Dec08 - Action Solidarité Tiers Monde
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dec08 Nr.246 e F r e i beuter a s i e n : M odern ine ashton Südost ace à Cather e n a i r e s c è d e la pl n o s p a r t n t r a l e e r M andels s i t e c h e z é r i q u e c e ation? o n P e t Vi e n Am d e s coopér tique s agence virage clima u r l e s le po e un QU e l r ô t é c i v i l e e x i g é La soci
Brennpunkt Sommaire 02 Nr.246 décembre 2008 Éditorial Südostasien Auch die Straße von Malakka ist Zwei Seiten einer Medaille............................................................................................ 1 durch Piraterie gefährdet. Edité par: 09 Action Solidarité Tiers Monde International 55, avenue de la Liberté L-1931 Luxembourg Moderne Freibeuter....................................................................................................... 2 Tél: 400 427-20 Fax: 400 427-27 L’UE veut ouvrir des négociations bilatérales avec le Pérou et la Colombie................ 4 e-mail: bpn@astm.lu Peter Mandelson cède la place à Catherine Ashton...................................................... 6 web: www.astm.lu APE. le volet développement des accords reste peu convaincant................................ 8 Responsable de la redaction: Pour une approche nouvelle face aux migrations........................................................ 8 Tunesien Marc Keup Die Schattenseiten des Oasentourismus...................................................................... 9 Der Tourismus Ont participé à ce numéro: De l’huile de palme pour rouler ou pour cuisiner...................................................... 13 verändert die Robert Bodja, Lourdes Castro, Wer im Regen steht, hält den Schirm lieber über sich, als über den Nachbarn......... 15 Oasen in der Jamil Claude, Aude Ehlinger, Dilcia Kolumbien: Kokaproduktion blüht............................................................................. 17 Wüste Tunesiens. Figueroa, Richard Graf, Nicole E. Ikuku, Monique Langevin, Jim Zukünftig mehr Hitzewellen, Dürre und Überflutung in Mexiko............................... 18 23 Lobe, Dietmar Mirkes, Caroline Vergessener Krieg im Norden Jemens........................................................................ 18 Pagnot, Jacqueline Rippert, Ekkehart Les Journées Européennes de Développement.......................................................... 19 Schmidt-Fink, Wilfried Tankeu, Etienne Tassé, Ken Ukaoha, Rainer La déclaration de Montreuil........................................................................................ 20 Werning ea. Kurznachrichten......................................................................................................... 22 Photo de couverture: Nicole E. Ikuku (ASTM) Dossier: Amérique centrale Amérique Impression: CA-Press Esch/Alzette. Visite chez nos partenaires en Amérique centrale...................................................... 23 L’ASTM en 3ième Forum Social des Amériques........................................................................... 24 visite chez ses Abonnements: partenaires en Atelier sur la méthodologie “campesino a campesino”.............................................. 26 Amérique centrale. Jeanny Peffer Tél: 400 427-63 2ème rencontre des partenaires de l’ASTM................................................................ 27 e-mail: jeanny.peffer@astm.lu Visite chez nos partenaires CUC, ISD et CENCOPH.................................................. 28 32 Vous pouvez vous abonner à la revue Brennpunkt en versant 15 EUR Luxembourg (au Luxembourg) ou 25 EUR (à l’étranger) sur le compte CCP LU 71 Quel rôle pour les agences nationales de coopération?.............................................. 32 1111 0102 3550 0000 (BIC : CCPLLULL) avec mention Une convention révisée entre Lux-development et l’Etat.......................................... 33 „abo bp3w“ en n’oubliant pas votre Le budget de la coopération 2009 s’inscrit dans la continuité................................... 33 nom et adresse complete. Cet Table ronde La société civile exige un virage de la politique climatique........................................ 34 abonnement vous donne droit à 8 Quel rôle joueront numéros qui apparaissent en général Séminaire alimenterre: contre la faim, l’agriculture familiale................................... 36 les agences de tous les deux mois. Das Klimabündnis Lëtzebuerg befürwortet den “Yasuni”-Vorschlag......................... 39 coopération à Le coin des lectures..................................................................................................... 40 l’avenir? Reproduction/Nachdruck La reproduction des articles est auto- risée à condition que la source soit 34 mentionnée. Der Nachdruck ist frei unter der Bedingung, dass die Quelle angegeben wird. Réalisé grâce à un appui financier de la Coopération luxembourgeoise. Le contenu de la présente publica- tion relève de la seule responsabilité de l'ASTM et ne peut en aucun cas Climat être considéré comme reflétant l‘avis Le Brennpunkt Drëtt Welt est une revue luxembourgeoise, éditée par La société civile du gouvernement luxembourgeois. l'Action Solidarité Tiers Monde. exige une poli- tique climatique plus engagée. www.astm.lu
Zwei Seiten einer Medaille... In der Hauptstadt von Katar trafen sich vom 29. burgische „Klimapolitik“ nicht gerade dazu angetan, éditorial November bis zum 2. Dezember Regierungen aus aller die großen Schwellenländer zu einer Mitwirkung am Welt zu Beratungen über die Mobilisierung weiterer globalen Klimaschutz zu ermutigen. Es wird schwierig Finanzmittel zur Armutsbekämpfung, während vom 1. werden Peking oder Neu-Delhi zu Reduktionszielen zu bis zum 12. Dezember in der polnischen Stadt Poznan verpflichten, wenn ein Land wie Luxemburg, das die Verhandlungen über ein Nachfolgeabkommen für das höchsten pro-Kopf-Emissionen und gleichzeitig das Kyoto-Klimaprotokoll geführt wurden. Zwei Konfe- höchste pro-Kopf-Einkommen Europas aufweist, nicht renzen, die für die Zukunft des Planeten von großer dazu bereit ist, ernsthafte Anstrengungen zum Schutz Bedeutung sind, und an denen auch luxemburgische des Klimas zu unternehmen. In dieser Hinsicht hat Vertreter teilnahmen. Doch während sie in Doha die das Großherzogtum in Poznan ebenfalls ein Zeichen anderen Staaten mit erhobenem Zeigefinger zu mehr gesetzt, wenn auch ein höchst bedenkliches. Anstrengungen ermahnen konnten, mussten sie sich in Poznan regelrecht unter dem Tisch verkriechen. Die Dabei sind beide Themen eng miteinander verzahnt. luxemburgische Bilanz in der Entwicklungszusammen- Der Schutz unserer Atmosphäre ist nicht nur Selbst- arbeit steht jener in der Klimapolitik diametral gegen- hilfe, sondern vor allem eine Frage der Solidarität mit über. den Ländern am anderen Ende der Wohlstandsleiter. Unsere CO2-Emissionen stellen die Entwicklungsländer Knapp 0,92% des luxemburgischen Bruttoinland- vor arge Probleme, die sie nicht selbst verschuldet produktes (BIP) flossen 2008 in die Kooperationspolitik. haben und zu deren Lösung sie nicht die nötigen Mittel Damit gehört das Großherzogtum jener (zu) kleinen besitzen. Beide Bereiche, Kooperations- und Klimapo- Gruppe an Staaten an, die das UN-Ziel von 0,7% bereits litik, sind zwei Seiten der gleichen Medaille und sollten erreicht haben. Wenn das nationale Budget für 2009 auch so behandelt werden. unter der vorliegenden Form das Abgeordnetenhaus passiert, wird sich dieser Prozentsatz nächstes Jahr noch Richard Graf erhöhen, trotz der weltweiten Krisenstimmung. Damit setzt die Regierung ein wichtiges Zeichen in Doha, denn andere Industrienationen scheinen mit den schlechten Konjunkturaussichten eine Kürzung der Entwicklungs- budgets rechtfertigen zu wollen und werden damit voraussichtlich die hausgemachte Wirtschaftskrise an die Ärmsten dieser Erde weiterleiten. In Poznan konnte das Großherzogtum jedoch nicht glänzen, denn in der Klimapolitik hat die Regierung jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Umweltminister Lucien Lux konnte bestenfalls darauf hoffen, dass niemand die luxemburgische Bilanz wahrnimmt. Zwar wird das Land sein Reduktionsziel von -28% voraus- sichtlich knapp erreichen, doch nur weil die Regie- rung sich das Kyoto-Klimaprotokoll zu ihren Gunsten zurechtbiegt. Dieses sieht vor, dass man zusätzlich zu den nationalen CO2-Reduktionen Emissionsrechte im Ausland kaufen darf. Die luxemburgische Regierung wird ihre internationalen Verpflichtungen jedoch voll- ständig durch den Erwerb von Verschmutzungsrechten abdecken. Abgesehen von der Tatsache, dass der Nutzen des Emissionshandels für das Klima höchst zweifelhaft ist und darüber hinaus in zahlreichen Fällen zu negativen Konsequenzen für die marginalisierten Bevölkerungs- teile in Entwicklungsländern führt, ist die luxem-
International International Südostasien: Moderne Freibeuter Die Aufteilung der Welt zwischen den einstigen Seemächten Spanien und Portugal durch den Papst beflügelte die Piraterie vor allem im insularen Südostasien. Ging es im ausklingenden 15. Jahrhundert um koloniale Basti- onen und Spezereien, steht heute die Sicherung der bedeutsamsten Tankerrouten gegen Hochseepiraterie und Terrorismus im Vordergrund. Neben der somalischen Küste und dem Golf von Aden betrifft das die Straße von Malakka. Rainer Werning Es war ein verwegener Akt grenzü- berschreitender Piraterie mit anschlie- ßender Geiselnahme, der vor acht Photo: news.navy.mil Jahren die Gemüter erregte und das mediale Sommerloch füllte. Am Oster- montag, dem 23. April 2000, entführten Mitglieder der Abu Sayyaf1 21 über- wiegend aus Westeuropa stammende Touristen aus einem Urlaubsressort auf der ostmalaysischen Insel Sipadan. Mit die seit Beginn des 16. Jahrhunderts die Handelsaustausch mit China, Japan, Schnellbooten foppten die Entführer damalige Weltordnung nicht als sakro- Indien und Arabien pflegten. In dem seit sowohl die malaysische als auch die sankt hinnahmen. Anfang Juni 1494 1380 islamisierten Süden der „Philip- philippinische Küstenwache und schip- schlichtete Papst Alexander VI. im Vertrag pinen“ waren es die Sultanate von Jolo perten ihre Geiseln durch die Sulu-See von Tordesillas schwelende Konflikte und Maguindanao, die nicht nur das auf die Insel Jolo. Dort vergingen mehr zwischen den dominanten Handels- und seinerzeit mit Palisaden befestigte Fort als vier Monate, bis sämtliche Geiseln Seemächten Portugal und Spanien um Maynilad beherrschten, das Spanien – darunter auch drei Mitglieder der neuentdeckte Gebiete, indem er mittels 1571 als Manila zu seinem kolonialen Göttinger Familie Wallert – nach hoher einer willkürlichen Trennungslinie Hauptsitz erklärte. Diese Sultanate Lösegeldzahlung wieder auf freien Fuß die Welt in zwei Herrschaftssphären waren auch verwandtschaftlich mit kamen. Bevor auch nur Näheres über aufteilte, in denen beide Protagonisten Borneo verbunden und kontrollierten den Tathergang bekannt war, waren die fortan nach Gusto schalten und walten den regionalen Handel mit Gütern und Täter längst ausgemacht – „islamistische konnten. Vor allem die an europäischen (durch Piraterie erbeutete) Sklaven. Terroristen”, „Moro-Sezessionisten”, Herrschaftshäusern begehrten Erzeug- Unterworfen wurden die Moros erst „muslimische Piraten“ und „mosle- nisse wie Gewürze, Seide, Porzellan und durch die neue, waffentechnisch allen mische Rebellen”. Edelsteine weckten Begehrlichkeiten und Kontrahenten haushoch überlegene erforderten gleichzeitig die Absicherung Kolonialmacht USA, die den Archipel Strapazierte Feindbilder der entsprechenden Transportwege. seit 1898 im Namen „wohlwollender In Südostasien, wo Portugal mit Assimilierung“ beherrschten. „Moros“ nannten die spanischen Malakka (im heutigen Malaysia), Kolonialisten in Anlehnung an das latei- Macao und Portugiesisch-Timor (heute Nadelöhr Malakka nische Wort „Mauros“ (für die Bewohner Osttimor) Flagge zeigte, und in jenem der einst römischen Provinz Mauritania Archipel, den der Rivale Spanien nach Bestand das Hauptanliegen im Nordwesten Afrikas) abschätzig seinem Thronfolger und späteren König US-amerikanischer Politik um 1900 alle, die Muslime waren oder die sie Philipp II. die Philippinen getauft und darin, die Philippinen als Sprungbrett dafür hielten. Statt „Moros“ wurde sich unter den Nagel gerissen hatte, ging zum chinesischen Festland auszubauen, auch synonym von „ladrones“ (Dieben, es fortan um koloniale Pfründe. Allesamt so ging es nach diversen innerimperia- Wegelagerern) und „Banditen/Piraten“ Regionen, die lange vor dem Advent der listischen Interessenkonflikten und der gesprochen. Und als Letztere galten alle, europäischen Kolonialisten einen regen Niederlage des japanischen Militarismus 2 BP 246 - décembre 2008
International Erhöhte Gewaltbereitschaft in Ost- und Südostasien darum, seit 1945 die militärstrategisch und handels- auf See politisch bedeutsamsten Seewege in der Region zu kontrollieren. Das betraf in erster Linie die Straße von Malakka, die sich zwischen der malaysischen Halb- Das International Maritime Bureau (IMB) in London, 1981 als eine insel und Sumatra erstreckt und den Unterabteilung der in Paris ansässigen Internationalen Handelskammer Indischen Ozean mit dem Pazifik über die (ICC) gegründet, erfasst als Sondereinheit der auf internationale Krimi- Andamanen-See und das Südchinesische nalitätsbekämpfung spezialisierten Commercial Crime Services (CCS) Meer verbindet. Diese Wasserstraße ist weltweit alle relevanten Daten über Piraterie und Verbrechen auf den nicht nur die Lebensader solch rohstoff- Weltmeeren. armer Länder wie Japan und Südkorea: Rohöl aus dem Nahen und Mittleren Von 1990 bis 1992 bezeichnete das IMB die Seegebiete in den Straßen von Osten, industrielle Rohstoffe aus Indone- Malakka und Singapur als gefährlichste maritime Zone. Die beiden Meerengen sien und Kontinental-Südostasien sowie werden täglich von 150 bis 900 Schiffen aller Größen und Typen durchfahren. deren Exporte in die ganze Welt. Als Sandbänke, Wracks und die engste Stelle der Malakkastraße zwingen Schiffe, traditionelle Handelsroute zwischen dem langsam zu fahren. Damit werden sie zu einer leichten Beute. Mehr als die Hälfte Okzident und Orient wird sie heute von aller Piratenüberfälle zwischen 1990 und 1992 ereignete sich in diesen Seegebieten. über 50.000 Schiffen pro Jahr befahren. Zwischen 1993 und 1995 verlagerte sich der Schwerpunkt der Piratenaktivitäten Gut ein Drittel der weltweiten Schiffs- in das Südchinesische Meer, die Territorialgewässer um Hongkong und Macau flotte nutzt diese Straße und ein Drittel sowie das Dreieck zwischen Hongkong, Luzon (Nordphilippinen) und der Insel des Erdgases sowie über die Hälfte des Hainan (China). Lloyds Register in London schätzt die Gesamtzahl der Piraten in maritim transportierten Öls passieren chinesischen Gewässern auf 20.000. „Shipjacking“ mit dem Ziel, die Ladung eines sie. Die wachsende Nachfrage Chinas entführten Schiffes illegal zu veräußern und anschließend das gekaperte Schiff nach importiertem Öl und Gas wird mit neuen Ausweispapieren und unter neuer Flagge weiterhin einzusetzen, defi- die Bedeutung dieses Seeweges künftig niert das IMB als major criminal hijack (MCHJ), als größtes auf den Weltmeeren noch vergrößern. Überdies ist Singapur begangenes Verbrechen.Eine Außenstelle des IMB ist das 1992 in der malaysischen nach Tonnage der weltweit wichtigste Hauptstadt Kuala Lumpur eingerichtete Piracy Reporting Centre (PRC). Dieses Hafen (bereits 1998 wurden hier 15,1 ermöglicht Schiffseignern, Vorfälle jederzeit und von jedem Ort aus zu melden, es Millionen Tonnen Frachtgut gelöscht) erteilt Warnungen, steht Schiffsbesatzungen bei Überfällen mit Rat zur Seite und und Umschlagplatz von 90 Prozent des koordiniert medizinische Hilfe sowie die Unterstützung der zuständigen lokalen regionalen Frachtguts, das für die südo- Behörden. Überdies ermittelt das PRC wöchentlich Daten und Zahlen über Vorfälle stasiatischen Nebenhäfen bestimmt ist. von Piraterie, auf deren Grundlage das IMB sodann Quartals- und Jahresberichte „Gelänge es Terroristen“, so Joseph J. erstellt und publiziert. Laut Einschätzung des PRC galten die Straße von Malakka Brandon, stellvertretender Direktor der und das Südchinesische Meer bis vor Kurzem als gefährlichste Gewässer, wo von Asia Foundation in Washington2, „einen 1995 bis 2003 mit 1.240 Seeräuberangriffen mehr als die Hälfte der weltweiten mit Flüssiggas beladenen Tanker in der Überfälle registriert wurden. Im vergangenen Jahrzehnt verdreifachte sich die Zahl Malakka-Straße zu kapern und durch von Piraterieüberfällen, wobei das IMB die unmittelbaren jährlichen Schäden an ein Selbstmordkommando in die Luft Schiffen und Fracht auf rund 200 Millionen Euro und die Gesamtsumme inklusive zu sprengen, zerstörte dies nicht nur die höherer Versicherungspolicen auf nahezu 16 Milliarden US-Dollar schätzt.Mitte Ökonomien und Ökologie in Südosta- 2008 sind laut IMB-Direktor Captain Pottengal Mukundan die vier internationalen sien, sondern legte dort absehbar auch maritimen Hochrisikogebiete die Gewässer nahe der nigerianischen Hafenstadt die gesamte Schifffahrt und den Fisch- Lagos, die Küste Somalias einschließlich des Golfs von Aden, Indien und Indone- fang lahm.“ sien. Im vergangenen Jahr registrierte das IMB weltweit 263 Überfälle, 24 mehr als 2006. Überdies sind die Piraten besser bewaffnet als je zuvor und führen ihre Angriffe immer brutaler aus: 2007 wurden von den Freibeutern 35 Prozent mehr Rainer Werning ist Publizist und Südo- Schusswaffen als im Vorjahreszeitraum eingesetzt. 64 Seemänner wurden verletzt stasienexperte. oder tätlich angegriffen, 2006 waren es 17. Genaue Statistiken gibt es dennoch (1) Abu Sayyaf (wörtlich: Vater des Scharfrichters) entstand Ende nicht, da zahlreiche Reedereien Piratenübergriffe gar nicht erst melden. Sie der 1980er Jahre aus in Afghanistan ausgebildeten Kämpfern. fürchten entweder langwierige Untersuchungen, deren Kosten den angerichteten (2)Joseph J. Brandon: Piracy as Terrorism, in: Journal of Commerce, June 3, 2003, Newark, N.Y. Schaden möglicherweise übersteigen, und eine drastische Erhöhung der Versiche- rungsprämien oder eine schlechte Publicity in den Medien. (Rainer Werning) BP 246 - décembre 2008 3
International Commerce : l‘UE veut ouvrir des négociations bilatérales avec le Pérou et la Colombie En juin 2007, l‘Union Européenne (UE) et la Communautée Andine, composée de la Bolivie, de la Colombie, de l‘Equateur et du Pérou, ouvraient les négociations pour un accord d‘association, qui était supposé renforcer les liens politiques et économiques entre les deux régions et favoriser l‘intégration régionale des pays andins. Mais apparement, la Commission Européenne semble aujourd‘hui avoir perdu tout intérêt dans un accord régional. Lourdes Castro Le 11 novembre dernier, la Commis- saire européenne des relations exté- rieures, Mme Benita Ferrero-Waldner, annoncait la possibilité de négocier des accords bilatéraux de libéralisa- tion commerciale avec le Pérou et la Colombie. Déjà auparavant, le Prési- dent de la Commission Européenne, M. Barroso, avait ouvert la porte à ce sujet aux gouvernements des deux pays. En pratique, cela implique que le traité complexe qui étaient prévu, se réduit à de simples accords de libre-échange. Paradoxalement la Commission Européenne n’a jamais cessé d’insister sur le fait que ces négociations étaient surtout destinées à favoriser l’intégration régionale des pays andins, contraire- ment à la politique des Etats-Unis qui vise exclusivement ses propres intérêts commerciaux. En fin de compte, elle a donc opté pour la même formule. Il est inévitable de tirer une parallèle avec le processus de négociation bilatéral entre- pris par les Etats-Unis après le fiasco de la ZLÉA (Zone de libre-échange des régional, qui devait servir comme base à sensibilités différentes de chaque pays. Amériques). la construction d’une nouvelle relation, Néanmoins, il était apparent qu’elle se L’option des accords bilatéraux a fondée sur une vision de complémenta- sentait mal à l’aise avec la position de la toujours été l’épée de Damoclès dans le rité et de solidarité. Bolivie. processus qui devait conduire à l‘ accord Confrontée à ces approches diver- d’association entre l’UE et les pays andins, gentes sur l’objectif et la finalité de Toute proposition alternative est et cela déjà bien avant le début des pour- l‘accord, la Commission Européenne évincée parlers. Le Pérou et la Colombie, dans le a jadis insisté sur la dimension régi- cadre de leur stratégie de diversification onale des négociations et acceptait le Dans les couloirs et les salles des commerciale, ont insisté en permanence consensus qui régnait à l’intérieur de institutions européennes à Bruxelles, sur cette possibilité. En face, La Bolivie la Communauté Andine, de négocier on pouvait entendre à plusieurs reprises et l’Equateur ont plaidé pour un accord en bloque, tout en tenant compte des des fonctionnaires et députés donner 4 BP 246 - décembre 2008
International un sens péjoratif au mot „populiste“, en référence aux gouvernements de Zoom la Bolivie et de l’Equateur. En parlant ainsi, ils ignorent complètement la La Communauté andine et les accords d’association valeur profonde et l’importance que ces gouvernements ont non seulement Instaurée par l’Accord de Cartagène en 1969, la Communauté Andine est une pour la transformation démocratique communauté de quatre pays (Bolivie, Colombie, Equateur et Pérou) qui ont un en cours dans ces deux Etats, mais pour objectif commun : favoriser l’intégration régionale pour amortir un développement l’ensemble de l’Amérique latine. intégral, équilibré et autonome. Ainsi elle garantit par exemple la liberté de circula- De la même manière, les fonction- tion pour les habitants et les marchandises à l’intérieur de la région. Initialement, naires européens ont ignoré dans les le Chili et le Venezuela étaient également membres, mais les deux Etats se sont pourparlers les propositions visant à retirés respectivement en 1976 et en 2006. À part les quatre pays membres, la introduire des formules nouvelles par Communauté Andine, anciennement connue sous l’appellation de Pacte Andin, rapport aux asymétries et au Traitement compte aujourd’hui cinq pays associés (Argentine, Brésil, Paraguay, Uruguay, Spécial et Différencié (TSA). Ceux-ci Chili) et deux pays observateurs (Mexique et Panama). auraient pu ouvrir la voie à une architec- Les négociations entre la Communauté Andine et l’Union Européenne sur ture différente de l‘accord d‘association, un accord d’association ont débuté en juin 2007 et reposent sur trois piliers : le en facilitant une négociation fondée sur dialogue politique, la coopération au développement et les relations commerciales. le respect des différences et des sensibi- Cet accord est prévu de consolider les relations politiques et économiques entre lités, tout en facilitant en même temps la les deux régions et ainsi de renforcer la stabilité politique et économique des pays cohésion entre les pays andins. andins en favorisant l’intégration régionale. En novembre 2008, la Commission Le discours sur l’intégration régionale, Européenne annonce la possibilité de négocier des accords bilatéraux de libéralisa- qu’on n’a pas arrêté de prêcher dans les tion commerciale avec le Pérou et la Colombie uniquement, mettant ainsi en péril négociations pour l‘accord d’association, les pourparlers pour un accord régional. n’a pas pu s’imposer contre les intérêts des grandes entreprises européennes. Ceux-ci défendent un modèle de négo- ciation que la Commission Européenne crise économique d’envergure mondiale préoccupations et les recommanda- considère comme étant immuable. C’est et pendant que l’économie de la zone tions de certains eurodéputés et de la ce manque de flexibilité européen sur euro entre en récession, signal concluant société civile. Aujourd’hui on démontre les modalités de négociation qui ont que les recettes habituelles ne fonction- de la „flexibilité“ en laissant le choix à causé la situation actuelle, et non pas le nent pas. Cependant la politique domi- la Bolivie et à l’Equateur de revenir à manque de consensus à l’intérieur de la nante est telle qu’elle ne laisse aucune la table de négociation quand ça leur Communauté Andine, comme le prétend marge de manœuvre à ceux, qui comme convient. Mais bien sûr uniquement s’ils la Commission pour justifier l’ouverture la Bolivie ou l’Equateur, prévoient des acceptent les règles du jeu que d’autres de pourparlers bilatéraux. options différentes pour les relations ont établies. économiques et commerciales. Les règles du jeu sont figés Cela explique pourquoi la réunion ministérielle entre l‘UE et les pays Lourdes Castro est secrétaire du Grupo Aujourd’hui, on applaudie donc andins, prévue pour le 11 novembre, Sur, un réseau d’ONG européennes qui l’intérêt du Pérou et de la Colombie de ne fut pas ajournée comme le demanda travaillent sur l’Amérique latine. L’ASTM vouloir avancer rapidement et efficace- Rafael Correa, actuellement à la tête de est membre du Grupo Sur. ment vers un accord de libre-échange la Communauté Andine. La réunion se (curieusement on ne parle plus d’accord tenait finalement avec les représentants d’association). En même temps, on du Pérou et de la Colombie unique- passe le silence sur le mécontentement ment et on y décida de procéder vers populaire et la mobilisation sociale qui des accords bilatéraux sans écouter les augmente au Pérou, ainsi que sur les arguments de la Bolivie et de l’Equateur. graves violations des droits humains en Car des propositions alternatives au Colombie dans le contexte de la politique modèle de négociation de l’UE n’entrent de sécurité démocratique. pas en ligne de compte sur la table de Tout cela se passe au milieu d’une négociation, pas plus d’ailleurs que les BP 246 - décembre 2008 5
International Commerce : Peter Mandelson cède la place à Catherine Ashton Le gouvernement britannique, dirigé par Gordon Brown, a étonné les observateurs politiques et économiques en annonçant le retour de son vieil ennemi Peter Mandelson au cabinet du Royaume-Uni. Il faut rappeler que Mandelson a été Commissaire de l’Union européenne (UE) en charge du commerce international et aux commandes des négociations sur les Accords de Partenariat Economique (APE) entre l’UE et les pays ACP (Afrique-Caraïbes-Pacifique). Ken Ukaoha Commissaire au commerce internati- sacro-sainte de la voix des Parlements. onal sera repris par Catherine Margaret On rappelle à cet égard que plusieurs Ashton, Baroness Ashton of Upholland. fois au cours des négociations APE, les Il est important de noter que Sans vouloir dénoncer la personne parlements ont été prétendument mis à l’histoire des négociations APE sous ou le style de leadership de Mandelson, la l’écart ou ignorés, alors que leur opinion l’égide de Peter Mandelson était truffée Association of Nigerian Traders voudrait aurait dû être respectée. de controverses et revêtait un caractère néanmoins exprimer sa satisfaction au Les négociations APE ont vu des unilatéral et absent de toutes considé- fait que son départ pourrait amener un moments où l’opinion des parlements rations de développement. Une situa- peu de répit et un climat de discussion aurait été très importante, mais fut tion qui a donné du fil à retordre non plus aisé dans les négociations APE, tout malheureusement ignorée, comme ce seulement aux négociateurs ACP, mais en réduisant la pression sur les pays ACP. fut le cas du Parlement européen, du également à bon nombre de gouverne- On espère que le départ de Mandelson de parlement britannique et de l’Assemblée ments, de parlementaires, de syndicats la Commission fournira à l’UE le temps nationale française. Plusieurs fois, ils et d’organisations de la société civile nécessaire pour réfléchir et repenser ont recommandé de ne pas exercer une dans l’espace géographique des deux partis engagés dans les négociations. Selon le quotidien „the Sun“, le On espère que le départ de Mandelson de la Commis- premier ministre britannique „a pris le plus gros pari de sa carrière en appel- sion peut fournir à l’UE le temps nécessaire de lent son adversaire Mandy (Mandelson) à son gouvernement. M. Mandelson réfléchir et de repenser certaines décisions erronées, va immédiatement quitter son poste qui ont été prises en rapport avec les APE. comme Commissaire européen pour devenir Ministre de l’économie (Busi- ness Secretary).“ En rétrospective, les certaines décisions erronées, qui ont été pression disproportionnée sur les pays deux hommes se sont brouillés lorsque prises en rapport avec les APE. ACP, de ne pas insister sur des points en 1994, Mandy, qui était l’un des plus De plus, même si on admire l’attitude de négociation contentieux (comme les proches alliés politiques de Gordon intelligente et claire de Mandelson, ainsi „Singapour issues“ sur l’investissement, Brown, a changé de camp pour soutenir que son engagement pour une conclu- la compétition et les marchés publics) Tony Blair dans la course pour la direc- sion expéditive des APE, nous croyons face auxquelles les ACP n’ont montré tion du parti travailliste à la mort de John néanmoins que son successeur aura aucun intérêt, de ne pas insister sur des Smith. Brown ne lui a jamais pardonné beaucoup à faire pour réorganiser la délais, mais de se concentrer davantage cet acte de traîtrise et depuis lors leurs machine de négociation, afin qu’elle sur le volet développement des accords, rapports étaient envenimés. Néanmoins, puisse respecter les engagements de etc. dans un acte de désespoir, le premier l’UE envers les pays ACP, découlant de Malheureusement, sous le règne ministre britannique a ramené le conspi- l’Accord de Cotonou et des Objectifs du de Mandelson à Bruxelles, toutes ces rateur rusé par un remaniement de son Millénaire. En même temps, Mme Cathe- recommandations ont apparemment fini gouvernement des plus spectaculaires rine Ashton ferait bien de reconnaître et à la corbeille, dans l’ignorance complète de ces dernières années. Le poste de de respecter l’importance et la nature que les parlements sont les institutions 6 BP 246 - décembre 2008
International statutaires qui sont finalement respon- Une leçon essentielle, dont la sérénité et sans heurter les sensibilités sables d’une ratification éventuelle des nouvelle Commissaire européenne devra des différents acteurs. Elle devra epar accords. Dans ce contexte, Mme Cathe- tenir compte, est celle de l’expiration du ailleurs essayer de renforcer la relation rine Ashton devra tenir compte de leur délai du 31 décembre 2007 et de ses existante entre les pays ACP et l’UE opinion et respecter leur rôle. On est implications sur les APE et plus géné- et regagner la confiance des ACP en assez confiant à cet égard, vu ses antécé- ralement sur les relations UE-ACP. En collaborant cordialement avec eux dans dents en tant que membre de la Chambre effet, une bonne partie de la résistance, les forums internationaux. Il lui faudra des Lords du Royaume-Uni. Elle devrait que rencontre aujourd’hui le processus dissiper l’impression que l’UE considère être en mesure de comprendre et de de négociation, est dû au fait que l’UE les ACP comme leur appendice colonial, respecter les positions des représentants voulait forcer les ACP à signer les APE ce qui est crucial afin d’effacer l’idée du du peuple. avant cette date, qui à la suite s’est avéré subconscient des ACP, que les APE sont En même temps Mme Ashton devra moins contraignante que l’on voulait le la corde à leur cou. Mme Ashton devra adopter une tonalité qui se différencie faire croire. Il convient de mentionner également entretenir de meilleures rela- de façon conséquente de la manière que les pays ACP existent toujours tions avec les organisations de la société intimidante qui a caractérisé le climat malgré l’expiration de cette date et que civile et particulièrement avec celles de négociation sous le mandat de son seuls peu d’entre eux ont paraphé des des pays du sud. Des réunions et des prédécesseur. Les droits des ministres APE intérimaires. D’ailleurs ces accords consultations régulières avec la société et négociateurs des pays ACP doivent intérimaires n’ont toujours pas été civile et d’autres acteurs non étatiques, êtres respectés, particulièrement de la notifiés à l’Organisation Mondiale du comme les syndicats ou les plateformes part d’une UE qui propage, enseigne et Commerce (OMC), ce qui est important paysannes, sont très importants et finance l’éducation des droits humains pour être en mesure de juger si l’énorme peuvent contribuer à panser les blessures et le principe de la démocratie dans les pression, qui a été mise sur les pays et à faire face aux malaises. pays en développement. Les temps où ACP à la fin 2007, était finalement bien Sur le plan plus technique, on s’at- les ministres ACP se font traiter comme opportune. tend à une approche plus amicale et plus des mendiants doivent prendre fin. Les Il est donc nécessaire pour la orientée vers le développement, si les insultes, les mots déplacés et l’insistance nouvelle négociatrice en chef de l’UE de négociations sont supposées aboutir à sur des positions dogmatiques doivent trouver des moyens d’adresser les diver- un succès. Les dispositions sur le Trai- être exclus de la table de négociation. gences d’opinion avec un peu plus de tement Spécial et Différentié (TSD) dans BP 246 - décembre 2008 7
International APE: le volet développement des accords reste peu convaincant Photo: World Economic Forum swiss-image.ch Un groupe représentatif de négociateurs des pays ACP (Afrique- Caraïbes-Pacifique), qui participent aux pourparlers des APE (Accords de Partenariat Economique), a été interrogé sur le volet développement de ces accords et sur l‘approche de la Commission européenne. En ce qui concerne les négociations commerciales, et plus particulièrement ceux qui sont supposés aboutir aux Accords de Partenariat Economique (APE), la Commission européenne ne se lasse guère de répéter qu‘elle poursuit un agenda résolument pro-développement et que les accords sont négociés dans l‘intérêt des pays concernés. Peter Mandelson. Au nom de l‘ONG néerlandaise ICCO, une consultante indépendante a effectué un bref sondage auprès de quelques négociateurs commerciaux des pays ACP. les accords de l’OMC doivent être pris en Parmi les treize personnes interrogées, neuf ont l‘impression que les APE ne favo- compte au niveau des APE. L’intégration risent pas l‘intégration régionale des pays ACP et onze affirment avoir été mis sous régionale doit être au cœur du processus pression par des représentants de la Commission européenne (CE) afin de négo- de négociation et non la désintégration, cier des thèmes controversés comme les „Singapour issues“. Dix d‘entre eux ont comme c’est le cas aujourd’hui. Surtout confirmé que l‘octroi d‘aide au développement a été liée à une signature des accords le contenu de l’article 37.3 de l’Accord commerciaux et huit ont eu le sentiment que la CE ne prend pas en compte leurs de Cotonou doit être respecté, à savoir préoccupations ou leurs propositions. Seulement deux des treize négociateurs ACP le renforcement des capacités des pays croient que les APE sont des instruments pour le développement. ACP à produire et le renforcement de leurs institutions. Dialogue of the Deaf. An assessment of Europe’s developmental approach to Finalement, il doit y avoir une trade negotiations - Christina Weller - September 2008. comparaison adéquate entre les gains et les dangers potentiels d’un APE. Les contraintes du côté de l’offre, la fuite des ACP: pour une approche nouvelle capitaux, la désindustrialisation et une augmentation potentielle du chômage, face aux migrations les coûts d’ajustement des économies des ACP, les pertes de revenus immenses dues à l’abolition des droits de douane : tels sont les défis qui devront être sérieu- Le Secrétaire général du Groupe ACP, Sir John Kaputin, a appelé à iden- sement évalués avant une décision sur tifier des mesures pour la protection et l’autonomisation des migrants, les APE. De plus, il faudra des réponses dans la perspective du développement. à la question de savoir si les APE ont la capacité de générer des investissements S’adressant au deuxième Forum mondial sur la migration et le développement en délocalisant des industries de l’Eu- tenu à Manille (Philippines), Sir John a déclaré qu’il est important que les voix rope vers les pays ACP, afin de créer une des pays en développement, dont notamment les Etats membres du Groupe ACP, atmosphère propice à un partage équi- soient entendues lors des débats sur la migration et le développement, car ce sont table des ressources. C’est la seule solu- ces pays qui ont fourni le plus grand nombre de migrants au cours des deux derni- tion pour respecter l’Accord de Cotonou, ères décennies. Sir John a indiqué que, lors de leur 2ème réunion tenue à Bruxelles qui a comme objectif „d’intégrer les pays en mai 2008, les ministres ACP chargés des questions d’asile, de migration et de ACP dans l’économie mondiale“. mobilité ont adopté une importante résolution sur „la migration et le développe- ment“ mettant en lumière la contribution inappréciable de la migration et de la mobilité à la lutte contre la pauvreté, à la promotion du développement durable et Ken UKAOHA est président de la Nati- à la réalisation des OMD. Il a réaffirmé la nécessité d’aborder les défis liés à la migra- onal Association of Nigerian Traders. tion et au développement selon une approche nouvelle, positive et novatrice. 8 BP 246 - décembre 2008
International Tunesien : Die Schattenseiten des Oasentourismus Die Oase Tozeur im Südwesten Tunesiens zählte 1986 nur 16.000 Einwohner, heute sind es knapp 40.000. Verant- wortlich dafür ist unter anderem die touristische Erschließung des Ortes, die allerdings nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen mit sich bringt. Jamil Claude Unter der Leitung von WTO und UNCTAD wurde 2001 die „Canary Islands Declaration on Tourism in the Least Developed Countries“ von hochrangigen Regierungsvertretern aus 33 Entwick- lungsländern verabschiedet, in der nach- haltiger Tourismus als „an Engine of Development“ definiert wurde. Auch das 2002 von der UNO ausgerufene „Inter- nationale Jahr des Ökotourismus“ (IYE) hat in Verbindung mit dem im August des gleichen Jahres in Johannesburg abgehaltenen „Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung“ (WSSD) die Diskussion Photo: Jamil Claude über Nachhaltigkeit und Fremdenver- kehr in Entwicklungsländern belebt. Selbst Spitzenverbände der internati- onalen Tourismuswirtschaft beziehen verstärkt Leitgedanken der Nachhaltig- keit in die touristische Entwicklung mit ein (WTTC 2002), nicht zuletzt auch aus Oase Tozeur, nördlich des großen Salz- wirtschaft geweckt werden. Eigennutz, da eine intakte natürliche sees Chott el Djerid gelegen, bildet einen 1986 zählte Tozeur nur ca. 16.000 und soziale Umwelt die Grundlage des der touristischen Knotenpunkte dieser Bewohner, doch seit dem Sesshaftwerden Fremdenverkehrs ist. bezaubernden Gegend. Dieser Artikel der letzten Nomadenstämme Ouled, Seit der Machtübernahme des versucht zu zeigen, wie sich die touri- Ghérib und der Halbnomaden Mitte der heutigen Präsidenten Ben Ali durch stische Vermarktung auf das soziokul- 80er Jahre, kam es zu einem starken einen unblutigen Putsch am 7. turelle und ökologische Gleichgewicht Bevölkerungswachstum, so dass man November 1987, ist man in Tunesien der Oase ausgewirkt hat, denn ein Jahr heute von 38.000 bis 40.000 Einwohnern bemüht neben den Küsten auch das vor der Machtübernahme Ben Alis hieß ausgehen kann. Ein älterer Landwirt Binnenland touristisch zu erschließen, es noch: „Die Fragilität der touristischen meinte dazu bildhaft: „1920 war Tozeur wobei von staatlicher Planungsseite Anziehungspunkte und der Umwelt, wie ein kleines Dorf in einer großen Oase, der Ausbau des Fremdenverkehrs in der und auch die Verwundbarkeit der Saha- heute erscheint die Oase wie ein kleiner Region des Großen Südens zur natio- ragesellschaften können starke Touris- Garten in einer großen Stadt“. Zu dieser nalen Priorität erklärt wurde. Es handelt muskonzentrationen nicht verkraften“. rasanten Entwicklung hat nicht zuletzt sich dabei um ein Gebiet, das sowohl Zudem soll Verständnis für die wenig auch der Fremdenverkehr beigetragen, ethnisch-kulturell, als auch landschaft- beachtete Situation der Kleinbauern und der zu einem entscheidenden Faktor lich eine breite Spannweite aufweist. Die der traditionellen agrarischen Oasen- für das rasche Siedlungswachstum BP 246 - décembre 2008 9
International geworden ist. Das erste Hotel in Tozeur (Altstadt) und Moschee restauriert, die Arbeitsplätze im informellen Sektor, (das heutige Hotel Continental) wurde Krankenhauseinrichtung verbessert und der sich dadurch auszeichnet, dass bereits 1921 während der französischen ein Museum errichtet. Ein Vorzeige- er einen wenig kapitalintensiven und Protektoratszeit errichtet und machte projekt ist der Mitte der achtziger Jahre daher relativ schnellen und einfachen Tozeur sowie seine Nachbaroase Nefta errichtete internationale Flughafen, der Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht. bis weit über die Landesgrenzen hinaus etwas außerhalb der Oase - ausgerechnet In Tunesien wird von einem direkten zu einem bekannten Ausgangspunkt auf dem ehemaligen Weidegebiet der Beschäftigungseffekt von 0,75 Personen eines frühen Saharatourismus. Während Nomaden - gebaut wurde. Allerdings und einem indirekten Beschäftigungs- der siebziger und frühen achtziger Jahre konnte er die in ihn gesetzten Erwar- effekt von 1,12 Personen pro Hotelbett entstanden dann in unmittelbarer Nähe tungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen ausgegangen. In Tozeur machten sich zum Altstadtviertel „Ouled Hadef“ und und hat nur zu einem verschwindend durch den forcierten Ausbau des Frem- dem Palmenhain weitere Hotelbauten geringen Teil am nationalen Flugver- denverkehrssektors sowohl direkte, als von relativ bescheidenem „Standing“. kehrsaufkommen teil, so dass wegen auch indirekte Beschäftigungseffekte Ein Landwirt erklärte, dass es früher nur wirtschaftlichen Erwägungen sogar die bemerkbar, wobei es sogar zur Entste- ein bis zwei Hotels gab, die von einigen Inlandsflüge vorübergehend eingestellt hung völlig neuer Berufsgruppen kam: wenigen Gruppenreisenden besucht wurden. „Durch den Tourismus entstanden wurden. Die Zeitenwende kam mit Ben neue Berufe, wie bspw. der des Stra- Ali. Auswirkungen des Fremdenver- ßenreinigers, des Kutschfahrers oder im Innerhalb einer eigens ausgewiesenen kehrs auf Wirtschaft und lokalen Museum. Dadurch, dass der Tourismus Tourismuszone schossen in unmittel- Arbeitsmarkt Berufe schafft die bis dahin nicht barer Nähe zu den Quellgebieten groß- existierten, entstehen neue Arbeitsplätze flächige und luxuriöse Hotelkomplexe Die Auswirkungen des Tourismus für die Jugendlichen, so dass es vielleicht hervor und der Bürgermeister höchstper- auf den Arbeitsmarkt sind in Entwick- in einigen Jahren weniger Arbeitslosig- sönlich eröffnete mit seinem Hotel Dar lungsländern besonders hoch, da einer- keit gibt, als momentan“. Zudem haben Cheraït das erste dieser Luxushotels. In seits nur ein relativ geringer Kapitalein- sich innerhalb der Oase die Arbeitsmög- der Folge erlebte Tozeur einen derartigen satz erforderlich ist und andererseits lichkeiten für Jugendliche und insbe- Tourismus-Boom, dass sich hier mittler- die Löhne niedriger ausfallen. Zudem sondere auch für Frauen verbessert. weile mehr als ein Viertel aller Hotels der schafft der Fremdenverkehr auch Der Tourismus hat sowohl zu einem Region des Grossen Südens befinden und es heute allein in Tozeur achtzehn Sterne-Hotels gibt. Die Branche erlangte eine derart bedeutende Stellung, dass ein Einheimischer behauptete: „Die erste Beeinflussung erfolgte 1881 durch die französische Besetzung und dauerte bis zum Krieg im Jahre 1900. Die zweite große Beeinflussung erfolgte durch den Tourismus, dessen Boom vor etwa zehn Jahren einsetzte“. Auch an den Randbezirken von Tozeur kam es zu einem starken Sied- lungsausbau und innerhalb der Oase eröffneten zahlreiche neue Läden und Geschäfte. Diese Entwicklungen machten es notwendig, die lokale Basis- infrastruktur stark auszubauen. Seit 1990 verfügt Tozeur über eine Trinkwas- serkanalisation und ist nunmehr an das Photo: Jamil Claude öffentliche Stromnetz angeschlossen. Auch das Straßennetz wurde stark ausgeweitet - geteerte Strassen gibt es erst seit 1995. Zudem wurden die Medina 10 BP 246 - décembre 2008
International Aufschwung, als auch zu einer Diversifi- und Tragweite in den verschiedensten Wirtschaftszweiges. Zudem berühren zierung der regionalen Wirtschaft beige- Bereichen des Alltags wider (Wirtschaft die soziokulturellen Auswirkungen des tragen. Es kam zu einem beträchtlichen im weitesten Sinne, Arbeitsmarkt, Tourismus selbst innerhalb eines Frem- Ausbau des Dienstleistungssektors, aber Natur und Umwelt, soziokulturelle denverkehrszentrums die verschiedenen auch des Beamtentums sowie einer Lebenswelten, u.v.m.). Einige Einhei- sozialen Schichten und Altersgruppen Belebung des lokalen Handwerks. Ob mische behaupten sogar, dass „die in unterschiedlicher Art und Weise, der Fremdenverkehr allerdings auch in Leute gezwungen wären zu stehlen, wodurch naturgemäß auch die Bewer- Zukunft einen Schlüsselsektor der Wirt- wenn es keinen Tourismus gäbe, da nur tung der soziokulturellen Einflüsse schaft darstellen wird, bleibt ungewiss. Wenige Palmen besitzen. Zudem haben unter den jeweiligen Gruppen differen- Die beiden folgenden Zitate spiegeln die sich durch die tourismusbedingten ziert ausfällt. Eine besonders empfäng- gegensätzlichen Positionen wider: Infrastrukturverbesserungen und die liche und zugleich betroffene Gruppe • „Wenn der Regen ausbleibt, kann neu entstandenen Läden die Lebens- sind die Jugendlichen. Durch die im man die Produkte importieren. Falls bedingungen für viele verbessert“. Ein interkulturellen Kontakt ausgelösten jedoch die Touristen ausbleiben, kann man das nicht kompensieren, deshalb muss man sich auf den Tourismus „Mit dem Tourismus gibt es hier in Tozeur keinen konzentrieren. Der Tourismus nimmt Platz mehr für die Landwirtschaft. Wir sind nicht also den ersten Rang und die Landwirt- schaft den zweiten Rang ein“. mehr bereit die Arbeit zu tun, die unsere Vorfahren • „Nein, weil es Länder gibt, die ökonomisch, von den Kulturgütern, machten. Wir arbeiten lieber mit den Touristen“ den Traditionen und der Geschichte her reicher sind als Tunesien. Der Tourismus Großteil der Bewohner fühlt sich aller- Demonstrations- und Imitationseffekte in Tunesien ist momentan gefragt, weil dings von den anderen im Tourismus- orientieren sie sich in zunehmendem es in anderen Ländern und Regionen sektor involvierten Akteuren (Hotels, Maße an den Reisenden sowie den mit Kriege, Unruhen und Probleme mit den Reiseagenturen, Staat, Geschäftsleuten) ihnen assoziierten Statussymbolen und Europäern gibt“. in gewisser Hinsicht übergangen und entfernen sich so zusehends von eigenen Die Arbeitslosenquote in Tozeur rechnet zu den Verlierern des Touris- Traditionen und Wertvorstellungen. beträgt laut Llena mehr als 40% und musbooms alle, die nicht in der Branche Viele beklagen, dass die Jugendlichen scheint weiter anzuwachsen. Ein Indiz beschäftigt sind. Zu jenen, welche zwar „durch die neu gewonnenen Freiheiten dafür ist auch die arbeitsbedingte Migra- direkt oder indirekt im Fremdenver- das westliche Benehmen imitieren, tion, die ebenfalls während der letzten kehrsgewerbe beschäftigt sind, jedoch dabei jedoch alle Grenzen überschreiten Jahre zugenommen zu haben scheint. trotzdem nur in relativ bescheidenem und sich somit von den Traditionen und Nicht wenige Bewohner beklagen sich, Umfang profitieren, zählen Hotelange- der Religion entfernen“. dass die Jugendlichen zum Arbeiten stellte, Souvenirverkäufer, Handwerker Dies wird auch von Teilen der Jugend- nach Sfax, Sousse, Hammamet, Tunis und Reiseführer ebenso wie Gemüse- lichen selbst bestätigt. Einer behauptete oder ins Ausland gehen müssen. Oft hört händler und Landwirte. gar: „Wir lehnen unsere Kultur ab, weil man Sätze wie: „Ich hoffe, ich werde wir jetzt die europäische kennen“. Ein eines Tages in Frankreich sein“. Wahrnehmung der sozio-kultu- Landwirt beklagte, die Jugendlichen rellen Auswirkungen würden die Urlauber imitieren und Gewinner und Verlierer hofften, eine Touristin zu heiraten um Vom Fremdenverkehr können nach Europa gehen zu können. Und Der Tourismus hat die Lebensbedin- schneller, aggressiver und tiefgreifender eine Nachbarin meinte: „Die Menschen gungen innerhalb der Oase wesentlich als bei anderen Wirtschaftszweigen aus Tozeur haben die Gewohnheiten verändert. Durch das Wesen des Frem- Einflüsse auf die sozio-kulturelle der Touristen übernommen und viele denverkehrs als ein Wirtschaftsbereich, Struktur, die Werte und Normen der Jugendliche gehen jetzt ins Ausland, wo der eine Vielzahl an differenzierten „Bereisten“ ausgehen. Ein unmittel- sie dann Probleme mit Drogen haben Verflechtungen auf verschiedensten barer Kontakt zwischen unterschied- und bei Messerstechereien im Drogenmi- Ebenen sowie in unterschiedlichsten lichen Kultur- und Zivilisationsformen, lieu getötet werden können. Diejenigen, Bereichen aufweist, spiegeln sich auch zwischen Reichen und Armen, zwischen die viel vom Tourismus profitieren sind seine positiven und negativen Effekte Industrie- und Entwicklungsländern jedoch nur sehr wenige im Vergleich zu von jeweils unterschiedlicher Reich- ist daher ein Charakteristikum dieses jenen, die wegen des Tourismus ihre BP 246 - décembre 2008 11
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