www.aaku.ch Mai 2018 Nr. 15 - Aargauer Kulturmagazin
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www.aaku.ch Mai 2018 Nr. 15 FRISCHE KUNST Die Reihe «Caravan» im Aargauer Kunst- haus ist ein Motor für junge wilde Kreative FRISCHER BLUES Die Kanadierin Rita Chiarelli ist heim licher Star des Bluesfestivals Baden FRISCHES BLUT Theater Tuchlaube in Aarau setzt auf Jugendliche und Migrant*innen
Engagieren auch Sie sich in Ihrer Freizeit für Kultur? Dann sind Sie eingeladen, 50 Aargauer Museen gratis neu zu entdecken! Willy Nabholz entschlüsselt Ana Schoch sorgt am im Freiwilligenprogramm vom Metschgplatsch-Openair Museum Aargau Geheimnisse. für Ordnung hinter der Bar. 1.4.2018 –31.3.2019 www.eingeladen.ch Istvan Balogh «Konfabulation» Kunstraum Baden 29. April bis 8. Juli 2018 Haselstrasse 15, 5400 Baden, Eingang: Bahnhof West – Toreinfahrt Regionalwerke +41 56 200 84 48, kunstraum@baden.ch, wwwkunstraum.baden.ch Öffnungszeiten: Mi bis Fr 14-17 Uhr, Sa & So 12-17 Uhr, Eintritt frei
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Editorial Jung und ja Hübsch ist sie, die Jugend. Clever und gescheit. Und kreativ sowieso und noch nicht verstrickt in tausend Abhängigkeiten. Viel Idealismus und Kampfgeist schwingt stets mit wie auch die Lust auf Risiko. Herausfordernd ist sie – frech, sexy und immer bereit, die Welt zu verbessern. Darum ist dieses Heft der Jugend gewidmet. Einer Jugend, die seelenruhig, aber doch verletzlich am Wasser masturbiert. Einer Jugend, die etwas wagt. Corinne Rufli Einer Jugend, zu der man sich selber auf einmal nicht mehr zählen darf. Gelindert wird Redaktionsleiterin der Schmerz darüber im Wissen, dass auch der Nachwuchs Rebellion kennt und lebt. corinne.rufli@aaku.ch Dank dem Kampf der jungen und jugendhaften Royals (für nicht Badener*innen: Men schen, die das Kulturhaus Royal lieben und sich dafür einsetzen) scheint die Zukunft des ehemaligen Kinos gesichert. Doch weiterhin muss viel Schweiss und Geld auf gebracht werden, um den Erhalt des Lokals die nächsten Jahre zu ermöglichen. An der grossen musikintensiven Saisonabschlusssause (siehe Seite 10) ist für einmal Zurück lehnen erlaubt. Jugendförderung – woraus die Stars von morgen hervorgehen – gibt es im Aargauer Kunsthaus. Die Reihe «Caravan» gibt einen Einblick in unterschiedliche Positionen der jungen Schweizer Kunstszene. Eine davon ist die von Andriu Deplazes. Seine oft grummeligen, verformten Figuren platziert in ausgiebigen Natursituationen wirken befremdend und doch anziehend. Das Gemälde «Körper und Hund» des 25-jährigen Künstlers aus Zürich ziert unser Cover. Einen Rückblick auf 10 Jahre «Caravan» und seine Bedeutung für junge Kunstschaffende sowie einen Ausblick auf die Jubiläums ausstellung gibt es ab Seite 6. Im Theater Tuchlaube in Aarau werden diesen Frühling etliche Laientheater-Premieren gefeiert, in denen Jugendliche und junge Migrant*innen sich furchtlos und unerfahren auf die Bühnen schmeissen, immer mit dem Risiko zu scheitern (Seite 11). Eine Vision ist, dass die Alte Reithalle ein Zentrum für kulturelle Teilhabe wird, was auch der Kanton sicherlich sehr schätzen würde. Damit Sie, verehrte Leser*innen, Ihren Beitrag an den Nachwuchs leisten können, und wenn Sie bestenfalls in Aarau wohnen, gehen Sie am 10. Juni an die Urne und legen Sie ein fettes Ja für die Alte Reithalle ein (siehe Leitartikel Seite 22). Ihre Zukunft wird es Ihnen danken. 3
KUNSTAUSSTELLUNG 2018 Von der Druckgrafik bis zum 3 dimensionalen Druck 25 Künstler und 4 Druckwerkstätten ODEON BRUGG 26. Mai – 10. Juni 2018 das Kulturhaus beim Bahnhof Vernissage Freitag, 25. Mai, 19:00 Uhr im Salzhaus in Brugg CINEMA BÜHNE BAR Info 056 450 35 65 Vorverkauf Mo – Do 17.30 – 23 Uhr Tickets Mo bis Fr ab 14 Uhr Fr + Sa 17.30 – 24 Uhr odeon-brugg.ch Sa/So ab 10 Uhr Sonntag 17.30 – 22 Uhr CINEMA BÜHNE MITTWOCH 2. MAI 18 UHR CAMPUSCINEMA SCHULE, SCHULE Wir danken für die Unterstützung: D 2017 90 Min. D ab 12 Jahren Regie: Hella Wenders Öffnungszeiten: Der Film begleitet vier Kinder, die an Freitag 19 – 22 Uhr der inklusiven Schule Berg Fidel in Samstag 13 –17 Uhr Münster zur Schule gehen. Sonntag 11 – 17 Uhr Mittwoch 19 – 22 Uhr Verein Salzhaus Brugg Schulthessallee CH-5200 Brugg www.salzhaus-brugg.ch FREITAG 4. MAI 20.15 UHR SAMSTAG 5. MAI 17.30 UHR CHRISTIAN HALLER CINEMA E VINO In seinem Zeitroman «Das unauf- C'ERAVAMO TANTO AMATI haltsame Fliessen» nähert sich der I 1975 124 Min. I/df Regie: Ettore Scola Autor seiner Zürcher Zeit neu. Zusammen mit Melillo’s Vineria laden wir Sie ein zum weinsinnig Aarauerstrasse 26 I 5200 Brugg unbeschwerten Kinovergnügen mit Degustation. NOCHE L ATIN A «ROBERT MARCANO Y SU BANDA» DONNERSTAG 17. MAI 19 UHR KLAUS MERZ: DIE DICHTERBRÜ- Sa 26. Mai | 21 Uhr DER KLAUS UND MARTIN MERZ Gedichte aus seiner Werkausgabe Robert Marcano, Venezuela – in der Schweiz, neben MITTWOCH 16. MAI 17 UHR sowie aus seinem jüngsten Band Picasón – ein Urgestein der Salsa-Szene. Seit 1992 be- ODEONKINOREIF? «Helios Transport». Im Gepäck mit spielt er in verschiedensten Formationen die Schweizer IL GATTOPARDO führt er auch «Zwischenland», die Bühnen. Freut euch auf eine feurige Latin-Night! I 1963 183 Min. I/d ab 12 Jahren Regie: Luchino Visconti Gedichte seines verstorbenen Bruders Burt Lancaster als Sizilianer, der Martin Merz. www.dampfschiff brugg.ch junge Alain Delon als einäugiger Liebhaber und die atemberaubende Claudia Cardinale: Man kann ihnen Hol dir deinen kostenlosen Noche-Latina-Drink! nicht lang und oft genug zuschauen. Ausschneiden und mitbringen! (gültig am 26.05.18) www.dampfschiff brugg.ch www.facebook.com/dampfschiff kultur MITTWOCH 23. MAI 18 UHR CAMPUSCINEMA PRE CRIME D 2017 91 Min. D ab 12 Jahren Regie: Heeder/Hielscher Bei der Methode «Predictive Policing» wird prognostiziert, wann und wo ein Verbrecher zuschlägt. FREITAG 18. MAI 20.15 UHR GORAN KOVACEVIC & DIE SCHURKEN: ODYSSEE Ein berührender, witziger und fröh- licher Musikabend mit vier fantas- tischen Musikern. DIENSTAG 19. JUNI 19.15 UHR ODEON OPERA FREITAG 25. MAI 20.15 UHR DON PASQUALE OHNE ROLF: SEITENWECHSEL Oper von Gaetano Donizetti live aus der Opéra de Paris In ihrem vierten Stück wechseln Mit ODEON OPERA bringen wir die OHNE ROLF die Seiten und suchen bekanntesten Opern von den schöns- einen Ersatz, der das Zeug zum ten Bühnen Europas nach Brugg. Blättern hat.
Herausgegeben von der IG Kultur Aargau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Inhalt VORSCHAU Junge Schweizer Kunst im Fokus 6 Die Ausstellungsreihe «Caravan» im Aargauer Kunsthaus in Aarau feiert ihr 10-Jahr-Jubiläum MAGAZIN 22 Das Aarauer Volk entscheidet über das Schicksal der Alten Reithalle. Bekommt der Aargau endlich seine grosse Bühne? Im Leitartikel wird der mühsame Werdegang und die Bedeutung dieser einzigartigen Bühne von Silvia Dell’Aquila, Kulturaktivistin und «We Love Aarau»-Inhaberin, aufgezeigt. Inklusive Highlights der Sommersaison. Bäderstadt im Bluesfieber 9 Die kanadische Musikerin Rita Chiarelli am Bluesfestival Baden Fête Royale 10 Das Badener Kulturlokal Royal feiert den Saisonabschluss Das singende Klavier 10 Die lettische Pianistin Arta Arnicane spielt in Baden Hier spielt der Laie 11 26 Backstage In der Tuchlaube Aarau stehen Jugendliche auf der Bühne Von Patti Basler Zwischen Romantik und Moderne 12 26 Olga Tucek Das Mondrian Ensemble in der Pianolounge in Aarau Kolumne «Kaltschale» 12 27 Das Objekt Weisse Gipsplastiken in der neuen Ausstellung im Trudelhaus Sammlerstücke von Rudolf Velhagen Thik neu im Zelt 13 27 Shirins Welt Ein Affenhaus und eine irre Messe Kolumne Filmmusik vom Feinsten 13 28 Tour de Kaff Das Blasorchester Baden Wettingen spielt mit dem Vocalino Chor Nächster Halt: Würenlingen Familienseite 15 Kultursplitter 17 Filmtipps 19 Hörtipps 20 Lesetipps 21 AGENDA 30 Kultur im Aargau auf einen Blick Veranstaltungen im Mai Cover: Andriu Deplazes, Caravan 1/2018. Ausschnitt aus: «Körper und Hund», 2017. Öl auf Leinwand, 165 × 200 cm 5
Vorschau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin TEXT ISABEL ZÜRCHER On the Road KUNST Das Aargauer Kunsthaus feiert den 10. Geburtstag der Ausstellungsreihe «Caravan» mit einem sommerlichen Stelldichein der jungen Schweizer Kunst. Das Kunsthaus baut mit der Nachwuchspflege an seiner Zukunft. Was die Beteiligung an dieser Reihe den Künstler*innen gebracht hat, erzählen sie gleich selber. Kevin Aeschbacher, Caravan 2/2017, Ausschnitt aus «The Response to Light of Various Parts 4», 2017, Als der Maler Andriu Deplazes Anfang dieses Jahres in Aarau Nebeneinander von Werken aus der Sammlung und tempo eine Auswahl seiner jüngsten Bilder präsentierte, ragte eine rären, neuen künstlerischen Interventionen prägt leitmo vielleicht verschneite, vielleicht von weissem Sand verweh tivisch die Auss tellungsreihe «Caravan». Wandelbar, auf te Ebene keck über seine monografische Schau hinaus. Zeit und ohne absehbare räumliche Verankerung siedelt Spontan hatte der Künstler entschieden, ein Kleinformat in «Caravan» junge Positionen im Kunsthaus an. den angrenzenden Saal zu hängen. Das nackte Dasein, das «Diese Ausstellung war in meiner bisherigen Laufbahn der verstörende Charme seiner Kunst so gern in unberührte sicher ein Highlight», meint Katharina Anna Wieser (*1980), Landschaften setzt, bekam es mit Bildern zu tun, die das deren eigens fürs Treppenhaus entwickelte Installation Verhältnis zwischen Kultur und Natur im vorigen Jahrhun 2016 neue Fragen auch an ihren Status als professionelle dert noch ganz anders charakterisierten. Die Nachbarschaft Künstlerin aufwarf. Dass ihr dieses Haus – architektonisch zu Ferdinand Hodler oder Cuno Amiet, der Brückenschlag und mit seiner Sammlung für Wieser ein «Liebling»! – zu Bauernporträts oder heroischen Alpenansichten verlieh eine Carte Blanche offerierte, ein öffentliches Gespräch dem malerischen Neuland zusätzliche, fragende Pointen. und damit die immer dringliche Kontextualisierung ihres Das war Absicht, und es ist Programm: Das fruchtbare Schaffens in Aussicht stellte, war eine Chance. «Die An 6
April 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau frage hat mir einen Schub gegeben, in nur vier Monaten gen festigt und in die Gunst jener investiert, die sie mögli mit einem schlanken Budget eine Arbeit zu realisieren, die cherweise auch in die hauseigene Sammlung aufnehmen andernorts so nicht entstanden wäre.» Das eigentliche möchte. «On the Road. 10 Jahre Caravan-Ausstellungsreihe Kapital des Aargauer Kunsthauses, seine über Jahrzehnte für junge Kunst» gibt nun dem rollenden Ausstellungsformat gewachsenen Bestände an Schweizer Kunst, wird so zum zum Geburtstag gleichsam einen Stoss: Zehn Gastspiele und Treiber für neue Interventionen. Das Fördergefäss des damit zehnmal eigens in Aarau konzipierte Werke verteilen «Caravan» steht für jene Dynamik, die in den Lebensläufen sich über die Sommerwochen im Haus. Die Mitwirkenden, einer vielversprechenden Generation lokale Verankerung geboren zwischen 1985 und 1989, haben regional und na mit internationaler Vernetzung zu paaren weiss. «Caravan» tional schon von sich reden gemacht: Mit ein- oder mehr ist Motor oder Zwischenhalt. «In meinem Fall», so Francis maliger Beteiligung an den Swiss Art Awards tragen sie ein co Sierra (*1977), dessen Beteiligung 2009 in einen ersten Gütesiegel der Schweizerischen Kunstkommission; sie sind Museumsankauf mündete, «läuft ‹Caravan› sicher unter der mit Stipendien ausgezeichnet worden, sie leben fast aus Kategorie ‹Motor›.» Und auch wenn sich retrospektiv nie nahmslos in urbanen Zentren, und die Reihe ihrer Ausstel genau bes timmen lasse, was die Weichen für eine Künstler lungen und Ausstellungsbeteiligungen reisst nicht ab. laufbahn stelle, sei Aarau für ihn eine attraktive Destination War der bereits gesicherte Erfolg ein Auswahlkriterium? gewesen: «Ich hatte für meine Ideen keinerlei Einschränkun Katrin Weilenmann kuratiert das Projekt gemeinsam mit gen, die Zusammenarbeit war sehr gut.» Yasmin Afschar und fasst zusammen, was die Künstlerliste Eines ist klar: Es sind nicht nur die Künstlerinnen und zur Geburtstagsschau zusammenführte: «Entscheidend Künstler, denen der ortsspezifische Stopp in Aarau Aufmerk war, Positionen zu identifizieren, mit denen wir wirklich gern samkeit sichert und den Anschluss an eine bereits aner einmal etwas in Aarau machen wollten.» Es geht um ein kannte Kunstgeschichte. Es ist auch die Institution Kunst breites Spektrum an Mentalitäten wie um den Blick in alle haus, die mit der Nachwuchspflege an ihrer Zukunft baut, Landesteile, wobei die längst fliessend gewordene Kategorie mit präzisen Setzungen und befristeten Risiken Beziehun von Herkunft und regionaler Anbindung von geringerem Selina Baumann, Caravan 1/2017, Ausstellungsansicht, Aargauer Kunsthaus. Foto: René Rötheli 7
Vorschau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Pauline Beaudemont, Caravan 2/2016. Installationsansicht. Foto: David Aebi Interesse sei als die Möglichkeit, «Werke im Werden» Anwesenheit und den Live-Moment setzt; um Beziehung im Kunsthaus anzusiedeln. Performances, deren Konjunktur zwischen heute und damals und um Zusammenarbeit; um dem «Caravan» bisher eher entgangen ist, nehmen einen das Situative wie um das bleibende Haus, das seine Gast festen Platz ein im Programm. Denn junge Kunst will sich freundschaft im Hier und Jetzt geschickt auf Zukunft richtet. nicht nur der individuellen Betrachtung aussetzen. Sie stiftet Erlebnisse und schürt so die Wachsamkeit eines Pu blikums, das sich kollektiv auf Situationen, Informationen, AARAU Aargauer Kunsthaus Interaktionen einlässt. Wenn zum Beispiel Ariane Koch und Fr, 4. Mai, 18 Uhr: Vernissage «Caravan». Sarina Scheidegger ihre auf Kunst bezogene Sprache 22. September: «Caravan»-Tag: Geburtstagsfeier einer Schauspielerin anvertrauen, dann geht es um meh 5. Mai bis 23. September reres: um das Selbstverständnis einer Kunst, die auf 8
April 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Lady got the Blues SOUNDS Eine der Hauptakteur*innen am diesjährigen Bluesfestival Baden ist die Kanadierin Rita Chiarelli, eine ausdrucksstarke Sängerin, kompetente Gitarristin und eine, die den Blues mit allen Fasern ihres Seins lebt. Die «Canadian Encyclopedia» weiss nicht so genau, wie alt Rita Chiarelli ist: «Born Hamilton, Ontario, 1950 or t 1954?» steht dort, aber so wichtig ist das auch G ran e nicht. Ist die Frau nun 68 oder erst 64? nis : De Ein gelebtes Leben steht hinter ihrer to Fo Karriere – ein Leben als Blues lli. re musikerin, Tourneen durch die hia aC amerikanische und kanadische Rit Provinz, Konzerte bei den Rednecks und in den Metro polen, vor Schwarzen und Weissen, in Konzertsälen mit Symphonieorchester und in Gefängnissen vor den Insassen. Rita Chiarelli kennt das Leben und somit kennt sie auch den Blues und kann ihn authen tisch und «streetwise» singen und spielen. Rita Chiarelli – das klingt nun eher nach italienischem Canzone als nach Blues. Wer aber die Lady in einem ihrer zahlrei chen Youtube-Videos sieht, und vor allem wer sie sprechen hört, spürt, dass sie den Blues inhaliert hat von Kindsbeinen an. Tatsächlich aber hat Chiarelli einen Teil ihrer Lehrzeit als Musikerin in Italien verbracht. Nach ersten Erfahrungen mit lokalen Bands in ihrer Heimat stadt Hamilton gründete sie erst ihre eigene R & B-Band tourte dann mit Rockabilly-Veteran Ronnie Hawkins und ging schliesslich nach Italien, um als Studiosängerin zu und mit ihrem eigenen Trio im Prima Vista. Und dann ist da arbeiten. Nach der Rückkehr schaffte es ihre erste Single in der Film «Music from the Big House». Seit einigen Jahren einen Film, was ihrer Karriere Schub gab und dazu führte, versteht sich Chiarelli ebenso sehr als Musikerin wie auch dass sie 1992 endlich ihr Albumdebüt realisieren konnte. als Botschafterin ihrer Musik, als Heilerin fast, denn sie ist Seither ist Rita Chiarelli Teil der Bluesgemeinde weltweit. überzeugt, dass Musik für das seelische und körperliche Am Bluesfestival Baden, das heuer zum 15. Mal über Gleichgewicht unabdingbar ist. Der Film zeigt sie bei einem verschiedene Bühnen der Stadt geht, hat Rita Chiarelli eine Auftritt im «Angola», dem berüchtigten Hochsicherheits besondere Stellung, sie ist so etwas wie Artist in Residence. gefängnis in Louisiana. Was als normales Konzert geplant Denn nicht nur einmal ist sie zu sehen. Natürlich: Ihr Auftritt war, entwickelte sich zu einem Resozialisierungsprogramm mit ihrer Frauenpower-Band Sweet Loretta im Nordportal für die Insassen. Und damit ist sie mit ihrer Musik an den Ort ist der Höhepunkt. Chiarelli und ihre sechs Ladys – drei zurückgekehrt, wo der Blues vor mehr als hundert Jahren Bläserinnen plus Rhythm Section – werden der Halle mäch entstand. Rita Chiarelli, die Kanadierin mit dem italienischen tig einheizen, der Schweiss wird fliessen auf der Bühne und Namen, fühlt sich da daheim! Von Beat Blaser im Parkett, bis die Wände tropfen! Rita Chiarelli ist aber auch in intimerem Setting zu erleben: im Duo mit dem Gitarris ten und Sängerkollegen Morgan Davis im Hotel Du Parc BADEN Bluesfestival, Diverse Orte, 19.–26. Mai 9
Vorschau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Une Fête Royale SOUNDS Zum Saisonende steigt im Badener bewegen sie sich in folkigen Gefilden mit Americana-Atti Kulturlokal Royal ein königliches Fest. Wäh tüde – und das mit Erfolg. So werden sie dieses Jahr sowohl rend zweier Tage kann man zu Musik aus am Open Air St. Gallen als auch auf dem Gurten zu sehen verschiedensten Genres die Hüften schwingen. sein. Doch bevor sie die Festivaltour in Angriff nehmen, kommen sie pünktlich zur royalen Saisonabschlussparty Einst sollte das geschichtsträchtige Haus ein paar wenigen nach Baden. Von Philippe Neidhart Parkplätzen weichen – doch der Widerstand in der Bäder stadt war heftig. Dann sollte es in ein Baustellenbüro ver wandelt werden – wieder gingen unzählige Badener*innen BADEN Royal, Fr/Sa, 25./26. Mai auf die Strasse, und eine Petition mit 7000 Unterschriften wurde eingereicht. Nun scheint die Zukunft des Kulturhau ses Royal – zumindest vorerst – gesichert, denn Ende Januar stimmte der Badener Einwohnerrat für einen Verpflich tungskredit von 198 000 Franken und somit für den Erhalt des Kulturbetriebs im ehemaligen Kino. Ein Happy End? Wer weiss, denn gleich hinter dem Royal ist ein Neubau mit 18 Luxus-Loftwohnungen geplant. Doch davon lässt man sich nicht aufhalten – mit der «Fête Royale» wird für diese Saison noch ein letztes Mal auf den Putz gehauen, bevor es in die Sommerpause geht – und dies gleich an zwei Tagen. Mit dem Ghana Cultural Trio holen die Organisator*innen am Freitag westafrikanische Grooves nach Baden. Jede Region und jeder Stamm Ghanas haben ihre eigenen Rhythmen und Songs, so treffen Klänge verschiedenster Perkussionsinstru mente auf traditionelle Gesänge in diversen Sprachen – ein einmaliges Spektakel für Ohr und Auge. Doch damit nicht genug, denn auch am Samstag gibt es mit The Cavers einen weiteren musikalischen Leckerbissen. Schon seit Jahren sind die drei jungen Berner gute Freunde, Das Berner Trio The Cavers bringt amerikanisches Flair ins Royal. zvg seit 2016 stehen sie nun gemeinsam auf der Bühne. Dabei Gefragt ist ein «singendes Klavier» KLASSIK DIE «Wassermusik» stammt von Georg Friedrich Händel. Das Element Wasser hat aber auch viele Kollegen nach ihm fasziniert. So betitelt Luciano Berio eine seiner Kompositionen mit «Wasserklavier»; so zollen der Lette Janis Kepitis dem Nass mit «Barcarole und Wellenlied» und Frédéric Chopin mit dem Regentropfen-Prélude Reverenz. Leicht zu beantworten ist deshalb die Frage, unter welchem Titel ein Rezital steht, das neben den genannten auch Werke von Ravel, Liszt, Grieg und Schubert vereint – «Aqua». Die famose lettische Pianistin Arta Arnicane bezieht sich in ihrem Badener Programm zwar auf vieles, was auf ihrer gleich namigen CD zu hören ist – aber nicht nur. Für ihr Konzert in der Druckerei baut sie eigens Martin Schlumpfs «December Rains» (1992/93) ein. Für dieses zeitgenössische Stück ist unter anderem diese Spielqualität erforderlich: «Singendes» Klavier. Ein solches wird sich im Rahmen der Reihe «schlumpf+», die klassische Musik und Jazz mit einem zeitgenös sischen Werk verbindet, bestimmt ausgezeichnet machen. Von Elisabeth Feller Die lettische Pianistin Arta Arnicane huldigt musikalisch dem Wasser. zvg. BADEN Druckerei, Do, 24. Mai, 19.30 Uhr 10
April 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Alle Macht den Laien BÜHNE Am Theater Tuchlaube reiht sich im Frühjahr eine Laientheater-Premiere an die nächste. Warum man in Aarau auf die Arbeit mit Jugendlichen und Migrant*innen setzt. Eine Melange aus Revolution und Punkrock: Junge Marie mit «Heroes of the Overground». zvg Sie heissen Träumer, Schein_werfer und Die Freispieler und Die 12- bis 16-Jährigen des Jugendklubs Schein_werfer sie ermöglichen Kindern und jungen Erwachsenen zwischen nehmen in ihrem Tanztheater «Wer bin ich» Jostein Gaarders 9 und 21 Jahren das Sammeln erster Bühnenerfahrungen. Philosophieklassiker «Sofies Welt» zum Anlass, ihre eigene Zählt man den interkulturellen Generationenklub Bundt Existenz zu hinterfragen. hinzu, in dem rund die Hälfte der 30 Mitglieder unbegleitete «Die jungen Menschen lernen auf diese Weise, dass minderjährige Asylsuchende sind, und addiert die engen Gegenwart gestaltbar ist», resümiert Kelting. Die Arbeit der Ko-Produktionspartner der Tuchlaube wie das Jugendtheater Jungen Marie, der Jugendgruppe des Theater Marie, geht in Junge Marie und die B’bühne (Bürgerbühne), gibt es in Aarau Sachen Professionalität noch weiter. Hier werden die jungen derzeit sechs Formate mit hundert Laienschauspieler*innen. Schauspieler*innen gecastet. Einige landen später auch Für Tuchlaube-Theaterleiter Peter-Jakob Kelting und an der Schauspielschule. Das Stück «Heroes of the Over Theaterpädagogin Nina Curcio hat dieser Fokus auf Theater ground/Die Erben» entstand aus intensiven Diskussionen formate mit Jugendlichen und Migrant*innen auch strate mit Schulklassen und fragt nach den Möglichkeiten des gische Gründe. Die geplante Institution in der Alten Reit Einzelnen, in einen politischen Prozess einzugreifen. halle, über deren Realisierung das Aarauer Stimmvolk am Eingreifen müssen regelmässig die vielen Feuerwehr 10. Juni entscheiden wird, legt in ihrem Betriebskonzept männer und -frauen, welche die Theaterautorin Anna Papst einen Schwerpunkt auf kulturelle Teilhabe und auf Theater für ihr Stück «Katastrophenübung» interviewt hat. Im Juni in der Migrationsgesellschaft. Ende April diskutierten in wird es von den Laien der B’bühne Aarau in der Alten Reit Aarau Kulturvermittlerinnen und Theatermacher darüber, halle uraufgeführt. Von Julia Stephan wie das Laientheater-Angebot der Tuchlaube diesem Kul turprojekt zugute kommt. «Längerfristig könnten die Alte Reithalle und das Theater Tuchlaube in der neuen Träger AARAU Tuchlaube, «Wer bin ich?» schaft zu einem Zentrum für kulturelle Teilhabe werden», Mi, 23. Mai, 19 Uhr, (Premiere); Sa/So, 26./27. Mai 19 Uhr. erklärt Kelting. AARAU Tuchlaube, «Heroes of the Overground/Die Erben» Die Vorteile liegen auf der Hand: Laientheater holt So, 6. Mai, 20.15 Uhr (Premiere); Mo, 7. Mai, 19 Uhr; theaterferne Bevölkerungsgruppen ins Haus und fördert bei Di/Mi, 8./9. Mai, 20.15 Uhr. Jugendlichen kognitive und soziale Fähigkeiten. Spielend AARAU Alte Reithalle, «Katas trophenübung» lernen sie fremde Perspektiven einzunehmen, sich selbst Di, 19. Juni, 20.15 Uhr (Premiere); Do–Sa, 21.–23 Juni, 20.15 Uhr; zu reflektieren. Ein Grund, dass die Spielklubleiter*innen So, 24. Juni, 17 Uhr. die Themenwahl mit den Kindern und Jugendlichen treffen. 11
Vorschau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Experimentieren mit Querverbindungen KLASSIK Mit dem Mondrian Ensemble hat sich Mozart und Delz stehen zwei Werke einer eher vernachläs ein Klavierquartett etabliert, das im klassisch- sigten Gattung auf dem Programm, die vor dem Hintergrund romantischen Repertoire ebenso zu Hause ist wie ihrer jeweiligen Zeit auf spannende Weise die Möglichkeiten in der neuen Musik. des Zusammenspiels der vier Instrumente ausloten. Von anderem Zuschnitt ist «Caprice» für Klaviertrio von Wer kommt einem beim obigen Namen in den Sinn? Jannik Giger. Darin greift der 33-Jährige Formen, Techniken Piet Mondrian. Ob die geometrische Formensprache des und Strukturen vergangener Zeiten auf, sodass einzelne niederländischen Malers die Musikerinnen Ivana Pristasová Passagen des Trios fast klassisch anmuten. Giger formt die (Violine), Petra Ackermann (Viola), Karolina Öhman (Violon ses Material aber weiter, indem er es überzeichnet, verfrem cello) und Tamriko Kordzaia (Klavier) inspiriert hat, sich als det und mit zeitgenössischen Einsprengseln versieht. Mondrian Ensemble zu bezeichnen? Wir rätseln – meinen Von Elisabeth Feller aber, dass der Name ausgezeichnet zu diesem Quartett passt. Die vier spielen ebenso souverän Kompositionen des klassisch-romantischen Repertoires wie neue Musik. AARAU Pianolounge, Di, 8. Mai, 19.30 Uhr Ihre Konzertprogramme sind speziell, ohne dass sie dies herausstellen müssten. Das jüngste Projekt «Sils» steht beispielhaft für das, was das Mondrian Ensemble pflegt: Experimentieren mit Querverbindungen. Kein Zufall also, dass das Klavierquartett g-Moll des mit 35 Jahren verstorbenen Wolfgang Amadeus Mozart dem zweiten von Christoph Delz ge genübersteht. 2018 jährt sich der 25. Todestag dieses nur 43 Jahre alt gewordenen Schweizer Komponisten. Delz liess sich oft von Naturphä nomenen, literarischen Texten und anderen Musikstücken inspirieren. «Sils» für Klavier gibt dafür ein gutes Beispiel ab, denn hier bezieht sich der Komponist auf den zugefrorenen Silser see im Engadin. Ruhige, dunkle Liegeakkorde, vereinzelte Cluster und tröpfelnde Tonfolgen lassen an Spiegelungen und Reflexionen auf Das Mondrian Ensemble bewegt sich souverän zwischen neuer Musik und klassisch-romantischen Kompositionen. Foto: Arturo Fuentes dem Eis denken. Mit den Klavierquartetten von Gurgelnder Gips KUNST «Eine Kaltschale ist eine flüssige sämige Kaltspeise, Suppe gegessen wird», weiss unser Wikipedia. «Kaltschale» süss oder pikant, die vor allem im Sommer anstelle der ist auch der Titel der neuen Ausstellung im Trudelhaus mit den beiden Zürcher Künstler*innen Sarah Burger und Michael Günzburger. In den abgedunkelten Räumen gibt es weisse Gipsplastiken zu entdecken, die sich ihrer Materialität zu entziehen scheinen. Vor Ort gegossene Fi guren ragen filigran in die Höhe oder muten an zu schweben, während eine Toninstallation – Kratzen, Reissen, Gurgeln oder Schlummern – über die drei Etagen hinweghallt. cru BADEN Trudelhaus Do, 24. Mai, 18.30 Uhr: Vernissage. Rundgang: Sa, 9. Juni, 13 Uhr. Bis 7. Juli. Michael Günzburger, Masse B, 2018, Gips. zvg
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Irrsinnig abgründig BÜHNE «Urbit et Orbit» von Denise Wintsch er götzt sich an katholischen Ritualen und führt das Publikum in Versuchung. Das neue Format «Thik im Zelt» zeigt drei körperintensive Per formances bei Zirkusatmosphäre. Im Mai geht das Thik auf die Strasse, wie von der Theater leitung, Markus Lerch und Nadine Tobler, schon lange geplant. Dass die Räume des Badener Theaters zu klein sind für die drei Produktionen, erweist sich als glückliche Fügung. Lerch freut sich, zusammen mit der innovativen Truppe des Zirkus Fahraway, der etwas vernachlässigten Kunstform des modernen Zirkus gebührend Raum geben zu können. Die Aufführungen finden im Zelt des Zirkus Fahraway statt. In den Stücken verbinden sich Performance, Musik und Artistik zu einer zukunftsweisenden Form des modernen Theaters; im Vordergrund steht das spielerische und kör perliche Erzählen. Mit ihrer irr-sinnigen Messe «Urbit et Orbit» macht Denise Wintsch den fulminanten Auftakt. Als Kind empfand sie die sonntäglichen Auftritte der Pfarrer Katholische Messe à la Denise Wintsch. Foto: Tom Davis und Ministranten in wehenden Gewändern zu Glocken- und Orgelklang als unverständliche Show, so prächtig wie angst einflössend. Spielerisch eignet sie sich die vorgefundenen nens doch noch so etwas wie die eigene Freiheit gibt. Die Rituale an, führt sie ad absurdum, und weist mit einem Eigenproduktion des Zirkus Fahraway, «Wo ist Tobi?», erzählt Lachen auf die menschlichen Abgründe hin, die sich auf der mit einfachen Mitteln von der Begegnung einer Artistin Suche nach Sinn im Leben und Glauben öffnen. Man braucht und eines Artisten, die für beide einige Überraschungen weder katholisch noch gläubig zu sein, um von ihren Bildern bringt, und versetzt zum Abschluss der Thik-Zirkustage mit berührt zu werden und der eigenen, vielleicht uneingestan Clownerie, Musik und Akrobatik das Theaterzelt nochmals in denen Sehnsucht nach Bedeutung auf die Spur zu kommen. Schwingung. Von Kristin T. Schnider Im «Affenhaus» des Vorstadttheaters Basel geht es um Dressur: Ausser Sprechen, Rechnen und Lesen sollen in dieser Affenschule vor allem strenge Benimmregeln gelernt BADEN «Thik im Zelt» Im Graben werden, die angeblich zur Menschwerdung gehören. Mi/Do, 2./3. Mai, 20.15 Uhr: «Urbit et Orbit» Witzig und poetisch wird infrage gestellt, wie viel Zucht es Fr/Sa, 4./5. Mai, 20.15 Uhr: «Wo ist Tobi?» braucht, um Mensch zu sein, und ob es am Ende des Ler So, 6. Mai, 17 Uhr: «Affenhaus» Das Blasorchester Baden Wettingen Wie im Film stürzt sich ganz in Filmmusik. zvg KLASSIK Filmmusik vom Feinsten: Das Blasorchester Baden Wettingen, das gerne mit ausgefallenen musikalischen Projekten, wie der «Wassermusik» an der Baden fahrt, auf sich aufmerksam macht, spannt für das neue Projekt mit dem Vocalino Chor Zürich zusammen. «Cinema Paradiso» heisst das Konzert in drei Akten mit bekannter Filmmusik. Das Blasorchester spielt im ersten Teil ganz in der Tradition der grossen Filmorchester auf. Nach der Ouvertüre spannt es den Bogen von Klamauk bis romanti sche Filmmusik. Der Vocalino Chor stürzt sich mit «Footloose» und «Ghostbusters» in die 80er-Jahre – bis im Grande Finale die beiden musikalischen Teams gemeinsam von «Amistad» bis «Cabaret» musizieren. cru BADEN Trafo, So, 27. Mai, 17 Uhr 13
Theater im Park stadtbibliothek.baden.ch 27. MAI 2018, 11 UHR «Das Gold des Hasen» Nach dem Bilderbuch von Martin Baltscheit & Christine Schwarz Figurentheater Sven Mathiasen 24. JUNI 2018, 11 UHR «De Tumm Tüüfel Tolpatsch» Heiteres Kasperstück mit klassischen Holzhandpuppen frisch inszeniert! Figurentheater matou 19. AUGUST 2018, 11 UHR «Der Hühnerdieb» Humorvolle Geschichte mit Live-Musik nach dem Bilderbuch von Béatrice Rodriguez Figurentheater Vagabu Lesung mit Lukas Hartmann 16. SEPTEMBER 2018, 11 UHR «Fliegen!» Mittwoch, 23. Mai, 19.30 – 21 Uhr Geschichte über Mut, Übermut und eine ungewöhnliche Freundschaft theater samt & sonders Sein aktueller Bestseller ist ein Porträt der faszinierenden Lydia Welti-Escher. Di – Sa 14 – 17 Uhr | So 10 – 17 Uhr | Ländliweg 7 | 5400 Baden Telefon 056 222 14 44 | www.kindermuseum.ch Stadtbibliothek Baden 1 108-031801_TheatherimPark_AAKU_Inserat_102_142_180409.indd 1 09.04.18 12:47 AAKU_Inserat_Lesung_Hartmann-20180409.indd 1 09.04.2018 14:27:54 1 FR, 04. MAI 2018, 20 UHR URS STAHEL FOTOGRAFIE – HEUTE UND MORGEN RAFAELA ROTH MODERATION BÖRNI & BARBARA STUDER MUSIK Burghaldenhaus Lenzburg
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Museumstag goes SocialMedia AUSSTELLUNGEN «Taggen, sharen, liken – das hypervernetzte Museum» nennt sich ganz neudeutsch das Motto des diesjährigen Museumstags. Kostenlos können die Aargauer Museen beschnuppert werden – viele warten mit einem Sonderprogramm zu den aktuellen Herausforderungen der Digitalisierung auf. Auf Schloss Lenzburg gibt es eine Fotosafaritour, in Baden schliessen sich vier Museen zusammen zu einer span nenden Rundfahrt von Digital Natives bis zu verlinkten Räumen. Das Stadtmuseum Aarau steht ganz im Zeichen der Fotografie und des Films. Doch auch die kleinen Orts museen bieten Gelegenheit, die Dorfgeschichten analog wie digital zu erkunden. cru Aus einer prädigitalisierten und rauchvollen Zeit: MUSEUMSTAG Diverse Orte Der Discjockey John Wieland 1969, zu sehen im So, 13. Mai Stadtmuseum Aarau. Foto: Reto Hügin © StAAG www.museums.ch/museumstag Monsterparty BÜHNE Halloween 2066: Die 14-jährige Lydia hat sturmfrei und lädt zur Party. Mit dabei sind ihre besten Freunde Mac und Kuno. Zu dritt stürzen sie sich mit ihrer Cyberausrüstung ins Schlachtengetümmel einer virtuellen Gamewelt. Aus den nebulösen Tiefen des Netzes taucht ein neues Spiel auf: «The Shakespearegame»: Kill the King und werde selber König. Nur allzu gerne folgen sie der neuen Spur und geraten auf Abwege. Virtuelle Welt und Wirklichkeit vermischen sich. «Wir entwickelten auf den Spuren von William Shakespeares Erzschurken Macbeth spielerisch unser eigenes Stück», sagt Theaterpädagoge Robert Bühler. Er erarbeitete im Rahmen des Jugendtheaterklubs Toi Toi Toi mit neun Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren das Stück «The Shakespearegame» mittels Improvisationen. Entstanden ist eine Montage von eigenen Szenen sowie Textstellen aus Shakespeares Original mit einem turbulenten Finale. cru ZOFINGEN Kleine Bühne Der Jugendtheaterklub Toi Toi Toi taucht mit Shakes peare in eine virtuelle Unterwelt. zvg Fr/Sa, 4./5. Mai, 20.15 Uhr; So, 6. Mai, 17 Uhr Wer ist der grösste Angst hase? BÜHNE Der alte Hase ist gestorben – er hinterlässt einen enormen Hau fen Gold und ein Testament: Der grösste Angsthase des Waldes soll sei nen gewaltigen Schatz erben. Der Regenwurm, der Uhu, die Wieselin und der Fuchs sind zur Stelle, sie alle erheben Anspruch auf den Reichtum. Und dann ist da noch der grosse, böse Wolf. In «Das Gold des Hasen» erzählt Sven Mathiasen auf fabuleske Weise eine Geschichte zu Themen wie Angst, Gier und Tod. Als erstes von vier Stücken eröffnet es die neue Saison von «Theater im Park» beim Kindermuseum. Eine Geschichte mit Figuren, Schauspiel und Musik nach dem Bilderbuch von Martin Balt scheit und Christine Schwarz. Ab 4 Jahren. phn Sven Mathiasen nähert sich auf spielerische Weise BADEN Kindermuseum Themen wie Angst, Gier und Tod. zvg So, 27. Mai, 11 Uhr 15
«AUFLEUCHTENDE DETAILS» Péter Nádas: Lesung und Gespräch Péter Nádas gehört zu den grossen Autoren unserer Zeit. Sonntag, 17. Juni 2018, 17.00 Uhr Jetzt ergänzt er sein gewaltiges Romanwerk durch seine Lebenserinnerungen («Aufleuchtende Details», Rowohlt) – ein ebenso persönliches wie zeitgeschichtliches Dokument von grösster erzählerischer Kraft. Laut Nádas wirkt jedes Ereignis auf alle anderen Ereignisse ein – ob in der Politik oder der privaten Lebensgeschichte. Es sind jene Momente, die Geschichte fassbar machen und Erinnerung konstituieren: eben die «aufleuchtenden Details». Deren weitgespannten Verflechtungen folgen Péter Nádas‘ Memoiren nicht chronologisch, sondern auf kühne Weise frei assoziativ. Moderation: Bettina Spoerri Eintritt: Fr. 25.-/20.- In Kooperation mit dem Forum Schlossplatz und dem Theater Tuchlaube Aarau Aargauer Literaturhaus, c/o Müllerhaus, Bleicherain 7, 5600 Lenzburg, info@aargauer-literaturhaus.ch o tanz & p MUSIKFESTIVAL kunst BOSWILER SOMMER 2018 kbe königsfelden SANS SOUCI f r 30. Juni – 8. Juli 2018 ü D a s We l t k l a s s i k - F e s t i v a l m i t 1 4 Ko n ze r te n kopf über b o s w i l e r s o m m e r. c h 1. bis 6. Juni 2018 Ein pädagogisches Kunstprojekt mit 75 Jugendlichen aus Lenzburg Künstlerische Leitung: Brigitta Luisa Merki Klosterkirche Königsfelden, Windisch Vorverkauf: www.ticket.baden.ch Info Baden 056 200 84 84 www.tanzundkunst.ch
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Sozialismus, Feminismus, Aua in Bern Frivole Sommernachtsträume Selbsterkenntnisse Hingeh’-Muss Ab Mitte Mai werden in der Stadt Shakespeares «A Midsummer «Biedermann und die Brandstif Die Neubad Lecture geht mit Bern spielend Grenzen aufgelöst Night’s Dream» ist ein frivoles Ver ter», das Stück von Max Frisch hat vielversprechendem Titel in die und neue Verbindungen geknüpft: wirrspiel rund um die Protagonis seit seiner Uraufführung 1958 an fünfte Runde: «Wie Sozialisten Das Theaterfestival Auawirleben tinnen und Protagonisten Hermia, Aktualität stark zugenommen. die Frauen vergassen und Arbeite startet. Unter dem Titel «Up Close Helena, Demetrius und Lysander, Die Rollen sind hervorragend, rinnen den Feminismus erfanden.» und Relational» zeigen Künstlerin gespickt mit viel Witz und Ma die Dramaturgie raffiniert ausge Über das Thema referiert Prof. nen und Künstler aus der ganzen gie. Die Inszenierung des Stücks klügelt, das Publikum wird sich Dr. Caroline Arni (Bild). Schwer Welt ihre Produktionen in der lebt vom Bühnenbild und seiner amüsieren, aber mit einem Kloss punkte ihrer Arbeit bilden die Dampfzentrale, im Schlachthaus Umgebung – und so ist es schön, im Hals, weil es sich permanent Geschlechterforschung und Theater und im Tojo Theater in der dass das Theater Kanton Zürich selber erkennt. Kultursoziologie, ihre Dissertation Reitschule. den Kirchplatz in der Altstadt als über die Paarbeziehung um 1900 Kulisse ausgewählt hat. SCHAAN Takino wurde mehrfach ausgezeichnet. BERN Diverse Orte 13./16./23. Mai 16. bis 26. Mai WINTERTHUR Kirchplatz www.karussell.li LUZERN Neubad www.auawirleben.ch Fr, 25., bis Di, 29. Mai, 20.30 Uhr 22. Mai, 20 Uhr www.theaterkantonzuerich.ch Europäisches Jugendchor Pflanzenmigration Jazz, Jazzer, viel Jazz «Für Garderobe keine Haftung» Festival Uriel Orlow beschäftigt sich Drei Abende lang und von allen Peter Shub ist Meister der wort Bereits zum 11. Mal erfüllen mit blinden Flecken der Ge Sorten etwas: Das Festival Viel Jazz losen Komik. Er spielt sich selber Kinder- und Jugendchöre aus schichte. Nun präsentiert er sein feiert das 25-Jahre-Jubiläum. Mit und geizt nicht mit Selbstironie. ganz Europa Basels Innenstadt Forschungsprojekt «Theatrum afr ikanischer Fusion, elektrifizierter Er ist der Mantel an der Garderobe mit Chorgesang. Das Europäische Botanicum». Aus den Blickwinkeln Harfe, neapolitanischem Solo- oder Gefangener seines eigenen Jugendchor Festival möchte junge Südafrikas und Europas zeigt das piano. Das alles in angenehmer Kamerastativs. Neben visueller Co Menschen über alle Grenzen Projekt Pflanzen als Zeugen und Hör- und Sehnähe zur Bühne und medy, Slapstick, reichlich schwar hinweg zusammenführen, um Akteure in der Geschichte, als zur Bar. Unter anderem mit den zem Humor, ausgefallenen Tänzen gemeinsam neue Horizonte zu Agenten, die Natur und Menschen, Pocket Rockets, der Harfenistin und verrückten Interpretationen, entdecken. Die Musikbegeister ländliche und kosmopolitische Julie Campiche (Bild) und dem Gedichten, Basilikumpflanzen und ten erwartet ein breitgefächertes Medizin, Tradition und Moderne Drummer Christoph Steiner und Regenschirmen redet er sich auch Programm von Konzerten über verbinden – über Geografien, seinem Trio Escape Argot. um Kopf und Kragen. Workshops bis hin zu Jugendchor Geschichten und Wis schiff-Ausflügen auf dem Rhein. senssysteme hinweg. ZUG Burgbachkeller OLTEN Theaterstudio 3. bis 5. Mai Fr/Sa, 11./12. Mai, 20.15 Uhr BASEL Diverse Orte ST. GALLEN Kunst www.vieljazz.ch www.theaterstudio.ch 9. bis 13. Mai, www.ejcf.ch Halle, bis 17. Juni 17
Programm MUSIK MUSEEN AUSSTELLUNGEN KIFF LITERATUR Murikultur THEATER Mai AARAU 02.05 25.05 Sonntag, 13.05.2018 → 15.00 Uhr MUSEUM FÜR MEDIZINHISTORISCHE HORISONT SWE DON BROCO C BÜCHER MURI MUSEEN DEAD LORD SWE THE Freitag, Samstag, Sonntag 04. - 06.05.2018 → 20.30 Uhr Muttertag, Familien- 04.05 LAFONTAINES UK MUSIG IM PFLEGIDACH MUSIK tag, Museumstag. PHIL RUDD AUS 13.06 Ein spielerischer Spezialanlass für die DRUMMER OF AC / DC Eric Harland Solo (USA) ganze Familie THE VIBES CH THRICE US Samstag, 12.05.2018 → 19.30 Uhr Sonntag, 13.05.2018 → 17.00/20.30 Uhr 23.06 05.05 BANXNORDWEST LABRASSBANDA MUSIK IM FESTSAAL MUSIK MUSIG IM PFLEGIDACH MUSIK Festsaal Kloster Muri Allison Miller’s Boom Baroque Twitter Tic Boom (USA) FINALE 24.06 Nuria Rial – Sporan feat. Myra Melford, Jenny Scheinman, 08.05 TERROR US Maurice Steger – Flautino & Flauto Kirk Knuffke, Ben Goldberg & Todd AMENRA BEL 07.11 Kammerorchester Basel Sickafoose MYRKUR ISL MAX LÄSSER CH Sonntag, 13.05.2018 → 14.00 Uhr MUSEUM KLOSTER MURI Lage Lund Trio (USA) 08.05 24.11 Das vernetzte Kloster MUSEEN Lage Lund, Matt Brewer, Justin Faulkner CARNIVAL GREEEN D Sonntag, 27.05.2018 → 17.00 Uhr anno dazumal YOUTH LV 07.12 Ausstellung und Vortrag von Dr. Bruno MUSIK IN DER KLOSTERKIRCHE MUSIK SHANTEL & THE Orgelkonzert 11.05 FRANK POWERS CH BUKOVINA CLUB Meier, Historiker, Baden Marco Amherd Tobias Willi 12.05 ORKESTAR D (DUNKELBUNT) AT 14.12 Tickets & mehr Infos: Muri Info, Marktstrasse 4, 19.05 IMPALA RAY D Telefon 056 670 96 63 sekretariat@murikultur.ch BOMBINO NER www.murikultur.ch TICKETS: WWW.STARTICKET.CH MORE INFOS & SHOWS: WWW.KIFF.CH THIK IM ZELT 2. – 6. MAI 2018 IM GRABEN, BADEN DOMINIC SCHOEMAKER (CH) RITA CHIARELLI TRIO (CA) THE RED HOT SERENADERS ORCHESTRA (CH) FANTASTIC NEGRITO (US) MORGAN DAVIS (CA) MARTIN BASCHUNG & BIG B TONIC (CH) SALZ & PFÄFFER (CH) WYNAVALLEY OLDTIME JAZZBAND (CH) TRIBUTE TO ROBERT JOHNSON COPENHAGEN SLIM BAND (DK) MATHIAS REITER (THEATER) (CH) AMAURY FAIVRE DUO (CH) JOHNNY FONTANE & THE RIVALS (CH) MARCO FIGINI’S SOUL DEPARTMENT (CH) RITA CHIARELLI & HER BAND SWEET LORETTA (CA) ROTOSPHERE & FRIENDS (CH) LILLY MARTIN & BAND (CH) PHILIPP FANKHAUSER (CH) BLUESFESTIVAL-BADEN.CH 037-021701_BFB18_Inserate_print_180309.indd 17 09.03.18 10:34 Ins.TihK_102.40x142.50-APTIL2018-RZ.indd 1 13.04.18 10:01
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau Eine mysteriöse Reise in die Existenz «Grain» von Semih Kaplanoglu, Türkei 2017 Mit «Bal» hat Semih Kaplanoglu in Berlin den Goldenen Bären geholt, nun überrascht er mit einer Geschichte, die in der nahen Zukunft spielt: Die Klimaveränderungen haben das Leben auf der Erde nahezu unmöglich gemacht und wiederholte Miss ernten bringen den Glauben an das genmanipulierte Getreide ins Wanken. Liegt die Rettung in der verbotenen Zone? Ein Trip in selten mehr gesehenem Schwarzweiss auf Breitleinwand. AB 3. MAI im Kino Liebesfunken im Warenmarkt «In den Gängen» von Thomas Stuber, Deutschland 2017 Nein, die dachhohen Gestellreihen in einem Grossmarkt wirken nicht wie ein Ort, an dem die Liebe knistern könnte. Umso erstaunlicher wirkt der Film von Thomas Stuber. Christian, eher schweigsam, wird von Bruno in die Kunst des Gabelstaplerfahrens im Getränkebereich einge weiht. Ein paar Gestellreihen weiter betreut Marion die Süsswarenabtei lung. Zwischen den Regalen funkt es leise, und in den Bildern finden wir den Alltag im östlichen Deutschland. AB 10. MAI im Kino Hommage an das Buch «The Bookshop» von Isabel Coixet, Spanien/England 2018 Florence Green hat eine Passion: das Buch. Und einen Traum: die eigene Buchhandlung. Die Idee gefällt nicht allen, Skeptiker haben andere Pläne für das heruntergekommene Haus. Wozu lesen? 1959 in einer Kleinstadt angesiedelt, spült es zum ästhetischen Vin tage-Setting auch den neidigen Kleingeist an die englische Ostküste. Einen erfrischen den Kontrapunkt setzt die zehnjährige Christine. Dank ihrer tatkräftigen Hilfe meistert Florence manch eine Klippe und steht im Sturm nicht alleine im Regen. Mit Emily Mortimer ist die Rolle der Buchhändlerin glänzend besetzt. Die katalanische Regisseurin Isabel Coixet («The Secret Life of Words») hält sich an die gleichnamige Romanvorlage von Penelope Fitzgerald, wobei sie mit einer unerwarteten Wende den Bogen ins Heute schlägt: Der perfekt austarierte Film wird in Zeiten von Amazon und Co. zur feinen Hommage an das Buch und den guten Buchladen um die Ecke. AB 17. MAI im Kino 19
Vorschau Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Brasilien für Fortgeschrittene Es gibt einen bösen Spruch, der besagt, Brasilien sei das gie und den sozialen Medien produzieren und veröffentli Land der Zukunft und werde es auch für immer bleiben. chen etwa immer mehr Frauen und Schwarze in Brasilien Jahrzehntelang wurde das Potenzial des riesigen Landes qualitativ hochwertige Musik. Die Rhythmik der Afrikanerin als künftige Weltmacht angepriesen. Verwirklicht haben nen, die Energie der Ureinwohner und die Melancholie der sich diese Ambitionen bisher lediglich im Fussball – und ein Portugiesinnen hätten in der Vergangenheit bereits Stück weit auch in der Musik. Bossa-Nova-Klassiker wie «Ga den Samba hervorgebracht, sagt man. Heute rota de Ipanema» sind weltweit bekannt. Und es liegt auf ist in Brasilien vor allem die Hip-Hop-Kultur der Hand, dass in einem Land mit über 200 Millionen Ein sehr stark. wohner*innen viel Musik produziert wird. Besonders ärmere Seit 2004 wird auf Kanal K die Musiksen und vernachlässigte Teile der Bevölkerung treten heute mit dung «BrasiLicious» ausgestrahlt. Während mehr Selbstvertrauen auf. Dank erschwinglicher Technolo in den ersten Jahren hauptsächlich die Klas siker gespielt wurden, sind es heute eben vor allem diese neuen, dynamischen Acts, die Journalist Da niel Vizentini in der Sendung präsentiert. Als Kind von São Paulo nach Baden gekommen, ist er in beiden Kulturen heimisch und vermag die Brücke von Brasilien zu den Hörer*innen im Aargau zu schlagen. Nebst Heimweh-Bra silianern will er vor allem Musikliebhaberinnen aus der Region ansprechen und diese mit der grossen Vielfalt der brasilianischen Musik posi tiv überraschen. kk «BRASILICIOUS» immer am zweiten Mitt woch im Monat von 21 bis 22 Uhr auf Kanal K. Zwischen São Paulo und Baden: Daniel Vizentini. zvg Nächste Ausstrahlung am Mi, 9. Mai, 21 Uhr. Songs für die Nacht MARLON BRANDLOCH URSINA TOMPAUL «Loose» «You Have My Heart» «Rehauto» Bern Zürich Baden Hans-Jakob Mühlethaler aka Chocolococolo aka Ursina, die ursprünglich aus Graubünden Das Trio aus Baden hat soeben ihre zweite EP Hansimoto aka einer von den Mundartisten kommt, ist schon seit einigen Jahren mit diver «Motions» veröffentlicht. Tanzbare Sounds, die aka der Produzent des neuen Tinguely sen Songs auf unserer Playlist. Jetzt hat sie sich sich zwischen Pop und Electronica eingerichtet Dä Chnächt Albums aka Marlon Brandloch hat für den Remix von «You Have My Heart» Unter haben, und das, obwohl sie mal als Singer/ Anfang März ein höchst empfehlenswertes stützung vom Meister Pablo Nouvelle geholt. Songwriter-Projekt gestartet sind. Das kommt elektronisches Album gedroppt: «Beasts Pt.1». Eine wunderbar sphärische Nummer. auch auf Gigs abroad gut an. 20
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin Vorschau di füolette hose Die violetten Hosen ziehen sich in der Mund art-Novelle «acht schtumpfo züri empfernt» von Dominic Oppliger «winen rote fade» durch die Geschichte. Der Protagonist, ein junger Mann, erzählt, wie es ihm seit der Trennung von seiner Freundin ergangen ist, wie die Lie ben zu anderen Frauen schon in ihrem Anfang scheiterten, wie der Sans-Papiers Mohammed, der bei ihm in der WG Unterschlupf gefunden hat, ausgeschafft wird. Im Vergleich zu diesem sollte es dem Ich-Erzähler eigentlich ganz gut gehen, trotzdem ist sein Erleben von melancholischer Trau rigkeit geprägt. Die vielen Geschichten, die der Redefluss hervorbringt, sind ebenso voll grotesker Komik und tragi scher Peinlichkeiten. Dominic Oppliger. Foto: Daniel Drognitz Dominic Oppliger, der in Widen auf dem Mutschellen aufgewachsen ist und in Zürich lebt, schreibt ein aargauisch gefärbtes Zürichdeutsch, das er wie ein Gedicht in Strophen rhythmischer Sprache. Dominic Oppliger gelingt mit seinem anordnet. Die Notation ist ganz nah an der mündlichen Erstling ein Wurf, grosse Leseempfehlung! Von Laurin Jäggi Sprache und wirkt trotz der ungewohnten Schreibweise sehr natürlich und realistisch. Der Text hat auch etwas Songhaf Dominic Oppliger. acht schtumpfo züri empfernt. tes, denn der Autor, der bisher als Musiker (u. a. Doomenfels) 2018. Der gesunde Menschenversand. in Erscheinung trat, schreibt in äusserst melodiöser und Woher wir alle kommen Rätselhafte Herkunftsgeschichte «Männer, die sich zu sehr dafür interessieren, was als ‹das Der sympathische Gelegenheitsdieb und Hippie weibliche Geschlechtsorgan› bezeichnet wird», nennt Mahony hatte bis jetzt geglaubt, seine Mutter sich das erste Unterkapitel von Liv Strömquists fulminant hätte ihn aus purem Egoismus in dem Dubliner feministischer Graphic Novel. Dabei begleitet sie uns als Waisenhaus abgegeben. 26 Jahre später jedoch erzählende Comicfigur auf eine Reise durch die Kulturge wirft ein anonymer Brief ein ganz anderes Licht schichte der Vulva. Gekonnt spielt sie mit dem Stigma und auf die Vergangenheit. Was geschah damals zeigt auf, woher jenes kommt. Sie hüpft ungezähmt durch tatsächlich mit der jungen Frau und ihrem die Jahrhunderte und besucht Dornröschen, Freud, griechi Baby? Auf der Suche nach Antworten reist sche Göttinnen und Hebammen aus dem Mittelalter auf der Mahony in sein Heimatstädtchen. Suche nach dem Grund für unsere heutige unentspannte Dass er seiner Mutter sehr ähnlich sieht, Beziehung zum weiblichen Geschlechtsorgan. «Der Ur merkt er von Beginn an, doch das Misstrauen sprung der Welt» ist eines dieser Bücher, die es schaffen lässt sich mit den Händen greifen. Die alte auszusprechen, wofür man selbst keine Worte findet, um Mrs Cauley, eine ehemalige Schauspielerin und ebenfalls auch noch dafür eine Erklärung zu liefern. Es hält der Gesell eine Aussenseiterin, ist fest davon überzeugt, dass Mahonys schaft und einem selbst einen Spiegel vor, ohne dabei mit Mutter umgebracht wurde. Gemeinsam hecken die beiden dem Zeigefinger zu wackeln (umso mehr einen Plan aus, um den Mörder ausfindig zu machen. Dass dafür mit dem Mittelfinger). Die Mischung sie bald Hilfe von ungewöhnlicher Seite, nämlich von den aus humorvollen Comic-Dialogen und his Toten, erhalten, irritiert Mahony nicht besonders … torisch fundierten Erklärungen macht es zu … Und es darf auch die Leser*innen nicht irritie einem genauso unterhaltsamen wie lehrrei ren. Denn wer sich unvoreingenommen auf chen Lesevergnügen. Ein Muss für Frauen, diesen erstaunlichen Erstling einlässt, der um sich selbst zu verstehen, und erst recht in so gar keine Schublade passt, wird mit für Männer, die behaupten, man könne sie grossem Lesevergnügen belohnt. Von Doris nicht verstehen. Von Lea Kalt Widmer Liv Strömquist. Der Ursprung der Welt. Jess Kidd. Der Freund der Toten. 2017. 2017. avant-verlag. Dumont. 21
MAGAZIN Mai 18 Aargauer Kulturmagazin TEXT SILVIA DELL’AQUILA | FOTO PASCAL WASINGER Alte Reithalle: To Be or Not to Be Seit 2011 sollte in der Alten Reithalle in Aarau ein Aargauer Theaterhaus stehen. Einige Namenskreationen und Konzeptänderungen später kommt das Projekt «Alte Reithalle» nun zur Abstimmung. Am 10. Juni 2018 entscheidet die Aarauer Stimmbevölkerung über das Schicksal des einzigartigen Kulturraums. 22
Mai 18 Aargauer Kulturmagazin MAGAZIN Am Anfang stand das Projekt «Mittlere Bühne»: ein Zwei 2000. Bis 2016 gab es eine kontinuierliche Steigerung bis sparten-Theaterhaus, das dem Freien Tanz- und Theater auf 6500 pro Jahr, 2017 war dann das Rekordjahr mit 10 000 schaffen im Aargau zur Verfügung stehen sollte. Das Zuschauer*innen. kantonale Projekt war unter den Gemeinden begehrt. Viele bewarben sich, Aarau bekam mit seinem Konzept, die Den «Oxer» überwunden «Mittlere Bühne» in der Alten Reithalle zu realisieren, den Wer schon einmal eine Vorstellung in der Alten Reithalle Zuschlag. Das war im Jahr 2006. In der Kantonshauptstadt gesehen hatte, wusste, diese Chance darf sich Aarau nicht war man schon etwas stolz, dass sich das Aarauer Projekt entgehen lassen, das Projekt muss realisiert werden. Doch fi durchsetzen konnte, und schon begann sich die städtische nanziell kamen nun schwierige Jahre auf die Stadt zu, sodass Kulturszene mit ihren eigenen Wünschen, Begehrlichkeiten trotz zugestimmtem Projektierungskredit und Wettbewerbs und Vorstellungen auseinanderzusetzen. Kino und Kunst gewinner die eigentliche Projektierung immer wieder hinaus sollten dem Theaterhaus angegliedert sein, eine Beiz sollte gezögert wurde. Doch fallen gelassen wurde das Ganze nicht. es auch geben. Und wieso nicht ein Musikclub? Nun war klar, dass sich am Projekt etwas ändern musste. Das Als 2008 der Projektierungskredit zur Diskussion stand, Kulturkonzept der Stadt Aarau, das 2014 verabschiedet wurde, hagelte es Kritik. Mit Investitionskosten von knapp 15 Millio gab für den «Oxer» eine neue Stossrichtung vor: Das Projekt nen Franken und einem Betriebsbudget von 2 Millionen sollte sollte weiterentwickelt und mit den regionalen Theater- und ein Theater- und Tanzhaus entstehen, das keine weitere Kulturschaffenden neu evaluiert werden. Als Ziel setzte man Nutzung vorsah. Die Eröffnung war auf das Jahr 2011 geplant. sich nichts Geringeres, als Aarau als kantonale Kulturhaupt Für viele Aarauer Kulturschaffende war das vorgestellte Projekt stadt zu etablieren, der «Oxer» sollte deshalb auch prioritär ein No-Go. Der Ausschluss weiterer Kultursparten stiess sauer behandelt werden. Aber eben unter anderen Vorzeichen, auf, die Reithalle würde unnötig vergoldet, hiess es, die Kosten günstiger, breiter aufgestellt und lokal mitgetragen. Fortan stünden in keinem Verhältnis zum Nutzen, wenn nicht weitere würde das Theater Tuchlaube die künstlerische und operative Kulturnutzungen möglich wären. Auf der anderen Seite wurde Leitung innehaben, «T. u. T.» hatte definitiv ausgetutet. Die darauf hingewiesen, dass es sich um ein Aargauer und nicht Sommerbespielung ging auch unter neuer Leitung erfolgreich um ein Aarauer Projekt handle, also keines, das nur die Platz- weiter und förderte die Akzeptanz der Idee, aus der Alten und Infrastrukturprobleme aller Aarauer Kulturveranstalter*in Reithalle ein Haus mit Schwerpunkt Theater und Tanz, aber nen lösen sollte. auch offen für andere Kultursparten zu machen. Die «Mittlere Bühne» sollte fortan den Namen «Oxer» tra gen. Schaut man heute zurück, konnte der Name wohl nicht besser gewählt werden. Denn mit «Oxer» bezeichnet man «Alte Reithalle» oder: Kill your Darlings im Springreiten ein Hindernis, einen Hochweitsprung, das Das Betriebskonzept wurde ab 2015 neu evaluiert. Dabei vom Pferd nicht nur nach oben, sondern auch «nach vorne» wurde das ursprüngliche Konzept eines einzigen Theater- und gesprungen werden muss. Eine schwierige und anstrengende Tanzhauses «Oxer» in der Alten Reithalle durch das an das Sache also. Nicht anders war die Realisierung des Projekts am Theater Tuchlaube betrieblich angegliederte und offene Haus Aarauer Apfelhausweg. «Alte Reithalle» ersetzt. Das argovia philharmonic wurde an Bord geholt, und so waren auch bürgerliche Akteur*innen Als das Geld noch da war – und dann nicht mehr befriedigt. Um nicht zu reden von neuen finanziellen Türen, Trotz der Kritik innerhalb der Aarauer Kulturszene wurde die das Aargauer Symphonieorchester öffnen würde. Die Alte das Projekt weiterverfolgt. Die Projektierung wurde vom Reithalle weist eine wunderschöne Akustik auf – ein Glücks Einwohnerrat gutgeheissen und in der Folge der Architektur fall. Das argovia philharmonic hat auch bewiesen, perfekt ins wettbewerb durchgeführt. Aarau gings damals finanziell gut: Konzept zu passen. Innovative Produktionen und das Zusam 2008 wurde der Steuerfuss um drei Prozenten gesenkt, das menspiel mit dem Theater in den letzten Jahren überzeugen Vermögen stieg aufgrund des Aktienverkaufs der Busbetriebe, auch Skeptiker*innen. Zudem: Die Finanzierung durch die das Projekt schien finanziell durchaus realisierbar. Sogar die Stadt schrumpfte, die Betriebskosten auch, worauf der Ein hohen Betriebskosten schienen politisch keine Schwierig wohnerrat Ende 2016 einem Zusatzkredit für das Vorprojekt keiten zu machen, immerhin sollte das Ganze ein Prestige zustimmte. Das von der SVP ergriffene Referendum kam nicht objekt für Aarau sein. In der Zwischenzeit organisierte sich die zustande. Ein gutes Ende in der schier unendlichen Geschich Interessengemeinschaft «T. u. T», welche die Alte Reithalle im te der Halle am Apfelhausweg schien greifbar. Sommer zwischennutzte und Aarau zeigen konnte, was diese Die letzte Hürde ist genommen, der Einwohnerrat hat Räumlichkeiten hergaben. Die Produktionen fanden beim Ende Februar 2018 dem über 20 Millionen Franken teuren Publikum Anklang, die besondere Atmosphäre verzauberte Projekt «Alte Reithalle» als Aargauer Leuchtturm zugestimmt. die Besucher*innen. Während 2011 zunächst 500 Zuschau Und zwar deutlich und ohne grosses Debattieren. Das stimmt er*innen verzeichnet wurden, waren es 2012 schon deren optimistisch. Den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren 23
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