Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...

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Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH   1 | 2020

Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ!
Darum braucht es gedruckte Medien

                                                            1
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
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                                  in einer neuen                                           Dimension

ANYCUBIC i3 Mega-S Ultrabase 3D Drucker Bausatz
(Neue Version)
Der i3 Mega ist ein moderner 3D Drucker-Bausatz mit einer hervorragenden
Haftung beim Drucken (Ultrabase) und einer benutzerfreundlichen Menüführung
durch 3,5“ TFT Touch-Display. Der Bausatz ist in kürzester Zeit einfach zu montieren
und das mit nur 8 Schrauben. Ein weiteres besonderes Merkmal ist der robuste
Metallrahmen und die damit gegebene Stabilität, sowie schnellere und präzisere
Drucke innerhalb von Mikrometern. Der Bausatz bietet eine neue MEGA-S-
Unterstützung für TPU / PETG-Filamente, sogenannte flexible Filamente.
Integriert ist eine Filament-Erkennung mit einer automatischen Druckpause, wenn
das Filament abläuft. Mit nur einem Klick wird der Faden wieder aufgenommen.
Im Falle eines Stromausfalls beim Drucken, nimmt der ANYCUBIC i3 Mega-S
Ultrabase automatisch seine Arbeit wieder auf. Der hochwertige Qualitäts-Extruder
ist noch kraftvoller, genauer und kompatibel mit Kurzstrecken- und
Remote-Extrudern.
Die aktualisierte 2,2-mm-Teflon-Röhre bietet eine starke Extrusion.
324968                                                                    490,90
Technische Daten:
Leistung:                       100 - 240 V AC
Frequenz:                       50 / 60 Hz
Stromstärke:                    1,5 A
Drucktechnologie:               FDM (Fused Deposition Modeling)
Schichtauflösung:               0,05 - 0,3 mm
Positioniergenauigkeit:         X / Y 0,01 mm Z 0,002 mm
Druckgeschwindigkeit:           20 ~ 100 mm/s (empfohlene
                                Geschwindigkeit 60%)
Fahrgeschwindigkeit:            150 mm/s
Düsendurchmesser:               ab 0,4 mm                                                      weitere Infos finden Sie unter www.opitec.ch
Extruder Menge:                 1
Größe Druckbereich:             210 x 210 x 205 mm
Drucker Abmessungen:            405 x 410 x 453 mm                                              arktisweiß
Unterstützung Druckmaterialien: 1,75-mm-Filament-PLA, ABS, HIPS,
                                Holz und andere flexible Filamente wie TPU
                                                                                                818823                                   je   27,95
Gewicht:                        11 kg

PLA-Filament
Durchmesser PLA: 1,75 mm, Drucktemperatur: 180 - 230 °C,
1 kg-Spule = ca. 370 m Filament, 1 Stück                                                                                                 dunkelgrau
pro Farbe                                                                    27,95            pazifikblau
                                                                                                                                         818845
                                                                                              818834

 www.opitec.ch
                                                                                       OPITEC (Schweiz) AG - H. Pestalozzistrasse 1 - 1700 Freiburg
                                                                                                                                                      V202_03_SD

                                                                                       Tel.: 026 488 38 39 - Fax 026 488 38 38
                                                                                       E-Mail: info.ch@opitec.com - Internet: www.opitec.ch
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
1 | 2020
EDITORIAL

                                                      Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ausgabe 1 | 2020 | 7. Januar 2020                     Von wegen Januarloch ... Nach der Feier ist vor der Feier oder – wie jetzt –
Zeitschrift des LCH, 164. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                      inmitten der Feier! Weihnachten liegt hinter Ihnen, auf das neue Jahr haben
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich             Sie angestossen und jetzt dürfen Sie gleich nochmals feiern – und zwar mit
                                                      uns! BILDUNG SCHWEIZ feiert 2020 seinen 20. Geburtstag. Das ist für ein
Impressum
                                                      gedrucktes Fachmagazin ein würdiges Alter. Die Zeiten, in denen BILDUNG
                                                      SCHWEIZ gross geworden ist, waren anfänglich zwar golden, später aber
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer                    alles andere als ein Sonntagsspaziergang. Der Weg wurde steil und erforderte
Schweiz LCH                                           Kraft, Durchhaltewillen und positive Energie.
• Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin
• Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen      Im Zuge der Digitalisierung entwickelten sich neue digitale Medienformate
  Arbeitsstelle LCH
                                                      und noch schnellere Kommunikationskanäle für die breite Bevölkerung.
Zentralsekretariat und Redaktion                      Publizieren ist nicht mehr nur den Journalistinnen, Verlegern und Medien-
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
                                                      häusern vorbehalten. Informationen sind rund um die Uhr und oft auch
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                         gratis verfügbar. Entsprechend sind die Werbe- und Auflagezahlen von
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
                                                      Printmedien stark eingebrochen. Werbung verlagert sich zum grossen Teil
Fr bis 16 Uhr                                         in den digitalen Bereich. «Die Party ist schon längst vorbei. Das alte Busi-
                                                      ness-Modell ist zerschlagen, ein neues nicht in Sicht», stellt Diego Yanez,
Redaktion
• Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin             Direktor der Schweizer Journalistenschule MAZ, vor diesem Hintergrund in
• Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online    seinem Beitrag ab Seite 48 daher zu Recht fest.
• Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online
• Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),   Trübsal wollen wir dennoch nicht blasen. Wir möchten feiern, die Party soll
Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz
(Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa     steigen, denn BILDUNG SCHWEIZ lebt! Wir blicken in der vorliegenden
Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul-    Jubiläumsnummer auf zwanzig spannende Jahre zurück, lassen die Etappen
recht)
                                                      von BILDUNG SCHWEIZ Revue passieren, präsentieren die Ergebnisse der
Abonnemente/Adressen                                  kürzlich durchgeführten Leserumfrage LCH und zeigen Ihnen zudem, wie
Bestellungen/Adressänderungen:
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,                das Heft entsteht und wer aktiv an dessen Realisierung beteiligt ist (ab S. 17).
adressen@LCH.ch                                       Schliesslich laden wir Sie auf Seite 33 ein, am Jubiläums-Wettbewerb teil-
Adressänderungen auch im Internet:
www.bildungschweiz.ch                                 zunehmen. Er lockt mit attraktiven Preisen, machen Sie mit!
Für Aktivmitglieder des LCH ist das
Abonnement im Verbandsbeitrag
(CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen                       In der aktuellen Nummer nutzen wir zudem die Gelegenheit, nicht nur uns
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:                 selbst, sondern die Medienbranche generell und die Arbeit im Journalismus
Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50
Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl.             im Besonderen ins Zentrum zu rücken. Denn professionelle Journalistinnen
CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.)               und Journalisten leisten eine wichtige Arbeit: Sie bilden und ermöglichen
Dienstleistungen                                      Meinungsbildung. Eine Demokratie wie die unsere braucht Journalistinnen
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat       und Journalisten, die intensiv recherchieren und Ereignisse wie Sachverhalte
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                      klar, sachlich und neutral wiedergeben. Das ermöglicht es den Leserinnen
                                                      und Lesern, sich eine Meinung zu bilden. Ist dieser Journalismus tot, ist es
Inserate/Druck                                        bald auch mit der Demokratie vorbei. Lassen Sie sich daher nicht entgehen,
Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien,
Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                was namhafte Medienexpertinnen und -experten zu den Entwicklungen in
martin.traber@fachmedien.ch                           der Branche sagen (ab S. 45).
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch
Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:                     Im Namen der gesamten Redaktion
42 722 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)
                                                      wünsche ich Ihnen viel Erfolg für
                                                      2020, viel Vergnügen beim Eintau-
                                                      chen in diese besondere Ausgabe
                                                      und danke Ihnen für Ihre Treue!

                                                      Belinda Meier
                                                      Leitende Redaktorin
                                                                                               Das Redaktionsteam, bestehend aus Belinda Meier, Anna
                                                                                               Walser, Deborah Conversano und Maximiliano Wepfer (v.l.),
                                                                                               feiert 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ. Foto: Eleni Kougionis
                                                                                                                                                       3
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
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                                                                                          INHALT

                              12   Eine nationale Tagung
                              vernetzte für den
                              Sprachaustausch.

                                                      17    20 Jahre BILDUNG
                                                      SCHWEIZ! Die Redaktion
                                                      blickt zurück, unter
                                                      anderem mit der aktuellen
                                                      und ehemaligen
                                                      Redaktionsleitung.

                                                                  39   Digitale Bil-
                                                                  dung beschäftigt
                                                                  Lehrpersonen
                                                                  damals wie heute.

                                        25    Viele Personen tragen dazu bei,
                                        dass BILDUNG SCHWEIZ jeden Monat
                                        pünktlich im Briefkasten landet.

    interviewen

                  58    Die ewige Jugend ist
                  ein uralter Traum der
                  Menschheit. Das Berner
                  Generationenhaus macht
                  ihn zum Thema.                      Fotos und Grafiken auf diesen Seiten:
                                                      Claudia Baumberger, Eleni Kougionis,
                                                      Roger Arletti, iStock/anilyanik, zVg

                                                      Titelbild: Happy Birthday BILDUNG
                                                      SCHWEIZ! Foto: iStock/kamisoka

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1 | 2020
INHALT

                                            AKTUELL | PISA 2018 | ZUM NEUEN JAHR

                                          6 Viele Lehrpersonen bleiben ihrem Beruf treu
                                          7 Höhere Löhne an Berner Primarschulen
                                          8 PISA ist mehr als ein Schultest
                                         10 Der Graben wird wieder tiefer
                                         11 «Unsere Frühförderung hinkt hinterher»
                                         12 Austausch über die Sprachgrenzen
                                         14 Under Pressure

                                            20 JAHRE BILDUNG SCHWEIZ

                                         17 20 Jahre – was war, was ist und hoffentlich sein wird
                                         22 Mit Herz und Verstand
                                         23 Klare Konturen in der Bildungslandschaft
                                         24 Eine Ode an eine charmante 50-Jährige
                                         25 Vorhang auf für die Macherinnen und Macher
                                         30 Von himmelsnahen Reaktionen, Plastikfolien und Werbekuchen
                                         33 In Szene gesetzt
                                         34 Leserumfrage LCH: Gute Noten für BILDUNG SCHWEIZ
                                         39 Die Sorgen bleiben dieselben

                                            JOURNALISMUS

                                         45 «Es herrscht ein hohes Vertrauen gegenüber der Fachpresse»
                                         48 Journalismus unter grossem Druck
                                         50 Journalismus im digitalen Aufbruch
                                         52 Die Debatte befeuern
                                         54 Wer wird denn morgen noch eine Zeitung lesen?

                                            RUBRIKEN

                                         57 BILDUNGSNETZ
                                         59 SCHULRECHT
                                         66 BILDUNGSMARKT
                                         67 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst
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                                                                                                 Groups AG . Spitzackerstrasse 19
                                                                                                 CH-4410 Liestal . +41 (0)61 926 60 00

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                                                                                                                                         5
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
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Viele Lehrpersonen bleiben
ihrem Beruf treu
Ein grosser Teil des Abschlussjahrgangs 2012 der Pädagogischen
Hochschulen verbleibt im Lehrberuf, vor allem die Kindergarten- und
Primarlehrpersonen. Dies hat die Hochschulabsolventenbefragung
des Bundesamts für Statistik ergeben.

Alle zwei Jahre führt das        noch in einem weiteren Feld
Bundesamt für Statistik          die höchsten Werte auf:
(BFS) eine Hochschulabsol-       90 Prozent von ihnen sind
ventenbefragung (EHA)            zufrieden mit der Überein-
durch. Die Resultate des         stimmung zwischen Ausbil-
Abschlussjahrgangs 2012 der      dung und Lehrtätigkeit. In der
Pädagogischen Hochschulen        Sekundarstufe I trifft dies auf
(PH) zeigen: Die Mehrheit der    82 Prozent zu, in der Sekun-
Absolventinnen und Absol-        darstufe II auf 76 Prozent.
venten ist nach wie vor im       Insgesamt zeigt sich: Neu
Lehrberuf tätig. Von allen PH-   diplomierte Lehrpersonen
Abgängerinnen und -Abgän-        sind zufriedener mit der
gern arbeiten diejenigen der     Übereinstimmung zwischen
Fachrichtung Vorschul- und       Ausbildung und Lehrtätig-
Primarstufe fünf Jahre nach      keit, wenn sie auf der Stufe
Abschluss mit 93 Prozent am      unterrichten, für die sie auch
häufigsten im Lehrberuf und      ausgebildet wurden (90 Pro-
gar mit 97 Prozent am häu-       zent), als wenn sie auf einer
figsten auf ihrer Schulstufe.    anderen Stufe unterrichten        Lehrpersonen sind zufriedener, wenn sie auf der Stufe unterrichten, für die
Auf der Sekundarstufe I          (70 Prozent). Als neu diplo-      sie auch ausgebildet wurden. Foto: iStock/skynesher
unterrichten 89 Prozent nach     mierte Lehrpersonen werden
fünf Jahren, davon 84 Prozent    nur die Absolventinnen und
auf ihrer Stufe. Auf der         Absolventen bezeichnet, die       nur in geringem Masse                    Weiter im Netz
Sekundarstufe II sind nach       tatsächlich im Lehrberuf          zufrieden sind. Es gibt keine            www.bfs.admin.ch > Aktuell >
fünf Jahren 77 Prozent der       erwerbstätig sind.                signifikanten Unterschiede               Neue Veröffentlichungen >
Absolventinnen und Absol-                                          zwischen den verschiedenen               25.11.2019: Berufliche Situa-
venten im Lehrberuf tätig,       Relative Mehrheit zufrieden       Fachrichtungen. Darüber hin-             tion von Absolventinnen und
davon 88 Prozent an einer        mit Einkommen                     aus halten 90 Prozent der                Absolventen der Lehrkräf-
Mittelschule.                    Von diesen Lehrerinnen und        neu diplomierten Lehrperso-              teausbildung im Jahr 2012
                                 Lehrern geben 60 Prozent an,      nen, die mit ihrem Einkom-
Tätigkeit auf der eigenen        mit ihrem Erwerbseinkom-          men sehr zufrieden sind, die-
Stufe ist befriedigender         men sehr zufrieden zu sein,       ses auch für angemessen in
Die Kindergarten- und            während 25 Prozent in mitt-       Bezug auf ihre Ausbildung.
Primarlehrpersonen weisen        lerem Masse und 15 Prozent        (dc/mw)

MOBILITÄTSPROGRAMM               rinnen-und Lehrerbildung in       Landes bereits bei den                   ihr Interesse an einer Teil-
                                 der Schweiz während ihrer         Jüngsten zu fördern, sind die            nahme angemeldet. Die
Sprachaustausch                  Ausbildung ein Praktikum in       Lehrerinnen und Lehrer der               Praktika für angehende Lehr-
für Lehrpersonen                 einer anderen Sprachregion        Zukunft wunderbare Multi-                personen werden von den
                                 des Landes absolvieren. Im        plikatoren. Zudem will das               Institutionen der Lehrerin-
Nach einem erfolgreichen         fremdsprachigen Klassen-          Austauschprogramm die                    nen- und Lehrerbildung orga-
Programmstart lanciert           zimmer sollen die künftigen       Kooperation in der Lehrerin-             nisiert. Interessierte Studie-
Movetia, die nationale Fach-     Lehrerinnen und Lehrer,           nen- und Lehrerbildung über              rende können sich direkt an
agentur für Austausch und        nebst der Stärkung ihrer          die Sprachgrenzen hinweg                 ihre Ausbildungsinstitution
Mobilität, bereits die zweite    sprachlichen Kompetenzen,         fördern und die nationalen               wenden. (pd)
Antragsrunde des Nationalen      wertvolle Berufserfahrung in      Rahmenbedingungen verein-
Lehrpersonenaustauschs.          einem anderen kulturellen         heitlichen. Zu diesem Zweck
Die Mobilität in der Lehrerin-   Umfeld sammeln. Davon pro-        soll die Zusammenarbeit                  Weiter im Netz
nen- und Lehrerbildung ist       fitieren nicht nur die Studie-    zwischen den betroffenen                 www.movetia.ch > Programme
eine Priorität der nächsten      renden, sondern auch die          Institutionen, aber auch zwi-            > Nationaler Lehrpersonen-
Kulturbotschaft 2021–2024        Gastlehrperson und die            schen den kantonalen Stel-               austausch
des Bundes; sie soll dort        betroffene Klasse sprachlich      len intensiviert und besser
auch einen höheren Stellen-      und kulturell.                    koordiniert werden.
wert erhalten. Ziel des neuen
Pilotprogramms für angehen-      Um das Interesse an und das       Für die bevorstehende
de Lehrpersonen ist es, dass     Verständnis für andere Spra-      Antragsrunde haben bereits
alle Studierenden der Lehre-     chen und Kulturen unseres         mehrere neue Institutionen

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Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
1 | 2020
AKTUELL

Höhere Löhne an
Berner Primarschulen
Ab August 2020 erhalten Kindergarten-, Primar- und Musikschullehrpersonen
im Kanton Bern mehr Lohn. Der Grosse Rat genehmigte das Budget 2020, das
die Erhöhung der Gehaltsklasse von Primarlehrpersonen von 6 auf 7 enthält.
Der Berufsverband Bildung Bern freut sich über diese wichtige Massnahme.

Nach dem Regierungsrat           umgesetzt, was seit Jahren        jetzt auch den Lehrpersonen       WAS, WANN, WO
bestätigte der Grosse Rat des    ein Thema ist und mit vielen      zugutekommt.
Kantons Bern Anfang Dezem-       stichhaltigen Argumenten,
ber 2019 die Gehaltsklassen-     zum Beispiel dem interkan-        Harter Einsatz trägt Früchte      Robotikkurse
korrektur für Lehrerinnen und    tonalen Lohnvergleich,            Möglich wird die Lohnkorrek-      Die World Robot Olympiad
Lehrer. Er sagt definitiv Ja     begründet werden kann. Der        tur dank des hartnäckigen         Schweiz bietet den Ein-
zum Lohnaufstieg von Kin-        Lohnaufstieg trägt klar dazu      Engagements von Bildung           stiegskurs für Lehrpersonen
dergarten-, Primar- und          bei, die Attraktivität des        Bern und vieler Gespräche         auch 2020 an. Im Kurs wer-
Musikschullehrpersonen von       Lehrberufs zu steigern,           mit Politikerinnen und Politi-    den Grundlagen der Robotik
der Gehaltsklasse 6 auf 7.       heisst es weiter in der Mittei-   kern. Die Berner Erziehungs-      vermittelt. Eingeladen sind
Wie der kantonale Berufsver-     lung des Verbands. Immerhin       direktorin Christine Häsler       Lehrpersonen, die an der
band Bildung Bern in seiner      verdienen die Kindergarten-,      hat sich auch mit Nachdruck       Schule Robotik unterrichten
Medienmitteilung vom             Primar- und Musikschullehr-       für die Verbesserung der          möchten, und Coaches mit
3. Dezember 2019 schreibt,       personen ab nächstem Som-         Lohnsituation der Lehrperso-      wenig Erfahrung in LEGO
begrüsst er diesen Schritt in    mer zwischen 200 und 450          nen eingesetzt. Ebenfalls         MINDSTORMS. Die Kurse fin-
die richtige Richtung.           Franken mehr pro Monat.           positiv wertet der Berufsver-     den jeweils von 9 bis 16 Uhr,
                                 Dass die Steuergesetzrevisi-      band die Tatsache, dass am        am Samstag, 11. Januar 2020
Höhere Attraktivität             on abgelehnt wurde, gibt dem      Lohnsummenwachstum von            in der PH Zug, und am Sams-
Ab dem kommenden Schul-          Kanton Bern einen gewissen        1,5 Prozent festgehalten          tag, 18. Januar in der FHNW
jahr 2020/2021 wird nun          finanziellen Spielraum, der       wird. (pd/mw)                     Brugg-Windisch, statt.
                                                                                                     Weitere Informationen:
                                                                                                     www.worldrobotolympiad.ch

SCHULWETTBEWERB                  einer Woche zu beobachten         sen ein Raumluftmessgerät.        Raumluft macht Schule
                                 und zu dokumentieren. Dies        Überdies wird das Siegermo-       Die Teilnehmenden von
Raumluft unter                   geschieht mithilfe des «Luft-     tiv auf T-Shirts für die ganze    «Raumluft macht Schule»
der Riesenlupe                   passes», den Lehrerinnen
                                 und Lehrer für ihre Klasse
                                                                   Klasse gedruckt. (pd/mw)          können die Leitfragen bei
                                                                                                     modernen Schulbauten
Der Schulwettbewerb «Luft-       kostenlos auf der Website                                           behandeln: Warum ist eine
sprung», der bereits in die      www.meineraumluft.ch              BILDUNGSPOLITIK                   gesunde Luft im Klassen-
dritte Runde geht, soll gesun-   anfordern können. Zusätzlich                                        raum so wichtig? Der Anlass
de Raumluft im Klassenzim-       erarbeiten die Lernenden          Forderungen der                   findet am 27. Februar 2020
mer fördern. Er wird von der     einen kreativen Beitrag: Sie
                                 müssen sich vorstellen, was
                                                                   Studierenden                      im Primarschulzentrum
Plattform MeineRaumluft.ch                                                                           Elisabetha Hess in Weinfel-
mit Unterstützung von meh-       sie alles sehen würden, wenn      Der Verband der Schweizer         den statt. Er richtet sich an
reren Partnern durchgeführt,     sie die Raumluft durch eine       Studierendenschaften (VSS)        Vertreterinnen und Vertreter
darunter der Dachverband         riesige Lupe oder ein speziel-    verlangt von der Politik mehr     von Schulen und Behörden.
Lehrerinnen und Lehrer           les Mikroskop vergrössert         Anstrengungen in der Hoch-        Weitere Informationen:
Schweiz LCH. Ziel des Wett-      betrachten. Dies können           schullandschaft. So wollen        www.meineraumluft.ch >
bewerbs ist es, dass die         Bakterien, die wie stachelige     sie mehr Chancengerechtig-        Suchbegriff «Raumluft
Schülerinnen und Schüler         Kugelfische aussehen, honig-      keit, Mitspracherecht und         macht Schule»
auf mögliche Schadstoffe in      süsse Blütenpollen oder           Nachhaltigkeit, aber auch
der Raumluft achten, um die-     Feinstaubmonster sein. Den        internationale Mobilität und
se abzulüften. Zudem sollen      Beitrag können sie als Zeich-     angemessene Bildungsinves-        Gender-Gesprächsreihe
sie den positiven Einfluss von   nung im Luftpass eintragen        titionen. Dies schreibt der VSS   Die PH FHNW stellt an der
frischer Raumluft auf die        oder separat auch                 in seiner Medienmitteilung        Veranstaltung «Geschlechter-
Konzentrations- und Leis-        modellieren.                      vom 3. Dezember 2019. Die         ungleichheit, Demokratie und
tungsfähigkeit sowie auf das                                       Delegierten des VSS haben an      die Rolle der Schule» im
Stressverhalten erkennen         Einsendeschluss für den           ihrer Versammung einer Reso-      Rahmen ihrer Gesprächs-
und sich mit Lösungsansät-       Wettbewerb ist der 9. April       lution zugestimmt, die auf        reihe zu Genderfragen aktu-
zen für gute Raumluft            2020. Zur Teilnahme sind alle     www.vss-unes.ch herunterge-       elle Forschungsergebnisse
auseinandersetzen.               Schülerinnen und Schüler          laden werden kann. Darin          und praktische Herausfor-
                                 aller Stufen zugelassen. Die      wurden für das neu gewählte       derungen im Alltag zur
Für die Teilnahme am Wett-       Jury ermittelt die fünf besten    Parlament Ratschläge ausge-       Debatte. Der Anlass findet
bewerb sind Schülerinnen         und originellsten Beiträge,       arbeitet, wie sich dieses für     am 10. März 2020 im Kultur-
und Schüler eingeladen, das      pro Schulklasse kann jedoch       eine gerechte und bildungs-       und Kongresshaus Aarau
Lüftungsverhalten zu Hause       nur ein Beitrag gewinnen. Als     orientierte Schweiz einsetzen     statt. Weitere Informationen:
und in der Schule während        Preis erhalten die Siegerklas-    kann. (pd)                        www.fhnw.ch/ph/gbp

                                                                                                                                     7
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
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PISA ist mehr als ein Schultest
Mathematik top, Naturwissenschaften ansprechend, Lesen gerade mal Durchschnitt. Das ist
in knappster Form das Ergebnis der Schweiz bei PISA 2018. Der weltweite Leistungstest misst
Fähigkeiten, die den 15-jährigen Schülerinnen und Schülern ermöglichen sollen, in eine selbst-
bestimmte, erfolgreiche Zukunft zu gehen. Diese kann nicht die Schule allein vermitteln.

Das «Programme for International Stu-                             Resultate im Überblick                                        21 Prozent (Finnland 13 Prozent).
dent Assessment», kurz PISA, misst seit                           Die Resultate der Schweizer Jugendlichen                      «Hier gibt es noch Entwicklungspo-
dem Jahr 2000 alle drei Jahre die Leis-                           in den Tests des Jahres 2018 lassen sich                      tenzial», schreibt der LCH in seiner
tungen von 15-jährigen Schülerinnen                               wie folgt zusammenfassen:                                     Medienmitteilung zu PISA 2018 vom
und Schülern weltweit in den Bereichen                            • Die Schweiz schneidet in Mathematik                         3. Dezember 2019.
Lesen, Mathematik und Naturwissenschaf-                              wie schon in früheren Erhebungen                         • Im Schwerpunktbereich Lesen
ten. 2018 nahmen 79 Länder mit mehr                                  ausgezeichnet ab. Mit 515 Punkten                          liegen die Schweizer Leistungen
als 600 000 Jugendlichen an den Tests teil,                          liegt sie nicht nur deutlich über dem                      mit 484 Punkten unterhalb des
die Schweiz mit rund 6000 Lernenden des                              Durchschnitt der OECD-Länder (489                          OECD-Mittels (487), wenn auch
Jahrgangs 2002 aus über 200 Schulen. Ver-                            Punkte). Sie lässt auch sämtliche
anstaltet wird PISA von der Organisation                             Vergleichsländer hinter sich. Insbe-                     «Hier gibt es noch
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und                               sondere ist die Schweiz mit 17 Pro-
Entwicklung (OECD). 37 Teilnehmer-                                   zent überdurchschnittlich stark in                       Entwicklungspotenzial.»
länder gehören der OECD an. Für die                                  den beiden höchsten Niveaustufen
Schweizer Auswertung ist ein Konsortium                              5 und 6 vertreten. Zum Vergleich:                            nicht signifikant. Kanada (520)
zuständig, das von der Universität Bern                              in Deutschland umfasst diese Spit-                           und Finnland (520) schneiden
koordiniert wird. Wie schon 2015 wurden                              zengruppe nur 14 Prozent. Jedoch                             klar besser ab; auch Deutschland
die Tests nicht mehr auf Papier, sondern                             sind in der Schweiz auch 17 Prozent                          (498), Belgien (493) und Frankreich
am Computer durchgeführt.                                            der Schülerinnen und Schüler unter                           (493) liegen vor der Schweiz. Der
   Im Sinne der praxisbezogenen Ein-                                 Niveau 2, also mit klar ungenügenden                         Anteil von Jugendlichen unterhalb
schätzung stellt das Konsortium die                                  Leistungen.                                                  des Leistungsniveaus 2, also mit
Schweizer Resultate jeweils einer Reihe                           • In den Naturwissenschaften liegt die                          für die Lebenspraxis ungenügen-
von anderen Ländern gegenüber. Das                                   Schweiz mit 495 Punkten signifi-                             den Fähigkeiten, beträgt in der
sind einerseits die Nachbarn Frankreich,                             kant über dem OECD-Mittel (489).                             Schweiz 24 Prozent, in Finnland
Deutschland, Österreich und Italien, ande-                           Von den Vergleichsländern liegen                             nur 10 Prozent. Die Spitzengruppe
rerseits Länder, die durch Mehrsprachig-                             Deutschland, Belgien, Frankreich und                         zählt in der Schweiz 8 Prozent, in
keit gekennzeichnet sind wie Kanada,                                 Österreich etwa gleichauf. Signifikant                       Finnland 14 Prozent. Bei der Lese-
Belgien, Luxemburg und schliesslich                                  besser schneiden Finnland (522) und                          kompetenz habe PISA «Bedenkliches
Finnland, das traditionell bei den PISA-                             Kanada (518) ab. Die Spitzengruppe                           zutage gefördert», kommentiert
Erhebungen führend in Europa war, inzwi-                             zählt in der Schweiz 8 Prozent                               der LCH in der erwähnten Medien-
schen aber von Estland als europäischem                              (Finnland 12 Prozent), die Gruppe                            mitteilung, es bestehe «dringender
Spitzenreiter abgelöst wurde.                                        mit klar ungenügenden Leistungen                             Handlungsbedarf».

              CHE (M =515)                                    5     12          20                 24                   22                     12           5

              CAN (M =512)                                    5     11          21                     26                    22                    11       4

               BEL (M =508)                               7        13           19                24                   22                  12           3

               FIN (M =507)                                   4     11           22                      29                       23                    9       2

              DEU (M =500)                                8        14           21                 24                   21                 11           3

              AUT
              ÖST (M =499)                                7        14           21                  25                   21                10           3

              FRA (M =495)                                8        13            21                    26                   21                 9        2

            OECD (M =489)                             9            15            22                    24                19                9        2

               ITA (M =487)                           9            15            23                     26                   18            8        2

              LUX (M =483)                       11               16             22                23                  18              9       2

                               -40%              -20%                    0%              20%                40%              60%                        80%                100%

                         Unterhalb Niveau 1                   Niveau 1        Niveau 2         Niveau 3           Niveau 4         Niveau 5                     Niveau 6

Schülerverteilung auf die Kompetenzniveaus in der Mathematik nach Land. Die Angaben in den Klammern neben den Länderabkürzungen entsprechen dem
Mittelwert «M». Aufgrund des Rundens der Zahlen in der Abbildung ergibt die Summe der Zahlen nicht immer 100 Prozent.
Grafik: © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch / Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank
8

          © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch                                                            Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
ausgeschlossen.
                                                                                                                              Andere Schülerinnen und/oder
                                                                                                                              Schüler haben sich lustig über
                                                                                                                              mich gemacht.
                                                                                                      1 | 2020                Ich wurde von anderen
PISA 2018                                                                                                                     Schülerinnen und/oder
                                                                                                                                                                     Höhere Werte induzieren eine
                                                                                                                                                                     grössere Mobbingerfahrung.
                                                                                                                              Schülern bedroht.
                                                                                      Wie oft hast du in der Schule in                                               Werterange von
                                                Subjektiv wahrgenommene                                                       Andere Schülerinnen und/oder
                                                                                      den letzten 12 Monaten                                                         1=nie oder fast nie,
                                                Mobbingerfahrungen                                                            Schüler haben mir Dinge
                                                                                      Folgendes erlebt?                                                              2=ein paar Mal in diesem Jahr,
                                                                                                                              weggenommen oder Dinge, die
                                                                                                                                                                     3=ein paar Mal pro Monat,
                                                                                                                              mir gehören, zerstört.
                                                                                                                                                                     4=einmal in der Woche oder öfter.
                                                                                                                              Ich wurde von anderen
                                                                                                                              Schülerinnnen und/oder
                                                                                                                              Schülern geschlagen oder
                                                                                                                              herumgeschubst.
                                                                                                                              Andere Schülerinnen und/oder
                                                                                                                              Schüler haben gemeine
                                                                                                                              Gerüchte über mich verbreitet.

                                                © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch                                                          Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank

Was misst PISA?
PISA als «Schulleistungsvergleich» zu           100%       2
                                                           3
                                                                    3             4        4              12       2
                                                                                                                   5
                                                                                                                                    1
                                                                                                                                        3      3             12       2
                                                                                                                                                                      5
                                                                                                                                                                                     2
                                                                                                                                                                                     5
                                                                                                                                                                                               3
                                                                    5                                      5                                   6             6                                 8
bezeichnen, wie es oft geschieht, ist unge-      90%      12
                                                                                  7        9
                                                                                                                   10               14                               11
                                                                   15                                                                         15                                     19
nau. Der Test will eine Grundbildung             80%                                                                                                                                          19
                                                                                 26
(Literacy) erfassen, die es «Jugendlichen        70%                                       31
ermöglicht, ihr Wissen und Können in             60%
einem neuen Umfeld anzuwenden, bei
                                                 50%
einer Problemstellung eine Vielzahl von                                                                   92                                                 91
                                                 40%      82                                                       84               82                               82
Situationen zu analysieren, logisch zu                             77                                                                         76                                     74       69
                                                                                 63
denken und in effektiver Art und Weise           30%                                       57
zu kommunizieren», heisst es im Schwei-          20%
zer PISA-Bericht. Diese Grundbildung             10%
werde «nicht ausschliesslich in formalen          0%
Lernstrukturen erworben». Sie umfasse                    2015     2018
                                                           Andere SuS
                                                                                 2015 2018              2015      2018
                                                                                                      Ich wurde von anderen
                                                                                                                                  2015       2018
                                                                                                                                Andere SuS haben mir
                                                                                                                                                           2015      2018
                                                                                                                                                         Ich wurde von anderen
                                                                                                                                                                                   2015      2018
                                                                                                                                                                                  Andere SuS haben
                                                                              Andere SuS haben
auch «individuelle, über kognitive Bildungs-               haben mich        sich lustig über mich         SuS bedroht.         Dinge weggenommen         SuS geschlagen oder     gemeine Gerüchte
                                                            absichtlich            gemacht.                                      oder Dinge, die mir        herumgeschubst.      über mich verbreitet.
ergebnisse hinausgehende Komponenten                     ausgeschlossen.                                                          gehören, zerstört.
wie beispielsweise die Lernmotivation, das               nie oder fast nie       ein paar Mal in diesem Jahr             ein paar Mal pro Monat            einmal in der Woche oder öfter
Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten
und Lernstrategien».                           Wie oft haben Schweizer Jugendliche 2015 und 2018 in der Schule innerhalb eines Jahres Mobbing erlebt?
     Das heisst: Die Schule kann die ver-      Aufgrund des Rundens der Zahlen in der Grafik ergibt die Summe der Zahlen nicht immer 100 Prozent.
langten Kompetenzen nur zum Teil ver-          Grafik: © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch / Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank

mitteln und verantworten. Vieles davon          © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch                                                          Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank
wird im Elternhaus und in der sozialen
Umgebung (Peergroup) erworben – daher          Mobbing – ein Schweizer Problem?           «als positive Folge entsprechender Bestre-
der hohe Einfluss des Elternhauses, des        In der PISA-Erhebung 2018 wurden die       bungen interpretiert und als ein positives
wirtschaftlichen und kulturellen Umfelds.      15-Jährigen unter anderem nach Mobbing-    Ergebnis gewertet werden». ■
Hierher gehört auch die Feststellung, dass     Erfahrungen gefragt – mit einem für die
die Schweiz – wie Belgien, Frankreich,         Schweiz bedenklichen Ergebnis: «Keines     Heinz Weber
Deutschland und Luxemburg – nach wie           der Vergleichsländer weist einen höhe- 72
vor zu den Ländern gehört, in denen der        ren Wert des Beingbullied-Indexes auf,
Zusammenhang zwischen sozialer Her-            der Wert in der Schweiz ist zudem sig-     Weiter im Netz
kunft und Leseleistung besonders stark         nifikant höher als der Wert von Belgien    https://pisa.educa.ch
ist. Anderen Ländern – etwa Kanada             und Frankreich.» 44 Prozent der Befragten  www.oecd.org/de > Themen > Pisa-Studie
und Finnland – gelingt es besser als der       berichteten, Mitschülerinnen und -schüler  www.LCH.ch > News > Medienmitteilungen
Schweiz, in der Bildung soziale Unter-         hätten sich in den letzten 12 Monaten ein-
schiede auszugleichen.                         oder mehrmals über sie lustig gemacht.
     Der Dachverband LCH weist unter           24 Prozent meldeten, andere hätten ihnen
anderem auf das alarmierende Resultat hin,     Dinge weggenommen oder zerstört, und
dass im OECD-Durchschnitt – also nicht         18 Prozent schrieben, sie seien geschlagen
spezifisch für die Schweiz – nur eine bezie-   oder «herumgeschubst» worden. 17 Pro-
hungsweise einer von zehn Jugendlichen         zent wurden gemäss eigener Aussage
zwischen Tatsachen und Meinungen unter-        bedroht.
scheiden könne. Hier sind allerdings zwei          In der Schweiz wie in den Vergleichs-
Bemerkungen zugunsten der Getesteten           ländern stelle man einen Anstieg der
notwendig: Erstens wird die Fähigkeit,         «wahrgenommenen Mobbing-Erfahrun-
Informationsquellen kritisch zu bewerten,      gen» gegenüber der Umfrage im Jahr
von PISA nur den höchsten Leistungs-           2015 fest, schreibt das PISA-Konsortium.
niveaus zugeordnet. Zweitens bezieht sich      Diese Werte seien jedoch «mit Vorsicht
diese Feststellung auf eine Aufgabe, in der    zu interpretieren». Sie könnten nicht nur
es galt, einen Internet-Chat auszuwerten.      Ausdruck einer Zunahme des Mobbings
Es fehlte demnach ein Erfahrungswert           sein, sondern auch einer zunehmenden
für die Zuverlässigkeit der Informati-         Sensibilisierung durch Behandlung des
onsquelle, wie er etwa bei Tageszeitun-        Themas im Unterricht. Dass 86 Prozent
gen oder Fernsehnachrichten gegeben            der Jugendlichen angeben, sie fänden es
ist.                                           falsch, bei Mobbing mitzumachen, könne

                                                                                                                                                                                                         9
Feiern Sie mit uns 20 Jahre BILDUNG SCHWEIZ! Darum braucht es gedruckte Medien - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 1 | 2020 ...
1 | 2020
                                                                                                                                                                   PISA 2018

Der Graben wird
wieder tiefer
24 Prozent der 15-Jährigen in der Schweiz erreichen
die Grundkompetenzen im Lesen nicht.

«Leseratten» sind eine gefährdete Spezies.                    (493) ist der Unterschied aber beträchtlich.                    nicht nur mit der Lesefreude und -motiva-
Und es handelt sich hierbei nicht um eine                     Die Schweiz steht mit ihrem Resultat in                         tion zusammen. Der wirtschaftliche, sozi-
vom Aussterben bedrohte Tierart. Tat-                         etwa auf der gleichen Stufe mit Öster-                          ale und kulturelle Status (ESCS) ebenso wie
sache ist, dass weltweit immer weniger                        reich (484) und Italien (476). Nur gerade                       der Migrationshintergrund, die zu Hause
Kinder und Jugendliche freiwillig und aus                     in Luxemburg erzielen die 15-Jährigen mit                       gesprochene Sprache und das Geschlecht
Freude lesen, wie die neusten Zahlen der                      470 Punkten ein signifikant schlechteres                        haben grossen Einfluss auf die Lesekom-
PISA-Auswertung 2018 zeigen. Über die                         Resultat als die Schweiz.                                       petenz. Dies zeigte sich bereits bei der ers-
Hälfte der 15-jährigen Schülerinnen und                           Erschreckend ist die Tatsache, dass der                     ten PISA-Erhebung im Jahr 2000 und hat
Schüler in der Schweiz gibt an, nicht zum                     Anteil leseschwacher Jugendlicher, die das                      sich auch 2018 nicht geändert. Je höher der
Vergnügen zu lesen. Dabei zeigt sich auch,                    Kompetenzniveau 2 nicht erreichen, mit                          ESCS ist, desto höher ist die Lesekompetenz.
dass die Jugendlichen vor allem weniger                       24 Prozent gegenüber 2015 um 4 Prozent                              Einen grossen Einfluss hat die Sprache,
Bücher, Zeitschriften und Zeitungen lesen.                    gestiegen ist. Zum Vergleich: Im Jahr 2000                      die Kinder und Jugendliche zu Hause spre-
Das ist besorgniserregend, denn Kinder                        hatte der Anteil leseschwacher Jugendlicher                     chen. Der Anteil von Schülerinnen und
und Jugendliche, die gerne und viel lesen,                    auch schon 20 Prozent betragen. Kanada                          Schülern mit Migrationshintergrund erster
weisen in fast allen Vergleichsländern                        und Finnland schneiden mit 14 Prozent sta-                      Generation in der Schweiz ist mit 12 Pro-
einen um mindestens 50 Punkte höheren                         tistisch signifikant besser ab. Der Anteil der                  zent im Vergleich zu anderen Ländern hoch
Leistungsmittelwert in den PISA-Tests auf                     leistungsstärksten Leserinnen und Leser                         und somit wohl auch der Anteil der Kin-
als Jugendliche, die nicht zum Vergnügen                      (Niveau 5 und 6) liegt in der Schweiz                           der, die zu Hause nicht vorwiegend Deutsch
lesen. Schweizer Schülerinnen und Schü-                       bei 8 Prozent und unterscheidet sich nur                        sprechen. So schnitten Jugendliche, die zu
ler, die überhaupt keine literarischen Texte                  unwesentlich vom OECD-Durchschnitt (9                           Hause die Testsprache (Deutsch) sprechen,
lesen, haben im Lesetest von PISA 2018                        Prozent). Aber auch hier haben Kanada                           besser ab, als jene, die im familiären Umfeld
um 55 Punkte schlechter abgeschnitten als                     (15 Prozent) und Finnland (14 Prozent) die                      eine andere Sprache sprechen (503 Punkte
Jugendliche, die sich zum Vergnügen mit                       Nase weit vorn. Die Differenz zwischen                          gegenüber 436 Punkten). Dies zeigt, wie
literarischen Texten beschäftigen.                            den leistungsstärksten Schweizer Lernen-                        wichtig die frühkindliche Sprachförderung
                                                              den und den schwächsten betrug 2018 339                         in der Testsprache ist. Interessant in diesem
Unter dem OECD-Durchschnitt                                   Punkte und liegt damit leicht über dem                          Zusammenhang dürfte die Tatsache sein,
Mit 484 Punkten liegt die Schweiz beim                        OECD-Durchschnitt (327).                                        dass in Kanada Jugendliche mit Migrati-
PISA-Test 2018 zwar nur leicht unter                                                                                          onshintergrund in der zweiten Generation
dem OECD-Durchschnitt von 487 Punk-                           Jugendliche aus Migrationsfamilien noch                         besser abschneiden als Gleichaltrige ohne
ten. Verglichen mit den Referenzländern                       immer benachteiligt                                             Migrationshintergrund. ■
Kanada (520), Finnland (520), Deutsch-                        Die wenig berauschenden Ergebnisse der
land (498), Belgien (493) und Frankreich                      Schweizer Jugendlichen im Lesen hängen                          Doris Fischer

                  FIN (M=5 20)                               13        9         19                28                       25                    12    2

                 KAN (M=5 20)                                13        10        20                 27                      24                   12     3

                 DEU (M=498)                           1 6         14            21                 25                   21                 10    2

                 FRA (M=493)                           1 6         14             23                 27                     20               8 1

                  BEL (M=493)                       1 6            14             22                 26                     20              8     1

               OECD (M=487)                        1 6            15              24                     26                 19              7 1

                  ITA (M=476)                      2 7            15                  26                      28                 17          5

                 CHE (M=484)                      1 7             15              23                     26                 19              7 1

                 ÖST (M=484)                      1 6             16              23                     26                 19              7 1

                 LUX (M=470)                  3    9              18              24                 23                16             6 1

                                 -40%             -20%                      0%             20%            40%               60%                   80%          100%

                       Niveau 1c        Niveau 1b            Niveau 1a           Niveau 2        Niveau 3          Niveau 4           Niveau 5          Niveau 6
Schülerverteilung auf die Kompetenzniveaus im Lesen nach Land. Die Angaben in den Klammern neben den Länderabkürzungen entsprechen dem Mittelwert
«M». Aufgrund des Rundens der Zahlen in der Grafik ergibt die Summe der Zahlen nicht immer 100 Prozent.
Grafik: © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch / Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank
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            © SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch                                                          Quelle: OECD – SBFI/EDK, Konsortium PISA.ch – PISA Datenbank
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PISA 2018

«Unsere Frühförderung hinkt
hinterher»
Die PISA-Resultate sind mit Vorsicht zu geniessen. Aussagekräftiger für die Lehrpersonen sind
die kantonalen und regionalen Tests. Dies sagt die Zentralpräsidentin des LCH, Dagmar Rösler,
im Interview mit BILDUNG SCHWEIZ.

BILDUNG SCHWEIZ: 2001 sprach man               und Deutsch als Zweitsprache gestrichen.     2019 waren die Resultate der Schülerinnen
bei 20 Prozent getesteten Jugendlichen         Solche Abbaumassnahmen wirken sich           und Schüler in Mathe nicht so deutlich. Ich
mit klar ungenügender Leseleistung von         auch auf die Leistungen der Lernenden aus.   denke aber, dass Mathematik für Schüle-
einem PISA-Schock. Heute haben wir                                                          rinnen und Schüler einfacher zu üben ist.
einen Anteil von 24 Prozent und der LCH        Nach wie vor ist neben dem Migrations-       Und vielleicht haben hier auch die zahl-
zeigt sich nicht schockiert. Was ist           status auch der ökonomische und              reichen Initiativen und Projekte zur Stär-
anders als damals?                             kulturelle Hintergrund entscheidend          kung der MINT-Fächer erstmals Wirkung
DAGMAR RÖSLER: Vor dem ersten PISA-            für die Leistungen, vor allem im Lesen.      gezeigt – auch im Zusammenhang mit
Test 2000 hatte man keine Ahnung, wo man       Im Vergleich zu Kanada und Finnland          dem guten Abschneiden im Fachbereich
in der Schweiz steht. Da war die Tatsache,     gelingt es uns weniger, soziale Unter-       Naturwissenschaften. Im Lesen und vor
dass wir nicht zu den Besten gehörten, mög-    schiede auszugleichen. Wieso?                allem im Textverständnis sind Schülerin-
licherweise ein Schock. Aber die Resultate     Wir haben zweifellos einen Nachholbe-        nen und Schüler immer wieder mit ganz
waren vor allem ein Medien-Hype. Medien        darf bei der Chancengerechtigkeit. Unsere    unterschiedlichen Textsorten konfrontiert
konzentrieren sich meist auf das, was nicht    Frühförderung hinkt hinterher. Kinder, die   und sollen daraus Informationen heraus-
so gut läuft. Selbstverständlich konnte        im Kindergarten kein Deutsch sprechen,       filtern. Da kommt es auch darauf an, ob
und kann der LCH mit den Resultaten in         können dieses Manko häufig während der       jemandem das Thema, die Textart oder
der Lesekompetenz nicht zufrieden sein.        ganzen Schulzeit nicht mehr aufholen. Die    die Schreibweise liegt. In Mathematik sind
Aber wir lagen und liegen auch heute im        Sprache ist das Tor zur Welt und somit       meines Erachtens diese Texte einheitlicher
Durchschnitt, sind also nicht unterdurch-      entscheidend für sämtliche Bereiche in der   und besser abgegrenzt.
schnittlich. Zudem muss man sich auch          Bildung. Ein möglicher Grund, weshalb
vergegenwärtigen, dass die 79 getesteten                                                    Welchen Stellenwert hat PISA für die
Länder komplett unterschiedliche Bildungs-                                                  Schweizer Schulen und die Bildungs-
und Unterrichtssysteme haben, die nicht        «Kinder, die im Kindergarten                 politik, vor allem im Vergleich mit den
einfach miteinander zu vergleichen sind. Das   kein Deutsch sprechen,                       intensivierten kantonalen oder regio-
heisst, mit allen Resultaten und vor allem                                                  nalen Tests?
mit den Ranglisten muss man vorsichtig         können dieses Manko häufig                   Die PISA-Resultate haben vor allem für die
umgehen. Aber dennoch: Wir müssen han-         während der ganzen Schulzeit                 Bildungspolitik Gewicht. Wir kennen die
deln, um bei der Lesekompetenz besser zu                                                    kantonalen Unterschiede im Bildungssys-
werden.
                                               nicht mehr aufholen. Die                     tem wie etwa die unterschiedliche Lektio-
                                               Sprache ist das Tor zur Welt                 nenzahl und können daher teilweise auch
Wohin sind zwischenzeitlich erzielte                                                        nachvollziehen, weshalb ein Kanton in
Verbesserungen verschwunden?
                                               und somit entscheidend für                   einem bestimmten Fach bessere Resul-
Die Werte sind nicht nur in der Schweiz,       sämtliche Bereiche in der                    tate erzielt als ein anderer. Aus den kan-
sondern in allen Ländern gesunken. Dies                                                     tonalen Testergebnissen lässt sich aber viel
mag zum Teil an der geänderten Prüfme-
                                               Bildung.»                                    mehr ablesen als zwischen denjenigen der
thode liegen. Man weiss beispielsweise,                                                     Schweiz und Estland. Für Lehrerinnen
dass computerbasierte Testanlagen zu eher      Kanada trotz Mehrsprachigkeit und hoher      und Lehrer sind solche Tests nur dann
schlechteren Leistungen führen. Sicher hat     Zahl an Migrantinnen und Migranten bes-      sinnvoll, wenn sie Rückmeldungen über
auch die Lesemotivation einen direkten         ser abschneidet als die Schweiz, könnte      das Abschneiden der eigenen Schülerinnen
Zusammenhang mit den Leseleistungen.           damit zusammenhängen, dass Kanada vor        und Schüler und der ganzen Klasse erhal-
Die Jugendlichen haben unzählige Mög-          allem Migration aus dem asiatischen Raum     ten, damit sie mit diesen Erkenntnissen
lichkeiten, sich mit elektronischen Medien     verzeichnet. Diese Menschen haben eine       auch weiterarbeiten können. ■
abzulenken, da bleibt das Lesen wohl oft       ganz andere Einstellung zur Bildung und
auf der Strecke. Die Schule unternimmt         zum Lernen. Finnland wiederum hat im         Interview: Doris Fischer und Heinz Weber
zwar nach wie vor grosse Anstrengungen         Vergleich zur Schweiz sehr wenige Migran-
in der Leseförderung, aber Verantwortung       ten. Das sind mögliche Erklärungen, letzt-
trägt die ganze Gesellschaft. Auch Eltern      lich muss die Schweiz aber schauen, wie
müssen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen,        sie die Problematik in den Griff bekommt.
indem sie selber lesen, Begeisterung zeigen
und ihre Kinder so zum Lesen animieren.        In Mathematik schneiden Schweizer
Ein weiterer Grund für die erneute Ver-        Jugendliche seit vielen Jahren stabil gut
schlechterung der Lesekompetenz ist bei        bis sehr gut ab. Was läuft hier besser als
den Sparmassnahmen in der Bildung zu           beim Lesen?
suchen. In einigen Kantonen wurden in          Da bin ich selber erstaunt. Bei der Über-
den letzten Jahren Lektionen in Deutsch        prüfung der Grundkompetenzen im Mai

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Austausch über
die Sprachgrenzen
Am 4. Dezember 2019 fand in Biel die zweisprachige Tagung «Oser l’échange»
statt. Lehrpersonen hatten dort die Gelegenheit, Schul- und Klassenaustausch-
projekte über die Sprachgrenzen hinweg kennenzulernen.

Die Stadt mitten im Röstigraben, dort, wo       in der Mittagspause das Gespräch mit ihr.           Sie weiss jedoch, dass ein Austausch nicht
Strassen und Tafeln zweisprachig ange-          «Erzähl mir von deiner Schule», interes-            immer einfach ist. Beispielsweise kann es
schrieben sind, das ist Biel. Es ist auch der   siert sich Savary. «Unser Schulhaus hat             Schwierigkeiten geben, wenn Kinder in
Ort, wo man mit «Bonjour» oder «Grüess-         300 Schüler und Schülerinnen auf der                anderen Familien übernachten sollen. Das
ech» angesprochen wird. Rund 200 Fach-          Sekundarstufe und wir möchten einen                 Engagement des LCH in der Trägerschaft
personen, zwei Drittel deutsch- und ein         langjährigen Kontakt zu einer Schule in der         der Tagung erklärt Rösler damit, dass es
Drittel französischsprachige, haben dies        französischsprachigen Schweiz aufbauen»,            wichtig sei, den Sprung über die Sprach-
an der nationalen Tagung «Oser l’échange»       antwortet Schürmann. «Im Val de Travers             grenzen zu fördern: «Als Berufsverband
im «Palais des Congrès à Bienne», im            gibt es eine Schule auf der gleichen Stufe,         wollen wir nicht nur fordern, sondern auch
                                                die etwa gleich gross ist. Ich werde die            selber etwas beitragen. Die Tagung bie-
                                                Schulleitung anfragen, ob sie an einem              tet Lehrerinnen und Lehrern Gelegenheit,
«Ich möchte Kontakte knüp-                      Austausch interessiert ist», sagt Savary. Die       Kontakte zu knüpfen und sich über die
fen und Ideen sammeln, wie                      beiden Fachfrauen sind im Gespräch ver-             Sprachgrenzen hinaus auszutauschen.»
                                                tieft, sprechen über das «Sächsilüüte», die
ich einen Schüleraustausch in                   «Fête des Vignerons», Fussball, das Aus-            Lokal erprobt
unserem Schulhaus einführen                     tauschprojekt «Deux langues – ein Ziel» –           Ob am Bodensee oder im Waadtland:
                                                und verpassen beinahe das Mittagessen.              Schulen entwickeln schweizweit innova-
kann. Es interessiert mich zu                                                                       tive Praxismodelle. Susanne Hardmeier,
erfahren, was andere Schulen                    Gelungene Begegnungen                               Generalsekretärin der Schweizerischen
                                                Genau diese Begegnungen über den Rösti-             Konferenz der kantonalen Erziehungsdi-
machen.»                                        graben hinweg und die positive Stimmung             rektoren (EDK), hebt in ihrem Vortrag
                                                freuen Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin            hervor, dass die hohe Autonomie und die
Bieler Kongresshaus, erfahren. Hinter der       LCH. «Die Diskussion läuft, es gibt keine           Methodenfreiheit Merkmale der Schule
Tagung standen die Dachverbände der             Sprachbarrieren», stellt sie fest. Als Primar-      in der Schweiz seien und ein Garant für
Lehrpersonen der Deutschschweiz und der         lehrerin hat sie keine Erfahrung mit dem            deren Qualität. Da die Gemeinden für
Romandie LCH und SER sowie ihre Pen-            Sprachaustausch, ausser kleinen Ausflügen           die Schulen zuständig sind, ist die lokale
dants aufseiten der Schulleitungen VSLCH        von Solothurn aus «durch den Tunnel» in             Verankerung gross. Gleichzeitig führt dies
und CLACESO. Organisiert wurde sie von          den benachbarten französischsprachigen              zu grossen Unterschieden. «Was oft zu
Movetia, der Fachagentur für Austausch          Jura oder auf Schulreisen in die Romandie.          Unrecht negativ bewertet wird, ist eine
und Mobilität, und profilQ, der Plattform
für die schulinterne Qualitätsentwicklung.

Kontakte knüpfen
An der Tagung mit dabei ist beispiels-
weise Vera Schürmann. Sie ist Kultur- und
Sprachverantwortliche sowie Fachlehre-
rin Französisch im Schulhaus Liguster in
Zürich-Oerlikon. «Ich möchte Kontakte
knüpfen und Ideen sammeln, wie ich einen
Schüleraustausch in unserem Schulhaus
einführen kann. Es interessiert mich zu
erfahren, was andere Schulen machen»,
erklärt sie ihre Motivation, an der Tagung
teilzunehmen. Bisher hat sie mit ihren
Schülern und Schülerinnen einzelne
Tagesausflüge in die französischsprachige
Schweiz organisiert. In Zukunft möchte
sie einen institutionalisierten Austausch
mit Französisch sprechenden Klassen
aufbauen. Erste Kontakte hat sie bereits
vor der Tagung mit Béatrice Savary-Egli
geknüpft, die den Austausch auf der Pri-
mar- und Sekundarstufe I im Kanton Neu-
enburg koordiniert. Da auch Savary an
der Tagung teilnimmt, sucht Schürmann
                                                An runden Tischen unterhielten sich die Teilnehmenden von «Oser l’échange» auf Deutsch und
                                                Französisch über Ideen und Möglichkeiten für Austauschprojekte. Fotos: Claudia Baumberger

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AKTUELL

Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin LCH, stellte   Auf der Landkarte lässt sich der mögliche Ort für   Für die Organisation eines Schüleraustausches
keine Sprachbarrieren an der Tagung fest.        einen Sprachaustausch visualisieren.                muss man Hemmungen überwinden.

Stärke unseres Schulsystems. Genau               und Hemmungen überwindet und wel-                   Roulet von der Haute Ecole Pédagogique
diese Unterschiede können für die Wei-           che Aktivitäten sich besonders für einen            BEJUNE sprach darüber, Verschiedenheit
terentwicklung und Qualitätssicherung            Austausch eignen. Ausführlich geht sie auf          als Chance zu verstehen. Die Teilnehmen-
genutzt werden», ist Hardmeier überzeugt.        die – grösstenteils unbegründeten – Ängste          den, die sprachgemischt an runden Tischen
Was an einem Ort erprobt ist, kann viel-         ein, bei anderen Familien zu übernachten.           sassen, tauschten sich nach den Präsenta-
leicht auch anderswo funktionieren. Die          Diese Bedenken hat auch Vera Schürmann,             tionen in Kleingruppen aus. Für kulturelle
Plattform für die schulinterne Qualitäts-        die dieses praktisch angelegte Atelier              Inputs sorgten am Morgen das zweispra-
entwicklung profilQ setzt sich dafür ein,        besucht: «Ich vermute, dass es Familien             chige Duo Luna-tic und am Nachmittag
Praxismodelle auch ausserhalb des eigenen        gibt, die nicht möchten, dass jemand zu             das Improtheater Olé. Und wie könnte es
Sprachraums bekannt zu machen. Eine              ihnen nach Hause kommt. Darum ziehe                 anders sein: Sowohl vor dem Mittag als
weitere Gelegenheit, in solche Modelle           ich einen Austausch ohne Übernachtung               auch in Anschluss an die Tagung stiessen
hüben und drüben des Röstigrabens hin-           in Familien vor.» Fernandez Sonino emp-             deutsch- und französischsprechende Fach-
einzuschauen, bot auch das Nachmittags-          fiehlt, die Ängste vorher mit den Eltern zu         leute mit einem «Verre de l’amitié» an.
programm der Tagung «Oser l’échange»,            thematisieren – etliche Bedenken würden
wo sich in Ateliers, Elevator Pitches und        anschliessend verfliegen.                           Claudia Baumberger
Tischrunden rund 20 verschiedene Pro-
jekte präsentierten.                             Vorträge am Morgen
                                                 Am Vormittag begrüssten Dagmar Rösler,              Weiter im Netz
Praktische Tipps und Theorie                     Zentralpräsidentin LCH, Thomas Minder,              www.oserlechange.ch
Da ist beispielsweise Carmen Keller, Stu-        Präsident VSLCH – beide sitzen auch im              www.profilq.ch
dentin der Primarstufe an der Pädagogi-                                                              www.movetia.ch
schen Hochschule Zürich, die Praktika in
Winterthur und Yvonand absolviert hat            «Als Berufsverband wollen wir
und dabei die Schüler und Schülerinnen           nicht nur fordern, sondern
beider Klassen in einen digitalen Austausch
kommen liess. Oder Fabienne Mottet und
                                                 auch selber etwas beitragen.»
Isabelle Henchoz, Austauschverantwort-
liche des Kantons Waadt, die die Lern-           Co-Präsidium von profilQ –, sowie Oli-
journale «Mon séjour en Suisse romande/          vier Tschopp, Direktor Movetia, die Teil-                      Anzeige
Mein Aufenthalt in der Deutschschweiz»           nehmenden. Anschliessend überbrachte
zur Begleitung während eines Sprachauf-          Isabelle Chassot, Direktorin des Bun-                             aufgabenheft.ch
enthalts vorstellen. Im Atelier «Coaching        desamts für Kultur und Vizepräsidentin
                                                                                                                                fiba.ch
                                                                                                                            ®
                                                                                                                          .ch
Echange» erklärt Catherine Fernandez             der Schweizerischen Stiftung zur Förde-
Sonino, Austauschverantwortliche des             rung von Austausch und Mobilität, ihr                                            044 746 46 26
Kantons Genf, wie man für die Vorbe-             Grusswort. Barbara Josef, Mitgründerin
reitung eines Schüleraustausches konkret         der Firma 5to9, referierte über ein neues
                                                                                                                  Digitale Bildung
vorgehen muss, wie man Sprachbarrieren           Miteinander im digitalen Zeitalter. Régine                       Lernroboter und Boards

                                                                                                                                                 13
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Under Pressure
Jugendliche, die unter Druck sind, der Lehrermangel und das öffentliche Ansehen von uns Lehre-
rinnen und Lehrern gaben im vergangenen Jahr zu reden. Für die Zukunft ist es deshalb wichtig,
die Hintergründe zu kennen und nach Lösungsansätzen zu suchen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen                                  genug ist, diese Laufbahn einzuschlagen? Und warum ist
                                                                es bis heute nicht gelungen, die zahlreichen zusätzlichen
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die psychiatrische        Aufgaben und Veränderungen, die der Lehrberuf in den
Hilfe benötigen, ist in den vergangenen Jahren massiv gestie-   letzten Jahrzehnten erfahren hat, besser sichtbar zu machen
gen. Gemäss den neusten Zahlen im Bericht «Psychische           und entsprechend aufzuwerten?
Gesundheit» des Schweizerischen Gesundheitsobservato-
riums (Obsan) ist von 2006 bis 2017 die Rate der behandelten    Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sollen bleiben
Kinder und Jugendlichen in ambulanten psychiatrisch-psy-        Es gibt eine weitere Frage, der wir in naher Zukunft nach-
chotherapeutischen Praxen um 64,3 Prozent gewachsen.            gehen müssen. Kurz vor Beginn des Schuljahrs 2019/2020
Leistungsdruck in der Schule, Digitalisierung, Social Media,    hat eine Umfrage des Deutschschweizer Verbandes der
Überbehütung und einfacherer Zugang zu Psychiaterinnen          Schulleitenden VSLCH gezeigt, dass es weiterhin keine Ver-
und Psychologen sollen die Gründe für diese beunruhigende       besserung bei der Besetzung von Stellen gibt und sich die
Zunahme sein.

Erwachsene stehen in der Pflicht                                «Vielleicht ist die Zeit gekommen, um
Das muss uns aufhorchen lassen und in Alarmbereitschaft         innezuhalten und uns darauf zu besinnen,
versetzen, denn auf die Gefahr hin, dass es abgedroschen
klingt: Wer heute ein junger Mensch ist, wird schon bald        was wirklich wichtig ist. Und vor allem,
die Zukunft unseres Landes, die Berufswelt und unsere
Gesellschaft prägen. Ergo sind wir Erwachsenen gefragt, hier
                                                                was wir unseren Kindern mitgeben wol-
innerhalb unserer Möglichkeiten einzugreifen. Druck von         len. Das ständige Streben nach Höherem
Kindern und Jugendlichen zu nehmen, gelingt nämlich nur,
wenn wir «Grossen» es schaffen, uns nicht gegenseitig die
                                                                und Besserem, nach Perfektion und noch
Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern entsprechendes        mehr macht uns weder glücklicher noch
Handeln als gemeinsame Verantwortung sehen. Doch auch
die Schule steht unter Druck. Wiederkehrende und sich
                                                                zufriedener.»
ständig vermehrende Leistungstests aller Art und die daraus
resultierenden Ranglisten – und vor allem, was dann aus         Situation in einigen Kantonen zuspitzt. Schweizweit haben
denselben interpretiert wird – belasten die Schule. Es ist      über ein Drittel aller Schulleitungen Mühe, adäquat ausge-
wohl naheliegend, dass dieser «Leistungsdruck» auf Schule       bildetes Personal für die Stufen Zyklus 1 und 2 zu finden.
und Lehrpersonen sich somit auch auf unsere Kinder und          Und die Situation wird sich in den nächsten fünf Jahren
Jugendlichen niederschlägt.                                     weiter verschärfen. Wir tun also gut daran, zusammen eine
                                                                Antwort darauf zu finden, wie wir wieder mehr junge, geeig-
Zeit für einen Marschhalt                                       nete Leute ins Klassenzimmer bringen können – und zwar
In unserer Gesellschaft scheint es sich etabliert zu haben,     so, dass sie auch bleiben!
dass man wenn möglich zu den Besten, Schönsten und                 Trotzdem kann die Schweiz zu Recht stolz auf ihr duales
Reichsten gehören sollte, um «gesehen» zu werden. Dies          Bildungssystem sein. Wenn junge Menschen nach der obli-
wird unseren Jugendlichen auf Social Media, auf Netflix         gatorischen Schulzeit eine Lehre machen, stehen ihnen alle
und in der Werbung auch immer gründlich und unmissver-          Wege offen. Von der Berufsmatur über die Fachhochschule
ständlich suggeriert. Kein Wunder also, stehen wir alle unter   oder via Passerelle an die Uni – nichts ist unmöglich. Ob
Druck – und mit uns Erwachsenen auch unser Nachwuchs.           Gymnasium oder Berufslehre, in der Schweiz stehen sich
Vielleicht ist die Zeit gekommen, um innezuhalten und uns       zwei völlig gleichwertige Ausbildungsgänge gegenüber.
darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist. Und vor allem,
was wir unseren Kindern mitgeben wollen. Das ständige           Durchlässigkeit ja – aber nicht bei den Lehrpersonen
Streben nach Höherem und Besserem, nach Perfektion und          Gerade in der Ausbildung von Lehrpersonen hat man aber
noch mehr macht uns weder glücklicher noch zufriedener.         leider genau diese Entwicklungsmöglichkeiten, diese Fle-
Sind auch hier die Gründe darin zu finden, warum zu wenig       xibilität, diese Durchlässigkeit verpasst. In meinen Augen
junge Menschen Lehrerinnen und Lehrer werden? Hat unser         müssten sich die Verantwortlichen unbedingt auf den Weg
Beruf an Prestige verloren, sodass es nicht mehr attraktiv      machen und auch die Berufslaufbahn des Lehrers oder

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