M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont

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                                                                                         NOVEMBER 2019

M BILITY
DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN

WANDEL WIE SICH FIRMEN AUF      AUTO-ABOS WARUM DIE FLEXIBLE   GENERATION E WELCHE ELEKTRO-
DIE NEUE MOBILITÄT EINSTELLEN   NUTZUNG IM TREND LIEGT         AUTOS IN DIE FUHRPARKS ROLLEN
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Den besten
                                                                    Weg zum
                                                                    Ziel kennen
                                                                    Es ist Bewegung drin in der beruflichen Mobilität.
                                                                    Um von Termin A zu Kunde B zu kommen, haben
                                                                    die Mitarbeiter mehr Möglichkeiten, das Ziel zu
                                                                    erreichen. Der klassische Firmenwagen ist nicht
                                                                             mehr zwangsläufig das sinnvollste Ver-
                                                                                    kehrsmittel der Wahl. Gerade in
                                                                                        Städten bieten sich immer
                                                                                                                               BUSINESS&
                                                                                                                                                                                                                        NOVEMBER 2019

                                                                                           mehr Alternativen an – seien
                                                                                            es Carsharing-Autos, Mit-          M BILITY
                                                                                                                               DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN

                                                                                             fahrdienste (Ride-Hailing),
                                                                                             Leihräder oder -roller.
                                                                                             Dank digitaler Apps lässt
                                                                                            sich der ÖPNV ebenfalls            WANDEL WIE SICH FIRMEN AUF
                                                                                                                               DIE NEUE MOBILITÄT EINSTELLEN
                                                                                                                                                               AUTO-ABOS WARUM DIE FLEXIBLE
                                                                                                                                                               NUTZUNG IM TREND LIEGT
                                                                                                                                                                                              GENERATION E WELCHE ELEKTRO-
                                                                                                                                                                                              AUTOS IN DIE FUHRPARKS ROLLEN

                                                                                           komfortabler und spontaner       Das neue DFV-Magazin
                                                                                                                            Business & Mobility widmet
                                                                                         in die Reiseplanung einbezie-      sich dem Mobilitätsmanage-
                                                                                                                            ment in Unternehmen. Als
                                                                                      hen, auch wenn es im Alltagsein-      Supplement der DFV-Titel
                                                                                                                            Lebensmittel Zeitung, Textil-
                                                                                satz noch vielfach hakt (Seite 24). Steu-   Wirtschaft, HORIZONT, AHGZ
                                                                                                                            und fvw erreicht es branchen-
                                                                    erliche Anreize machen nun auch E-Autos und             übergreifend die Zielgruppe
                                                                                                                            der Entscheider, die in die
              Jochen Zimmer
              Ressortleitung                                        Plug-in-Hybride als Dienstwagen interessanter           Organisation der dienstlichen
                                                                                                                            Mobilität involviert sind,
              HORIZONT Specials
                                                                    und stellen die Fahrer und Flottenmanager vor           vielfach selbst Firmenwagen
                                                                                                                            fahren und auf jeden Fall

                                                                    Rechenaufgaben. Der Anteil fuhrparktauglicher           dienstlich häufig unterwegs
                                                                                                                            sind – mit Auto, Bahn, Flug-

                                                                    E-Fahrzeuge steigt jedenfalls rasant an (Seite 42).     zeug und alternativen Ver-
                                                                                                                            kehrsmitteln. Deren Informa-

                                                                    Neben Leasing rücken aufgrund neuer Bilanzie-           tionsbedürfnis soll Business &
                                                                                                                            Mobility künftig mit zwei
FOTO SEITE 1: VOLKSWAGEN; ILLUSTRATION SEITE3: CATRIN ALTENBRANDT

                                                                                                                            Ausgaben pro Jahr bedienen.
                                                                    rungsregeln auch flexiblere Auto-Abo-Modelle
                                                                    stärker in den Fokus (Seite 34). Für die Entschei-
                                                                    der in den Unternehmen gibt es demnach viel
                                                                    Neuland in Bezug auf dienstliche Mobilität zu er-
                                                                    kunden. Dieses Magazin verschafft Überblick und
                                                                    versucht, die wichtigsten Fragen zu beantworten.

                                                                                                                                                BUSINESS & MOBILITY 3
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
ILLUSTRATION: SVEN LOEFFLER / STOCK.ADOBE.COM

                                                12                         Neben Firmenwagen
                                                                           gewinnen alternative
                                                                           Mobilitätslösungen in
                                                                           den Unternehmen
                                                                           und für die Mitarbeiter
                                                                           an Bedeutung

                                                INHALT                  AUFTAKT: Autonome Busse, Lastenräder,
                                                                        Ladeinfrastruktur – ein Blick auf News und
                                                                        Fakten zur beruflichen Mobilität.        6
                                                                                                                        LÖSUNGEN: Wie Unternehmen unterschied-
                                                                                                                        licher Branchen und Größe ihre Fuhrparks
                                                                                                                        auf den Stand der Zeit bringen.       16

                                                                        STUDIEN:Befragungen von Mitarbeitern            RECHNUNG: Elektrofahrzeuge im Vergleich
                                                                        und Fuhrparkmanagern zeigen, dass Fir-          zu Schwestermodellen mit Benzinmotor –
                                                                        menwagen noch wichtig sind.        10           was es den Nutzern bringt und kostet. 19

                                                                        WANDEL: Fuhrparkmanager und Mitarbei-           ANTRIEB: Elektro, Hybrid, Wasserstoff, Erd-
                                                                        ter stellen sich auf die Anforderungen alter-   gas, E-Fuels – welche Vor- und Nachteile die
                                                                        nativer Mobilitätslösungen ein.            12   alternativen Antriebstechniken bieten. 20

                                                4 BUSINESS & MOBILITY
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
FOTO: VADIM
                                                                                                                                               OFEYEV / FOT                    YER
                                                                                                                                                           OLIA; MONTAG
                                                                                                                                                                       E: HORIZONT
                                                                                                  34
                                      ILLUSTRATION: DOMINQUE ROSSI

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                                                                                                                             Auto-Abos rücken
                                                                                                                             neben Leasing,
                                                                                                                             Miete und Kauf als
                                                                                                                             flexible Form der
                                                                                                                             Fahrzeugnutzung in
                                                                                                                             den Fokus

                                                                                       Viele Unternehmen arbeiten
                                                                                       an digitalen Lösungen für die
                                                                                       Verkehrswende. Doch im
                                                                                       Alltagseinsatz hakt es noch

INTERVIEW:  Mobilitätsexpertin Martina                               AUTO-ABOS:  Veränderte Bilanzregeln und
Kohlhuber über Zukunftsszenarien für                                 digitale Lösungen bringen flexible Nut-
Stadt und Land.                     22                               zungsformen von Autos ins Spiel.     34

MOBILITÄTS-APPS:    Das Ziel, die Verkehrs-                          FUHRPARK:    Welche Marken und Modelle
mittel intelligent zu verknüpfen, liegt noch                         prägen die Flotten und welche Antriebs-
in der Ferne. Ein Erfahrungsbericht.      24                         arten liegen im Trend. Ein Überblick. 42

FLOTTENMARKT: Studien zeigen, welchen                                GENERATION E: Mit langem Anlauf kommen
Stellenwert E-Antriebe in den Flotten ha-                            nun alltagstaugliche E-Autos auf den
ben und wer Firmenwagen fährt.         32                            Markt. Top-Modelle im Profil.     46

                                                                                                                       BUSINESS & MOBILITY 5
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
ES FÄHRT AUCH ANDERS
              ZUR ARBEIT UND ZUM KUNDEN UND ZURÜCK – ELF ANSICHTEN ZUM GESCHÄFTSVERKEHR
              ZUSAMMENGESTELLT VON WOLFGANG BORGFELD UND JOCHEN ZIMMER

                                                                                                                                              FOTO: DINGO PHOTOS
                                                                         AUTONOME kleine Fahrzeuge, die morgens Mitarbeiter
                                                                         ins Büro bringen, tagsüber Waren ausliefern und nach
                                                                         Feierabend ihre Kunden zum wahren, schönen Guten
                                                                         fahren – das ist MicroSnap von Rinspeed, die Jubiläums-
                                                                         kreation des Innovators Frank M. Rinderknecht. Der
                                                                         Passagierbereich ist stylish, erinnert gleichwohl an eine
                                                                         Seilbahnkabine. Richtig: Das ConceptCar, dessen Auf-
                                                                         bauten sich fix wechseln lassen, kommt aus der Schweiz.

                                                                                    GESCHÄFTSMOBIL: Expo 2000 in Hannover. Weil die
                                                                                    Hotels entweder voll oder teuer waren, gab es Über-
                                                                                    nachtungsalternativen. Eine davon war der Hymer-
                                                                                    Wohnpark auf der grünen Wiese. Zu diesem Zweck
                                                                                    waren einfach Hunderte Fahrzeuge für Expo-Besucher
                                                                                    abgestellt worden. Die Idee, das Nützliche mit dem
                                                                                    Angenehmen zu verbinden, gefällt Vertrieblern, die viel
                                                                                    unterwegs sind und trotzdem nach Feierabend die
                                                                                    Beine in den vertrauten vier Wänden hochlegen wollen.
                                                                                    Auch Controller, die Hotelpreise von 350 Euro pro
FOTO: HYMER

                                                                                    Nacht für überzogen halten, können der Idee derartiger
                                                                                    Geschäftsfahrzeuge durchaus etwas abgewinnen.

              6 BUSINESS & MOBILITY
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FOTO: TU HAMBURG
                                              WARNUNG: Die Monopol-
                                              kommission zu den Ener-
                                              giemärkten mahnt: Fehlende
                                              Konkurrenz kann zu hohen
                                              Strompreisen führen und die
                                              Verbreitung der Elektromobili-
                                              tät erschweren. Wie groß die
                                              Preisunterschiede sind, hat der
                                              Ökostromanbieter Lichtblick                                                                                               AUTOMOBIL im eigentlichen Wortsinn ist der Shuttle,
ILLUSTRATION: ELECTRICEYE / STOCK.ADOBE.COM

                                              ermittelt: Umgerechnet auf                                                                                                der seit 11. Oktober in Lauenburg an der Elbe seine
                                              Kosten pro Kilowattstunde                                                                                                 Runden dreht. Unter Beteiligung der Verkehrsbetriebe
                                              verlangt EnBW 54,5 Cent, bei                                                                                              Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und der TU Hamburg
                                              Mainova kostet das Laden 13,3                                                                                             wird auf steilen Fahrwegen, engen Straßen mit un-
                                              Cent. Die günstigste Ladesäule                                                                                            regelmäßigem Pflaster und viel Verkehr die Praxis
                                              zu erwischen ist – Glücksache.                                                                                            automatisiert verkehrender Busse erprobt. Die Er-
                                                                                                                                                                        fahrungen mit TaBuLa soll helfen, Mobilität in ländlich
                                                                                                                                                                        geprägten Räumen weiter zu entwickeln.

                                                                                                                 DIE MATTE MACHTS: Keine Säule, kein
                                                                                                                 Stecker. E-Fahrzeug über Matte platziert,
                                                                                                                 schon kann das Laden beginnen. Noch ist das
                                                                                                                 eine Vision. Doch nach Erwerb von Lizenzen
                                                                     ILLUSTRATION: DOMINIQUE ROSSI / HORIZONT

                                                                                                                 für die Magnet-Resonanz-Technologie
                                                                                                                 beginnt der Automobilzulieferer Mahle nun
                                                                                                                 mit der Entwicklung der Ladetechnik. Zu den
                                                                                                                 Zielen zählt, parkende Fahrzeuge auch als
                                                                                                                 Pufferspeicher nutzen zu können, die Ener-
                                                                                                                 gie wieder ins Netz zurückspeisen. Eine gute
                                                                                                                 Idee angesichts Tausender täglich auf Feier-
                                                                                                                 abend wartender Dienstwagen.

                                                                                                                                                                                               50000 neue Ladestationen sollen
                                                           Wo Deutschlands Elektro-Ladesäulen stehen                                                                                           bis 2022 in Deutschland gebaut
                                                           Anteil der Ladestationen für Elektroautos nach Standorten im Mai 2019
                                                                                                                         in Prozent
                                                                                                                                                                                               werden, bis 2030 soll die Zahl eine
                                                           Parkplatz / -haus                                                                                                        25,0       Million betragen. Aktuell gibt es,
                                                           Öffentliche Straße                                                                                    12,5                          da schwanken die Angaben, rund
                                                                                                                Hotel                                      8,0                                 20000. Das Ziel ist also – ambitio-
                                                               Unternehmen                                                                               7,2                                   niert! Wo die stehen werden, ist
                                                                                            Handel                                                 6,7                                         ungewiss. Wer auf E-Mobilität
                                                           Automobilhändler                                                                        6,4                                         setzt, muss wohl selbst in Lade-
                                                                     Rathaus                                                                 3,0                                               infrastruktur investieren. Im Mai
                                                                   Autobahn                                                                  3,0                                               2019 hatten dies zahlreiche Unter-
                                                                  Restaurant                                                           1,9                                                     nehmen bereits gemacht, ihr
                                                                                                                Privat                 1,7                                                     Anteil an allen Ladestationen
                                                                     Bahnhof                                                          1,6                                                      betrug 7,2 Prozent. Am großen
                                                                   Tankstelle                                                         1,4                                                      Durcheinander mit Apps, Kun-
                                                                    Sonstige                                                                                                 21,6
                                                                                                                                                                                               denkarten, unterschiedlichen
                                                                                                                                                                                               Tarifsystemen und Preisen ändert
                                                           Quelle: ChargeMap.com/Statista
                                                                                                                                                                                               das aber leider nichts.

                                                                                                                                                                                                                       BUSINESS & MOBILITY 7
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
BIO-HYBRID klingt nach neuem Antrieb, ist Muskel-
                        kraft plus Elektromotor. Wird als Zweisitzer und als
                        Lieferwagen angeboten, mit einer Reichweite von
                        50 Kilometern eine Alternative für Berufspendler und
                        stadtnahe Zustellungen. Akku lädt an jeder normalen
                        Steckdose. Preis und Vertriebskonzept? Noch offen.

                                                                   CARSHARING kann eine Firmenflotte
                                                                   ersetzen: Die Sparkasse Bremen ist das
                                                                   erste Unternehmen in der Hansestadt mit
                                                                   einer eigenen Carsharing-Station. Für
                                                                   Mitarbeitende der Verwaltung am Brill sind
                                                                   während der Geschäftszeiten im Parkhaus
                                                                   fünf stationsbasierte Fahrzeuge des Anbie-
                                                                   ters Cambio reserviert. Davor und danach
                                                                   stehen die Fahrzeuge allen Cambio-Kun-
                                                                   den zur Verfügung. Gebucht wird online
                                             FOTO: MICHAEL BAHLO

                                                                   oder über die App. Wie es sich für eine
                                                                   Sparkasse gehört, hängen die Schlüssel
                                                                   neben der Station in einem Tresor.

8 BUSINESS & MOBILITY
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
FOTO: BIO HYBRID

                                                                                                                                      CO2-ALB: „Wenn ich nur wüsst, wie’s richtig ist!“
                                                                                                                                      Manchmal ist es einfach: Zugfahren ist umweltfreund-

                                                                                          ILLUSTRATION: CELIANE STUDIO / ADOBESTOCK
                                                                                                                                      licher als Autofahren: Der CO2-Ausstoß je Personen-
                                                                                                                                      kilometer beträgt im Fernverkehr nur gut ein Viertel.
                                                                                                                                      Beim Fliegen wird laut Bundesumweltamt etwa sechs-
                                                                                                                                      mal mehr CO2 rausgeblasen als auf Schienen. Wird bei
                                                                                                                                      Elektroautos dann aber der ökologische Rucksack
                                                                                                                                      aufgemacht, sieht die Rechnung wieder anders aus.

                                                      SERVICE ist das A&O im Be-

                                                                                                                                                                                                            FOTO: HOTEL I31
                                                      herbergungsgewerbe, also
                                                      versuchen Hotels auch mit
                                                      Mobilitätsangeboten zu punk-
                                                      ten: Zum Fuhrpark der Amano
                                                      Group gehören Fahrräder,
                                                      Tandem- und Kinderfahrräder
                                                      mit Kindersitzen und Anhän-
                                                      gern, E-Fahrräder, Scooter und
                                                      E-Tretroller. Und Gästen des
                                                      Berliner Boutique Hotel i31
                                                      stehen neben zwei BMW i3 auch
                                                      drei Elektroroller kostenfrei für
                                                      Ausflüge zur Verfügung.

                                                                                                                                                                       RADVERKEHR wird im Auto-
                                                                                                                                                                       land D eher klein geschrieben,
                                                                                                                                                                       wie ein Blick auf die Investitio-
                                                                                                                                                                       nen belegt: Sind in München
                                                                                                                                                                       laut Greenpeace 2,30 Euro pro
                                                                                                                                                                       Einwohner im Haushaltsplan
                                                                                                                                                                       eingestellt und in Stuttgart
                                                                                                                                                                       5 Euro, sind es in Kopenhagen
                                                                                                                                                                       35,60 Euro; in Utrecht sollen es
                                                                                                                                                                       sogar 130 Euro sein. Hier steht
                                                                                                                                                                       auch der Welt größtes Park-
                                                                                                                                                                       haus für 12.500 Fahrräder.
                   FOTO: JOCHEN TACK / IMAGO IMAGES

                                                                                                                                                                                    BUSINESS & MOBILITY 9
M BILITY BUSINESS NOVEMBER 2019 & - DAS MAGAZIN FÜR MOBILITÄTSMANAGEMENT IN UNTERNEHMEN - Horizont
NUN KOMMT                                                                                                     POWERED BY

BEWEGUNG
IN DIE FLOTTE
WIE STELLEN SICH FLOTTENMANAGER UND
MITARBEITER AUF DIE MOBILITÄTSWENDE EIN?
DIESER FRAGE WIDMEN SICH ZWEI STUDIEN
FÜR DAS MAGAZIN AUTOFLOTTE. WIR ZEIGEN
ERSTE ERGEBNISSE EXKLUSIV VORAB                                           Bereits zum dritten Mal hat Puls Marktforschung im
VON JOCHEN ZIMMER                                                         August Fuhrparkmanager kleinerer und mittlerer
                                                                          Flotten in verschiedenen Branchen nach den Trends
                                                                          befragt. Als wichtigste Erkenntnis des AUTOFLOTTE
                                                                          FUHRPARK-MONITORS 2019 konstatiert Puls-Chef Kon-
                                                                          rad Weßner einen signifikanten Trend zu von Mit-
                                                                          arbeitern individuell zusammenstellbaren Mobilitäts-
                                                                          budgets. Mehr als ein Viertel der Fuhrparkmanager
                                                                          hat bereits ein solches Angebot, 43 Prozent schreiben
      Das Interesse an Firmenwagen bleibt bei Arbeitneh-                  diesen wachsende Bedeutung zu. In Metropolen sind
      mern hoch. So lautet ein zentrales Ergebnis der Studie              es aber mit 63 Prozent gut doppelt so viele wie in
      JOB MOBILITY 19, die Roland Vogt vom Institut Zegemo                ländlichen Gegenden. „Die Firmen stehen unter
      mit Studierenden der JOM München im Großraum                        Druck, bei der Suche nach Talenten deren Nachfrage
      München durchgeführt hat. Demnach nutzen 43 Pro-                    nach neuen Mobilitätsbedürfnissen zu befriedigen“,
      zent der Befragten zurzeit zum Pendeln den eigenen                  sagt Weßner. Dies weiche die traditionelle „Car Policy“
      Pkw, 28 Prozent den ÖPNV. Letzteres würden nur                      auf in Richtung flexiblerer Pakete unter Einbezug von
      noch 18 Prozent tun, wenn sie einen Firmenwagen                     ÖPNV, Job-Bikes, Carsharing und anderen Angeboten.
      hätten. In der Großstadt lebende Arbeitnehmer nut-                  Das Auto als Teil dieser multimodalen Mobilität werde
      zen zu 45 Prozent den ÖPNV und zu 23 Prozent                        jedoch nicht infrage gestellt, sondern eher bestärkt.
      Privat-Pkw. Befragt nach wünschenswerten Mobili-
      tätsleistungen seitens der Arbeitgeber landen Firmen-

                                                                       63%
      parkplätze mit rund 40 Prozent auf Rang 1, dicht
      gefolgt von Duschen für Radfahrer sowie Fahrtkosten-
      zuschüssen. Mobilitätsbudgets spielen keine Rolle, da
      offenbar noch kaum bekannt. Die nicht repräsentative
      Befragung überwiegend jüngerer Arbeitnehmer bis
      35 Jahre ergab, dass diese Wert auf Statussymbole wie
      Firmenwagen und persönliche Parkplätze legen.

      Auch bei jüngeren Mitarbeitern                                      der Fuhrparkmanager in
      bleiben Firmenwagen beliebt.                                        Metropolen sehen Mobilitäts-
      Statt 28 % würden dann nur noch                                     budgets als Trend, das sind
                                                                          mehr als doppelt so viele wie

  18
                                                                          in ländlichen Gebieten.
                                                                          KONRAD WESSNER,
                                                                          PULS MARKTFORSCHUNG

                  %
      den ÖPNV im Raum München nutzen.
      ROLAND VOGT, ZEGEMO / FOM MÜNCHEN

                                                                                                          Das Magazin Autoflotte erscheint
      JOB MOBILITY 19: Gemeinsam mit         AUTOFLOTTE FUHRPARK MONI-                                    elfmal pro Jahr mit einer Auflage von
      Studenten der FOM München hat          TOR 2019: Puls Marktforschung                                25000 bei Springer Automotive Media
      Professor Roland Vogt, der auch        führte im Juli/August 320 CATI-                              in München. Es richtet sich an Fuhr-
      Leiter des Instituts Zegemo ist,       Interviews mit Fuhrparkentschei-                             parkentscheider in Unternehmen und
      mehr als 1000 Arbeitnehmer im          dern in Unternehmen mit minde-                               Behörden mit über zehn Fahrzeugen.
      Großraum München zu ihrem              stens drei bis über 99 Fahrzeugen.                           Chefredakteur ist Michael Blumen-
      Mobilitätsverhalten gefragt. Die       Die Firmen repräsentieren ver-                               stein. Das E-Paper ist frei abrufbar auf
      nicht repräsentative Umfrage soll zu   schiedene Größen, Branchen und                               AUTOFLOTTE.DE.
      einer bundesweit repräsentativen       Firmenstandorte von ländlicher
      Studie zur Job-Mobilität werden.       Gegend bis Metropolen über 500000
                                             Einwohner.

10 BUSINESS & MOBILITY
DIE VIEL
                                                                         FINDEN
                                                                         NEUEN

                                                                                    12 BUSINESS & MOBILITY
ILLUSTRATION: DEUTSCHE AKADEMIE DER TECHNIKWISSENSCHAFTEN ACATECH 2019
Zukunftsbild:
                                             Die Studie Neue
                                             Automobilität II von
                                             Acatech entwirft
                                             Szenarien eines
                                             nachhaltigen Mobili-
                                             tätssystems (siehe
                                             Interview Seite 22)

 LEN
 WEGE
N
 DIE MOBILITÄTSANFORDERUNGEN
 UND -BEDÜRFNISSE VON UNTERNEHMEN
 UND MITARBEITERN WANDELN SICH.
 DOCH DER WEG IN DIE ZUKUNFT IST STEINIG
 VON JOCHEN ZIMMER · ILLUSTRATION: ACATECH
und batteriebetriebene Fahrzeuge ange-
                                                                         sichts eines überschaubaren Angebots, ho-
                                                                         her Preise und eingeschränkter Alltags-
                                                                         tauglichkeit bislang auf noch eher mäßige
                                                                         Nachfrage stoßen. Doch nun kommt die
                                                                         Elektrifizierungsoffensive der Hersteller in
                                                                         Schwung und 2020 wird das Angebot an
                                                                         rein batteriegetriebenen Modellen stark an-
                                                                         steigen (siehe Seite 42 ff.). Auch die derzeit
                                                                         teilweise langen Lieferfristen dürften nach
                                                                         Experteneinschätzungen sinken: Ausliefe-
                                                                         rungen, so die Vermutung, werden derzeit
                                                                         vielfach bis ins Jahr 2020 geschoben, um die
                                                                         Fahrzeuge in die ab dann fällige CO2-Rech-
                                                                         nung einbringen zu können.
                                                                             Was bedeuten diese Entwicklungen nun
                                                                         für die berufliche Nutzung von Fahrzeugen
                                                                         im engeren Sinne und die Organisation der
                                                                         Mobilität zur und während der Arbeit all-
                                                                         gemein? Längst stellen sich die Unterneh-
                         ei ihrem jüngsten Autogipfel Anfang No-         men auf die Neuerungen ein – wenn auch
                         vember haben Regierung und Industrie            mit unterschiedlicher Verve je nach Bran-
                         noch einen draufgesetzt: Statt 4000 Euro        che und Fuhrparkgröße. Schließlich sehen
                         soll es beim Kauf eines Elektrofahrzeugs        sich die Unternehmen – auch dies in unter-
                         unter 40000 Euro künftig 6000 Euro geben,       schiedlichem Maße – ebenfalls gefordert,
                         bei Plug-in-Hybriden 4500 Euro – ebenfalls      ihre CO2-Bilanz zu verbessern, sei es um
                         die Hälfte mehr. Bei Autos bis 65000 Euro       Auflagen zu erfüllen, sei es um den Image-
                         steigt der Zuschuss um ein Viertel auf 5000     Anforderungen zu entsprechen, die in Zei-
                         Euro. Auch die Ladeinfrastruktur soll bis       ten von Fridays for Future immer offener
                         2030 massiv ausgebaut werden – auf eine         gegenüber Unternehmen formuliert wer-
                         Million Ladepunkte von derzeit 21000.           den, von Verbraucherseite, aber auch sei-
                             Dass die Regierung erneut so massiv ihr     tens der eigenen Mitarbeiter. Die umwelt-
                         E-Füllhorn öffnet, kann man getrost als         gerechtere Organisation der beruflichen
                         einen Akt der Verzweiflung sehen. Denn sie      Mobilität im erweiterten Sinne dient dabei
                         steht massiv unter Druck, die ambitionier-      als ein Hebel, dem Ziel näher zu kommen.
                         ten Klimaziele zu erreichen, die bislang ver-
                         fehlt werden. Statt einer Million Elektro-      MOBILITÄTSBEDÜRFNISSE
                         autos, wie von Merkel vor etwa einer Deka-      BEFINDEN SICH IM WANDEL
                         de avisiert, fahren auf deutschen Straßen
                         derzeit nur etwa 220000 – mit entspre-          Dass die jüngere Bevölkerung dem Auto
                         chend ungünstigen Auswirkungen auf die          weniger huldigt als ältere Generationen, be-
                         CO2-Bilanz.                                     stätigen einschlägige Studien und sinkende
                             Unter enormem Druck stehen aller-           Absatzzahlen. Das Durchschnittsalter der
                         dings auch die Autobauer. Denn sie müssen       Autokäufer nimmt zu. Der Stellenwert
                         ebenfalls mit ihren Flotten ab 2020 die von     eines eigenen Automobils lässt nach – nicht
                         der EU formulierten ambitionierten CO2-         nur bei Jüngeren –, vor allem im urbanen
                         Ziele erreichen, sonst drohen Strafzahlun-      Raum, wo inzwischen mit Carsharing,
                         gen in Milliardenhöhe. Diese strengen Vor-      Leihbikes und gut ausgebautem ÖPNV Al-
                         gaben sind zwar seit langem bekannt, doch       ternativen zum Auto bestehen. Zumal des-
                         die Industrie hat sich bis zum Dieselskandal    sen Anschaffungs- und Unterhaltskosten
                         vor vier Jahren eher auf den Ausbau ihrer       deutlich gestiegen sind und der Nutzwert in
                         margenträchtigen SUV-Flotte mit hohen           der Stadt nicht zuletzt durch zunehmende
                         Verbrauchswerten und meist Dieselmotor          Staus und schwierige Parkplatzsuche be-
                         fokussiert und die Entwicklung zukunfts-        sonders abnimmt. In ländlichen Gebieten
                         weisender alternativer Antriebe eher halb-      sieht dies allerdings anders aus, hier bleibt
                         herzig betrieben.                               das Auto ein wichtiges Fortbewegungsmit-
                             Angesichts der nach wie vor langen In-      tel – sowohl privat wie beruflich.
                         novationszyklen in der Autoindustrie las-           Doch auch in städtischen Gebieten ist es
                         sen sich Kurskorrekturen jedoch nur             keineswegs so, dass das Auto etwa bei den
                         schrittweise realisieren. Zumal die Investi-    Millennials keine Rolle mehr spielt. Laut
                         tionen in die Entwicklung alternativer An-      einer internationalen Studie von Duff &
                         triebe ebenfalls Milliarden verschlingen        Phelps besitzen drei Viertel der befragten

14 BUSINESS & MOBILITY
23- bis 38-Jährigen ein Auto, in Deutsch-                       ben“. Ein Porsche etwa sei nicht mehr so                          Laufe des Jahres weiter an, wobei die einge-
land seien es vier von fünf. Die überwälti-                     wichtig. Stattdessen gewinne für immer                            schränkten Lieferfähigkeiten den Zuwachs
gende Mehrheit plane in den kommenden                           mehr Bewerber ein nachhaltiger Mobili-                            sogar beschränkten. Autos mit Erd- oder
fünf Jahren die Anschaffung.                                    tätsmix an Bedeutung. Ein Befund, den                             Flüssiggas-Antrieb verlören dagegen mit
                                                                Konrad Weßner, Chef der Puls Marktfor-                            aktuell 0,4 Prozent wieder an Relevanz (sie-
FIRMENWAGEN BLEIBEN FÜR                                         schung, bestätigt. Er sieht die Firmen unter                      he Seite 42).
MEHRHEIT UNVERZICHTBAR                                          Druck, beim Wettbewerb um Talente deren                               Auch wenn die Kurve bei den alternati-
                                                                neue Mobilitätsbedürfnisse zu befriedigen                         ven Antrieben nach oben zeigt: Sie spielen
Oliver Wyman kommt in der Studie Smart                          (siehe Seite 10).                                                 weiterhin in den Flotten nur eine absolute
Mobility Services, für die im August dieses                         Benjamin Kibies, Analyst des auf den                          Nebenrolle. In 94 Prozent aller Fuhrpark-
Jahres1000 Verbraucher befragt wurden, zu                       Flottenmarkt spezialisierten Instituts Data-                      fahrzeuge brummt auch heute ein Diesel-
dem Ergebnis, dass 63 Prozent nicht bereit                      force, konstatiert bei den Fuhrparkmana-                          oder Benzinmotor. 2015 waren dies jedoch
sind, das eigene Auto durch neue Mobili-                        gern eine abnehmende Skepsis gegenüber                            noch 98,3 Prozent. Dieselantriebe haben
tätsdienste zu ersetzen. 78 Prozent nutzen                      neuen Mobilitätsangeboten. Dabei seien es                         seitdem fast 20 Prozentpunkte eingebüßt,
gar keine Mobilitätsdienste wie etwa E-Rol-                     vielfach die Nachfragen jüngerer Mitarbei-                        sichern sich mit 55,7 Prozent indes wei-
ler, Carsharing, Ride-Hailing oder Taxi-                        ter, die einen Sinneswandel bewirkten.                            terhin den Löwenanteil. Benziner legten
Apps. Diese Durchschnittswerte weichen                          Auch die Integration von Fahrzeugen mit                           um 15 Punkte auf 38,3 Prozent zu (jeweils
zwar bei der Detailbetrachtung nach Alters-                     alternativen Antrieben in die Flotten befin-                      inklusive Mild-Hybrid-Versionen).
gruppen und Wohnort voneinander ab, sie                         det sich im Aufwind, insbesondere seitdem
belegen dennoch, dass Mobilitätsdienste                         2019 der geldwerte Vorteil von Firmenwa-                          FUHRPARKMANAGER GEHEN
noch eine Nischenfunktion einnehmen                             gen mit Elektro- und Plug-in-Hybrid-An-                           AUF MODERNISIERUNGSKURS
und das Auto weiterhin eine unangefochten                       trieb von den Arbeitnehmern nur noch mit
wichtige Rolle innehat.                                         0,5 Prozent statt 1,0 Prozent versteuert wer-                     Doch wie sieht es mit der Integration von
    Auch der Wunsch nach Firmenwagen                            den muss (siehe Seite 19).                                        alternativen Mobilitätsangeboten in den
scheint selbst bei den jüngeren Arbeitneh-                          So kletterte der Anteil von E-Autos in                        Unternehmen aus? Auch hier liefert Data-
mern noch stark ausgeprägt, wie die Studie                      den Fuhrparks von Januar bis September                            force mit der Studie Leasing 2019 Antwor-
Job Mobility 19 im Großraum München                             2019 auf 2,5 Prozent, gegenüber 1,3 Prozent                       ten. Generell zeigt sich: Je größer der Fuhr-
herausfand (siehe Seite 10). Die Nutzung                        im Jahr 2018. Bei den (eher in den oberen                         park, desto größer scheint die Aufgeschlos-
des ÖPNV würde dann stark sinken.                               Segmenten zu findenden) Plug-in-Hybri-                            senheit gegenüber Neuem: Nur in jedem
    Dennoch betont Immo Futterlieb, Part-                       den stieg er lediglich von 1,3 Prozent 2018                       zehnten Fuhrpark mit 5 bis 9 Fahrzeugen
ner der Personalberatung Heidrick &                             auf nun 1,5 Prozent. Nicht dienstwagen-                           werden bereits alternative Mobilitätslösun-
Struggles, gegenüber dem Handelsblatt,                          steuerprivilegierte Hybridfahrzeuge legten                        gen genutzt, bis 49 Fahrzeuge sind es 20
dass die „Führungskräfte von heute ein an-                      um 0,3 Punkte auf 1,7 Prozent zu. Laut                            Prozent, bei mehr als 50 Autos 38 Prozent
deres Statusverhältnis von Dienstwagen ha-                      Kibies zieht die Nachfrage nach E-Autos im                        (siehe Chart unten).

 Große Flotten sind innovativer
  Nutzung alternativer Mobilität nach Flottengröße in Prozent
                                                                                                                         57,1
                                                                                                                                         42,4
                                                           5–9 Fahrzeuge
                                                                                                                                                         30,8
                                         71,8              10–49 Fahrzeuge
                       59,8                                50+ Fahrzeuge

      32,1                                                                                                                  Bikesharing/Dienstrad

                                                   Poolfahrzeuge

                                                           Verbreitung in Prozent                                                                                           53,8
                                                                                        71,8
                                                                                                                                                                43,5
                                                                        52,2
                                                        46,4
                                                                                                                                                  17,9

                                                                                                                                 Mietwagen

                                                                       Bahn

                                                            41,0
                                            29,3
                           17,9
                                                                                                                                          13,0           12,8
                                                                                                                           3,6
          Taxi/Uber
                                                                                                                      (Corporate) Carsharing

  Quelle: Dataforce 2019, Leasing 2019      Nur befragte Fuhrparkmanager, die bereits alternative Mobilitätslösungen nutzen, n = 159, Mehrfachnennung

                                                                                                                                                                BUSINESS & MOBILITY 15
GANZ BEWUSST MOBIL
     DAS JOBTICKET IST MOBILITÄTS-INCENTIVE #1, GIBT ES EINEN DIENSTWAGEN, SOLLTE DER ATTRAKTIVE
     CO2-WERTE HABEN – VIER BEISPIELE, WIE UNTERNEHMEN MITARBEITERMOBILITÄT BEGLEITEN
      REDAKTION: WOLFGANG BORGFELD

                                                            Damit sie auf ÖPNV UND FAHRRÄDER umsteigen,
                                                            bietet Werner & Mertz Mitarbeiter/-innen Jobtickets
                                                            an; die Mutter von Frosch und Erdal bezuschusst auch
                                                            das Leasing von Diensträdern, die frei gewählt und
                                                            privat genutzt werden können.
                                                                     Wenn möglich, sollen Außentermine durch
                                                                    Telefon- oder Videokonferenzen ersetzt werden.
                                                                    Der Fuhrpark in Deutschland umfasst 120
                                                                  Fahrzeuge, die überwiegend Außendienstler
                                                               fahren. Geachtet wird insbesondere auf geringeren
                                                             CO2-Ausstoß, erste Hybrid-Fahrzeuge sind bestellt.
                                                            Eine softwaregestützte Tourenplanung soll helfen, die
                                                            Durchschnittskilometer pro Besuch zu reduzieren.
                                                            Darüber hinaus wird mit einem „Eco-Driver Wett-
                                                            bewerb“ eine wirtschaftliche, vorausschauende Fahr-
                                                            weise gefördert.
                                                               Zum Mobilitätskonzept gehören weiterhin kosten-
                                                            freie Parkplätze für E-Autos mit Stromladestationen.
                                                            Fahrräder mit Elektromotor können auf dem Werks-
                                                            gelände kostenfrei aufgeladen werden.

                                                             Ein „FUTURE MOBILITY“-Team ent-
                                                             wickelt bereichsübergreifend für die Hen-
                                                             kel-Mitarbeiter entsprechende Angebote.
                                                             Neben Job-Ticket für Bus und Bahn zu
                                                            besonderen Konditionen fördert Henkel auch
                                                         Carsharing in Zusammenarbeit mit
                                                     Car2Go/Drive Now. Eine interne Mitfahrbörse für
                                               Mitarbeiter soll diese dabei unterstützen, mehr Nutzen je
                                     Pkw zu generieren.
                                        Henkel in Deutschland verfügt über circa 300 Pool-/Nutzfahr-
                                     zeuge (davon 28 Autos mit Elektro-Antrieb), die innerhalb des
                                     Werksgeländes oder für kurze Fahrten außerhalb genutzt werden
                                     – der Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben soll kon-
                                     tinuierlich weiter ausgebaut werden. In und am Werksgelände
                                     Düsseldorf stehen 30 Elektro-Tankstellen.
                                        Mit mein-dienstrad.de arbeitet Henkel beim Leasing von
                                     Dienstfahrrädern zusammen, Mitarbeiter können bis zu zwei
                                     Räder auswählen und zu günstigeren Konditionen leasen.

16 BUSINESS & MOBILITY
Am weitesten verbreitet sind Poolfahr-
                                                        zeuge und Bahn mit 58 beziehungsweise
                                                        54 Prozent im Durchschnitt. Bikesharing/
                                                        Diensträder liegen mit durchschnittlich
                                                        rund 42 Prozent bereits gleichauf mit Miet-
                                                        wagen, wobei sich deutliche Unterschiede
                                                        zwischen kleinen und größeren Flotten auf-
                                                        tun. Auch bei der Taxi-/Uber-Nutzung
                                                        (Durchschnitt: 30 Prozent) und Carsharing
                                                        (11 Prozent) ist dies der Fall. Auf sehr wenig
                                                        Gegenliebe bei den 881 befragten Fuhr-
                                                        parkmanagern trafen laut Dataforce-Ana-
                                                        lyst Nils Wehner E-Scooter als neues An-
                                                        gebot für die letzte Meile.
                                                            Dafür gibt jeder Dritte mit Erfahrungen
                                                        bei alternativen Mobilitätskonzepten an,
Eine INTERNETBASIERTE MITFAHRBÖRSe für                  diese künftig häufiger für die Mitarbeiter
Beschäftigte der Fraport AG und anderer Unterneh-       einzusetzen. Als Hauptgründe werden
men am Flughafenstandort Frankfurt könnte den           mehr Flexibilität (76 Prozent), Umwelt-
Pendlerverkehr der insgesamt 81000 Beschäftigten in     aspekte (65), Kostenersparnis für das Un-
Zukunft effizienter gestalten. In der Gegenwart neh-    ternehmen (48) respektive die Mitarbeiter
men 30 Prozent der Fraport-Mitarbeiter/-innen das       (43 Prozent) genannt. Andererseits: Vier
kostenfreie Jobticket innerhalb des Rhein-Main Ver-     von fünf Fuhrparkmanagern haben noch
kehrsverbunds an. Für den dienstlich operativen An-     gar keine Erfahrungen mit den neuen Mög-
lass steht ihnen neben der internen Buslinie der Car-   lichkeiten, hauptsächlich, weil sie keinen
pool zur Verfügung, ein stationsgebundenes Car-         Bedarf sehen (43 Prozent) oder sich noch
sharing-Modell mit neun Stationen am Frankfurter        nicht damit befasst haben (20 Prozent).
Flughafen. Aktuell sind etwa 15 Prozent dieser Car-         Als einen der wesentlichen Gründe der
pool-Flotte Hybride oder rein elektrisch betrieben.     Zurückhaltung identifiziert Wehner neben
   Mitarbeiter/-innen bestimmter Job-Kategorien         der Unternehmensgröße (und den damit
wird parallel ein personenbezogenes Dienstfahrzeug      korrespondierenden Möglichkeiten eines
(User-Chooser-Modell) angeboten. Ab 2020 stehen         professionellen Fuhrparkmanagements)
hier nur noch Fahrzeuge der Energieklassifizierung      die Standortfrage: Liegt der Firmensitz im
A** bis C, Elektro- und Hybridfahrzeuge zur Wahl.       ländlichen Raum fernab von Bahnhöfen
                                                        und Carsharing-Pools, bleibt der klassische
                                                        Firmenwagen das Fortbewegungsmittel
                                                        der Wahl. Wie unterschiedlich Unterneh-
                                                        men das Thema Mobilität handhaben, zei-
                                                        gen die Beispiele auf dieser Seite.

                                                        MITARBEITER WÜNSCHEN SICH
                                                        FLEXIBLE MOBILITÄT IM JOB
                                                        Dass jedoch Unternehmen an eher abge-
                                                        legenen Standorten durchaus bei neuen
                                                        Mobilitätsangeboten vorangehen, zeigt et-
                                                        wa Tobit in Ahaus an der holländischen
                                                        Grenze. Das Software-Unternehmen mit
FUSSLÄUFIG lautet die Entfernungsangabe für die         rund 250 Mitarbeitern hat ein Poolsystem
meisten Büros auf dem Campus rund um das Zalando-       entwickelt, dessen Fahrzeuge sich per
Headquarter. Größere Strecken können mit Car-           Smartphone reservieren, öffnen und star-
sharing-Fahrzeugen von Flinkster sowie unterneh-        ten lassen. Die Flotte umfasst Autos und
menseigenen E- und Hybrid-Autos bewältigt werden.       E-Bikes, die zu gestaffelten Preisen je nach
Das Carsharing wird über eine App gesteuert, die        Modell auch privat genutzt werden dürfen.
Nutzung für private Zwecke ist bundesweit im Flink-     Via App verfügen die Mitarbeiter über ein
ster-Carsharing-Netz möglich. Ferner stehen Mit-        monatliches Mobilitätsbudget von 90 Euro,
arbeiter/-innen Leihfahrräder zur Verfügung. Dieses     das auch für weitere Unternehmensdienst-
Angebot wird künftig weiter ausgebaut. Auch Zalando     leistungen eingesetzt werden kann. Private
bezuschusst Tickets für den öffentlichen Nahverkehr.    E-Fahrzeuge können auf dem Betriebsge-
                                                        lände kostenlos geladen werden.
                                                            Laut Dataforce-Analyst Wehner zählen
                                                        technikaffine Unternehmen aus der IT-und

                                                                                BUSINESS & MOBILITY 17
FOTO: UWE UMSTÄTTER / IMAGO IMAGES

                                                                                                                                                                                FOTO: ALEXANDER SHCHERBAK / ITAR-TASS / IMAGO IMAGES
Mit dem Rad zur Arbeit: Dies hält nicht nur fit, sondern wird immer                                        Auto fahren, wenn gebraucht: Carsharing-Pools von meist größeren
häufiger vom Arbeitgeber (sowie vom Staat) finanziell incentiviert                                         Firmen können von Mitarbeitern zunehmend privat genutzt werden

Consulting-Branche zu den Vorreitern bei       tos und Plug-ins um die Hälfte besser ab.                                         VARIANTEN GEWERBLICHER
innovativen Mobilitätslösungen, da die         Wie sich das auf den Nettolohn auswirkt,                                          MOBILITÄT WERDEN ZUNEHMEN
Mitarbeiter die digitalen Features zu schät-   illustriert eine Beispielrechnung mit einem
zen wissen – und anwenden. Zudem sind          BMW 118d im Vergleich zum BMW i3 auf                                              Wie geht es in den nächsten Jahren weiter
diese Branchen besonders dem „War for          Seite 19. Für reine E-Fahrzeuge gilt zudem,                                       mit dem Wandel in der „Car Policy“ von
Talents“ ausgesetzt. Da können solche Soft     dass weniger Wartungskosten und – je nach                                         Unternehmen? Puls-Marktforscher Weß-
Skills nicht schaden.                          Stromanbieter – weniger Verbrauchskosten                                          ner sieht eine schrittweise Entwicklung hin
                                               anfallen, was die Nutzungskosten weiter                                           zur „Mobility Policy“. Dabei werden Autos
INCENTIVES MACHEN E-AUTOS                      senkt, wie eine Musterrechnung anhand                                             weiterhin eine tragende und unverzicht-
UND JOB-BIKES INTERESSANT                      des neuen Corsa zeigt (ebenfalls Seite 19).                                       bare Rolle spielen, mit starken Abstufungen
                                                   Auf diese Regelung führt Christian                                            je nach Standort, Branche und Unterneh-
Dass bei allen Wünschen nach alternativen      Schüssler, Commercial Director bei Arval,                                         mensgröße. Auch der Anteil an Fahrzeugen
Mobilitätsangeboten der klassische Dienst-     einem der größten Autoleasing-Anbieter                                            mit alternativen Antrieben wird vom der-
wagen nach wie vor die Wunschliste mit         Deutschlands, im Handelsblatt die ver-                                            zeit noch niedrigen Niveau sicherlich stei-
Abstand anführt, wurde bereits skizziert.      stärkte Nachfrage nach Plug-in-Hybriden                                           gen. Schließlich lassen sich auf dem Fir-
Laut Dataforce-Studie Fuhrparkmanage-          zurück. Wegen der hohen Anschaffungs-                                             mengelände die Ladeinfrastrukturproble-
ment 2019 machen diese an den von Mit-         preise von Plug-ins sei dies zwar „aus Kos-                                       me vielfach einfacher lösen als bei den Mit-
arbeitern genutzten Möglichkeiten zur Ge-      tenaspekten ein Wahnsinn“. Treiber seien                                          arbeitern zu Hause.
haltsumwandlung zwei Drittel aus. 9 Pro-       hier die Wünsche der Mitarbeiter, die ihre                                            Fuhrparkmanager, die Erfahrungen mit
zent nehmen allerdings bereits die Mög-        steuerlichen Vorteile erkennen. Bei reinen                                        E-Mobilität gemacht haben, so Dataforce-
lichkeit eines Dienstrads in Anspruch, bei     E-Fahrzeugen sei derzeit die Nachfrage aus                                        Analyst Kibies, stehen den neuen Entwick-
Fuhrparks ab 50 Pkw sind es 15 Prozent.        Mangel an fuhrparkgeeigneten Fahrzeugen                                           lungen aufgeschlossener gegenüber. Auch
Damit hat das Jobrad die Bahncard mit im       noch verhalten. Doch dies ist im Begriff,                                         in Bezug auf die Mobilitätsalternativen
Durchschnitt 8 Prozent bereits überrundet.     sich zu ändern (siehe Seite 42 ff.).                                              scheint die Offenheit zuzunehmen. Laut
Zu dieser Entwicklung haben steuerliche            Für Jobräder gelten die vorteilhaften                                         Fuhrpark Barometer 2019 bekunden in Un-
Anreize wesentlich beigetragen.                Steuervergünstigungen ebenfalls. So müs-                                          ternehmen mit bis zu 99 Mitarbeitern je-
    In Bezug auf Dienstwagen gelten seit       sen bei der überwiegend genutzten pau-                                            weils 13 Prozent der Entscheider, in den
2019 verbesserte Regelungen zur Versteue-      schalen Versteuerung für ein 4000 Euro teu-                                       nächsten drei Jahren Carsharing respektive
rung des geldwerten Vorteils. Statt bislang    res Rad nur 20 Euro pro Monat angesetzt                                           Mobilitätsbudgets anzubieten. In Unter-
1 Prozent des Fahrzeugneupreises müssen        werden. Die Kilometerversteuerung ent-                                            nehmen ab 100 Mitarbeitern sind dies 36
seitdem monatlich nur noch 0,5 Prozent         fällt. Vor diesem Hintergrund wundert es                                          Prozent (Sharing) beziehungsweise 24 Pro-
angesetzt werden – sofern es sich um ein       nicht, dass immer mehr Arbeitgeber ihren                                          zent (Budgets). Ein vollständiger Verzicht
rein batteriebetriebenes Fahrzeug oder         Mitarbeitern diese Möglichkeit anbieten,                                          auf Firmenwagen zugunsten der genannten
einen Plug-in-Hybriden mit mindestens 40       wobei wiederum größere Unternehmen                                                Optionen bleibt jedoch tabu. Nur 2 Prozent
Kilometer elektrischer Reichweite handelt.     vorangehen. Inzwischen haben sich eine                                            der kleineren und 6 Prozent der größeren
Auch bei der Versteuerung der Kilometer        Reihe von Dienstleistern auf das Handling                                         Firmen würden darauf zugunsten von Mo-
vom Wohnort zur Arbeitsstätte mit 0,03         spezialisiert, zum Beispiel Jobrad, Lease-a-                                      bilitätsbudgets verzichten, zugunsten Car-
Prozent des Listenpreises schneiden E-Au-      bike oder Mein-dienstrad.de.                                                      sharing sind es noch weniger.

18 BUSINESS & MOBILITY
BEIM FAHREN SPAREN – ABER WIE VIEL?
SCHWARZ AUF WEISS ZU SEHEN, WELCHE FINANZIELLEN VORTEILE DER UMSTIEG
AUF ELEKTRIK BIETET, BRINGT DIE LETZTE SICHERHEIT. ZWEI RECHENBEISPIELE
REDAKTION: ANDRÉ GÄRISCH

   Die überwiegende Mehrzahl der Konsumenten zeigt sich aufgeschlossen gegenüber alter-
   nativen Antriebsstoffen. Doch die wenigsten wissen, wie viel Geld sie konkret sparen, wenn
   sie auf „umweltfreundlich“ umsteigen. Kein Wunder: Bei der Vielzahl an Förderungen,
   Abzügen und Rabatten fällt es gar nicht so leicht, den Durchblick zu bewahren. Nackte
   Zahlen – anschaulich erläutert – sorgen für Klarheit: In Beispiel 1 werden die Gesamtkosten
   verglichen, Beispiel 2 fokussiert den geldwerten Vorteil bei der Dienstwagennutzung.
   Jeweils tritt ein Benziner gegen ein E-Modell an.

  Beispiel 1: „Gesamtkosten“
  Anhand der Gegenüberstellung des Corsa                                                                            doppelt so teuer zu Buche wie der Strom
  GS Line 1.2 Direct Injection Turbo mit dem                                                                        (770 Euro). Während sich die Ausgaben
  Corsa-e First Edition lässt sich verdeutli-                                                                       für die Versicherung kaum unterschieden,
  chen, an welchen Stellen die E-Version ge-                                                                        zeigt sich bei der Kfz-Steuer eine Differenz
  genüber der Verbrenner-Variante günstiger                                                                         von 106 Euro – die E-Version fährt hier mit
  ist. Vergleicht man die Brutto-Listenpreise,                                                                      dem Nulltarif, denn BEV-Modelle bleiben
  fällt die E-Version mit 32900 Euro zunächst      beträgt insgesamt 4 380 Euro. Im kom-                            bis zum Ende 2020 für 10 Jahre steuerfrei
  deutlich teurer aus (GS Line: 23340 Euro).       menden Jahr würde der Käufer noch                                – geplant ist eine Verlängerung bis 2025.
  Doch nun darf subtrahiert werden. Der            mehr sparen, denn die Gesamtprämie für                           Auch in den Bereichen Wartung und Ser-
  Hersteller gewährt dank Förderung einen          rein elektrische Autos unterhalb eines                           vice punktet das Öko-Vehikel, mit dem man
  Umweltbonus von 2000 Euro auf den Net-           Listenpreises von 40 000 Euro soll von 4000                      im Vergleich über 300 Euro spart. Dem hö-
  tobetrag von 27647 Euro. In den neuen            auf 6 000 Euro steigen. Je 3 000 von Her-                        heren Grundpreis geschuldet, verliert der
  Bruttobetrag (25647 Euro + Mehrwertsteu-         steller- und staatlicher Seite. Blickt man                       Corsa-e deutlicher an Wert (GS Line: 3 299
  er = 30520 Euro) wird eine staatliche Prä-       auf die jährlichen Kosten, so schlägt im                         Euro; Corsa-e: 3 833 Euro). Summa sum-
  mie verrechnet; sie beträgt 2000 Euro.           Beispiel das Benzin bei einer Laufleistung                       marum ergibt sich eine jährliche Ersparnis
  Die Entlastung des Käufers im Beispiel           von 15 000 Kilometern (1 440 Euro) etwa                          von 503 Euro für den Corsa-e.

  Beispiel 2: „Dienstwagen“
  Wer einen Dienstwagen privat fährt, muss
                                                    Mehr Netto vom Brutto mit einem E-Auto als Dienstwagen
  jeden Monat eine Pauschale auf das zu ver-                                                          Gehalt mit Firmenwagen Gehalt mit BMW i3
  steuernde monatliche Gehalt hinzuaddieren                                                           BMW 118d 5-Türer       (42 kWh)
  – das ist steuerrechtlich vorgeschrieben.
  Die geläufigste Methode ist die Pauschal-          Neuwagen-Listenpreis                             31.250 Euro                            38.000 Euro
  regelung, bei der ein Prozent des Brutto-          Brutto-Arbeitslohn                               3860,00 Euro                           3860,00 Euro
  listenpreises des Fahrzeugs dazugerechnet
  wird. Seit Januar genießen Käufer von              geldwerter Vorteil Firmenwagen* 312,50 Euro                                             190,00 Euro
  E-Autos und Plug-in-Hybriden allerdings            geldwerter Vorteil Arbeitsweg**                  140,63 Euro                            85,50 Euro
  einen Vorteil: Sie müssen nur noch 0,5 Pro-
  zent ansetzen.                                     zu versteuerndes Brutto                          4313,12 Euro                           4135,50 Euro
  Im Beispiel (siehe Chart) zeigt sich, dass
                                                     Summe Sozialabgaben***                           865,86 Euro                            830,20 Euro
  deutlich mehr Netto im Geldbeutel verbleibt.
  So entsteht bei einem Mitarbeiter mit einem        Summe Steuern****                                887,57 Euro                            827,31 Euro
  monatlichen Bruttogehalt von 3.860 Euro,
  der sich für einen fünftürigen BMW 118d            Netto-Arbeitslohn                                2106,58 Euro                           2202,49 Euro
  entscheidet, ein geldwerter Vorteil von 312,50
                                                     *1 % vom Kaufpreis bei BMW 118d; 0,5 % vom Kaufpreis bei BMW i3
  Euro – greift er zu einem BMW i3, sind es le-      **0,03 % des Kaufpreises mal die einfachen Entfernungskilometer bei BMW 118d; 0,015 % des Kaufpreises mal die einfa-
  diglich 190 Euro. Kalkuliert man den Arbeits-      chen Entfernungskilometer bei BMW i3
  weg, hier 15 Kilometer, vergrößert sich die        ***Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung, Krankenversicherung
  Differenz. Durch den deutlichen Unterschied        ****Lohnsteuer, Soli-Zuschlag, Kirchensteuer
                                                     Ausgangslage: Arbeitnehmer, 35 Jahre, unverheiratet mit Lohnsteuerklasse I, Wohnsitz in Bayern, gesetzliche Krankenver-
  beim geldwerten Vorteil (ca. 178 Euro)             sicherung (15,5 %), Entfernung zur Arbeitsstätte (einfacher Weg): 15 km
  bleiben dem umweltbewussten Fahrer fast
                                                      Quelle: www.nettolohn.de, Auto Bild
  100 Euro mehr Nettogehalt pro Monat.

                                                                                                                                                            BUSINESS & MOBILITY 19
HYBRID KOMBINIERT zwei
                                                             Antriebssysteme: eine Ver-
                                                             brennungsmaschine, meist
                                                             ein Benziner, mit einem Elek-
                                                             tromotor – und folglich höhe-
                                                             rem Gewicht. Die Akkus wer-
                                                             den über Rekuperation gela-
                         DER E-ANTRIEB zieht seine           den – etwa zurückfließende           DER PLUG-IN-HYBRID (PHEV)
                         Energie aus einer Lithium-          Bremsenergie, nicht extern           verfügt über eine etwas grö-
                         Ionen-Batterie, die meist im        per Stecker. Deshalb kommt           ßereHochvoltbatterieundge-
                         Fahrzeugboden verbaut ist           der Batterie eher unterstüt-         winnt sowohl per Rekuperati-
                         und an einer Steckdose oder         zende und verbrauchsmin-             on als auch an der Steckdose
                         Ladesäule aufgeladen wird.          dernde Funktion zu. Wird es          Energie. Im rein elektrischen
                         Mit der Technologie, der die        schneller, schaltet sich der         Betrieb beträgt die Reichwei-
                         US-Marke Tesla seit 2008            Verbrenner zu. Insbesondere          tezwischen25und50Kilome-
                         einen Schub brachte, lassen         Toyota hat die Technik seit          ter. Insbesondere bei Mittel-
                         sich Reichweiten über 500 Ki-       Mitte der 90er Jahre perfek-         und Oberklasse-Limousinen
                         lometer erzielen, meist be-         tioniert, stellt das größte An-      sowie bei SUVs und Transpor-
                         gnügen sich E-Autos derzeit         gebot und die Bestseller. Hy-        tern macht sich die Stecker-
                         aus Kosten- und Gewichts-           bride gelten als ausgereift,         Variante in den Flotten breit,
                         gründenmitetwa200Kilome-            profitieren aber nicht von der       Langstreckentauglichkeit ist
                         ter Radius. Lange Ladezeiten        aktuellen E-Förderung. Den-          dank starkem Benzin- oder
                         und eine lückenhafte Ladein-        noch macht die hohe Alltags-         Dieselmotor ihr großes Plus.
                         frastruktur gelten als weite-       tauglichkeit Hybridfahrzeuge         Der rein elektrische Betrieb
                         rer Hemmschuh der Battery           in den Flotten längst nicht zu       hat seine Domäne eher in der
                         ElectricVehicles(BEV)–privat        einemAuslaufmodell.                  Stadt. Premiumhersteller wie
                         und geschäftlich. Auf der Ha-                                            BMW, Mercedes und Volvo
                         benseitestehenniedrigeWar-                                               bauen ihr Angebot aus. Ab
                         tungs-undUnterhaltskosten.                                               einer Batteriereichweite über
                         Da die Hersteller, allen voran                                           40 Kilometer profitieren
                         Volkswagen, die Technik for-                                             PHEVs von der staatlichen
                         cieren, sind Innovationen und                                            Förderung. Wegen hoher
                         Kostensenkungen zu erwar-                                                Preise und Gewicht sowie der
                         ten. Auch staatliche Förde-                                              komplizierten Technik gelten
                         rungenpushendieTechnik.                                                  Plug-ins dennoch langfristig
                                                                                                  alsAuslaufmodell.

                         REDAKTION: ANDRÉ GÄRISCH UND JOCHEN ZIMMER · ILLUSTRATION: DOMINIQUE ROSSI

20 BUSINESS & MOBILITY
FOTO: PESHKOVA / FOTOLIA
                                                                     ERD- (CNG) UND FLÜSSIGGAS
                                                                     (LPG) fristen ein Nischenda-
                                                                     seinunterdenAntriebsarten–
                                                                     nur wenige Autobauer setzen
                                                                     auf sie. Der VW-Konzern (ins-
                                                                     besondereSeat)pushen CNG,
                                                                     während Dacia mit LPG-Mo-
DER MILD-HYBRID ist eine                                             dellen punkten will. Vorteil
weitere Übergangslösung hin                                          beider Varianten: Der Brenn-
zur Nullemission. Der Haupt-                                         wert liegt über dem von Ben-
unterschied zum konventio-                                           zin – die Emissionen sind um
nellen Hybrid: Statt eines voll-                                     bis zu 20 Prozent geringer als
wertigen E-Motors unter-                                             bei Otto-Motoren, das hilft der   E-FUELS IST EIN Sammelbe-
stützt eine 48-Volt-Batterie                                         CO2-Bilanz. Das Tankstellen-      griff für synthetische Kraft-
den Diesel- oder Benzin-Ver-                                         netz umfasst rund 900 CNG-        stoffe, die nicht fossilen Ur-
brenner beim Starten und im        DIE BRENNSTOFFZELLE dient         und 7100 LPG-Stationen, Ten-      sprungs sind und nachhaltig
Betrieb und trägt etwa durch       als Herzstück des Wasser-         denz eher sinkend. Ein we-        mit regenerativer Energie
Rekuperation in überschau-         stoff-Antriebs. Darin wird        sentlicher Unterschied bei        produziert werden. Dies un-
barem Maße zur Verbrauchs-         durch die katalytische Reakti-    Autogas- und Erdgas-Fahr-         terscheidet sie auch von Bio-
reduzierungbei.Damitleisten        on von Luft und gasförmigem       zeugen: der Tank – bei Erd-       kraftstoffen, die aus pflanzli-
Mild-Hybride einen Beitrag         Wasserstoff Energie gewon-        gas-Autos größer und schwe-       chen oder tierischen Rohstof-
zum Erreichen der CO2-Flot-        nen, die in einer Batterie ge-    rer. Die Umrüstung für den        fen erzeugt werden. E-Fuels
tenziele. In der Mittel- und       speichert wird und einen          Erdgas-Betrieb ist in der Re-     können Diesel, Benzin und
Oberklasse ist die Kombinati-      Elektromotor antreibt. Aus        gel teurer als die Nachrüs-       Gas ersetzen, denn sie haben
on mit dem 48-Volt-Akku bei        dem Auspuff entweicht nur         tungvonFahrzeugenfürFlüs-         den großen Vorteil, dass sie in
Verbrennern schon weit ver-        Wasserdampf. Der Markt be-        siggas.DiesteuerlicheFörde-       herkömmlichen Verbrenner-
breitet,MarkenwieetwaAudi,         findet sich in einer Frühphase    rung von LPG wird bereits         motorengetanktwerdenkön-
BMW, Mercedes und Ford             – vor allem Hyundai und Toyo-     zurückgefahren, für CNG gilt      nen und damit zur Verbesse-
bauen ihr Angebot aus. Die         ta forcieren Fuel Cells und       diesab2024.                       rung der CO2-Bilanz beitra-
Technik bringt kaum Mehrge-        bieten (teure) Serienmodelle.                                       gen. Das Problem: Die Tech-
wicht und ist vergleichsweise      Da die Autos emissionsfrei                                          nik befindet sich noch im
günstig, profitiert aber nicht     fahren, über 500 Kilometer                                          Anfangsstadium – es wird ge-
vonderE-Förderung.                 weitkommenundsichschnell                                            forscht. Entsprechend teuer
                                   betanken lassen, sind sie all-                                      und nicht marktfähig ist des-
                                   tagstauglich. Noch ist die Zahl                                     halb die Produktion, die zu-
                                   der H2-Tankstellen mit unter                                        dem hohe Wirkungsverluste
                                   100 bundesweit lückenhaft,                                          mit sich bringt. Experten se-
                                   ihr Ausbau wird jedoch for-                                         hen E-Fuels eher als langfris-
                                   ciert. Vor allem im Langstre-                                       tige Alternative mit zunächst
                                   ckeneinsatz gilt Wasserstoff                                        speziellenEinsatzzwecken.
                                   alsAlternativemitZukunft.

                                                                                                                   BUSINESS & MOBILITY 21
Martina Kohlhuber, Leiterin
FOTO: DAVID AUSSERHOFER

                              Themenschwerpunkt
                              Mobilität bei der Deutschen
                              Akademie der Technik-
                              wissenschaften (acatech)

                                                             Sie haben im September 2019 die Stu-            bilder genannt, wie ein funktionierendes
                                                             die „Neue autoMobilität II“ vorgestellt.        und nachhaltiges Mobilitätssystem in Zu-
                                                             Wie werden wir alle demnach künftig             kunft aussehen könnte. Es geht dabei in
                                                             mobil sein? Wir werden vernetzt, auto-          erster Linie darum, alle relevanten und
                                                             nom, klimafreundlich, nutzerfreundlich          künftig verfügbaren Verkehrsträger, Ver-
                                                             und bedarfsgerecht unterwegs sein. Klar ist     kehrsteilnehmer und Infrastrukturen klug
                                                             aber auch, das wird nicht alles schon in den    miteinander zu vernetzen. Auf diese Weise
                                                             nächsten zehn Jahren so sein. Als Zeithori-     lässt sich nicht nur das Verkehrsaufkom-
                                                             zont nennen wir explizit 2030+, wobei das       men verringern, sondern auch viel Raum
                                                             Plus an dieser Stelle ganz entscheidend ist.    anders nutzen, der heute etwa für Park-
                                                             Viele der von uns vorgestellten Szenarien       plätze vorgehalten werden muss. Wir be-
                                                             werden sicher erst deutlich später Realität.    schäftigen uns auch damit, wie eine in-
                          Die Studie Neue autoMobilität II                                                   telligente Steuerung den Verkehr in unse-
                          wurde von der Deutschen Aka-       Laut BMVI ist die Verkehrsleistung in           ren Städten verflüssigen kann. Es geht aber
                          demie der Technikwissenschaf-
                                                             Deutschland seit 2002 gestiegen – von           niemals darum, die individuelle Mobilität
                          ten (acatech) auf der IAA 2019
                          erstmals vorgestellt. Die Pro-
                                                             2,7 Milliarden Personenkilometern               der Menschen einzuschränken.
                          jektgruppe der Studie setzt sich   pro Tag auf 3,2 Milliarden. Sind das
                          aus mehr als 40 Experten aus       gute oder schlechte Nachrichten? Bei-           Im urbanen Raum halten Sie künftig
                          Wirtschaft und Wissenschaft        des. Es sind gute Nachrichten, weil es zeigt,   „kooperativen Mischverkehr autono-
                          zusammen, darunter neben           dass Bevölkerung, Wirtschaft und Mobili-        mer und nicht-autonomer Fahrzeuge“
                          Vertretern zahlreicher Univer-     tät in Deutschland wachsen. Es sind nicht       für möglich, der den Verkehrsfluss
                          sitäten auch Manager von BMW,
                                                             so gute Nachrichten, weil das damit ver-        verbessert. Wären autofreie Innen-
                          VW, Here, Deutsche Bahn,
                          Siemens, Bosch, Nokia, VDA,
                                                             bundene Verkehrswachstum vor allem in           städte nicht die einfachere Lösung?
                          ZVEI und Verband deutscher         Städten zu immer größeren Problemen             Einzelne Straßen autofrei zu machen, ist
                          Verkehrsunternehmen. Alle          führt. Das hat auch eine in unserem Auf-        sicher möglich und wird in vielen Städten
                          Ergebnisse der Studie unter        trag durchgeführte Allensbach-Studie be-        ja auch bereits umgesetzt. Aber für kom-
                          www.acatech.de/verkehr2030         stätigt. Danach sehen die Menschen in           plett autofreie Städte fehlen derzeit schlicht
                                                             puncto Mobilität die größten Probleme           die Alternativen. Der ÖPNV ist schon heu-
                                                             tatsächlich in der Zunahme von Staus,           te extrem überlastet. Der Bau neuer U-
                                                             überlasteten Innenstädten, Luftverschmut-       Bahn- und S-Bahn-Trassen wird noch lan-
                                                             zung und Lärmemissionen.                        ge dauern. Und nur mit neuen Bussen, au-
                                                                                                             tonom oder nicht autonom, werden die
                                                             Der Bericht des BMVI zeigt aber auch:           Städte das Problem kurz- bis mittelfristig
                                                             Für 47 Prozent der Befragten ist es für         auch nicht lösen können.
                                                             den Klimaschutz am wichtigsten, dass
                                                             Menschen weniger Auto fahren. Geht              Was bringt autonomes Fahren? Laut
                                                             es also primär um Verkehrsreduzie-              Allensbach gehen die Menschen zwar da-
                                                             rung oder -optimierung? Wir zeigen in           von aus, dass sich autonomes Fahren im-
                                                             unserer Studie zwölf Szenarien, Zukunfts-       mer weiter verbreitet. Gegenüber einer per-

                      22 BUSINESS & MOBILITY
„

        MOBILITÄTSEXPERTIN MARTINA KOHLHUBER ÜBER ZUKUNFTSSZENARIEN FÜR
        STADT UND LAND, KOOPERATIVEN MISCHVERKEHR UND INVESTITIONSBEDARF
        VON ANJA STURM

sönlichen Nutzung sind viele jedoch skep-    deutlich wachsen. Auch digitale Lösungen       gruppe spricht sich klar dafür aus, Kom-
tisch. Andere Studien rechnen damit, dass    wie verkehrsträgerübergreifende Apps sind      munen ins Zentrum der vernetzten Mobi-
durch autonome Fahrzeuge der Verkehr         für neue Mobilitätskonzepte essenziell,        lität von morgen zu stellen und sie auch
künftig sogar zunehmen wird. Wichtig         und auch automatisierte Parkhäuser, wie es     entsprechend auszustatten.
wird daher sein, automatisiertes und ver-    sie teils beispielsweise schon in München
netztes Fahren sinnvoll in das Verkehrs-     gibt, können zur Problemlösung beitragen.      Laut BMVI-Bericht haben seit 2002 vor
und Mobilitätssystem zu integrieren. Ko-     Das Wichtigste aber ist: Wir müssen vieles     allem Pendler- und dienstliche Fahr-
operativer Mischverkehr bezieht alle Fahr-   erst mal ausprobieren und schauen, ob und      ten deutlich zugenommen. Allein die
zeuge, aber auch Infrastruktur und nicht     wie es angenommen wird.                        Verkehrsleitung von Lieferdiensten
vernetzte Verkehrsteilnehmer wie Fußgän-                                                    hat sich seither verdoppelt. Interessant
ger und Radfahrer mit ein. Aber wir müs-     Wie relevant werden künftig Fahrrad,           ist dabei aber auch, dass die individuellen
sen die Themen jetzt angehen, um die neue    E-Bike oder E-Scooter als Fortbewe-            Autofahrten für private Einkäufe in dersel-
Mobilität richtig zu planen.                 gungsmittel sein? Sehr relevant. Die ge-       ben Zeit zurückgegangen sind – wenn auch
                                             samte Mikromobilität ist gerade für die be-    nicht in gleichem Maße.
Wann wird es Realität sein, dass auto-       rühmte letzte Meile, ob in Städten oder auf
nome und nichtautonome Fahrzeuge             dem Land, ein sehr wichtiger Faktor.           Wie lässt sich der zunehmende Pend-
und alternative Verkehrsträger wie                                                          ler- und Dienstverkehr in den Griff be-
Fahrrad oder E-Scooter eine völlig           Apropos Land: Hier sprechen Sie von            kommen? Zunächst gilt hier das Gleiche
neue Mobilitätswelt in den Städten           der Schaffung sogenannter Mobilitäts-          wie für alle Fahrten, also insbesondere in-
prägen? Ich gehe davon aus, dass das si-     Hubs. Was genau sollen die bieten?             telligente Vernetzung der Verkehrsträger,
cher noch viele Jahre, gar Jahrzehnte dau-   Mobilitäts-Hubs sollen attraktive Aufent-      Ausbau des ÖPNV und anderer Alternati-
ern wird. Schließlich müssen neben den       haltsorte sein, an denen die Menschen im       ven sowie Schaffung von Mobilitäts-Hubs.
vielen technologischen Fragen auch noch      Grunde alles finden, was sie in den jeweili-
jede Menge rechtliche und ethische Fragen    gen Orten oder Regionen brauchen, um           Und darüber hinaus? Ein Mobilitätsbud-
geklärt werden. Ganz klar ist auch: Hier     mobil zu sein und bequem in die Städte         get, das die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern
werden in den nächsten Jahren enorme fi-     pendeln zu können – vom Carsharing,            zur Verfügung stellen, um auch hier eine
nanzielle Mittel investiert werden müssen.   über E-Bike-Stationen bis zu autonomen         größtmögliche Flexibilität in der Verkehrs-
                                             Shuttlebussen.                                 trägerwahl zu ermöglichen, sehen wir als
Und in der Zwischenzeit bleibt alles                                                        eine Möglichkeit. Aber auch die Digitalisie-
beim Alten? Nein. Vieles kann auch ganz      Nicht gerade neue Ideen – und in den           rung bietet natürlich große Chancen: Flexi-
schnell gehen. Mit autonomen Kleinbus-       meisten Kommunen kaum zu finanzie-             blere Arbeitszeiten und Arbeitsorte könn-
sen experimentieren bereits einige Kom-      ren. Neu sind die Ideen nicht, und in der      ten künftig noch in deutlich stärkerem Ma-
munen. An intelligenter Verkehrssteue-       Peripherie großer Städte gibt es durchaus      ße genutzt werden. Das sind Maßnahmen,
rung wird geforscht und gearbeitet. Der      auch bereits entsprechende Angebote. Auf       die nichts kosten und zugleich die Bedürf-
Ausbau von Busspuren und vor allem der       dem Land hingegen gibt es sie wenig bis gar    nisse der Mitarbeiter besser berücksichti-
Ausbau der Radwegenetze muss vorange-        nicht. Aber noch einmal: Wir zeigen Szena-     gen. Homeoffice ist hier echt eine Lösung.
trieben werden. Neue Mobilitätsdienstleis-   rien auf, wie Mobilität in Zukunft aussehen    Da sind ganz klar die Arbeitgeber gefragt.
tungen wie Carsharing und Ride Hailing       könnte. Ohne erhebliche Investitionen          Viele Unternehmen haben das einfach
werden in den nächsten Jahren sicher noch    wird es nicht gehen – und unsere Arbeits-      noch nicht auf dem Schirm.

                                                                                                                   BUSINESS & MOBILITY 23
SO NAH – UND
DOCH NOCH FERN
VIELE UNTERNEHMEN ARBEITEN AN DIGITALEN LÖSUNGEN FÜR DIE VERKEHRSWENDE.
EIN SELBSTVERSUCH ZEIGT, DASS DIE ZUKUNFT ERST AM ANFANG STEHT
VON BETTINA SONNENSCHEIN · ILLUSTRATION: DOMINIQUE ROSSI
nungsfunktion, Apps mit umfassenden In-
                                                                                                   halten, Apps mit einem Teilangebot. „Die
                                                                                                   Möglichkeiten sind enorm“, sagt Michel
                                                                                                   Heider, Leiter der Jelbi-Mobilitätsplatt-
                                                                                                   form & -stationen der Berliner Verkehrs-
                                                                                                   betriebe (BVG). „Darum sehen wir uns
                                                                                                   auch nicht als Allheilmittel, sondern ledig-
                                                                                                   lich als ein Puzzleteil an, das im Prozess der
                                                                                                   Verkehrswende seinen Part einnimmt.“ Jel-
                                                                                                   bi ist in vielerlei Hinsicht derzeit ein Vor-
                                                                                                   zeigeprodukt: Als Plattform der BVG ver-
                                                                                                   knüpft die Anwendung eine Vielzahl von
                                                                                                   Verkehrsangeboten. Bus und Bahn, Leihrä-
                                                                                                   der, -roller und -scooter, Carsharing-Flot-
                                                                                                   ten und das Shuttle-Angebot Berlkönig: In-
                                Schnell ein                                                        nerhalb von Berlin lassen sich sämtliche
                                Auto nötig?                                                        Fahrten, egal mit welchem Verkehrsmittel,
                                Sixt vermietet                                                     über die Jelbi-App buchen und – ein ent-
                                seine Flotte
                                auch im                                                            scheidender Punkt – auch bezahlen.
                                Sharingsystem                                                          Ich allerdings bin ja noch gar nicht in
                                                 ie Fastlane bleibt mir zunächst einmal ver-       Berlin. Um von München an den am Al-
                                                 sperrt. Ich vermute, das liegt daran, dass ich    penrand gelegenen Schliersee zu gelangen,
                                                 die Sixt-App zum ersten Mal für eine Leih-        nützt nämlich kein noch so ausgeklügeltes
                                                 wagenmiete einsetze. Den Führerschein             System: Nur ein gemietetes Fahrzeug er-
                                                 musste ich dafür abfotografieren und mich         möglicht es hier, frei und ungebunden un-
                                                 auch sonst mit allem Möglichen legitimie-         terwegs zu sein. Sixt, als einer der ursprüng-
                                                 ren – aber beim ersten Mal will dann doch         lich klassischen Vermieter, versteht sich
                                                 ein Mitarbeiter am Counter des Münchner           allerdings längst nicht mehr solcher. Auf
                                                 Hauptbahnhofs echte Dokumente sehen.              der Basis seiner Fahrzeugflotte hat das Un-
                                                 Nicht ganz ohne Grund: Natürlich hatte ich        ternehmen die Digitalisierung dazu einge-
                                                 ein falsches Datum im Profil eingetragen,         setzt, Mobilität aller Art zu ermöglichen.
                                                 das jetzt berichtigt wird. Danach ist alles wie   „Unser großer Vorteil ist unser flächende-
                                                 immer, wenn man ein Mietauto bucht:               ckendes Stationsnetzwerk. Dadurch sind
                                                 Schlüssel in die Hand, Zettel mit dem Stell-      wir nicht an ein Geschäftsgebiet gebunden
                                                 platz auch, 10 Minuten später fahre ich los.      wie andere Carsharing-Anbieter“, erläutert
                                                 Und nächstes Mal führt mich die App dann          Kathrin Risom, Senior Executive Manager
                                                 vielleicht auch direkt zum Auto und lässt es      Product & Marketing Sixt Share. „Wir stel-
                                                 mich per Smartphone aufschließen.                 len es den Kunden frei, wo sie das Fahrzeug
                                                     Meine Route für die kommenden fünf            zurückgeben – weil wir eben überall in
                                                 Tage lautet wie folgt: Frankfurt–München,         Deutschland Sixt-Stationen haben und die
                                                 München–Schliersee, Schliersee–Frank-             Autos flexibel entweder im Carsharing oder
                                                 furt, Frankfurt–Wolfenbüttel, Wolfenbüt-          in der Autovermietung einsetzen können.“
                                                 tel–Berlin und schließlich zurück nach                Klingt gut – ein Sixt-Auto wirklich am
                                                 Frankfurt. Der Trip soll exemplarisch dafür       Straßenrand abstellen, das geht bislang aber
                                                 stehen, mit welchen Anwendungen aus               doch nur in Berlin, Bochum, Dresden,
                                                 dem Bereich „Mobility as a Service“ vielrei-      Duisburg, Hamburg, Leipzig, München
                                                 sende Geschäftsleute heute agieren können.        und Nürnberg. Weitere Städte werden fol-
                                                 Erleichtern sie das Fortkommen? Funktio-          gen. Und natürlich entspricht der stück-
ILLUSTRATION: DOMINIQUE ROSSI

                                                 nieren sie überhaupt?                             weise Ausbau innerhalb urbaner Räume
                                                     Das heutige Angebot kann ebenso viel-         auch der Zielgruppe, die sich derzeit am
                                                 seitig wie unüberschaubar genannt werden:         meisten für Carsharing interessiert. Mitt-
                                                 Apps für den öffentlichen Nahverkehr,             zwanziger bis -vierziger, die selbst in der
                                                 Apps für Sharing, Apps für Ride-Services,         City wohnen, kein eigenes Auto haben und
                                                 Apps mit Routenplaner, Apps mit Abrech-           digitalen Lösungen gegenüber aufgeschlos-

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