualitätssicherung und Die Bewertung aus der Sicht Niedersachsens Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) in Berlin. Er er- läuterte die Ergebnisse für das Jahr 2017, für die seine Ein- Zu den niedersächsischen Ergebnissen aus der Überprüfung richtung Daten von 1084 Krankenhäusern auswertete. Auf durch das IQTIG nahm auf der NPE-Jahresversammlung Pri- die Zusendung der Daten durch die Kliniken im vorigen vatdozent Dr. med. Heiko Franz, Chefarzt der Frauenklinik Frühjahr folgte laut Veit zunächst ein aufwendiges Daten- im Klinikum Braunschweig, Stellung. Als problematisch be- validierungsverfahren, das teilweise zur Neuberechnung der wertete er den Umgang der Presse mit den Ergebnissen, die Bewertungsergebnisse führte. Blieb ein Krankenhaus trotz- aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Dennoch dem statistisch auffällig, erhielt es die Gelegenheit zur Stel- stimmte Franz IQTIG-Leiter Veit zu, dass die Leistungs-Be- lungnahme. Erst dann habe das IQTIG, wie Veit referierte, wertung manch eine Klinik ermuntert habe, den Kritik- Fotos: I. Wünnenberg mithilfe von Fachkommissionen eine abschließende Be- punkten auf den Grund zu gehen. Auch Franz hält die Ent- wertung vorgenommen. wicklung neuer sektorenübergreifender, qualitätsrelevanter Indikatoren für erforderlich: „Unser vorderstes Ziel ist es zu Hintergrund für die Untersuchung ist das Gesetz zur Reform gewährleisten, dass die Kinder gesund und munter zur Welt der Strukturen der Krankenhausversorgung aus dem Jahr kommen.“ ■ Inge Wünnenberg 12 niedersächsisches ärzteblatt
Bezirksstellen Neue Kombinationstherapie für Metastasen auf dem Bauchfell Hildesheim. Rund 50 Gäste nahmen am Neujahrsemp- fang der Bezirksstelle Hil- desheim am 18. Januar teil, um den Vortrag von Professor Dr. med. Pelz vom St. Bern- ward Krankenhaus in Hildes- heim zu hören. Der zuvor am Universitätsklinikum Würzburg tätige Spezialist für Bauchfellmetastasen re- ferierte über ein neues inter- disziplinäres Behandlungs- konzept für gastrointestinale Malignome: die zytoredukti- ve Chirurgie kombiniert mit der hyperthermen intraperi- tonealen Chemoperfusion (HIPEC). Professor Dr. med. Jörg Pelz Bei Diagnosestellung gastrointestinaler Malignome findet PEC-Therapie jedoch mit einem deutlichen Überlebensvor- sich bereits bei fünf bis zehn Prozent der Patienten synchron teil verbunden zu sein. Selbst bei eindeutiger Indikation für eine Peritonealkarzinose, also ein flächiger Befall des Bauch- eine zytoreduktive Therapie und HIPEC sollte der Einsatz der fells (Peritoneums) mit bösartigen Tumorzellen. Auch nach systemischen Chemotherapie als multimodaler Bestandteil einer vollständigen Resektion des Primärtumors erleiden aber in jedem Fall mit einbezogen werden. Der Stellenwert zahlreiche Patienten mit Karzinomen im Bereich des Abdo- der Perfusion wird in Studien gerade überprüft. Es konnte mens metachron ein peritoneales Lokalrezidiv. Die mittlere allerdings in vielen Arbeiten gezeigt werden, dass mit der Überlebenszeit dieser Patienten ist stark eingeschränkt. Der- Tumorresektion alleine bereits ein mittleres Überleben von zeit ist die systemische Chemotherapie das Standardverfah- bis zu 44 Monaten zu erreichen ist. ren in der Behandlung dieser Patienten. Allerdings ist das on- kologische Outcome trotz neuer Zytostatika und der damit Die chirurgische Therapie der Peritonealkarzinose besteht verbundenen längeren mittleren Überlebenszeit nach wie aus zwei wesentlichen Schritten. Zum einen die Resektion vor nicht zufriedenstellend. aller sichtbarer Tumoren (Zytoreduktion), zum anderen die adjuvante Therapie mittels der sogenannten hyperthermen Ein interdisziplinäres Behandlungskonzept stellt eine neue intraperitonealen Chemoperfusion (HIPEC). Bei der Zytore- Basis für eine suffiziente Behandlung des peritoneal metas- duktion wird versucht, mittels chirurgischen Verfahren eine tasierten Malignoms dar. Hierbei steht seitens der Chirurgie klinisch vollständige Tumorresektion zu erlangen. Die Ra- die zytoreduktive Chirurgie (CS) kombiniert mit der hyper- dikalität ist dabei mit entscheidend, wie erfolgsversprechend thermen intraperitonealen Chemoperfusion (HIPEC) im Fo- die Therapie ist. Je geringer die Tumorlast ist, desto eher kann kus. Es konnte gezeigt werden, dass unter dem Einsatz mo- eine vollständige Entfernung der Tumoren erfolgen. derner Chemokombinationsregime in der Behandlung des Kolonkarzinoms potenzielle HIPEC Kandidaten – also ähn- Die operative Therapie beim Pseudomyxoma peritonei und Foto: J. Seiffert lich selektionierte Patienten – im Mittel 30 Monate leben, beim peritonealen Mesotheliom ist die Methode der Wahl wenn diese nur systemisch chemotherapiert wurden. Nach in der Behandlung dieser Erkrankung. Beim Kolonkarzinom heutigem Wissensstand scheint die Zytoreduktion und HI- sowie beim Magenkarzinom muss die Indikation interdis- 3 | 2019 13
Bezirksstellen ziplinär und individuell erfolgen. Nicht sinnvoll ist eine ope- Einschränkung des Tumorwachstums. Allerdings muss diese rative Therapie bei einer Peritonealkarzinose des hepatobil- Methode noch weiter evaluiert werden. liären Ursprungs. Bei Patienten, die nicht für eine HIPEC ge- eignet sind, kann der Chirurg das PIPAC-Verfahren (pressu- rized intraperitoneal aerosol chemotherapy) anbieten. Hier Professor Dr. med. Jörg Pelz wird zunächst über eine minimal-invasive Operation das Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Chemotherapeutikum als Aerosol unter hohem Druck in die Onkologische Chirurgie Bauchhöhle appliziert. Erste Studien zeigen eine deutliche am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim Kurse locken Medizinstudenten in die Region dizinstudenten nehmen die Kursange- bote gern wahr, weil deren Inhalte in der universitären Ausbildung nur am Rande behandelt werden. Zugleich ler- nen die künftigen Ärzte damit Berufs- perspektiven außerhalb der Universi- tätsstandorte kennen. Dr. med. Andreas Klose, Vorsitzender der KVN-Bezirksstelle Wilhelmshaven, beklagte in seiner Rede ebenfalls den zunehmenden Mangel an niedergelas- senen Ärzten – vor allem auf dem Land. Umso mehr freute er sich, dass das „Land(Er)Leben“-Projekt bei den Medi- zinstudenten so großen Anklang findet. Klose wies darauf hin, dass es für die jungen Kollegen heutzutage attraktiver Kämpfen für Ärztenachwuchs in der Region (v.l.n.r): Tom Nietiedt, Präsident des Arbeitgeber- sei, in ein Angestelltenverhältnis zu ge- und Wirtschaftsverbandes Jade, die Bürgermeister Uwe Reese (Wilhelmshaven) und Carsten hen, als sich bei der wachsenden Bü- Seyfarth (Nordenham) sowie der niedersächsische Landtagsabgeordnete Holger Ansmann und die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller. Eingeladen zum Neujahrsempfang hatten rokratie und dem nachhaltigen Kosten- der Vorsitzende der KVN-Bezirksstelle Wilhelmshaven Dr. med. Andreas Klose und der druck niederzulassen. Dabei hätten die Vorsitzende der ÄKN-Bezirksstelle Wilhelmshaven Jens Wagenknecht (ganz rechts) auch Krankenkassen Überschüsse in Höhe Landrat Sven Ambrosy (2.v.r.). von 20 Milliarden Euro neben weiteren 170 Millionen Euro, die ins Sport-Spon- Wilhelmshaven. Am Neujahrsempfang der Bezirksstellen soring geflossen seien. „Ärzte-Bashing“, die geplante 24- Wilhelmshaven der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) und stündige Erreichbarkeit der telefonischen Terminservicestel- der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN) nahmen am 27. Ja- len und die Gefahren der Digitalisierung sind dem Medizi- nuar rund 70 Gäste teil. Jens Wagenknecht, Vorsitzender der ner zudem ein Dorn im Auge. ÄKN-Bezirksstelle Wilhelmshaven, begrüßte in seiner Eröff- nungsrede besonders vier Studierende des Fachs Medizin un- Die Wichtigkeit des Projekts „Land(Er)Leben“ gerade für sei- ter den Gästen. Die Studierenden hatten an dem Wochen- ne Region stellte auch der Bürgermeister der Stadt Norden- ende im Rahmen des Projekts „Land(Er)Leben – Medizin ler- ham, Carsten Seyfarth, heraus. Die nördliche Wesermarsch nen und leben von Jade bis Weser“ einen Sonographiekur- sei in den kommenden zwei bis drei Jahren im niederge- sus in der Gesundheitsregion JadeWeser besucht. Ziel des lassenen Bereich akut betroffen von Arztpraxen, die ge- Foto: S. Mandel Projekts ist es, mit guten Ausbildungsangeboten der fünf re- schlossen werden, weil kein Nachfolger gefunden wurde. gionalen Krankenhäuser und der niedergelassenen Ärzte Seyfarth setzt große Hoffnung in die Gesundheitsregion und Nachwuchsmediziner für die Region zu gewinnen. Die Me- weiß, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen. 14 niedersächsisches ärzteblatt
Bezirksstellen Sven Ambrosy, Landrat des Landkreises Friesland, glaubt, die Medizinerinnen und Mediziner auf dem Weg in die Nie- Region JadeWeser brauche sich nicht vor den Metropolre- derlassung besser zu unterstützen, damit sich wieder mehr gionen zu verstecken. Er als Hannoveraner habe sich ganz für die eigene Praxis – gerade auch im ländlichen Raum – bewusst für das Leben in der boomenden, sich erholenden entscheiden: „Die Rahmenbedingungen, die junge Leute for- Region entschieden und es nicht einen Tag bereut. In seiner dern – wie ausreichend Kita-Plätze, gut ausgebaute Infra- Rede machte sich Ambrosy auch stark für den Studiengang struktur und den Breitbandausbau – können wir bieten, und der Hebammen an der Jadehochschule in Wilhelmshaven. das müssen wir bekannt machen“, sagte Möller. Denn es sei Es sei wichtig, so einen Studiengang nicht in der nächsten nicht hinnehmbar, dass nur noch jeder Dritte eine Haus- Großstadt, sondern im ländlichen Raum anzusiedeln – ge- arztpraxis finde oder Termine beim Facharzt mit mehr als ei- nau da, wo es die Probleme gebe. nem Jahr Vorlaufzeit gebucht werden müssten. Deswegen be- grüßte sie ausdrücklich die positive Entwicklung an der Eu- Die Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (SPD) machte ropean Medical School Oldenburg-Groningen (EMS), wo die ebenfalls deutlich, dass auf dem Gebiet der Gesundheits- Zahl der Studienplätze Schritt für Schritt von 40 auf 200 aus- versorgung im ländlichen Raum viel getan werden müsse. gebaut werden soll. Damit die Menschen auch zukünftig wohnortnah versorgt werden können, sprach sie sich für den Erhalt der fünf re- Martina Schröder gionalen Krankenhäuser aus. Außerdem forderte sie, junge Bezirksstelle Wilhelmshaven Examensfeier für den ersten Jahrgang Oldenburg. Die ersten vier Absolven- tinnen und Absolventen des Modell- studiengangs Humanmedizin der „Eu- ropean Medical School Oldenburg- Groningen“ (EMS) sind jetzt in einer Feierstunde entlassen worden. Der Stu- diengang war 2012 gestartet und legt viel Wert auf Praxisnähe: Schon früh hospitieren die Studierenden zum Bei- spiel in Hausarztpraxen. „Neben den persönlichen Erfolgen unserer Absol- venten feiern wir heute auch einen Er- folg unserer noch jungen Medizini- Foto: Universität Oldenburg schen Fakultät“, sagte Professor Dr. Meinhard Simon, Vizepräsident für For- schung und Transfer der Universität Ol- denburg in seiner Festrede. Obwohl es zu den Zielen des Studiengangs unter anderem gehört, Ärzte für die Region An der Feierstunde der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität auszubilden, steht noch nicht fest, ob Oldenburg nahmen (v.l.n.r.) Professor Dr. Reto Weiler, Dr. Gerd Pommer, Dr. Andreas Schön- feld, Johannes Grone (Absolvent Humanmedizin), Professor Dr. Christoph Herrmann, Nadine sich Friederike Lohne, Kathrin Treet- Jacobsen, Honorarprofessor. Dr. Werner Brinker, Marcel Thier (Absolvent Humanmedizin), Pro- zen, Johannes Grone und Marcel Thier fessor Dr. Hans Gerd Nothwang, Professor Dr. Simon Doclo, Professor Dr. Erik Boddeke, Frie- letztendlich wirklich im Nordwesten derike Lohne (Absolventin Humanmedizin), Professor Dr. Dr. Klaus Peter Kohse und Professor niederlassen werden. ■ wbg Dr. Meinhard Simon teil. 3 | 2019 15
Recht Die Hautschäden durch die Manschette am Oberarm hätten verhindert werden müssen Von Fall zu Fall: Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Kasuistik die möglicherweise weitere Operationen zur Folge haben könnten. Es war die Behandlung eines 6-jährigen Jungen zu prüfen, der sich eine dislozierte distale Unterarmfraktur rechts zu- Stellungnahme der Klinik für Unfall-, gezogen hatte. Nach der stationären Aufnahme des Jungen Orthopädische und Handchirurgie hatte man nach röntgenologischer Sicherung der Diagnose die Indikation zur operativen Therapie der Fraktur gestellt. Zu dem Vorwurf fehlerhaften Handelns wird seitens des in Die Operation wurde noch am Unfalltag vorgenommen – Anspruch genommenen Krankenhauses argumentiert, dass Reposition der dislozierten Fraktur und Retention mit Plat- die Operation der dislozierten Fraktur indiziert gewesen sei. te und Draht. Die Manschette für die Blutsperre sei korrekt mit einem Druck von 200 mmHg gefüllt worden und vorab fachgerecht Für die Operation war eine pneumatische Blutsperre am gepolstert worden (Watteumwicklung, Krepp-Papier, was- Oberarm des Patienten angelegt worden. Seitens der Klinik serdichtes Tape). Die Hautschädigung sei als „schicksalhaft wurde im Schlichtungsverfahren angegeben, dass die Ober- entstanden“ zu betrachten. armblutsperre mit einem Druck von 200 mmHg gefüllt wor- den sei. Die Anlage der Manschette sei korrekt erfolgt: mit Bewertung der Haftungsfrage einer Watteumwicklung innen und mit einer dem Umfang des Oberarms entsprechenden Manschette. Danach sei die Der 6-jährige Junge hatte sich eine dislozierte distale Un- Sperre mit Krepp-Papier und wasserdichtem Tape umwickelt terarmfraktur zugezogen. Die Indikation zur operativen The- worden. Es fand sich dazu keine zeitnahe Dokumentation rapie der Fraktur ist nicht in Zweifel zu ziehen. Der Eingriff in der Krankenakte. wurde noch am Unfalltag vorgenommen. Reposition und die osteosynthetische Versorgung der Verletzung erfolgten zeit- Postoperativ hatte man im Bereich der Haut, die mit der Man- und fachgerecht. Die Fraktur heilte folgenlos aus. schette in Berührung gekommen war, Hautveränderungen in Form von Rötungen und faltenartigen Blasenbildungen ge- Für die Operation war dem kindertraumatologischen Stan- funden. Diese wurden als „semizirkulärer Quetschschaden“ dard entsprechend eine pneumatische Blutsperre angelegt bezeichnet und dokumentiert. worden. Voraussetzung für eine fachgerechte Verwendung einer pneumatischen Blutsperre ist die korrekte Anlage der- Die Metalle waren nach drei Monaten entfernt worden. Die selben: Dazu zählen eine Polsterung, die glatte Manschet- Hautveränderungen im Bereich der Blutsperre hatten jedoch tenlage ohne Faltenbildung, eine dem Armumfang adaptierte zu Epitheldefekten in dem Bereich geführt, auf dem die Man- Wahl der Manschettenlänge, eine der Oberarmlänge ent- schette angelegt worden war. Die Hautverletzung musste 4,5 sprechende Manschettenbreite sowie die äußere Abdichtung Monate lang ärztlich behandelt werden (unter anderem zur Vermeidung von Hautschädigungen durch Desinfekti- Wundsäuberungen, Nekroseabtragungen, wechselnde Sal- onsmittel und ferner ein patientenadaptierter Manschetten- benverbände). Die Hautverletzung heilte mit der Ausbildung druck. Für Kinder im Alter von 6 Jahren gilt ein maximaler von Narbengewebe. Manschettendruck von 150 mmHg als Standard, 200 mmHg als obere Grenze, wobei der Standard individuell zu be- Beanstandung der ärztlichen Maßnahmen stimmen ist und die wissenschaftliche Literatur nicht ein- heitlich ist. Zu beachten ist auch der Zeitraum der Dauer der Die Eltern des Kinds gehen von einem fehlerhaften Anlegen Anlage der Manschette, der maximal 1,5 bis 2 Stunden be- beziehungsweise einer fehlerhaften Füllung der Blutsperren- tragen soll. Manschette am Tag der Operation aus. Sie dokumentierten den Verlauf der Hautveränderungen mit selbst angefertigten Im konkreten Fall ist ein kausaler Zusammenhang zwischen Fotografien. Sie beklagen außerdem die Narbenbildungen, der Anlage der pneumatischen Blutsperre für die Operation 16 niedersächsisches ärzteblatt
Recht der Unterarmfraktur und den nachfolgend langzeitig zu be- Fazit handelnden Hautschädigungen im Bereich der Oberarm- Manschette unstrittig. Es stellt sich nun die Frage, ob es zu Es kam zu Hautschäden am Oberarm im Manschettenbe- der Schädigung aufgrund eines Behandlungsfehlers gekom- reich, die über einen Zeitraum von 4,5 Monaten behandelt men ist. werden mussten. Für den Jungen waren sie mit Schmerzen und Einschränkungen verbunden. Es könnten eventuell Es liegt ein Fall des sogenannten voll beherrschbaren Risi- noch operative Korrekturen im Bereich der Narben im Man- kos vor. Die Schädigung erfolgte in einem Bereich, dessen schettenbereich am Oberarm des Jungen erforderlich sein. Gefahren medizinisch voll beherrscht werden können und müssen. Die standardgerechte Ausführung der oben darge- Professor Dr. med. Otto-Andreas Festge stellten Maßnahmen gewährleistet dies. Ärztliches Mitglied der Schlichtungsstelle für Arzthaft- pflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern Auch war es für den Patienten intraoperativ nicht möglich, sich gegen die Gefahren der Manschette selbst zu schützen. Christine Wohlers Der Schaden entstand nicht in der „Risikosphäre“ des Pa- Rechtsanwältin der Schlichtungsstelle für Arzthaft- tienten, sondern in der des Arztes. Daher besteht eine Feh- pflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern lervermutung zu Lasten der Arztseite. Um sich von dieser Fehlervermutung zu entlasten, hätte von der Arztseite be- Professor Dr. med. Walter Schaffartzik wiesen werden müssen, dass der Schaden trotz standardge- Vorsitzender der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflicht- rechter Anlage aufgetreten ist. Dieser Beweis wurde nicht fragen der norddeutschen Ärztekammern erbracht. Anzeige Unsere Kompetenz für Ihren Erfolg: Ausgezeichnete Steuerberatung für Ärzte! Erfolgreich seit über 80 Jahren r Unse Sie: r ce f ü Ser vi r o s t e nlo se Ein k at ion s- BUST Hauptniederlassung Hannover: m Inf or min Seelhorststraße 9, 30 175 Hannover Ter Telefon: 0511 280 70 - 0 E-Mail: hannover@BUST.de www.BUST.de 3 | 2019 17
Patientensicherheit Sicherheitskultur auf allen Ebenen 14. Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) Anfang Mai in Berlin / Das neue „Weißbuch Patientensicherheit“ liegt vor Patientensicherheit werde heutzutage beinahe ausschließ- lich aus der Sicht von Einrichtungen betrachtet. Dieser Auf- fassung ist Professor Dr. med. Matthias Schrappe, der im vo- rigen Herbst das „Weißbuch Patientensicherheit“ vorgelegt hat. Der Facharzt für Innere Medizin und ehemalige Vorsit- zende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) thematisiert schon seit Jahren den Umgang mit Behand- lungsfehlern. Eine der zentralen Botschaften des „Weißbu- ches“ lautet: Patientensicherheit ergebe sich nicht von allein, sondern sollte als erstrebenswertes Ziel des eigenen Tuns und der eigenen Einrichtung erkannt und mit allen Mitteln ver- folgt werden. Denn bisher verliefen etwa 90 bis 95 Prozent der Krankenhausbehandlungen in Deutschland ohne Zwi- schenfälle. Doch bei fünf bis zehn Prozent im Jahr träten „un- erwünschte Ereignisse“ von Druckgeschwüren über Fehldi- shops, Präsentationen und einer Qualitätsarena die Mög- agnosen bis hin zu schweren Infektionen auf. Davon wäre lichkeit, offene Fragen zu diskutieren. ein Großteil aber vermeidbar. Der deutsche Preis für Patientensicherheit Das neue „Weißbuch Patientensicherheit“ Außerdem wird am Abend des 9. Mai im Rahmen einer Fest- Eine der Forderungen, die Schrappe im Weißbuch aufstellt, veranstaltung der Deutsche Preis für Patientensicherheit ist die nach Verantwortlichen für Patientensicherheit in al- 2019 verliehen. Auch in diesem Jahr werden wieder zu- len Organisationen des Gesundheitswesens. Nicht, weil ei- kunftsweisende Best-Practice-Projekte und praxisrelevante ne weitere bedeutungslose Funktionsbezeichnung geschaf- Forschungsarbeiten zum Thema Patientensicherheit und Ri- fen werden solle, sondern weil es darum gehe, Ansatzpunkte sikomanagement prämiert. zu finden, wie Patientensicherheit – beziehungsweise eine Sicherheitskultur – tatsächlich auf allen Ebenen in den Or- Nähere Informationen zur Tagung und die Möglichkeit für ganisationen Einzug halten kann. eine Anmeldung finden Sie unter: www.aps-jahrestagung.de. Zur Umsetzung bedarf es allerdings des kontinuierlichen En- Lena Strodtmann, M.A. gagements aller Beteiligten und genau davon handelt die 14. Patientensicherheit, ZQ Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit ge- hen. Unter der Überschrift „Sicherheitskultur auf allen Ebe- & Literatur nen“ werden Beispiele, Ansätze und Vorschläge für die kon- Schrappe, M. (2018): APS-Weißbuch Patientensicher- krete Umsetzung von Sicherheitskultur vorgestellt und ge- heit. Sicherheit in der Gesundheitsversorgung: neu den- sammelt. Dabei geht es unter anderem um Patientensicher- ken, gezielt verbessern. MWV Medizinisch Wissen- heit als Teil der Führungsverantwortung, um praktische An- schaftliche Verlagsgesellschaft Berlin. wendungen von sicherheitsrelevanten Maßnahmen durch Das komplette Buch ist ebenfalls kostenfrei auf der die Mitarbeitenden, Patientensicherheit als Lernziel in der Homepage des APS abrufbar: Foto: APS Ausbildung und Unterstützungsmöglichkeiten für Patientin- a www.aps-ev.de/aps-weissbuch/. nen und Patienten. So erhalten die Teilnehmenden in Work- 18 niedersächsisches ärzteblatt
Amtlich Satzung zur 1. Änderung der Prüfungsordnung zur Durchführung der Abschlussprüfung im Ausbildungsberuf der Medizinischen Fachange- stellten und des Medizinischen Fachangestellten Artikel 1 Artikel 2 Inkrafttreten Erste Änderung der Prüfungsordnung zur Durchführung der Abschluss- Artikel 1 tritt am 1. Januar 2019 in Kraft. prüfung im Ausbildungsberuf der Medizinischen Fachangestellten und des Das niedersächsische Kultusministerium hat mit Schreiben vom 23.01.2019 Medizinischen Fachangestellten - AZ: 45.2-87142/10/1- die Genehmigung für diese Änderung der Prü- fungsordnung für die Durchführung der Abschlussprüfung im Ausbildungs- Die Prüfungsordnung zur Durchführung der Abschlussprüfung im Ausbil- beruf der Medizinischen Fachangestellten und des Medizinischen Fachan- dungsberuf der Medizinischen Fachangestellten und des Medizinischen gestellten erteilt. Fachangestellten in der Fassung der Neubekanntmachung vom 1. Juni 2018 wird wie folgt geändert: § 10 Abs. 4 wird wie folgt geändert: a) Unter lit. a) aa) werden die Wörter „der Kammer nicht bereits vorliegt“ durch die Wörter „bei einer anderen Landesärztekammer abgelegt wurde“ ersetzt. b) Unter lit. b) aa) wird der zweite Spiegelstrich gestrichen. Hinweis zum Widerrufsrecht zur Melderegister- auskunft im Zusammenhang mit Wahlen zur Kammerversammlung und zu den Bezirksstellen Nach § 7a der Meldeordnung darf die Ärztekammer Wahlbewerberinnen oder Die Meldeordnung sieht vor, dass Sie das Recht haben, der Weitergabe Ih- Wahlbewerbern für die Wahlen zur Kammerversammlung oder zu den Be- rer Daten zu widersprechen. zirksstellenvorständen im Zeitraum zwischen der Auslegung des Wähler- verzeichnisses und dem Ende der Wahlzeit Auskunft aus dem Melderegister Möchten Sie hiervon Gebrauch machen, wenden Sie sich bitte an: über die Vor- und Familiennamen, Akademische Grade sowie die Anschrif- E-Mail: meldewesen@aekn.de ten, Telefaxnummern sowie E-Mail-Adressen von wahlberechtigten Kam- oder rufen Sie uns an unter mermitgliedern geben. Die Empfängerin oder der Empfänger hat die Daten Tel.: 0511/380-2592. spätestens einen Monat nach der Wahl zu löschen. 3 | 2019 19
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