LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV

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LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
LANDTAGS
                                       NACHRICHTEN
                                                                                                 18. Juli
                                                                                                6 / 2013
                                                                                      www.landtag-mv.de

                                                         Mit SOMMERRÄTSEL
+++ Gedenkveranstaltung zum Volksaufstand am 17. Juni 1953 und Präsentation von Jugendprojekten +++ Aktuelle
    Stunde zum Elbe-Hochwasser +++ Kita-Gesetz +++ Abgeordneten-Gesetz +++ Wikipedianer im Landtag +++
    Sommergäste im Landtag +++ Zeitenwandel: Dampfmaschinen und Roboter im Schloss +++
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
I n h a l t

                                                                            3              GASTKOLUMNE                      „Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser”
                                                                                                                            Kathrin Neumann, SVZ, zum Elbe-Hochwasser in M-V

                                                                         4–5                    SPEZIAL                     Gedenkveranstaltung zum 17. Juni 1953 / Präsentation von Jugendprojekten
                                                                                                                            im Plenarsaal
                                                                        6 – 19           AUS DEM PLENUM
                                                                         6–7               Aktuelle Stunde                  „Hochwasser in Mecklenburg-Vorpommern – Das Wasser geht, die Hilfe bleibt“

                                                                                                Berichte
                                                                         8–9                                                Kindertagesförderungsgesetz
                                                                          10                                                Verfassungsschutzgesetz und Sicherheits- und Ordnungsgesetz
                                                                                                                            (Bestandsdatenauskunft)
                                                                       11 – 13                                              Bericht der Unterkommission des Ältestenrates zur Überprüfung
                                                                                                                            einzelner Festlegungen im Abgeordnetengesetz
                                                                       13 – 14                                              Besserer Bodenschutz in der Landwirtschaft
                                                                       14 – 15                                              Barrierefreie Beipackzettel
                                                                            16                                              Finanzausgleich zwischen Land und Kommunen

                                                                       17 – 18           Weitere Beschlüsse                 Wahl der Landesbeauftragten für die Unterlagen
    Titelfoto (Cornelius Kettler): Sommerrast am Schweriner Schloss

                                                                                                                            des Staatssicherheitsdienstes der DDR
                                                                                                                            Nachwahl für die Stasi-Überprüfungskommission des Landtages
                                                                                                                            Sozialhilfefinanzierungsgesetz
                                                                                                                            Aufgabenzuordnungsgesetz
                                                                                                                            Unterrichtung der Landesregierung zu den europapolitischen
                                                                                                                            Schwerpunkten 2013
                                                                                                                            Sicherheits- und Ordnungsgesetz
                                                                                                                            Gesetz zur Änderung der Kommunalverfassung
                                                                                                                            Immunitätsangelegenheiten
                                                                           19                                               Zwischenbilanz der Arbeit des Landtages in der 6. Wahlperiode

                                                                       20 – 21       AUS DEN AUSSCHÜSSEN                    Verkehrsausschuss: Unterrichtungsfahrt Güstrow und Gülzow
                                                                                                                            Bildungsausschuss: Unterrichtungsfahrt Grundschule Behrenhoff
                                                                                                                            Grenzüberschreitende Zusammenarbeit

                                                                       22 – 24                PANORAMA                      Wikipedianer im Landtag M-V / Sommergäste im Parlament

                                                                           25         SCHLOSSGESCHICHTEN                    Zeitenwandel: von Dampfmaschinen und Robertern hinter historischen Mauern

                                                                       26 – 27             SOMMERRÄTSEL
                                                                      Impressum
                                                                      Herausgeber:                                        Layout: Uwe Sinnecker,                      Namentlich gekennzeichnete Beiträge
                                                                      Landtag Mecklenburg-Vorpommern                      www.uwe-sinnecker.de                        geben nicht in jedem Fall die Meinung des
                                                                      - Öffentlichkeitsarbeit -                                                                       Herausgebers wieder.
                                                                      Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin              Druck: produktionsbüro TINUS
                                                                      Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525-2151                  Gedruckt auf Recyclingpapier                Alle Abbildungen sind urheberrechtlich
                                                                      E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@landtag-mv.de                                                    geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher
                                                                      Internet: www.landtag-mv.de                         Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-    Genehmigung des Herausgebers.
                                                                                                                          gründen haben wir bei der Bezeichnung
                                                                      Redaktion:                                          von Menschengruppen manchmal nur die        Die LandtagsNachrichten können
                                                                      Referat Öffentlichkeitsarbeit,                      männliche Form verwendet. In solchen        kostenlos bezogen werden. Bestellungen
                                                                      Claudia Richter                                     Fällen ist die weibliche Form mitgedacht.   sind an den Herausgeber zu richten.

2                                                                     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
G a s t k o l u m n e

 Nach dem Hoch-

                                                                                                                                              Foto: privat
wasser ist vor dem
      Hochwasser

Als für die Elbe bei Dömitz Pegelstände jenseits aller Re-      Kathrin Neumann ist Redakteurin der Schweriner Volkszeitung in der Lokal-
korde geschätzt wurden, konnte ich es nicht fassen. Schon       redaktion Ludwigslust, die über das Hochwasser in der Region Dömitz berich-
                                                                tete.
wieder eine Jahrhundertflut? Die Extremflut von 2002 war
doch erst elf Jahre her. Und deren Spitzenwerte waren in
Dömitz vor gut zwei Jahren schon wieder hinweggespült
worden. Doch 2011 hatte die Rekordflut – dank sanierter         Die Tage des Hochwassers zeigten auch, dass die Menschen
Deiche – die Region für Außenstehende unbemerkt passiert.       in kritischen Situationen doch zusammenstehen. Firmen
Nun die dritte „Jahrhundertflut“ innerhalb von elf Jahren.      stellten Mitarbeiter frei. Einwohner boten Unterkunft an. Wer
                                                                nicht selbst schaufeln konnte, ging mit Kaffee und Kuchen
Die Schätzungen der Hydrologen schwangen sich bis auf           zu den Helfern. Einer war immer mittendrin: Burkhard Thees,
einen möglichen Pegelstand von 7,90 Metern für Dömitz           Dömitz-Mallisser Amtsvorsteher. Er entschied, er beruhigte,
hinauf. Zehn Zentimeter über Deichoberkante. Die Elbe           er motivierte. Wie von Geisterhand gelenkt, war er irgendwie
wäre übergelaufen. Landrat Rolf Christiansen rief den Kata-     immer dort, wo es gerade „brannte“. Es schien, als wäre er

                                                                                        „
strophenalarm aus. Doch nicht alle waren – zunächst – so        rund um die Uhr da. Und das im Ehrenamt.
beunruhigt wie er. „Wir haben schon so viele Hochwasser
erlebt…“, war in den ersten Tagen in Dömitz immer wieder
                                                                                     Wichtig ist,
                                                                                                                      „
zu hören. Manchmal warf man einen Blick auf das steigende
Wasser, das die Hafengastronomie schon erreicht hatte.
Und auf die Skipper, die vor ihren Booten saßen und mit               dass es nicht beim Schulterklopfen
Elbe und Schwimmsteg nach oben kletterten. Urlaubsidyll                    für die Helfer bleibt.
inmitten der nahenden Katastrophe.

Die Deiche an Müritz-Elde-Wasserstraße und Elbe sollten         Die Region wurde zum Sperrgebiet. Polizei und Bundes-
mit mehr als einer Million Sandsäcken erhöht werden. Eine       wehr wachten an Straßen und Deichzufahrten, dass kein
Million Säcke in zwei, drei Tagen? Die Bundeswehr war so-       Nicht-Helfer passiert. Auch der Presseausweis half da wenig.
fort zur Stelle. Vor allem in Neu Kaliß und Heiddorf bot sich   Einfacher hatte es die Politprominenz, die sich von Zeit zu
ob der vielen Helfer in Dunkelgrün ein Bild, das einem die      Zeit sehen ließ. Aber auch sie wurde ausgebremst. So hat-
Gänsehaut über den Rücken jagte. Aber dieses Bild gab           ten Ministerpräsident und Innenminister offenbar erwartet,
auch ein Stück Hoffnung: So musste es doch zu schaffen          in schweren Limousinen über den Deich fahren zu können.
sein.                                                           Sie konnten nicht. Wenigstens durften sie in leichtere Vehikel
                                                                steigen, um zu den Helfern zu rollen. Sand schaufeln oder
Unsere Redaktion erreichten in diesen Tagen Anrufe irri-        Säcke wuchten wollten sie im feinen Zwirn offenbar nicht.
tierter Bürger: Feuerwehrleute standen bereit, wurden aber      Das wurde ihnen hier und da zum Vorwurf gemacht. Aber
nicht geholt. Helfer mussten hungern. Sandsäcke wurden          mal ehrlich: Was bringt es, wenn zwei Büromenschen für ein,
auf Befehl ausgeleert statt verbaut. Chaos im Krisenma-         zwei Stunden anpacken? Wichtiger ist, dass es nicht beim
nagement? Ich glaube nicht. Sicher lief nicht alles bis ins     Schulterklopfen für die Helfer bleibt, sondern jetzt etwas
letzte Detail perfekt. Aber ist es überhaupt möglich, einen     geschieht. Schwachstellen in den Deichen müssen besei-
Katastropheneinsatz perfekt zu organisieren? Da sind plötz-     tigt werden. Die Kommunen dürfen mit den Kosten für die
lich 2.500 Helfer in der Region, um an unzähligen Stellen zu    Flutabwehr nicht allein gelassen werden. Da können die
ackern. Sie brauchen eine Aufgabe, Essen, Trinken, Mücken-      Politiker wirklich etwas bewegen. Das nächste Hochwasser
spray und Pausen. Nicht alles klappte von Anfang an, wur-       kommt und vielleicht sogar die nächste Jahrhundertflut, die
de aber zumeist schnell organisiert, wenn der Krisenstab es     den Rekordpegel von 7,21 Meter in Dömitz einfach wegspült.
erfuhr.
                                                                Kathrin Neumann

                                                                                    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013                        3
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
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      Gedenken an

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      DDR-Volksaufstand
      lebendig halten
      Festakt des Landtages zum 60. Jahrestag der
      Proteste am 17. Juni 1953

      Kundgebungen und Streiks auf den Werften in Rostock,
      Warnemünde, Stralsund und Wismar. Demonstrationen                   Gastredner Dr. Stefan Wolle
      von Bauern in Muchow bei Ludwigslust. Gefangenenbe-
      freiung in Teterow. Die Protestwelle im Juni 1953 erfasst
      auch den eher ländlich geprägten Nordosten der DDR. In
      den drei Nordbezirken Rostock, Schwerin und Neubran-                bis 1955 gab es 1.800 politische Urteile im Zusammenhang
      denburg gehen Menschen auf die Straße, um sich gegen                mit dem Juni-Aufstand. Vermeintliche Anführer wurden
      den Unterdrückungsapparat der SED aufzulehnen. In rund              zum Tode verurteilt und hingerichtet oder verschwanden
      70 Städten und Gemeinden kommt es zu Protestaktionen.               in sowjetischen Konzentrationslagern, Abertausende ver-
      60 Jahre später – am 17. Juni 2013 – erinnerte der Landtag in       brachten Jahre in Gefängnissen und Zuchthäusern der DDR“,
      Schwerin an die Frauen und Männer des Volksaufstandes,              sagte Sylvia Bretschneider. Sie zollte den Aufständischen von
      die vielerorts in Vergessenheit geraten sind.                       1953 Dank und Anerkennung. Sie hätten den nachfolgenden
                                                                          Generationen auch die Risiken von Demonstrationen in
      Mit einem Festakt im Konzertfoyer des Mecklenburgischen             einer Diktatur vor Augen geführt. „Ohne die überlieferten
      Staatstheaters gedachte das Parlament der Menschen in               Bilder rollender Panzer hätten sich die Montagsdemonstrati-
      Mecklenburg-Vorpommern, die am 17. Juni 1953 für Freiheit           onen im Spätherbst 1989 vielleicht nicht in der Friedlichkeit
      und Demokratie auf die Straße gegangen waren. Der Land-             ereignen können“, meinte sie. SED-Machthaber, sowjetische
      tag setzte damit seinen Beschluss vom Oktober 2012 um,              Besatzer und auch die Bevölkerung hätten gelernt, dass sich
      mit einer zentralen Gedenkveranstaltung ins Gedächtnis zu           mit Gewalt politische Missstände nicht auf Dauer lösen las-
      rufen, dass „der 17. Juni 1953 gezeigt hat, dass es zu jeder Zeit   sen.
      mutige Menschen gab, die sich gegen Unterdrückung und
      Freiheitsentzug auflehnten“. Zu der Gedenkfeier begrüßte            Gastredner Dr. Stefan Wolle, Historiker und wissenschaft-
      Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider rund 200 Gäste             licher Leiter des DDR-Museums Berlin, ordnete die Ereignisse
      aus Politik und Gesellschaft. Unter den Gästen auch Schü-           um den 17. Juni 1953 geschichtlich ein. In den Monaten vor
      lerinnen und Schüler aus verschiedenen Teilen des Landes,           dem Volksaufstand habe die SED alles getan, um das eige-
      die sich im Rahmen von Projekten mit diesem historischen
      Ereignis auseinandergesetzt hatten.
      „Im kollektiven Gedächtnis scheinen die mutigen Frauen
      und Männer vom 17. Juni heute nur noch eine untergeord-                                                  Dokumentation
      nete Rolle zu spielen, auf regionaler Ebene ist die Erinnerung
      fast ganz verschwunden“, sagte Landtagspräsidentin Sylvia                                                Eine Dokumentation
      Bretschneider auf der Veranstaltung. Die Erinnerung auf-                                                 der Veranstaltung
      rechtzuerhalten, sei aber wichtig. Das habe eine Umfrage                                                 mit den Reden von
      zum 50. Jahrestag des ersten DDR-Volksaufstandes gezeigt:                                                Sylvia Bretschneider
      Als Folge der zahlreichen Gedenkfeiern und einer umfang-                                                 und Dr. Stefan Wolle
      reichen Medienberichterstattung rund um den 17. Juni 2003                                                können Sie auf der
      wussten fast 70 Prozent der Bundesbürger über den Volks-                                                 Internetseite des
      aufstand Bescheid. Davor seien es nur 52 Prozent gewesen.                                                Landtages herunter-
      „Der größte Informationszuwachs wurde seinerzeit gerade                                                  laden. Auf Wunsch
      bei den jungen Menschen gemessen“, betonte die Präsiden-                                                 schickt der Landtag
      tin. Dies zeigt ihrer Überzeugung nach die Bedeutung einer                                               die Publikation auch
      lebendigen Erinnerungskultur. Der Volksaufstand, niederge-                                               gern kostenlos zu.
      walzt von sowjetischen Panzern, habe mehr als 50 Todes-                                                  www.landtag-mv.de,
      opfer und unzählige Verletzte gefordert. „In den Tagen und                                               Tel. 0385/525-2113
      Wochen danach wurden etwa 15.000 Menschen verhaftet,

4     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
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Im Konzertfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin gedachte der Landtag der Ereignisse des 17. Juni 1953.                Foto: Angelika Lindenbeck

ne Volk zu verbittern, zu provozieren. „Im Grunde war es die                        im Herbst 1989 vollendet, und darauf können wir stolz sein
Kriegserklärung gegen das eigene Volk“, sagte er. Bei den                           und darüber können wir glücklich sein“, sagte Stefan Wolle.
Protesten sei es nur vordergründig um die Normerhöhung                              Während der Gedenkstunde gedachten die Gäste der Opfer
gegangen. Am 17. Juni habe längst das Verlangen nach Neu-                           des Volksaufstandes mit einer Schweigeminute. Zahlreiche
wahlen, nach Freiheit und nach Demokratie den Widerstand                            Besucher nutzten nach der Veranstaltung die Gelegenheit,
bestimmt. Der Historiker zog in seiner Rede auch einen                              sich im Plenarsaal des Landtages anzuschauen, wie Schüler
roten Faden bis in die jüngere Vergangenheit: „ Man kann                            aus Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und Ludwigslust
ohne Übertreibung sagen: das, was die Arbeiter, die Strei-                          heute den Volksaufstand sehen. Rund 100 Jugendliche stell-
kenden, die Demonstrierenden im Juni 1953 wollten, wurde                            ten ihre Projektarbeiten zum 60. Jahrestag vor.

                                                                                                                                                                Foto: Landtag M-V

In zahlreichen Schulen Mecklenburg-Vorpommerns haben sich Schülerinnen und Schüler in verschiedensten Projekten mit den Ereignissen des 17. Juni 1953 auseinan-
dergesetzt. Dabei wurden sie auch von Abgeordneten des Landtages und des Bundestages sowie von Zeitzeugen unterstützt.

               Präsentierte Schulprojekte zum 17. Juni
 Goethe-Gymnasium Ludwigslust                                                     Rostocker Warnow-Werft nach und zeigten in fiktiven Redaktionssitzungen
 Die Schülerinnen und Schüler erstellten schriftliche Facharbeiten und re-        von Zeitungen der DDR und der BRD die gegensätzliche Bewertung der
 cherchierten dafür die Schicksale von Menschen aus ihrer Region.                 Ereignisse und die daraus resultierende Medienberichterstattung.
 Pädagogium Schwerin                                                              Hundertwasser-Gesamtschule Rostock
 Die Schüler sprachen mit den Zeitzeugen Siegfried Bodecker, Klaus Janker,        Die Schüler sammelten Originalzitate von Politikern und Demonstranten,
 Dieter Angrick und Joachim Wilbrecht über die Geschehnisse in Schwerin,          komplettierten diese durch Fotos und Texte und erstellten so Unterrichts-
 dokumentierten die Gespräche in Videos und erstellten eine interaktives          material, das auch von anderen Schülern genutzt werden kann.
 Panorama von Schwerin zu den Ereignissen am 17. Juni 1953.                       Albert-Einstein-Gymnasium Neubrandenburg
 Erasmus-Gymnasium Rostock                                                        Die Schüler recherchierten in Archiven, befragten Zeitzeugen, erstellten
 In einer szenischen Darstellung stellten die Schüler die Ereignisse auf der      einen Internet-Blog und präsentierten ihre Arbeit mit einem Video.

                                                                                                         LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013                          5
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A u s                         d e m              P l e n u m / A k t u e l l e               S t u n d e

                      Nach der Flut ist vor der Flut
                      Landtag dankt Helfern und verspricht Unterstützung für die Hochwasser-Opfer

                      Nach sechs Tagen Katastrophenalarm sind die Menschen in der Hochwasserregion Mecklenburg-Vorpommerns Mitte
                      Juni zur Normalität zurückgekehrt. Die Deiche hatten dem Rekordhochwasser der Elbe standgehalten, Überschwem-
                      mungen gab es nicht. Dass Mecklenburg-Vorpommern relativ glimpflich davonkam, sei vielen Helfern zu verdanken,
                      sagten Redner aller Fraktion am 19. Juni in der Aktuellen Stunde im Landtag. Die SPD-Fraktion hatte das Thema „Hoch-
                      wasser in Mecklenburg-Vorpommern: Das Wasser geht, die Hilfe bleibt“ auf die Tagesordnung gesetzt.

                      „Wir haben das Elbhochwasser zum Thema gemacht, um uns          sagte er. Auch dazu brauche es Vorgaben des Bundes. Die
                      vonseiten des Parlaments bei den vielen tausend Helfern zu      Projekte dürften sich nicht jahrelang im Gestrüpp von Verfah-
                      bedanken, die unermüdlich gegen die Fluten angekämpft           ren verfangen. M-V werde sich entsprechend seinem Bevöl-
                      haben“, begründete SPD-Fraktionschef Dr. Norbert Nieszery       kerungsanteil mit 80 bis 100 Millionen Euro am Fluthilfefonds
                      die Wahl des Themas. Er lobte Umweltminister Backhaus,          von Bund und Ländern beteiligen, versprach er.
                      der in den letzten Jahren konsequent für eine Verstärkung
                      und Erhöhung der Deiche gesorgt habe. „Die aktuelle Hoch-       Jacqueline Bernhardt (DIE LINKE) sagte, der Hochwasser-
                      wasserlage hat gezeigt, dass diese Maßnahmen notwendig          schutz sei nicht nur eine nationale, sondern eine nationen-
                      und richtig waren. Jeder einzelne in die Hand genommene         übergreifende Aufgabe. Die Flüsse und ihre Zuflüsse müssten
                      Cent der über 100 Millionen Euro Gesamtausgaben war und         als Gesamtwasserkörper begriffen werden. „Schon den Zu-
                      ist gut angelegt“, sagte Nieszery. Er schloss sich ausdrück-    flüssen muss mehr Raum gegeben werden“, betonte sie.
                      lich der Forderung nach einer „vierten nationalen Gemein-       Mit den Worten „bekanntlich ist nach der Flut vor der Flut“
                      schaftsaufgabe für Bund und Länder”, nämlich dem Klima-         forderte sie, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen
                      folgen- und Hochwasserschutz, vorbehaltlos an. Die immer        und mehr in den vorbeugenden Hochwasserschutz zu in-
                      kürzeren Abstände zwischen den Hochwasserkatastrophen           vestieren. Jetzt stünde aber erst einmal die Hilfe für die Flut-
                      und deren verheerende Ausmaße würden ein gemeinsames            opfer im Vordergrund. „Die betroffenen Menschen müssen
                      Vorgehen unumgänglich machen. Er versprach, den Opfern          schnell und unbürokratisch Hilfe erhalten. Ich kann deshalb
                      der Flutkatastrophe Hilfe zu leisten.                           nur hoffen, dass der Bundestag noch vor der Sommerpause
                                                                                      über die Gewährung der Hilfen eine Entscheidung trifft“, un-
                      Nach Auffassung von Ministerpräsident Erwin Sellering muss      terstrich sie. Sie pflichtete dem Ministerpräsidenten bei, der
                      der Bund künftig eine Führungsrolle beim Hochwasserschutz       eine vorbehaltlose Beteiligung am Fluthilfefonds versprach,
                      an den Flüssen übernehmen. Nach dem Hochwasser der              und fügte hinzu: „Meine Fraktion fordert eine schnelle und
                      letzten Wochen sei klar geworden, dass die Deiche erhöht        solidarische Einigung der Bundesländer untereinander und
                      und verstärkt werden sowie die Flüsse mehr Raum bekom-          mit dem Bund im Sinne der Menschen, die auf diese Hilfen
                      men müssen, betonte er. Mehr Polderflächen müssten ge-          existenziell angewiesen sind.“
                      schaffen werden, um sie im Hochwasserfall fluten zu können.
                      „Da kann nicht jedes Land seine eigenen Planungen machen,       Der Grünen-Abgeordnete Johann-Georg Jaeger verlangte
                      ohne Rücksicht auf die Nachbarn flussaufwärts, flussabwärts“,   eine Umstellung der Landwirtschaft in Überflutungsgebie-
                      sagte er. Der Hochwasserschutz sei eine Aufgabe des Gesamt-     ten. Es müsse mehr Grünland und Wälder geben. „Die Pol-
                      staates. Sellering forderte zudem Planungserleichterungen.      derflächen, die wir zurzeit besitzen, reichen hinten und vorne
                      „Hochwasser-Schutzmaßnahmen sollten Vorrang haben“,             nicht aus“, betonte er. Die Entschädigung der Landwirte, die
    Fotos: Uwe Balewski

                          Dr. Norbert Nieszery (SPD)                                  Ministerpräsident Erwin Sellering

6                     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
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A u s        d e m          P l e n u m / A k t u e l l e                                 S t u n d e

Land dafür hergeben müssen, solle deutschlandweit solida-

                                                                                                                                        Fotos: Uwe Balewski
risch erfolgen. Das könne nicht nur Sache der Bundesländer
sein, die am meisten betroffen sind, wie Brandenburg und
Sachsen-Anhalt. Schließlich profitiere auch Mecklenburg-
Vorpommern von einem besseren Hochwasserschutz dort.
Zudem müssen seiner Ansicht nach Deiche erhöht werden,
insbesondere dort, wo Menschenleben direkt gefährdet
seien. In den Augen vieler Experten sei die hohe Hochwas-
ser-Frequenz kein Zufall, sondern eine Folge des Klimawan-
dels. Jaeger forderte mehr „Demut“ vor mächtigen Flüssen
wie der Elbe. Man müsse mit dem Fluss leben, statt ihn zu
bekämpfen. „Das ist ein aussichtsloser Kampf“, sagte er.
                                                                  Johann-Georg Jaeger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Für den NPD-Abgeordneten Stefan Köster war der Einsatz im
Hochwassergebiet „gelebte Volksgemeinschaft“. Er sei selbst
„viele Tage Sand schippen oder auch Sandsäcke schleppen“
gewesen und habe „aus eigenem Erleben“ die Erfahrung
gemacht, „wie selbstlos vor allem Deutsche für die Gemein-
schaft tätig waren“. Nach Migranten hätte man in allen Hoch-
wassergebieten vergeblich gesucht. Diese hätten auch auf
Aufforderung Mithilfe verweigert. Er kritisierte auch man-
gelnde Kommunikation bei den „örtlichen Verantwortlichen“.
(Anm. d. Red.: Die Landtagspräsidentin musste den Abgeord-
neten mehrfach ermahnen, „diffamierende Äußerungen“ zu
unterlassen, und erteilte ihm schließlich einen Ordnungsruf.)

Nach Ansicht der CDU-Abgeordneten Maika Friemann-                 Stefan Köster (NPD)
Jennert war ein Deichbruch stromaufwärts möglicherwei-
se die „Rettung“ für die Elbregion in Mecklenburg-Vorpom-
mern. Sie verwies aber auch auf Hochwasserschutzmaß-
nahmen im Land. Erst im November 2012 sei ein 500 Meter
langer Deichabschnitt bei Dömitz für eine halbe Million Euro
saniert worden. „Von 2002 bis 2012 wurden circa 52 Millio-
nen Euro für das Hochwasserschutzsystem an der Elbe und
ihren Zuflüssen eingesetzt. Seit 1991 summieren sich die
Investitionen auf 96 Millionen Euro“, zählte sie auf. „Aus der
Jahrhundertflut 2002 haben wir viel gelernt.“ Der Hochwas-
serschutz werde weiter an Bedeutung gewinnen. Sie sprach
sich aber gegen eine mögliche Stilllegung von Agrarflächen
entlang der Flüsse aus. Allerdings müssten Gehölze an den
Ufern weichen, damit Hochwasser schnell abfließen könne,
sagte die Parlamentarierin.                                       Maika Friemann-Jennert (CDU)

                                                                               Dankeschön

                                                                   Für den 29. August hat der Landtag Fluthelferinnen und
                                                                   Fluthelfer ins Schweriner Schloss eingeladen, um ihnen für
                                                                   ihren Hochwassereinsatz zu danken. Im Juni hatte Land-
                                                                   tagspräsidentin Sylvia Bretschneider wegen der drama-
                                                                   tischen Situation in den Elbe-Gebieten das traditionelle
                                                                   Sommerfest des Landtages abgesagt. Es wäre unange-
                                                                   messen gewesen, in Schwerin zu feiern, während Tausen-
                                                                   de Menschen im Land um ihr Hab und Gut kämpfen und
                                                                   Tag und Nacht an den Deichen gegen das Hochwasser im
                                                                   Einsatz sind, begründete sie die Entscheidung.
Jacqueline Bernhardt (DIE LINKE)

                                                                                        LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013                     7
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        Qualität verbessern
        Neues Kita-Gesetz beschlossen

        In kaum einem anderen Bundesland ist der Betreuungs-
        grad für Kleinkinder so hoch wie in Mecklenburg-Vorpom-
        mern. Nun soll sich auch die Qualität in den Kindereinrich-                                                         Foto: Jens Büttner
        tungen verbessern. Dazu soll ein von der Landesregierung
        vorgelegtes Kita-Gesetz beitragen, das am 19. Juni be-               soll besser gefördert werden. Ihr komme vor allem im länd-
        schlossen wurde. Die mit den Stimmen der Koalitionsfrak-             lichen Raum eine besondere Bedeutung zu. Ein flächende-
        tionen SPD und CDU verabschiedeten Regelungen sehen                  ckendes Angebot des Landes kann nach Überzeugung der
        unter anderem niedrigere Elternbeiträge in der Krippe und            Ministerin nur durch einen Betreuungsmix aufrechterhalten
        kleinere Gruppen im Kindergarten vor.                                werden.
                                                                             Die kinder-, jugend- und familienpolitische Sprecherin der
        Der Sozialausschuss empfehle mehrheitlich die Annahme                Linksfraktion Jacqueline Bernhardt sieht trotz guter Ansät-
        des Gesetzentwurfes, sagte dessen Vorsitzende Martina                ze in dem neuen Kindertagesförderungsgesetz (KiföG) noch
        Tegtmeier. Sie verwies auf zahlreiche Änderungen, die nach           zahlreiche Probleme in der Praxis, die ungelöst bleiben. Ins-
        Beratungen im Ausschuss, insbesondere nach einer öffent-             gesamt fehle ein langfristig ausgerichtetes Konzept, um die
        lichen Anhörung, in den Entwurf eingeflossen sind. Dazu              Probleme vor Ort in den Griff zu bekommen. Für die gesetz-
        gehören ihren Angaben nach zum Beispiel das Anrecht auf              lich vorgeschriebenen Leistungen der Kitas reichten die Mit-
        ein Informationsgespräch im letzten Kita-Jahr vor Schul-             tel nicht. Das führe dazu, dass nicht genug Personal beschäf-
        beginn und die Stärkung der Mitspracherechte der Eltern.             tigt werden könne, um alle Aufgaben auftragsgemäß zu
        Die Kommunen und anderen örtlichen Träger haben nun                  bewältigen. Auch bleibe das Finanzierungssystem kompli-
        sechs Monate Zeit für die schrittweise Absenkung des Be-             ziert, Bürokratie werde nicht abgebaut. „Wir brauchen eine
        treuungsschlüssels. Ursprünglich sollten es nur drei Monate          wesentliche Vereinfachung in den Verwaltungsabläufen, da-
        nach Inkrafttreten des Gesetzes sein.                                mit die Erzieherinnen und Erzieher mehr Zeit für die Kinder
        Im Kindergarten sollen künftig statt 17 nur noch 16 Kinder           haben“, sagte die Sozialexpertin. Die Absenkung des Betreu-
        von einer Erzieherin betreut werden, ab dem Schuljahr                ungsschlüssels und eine Annäherung an die wissenschaft-
        2015/16 dann 15, sagte Sozialministerin Manuela Schwesig.            lichen Standards seien in allen Betreuungsbereichen nach
        Das verbessere die Qualität der Kitas und zugleich die Ar-           wie vor notwendig. „Überhaupt keine Beachtung findet das
        beitsbedingungen der Erzieher. Eltern von Krippenkindern             Thema Inklusion. Dies muss dringend Bestandteil in den Ki-
        hätten künftig einen Anspruch auf Verringerung ihrer Beiträ-         tas werden“, forderte Bernhardt. „Darüber hinaus muss der
        ge um bis zu 100 Euro im Monat. Das Fernziel sei die Gebüh-          Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers attraktiver werden,
        renfreiheit für die Eltern, so die Ministerin weiter. Das sei aber   um dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwir-
        nur mit einem größeren Engagement des Bundes möglich.                ken. Dafür ist auch eine aktuelle Ausbildungsplatzplanung
        Das Land Mecklenburg-Vorpommern gebe in diesem Jahr                  erforderlich.“ Ihre Fraktion enthielt sich bei der Abstimmung.
        für die Kindertagesförderung 159 Millionen Euro aus. Bis             Der Sozialexperte der CDU-Landtagsfraktion Bernd Schubert
        2016 werde diese Summe auf jährlich rund 195 Millionen               zeigte sich zufrieden mit dem Gesetz. Dies sei ein guter Tag
        Euro steigen, einschließlich der Bundesmittel. Das Gesetz            für Kinder, Eltern, Kindertageseinrichtungen und die Tages-
        regle auch die Entlohnung der Mitarbeiter. So gelte in den           pflege. „Mecklenburg-Vorpommern macht einen weiteren
        Kitas ein Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde, auch für             Schritt, um noch kinder- und familienfreundlicher zu wer-
        Köchinnen und Hausmeister. Fachkräfte sollen mehr Geld               den“, sagte er. Mit der angestrebten kleineren Gruppenstär-
        erhalten. Im Gesetz werde der Rechtsanspruch auf einen               ke werde die Qualität in den Kitas erhöht. Die Träger hätten
        Kita-Platz ab dem vollendeten 1. Lebensjahr des Kindes fest-         nun bis 1. Januar 2016 Zeit, die kleineren Gruppengrößen
        geschrieben. Dies ist laut Ministerin ein Schritt zur besseren       umzusetzen. Auch für die Tagespflege gebe es qualitative
        Vereinbarung von Familie und Beruf. Auch die Tagespflege             Verbesserungen. Sie sei mehr als ein „Lückenbüßer“. Die
                                                                             Qualität solle in diesem Bereich landesweit ebenfalls verbes-
                   M-V ist Spitze                                            sert werden. „Es wird auch künftig eine finanzielle Unterstüt-
                                                                             zung der Fort- und Weiterbildung der Tagespflegepersonen
         Nach Angaben des Sozialministeriums besuchen in Me-                 durch das Land geben. Zudem haben wir erreicht, dass die
         cklenburg-Vorpommern 95,9 Prozent der Kinder im Alter               Weitergabe der Bundesmittel in Höhe von 750.000 Euro im
         von drei bis sechs Jahren und 53,6 Prozent der Unter-Drei-          Jahr 2013 und 1,5 Millionen Euro im Jahr 2014 an die Kom-
         jährigen eine Kita oder werden von einer Tagespflegeper-            munen eine Einkommensverbesserung für die Tagespflege-
         son betreut. Mehr als 9.600 Erzieherinnen und Erzieher in           personen ergeben kann“, betonte Schubert.
         1.100 Einrichtungen und 1.600 Tagespflegepersonen för-              Die sozialpolitische Sprecherin der Grünen Silke Gajek
         dern die Kleinsten.                                                 forderte unter anderem eine Reform der Erzieherausbildung

8       LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
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                                                                                                                     Foto: Jens Büttner

sowie kleinere Gruppen auch in der Krippe. Dort werden              auf einen Kita-Platz umgesetzt und rund fünf Millionen Euro
bisher sechs Kinder von einer Erzieherin betreut. Ihre Frakti-      für Kitas in sozialen Brennpunkten zur Verfügung gestellt,
on legte umfassende Änderungs- und Entschließungsanträ-             zählte er auf. Er warb auch für Zustimmung zum Änderungs-
ge vor. Dazu zählte unter anderem der Vorschlag, ein partei-        antrag der Koalition, mit der ein Schlichtungsverfahren für
übergreifendes Gremium einzuberufen, dem explizit auch              die Vertragspartner geregelt wird.
Experten der kommunalen Ebene angehören. „Die Anhö-                 Torsten Renz (CDU) bewertete die Familienpolitik der Koali-
rung hat gezeigt, dass erheblicher Reformbedarf hinsichtlich        tion als erfolgreich. Vorwürfe von Linken und Grünen, nicht
der Finanzarchitektur des KiföG besteht. Auch eine konse-           genug dafür zu tun, wies er zurück. Seit seine Partei an der
quente pädagogische Weiterentwicklung des Konzepts ist              Regierung beteiligt ist, seien beispielsweise die Krippen-
erforderlich.“ Viele Besuche in Kitas hätten ihr gezeigt, welch     beiträge um 100 Euro und für die Tagespflege um 40 Euro
wertvolle und gute Arbeit dort geleistet wird. „Gerade des-         gesenkt worden. Die Betreuungsrelation habe sich von 1:18
halb plädiere ich dafür, die Rahmenbedingungen so zu ver-           auf jetzt 1:17 verbessert. Nun sei 1:15 das Ziel. Familienpoli-
bessern, dass sie für die Kinder und die Fachkräfte optimale        tisch seien CDU und SPD in M-V im ICE unterwegs. Die Linke
Bedingungen bieten.“ Die Grünen lehnten das Gesetz ab.              dagegen sei damals in Regierungsverantwortung „Bummel-
Der NPD-Abgeordnete Stefan Köster forderte die kostenlose           zug“ gefahren. Er verstehe die Kritik der Opposition nicht,
Betreuung von Kindern zwischen drei und sechs Jahren. Un-           die lediglich Verfahrensfehler bemängle, statt dem Entwurf
abhängig vom Alter der Kinder sollten aber alle Eltern entlas-      zuzustimmen. Den Kindern wäre seiner Ansicht nach damit
tet werden. Er kritisierte das Leitbild der Koalitionsfraktionen,   mehr geholfen.
das darin bestehe, Kinder zu bekommen und Vollzeit zu ar-           Der Linke-Abgeordnete Peter Ritter wies auf die zum Teil
beiten. Finanzielle Anreize sollten nicht nur in die „Fremdbe-      schlechte Bezahlung der Kita-Mitarbeiter hin. Erhebungen
treuung“ der Kinder gesteckt werden. Die kulturelle Prägung         zufolge würden vor allem Erzieherinnen in Einrichtungen
der Kinder müsse vor allem zu Hause stattfinden. Dort sollen        von freien Wohlfahrtsverbänden unzureichend entlohnt.
die Kinder seiner Auffassung nach möglichst lange bleiben.          Die Vergütung müsse sich an den Tarifen der öffentlichen
Die Eltern müssten auch finanziell dazu in die Lage versetzt        Verwaltung orientieren, forderte er. Auf eine angemessene
werden, ihre Kinder in den eigenen vier Wänden zu betreuen.         Bezahlung ziele einer der Änderungsanträge der Linken ab,
Er äußerte zudem Zweifel, dass die geplante Verkleinerung           für die er um Zustimmung warb.
der Gruppengrößen mit dem Kifög erreicht wird. Es fehle an          Bei der Abstimmung wurden alle Änderungsanträge der
qualifizierten Erzieherinnen im Land.                               Opposition abgelehnt, die Gesetzesnovelle der Landesre-
Jörg Heydorn, sozialpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion,          gierung aber mehrheitlich angenommen.
widersprach dem Vorwurf der Grünen, das Land beteilige
sich nicht adäquat an der Finanzierung der Tagespflege. Die-        Gesetzentwurf der Landesregierung Drucksache 6/1621
se sei gerade in dünn besiedelten Regionen wichtig. Deshalb         Beschlussempfehlung und Bericht des Sozialausschusses:
strebe die Koalition mit dem Gesetz ausdrücklich die Unter-         Drucksache 6/1969
stützung auch dieser Form der Kinderbetreuung an. Insge-            Anträge BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
samt erfülle das neue Regelwerk ein sozialdemokratisches            Drucksachen 6/1979, 6/1981, 6/1982
Motto mit Leben – nämlich die Chancengleichheit für alle            Änderungsanträge BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:
vom Kleinkindalter an zu gewährleisten. Eltern würden bei           Drucksachen 6/2004, 6/2005, 6/2006, 6/2007
Krippenbeiträgen entlastet, der Betreuungsschlüssel verbes-         Änderungsantrag SPD/CDU-Koalition 6/2008
sert, ein kostenfreies Mittagessen für Kinder aus bedürftigen       Änderungsanträge DIE LINKE Drucksachen 6/2009 - 2017
Familien bereitgestellt, für alle Kinder der Rechtsanspruch

                                                                                    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013     9
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        Datenauskunft

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        neu geregelt
        Verfassungsschutz- und Polizeigesetz geändert

        Der Landtag hat in einer kontroversen Debatte am 19. Juni
        Änderungen im Verfassungsschutz- und im Polizeigesetz
        des Landes beschlossen. Damit werden die Befugnisse             zeibehörden weiter zu einer allumfassenden Internetpolizei
        von Ermittlungsbehörden in Mecklenburg-Vorpommern               ausgebaut werden“.
        zum Abruf von Daten für E-Mail-Konten oder Telefonver-          Nach Ansicht von Heinz Müller (SPD) sind die neuen „rechts-
        bindungen geregelt. Der Innenausschuss habe nach ei-            staatlichen Regelungen“ für die Verfolgung von Straftaten
        ner öffentlichen Experten-Anhörung dem Gesetzentwurf            notwendig. Die Angst vor „ausländischen Schnüffelagen-
        mit Änderungen zugestimmt, sagte dessen Vorsitzender            turen“ rechtfertige nicht, dass „unseren Sicherheitsbehörden“
        Marc Reinhardt. Das Bundesverfassungsgericht habe da-           die Arbeit unnötig erschwert werde, sagte der Abgeordnete.
        für Vorgaben festgelegt und den Ländern mit einer Über-         Das Gesetz sei von den höchsten Verfassungsrichtern nicht
        gangsfrist bis zum 30. Juni Zeit gegeben, eigene Bestim-        in „Bausch und Bogen“ verdammt worden. Sie hätten nur
        mungen zu schaffen. Mit dem Gesetz solle die Aufklärung         die Neuregelung von Details angemahnt. Im Übrigen si-
        von Straftaten erleichtert werden. Die Koalitionsfrakti-        chere der Gesetzentwurf lediglich den status quo der Arbeit
        onen SPD und CDU stimmten der Novelle einhellig zu. Bei         von Polizei und Verfassungsschutz. „Es werden keine neu-
        der Opposition stieß das Gesetz auf rigorose Ablehnung.         en Befugnisse für die Datenerhebung geschaffen“, betonte
                                                                        Müller. Im Bereich der Gefahrenabwehr müssten Behörden
        Peter Ritter (DIE LINKE) verwies auf die Gefahren, die seiner   sehr schnell handeln. Dies sei nun in rechtlich sicherem Rah-
        Überzeugung nach in der sogenannten Bestandsdaten-              men möglich.
        Auskunft lauern. „Rechtfertigt die Angst vor Terroranschlä-     Den Grünen gehen die neuen Regelungen zu weit. Die
        gen eine Rundum-Kontrolle von Mails, von Telefonaten, von       Voraussetzungen für Auskunftsersuchen seien nach den
        Suchanfragen bei Google?“, fragte er. „Wie viel Überwachung     neuen Festlegungen schon auf Bundesebene äußerst nie-
        des Internets will und kann eine freie Gesellschaft letztlich   derschwellig, würden mit dem Landesgesetz aber noch un-
        ertragen?“ In der Anhörung habe auch der Landesbeauf-           terboten, sagte der innenpolitische Fraktions-Sprecher der
        tragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Bedenken        Bündnisgrünen, Johannes Saalfeld. Mails müssten nun nicht
        geäußert und betont, dass die vorgesehenen Eingriffe für        mehr beim Senden abgefangen werden. Mit IP-Adresse und
        die Betroffenen unter Umständen recht schwer wiegen kön-        Passwörtern könnten sich die Ermittler Zugang zu Online-
        nen. Deshalb habe die Linke auf Änderungen gedrängt. Eine       Konten und E-Mail-Postfächern der jeweiligen Person ver-
        sei auch angenommen worden – die Beschränkung des               schaffen. Besonders kritisch sei zu bewerten, dass der Abruf
        ursprünglich pauschalen Auskunftsrechts auf den Einzelfall.     der gesicherten Daten im Land nicht unter Richter-Vorbehalt
        Dennoch werde seine Fraktion den Gesetzentwurf ableh-           stehe, also auch ohne Zustimmung und ohne Überprüfung
        nen. Die Linke wolle nicht, „dass Verfassungsschutz und Poli-   durch einen Richter erfolgen kann. So bleibe der Grund-
                                                                        rechtsschutz in Mecklenburg-Vorpommern auf der Strecke,
               Öffentliche Anhörung                                     beklagte er. Die Behörden müssten den Betroffenen diesen
                                                                        Eingriff in ihre Privatsphäre noch nicht einmal im Nachhinein
         Der Innenausschuss führte am 23. Mai zur Gesetzesnovel-        mitteilen, ganz im Gegensatz zur Bundesgesetzgebung.
         le eine öffentliche Anhörung durch. Neben dem Landes-          Auch die Kontrollgremien des Landtages, wie die Parla-
         beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit          mentarische Kontrollkommission und die G 10-Kommission,
         legten die Gewerkschaft der Polizei M-V, das Bayerische        blieben außen vor. Sie müssten nach Ansicht Saalfelds nicht
         Landeskriminalamt sowie der Deutsche Anwaltsverein             an der Aktion beteiligt, aber wenigstens im Anschluss un-
         ihre Auffassung zur Regelung der Bestandsdatenauskunft         terrichtet werden. Das Gesetz werfe alle Grundsätze des Da-
         dar. Der Landkreistag sowie der Städte- und Gemeinde-          tenschutzes über Bord und hebele die Kontrolle durch das
         tag, die Deutsche Polizeigewerkschaft, der Bund Deut-          Parlament komplett aus.
         scher Kriminalbeamter sowie Prof. Dr. Schwarz von der          Die NPD lehnt das Gesetz nach den Worten ihres Abgeord-
         Julius-Maximilians-Universität Würzburg hatten schrift-        neten David Petereit ebenfalls ab. Seine Fraktion wende
         liche Stellungnahmen eingereicht. Die Stellungnahmen           sich gegen jede Art von „Gesinnungsschnüffelei“ und werde
         sowie die Debatte dazu kann man im Wortprotokoll auf           einem Ausbau des „Überwachungsstaates“ nicht zustim-
         der Internetseite des Landtages nachlesen.                     men. Mit der Novelle werde die Verfolgung Andersdenken-
         www.landtag-mv.de (Innenausschuss/Ausschussdokumente/          der erleichtert. Auch er kritisierte den fehlenden Richtervor-
         Öffentliche Anhörungen).                                       behalt und die ausbleibende Information der Betroffenen.

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Den Behörden werde der Zugriff auf Passwörter, PIN- und        Die Kommission unter Vorsitz von Landtagspräsidentin Sylvia
PUK-Zahlen erlaubt, wenn sie es nur mit „Gefahrenabwehr“       Bretschneider, der zudem die drei Vizepräsidentinnen und
begründen. Das gehe zu weit.                                   die Parlamentarischen Geschäftsführer aller Fraktionen
Der CDU-Abgeordnete Michael Silkeit warf den Grünen            angehörten, war Anfang 2012 eingesetzt worden. In einer
„überzogenes Misstrauen gegenüber dem Staat“ vor. „Sie         Anhörung im Dezember kamen auch Experten zu Wort, die
verunglimpfen die Kollegen von Polizei und Justiz, indem       an den Übergangsgeldern, Altersbezügen und Funktionszu-
Sie Ihnen Missbrauch unterstellen“, sagte er. Bei der Gefah-   lagen wenig zu kritisieren hatten. Das Übergangsgeld wer-
renabwehr sei kein Richtervorbehalt nötig. Seine Fraktion      de im Vergleich der Bundesländer mit bis zu drei Jahren im
werde dem Gesetzentwurf zustimmen und Änderungs-               Nordosten zwar am längsten gewährt. Allerdings werde das
Anträge ablehnen.                                              durch die Staffelung wieder ausgeglichen.
Das Gesetz wurde mit den Stimmen der Koalitionsfrakti-         Nach Angaben von Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider
onen beschlossen. DIE LINKE, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und         hat sich die Kommission auch über die entsprechenden Re-
NPD lehnten den Entwurf ab.                                    gelungen in anderen Länderparlamenten sowie im Bundes-
Drucksachen 6/1630 und 6/1970                                  tag informiert. Übergangsgeld, Sitzungszuschläge – die in
                                                               M-V bereits abgeschafft wurden – und Kostenpauschalen
                                                               würden jeweils unterschiedlich gehandhabt. Sie verwies auf
                                                               Experten, die betonten, dass die Vergütung der Abgeord-

Abgeordneten-                                                  neten ihre Unabhängigkeit gewährleisten müsse. Die Vertre-
                                                               ter aller Fraktionen hätten sich im Einklang mit Fachleuten
                                                               zudem gegen eine Reduzierung der Abgeordnetenzahl

gesetz                                                         ausgesprochen. Politik müsse auch weiterhin in der Fläche
                                                               spürbar sein, hieß es zur Begründung. Die derzeit 71 Abge-
                                                               ordneten „kosten“ Bretschneider zufolge jeden Einwohner
Regelungen bleiben unverändert                                 lediglich 2,99 Euro im Jahr, die für Diäten und Zulagen aus-
                                                               gegeben werden. „Das ist nicht unangemessen für die Ge-
                                                               währleistung der Demokratie“, sagte die Präsidentin.
Der Landtag hat auf seiner Sitzung am 19. Juni beschlos-       Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion,
sen, das Abgeordnetengesetz nicht zu ändern. Das Par-          Wolf-Dieter Ringguth, sagte in Anlehnung an den franzö-
lament folgte dabei mit den Stimmen von SPD und CDU            sischen Philosophen und Staatstheoretiker Montesquieu
einer entsprechenden Empfehlung einer Kommission               (1689 bis 1755): „Wenn es nicht notwendig ist, ein gutes
des Ältestenrates. Somit bleiben die Altersbezüge der          Gesetz zu ändern, dann ist es notwendig, ein gutes Gesetz
Landtagsabgeordneten, das Übergangsgeld für aus-               nicht zu ändern.” Mit Hilfe des externen Sachverstandes sei
scheidende Parlamentarier und die Zulagen für Ämter            das gegenwärtige Gesetz „auf Herz und Nieren“ geprüft
wie Landtagspräsident oder Parlamentarischer Frakti-           und am Ende für gut befunden worden. Das hätten auch
onsgeschäftsführer in Mecklenburg-Vorpommern unver-            nahezu ausnahmslos die angehörten Staatswissenschaftler
ändert. Auch soll der Landtag nicht verkleinert werden.        bestätigt. Dabei sei auch berücksichtigt worden, dass der

                                                                                                              Foto: Uwe Balewski

                                                                              LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013    11
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        Aufwand für Abgeordnete in einem Flächenland wie M-V              Vergütung für Wahlkreismitarbeiter. Weil sich die Linke in
        größer ist, um ihrem Auftrag im Sinne der Bürger gerecht          diesen Punkten nicht habe durchsetzen können, enthalte
        zu werden. Auch die Regelungen zur Altersversorgung aus-          sich die Fraktion bei der Abstimmung.
        scheidender Abgeordneter seien angemessen.                        Der NPD-Abgeordnete Stefan Köster betonte, seine Frakti-
        Peter Ritter, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken,       on halte Änderungen auch aus demografischen Gründen für
        wies auf die große Resonanz einer kritischen Öffentlichkeit       nötig. 200.000 Einwohner hätten in den vergangenen neun
        hin. „Das ist immer so, wenn es um die Bezüge der Abgeord-        Jahren das Land verlassen. „Wir brauchen deutsche Kinder“,
        neten geht. Und das ist gut so“, sagte er. Auch seine Fraktion    sagte der NPD-Abgeordnete. Auch sei Armut im Land weit
        habe sich gegen eine Vergrößerung der Wahlkreise bzw. ge-         verbreitet. Er warf den Parlamentariern der Koalition vor, mit
        gen eine Verkleinerung des Parlaments ausgesprochen. Po-          dem Abgeordnetengesetz realitätsfern zu sein. Insbesonde-
        litik und Politiker müssten vor Ort erlebbar sein, sonst werde    re kritisierte Köster die seiner Meinung nach zu lange Frist
        der Wahlmüdigkeit Vorschub geleistet. Zudem vertrete die          für die Zahlung von Übergangsgeld. Auch der Anspruch auf
        Politik auch die Interessen von Nichtwählern, den Migranten       Altersentschädigung sei zu hoch. Zudem seien alle Funkti-
        zum Beispiel. „Hier zieht das Demografie-Argument nicht.          onszulagen verfassungswidrig und zu hoch, wobei er die für
        Hier hat das Demokratie-Argument mehr Gewicht.“ Aller-            den Fraktionsvorsitz ausnahm. Seine Fraktion lehne das Ab-
        dings sehe seine Fraktion Änderungsbedarf in drei Punkten.        geordnetengesetz in der vorliegenden Form ab und werde in
        So solle das Übergangsgeld nur 24 statt bislang 36 Monate         Kürze einen eigenen Entwurf vorlegen, sagte er.
        gezahlt werden. Auch steige der Anspruch auf Altersent-           Johann-Georg Jaeger, Parlamentarischer Geschäftsführer
        schädigung zu stark an. Zudem forderte Ritter eine höhere         der Bündnisgrünen, kritisierte, dass die NPD nun zwar Kritik

                     Abgeordneten-Diäten
        Die Entschädigung der Abgeordneten des Landtages M-V             Übergangsgeld
        lehnt sich an die Besoldung eines Vorsitzenden Richters am       Ein Abgeordneter erhält nach seinem Ausscheiden aus dem
        Landgericht an und wird entsprechend der Entwicklung der         Landtag auf Antrag Übergangsgeld (sofern er nicht die Regel-
        Richterbesoldung angepasst. Die jeweils aktuelle Höhe der        altersgrenze erreicht und einen Anspruch auf Altersentschä-
        Entschädigung wird im Gesetz- und Verordnungsblatt des           digung, Versorgungsbezüge oder Rente hat). Die Höhe des
        Landes, im Handbuch und auf der Internetseite des Landtages      Übergangsgeldes bezieht sich prozentual auf die Grundent-
        öffentlich und transparent gemacht.                              schädigung und ist nach der Dauer der Zugehörigkeit zum
                                                                         Landtag gestaffelt. Nach mindestens einjähriger Mitglied-
        Grundentschädigung                                               schaft kann für drei Monate ein Übergangsgeld in Höhe von
        Seit Januar 2013 beträgt die Grundentschädigung 5.393 Euro,      90 Prozent der Grundentschädigung gewährt werden, bei
        ausgezahlt werden aufgrund einer bundesgesetzlichen Re-          mindestens zweijähriger Landtagszugehörigkeit für weitere
        gelung monatlich 5.378 Euro brutto. Der den Abgeordneten         neun Monate 70 Prozent. 50 Prozent für weitere zwei Jahre,
        netto zur Verfügung stehende Betrag liegt in der Regel unter     wenn der Abgeordnete dem Landtag mindestens fünf Jahre
        4.000 Euro und variiert je nach Steuerklasse, Kinderzahl und     angehört hat. Jegliches Einkommen wird in die Berechnung
        Ausgaben für die Krankenversicherung.                            des Übergangsgeldes einbezogen.

        Kostenpauschale                                                  Altersentschädigung
        Für die Betreuung des Wahlkreises (Büromiete, Mobiliar,          Abgeordnete haben mit Vollendung des 67. Lebensjahres
        Schreibarbeiten, Porto, Telefon etc.) erhält ein Abgeordneter    nach ihrem Ausscheiden aus dem Landtag einen Anspruch
        eine monatliche steuerfreie Kostenpauschale in Höhe von          auf Altersentschädigung – vorausgesetzt, sie haben dem Par-
        1.295 Euro.                                                      lament mindestens ein Jahr angehört. Insgesamt beträgt die
                                                                         Altersentschädigung höchstens 71,75 Prozent der Grundent-
        Parlamentarische Sonderfunktionen                                schädigung, die ein Abgeordneter erreichen kann, wenn er
        Für die Ausübung ihrer besonderen parlamentarischen Ämter        dem Landtag 22 Jahre angehörte. Derzeit erhalten 62 ehema-
        erhalten die Landtagspräsidentin und die Fraktionsvorsitzen-     lige Abgeordnete Altersbezüge, deren Höhe durchschnittlich
        den den doppelten Betrag der Grundentschädigung. Den             40 Prozent der aktuellen Grundentschädigung beträgt.
        Vizepräsidentinnen steht zusätzlich jeweils die Hälfte der
        Grundentschädigung zu. Die Parlamentarischen Geschäfts-          Die Entschädigung der Abgeordneten, die Altersversorgung, die
        führer der Fraktionen erhalten seit November 2011 eine zu-       Rechte und Pflichten, die Verhaltensregeln und weitere Fragen zur
        sätzliche monatliche Entschädigung in Höhe von 75 Prozent        Abgeordnetentätigkeit sind im Gesetz über die Rechtsverhältnisse
        der Grundentschädigung. Die Zuschüsse für die Fraktionen         der Mitglieder des Landtages Mecklenburg-Vorpommern (Abge-
        wurden entsprechend gekürzt.                                     ordnetengesetz) geregelt.

12      LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
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übe, aber keinen einzigen Änderungsvorschlag vorlegt hat.    dass die Parlamentarier ihre Vergütung selbst regeln müs-
Für diese Form der „Arbeitsverweigerung“ habe er keinerlei   sen. Er zitierte den Präsidenten des Landesrechnungshofes,
Verständnis, zumal die NPD-Abgeordneten die gleichen Di-     der in der Anhörung vor „Neiddebatten“ gewarnt hatte.
äten erhalten wie alle anderen. In der Kommission sei man    Müller ging in seiner Rede insbesondere auf die Kritik am
sich in vielen Punkten einig gewesen, vor allem auch, was    Übergangsgeld für ausgeschiedene Abgeordnete ein. „Es
die Anzahl der Abgeordneten betrifft. „Die Zahl sollte im    gibt nur ein Bundesland, das für 36 Monate Übergangsgeld
Flächenland beibehalten werden. Auch halten wir die Höhe     zahlt, das ist Mecklenburg-Vorpommern“, sagte er. Aber von
der Grunddiät für angemessen.“ Die Änderungsvorschläge       Anfang an werde nur 90 Prozent gezahlt, nach drei Monaten
betreffen seinen Angaben nach die Funktionszulagen, die      sinke die Höhe auf 70 Prozent und betrage dann für die letz-
bei der Präsidentin, bei den Fraktionsvorsitzenden und den   ten zwei Jahre 50 Prozent. In der Summe entspreche dies
Parlamentarischen Geschäftsführern jeweils um 25 Prozent-    21 Monatsdiäten. Es gebe mehrere Bundesländer, die bei 24
punkte reduziert werden sollten. Jaeger sprach sich eben-    Monaten deutlich mehr Übergangsgeld zahlten, sagte Mül-
falls für die Absenkung der Zeit für Übergangsgeld auf 24    ler. Zudem würden weitere Einkünfte angerechnet. Bislang
Monate und für Einsparungen bei der Rente aus.               hätten in M-V lediglich insgesamt 21 der 151 ausgeschie-
Nach Ansicht von Heinz Müller, Parlamentarischer Ge-         denen Abgeordneten Übergangsgeld länger als 24 Monate
schäftsführer der SPD, hat sich das Abgeordnetengesetz       erhalten.
bewährt. Das sei das Ergebnis der Arbeit der Kommission.     Der Empfehlung und dem Bericht stimmten die Abgeordne-
Die Korrekturvorschläge der Sachverständigen seien nicht     ten von SPD und CDU zu. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und NPD
so zwingend, dass sie die Zustimmung aller Demokraten        stimmten dagegen, DIE LINKE enthielt sich.
gefunden hätten. Es sei notwendig, aber auch schwierig,      Drucksache 6/1967

Bodenschutz                                                                                                                 Foto: Jens Büttner
                                                             erosionsschutzmindernde Anbauverfahren aber nur für drei
                                                             Prozent der Fläche ausreichten. Es fehle an Windschutzhe-
                                                             cken und Erosionsschutzstreifen. „Die Sandwolken, die vor

verbessern                                                   zwei Jahren zu dem schrecklichen Unfall auf der A 19 ge-
                                                             führt haben, zeigten auf bittere Weise den Handlungsdruck
                                                             beim Bodenschutz auf“, betonte die Agrarexpertin. Gerade
Antrag der Grünen fand keine Mehrheit                        die letzten Hochwasser hätten eindrucksvoll verdeutlicht,
                                                             wie wichtig das Wasserspeichervermögen der Böden und
                                                             wie wichtig ein europaweites Handeln im Bodenschutz ist.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert von der           „Mit einer EU-Boden-Rahmenrichtlinie, die derzeit von der
Landesregierung einen intensiveren Schutz landwirt-          Bundesregierung abgelehnt wird, wäre ein wichtiges Instru-
schaftlicher Böden. Die Direktzahlungen an die Land-         ment des europaweiten Bodenschutzes geschaffen“, sagte
wirte sollten stärker an den Bodenschutz geknüpft wer-       Karlowski. Sie forderte die Landesregierung auf, die zukünf-
den, sagte die agrarpolitische Sprecherin der Grünen,        tigen Agrarumweltschutzmaßnahmen stärker als bisher auf
Dr. Ursula Karlowski, bei der Begründung des Antrages        den Bodenschutz auszurichten.
am 20. Juni im Landtag.                                      In Mecklenburg-Vorpommern soll nach Angaben von
                                                             Agrarminister Dr. Till Backhaus der durchschnittliche Ver-
Dr. Ursula Karlowski (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) kritisierte,    brauch von Ackerflächen pro Tag für Bauvorhaben auf unter
dass mindestens 18 Prozent der Ackerfläche durch Wind-       drei Hektar sinken. Bisher sei die Ackerfläche im Land um
und Wassererosion gefährdet seien, die Programme für         etwa sieben Hektar täglich geschrumpft, sagte er. Auch

                                                                            LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013                    13
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        bundesweit verringert sich die landwirtschaftliche Fläche.          „Die Sorge um den Boden ist berechtigt“, sagte Stefan Köster
        Sie habe von 1995 bis 2012 von rund 17,3 Millionen auf 16,7         von der NPD-Fraktion. Er beklagte die starke Verdichtung
        Millionen Hektar und damit um vier Prozent abgenommen.              des Bodens durch schwere Technik und die verringerte Ar-
        Unter anderem dieser Flächenschwund erfordert Backhaus              tenvielfalt. Allerdings sei der Grünen-Antrag nicht geeignet,
        zufolge einen besseren Schutz von Bodenfruchtbarkeit und            für mehr Klarheit und Sicherheit zu sorgen. Im Übrigen habe
        vor Erosion. Die Landesregierung unterstützt erstmals Land-         der Landtag im vergangenen Jahr einen Beschluss zum
        wirte, die auf die Vielfalt ihrer Kulturen achten und mindes-       Feldheckenprogramm gefasst. Jetzt müsse das Agrarminis-
        tens fünf verschiedene Hauptfrüchte in Kombination mit              terium tätig werden und dem Landtag den geforderten Be-
        mindestens zehn Prozent Eiweißpflanzen anbauen. Auch für            richt vorlegen. Seine Fraktion lehne den Antrag deshalb ab.
        die dauerhafte Umwandlung von Ackerland in Grünland ist             Der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wurde
        laut Backhaus eine neue Förderung vorgesehen. Sie könne             mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen SPD und CDU so-
        1.000 Euro je Hektar betragen, bei Erfüllung von Vorgaben           wie der NPD abgelehnt. DIE LINKE enthielt sich.
        für besonders umweltfreundliche und standortgeeignete               Drucksache 6/1960
        Saatgutmischungen sogar bis zu 1.400 Euro. Außerdem
        seien neue Förderungen für das Anlegen von Gewässer-
        und Erosionsschutzstreifen von mindestens 9 bis 30 Metern
        Breite sowie für das Pflanzen von Hecken, Windschutzpflan-
        zungen und Feldgehölzen vorgesehen.
        Beate Schlupp, agrarpolitische Sprecherin der CDU-Frakti-
                                                                            Barrierefreie
        on, wies auf zahlreiche Bodenschutzmaßnahmen hin, die auf
        Bundes- und Landesebene von ihrer Partei initiiert worden
        seien. „Der Boden ist eine knappe Ressource, die nicht ver-
                                                                            Beipackzettel
        mehrbar ist. Das müssen wir uns immer wieder klar machen“,          Landtagsdebatte erstmals durch Gebärden-
        sagte sie. Schutz sei in vielerlei Hinsicht nötig. Beispielsweise   dolmetscherinnen übersetzt
        müsse der Verbrauch für Infrastrukturmaßnahmen gesenkt
        und der Erhalt von Hecken gefördert werden. Wichtig sei
        auch das Landesbodenschutzgesetz, das vor zwei Jahren               Mecklenburg-Vorpommerns Landtag hat erstmals für
        vom Landtag verabschiedet wurde. Dies alles zeige, dass             eine Debatte Gebärden-Dolmetscher engagiert. Die bei-
        Koalitionsfraktionen und Landesregierung das Problem er-            den Frauen haben am 20. Juni die Diskussion über einen
        kannt und Maßnahmen eingeleitet hätten. „Dazu bedarf                Antrag der Regierungsfraktionen SPD und CDU für Medi-
        es nicht der Aufforderung der Grünen“, sagte Schlupp. Ihre          kamenten-Beipackzettel, die auch für Blinde lesbar sind,
        Fraktion werde den Antrag ablehnen.                                 unmittelbar neben dem Rednerpult in Gebärdensprache
        Prof. Dr. Fritz Tack, Agrarexperte der Linken, wies auch auf        übersetzt. Die Debatte wurde, wie alle Plenarsitzungen,
        einen weiteren Aspekt des Bodenschutzes hin: „Nicht nur             live im Internet übertragen. Wegen der hohen Anforde-
        der Klimawandel mit seinen Extremwetterlagen, auch die              rungen an die Konzentration wechselten sich zwei Dol-
        Art und Weise der Bewirtschaftung des Bodens sind Fak-              metscherinnen bei der Simultanübersetzung ab. Diese
        toren der ständigen Veränderung.“ Untersuchungen hätten             Form der Barrierefreiheit soll keine Ausnahme bleiben,
        gezeigt, dass gerade größere Betriebe „ab 200 Hektar Acker-         versprach Landtagspräsidentin Silvia Bretschneider, die
        land schon auf 54 Prozent ihrer Flächen konservierende              den Tagesordnungspunkt ankündigte.
        und somit zeit- und kostensparende und damit vor allem
        schonende Bodenbearbeitungsverfahren“ einsetzen. Es                 Menschen mit Behinderungen solle die Teilhabe auch an
        müssten nun jedoch neue Verfahren entwickelt werden, die            politischen Diskussionen ermöglicht werden, sagte der
        eine bodenschonende Bearbeitung und gleichzeitig eine               SPD-Abgeordnete Julian Barlen, auf dessen Initiative der
        Verringerung des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmit-            Einsatz der Gebärdendolmetscherinnen zurückgeht. Die
        tel ermöglichen. Den Antrag der Grünen hält er für „nicht           Lesbarkeit von Beipackzetteln gehöre zur Teilhabe dazu. Die
        zielführend und wenig konkret“. Er empfahl seiner Fraktion          Pharmaunternehmen seien seit mehreren Jahren per Ge-
        Stimmenthaltung.                                                    setz verpflichtet, die Packungsbeilagen so zu gestalten, dass
        Thomas Krüger, agrarpolitischer Sprecher der SPD, hält die          sie für alle Menschen geeignet sind. „Seit rund drei Jahren
        Entwicklung der Bodenpreise für besorgniserregend. Boden-           betreibt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenver-
        schutz sei wichtig, da gäbe es große Einigkeit im Parlament.        band das Projekt PatientenInfo-Service. Diese Internet-Platt-
        Den Antrag der Grünen jedoch bezeichnete er als „enttäu-            form stellt in Kooperation mit den Pharmaunternehmen
        schend“. Vorhaltungen, die Landesregierung unternehme               Arzneimittelinformationen in verschiedenen barrierefreien
        zu wenig, wies er zurück. Er erinnerte unter anderem an öf-         Formaten zur Verfügung, zum Beispiel im Großdruck oder
        fentliche Anhörungen mit Umweltverbänden in der vorhe-              als Hörbuch. Wünschenswert wären auch Gebärden-Videos
        rigen Wahlperiode, die letztendlich im Bodenschutzgesetz            für Gehörlose“, erklärte der Abgeordnete. Allerdings kämen
        mündeten. Auch in dieser Legislaturperiode seien wirksame           viele Pharmaunternehmen ihrer gesetzlichen Pflicht nicht
        Maßnahmen, wie zum Beispiel zur Grünlanderhaltung und               nach und lieferten keine barrierefreien Daten. Gerade einmal
        Eiweiß-Strategie, ergriffen worden.                                 20 von 350 in Deutschland ansässigen Unternehmen wür-

14      LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 6/2013
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