LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV

 
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LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
LANDTAG                       LANDTAGS
                                       NACHRICHTEN
          Mecklenburg-Vorpommern

                                                                                          22. November
                                                                                                8 / 2018
                                                                                     www.landtag-mv.de

+++ Pakt für Sicherheit und Ordnung +++ Soziale Wohnraumpolitik +++ Bundesstützpunkte für Spitzensport in M-V
    +++ Öffentliche Anhörungen: Volksbefragung in die Landesverfassung?/ Änderung Kita-Gesetz +++ Mobilität
    im ländlichen Raum +++ Die Rückkehr der Geländerkinder +++
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
2                                                         I n h a l t

                                                                     3               Gastkolumne                    Uwe Reißenweber (Nordkurier) kommentiert die Plenardebatte zur Zukunft der
                                                                                                                    Bundesstützpunkte für Leistungssport in M-V.
                                                                 4 – 16           AUS DEM PLENUM
                                                                  4–5              Aktuelle Stunde                  „Innere Sicherheit hat erste Priorität − Der Pakt für Sicherheit und Ordnung
                                                                                                                    nimmt die letzten Hürden“

                                                                 6 – 11                 Berichte                    Erste Lesung Nachtragshaushaltsgesetz 2019
                                                                                                                    Soziale Wohnraumpolitik in Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                                    Bundesstützpunkte für Spitzensport in M-V unverzichtbar
                                                                                                                    Mobilitätsangebote des ÖPNV für den ländlichen Raum weiterentwickeln

                                                                12 − 13          Weitere Beschlüsse                 Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien − Werftstandort Wolgast sichern
                                                                                                                    Aussprache „Demokratie verteidigen − Meinungsvielfalt schützen“
                                                                                                                    Aufbau Ost − besorgniserregenden Entwicklungen in M-V im wirtschaftlichen
                                                                                                                    Angleichungsprozess entgegentreten
                                                                                                                    Rechtschreibung an den Grundschulen in M-V

                                                                    14              Gesetzgebung                    Laufende und abgeschlossene Gesetzgebung
Foto (Uwe Sinnecker): Goldener Herbst am Schweriner Schloss

                                                                15 – 21       AUS DEN AUSSCHÜSSEN                   Rechtsausschuss:
                                                                                                                    Anhörungen zur geplanten Änderung der Landesverfassung
                                                                                                                    Finanzausschuss:
                                                                                                                    Besuch von Rechnungsprüfungsämtern
                                                                                                                    Ortstermin Landgestüt Redefin
                                                                                                                    Wirtschaftsausschuss:
                                                                                                                    Anhörung zur Novellierung des Psychischkrankengesetzes
                                                                                                                    Energieausschuss:
                                                                                                                    Ortstermin Offshore-Windfelder „Wikinger“ und „Arkonabecken Südost“
                                                                                                                    Informationsfahrt Brüssel
                                                                                                                    Sozialausschuss:
                                                                                                                    Anhörung zur Änderung des Kita-Gesetzes
                                                                                                                    Parl. Untersuchungsausschuss NSU:
                                                                                                                    Berufung eines Ermittlungsbeauftragten

                                                                22 – 23               PANORAMA                      Die Rückkehr der Geländerkinder

                                                                    24                   Chronik

                                                              Impressum
                                                              Herausgeber:                                        Layout: Uwe Sinnecker,                      Namentlich gekennzeichnete Beiträge
                                                              Landtag mecklenburg-Vorpommern                      www.uwe-sinnecker.de                        geben nicht in jedem Fall die Meinung des
                                                              - Öffentlichkeitsarbeit -                                                                       Herausgebers wieder.
                                                              Schloss, Lennéstraße 1, 19053 Schwerin              Druck: produktionsbüro TINUS                Alle Abbildungen sind urheberrechtlich
                                                              Fon: 0385 / 525-2183, Fax 525-2151                  Gedruckt auf Recyclingpapier                geschützt. Nachdruck nur mit schriftlicher
                                                              E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@landtag-mv.de                                                    Genehmigung des Herausgebers.
                                                              Internet: www.landtag-mv.de                         Zugunsten des Leseflusses und aus Platz-
                                                                                                                  gründen haben wir bei der Bezeichnung       Die LANDTAGSNACHRICHTEN können
                                                              redaktion:                                          von Menschengruppen manchmal nur die        kostenlos bezogen werden. Bestellungen
                                                              Referat Öffentlichkeitsarbeit,                      männliche Form verwendet. In solchen        sind an den Herausgeber zu richten.
                                                              Claudia Richter                                     Fällen ist die weibliche Form mitgedacht.   Redaktionsschluss 10.11.2018

                                                              LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
G a s t k o l u m n e                                                   3

                                                                                                                                               Foto: Uwe Reißenweber
Von einem Fehlstart,
einer Aufholjagd und „Negern“

                                                                                           Uwe Reißenweber (53), geboren in Sonneberg/
                                                                                           Thüringen, hat Mediävistik/Moderne Literatur/
                                                                                           Internationale Beziehungen studiert und ist
                                                                                           landespolitischer Korrespondent des „Nordkurier“.

    Angefangen hat alles mit einem Fehl-     Mütze bekam. Auch für die spät gestar-        athletin aus M-V hat farbige Haut: Diskus-
start – einem sehr langen Fehlstart, der     tete Landessportministerin Birgit Hesse       werferin Claudine Vita vom SC Neubran-
sich über Jahre hinzog. Denn schon seit      (SPD) war es mehr als praktisch, dass der     denburg, die bei der EM in Berlin einen
den Olympischen Spielen in London,           Feind aus Bayern und von der CSU kam.         vierten Platz holte.
spätestens aber seit denen in Rio war        Dann aber preschte Hesse samt ihren an-       Ich will hier nicht den Sprach-Schieds-
klar: So geht’s nicht weiter im deutschen    deren Länderkollegen doch noch los −          richter spielen, meinetwegen kann
Spitzensport. Jedenfalls nicht, wenn das     und man muss sagen: Die Frau, die im          Kramer so oft Neger sagen, wie er möch-
Maß aller Dinge Medaillen sind. Das muss     richtigen Leben Langstrecken läuft, hat       te. Mein Problem ist das nicht: Es ist das

„einem komplett
man nicht gut finden, man muss schon         mächtig aufgeholt.                            Problem von Leuten, die andere damit
                                                                                           beleidigen und ausgrenzen wollen. Wer

         Ist es so erstrebenswert,                                                         so tut, darf sich nicht wundern, wenn er
                                                                                           nicht mitspielen darf: Das Boot ist ganz

                                        „
                  kommerzialisierten Sport                                                 einfach mal voll.

             Tribut zu zollen?                                                             In der Debatte selbst konnte das ge-
                                                                                           neigte Publikum auf der Tribüne dann
                                                                                           verfolgen, wer schon immer am här-
gar nicht das IOC gut finden, aber am        Gewonnen war aber noch gar nix. Kurz          testen für das Sportland M-V gekämpft
Ende ist es dann doch, wie es schon im-      vor der endgültigen Disqualifikation          hat. Ergebnis: irgendwie alle. Bemerkens-
mer war: Nur Gold, Silber und Bronze         oder dem Hoffnungslauf schaltete sich         wert dabei ist, dass während der Debatte
zählen, nur Bargeld lacht.                   dann auch das Parlament ins Rennen            auch irgendwie viele Parlamentarier mal
                                             um die große Rettermedaille ein. Und          eben nicht da waren. Dabeisein ist eben
Das weiß natürlich auch der Deutsche         alle wollten plötzlich mitsprinten: SPD,      nicht immer alles. Einig waren sich offen-
Olympische Sportbund (DOSB), und             CDU, Linke und BMV brachten einen ge-         bar aber alle darin: Ohne Spitzensport
ganz nach diesem Credo zog er nach           meinsamen Antrag ein. Nur die AfD durf-       leidet der Breitensport.
dem ausbleibenden Edelmetall-Regen           te nicht mitspielen, was Fraktionschef
die Reißleine. Eine Reform des Spitzen-      Nikolaus Kramer in eine per Pressemittei-     Das mag sein. Aber mal so ganz provo-
sports in Deutschland musste her: Nur        lung verbreitete tiefe Traurigkeit ob der-    kant gefragt: Na und? Ist es wirklich so er-
wer siegt, kriegt auch Knete. Schon lange    artiger Unsportlichkeit stürzte. Die Partei   strebenswert, dem IOC und dem DOSB
war das auch für die Bundesstützpunkte       vergaß später allerdings zu erwähnen,         und ihren Werbepartnern hinterherzu-
bekannt − also auch für das Segeln in        dass sie bei einem Krisentreffen mit dem      rennen, einem komplett kommerziali-
Warnemünde und den Kanurennsport             Landessportbund gar nicht erst aufge-         sierten Sport Tribut zu zollen? Ist der Preis
und für Triathlon in Neubrandenburg.         laufen war.                                   nicht doch zu hoch? Dann backen wir
Aber sowohl die Politik in M-V als auch                                                    eben kleinere Brötchen, das haben wir in
wir, die Medien, hatten irgendwie den        Kurz vor der Debatte über die Stütz-          M-V schon immer gemusst. Es sind aber
Startschuss nicht gehört. Als die anderen    punkte hatte Kramer dann im Plenum            handfeste Brötchen. Der Breitensport
schon fast im Ziel waren, war der Schreck    mehrfach mit dem Begriff „Neger“ für          wird deshalb nicht in die Binsen gehen.
im Lande groß: Die woll´n uns unsere         Aufsehen gesorgt. Im Gerangel um              Mag sein, dass sich das der eine oder an-
Stützpunkte wegnehmen!                       die Spitzenposition bei den internen          dere Abgeordnete auch gesagt hat. Nur
Die – das waren vor allem Berlin und         AfD-Provokateurs-Meisterschaften liegt        gesagt hat er es nicht.
Bundessportminister Horst Seehofer           Kramer damit in aussichtsreicher Posi-
(CSU), der als aktueller Watschnbaum der     tion. Allerdings hatte das junge Talent da                             Uwe Reißenweber
Nation gleich noch eins zusätzlich auf die   auch was vergessen. Die aktuelle Spitzen-

                                                                                      LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
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4   A u s           d e m          P l e n u m / A k t u e l l e                            S t u n d e

    Vincent Kokert (CDU)                                     Nikolaus Kramer (AfD)                              Innenminister Lorenz Caffier

    Neue Wege für mehr Sicherheit                                                                oder auszubilden. „Ein auf dem Papier
                                                                                                 stehender Pakt hat nicht automatisch
                                                                                                 alle Hürden für mehr Sicherheit ge-
    Landtag debattiert Sicherheitspakt der Landesregierung                                       nommen.“ Zur Debatte gehöre nämlich
                                                                                                 auch, dass 750 Polizeikräfte nicht voll
                                                                                                 einsatzfähig seien und 2018/2019 ins-
                                                                                                 gesamt rund 350 Beamte in den Ruhe-
    150 neue Stellen für die Polizei, 23 für Richter und Staatsanwälte. Höhere Zu-               stand gingen. Vor diesem Hintergrund
    lagen. Neue Wege bei Beförderungen. Das sind die Eckpunkte eines Sicher-                     seien die in Rede stehenden 150 zu-
    heitspakts, den SPD und CDU für Mecklenburg-Vorpommern vereinbart haben.                     sätzlichen Stellen „eindeutig zu wenig“.
    Ihr Ziel: Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken und neue Anreize                  So begrüßenswert mehr Polizisten und
    für die Arbeit im Polizeidienst zu schaffen. Das Sicherheitspaket, über das der              höhere Schichtzulagen auch seien, „alle
    Landtag auf Antrag der CDU-Fraktion am 24. Oktober in der Aktuellen Stunde                   diese Maßnahmen nutzen nichts, wenn
    debattierte, ist Teil des Nachtragshaushalts 2019, der gleich im Anschluss auf der           der Rechtsstaat auf anderen Wegen au-
    Tagesordnung der Landtagssitzung stand. Während die Koalitionsfraktionen                     ßer Kraft gesetzt wird“. Konkret bezog er
    von „einzigartigen“ Maßnahmen für die Innere Sicherheit sprachen, sah die                    sich dabei auf „illegales Einreisen“. Hier
    Opposition darin maximal einen „Anfang“.                                                     bestehe seit Jahren „ein eklatanter Un-
                                                                                                 terschied zwischen Gesetzeslage und
    „15 Millionen Euro mehr für die Innere          150 Euro. „Es gibt mittlerweile ein hohes    Regierungspraxis“. Dafür gebe es zahl-
    Sicherheit in diesem Land – das ist gut         Interesse daran, wieder Schichtdienst zu     reiche „schreckliche Beispiele“, die das
    angelegtes Geld“, sagte CDU-Frakti-             machen, weil du das jetzt im Portmo-         Vertrauen in den Rechtsstaat zerstört
    onschef Vincent Kokert. Sicherheit sei          nee merkst.“ Mit dem Sicherheitspakt         hätten.
    eines der wichtigsten Bedürfnisse der           habe die Koalition „eines der größten
    Menschen. Statistisch gesehen könnten           Einstellungsprogramme“ des Landes            Der Sicherheitspakt stellt die Landes-
    sich die Bürger im Land zwar auch ohne          geschaffen. Das sei etwas „Einzigar-         polizei nach Ansicht von Innenminister
    diesen Pakt sicher fühlen, denn Meck-           tiges“. Da bleibe seiner Meinung nach        Lorenz Caffier nachhaltig und zukunfts-
    lenburg-Vorpommern gehöre im bun-               selbst der Opposition nichts anderes         sicher auf. „Vielleicht hat der Prozess hier
    desweiten Vergleich zu den sichersten           übrig, als zu sagen: „Mein Gott, das hat     und da etwas zu lange gedauert, aber
    Ländern. „Was nützen uns aber diese             diese Koalition aber gut gemacht!“.          ich bin dankbar, dass wir ihn jetzt in die
    Statistiken, wenn die gefühlte Meinung                                                       Wege leiten können.“ Er erinnerte daran,
    in der Öffentlichkeit eine völlig andere        „Wir erkennen Ihre Bemühungen durch-         dass der Personalabbau der vergange-
    ist?“ Darauf müsse die Politik reagieren −      aus an“, versicherte Nikolaus Kramer,        nen zweieinhalb Jahrzehnte seinerzeit
    allem voran mit mehr Polizeipräsenz.            Fraktionsvorsitzender der AfD. Bei den       „eine bewusste Entscheidung der Po-
    „Deswegen haben wir nicht neue Stel-            Ausführungen seines Vorredners habe          litik“ gewesen sei, um den Haushalt zu
    len für Stäbe bei den Polizeipräsidenten        er zwischendurch sogar gedacht, „Men-        konsolidieren. „Staatliche Strukturen in
    geschaffen, sondern Wert darauf gelegt,         schenskind, hat der das falsche Partei-      normalen Zeiten auf ein Mindestmaß
    dass die 150 Stellen auf der Straße sicht-      buch? Der hält hier gerade meine Rede.“      zusammenzukürzen, mag zwar irgend-
    bar sind.“ Geschaffen würden diese im           Und doch sei er etwas erstaunt über die      wie verständlich sein“, tauge aber nicht
    gehobenen Dienst. Das sei zwar etwas            Kehrtwende der Landesregierung. Vor          für Herausforderungen, die über den
    teurer, bringe aber auch neuen Spiel-           einiger Zeit habe sie die Statistiken noch   „Normalfall“ hinausgingen. Und davon
    raum für dringend notwendige Beför-             über die gefühlte Sicherheit gestellt.       habe es immer mehr gegeben. „Am
    derungen mit sich. „Gucken Sie sich an,         Gleichwohl könnten die beschlossenen         Ende war die Decke fast überall zu kurz.“
    was wir jetzt im mittleren Dienst haben:        Maßnahmen „nur ein Anfang“ sein.             Deshalb habe die Landesregierung ab
    Da bleibst du auf drei grünen Sternen           Viel entscheidender werde angesichts         2015 „die Reißleine gezogen“ und seit-
    hängen.“ Eine seiner „Lieblingsmaß-             rückläufiger Bewerbungszahlen sein,          dem kontinuierlich am Personalaufbau
    nahmen“ sei die Verdreifachung der Zu-          wie es der Landesregierung gelinge,          gearbeitet. „Unterm Strich stehen 400
    lagen im Schichtdienst, von rund 50 auf         entsprechende Einsatzkräfte zu finden        Stellen mehr zur Verfügung als noch

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A u s   d e m        P l e n u m / A k t u e l l e                              S t u n d e                   5

       Peter Ritter (DIE LINKE)                           Thomas Krüger (SPD)                  Dr. Matthias Manthei (BMV)     Fotos: Uwe Sinnecker

vor knapp drei Jahren.“ Jetzt werde die     dem bringe das gar nichts. Auch sonst        Sie haben.“ Polizei und Justiz stärken,
Polizei auf der Straße wieder sichtbarer.   klemme es in den Revieren noch an vie-       Menschen und Freiheit schützen – „mit
„Klar ist, dass die Stellen nicht heute     len Stellen, so Ritter. An „permanenten      dem Pakt für Sicherheit gelingt uns das.
ausgeschrieben und morgen besetzt           Abordnungen an die Fachhochschule            Für mich, für die Menschen, für dieses
sind.“ Bei Ausbildungszeiten von zwei       Güstrow“, Sondereinsätzen für Fußball        Land und für die Sicherheit ist dies ein
bis drei Jahren brauche das seine Zeit.     oder Demonstrationen und langen              guter Tag“.
Bis 2021 würden an der Fachhochschule       Wegen in der Fläche ändere der Sicher-
in Güstrow rund 1.400 Polizisten ausge-     heitspakt jedenfalls nichts. „Wir sollten    Heute vor 87 Jahren sei Al Capone, „ei-
bildet. Die baulichen Voraussetzungen       also nicht so sehr die überwundenen          ner der berüchtigtsten Gangster der
dafür werde das Land jetzt schaffen. Die    Hürden beklatschen, sondern vielmehr         20er- und 30er-Jahre“, verurteilt worden,
Anforderungen an die Ausbildung ab-         den Pakt als Startschuss begreifen.“         leitete Dr. Matthias Manthei (BMV) sei-
zusenken, komme indes nicht infrage.                                                     nen Redebeitrag ein. „Dieser 24. Okto-
„Da tun wir der Polizei keinen Gefallen.“   Wenn sich Bürger sichtbar mehr Poli-         ber 1931 wurde zu einem symbolischen
Mehr Richter und Staatsanwälte einzu-       zisten auf der Straße wünschten, drücke      Sieg des Rechtsstaats.“ Einem Symbol,
stellen, werde Gerichtsverfahren verkür-    das sowohl ein gestiegenes Sicher-           dass sich Sicherheit und Ordnung am
zen. „Auch das hat etwas mit Vertrauen      heitsbedürfnis aus, als auch großes          Ende durchsetzten. „Polizei und Justiz
für die Bevölkerung zu tun.“                Vertrauen in die Polizei, sagte Thomas       sind die Garanten für Sicherheit und
                                            Krüger, Fraktionschef der SPD. In den        Ordnung. Wer Polizei und Justiz ver-
Peter Ritter (DIE LINKE) bezeichnete        Verhandlungen um den Pakt sei es sei-        nachlässigt, sorgt dafür, dass Menschen
es als „Unsitte“, Themen, die – wie der     ner Fraktion vor allem um zwei Dinge         wie Al Capone die Gesellschaft über-
Nachtragshaushalt – ohnehin auf der         gegangen: Dass in jedem Polizeirevier        nehmen.“ Seine Fraktion stehe für den
Tagesordnung des Landtages stünden,         mindestens zwei Streifenwagen im             Rechtsstaat und für Sicherheit und Ord-
zusätzlich noch einmal in der Aktuellen     Einsatz seien und Polizisten im Schicht-     nung. „Deshalb haben wir in den letzten
Stunde „abzufrühstücken“, um „Gut-          dienst am Ende des Tages mehr Geld im        Haushaltsberatungen zusätzliche 405
taten“ noch einmal extra herauszustel-      Portmonee hätten. „Diese beiden Ziele        Stellen für die Polizei und 25 zusätzliche
len. „Zum Feiern besteht jedoch kein        haben wir mit dem Pakt auch erreicht.“       Stellen für Richter und Staatsanwälte
Anlass.“ Dafür habe die Landesregie-        Im gleichen Atemzug auch neue Stellen        gefordert.“ Mit ihrem Pakt für Sicher-
rung das Thema viel zu lange vor sich       für Richter und Staatsanwälte zu schaf-      heit bleibe die Regierung „weit unter
her geschoben, zu viele Vorstöße seiner     fen, sei eine logische Konsequenz. Denn      dem, was notwendig ist“. Insbesondere
Fraktion abgelehnt und dadurch eine         Täter zu fassen, sei das eine, sie vor Ge-   im Bereich der Justiz lege sie nur eine
Menge Zeit verschenkt. Der Sicherheits-     richt zu stellen, das andere. Bei allen      „Scheinlösung“ vor. Denn parallel zu
pakt basiere auch nicht auf Konzep-         Diskussionen um Sicherheit dürften die       den 23 neuen Stellen beharre sie weiter
ten. Grundlage sei vielmehr der Deal        Freiheitsrechte der Gesellschaft nicht       auf ihrem „unseligen Personalentwick-
„kostenfreie Kita für mehr Polizisten“.     aus dem Blick geraten. Bürgerwehren,         lungskonzept“. „Während also öffentlich
„Hier zwingt ein Koalitionspartner dem      Reichsbürger und Prepper-Szene be-           neue Stellen für Richter und Staatsan-
anderen sein Steckenpferd auf. Jeder        zeichnete er als „völlig inakzeptable“       wälte gefeiert werden, muss hintenrum
schwenkt anschließend sein eigenes          Phänomene der jüngsten Zeit, denen           das Justizministerium überlegen, wie in
Siegerfähnchen und nennt das Gan-           entschieden entgegengetreten wer-            der Justiz wieder Stellen abgebaut wer-
ze im Ergebnis auch noch geordnetes         den müsse. Das Gewaltmonopol müs-            den. So geht das nicht!“ Vor 87 Jahren
Regierungshandeln. Das sehe ich an-         se beim Staat bleiben. Krüger lobte die      habe die Welt einen Tag gefeiert, an
ders!“ Die Polizeireviere warteten seit     konstruktive Zusammenarbeit mit dem          dem sich der Rechtsstaat durchgesetzt
Langem auf Verstärkung. Jetzt komme         Koalitionspartner. „Da können andere         habe. „Heute können wir leider nur den
es darauf an, dass das zusätzliche Per-     Regierungen sich durchaus eine Schei-        berühmten Tropfen auf den heißen
sonal auch tatsächlich dort ankomme.        be abschneiden.“ Er hätte sich gewun-        Stein feiern.“
„Und natürlich begrüßen wir die Erhö-       dert, wenn die AfD in ihrer Rede die
hung der Schichtzulagen.“ Wer jedoch        Schuld nicht bei Migranten gesucht
nicht im Schichtdienst arbeiten könne,      hätte. „Das ist das einzige Thema, das

                                                                                    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
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6                         A u s          d e m           P l e n u m / B e r i c h t e

                          Nachtrags-                                       höht werde und nicht mehr nur zwei,
                                                                           sondern sechs Innovationszentren vor-
                                                                                                                                   täten anders setzen und auch weitere
                                                                                                                                   Maßnahmen in den Blick nehmen, wie

                          haushalt 2019                                    sehe, um die digitale Entwicklung vor-
                                                                           anzubringen. „Hier ziehen Kommunen,
                                                                           Wirtschaft und Hochschulen an einem
                                                                                                                                   die Verbesserung der Arbeitsbedingun-
                                                                                                                                   gen, die Absenkung des Personalschlüs-
                                                                                                                                   sels und die Behebung des Fachkräf-
                          Mehr Geld für Eltern, Polizei                    Strang.“ Bei der Elternentlastung gehe                  temangels. Kritik übte Kramer zudem an
                          und Digitales                                    die Landesregierung ebenfalls „weit“                    den flüchtlingsbedingten Mehraufwen-
                                                                           über die Vereinbarungen im Koalitions-                  dungen. „Es ist höchste Zeit, endlich
                                                                           vertrag hinaus: Anstatt den Kita-Beitrag                die Mutter aller Probleme zu lösen und
                                                                           für Geschwisterkinder zum Jahresbe-                     wieder zu einer menschlichen Flücht-
                          Die Landesregierung will im kom-                 ginn zu reduzieren, werde er gänzlich                   lingspolitik zurückzukommen. Die
                          menden Jahr mehr Geld ausgeben als               abgeschafft. „200 Euro im Monat haben                   menschlichste Flüchtlingspolitik ist die
                          geplant. Insgesamt rund 73 Millionen             oder nicht haben, das ist entscheidend                  Unterstützung vor Ort. Alles andere ist
                          Euro. Die zusätzlichen Mittel sollen             für Familien.“ Zum dritten stärke der                   fehlgeleitete ideologische Politik.“
                          im Schwerpunkt Eltern von den Kita-              Nachtragshaushalt die Innere Sicherheit
                          Gebühren für Geschwisterkinder be-               im Land. „Was wir hier machen, sind kei-                „Heute ist ein guter Tag für Mecklenburg-
                          freien, 150 neue Stellen und höhere              ne Geschenke“, betonte Schwesig. Hier                   Vorpommern“, sagte Egbert Liskow
                          Zuschläge für Polizisten finanzieren,            gehe es um „notwendige Investitionen                    (CDU). Der Nachtragshaushalt bringe
                          23 neue Stellen für Richter und Staats-          in die Zukunftsfähigkeit des Landes“.                   „wichtige Projekte“ auf den Weg. „Wir
                          anwälte schaffen und die Digitalisie-            Dass die zusätzlichen Mittel zur Verfü-                 fassen hier wirklich Zukunftsthemen
                          rung im Land vorantreiben – und aus              gung stünden, sei das Ergebnis einer                    an.“ Er betonte, wie wichtig jetzt die
                          den Haushaltsüberschüssen von 2017               langjährigen soliden Finanzpolitik, die                 weitere Beratung in den Ausschüssen
                          finanziert werden. Neben diesem                  bis in rot-rote Koalitionszeiten zurück-                sei. Der Finanzausschuss habe sich be-
                          Sonderprogramm sind noch 40,1 Mil-               reiche. Dazu gehörten zum Teil „sehr                    reits jetzt darauf verständigt, auch eine
                          lionen Euro für den Versorgungsfonds             schwierige Zeiten“ mit „enormen Kraft-                  öffentliche Anhörung durchzuführen.
                          für Beamte vorgesehen. Außerdem                  anstrengungen“ – die sich nun aber                      „Da werden wir bestimmt noch mal
                          sollen für den Breitbandausbau 507               auszahlten.                                             den ein oder anderen Kritikpunkt hö-
                          Millionen Euro als Sondervermögen                                                                        ren.“ Gerade, was Gelder vom Bund
                          zur Verfügung stehen. Damit die Än-              Nikolaus Kramer, AfD-Fraktionschef,                     angehe. Die könnten aus Sicht der
                          derungen greifen können, muss der                sprach von „guten Ansätzen“. Netz-                      Kommunen natürlich auch anders ver-
                          Landtag ihnen zustimmen. Die Op-                 werke und Kompetenzzentren aufzu-                       wendet werden, etwa für eine bessere
                          position machte bereits Änderungs-               bauen, Plattformen für moderne Kom-                     Qualität bei der Kinderbetreuung. „Das
                          bedarf geltend. Am Ende der Ersten               munikation zu entwickeln und digitale                   muss diskutiert werden.“ Genauso wie
                          Lesung überwiesen die Abgeordne-                 Dienstleistungen zu verbessern, klinge                  die Frage, ob die Bundesmittel in die
                          ten den Entwurf der Landesregierung              „sehr vielversprechend“. Seiner Fraktion                Schlüsselmasse für den Finanzausgleich
                          zum Nachtragshaushalt 2019 einstim-              fehle allerdings ein „offenes Bekenntnis                zwischen Land und Kommunen ein-
                          mig zur weiteren Beratung in die Aus-            zur flächendeckenden Digitalisierung                    fließen müssen oder direkt an die Be-
                          schüsse.                                         von Schulen, Berufsschulen und ande-                    darfsstellen in den Kommunen gezahlt
                                                                           ren Bildungseinrichtungen“. Und auch                    werden können. „Ich gehe mit sehr viel
                          Politikern werde oft vorgeworfen, Ver-           bei der Kinderbetreuung könne eine                      Optimismus in die Beratungen. Es geht
                          sprechen nicht zu halten, konstatierte           Entlastung der Familien nicht alles sein.               hier schließlich nicht um irgendwelche
                          Ministerpräsidentin Manuela Schwesig.            So begrüßenswert dieser Schritt auch                    Kürzungen, sondern darum, mehr Geld
                          „Wir halten nicht nur, was wir verspro-          sei, er dürfe nicht dazu führen, dass die               auszugeben. Ich glaube, da können wir
                          chen haben, sondern wir werden mehr              Qualität der Betreuung auf der Strecke                  uns alle gemeinsam auf die Schulter
                          tun, als wir versprochen haben.“ Zum             bleibe. Wer in Sachen Kinder- und Fami-                 klopfen – Opposition genauso wie Re-
                          Beispiel beim Digitalisierungsfonds,             lienfreundlichkeit „wirklich große Schrit-              gierung.“
                          der von zehn auf 40 Millionen Euro er-           te“ machen wolle, müsse seine Priori-
    Fotos: Jens Büttner

                                                           Das Land will mehr Geld für Polizei, Kinderbetreuung und Breitbandausbau bereitstellen.

                          LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
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Jeannine Rösler (DIE LINKE) nannte es        terschätzen sei auch der Vorschlag, rund      Tilo Gundlack (SPD) warf den Linken
„eine Frechheit“, den Gesetzentwurf erst     40 Millionen Euro dem Pensionsfonds           vor, nie mit einer Lösung zufrieden zu
jetzt vorzulegen. „Bis Ende des Jahres       zuzuführen. Das sichere die Pensionen         sein. Immer wieder habe die Oppositi-
soll der Nachtragshaushalt durch das         für die Beamten weiter ab und begren-         onsfraktion auf eine beitragsfreie Kin-
Parlament. Da bleibt kaum Zeit für Nach-     ze die implizite Verschuldung.                derbetreuung gedrängt. Und nun, wo
fragen oder Anhörungen.“ Gerade bei                                                        dieses Ziel erreicht werde, „meckern
den Regelungen zur kommunalen Fi-            Bernhard Wildt, Fraktionsvorsitzender         Sie auch wieder rum“. „Sie müssen sich
nanzausstattung seien Verbesserungen         der BMV, zeigte sich erfreut, dass die Lan-   schon mal überlegen, was Sie eigentlich
nötig. „Die Kommunen brauchen pau-           desregierung mehr Geld als geplant aus        wollen.“ Ein weiterer „Meilenstein“ im
schale Investitionsmittel ganz drin-         dem Jahresüberschuss investiert. Dafür        Nachtragshaushalt seien die Verbesse-
gend.“ Geld, das sie direkt erreiche und     habe er schon bei den Diskussionen            rungen bei der Polizei. Damit einher gin-
nicht über bürokratische Fördertöpfe         zum Doppelhaushalt 2018/2019 ge-              gen höhere Zulagen und bessere Beför-
der Landesregierung. Sie warnte au-          worben. „So gesehen könnte ich heute          derungsmöglichkeiten sowie 150 neue
ßerdem davor, bei der Verteilung der         einer der zufriedensten Abgeordneten          Stellen. „Künftig sollen in jedem Polizei-
Flüchtlingskosten Tatsachen zu Lasten        hier im Parlament sein.“ Er erinnerte je-     revier zwei Streifenwagenbesatzungen
der Kommunen zu schaffen. Auch die           doch daran, dass der Jahresüberschuss         rund um die Uhr im Einsatz sein.“ Bei der
geplante Beitragsfreiheit für Geschwis-      ein einmaliger Betrag sei. Deswegen           Digitalisierung werde die Koalition die
terkinder sei „kein Ruhmesblatt für die      sollten die Gelder seiner Meinung nach        Weichen so stellen, dass sowohl Städte
Landesregierung“. Dieser Zwischen-           nicht in Ausgaben fließen, die – wie Stel-    als auch ländliche Räume davon profi-
schritt bis zur völligen Beitragsfreiheit    lenschaffungen – Folgekosten nach sich        tierten. Im Ausschuss werde aber auch
sei unnötiger „Kuddelmuddel“. Es seien       ziehen. So richtig und wichtig die ange-      noch über die Änderungen im Finanz-
noch immer viele Fragen ungeklärt, und       dachten Maßnahmen auch seien, stelle          ausgleichsgesetz zu reden sein. „Wir ha-
auch die öffentliche Anhörung zum Kita-      sich hier für ihn die Frage: Wie gesichert    ben es schon gemerkt: Da gibt es Streit.“
Gesetz im Sozialausschuss habe „die ge-      ist die Anschlussfinanzierung? Mehr Po-       Damit der Landtag wie geplant in der
waltigen Baustellen“ offenbart. Für ihre     lizisten, Richter und Staatsanwälte dürf-     Dezembersitzung über den Nachtrags-
Fraktion stehe außerdem fest: „Qualität      ten am Ende nicht zu Lasten von an-           haushalt abstimmen könne, sei bereits
und Beitragsfreiheit müssen Hand in          deren Positionen im Innenministerium          für Anfang November eine Anhörung
Hand gehen.“ Mehr Geld für die Innere        gehen. „Sonst wären wir mit der Lösung        im Finanzausschuss vereinbart. Im Üb-
Sicherheit bereitzustellen, sei eben-        nicht einverstanden.“ Genauer hinsehen        rigen sei er angesichts des Zeitfensters
falls schön und gut. „Zusätzliches Geld      werde seine Fraktion auch bei den Pro-        nicht überlastet mit diesem Haushalts-
zaubert aber noch keine zusätzlichen         jekten zur Digitalisierung. Neben „sehr       plan. „Meine Kolleginnen und Kollegen
Polizeibeamten. „Wir werden in all den       guten Programmen“, wie dem zentralen          auch nicht. Die freuen sich schon darauf,
genannten Fragen nicht locker lassen“,       Betten- und Kapazitätsnachweissystem          das zu bearbeiten.“
schloss sie ihre Rede.                       oder Telenotarzt, enthalte die Projekt-
                                             liste auch „sehr schwammige“ Vorha-           Gesetzentwurf der Landesregierung
Dass die Elternbeiträge erst 2020 kom-       ben. „Da besteht noch Klärungsbedarf,         Nachtragshaushalt 2019
plett entfallen, liege nicht am Geld, son-   wofür das Geld genau ausgegeben wer-          Drucksache 7/2685
dern am bestehenden Finanzierungssy-         den soll.“                                    Gesetzentwurf der Landesregierung
stem, erklärte Finanzminister Mathias                                                      Haushaltsbegleitgesetz
Brodkorb. Das sei „hochkomplex“ und                                                        Drucksache 7/2684
müsse vorher neu geregelt werden.
„Das ist keine Kleinigkeit.“ Die Kritik an             Nachtragshaushalt
der Verteilung der Integrationsmittel
des Bundes wies er ebenfalls zurück.         Der Haushaltsplan für Mecklenburg-            mehr Geld als erwartet zur Verfügung
Das Land verhalte sich hier gegenüber        Vorpommern wird seit 2002 jeweils für         steht. Bislang beträgt der Etat für das
den Kommunen keineswegs „räube-              zwei Jahre aufgestellt („Doppelhaus-          kommende Jahr 8,141 Milliarden Euro.
risch“. Ganz im Gegenteil: Ohne die vor-     halt“), zuletzt Ende 2017 für die Jahre       Jetzt soll er um 72,8 Millionen Euro
geschlagene Lösung würden Kommu-             2018 und 2019. In diesem Etat wird fest-      aufgestockt werden. Denn der Jah-
nen, die die größten Flüchtlingslasten       geschrieben, welche Einnahmen das             resabschluss für 2017 wies einen Re-
schultern, Millionenbeträge verlieren.       Land erwartet und welche Ausgaben             kordüberschuss von 327 Millionen
Weniger im Fokus der Öffentlichkeit ste-     es tätigen darf. Will die Landesregie-        Euro aus. 190 Millionen Euro davon
he der Punkt, die Gelder für den Breit-      rung davon abweichen, muss sie einen          sollen in Schuldenabbau und Rückla-
bandausbau in ein eigenes Sonderver-         Nachtragshaushalt aufstellen – den            gen fließen, 64 Millionen Euro in den
mögen zu überführen. Das mache ihn           beschlossenen Haushalt also korrigie-         sogenannten Strategiefonds. 40 Millio-
aber nicht weniger wichtig. Denn auf         ren. Solche Änderungen können zum             nen Euro sind für die digitale Agenda
diese Weise könne das Energieministeri-      Beispiel erforderlich werden, wenn die        eingeplant. Jeweils 15 Millionen Euro
um die Mittel flexibel und direkt ausrei-    Einnahmen hinter der ursprünglichen           für die Innere Sicherheit und die Ent-
chen. „Außerdem sind sie dann klar für       Erwartung zurückbleiben, ungeplante           lastung der Eltern bei den Kita-Kosten.
diesen Zweck gebunden.“ Nicht zu un-         Ausgaben nötig sind oder – wie jetzt –

                                                                                      LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
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    Wohnen
    Landtag debattiert über neue
    Wege im sozialen Wohnungsbau

    Armut erkennt man an der Adresse.
    Zu diesem Ergebnis kommt, zuge-
    spitzt formuliert, eine Studie des
    Wissenschaftszentrums Berlin. Be-
    sonders deutlich zeige sich die soziale
    Spaltung in Schwerin, Rostock und
    Neubrandenburg. Eine besorgniser-
    regende Entwicklung, darin waren
    sich die Abgeordneten einig. Nicht              Bestehende Stadtviertel sollen aufgewertet werden.
    aber, welche Konsequenzen daraus zu
    ziehen sind. Auf Antrag der SPD/CDU-            Eva-Maria Kröger (DIE LINKE) verwies                 den. Das bedeute aber nicht, dass nun
    Koalition beauftragt der Landtag die            darauf, dass der Wohnungsmarkt nicht                 überall losgebaut werden könne: För-
    Landesregierung, die Ergebnisse der             nur in Großstädten angespannt sei. „In               derung werde weiterhin auf „Hotspots“
    Studie regional zu vertiefen und Vor-           touristischen Hochburgen ist bezahl-                 begrenzt bleiben. Erstens gebe es nicht
    schläge für die Weiterentwicklung der           barer Wohnraum ebenfalls sehr knapp."                überall Neubaubedarf. Zweitens sei das
    sozialen Wohnraumpolitik zu erarbei-            Dass Menschen mit niedrigen Einkom-                  Geld auch nicht „so üppig“ vorhanden,
    ten. DIE LINKE brachte ebenfalls einen          men in bestimmten Vierteln lebten, sei               dass man „segnend durchs ganze Land
    Antrag zu dem Thema ein, konnte                 keine neue Erkenntnis. Mit ihrem Prüf-               ziehen“ könne. Die Tourismusregionen
    sich mit ihrer Forderung nach einer             antrag spielten die Koalitionsfraktionen             sollen dabei aber eingebunden werden.
    höheren Wohnraumförderung aber                  nun jedoch erneut auf Zeit, so Kröger.               Im Zuge von Veränderungen sollte auch
    nicht durchsetzen.                              Wer wirklich etwas an der Situation än-              die Städtebauförderung nicht vernach-
                                                    dern wolle, komme nicht umhin, die Ver-              lässigt werden. Gegebenenfalls müssten
    „Wir Sozialdemokraten haben eine Stadt-         teilung der Bundeshilfen zu überdenken.              hier ebenfalls einzelne Instrumente an-
    entwicklung zum Ziel, in der die Herkunft       Anstatt einen Teil davon in Rücklagen zu             gepasst werden. So zu tun, als „verun-
    aus bestimmten Vierteln, wie beispiels-         stecken, sollten diese Gelder vollständig            treut“ das Land Gelder vom Bund, sei
    weise dem Mueßer Holz in Schwerin, kein         in die soziale Wohnraumförderung flie-               „Tinneff“. „Es wird genauso eingesetzt,
    Malus ist“, begründete Rainer Albrecht          ßen. Kröger verwahrte sich gegen den                 wie der Bundesgesetzgeber uns das an
    (SPD). Die Studie habe die fortgeschrit-        Vorwurf gegen ihre Fraktion, immer nur               die Hand gibt."
    tene soziale Spaltung noch einmal deut-         mehr Geld zu fordern. „Wir haben schon
    lich vor Augen geführt. „Wir müssen             mehrfach konkrete Vorschläge gemacht,                Bert Obereiner (AfD) hält es ebenfalls für
    aber nicht einfach nur darüber sprechen,        wie die Förderung des sozialen Wohn-                 sinnvoll, die Situation in Mecklenburg-
    mehr Geld ins bestehende System zu              raums anders ausgestaltet werden kann –              Vorpommern näher zu beleuchten. In
    geben, sondern auch darüber, wie wir            sind damit aber bei Ihnen immer wieder               der Studie sei der Fokus auf Rostock und
    dieses Geld besser einsetzen.“ Er forderte,     gegen Mauern gelaufen.“                              Schwerin gerichtet. „Bevor man das nicht
    die Förderrichtlinie zum sozialen Woh-                                                               verifiziert hat, kann man gar nicht genau
    nungsbau weiterzuentwickeln und da-             Er halte es keineswegs für Zeitverschwen-            sagen, ob weiterer sozialer Wohnungs-
    bei einen zweiten Förderweg nicht mehr          dung, auch andere Städte im Land unter               bau überhaupt sinnvoll ist.“ Einfach nur
    auszuschließen. Um Stadtteile sozial bes-       die Lupe zu nehmen, sagte Bauminister                mehr Steuergeld auszugeben, wird dem
    ser zu durchmischen, sollten Kommu-             Christian Pegel. Das helfe bei der Be-               Problem seiner Meinung nach nicht ge-
    nen bei der Stadtplanung „zweigleisig“          urteilung, ob die bisherige Förderpraxis             recht. „Es gibt noch andere Ursachen für
    denken, also bezahlbaren Wohnraum in            die soziale Spaltung möglicherweise                  die Segregation.“ Zum Beispiel das EEG-
    guten Stadtlagen fördern, aber auch be-         befördert habe. Sein Ministerium arbeite             Wärmegesetz, die Maut oder eine „ver-
    stehende Viertel aufwerten. Dazu sei es         bereits an einer Novellierung. „Wir wer-             fehlte Notenbankpolitik“, die eine „Flucht
    jedoch erforderlich, dass die Kommunen          den einen ersten und einen zweiten                   ins Betongold“ auslöse und Immobilien-
    das Heft des Handelns in ihren Händen           Förderweg einführen“, der verschiedene               preise in die Höhe treibe.
    behielten und kommunales Wohneigen-             Einkommensgruppen unterschiedlich
    tum nicht privatisierten. „Die Frage nach       unterstütze. Zudem soll die Förderung                „Segregation hat es immer gegeben und
    bezahlbarem Wohnraum dürfen wir                 nicht mehr an eine Leerstandsquote von               wird es auch in Zukunft geben“, wand-
    nicht dem freien Markt überlassen.“             mindestens vier Prozent geknüpft wer-                te Maika Friemann-Jennert (CDU) ein.

    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
A u s           d e m        P l e n u m / B e r i c h t e                            9

                                                                                                                          Mecklenburg-Vorpommern müsse im
Foto: Jens Büttner

                                                                                                                          Wesentlichen drei Problemen Rechnung
                                                                                                                          tragen: steigenden Mieten, sozialer Spal-
                                                                                                                          tung und dünner Besiedlung im länd-
                                                                                                                          lichen Raum. Vor diesem Hintergrund
                                                                                                                          müsse das Land seine Wohnungsbauför-
                                                                                                                          derung gänzlich verändern. Kommunen
                                                                                                                          müssten sich zum Ziel setzen, an jedem
                                                                                                                          verfügbaren kommunalen Standort so-
                                                                                                                          ziale Durchmischung anzustreben. In
                                                                                                                          Schwerin und Rostock könne er das aber
                                                                                                                          nicht erkennen. Hier würden die kom-
                                                                                                                          munalpolitischen Vertreter von CDU und
                                                                                                                          Linken seiner Meinung nach zu wenig
                                                                                                                          Einfluss zugunsten sozialen Wohnraums
                                                                                                                          nehmen. Dass die Wohnungsbauförde-
                                                                                                                          rung letztlich nicht „in jeden kleinen
                                                                                                                          Flecken“ fließen könne, verstehe sich von
                     Der Bau teurer Wohnungen an exklusiven Standorten befördert die soziale Spaltung.                    selbst. Das sei eine Frage der Nachhaltig-
                                                                                                                          keit. Die beste sozial gerechte Wohnan-
                     „Problematisch wird es erst dann, wenn                hen können.“ Für eine sozial förderliche       lage nütze nichts, wenn die Versorgung
                     sie zu sozialen Spannungen oder gesell-               Wohnraumentwicklung komme es letzt-            drumherum nicht stimme.
                     schaftlichen Fehlentwicklungen führt.“                lich aber nicht nur auf die Zahl an bezahl-
                     Dem entgegenzuwirken sei in erster                    baren Wohnungen an, sondern auch auf           Ja, DIE LINKE sei die größte Fraktion in
                     Linie Aufgabe der betroffenen Kommu-                  das Umfeld. Auf Angebote für Kinder, Ju-       der Hansestadt Rostock. „Aber auch da
                     nen. Staatliche Förderungen auszuwei-                 gendliche, Eltern und Großeltern. Auf Bil-     braucht man für Entscheidungen Mehr-
                     ten, halte sie für den falschen Ansatz. Ihre          dungs- und Einkaufsmöglichkeiten, auf          heiten“, reagierte Eva-Maria Kröger auf
                     Fraktion befürworte ein „vielfältiges Woh-            Gastronomie und ein Gefühl von Sicher-         die Kritik von Jörg Heydorn an der Ros-
                     nungsangebot zu unterschiedlichen Prei-               heit. „Dafür braucht man keine teuren          tocker Bürgerschaftsfraktion der Linken,
                     sen“. „Wir sprechen uns für mehr Neubau,              Gutachter und Analysen.“ Da reiche „der        deren Vorsitzende sie ist. DIE LINKE vor
                     mehr Wohneigentum, aber auch weniger                  gesunde Menschenverstand“.                     Ort habe in den vergangenen Jahren
                     Regulierung in diesem Bereich aus.“ Darü-                                                            immer wieder Vorschläge gemacht, um
                     ber hinaus warb sie für zeitlich begrenzte            Steigenden Mieten und fehlendem                die Mieten zu entspannen und sozialer
                     Sonderabschreibungen bei Investitionen                Wohnraum mit einem Mehr an Sozi-               Spaltung entgegenzuwirken, „gebets-
                     in den sozialen Wohnungsbau und ge-                   alwohnungen entgegenzutreten, löse             mühlenartig“ über Erbbaupacht gespro-
                     ringere Baunebenkosten. Energievor-                   keine Probleme, argumentierte Holger           chen, für Konzeptvergaben geworben,
                     schriften, Personalkosten, LKW-Maut,                  Arppe (fraktionslos). „Anstatt viel Geld in    dafür gesorgt, dass Grundstücke nicht
                     teure Rohstoffe und Bauabfälle – all das              den sozialen Wohnungsbau zu stecken,           zu Höchstpreisen verkauft werden. Wer
                     seien „Kostentreiber“, die auch vor sozi-             sollten die Kommunen Belegungsrechte           ernsthaft nach Lösungen für mehr so-
                     alem Wohnungsbau nicht Halt mach-                     im Wohnungsbestand erwerben. Solche            ziale Durchmischung suche, müsse sich
                     ten. Gerade DIE LINKE fordere in Sachen               Belegungsrechte ließen sich breiter über       bewusst sein: „Nur Nebeneinander zu
                     Energie, Klimaschutz und Gehälter „im-                Stadtteile streuen als Sozialwohnungen         wohnen, heißt noch lange nicht, dass
                     mer neue Standards“. Eine Erklärung, wie              und wirkten damit effektiver der sozialen      man auch zusammen lebt.“ Wir-Gefühle
                     das mit der Bereitstellung von sozialem               Spaltung entgegen. Darüber hinaus müs-         und Solidarität seien am Ende eine Fra-
                     Wohnraum in Einklang zu bringen sei,                  se stärker als bisher sichergestellt werden,   ge der Stadtentwicklung. Und die wie-
                     bleibe sie jedoch schuldig.                           dass Sozialwohnungen an wirklich Be-           derum brauche eine bessere finanzielle
                                                                           dürftige vermietet würden. „Statistische       Unterstützung des Landes.
                     Der Antrag von SPD und CDU greife ein                 Auswertungen zeigen, dass nur 45 Pro-
                     Problem auf, das sie aus ihrem Wahlkreis              zent der Mieter tatsächlich arm sind.“         Am Ende der knapp zweistündigen De-
                     Rostock-Evershagen gut kenne, sagte                                                                  batte stimmten SPD, CDU und BMV für
                     Christel Weißig (BMV). Sie habe kein Ver-             Das sehe der Abgeordnete Arppe „völlig         den Koalitionsantrag. AfD und DIE LINKE
                     ständnis dafür, wenn Kommunen stadt-                  falsch“, meinte Jörg Heydorn (SPD). In         enthielten sich. Dem Antrag der Linken
                     eigene Wohnungen und Grundstücke,                     Wien, beispielsweise, hätten Alleinste-        stimmten nur die Antragsteller zu. Alle
                     also „ihr Tafelsilber“, „aus Profitgründen            hende bis zu einem Netto-Jahreseinkom-         anderen lehnten ihn ab.
                     an private Investoren verscherbeln“ und               men von 45.000 Euro Anspruch auf eine
                     bei Mietern Existenzängste verschärften.              geförderte Wohnung. „Was im Ergebnis           Antrag SPD/CDU-Koalition
                     „Prekäre Löhne, niedrige Renten sind die              dazu führt, dass sie innerhalb der gesam-      Drucksache 7/2667
                     Vorzeichen, dass immer mehr Menschen                  ten Stadt diese soziale Durchmischung          Antrag DIE LINKE
                     nur noch verzweifelt in die Zukunft se-               erreichen.“ Der soziale Wohnungsbau in         Drucksache 7/2675

                                                                                                                     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
LANDTAGS NACHRICHTEN - Landtag MV
10   A u s          d e m           P l e n u m / B e r i c h t e

     Bei Anruf Bus
     Land nimmt Rufbusangebote
     unter die Lupe

         Wenn „Ilse“ und „Elli“ kommen,
     dann sorgen sie für Anschluss. An den
     öffentlichen Nahverkehr. Zu Behör-
     den. Ärzten. Supermärkten. „Ilse“ und
     „Elli“ sind zwei Rufbus-Modelle, die in
     den Ämtern Peenetal/Loitz (Landkreis
     Vorpommern-Greifswald) und Röbel
     (Landkreis Mecklenburgische Seen-
     platte) die Lücken im ländlichen Nah-
     verkehr füllen. Auch in anderen Land-
     kreisen sind Rufbusse unterwegs.
     Gefahren wird nach Bedarf und auf               Busse sind für mehr Mobilität in ländlichen Regionen unverzichtbar.               Foto: Jens Büttner
     Abruf. Wie viele Projekte gibt es inzwi-
     schen? Was eint und unterscheidet               Energieminister Christian Pegel. Für ein               Fläche zu erhöhen, dürfte der Rufbus
     sie? Und lassen sich diese Mobilitäts-          dünn besiedeltes Bundesland wie Meck-                  jedoch nicht in Konkurrenz zu Bahn-
     angebote auf ganz M-V ausweiten?                lenburg-Vorpommern stelle die Alltags-                 linien treten. „Und er darf auch kein
     Dies herauszufinden, haben die Abge-            mobilität eine große Herausforderung                   Ersatz dafür sein, dass Bahnlinien ge-
     ordneten der Landesregierung mit                dar. Trotz der rund 90 Millionen Euro,                 schlossen werden.“ Bessere ÖPNV-
     breiter Mehrheit ins Stammbuch ge-              die das Land für den Busnahverkehr                     Anbindungen allein reichten jedoch
     schrieben. Ausgangspunkt dafür war              an die Kommunen ausreiche, „bleibt                     nicht, um die Herausforderungen, vor
     ein Antrag von CDU und SPD.                     ein klassisch ständig verkehrender Bus-                denen ländliche Räume stünden, zu be-
                                                     verkehr im ländlichen Raum nahezu                      wältigen. „Hier sind Konzepte mit ganz-
     „Die Gesellschaft in Mecklenburg-Vor-           unbezahlbar“. Auch sie begrüße daher                   heitlichem Ansatz gefragt“, die auch As-
     pommern steht in der Frage der Mo-              die bestehenden Initiativen, um mehr                   pekte wie gewerbliche Ansiedlungen,
     bilität vor großen Herausforderungen“,          Mobilität in die Fläche zu bringen. „Die               Arbeitsplätze, Digitalisierung, Bildung,
     führte Dietmar Eifler (CDU) an. „Gerade         unterschiedlichen Modelle landespoli-                  Kinderbetreuung oder ärztliche Versor-
     in den ländlichen Räumen ist der Rück-          tisch wahrzunehmen, würdigt die Kraft                  gung in den Blick nehmen.
     gang des ÖPNV besonders bemerkbar.“             und das Engagement der Landkreise
     Insbesondere an Wochenenden und in              und Modellträger.“ Dabei sei jedoch Fin-               „Natürlich ist der ÖPNV nicht das einzige,
     Zeiten ohne Schülerverkehr. „Wir wollen         gerspitzengefühl gefragt. Denn: Jedes                  was wir brauchen. Aber ohne ÖPNV
     deshalb mit dem Antrag Maßnahmen                Modell basiere auf konkreten Gegeben-                  ist der ländliche Raum auch nichts“, er-
     unterstützen, die das Mobilitätsangebot         heiten vor Ort. „Den einen ländlichen                  widerte Philipp da Cunha (SPD). Dem
     des öffentlichen Personenverkehrs im            Einheitsraum gibt es nicht.“ Inwiefern                 lateinischen Namen nach seien Omni-
     ländlichen Raum verbessert.“ Ausgangs-          sich bestehende Projekte auf andere                    busse „für alle“ da. Für viele ländliche
     punkt seien bereits bestehende Pro-             Regionen übertragen ließen, könne da-                  Regionen treffe das aber schon lange
     jekte wie der „Ilse-Bus“, der Bürgerbus         her nur durch die originär zuständigen                 nicht mehr zu. „Es gibt an einigen Stel-
     „Elli“ oder das Rufbussystem im Land-           Landkreise und kreisfreien Städte ent-                 len ein sehr schlechtes Angebot.“ Umso
     kreis Ludwigslust-Parchim. „Wir wollen          schieden werden, so Drese.                             begrüßenswerter seien die Rufbus-Sys-
     die Rahmenbedingungen schaffen, da-                                                                    teme.„Sie bieten ein deutliches Plus an
     mit Träger des öffentlichen Personen-           Das eine Angebot, das alle Herausfor-                  Mobilität.“ Nun sei die Frage: Wie könne
     nahverkehrs voneinander lernen, Erfah-          derungen für die Mobilität im länd-                    das ausgeweitet werden – und zu wel-
     rungen austauschen, gegebenenfalls              lichen Raum flächendeckend löse, wer-                  chen Kosten? Die im Antrag geforderten
     Hard- und Software gemeinsam nutzen             de es auch nach Ansicht von Stephan                    Berichte trügen dazu dabei, „faktenba-
     können“ − und infolgedessen zusam-              J. Reuken (AfD) nicht geben. „Lokal an-                siert“ darüber zu diskutieren. „Im Ideal-
     men Projekte initiieren. „Hierbei wollen        gepasste Lösungen, die gut vernetzt                    fall werden wir Lösungen finden, die bei
     wir ihnen mit finanziellen und tech-            und aufeinander abgestimmt sind, da-                   gleichbleibendem Mitteleinsatz bessere
     nischen Mitteln unter die Arme greifen.“        rin liegt die große Chance für den länd-               Mobilitätsangebote im gesamten Land
                                                     lichen Raum.“ Maßgeblich dafür sei eine                anbieten können.“ Egal ob Omnibus
     „Sie greifen mit Ihrem Antrag ein zen-          gute Kommunikation. „Was nützen gute                   oder nicht: „Wir wollen ein möglichst
     trales Thema auf“, befand Sozialminis-          Ansätze, wenn niemand davon weiß?“                     dicht getaktetes Angebot haben.“
     terin Stefanie Drese in Vertretung für          Bei allem Bestreben, die Mobilität in der

     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
A u s        d e m          P l e n u m / B e r i c h t e                           11

Wieder und wieder über den ÖPNV               daher aus seiner Sicht „mit Vehemenz       DIE LINKE und BMV sind die Pläne des
zu debattieren, sei das eine, entspre-        dafür einsetzen, dass Deutschland ein      Deutschen     Olympischen     Sport-
chend zu handeln, das andere, wandte          Automobilland bleibt“. Da, wo Autofah-     bundes und des Bundesinnenministe-
Dr. Mignon Schwenke (DIE LINKE) ein.          rer dann mit ihrem eigenen Auto nicht      riums, die Förderung des Leistungs-
„Neue Wege der Landesregierung kann           mehr hinkämen, „da können dann ent-        sports zu reformieren. Diese sehen
ich nicht erkennen.“ Daran ändere auch        sprechend andere Angebote wie Bür-         vor, die Anzahl der Bundesstütz-
der Antrag nichts. Im Gegenteil. Er offen-    gerbusse greifen“.                         punkte zu reduzieren und Disziplinen
bare, „dass Sie offensichtlich nicht so ge-                                              mit großen Medaillenchancen stärker
nau wissen, was in Sachen ÖPNV in den         Dietmar Eifler (CDU) bezeichnete das       in den Mittelpunkt zu rücken.
Kreisen und im Lande insgesamt läuft“.        Anliegen, bestehende Modelle zu eru-
Dabei lägen die Aufgaben „klar auf der        ieren, „als Serviceleistung“ gegenüber     „Die Existenz von Bundesstützpunkten
Hand“. Um mit dem Nahverkehr im               den ÖPNV-Trägern. Diese Prüfung            ist wichtig, damit Spitzensportler im
Land „vorwärts zu kommen“, brauche es         schließe natürlich Projekte, in denen      Land unter optimalen Bedingungen trai-
regionale Verkehrsverbünde, landesein-        Schülertickets eine Rolle spielen, nicht   nieren können“, betonte Tilo Gundlack
heitliche Tarife, Software-Vernetzungen       aus. „Von daher ist Ihr Änderungsantrag    (SPD). Gerade für die Nachwuchsförde-
und „eine auskömmliche Finanzierung“.         nicht erforderlich.“ Im Ergebnis gehe es   rung sei das von enormer Bedeutung.
„Wir brauchen dringend eine Finanz-           jedoch nicht darum, „über das Ziel hi-     Angesichts der auf das Jahr 2020 be-
bedarfsuntersuchung für den öffentli-         nauszuschießen“ und wie DIE LINKE den      grenzten Anerkennung müsse drin-
chen Personennahverkehr.“ Trotz aller         Eindruck zu erwecken, „der ÖPNV kann       gend gehandelt werden, um die in Rede
regionaler Unterschiede ähnelten sich         alle Bedarfe decken“. Im Vordergrund       stehenden Disziplinen zukunftsfähig zu
viele Probleme kreisübergreifend. „Das        stehe, wie im Koalitionsvertrag verein-    halten. Dabei werde über die Stichtags-
heißt auch, dass es eine übergreifende        bart, eine „bedarfsgerechte“ Mobilität.    und Fünf-Kader-Regelung genauso zu
landeseinheitliche Lösung in vielen Be-       Das habe auch etwas mit Finanzver-         reden sein, wie über das Acht-Punkte-
reichen geben muss. Platz für Nischen         antwortung zu tun. Genau dieser Ver-       Programm des Landessportbundes
ist dann immer noch.“                         pflichtung komme der Antrag nach. Mit      und bessere Arbeitsbedingungen für
                                              dem Ziel, den Trägern am Ende entspre-     Trainer, „sei es in Form von Bezahlung,
Die BMV warb mit einem Änderungsan-           chende Empfehlungen zu geben.              Urlaub oder unbefristeten Arbeitsver-
trag dafür, auch das kostenlose Schüler-                                                 trägen“. Die Politik müsse sich an dieser
ticket in die Prüfung einzubeziehen. Das      Antrag CDU/SPD-Koalition                   Stelle zwei Fragen stellen: „Will sie den
wäre eine „korrekte und wichtige Ergän-       Drucksache 7/2668                          Spitzensport? Und sind wir im Sport gut
zung“, so Ralf Borschke. SPD und CDU          Änderungsantrag BMV                        aufgestellt?“ Je nach Antwort müsse
zeigten mit ihrem Antrag, die ÖPNV-Pro-       Drucksache 7/2756                          entsprechend gehandelt werden. Die
bleme im ländlichen Raum erkannt zu                                                      Unterstützung der Sportministerin sei
haben. „Aber ein Handeln verschieben                                                     dabei unerlässlich.
Sie erst mal.“ Stattdessen lasse das Land
die Kreise damit allein. Die Folge seien
Flickenteppiche und Ungleichgewichte.
„Werden Sie endlich mit konkreten Vor-
                                              Spitzensport                               Sportministerin Birgit Hesse unter-
                                                                                         stützte das Ansinnen des Antrages. An
                                                                                         den Bundesstützpunkten zu rütteln,
schlägen tätig und hören Sie auf, Politik     Reformpläne des Bundes                     wäre „sehr, sehr fatal“. Sie warf dem
zu betreiben, die ständig nur irgendwel-      bedrohen Leistungszentren                  Bundesinnenministerium vor, am grü-
che Listen erstellt, um diese dann auszu-     in Mecklenburg-Vorpommern                  nen Tisch Kriterien für den Spitzen-
werten und anschließend doch nichts                                                      sport entwickelt zu haben, mit denen
zu machen.“ Um einen Bericht über be-                                                    gut funktionierende Stützpunkte in
stehende ÖPNV-Projekte einzufordern,                                                     Frage gestellt würden. „Das war eine
brauche es keinen Landtagsbeschluss.              Die Sportler der Leistungszentren      einsame Entscheidung eines Ministe-
„Stellen Sie doch einfach einen Antrag        Triathlon und Kanurennsport in Neu-        riums.“ Sie beklagte zudem, nach zwei
im Ausschuss. Das empfehlen Sie uns ja        brandenburg und Segeln in Warne-           Monaten immer noch keine Antwort
auch ständig bei unseren Anträgen.“           münde können durchatmen. Das Bun-          auf ihr Schreiben erhalten zu haben, mit
                                              desinnenministerium erkennt die            dem sie sich in dieser Sache an Bundes-
„Das Thema ist zweifellos sehr wichtig“,      Standorte auch weiterhin als Bundes-       innenminister Seehofer gewandt habe.
sagte Holger Arppe (fraktionslos). „Und       stützpunkte an. Damit ist eine Kür-        Natürlich wolle sie jetzt nicht alles auf
doch gerät hier ein wichtiger Punkt et-       zung des Angebots oder Schließung          ihn schieben und selbst untätig blei-
was aus dem Blick“. Wer über mangeln-         vorerst vom Tisch. Die Anerkennung         ben. „Selbstverständlich haben wir uns
de Mobilität im ländlichen Raum rede,         gilt jedoch nur bis 2020. Der Landtag      sofort mit dem Landessportbund zu-
dürfe nicht zulassen, dass Autofahren         hat die Landesregierung deshalb ein-       sammengesetzt und gemeinsam über-
immer teurer oder durch „erfundene            stimmig aufgefordert, sich für einen       legt, was wir tun können, und auch die
und aufgeblasene Dinge wie Feinstaub-         darüber hinausgehenden Erhalt ein-         Bundesstützpunkte besucht. Wir sind
belastung“ zunehmend „verteufelt“             zusetzen. Ausgangspunkt für den in-        in guten Gesprächen.“ Sie werde sich
werde. Die Landesregierung sollte sich        terfraktionellen Antrag von SPD, CDU,      auch bei der Sportministerkonferenz im

                                                                                    LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
12   A u s            d e m             P l e n u m / B e r i c h t e

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                                                                                                                  Konkurrenz zu anderen Bundesstütz-
                                                                                                                  punkten. Da muss das Land jetzt ran.“

                                                                                                                  „Es passiert nicht allzu oft, dass wir in
                                                                                                                  diesem Hause so einmütig an einem
                                                                                                                  Strang ziehen“, sagte Kasten Kolbe (DIE
                                                                                                                  LINKE). Damit sende der Landtag „ein
                                                                                                                  klares Signal nach Berlin“. Die Pläne des
                                                                                                                  Bundesinnenministeriums, den Fokus
                                                                                                                  der Förderung künftig stärker auf medail-
                                                                                                                  lenträchtige Sportarten zu legen, zeigten
                                                                                                                  das „verstörende Bild“, das die Entschei-
                                                                                                                  dungsträger von der gesellschaftlichen
                                                                                                                  Funktion des Sports zu haben scheinen.
                                                                                                                  „Was sich das Ministerium da am grü-
                                                                                                                  nen Tisch ausgedacht hat, atmet wenig
                                                                                                                  sportlichen, dafür umso mehr neolibe-
                                                                                                                  ralen Geist.“ Das sei für alle Betroffenen
                                                                                                                  „ein Schlag ins Gesicht“. Aber nur auf den
                                                                                                                  Bund zu zeigen, helfe nicht weiter. Jetzt
     Die Bundestützpunkte für den Leistungssport in M-V sind wichtig für die Nachwuchsförderung.                  komme es auf das Land an, zukunftsfä-
                                                                                             Foto: Jens Büttner
                                                                                                                  hige Maßnahmen auf den Weg zu brin-
     November für die Stützpunkte im Land                  selbstverständlich. „Insofern ist der vor-             gen. Zum Beispiel ein flächendeckendes
     stark machen.                                         liegende Antrag folgerichtig“ − das, was               Sichtungssystem, höhere Trainergehälter,
                                                           von der Sportministerin komme, aber                    zusätzliche Lehrer-Trainer-Stellen, sozial
     Thomas de Jesus Fernandes (AfD) er-                   „ein wenig dürftig“.                                   verträgliche Internatskosten sowie spit-
     innerte daran, dass die Reformpläne seit                                                                     zensportfreundliche Ausbildungen und
     Langem bekannt seien. Doch anstatt                    „Wenn wir den Spitzensport in Meck-                    Karriereperspektiven, so Kolbe.
     „pro-aktiv“ Vorschläge für die Entwick-               lenburg-Vorpommern behalten und
     lung des Spitzensports zu erarbeiten, sei             fördern wollen, dann müssen wir das                    Dr. Matthias Manthei (BMV) betonte,
     nur abgewartet worden. So lasse sich in               jetzt tun, sofort tun und im Land tun“,                dass es für die Stützpunkte in M-V
     einem Anerkennungsverfahren nicht                     mahnte Wolfgang Waldmüller (CDU).                      schwer werde, die vorgegebenen Krite-
     punkten. „Hier wurde eine Chance ver-                 Dazu gehöre mehr Basisarbeit und eine                  rien zu erfüllen. Der Fokus der Bundes-
     tan.“ Lediglich den Status quo zu bewah-              Traineroffensive. „Wir haben gute und                  regierung liege auf Standorten, in denen
     ren, sei weder für den Spitzen- noch für              motivierte Trainer. Diese verabschieden                ständig mindestens fünf A- und B-Kader
     den Breitensport eine Lösung. In beiden               sich aber nach und nach in den Ruhe-                   trainierten. Alle anderen Kader, „insbe-
     Bereichen müsse Geld für Infrastruktur,               stand. In diesem Bereich müssen wir also               sondere der Nachwuchs“, spielten dabei
     Sportgeräte und Trainer in die Hand ge-               auf Nachwuchssuche gehen.“ Und zwar                    keine Rolle. „Und da liegt genau das Pro-
     nommen werden, schließlich bedingten                  mit attraktiven und konkurrenzfähigen                  blem für unser Land. Denn in den betrof-
     Breiten- und Leistungssport einander.                 Arbeitsbedingungen. „Trainer sind der                  fenen Bundesstützpunkten wird in erster
     „Der Breitensport bildet das Funda-                   Schlüssel für gute Nachwuchsathleten                   Linie Nachwuchs ausgebildet. Ab einem
     ment der Sportnation Deutschland.“ Im                 und ein wichtiger Punkt, um Sportler im                bestimmten Alter wechseln die Sport-
     Kern der Reform gehe es vor allem ums                 Land zu halten.“ Bei den Spitzensport-                 ler dann in andere Bundesstützpunkte,
     Geld. Das ziehe weitere Veränderungen                 stätten stehe Mecklenburg-Vorpom-                      beim Segeln zum Beispiel nach Kiel.“ Wer
     nach sich. „Bei den Kaderstrukturen, bei              mern, abgesehen von der Radrennhalle                   Bundesstützpunkte für den Nachwuchs
     den Trainern, bei der wissenschaftlichen              in Schwerin, hingegen „wirklich gut da“.               zusammenstreiche und dadurch Entfer-
     Begleitung und auch bei den Stütz-                    Hier müssten jetzt die Alleinstellungs-                nungen zwischen Elternhaus und Sport-
     punkten.“ Sich in diesem Prozess für                  merkmale der Stützpunkte stärker he-                   schule vergrößere, verliere das Wohl der
     sein Bundesland stark zu machen, sei                  rausgestellt werden und in tragfähige                  Kinder und Familien aus den Augen.
                                                                                                                  „Hier besteht die Gefahr, dass viele Ta-
                                                                                                                  lente dem deutschen Spitzensport ver-
                 Bundesstützpunkte in Mecklenburg-Vorpommern                                                      loren gehen.“ Für seine Fraktion stehe
                                                                                                                  daher fest: „Die Nachwuchsausbildung
      Schwerin                      Volleyball (Frauen), Boxen, Bahnradsport                                      muss dezentral bleiben.“
      Rostock                       Wasserspringen, Rudern, Segeln, Short Track
                                                                                                                  Antrag SPD, CDU, DIE LINKE, BMV
      Neubrandenburg                Kanurennsport, Leichtathletik (Wurf/Stoß), Triathlon                          Drucksache 7/2669

     LandtagsNachrichten Mecklenburg-Vorpommern 8/2018
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