La Belgique - Pays d Accueil - Sankt Paulus
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PaulusRundbrief Afgiftekantoor 1150 Brussel – P900350 Tervurenlaan 221, 1150 Bxl verantw. uitgever: W. Severin N°495 bimestriel Oktober – November 2019 La Belgique – Pays d´Accueil Was mir an Belgien Zufluchtsort Eine trügerische so gut gefällt Atelier Idylle Seite 5 f. Seite 24 ff. Seite 34 ff.
E DITORI A L INH A LT Liebe Leserinnen, Ein Wort voraus 3 liebe Leser des PaulusRundbriefs! Thema: La Belgique – W enn man aus dem flämischen Um- land in die Stadt Brüssel hinein- fährt, wird man an der Stadtgrenze von Pays d´Accueil Was mir an Belgien so gut gefällt 5 5 Der Austausch von Kulturen 7 Plakaten mit be.willkommen in vier Sprachen begrüßt: Dies inspirierte uns Internationale Schulen in Brüssel 10 zum Titelthema des vorliegenden Rund- Die Diözese Brüssel-Mechelen briefs: La Belgique – Pays d´Accueil! und ihre Auslandsgemeinden 13 Ein erster Beitrag beschäftigt sich ent- Xenia 16 sprechend mit einigen liebenswerten Schlaglichter 19 Eigenschaften unserer Wahlheimat. Wegen der vielen allochthonen Bewoh- Meditation: Brückenbauer 22 ner ist die kulturelle Vielfalt Belgiens Zufluchtsort Atelier 24 sehr groß. Dies hat bspw. zur Folge, Politisches Exil in Belgien 27 dass es in Brüssel 29 nicht-belgische Eine Perserin flieht nach Brüssel 31 Schulen gibt – die unterschiedlichen Eine trügerische Idylle 34 Typen lernen wir kennen. Des weite- ren gehören 35 Auslandsgemeinden Neues aus der Diözese 37 zur Diözese Brüssel-Mechelen. Der für Unsere Gottesdienste 38 sie Verantwortliche Eric Vancrayenest erläutert im Interview mit Wolfgang Rückblick 40 Severin, auf welche Weise die Diözese Sommerlager 2019 40 diese Gemeinden unterstützt. Das Gute, Pilgern im Weinberg Gottes 42 das ihnen in Belgien widerfahren ist, Ministrantenausflug 2019 44 möchten die Mitglieder von Xenia an Flüchtlinge – Neuankömmlinge, die es Kurz notiert 45 schwerer haben – weitergeben. Vorschau 46 Nicht fehlen dürfen die ersten Erfah- Firmung 2019 46 rungen von Gemeindemitgliedern sowie ein leidenschaftlicher Appell für stete Konzert/Frauenfrühstück 47 Brücken zwischen Menschen. Vortrag/Rezitationsabend 48 Titelbild: Vor dem Atomium in Brüssel © Boodua, 123RF.com Um Marcel Hastir, der während des NS- Lommel/Syriak.-kath. Gemeinde 49 Terrors unzähligen Menschen in Brüssel Jugendtreff/Gikonko 50 das Leben rettete, geht es sodann. Kibitag/JugendWE/St. Martin 51 Überhaupt war Belgien immer Ziel für Adventsaktionen 52 politisch Verfolgte, wie man in zwei wei- teren Beiträgen erfahren kann. Unser Krippenausstellung/Aufruf 53 Schwerpunkt endet mit der Vorstellung Adeste Thermos 54 einer literarischen Aufarbeitung des Blockflötenatelier 55 Exilantentums an der belgischen Küste. Emmaus-Bibliothek 56 Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre! Interna 57 Ihre Zehn Fragen 58 Gruppen & Kreise 60 Termine im Überblick 62 (A. Dohet-Gremminger) Kontakt 63 2
Ein Wort Voraus Liebe Gemeinde, jeder von uns, der irgendwann, ob kürzlich oder vor längerer Zeit, nach Brüssel gezogen ist, wird sich an seine ersten Eindrücke erin- nern. Ich weiß noch, dass ich erstaunt war, in ein Land gezogen zu sein, dass geographisch so nah an Deutschland liegt, aber von der Mentalität her doch einige andere Züge auf- weist. Gerne nenne ich als Beispiel immer wieder das entspannte Verhalten von Kunden und Kassiererinnen in Supermärkten, die jeden, der in Deutschland versucht, so schnell wie möglich seine erworbenen Waren vom Band in die Einkaufstasche zu bekommen, zu- nächst in den Wahnsinn treiben kann, aber dann, nach einer gewissen Eingewöhnungs- zeit, zur eigenen Entspannung beiträgt. Und dass mich Autofahrer, anstatt mich wild an- zuhupen, am Fußgängerüberweg an der Place Montgomery einladen, bei Rot über die Ampel zu gehen, und sie dafür einen Moment warten müssen, erstaunt mich auch nach elf Jahren immer noch. Würde ich dafür in Köln, Hamburg oder Berlin in der Regel doch von wild gestikulierenden KFZ-Führern mit obszönen Gesten und Verwünschungen von der Straße gefegt. Sie alle, liebe Leserinnen und Leser, könnten eigene Erfahrungen benennen. Manche sind amüsant wie meine, andere sicherlich ernsterer Natur. So werden wir in diesem Heft auch von Menschen berichten, die unter ganz anderen Umständen nach Belgien gekom- men sind als wir Deutschsprachigen, die in der Regel schon mit Arbeit und notwendigen Papieren ausgestattet unser neues Leben in Brüssel begonnen haben. Manche Geschich- ten haben das Potential, die eigenen Befindlichkeiten nicht mehr als ganz so wichtig an- zusehen und uns gleichzeitig zu ermutigen, Hindernisse und Probleme, die sich uns in den Weg legen, mit Verve und Mut anzugehen. 3
Ein Wort voraus Dabei wird man auch bemerken, dass die Ankunft und die Aufnahme in einem frem- den Land eben nicht nur vom aufnehmenden Land abhängt, sondern auch davon, mit welcher Bereitschaft der Ankommende sich auf das Neue einlassen möchte und kann. Belgien und Brüssel bieten da vieles an, auch wenn die bürokratischen Hürden, je nach Stadtteil, oft genug hoch und vor allem unübersichtlich sind. Auch die Kirche, sowohl die belgische Ortskirche als auch St. Paulus als Auslandsgemein- de neben den vielen anderen muttersprachlichen Gemeinden, möchte den Neuankömm- lingen Anlaufstelle und Heimat sein. Sollten Sie also kürzlich erst nach Belgien gezogen sein, möchte ich Sie auf diesem Wege sehr herzlich einladen, an unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen teilzunehmen, Ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen und dabei, Schritt für Schritt, Belgien zur neuen Heimat werden zu lassen. Herzlich Ihr 4
Thema: La Belgique – Pays d´Accueil Was mir an Belgien so gut gefällt In meinem 18. belgischen Jahr versuche Brüssel verbringt. Der gesammelte „brol“ ich zu ergründen, warum ich es hier so aus Jahrhunderten – meist Sperrmüll und angenehm finde. Oft treffe ich mich mit doch voll von wunderlichen Kleinigkeiten, Landesgenossen oder Freunden anderer von denen einem einige ans Herz wachsen. Nationalitäten, die so gern über ihr Gast- Genauso ungenau nehmen es die land herziehen. Der Zustand der öffentli- Belgier mit der Bauordnung. Wenn man chen Ordnung – beklagenswert, die Auto- einmal an der Rückseite einer Häuserzei- fahrer – haben ja überhaupt keine Ahnung, le entlang der Dijle radelt oder wandert, der Amtsschimmel – wiehert ständig und sieht man an jedem zweiten Haus illegale macht einem das Leben unausgesetzt Anbauten aus diversen Generationen flei- schwer, die „Kleinstaaterei“ – der ewige ßiger Schwarzbauer, weil man einfach den Konflikt zwischen Flamen und Wallonen, Platz brauchte für einen Gartenschuppen, die neuen rechten Flamen, die vielen Aus- einige Hühner, ein Autowrack u.s.w. länder, das kafkaeske System von Regeln, die sich oft widersprechen und jeden Misstrauen gegenüber dem Staat Amtsgang zum Abenteuer machen u.v.m. Überhaupt ist das Verhältnis des Bel- giers zu seinem Staat von außerordent- Leben und leben lassen lichem Misstrauen geprägt. Im Grunde Manches kann ich unterschreiben, und verhält sich der Durchschnittsbelgier ge- doch empfinde ich Belgien als ein sehr le- genüber den überbordenden Regeln eher benswertes und liebenswertes Land. Es anarchistisch. Das gilt für den Straßen- herrscht ein grundsätzlich liberaler Geist. verkehr genauso wie für das Steuerrecht Ich lasse den Anderen machen, was er und so vieles mehr. Aus dem Belgier wird will, solange es keinen Eingriff in meinen einfach kein Untertan. Bei Spielen der Red Lebensraum bedeutet. Es gibt einen Geist Devils ist so etwas wie Nationalgeist und des „laissez-faire“, der Raum für Entfaltung Stolz zu erkennen, ebenso bei den vielen lässt. Ob du samstags früh dein Stückchen Radrennen und Volksläufen. Ich hatte das Straße kehrst, ob dein Rasen militärisch Vergnügen, beim Dodentocht, einem Ge- kurz geschnitten ist, ob du im Morgenman- waltmarsch in der Region von Antwerpen, tel oder in Lockenwicklern die Zeitung aus teilzunehmen. Die gefühlte Solidarität, das dem Postkasten holst, wen stört es? Allge- Miteinander, die Anfeuerung vom Straßen- mein empfinde ich „die Belgier“ auch im rand und die generelle Volksfeststimmung Ausland weit weniger auftrumpfend als waren herzerwärmend. andere Nationen. Vielleicht ein weiteres Ich kann es nicht belegen, aber ich habe Anzeichen für Leben und Lebenlassen. das Gefühl, dass in Belgien große Solidari- Das lässt viele skurrile und liebenswerte tät herrscht, wenn Not am Mann ist. Stän- Dinge zu. Menschen, die allerlei sammeln dig wird für etwas gesammelt, gelaufen und verhökern. Man denke an die wunder- oder gefeiert, und viele Menschen sind mit vollen Stunden, die man in den Marollen in dabei. Das große Misstrauen gegenüber 5
Thema: dem Staat ruft nach direkter Hilfe und So- Landschaft, Städte und Kultur lidarität. Es mag sein, dass die Deutschen Nicht vergessen möchte ich die herr- pro Kopf mehr spenden, aber in Belgien lichen, nicht immer so durchorganisierten scheint mir die Hilfe anpackender zu sein. Landschaften, vor allem in der Wallonie. Die Ardennen oder das hohe Venn sind ein Offen für Fremde und Neues Traum für jeden Wanderer. In der unsäglichen Diskussion über Die wunderschönen Städte und Städt- Einwanderung ist in Belgien eine große chen – und nach all den Jahren entdecken Entspanntheit zu bemerken. Natürlich wir immer noch welche: Nicht nur Brügge, gibt es auch hier die Radikalen, aber Nati- Gent und die üblichen Verdächtigen zeu- onalismus scheint in diesem kleinen Land gen vom Reichtum vergangener Epochen. wenig zu verfangen. Belgien ist schon vor Ihr oft abgeblätterter Charme bietet man- seiner Entstehung ein Kreuzungspunkt im che romantische Augenblicke. Nordwesten gewesen. Alles, was vom Kon- Die Kultur: Vom Straßenfest bis zum tinent nach England wollte, musste hier Weltklasse-Konzert, Ballett, alte Puppen- durch, von Frankreich nach Holland usw. theater, Festivals von Jazz, Waerchter und Geschichtlich waren die großen Handels- vielen anderen bis Couleur Café, Straßen- städte immer Crossroads. Mit den Frem- musik, die vollen Kinos und Theater – sehr den kamen interessante Güter, Geld und reich und sehr divers. Neben der klas- Wohlstand ins Land und machten Flandern sischen Hochkultur gibt es viel anderes – für Jahrhunderte zur reichsten Region Eu- geförderte Kleinkultur – ein Paradies für ropas. Und das gilt heute auch noch. Kaum Künstler und solche, die es werden wollen. ein Belgier, der nicht mit diversen Nationa- Zur Kultur gehört in Belgien auch Es- litäten zusammenarbeitet oder bei einer sen und Trinken. Kaum ein Land, wo mit Niederlassung einer ausländischen Firma solcher Hingabe geschlemmt wird. Man arbeitet. Man kann fast nicht xenopho- spart hier nicht am Essen. Vielleicht fährt bisch sein. Rein genetisch ist der Belgier man ein kleines verbeultes Auto, hat kein wohl in 99% aller Fälle eine Mischung aus riesiges Domizil, aber eine gute, oft teure unterschiedlichsten Genen. Es fällt also Flasche Wein gehört immer zum Essen. einigermaßen schwer, nationalistisch zu Und es gibt einfach eine Passion für die sein. In der Straße, in der wir leben, gibt nationalen Grundnahrungsmittel wie Frit- es gefühlt ca. 30 Nationalitäten und keine ten oder Schokolade. Wer kennt nicht die erkennbaren Differenzen. Jeder scheint Schlangen an der ersten belgischen Frit- froh zu sein, in so einem schönen, wohlha- tenbude bei der Rückreise vom Urlaub? benden und einigermaßen geordneten Ge- Bei allen Unzulänglichkeiten und Pro- meinwesen zu leben. Und die Belgier sind blemchen geht es mir nach all den Jahren meistenteils froh, dass die vielen Leute da immer mehr so, dass ich bei meinen vielen sind, weil sie auch davon profitieren. Na- Reisen ein großes Gefühl des Heimkom- türlich sind die Immobilienpreise gestiegen mens spüre, wenn ich bei Maastricht über und Einiges ist teurer geworden, aber ein die Grenze komme in unser kleines König- Berliner, Münchner oder Hamburger wird reich. die hiesigen Mieten als billig empfinden. Matthias Rollmann 6
La Belgique – Pays d´Accueil Der Austausch von Kulturen in Belgien In den Straßen der belgischen Hauptstadt lebt die Vielfalt. Menschen aller Alters- gruppen, aller Nationalitäten und aller Kulturen tummeln sich in den Straßen und auf den Plätzen der wunderschönen EU-Hauptstadt. Und diese „Kulturballung“ macht sich überall bemerkbar. Durch ihr kulinarisches Angebot, ländertypische Fe- stivals und musikalische Veranstaltungen verbreiten sich die verschiedensten Kul- turen und prägen somit auch unser Leben hier in Belgien. © Adobe Stock So viele Kulturen – und woher kommen Wie jede Großstadt zieht auch die bel- sie? gische Hauptstadt Menschen aus allen Von den 1,2 Millionen Einwohnern in Ländern und Kontinenten an, doch gerade der Region Brüssel-Hauptstadt haben un- Brüssel nimmt durch den Sitz mehrerer Eu- gefähr 71% eine ausländische Herkunft.* ropäischer Institutionen eine Sonderrolle Und nur die Hälfte von ihnen besitzt die ein. Mit der Gründung der Europäischen belgische Staatsangehörigkeit. Besonders Gemeinschaften durch die Römischen Ver- in der Brüsseler Innenstadt prallen all träge in 1957 war der Grundstein gelegt. diese Kulturen und Nationalitäten aufein- Plötzlich wuchsen viele kleine und größere ander. Viele ausländische Kulturen grup- Länder zu einem Europa zusammen. Durch pieren sich dabei auch in landestypischen neue Regulationen ist EU-Bürgern viel er- Quartieren, wie beispielsweise das afrika- möglicht worden, was durchaus auch zur nische Viertel in Ixelles oder das benach- Mischung der Kulturen beigetragen hat. barte Europa-Viertel. Größtenteils leben Viele neue Freiheiten sorgen dafür, dass und arbeiten die Menschen oft mit sehr Bürger der EU nun innerhalb der Europä- unterschiedlichem Background jedoch Tür ischen Union frei reisen können und über- an Tür und begegnen sich in den Straßen. all arbeiten und leben können. Durch den Doch was treibt all diese Kulturen nach Sitz des Europäischen Parlaments und wei- Brüssel? terer europäischer Institutionen in Brüssel kamen auch viele Bürger verschiedenster Nationalitäten in die belgische Hauptstadt * Diese recht hohe Zahl ergibt sich durch Zu- und ließen sich hier nieder. So erlangte die grundelegen der folgenden Kriterien für Migra- mittlerweile aus mehr als 166 verschie- tionshintergrund: aktuelle Nationalität, Natio- denen Nationalitäten bestehende Haupt- nalität bei Geburt, Nationalität der Mutter bei stadt über die Jahre unter anderem ihre Geburt, Nationalität des Vaters bei Geburt kulturelle Vielfalt. 7
Thema: Kultureller Austausch nicht nur dabei helfen, sich im Urlaubsland In der Region um Brüssel findet man besser zurechtzufinden, es erhöht auch zahlreiche auswärtige Restaurants. Ob ko- das Selbstbewusstsein und erweitert den reanisch, marokkanisch, brasilianisch oder Freundeskreis. Fremdsprachen helfen au- hawaiianisch, die Auswahl ist grenzenlos. ßerdem, neue Kulturen und Lebenskreise Ganz im Gegensatz zu den geographischen kennenzulernen und somit das Verständ- Grenzen oder – noch schlimmer – den nis für fremde Traditionen und Denkwei- Schranken in den Köpfen der Menschen. sen zu verbessern. Menschen sind durch Kulinarisch ist es für die meisten Menschen die Kultur, in der sie aufgewachsen sind, kein Problem, andere Kulturen kennenzu- geprägt und verhalten sich dementspre- lernen, persönlich gibt es oft Hemmungen chend. Das Kennenlernen neuer Kulturen und Vorurteile. kann dabei helfen, andere Perspektiven zu Um dem entgegenzuwirken, haben sich eröffnen und die eigenen Vorstellungen zu viele Schulen der Aufgabe verschrieben, hinterfragen, wodurch auch Offenheit und durch Projekte, länderübergreifende Pro- Toleranz gefördert werden. Somit stärken gramme oder Ähnliches den kulturellen Sprachen die Individualität des Einzelnen Austausch zu fördern und Jugendliche in und bestimmen oft sogar den weiteren Le- ihrer Weltoffenheit zu unterstützen. bensverlauf. Zudem sind Mehrsprachigkeit Im Rahmen eines Friedensprojektes und Toleranz gegenüber anderen Kulturen fand beispielsweise auch zwischen der in- in der heutigen globalisierten Welt immer ternationalen Deutschen Schule in Brüs- mehr gefragt, ob im Alltag oder Beruf. sel und der DY Patil School in Antwerpen Beides bereichert unser Leben sehr, för- ein Austauschprogramm statt, bei dem dert unsere soziale Kompetenz und unsere die Schülerinnen und Schüler sich über Intelligenz. ihre verschiedenen Kulturen austauschen konnten und sogar noch interessante Ein- Der Anstandsrest und weitere interkultu- blicke in östliche Kulturen und ihre Frie- relle Missverständnisse densvorstellungen bekamen. Andere Länder – andere Sitten. Durch jahrelang verschieden entwickelte Kul- Hallo, Bonjour und Goedendag turen, jede mit ihren eigenen Traditionen Sprachen und Kulturen fördern Offen- und Gepflogenheiten, kann es im gegen- heit und erweitern die Kommunikation seitigen Austausch auch mal zu Missver- und können somit schon in frühen Jahren ständnissen kommen. Allein schon bei der dabei helfen, Verbindungen zu schaffen, Begrüßung kann man in das eine oder an- die sogar über Ländergrenzen hinausrei- dere Fettnäpfchen treten. Während näm- chen. Das Erlernen neuer Sprachen kann lich in den meisten westlichen Ländern das Händeschütteln die gängigste Begrüßungs- geste ist, wird sie in weiten Teilen Chinas als unhöflich erachtet. In vielen Ländern Asiens sehen sich die Gesprächspartner außerdem nie direkt in die Augen. Was also in Europa als unhöflich oder Zeichen von 8
La Belgique – Pays d´Accueil Unsicherheit gilt, ist in anderen Ländern eine gute Manier. Große Unterschiede las- sen sich auch beim gemeinsamen Essen erkennen. In weiten Teilen Asiens wird das Schlürfen einer Suppe beispielsweise als Zeichen angesehen, dass es schmeckt. Sei- nen Teller komplett leer zu essen, ist dort ein Zeichen von Unhöflichkeit, da dies be- deuten kann, dass der Gast nicht satt ge- worden ist. Diese interkulturellen Missver- ständnisse weisen oft im Alltag sowie im Geschäftsleben Konfliktpotenzial auf. Der kulturelle Spagat Die Identifikation mit seinem Her- kunftsland beizubehalten und gleichzeitig Offenheit gegenüber anderen Kulturen zu Unsere Firmandin Sabine Palm © privat zeigen, ist oft eine schwere Hürde, die je- doch überwunden werden muss, um Kul- die Offenheit und Unvoreingenommenheit turen zu verbinden. Der Spagat zwischen anderen Kulturen gegenüber, kann man Identität und Integration ist nicht immer nicht früh genug erwerben. leicht, egal ob man als Ausländer in einem Sabine Palm fremden Land lebt oder in seinem Heimat- land Menschen aus anderen Kulturkreisen empfängt. Wie kann es gelingen, dass man sich als Nicht-Einheimischer gleichzeitig zu Hause fühlt, seine Wurzeln nicht verliert und sich trotzdem bestmöglich integriert? Die wichtigsten Bedingungen dafür sind Mehrsprachigkeit und das gegenseitige unvoreingenommene Kennenlernen durch die Zusammenfügung sozialer Lebens- kreise. Um interkulturelle Missverständ- nisse zu umgehen und interkulturelle Ver- bindungen aufzubauen, sind Offenheit und Selbstreflexion sehr wichtige Faktoren. Die Fertigkeiten, sich in verschiedenen Kultur- kreisen zu bewegen, kann und muss man lernen. Schulungen und Workshops kön- nen beispielsweise dabei helfen, diese in- terkulturellen Kompetenzen zu erlangen und verbessern. Aber die Grundlage dafür, 9
Thema: Internationale Schulen in Brüssel Dass Brüssel eine sehr internationale und ßerdem werden Niederländisch und Spa- multikulturelle Stadt ist, fällt einem schnell nisch als zweite Sprache angeboten. Nach auf, wenn man sie in Zahlen betrachtet. Es der Schule gibt es auch Kurse in mehreren befinden sich 20 Organisationen der EU in anderen Sprachen (die sich nach Bedarf Brüssel. Außerdem gibt es 42 zwischen- ändern), um es den Schülern zu ermögli- staatliche Organisationen in der Stadt, un- chen, die Kenntnisse ihrer Muttersprache ter anderem die NATO, Eurocontrol und die aufrecht zu erhalten und zu erweitern. Der Weltzollorganisation. Diese Institutionen Lehrplan ist auf das internationale Abitur ziehen Leute aus der ganzen Welt an, was (International Baccalaureate, oder IB) aus- zu einem Teil dafür verantwortlich ist, dass gerichtet und bietet mit 45 die meisten IB- 57% der Bevölkerung in Brüssel Alloch- Kurse in Brüssel an. Der Unterricht besteht thone sind, also gebietsfremde Herkunft also meist aus einer Mischung aus IB- und haben. Es befinden sich beispielsweise un- schulspezifischen Kursen, und die Schule gefähr 5.700 Diplomaten in Brüssel sowie bietet das internationale Abitur und einen fast 1000 ausländische Journalisten. Dazu amerikanischen Schulabschluss an. kommen natürlich noch all die Beamten, die für die eben genannten Organisationen arbeiten. Da viele Leute mit ihrer Familie umziehen, befinden sich auch 29 nichtbel- gische Schulen mit insgesamt über 22.000 Schülern in Brüssel. Internationale Schulen Unter ihnen gibt es verschiedene Ty- pen, die auf unterschiedlichen Sprachen unterschiedliche Lehrpläne unterrichten. Erstens gibt es internationale Schulen, wie Die International School of Brussels © International School bespielweise die ISB (International School of Brussels of Brussels, Bild rechts). Die Schule wurde Andere internationale Schulen sind 1951 gegründet und war damit die erste beispielsweise die britische Schule (British internationale englischsprachige Schule International School of Brussels, BISB), die Brüssels, damals allerdings noch American amerikanische Schule (BAS) und die inter- School of Brussels genannt. Heute besu- nationale Montgomery Schule. chen über 1.500 Schüler zwischen dem Al- ter von 2 ½ und 19 aus 62 Ländern die ISB. Europäische Schulen Der Unterricht findet auf Englisch statt, Zweitens gibt es die europäischen aber die Schüler lernen von Beginn an Schulen. In Brüssel sind es zur Zeit vier. Eu- Französisch und können in höheren Stufen ropaschulen wurden gemeinsam von den auch Fächer auf Französisch wählen. Au- Regierungen der Mitgliedsstaaten der Eu- 10
La Belgique – Pays d´Accueil ropäischen Union gegründet, um den Kin- Auslandsschulen dern der Beamten, die für die Institutionen Drittens gibt es auch mehrere Auslands- der EU arbeiten, Unterricht in ihrer Mut- schulen, also Schulen, die ihre Lehrpläne, tersprache anzubieten. Doch anders als bei Abschlüsse und Bildungsziele am Heimat- Auslandsschulen gibt es bis zu 10 Sprach- land orientieren, sich aber im Ausland abteilungen pro Schule. Im Kindergarten befinden. Die Abschlüsse sind meistens und in der Grundschule erhält man allen sowohl im Heimatland als auch im Sitz- Unterricht (außer Fremdsprachen) in sei- land anerkannt. In Brüssel gibt es z.B. die ner Muttersprache. In den Sekundarstufen japanische Schule, ブラッセル日本人学校 hat man mehrere Fächer in seiner zweiten (Burasseru Nihonjin Gakkō), auf Englisch Sprache, die man ab der ersten Klasse lernt. abgekürzt JSB (Japanese School of Brus- So mischen sich die Sprachabteilungen, sels). Es handelt sich hierbei um die einzige und bis zum Schulabschluss sprechen die internationale japanische Schule Belgiens, meisten Schüler beide Sprachen fließend. gegründet 1974. Der Unterricht entspricht Insgesamt werden die vier Schulen in Brüs- dem japanischen Lehrplan, es werden Bü- sel von fast 13.000 Schülern besucht, in 14 cher aus Japan verwendet, und selbst das Stufen (von 4 bis 18) und bis zu 10 Sprach- Schuljahr ist das japanische – von April bis sektionen pro Schule aufgeteilt. Alle Schu- März. Dies ermöglicht den Schülern, nach len müssen eine französische, englische ihrem Schulabschluss nach Japan zurück- und deutsche Sprachsektion anbieten, die zukehren, was die meisten auch tun. Auch anderen unterscheiden sich zum Teil zwi- bleiben die Eltern oft nur für ein paar Jah- schen den Schulen. Die EEB3 (s. unten) hat re in Brüssel, weshalb es wichtig ist, dass zum Beispiel zusätzlich eine spanische, nie- die Schüler ohne größere Probleme wie- derländische, griechische und tschechische der an eine Schule in Japan zurückkehren Sprachabteilung. Zum Schulabschluss er- können. Die Schule wird von mehr als 300 halten die Abiturienten ein Europäisches Schülern besucht, im Alter zwischen 6 und Abitur, eine von allen EU-Mitgliedsstaaten 18 Jahren. Viele japanische Familien woh- akzeptierte Hochschulreife. Universitäten nen im Umfeld der JSB, weshalb sie einen behandeln Schüler der Europaschulen wie wichtigen Mittelpunkt für die japanische lokale Absolventen. Gemeinschaft darstellt. Außerdem findet samstags Unterricht für Schüler statt, die lokale Schulen besuchen – in Mathematik und Japanisch. Andere Auslandsschulen in Brüssel sind die Internationale Deutsche Schule (iDSB) und das Lycée français. Alle Arten von nichtbelgischen Schulen sind Privatschulen, aber meistens wird das Schulgeld entweder zum Teil oder kom- plett von der Firma oder Institution be- zahlt, wegen der die Eltern nach Brüssel © Europäische Schule von Brüssel III (Ixelles) gezogen sind. 11
Thema: Ergänzende Schulen Viertens gibt es einige Schulen, die samstags und nachmittags Unterricht ge- ben, also nicht den Schulbesuch an einer belgischen Schule ersetzen, sondern zu- sätzlich existieren. So wird den Schülern ermöglicht, ihre Kenntnisse ihrer Mutter- sprache zu erweitern sowie mehr über die Geschichte und Kultur ihres Heimatlandes zu erfahren, aber trotzdem eine belgische Schule zu besuchen. Eine dieser Schulen ist die polnische Joachim Lewel Schule (Szkolny Polzka Konsultacyjny przy Ambas- Unsere Firmandin Astrid Kutos © privat adzie RP w Brukseli). Der Unterricht findet mittwochnachmittags zwischen eins und denen Typen – Internationale Schulen, halb neun und samstags zwischen acht Europaschulen, Auslandsschulen, Ergän- und halb sechs statt. In den niedrigen Stu- zungsschulen – eignen sich für verschie- fen hat man 4 Stunden, je 45 Minuten, dene Schüler: Die Ergänzungsschulen, zum pro Woche, in den höheren Stufen 5. Der Beispiel, ermöglichen den Schülern, eine Lehrplan ist vom polnischen Bildungsmini- belgische Schule zu besuchen, also sich sterium festgelegt. Es werden zwei Fächer besser zu integrieren und trotzdem die unterrichtet: Polnisch sowie polnische Ge- Verbindung zu ihrem Heimatland aufrecht schichte und Geografie. In Polnisch lernt zu erhalten; die Europaschulen und inter- man zuerst Grammatik, später etwas über nationalen Schulen bieten ein internati- Literatur. Außerdem kann man zusätzlich onales Umfeld, wobei die Europaschulen katholischen Religionsunterricht wählen. auch eine Verbindung zum Heimatland Die Schule bietet Kurse in der Grundschu- darstellen; die internationalen Schulen le und Sekundarschule an, und man kann wiederum eignen sich besonders gut für auch online die Schule besuchen. Als Schul- Leute, die häufig umziehen, da die IB-Kurse abschluss bekommt man ein Zertifikat, das überall gleich sind. Wegen des internatio- den Besuch einer polnischen Ergänzungs- nalen Publikums gibt es ein größeres An- schule bestätigt. gebot als in vielen anderen Städten, was Es gibt außerdem zum Beispiel eine bedeutet, dass es für fast jeden eine pas- portugiesische und griechische Ergän- sende Schule gibt. zungsschule. Astrid Kutos Insgesamt gibt es in Brüssel ein großes Angebot an nichtbelgischen und internati- onalen Schulen. Der Bedarf ist wegen der vielen internationalen Institutionen und Firmen sehr hoch und steigt jedes Jahr, weshalb neue Schulen (wie beispielsweise die EEB5) geplant werden. Die verschie- 12
La Belgique – Pays d´Accueil Die Diözese Brüssel-Mechelen und ihre Auslandsgemeinden Wie alle anderen katholischen Auslandsgemeinden Brüssels gehört St. Paulus kirchenrechtlich zur Diözese Brüssel-Mechelen. Im In- terview mit Wolfgang Severin erklärt uns Dekan Eric Vancraeynest (s. Bild rechts), der für die Pastoral der Gemeinden ausländischer Herkunft in der Diözese zuständig ist, die Besonderheiten und Herausforderungen, die sich aus der Zusammenarbeit mit den Auslandsgemeinden ergeben. © privat Wie viele Nationalitäten gibt es in der pastorale Kontakte zwischen der lokalen katholischen Kirche in Brüssel? Wie viele und der Auslandsgemeinde, einschließlich von ihnen haben eine eigene Gemeinde? dem gemeinsamen Feiern großer litur- Bezieht man Ihre Frage auf Einzelper- gischer Feste. sonen, so gibt es in Brüssel unter den Ka- Nur wenige Auslandsgemeinden in tholiken nahezu so viele Nationalitäten wie Brüssel besitzen ein eigenes Gotteshaus Länder auf der Erde. Einige sind in vom nur für sich. Diese haben zwar mehr Kom- Bischof anerkannten Auslandsgemeinden fort (und das Gefühl, „zu Hause“ zu sein), (sog. communautés catholiques d’origine jedoch viel weniger Kontakt zu den lokalen étrangère, COE) organisiert,* mit autono- Kirchengemeinden. Aber es gibt einen neu- mer Seelsorge und einem vom Bischof von en Trend: Durch die Umstrukturierung der Mechelen-Brüssel ernannten Pastoralfüh- Pfarreien und Pastoraleinheiten können rer, dies jedoch nicht nach Nationalität, in manchen Kirchen keine Gottesdienste sondern nach gesprochener Sprache. Es mehr auf Französisch oder Niederländisch gibt 35 solcher Auslandsgemeinden mit angeboten werden. Um sie am Leben zu 25 verschiedenen Sprachen (einige sind erhalten, werden sie katholischen Gemein- mehrfach vertreten: Spanisch, Polnisch, den mit einer fremden Sprache anvertraut. Englisch, Italienisch, Portugiesisch). Allerdings besitzen nicht alle ein ei- Welches sind Ihre persönlichen Verant- genes Kirchengebäude, die meisten Aus- wortlichkeiten gegenüber Pfarreien im landsgemeinden teilen sich Pfarr- oder Klo- Ausland? sterkirchen mit lokalen Gemeinden. Dies Meine Aufgabe ist zum einen, den ver- ist organisatorisch anspruchsvoller, dafür schiedenen Auslandsgemeinden (COE) aber sehr bereichernd, denn es ermöglicht zu ermöglichen, ihren Glauben zu leben. * Die belgische Kirche spricht ausdrücklich Sie sollen die Möglichkeit haben, in ihrer nicht von Auslandsgemeinden, sondern von eigenen Sprache zu feiern und zu beten, Gemeinden ausländischer Herkunft, denn denn es ist wichtig, dass Menschen, die in der katholischen Kirche gibt es von ihrem kein oder nur wenig Französisch oder Nie- Selbstverständnis her keine Ausländer. derländisch sprechen, in Brüssel in ihrer 13
Thema: Muttersprache, in der sie die Worte ihres das Geschehen dort informiert ist und die Glaubens gelernt haben, beten können. richtigen Entscheidungen treffen kann. Oft Andererseits obliegt mir die Förderung wird auch Bischof Kockerols in die Aus- der Beziehungen der Auslandsgemeinden landsgemeinden eingeladen. So kann er zur Ortskirche (mit der Diözese und den ihren Reichtum und Segen für die Kirche Gemeinden in ihrer Nachbarschaft) und in Brüssel selbst erfahren. Hinzu kommen die Vermeidung des Rückzugs dieser durch Kontakte auf der Ebene der Pfarreien: Die Herkunft, Sprache und Kultur stark verbun- meisten Auslandsgemeinden stehen in di- denen Gemeinschaften. Es ist wichtig, dass rektem Kontakt mit lokalen Gemeinden, sich Menschen aus Auslandsgemeinden tauschen Informationen über Aktivitäten nicht zurückziehen und nostalgisch an Din- aus und haben gemeinsame Projekte. gen festhalten, die nicht einmal zum christ- lichen Glauben gehören. Es hilft nicht, Unterscheiden sich die einzelnen Aus- wenn sie nur untereinander bleiben, ohne landsgemeinden stark voneinander? jegliche Verbindung zur Kirche des Landes, Tatsächlich sind die Auslandsgemein- in dem sie leben, arbeiten und in dessen den sehr unterschiedlich. Einige in Brüssel Schulen ihre Kinder gehen. sind sehr alt (St. Paulus ist mit über 150 Jahren eine der ältesten), andere sind sehr Wie ist die Diözese mit diesen Gemeinden jung, weniger als 3 Jahre alt. Einige haben in Kontakt? sehr viele Mitglieder und halten jeden Auf verschiedene Weise. Es gibt den Sonntag mehrere Messen, andere sind offiziellen Weg: Alle pastoralen Leiter der sehr klein (einige Familien) und haben nur Auslandsgemeinden werden vom Bischof eine Messe pro Monat. Einige haben viele der Diözese Mechelen-Brüssel Kardinal Ressourcen (Personal und Finanzen), ande- Jozef De Kesel und dem Weihbischof für re fast nichts. Brüssel Bischof Jean Kockerols ernannt. Aber über diese Unterschiede hinaus Sie sind in die Mitgliederliste der Diözese haben sie gemeinsam, dass sie Menschen eingetragen und erhalten Einladungen und zusammenbringen, die aus verschiedenen Informationen, z.B. die Diözesanzeitschrift Gründen ihre Heimat verlassen haben und „Pastoralia“. sich in einem fremden Land befinden, de- Darüber hinaus gibt es mehr oder we- ren Sprache, Kultur, rechtliche und poli- niger informelle Kontakte: In meiner Funk- tische Gewohnheiten und Feinheiten sie tion als Verantwortlicher für die Auslands- nicht kennen und dessen Wetter oft ganz gemeinden nehme ich sooft wie möglich anders als zuhause ist. Deshalb müssen sie auf Einladung an deren Aktivitäten teil. zusammenkommen und ihren Glauben so Ich stelle sicher, dass ich regelmäßige Kon- leben, wie sie ihn gelernt haben, in der ei- takte zu ihrem Leitungspersonal habe, um genen Sprache. Informationen auszutauschen und sie zu Veranstaltungen in der Diözese oder im Welche Unterstützung kann die Diözese Vikariat von Brüssel einzuladen. Ich über- leisten? mittle die Informationen, Fragen und Pro- Auf mehrere Weisen. Auf materieller bleme der COE an den Bischof, der so über Ebene kümmert sich die Diözese um die 14
La Belgique – Pays d´Accueil Aufnahme von Priestern und Pastoralre- Sie haben viel beizutragen durch ihr Glau- ferenten aus anderen Ländern, indem sie benszeugnis und ihre Vitalität. Wie Bischof ihnen bei den Verwaltungsverfahren hilft, Kockerols, unser Weihbischof, sagt, sind wenn sie in Brüssel ankommen. Die Diöze- sie ein Segen für die Kirche in Brüssel. Wir se bezahlt ihnen auch Sprachkurse (Fran- freuen uns darauf, gegenseitige Verbin- zösisch oder Niederländisch), damit sie dungen von brüderlichem Wissen und Zu- am Leben der Kirche in Brüssel teilnehmen sammenarbeit zu schaffen. Oft haben Aus- können. landsgemeinden Praktiken (Prozessionen, Die pastoralen Leiter sind beim Justiz- Pilgerfahrten, Katechese, Liturgie), die ministerium registriert, und sie erhalten unsere Gewohnheiten in Frage stellen. Ihr das für sie vorgesehene Gehalt. Die Diö- Glaube ist oft spontaner und natürlicher als zese sorgt zudem für eine Unterkunft. Ei- der unserer Pfarrgemeinden. In Bezug auf nige Priester aus dem Ausland arbeiten in die Stadt und die Bürger Brüssels zeigen sie Teilzeit in der Seelsorge einer lokalen bel- eine lebendige und engagierte Kirche. gischen Gemeinde, was sie für die Realität ihrer Gastkirche öffnet. Wie können diese Gemeinden in die Orts- Zudem stehen die Dienste des Vika- gemeinden integriert werden? Ist das riats von Brüssel allen Auslandsgemeinden wünschenswert? zur Verfügung, um die an der Pastoral be- Ich möchte hier nicht von „Integrati- teiligten Personen zu schulen und ihnen on“ sprechen (dieses Wort könnte auf Ab- Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, wie sorption oder Verschwinden hinweisen), z.B. Materialien für Katechese, Krankenpa- sondern eher von Zusammenarbeit und storal, Liturgie- und Liedgut, Jugendpasto- Verbindung. Es ist natürlich wünschens- ral sowie Sendungen des französischspra- wert, dass Auslandsgemeinden mit lokalen chigen Christenradios u.v.m. Gemeinschaften und Pfarreien zusammen- arbeiten. Dies ist natürlich nie einfach, und Hat die Diözese auch Erwartungen an die es ist leichter, unter sich zu bleiben. Man Auslandsgemeinden? Wenn ja, welche? braucht Geduld, sich gegenseitig kennen- Unsere Auslandsgemeinden können zulernen, Unterschiede zu akzeptieren. Es und sollen alle etwas zur Kirche in Brüssel ist eine Herausforderung, zum anderen zu beitragen. Wir möchten sie besser ken- gehen, aber es lohnt sich. nenlernen und immer stärker mit ihnen Wenn die Kirche „katholisch“, d.h. „uni- zusammenarbeiten. In einer Zeit, in der versal“ genannt wird, dann gerade deshalb, die Kirche in unseren westlichen Ländern weil Christen, die diesen gleichen Glauben in der Minderheit ist, müssen wir bei aller an den auferstandenen Christus teilen, Unterschiedlichkeit auf eine größere Ein- gemeinsam beten, feiern, verkünden und heit hinarbeiten. dienen können. Jeder nach seinen eigenen Besonderheiten, aber in Gemeinschaft des Wie werden ausländische Kirchen wahr- Herzens mit seinen Geschwistern. Und das genommen? erfordert konkrete Maßnahmen. Auslandsgemeinden sind eine Quelle des Reichtums für die Kirche in Brüssel. Herzlichen Dank für dieses Interview! 15
Thema: XENIA XENIA Hilfe zur Integration von Flüchtlingsfamilien in Belgien Zu Hause sitze ich an meinem Schreibtisch wachsenen. Die Mitarbeiter von Xenia ge- und suche nach alten Rundbrief-Artikeln ben ihnen Unterricht, helfen den Kindern zu XENIA. Gleich will ich zu X fahren, die bei den Hausaufgaben. Sie unterstützen mit vier anderen Gemeindemitgliedern die Familien, wenn es um Arztbesuche, aus Emmaus und St. Paulus dessen Vor- oder Behördengänge geht, denn hier ist stand ist. Sicher ist die Arbeit inzwischen der administrative Aufwand für die Betrof- etwas eingeschlafen, denke ich so bei mir. fenen sehr beschwerlich. Die Integration Nach vier langen Jahren, die Flüchtlings- der Familien ist ihnen ein großes Anliegen. welle von 2015 ist aus vielerlei Gründen Bei der Suche nach bezahlbarem Wohn- abgeebbt, die Flüchtlinge sind schon lange raum wird geholfen, Sommercamps für die nicht mehr Tagesgespräch in den Medien, Kinder werden gesucht und zum Teil auch außer vielleicht, wenn wieder ein Boot mit finanziert. Flüchtlingen gekentert ist, viele ertrunken Drei weitere christlich-syrische Fami- sind, wenn sie auf dem Ozean herumirren, lien werden auf Anfrage einer ebenfalls weil es kein Land gibt, das bereit ist, sie christlich-syrischen, in Brüssel sehr aktiven an Land zu lassen, oder wenn ein Unglück Sozialarbeiterin finanziell und auch prak- geschieht, weil sie die Zäune in Calais be- tisch unterstützt. zwingen wollen, um nach Großbritannien Eines wird in unserem Gespräch sehr zu gelangen. schnell deutlich: Bei der Arbeit mit Men- schen aus einer ganz anderen Kultur, die Seit vier Jahren unermüdlich aktiv traumatisiert durch Krieg, Gewalt und Tod Im Gespräch mit X über XENIA bin ich in ein fremdes Land gekommen sind, geht doch überrascht. XENIA lebt und die Arbeit es nicht um Zahlen: Wie vielen konnte ich läuft. Gerade sei der Jahresbericht fertig, helfen, was kann ich vorzeigen mit meiner der bald an die 40 Mitglieder geschickt Arbeit? Langsam geht es vorwärts, Vertrau- werden soll, so X. Von den drei syrischen en muss wachsen. Das Leistungsdenken Familien mit muslimischem Hintergrund, unserer Gesellschaft zählt hier nicht. Hier die von XENIA unterstützt und begleitet geht es um kleine Schritte und viel Geduld werden, hatten wir früher bereits berich- tet.* Der Kontakt ist nicht abgebrochen zu * Zuletzt detailliert im PaulusRundbrief Febr/ diesen Familien. Vor allem die Sprach- März 2017, Nr. 482 und im Ökumenischen barrieren seien immer noch eine große Rundbrief April/Mai 2018, Nr. 21, beide nach- Hürde. Die französische Sprache zu erler- zulesen unter http://www.sankt-paulus.eu/ nen, ist nicht leicht, vor allem für die Er- paulusrundbrief. 16
La Belgique – Pays d´Accueil und um das Verstehen der Menschen. Wa- blieben sie am Ball und setzten sich uner- rum denken sie so und nicht so, warum müdlich für die Ärmsten der Armen ein, reagieren sie so und nicht anders? Muss nicht nur bei XENIA. Wie die Zukunft von das Kopftuch, der Schleier wirklich sein? Xenia auch aussehen mag, jedem einzel- Die Schulen in Belgien können mittlerweile nen des Teams sei hier an dieser Stelle ge- selbst entscheiden, ob sie das Tragen von dankt: Über die Jahre hindurch haben sie Kopfbedeckung während des Unterrichts durchgehalten, sich nicht entmutigen las- gestatten oder nicht. Die konfessionell ge- sen, bei einer Arbeit, mit der sie nicht im bundenen Schulen verbieten sie oft, so ist Rampenlicht stehen, einen Teil ihrer frei- die Auswahl der Schulen reduziert für die en Zeit Menschen zur Verfügung gestellt, Kinder, die ein Kopftuch tragen. die fremd sind hier und zumindest in ihrer jetzigen Lebenssituation nicht auf der Son- Helfende Hände bei Xenia nenseite des Lebens stehen. Das Problem, das es von Beginn der Ar- beit von XENIA gab, dass es eher zu viele Öffentliche und private Unterstützung großzügige Spender gibt, aber zu wenig Das belgische Sozialsystem scheint, aktive MitarbeiterInnen, bleibt bestehen. wenn auch durch die Aufteilung Brüssels Und natürlich ist der Wegzug von zwei auf die vielen Gemeinden schwerfällig, Vorstandsmitgliedern Thema. Sie gehörten zu funktionieren: professionelle Hilfsan- zu den tragenden Säulen der Arbeit. Was gebote gäbe es für fast jedes Problem. Fi- soll werden, wenn die beiden nach Bayern nanziell würden die Familien versorgt. Sie gegangen sind? Engagiert und beständig müssten nachweisen, dass sie integrations- und arbeitswillig sind, dass sie die Sprache lernen, um sich in diesem Land zurecht- Xenia im Überblick zufinden und irgendwann eine Berufstä- tigkeit ausüben zu können. Psychologen XENIA ist während der Flüchtlingswelle stünden für Gespräche bereit, um die Trau- in 2015 entstanden, weil auch die beiden mata aufzuarbeiten, so die Fremden dies Expat-Gemeinden Sankt-Paulus und Em- denn wünschten. In ihrer Heimat würden maus einen Beitrag leisten wollten, um Familie und Freunde helfen, Schmerz und den Flüchtlingen, die oft traumatisiert Trauer zu verarbeiten, warum, so fragen hier angekommen sind, zu helfen. XENIA sie sich, sollten sie sich hier einem wild- hilft Familien bei der Eingliederung, die fremden Menschen anvertrauen? von der Ausländerbehörde einen posi- Neben der staatlichen Struktur gibt es tiven Aufenthaltsbescheid bekommen in Belgien sehr viele verschiedene Organi- haben. sationen, die sich für Flüchtlinge einsetzen Mehr Informationen erhalten Sie un- (die Graphik auf der folgenden Seite ver- ter sekretariat@sankt-paulus.eu oder sucht einen groben Überblick zu geben). info@degb.be sowie bei den Ansprech- Wie bei vielem nicht nur in diesem Land partnern von Xenia in St. Paulus-Gemein- zieht sich auch bei der Flüchtlingsfrage und de und in der Emmausgemeinde. -politik ein Riss durch die Gesellschaft: auf der einen Seite die vielen, die sozial 17
Thema: engagiert sind und eine Willkommenskul- abriegeln möchten. Belgien, Pays d‘ Accu- tur leben und auf der anderen Seite die eil!? nicht wenigen, die ihr Land am liebsten mit Anna Martínez einer hohen Mauer als Schutz vor Fremden Föderaler Öffentlicher Dienst Inneres (Innenministerium) mit 5 Generaldirektionen Ausländeramt Institutionen Zivile Krisen- über 1800 Mitarbeiter Sicherheit & & Sicherheit zentrum zentrale Dienste in BXL (993 Mitarbeiter) & Vorbeugung 5 Aufnahmeeinrichtungen (834 Mitarbeiter) Bevölkerung Staatliche Ebene bietet Unterstützung bei Rückkehr entscheiden über die Asylanträge diplomatische Vertretungen Internationale Organisation Flüchtlinge & Staatenlose Generalkommissariat für Gemeindeverwaltungen Staatsanwaltschaften für Migration (IOM) föderale Polizei ins Herkunftland (CGVs) Föderale Agentur für die Aufnahme von Asyl- bewerbern (Fedasil) Verbandsebene CIRE – Coordination et Einzelverbände VwV – Vluchtelingen- Initiatives pour Refugies et wie werk Vlanderen Etrangers Rotes Kreuz Flandern Rotes Kreuz Wallonie flämischer Dachverband wallonischer Dachverband 31 Mitglieder wie 11.11.11, Amnesty 28 Mitglieder wie Caritas, Rotes Kreuz, Caritas Sozialistische Mutuelle International, Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International, Centre Social Jesuit Refugie Service, Caritas u.v.m. Protestant u.v.m. Samucocial Unzählige Einzelinitiativen sowie XENIA, belgische Kirchengemeinden, weitere Privatinitiativen und Einzelpersonen Das Ausländeramt als zentrale Behörde arbeitet in der Flüchtlings- und Asylfrage eng mit allen genannten Akteuren auf der staatlichen Ebene sowie den beiden Dachverbänden CIRE und VwV zusammen. In Zusammenarbeit mit Fedasil begleiten unzählige Initiativen und Verbände die einzelnen Flücht- linge und Familien bei der Abfolge der offiziellen, föderal geregelten Schritte (procédure) hin zu einer Einbürgerung (régularisation). Graphik: Belgische Organisationen, die zur Integration von Flüchtlingen beitragen © Anna Martínez 18
La Belgique – Pays d´Accueil Erfahrungen einiger Gemeindemitglieder Wir alle sind irgendwann einmal neu nach Brüssel gekommen. Wie unterschiedlich die ersten Eindrücke und Erfahrungen sein können, wie willkommen man sich ge- fühlt hat, das kann über die Jahrzehnte verschieden sein oder auch nicht. Viel Freude beim Lesen der Schlaglichter von einigen unserer Gemeindemitgliedern zu diesem Thema. Es war im dritt en Jahr – 1969 tags in De Haan – meines Dasei am Meer und bl ns in Brüssel. Ic Summen eines ickte auf die ru h saß eines So Liedes und ich hige See. Dann nn- raden, einen be erkannte die M vernahm ich da ssren findst Du elodie: „Ich ha s Der Lieder-Sum nicht …“ tt‘ einen Kame- mer war ein Be lichen Begeiste lgier, und er er rung für Kampf zählte mir von Preis, den er da und Sieg und Ka seiner jugend- für zahlen mus meradschaft – Studium und öff ste: nach dem und den hohe entlicher Ämte Krieg ausgesch n meraden – und r – Sie treffen lossen aller Eh singen ihre Lied si ch immer noch re n, Ich ging am nä er … – die alten Ka- chsten Morgen stärktem Bewus wieder in meine stsein … Friede n Dienst der EW PS: Das Lied hö n in Europa – G – mit ge- rte ich als Kind Ehren-Friedhof bei der Bestatt . ung meines Va ters auf einem Elisabeth Kaiser , 1966 d gen mein Mann un ve m be r, vo r m eh r als 50 Jahren, zo Es wa r sc ho n Im No ambert. ei ne W oh nu ng in Woluwe-Saint-L ut sc hl an d an - ich in aus De Na ch m itt ag , als der Möbelwagen sh alb fre ut en später ch nicht. De Licht hatten wir no er uns kam. Elektrisches r au s der Wohnung üb s, als de r be lgi sc he Nachba tri sc he n Lam- wir un en elek ne r lan ge n Le itu ng und einer stark ir fü hl te n uns mit ei bot. W m un d un s au ch noch mehr Hilfe an pe ka he willkommen. gefühlt. Die belgisc ha be m ich im m er in Belgien wohl an m isc ht sic h Ich hm. M le be n un d le be n lassen – ist angene m m t m an sie . Art – um Hi lfe bittet, beko nn m an nicht ein, aber we hr ung. Das ist m ei ne Er fa Irene Heine, 1968 19
Thema: 9 Jahr 198 B r ü ssel im nt e it in erste Ze erne zurück! Ic h k a n ochen nach un e in e a tte Ungefähr sechs W An m t g nd h hatten wir un ic h gar nich in Französisch u , dass ghem im Juli 2018 den k e ch ke asch e Kuchen“) einge en, spra in der T e- nen („Kaffee und niemand so viele Kröten mlich herunterg gemacht hab d e z ie sei unseren Umzügen nur gera e Zeit in einem te. Gott l- Belgien üblich r st n ko n n eine Einladung in ich die e überlebe bei der EU, we rte der „unwi e n e n Hotel en Job esen einfach auf die Ka ko m m aber ein en Umzug gew tig nn – neben v tte ic h „petit goûter“ ist da Dank ha r mein so rich chbar mit 80j d e r Grund fü at sich niemand berfluss riger belgischer Na ch e r ah mÜ f Deutsch – h h auch d . Zu alle i- sich mit einer – au war. Doc ue“ interessiert in Polizist vor me nkt (dabei k N e ge s e Z g u die Einladung beda für „die eines Ta nächsten h ). Wenn man c h n o c h in d e n mic Goûter feststellten stand au d drohte, mich n, da ich er in seinem u n nd z u s et ze de an- Erfahrungen Belgi ner Tür eutschla bei der Gemein bewegend n a c h D fanden wir das sehr zurück h nicht lgien! n g e ls Info noc m m en in Be , 1989 m a e t h att e. Wil lk o n a T h o rmählen gemeld Christi Meine erste Woche in Be lgien werde r verspätet hatte, mussten sind, wa wir noch ei r ü c k ge kommen und et- ging ich mit meiner Fam ilie zur Grand ien zu nde The Sommer ma ach Belg die leckeren belgischen Als wir n das vorherrsche s me Waffeln waren le te in die de Schule Nach dem Einzug in die die Schu ziert: Aliki muss n neue Nach pli iterführe ir in den misch gefühlt. Eine Sache was kom und- in die we r, d w a Da grüßen sich die Leute, ist mir aufge von der Gr h t e in fach wa nzösisch en wenn man i c h s e ln , was n ic f Ja h r e n im fra ren. So dest ein kurzes: „Hi, how are you doin we n fün wa gangene ystem verschult Bruxelles- schlossen. Man geht sch vorange t e n s o n weigend anein nd No öderati er nungsbedürftig. Schul- u wierig, in der F rsten Klasse ein Sehr aufgeregt war ich vo s c h der e eres war es in e n Platz in e r N ähe uns Französisch war leider nic r meinem e d ar Wallonie nden Schule in ch für Nicolas w sich sehr bemüht, mir zu ht das beste. D h re A u kun- weiterfü zu bekommen. la s s e einer Se n Geduld haben mein ho helfen. Viele te s n K ste Wohnor h t , in der dr itte b e iden Älte l- meinen neuen belgische lpriges Französ le ic ; d ie Schu es nicht n t e en rzukomm en Institut die und ich fühlte mich zu Ha n Freunden ma le u e am darschu n n a ber im s elb a r die Sach or Am zweiten Schultag gin use. In der Sch d a a n w ie v konnten en. Für Jonath ire ktorin, d ran- g ich mit meine Fritten essen. Davor stellte r ü c k h u ld bank d Grundsc ahmega ich mir imme in fa c h sten: die alt eine „Rückn rt. zialität gelten? Diese Fra ge beantwortete e th o ienaufen ielt ihr W 6 mein erstes Jahr hier in Be dem As prochen hatte, h than Fischer, 201 lgien eine span s g e s Jo n a fühle ich mich hier sehr tie“ au Aliki und wohl. Der „Europ Nicolas, 20
La Belgique – Pays d´Accueil r- n Berlin nach Aude nserem Umzug vo le r- barn zum Kennen nsere neuen Nach be i Zum ersten M r das bisher immer al in Brüssel an eladen, so wie wi so du Midi angeko der Gare s noch gefragt, ob mmen bin ich ben. Wir hatten un n, ber 1999, um im Okto- nn aber entschiede meinen Mann, h ist, hatten uns da re m Monat zuvor hi der einen zu setzen. Zu unse er zu arbeiten issenden Neuen“ jä h- hatte, zu besu begonnen gar unser über 90 chen. Und be vielen Anderen – so er ren hab ich m im Einfah- mmen. Zuvor hatte ir gedacht : O jähriger Gattin geko h fü r bin ich denn hi h Gott, wo n Karte sehr herzlic er gelandet?! Be handgeschriebene be im folgenden Besu i meinen Deutsch, wie wir chen während konnte er gar kein hen en in der Stad den Feri- negativen persönlic t mit den zwei n bedenkt, welche se n, hab ich besond Sprachen and verbinden müs ers gern die viel Alter mit Deutschl schiedlichen M en unter- enschen auf de d. kt Bünker, 2018 beobachtet, di r Straße Angela und Benedi Sprachen gesp e noch viel m ehr andere rochen haben. Zwei Jahre sp äter bin ich da hierher gezoge nn fix e ich nie vergessen. We n und der zwei il unser Seecontainer sic chentlich am A Mal wö- ine Woche im Hotel wo h bend stattfinde hnen. Am ersten Abend zösisch-sprach nde Fran- d-Place. Dieser erste Ein kurs in einer druck war imposant, un Grundschule ha belgischen n ein schöner Anfang in d t sehr dazu be Brüssel. mich hier willko igetragen, hbarschaft habe ich mich mmen zu fühlen dort auch schnell hei- dem Erlernen und mit der Sprache in efallen: Wir haben vorhe und in die Ges die Kultur r in den USA gewohnt. chichte des La im Wohngebiet aneinan zutauchen. Ein ndes ein- der vorbeigeht. Zumin- großes Merci ng“. Die Europäer sind de gagierten Spra an die en- mgegenüber eher ver- chlehrerinnen. nander vorbei. Das fand Zwanzig Jahre ich am Anfang gewöh- später haben w Hand voll belg ir eine ischer Freunde, m ersten Training im ne Zuhause wir in deren uen Fußballverein. Mein immer willkom Die Fußballtrainer und me und die Aussich men sind in neues Team haben ten beim Einfah Gesten, mehrere Erklärun dem Zug in di ren mit gsversuche und viel e europäische sisch ausgeglichen. Die haben sich ve Hauptstadt Trainingseinheiten mit rbessert, aber achten mir von Woche zu hab ich jetzt im vor allem Woche mehr Freude, mer das Gefüh hule wurde ich auch freun anzukommen! l, daheim dlich aufgenommen. en neuen Freunden zum ersten Mal belgische Elisabeth Nikla er die Frage, warum Fritte s, 1999 n in Belgien als Spe- e sich an diesem Tag von selbst. Insgesamt war nnende und aufregende Zeit. Nach einem Jahr pean Way of Life“ gefällt mir sehr gut. Julian Schweizer, 2018 21
Thema: Wer baut die Brücke Zwischen arm und reich Und wer die zwischen Ländern, Kontinenten? Wer baut die Brücke Wenn die Fremden kommen Die Haus und Heim im fernen Krieg verloren Wer lädt sie ein, damit sie sich willkommen fühlen Und nicht als Störenfriede Gekommen nur, um unsere Festung zu zerstören? Wer sagt, komm du nur her Du bist willkommen Ich geb dir von dem Meinen, was du brauchst Vertrauend, dass für mich genug noch bleibt? Wer baut die Brücke Wenn aus Angst die Abwehr wächst Die Türme um uns selbst bis in den Himmel reichen Wenn für das Mitgefühl Der Platz im Herzen nicht mehr ist? Wer baut die Brücke Wenn sich mein Denken nur um mich selbst noch dreht Und nur das Ich und Ich und wiederum das Ich noch zählt Der Nächste nur noch Mittel ist zum Zweck? Wer baut die Brücke wo sich Menschen nicht versteh‘n Wo Hass und Groll und nicht die Liebe zählt Wo Völker nur den Krieg als Lösung seh‘n Wo Schwestern sich mit Schwestern streiten Und Brüder zornig aufeinander sind Wo Eltern sich nicht mehr vertragen Und Partner hassend auseinander geh‘n? Wer baut die Brücke Wenn das Schweigen kalt Und Klärendes nicht ausgesprochen wird Wo Worte fehlen und ein Herz Das für den andern schlägt? 22
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