Kurz-Dokumentation Fachtagung Katastrophenvorsorge Berlin, 02 - November 2016 - Deutsches Rotes Kreuz
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Deutsches Rotes Kreuz e. V. Generalsekretariat Internationale Zusammenarbeit Kurz-Dokumentation Fachtagung Katastrophenvorsorge Berlin, 02. - 03. November 2016 Fachtagung Katastrophenvorsorge
Impressum Herausgeber Deutsches Rotes Kreuz e.V. DRK-Generalsekretariat Carstennstraße 58 12205 Berlin Tel.: +49.(0)30.854 040 , Fax: +49.(0)30.854 04 450 www.DRK.de Konzept + Realisation Deutsches Rotes Kreuz e.V. DRK-Generalsekretariat Bereich Nationale Hilfsgesellschaft Team Internationale Zusammenarbeit Autoren und Autorinnen Johara Bellali, adelphi Claudia Bliesener, DRK-Generalsekretariat Dr. Jürgen Clemens, Malteser International Cordula Dittmer, Katastrophenforschungsstelle, Freie Universität Berlin Barbara Früh, Deutscher Wetterdienst Dr. Gabriele Hufschmidt, Universität Bonn David Hugenbusch, Bundesanstalt Technisches Hilfswerk Dr. Thomas Lennartz, GIZ Daniel F. Lorenz, Katastrophenforschungsstelle, Freie Universität Berlin Friedegund Mascher, GIZ Matthias Max, DRK-Generalsekretariat Anne Moll, DRK-Generalsekretariat Tomasz Niewodowski, DRK-Generalsekretariat Alexandra Rüth, DRK-Generalsekretariat Herbert Saurugg, Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen, Wien Dr. Martin Schmidt, ehemals TU Darmstadt Louisa Schneider, DRK-Generalsekretariat Claire Schocher-Döring, ÖRK-Generalsekretariat Stefan Soucek, ÖRK, Landesverband Salzburg Prof. Dr. Martin Voss, Katastrophenforschungsstelle, Freie Universität Berlin Veronika Zettl, Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) Verantwortlich Stefan Scholz, Referent Katastrophenvorsorge / Preparedness DRK-Generalsekretariat Text/Redaktion Sabine Ehrke, Greta Aubke, DRK-Generalsekretariat Layout + Grafiken rx medien – Sylva Hausburg, sh@rx-medien.de Fotos Deutsches Rotes Kreuz © 2016 Deutsches Rotes Kreuz, Berlin
Inhalt Vorwort .................................................................................................. 6 Workshop 1.............................................................................................. 8 Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteuren in die Bewältigung von Schadens- lagen – Rahmenbedingungen, Chancen und Herausforderungen von Mittlerorga- nisationen Workshop 2 ............................................................................................ 12 Kritische Infrastrukturen (KRITIS) und organisationsübergreifende Zusammen- arbeit am Beispiel Stromausfall („Blackout“) Workshop 3 ............................................................................................ 15 Implementierung von „Restoring-Family-Links“- Maßnahmen und -Vorbereitungen in die nationale Katastrophenvorsorge Workshop 4 ............................................................................................ 18 “Responding early based on meteorological information: A market place to exchange on existing tools and identify challenges” Workshop 5 ............................................................................................ 21 Wissen als zentrale Ressource in der Katastrophenvorsorge / im Katastrophen- risikomanagement Workshop 6 ........................................................................................... 24 „Social-Media“ und „Sozialraum“ – Bedeutung dieser Konzepte für eine effiziente Katastrophenvorsorge Workshop 7............................................................................................. 30 Ergebnisse des World Humanitarian Summit (WHS)-Diskurses zu Krisen- prävention und Katastrophenvorsorge / Preparedness Workshop 8 ............................................................................................ 33 Gegenwärtige Entwicklungen und Dynamiken sozialer Vulnerabilität und Resilienz
Vorwort Zahlreiche internationale Prozesse haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung der Kata- strophenvorsorge hervorgehoben und haben sie zu einer wichtigen Aufgabe der internationalen Zusammenarbeit gemacht. Sowohl die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, das Sendai Rahmenwerk zur Reduzierung von Katastrophenrisiken als auch der humanitäre Weltgipfel haben dies eindrücklich hervorgehoben. Im Zentrum der aktuellen Diskussionen steht dabei unter anderem das Bemühen, Akteure aus unterschiedlichen Bereichen und Disziplinen zusammenzubringen, um so Vorsorgemaßnahmen gestalten und weiterentwickeln zu können, die dem jeweiligen Bedarf und den jeweiligen lokalen Situationen entsprechen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) – mit Förderung des Auswärtigen Amts – in diesem Jahr erstmalig die Fachtagung Katastrophenvorsorge in Berlin durchgeführt. Ziel des DRK ist dabei eine jährliche Plattform in Deutschland zu schaffen, die den Austausch von deutschen Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Bereichen der natio- nalen und internationalen Katastrophenvorsorge ermöglicht. Beide Bereiche haben große Expertise in der Vorbereitung auf Katastrophen und in der Gefahrenabwehr. Diese Ansätze und Herausforderungen gemeinsam zu diskutieren und entsprechende Ansichten aus der nationalen und internationalen Katastrophenvorsorge auszutauschen, stellt für das DRK eine wichtige Aufgabe dar, die für alle Beteiligten die Möglichkeiten bietet, Maßnahmen, Ideen und Lösungsansätze (weiter-)entwickeln zu können. Im Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt sich ein Beispiel, das wie kaum ein anderes dafür steht, wie bedeutend eben dieser Austausch sein kann: Die Herausforderung der großen Zahl von Flüchtlingen, die in Deutschland Schutz gesucht haben und auch weiterhin Schutz suchen. Im Auf- bau der Strukturen der Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge hat sich gezeigt, dass der enge Austausch zwischen den Akteuren unerlässlich ist, sei es zwischen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, dem Bereich Katastrophenschutz und weiteren engagierten Akteuren und Organisationen in den Sozialräumen vor Ort und nicht zuletzt natürlich auch den nationalen und internationalen Strukturen der Katastrophenvorsorge. Den Kern der diesjährigen Fachtagung haben die 8 Workshops gebildet, die zu den unterschiedli- chen Themen der nationalen und internationalen Katastrophenvorsorge durchgeführt wurden. Für das DRK war es ein besonderes Anliegen, auf der Tagung und in den Workshops die Themen anzusprechen, die für die tägliche Arbeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer relevant sind. Ent- sprechend hat das DRK darauf verzichtet ein Oberthema für die Veranstaltung festzulegen, sondern hat zu Beginn des Jahres einen großen Kreis von Akteuren angefragt, welche Fragestellungen und Themen für Workshops relevant erscheinen bzw. von Interesse für ein breites Publikum wären. Aus 6
dieser Abfrage sind die 8 Workshops entstanden, deren Ergebnisse auf den folgenden Seiten fest- gehalten werden. Wir hoffen die Ergebnisse so auch den Kolleginnen und Kollegen zugänglich zu machen, die in diesem Jahr nicht an der Tagung teilnehmen konnten. Einen herzlichen Dank an alle Leiterinnen und Leiter eines Workshops. Ebenso möchte ich an dieser Stelle auch den Referenten danken. John Mitchell mit seinem Vortrag zu „Disaster Risk Reduction in Emergencies: Challenges and Opportunities“ und Prof. Dr. Martin Voss mit seinem Vortrag zu „Bevölkerungsschutz und Gesellschaft im Ungleichgewicht“ haben der Tagung gleich zu Beginn einen Rahmen gegeben und dabei spannende Einblicke in die jeweiligen Bereiche gewährt, die einigen Raum für weitere Diskussionen lieferten. Einen herzlichen Dank auch an Irina Zodrow, die aus der Perspektive von UNISDR einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen rund um das Rah- menwerk zur Reduzierung von Katastrophenrisiken gegeben hat. Wir hoffen sehr, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Ansinnen der Fachtagung entspre- chend, neue Ideen und Einblicke mitnehmen konnten, die zur Weiterentwicklung der eigenen Pro- jekte beitragen werden. Schließlich möchte ich an dieser Stelle bereits die Fachtagung Katastrophenvorsorge 2017 ankün- digen. Diese wird vom 16. – 17. Oktober 2017 in Berlin stattfinden. Mit besten Grüßen Christof Johnen Leiter der internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz 7
Workshop 1 Einbindung von zivilgesellschaftlichen Akteuren in die Bewältigung von Schadenslagen – Rahmenbedingungen, Chancen und Herausforderungen von Mittlerorganisationen Moderation und Organisation Veronika Zettl, Universität Stuttgart, Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) Einführung in das Thema / Hintergrund von 2015 betonen daher die Rolle der zivilge- sellschaftlichen Akteure in der Herstellung von Bei Ereignissen wie dem Jahrhunderthoch- Resilienz gegenüber Krisen und Katastrophen. wasser in Süd- und Ostdeutschland 2013, Die Einbindung der zivilgesellschaftlichen in der Flüchtlingshilfe im Sommer 2015 und Akteure stellt die Behörden und Organisationen beim Pfingsthochwasser im baden-württem- mit Sicherheitsaufgaben (BOS) jedoch häufig vor bergischen Braunsbach 2016 konnten zwei- große Herausforderungen: erlei Dinge beobachtet werden: Zum einen wie anfällig unsere Gesellschaft und unsere Infra- • Die spontanen, ungebundenen Helferinnen strukturen bei solchen Ereignissen sind, zum und Helfer sind in der Regel nicht für den anderen wie groß die Hilfsbereitschaft und das Katastrophenschutz ausgebildet. Daher sind Engagement der Zivilbevölkerung ist, sich auch teils ausführliche Einweisungen und Schulun- abseits von etablierten Ehrenamtsstrukturen zu gen vor einem konkreten Einsatz erforderlich. engagieren und den Behörden Unterstützung • Sowohl die Schulung als auch die Koordi- anzubieten. Dieses Engagement ist aus einer nation und Steuerung der spontanen, unge- gesamtgesellschaftlichen Perspektive durchaus bundenen Helferinnen und Helfer bindet die wünschenswert, insbesondere in Anbetracht der Ressourcen der BOS, die anderswo benötigt sinkenden Zahlen an ehrenamtlichen Helferinnen werden. und Helfern bei einigen Einsatzorganisationen. • Zudem ist die Verfügbarkeit der Helferinnen Das überarbeitete Zivilschutzkonzept des Bun- und Helfer oft nicht planbar. desinnenministeriums (vgl. Bundesministerium • Darüber hinaus stellen häufig auch organisati- des Innern 2016: S 19)1 und auch das Sendai onskulturelle Unterschiede eine Hürde für eine Framework for Disaster Risk Reduktion 2 der UN erfolgreiche Zusammenarbeit dar. 1 https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/2016/konzeption-zivile-verteidigung.pdf?__blob=publicationFile 2 http://www.wcdrr.org/preparatory/post2015 8
Engagement vor bzw. in einer Schadenslage zu strukturieren und zu koordinieren und ggf. eine Anlaufstelle für neu entstehendes, spontanes Engagement zu schaffen. Mittlerorganisationen unterstützen damit die professionelle Einbindung von niedrigschwelligen Formen zivilgesellschaft- lichen Engagements in den Katastrophenschutz, die unabhängig von einem längerfristigen Ehren- amt sind. Eine Mittlerorganisation kann dabei aus einer bereits bestehenden zivilgesellschaftlichen Struktur (wie z. B. einem Sportverein oder einer Kirchengemeinde) hervorgehen oder sich für den Um die Strukturen und Ressourcen der BOS Zweck der Vorbeugung oder/und Bewältigung nicht zu überfordern, gleichzeitig aber die Kapa- einer Schadenslage eigens gründen. In jedem zitäten der Zivilgesellschaft nutzbar zu machen, Fall aber ist eine Mittlerorganisation ein freiwil- braucht es eine strukturierte Einbindung der liger Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher spontanen, ungebundenen Helferinnen und Hel- Akteure (Einzelpersonen, Vereinen, Verbänden, fer. Einige Konzepte (wie z. B. ISO/DIS 22319) Unternehmen, o. ä.), der in einer Schadenslage versuchen, die Strukturen für die Einbindung von als Intermediär bzw. vermittelnde Instanz zwi- spontanen, ungebundenen Helferinnen und Hel- schen BOS und der Zivilgesellschaft fungiert und fern direkt bei den BOS zu schaffen. Das umzu- sich auf die Einbindung der Zivilgesellschaft als setzen ist jedoch nicht immer möglich. Daher ver- Ressource und aktiven Partner in das Krisenma- sucht das Forschungsprojekt KOKOS3, das vom nagement fokussiert. Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird (Förderkennzeichen 13N13560) Eine Mittlerorganisation wird vor oder wäh- einen alternativen Weg zu beschreiben: den über rend einer konkreten Einsatzlage von der unte- eine Mittlerorganisation. ren Katastrophenschutzbehörde oder/und den zuständigen BOS als solche benannt. Sie unter- «Das organisatorische Konzept der Mittlerorga- stützt im Auftrag und im Sinne der BOS die Vor- nisation beschreibt eine Form der strukturierten beugung oder/und Bewältigung einer Schadens- Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure in den lage und kooperiert zu diesem Zweck mit den Katastrophenschutz zum Zweck der Vorbeugung BOS. Die Helfer und Helferinnen werden über oder/und der Bewältigung einer Schadens- ihre individuelle Registrierung für die Dauer des lage. In dieser Form wird die Koordination von Einsatzes zu Mitgliedern der Mittlerorganisation. sich freiwillig engagierenden, individuellen (z. B. Einzelpersonen, Spontanhelfer) und kollektiven Durch ihre Ernennung wird die Mittlerorgani- Akteuren (z. B. Vereine, Verbände, Unterneh- sation mitsamt ihrer Mitglieder zum sogenann- men) der Zivilgesellschaft von den Behörden und ten Verwaltungshelfer. Sofern die gesetzlichen Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) Regelungen des jeweiligen Bundeslandes dies an eine dritte Partei, die sogenannte Mittlerorga- erlauben und bestimmte weitere Voraussetzun- nisation, ausgelagert (Outsourcing), um die Res- gen erfüllt sind, kann eine Mittlerorganisation sourcen der BOS zu schonen und gleichzeitig auch zum sogenannten Beliehenen der unteren die Kapazitäten und Fähigkeiten zivilgesellschaft- Katastrophenschutzbehörde bzw. der zuständi- licher Akteure zugänglich zu machen. Einer Mitt- gen BOS ernannt werden. Damit sind die Mittler- lerorganisation fällt die Aufgabe zu, bereits vor- organisation und ihre Mitglieder versicherungs- handenes, ungebundenes zivilgesellschaftliches rechtlich geschützt.» 3 http://www.kokos-projekt.de/ 9
Ergebnisse / Impulse des Workshops Nach einem kurzen Impulsvortrag zur Vorstel- hh Herausforderungen lung des Konzepts der Mittlerorganisation wur- • Steuerung der „Schwarmintelligenz“: Zutei- den in 5 Themen-Inseln folgende Fragen von lung der Helfer, Material den Teilnehmerinnen und Teilnehmern diskutiert: • Klare Regeln / Einweisung für die freiwilli- gen Helfer erforderlich 1. Chancen und Herausforderungen: • Vorbildung / Vorwissen bei Mittlerorganisa- Welche Chancen und Herausforderungen tionen birgt die Einbindung der Zivilgesellschaft über • „Vorhaltung“ von Mittlerorganisationen und Mittlerorganisationen für den Katastrophen- qualifiziertem Personal schutz? • Die Beweggründe der freiwilligen Helfer 2. Voraussetzungen und Rahmenbedingungen: sind unbekannt. Welche Voraussetzungen und Rahmenbe- • Dilemma: Einerseits ist Struktur bei Mittler- dingungen müssen geschaffen sein, um die organisationen erforderlich, andererseits Einbindung der Zivilgesellschaft über Mittler- dürfen die Strukturen nicht zu eng sein. organisationen in den Katastrophenschutz zu • Föderales System in Deutschland ermöglichen? Welche Anforderungen werden • Erstrebenswerte Vertretung der Mittleror- an die jeweiligen Partner gestellt? ganisation im Krisenstab versus „wenige 3. Rollen und Aufgaben: Plätze“ im Krisenstab Welche Rollen und Aufgaben kommen in der • Schulungen für Mittlerorganisationen müs- Zusammenarbeit den BOS, welche den Mitt- sen vorbereitet werden. lerorganisationen zu? • Zahl der freiwilligen Helfer abhängig von 4. Szenarien: Zeitpunkt des Ereignisses (z. B. Ferienzeit), In welchen Szenarien/Fällen scheint eine Ein- äußeren Umständen (z. B. Wetter), der bindung der Zivilgesellschaft über eine Mitt- medialen Aufmerksamkeit, Dauer der Lage lerorganisation für BOS sinnvoll? 5. Schulungen für Mittlerorganisationen: 2. Welche Inhalte sind wichtig zur Schulung von hh Rahmenbedingungen (potentiellen) Mittlerorganisationen? • Politisch-rechtlicher Rahmen muss geklärt sein Die Gruppen erarbeiteten dabei folgende Aspek- • Vielfalt der Mittlerorganisationen nötig te, die dem Plenum vorgestellt wurden: hh Voraussetzungen 1. • Ausgebildete Koordinatoren hh Chancen • Dialog auf Augenhöhe zwischen BOS und • Möglichkeit, mehr Freiwillige anzusprechen Mittlerorganisationen • Entlastung der BOS, mehr Ressourcen für • Rollen und Kompetenzen müssen klar defi- die Hauptaufgaben niert sein. • Hilfsbereitschaft annehmen – Ownership! • Abstimmungsmechanismen (z. B. Cluster- • Potential ausschöpfen Meetings) („Schwarmintelligenz“) • Budgetbeschaffung • Koordinierte Plattformen 10
3. hh Rollen und Aufgaben der BOS Das Forschungsprojekt KOKOS wird diese • Ansprechpartner Aspekte aufgreifen, um das Konzept der Mittler- • Gesamtkoordination organisation weiterzuentwickeln und zu schär- • Definition von Aufträgen fen. In diesem Sinne gilt den Teilnehmerinnen • Kontrollfunktion (z. B. Aufgabeneinteilung) und Teilnehmern des Workshops ein herzliches • Aufgabenverteilung Dankeschön für ihre Unterstützung, ihre Anre- • Führung vor Ort gungen und Ideen. • Setzen von Mini-Standards für Mittlerorganisation Der Workshop in einem Satz Eine anregende, kontroverse und teils hitzige hh Rollen und Aufgaben der Mitt- Diskussion, wie die Einbindung der Zivilgesell- lerorganisation schaft in den Katastrophenschutz gelingen kann • Ansprechpartner – und inwiefern dies überhaupt gelingen soll. • Anlaufstelle vor Ort für Spontanhelfer • „Übersetzung“ (Kommunikation): BOS versus Freiwillige Helfer • „Auswahl“ von freiwilligen Helfern (Arbeits- einteilung, Zuteilung von Tätigkeiten) • Überwachung der Mini-Standards • Grenzen setzen (Aufgabenverteilung) • Vermittlerfunktion (z. B. Versorgung) 4. hh Szenarien des Einsatzes • Geplante Veranstaltungen • Lokale Ereignisse • Kleinteilige Lagen • Nachbarschaftshilfe • Mittelfristige Lagen • NICHT bei länderübergreifenden Groß- schadenslagen oder bei akutem Sicher- heitsrisiko wie z. B. Antiterroreinsatz, Atomunglücke o. ä. 5. hh Schulungen für Mittlerorganisationen Form: • Schulungen Kompakt • Ad-hoc-Schulungskonzept Inhalte: • Grundlagen des Bevölkerungsschutzes • Sicherheits- / Gesundheitsstandards • Führungskompetenzen • Koordinationsfähigkeiten • Wertschätzender Umgang • Umgangston in BOS 11
Workshop 2 Kritische Infrastrukturen (KRITIS) und organisationsübergreifende Zusammenarbeit am Beispiel Stromausfall („Blackout“) Moderation und Organisation: Dr. Martin Schmidt, ehemals TU Darmstadt Herbert Saurugg, Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen, Wien Einführung in das Thema / Hintergrund Wesentliche Fragestellungen und Erkenntnisse aus dem Workshop Ein europaweiter Strom- und Infrastrukturausfall („Blackout“) ist für viele Menschen unvorstell- Bei der Auseinandersetzung mit dem Szena- bar, zählt doch die mitteleuropäische Stromver- rio „Blackout“ ist häufig zu beobachten, dass sorgung zu den stabilsten der Welt. Jedoch ist das Szenario in seiner Tragweite deutlich unter- dieses Szenario alles andere als unwahrschein- schätzt bzw. die erwartete eigene Handlungs- lich. Aufgrund der mangelnden gesellschaftlichen fähigkeit überschätzt werden – typische Kenn- Vorbereitung sind bereits bei einem mehrstün- zeichen von systemischen Risiken5. So hat der digen Ereignis dieser Art verheerende Folgen zu Workshop in einem ersten Block die Auswir- erwarten. So bereiten Verantwortungsträger in kungen eines Blackouts hinsichtlich des berufli- Behörden und (Infrastruktur-)Unternehmen die- chen und privaten Umfelds der Teilnehmerinnen ses Szenario bislang zumeist nicht systematisch und Teilnehmer, der möglichen Abhängigkeiten/ vor. Auch sind existierende Informationen beim Wechselwirkungen und der spezifischen Heraus- Großteil der Bevölkerung nicht präsent, sodass forderungen für die einzelnen vertretenen Orga- ein sehr geringer Vorbereitungs- und Eigenver- nisationen analysiert. Insgesamt wurden drei sorgungsgrad existiert, um mit mehrtägigen Ver- zentrale Bereiche identifiziert, in denen Beein- sorgungsausfällen auch nach dem unmittelbaren trächtigungen besondere Bedeutung haben: Stromausfall zurechtzukommen. Es besteht hier ein Verletzlichkeitsparadoxon 5: Je zuverlässiger 1. Ausfall von (Tele-)Kommunikationsmöglichkei- ein System ist / zu sein scheint, desto geringer ten: Hierdurch werden die gewohnten Krisen- ist das Bewusstsein für dessen Leistungen sowie bewältigungsaktivitäten von BOS und KRITIS- die vorgenommenen Vorkehrungen und Hand- Unternehmen massiv eingeschränkt. Für die lungskompetenzen für mögliche Ausfälle, sodass Bevölkerung ist ohne Kommunikationsmittel sich Störungen umso gravierender auswirken. nicht feststellbar, ob es sich um einen (voraus- 12
sichtlich langfristigen) Blackout oder um einen nisse14 zu den gegenwärtigen Koordinationsdefi- (kurzweiligen) regionalen Stromausfall handelt. ziten im Risiko- und Krisenmanagement (sowohl Umso wichtiger ist es, alternative Informati- zwischen den Infrastrukturunternehmen als auch onskanäle zu etablieren, und die Risikokom- zwischen den Unternehmen und dem Katastro- munikation hierüber – vor, während und nach phenschutz (KatS)) basierend, wurde sodann einem solchen Ereignis – stellt eine Schlüssel- die interorganisationale Zusammenarbeit im rolle in der Vorbereitung und Bewältigung dar. Workshop aufgearbeitet. Nachhol-/Verbesserungsbedarf liegt zudem darin, schnellstmöglich ein übergreifendes Lagebild im Krisenmanagement zu generieren (nationales Frühwarnsystem Blackout5). 2. Durch den Ausfall der Stromversorgung erge- ben sich erhebliche Einschränkungen in der Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung. Dies hat bei den Teilnehmerinnen und Teilneh- mern auch Fragen zur persönlichen Situation und Vorbereitung aufgeworfen. Kontrovers diskutiert wurde der Mythos Panik5: Mehrheit- lich ging man jedoch davon aus, dass in den Hierbei wurde untersucht, ersten Stunden ein gestärkter sozialer Zusam- 1. welche Akteure einbezogen werden müssen, menhalt zu erwarten sei. Oft befürchtete Plün- 2. welche Herausforderungen existieren, derungen und Panik (à la Hollywood) werden 3. welche Erfolgsfaktoren benannt werden die Ausnahme darstellen, abgesehen von klein- können und kriminellen Übergriffen. Je besser die Nachbar- 4. welche Themen vorrangig zu bearbeiten sind. schaftshilfe aktiviert werden kann, desto länger wird sich dieser Zustand aufrechterhalten las- 1. Einzubeziehen sind zuvorderst Fach- und sen. Erst mit Fortdauer über Tage ist mit Eska- Katastrophenschutzbehörden, Hilfsorgani- lationen zu rechnen – hier sind urbane Räume sationen, KRITIS-Unternehmen (aus allen eher als ländliche betroffen, wo die Eigenver- Sektoren/Branchen) und die Bürger. Zudem sorgungsfähigkeit meist höher ist. sollte an spezifische Organisationen wie Ver- eine, Nachbarschaftshilfen, Schulen, lokale 3. In diesem Zusammenhang wurde die beson- Tref fpunkte („Büdchen“) und die Medien dere Betroffenheit von vulnerablen Grup- gedacht werden. Die Initiativ-, Koordinations- pen (Alte, Kranke, Pflegebedürftige, Kinder, und Führungsverantwortung ordneten die Alleinstehende etc.) betont. Hier fehlen meist Teilnehmerinnen und Teilnehmer einhellig den soziale Netzwerke wie Familie/Angehörige, lokalen KatS-Behörden zu. Nachbarn, Vereine und Kollegen. Durch Kommunikations- und Fortbewegungsein- 2. Zu den größten Herausforderungen zählt, die schränkungen können diese Betroffenen erforderlichen Informations- und Kommuni- auch kaum Hilfe rufen oder sich zu Informa- kationsketten im Falle eines Blackouts vorher tionsstellen begeben. zu definieren, sie als Offline-Pläne zu etablie- ren und diese wiederum permanent aktuell zu Angesichts der beschriebenen Abhängigkeiten halten. Hierfür muss zwischen verschiedenen und Störkaskaden müssen KRITIS organisa- „Typen“ und Handlungsinteressen vermittelt tionsübergreifend koordiniert werden. Auf einer und für alle eine gemeinsame Sprache gefun- kurzen Vorstellung aktueller Forschungsergeb- den werden. In der Umsetzung ist es zumeist 4 Weitere Informationen online verfügbar unter: http://www.raumplanung.tu-darmstadt.de/fg_ruip/forschung_ruip/kritis/kritis_dfg.de.jsp 5 Weitere Informationen und Downloads verfügbar unter: http://www.herbert.saurugg.net/ 13
problematisch, „die Dinge“ trotz ihrer Kom- Zusammenwirken einzelner KRITIS-Akteure und plexität „einfach zu halten“. Eine zentrale Rolle die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung gestärkt spielt zudem auch die fehlende bzw. unzurei- werden müssen („Resilienz“). Die möglichen chende Risiko-(Sicherheits-)Kommunikation5 Auswirkungen und Probleme sind durch Stu- bzw. dass sie zu wenige Menschen erreicht. dien hinreichend dargestellt. Jedoch muss das Bewusstsein hierfür erhöht und die Umsetzung 3. Für die organisationsübergreifende Krisenbe- von Vorkehrungsmaßnahmen gesteigert werden. wältigung ist – nach Auffassung der Work- Wichtig ist, die allgemeinen Erkenntnisse auf die shopteilnehmerinnen und -teilnehmer – ent- räumlich sehr unterschiedliche Situation vor Ort scheidend, vor der Krise „Köpfe zu kennen“, herunterzubrechen und generische Maßnahmen eine einheitliche Sprache zu entwickeln (Voka- der Notfallvorsorge auf ihre Praktikabilität bei bular) und ein Verständnis für die Handlungs- einem Blackout zu überprüfen (Getreidevorrat interessen und -weisen anderer Institutionen vorhanden, kann jedoch nicht zubereitet werden; aufzubauen. In der gemeinsamen Stabsarbeit Diesel bevorratet, Distribution zu den Notstrom- hilft ein einheitliches Lagebild und gemein- aggregaten jedoch ungeklärt). Hier sind zuvor- schaftliches Ziel. Systematisch müssen daher derst die örtlichen und regionalen KatS-Behörden auch reale Schadensereignisse im Nachgang gefordert, deren Engagement bislang zumeist ausgewertet und auf Verbesserungspotenziale hinter den Erfordernissen zurückbleibt. analysiert werden. Einen zentralen Punkt stellt ferner die Eigenvorsorge und Selbsthilfefähig- Bei der Auseinandersetzung wird sich herausstel- keit in der Familie des ehrenamtlich engagier- len, dass viele Organisationen nicht (genau) wis- ten Personals von Einsatz- und Hilfsorganisa- sen, welche Ressourcen inkl. Humankapital ihnen tionen dar, damit überhaupt Ressourcen für in einer solchen Situation zur Verfügung stehen eine mögliche Hilfe für andere zur Verfügung werden bzw. welche wechselseitigen Abhängig- stehen. Die Bewältigung ist vorwiegend auf keiten es zu anderen Organisationen gibt. So eine dezentrale Selbstorganisation auszurich- müssen entsprechende Prioritäten bereits vor ten, da Hilfe von außen kaum zu erwarten ist. einem möglichen Ereignis festgelegt werden. Eine mögliche Umsetzung stellen dabei Kata- Hierzu bildet ein Blackout ein Musterszenario für strophenschutz-Leuchttürme5 dar. viele andere Szenarien zu KRITIS-Ausfällen. 4. Als die vorrangig zu bearbeitenden Themen Weiterführende Informationen und Ausarbei- definierte die Workshop-Gruppe, Priorisie- tungen:52 rungen von KRITIS vorzunehmen (z. B.: Wer • Leitfaden „Die Organisierte Hilfe im Fall eines muss wie lange „durchhalten“ und braucht Blackouts“ welche Unterstützung von anderen?), die • Leitfaden „Mein Unternehmen auf ein Black- (Not-)Verteilung von Wasser und Lebensmit- out vorbereiten“ teln vorzubereiten sowie die Kommunikation • Leitfaden „Meine Gemeinde auf ein Blackout mit der Bevölkerung (bzgl. Informationsstel- vorbereiten“ len, Eigenvorsorge etc.) auszubauen. Der Workshop in einem Satz Schlussfolgerungen Die Folgen eines möglichen europaweiten Der „Schutz“ Kritischer Infrastrukturen erfordert Strom- und Infrastrukturausfalls („Blackout“) Aktivitäten in zwei Handlungsfeldern: Neben werden immer noch unterschätzt bzw. nicht auf Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von / die Situationen vor Ort heruntergebrochen, wäh- zum Schutz vor Funktionsausfällen (prevention) rend die notwendige organisationsübergreifende ist die Notfallplanung als Vorbereitung auf (nicht Zusammenarbeit („Vernetztes Denken und Han- vermeidbare) Funktionsausfälle (preparedness) deln“5) im Risiko- und Krisenmanagement bis- mindestens genauso wichtig, wozu u. a. das lang unzureichend etabliert ist. 5 Weitere Informationen und Downloads verfügbar unter: http://www.herbert.saurugg.net/ 14
Workshop 3 Implementierung von „Restoring-Family-Links“-Maßnahmen und -Vorbereitungen in die nationale Katastrophenvorsorge Moderation und Organisation: Claire Schocher-Döring, Österreichisches Rotes Kreuz-Generalsekretariat Stefan Soucek, Österreichisches Rotes Kreuz, Landesverband Salzburg Tomasz Niewodowski, Claudia Bliesener, Deutsches Rotes Kreuz-Generalsekretariat Einführung in das Thema / Hintergrund Innerhalb der ersten Stunden nach Eintreten Eine der Hauptfragen ist: Wer hilft diesen Perso- einer Katastrophe oder einer Großschadenslage nen und wer kann diese Fragen beantworten? und noch während der ersten Rettungsmaßnah- men werden die ersten Fragen nach der Familie, Die Flüchtlingsbewegung durch Österreich den Freunden und Verwandten gestellt. Kinder im Jahr 2015 wurde exemplarisch für diesen werden an die Hilfsorganisationen herantreten Workshop gewählt. Ausschlaggebend war die und Fragen, „Wo sind meine Eltern? Wie kann Bewegung von Menschen. Sobald sich Men- ich meine Eltern und meine Familie finden? Wer schen in größeren Mengen bewegen, sei es passt jetzt auf mich auf? Wie kann ich mit mei- aufgrund von Katastrophen, Krieg, Evakuierun- nen Verwandten in Kontakt treten? Wer bringt gen, Migration etc., verlieren sich Menschen. mich nachhause und wo ist das überhaupt?“ Dieser Verlust von Kontakt wirft sofort die oben genannten Fragen auf. Diese Kontakte Eltern werden sich um ihre Kinder sorgen und wieder herzustellen ist eine der Hauptaufga- fragen: „Wo sind meine Kinder? Wohin wurden ben von „Restoring Family Links“ (RFL 61). RFL meine Kinder und meine Familie evakuiert? Wie - im deutschsprachigen Raum besser bekannt kann ich meiner Familie mitteilen, dass ich über- unter der Terminologie Suchdienst – ist eine lebt habe und herausfinden, ob sie noch am der Kernaufgaben der Rotkreuz- und Rothalb- Leben sind?“ mondgesellschaften weltweit und bereits in den 6 Weitere Informationen unter www.familylinks.icrc.org 15
Action“. Dieser wies RFL als eine der 4 Kernauf- gaben der Rotkreuz- und Rothalbmondgesell- schaften aus, denn die Rotkreuz- und Rothalb- mondbewegung ist die einzige humanitäre Institution mit Präsenz und Kapazitäten in den Herkunftsländern bis hin zu den Zielländern. Fragestellung und Erkenntnisse aus dem Workshop Aus der dargestellten Ausgangssituation entwi- ckelte sich die Fragestellung des Workshops: Wie können „Restoring-Family-Links“-Maßnah- men und -Vorbereitungen in die nationale Katas- trophenvorsorge implementiert werden? Basierend auf den Erfahrungen des ÖRK im Population Movement 2015 sowie aus den Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilneh- mer, konnten folgende „lessons learned“ her- ausgearbeitet werden: • Es bedarf eines einheitlichen und durchgängi- gen Zugangs zu RFL-Services 83 sowie eines Genfer Abkommen und den Zusatzprotokol- einheitlichen Designs und Angebots. len verankert. Die Implementierungen von „Re- • Es müssen Informationen über nationale storing Family Links“ in die nationale Katastro- Grenzen hinweg ausgegeben werden (wel- phenvorsorge und in das Katastrophenmanage- cher Service / welches Angebot besteht wo?) ment sollte entsprechend der Implementierung • Die Mediennutzung der Benefizientinnen und der RFL Strategie 2008 - 2018 schon weit fort- Benefizienten muss erhoben werden. geschritten sein. So war ein Schwerpunkt dieser • Es bedarf einer „real-time“ Kommunikation im Strategie die Verlinkung von RFL und Desaster RFL-Netzwerk. Management (DM). 7 2Doch nur die Hälfte der • Möglichkeiten zu Selbstregistrierung (Safe & 116 Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, Well Messages) müssen geschaffen werden. die an der globalen Erhebung teilnahmen, haben • WLAN und Kommunikationstechnologie spie- RFL in ihren Assessments inkludiert und nur 40% len eine herausragend große Rolle bei der der 116 Gesellschaften hatten überhaupt RFL Wiederherstellung von Kontakt. Teams bei ihren Katastropheneinsätzen vor Ort. • Für die Bildung und zur Stärkung von Resili- Ergebnis der European Migration Conference enzen gegenüber Katastrophen muss RFL im vom 15./16. Februar 2015, an der 16 europäi- Zivilschutz mitgedacht werden und benötigt sche Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften einen festen Platz. Familie hat eine essentielle teilgenommen haben, ist der „London Plan of Bedeutung für Angehörige. 7 https://www.icrc.org/eng/assets/files/other/30ic_10-2_cd07_4-1_rflstrategy_annexstrategy_final_eng.pdf & https://www.icrc.org/en/ publication/0967-restoring-family-links-strategy 8 Entsprechend der Ergebnisse aus Need Assessments, wie z.B. Online Suche, Safe and Well Nachrichten, Kommunikationstech- nologien, Familienzusammenführungen etc. RFL Services der einzelnen Länder können unter www.familylinks.icrc.org abgerufen werden. 16
Im Workshop wurde das Augenmerk auf zwei strophenbewältigung werden. Diesbezüglich Aspekte gelegt: muss RFL auch in die KAT-Vorsorge des Zivil- schutzes inkludiert werden und eine Sensibilisie- 1. RFL in der „Prevention“: Maßnahmen die rung in diese Richtung angestoßen werden. RFL geset z t werden müssen, um das uner- muss Maßnahmen der KAT-Vorsorge und des wünschte Ereignis der Trennung abzuwenden DM implementieren, um auch die Einsatzpläne oder ihm zuvorzukommen. und Vorgehensweisen zu kennen. Über-/regio- nale Ressourcen aufzubauen wird empfohlen. 2. RFL im Bereich der „Preperation“: Vorbe- Im personellen Bereich wird die Erstellung eines reitung auf das Ereignis der Trennung und RFL-Experten-Pools angeregt. Aber auch in in- Maßnahmen, die zur Bewältigung gesetzt frastruktureller Hinsicht müssen vermehrt Res- werden müssen. sourcen gebündelt und harmonisiert werden. Im Bereich „Prevention“ fielen den Teilneh- Wie dieser Workshop aufgezeigt hat, fehlen merinnen und Teilnehmern die fehlenden Struk- gerade in Deutschland und Österreich diese turen von RFL im DM auf. Aber auch das DM Implementierungen und Umsetzungen. Die Rele- hat keine RFL-Strukturen implementiert. In der vanz zu RFL-Maßnahmen ist für alle Beteiligten KAT-Vorsorge spielt RFL überhaupt keine Rolle. Stakeholder im Zivilschutz und Katastrophen- Dies ergibt sich aus oder gerade wegen der vorsorge gegeben. Weltweit. RFL soll ein fixer fehlenden Kenntnisse von RFL-Maßnahmen. In Bestandteil der nationalen sowie internationalen der aktuellen Diskussion der KAT-Vorsorge aber Katastrophenvorsorge und bewältigung wer- auch in der Bewältigung zeigt sich ein fehlendes den, denn Familie ist ein essentieller Teil jeglicher Problembewusstsein für RFL. Gesellschaften. Gerade im Bereich „Prevention“ soll demnach Der Workshop in einem Satz vermehrt auf das Rollout von „Prevention Mes- „Wo ist meine Familie?“ – „Restoring Family sages“ im Zivilschutz geachtet werden. Es muss Links“ stärkt Resilienz in Katastrophen. eine Sensibilisierung aller beteiligten Stakeholder für mögliche Trennungsereignisse erreicht wer- den. Diesbezüglich muss ein valides Mapping von bestehenden RFL-Prevention-Maßnahmen erarbeitet werden und Best-Practice-Beispiele ausgehoben werden. Dahingehend müssen interne Lücken im „System“ identifiziert und geschlossen werden. Für den Teil „Preperation“ wurde ganz klar das Mapping der eigenen Ressourcen in den Vor- dergrund gehoben. Durch eine Sensibilisierung aller Einsatzkräfte für RFL-Thematiken, wird auch der Bedarf an RFL-Maßnahmen steigen. RFL muss in „Need Assessments“ einen fes- ten Platz bekommen und muss neben Shelter – Food – Health eine Kernaufgabe in der Kata- 17
Workshop 4 “Responding early based on meteorological information: A market place to exchange on existing tools and identify challenges” Moderation: Alexandra Rüth, Deutsches Rotes Kreuz-Generalsekretariat Johara Bellali, adelphi Barbara Früh, Deutscher Wetterdienst Organisation und Vorbereitung/Nachbereitung: Greta Aubke, Deutsches Rotes Kreuz-Generalsekretariat Einführung in das Thema / Hintergrund Fragestellungen und Erkenntnisse aus dem Workshop Häufigere und immer intensiver auftretende Ex- tremwetterereignisse infolge des Klimawandels Zu Beginn waren die Teilnehmerinnen und stellen die Menschen in Entwicklungsländern Teilnehmer angehalten, an einer Zeitleiste von vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig langfristiger Katastrophenvorsorge bis hin können diese witterungsbedingten Risiken aber zur Nothilfe unterschiedliche Instrumente und auch immer besser vorhergesagt werden. So Mechanismen der Frühwarnung, Vorsorge und existieren bereits heute zahlreiche Extremwet- Response zu notieren. Hier wurde klar ersicht- tervorhersagen, die regelmäßig auf steigende lich, dass viele Möglichkeiten der Vorbereitung Unwetterrisiken für bestimmte Regionen hin- bestehen, wenn man abschätzen kann, dass weisen (z. B. El Niño- und La Niña-Vorhersa- Naturkatastrophen entweder Monate oder gen, Vorhersagen der Hurrikan-, Zyklon- und Jahre entfernt sind. Auch wenn eine Katastro- Taifun-Saison, Dürrevorhersagen, Kälte- oder phe unmittelbar bevorsteht und bspw. Tage Hitzewellen). Jedoch ist die humanitäre Hilfe oder Stunden vorher vorausgesagt wird, kön- hier oft noch zu stark reaktiv anstatt proaktiv nen kurzfristige Katastrophenvorsorgemöglich- und antizipatorisch ausgerichtet. Unter dem keiten ergriffen werden. Titel “Responding early based on meteorologi- cal information: A market place to exchange on Alexandra Rüth, Koordinatorin des Maßnah- existing tools and identify challenges” gab der menpaketes des Auswärtigen Amts zur humani- Workshop den Teilnehmerinnen und Teilneh- tären Anpassung an den Klimawandel, gab eine mern einen Überblick über die aktuellen Ent- einleitende Präsentation zum Thema Forcast- wicklungen innerhalb der humanitären Hilfe, der based Financing (FbF). FbF stellt einen Mecha- Wissenschaft und der Policy-Ebene. nismus dar, der vom DRK mit Unterstützung des 18
Auswärtigen Amts und des Rotkreuz-Rothalb- 2. Im Bereich Risiko: Sendai hat noch einmal mond-Klimazentrums (RCCC) entwickelt wurde. betont, wie wichtig es ist, auf tiefer liegende Hierbei geht es darum, die mittel- bis kurzfris- Ursachen von Katastrophen einzugehen und tig ansteigenden Extremwetterrisiken vor einer sich auf „integration through disaster risk potentiellen Katastrophe gezielt zu reduzieren, reduction for resilience“ (Priorität 3) zu fokus- indem spezielle Schwellenwerte zur Frühwar- sieren. nung entwickelt werden. Nur bei Erreichen die- ser Schwellenwerte werden dann wiederum ziel- gerichtete Vorsorgemaßnahmen im Rahmen von 3. In der humanitären Welt: Die weiterhin beste- standardisierten Handlungsrichtlinien (sog. Stan- hende Trennung von Humanitärer Hilfe und dard Operating Procedures, SOPs) ausgelöst, Entwicklungszusammenarbeit ist der Fokus z. B. die vorausschauende Einlagerung und der „Core Responsibility#4“ des Humanitären Auslieferung von Hilfsgütern, zusätzliche Auf- Weltgipfels und die Verbindung zur Agenda klärungsmaßnahmen für Hygiene, ergänzende 2030. Trainings für humanitäre Helfer vor Ort, die Stabi- lisierung von Häusern, die Vorbereitung von Eva- Johara Bellali stellte eine konzeptuelle, institu- kuierungsplätzen und schließlich die rechtzeitige tionelle und programmatische Verschiebung Evakuierung der bedrohten Bevölkerung. Wird innerhalb der drei Bereiche dar, die sich auch ein bestimmter Schwellenwert nicht erreicht, im Denken von nationalen, bi- und multilateralen werden keine weiteren Maßnahmen getroffen. In Organisationen wiederfindet. der intensiven Weiterentwicklung des Ansatzes wird eng mit dem RCCC sowie Wetterdiensten und Universitäten zusammengearbeitet. In der sich an die Vorträge anschließenden Diskussion in Form eines World-Cafés wurden Barbara Früh vom DWD stellte in ihrer Prä- daraufhin Fragen zu den drei vorgestellten The- sentation verfügbare meteorologische Daten men diskutiert. Dies auch vor dem Hintergrund, dar, und wie diese genutzt werden können. Für mögliche Lücken und Schwierigkeiten innerhalb einen Zeitraum von heute bis hin zu zehn Jah- der aktuellen Katastrophenvorsorge zu identifi- ren werden Klimavorhersagen benutzt, für einen zieren. wesentlich längeren Zeitraum von 100 Jahren Folgende Lücken wurden in den einzelnen Dis- werden Klimaprojektionen erstellt. Klimavorher- kussionen identifiziert: sagen werden, ähnlich wie kurzfristige Wetter- vorhersagen aber anders als Klimaprojektionen, 1. Welche meteorologischen Daten werden mit Simulationen erstellt, die mit vergangenen Klimadaten gestartet werden. Diese Simulati- überhaupt benutzt und wie viel Ungewissheit onen können aber häufig keine detaillierten Vor- nimmt man in Kauf? (Barbara Früh) hersagen machen. Stattdessen werden Wahr- scheinlichkeiten für das Eintreffen bestimmter • Vertrauen in technologische Methoden in Wettersituationen abgeleitet. Techniken wie Entwicklungsländern häufig nicht sehr groß „hindcasts“, also Wettervorhersagen in der Ver- • Ungewissheiten bezüglich der Kommu- gangenheit, dienen der Überprüfung der Quali- nikation von K limainformationen und tät der Vorhersagen. Schwierigkeiten, diese Klimainformationen anschließend in Aktionen umzuwandeln Johara Bellali von adelphi gab einen Überblick • Mangel an Wissen über Risikotoleran- über den Paradigmenwechsel innerhalb der fol- zen. Hier wäre ein Training wünschens- genden drei Bereiche: wert, welches das Bewusstsein für die Nutzung von Klimainformationen stärkt. 1. Im Bereich Klimawandel: Der Report des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ 2. Auf welche Art und Weise beeinflusst der hat das Konzept Risiko in den Mittelpunkt derzeitig passierende Paradigmenwech- gerückt und Vulnerabilität als Teil dessen sel unsere Arbeit und wie weit sind unsere erklärt. Werkzeuge/Instrumente daran angepasst? 19
Was ist ein pragmatischer Ansatz um DRR, noch sehr neu ist, hauptsächlich für die Klä- CCA und Early Response zu integrieren? rung von Fragen genutzt. Generell wurde (Johara Bellali) großes Interesse an dem Konzept geäu- ßert. Kritisch angemerkt wurde von NGOs, Die Änderung, sich nicht nur auf Vulnerabilitä- dass die wissenschaftliche Komponente nur ten sondern auch auf Risiken zu konzentrie- schwer umsetzbar scheint. Nicht alle NGOs ren, ist positiv, da er den Empfänger vom blo- haben Wetterexperten oder die Verbindung ßem Empfänger von Hilfsgütern zum Akteur zu nationalen meteorologischen Diensten, macht, der sein Schicksal selbst in der Hand um Schwellenwerte zu erarbeiten. Hier wurde hat. Dies spiegelt sich auch in den Trends vom DRK angemerkt, dass bei der Erarbei- im Feld wider. Trotzdem gibt es immer noch tung des Finanzierungsmechanismus die große Unterschiede in den Förderansätzen Erarbeitung der Schwellenwerte auf eine der unterschiedlichen Geber. Sektorübergrei- andere Ebene gehoben wird. Die finale Ent- fende Ansätze sind im Kommen, aber immer scheidung, welchen Stellenwert Schwellen- noch ungenügend, ebenso die Flexibilität der werte spielen werden, steht noch aus. Inter- Finanzierung. Als größtes Problem wurde essante Diskussionen ergaben sich auch um angesehen, dass existierende Konzepte erst die Themenbereiche „notwenige Strukturen“, vollständig implementiert, getestet und repli- „methodische Fragen“ und „Potential des ziert werden sollten, um dann entsprechende Ansatzes“. Lehren ziehen zu können, anstatt regelmäßig neue Ansätze zu entwickeln. Der Workshop in einem Satz Die Weiterentwicklung des humanitären Systems 3. Wie seht ihr FbF in eurem Arbeitsumfeld oder verlangt interdisziplinäre Ansätze: Die Wetter- eurer Organisation? Was sind Herausforde- und Klimaforschung bietet große Potentiale für rungen? Was Potenziale? (Alexandra Rüth) effizienteres Handeln in der humanitären Hilfe. Die World-Café-Runden zum System der Vorhersagenbasierten Finanzierung (FbF) wurden dadurch, dass für viele das Konzept 20
Workshop 5 Wissen als zentrale Ressource in der Katastrophenvorsorge/im Katastrophen- risikomanagement Moderation und Organisation: Dr. Gabriele Hufschmidt, Universität Bonn Dr. Thomas Lennartz, Friedegund Mascher, GIZ Einführung in das Thema / Hintergrund dung für das Management von Wissen zwischen Organisationen finden. Ein Beispiel hierfür ist die Informationen und Wissen sind die Grundlage „Globale Initiative Katastrophenrisikomanage- für Entscheidungen und Handlungen. Doch wie ment“. Sie verfolgt das Ziel, deutsche Expertise gehen wir mit diesen wertvollen und zentralen zu vereinen und damit den deutschen Beitrag Ressourcen um? Wie bewahren wir etwa Wis- zu einem verbesserten Katastrophenrisikoma- sen, um das „Rad nicht immer wieder neu erfin- nagement weltweit zu stärken. Ein Querschnitts- den zu müssen“? Nutzen wir Wissen wirklich thema dieser Initiative ist z. B. „Städtische optimal? Wissen wir überhaupt, welches Wissen Resilienz“, mit dem Ziel, Aspekte des Bevölke- in einer Organisation vorhanden ist? Wenn nicht, rungsschutzes generell aber auch mit Blick auf sind wir in der Lage uns benötigtes Wissen über kritische Infrastrukturen sowie Wirtschaftskreis- unsere beruflichen Netzwerke anzueignen? läufe und Frühwarnsysteme zu stärken. Diese und andere Fragen fallen in den Bereich Fragestellungen und Erkenntnisse aus des Wissensmanagements, das den konzep- dem Workshop tionellen Rahmen für den Workshop bildete. Nach einer kurzen semantischen Differenzierung In zwei „break-out groups“ wurden zwei Sicht- verschiedener Begriffe, z. B. die Trennung von weisen jeweils vertieft bearbeitet: Information und Wissen, wurde das Modell des „Wissenskreislaufs“ vorgestellt, das verschie- 1. Wissensmanagement für eine bzw. innerhalb dene Elemente, wie z. B. Wissen identifizieren einer Organisation und und bewahren, integriert. Anwendung findet das 2. Netzwerke als Instrument des Wissensma- Modell für das Wissensmanagement innerhalb nagements zwischen Organisationen. von Organisationen, kann aber auch Anwen- 21
1. Wissensmanagement innerhalb einerOrgani- Als hinderlich für die Implementierung eines sation (Gabriele Hufschmidt): umfassenden Wissensmanagements schätz- ten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zunächst ordneten sich die Teilnehmerinnen Personalmangel, mangelnde Akzeptanz für und Teilnehmer entsprechend der schwer- Zusatzaufgaben (z. B. zur Dokumentation von punktmäßigen Tätigkeit ihrer Organisation Information und Wissen) und das Beharren in die Kategorien „Vorsorge“, „Bewältigung“ auf „Herrschaftsinformation und -wissen“ ein. und „Nachsorge/ Wiederaufbau“ ein. Die Als förderlich wurde eine positive Fehlerkul- Mehrzahl wählte die ersten beiden Katego- tur genannt, um auch aus Fehlern zu lernen rien; vertreten waren Organisationen aus und in diesem Zuge ein ehrliches, selbstkri- der Wirtschaft, des behördlichen Bevölke- tisches „lessons learned“ z. B. im Rahmen rungs- bzw. Katastrophenschutzes, eine von Übungen und Einsatzauswertungen zu Hilfsorganisation, eine NGO und die UNISDR. erreichen. Zunächst erfolgte eine Bestandsaufnahme 2. Netzwerke als Instrument des Wissens- der bereits vorhandenen Strukturen und managements zwischen Organisationen Instrumente entsprechend der Elemente (Thomas Lennartz und Friedegund Mascher) Informationen und Wissen „identifizieren“, „erwerben“, „(ver)teilen“ und „bewahren“. Die übergeordnete Frage dieser „break Berichtet wurden von implementierten Data out group“ lag darin, zu diskutieren, wie bzw. Content Management Systemen, Enter- Netzwerke im Bereich der Katastrophen- prise Ressource Management, Rapid Needs vorsorge beschaffen sein müssen, damit Assessements, einer Fachinformationsstelle, sie einen Nutzen sowohl für Fortschritte im abteilungsübergreifenden Wissensforen, Arbeitsfeld aber auch für die eigene persön- Wissensbörsen/Sharepoints, eLearning- liche Arbeit haben. Angeboten, internen Wikis oder einem eigens entwickelten, umfassenden softwaregestütz- Die Sitzung begann zunächst einmal mit ten „Connected Knowlege“-Systems, das einer Sammlung unterschiedlichster Netz- u. a. implizites, häufig verborgenes (Erfah- werke, in denen sich die Workshopteilneh- rungs)Wissen ar tikulieren und damit für merinnen und -teilnehmer engagieren. Diese andere, neue Mitarbeiter zugänglich macht. reichten von spezifischen wissenschaftlichen Netzwerken zu bestimmten Fragestellungen Anschließend wurde diskutier t, welche des Katastrophenrisikomanagements auf Bedarfe und Probleme neben diesen doch nationaler Ebene (z. B. BMBF Forschungs- meist isolier ten Bausteinen bestehen. verbünde) über Netzwerke wie das DKKV, Bedarfe für ein umfassendes Wissensma- die versuchen sowohl Wissenschaft und nagement entstehen z. B. aufgrund von Praxis als auch die nationale und die inter- uneinheitlicher Interpretation von Begriffen nationale Ebene zu verbinden, bis hin zu (spürbar z. B. bei der schlagwortbasierten virtuellen, international agierenden Netz- Suche), Personalfluktuation, unterschiedli- werken wie PreventionWeb und ReliefWeb, chen Arbeitszeitmodellen, der notwendigen die sich insbesondere an Praktiker richten. Überprüfung und Aktualisierung von Wissen, des Zeit- und Kostendrucks oder dem fehlen- Vor dem Hintergrund dieser Diversität bei den Wissen über die Kenntnisse von Ehren- den Netzwerken wurde anschließend disku- amtlichen und Spontanhelfern. Als problema- tiert, mit welcher Zielsetzung sich die Work- tisch wurden Doppelstrukturen, Datenschutz, shopteilnehmerinnen und -teilnehmer an den die Umsetzbarkeit IT-gestützter Artikulation unterschiedlichen Netzwerken beteiligen. von implizitem Wissen oder ein unübersicht- Diese Zielsetzungen waren ebenfalls äußerst licher „Wissenswildwuchs“ eingeschätzt. vielfältig. Sie umfassten Ziele wie Wissens- 22
zeichnen sich Strukturen und Instrumente ab, die einer Organisation aus dem Themenfeld „Katastrophenvorsorge“ / „Katastrophenrisi- komanagement“ für den Aufbau eines ganz- heitlichen Wissensmanagements inklusive der Vernetzung zu anderen Organisationen und externem Wissen helfen. austausch, gemeinsame politische Einfluss- nahme, strategische Kooperationen zum Ein- werben von Mitteln für Katastrophenvorsorge und Netzwerke für gemeinsame Aktivitäten. Dann wurde über verschiedene Formen der Beteiligung an Netzwerken reflektiert und diese nach Intensität gruppiert, die von „Informationen erwerben“ (niedrig) bis zum „Netzwerkmanagement“ (sehr hoch) reichte. Zur Frage wie Netzwerke beschaffen sein müssen, damit sie einen Mehrwert (für Ihre Arbeit) darstellen, identifizierte die Gruppe für das Ziel „Koordination gemeinsamer Aktivitäten“ als zentrale Faktoren, dass der Bezug zwischen dem Ziel und dem Zeitrah- men klar sein muss, eine Koordinierungs- stelle und die definierte Kommunikations- wege hilfreich sind. Wichtig ist, dass dem Netzwerk Ressourcen zur Verfügung ste- hen. Wünschenswert sind die Kontinuität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und eine gemeinsame Kultur/Regeln. Die Schnittstel- len zu anderen Netzwerken sollten gepflegt werden. Monitoring und Evaluierung sowie eine Fehlerkultur, beides Elemente, die wich- tige Inputs für das Wissensmanagement liefern, gehören zu den Erfolgsfaktoren für die Koordination gemeinsamer Aktivitäten. Die Synergie zwischen den beiden „break- out groups“ besteht in der Verknüpfung zwi- schen der Sicht auf eine Organisation und der Vernetzung zwischen Organisationen. Verbindungsglied ist hier das Element „Wis- sen erwerben“, das im Modell des „Wissens- kreislaufs“ auf die Inkorporation von Wissen außerhalb der Organisation abzielt. Somit 23
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