Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...

Die Seite wird erstellt Hendrik Stark
 
WEITER LESEN
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
KirchenBlatt
Nr. 7 I Donnerstag, 15. Februar 2018
Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at

                                                                                     PIXABAY.COM

             Lebensspuren
             Spirituelle Impulse
             aus der Wüste
             von Br. Andreas Knapp           Lesen Sie die Fastenserie ab Seite 8
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
2 Fastenzeit                                                                                                            15. Februar 2018   Vorarlberger KirchenBlatt

                                              Hirtenwort von Bischof Benno Elbs zur Vorbereitung auf Ostern 2018
AUF EIN WORT

Sportsgeist
                                              „Das Reich Gottes ist nahe“
Am vergangenen Sonntag                                     „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes           den ein, Inventur als Zwischenbilanz zu
wurde der Rennrodler David                                 ist nahe. Kehrt um und glaubt an das              machen. Vielleicht spüre ich dann: Ich bin
Gleirscher im Eiskanal von                                 Evangelium.“ (Markus 1,15)                        wertvoll in den Augen Gottes, nicht erst
PyeongChang Olympiasieger.                                                                                   durch meine Leistung oder Anerkennung
Die Goldmedaille im                                        Wie eine verlockende Verheißung klingt es         durch andere.
Einsitzer-Bewerb der                                       im Evangelium des ersten Fastensonntags.          • Im Umgang mit meinem persönlichen
Männer war eine große                                      Reich Gottes, das meint Friede, Liebe, Ge-        Umfeld, in der Partnerschaft, in der Fami-
Überraschung, denn der                                     rechtigkeit, Freude - Leben in Fülle. Die Fas-    lie, im Freundeskreis, im Beruf kann ich
24-jährige Tiroler war                                     tenzeit lädt dazu ein, nach den Quellen des       mich fragen: Wo gibt es Verletzungen, die
niemals zuvor auf einem                                    Gottesreiches zu suchen. Mystiker und spi-        der Heilung bedürfen? Wartet irgendwo Un-
Weltcup-Podest gestanden.                                  rituelle Menschen wissen darum: Gott ist          versöhntes auf Bereinigung? Wem oder was
                                                           uns in jedem Augenblick nahe. „Näher als          sollte ich vielleicht mehr Zeit widmen?
Der große Geschlagene                                      Haut oder Halsschlagader. Wir: deine Ver-         • Im Blick auf meinen Einsatz in Gesell-
an diesem Tag war der                                      stecke“, so bringt es der Dichter Kurt Marti      schaft und Politik könnte ich Bilanz ziehen:
Titelverteidiger und                                       auf den Punkt. [...]                              Bin ich berührbar für Menschen am Rande?
Dominator der letzten Jahre,                                                                                 Habe ich Freunde bei den Armen? Wo set-
der Bayer Felix Loch. Er                                   Die Fastenzeit ist für uns eine Zeit der          ze ich mich ein für Gerechtigkeit, Toleranz,
fiel im vierten Lauf durch                                 Standortbestimmung und der Regenerati-            Solidarität, Nächstenliebe?
einen Fahrfehler noch vom                                  on; eine Zeit des Ordnens, um Ziele und           • Meine Sicht auf Veränderungen in der
ersten auf den fünften Rang                                Wege zu klären. [...] Auf unterschiedlichen       Kirche können zur Frage führen: Welche
zurück und ging leer aus.                                  Ebenen des persönlichen Lebens und des            Neuaufbrüche sind auch hier angesagt?
                                                           menschlichen Miteinanders kann eine sol-          „Wir alle sind zu einem neuen missiona-
Doch der zweimalige Olym-                                  che Zeit der Besinnung und des In-sich-Ge-        rischen Aufbruch berufen“, schreibt Papst
piasieger Loch bewies Sports-                              hens neue Kraft, Freude und Lebendigkeit          Franziskus in „Evangelii gaudium“. Wir
geist. Er, der nach der Ziel-                              schenken. Ich möchte einige Wege aufzei-          sind aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen:
durchfahrt minutenlang wie                                 gen.                                              hinauszugehen aus der eigenen Bequem-
versteinert auf seinem Schlit-                             • Persönlich kann eine Reise nach In-             lichkeit und den Mut zu haben, alle Rand-
ten in der Auslaufzone geses-                              nen heilsam sein. Man kann zum Beispiel           gebiete zu erreichen, die das Licht des Evan-
sen hatte, kam am Tag nach                                 eine aktuelle Zwischenbilanz über das eige-       geliums brauchen. (EG 20) „Die Freude aus
der Niederlage ins Österrei-                               ne Leben ziehen: Wo läuft es gut und wo-          dem Evangelium, die das Leben der Ge-
cherhaus in PyeongChang.                                   mit bin ich weniger zufrieden? Wo sollte          meinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missi-
Der Athlet erzählte von sei-                               ich Altes, Einengendes loslassen, um frei-        onarische Freude.“ (EG 21).
nem ersten Olympiasieg                                     er zu werden? Exerzitien im Alltag in vie-
2010 und gratulierte Gleir-                                len Pfarreien, die Impulse der Aktion „Halt       Das 50-Jahr-Jubiläum unserer Diözese,
scher: „Ich kann nachvollzie-                              amol“, eine Reihe „Lebensspuren. Spirituel-       das wir in diesem Jahr feiern dürfen, soll
hen, was bei ihm jetzt vor-                                le Impulse aus der Wüste“ im KirchenBlatt         wirklich ein Ereignis für alle Menschen in
geht. Mich freut es für David.                             oder vielleicht auch ein Beichtgespräch la-       unserem Land werden: für junge und älte-
Er wird es genießen.“                                                                                        re, Frauen und Männer, arm und reich, kir-
Zu seinem Fehler sagte Loch:                                                                                 chennah und -fern. Mein Anliegen ist es,
„Das ist der Sport. Aber ich                                                                                 Brücken zu bauen zu den Menschen am
habe ja noch ein paar Jahre                                                                                  Rande. Darum haben wir das Jubiläum be-
vor mir. 2022 in Peking wer-                                                                                 gonnen mit einem Festmahl mit Menschen,
de ich wieder am Start ste-                                                                                  denen es nicht so gut geht. [...]
hen.“
Genau so soll Sport sein.                                                                                    Wenn wir uns so auf unserem Weg nach
                                                                                                             Ostern erneuern, dann strahlt im Leben
                                                                                                             Licht auf, Wärme wird spürbar und Freude
                                                                                                             erfüllt uns. Dann ist Gottes Reich nahe.

                                                                                                             Von Herzen wünsche ich es uns allen.           «
                                                                                                             + BENNO ELBS
                                                                                                             BISCHOF VON FELDKIRCH
DIETMAR STEINMAIR
dietmar.steinmair@kath-kirche-vorarlberg.at   Bischof Benno Elbs bei der Präsentation des Jubiläums          u Das Hirtenwort im Gesamtwortlaut finden
                                              „50 Jahre Diözese Feldkirch“ im Jänner in Bludenz. SCHRIMPFF   Sie unter www.bischof-von-feldkirch.at
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                                       Thema 3

Die Palliativstation am LKH Hohenems wurde rundum erneuert und wird nun vergrößert wiedereröffnet. Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele
(links) spricht von verstorbenen Patienten wie von alten Bekannten. Die Kapelle als zentraler Ort (Mitte). Ein Blick in die Station (rechts). ÖLZ (3)

Palliativstation Hohenems: 15-jähriges Jubiläum, Erweiterung und Tag der offenen Tür am 16. Februar

Liebe bis zum letzten Atemzug
Die Palliativstation am Landeskrankenhaus           nung von Menschen Räume, in denen Sinn-              ent/innen wie von alten Bekannten, mit
Hohenems eröffnet neu und lädt zu einem             und Glaubensfragen gestellt werden kön-              denen er gelacht und geweint hat. Ohne
Tag der offenen Tür. Zum 15-Jahr-Jubiläum           nen. In der Kapelle finden nicht nur jeden           Glauben, ist er sich allerdings sicher, könn-
der Palliativstation stehen zusätzlich sechs        Montag heilige Messen statt, sondern auch            te er den Ohnmachtserfahrungen nicht
Betten bereit. Das KirchenBlatt sprach mit          Gedenkfeiern. Die Kapelle ist auch ein Ort           standhalten. Auch Jesus sei am Kreuz unter
Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele, der           der Stille für Patient/innen, um zu sich zu          Schmerzen und Tränen gestorben. Durch die
auf eine auf jeden Patienten abgestimmte            kommen. Früher war dieser Raum übrigens              Krankenhausseelsorge soll der Mensch spü-
Betreuung setzt. Und er hat auch nicht ver-         der Kreissaal des Alten Krankenhauses. Vie-          ren: Ich bleibe bei dir. Die seelsorgliche Ar-
lernt, mit den Menschen in dieser sensiblen         le ältere Hohenemserinnen haben hier noch            beit hat Erfolg, wenn ein Mensch spürt: Ich
Lebensphase zu lachen und zu weinen.                ihre Kinder zur Welt gebracht. Ein schöner           bin nicht allein.  «
                                                    „Zufall“: Auch Gerhard Häfele hat dort das
WOLFGANG ÖLZ                                        Licht der Welt erblickt.                             u Tag der offenen Tür. Im Beisein von Bi-
                                                                                                         schof Benno Elbs und Landeshauptmann Markus
Der Kaiserin-Elisabeth-Trakt des LKH Hohe-          Freie Rituale. Heute gehört zur tägli-               Wallner. Mit Vorträgen u.a. von Krankenhausseel-
nems dient seit 15 Jahren als Palliativstati-       chen Arbeit der Krankenhausseelsorge,                sorger Gerhard Häfele, Ärzten und Pflegern.
on. Der Jugendstilbau trage wesentlich zur          gute Begegnungen unabhängig von                      Fr 16. Februar, 13 bis 17 Uhr, Palliativstation,
guten Atmosphäre bei, denn die Wohnlich-            Religionszugehörigkeit und Weltanschau-              Kaiserin Elisabeth Trakt, Krankenhaus Hohenems.
keit erhöhe die Wirksamkeit von Therapie            ung zu ermöglichen. So werden etwa Segens-
und Medikamenten um bis zu einem Drit-              gebete auch von Menschen außerhalb der
tel, so Krankenhausseelsorger Gerhard Hä-           Kirche gewünscht. Nach wie vor nehmen                  Palliativstation Hohenems
fele. In den letzten 15 Jahren haben durch          viele Menschen die „klassischen“ Angebote
die medizinische Technik wesentliche Ver-           wie Kommunionfeier, Beichte und Kranken-               u Seit 2003 in Betrieb
änderungen stattgefunden. Einerseits kön-           salbung in Anspruch. Es gibt aber auch viele,          (Kaiserin-Elisabeth-Trakt)
ne Leben segensreich verlängert werden,             die sich in einem freien Ritual mit oder ohne          u 10 Betten, ab Februar 2018: 16 Betten
sagt Häfele, andererseits würden die Krank-         christliche Glaubensverbindung aufgeho-                u 180-200 Patientenaufnahmen pro Jahr,
heitsbilder immer komplexer und es brau-            ben fühlen. Mit einer Angehörigen beispiels-           durchschnittliche Verweildauer: 15 Tage.
che eine ethische Entscheidungsfindung, ob          weise hat Gerhard Häfele ein Ritual gestaltet,         Mehr als die Hälfte der Patienten kann
jede Behandlungsmethode auch bis zuletzt            ihrem todkranken, verbal bereits nicht mehr            wieder entlassen werden.
ausgereizt werden soll. Mehr als früher sei-        ansprechbaren Mann die Füße zu waschen,                u Personal: Zwei Ärzte in Vollzeit (ab 2018:
en heute Menschen oft auch alleine, worauf          um ihm so noch einmal für die geschenkte               3,2 Stellen), Pflege im Ausmaß von 12 Vollzeit-
das gut ausgebaute ambulante Betreuungs-            Liebe zu danken.                                       stellen (ab 2018: 19 Stellen). Weitere Berufe:
netz aber nicht immer eine Lösung sei.                                                                     Seelsorge, Sozialarbeit, Psycho-, Physio- und
                                                    Versöhnung. Es gehe immer darum, zu                    Musiktherapie, ehrenamtliche Hospizbeglei-
Die Kapelle. Die Kapelle im obersten Ge-            überlegen, welcher Impuls sinnvoll ist, um             ter/innen.
schoss der Palliativstation ist ein symboli-        einen Schritt der Versöhnung mit sich, mit             u Kosten der Sanierung und Erweiterung für
scher Ort dafür, was Seelsorge sein kann. Sie       Gott und mit den anderen zu setzen, sagt               das Land: knapp 3,3 Mio. Euro
bietet Raum an und eröffnet in der Begeg-           Häfele. Er erzählt von verstorbenen Pati-
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
4 Caritas                                                                                                        15. Februar 2018   Vorarlberger KirchenBlatt

DREI FRAGEN AN ...                                                Sachspenden für die Caritas

                                                                  Möbel spenden – Jobs schaffen
                                                                            Die Kinder sind ausgezogen           Besonders gefragt sind derzeit
                                                                            und aus dem Jugendzimmer             Doppelbetten mit einem Maß
                                                                            soll ein Arbeitszimmer ent-          von 180 x 200 Zentimeter ohne
                                                                            stehen? Schon mit einem neuen        Verbau und ohne Matratzen,
                                                                            Schlafzimmer geliebäugelt,           Standard-Lattenroste, einfarbi-
                                                                            das jetzige ist aber noch in         ge Couchen, Kleiderkästen ma-
                                                                            tadellosem Zustand? Kein             ximal 5-türig bis 210 Zentimeter
                                                                            Problem: Die Caritas wandelt         Höhe sowie Tische und Stühle
                                                                            Ihre gebrauchten Möbel in            in Kombination“, erläutert Bor-
Borna Krempler (re) freut sich über Möbelspenden.      CARITAS              eine wertvolle Spende um und         na Krempler. Die Caritas bietet
                                                                            schafft gleichzeitig Jobperspek-     nach Absprache auch eine kos-
… Borna Krempler, Koordinator                                               tiven für langzeitarbeitslose        tenlose Abholung von benötig-
für Sachspenden bei der Caritas                                             Menschen.                            ten Möbeln direkt ab der Haus-
                                                                                                                 türe an.
Warum schaffen Möbelspenden Arbeitsplätze und wie viele                     „Weiterverwenden ist ökolo-
sind das?                                                                   gisch sinnvoll und macht Qua-        Sachspenden: „Bei Sachspen-
Borna Krempler: Die Abwicklung ist sehr arbeitsinten-                       lität für jede Brieftasche zugäng-   den orientieren wir uns am tat-
siv. Die Möbelstücke werden in der Regel vor Ort ab-                        lich“, weiß Borna Krempler, der      sächlichen Bedarf. Ich bitte um
geholt und in unserem Lager eingestellt, bis sie von                        bei der Caritas die Sachspenden      Verständnis, dass wir deshalb
einem der drei carlas mit Möbelverkauf angefordert                          koordiniert. In den carla Ein-       nicht alle Angebote annehmen
werden. Sind größere Möbelstücke verkauft, werden                           kaufsparks in Altach und Luste-      können“, spricht der Koordina-
diese allenfalls wiederum zerlegt und dem Käufer zu-                        nau, sowie im neuen carla Store      tor ein heikles Thema an, das
gestellt. Raritäten werden in unserer kleinen Werkstatt                     Bludenz sind aber auch immer         manchmal Kopfschütteln bei
fachgerecht restauriert und als echte Schmuckstücke                         wieder Schnäppchenjäger auf          den Spendern auslöst: „Aber nur
von Liebhabern erstanden. Bei all diesen Tätigkeiten                        der Suche nach besonderen Ra-        so können wir die Kosten für
kommen jedes Jahr rund 250 Langzeitarbeitslose zum                          ritäten anzutreffen.                 Transport, Lager und eventuelle
Einsatz, die bei carla (inkl. Textilsammlung) eine befris-
tete Beschäftigung finden und die wir auf ihrem Weg
zurück in den normalen Arbeitsmarkt unterstützen.

Hören Sie nicht oft den Satz „Das hebe ich noch auf, vielleicht
brauche ich es noch“?
Krempler: Grundsätzlich finde ich das gut, denn es
zeugt von Wertschätzung, nicht einfach alles wegzu-
werfen. Wenn das gute Stück dann allerdings zehn,
zwanzig Jahre im Keller verbracht hat, wurde es wohl
doch nicht mehr gebraucht und hat dabei an Wert ver-
loren – Technik veraltet, Geschmäcker ändern sich. Ich
rate dazu, sich spätestens nach einem Jahr die Frage zu
stellen, ob spenden nicht doch sinnvoller wäre.
                                                                            Der neue carla Store in Bludenz (Klarenbrunnstraße 46) ist eine wahre
Wenn ich mir unsicher bin, ob ich etwas spenden soll, ob es                 Fundgrube für Raritäten und günstige Schnäppchen. DIETMAR MATHIS
gebraucht wird und helfen kann, was kann ich dann tun?
Krempler: Meine Kollegen von der Sachspendenannah-                          Die carlas sind soziale Unterneh-    Entsorgungen möglichst niedrig
me wissen immer genau, was gerade gebraucht wird                            men, langzeitarbeitslose Men-        halten und mit den Sachspen-
und beraten gerne. Am leichtesten tun sie sich dabei                        schen kommen in Transport, La-       den wirklich weiterhelfen.“
mit einem per Email gesandten Foto. Wenn Computer                           ger, Aufbereitung und Verkauf
nicht Ihre Sache sind, rufen Sie meine Kollegen ganz                        zum Zug und bereiten sich auf        Unter dem Motto „ein Bild
einfach an: 05522 200-4300.      «                                          den Wiedereinstieg in den ers-       sagt mehr als tausend Worte“
                                                                            ten Arbeitsmarkt vor. Wer Möbel      bittet er potentielle Spender da-
                                                                            an die Caritas spendet, schafft      rum, einfach ein Handyfoto der
 Kontakt & Infos                                                            damit auch Arbeitsplätze und         Möbelstücke mit Angabe von
                                                                            Perspektiven.                        Standort und Telefonnummer
 n Alle Infos zu Sachspenden: www.carla-vorarlberg.at                                                            per Email zu senden. „Wir mel-
 n Telefonische Rückfragen: T 05522 200-4300                                Kleiderkasten, Bett und Couch        den uns dann rasch, um Details
 n Email: sachspenden@caritas.at                                            – wir freuen uns darauf! „Wir        abzuklären“, so Borna Krempler
                                                                            freuen uns über Möbelspenden.        abschließend.      «
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                           Vorarlberg 5

Gratis-App macht Alkoholkonsum bewusst
                                                                                                                      AUSFRAUENSICHT
Dem eigenen Alkohol-Verhalten auf der Spur
                                                                                                                      Zeit(ig)
Die „Aktion Trocken“ gehört für viele wie                   es nicht darum, sich gegenseitig zu überwa-
selbstverständlich zur Fastenzeit. Eine App                 chen, sondern sich anonym mit dem Durch-                  Mit einigen technischen
unterstützt das Vorhaben und macht es -                     schnitt zu vergleichen“, ergänzt Nadin                    Schwierigkeiten startete am
gerade für junge Leute - attraktiver.                       Hiebler von der Katholischen Jugend und                   Montag das „Frauenvolks-
                                                            Jungschar. Die App kann im App-Store und                  begehren 2.0“. Vier Wochen
„Habe ich gestern Alkohol getrunken oder                    Google Play-Store kostenlos heruntergela-                 haben Frauen und Männer
nicht? Und nehme ich für die Geburtstags-                   den und unter app.aktiontrocken.com auch                  nun Zeit ihre Stimme abzu-
feier meiner Arbeitskollegin heute Abend ei-                ohne Smartphone genutzt werden. „Die Re-                  geben. Wenn es denn funkti-
nen `Joker´ oder spare ich ihn lieber auf?“                 gistrierung erfolgt mit Geschlecht, Geburts-              oniert. 8.401 Unterschriften
Solche Fragen stellen sich Benutzer/innen                   jahrgang und Bundesland – die Nutzung der                 sind nötig, damit das eigent-
der Aktion Trocken-App, die heuer schon                     App ist vollkommen anonym, es sind keine                  liche Volksbegehren durch-
zum dritten Mal gratis zum Download zur                     Rückschlüsse auf die Person möglich.“                     geführt werden kann - und
Verfügung gestellt wird. 2366 Frauen und                    Betriebe, die sich an der Aktion Trocken be-              das umfasst dieses Mal neun
Männer haben in den letzten zwei Jahren                     teiligen, erhalten umfassendes Informa-                   Forderungen, die im Großen
die App benutzt und dabei 40.685 alkohol-                   tions- und Bewerbungsmaterial für die Mit-                und Ganzen auf „Verände-
freie Tage gesammelt.                                       arbeiter/innen. „Wir bieten gerne auch                    rung und gleiche Chancen
„Mit Hilfe der Aktion Trocken-App können                    Beratungstermine etwa zur Früherkennung,                  für Frauen wie Männer“ ab-
unkompliziert alkoholfreie Tage registriert                 Sensibilisierung sowie im Umgang mit von                  zielen, so die Initiatorinnen.
werden. Die App dokumentiert auch jene                      einer Suchterkrankung betroffenen Mitar-
Tage, an denen Alkohol getrunken wurde                      beiterInnen an“, so Monika Chromy.                        Neu ist die Idee nicht. Bereits
und zeigt auf einen Blick, ob es ein spezielles                                                                       vor 21 Jahren (!) haben fast
Konsummuster oder Trinkanlässe gibt. Da-                                                                              650.000 Menschen das dama-
bei geht es nicht um Abstinenz, sondern da-                                                                           lige Frauenvolksbegehren un-
rum Alkohol bewusster zu sich zu nehmen“,                                                                             terstützt. Dessen Forderun-
erläutert Monika Chromy, Fachbereichslei-                                                                             gen übrigens bis heute noch
terin Suchtarbeit bei der Caritas Vorarlberg.                                                                         nicht erfüllt sind. Auch dieses
Bereits wenige Verzichtstage führen zu ei-                                                                            Mal scheint der umfangrei-
nem bewussteren Umgang mit Alkohol. Mit                                                                               che Forderungskatalog über
der App ist eine moderne, einfach umzuset-                                                                            ein für die Masse vertretbares
zende und durch die Gruppenfunktion mo-                                                                               Ziel hinauszuschießen - selbst
tivierende Form der Teilnahme gefunden.                                                                               die Ministerinnen der neu-
Der gemeinsame Verzicht ist oftmals anspor-                                                                           en Bundesregierung weigern
nend. „Bei der Teilnahme in Gruppen geht                    Eine Gratis-App erleichtert die Aktion Trocken.   SUPRO   sich geschlossen, ihre Stim-
                                                                                                                      me abzugeben. Warum sollte
                                                                                                                      man die Neuauflage also un-
Broschüre für spirituelle Angebote                                                                                    terstützen? Es gehe um ein
                                                                                                                      höheres Ziel, betonen die In-
Wege zur inneren Mitte                                                                                                itiatorinnen, dass die Forde-
                                                                                                                      rungen „bewusst visionär for-
Die Wege, auf denen Menschen                   März bis August 2018 gesam-                                            muliert“ seien. Und werben
Sinn und Tiefe, Berufung und                   melt, kurz beschrieben und gut                                         mit dem Slogan „Es ist Zeit“.
Beheimatung suchen, sind viel-                 überschaubar aufgelistet. Außer-                                       Ja, es war schon vor über 20
fältig. Worte der Bibel können                 dem sind alle Personen ange-                                           Jahren Zeit, es ist nach wie
hier ebenso Wegweiser sein wie                 führt, die als geistliche Begleiter/                                   vor Zeit und ich habe die Be-
Glaubenskurse. Zur inneren Mit-                innen zur Verfügung stehen - 24                                        fürchtung, es wird auch in 20
te und damit auch zu einer Ah-                 Frauen und Männer sind dies in                                         und mehr Jahren noch Zeit
nung von Gott finden Men-                      Vorarlberg. Die Broschüre liegt                                        sein. Höchste Zeit.
schen im Tanz und im Lied, im                  an Schriftenständen in Kirchen
Gebet und im Schweigen, im Pil-                und in Krankenhäusern auf. Sie
gern und in der geistlichen Be-                kann auch im Pastoralamt be-
gleitung.                                      stellt oder von der Website der
In Vorarlberg gibt es viele Orte               Katholischen Kirche herunterge-        Die neue Broschüre für spi-
und Menschen, die dabei Un-                    laden werden.                          rituelle Angebote und geist-
terstützung gewähren. In der                   u Bestellungen: Marianne Sprin-        liche Begleitung. BEGLE
Broschüre „Spirituelle Angebo-                 ger, T 05522 3485-205 oder
te - Geistliche Begleitung“ sind               E marianne.springer@kath-kirche-                                       SIMONE RINNER
die Angebote im Zeitraum von                   vorarlberg.at                          REDAKTION: PATRICIA BEGLE
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
6 Fastenzeit                                                                                              15. Februar 2018      Vorarlberger KirchenBlatt

                                                                                                                             Manchmal bedeutet
                                                                                                                             eine Neuausrich-
                                                                                                                             tung eine Wende von
                                                                                                                             180 Grad - die Bibel
                                                                                                                             spricht von Umkehr.
                                                                                                                             FILIP MROZ / UNSPLASH.COM

Impulse zur Glaubensvertiefung in der Fastenzeit

Das Leben neu ausrichten
Vielfältige Impulse zur Gestaltung der         Rankweil: #bittelebe - von der Sehn-            Bregenz
Fastenzeit finden Sie in den Vorarlberger      sucht nach Glück und Leben. Fastenpre-          u Ökumenischer Tagesausklang mit Mu-
Pfarren.                                       digten, jeweils Sonntag, 17 Uhr, Basi-          sik, Stille, Bibel und Segen, täglich außer Sa
                                               lika.                                           und So, 18.15 bis 18.30 Uhr, Nepomukka-
Bludenz: Aufwind für die Seele, Fasten-        u 18. Februar: Den Ernst der Existenz ernst     pelle
predigt und Gespräch, jeweils Samstag,         nehmen, Walter Juen, Wallfahrtsseelsorger       u „Wer ist Jesus Christus?“ Fastengot-
18 Uhr, Laurentiuskirche.                      u 25. Februar: Glücklichsein ist (k)eine        tesdienst und Fastenpredigt. Immer freitags,
u 17. Februar: Bischof Benno Elbs              Glückssache, Markus Hofer, Theologe und         19 Uhr, Antoniuskirche
u 24. Februar: Petra Steinmair-Pösel, KPH      Buchautor
Edith-Stein, Feldkirch                         u 4. März: Alles Leben ist Begegnung, Jo-
u 3. März: P. Guido Kobiec, Franziskaner,      hannes Schmidle, ORF-Redakteur                  Lochau-Hörbranz: Glauben heißt Leben.
Bludenz                                        u 11. März: Auf der Suche nach dem guten        Fünf Abende mit spannenden Referent/in-
u 10. März: Sr. Maria Kriegner, Schwestern     Leben, Andreas Prenn, Werkstatt für Sucht-      nen, die Abende können auch einzeln be-
der hl. Klara, Bregenz                         prophylaxe                                      sucht werden. Jeweils 19.30 bis 21.15 Uhr,
u 17. März: Walter Schmolly, Caritasdirektor   u 18. März: Das Leben ist nicht immer           Pfarrheim Lochau.
u 24. März: Kaplan Mathias Bitsche             schön, Sepp Gröfler, Telefonseelsorge Vor-      pfarre-hoerbranz.at, pfarre-lochau.at
                                               arlberg                                         u Fr 23. Februar: Torsten Hartung, Mörder,
                                               u 25. März: Wenn die Lebenswürde zur Le-        Menschenretter, Buchautor
Dornbirn                                       bensbürde wird, Alois Lang, Onkologe            u Fr 2. März: Hildegard Aepli, „Für eine Kir-
u Fastensuppe:                                 Weitere Infos und die Predigten zum Nachhören   che mit* den Frauen“
jeden Freitag, 11 bis 12.30 Uhr, Kaplan Bo-    unter www.basilika-rankweil.at                  u Fr 9. März: Vera Merkel, „Sant‘Egidio“
netti Haus                                                                                     Österreich
u Frühschicht (Morgenandacht):                                                                 u Fr 16. März: Willibald Sandler, Leiter des
jeden Montag, 7.15 bis 7.45 Uhr, Kaplan        Hittisau: In welche Richtung hat                Gebetshauses „Die Weide“
Bonetti Kapelle                                „Christsein“ heute Zukunft? Fastenim-           u Do 22. März: Abschlussreferat und Ver-
u Christentum und Islam:                       pulse von Pfr. Eugen Giselbrecht                söhnungsfeier mit Bischof Benno Elbs
Vier Impulsabende, immer mittwochs,            u So 11. März, 8.45 bis 14 Uhr
Beginn am 21. Februar, 19 bis 22 Uhr,
Pfarrzentrum, Dornbirn-Rohrbach                                                                Pfarrverband Bludesch - Ludesch -
                                               Lustenau Rheindorf: Glaubenskurs -              Thüringen: Impulse in der Fastenzeit
                                               Glauben und verzeihen.                          u Besinnungstag für den ganzen Pfarrver-
Fraxern: „beSONDEReANGEBOTe“. Fas-             u Sechs Freitagabende (Beginn: 16. Febru-       band mit Pfr. Eugen Giselbrecht
tenimpulse für Familien.                       ar), jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr, Erlö-     Anmeldung: T 05550 2308
u Fr 16. Februar, 15 Uhr, Familienkapelle      serkirche                                       So 25. Februar, 9.30 bis 16 Uhr
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                     Fastenzeit 7

u Ökumenischer Weltgebetstag der Frauen.       Bildstein-Schwarzach: Sichtbare Zei-            Exerzitien
Wortgottesdienst mit Agape                     chen - spürbare Zuwendung Gottes. Die           u Exerzitien im Alltag:
Fr 2. März, 19 Uhr, Pfarrsaal Thüringen        Sakramente.                                     Gaißau, ab Di 27. Februar,
u Wer ernährt die Welt? Vortrag von Sabine     Sechs Freitagabende, 19.30 bis 21.30 Uhr,       www.pfarre-gaissau.at
Klapf zur fairen Nahrungsmittel-Produktion     Pfarrsaal Schwarzach                            Kloster Mariastern Gwiggen, ab Mi 22. Feb-
Fr 9. März, 19.30 Uhr, CaritasWerkstätte,      u 16. Februar: Christsein in unserer Zeit,      ruar, www.mariastern-gwiggen.at
Ludesch                                        Referent: P. Christoph Müller, Blons            Lustenau-Kirchdorf, ab Di 20. Februar,
u So begreift euch als neue Menschen.          u 23. Februar: Die Taufe. Referent: Pfr. Tho-   www.kath-kirche-lustenau.at
Bibelabend mit Christian Kopf                  mas Sauter, Lustenau                            u Ostervorbereitung an fünf Orten in Bre-
Do 15. März, 19.30 Uhr, Kindergarten           u 2. März: Die Firmung. Referent: Pfr. Do-      genz, www.kath-kirche-bregenz.at
Bludesch-Gais                                  minik Toplek, Dornbirn                          u Ignatianische Einzelexerzitien mit Pepp
u Auftanken bei Gott - Abend der Barmher-      u 9. März: Versöhnung und Krankensal-           Steinmetz, 9. bis 16. März, St. Arbogast,
zigkeit. Do 22. März, 19 Uhr, Pfarrkirche,     bung. Referent: Pfr. Hubert Lenz, Hard          www.arbogast.at
Ludesch                                        u 16. März: Ehe und Priesterweihe. Refe-        u Fastenexerzitien mit P. Markus Fischer,
                                               rent: Edgar Ferchl-Blum, Lochau                 4. bis 10. März, Kloster St. Peter, Bludenz,
                                               u 23. März: Eucharistie. Referent: Georg        www.sankt-peter.at
Feldkirch-Gisingen: Fit für Ostern.            Bertl, Lochau
Fünf Dienstagabende, 19.30 Uhr, Pfarrheim.     Nähere Infos: Pfarramt Schwarzach T 05572
u 20. Februar: Fastenzeit - Worum geht es?     58278 oder Pfarramt Bildstein T 05572           u autofasten. Verlangsamen, bewegen,
Referentin: Sigrun Jäger                       58367                                           Natur und Mensch schützen - und einen
u 27. Februar: Das Größte, das es gibt: die                                                    neuen Lebensstil entdecken. Details zur
Eucharistie. Referent: Pfr. Georg Oblinger                                                     österreichweiten Aktion finden Sie unter
u 6. März: Was ist ein Priester? Referent:     u Heilfasten                                    www.autofasten.at
Pfr. Thomas Sauter                             Dornbirn-Rohrbach (22. Februar), Meinin-
u 13. März: Warum lässt Gott uns leiden?       gen (22. Februar), Gauenstein-Schruns (28.
Referent: P. Peter Willi FSO                   Februar), Hohenems (5. März), Bildstein         u Details zu den Veranstaltungen
u 20. März: Ostern in unserem Leben            (12. März), Sulz (19. März)                     finden Sie unter www.halt-amol.at

                                                                                                                                       AUFBRECHEN

                 Expedition in die                                                                                       Außenperspektiven,
                 Zukunft und                                                                                           Innensichten, Dialoge.
    HEIMKEHREN

                 Gegenwart der Stadt                                                                                Eine Veranstaltungsreihe
                                                                                                                           des Montforthaus
                                                                                                                                   Feldkirch.
                                                                                                                                                    ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

                                                                                                                            22
                                                                                                                            22 FEB
                                                                                                                             ’18
                                                                                                                                 25
                                                                                                                                 25
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
Spirituelle Impulse aus der Wüste
                                                                                                                                    1
                                                   Einfach
                                                   leben
                                                   Wer zu viel mitschleppt, wird nicht weit kommen. Die Fastenzeit kann als

                                                   Weg durch die Wüste verstanden werden – und helfen, zur ursprünglichen

                                                   Freiheit zu finden.

E
                                                                              BRUDER ANDREAS KNAPP
        in mit mir befreundetes Ehepaar fuhr
        mit den drei Kindern in den Urlaub.
        Kurz vor der Reise erzählte die Mut-
        ter, dass sie in eine Berghütte gehen
werden, wo es keinen Strom und kein flie-
ßendes Wasser gibt. Spontan sagte der sechs-
jährige Timo: „Ist das die totale Freiheit?“
Vielleicht hatte der Junge gespürt, dass man
ein Mehr an Freiheit erlebt, wenn man die
gewohnte Bequemlichkeit zurücklässt. Eine
Hütte nur mit Kerzen erleuchten und das
Wasser aus einem Brunnen holen, das klang
für ihn nach Abenteuer.

Man kann ein Stück ursprünglicher Freiheit
spüren, wenn man sich aus den Netzwer-
ken löst, die das Leben einfach und zugleich
komplizierter machen: Stromnetz, Internet,
Medien … Der Grafiker Otl Aicher fand für
diese Erfahrung die geniale Formel: „mini-
mierung der ansprüche ist optimierung der
freiheit. reduktion ist gewinn.“
                                                Andreas Knapp (rechts) mit Freunden in einer Wüstennacht. „Nicht das
Die Angst, zu kurz zu kommen                    Vielerlei erfüllt uns, sondern das Eine, das in die Tiefe geht.“ PRIVAT
Doch so einfach geht es nicht mit dem Ein-
fach-Leben. Denn tief in uns steckt die
Angst, zu kurz zu kommen. Wir fürchten uns      ges. Wer zu viel mitschleppt, wird nicht weit        sche angetrieben. Doch die Jagd nach dem
vor Mangel, vor dem Hunger, vor dem Zuwe-       kommen. Hier wird deutlich, was wirklich             stets Modischen, nach „immer besser“ und
nig. Das ist ja zunächst ein ganz natürliches   wichtig ist. In diesem Sinn kann die Fasten-         „immer mehr“ macht den Menschen atem-
und überlebensdienliches Gefühl.                zeit als Weg durch die Wüste verstanden und          los. Manipuliert durch grellbunte Werbung
                                                gelebt werden.                                       und den neidischen Blick auf die anderen
Es braucht eine Basis-Absicherung, ein                                                               funktioniert er als willfähriger Konsument,
Grundeinkommen, eine gewisse Vorratswirt-       Die Wüste lehrt uns, das zum Leben Not-              als Rädchen in einer gigantischen Wirt-
schaft, damit wir überleben können. Doch        wendige von den angelernten Bedürfnissen             schafts-Maschinerie.
Leben ist mehr als Überleben. Was brauche       zu unterscheiden. Die Konsumgesellschaft
ich wirklich zum Leben?                         funktioniert nur, wenn ständig Neues auf             Freiheit erfahren
Das Bild der Wüste kann manches deutlich        den Markt geworfen wird. Der Motor, der              Die Wüste kann helfen, aus diesen Mecha-
machen: Die Wüste zwingt zur Reduktion.         diese Wirtschaftsform am Laufen hält, wird           nismen – zumindest für eine Zeitlang – aus-
Die Trockenheit duldet nichts Überflüssi-       durch die Produktion ständig neuer Wün-              zusteigen und eine ursprüngliche Freiheit zu
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                         Fastenzeit 9

                                                                                                            IMPULS

                                                                                                            Werdet Vorübergehende

                                                                                                            Schnitz dir einen Wanderstab
                                                                                                            aber zimmere dir keine
                                                                                                            Dachbalken

                                                                                                            Wozu eine Vorratstasche
                                                                                                            Liebe empfängt man nicht
                                                                                                            aus Konserven
                                                                                                            Hoffe auf frisches Brot
                                                                                                            unterwegs
erfahren. Fernab vom Strudel der Werbung       ge: über meinen Schlafsack, meine Zahn-
und vom Trubel der Einkaufszentren kann        bürste, meine Sonnenbrille. Das Geheimnis
ich aufatmen: Ich brauche jetzt ganz wenig.    der Wüste besteht darin, dass ich das We-                    Du darfst Sandalen tragen
Ich muss nicht mehr nach Schnäppchen ja-       nige umso intensiver erlebe. Nicht das Vie-                  aber lerne auch barfuß
gen oder die Börsennachrichten verfolgen.      lerlei erfüllt uns, sondern das Eine, das in
                                                                                                            zu gehen
Geld nützt mir in der Wüste nicht viel, denn   die Tiefe geht. Nicht tausend Sensationen
es gibt keine Shopping-Malls. Dafür gibt es    schenken uns Glück, sondern der Sinn für                     Zu viel Geld dabei beunruhigt
so viel Schönes und Kostbares völlig kosten-   das Echte, das uns berührt. Wer lernt, das                   Sonne und Regen gibt es
los: das Licht, den Schlafplatz im Sand, das   Wenige zu verkosten, der erfährt, wie köst-
Wasser aus dem Brunnen.                        lich ein Schluck kühlen Wassers aus einem                    gratis
Die Wüste bietet die Chance, sich von ein-     Brunnen schmeckt.
gefahrenen Gewohnheiten zu befreien. Er-
staunt stelle ich fest: Ich kann auch leben    Weise (lat.: sapiens) ist jemand, dem die                    Nimm ein zweites Hemd mit
                                               Dinge schmecken (lat.: sapere), wie sie sind.                für das Fest
                                               Die Weisheit, die ich der Wüste lernen kann:
                                                                                                            und für das Grab
                                               Ich kann wieder Geschmack am Leben fin-
       „Nicht tausend                          den. Wenn wir die Fastenzeit mit einem Weg
 Sensationen schenken uns                      durch die Wüste vergleichen, so könnte da-                   ANDREAS KNAPP
                                               rin eine Einladung liegen, das Einfache wie-                 Aus: Weiter als der Horizont,
  Glück, sondern der Sinn                      der zu entdecken und schätzen zu lernen.                     Echter-Verlag Würzburg, S. 42
   für das Echte, das uns                      Was ich nicht brauche
         berührt. “                            Ich habe einige Jahre in Bolivien gelebt. Dort
                                               hatte ich einen guten Kontakt zu einem äl-
                                               teren deutschen Priester gefunden, der in                     Lebensspuren
ohne Handy, Auto, Zeitung, Markenklamot-       einem abgelegenen Bergdorf viele Jahre als                    Spirituelle Impulse
ten. Schon so viele Tage komme ich ohne        Missionar gelebt und gearbeitet hat. Einmal                   aus der Wüste
Fernsehen aus – und bin immer noch nicht       erzählte er mir, dass er so gerne die Werbung                 Teil 1 von 7
gestorben!                                     im Fernsehen anschaut oder Werbeseiten
                                               in einer Zeitschrift durchblättert. Ich konn-
Geschmack am Leben finden                      te das gar nicht verstehen; denn mir ist es
In der Wüste muss man mit leichtem Ge-         wichtig, mich von der Konsum-Mentalität
päck unterwegs sein. Alles Untragbare muss     so gut wie möglich zu distanzieren. „Bringt
man zurücklassen, sonst wird es unerträg-      dich das nicht durcheinander, wenn du so
lich. Das Wenige aber bekommt einen be-        viele Angebote siehst?“ Padre Manfredo ant-                   Von
sonderen Glanz.                                wortete: „Im Gegenteil. Ich bin dann immer                    BRUDER
Ein gutes Paar Schuhe – was für ein Schatz!    so glücklich, wenn ich sehe, was ich alles                    ANDREAS
                                                                                                STOCKFOTO

Ich freue mich über die die einfachsten Din-   nicht brauche!“ «                                             KNAPP
Lebensspuren - Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at KirchenBlatt - Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp - Katholische ...
10 Thema                                                                       15. Februar 2018   Vorarlberger KirchenBlatt

Provozierend
missionarisch?
Im Jänner wurde ein „Mission Manifest“ veröffentlicht. Wenn die Mission zur ersten Priorität werde, stehe

einem Comeback der Kirche nichts im Weg. Die 10 Thesen erreichen ihr Ziel: Sie wollen polarisieren. Die einen

werden zum Mitmachen bewegt und andere provoziert. Und Mission kommt wieder ins Gespräch.

THOMAS BERGER-HOLZKNECHT

Vorneweg: Das Buch ist es wert, gelesen zu    mehrt, erfüllen wir diesen Auftrag, arbeiten        den, die wir noch nicht oder nicht mehr
werden. Auch wenn der Gesamttext aus-         wir mit an der Heilsgeschichte, werden wir          erreichen, besonders von den Ausgegrenz-
gewogener ist als die bewusst provokanten     zu „Missionaren“.                                   ten unserer Gesellschaft her (vgl. Matthäus
Kurzthesen, regen die Aussagen trotzdem                                                           25,35ff). Wo der Eindruck entsteht, dass die
zur Auseinandersetzung an. Im besten Fall     Erfahrung und Nachfolge. Missionari-                Aufgabe der Kirche vor allem - Stichwort:
führt das Gespräch darüber zu mehr Klar-      sches Handeln im engeren Sinn will Men-             „Mission als Priorität Nummer eins“ - in der
heit in Sachen „Mission“.                     schen, die keinen Bezug zur Kirche (mehr)           „Bekehrung von Menschen zu Jesus Chris-
                                              haben, eine Erfahrung dieser Liebe Gottes           tus“ liegt, die ihrerseits wieder andere „zu
Verschiedene Missionsverständnisse.           ermöglichen. Denn Erfahrungen werden                Jüngern machen“, fehlt diese Zuordnung.
Die kritischen Anmerkungen und Ergän-         immer wichtiger. Menschen stellen den An-
zungen - etwa von Rainer Bucher, Ursu-        spruch, dass Religion ihnen „etwas bringt“.
la Nothelle-Wildfeuer, Christian Hennecke     Liturgie, Predigt oder Rituale ohne persönli-         „Der Heilige Geist handelt
- zeigen, dass die Reflexion über die ge-     che Relevanz, ohne „spirituellen Nährwert“
schichtlich belastete christliche Mission     interessieren nicht mehr. Dieser Anspruch
                                                                                                     wie er will, wann er will
noch lange nicht abgeschlossen ist. Hier      ist berechtigt: Gott will für jede und jeden               und wo er will.“
standen sich der Ökumenische Rat der Kir-     relevant sein. Und das kann ein Leben ver-
chen (ÖRK) und die evangelikalen und Frei-    ändern.                                                             EVANGELII GAUDIUM 279
kirchen oft gegenüber. Die Thesen im „Mis-    Wer Gottes Berührung im eigenen Leben er-
sion Manifest“ folgen in ihren Sprach- und    lebt, wird sich gerne mit der je eigenen Beru-
Denkmustern eher den Freikirchen.             fung an seiner Mission beteiligen und Got-          Mission ist Dialog und Respekt. Die Re-
                                              tes Liebe zu den Menschen bringen: mehr             flexion der Kirchen über ihre Missionstä-
Die Mission der Kirche. Das lateinische       durch das eigene Leben und Sein als durch           tigkeit will die Reste der unheilvollen Ver-
„Mission“ bedeutet „Sendung“. Die christ-     Worte. Die Kirche braucht diese brennen-            bindung von Mission und Kolonialisierung
lichen Kirchen haben von Gott eine Sen-       den Menschen, um ihre Sendung zu erfül-             auflösen. Lange wurde die vorbehaltlose
dung, einen Auftrag. Sie sind kein Selbst-    len. In den nächsten Jahrzehnten wird Kir-          Liebe Gottes zu allen Menschen durch das
zweck und deshalb geht es heute auch nicht    che bei uns vor allem dort lebendig sein, wo        Überlegenheitsgefühl der Kirchen Europas
um ein „Comeback der Kirche“. Gott hat        begeisterte Getaufte ihre Freizeit mit Freu-        und Amerikas verdunkelt. Zwei Orientie-
Menschen in diese Welt gesendet, um sei-      de dafür verwenden, den Menschen in ihrer           rungen haben sich daraus ergeben: die In-
ne Liebe für alle Menschen konkret erfahr-    Umgebung Gottes Nähe erfahrbar zu ma-               kulturation und der Dialog.
bar zu machen. Er wünscht sich „die in-       chen.                                               Der Gedanke der Inkulturation geht da-
nigste Vereinigung“ mit seinen Geschöpfen     Missionarisches Handeln im engeren Sinn             von aus, dass sich in der Vielfalt der Kultu-
und „die Einheit der ganzen Menschheit“       lässt sich mit der Gesamtmission der Kir-           ren Spuren von Gottes Schöpfergeist finden
(vgl. Lumen gentium 1,1). Mit allem, was      chen verbinden, indem alle ihre Vollzüge            lassen. Deshalb muss sich die Kirche res-
die Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe ver-   auch von den Menschen her gedacht wer-              pektvoll auf unterschiedliche Kulturen und
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                               Thema 11

                                                                                                                Ein Blick
                                                                                                                nach England
                                                                                                                In England wurde von der angli-
                                                                                                                kanischen Kirche im Jahr 2004 das
                                                                                                                Positionspapier „mission-shaped
                                                                                                                church“ veröffentlicht (dt.: „Missi-
                                                                                                                on bringt Kirche in Form“). Darin
                                                                                                                wurde beschlossen, neben den tra-
                                                                                                                ditionellen Pfarren die Gründung
                                                                                                                von neuen Gemeinden, so ge-
                                                                                                                nannte „fresh expressions of chur-
                                                                                                                ch“ (dt: „neue Ausdrucksformen
                                                                                                                von Kirche“) oder „Fresh X“ zu
                                                                                                                fördern. Seither entstanden 3.000
                                                                                                                solcher Gemeinden und mit ihnen
                                                                                                                ein neues Amt: die „Pioniere“.

                                                                                                                Eine Fresh X ist …
                                                                                                                • missional, weil sie sich an Men-
                                                                                                                schen richtet, die noch keinen
                                                                                                                Bezug zu Kirche und Gemeinde
                                                                                                                haben. Damit ergänzt sie die klas-
                                                                                QUINN DOMBROWSKI / FLICKR.COM
                                                                                                                sischen Pfarren in einer so genann-
                                                                                                                ten „mixed economy“. Christian
                                                                                                                Hennecke spricht vom „Misch-
                                                                                                                wald“, der die Monokultur ablö-
                                                                                                                sen soll.
Milieus einlassen und die je passende Aus-      schen, die im Verdacht der Lauheit stehen,                      • kontextuell und taucht ganz in
formung der Frohen Botschaft in diesem          von Theologen und von Hauptamtlichen,                           ein bestimmtes Milieu ein, um
Kontext (er)finden, wenn sie die Menschen       die aus einer Beamtenmentalität den Nie-                        dem Evangelium in einem neuen
dort erreichen möchte. In unserer pluralen      dergang der Kirche verwalten. Auch das ent-                     Kontext Gestalt zu verleihen. Hier
Gesellschaft kann jeder Text, jedes Lied, je-   spricht durchaus evangelikalen Denk- und                        gibt es keine Grenzen: von der Me-
des Ritual nur eine begrenzte Gruppe errei-     Sprachtraditionen. Auf der anderen Seite                        talchurch über die Kletterkirche bis
chen. Andere werden abgestoßen und brau-        wird in den Thesen die große Dankbarkeit                        zur Gemeinde von Hundeliebhabe-
chen andere Zugänge. Das gilt auch für das      gegenüber dem Wirken von Gottes Geist-                          rinnen. Was immer den Menschen
„Mission Manifest“.                             kraft in den Freikirchen ausgedrückt. Das ist                   am Herzen liegt, kann zum Sam-
Um Menschen jenseits der eigenen „Blase“        berechtigt.                                                     melpunkt einer Gemeinde werden.
zu erreichen, braucht es den Dialog, der ge-                                                                    • lebensverändernd und lädt Men-
tragen ist vom Wissen um die gottgeschaf-                                                                       schen in die Nachfolge Jesu ein.
fene Würde jedes Menschen. Interesse am                                                                         Auf der Basis von persönlichen
Leben meines Gegenübers und Zuhören ste-          „Wer Gottes Berührung                                         Beziehungen und einer berühren-
hen am Beginn. Mit der Zeit vertieft sich        im eigenen Leben erlebt,                                       den Gotteserfahrung kann sich
das Gespräch, Standpunkte können dann                                                                           Glaube weiterentwickeln und für
ausgetauscht und einander erschlossen wer-       wird sich gerne mit der je                                     immer neue Bereiche des Alltags
den, Lernen ist für beide Seiten möglich.       eigenen Berufung an seiner                                      relevant werden.
Eine Voraussetzung dafür ist die Vorstel-                                                                       • gemeindebildend und kein
lung, dass mir Gott in meinem Gegenüber             Mission beteiligen.“                                        Projekt auf Zeit, sondern eine
begegnen will und dass es für mich (auch                                                                        neue vitale Form von Gemeinde,
weit weg von meinen kirchlichen Bildern)                 THOMAS BERGER-HOLZKNECHT                               geprägt vom Kontext und vom
etwas zu lernen gibt. „Lass mich dich ler-                                                                      Evangelium.
nen, dein Denken und Sprechen, dein Fra-
gen und Dasein, damit ich daran die Bot-        Es ist zu wünschen, dass dieselbe Dankbar-                      u Weitere Informationen online
schaft neu lernen kann, die ich dir zu          keit auch allen pfarrlich Engagierten, Theo-                    unter freshexpressions.de
überliefern habe.“ So hat es vor mehr als 20    logen und Hauptamtlichen gilt, die an der
Jahren der verstorbene Bischof Klaus Hem-       großen Mission, an der Sendung Gottes mit-                      u Hintergründe und konkrete Bei-
merle auf den Punkt gebracht.                   arbeiten. Denn: „Der Heilige Geist handelt                      spiele werden vorgestellt auf der
                                                wie er will, wann er will und wo er will.“                      dekanatlichen Fortbildung „Gott in
Dankbar für das Wirken des Geistes.             (Evangelii gaudium 279) Es gehört zur mis-                      jedem Kontext“ (18. bis 20. März 2018
Die Situationsanalyse im „Mission Mani-         sionarischen Grundhaltung, dieses geheim-                       in Bad Waldsee).
fest“ zeigt an einigen Stellen eine Gering-     nisvolle Wirken Gottes immer neu zu ent-                        Information und Anmeldung unter E
schätzung von pfarrlich-sozialisierten Men-     decken. «                                                       pastoralamt@kath-kirche-vorarlberg.at
Sonntag

  1. Fastensonntag – Lesejahr B, 18. Februar 2018

  Meinen Bogen setze
  ich in die Wolken
  Ein Zeichen des Bundes hat Gott gegeben.
  Einen Bogen zwischen die Wolken gesetzt.
  Sein Bündnis trägt.
  Auch in den Versuchungen des Lebens.

1. Lesung                                       2. Lesung                                                          Evangelium
Genesis 9,8–15                                  1 Petrus 3,18–22                                                   Markus 1,12–15

Gott sprach zu Noach und seinen Söh-            Denn auch Christus ist der Sünden wegen                            Und sogleich trieb der Geist Jesus in die
nen, die bei ihm waren: Ich bin es. Siehe,      ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter                          Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüs-
ich richte meinen Bund auf mit euch und         für Ungerechte, damit er euch zu Gott hin-                         te und wurde vom Satan in Versuchung ge-
mit euren Nachkommen nach euch und              führe, nachdem er dem Fleisch nach zwar                            führt. Er lebte bei den wilden Tieren und
mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vö-       getötet, aber dem Geist nach lebendig ge-                          die Engel dienten ihm.
geln, dem Vieh und allen Wildtieren der         macht wurde. In ihm ist er auch zu den                             Nachdem Johannes ausgeliefert worden
Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche     Geistern gegangen, die im Gefängnis waren,                         war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete
gekommen sind, mit allen Wildtieren der         und hat ihnen gepredigt. Diese waren einst                         das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit
Erde überhaupt. Ich richte meinen Bund          ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs                           ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt
mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen      geduldig wartete, während die Arche gebaut                         um und glaubt an das Evangelium!
aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerot-       wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich
tet werden; nie wieder soll eine Flut kom-      acht Menschen, durch das Wasser gerettet.
men und die Erde verderben. Und Gott            Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch ret-
sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den     tet. Sie dient nicht dazu, den Körper von
ich stifte zwischen mir und euch und den        Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine
lebendigen Wesen bei euch für alle kom-         Bitte an Gott um ein reines Gewissen auf-
menden Generationen: Meinen Bogen set-          grund der Auferstehung Jesu Christi, der
ze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des   in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur
Bundes werden zwischen mir und der Erde.        Rechten Gottes und Engel, Gewalten und
Balle ich Wolken über der Erde zusammen         Mächte sind ihm unterworfen.
und erscheint der Bogen in den Wolken,
dann gedenke ich des Bundes, der besteht
zwischen mir und euch und allen Lebewe-
sen, allen Wesen aus Fleisch, und das Was-
ser wird nie wieder zur Flut werden, die alle   Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgese-
                                                hene und überarbeitete Ausgabe
Wesen aus Fleisch verdirbt.                     © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
WORT ZUM SONNTAG

                                                                                 In Teufels Küche
                                                                                 Jedes Jahr am 1. Fastensonntag erleben wir
                                                                                 einen Jesus, der in Teufels Küche geraten ist.
                                                                                 Der fastende Jesus wird nach vierzig Tagen
                                                                                 und Nächten vom Teufel in Versuchung ge-
                                                                                 führt. „In Teufels Küche“ ist ein mittelalter-
                                                                                 licher Ausdruck dafür, dass jemand in gro-
                                                                                 ßen Schwierigkeiten ist. Menschen geraten
                                                                                 in Schwierigkeiten. Auch der glaubende
                                                                                 Mensch wird nicht verschont, selbst Jesus
                                                                                 ist es so gegangen. Die Schwierigkeiten sind
                                                                                 da, das ist ein Faktum. Aber es bleibt die
                                                                                 Frage, wie ich mit ihnen umgehe.
                                                                                 Habe ich den Mut, einmal mit den Verhält-
                                                                                 nissen zu brechen, bevor ich durch sie ge-
                                                                                 brochen werde?
                                                                                 Der Evangelist Markus erzählt uns – im Ge-
                                                                                 gensatz zu den anderen Evangelisten –
                                                                                 nicht, wie die Versuchungen konkret aus-
                                                                                 gesehen haben. Vielleicht dürfen wir das
                                                                                 als Spielraum interpretieren, uns die Frage
                                                             WIKIMEDIA COMMONS
                                                                                 nach unseren Versuchungszusammenhän-
                                                                                 gen zu stellen. Was Markus uns jedoch er-
                                                                                 zählt, ist, dass „Jesus bei den wilden Tieren
                                                                                 lebte und die Engel ihm dienten“.
                                                                                 Mitten in der Wüste, mitten im Ort der
                                                                                 Versuchung, wird etwas vom verlorenen
                                                                                 Paradies sichtbar. Wüste, Versuchung und
                                                                                 Paradies treffen zusammen. Ist das nicht

Z   eige mir, HERR, deine Wege,                                                  die Realität des Lebens schlechthin? Wir
    lehre mich deine Pfade!
                                                                                 erleben Wüste, erleben Versuchung, und
                                                                                 trotzdem blitzt immer wieder das Para-
Führe mich in deiner Treue und lehre mich;                                       dies durch. Freilich braucht der Mensch
                                                                                 einen Blick für das Paradiesische im Leben,
denn du bist der Gott meines Heils.
                                                                                 braucht er heilsoptimistische Augen und
Auf dich hoffe ich den ganzen Tag.                                               vor allem heilsoptimistische Einstellung. So
                                                                                 gerät er nicht in Teufels Küche.
Gedenke deines Erbarmens, HERR,
und der Taten deiner Gnade;
denn sie bestehen seit Ewigkeit!                                                 ZUM WEITERDENKEN
Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel!                             Wie reagiere ich in meinem Leben auf
Nach deiner Huld gedenke meiner, HERR, denn du bist gütig!                       Schwierigkeiten? Kann ich inmitten einer
                                                                                 Welt, die geprägt ist von Versuchungs- und
Der HERR ist gut und redlich,                                                    Wüstenerfahrungen, Lichtblicke des Para-
darum weist er Sünder auf den rechten Weg.                                       dieses entdecken?

Die Armen leitet er nach seinem Recht,                                                                   MAG. MAXIMILIAN
die Armen lehrt er seinen Weg.                                                                           PÜHRINGER OPRAEM
                                                                                                         Prämonstratenser
                                                                                                         Chorherr des Stiftes
                                                                                                         Schlägl, Pfarradminis-
ANTWORTPSALM AUS PSALM 25                                                                                trator in Oberkappel
                                                                                                         u sonntag@koopredak-
                                                                                                         tion.at
14 Thema                                                                                                     15. Februar 2018   Vorarlberger KirchenBlatt

„Europa ist immer weniger
das Zentrum der Weltkirche“
Vor 20 Jahren, am 21. Februar 1998, wurde Wiens Erzbischof Christoph Schönborn zum Kardinal ernannt. Fast

genau so lange ist er Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Im Interview spricht der Erzbi-

schof, der aus dem Dominikanerorden kommt, über Einfluss und Grenzen seines Amtes, Europa, die „Ehe für

alle“ und seine Hoffnung, dass der Papst sein verpflichtendes Rücktrittsangebot in zwei Jahren annimmt.

DAS GESPRÄCH FÜHRTE HEINZ NIEDERLEITNER

                                              Herr Kardinal, Papst Franziskus hat gesagt, das    recht auf einen Sitz im Kardinalskollegium. Papst
                                              Amt des Kardinals sei keine Auszeichnung, son-     Franziskus beauftragt aber vermehrt Bischöfe in
                                              dern ein Dienst. Worin besteht dieser Dienst?      Randgebieten der Welt mit diesem Dienst. Sind
                                              Christoph Kardinal Schönborn: Außer, dass          Sie Österreichs letzter Kardinal?
                                              er bei feierlichen Anlässen ein rotes Gewand       Schönborn: Als ich 1998 Kardinal wurde, gab
                                              trägt, ist der Kardinal ein normaler Bischof.      es bereits drei Österreicher im Kardinalskol-
                                              Kardinal ist er im Hinblick auf die Papstwahl      legium: meine Vorgänger, die Kardinäle Kö-
                                              und die Beratung des Papstes. Dazu kom-            nig und Groër, sowie Kurienkardinal Stick-
                                              men Dienste für die Weltkirche. Ich bin zum        ler. Ich habe Papst Johannes Paul II. damals
                                              Beispiel Mitglied der Glaubenskongregation,        gefragt: Sind vier Kardinäle nicht ein biss-
                                              der Bildungskongregation, der Ostkirchen-          chen viel für Österreich? Er hat mich trotz-
                                              kongregation, im Päpstlichen Rat für die           dem ernannt. Der Wiener Erzbischof wurde
                                              Evangelisierung der Völker, im Synodenrat          seit dem 18. Jahrhundert stets ziemlich si-
                                              und in der Kardinalskommission für die Va-         cher Kardinal. Wenn Papst Franziskus jetzt
                                              tikanbank. Im Durchschnitt bin ich einmal          Änderungen vollzieht, folgt er der Reali-
                                              im Monat in Rom.                                   tät: Europa ist immer weniger das Zentrum
                                                                                                 der Weltkirche, die Kirchen Afrikas und Asi-
                                              Sie gelten als der „österreichische Kardinal“ –    ens sind aufstrebend und vital. Ob wir klei-
                                              das klingt, als hätte Österreichs Kirche ein An-   nen mitteleuropäischen Länder künftig ei-
                                                                                                 nen Kardinal haben werden, wird man erst
                                                                                                 sehen. In Prag und Budapest gibt es derzeit
                                                                                                 Kardinäle, in Laibach und Pressburg nicht.

                                                                                                 Verstehen Sie sich selbst als Österreichs Kardinal?
                                                                                                 Schönborn: Ich bin Bischof von Wien und
                                                                                                 habe als solcher die gleiche Aufgabe, Wür-
                                                                                                 de und Funktion wie alle anderen Bischöfe.
                                                                                                 Zusätzlich habe ich das Amt des Kardinals
                                                                             Im Interview        und bin fast genau so lange Vorsitzender
                                                                             sprach der Wiener   der Österreichischen Bischofskonferenz. Im
                                                                             Erzbischof auch     letztgenannten Amt sehe ich sehr wohl mei-
                                                                             über seine Erwar-   ne Aufgabe darin, zwischen der österreichi-
                                                                             tungen in die       schen Kirche und Rom zu vermitteln. Das
                                                                             kommende Weltbi-    war auch immer wieder notwendig, zum
                                                                             schofssynode zum    Beispiel in schwierigen Situationen.
                                                                             Thema Jugend im
                                                                             Oktober. PRÜLLER    Denken Sie da auch an Bischofsernennungen?
Vorarlberger KirchenBlatt   15. Februar 2018                                                                                  Thema 15

Christoph Schönborn hatte als Theologe unter anderem am Weltkatechismus mitgearbeitet, als er 1991 Weihbischof und dann 1995 Erzbischof von Wien
wurde. Die Kardinalskreierung erfolgte 1998. Im selben Jahr wurde er auch zum Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz gewählt. KNA

Schönborn: Bei der Kandidatensuche wer-              ich nur ganz dick unterstreichen: Wir sehen         gerlichen Gesetzbuch die Ehe nicht mehr als
den, wenn es nach den Regeln geht, alle Bi-          bevorzugt die Schwierigkeiten, nicht aber,          Gemeinschaft zweier Personen verschiede-
schöfe befragt – und auch Laien. Als Vorsit-         dass in unserem Alltag Europa längst eine           nen Geschlechts bezeichnet wird. Gleichge-
zender der Bischofskonferenz habe ich keine          Wirklichkeit geworden ist.                          schlechtliche Partnerschaften sind in Öster-
Extrastimme. Sicher hat das Votum des Vor-                                                               reich durch das Partnerschaftsgesetz sehr gut
sitzenden und des Kardinals ein gewisses Ge-                                                             abgesichert und die Kirche hat nie dagegen
wicht. In der Praxis ist es aber ein Zusam-           „Die Jugendsynode wird                             protestiert. Denn es ist eine Frage der Ge-
menspiel und der Papst entscheidet.                                                                      rechtigkeit, dass zwei gleichgeschlechtliche
                                                         vermutlich in einer                             Personen in einer Partnerschaft zivilrechtli-
Im Oktober wird die Bischofssynode über „Ju-            ‚klimatisch‘ anderen                             chen Schutz bekommen.
gend und Berufung“ beraten. Werden Sie neben                                                             Zum Wesen der Ehe gehört aber die Ge-
Jugendbischof Stephan Turnovszky daran teil-            Situation stattfinden                            nerationalität: Wir haben alle Eltern und
nehmen? Was erwarten Sie sich?                        als die Familiensynoden.                           Großeltern – wir stehen in einer Generatio-
Schönborn: Ob ich vom Papst auch zum Mit-                                                                nenfolge. Und die gibt es nur durch die Ver-
glied dieser Synodensitzung ernannt werde,                 Ich glaube nicht,                             bindung von Mann und Frau. Deshalb hat
weiß ich noch nicht. Die Jugendsynode wird                  dass es stark um                             die Ehe von Mann und Frau auch rechtlich
vermutlich in einer klimatisch anderen Situ-                                                             eine besondere, unersetzliche Stellung. Ob
ation stattfinden als die Familiensynoden.           kontroverse Themen gehen                            ich da jetzt eine Mehrheitsmeinung vertrete
Ich glaube nicht, dass es stark um kontro-
verse Themen gehen wird, sondern um Un-
                                                                 wird.“                                  oder nicht: ich bleibe dabei. Oder etwas iro-
                                                                                                         nisch gesagt: Das ist meine Meinung und ich
terscheidung: die Unterscheidungsfähigkeit,                                                              teile sie auch.
die ein junger Mensch braucht, um seinen
Weg als Christ zu gehen.                             Sie betonen oft das gute Verhältnis zwischen        In knapp zwei Jahren – im Jänner 2020 – werden
                                                     Kirche und Staat in Österreich. Ihre heftige Kri-   Sie 75 Jahre alt und müssen dem Papst pro for-
Die Kirche hat die europäische Einigung stets un-    tik am Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs,      ma Ihren Rücktritt anbieten. Was wollen Sie da-
terstützt. Jetzt verabschieden sich die Briten aus   die staatliche Ehe auch homosexuellen Paaren zu     nach tun?
der EU und der Rest macht auch keinen sehr ge-       öffnen, klang da ganz anders.                       Schönborn: Ich werde den Rücktritt nicht
einten Eindruck. Was fehlt da?                       Schönborn: Ich bleibe dabei, dass das Ver-          pro forma, sondern ernstgemeint anbieten –
Schönborn: Einmütigkeit. Die Einzelinter-            hältnis in Österreich gut ist. Das Erkennt-         also mit dem Wunsch, dass er angenommen
essen und die einzelnen Sorgen der Länder            nis des Verfassungsgerichtshofs kommt               wird. Ich spekuliere nicht, was ich danach
sind zum Teil sehr unterschiedlich. Aber wir         auch nicht aus der Politik, sondern von den         machen werde. Natürlich stelle ich mir Fra-
dürfen als Kirche da nicht auf die Politike-         obersten Verfassungshütern. Was die Politik         gen, die sich auch ein Pfarrer stellt, wenn er
rinnen und Politiker zeigen, sondern müs-            mit dieser Vorgabe macht, ist noch offen. Da        in Pension geht: Wo werde ich wohnen, wie
sen uns an die eigene Brust schlagen: Es ist         erwarte ich mir noch Diskussionen und viel-         wird das sein? An Beschäftigung wird es mir
auch uns in Europa nicht gelungen, zu ge-            leicht auch manche Präzisierungen.                  nicht fehlen, aber ich bin sehr begierig dar-
meinsamen Positionen zu kommen und mit               Ich bleibe auch dabei, dass ich es für prob-        auf, stillere Zeiten zu haben, damit das geist-
einer Stimme zu sprechen. Trotzdem kann              lematisch halte, wenn im Allgemeinen Bür-           liche Leben genügend Platz hat.   «
16 Thema                                                                                                        15. Februar 2018   Vorarlberger KirchenBlatt

75. Todestag des großen Glaubenszeugen und Widerstandskämpfers

Wer war Christoph Probst?
Am 22. Februar 2018 jährt sich der Todestag                                                          kam aus der Katholischen Jugendbewegung.
von drei Mitgliedern der studentischen                                                               Alexander Schmorell, auch Student der Me-
Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Hans                                                                 dizin, war orthodoxer Christ. Auch er wur-
und Sophie Scholl und Christoph Probst,                                                              de einige Monate später in München hin-
zum 75. Mal.                                                                                         gerichtet. Die russisch-orthodoxe Kirche im
                                                                                                     Ausland hat ihn 2012 heiliggesprochen und
BERNHARD HIPPLER                                                                                     verehrt ihn als „Alexander von München“.
                                                                                                     Christoph Probst wird in dem von der Deut-
Vor allem durch den 1919 in Murnau (Bay-                                                             schen Bischofskonferenz herausgegebenen
ern) geborenen Christoph Probst, der im                                                              „Deutschen Martyrologium des 20. Jahrhun-
Wintersemester 1942/43 in Innsbruck Me-                                                              derts“ ausdrücklich genannt.
dizin studierte, gibt es einen Bezug zu Ti-
rol und Österreich. Da er 1942 in Innsbruck                                                 ARCHIV   Glaube als Unterscheidungskraft. Was
kein Zimmer fand – damals schon ein Stu-          Christoph Probst (1919–1943) war Student der       an Christoph Probst und seinen Mitstu-
denten-Problem! – wohnte er in Aldrans. Sei-      Universität Innsbruck und entdeckte im Glauben     denten imponiert, ist die Tatsache, dass es
ne Frau mit den beiden ersten Kindern war         Kraft zum Widerstand gegen die NS-Herrschaft.      sich bei ihnen nicht um blasse, weltfrem-
seit Herbst 1942 in Lermoos untergebracht.                                                           de Frömmler handelte, sondern um lebens-
                                                                                                     lustige, sportliche und musikalische junge
Bei den Bibelabenden. Im Zusammenhang             1940 wurde er zum ersten Mal Vater. Im Herbst      Menschen. Sie alle waren geistig aktive Stu-
mit archivalischen Nachforschungen erhielt        1942 kam er zum Medizinstudium nach Inns-          denten. In ihrem Tagebuch schreibt Sophie
eine Mitteilung des früheren Innsbrucker          bruck. Hier wurde der 23-Jährige – seine Frau      Scholl einmal am Abend eines Tages: „… und
Hochschulseelsorgers Dr. Georg Weber eine         hatte gerade das dritte Kind geboren – am 19.      jetzt lese ich noch eine Stunde Augustinus.“
besondere Bedeutung. Im Rückblick auf seine       Februar 1943 als Mitglied der Widerstands-         Die Studenten der „Weißen Rose“ waren reli-
Innsbrucker Tätigkeit – von 1940 bis zu sei-      gruppe „Weiße Rose“ verhaftet. Nach einem          giös ringende Menschen. Der Glaube fiel ih-
ner Verhaftung im Jahr 1943 – schrieb er in       Schauprozess wurde er am 22. Februar in            nen nicht einfach in den Schoß. Auch wenn
einem Brief vom 31. Jänner 1981: „Die Tätig-      München zusammen mit Hans und Sophie               sie in christlichen Familien aufgewachsen
keit als Studentenseelsorger war damals auf       Scholl hingerichtet. Zuvor hatte er sich noch      waren, erkannten sie die Schwächen des tra-
rein kirchliche Räume beschränkt. So hielt        in der Gefängniszelle katholisch taufen las-       ditionellen volkskirchlichen Betriebs.
ich alle 14 Tage Bibelabende, die an den Kir-     sen. In seinem Abschiedsbrief an seine Mut-
chentüren angeschlagen waren, … Der Kon-          ter schrieb er: „… Ich danke Dir, dass Du mir      Die letzten Wochen. Das Weihnachtsfest
takt mit Deutschland war rege. Auch arbeite-      das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht be-      1942 wurde für Probst eine Zeit tiefer reli-
ten die Studenten, zum Großteil Mediziner,        denke, so war es ein einziger Weg zu Gott …        giöser Besinnung. In einem Brief an seinen
eifrig mit. Viele kamen aus Deutschland und       Eben erfahre ich, dass ich nur noch eine Stun-     Bruder schrieb er am 18. Dezember 1942:
Innerösterreich. Auch Probst war unter ih-        de Zeit habe. Ich werde jetzt die heilige Taufe    „Es soll auch so ein Freudenfest sein, an dem
nen, der mit den Geschwistern Scholl hinge-       und die heilige Kommunion empfangen ...“           man voll Dankbarkeit der Güte des Schöp-
richtet wurde …“                                  Von den Geschwistern Scholl verabschiedete         fers dankt, dass er uns Christus gesandt hat,
                                                  er sich unmittelbar vor der Hinrichtung mit        durch den wir wissen, dass unser Leiden, un-
Vertiefung in den Glauben. Christoph              den Worten: „In wenigen Minuten sehen wir          ser Leben einen Sinn hat, der uns ein Leben
Probst begann an der Universität München          uns in der Ewigkeit wieder!“                       vorgelitten hat aus reinster Güte, der das
das Medizinstudium. Dort kam es auch zum                                                             Leid verständlich gemacht hat und geheiligt
Kontakt mit den Geschwistern Scholl und           Glaube als Widerstandskraft. In der                hat, der uns auf das Leben nach dem Tod ge-
weiteren Gleichgesinnten wie etwa Willi           Nachkriegszeit wurden die religiösen Beweg-        wiesen hat, der die Liebe predigte, die wah-
Graf oder Alexander Schmorell. Mit „Flug-         gründe dieser jungen Leute aus politisch-          re Verbrüderung der Menschen, der uns das
blättern“, in denen diese Studentengrup-          ideologischen Gründen weitgehend ausge-            Brot des Lebens gebracht hat und an dem es
pe mit dem Namen „Weiße Rose“ das tota-           blendet beziehungsweise sogar bewusst in           keinen Zweifel gibt.“
litäre Nazi-Regime verurteilte, und die, oft      Abrede gestellt. Gerade die historischen Un-       Am Ehrenmal vor dem Hauptgebäude der
unter Lebensgefahr, im ganzen Deutschen           tersuchungen der letzten Jahre haben aber          Universität Innsbruck erinnert eine Gedenk-
Reich verteilt wurden, versuchten sie, zum        die religiösen Motivationsgründe aller Mit-        tafel an Christoph Probst. Die Stadt Inns-
Widerstand gegen die Diktatur aufzurufen.         glieder der „Weißen Rose“ herausgearbei-           bruck benannte auf Antrag der Österreichi-
Zunehmend vertiefte sich Probst, der unge-        tet. Hans und Sophie Scholl waren gläubige         schen Hochschülerschaft den Platz vor der
tauft war, in die Werke religiöser Schriftstel-   Protestanten. Der später hingerichtete Medi-       Universität in „Christoph-Probst-Platz“. Die
ler wie John Henry Newman, Augustinus,            zinstudent Willi Graf, für den die Erzdiöze-       Gemeinde Aldrans widmete ihm 2013 an-
Paul Claudel, Søren Kierkegaard und Rein-         se München jetzt eine Voruntersuchung für          lässlich des 70. Todestages eine Gedenktafel
hold Schneider.                                   ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet hat,      an der Pfarrkirche.  «
Sie können auch lesen