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KirchenBlatt Nr. 7 I Donnerstag, 15. Februar 2018 Einzelpreis: € 1,50 I www.kirchenblatt.at PIXABAY.COM Lebensspuren Spirituelle Impulse aus der Wüste von Br. Andreas Knapp Lesen Sie die Fastenserie ab Seite 8
2 Fastenzeit 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt Hirtenwort von Bischof Benno Elbs zur Vorbereitung auf Ostern 2018 AUF EIN WORT Sportsgeist „Das Reich Gottes ist nahe“ Am vergangenen Sonntag „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes den ein, Inventur als Zwischenbilanz zu wurde der Rennrodler David ist nahe. Kehrt um und glaubt an das machen. Vielleicht spüre ich dann: Ich bin Gleirscher im Eiskanal von Evangelium.“ (Markus 1,15) wertvoll in den Augen Gottes, nicht erst PyeongChang Olympiasieger. durch meine Leistung oder Anerkennung Die Goldmedaille im Wie eine verlockende Verheißung klingt es durch andere. Einsitzer-Bewerb der im Evangelium des ersten Fastensonntags. • Im Umgang mit meinem persönlichen Männer war eine große Reich Gottes, das meint Friede, Liebe, Ge- Umfeld, in der Partnerschaft, in der Fami- Überraschung, denn der rechtigkeit, Freude - Leben in Fülle. Die Fas- lie, im Freundeskreis, im Beruf kann ich 24-jährige Tiroler war tenzeit lädt dazu ein, nach den Quellen des mich fragen: Wo gibt es Verletzungen, die niemals zuvor auf einem Gottesreiches zu suchen. Mystiker und spi- der Heilung bedürfen? Wartet irgendwo Un- Weltcup-Podest gestanden. rituelle Menschen wissen darum: Gott ist versöhntes auf Bereinigung? Wem oder was uns in jedem Augenblick nahe. „Näher als sollte ich vielleicht mehr Zeit widmen? Der große Geschlagene Haut oder Halsschlagader. Wir: deine Ver- • Im Blick auf meinen Einsatz in Gesell- an diesem Tag war der stecke“, so bringt es der Dichter Kurt Marti schaft und Politik könnte ich Bilanz ziehen: Titelverteidiger und auf den Punkt. [...] Bin ich berührbar für Menschen am Rande? Dominator der letzten Jahre, Habe ich Freunde bei den Armen? Wo set- der Bayer Felix Loch. Er Die Fastenzeit ist für uns eine Zeit der ze ich mich ein für Gerechtigkeit, Toleranz, fiel im vierten Lauf durch Standortbestimmung und der Regenerati- Solidarität, Nächstenliebe? einen Fahrfehler noch vom on; eine Zeit des Ordnens, um Ziele und • Meine Sicht auf Veränderungen in der ersten auf den fünften Rang Wege zu klären. [...] Auf unterschiedlichen Kirche können zur Frage führen: Welche zurück und ging leer aus. Ebenen des persönlichen Lebens und des Neuaufbrüche sind auch hier angesagt? menschlichen Miteinanders kann eine sol- „Wir alle sind zu einem neuen missiona- Doch der zweimalige Olym- che Zeit der Besinnung und des In-sich-Ge- rischen Aufbruch berufen“, schreibt Papst piasieger Loch bewies Sports- hens neue Kraft, Freude und Lebendigkeit Franziskus in „Evangelii gaudium“. Wir geist. Er, der nach der Ziel- schenken. Ich möchte einige Wege aufzei- sind aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: durchfahrt minutenlang wie gen. hinauszugehen aus der eigenen Bequem- versteinert auf seinem Schlit- • Persönlich kann eine Reise nach In- lichkeit und den Mut zu haben, alle Rand- ten in der Auslaufzone geses- nen heilsam sein. Man kann zum Beispiel gebiete zu erreichen, die das Licht des Evan- sen hatte, kam am Tag nach eine aktuelle Zwischenbilanz über das eige- geliums brauchen. (EG 20) „Die Freude aus der Niederlage ins Österrei- ne Leben ziehen: Wo läuft es gut und wo- dem Evangelium, die das Leben der Ge- cherhaus in PyeongChang. mit bin ich weniger zufrieden? Wo sollte meinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missi- Der Athlet erzählte von sei- ich Altes, Einengendes loslassen, um frei- onarische Freude.“ (EG 21). nem ersten Olympiasieg er zu werden? Exerzitien im Alltag in vie- 2010 und gratulierte Gleir- len Pfarreien, die Impulse der Aktion „Halt Das 50-Jahr-Jubiläum unserer Diözese, scher: „Ich kann nachvollzie- amol“, eine Reihe „Lebensspuren. Spirituel- das wir in diesem Jahr feiern dürfen, soll hen, was bei ihm jetzt vor- le Impulse aus der Wüste“ im KirchenBlatt wirklich ein Ereignis für alle Menschen in geht. Mich freut es für David. oder vielleicht auch ein Beichtgespräch la- unserem Land werden: für junge und älte- Er wird es genießen.“ re, Frauen und Männer, arm und reich, kir- Zu seinem Fehler sagte Loch: chennah und -fern. Mein Anliegen ist es, „Das ist der Sport. Aber ich Brücken zu bauen zu den Menschen am habe ja noch ein paar Jahre Rande. Darum haben wir das Jubiläum be- vor mir. 2022 in Peking wer- gonnen mit einem Festmahl mit Menschen, de ich wieder am Start ste- denen es nicht so gut geht. [...] hen.“ Genau so soll Sport sein. Wenn wir uns so auf unserem Weg nach Ostern erneuern, dann strahlt im Leben Licht auf, Wärme wird spürbar und Freude erfüllt uns. Dann ist Gottes Reich nahe. Von Herzen wünsche ich es uns allen. « + BENNO ELBS BISCHOF VON FELDKIRCH DIETMAR STEINMAIR dietmar.steinmair@kath-kirche-vorarlberg.at Bischof Benno Elbs bei der Präsentation des Jubiläums u Das Hirtenwort im Gesamtwortlaut finden „50 Jahre Diözese Feldkirch“ im Jänner in Bludenz. SCHRIMPFF Sie unter www.bischof-von-feldkirch.at
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Thema 3 Die Palliativstation am LKH Hohenems wurde rundum erneuert und wird nun vergrößert wiedereröffnet. Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele (links) spricht von verstorbenen Patienten wie von alten Bekannten. Die Kapelle als zentraler Ort (Mitte). Ein Blick in die Station (rechts). ÖLZ (3) Palliativstation Hohenems: 15-jähriges Jubiläum, Erweiterung und Tag der offenen Tür am 16. Februar Liebe bis zum letzten Atemzug Die Palliativstation am Landeskrankenhaus nung von Menschen Räume, in denen Sinn- ent/innen wie von alten Bekannten, mit Hohenems eröffnet neu und lädt zu einem und Glaubensfragen gestellt werden kön- denen er gelacht und geweint hat. Ohne Tag der offenen Tür. Zum 15-Jahr-Jubiläum nen. In der Kapelle finden nicht nur jeden Glauben, ist er sich allerdings sicher, könn- der Palliativstation stehen zusätzlich sechs Montag heilige Messen statt, sondern auch te er den Ohnmachtserfahrungen nicht Betten bereit. Das KirchenBlatt sprach mit Gedenkfeiern. Die Kapelle ist auch ein Ort standhalten. Auch Jesus sei am Kreuz unter Krankenhausseelsorger Gerhard Häfele, der der Stille für Patient/innen, um zu sich zu Schmerzen und Tränen gestorben. Durch die auf eine auf jeden Patienten abgestimmte kommen. Früher war dieser Raum übrigens Krankenhausseelsorge soll der Mensch spü- Betreuung setzt. Und er hat auch nicht ver- der Kreissaal des Alten Krankenhauses. Vie- ren: Ich bleibe bei dir. Die seelsorgliche Ar- lernt, mit den Menschen in dieser sensiblen le ältere Hohenemserinnen haben hier noch beit hat Erfolg, wenn ein Mensch spürt: Ich Lebensphase zu lachen und zu weinen. ihre Kinder zur Welt gebracht. Ein schöner bin nicht allein. « „Zufall“: Auch Gerhard Häfele hat dort das WOLFGANG ÖLZ Licht der Welt erblickt. u Tag der offenen Tür. Im Beisein von Bi- schof Benno Elbs und Landeshauptmann Markus Der Kaiserin-Elisabeth-Trakt des LKH Hohe- Freie Rituale. Heute gehört zur tägli- Wallner. Mit Vorträgen u.a. von Krankenhausseel- nems dient seit 15 Jahren als Palliativstati- chen Arbeit der Krankenhausseelsorge, sorger Gerhard Häfele, Ärzten und Pflegern. on. Der Jugendstilbau trage wesentlich zur gute Begegnungen unabhängig von Fr 16. Februar, 13 bis 17 Uhr, Palliativstation, guten Atmosphäre bei, denn die Wohnlich- Religionszugehörigkeit und Weltanschau- Kaiserin Elisabeth Trakt, Krankenhaus Hohenems. keit erhöhe die Wirksamkeit von Therapie ung zu ermöglichen. So werden etwa Segens- und Medikamenten um bis zu einem Drit- gebete auch von Menschen außerhalb der tel, so Krankenhausseelsorger Gerhard Hä- Kirche gewünscht. Nach wie vor nehmen Palliativstation Hohenems fele. In den letzten 15 Jahren haben durch viele Menschen die „klassischen“ Angebote die medizinische Technik wesentliche Ver- wie Kommunionfeier, Beichte und Kranken- u Seit 2003 in Betrieb änderungen stattgefunden. Einerseits kön- salbung in Anspruch. Es gibt aber auch viele, (Kaiserin-Elisabeth-Trakt) ne Leben segensreich verlängert werden, die sich in einem freien Ritual mit oder ohne u 10 Betten, ab Februar 2018: 16 Betten sagt Häfele, andererseits würden die Krank- christliche Glaubensverbindung aufgeho- u 180-200 Patientenaufnahmen pro Jahr, heitsbilder immer komplexer und es brau- ben fühlen. Mit einer Angehörigen beispiels- durchschnittliche Verweildauer: 15 Tage. che eine ethische Entscheidungsfindung, ob weise hat Gerhard Häfele ein Ritual gestaltet, Mehr als die Hälfte der Patienten kann jede Behandlungsmethode auch bis zuletzt ihrem todkranken, verbal bereits nicht mehr wieder entlassen werden. ausgereizt werden soll. Mehr als früher sei- ansprechbaren Mann die Füße zu waschen, u Personal: Zwei Ärzte in Vollzeit (ab 2018: en heute Menschen oft auch alleine, worauf um ihm so noch einmal für die geschenkte 3,2 Stellen), Pflege im Ausmaß von 12 Vollzeit- das gut ausgebaute ambulante Betreuungs- Liebe zu danken. stellen (ab 2018: 19 Stellen). Weitere Berufe: netz aber nicht immer eine Lösung sei. Seelsorge, Sozialarbeit, Psycho-, Physio- und Versöhnung. Es gehe immer darum, zu Musiktherapie, ehrenamtliche Hospizbeglei- Die Kapelle. Die Kapelle im obersten Ge- überlegen, welcher Impuls sinnvoll ist, um ter/innen. schoss der Palliativstation ist ein symboli- einen Schritt der Versöhnung mit sich, mit u Kosten der Sanierung und Erweiterung für scher Ort dafür, was Seelsorge sein kann. Sie Gott und mit den anderen zu setzen, sagt das Land: knapp 3,3 Mio. Euro bietet Raum an und eröffnet in der Begeg- Häfele. Er erzählt von verstorbenen Pati-
4 Caritas 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt DREI FRAGEN AN ... Sachspenden für die Caritas Möbel spenden – Jobs schaffen Die Kinder sind ausgezogen Besonders gefragt sind derzeit und aus dem Jugendzimmer Doppelbetten mit einem Maß soll ein Arbeitszimmer ent- von 180 x 200 Zentimeter ohne stehen? Schon mit einem neuen Verbau und ohne Matratzen, Schlafzimmer geliebäugelt, Standard-Lattenroste, einfarbi- das jetzige ist aber noch in ge Couchen, Kleiderkästen ma- tadellosem Zustand? Kein ximal 5-türig bis 210 Zentimeter Problem: Die Caritas wandelt Höhe sowie Tische und Stühle Ihre gebrauchten Möbel in in Kombination“, erläutert Bor- Borna Krempler (re) freut sich über Möbelspenden. CARITAS eine wertvolle Spende um und na Krempler. Die Caritas bietet schafft gleichzeitig Jobperspek- nach Absprache auch eine kos- … Borna Krempler, Koordinator tiven für langzeitarbeitslose tenlose Abholung von benötig- für Sachspenden bei der Caritas Menschen. ten Möbeln direkt ab der Haus- türe an. Warum schaffen Möbelspenden Arbeitsplätze und wie viele „Weiterverwenden ist ökolo- sind das? gisch sinnvoll und macht Qua- Sachspenden: „Bei Sachspen- Borna Krempler: Die Abwicklung ist sehr arbeitsinten- lität für jede Brieftasche zugäng- den orientieren wir uns am tat- siv. Die Möbelstücke werden in der Regel vor Ort ab- lich“, weiß Borna Krempler, der sächlichen Bedarf. Ich bitte um geholt und in unserem Lager eingestellt, bis sie von bei der Caritas die Sachspenden Verständnis, dass wir deshalb einem der drei carlas mit Möbelverkauf angefordert koordiniert. In den carla Ein- nicht alle Angebote annehmen werden. Sind größere Möbelstücke verkauft, werden kaufsparks in Altach und Luste- können“, spricht der Koordina- diese allenfalls wiederum zerlegt und dem Käufer zu- nau, sowie im neuen carla Store tor ein heikles Thema an, das gestellt. Raritäten werden in unserer kleinen Werkstatt Bludenz sind aber auch immer manchmal Kopfschütteln bei fachgerecht restauriert und als echte Schmuckstücke wieder Schnäppchenjäger auf den Spendern auslöst: „Aber nur von Liebhabern erstanden. Bei all diesen Tätigkeiten der Suche nach besonderen Ra- so können wir die Kosten für kommen jedes Jahr rund 250 Langzeitarbeitslose zum ritäten anzutreffen. Transport, Lager und eventuelle Einsatz, die bei carla (inkl. Textilsammlung) eine befris- tete Beschäftigung finden und die wir auf ihrem Weg zurück in den normalen Arbeitsmarkt unterstützen. Hören Sie nicht oft den Satz „Das hebe ich noch auf, vielleicht brauche ich es noch“? Krempler: Grundsätzlich finde ich das gut, denn es zeugt von Wertschätzung, nicht einfach alles wegzu- werfen. Wenn das gute Stück dann allerdings zehn, zwanzig Jahre im Keller verbracht hat, wurde es wohl doch nicht mehr gebraucht und hat dabei an Wert ver- loren – Technik veraltet, Geschmäcker ändern sich. Ich rate dazu, sich spätestens nach einem Jahr die Frage zu stellen, ob spenden nicht doch sinnvoller wäre. Der neue carla Store in Bludenz (Klarenbrunnstraße 46) ist eine wahre Wenn ich mir unsicher bin, ob ich etwas spenden soll, ob es Fundgrube für Raritäten und günstige Schnäppchen. DIETMAR MATHIS gebraucht wird und helfen kann, was kann ich dann tun? Krempler: Meine Kollegen von der Sachspendenannah- Die carlas sind soziale Unterneh- Entsorgungen möglichst niedrig me wissen immer genau, was gerade gebraucht wird men, langzeitarbeitslose Men- halten und mit den Sachspen- und beraten gerne. Am leichtesten tun sie sich dabei schen kommen in Transport, La- den wirklich weiterhelfen.“ mit einem per Email gesandten Foto. Wenn Computer ger, Aufbereitung und Verkauf nicht Ihre Sache sind, rufen Sie meine Kollegen ganz zum Zug und bereiten sich auf Unter dem Motto „ein Bild einfach an: 05522 200-4300. « den Wiedereinstieg in den ers- sagt mehr als tausend Worte“ ten Arbeitsmarkt vor. Wer Möbel bittet er potentielle Spender da- an die Caritas spendet, schafft rum, einfach ein Handyfoto der Kontakt & Infos damit auch Arbeitsplätze und Möbelstücke mit Angabe von Perspektiven. Standort und Telefonnummer n Alle Infos zu Sachspenden: www.carla-vorarlberg.at per Email zu senden. „Wir mel- n Telefonische Rückfragen: T 05522 200-4300 Kleiderkasten, Bett und Couch den uns dann rasch, um Details n Email: sachspenden@caritas.at – wir freuen uns darauf! „Wir abzuklären“, so Borna Krempler freuen uns über Möbelspenden. abschließend. «
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Vorarlberg 5 Gratis-App macht Alkoholkonsum bewusst AUSFRAUENSICHT Dem eigenen Alkohol-Verhalten auf der Spur Zeit(ig) Die „Aktion Trocken“ gehört für viele wie es nicht darum, sich gegenseitig zu überwa- selbstverständlich zur Fastenzeit. Eine App chen, sondern sich anonym mit dem Durch- Mit einigen technischen unterstützt das Vorhaben und macht es - schnitt zu vergleichen“, ergänzt Nadin Schwierigkeiten startete am gerade für junge Leute - attraktiver. Hiebler von der Katholischen Jugend und Montag das „Frauenvolks- Jungschar. Die App kann im App-Store und begehren 2.0“. Vier Wochen „Habe ich gestern Alkohol getrunken oder Google Play-Store kostenlos heruntergela- haben Frauen und Männer nicht? Und nehme ich für die Geburtstags- den und unter app.aktiontrocken.com auch nun Zeit ihre Stimme abzu- feier meiner Arbeitskollegin heute Abend ei- ohne Smartphone genutzt werden. „Die Re- geben. Wenn es denn funkti- nen `Joker´ oder spare ich ihn lieber auf?“ gistrierung erfolgt mit Geschlecht, Geburts- oniert. 8.401 Unterschriften Solche Fragen stellen sich Benutzer/innen jahrgang und Bundesland – die Nutzung der sind nötig, damit das eigent- der Aktion Trocken-App, die heuer schon App ist vollkommen anonym, es sind keine liche Volksbegehren durch- zum dritten Mal gratis zum Download zur Rückschlüsse auf die Person möglich.“ geführt werden kann - und Verfügung gestellt wird. 2366 Frauen und Betriebe, die sich an der Aktion Trocken be- das umfasst dieses Mal neun Männer haben in den letzten zwei Jahren teiligen, erhalten umfassendes Informa- Forderungen, die im Großen die App benutzt und dabei 40.685 alkohol- tions- und Bewerbungsmaterial für die Mit- und Ganzen auf „Verände- freie Tage gesammelt. arbeiter/innen. „Wir bieten gerne auch rung und gleiche Chancen „Mit Hilfe der Aktion Trocken-App können Beratungstermine etwa zur Früherkennung, für Frauen wie Männer“ ab- unkompliziert alkoholfreie Tage registriert Sensibilisierung sowie im Umgang mit von zielen, so die Initiatorinnen. werden. Die App dokumentiert auch jene einer Suchterkrankung betroffenen Mitar- Tage, an denen Alkohol getrunken wurde beiterInnen an“, so Monika Chromy. Neu ist die Idee nicht. Bereits und zeigt auf einen Blick, ob es ein spezielles vor 21 Jahren (!) haben fast Konsummuster oder Trinkanlässe gibt. Da- 650.000 Menschen das dama- bei geht es nicht um Abstinenz, sondern da- lige Frauenvolksbegehren un- rum Alkohol bewusster zu sich zu nehmen“, terstützt. Dessen Forderun- erläutert Monika Chromy, Fachbereichslei- gen übrigens bis heute noch terin Suchtarbeit bei der Caritas Vorarlberg. nicht erfüllt sind. Auch dieses Bereits wenige Verzichtstage führen zu ei- Mal scheint der umfangrei- nem bewussteren Umgang mit Alkohol. Mit che Forderungskatalog über der App ist eine moderne, einfach umzuset- ein für die Masse vertretbares zende und durch die Gruppenfunktion mo- Ziel hinauszuschießen - selbst tivierende Form der Teilnahme gefunden. die Ministerinnen der neu- Der gemeinsame Verzicht ist oftmals anspor- en Bundesregierung weigern nend. „Bei der Teilnahme in Gruppen geht Eine Gratis-App erleichtert die Aktion Trocken. SUPRO sich geschlossen, ihre Stim- me abzugeben. Warum sollte man die Neuauflage also un- Broschüre für spirituelle Angebote terstützen? Es gehe um ein höheres Ziel, betonen die In- Wege zur inneren Mitte itiatorinnen, dass die Forde- rungen „bewusst visionär for- Die Wege, auf denen Menschen März bis August 2018 gesam- muliert“ seien. Und werben Sinn und Tiefe, Berufung und melt, kurz beschrieben und gut mit dem Slogan „Es ist Zeit“. Beheimatung suchen, sind viel- überschaubar aufgelistet. Außer- Ja, es war schon vor über 20 fältig. Worte der Bibel können dem sind alle Personen ange- Jahren Zeit, es ist nach wie hier ebenso Wegweiser sein wie führt, die als geistliche Begleiter/ vor Zeit und ich habe die Be- Glaubenskurse. Zur inneren Mit- innen zur Verfügung stehen - 24 fürchtung, es wird auch in 20 te und damit auch zu einer Ah- Frauen und Männer sind dies in und mehr Jahren noch Zeit nung von Gott finden Men- Vorarlberg. Die Broschüre liegt sein. Höchste Zeit. schen im Tanz und im Lied, im an Schriftenständen in Kirchen Gebet und im Schweigen, im Pil- und in Krankenhäusern auf. Sie gern und in der geistlichen Be- kann auch im Pastoralamt be- gleitung. stellt oder von der Website der In Vorarlberg gibt es viele Orte Katholischen Kirche herunterge- Die neue Broschüre für spi- und Menschen, die dabei Un- laden werden. rituelle Angebote und geist- terstützung gewähren. In der u Bestellungen: Marianne Sprin- liche Begleitung. BEGLE Broschüre „Spirituelle Angebo- ger, T 05522 3485-205 oder te - Geistliche Begleitung“ sind E marianne.springer@kath-kirche- SIMONE RINNER die Angebote im Zeitraum von vorarlberg.at REDAKTION: PATRICIA BEGLE
6 Fastenzeit 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt Manchmal bedeutet eine Neuausrich- tung eine Wende von 180 Grad - die Bibel spricht von Umkehr. FILIP MROZ / UNSPLASH.COM Impulse zur Glaubensvertiefung in der Fastenzeit Das Leben neu ausrichten Vielfältige Impulse zur Gestaltung der Rankweil: #bittelebe - von der Sehn- Bregenz Fastenzeit finden Sie in den Vorarlberger sucht nach Glück und Leben. Fastenpre- u Ökumenischer Tagesausklang mit Mu- Pfarren. digten, jeweils Sonntag, 17 Uhr, Basi- sik, Stille, Bibel und Segen, täglich außer Sa lika. und So, 18.15 bis 18.30 Uhr, Nepomukka- Bludenz: Aufwind für die Seele, Fasten- u 18. Februar: Den Ernst der Existenz ernst pelle predigt und Gespräch, jeweils Samstag, nehmen, Walter Juen, Wallfahrtsseelsorger u „Wer ist Jesus Christus?“ Fastengot- 18 Uhr, Laurentiuskirche. u 25. Februar: Glücklichsein ist (k)eine tesdienst und Fastenpredigt. Immer freitags, u 17. Februar: Bischof Benno Elbs Glückssache, Markus Hofer, Theologe und 19 Uhr, Antoniuskirche u 24. Februar: Petra Steinmair-Pösel, KPH Buchautor Edith-Stein, Feldkirch u 4. März: Alles Leben ist Begegnung, Jo- u 3. März: P. Guido Kobiec, Franziskaner, hannes Schmidle, ORF-Redakteur Lochau-Hörbranz: Glauben heißt Leben. Bludenz u 11. März: Auf der Suche nach dem guten Fünf Abende mit spannenden Referent/in- u 10. März: Sr. Maria Kriegner, Schwestern Leben, Andreas Prenn, Werkstatt für Sucht- nen, die Abende können auch einzeln be- der hl. Klara, Bregenz prophylaxe sucht werden. Jeweils 19.30 bis 21.15 Uhr, u 17. März: Walter Schmolly, Caritasdirektor u 18. März: Das Leben ist nicht immer Pfarrheim Lochau. u 24. März: Kaplan Mathias Bitsche schön, Sepp Gröfler, Telefonseelsorge Vor- pfarre-hoerbranz.at, pfarre-lochau.at arlberg u Fr 23. Februar: Torsten Hartung, Mörder, u 25. März: Wenn die Lebenswürde zur Le- Menschenretter, Buchautor Dornbirn bensbürde wird, Alois Lang, Onkologe u Fr 2. März: Hildegard Aepli, „Für eine Kir- u Fastensuppe: Weitere Infos und die Predigten zum Nachhören che mit* den Frauen“ jeden Freitag, 11 bis 12.30 Uhr, Kaplan Bo- unter www.basilika-rankweil.at u Fr 9. März: Vera Merkel, „Sant‘Egidio“ netti Haus Österreich u Frühschicht (Morgenandacht): u Fr 16. März: Willibald Sandler, Leiter des jeden Montag, 7.15 bis 7.45 Uhr, Kaplan Hittisau: In welche Richtung hat Gebetshauses „Die Weide“ Bonetti Kapelle „Christsein“ heute Zukunft? Fastenim- u Do 22. März: Abschlussreferat und Ver- u Christentum und Islam: pulse von Pfr. Eugen Giselbrecht söhnungsfeier mit Bischof Benno Elbs Vier Impulsabende, immer mittwochs, u So 11. März, 8.45 bis 14 Uhr Beginn am 21. Februar, 19 bis 22 Uhr, Pfarrzentrum, Dornbirn-Rohrbach Pfarrverband Bludesch - Ludesch - Lustenau Rheindorf: Glaubenskurs - Thüringen: Impulse in der Fastenzeit Glauben und verzeihen. u Besinnungstag für den ganzen Pfarrver- Fraxern: „beSONDEReANGEBOTe“. Fas- u Sechs Freitagabende (Beginn: 16. Febru- band mit Pfr. Eugen Giselbrecht tenimpulse für Familien. ar), jeweils von 19.30 bis 21.30 Uhr, Erlö- Anmeldung: T 05550 2308 u Fr 16. Februar, 15 Uhr, Familienkapelle serkirche So 25. Februar, 9.30 bis 16 Uhr
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Fastenzeit 7 u Ökumenischer Weltgebetstag der Frauen. Bildstein-Schwarzach: Sichtbare Zei- Exerzitien Wortgottesdienst mit Agape chen - spürbare Zuwendung Gottes. Die u Exerzitien im Alltag: Fr 2. März, 19 Uhr, Pfarrsaal Thüringen Sakramente. Gaißau, ab Di 27. Februar, u Wer ernährt die Welt? Vortrag von Sabine Sechs Freitagabende, 19.30 bis 21.30 Uhr, www.pfarre-gaissau.at Klapf zur fairen Nahrungsmittel-Produktion Pfarrsaal Schwarzach Kloster Mariastern Gwiggen, ab Mi 22. Feb- Fr 9. März, 19.30 Uhr, CaritasWerkstätte, u 16. Februar: Christsein in unserer Zeit, ruar, www.mariastern-gwiggen.at Ludesch Referent: P. Christoph Müller, Blons Lustenau-Kirchdorf, ab Di 20. Februar, u So begreift euch als neue Menschen. u 23. Februar: Die Taufe. Referent: Pfr. Tho- www.kath-kirche-lustenau.at Bibelabend mit Christian Kopf mas Sauter, Lustenau u Ostervorbereitung an fünf Orten in Bre- Do 15. März, 19.30 Uhr, Kindergarten u 2. März: Die Firmung. Referent: Pfr. Do- genz, www.kath-kirche-bregenz.at Bludesch-Gais minik Toplek, Dornbirn u Ignatianische Einzelexerzitien mit Pepp u Auftanken bei Gott - Abend der Barmher- u 9. März: Versöhnung und Krankensal- Steinmetz, 9. bis 16. März, St. Arbogast, zigkeit. Do 22. März, 19 Uhr, Pfarrkirche, bung. Referent: Pfr. Hubert Lenz, Hard www.arbogast.at Ludesch u 16. März: Ehe und Priesterweihe. Refe- u Fastenexerzitien mit P. Markus Fischer, rent: Edgar Ferchl-Blum, Lochau 4. bis 10. März, Kloster St. Peter, Bludenz, u 23. März: Eucharistie. Referent: Georg www.sankt-peter.at Feldkirch-Gisingen: Fit für Ostern. Bertl, Lochau Fünf Dienstagabende, 19.30 Uhr, Pfarrheim. Nähere Infos: Pfarramt Schwarzach T 05572 u 20. Februar: Fastenzeit - Worum geht es? 58278 oder Pfarramt Bildstein T 05572 u autofasten. Verlangsamen, bewegen, Referentin: Sigrun Jäger 58367 Natur und Mensch schützen - und einen u 27. Februar: Das Größte, das es gibt: die neuen Lebensstil entdecken. Details zur Eucharistie. Referent: Pfr. Georg Oblinger österreichweiten Aktion finden Sie unter u 6. März: Was ist ein Priester? Referent: u Heilfasten www.autofasten.at Pfr. Thomas Sauter Dornbirn-Rohrbach (22. Februar), Meinin- u 13. März: Warum lässt Gott uns leiden? gen (22. Februar), Gauenstein-Schruns (28. Referent: P. Peter Willi FSO Februar), Hohenems (5. März), Bildstein u Details zu den Veranstaltungen u 20. März: Ostern in unserem Leben (12. März), Sulz (19. März) finden Sie unter www.halt-amol.at AUFBRECHEN Expedition in die Außenperspektiven, Zukunft und Innensichten, Dialoge. HEIMKEHREN Gegenwart der Stadt Eine Veranstaltungsreihe des Montforthaus Feldkirch. ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 22 22 FEB ’18 25 25
Spirituelle Impulse aus der Wüste 1 Einfach leben Wer zu viel mitschleppt, wird nicht weit kommen. Die Fastenzeit kann als Weg durch die Wüste verstanden werden – und helfen, zur ursprünglichen Freiheit zu finden. E BRUDER ANDREAS KNAPP in mit mir befreundetes Ehepaar fuhr mit den drei Kindern in den Urlaub. Kurz vor der Reise erzählte die Mut- ter, dass sie in eine Berghütte gehen werden, wo es keinen Strom und kein flie- ßendes Wasser gibt. Spontan sagte der sechs- jährige Timo: „Ist das die totale Freiheit?“ Vielleicht hatte der Junge gespürt, dass man ein Mehr an Freiheit erlebt, wenn man die gewohnte Bequemlichkeit zurücklässt. Eine Hütte nur mit Kerzen erleuchten und das Wasser aus einem Brunnen holen, das klang für ihn nach Abenteuer. Man kann ein Stück ursprünglicher Freiheit spüren, wenn man sich aus den Netzwer- ken löst, die das Leben einfach und zugleich komplizierter machen: Stromnetz, Internet, Medien … Der Grafiker Otl Aicher fand für diese Erfahrung die geniale Formel: „mini- mierung der ansprüche ist optimierung der freiheit. reduktion ist gewinn.“ Andreas Knapp (rechts) mit Freunden in einer Wüstennacht. „Nicht das Die Angst, zu kurz zu kommen Vielerlei erfüllt uns, sondern das Eine, das in die Tiefe geht.“ PRIVAT Doch so einfach geht es nicht mit dem Ein- fach-Leben. Denn tief in uns steckt die Angst, zu kurz zu kommen. Wir fürchten uns ges. Wer zu viel mitschleppt, wird nicht weit sche angetrieben. Doch die Jagd nach dem vor Mangel, vor dem Hunger, vor dem Zuwe- kommen. Hier wird deutlich, was wirklich stets Modischen, nach „immer besser“ und nig. Das ist ja zunächst ein ganz natürliches wichtig ist. In diesem Sinn kann die Fasten- „immer mehr“ macht den Menschen atem- und überlebensdienliches Gefühl. zeit als Weg durch die Wüste verstanden und los. Manipuliert durch grellbunte Werbung gelebt werden. und den neidischen Blick auf die anderen Es braucht eine Basis-Absicherung, ein funktioniert er als willfähriger Konsument, Grundeinkommen, eine gewisse Vorratswirt- Die Wüste lehrt uns, das zum Leben Not- als Rädchen in einer gigantischen Wirt- schaft, damit wir überleben können. Doch wendige von den angelernten Bedürfnissen schafts-Maschinerie. Leben ist mehr als Überleben. Was brauche zu unterscheiden. Die Konsumgesellschaft ich wirklich zum Leben? funktioniert nur, wenn ständig Neues auf Freiheit erfahren Das Bild der Wüste kann manches deutlich den Markt geworfen wird. Der Motor, der Die Wüste kann helfen, aus diesen Mecha- machen: Die Wüste zwingt zur Reduktion. diese Wirtschaftsform am Laufen hält, wird nismen – zumindest für eine Zeitlang – aus- Die Trockenheit duldet nichts Überflüssi- durch die Produktion ständig neuer Wün- zusteigen und eine ursprüngliche Freiheit zu
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Fastenzeit 9 IMPULS Werdet Vorübergehende Schnitz dir einen Wanderstab aber zimmere dir keine Dachbalken Wozu eine Vorratstasche Liebe empfängt man nicht aus Konserven Hoffe auf frisches Brot unterwegs erfahren. Fernab vom Strudel der Werbung ge: über meinen Schlafsack, meine Zahn- und vom Trubel der Einkaufszentren kann bürste, meine Sonnenbrille. Das Geheimnis ich aufatmen: Ich brauche jetzt ganz wenig. der Wüste besteht darin, dass ich das We- Du darfst Sandalen tragen Ich muss nicht mehr nach Schnäppchen ja- nige umso intensiver erlebe. Nicht das Vie- aber lerne auch barfuß gen oder die Börsennachrichten verfolgen. lerlei erfüllt uns, sondern das Eine, das in zu gehen Geld nützt mir in der Wüste nicht viel, denn die Tiefe geht. Nicht tausend Sensationen es gibt keine Shopping-Malls. Dafür gibt es schenken uns Glück, sondern der Sinn für Zu viel Geld dabei beunruhigt so viel Schönes und Kostbares völlig kosten- das Echte, das uns berührt. Wer lernt, das Sonne und Regen gibt es los: das Licht, den Schlafplatz im Sand, das Wenige zu verkosten, der erfährt, wie köst- Wasser aus dem Brunnen. lich ein Schluck kühlen Wassers aus einem gratis Die Wüste bietet die Chance, sich von ein- Brunnen schmeckt. gefahrenen Gewohnheiten zu befreien. Er- staunt stelle ich fest: Ich kann auch leben Weise (lat.: sapiens) ist jemand, dem die Nimm ein zweites Hemd mit Dinge schmecken (lat.: sapere), wie sie sind. für das Fest Die Weisheit, die ich der Wüste lernen kann: und für das Grab Ich kann wieder Geschmack am Leben fin- „Nicht tausend den. Wenn wir die Fastenzeit mit einem Weg Sensationen schenken uns durch die Wüste vergleichen, so könnte da- ANDREAS KNAPP rin eine Einladung liegen, das Einfache wie- Aus: Weiter als der Horizont, Glück, sondern der Sinn der zu entdecken und schätzen zu lernen. Echter-Verlag Würzburg, S. 42 für das Echte, das uns Was ich nicht brauche berührt. “ Ich habe einige Jahre in Bolivien gelebt. Dort hatte ich einen guten Kontakt zu einem äl- teren deutschen Priester gefunden, der in Lebensspuren ohne Handy, Auto, Zeitung, Markenklamot- einem abgelegenen Bergdorf viele Jahre als Spirituelle Impulse ten. Schon so viele Tage komme ich ohne Missionar gelebt und gearbeitet hat. Einmal aus der Wüste Fernsehen aus – und bin immer noch nicht erzählte er mir, dass er so gerne die Werbung Teil 1 von 7 gestorben! im Fernsehen anschaut oder Werbeseiten in einer Zeitschrift durchblättert. Ich konn- Geschmack am Leben finden te das gar nicht verstehen; denn mir ist es In der Wüste muss man mit leichtem Ge- wichtig, mich von der Konsum-Mentalität päck unterwegs sein. Alles Untragbare muss so gut wie möglich zu distanzieren. „Bringt man zurücklassen, sonst wird es unerträg- dich das nicht durcheinander, wenn du so lich. Das Wenige aber bekommt einen be- viele Angebote siehst?“ Padre Manfredo ant- Von sonderen Glanz. wortete: „Im Gegenteil. Ich bin dann immer BRUDER Ein gutes Paar Schuhe – was für ein Schatz! so glücklich, wenn ich sehe, was ich alles ANDREAS STOCKFOTO Ich freue mich über die die einfachsten Din- nicht brauche!“ « KNAPP
10 Thema 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt Provozierend missionarisch? Im Jänner wurde ein „Mission Manifest“ veröffentlicht. Wenn die Mission zur ersten Priorität werde, stehe einem Comeback der Kirche nichts im Weg. Die 10 Thesen erreichen ihr Ziel: Sie wollen polarisieren. Die einen werden zum Mitmachen bewegt und andere provoziert. Und Mission kommt wieder ins Gespräch. THOMAS BERGER-HOLZKNECHT Vorneweg: Das Buch ist es wert, gelesen zu mehrt, erfüllen wir diesen Auftrag, arbeiten den, die wir noch nicht oder nicht mehr werden. Auch wenn der Gesamttext aus- wir mit an der Heilsgeschichte, werden wir erreichen, besonders von den Ausgegrenz- gewogener ist als die bewusst provokanten zu „Missionaren“. ten unserer Gesellschaft her (vgl. Matthäus Kurzthesen, regen die Aussagen trotzdem 25,35ff). Wo der Eindruck entsteht, dass die zur Auseinandersetzung an. Im besten Fall Erfahrung und Nachfolge. Missionari- Aufgabe der Kirche vor allem - Stichwort: führt das Gespräch darüber zu mehr Klar- sches Handeln im engeren Sinn will Men- „Mission als Priorität Nummer eins“ - in der heit in Sachen „Mission“. schen, die keinen Bezug zur Kirche (mehr) „Bekehrung von Menschen zu Jesus Chris- haben, eine Erfahrung dieser Liebe Gottes tus“ liegt, die ihrerseits wieder andere „zu Verschiedene Missionsverständnisse. ermöglichen. Denn Erfahrungen werden Jüngern machen“, fehlt diese Zuordnung. Die kritischen Anmerkungen und Ergän- immer wichtiger. Menschen stellen den An- zungen - etwa von Rainer Bucher, Ursu- spruch, dass Religion ihnen „etwas bringt“. la Nothelle-Wildfeuer, Christian Hennecke Liturgie, Predigt oder Rituale ohne persönli- „Der Heilige Geist handelt - zeigen, dass die Reflexion über die ge- che Relevanz, ohne „spirituellen Nährwert“ schichtlich belastete christliche Mission interessieren nicht mehr. Dieser Anspruch wie er will, wann er will noch lange nicht abgeschlossen ist. Hier ist berechtigt: Gott will für jede und jeden und wo er will.“ standen sich der Ökumenische Rat der Kir- relevant sein. Und das kann ein Leben ver- chen (ÖRK) und die evangelikalen und Frei- ändern. EVANGELII GAUDIUM 279 kirchen oft gegenüber. Die Thesen im „Mis- Wer Gottes Berührung im eigenen Leben er- sion Manifest“ folgen in ihren Sprach- und lebt, wird sich gerne mit der je eigenen Beru- Denkmustern eher den Freikirchen. fung an seiner Mission beteiligen und Got- Mission ist Dialog und Respekt. Die Re- tes Liebe zu den Menschen bringen: mehr flexion der Kirchen über ihre Missionstä- Die Mission der Kirche. Das lateinische durch das eigene Leben und Sein als durch tigkeit will die Reste der unheilvollen Ver- „Mission“ bedeutet „Sendung“. Die christ- Worte. Die Kirche braucht diese brennen- bindung von Mission und Kolonialisierung lichen Kirchen haben von Gott eine Sen- den Menschen, um ihre Sendung zu erfül- auflösen. Lange wurde die vorbehaltlose dung, einen Auftrag. Sie sind kein Selbst- len. In den nächsten Jahrzehnten wird Kir- Liebe Gottes zu allen Menschen durch das zweck und deshalb geht es heute auch nicht che bei uns vor allem dort lebendig sein, wo Überlegenheitsgefühl der Kirchen Europas um ein „Comeback der Kirche“. Gott hat begeisterte Getaufte ihre Freizeit mit Freu- und Amerikas verdunkelt. Zwei Orientie- Menschen in diese Welt gesendet, um sei- de dafür verwenden, den Menschen in ihrer rungen haben sich daraus ergeben: die In- ne Liebe für alle Menschen konkret erfahr- Umgebung Gottes Nähe erfahrbar zu ma- kulturation und der Dialog. bar zu machen. Er wünscht sich „die in- chen. Der Gedanke der Inkulturation geht da- nigste Vereinigung“ mit seinen Geschöpfen Missionarisches Handeln im engeren Sinn von aus, dass sich in der Vielfalt der Kultu- und „die Einheit der ganzen Menschheit“ lässt sich mit der Gesamtmission der Kir- ren Spuren von Gottes Schöpfergeist finden (vgl. Lumen gentium 1,1). Mit allem, was chen verbinden, indem alle ihre Vollzüge lassen. Deshalb muss sich die Kirche res- die Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe ver- auch von den Menschen her gedacht wer- pektvoll auf unterschiedliche Kulturen und
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Thema 11 Ein Blick nach England In England wurde von der angli- kanischen Kirche im Jahr 2004 das Positionspapier „mission-shaped church“ veröffentlicht (dt.: „Missi- on bringt Kirche in Form“). Darin wurde beschlossen, neben den tra- ditionellen Pfarren die Gründung von neuen Gemeinden, so ge- nannte „fresh expressions of chur- ch“ (dt: „neue Ausdrucksformen von Kirche“) oder „Fresh X“ zu fördern. Seither entstanden 3.000 solcher Gemeinden und mit ihnen ein neues Amt: die „Pioniere“. Eine Fresh X ist … • missional, weil sie sich an Men- schen richtet, die noch keinen Bezug zu Kirche und Gemeinde haben. Damit ergänzt sie die klas- QUINN DOMBROWSKI / FLICKR.COM sischen Pfarren in einer so genann- ten „mixed economy“. Christian Hennecke spricht vom „Misch- wald“, der die Monokultur ablö- sen soll. Milieus einlassen und die je passende Aus- schen, die im Verdacht der Lauheit stehen, • kontextuell und taucht ganz in formung der Frohen Botschaft in diesem von Theologen und von Hauptamtlichen, ein bestimmtes Milieu ein, um Kontext (er)finden, wenn sie die Menschen die aus einer Beamtenmentalität den Nie- dem Evangelium in einem neuen dort erreichen möchte. In unserer pluralen dergang der Kirche verwalten. Auch das ent- Kontext Gestalt zu verleihen. Hier Gesellschaft kann jeder Text, jedes Lied, je- spricht durchaus evangelikalen Denk- und gibt es keine Grenzen: von der Me- des Ritual nur eine begrenzte Gruppe errei- Sprachtraditionen. Auf der anderen Seite talchurch über die Kletterkirche bis chen. Andere werden abgestoßen und brau- wird in den Thesen die große Dankbarkeit zur Gemeinde von Hundeliebhabe- chen andere Zugänge. Das gilt auch für das gegenüber dem Wirken von Gottes Geist- rinnen. Was immer den Menschen „Mission Manifest“. kraft in den Freikirchen ausgedrückt. Das ist am Herzen liegt, kann zum Sam- Um Menschen jenseits der eigenen „Blase“ berechtigt. melpunkt einer Gemeinde werden. zu erreichen, braucht es den Dialog, der ge- • lebensverändernd und lädt Men- tragen ist vom Wissen um die gottgeschaf- schen in die Nachfolge Jesu ein. fene Würde jedes Menschen. Interesse am Auf der Basis von persönlichen Leben meines Gegenübers und Zuhören ste- „Wer Gottes Berührung Beziehungen und einer berühren- hen am Beginn. Mit der Zeit vertieft sich im eigenen Leben erlebt, den Gotteserfahrung kann sich das Gespräch, Standpunkte können dann Glaube weiterentwickeln und für ausgetauscht und einander erschlossen wer- wird sich gerne mit der je immer neue Bereiche des Alltags den, Lernen ist für beide Seiten möglich. eigenen Berufung an seiner relevant werden. Eine Voraussetzung dafür ist die Vorstel- • gemeindebildend und kein lung, dass mir Gott in meinem Gegenüber Mission beteiligen.“ Projekt auf Zeit, sondern eine begegnen will und dass es für mich (auch neue vitale Form von Gemeinde, weit weg von meinen kirchlichen Bildern) THOMAS BERGER-HOLZKNECHT geprägt vom Kontext und vom etwas zu lernen gibt. „Lass mich dich ler- Evangelium. nen, dein Denken und Sprechen, dein Fra- gen und Dasein, damit ich daran die Bot- Es ist zu wünschen, dass dieselbe Dankbar- u Weitere Informationen online schaft neu lernen kann, die ich dir zu keit auch allen pfarrlich Engagierten, Theo- unter freshexpressions.de überliefern habe.“ So hat es vor mehr als 20 logen und Hauptamtlichen gilt, die an der Jahren der verstorbene Bischof Klaus Hem- großen Mission, an der Sendung Gottes mit- u Hintergründe und konkrete Bei- merle auf den Punkt gebracht. arbeiten. Denn: „Der Heilige Geist handelt spiele werden vorgestellt auf der wie er will, wann er will und wo er will.“ dekanatlichen Fortbildung „Gott in Dankbar für das Wirken des Geistes. (Evangelii gaudium 279) Es gehört zur mis- jedem Kontext“ (18. bis 20. März 2018 Die Situationsanalyse im „Mission Mani- sionarischen Grundhaltung, dieses geheim- in Bad Waldsee). fest“ zeigt an einigen Stellen eine Gering- nisvolle Wirken Gottes immer neu zu ent- Information und Anmeldung unter E schätzung von pfarrlich-sozialisierten Men- decken. « pastoralamt@kath-kirche-vorarlberg.at
Sonntag 1. Fastensonntag – Lesejahr B, 18. Februar 2018 Meinen Bogen setze ich in die Wolken Ein Zeichen des Bundes hat Gott gegeben. Einen Bogen zwischen die Wolken gesetzt. Sein Bündnis trägt. Auch in den Versuchungen des Lebens. 1. Lesung 2. Lesung Evangelium Genesis 9,8–15 1 Petrus 3,18–22 Markus 1,12–15 Gott sprach zu Noach und seinen Söh- Denn auch Christus ist der Sünden wegen Und sogleich trieb der Geist Jesus in die nen, die bei ihm waren: Ich bin es. Siehe, ein einziges Mal gestorben, ein Gerechter Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüs- ich richte meinen Bund auf mit euch und für Ungerechte, damit er euch zu Gott hin- te und wurde vom Satan in Versuchung ge- mit euren Nachkommen nach euch und führe, nachdem er dem Fleisch nach zwar führt. Er lebte bei den wilden Tieren und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vö- getötet, aber dem Geist nach lebendig ge- die Engel dienten ihm. geln, dem Vieh und allen Wildtieren der macht wurde. In ihm ist er auch zu den Nachdem Johannes ausgeliefert worden Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete gekommen sind, mit allen Wildtieren der und hat ihnen gepredigt. Diese waren einst das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit Erde überhaupt. Ich richte meinen Bund ungehorsam, als Gott in den Tagen Noachs ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt mit euch auf: Nie wieder sollen alle Wesen geduldig wartete, während die Arche gebaut um und glaubt an das Evangelium! aus Fleisch vom Wasser der Flut ausgerot- wurde; in ihr wurden nur wenige, nämlich tet werden; nie wieder soll eine Flut kom- acht Menschen, durch das Wasser gerettet. men und die Erde verderben. Und Gott Dem entspricht die Taufe, die jetzt euch ret- sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den tet. Sie dient nicht dazu, den Körper von ich stifte zwischen mir und euch und den Schmutz zu reinigen, sondern sie ist eine lebendigen Wesen bei euch für alle kom- Bitte an Gott um ein reines Gewissen auf- menden Generationen: Meinen Bogen set- grund der Auferstehung Jesu Christi, der ze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des in den Himmel gegangen ist; dort ist er zur Bundes werden zwischen mir und der Erde. Rechten Gottes und Engel, Gewalten und Balle ich Wolken über der Erde zusammen Mächte sind ihm unterworfen. und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewe- sen, allen Wesen aus Fleisch, und das Was- ser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgese- hene und überarbeitete Ausgabe Wesen aus Fleisch verdirbt. © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart
WORT ZUM SONNTAG In Teufels Küche Jedes Jahr am 1. Fastensonntag erleben wir einen Jesus, der in Teufels Küche geraten ist. Der fastende Jesus wird nach vierzig Tagen und Nächten vom Teufel in Versuchung ge- führt. „In Teufels Küche“ ist ein mittelalter- licher Ausdruck dafür, dass jemand in gro- ßen Schwierigkeiten ist. Menschen geraten in Schwierigkeiten. Auch der glaubende Mensch wird nicht verschont, selbst Jesus ist es so gegangen. Die Schwierigkeiten sind da, das ist ein Faktum. Aber es bleibt die Frage, wie ich mit ihnen umgehe. Habe ich den Mut, einmal mit den Verhält- nissen zu brechen, bevor ich durch sie ge- brochen werde? Der Evangelist Markus erzählt uns – im Ge- gensatz zu den anderen Evangelisten – nicht, wie die Versuchungen konkret aus- gesehen haben. Vielleicht dürfen wir das als Spielraum interpretieren, uns die Frage WIKIMEDIA COMMONS nach unseren Versuchungszusammenhän- gen zu stellen. Was Markus uns jedoch er- zählt, ist, dass „Jesus bei den wilden Tieren lebte und die Engel ihm dienten“. Mitten in der Wüste, mitten im Ort der Versuchung, wird etwas vom verlorenen Paradies sichtbar. Wüste, Versuchung und Paradies treffen zusammen. Ist das nicht Z eige mir, HERR, deine Wege, die Realität des Lebens schlechthin? Wir lehre mich deine Pfade! erleben Wüste, erleben Versuchung, und trotzdem blitzt immer wieder das Para- Führe mich in deiner Treue und lehre mich; dies durch. Freilich braucht der Mensch einen Blick für das Paradiesische im Leben, denn du bist der Gott meines Heils. braucht er heilsoptimistische Augen und Auf dich hoffe ich den ganzen Tag. vor allem heilsoptimistische Einstellung. So gerät er nicht in Teufels Küche. Gedenke deines Erbarmens, HERR, und der Taten deiner Gnade; denn sie bestehen seit Ewigkeit! ZUM WEITERDENKEN Gedenke nicht meiner Jugendsünden und meiner Frevel! Wie reagiere ich in meinem Leben auf Nach deiner Huld gedenke meiner, HERR, denn du bist gütig! Schwierigkeiten? Kann ich inmitten einer Welt, die geprägt ist von Versuchungs- und Der HERR ist gut und redlich, Wüstenerfahrungen, Lichtblicke des Para- darum weist er Sünder auf den rechten Weg. dieses entdecken? Die Armen leitet er nach seinem Recht, MAG. MAXIMILIAN die Armen lehrt er seinen Weg. PÜHRINGER OPRAEM Prämonstratenser Chorherr des Stiftes Schlägl, Pfarradminis- ANTWORTPSALM AUS PSALM 25 trator in Oberkappel u sonntag@koopredak- tion.at
14 Thema 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt „Europa ist immer weniger das Zentrum der Weltkirche“ Vor 20 Jahren, am 21. Februar 1998, wurde Wiens Erzbischof Christoph Schönborn zum Kardinal ernannt. Fast genau so lange ist er Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz. Im Interview spricht der Erzbi- schof, der aus dem Dominikanerorden kommt, über Einfluss und Grenzen seines Amtes, Europa, die „Ehe für alle“ und seine Hoffnung, dass der Papst sein verpflichtendes Rücktrittsangebot in zwei Jahren annimmt. DAS GESPRÄCH FÜHRTE HEINZ NIEDERLEITNER Herr Kardinal, Papst Franziskus hat gesagt, das recht auf einen Sitz im Kardinalskollegium. Papst Amt des Kardinals sei keine Auszeichnung, son- Franziskus beauftragt aber vermehrt Bischöfe in dern ein Dienst. Worin besteht dieser Dienst? Randgebieten der Welt mit diesem Dienst. Sind Christoph Kardinal Schönborn: Außer, dass Sie Österreichs letzter Kardinal? er bei feierlichen Anlässen ein rotes Gewand Schönborn: Als ich 1998 Kardinal wurde, gab trägt, ist der Kardinal ein normaler Bischof. es bereits drei Österreicher im Kardinalskol- Kardinal ist er im Hinblick auf die Papstwahl legium: meine Vorgänger, die Kardinäle Kö- und die Beratung des Papstes. Dazu kom- nig und Groër, sowie Kurienkardinal Stick- men Dienste für die Weltkirche. Ich bin zum ler. Ich habe Papst Johannes Paul II. damals Beispiel Mitglied der Glaubenskongregation, gefragt: Sind vier Kardinäle nicht ein biss- der Bildungskongregation, der Ostkirchen- chen viel für Österreich? Er hat mich trotz- kongregation, im Päpstlichen Rat für die dem ernannt. Der Wiener Erzbischof wurde Evangelisierung der Völker, im Synodenrat seit dem 18. Jahrhundert stets ziemlich si- und in der Kardinalskommission für die Va- cher Kardinal. Wenn Papst Franziskus jetzt tikanbank. Im Durchschnitt bin ich einmal Änderungen vollzieht, folgt er der Reali- im Monat in Rom. tät: Europa ist immer weniger das Zentrum der Weltkirche, die Kirchen Afrikas und Asi- Sie gelten als der „österreichische Kardinal“ – ens sind aufstrebend und vital. Ob wir klei- das klingt, als hätte Österreichs Kirche ein An- nen mitteleuropäischen Länder künftig ei- nen Kardinal haben werden, wird man erst sehen. In Prag und Budapest gibt es derzeit Kardinäle, in Laibach und Pressburg nicht. Verstehen Sie sich selbst als Österreichs Kardinal? Schönborn: Ich bin Bischof von Wien und habe als solcher die gleiche Aufgabe, Wür- de und Funktion wie alle anderen Bischöfe. Zusätzlich habe ich das Amt des Kardinals Im Interview und bin fast genau so lange Vorsitzender sprach der Wiener der Österreichischen Bischofskonferenz. Im Erzbischof auch letztgenannten Amt sehe ich sehr wohl mei- über seine Erwar- ne Aufgabe darin, zwischen der österreichi- tungen in die schen Kirche und Rom zu vermitteln. Das kommende Weltbi- war auch immer wieder notwendig, zum schofssynode zum Beispiel in schwierigen Situationen. Thema Jugend im Oktober. PRÜLLER Denken Sie da auch an Bischofsernennungen?
Vorarlberger KirchenBlatt 15. Februar 2018 Thema 15 Christoph Schönborn hatte als Theologe unter anderem am Weltkatechismus mitgearbeitet, als er 1991 Weihbischof und dann 1995 Erzbischof von Wien wurde. Die Kardinalskreierung erfolgte 1998. Im selben Jahr wurde er auch zum Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz gewählt. KNA Schönborn: Bei der Kandidatensuche wer- ich nur ganz dick unterstreichen: Wir sehen gerlichen Gesetzbuch die Ehe nicht mehr als den, wenn es nach den Regeln geht, alle Bi- bevorzugt die Schwierigkeiten, nicht aber, Gemeinschaft zweier Personen verschiede- schöfe befragt – und auch Laien. Als Vorsit- dass in unserem Alltag Europa längst eine nen Geschlechts bezeichnet wird. Gleichge- zender der Bischofskonferenz habe ich keine Wirklichkeit geworden ist. schlechtliche Partnerschaften sind in Öster- Extrastimme. Sicher hat das Votum des Vor- reich durch das Partnerschaftsgesetz sehr gut sitzenden und des Kardinals ein gewisses Ge- abgesichert und die Kirche hat nie dagegen wicht. In der Praxis ist es aber ein Zusam- „Die Jugendsynode wird protestiert. Denn es ist eine Frage der Ge- menspiel und der Papst entscheidet. rechtigkeit, dass zwei gleichgeschlechtliche vermutlich in einer Personen in einer Partnerschaft zivilrechtli- Im Oktober wird die Bischofssynode über „Ju- ‚klimatisch‘ anderen chen Schutz bekommen. gend und Berufung“ beraten. Werden Sie neben Zum Wesen der Ehe gehört aber die Ge- Jugendbischof Stephan Turnovszky daran teil- Situation stattfinden nerationalität: Wir haben alle Eltern und nehmen? Was erwarten Sie sich? als die Familiensynoden. Großeltern – wir stehen in einer Generatio- Schönborn: Ob ich vom Papst auch zum Mit- nenfolge. Und die gibt es nur durch die Ver- glied dieser Synodensitzung ernannt werde, Ich glaube nicht, bindung von Mann und Frau. Deshalb hat weiß ich noch nicht. Die Jugendsynode wird dass es stark um die Ehe von Mann und Frau auch rechtlich vermutlich in einer klimatisch anderen Situ- eine besondere, unersetzliche Stellung. Ob ation stattfinden als die Familiensynoden. kontroverse Themen gehen ich da jetzt eine Mehrheitsmeinung vertrete Ich glaube nicht, dass es stark um kontro- verse Themen gehen wird, sondern um Un- wird.“ oder nicht: ich bleibe dabei. Oder etwas iro- nisch gesagt: Das ist meine Meinung und ich terscheidung: die Unterscheidungsfähigkeit, teile sie auch. die ein junger Mensch braucht, um seinen Weg als Christ zu gehen. Sie betonen oft das gute Verhältnis zwischen In knapp zwei Jahren – im Jänner 2020 – werden Kirche und Staat in Österreich. Ihre heftige Kri- Sie 75 Jahre alt und müssen dem Papst pro for- Die Kirche hat die europäische Einigung stets un- tik am Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs, ma Ihren Rücktritt anbieten. Was wollen Sie da- terstützt. Jetzt verabschieden sich die Briten aus die staatliche Ehe auch homosexuellen Paaren zu nach tun? der EU und der Rest macht auch keinen sehr ge- öffnen, klang da ganz anders. Schönborn: Ich werde den Rücktritt nicht einten Eindruck. Was fehlt da? Schönborn: Ich bleibe dabei, dass das Ver- pro forma, sondern ernstgemeint anbieten – Schönborn: Einmütigkeit. Die Einzelinter- hältnis in Österreich gut ist. Das Erkennt- also mit dem Wunsch, dass er angenommen essen und die einzelnen Sorgen der Länder nis des Verfassungsgerichtshofs kommt wird. Ich spekuliere nicht, was ich danach sind zum Teil sehr unterschiedlich. Aber wir auch nicht aus der Politik, sondern von den machen werde. Natürlich stelle ich mir Fra- dürfen als Kirche da nicht auf die Politike- obersten Verfassungshütern. Was die Politik gen, die sich auch ein Pfarrer stellt, wenn er rinnen und Politiker zeigen, sondern müs- mit dieser Vorgabe macht, ist noch offen. Da in Pension geht: Wo werde ich wohnen, wie sen uns an die eigene Brust schlagen: Es ist erwarte ich mir noch Diskussionen und viel- wird das sein? An Beschäftigung wird es mir auch uns in Europa nicht gelungen, zu ge- leicht auch manche Präzisierungen. nicht fehlen, aber ich bin sehr begierig dar- meinsamen Positionen zu kommen und mit Ich bleibe auch dabei, dass ich es für prob- auf, stillere Zeiten zu haben, damit das geist- einer Stimme zu sprechen. Trotzdem kann lematisch halte, wenn im Allgemeinen Bür- liche Leben genügend Platz hat. «
16 Thema 15. Februar 2018 Vorarlberger KirchenBlatt 75. Todestag des großen Glaubenszeugen und Widerstandskämpfers Wer war Christoph Probst? Am 22. Februar 2018 jährt sich der Todestag kam aus der Katholischen Jugendbewegung. von drei Mitgliedern der studentischen Alexander Schmorell, auch Student der Me- Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, Hans dizin, war orthodoxer Christ. Auch er wur- und Sophie Scholl und Christoph Probst, de einige Monate später in München hin- zum 75. Mal. gerichtet. Die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland hat ihn 2012 heiliggesprochen und BERNHARD HIPPLER verehrt ihn als „Alexander von München“. Christoph Probst wird in dem von der Deut- Vor allem durch den 1919 in Murnau (Bay- schen Bischofskonferenz herausgegebenen ern) geborenen Christoph Probst, der im „Deutschen Martyrologium des 20. Jahrhun- Wintersemester 1942/43 in Innsbruck Me- derts“ ausdrücklich genannt. dizin studierte, gibt es einen Bezug zu Ti- rol und Österreich. Da er 1942 in Innsbruck ARCHIV Glaube als Unterscheidungskraft. Was kein Zimmer fand – damals schon ein Stu- Christoph Probst (1919–1943) war Student der an Christoph Probst und seinen Mitstu- denten-Problem! – wohnte er in Aldrans. Sei- Universität Innsbruck und entdeckte im Glauben denten imponiert, ist die Tatsache, dass es ne Frau mit den beiden ersten Kindern war Kraft zum Widerstand gegen die NS-Herrschaft. sich bei ihnen nicht um blasse, weltfrem- seit Herbst 1942 in Lermoos untergebracht. de Frömmler handelte, sondern um lebens- lustige, sportliche und musikalische junge Bei den Bibelabenden. Im Zusammenhang 1940 wurde er zum ersten Mal Vater. Im Herbst Menschen. Sie alle waren geistig aktive Stu- mit archivalischen Nachforschungen erhielt 1942 kam er zum Medizinstudium nach Inns- denten. In ihrem Tagebuch schreibt Sophie eine Mitteilung des früheren Innsbrucker bruck. Hier wurde der 23-Jährige – seine Frau Scholl einmal am Abend eines Tages: „… und Hochschulseelsorgers Dr. Georg Weber eine hatte gerade das dritte Kind geboren – am 19. jetzt lese ich noch eine Stunde Augustinus.“ besondere Bedeutung. Im Rückblick auf seine Februar 1943 als Mitglied der Widerstands- Die Studenten der „Weißen Rose“ waren reli- Innsbrucker Tätigkeit – von 1940 bis zu sei- gruppe „Weiße Rose“ verhaftet. Nach einem giös ringende Menschen. Der Glaube fiel ih- ner Verhaftung im Jahr 1943 – schrieb er in Schauprozess wurde er am 22. Februar in nen nicht einfach in den Schoß. Auch wenn einem Brief vom 31. Jänner 1981: „Die Tätig- München zusammen mit Hans und Sophie sie in christlichen Familien aufgewachsen keit als Studentenseelsorger war damals auf Scholl hingerichtet. Zuvor hatte er sich noch waren, erkannten sie die Schwächen des tra- rein kirchliche Räume beschränkt. So hielt in der Gefängniszelle katholisch taufen las- ditionellen volkskirchlichen Betriebs. ich alle 14 Tage Bibelabende, die an den Kir- sen. In seinem Abschiedsbrief an seine Mut- chentüren angeschlagen waren, … Der Kon- ter schrieb er: „… Ich danke Dir, dass Du mir Die letzten Wochen. Das Weihnachtsfest takt mit Deutschland war rege. Auch arbeite- das Leben gegeben hast. Wenn ich es recht be- 1942 wurde für Probst eine Zeit tiefer reli- ten die Studenten, zum Großteil Mediziner, denke, so war es ein einziger Weg zu Gott … giöser Besinnung. In einem Brief an seinen eifrig mit. Viele kamen aus Deutschland und Eben erfahre ich, dass ich nur noch eine Stun- Bruder schrieb er am 18. Dezember 1942: Innerösterreich. Auch Probst war unter ih- de Zeit habe. Ich werde jetzt die heilige Taufe „Es soll auch so ein Freudenfest sein, an dem nen, der mit den Geschwistern Scholl hinge- und die heilige Kommunion empfangen ...“ man voll Dankbarkeit der Güte des Schöp- richtet wurde …“ Von den Geschwistern Scholl verabschiedete fers dankt, dass er uns Christus gesandt hat, er sich unmittelbar vor der Hinrichtung mit durch den wir wissen, dass unser Leiden, un- Vertiefung in den Glauben. Christoph den Worten: „In wenigen Minuten sehen wir ser Leben einen Sinn hat, der uns ein Leben Probst begann an der Universität München uns in der Ewigkeit wieder!“ vorgelitten hat aus reinster Güte, der das das Medizinstudium. Dort kam es auch zum Leid verständlich gemacht hat und geheiligt Kontakt mit den Geschwistern Scholl und Glaube als Widerstandskraft. In der hat, der uns auf das Leben nach dem Tod ge- weiteren Gleichgesinnten wie etwa Willi Nachkriegszeit wurden die religiösen Beweg- wiesen hat, der die Liebe predigte, die wah- Graf oder Alexander Schmorell. Mit „Flug- gründe dieser jungen Leute aus politisch- re Verbrüderung der Menschen, der uns das blättern“, in denen diese Studentengrup- ideologischen Gründen weitgehend ausge- Brot des Lebens gebracht hat und an dem es pe mit dem Namen „Weiße Rose“ das tota- blendet beziehungsweise sogar bewusst in keinen Zweifel gibt.“ litäre Nazi-Regime verurteilte, und die, oft Abrede gestellt. Gerade die historischen Un- Am Ehrenmal vor dem Hauptgebäude der unter Lebensgefahr, im ganzen Deutschen tersuchungen der letzten Jahre haben aber Universität Innsbruck erinnert eine Gedenk- Reich verteilt wurden, versuchten sie, zum die religiösen Motivationsgründe aller Mit- tafel an Christoph Probst. Die Stadt Inns- Widerstand gegen die Diktatur aufzurufen. glieder der „Weißen Rose“ herausgearbei- bruck benannte auf Antrag der Österreichi- Zunehmend vertiefte sich Probst, der unge- tet. Hans und Sophie Scholl waren gläubige schen Hochschülerschaft den Platz vor der tauft war, in die Werke religiöser Schriftstel- Protestanten. Der später hingerichtete Medi- Universität in „Christoph-Probst-Platz“. Die ler wie John Henry Newman, Augustinus, zinstudent Willi Graf, für den die Erzdiöze- Gemeinde Aldrans widmete ihm 2013 an- Paul Claudel, Søren Kierkegaard und Rein- se München jetzt eine Voruntersuchung für lässlich des 70. Todestages eine Gedenktafel hold Schneider. ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet hat, an der Pfarrkirche. «
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