LIQUIDITÄTSHILFE EINSTIMMIG ABGELEHNT
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
W W W.ZAEK-SA .DE W W W.KZV-LSA .DE JAHRGANG 30 // JUNI 2020 06 / 2020 ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN S A C H S E N - A N H A LT THEMA S. 6 LIQUIDITÄTSHILFE EINSTIMMIG ABGELEHNT Auf den Spuren der Hanse: Hansestadt Vertreterversammlung der KZV bringt Hilfen für Praxen auf den Weg Salzwedel
IHRE ANSPRECHPARTNER/-INNEN CHRISTINA GLASER ANJA HÜNECKE Geschäftsführerin Sekretariat 0391 73939 11 0391 73939 11 glaser@zahnaerztekammer-sah.de huenecke@zahnaerztekammer-sah.de ANNE-KATRIN NIEMANN MANUELA KEßLER Sekretariat Röntgenstelle 0391 73939 12 0391 73939 13 niemann@zahnaerztekammer-sah.de kessler@zahnaerztekammer-sah.de STEFANIE MEYER (Elternzeit) FLORIAN WIEDMANN Fort- und Weiterbildung Zahnärzte Fort- und Weiterbildung Zahnärzte 0391 73939 14 0391 73939 14 meyer@zahnaerztekammer-sah.de wiedmann@zahnaerztekammer-sah.de ASTRID BIERWIRTH CORNELIA STAPKE Fort- und Weiterbildung ZFA Ausbildung ZFA 0391 73939 15 0391 73939 26 bierwirth@zahnaerztekammer-sah.de stapke@zahnaerztekammer-sah.de STEFFI KAPP MARTINA ECKERT Buchhaltung Mitgliederverwaltung 0391 73939 16 0391 73939 19 kapp@zahnaerztekammer-sah.de eckert@zahnaerztekammer-sah.de ANDREA KIBGIES (Elternzeit) JULIA FLEISCHER Berufsausübung / Praxisführung Präventive Zahnheilkunde 0391 73939 25 0391 73939 17 kibgies@zahnaerztekammer-sah.de fleischer@zahnaerztekammer-sah.de SYNKE BONATH DANIEL GSCHEIDT Fortbildungsinstitut Validierung 0391 73939 31 0391 73939 31 bonath@zahnaerztekammer-sah.de gscheidt@zahnaerztekammer-sah.de ANDREA SAGE ANDREAS STEIN zn-Redaktion zn-Redakteur 0391 73939 21 0391 73939 22 sage@zahnaerztekammer-sah.de stein@zahnaerztekammer-sah.de
INHALT ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 (PRÄ-)HISTORISCHES MITTEILUNGEN DER Einfach herausragend: Welche Funktion(en) hat ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT der Zahn des Narwals? ..........................................................................S. 4 Christina Göllner: Verdienter Ruhestand nach 28 Jahren in der Zahnärztekammer ...............................S. 37 EDITORIAL Programm und Referenten der 28. Fortbildungstage der „Drive Up“ Zahnärztekammer vorgestellt .......................................................S. 38 von Dr. Carsten Hünecke ......................................................................S. 5 Aus der Vorstandssitzung ..................................................................S. 43 BERUFSSTÄNDISCHES MITTEILUNGEN DER Liquiditätshilfe einstimmig abgelehnt – Vertreter- KZV SACHSEN-ANHALT versammlung bringt Hilfen für Praxen auf den Weg.............S. 6 Aus der Vorstandssitzung ..................................................................S. 44 Corona-Pandemie: Die Lage entspannt sich...........................S. 11 Eine unglaubliche Geschichte – Dentalhistorisches SACHSEN-ANHALT Museum in Zschadraß feiert 20. Geburtstag...........................S. 12 Zum Titelbild: Hansestadt Salzwedel ........................................S. 46 MVZ sind auf dem Vormarsch – Hintergrundbericht zu Private Equity in Deutschland...................................................S. 14 MITTEILUNGEN DES FVDZ SACHSEN-ANHALT LAUDATIO Fazit: Hilf Dir selbst! .............................................................................S. 49 Prof. Dr. Christian Gernhardt zum 50. Geburtstag................S. 16 NACHRICHTEN UND BERICHTE UPD übt Kritik an Beratung von Senioren.................................S. 17 Streit über Datengrundlage von Barmer-Zahnreport........S. 18 Süße Tees sind bald verboten...........................................................S. 20 FORTBILDUNGSINSTITUT DER ZAHNÄRZTEKAMMER Fortbildungsprogramm für Zahnärzte........................................S. 21 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen...........S. 23 28. FORTBILDUNGSTAGE DER ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN-ANHALT Das Programm im Überblick.............................................................S. 26 Gebühren......................................................................................................S. 50 Anmeldeformular....................................................................................S. 51 BÜCHERSCHRANK ITI-Atlanten für einen erheblichen Zuwachs an implantologischem Wissen.........................................................S. 30 FORTBILDUNG Kindeswohlgefährdung erkennen – ein Überblick für den Zahnarzt, Teil 2........................................................................S. 33 Auf den Spuren der Hanse: Hansestadt Salzwedel. Titelbild: Fredi Fröschki 3
(PRÄ-)HISTORISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 EINFACH HERAUSRAGEND Der Narwal-Zahn: Ein Status und vielleicht auch mehr Unter allen Walen zählen die in arktischen Gewässern heimi- schen Narwale zu den außergewöhnlichsten Säugetieren. Die Skelett eines erwachsenen Narwals im Senckenberg-Naturmuseum mit den Belugas (Weißwalen) verwandten Tiere imponieren in Frankfurt am Main. Foto: Uwe Seidenfaden mit einem bis zu etwa zweieinhalb Meter langen Stoßzahn, der geradewegs aus dem Oberkiefer herausragt. Die Nar- wal-Männchen signalisieren damit ihre Fitness und Paarungs- bereitschaft, berichtete unlängst eine Forschergruppe um den berichteten kanadische Biologen, dass Narwale ihn als Hieb- Biologen Zackary Graham von der Arizona State University in waffe einsetzen, um Fische vor dem Fressen zu betäuben. In der Tempe im Fachmagazin „Biology Letters“ (doi.org/10.1098/ Literatur kursierten außerdem Vermutungen, dass Narwale mit rsbl.2019.0950). Narwale (Monodon monoceros) zählen zu dem Zahn im Meeresboden versteckte Krebstiere und andere den einheimischen Bewohnern arktischer Meere westlich und Beute aufspüren. Eine weitere Hypothese ist, dass Narwale mit östlich von Grönland. Touristen bekommen sie eher selten zu dem Stoßzahn Löcher in die arktische Eisdecke stechen, um an Gesicht. Im Unterschied zu Delphinen, Orcas und Pottwalen ab- der Wasseroberfläche atmen zu können. Damit nicht genug: solvieren sie keine Luftsprünge. Ihr Kopf ragt nur gelegentlich Vor 14 Jahren meinten US-Biologen, dass empfindliche Nerven über die Wasseroberfläche hinaus. Den Weltbestand an Nar- im Zahn die Temperatur sowie den Salz- und Nährstoffgehalt walen schätzen Meeresbiologen auf etwa 50.000 bis 100.000 des Wassers registrieren können. Das könnte den Tieren die Individuen. Wie stark diese Säugetiere durch die gegenwärti- Orientierung in den größtenteils von Eis bedeckten arktischen gen Klimaveränderungen beeinträchtigt sind, ist bislang nur Meeren erleichtern. unzulänglich bekannt. Allerdings gilt ihre Art als bedroht. Die meisten Meeresbiologen halten es aktuell jedoch für wahr- Der imposante Kopfschmuck, den vor allem die erwachsenen scheinlicher, dass der lange Zahn im Sozialleben der in Gruppen Männchen und in kleinerer Größe auch die Weibchen tragen, lebenden Narwale eine Signalrolle spielt. Um diese Annahme ist bislang ein Rätsel für die Wissenschaft. Den herausragenden zu überprüfen, analysierte ein internationales Forscherteam Sporn verdanken Narwale ihren poetischen Namen – „Einhör- um den Biologen Zackary Graham von der Arizona State Uni- ner der Meere“. Dennoch sind die arktischen Wale vermutlich versity in Tempe die morphologischen Daten von 245 ausge- nicht die Namensgeber der gehörnten, mythologischen Fa- wachsenen, männlichen Narwalen über einen Zeitraum von 35 belwesen, die bereits in der Bibel und in altindischen Texten Jahren. Die Wissenschaftler verglichen Unterschiede zwischen erwähnt wurden. Deren Vorbilder waren nach aktuellen Analy- den Stoßzähnen, der Schwanzflosse und anderer Körpermerk- sen des Entwicklungsbiologen Josef Reichholf wahrscheinlich male. Das Ergebnis: Bei der Breite der Schwanzflosse und an- Oryxantilopen aus dem arabischen Raum oder aber indische derer Körpermerkmale gab es keine auffälligen Unterschiede Nashörner. Erst im 18. Jahrhundert machte der schwedische zwischen den Individuen. Doch bei der Länge und Stärke des Naturforscher Carl von Linné (1707–1778) die arktischen Nar- Stoßzahnes zeigte sich ein Muster, das für sexuelle Selektion wale in Mitteleuropa bekannt. spricht, schreiben die Forscher in den „Biology Letters“. Wahr- scheinlich signalisieren die Zahnmerkmale die genetische Fit- Diesen Tieren wächst aus dem Oberkiefer meist der rechte Eck- ness eines potentiellen Sexualpartners. Eine ähnliche Rolle zahn wie ein Korkenzieher heraus. Dieser kann die Länge eines spielt die Geweihgröße unter Rothirschen. Wer sich einen auf- erwachsenen Menschen und den Durchmesser eines menschli- fälligen Kopfschmuck leisten kann, ist in der Regel auch gesund chen Handgelenkes erreichen. Der linke Eckzahn ist in der Re- und bereit, seine guten Gene an die nächste Generation weiter- gel deutlich kürzer. Bei Jungtieren sind auch noch weitere Zäh- zugeben. Bei einer Paarung erhöht das die Überlebenschancen ne als Anlage vorhanden. Diese bilden sich in der Adoleszenz des Nachwuchses. Vereinzelte Beobachtungen von Narwalen, jedoch zurück. Es gibt viele Theorien über den Nutzen, den der die ihre Kräfte mit gekreuzten Stoßzähnen an der Wasserober- lanzenartig verlängerte Eckzahn haben könnte. Vor drei Jahren fläche messen, unterstützen diese Theorie. use 4
EDITORIAL ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 „DRIVE UP“ Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht heutzutage ja nur noch in Englisch: Nachdem „shut down“ ist nun also „drive up“ das neue Zauberwort. Wie schwierig sich das „Hochfahren“ erweist, erleben wir in den fast unüberschaubaren kleinen Schritten der Lockerungen und sehr unterschiedlichen Umsetzungen in den vergangenen Wochen. Daneben zeigen die jüngsten Infektionsausbrüche in Magdeburg, wie fragil die Eindämmung und Kontrolle über den Infektionsver- Dr. Carsten Hünecke lauf ist. Beim Schreiben der Zeilen ist noch nicht klar, ob allein Schul- und Kitaschließungen reichen oder weitere stärkere Ein- schränkungen die Folge sein werden. Mit anderen Worten geht dass nirgends Zahnarztpraxen als Hot Spots ausgemacht wur- es nun um die nächste Phase im Alltag mit dem Virus. Wieder den. Dieses gilt es nun auch mit statistischen Daten zu belegen. werden neue Erfahrungen gesammelt werden müssen. In die- Daher hat der Vorstand der BZÄK beschlossen, Infektionen, die sem Umfeld erweist sich auch im Praxisalltag der „drive up“ als im Zusammenhang mit der zahnärztlichen Berufsausübung große Herausforderung. Wenn sich die Verfügbarkeit von Schutz- stehen, gezielt zu erfassen, um Aussagen zur Übertragung von ausrüstung zwar deutlich verbessert hat, so sind die gestiege- Sars-CoV-2 Infektionen in Zahnarztpraxen vornehmen zu kön- nen Aufwendungen doch auf hohem Niveau geblieben. Eine nen. Dafür wurde eine Umfrage erstellt, in der Zahnärztinnen/ adäquate Beteiligung der gesetzlichen Krankenversicherung Zahnärzte sowie Angestellte die Möglichkeit haben, anonym daran erhalten wir genauso wenig wie einen echten „Rettungs- Informationen über eine Infektion, den vermutlichen Ursprung, schirm“. Der große Nachholeffekt, der ja die Ablehnung echter Auswirkungen und die verwendeten Schutzmaßnahmen zu mel- Ausgleichszahlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen be- den. Ziel ist es, analog zur Vorgehensweise des RKI, in einem zeit- gründet, bleibt bisher aus und wird vermutlich gar nicht stattfin- lichen Zusammenhang das Infektionsgeschehen zu betrachten. den. Zum einen könnte dies nur mit zusätzlicher Behandlungs- Es handelt sich daher um eine längerfristige Erfassung und nicht zeit realisiert werden, was zwangsläufig auch die Betriebskosten um eine Umfrage im klassischen Sinne. Ich bitte Sie, sich daran weiter steigen lässt. zu beteiligen und den Link dann auszufüllen, wenn ein Fall in der Praxis bekannt ist. Das gilt auch für Fälle der vergangenen Mona- Weit schwerer wiegt aber die geschwundene Einsicht unserer te. Damit die Daten nur von Praxen mit Infektionsgeschehen aus- Patienten, sich nun wieder verstärkt um die eigene Zahngesund- gefüllt werden und nicht Berufsfremde die Datenlage verzerren, heit zu sorgen. Dies zu ändern, ist eine der Aufgaben, die wir als wird der Link zur Umfrage nicht für die Allgemeinheit zugäng- Ihre Interessenvertreter aktuell bearbeiten. Mit wechselndem lich sein. Über die Zugangsmodalitäten werden Sie in einem der Erfolg gelingt es, in den regionalen Medien unsere Botschaften kommenden Newsletter informiert. zur Notwendigkeit der Zahngesundheit und Vorsorge zu plat- zieren. Ein kleiner Baustein dazu, der auch für Ihre persönlichen Liebe Kolleginnen und Kollegen, die letzten Wochen haben Aktivitäten unter dem Motto „Zurück in die Praxis“ gedacht ist, gezeigt, dass wir erstens nichts geschenkt bekommen, dass wir stellt die kurzfristig gestartete Minikampagne der Kammern un- zweitens von der Politik als nicht systemrelevant gesehen wer- ter der Federführung der Bundeszahnärztekammer dar. Die Mo- den, dass wir aber drittens mit Selbstvertrauen trotz Corona un- tive mit der Botschaft „Zahngesund in den Sommer!“ eignen sich sere Patienten umfassend versorgen können. Für das „Zurück in für Print, Homepage oder Social Media. Sie finden die Dateien die Praxis“ brauchen wir allerdings einen langen Atem. auf der Homepage der BZÄK. Zum „drive up“ gehört auch die Botschaft, dass unsere Hygiene- konzepte wirken! „Wir können Hygiene!“, brachte es ein Kollege Dr. Carsten Hünecke neulich auf den Punkt. Die zurückliegenden Wochen zeigten, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt 5
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 Einstimmig beauftragten die Delegierten der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt den Vorstand mit der Ablehnung der Liquiditätshilfe. Der Tagungsort im Haus der Heilberufe bot ausreichend Platz, um Abstand zu gewährleisten. Fotos: Andreas Stein LIQUIDITÄTSHILFE de erfolgen. Außerdem folgten die Delegierten Vorstands- anträgen auf Sonderzahlungen für Schwerpunktpraxen und eine finanzielle Einmalunterstützung für neugegründete bzw. EINSTIMMIG übernommene Praxen. Eine weitere gute Nachricht: Nach er- folgreichen Vertragsverhandlungen können die Zahnärzte im ABGELEHNT Jahresverlauf mit Nachzahlungen rechnen. IM ZEICHEN DER PANDEMIE Vertreterversammlung der KZV votiert Es war eine nicht nur außerordentliche, sondern wohl auch gegen Liquiditätshilfe und bringt Hilfen formal außergewöhnliche Vertreterversammlung, die in vie- lerlei Hinsicht im Zeichen der Corona-Pandemie stand – an- für Corona-gebeutelte Praxen auf den Weg ders als sonst begrüßten VV-Vorsitzender Dr. Hans-Jörg Willer und sein Stellvertreter Dr. Frank Hofmann die 27 Mit-Dele- Die Vertragszahnärzte in Sachsen-Anhalt wollen auf eine gierten nicht im KZV-Gebäude, sondern im benachbarten Liquiditätshilfe im Zuge der COVID-19-Versorgungsstruktu- Haus der Heilberufe. Dort, wo sonst der Neujahrsempfang ren-Schutzverordnung verzichten. Dies war das einstimmi- der Heilberufler stattfindet, war genügend Platz, um die Ab- ge Votum der Delegierten bei der außerordentlichen Ver- standsregelungen zwischen den Teilnehmern einzuhalten. treterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Um Kontakt zueinander zu minimieren und zu starke Nähe zu Sachsen-Anhalt, die am 27. Mai 2020 im Haus der Heilberufe vermeiden, hatte zudem jeder Delegierte eigene Getränke so- in Magdeburg stattfand. Stattdessen brachten die VV-De- wie einen Teller mit belegten Brötchen und Kuchen auf dem legierten einstimmig eigene Entlastungen auf den Weg, um Tisch. Dr. Willer und Dr. Hofmann begrüßten die Vorstände der die finanziell angespannte Situation der Zahnarztpraxen in KZV Dr. Jochen Schmidt und Dr. Bernd Hübenthal sowie die Sachsen-Anhalt infolge der Corona-Pandemie zu mildern: So Vorstandsreferenten, außerdem waren unter den Delegier- wird der HVM-Einbehalt im Jahr 2020 ausgesetzt, die Rück- ten mit Dr. Carsten Hünecke und Maik Pietsch auch die Spit- zahlung des HVM-Beibehaltes 2019 soll außerdem bereits bis ze der Zahnärztekammer sowie mit Matthias Tamm und Dr. zur Jahresmitte 2020 und nicht erst wie üblich zum Jahresen- Dorit Richter sowie Angela Braune die Führung des FVDZ ▶ 6
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 Sachsen-Anhalt vertreten. Am 13. Mai 2020 hätte ursprüng- lich die reguläre Frühjahrs-Vertreterversammlung stattge- funden, musste aber Corona-bedingt abgesagt werden. Auch der halbjährliche Erfahrungsaustausch der Vorsitzenden der Vertreterversammlung, der Anfang April in Dessau-Rosslau stattgefunden hätte, musste abgesagt werden, wie Dr. Hans- Jörg Willer berichtete. Dr. Jochen Schmidt dankte den Delegierten für ihr Erscheinen und der KZV-Verwaltung für die geleistete Arbeit während der vergangenen Monate. In einem ausführlichen Bericht beschrieb er die aktuelle Lage in der Corona-Pandemie. Das Land Sachsen-Anhalt sei bislang glimpflich davongekommen, sagte Dr. Schmidt mit Blick auf die Zahl der Infizierten und in Der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Hans-Jörg Willer, Zusammenhang mit dem Virus Verstorbenen. Dennoch sei die und sein Stellvertreter Dr. Frank Hofmann führten routiniert durch Zukunft ungewiss, Corona bleibt auf absehbare Zeit Teil des die außerordentliche Zusammenkunft. Alltags – auch in den Zahnarztpraxen, die in den vergangenen Wochen und Monaten teils herbe Einbußen bei Arbeitsauf- kommen und Umsatz hinnehmen mussten. Das Arbeitsauf- kommen im Berufsstand sei bundesweit im Februar und März 2020 auf unter 50 Prozent gesunken, Öffnungszeiten wurden im Schnitt um ein Drittel reduziert, zitierte Dr. Schmidt das GOZ-Analyse-Panel der Bundeszahnärztekammer (BZÄK). Trotzdem seien die Praxen ihrem gesetzlichen Versorgungs- auftrag gerecht geworden und blieben erreichbar für die Pa- tienten. Rund 70 Prozent der Praxen bundesweit meldeten Kurzarbeit an. Ähnliche Ergebnisse lieferte auch die Barome- ter-Umfrage von KZV und ZÄK in Sachsen-Anhalt, an der sich 213 Praxen beteiligten (Ergebnisse siehe Zahnärztliche Nach- richten 05 / 2020, S. 6 ff.). Das Barometer hatte auch ergeben, dass sich immerhin jede vierte Praxis im Land perspektivisch von Insolvenz bedroht sieht, sollte die Krise anhalten, wie der Vorstandsvorsitzende ausführte. Die Einnahmenverluste der Dr. Jochen Schmidt legte als Vorstandsvorsitzender der Kassen- hiesigen Praxen lägen bei durchschnittlich 35 Prozent, berich- zahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt einen umfangreichen tete Dr. Jochen Schmidt. Bericht über das Agieren der KZV in der Corona-Krise vor. KRISENMANAGEMENT DER KZV Einen breiten Raum in Dr. Jochen Schmidts Bericht nahm das Krisenmanagement der Kassenzahnärztlichen Vereinigung im Angesicht der Corona-Pandemie ein. Vorstand und Ver- waltung hätten auf allen Ebenen intensiv an Maßnahmen zur Linderung der Pandemiefolgen gearbeitet. Der mehrfach geäußerten Forderung, die KZV hätte die Praxen schließen müssen, widersprach der Vorstandsvorsitzende deutlich. Die Praxen mussten entsprechend ihres vertragszahnärztlichen Versorgungsauftrages offen bleiben, betonte Dr. Schmidt – Schließungen hätten nur von Behördenseite aus angeordnet werden können. Der Kauf von Schutzausrüstung, von über- teuerten und unseriösen Angeboten einmal abgesehen, sei für die KZV auch aus Umsatzsteuergründen schwer machbar Dr. Bernd Hübenthal, stellvertretender KZV-Vorstandsvorsitzender, gewesen. ▶ warnte vor Zulassungsbeendigungen ohne Nachfolger. 7
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 Um eine Quarantäne in der KZV, drohende Mitarbeiterausfäl- STAND DER le und damit auch den Stillstand der Abteilung Abrechnung zu vermeiden, habe man wo möglich frühzeitig Technik für VERGÜTUNGSVERHANDLUNGEN Home-Office-Arbeitsplätze eingerichtet. Ein kleiner, aber ef- fektiver Krisenstab aus Geschäftsleitung, IT, Personalwesen 2018 2019 2020 2021 und Kommunikation habe die Lage gesteuert. Gleichzeitig habe es einen permanenten Austausch mit anderen Instituti- onen und eine Koordinierung von Maßnahmen gegeben, be- richtete Dr. Schmidt und nannte beispielhaft die Abstimmung Primärkassen und Aufgabenverteilung mit der ZÄK, regelmäßige Video- AOK S.A. 1,0422 1,0698 abgestimmt in Verh. und Telefonkonferenzen mit anderen KZVen und der KZBV sowie die Abstimmung mit dem Corona-Pandemiestab des BKK LV Mitte 1,0613 1,0894 abgestimmt in Verh. Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration. Gesicherte Informationen, Hinweise zum Umgang mit Patienten, Plakate IKK ges plus abgestimmt abgestimmt abgestimmt in Verh. und Musterdokumente zum Download sowie Informationen zu Finanzhilfen und arbeitsrechtlichen Fragen seien schnell Knappschaft 1,0421 1,0713 abgestimmt in Verh. per Internetseite und elektronischem Rundbrief an die Praxen weitergegeben worden. Eine Corona-Telefonhotline sowie eine eigens eingerichtete Mailadresse fungierten als schnelle Sprachrohre in die KZV. Diese seien jedoch auch von Kolle- Ersatzkassen gen genutzt worden, die ihrem – verständlichen – Unmut Luft vdek 1,0315 1,0588 in Verh. in Verh. machten. „Was sich die KZV-Mitarbeiterinnen an der Hotline hier anhören mussten, war teilweise total daneben“, so Dr. TK 1,0315 1,0588 in Verh. in Verh. Schmidt. Dazu kamen auch persönliche Angriffe auf die Vor- stände beider Körperschaften. Zur Behandlung Corona-infizierter Notfallpatienten habe die Schwerpunktpraxen reserviert war. Angesichts eines durch- KZV gemeinsam mit Kliniken und Praxen Notfallbehandlungs- schnittlichen Honorarrückganges von 27 Prozent im April wer- zentren in Magdeburg, Halle (Saale), Dessau-Roßlau und Hal- den ab Mai 2020 außerdem bis auf Widerruf die Zahlungsflüs- berstadt sowie Schwerpunktpraxen in Magdeburg und Halle se modifiziert, um Überzahlungen zu vermeiden. Die Praxen (Saale) eingerichtet. Während Allgemeinmediziner bei der Be- sind nun aufgefordert, ihre monatliche Umsatzstatistik (KCH, schaffung von Schutzausrüstung von einem Vertrag mit dem KFO inkl. Mat/Lab bei KFP-Praxen und IP) unter Angabe ihrer GKV-Spitzenverband profitieren konnten, erhielt die KZV Sach- Abrechnungsnummer per Post, Mail oder Fax an die KZV-Ab- sen-Anhalt erst spät geringe Mengen an Ausrüstung, die für die teilung Finanzen zu schicken. Die Abschlagszahlung ▶ „KEIN VERTRAUEN MEHR ZU „SCHÄME MICH FÜR SCHLECHTEN LANDES- UND BUNDESPOLITIK“ TON MANCHER KOLLEGEN“ Matthias Tamm, Dessau, VV-Delegier- Marina Kaiser, Naumburg, bat die Delegierten um ter und Landesvorsitzender des Freien Verständnis für die Arbeit der Vorstände beider Verbandes, erklärte, es gehe am Ende Körperschaften. Zu Beginn der Pandemie seien um Vertrauen in die Politik – und nach nach- alle verunsichert gewesen, erinnerte sie. Sie dem die Zahnärzte in der Debatte um schäme sich für den schlechten Ton, den manche einen Rettungsschirm so hintergangen Kollegen gegenüber den Verwaltungsmitarbeitern worden seien, habe er kein Vertrauen und Standesvertretern an den Tag gelegt hatten, mehr in Landes- oder Bundespolitik. Es so die Naumburgerin. Sie bat die Vorstände um die Matthias gelte nun, sich auf die eigenen Stärken Marina Entwicklung einer Strategie, damit die nächste Kri- Tamm zu besinnen, so Tamm. Kaiser se die Zahnärzteschaft nicht unvorbereitet trifft. 8
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 werde 80 Prozent des eingereichten Honorarumfangs umfas- sen und wie immer monatlich ausgezahlt. Auch bei Nichteinrei- chung der Umsatzstatistik werde die Summe aller Abschläge eines Quartals 80 Prozent des eingereichten KCH- und KFO-Ho- norarumfangs betragen, so Dr. Schmidt. Er wies außerdem auf die Möglichkeit der Beantragung von Kurzarbeitergeld für die Beschäftigten hin. Auch auf landes- und bundespolitischer Ebene war der Vorstand unermüdlich für die Kollegen im Ein- satz. Lange kämpften Standesvertreter um eine Schutzschirm- regelung für niedergelassene Zahnärzte. Sah der ursprüng- liche Entwurf des BMG noch eine Liquiditätshilfe vor, von der 70 Prozent hätten zurückgezahlt werden müssen, wobei die KZV Mitte April in einem Schreiben an das MS forderte, es müss- ten mindestens 50 Prozent sein, kam es am Ende nach Interven- Dr. Dirk Wagner forderte als Sprecher des zeitweiligen HVM-Aus- tion des SPD-Arbeitsministers Hubertus Heil bekanntermaßen schusses die Delegierten dazu auf, die Liquiditätshilfen für die anders: Die Liquiditätshilfen müssten komplett zurückgezahlt Zahnarztpraxen abzulehnen. werden, quasi wie ein zinsloser Kredit – mit dem Argument, Honorareinbußen würden die Zahnärzte nachträglich „raus- arbeiten“ können. Nun befürchte er gravierende Einschnitte in der zahnärztlichen Versorgungslandschaft, sagte Dr. Schmidt. Er kenne viele Praxen von Kollegen kurz vor dem Rentenalter, die infolge der Corona-Krise vorhätten, ihre Zulassung zurück- zugeben. Genauso gefährdet seien die Praxen junger Kollegen, die gerade erst mit hohen Kreditbelastungen in die Niederlas- sung gestartet seien. Deshalb brachte der Vorstand nun eine Reihe von Anträgen ein, um angeschlagene Praxen finanziell und moralisch zu unter- stützen. Aktualisiert wurde außerdem das Beratungsangebot des Praxislotsen, der nun auch zu Fragen von Praxiserhalt und -wirtschaftlichkeit in Krisenzeiten berät (siehe auch diese zn, S. 45). Nicht zuletzt könne nach schwierigen Jahren auch der derzeitige Stand der Vergütungsverhandlungen vorsichtig po- Hans-Ulrich Weber (Zeitz) brachte Satzungsänderungen ein, um sitiv stimmen: Es gebe deutliche Fortschritte, auch mit der ▶ Telefon- und Videokonferenzen möglich zu machen. „UNS WAR KLAR, DASS DIE „EINDRUCK, DASS KOLLEGEN MIT BERUFSWAHL RISIKEN BIRGT“ NOTBETRIEB BESTRAFT WERDEN“ Dr. Frank Schuster, Magdeburg, warnte seine Dr. Stefan Braune, Blankenburg, Kollegen vor Gejammer. Die Zahnärzte gehörten erinnerte die VV-Delegierten an die nicht zu den unterbemittelten Berufsgruppen, dramatische Situation in Italien und sagte er. Jedem habe bei der Wahl des Zahn- Südschweiz zu Beginn der Pandemie. Er arztberufes klar sein müssen, dass dieser als habe den Eindruck, dass die Kollegen, medizinischer Beruf auch Risiken berge, so Dr. die aus Fürsorgepflicht auf Notbetrieb Schuster. Schon vor Corona seien auch Patienten umgestellt haben, bestraft werden, so mit HIV oder Hepatitis in die Praxis gekommen. Dr. Braune. Bei den Informationen der Dr. Frank Er forderte die Kollegenschaft auf, auch in diesen Dr. Stefan KZV hätte er sich klarere Formulierun- Schuster Krisenzeiten den Mann oder die Frau zu stehen. Braune gen und Erläuterungen gewünscht. 9
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 ANTRÄGE DER VERTRETERVERSAMMLUNG 1. Härtefallregelung im HVM: Auf Antrag des Anspruchbe- aufgenommen haben oder noch aufnehmen, erhalten eine rechtigten kann die KZV LSA bei Nachweis eines besonde- Einmalzahlung von 5.000 Euro – einstimmig ren Härtefalles eine Einzelfallentscheidung treffen, z.B. bei Praxisausfall wegen der Geburt eines Kindes, Krankheit, 6. Änderungen der Satzung der KZV: Vertreterversammlun- höherer Gewalt (z. B. Brand, Wasserschaden, schwerer Ein- gen können auch als Telefon- oder Videokonferenz erfol- bruch) – einstimmig gen, der Rundbrief kann auch in elektronischer Form ver- schickt werden – einstimmig 2. Aussetzung der HVM-Einbehalte 2020 – einstimmig 7. Änderungen der Reisekosten- und Sitzungsgeldordnung: 3. Rückzahlung der HVM-Einbehalte 2019: Der lineare und Für Telefon- oder Videokonferenzen gibt es eine Pauschale stufenweise Einbehalt 2019 in Höhe von 7.386.475,49 Euro von 20 Euro – einstimmig soll bis Jahresmitte ausgezahlt werden, das verbleibende Guthaben wird in den HVM 2020 übernommen – einstim- 8. Änderung der Mustergeschäftsordnung für die Aus- mig schüsse: Auch die Ausschüsse sollen sich als Telefon- oder Videokonferenzen treffen können, die Niederschrift kann 4. Sonderzahlung Schwerpunktpraxen: Die drei Schwer- elektronisch verschickt werden – einstimmig punktpraxen, die sich bereiterklärt haben, die zahnmedi- zinische Notfallbehandlung von mit SARS-CoV-2-Infizierten 9. Entscheidung über die Festsetzung der Gesamtvergütung zu übernehmen, erhalten bis zu ihrer Abberufung, längs- vertragszahnärztlicher Leistungen gemäß COVID-19-Ver- tens jedoch bis zum Jahresende monatlich 2.500 Euro – sorgungsstrukturen-Schutzverordnung: Die VV möge ent- einstimmig scheiden, ob die KZV LSA der Festsetzung der Gesamtver- gütung entsprechend der o.g. Verordnung gegenüber den 5. Unterstützung für neugegründete Praxen und Praxis- Landesverbänden der Krankenkassen und Ersatzkassen übernahmen: Praxen, die 2019 oder 2020 ihre Tätigkeit widersprechen soll – einstimmig IKK gesund plus seien Punktwerte bis 2020 abgestimmt, eben- kann. Dr. Dirk Wagner (Magdeburg) als Sprecher eines zeit- so mit den anderen Primärkassen, konnte der Vorstandsvorsit- weilig einberufenen HVM-Ausschusses stellte ein Maßnah- zende berichten. Die Vertragszahnarztpraxen können also mit menpaket rund um den Honorarverteilungsmaßstab vor. So baldigen Nachzahlungen rechnen. Auch der stellvertretende wird eine (bereits seit Jahren praktizierte) Härtefallregelung Vorstandsvorsitzende, Dr. Bernd Hübenthal, ergriff kurz das verankert. Zusätzliche Hilfe gibt es durch das Aussetzen der Wort und bekräftigte die Befürchtung, die Folgen der Coro- Zahlung des HVM 2020 sowie die vorgezogene Auszahlung na-Pandemie könnten die Versorgung gerade auf dem flachen des HVM 2019, die nicht erst gegen Jahresende, sondern be- Land weiter gefährden. Im ersten Halbjahr 2020 habe es bis- reits bis Ende Juni 2020 stattfinden soll. „Unser Credo sollte lang 33 Zulassungsbeendigungen in Stadt und Land gegeben, sein, wir schaffen das alleine!“, machte er den Delegierten Mut. davon blieben 20 und damit knapp ein Drittel ohne Nachfolger. Flankierend stellte Hans-Ulrich Weber (Zeitz) für den Sat- Insgesamt hätten in den vergangenen drei Jahren 160 Zahn- zungsausschuss der KZV mehrere Corona-induzierte Sat- arztpraxen im Land ohne Nachfolger die Türen geschlossen zungsänderungen vor. So wird die Möglichkeit von Telefon- – das sei eine erschreckende Tendenz, warnte Dr. Hübenthal. oder Videokonferenzen bei der Vertreterversammlung, aber auch für Ausschusssitzungen in die Satzung eingeführt. Auch EINSTIMMIGES VOTUM das Versenden elektronischer Rundbriefe werde formal er- möglicht. Das sei zeitgemäß und spare Zeit und Kosten, so Im Anschluss an den ausführlichen Vorstandsbericht disku- Weber. Die Reise- und Sitzungskostenordnung sollten in wei- tierten die Delegierten der Vertreterversammlung offen und teren Anträgen entsprechend angepasst werden. Der wich- konstruktiv über die zurückliegenden Monate (Stimmen siehe tigste Antrag betraf aber die Entscheidung, ob die KZV der S. 8/9). Mehrfach kritisiert wurde die Kommunikation gerade Festsetzung der Gesamtvergütung vertragszahnärztlicher zu Beginn der Krise, es dominierte jedoch Lob für die Arbeit Leistungen gemäß COVID-19-Versorgungsstrukturen-Schutz- der Vorstände und der Verwaltung in dieser – auch privat – verordnung widersprechen soll – hier wie bei allen anderen schwierigen Zeit. Unverständnis wurde jedoch gegenüber der Anträgen auch votierten die Delegierten einstimmig mit Ja. (bei der VV nicht anwesenden) Aufsicht und der Politik gegen- Bei der nächsten regulären Herbst-Vertreterversammlung am über geäußert – dass Physiotherapeuten und Tierärzte, nicht 27. November 2020 wird sich zeigen, wie gut die beschlosse- aber Zahnmediziner Hilfe erhalten, ärgerte viele Delegierte. nen Maßnahmen greifen. Es bleiben also die Hilfsangebote, die die KZV selbst machen 10
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 CORONA: PATIENTEN IN DIE PRAXEN HOLEN Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Praxen normalisieren sich wieder Die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt seit Wochen im niedrigen einstelligen Bereich, weshalb Bundes- und Landes- Der erste Kurs seit Mitte März im Fortbildungsinstitut: Dr. Catherine politik die Lebens- und Arbeitsbedingungen infolge der Coro- Kempf referiert zu Nebenwirkungen von Medikamenten. Foto: ZÄK na-Pandemie immer weiter lockern. Auch in den Zahnarztpra- xen und den zahnärztlichen Körperschaften Sachsen-Anhalts nimmt die Tätigkeit – unter Beachtung der verordneten Si- cherheitsmaßnahmen – wieder spürbar Fahrt auf. So gab es im Fortbildungsinstitut der Zahnärztekammer am 6. Juni nach Absagen seit Mitte März wieder den ersten Kurs: Dr. Catherine Kempf aus Pullach referierte zu Nebenwirkungen von Medika- menten. Die Teilnehmenden hielten Abstand zueinander, tru- gen MNS-Masken, statt dem Mittagsbuffet gab es Lunchboxen mit belegten Brötchen. Nun richtet sich der Blick auf die Fort- bildungstage am 18./19. September in Wernigerode, die wie ge- plant stattfinden sollen. Nur wenige Tage vorher erschien angesichts der scheinbaren Atempause im Pandemieverlauf auch der 18. und vorerst letzte Mit der Kampagne „Zahngesund in den Sommer“ will die BZÄK Corona-Newsletter der ZÄK. Nun ist es Ziel von Kammer und Patienten zurück in die Praxis locken. Auch die ZÄK beteiligt sich. KZV, die Bevölkerung auf die Notwendigkeit zahnärztlicher Behandlung, insbesondere auch von Vorsorgemaßnahmen und Prophylaxe, hinzuweisen, um sie wieder in die Praxen zu Liquiditätshilfe durch die VV der KZV dar (siehe auch S. 6 ff.). holen, was über die Landesmedien schon verschiedentlich ge- Beide Körperschaften informieren natürlich weiterhin zeitnah lang. Außerdem beteiligt sich die ZÄK an der BZÄK-Kampagne zu neuen Entwicklungen, auch die Kontakte und Mailadressen „Zahngesund in den Sommer“, deren Motive auf Wunsch auch bleiben geschaltet (KZV: corona@kzv-lsa.de, Tel. 0391 6293- hiesige Praxen bei Social Media aufgreifen können. Den vor- 001; ZÄK: Frau Bonath Tel: 0391 7393931 bzw. 0391 7393911, erst standespolitischen Schlussstrich stellte die Ablehnung der info@zahnaerztekammer-sah.de). DIE CORONA-PANDEMIE IN DER CHRONOLOGIE 18. Mai: Die Deutsche Gesellschaft für 26. Mai: In Sachsen-Anhalt stagniert dürfen so zehn statt bisher fünf Perso- Alterszahnmedizin e.V. (DGAZ) emp- die Zahl der Neuerkrankungen, das So- nen zusammentreffen, ab 8. Juni 2020 fiehlt, Einrichtungen der Pflege wieder zialministerium meldet keine oder nur wird der reguläre Schulbetrieb wieder regulär zahnmedizinisch zu betreuen. wenige neue COVID-19-Fälle. aufgenommen. Veranstaltungen, Bera- tungen und Kongresse sind mit bis zu 25. Mai: Angaben des Marktforschungs- 28. Mai: Die Landesregierung Sach- 100 Personen wieder zugelassen. Ab 1. institutes Exevia zufolge hatten Mitte sen-Anhalt beschließt mit der sechsten Juli wird die Grenze auf 250 angehoben Mai nur noch 37 Prozent der deutschen SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung und voraussichtlich ab 1. September auf Zahnarztpraxen den Betrieb reduziert. weitere Lockerungen. Ab 28. Mai 2020 999. 11
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 In das „Bibliotheksgebäude“ ist das Betreten noch verboten, aber hier wird bereits alles vorbereitet für die älteste Kunst- und Kultursamm- lung im Fachgebiet der Zahnheilkunde, welche auf die Zahnärzte Dr. Curt Proskauer und Dr. Fritz H. Witt zurückgeht. Fotos: LZÄK Sachsen April eingerichtet werden. Dieser Kraftakt und gefühlte Milli- EINE onen Kleinigkeiten mehr gehen gerade auf dem Gelände des Dentalhistorischen Museums vonstatten – und zwar fast genau UNGLAUBLICHE 20 Jahre nachdem der Vorsitzende des Vereins zur Förderung und Pflege des Dentalhistorischen Museum e. V., Andreas GESCHICHTE Haesler, erste Schritte in Richtung Museumsgründung unter- nahm. Über das Erreichte staunt er selbst und blickt in diese bewegten Jahre zurück: „Im März 2000 entschieden wir, unser Museum im Schloss Colditz, unserer ersten Heimat, zu eröff- Dentalhistorisches Museum in Zschadraß nen. Bis dahin hatte ich schon die dentalen Schätze aus vielen feiert in diesen Tagen den 20. Geburtstag verschiedenen Sammlungen in den Räumen meines Dentalla- bors in Grimma aufbewahrt, um sie vor der Verschrottung zu Auf der weitläufigen Parkanlage und in den Häusern des Den- retten. Die unglaubliche Vielfalt der Themen zur Zahnheilkun- talhistorischen Museums im sächsischen Zschadraß sind viele de sollte jedoch der Öffentlichkeit und vor allem der Wissen- notwendige Sanierungsarbeiten angelaufen, um optimal auf schaft zugänglich gemacht werden“, erzählt Andreas Haesler, die Ankunft der Sammlung Proskauer/Witt aus Berlin vorberei- der von Hause aus Zahntechnikermeister ist. tet zu sein. Noch bis vor Kurzem war das Museum dem Verfall geweiht, aber mit Spendengeldern vor allem aus der Zahnärz- Der Gedanke, dass das Museum nur zukunftsfähig sein kann, teschaft konnte das Aus für das Museum abgewendet werden. wenn es an ein zahnheilkundliches Wissenschaftszentrum ge- Dem 20-jährigen Bestehen des Dentalmuseums kann deshalb koppelt ist, war tragend beim Aufbau des Ausstellungsortes. Es umso freudiger gedacht werden. sollte nicht nur ein Museum zum Schauen und Erinnern geben, sondern auch ein Zentrum entstehen, in dem Forschung und Er- In Zschadraß sind die Bagger angerollt und haben bereits ei- kenntnisgewinn möglich werden. „Geschichte muss verstanden nen 140 Meter langen Graben gezogen, der neue Hauptstrom- werden, um die Zukunft gestalten zu können“, meint Haesler. kasten ist montiert, der Vertrag für den Gasanschluss ist unter- Das Zentrum sollte jedoch viele Jahre lang eine Vision bleiben, schrieben, die Wasserleitung ist in Arbeit, die Trockenlegung denn es stellte sich heraus, dass die Umsetzung im Schloss nicht mehrerer Außenwände ebenfalls. Der Arbeits- und Vorberei- möglich sein würde. Deswegen folgte 2006, mit Zwischenstati- tungsraum für die Proskauer/Witt-Sammlung sollte bereits im on in Kössern, der Umzug nach Zschadraß. Der inzwischen ▶ 12
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 gegründete gemeinnützige Verein mietete zunächst nur eines der Häuser auf dem Grundstück. 2007 bot die Diakonie als Ei- gentümer das Gelände zum Kauf an. Es umfasste ca. 9.000 qm Parkanlage und vier im 19. Jahrhundert erbaute Villen. Um Blei- berecht und Planungssicherheit zu gewinnen, entschied sich der Verein kurzerhand für den Kauf: „Innerhalb weniger Tage schrieben wir 1.743 Bettelbriefe, um den Kaufpreis zusammen- zukriegen. Kein einfacher Weg, aber wir haben es geschafft“, berichtet der Vereinsvorsitzende stolz. Der Erwerb bot die größtmögliche Sicherheit, denn andere europäische zahnheil- kundliche Museen sind laut Haesler wegen Platzmangels und nicht aufzubringender Mietzahlungen gescheitert. Hier entsteht der Arbeits- und Vorbereitungsraum, in dem die In den Folgejahren wuchs die „dentale Schatzkammer“ auf über Proskauer/Witt-Sammlung ihr erstes Domizil finden und nach eine halbe Million Exponate an und ist somit die weltgrößte wissenschaftlicher Aufnahme und musealer Konservierung in den Sammlung des Fachbereichs. Jedoch war selbst mit diesem un- Nebenraum zur Dauerausstellung gebracht wird. glaublich bedeutenden Fundus die Etablierung eines Wissen- schaftszentrums noch nicht in Sicht, denn es mangelte stets an Geld. Die geringen Einnahmen über den Museumseintritt und die Mitgliedsbeiträge des Fördervereins deckten bald nicht ein- dert in Containern unter, gelinde ausgedrückt, suboptimalen mal mehr die Betriebs-, geschweige denn die Personalkosten. Bedingungen. Sie müssen erfasst, geordnet, zum Teil konser- Dringendst notwendige Baumaßnahmen konnten nicht durch- viert und wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Und natür- geführt werden, sodass sich der Zustand der Bausubstanz in lich möchte das Museum für eine angemessene Präsentation allen vier Häusern (Museumsgebäude, Bibliothek, Technikum sorgen. Für dieses Großprojekt sind zunächst 200.000 Euro und Gästehaus) zusehends verschlechterte und die Schließung erforderlich, von denen bisher mehr als 100.000 Euro zusam- des Museums Ende 2018 unausweichlich schien. menkamen. Würde jeder Zahnarzt Deutschlands nur wenige Euro spenden – vielleicht als Geschenk zum 20. Geburtstag – Dann jedoch wurde Haeslers Hilferuf endlich Beachtung ge- wäre das dentale Erbe gesichert. schenkt. Die Medien berichteten und ausgehend von der LZKS wurde auch die bundesweite Zahnärzteschaft aufmerksam. // Aus Zahnärzteblatt Sachsen, Heft 3 / 2020, Nachdruck Aufgrund der darauf einsetzenden Spendenbereitschaft und mit freundlicher Genehmigung der Landeszahnärztekammer der daraus resultierenden Möglichkeit, Fördermittel zu be- Sachsen antragen, konnte die Schließung abgewendet werden. Die Landeszahnärztekammer Sachsen, in Person ihres Präsiden- ten Dr. Thomas Breyer, setzte sich auch stark dafür ein, dass die Bundeszahnärztekammer ihre Proskauer/Witt-Sammlung nach Zschadraß bringt. Damit wird die weltgrößte zahnheil- kundliche Sammlung auch zur bedeutendsten. „Das Museum in Zschadraß bewahrt und sichert als dentales Archiv das his- torische Gedächtnis unserer zahnärztlichen Profession und DAS DENTALHISTORISCHE wirkt als wissenschaftliche Arbeitsstätte in die Zukunft.“ Da- MUSEUM ZSCHADRAß... mit spricht Dr. Breyer Andreas Haesler aus dem Herzen. Ohne Vergangenheit keine Zukunft. Das Wissenschaftszentrum soll ... beheimatet heute mehr als 1.000 private es möglich machen, die Geschichte der Zahnheilkunde aufzu- Sammlungen aus allen Teilen Deutschlands, arbeiten und für die zahnmedizinische Forschung und Praxis 18 Universitäts- und Institutsarchive, 15 Fir- nutzbar zu machen. menarchive, die Bestände von acht Museen und Teile des Zahnmuseums Wien sowie des Mit der Übersiedlung der kulturhistorisch bedeutenden Pro- Dr. Gysi-Museums Zürich, mehr als 250 Bib- skauer/Witt-Sammlung schlägt das Museum das nächste liotheken, einzigartige Fachdokumentationen bewegende Kapitel auf. Seit vielen Jahren lagern die 40.000 und Sammlungen, wie die des Dentistischen Fachbücher, Zeitschriftenbände, Dissertationen, Fotos und Instituts Wien, die persönlichen Archive von Grafiken aus dem 16. und Archivalien aus dem 19. Jahrhun- Prof. Dr. Walter Hoffmann-Axthelm und anderer großer Persönlichkeiten der Zahnheilkunde. 13
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 MVZ SIND AUF DEM VORMARSCH Private Equity-Gesellschaften bauen zahnmedizinische Konzerne auf Seit einiger Zeit übernehmen sogenannte Private-Equity-Ge- sellschaften zahnmedizinische Versorgungszentren. Damit entstehen neuartige Zahnmedizin-Konzerne, mit deutlich größeren Unternehmensdimensionen als die bislang von Dr. Christoph Scheuplein, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Zahnärzten geleiteten MVZ-Verbünde. Wer sind diese neuen Arbeit und Technik, Gelsenkirchen, zählt durch seine Forschungsar- Akteure und welche Strategien verfolgen sie? beit zu den ausgewiesenen Experten zum Thema Private Equity. In zahlreichen Veröffentlichungen zu seinem Forschungsschwerpunkt Seit der Novelle des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes im „Private Equity und Venture Capital“ macht er auf strukturelle Jahr 2015 besteht in Deutschland die Möglichkeit, fachgrup- Veränderungen im medizinischen und zahnmedizinischen Bereich pengleiche medizinische Versorgungszentren zu gründen. aufmerksam. Foto: privat Damit konnten erstmals zahnmedizinische Versorgungszen- tren gebildet werden und diese auch von anderen medizini- schen Leistungserbringern wie Krankenhäusern erworben dern und in ebenso vielen Branchen aktiv sind. In den letzten werden. Seitdem nutzten mehrere Private Equity-Gesellschaf- Jahren konnte sich Private Equity global als sehr erfolgreiche ten diese Chance und kauften Krankenhäuser, um auf dieser Investmentform behaupten. Dabei lagen die Renditen der Basis Zahn-MVZ übernehmen zu können. Fonds, die im Jahr 2017 in Deutschland investiert haben, bei knapp 19 Prozent. Ein neuer Aktionärstyp Private Equity-Gesellschaften oder Kapitalbeteiligungsge- Übernahmewelle in der Zahnmedizin sellschaften sind Investmentgesellschaften, die Unterneh- Aktuell bauen acht Private Equity-Gesellschaften einen men übernehmen, restrukturieren und nach einigen Jahren zahnmedizinischen Konzern in Deutschland auf. Obwohl wieder verkaufen. Dabei investieren sie außerhalb regulierter der erste Einstieg in den Zahnmedizin-Markt bereits im Jahr Kapitalmärkte wie z. B. einer Aktienbörse. Sie streben meist 2015 erfolgte, sind seit 2018 noch einmal vier neue Zahnme- eine Mehrheitsübernahme an, um die eigenen Ziele effektiv dizin-Ketten gebildet worden (siehe Tabelle). Dies hat mit zu umsetzen zu können. Ihr Kapital erhalten sie meist über einen der im Jahr 2018 eingesetzten Übernahmewelle beigetra- Fonds, in den vorrangig institutionelle Investoren wie Pensi- gen. So können den acht Unternehmen rund 30 Übernahmen onsgesellschaften oder Vermögensverwalter einzahlen. Die von zahnmedizinischen Einrichtungen zugerechnet werden, Laufzeit dieser Fonds – üblicherweise sind es zehn Jahre – be- die teilweise mehrere MVZ bzw. mehrere Praxis-Standorte grenzt die Haltezeit der jeweiligen Unternehmen. umfassten. Bis zum Mai 2019 war von der Übernahme von mindestens 73 zahnmedizinischen Standorten auszugehen. In Deutschland werden die Unternehmen durchschnittlich Die übernommenen MVZ werden nicht nur formal-rechtlich fünf bis sechs Jahre gehalten. Die Private Equity-Gesellschaf- an das jeweilige Plattform-Krankenhaus angegliedert. Das ten erhalten für die Verwaltung der Fonds eine Gebühr und sie Fernziel sind vielmehr integrierte Konzerne, die durch Skalen- werden an den Gewinnen beteiligt, die beim Wiederverkauf effekte effizienter wirtschaften können. Dies kann zum Bei- der Unternehmen („Exit“) anfallen (können). Die großen Pri- spiel durch die Zentralisierung von Funktionen wie Buchhal- vate Equity-Fonds verfügen über ein Volumen von mindestens tung, Personal, IT oder Einkauf geschehen sowie durch eine einer Milliarde Euro, was auch auf einige in der Zahnmedizin unternehmensübergreifende Qualifizierung bzw. eine Spezia- engagierten Fonds zutrifft. Private Equity-Gesellschaften in- lisierung einzelner Praxen. Bei allen acht Unternehmen ist der vestieren sektor- und länderübergreifend, so dass die in die- Aufbau einer Dachmarke erkennbar, wobei diese bislang teils sem Beitrag interessierenden Fonds teils in rund zehn Län- zur Patientenbindung und teils nur zur Akquisition neuer ▶ 14
BERUFSSTÄNDISCHES ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 Zahnmedizin-Ketten in Deutschland im Eigentum von Private Equity-Gesellschaften Startjahr* Unternehmen Private-Equity-Gesellschaft Europäische Plattform 2015 Zahnstation Nordic Capital (Schweden) ** Dental Clinics, ca. 100 Standorte in den Nieder- landen und der Schweiz 2015 Dr. Eichenseer / Z-tagesklinik Quadriga (Deutschland) nein 2015 Implaneo EQT (Schweden) *** DentConnect / Curaeos, ca. 220 Standorte in den Nieder- landen und Skandinavien 2016 Zahneins Summit Partners (USA) nein 2018 Acura Investcorp (Bahrain) angekündigt 2018 KonfiDents Altor Equity (Schweden) nein 2018 Colosseum Dental Jacobs Holding (Schweiz) Southern Dental, Odonto Salute etc.; 260 Standorte u. a. in GB und der Schweiz 2019 Alldent Castik Capital nein (Luxemburg/Deutschland) *Einstieg einer Private Equity-Gesellschaft; **bis 2/2018 Auctus; ***bis 10/2017 Bencis. Quelle: eigene Recherchen Zahnarztpraxen eingesetzt wird. Mindestens zwei der Zahn- Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) ausgehen. Hier medizin-Konzerne verfügen zudem über zahnmedizinische werden die Übernahmen von MVZ durch ein Krankenhaus auf Labore. Hierbei ragt vor allem die Fleming Dental-Gruppe mit einen Versorgungsanteil von zehn Prozent in einem normal 35 Labor-Standorten in Deutschland heraus, die im Jahr 2018 versorgten Planungsbereich einer KZV festgelegt. Diese Re- von einem Finanzinvestor (Auctus Capital) zu einem anderen gulierung wird jedoch erst im Laufe des Jahres 2020 greifen überging (Nordic Capital). Aktuell haben drei Ketten bereits und ihre tatsächliche Wirkung bleibt abzuwarten. europäische Partnerunternehmen, die jeweils eine dreistelli- ge Zahl an Praxisstandorten aufweisen. Davon ist die größte // Dr. Christoph Scheuplein, Institut Arbeit und Technik, Kette, Colosseum Dental, in acht Ländern präsent. Gelsenkirchen, Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Landeszahnärztekammer Brandenburg Ausblick Bislang wachsen die Zahnmedizin-Konzerne vorrangig durch die Übernahme bereits bestehender MVZ (bzw. bestehender Zahnarztpraxen, die im Rahmen eines Kaufprozesses in ein MVZ umgewandelt werden). Dabei liegen die bisher erwor- benen Standorte im (groß-)städtischen Raum mit deutlichen MVZ & PRIVATE EQUITY Schwerpunkten in Süddeutschland und in Nordrhein-West- falen. Mit neu formierten Akquisitions-Teams wird das Über- Die KZBV rechnet für Ende März 2020, dass es ca. nahmetempo vermutlich noch einmal zunehmen. Zudem 1.000 zugelassene MVZ in Deutschland gibt, 929 könnte die Integration der einzelnen MVZ, die derzeit erst davon in den Alten Bundesländern, bevorzugt schrittweise in Gang gesetzt wird, den Zahnmedizin-Konzer- in Großstädten wie Berlin oder München oder nen wirtschaftliche Vorteile bescheren und die Veränderung Ballungsräumen wie dem Kreis Recklinghausen der Marktstrukturen vorantreiben. Eine Verlangsamung des (NRW). In Sachsen-Anhalt gibt es fünf MVZ in Prozesses könnte von dem im März 2019 verabschiedeten Salzwedel, Magdeburg, Zeitz, Schönebeck und Merseburg. Bei rund 20 Prozent aller MVZ sind Fremdinvestoren beteiligt, Tendenz steigend. 15
LAUDATIO ZN SACHSEN-ANHALT I AUSGABE 06 I Juni 2020 „GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN“ Prof. Dr. Christian Gernhardt zum 50. Geburtstag Lieber Christian, herzlichen Glückwunsch zu diesem runden Geburtstag und willkommen im Kreise der „best ager“! Mir fiel zu diesem Anlass spontan die Liedzeile der Band „Wir sind Helden“ ein – „Gekommen um zu bleiben, wir gehen nicht mehr weg“. Dass Du 1999 Deinem Lehrer, Mentor und guten Freund Prof. Hans-Günter Schaller mit an die Martin-Luther-Univer- sität nach Halle folgtest, kann man gut verstehen. Als wis- apl. Prof. Dr. Christian Gernhardt senschaftlich interessierter und engagierter Assistent in der Unizahnklinik in Freiburg mit nicht einmal 30 Lebensjahren das Angebot zu bekommen, als Oberarzt mit ihm nach Halle hast und nicht zuletzt die Arbeit in der Gesellschaft für Zahn-, zu gehen, konntest Du sicher nicht ausschlagen. Zwei Jahre Mund- und Kieferheilkunde der MLU Halle-Wittenberg, deren nach dem Examen bereits selbst maßgeblich die Ausbildung Vorsitzender Du seit 2013 bist und aktuell der stellvertreten- der Studenten mit gestalten zu können, die eigene Forschung de Vorsitz in der APW belegen, dass Dir der Kontakt zu den auf dem mit der Promotion 1997 begonnenen Gebiet der den- Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis ein starker Herzens- tinadhäsiven Verbindungen intensiv eigenverantwortlich wei- wunsch ist. terzuverfolgen, waren sicher zusätzliche Motivation, „in den Osten“ zu gehen. Dass daneben noch Platz für Standespolitik ist, mag auf den ersten Blick verwundern. Doch wenn auch die Wahl in den Halt, bevor die Proteste wegen irgendwelcher Klischees laut Kammervorstand 2011 noch etwas überraschend kam (auch werden: Wer Dich kennt, weiß, dass Du Dich von Beginn an das „Nein“-sagen fällt Christian Gernhardt oft schwer), so war an der Saale „zu Hause“ gefühlt hast. Das mag auch an den die Kandidatur für die Kammerversammlung zuvor schon Wurzeln Deiner Familie liegen, die ja in Thüringen in Jena überlegt. Als Fortbildungsreferent im Kammervorstand, in- gründen. Und als Kind und Jugendlicher bist Du regelmäßig zwischen in der zweiten Legislatur, kannst Du auf einem wei- aus Oberkochen dort zu Besuch gewesen. Insofern ist Dir die teren Gebiet das tun, was Du gern machst – gestalten. Die Überwindung der „Teilung in den Köpfen“ ebenso immer sehr Fortbildung im Land hat sehr davon profitiert. Doch ich schät- wichtig gewesen. Doch normalerweise ist für einen jungen ze insbesondere auch Deine Meinung zu all den übrigen stan- Wissenschaftler die eigene Berufung das Ziel. Mit der bestan- despolitischen Themen. Da wird durchaus vieles hinterfragt, denen Habilitation 2009 waren die Voraussetzungen gege- infragegestellt oder quergedacht, eben typisch Wissenschaft- ben. ler. Aber es bringt die Diskussion und Entscheidungsfindung im Vorstand voran und nicht immer ist der einfachste Weg der Ein Grund, warum Du heute immer noch hier in Sachsen-An- beste! Das Ergebnis zählt, nicht der Weg. halt weilst, liegt vermutlich in der Bodenständigkeit und Dei- nem großen Interesse, Wissenschaft und Praxis zusammenzu- Dein Weg hat Dich nach Halle geführt, viele Wurzeln sind hier bringen. Von Beginn an als Referent für die Zahnärztekammer nun geschlagen und ich denke ich spreche im Namen vieler – Sachsen-Anhalt im Land präsent, spürte man sofort Dein In- schön, dass Du gekommen bist, um zu bleiben! Mögen für die teresse für die täglichen Herausforderungen in der Praxis, kommenden Jahrzehnte die Gesundheit, die Liebe zum Beruf was für einen Hochschullehrer aus „dem Elfenbeinturm der und natürlich Zeit für Familie und Hobbys, wie Rad- und Mo- Wissenschaft“ durchaus nicht selbstverständlich ist. Dein En- torradfahren oder Reisen, nicht zu kurz kommen! gagement in der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und Traumatologie e.V. (DGET), deren Vorstand aus Praktikern // Auch im Namen des Vorstandes und der Geschäftsstelle und Hochschullehrern Du als Präsident viele Jahre geführt herzlichen Glückwunsch, Dein Carsten Hünecke 16
Sie können auch lesen