MÜNCHNERUNI MAGAZIN - WIE GRÜN IST DIE LMU? NACHHALTIGKEIT AUF DEM CAMPUS - LMU ON ITUNES U

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MÜNCHNERUNI MAGAZIN - WIE GRÜN IST DIE LMU? NACHHALTIGKEIT AUF DEM CAMPUS - LMU ON ITUNES U
nr . 3 • 2 0 1 2

             MünchnerUni Magazin
             zeitschrift der ludwig - maximilians - universit ä t münchen

                                                                  E x zelle nz­
                                                                  ini t i at ive

Nachhaltigkeit auf dem Campus                                     SENSATIO-
                                                                  NELLER ERFOLG
Wie Grün ist die LMU?                                             DER LMU
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der lmu-shop
im »schweinchenbau«   Öffnungszeiten im Semester:
leopoldstrasse 13     Montag bis Freitag 10 – 16 Uhr
                      Öffnungszeiten in der vorlesungsfreien Zeit:
80802 münchen         Dienstag und Donnestag 10 – 16 Uhr

www.lmu-shop.de
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E di t o ri a l
                                                                                                             1

                                                                                                           N R. 3 • 2 0 1 2
1 Die Einganstür des Instituts     EDITORIAL
für Romanische Philologie in der
Ludwigstraße 25.                   Sensationell ist der Erfolg der LMU in der Exzellenzinitiative: Die
                                   Universität war mit allen neun Anträgen erfolgreich. Erstklassig ist
                                   auch das Projekt „Ökoprofit“. Mit diesem verbindet die LMU Öko-
                                   nomie und Ökologie, sodass die Umweltbilanz genauso grün ist wie
                                   ihr Logo.

                                   Fast einmalig ist die neue Universitätssternwarte auf dem Wen-
                                   delstein. Diese erleichtert die Beobachtungen von Galaxien oder
                                   Schwarzen Löchern und stärkt nochmals die Spitzenastronomie
                                   in München. Ebenfalls einzigartig ist artigo.de. Auf der Webseite
                                   machen sich Professoren der LMU das Phänomen „Crowdsourcing“
                                   zunutze und lassen Internetuser in einem Onlinespiel Kunstwerke
                                   verschlagworten.

                                   Ausgezeichnet ist Max von Laue – und das sogar mit dem Nobel-
                                   preis. Dem Physiker gelang vor 100 Jahren an der LMU ein Expe-
                                   riment, ohne dessen Erfolg es viele Forschungsgebiete heute nicht
                                   geben würde. Prämiert mit dem Preis für gute Lehre wurde außer-
                                   dem Andreas Brachmann. Der Biologe verwandelt sich in seinen
                                   Vorlesungen in eine Art Günther Jauch bei „Wer wird Millionär?“
                                   und probiert es mit Interaktion statt Frontalunterricht.

                                   Vorbildlich sind die Kurse der Bayerischen Akademie des Schrei-
                                   bens für ein besseres Literaturverständnis. Beim letzten Mal erklärte
                                   dort Bestsellerautor Georg M. Oswald die Gemeinsamkeiten von
                                   Schriftstellern und Archäologen. Ein Beispiel nehmen kann man sich
                                   zudem an Rugbyspieler und LMU-Student Felix Hintermayer, der
                                   trotz eines Kieferbruchs mit dem Studentenstadt Rugby Club in die
                                   zweite Liga aufgestiegen ist.

                                   Grandios ist die Grande Dame des Liberalismus – Hildegard Hamm-
                                   Brücher. Im Exklusivinterview erzählt die 91-Jährige von ihrem
                                   Studentenleben an der LMU, von den Geschwistern Scholl, den
                                   Studienbedingungen im Krieg, der aktuellen Hochschulpolitik und
                                   ihren Gedanken zum 25. Jubiläum der Weißen Rose Stiftung.

                                   Viel Spaß beim Lesen, Ihre MUM-Redaktion
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Zur Sache
Z ur S a c h e

                     Lehre@LMU: Der Qualitätspakt
                     in der Lehre
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                                                         Ende vergangenen Jahres konnte die LMU rund 23         Nicht nur für Tutorinnen und Tutoren, sondern
                                                         Millionen Euro im Rahmen des „Bund-Länder-Pro-         auch für die Lehrenden – vom wissenschaftlichen
                                                         gramms für bessere Studienbedingungen und mehr         Mitarbeiter bis zum Professor – wird es Angebote
                                                         Qualität in der Lehre“ einwerben. Mit diesen Mitteln   zur fachdidaktischen und allgemeinen Weiterqua-
                                                         wird jetzt das Programm Lehre@LMU umgesetzt,           lifizierung geben; Ziel ist auch hier, die Qualität
                                                         das an verschiedenen Punkten ansetzt, um die bereits   bei der Vermittlung von Lehrinhalten zu verbes-
                                                         qualitativ hochwertige Lehre an der LMU weiter zu      sern. Entsprechend wird das bisherige Angebot
                                                         verbessern. Die ersten Projekte von Lehre@lmu sind     zur hochschuldidaktischen Qualifikation für wis-
                                                         bereits gestartet, weitere werden in Kürze folgen.     senschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                                                                                                ter weiter ausgebaut und mithilfe der Virtuellen
                                                         Kernziel von Lehre@LMU ist, den Studierenden           Hochschule um eLearning-Elemente ergänzt.
                   1 Professor Martin Wirsing, Vize-     ein wissenschaftlich fundiertes Urteilsvermögen
                   präsident für den Bereich Studium,    auf der Basis exzellenter Forschung zu vermitteln      Zur Verbesserung der Chancengleichheit aller
                   stellt das Programm Lehre@LMU         und Problemlösungsfähigkeit sowie Handlungs-           Studierenden soll die Betreuung besonders in den
                   vor, das jetzt angelaufen ist und     kompetenz durch die Integration von Praxisbezug        kritischen Übergangsphasen von der Schule in die
                   helfen wird, die bereits qualitativ   zu fördern. Dies betrifft besonders die Lehrquali-     Hochschule, vom grundständigen zum weiterfüh-
                   hochwertige Lehre an der LMU          tät in den vier zentralen Bereichen „Lehrinhalte“,     renden Studiengang und von der Hochschule in
                   weiter zu verbessern.                 „Vermittlung der Lehrinhalte“, „Betreuung der          den Beruf intensiviert werden. Dazu werden die
                                                         Studierenden“ und „Qualitätsmanagement“.               bestehenden Mentoring-Programme ausgebaut,
                                                                                                                zusätzliche Beratungsangebote eingerichtet und
                                                         Ausbau der Forschungs- und                             ein Weiterbildungsprogramm für Studiengangko-
                                                         Praxisorientierung                                     ordinatoren und Fachstudienberater geschaffen.
                                                         Bei den Lehrinhalten geht es um die systematische
                                                         Einbeziehung von Forschungs- und Praxisorien-          Das Projekt Lehre@LMU bietet viele strukturelle
                                                         tierung. So werden etwa studentische Forschungs-       Verbesserungen und Anreize, um die hohe Qua-
                                                         projekte gefördert, aber auch Lehrformate, die         lität der Lehre an der LMU und die Verbindung
                                                         Studierende frühzeitig sowohl an die konkrete          von Lehre und Forschung noch weiter zu stärken.
                                                         Forschung heranführen, als auch den nötigen            Gerade der LMU als forschungsstarker Spitzenuni-
                                                         Praxisbezug vermitteln können.                         versität ist dies ein wichtiges Anliegen und zeigt,
                                                                                                                wie die Studierenden direkt auch von den Erfolgen
                                                         Überdies werden zusätzliche Tutorinnen und Tuto-       in der Exzellenzinitiative profitieren können.
                                                         ren eingestellt und durch didaktische Schulungen
                                                         gezielt auf ihre Lehraufgaben vorbereitet und wei-
                                                         terqualifiziert. So kann die Qualität von Lehrver-
                                                         anstaltungen nicht nur gesichert, sondern weiter
                                                         deutlich gesteigert werden. Der jährlich ausge-
                                                         lobte LMU Lehrinnovationspreis für die besten
                                                         Lehrkonzepte sowie der LMU Forscherpreis, der
                                                         herausragende Studierende für die besten studen-                            Professor Dr. Martin Wirsing
                                                         tischen Forschungsprojekte auszeichnet, dienen                                         Vizepräsident der
                                                         dabei als zusätzlicher Anreiz.                                           Ludwig-Maximilians-Universität
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                                                                                 MUM NR. 3 · 2012

                                          ■ news
                                          4	meldungen

                                          ■ titel
                                          6    Wie grün ist die LMU?
                                          	Nachhaltigkeit auf dem Campus

                                          ■ essay
                                          10	Europas Forschungsuniversitäten
                                              schaffen Wirtschaftswachstum

                                          ■ profile
                                          12   Leidenschaft, die Leiden schafft
                                               Sport ist ihr Hobby: Rugbyspieler Felix Hintermayer
          Wie grün ist die LMU?

                                                                                                     Inhalt
          Nachhaltigkeit auf dem Campus   14   Feldforschung 2.0
                                          	Online-Spiele: Kunsthistoriker im digitalen
                                               Zeitalter

                                          16	Verbeugung vor einem groSSen
                                              Wissenschaftler                                          3
                                          	Vor 100 Jahren an der lmu: MAX von laue auf

                                                                                                     N R. 3 • 2 0 1 2
                                               Nobelpreiskurs

                                          18   Der Schreiberlehrling
                                               Schreibakademie für junge Schriftsteller

                                          20	Variante von Amerikas
                                    22        „Geburtsurkunde“ in der UB
                                               Berühmtes Kartenwerk entdeckt

                                          22   Wendelstein meets WestTexas
                                          	Einweihung des neuen Teleskops
                                               des LMU-Observatoriums
            Einweihung des neuen
                    Teleskops des         24	„Das Ergebnis einer sehr
             LMU-Observatoriums               konsequenten Arbeit“
           Wendelstein meets              	Präsident Professor Huber zum Erfolg
                  WestTexas                    der LMU im Exzellenz-Wettbewerb

                                    24    26	Die Gewinner: Graduiertenschulen
                                              und Exzellenzcluster an der LMU

                                          30   SPoC – übernehmen Sie!
                                          	Campus-Helpdesk der LMU

       Präsident Professor Huber         32	Klickern statt Kleckern
              zum Erfolg der LMU               Interaktion statt Frontalunterricht
         im Exzellenz-Wettbewerb
„Das Ergebnis einer sehr                 ■ Alumni
   konsequenten Arbeit“                   34   „Freiheit ist etwas Kostbares“
                                          	Hildegard Hamm-Brücher
                                    34
                                          ■ menschen
                                          37  neuberufen
                                          43	preise & ehrungen
                                          46  Verstorben

                                          ■ service
                                          47   tipps & termine
         Hildegard Hamm-Brücher
            „Freiheit ist etwas           ■ impressum
                    Kostbares“
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                                                                                     mentellen Colitis“ und Friedrich für seine Arbeit
                                                                                     zu „Veränderungen der zerebralen Mikrozirku-
                                                                                     lation nach experimenteller Subarachnoidalblu-
                                                                                     tung bei der Maus“.

                                                                                     „München wird moderner. Stadt und Atmosphäre
                                                                                     in den langen 1960er Jahren“ ist die prämierte
                                                                                     Dissertation von Dr. Simone Egger vom Institut für
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                                                                                     Volkskunde/Europäische Ethnologie. Dr. Florian
                                                                                     Grosser von der Fakultät für Philosophie, Wissen-
                                                                                     schaftstheorie und Religionswissenschaft erhielt
                                                                                     einen Promotionsförderpreis für seine Doktor­
  4                                                                                  arbeit über „Revolution Denken. Heidegger und
                                                                                     das Politische 1919 bis 1969“ und ein weiterer
N R. 3 • 2 0 1 2

                                                                                     Preis ging an Dr. Ralph Alexander Schönrich von
                                                                                     der Fakultät für Physik für seine Dissertation mit
                                                                                     dem Titel „Struktur, Kinematik und Chemie der
                                                                                     Milchstraße“.

                                                                                     Mit Habilitationspreisen wurden PD Dr. Sandra
                          1 Die Promotions- und Habilitationsförderpreisträger       Hake vom Adolf-Butenandt-Institut, Medizini-
                          mit LMU-Präsident Professor Bernd Huber (2. von rechts)    sche Fakultät, sowie PD Dr. Michael Zehetleitner
                          und dem Vorsitzenden der Universitätsgesellschaft,         vom Department Psychologie ausgezeichnet. Ha-
                          Dr. Wolfgang Strassl (4. von rechts), auf dem Stiftungs-   ke erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit über
                          fest der LMU.                                              „Identifizierung und Charakterisierung von
                                                                                     posttranslationalen Histonmodifizierungen
                                                                                     und Histonvarianten“ und Zehetleitner für seine
                          540. Stiftungsfest an der LMU                              Schrift über „Salienz: Aufmerksamkeit im Span-
                          Am 29. Juni feierte die LMU ihr 540. Stiftungs-            nungsfeld zwischen Einflüssen der Umwelt und
                          fest. Den Festvortrag hielt die Präsidentin des            des Organismus“.
                          Deutschen Akademischen Austausch Dienstes,
                          Professor Margret Wintermantel, zum Thema                  Im Rahmen des Stiftungsfestes wurde zudem wie-
                          „Perspektiven der Internationalisierung deutscher          der der mit 20.000 Euro dotierte Georg Heberer
                          Hochschulen“.                                              Award 2012 der Chiles Foundation in Portland/
                                                                                     Oregon vergeben: Er ging an Dr. Hanno Nieß von
                          Das Stiftungsfest soll den Gästen der Universität          der Chirurgischen Klinik und Poliklinik der Medi-
                          auch einen Einblick in das breite Spektrum ihrer           zinischen Fakultät. Nieß erhielt die Auszeichnung
                          Forschung geben. Dabei steht alljährlich insbe-            für seine Arbeit zum Thema „Selective targeting
                          sondere die Nachwuchsförderung im Mittelpunkt.             of genetically engineered mesenchymal stem
                          Einige herausragende Promotionen und Habilitati-           cells to tumor stroma microenvironments using
                          onen wurden daher mit dem Förderpreis der Mün-             tissue-specific suicide gene expression suppres-
                          chener Universitätsgesellschaft ausgezeichnet. Zu-         ses growth of hepatocellular carcinoma”.
                          dem wurde im Rahmen des Stiftungsfestes der mit
                          25.000 US-Dollar dotierte Georg Heberer-Award              Der Assistenzarzt und Nachwuchswissenschaftler
                          der Chiles Foundation Portland/Oregon verliehen.           erhielt die Auszeichnung für einen innovativen
                                                                                     Ansatz bei Leberkrebs, den er im Rahmen seiner
                          Promotionsförderpreise gingen an Dr. Philipp               Dissertation entwickelte: Genetisch veränderte
                          Redeker von der Juristischen Fakultät für seine            Stammzellen sollen hier die Tumorzellen hoch-
                          Arbeit „Der Eigenschaftsbegriff beim Kauf“, an             spezifisch in den Suizid treiben.   ■ cg /suwe
                          Dr. Peter Georg Düwell sowie an Dr. Benjamin Pas-
                          quale Friedrich, beide Medizinische Fakultät der
                          LMU. Düwell erhielt den Preis für seine Disser-
                          tation „Die Rolle des NLRP3-Inflammosoms in
                          der Pathogenese entzündlicher Erkrankungen
                          am Beispiel von Atherosklerose und der experi-
MÜNCHNERUNI MAGAZIN - WIE GRÜN IST DIE LMU? NACHHALTIGKEIT AUF DEM CAMPUS - LMU ON ITUNES U
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Neue Sonderforschungsbereiche an der LMU                                       Der SFB 1032 „Nanoagenzien für raumzeitliche Kontrolle mole-
Die LMU ist an vier von der Deutschen Forschungsgemeinschaft                   kularer und zellulärer Reaktionen“ zielt auf das Design syntheti-
(DFG) neu eingerichteten Sonderforschungsbereichen (SFB) betei-                scher Konstrukte, sogenannter „Nanoagenzien“, ab, die molekula-
ligt. Für zwei dieser SFB ist die LMU zudem Sprecherhochschule:                re und zelluläre Reaktionen kontrollieren können. Ausgehend von
So für den transregionalen SFB 127 „Biologie der xenogenen Zell-               kleinsten Bausteinen, etwa DNA, Proteine und biologische Mem-
und Organtransplantation“ sowie für den SFB 1032 „Nanoagenzien                 branen, sollen artifizielle Nanostrukturen geschaffen werden, die
für raumzeitliche Kontrolle molekularer und zellulärer Reaktionen“.            synthetische Reaktionsnetzwerke oder rekonstituierte Netzwerke in
                                                                               synthetischen Umgebungen regulieren können.

                                                                                                                                                                                                                                                 n ews
Der SFB/Transregio 127 „Biologie der xenogenen Zell- und Organ-
transplantation“ hat sich zum Ziel gesetzt, neue transgene Schwei-             Neben der LMU als Sprecherhochschule mit mehreren beteiligten
nelinien zu entwickeln, deren Gewebe weniger Abstoßungsreakti-                 Instituten gehören dem neuen SFB unter anderem auch die TU Mün-
onen bei sogenannten Xenotransplantationen – der Verpflanzung                  chen sowie das Max Planck-Institut für Biochemie an. Koordinator
von Organen und Gewebe tierischen Ursprungs – hervorruft. Dieses               des SFB ist Professor Joachim Rädler von der Fakultät für Physik.                                                                                                   5
Gewebe soll dann sowohl in präklinischen als auch in klinischen

                                                                                                                                                                                                                                                 N R. 3 • 2 0 1 2
Studien untersucht werden – ein besonderer Schwerpunkt liegt da-               Des Weiteren ist die LMU an dem an der Universität Mainz angesie-
bei auf der Xenotransplantation von Inselzellen bei Typ-1-Diabetes.            delten SFB / TR 128 „Initiierungs-, Effektor- und Regulationsmecha-
                                                                               nismen bei Multipler Sklerose“ sowie an dem SFB 1035 „Kontrolle
Neben der LMU als Sprecheruniversität sind an dem neuen SFB/                   der Proteinfunktion durch konformationelles Schalten“ an der TU
Transregio unter anderem die TU München, die Medizinische Hoch-                München beteiligt.                                           ■ suwe
schule Hannover und das Robert-Koch-Institut beteiligt. Koordinator
des SFB ist Professor Bruno Reichart vom Klinikum der Universität
München.

                                                                                            Ich bin bereit, die Münchener Universitätsgesellschaft in der Förderung von Forschung
                                                                                            und Lehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu unterstützen:

      Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität München e.V.

                                                                                            1. Ich spende einen einmaligen Betrag von € ..................................................................
                                                                                            2. Ich erkläre meinen Beitritt zur Münchener Universitätsgesellschaft
   Kennen Sie schon die Münchener Universitätsgesellschaft?
                                                                                               mit einem Jahresbeitrag von € .........................................................................................
   1922 gegründet, sind wir nicht nur eine der ältesten Fördergesellschaften
   Deutschlands, sondern auch eine der größten.                                                   Mindestbeiträge:
                                                                                                  Einzelpersonen                                                                                                       € 40,-
   Schnelle und wirkungsvolle Förderung von Forschung und Lehre an der Ludwig-
                                                                                                  Studenten                                                                                                            € 20,-
   Maximilians-Universität – das ist unser Engagement.                                            Juristische Personen, Firmen und Personenvereinigungen                                                              € 100,-
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   • die Möglichkeit zur Teilnahme an Veranstaltungen der                                   E-Mail: .....................................................................................................................................................

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                                                                                            Datum: ................................................. Unterschrift: ..........................................................................
   Münchener Universitätsgesellschaft e.V.
   Königinstr. 107, 80802 München
                                                                                            Münchener Universitätsgesellschaft e. V. • Königinstr. 107 • 80802 München
   Tel.: (089) 38 91-55 66 • Fax: (089) 38 91- 45 66
                                                                                            Bankverbindung: HypoVereinsbank München (BLZ 700 202 70) Kto. 580 400 26 36
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MÜNCHNERUNI MAGAZIN - WIE GRÜN IST DIE LMU? NACHHALTIGKEIT AUF DEM CAMPUS - LMU ON ITUNES U
Nachhaltigkeit auf dem Campus
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                   Wie grün ist die LMU?
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                                2012 ist das Jahr der Nachhaltigkeit. Grund ge-       weiteren Kollegen aus Betriebstechnik und Haus-
                                nug, das Thema Umweltschutz und Nachhaltig-           verwaltung. Begonnen hat man 2003 und 2004 mit
                                keit an der LMU näher zu betrachten und der           dem sogenannten Stammgelände – dem Hauptge-
                                Frage nachzugehen: Ist die LMU so grün, wie           bäude am Geschwister-Scholl-Platz und den Neu-
                                ihr Logo das vermuten lässt?                          bauten der unmittelbaren Umgebung in der Ama-
                                                                                      lienstraße, Ludwigstraße und Schellingstraße.
                                Die Zeiten sind vorbei, in denen das Wort Umwelt-     Allein in diesen Gebäuden spart die LMU durch
                                schutz gleichbedeutend war mit Kostentreiber und      Maßnahmen vom Einsatz von Energiesparlampen
                                wirtschaftlichen Nachteilen. Nach und nach ist        bis hin zur Einführung von neuen Mülltrennungs-
                                diese Vorstellung der Erkenntnis gewichen, dass       systemen etwa 55.000 Euro im Jahr. Bis heute
                                sich Ökonomie und Ökologie verbinden lassen und       hochgerechnet ergibt das eine Ersparnis von rund
                                sich Umweltschutzmaßnahmen finanziell auszah-         einer halben Million Euro. Langfristig amortisie-
                                len. Wer diese Annahme immer noch als Floskel         ren sich somit die Investitionskosten der Umwelt-
                                von Umweltschützern ansieht, kann einen Blick         schutzmaßnahmen. Noch mehr als der Geldbeutel
                                auf die LMU werfen: Seit 2003 beteiligt sich die      des Steuerzahlers profitiert durch einfache Maß-
                                LMU am Umweltschutzprojekt Ökoprofit der Stadt        nahmen die Umwelt: Allein die Stromsparmaßnah-
                                München. Ökoprofit ist eine Abkürzung für „ÖKO-       men führen dazu, dass auf dem Stammgelände
                                logisches PROjekt für Integrierte Umwelt-Tech-        im Jahr 450.000 Kilowattstunden weniger Strom
                                nik“. Schon der Name steht für die Idee dahinter:     verbraucht werden. Das ist so viel wie der Jahres-
                                Umweltschutz spart bares Geld. „Heute sparen wir      verbrauch von 130 Durchschnittshaushalten. Die
                                durch Maßnahmen im Rahmen der Umweltschutz-           neuen Abfalltrennsysteme schonen ebenfalls die
                                projekte mehrere Hunderttausend Euro pro Jahr.        Umwelt – durch die Einsparung einer Menge von
                                Das reduziert immerhin die vorhandene staatliche      15 großen Müllcontainern weniger Abfall. Beson-
                                Unterfinanzierung im Bereich der Betriebskosten“,     ders effektiv sind die Maßnahmen im Hinblick auf
                                sagt Vizepräsident Dr. Christoph Mülke. „Außeror-     die wichtigste Ressource des neuen Jahrtausends:
                                dentlich wertvoll ist darüber hinaus das gestiegene   Wasser. Versickerungen auf den Dächern, die das
                                Umweltbewusstsein an der LMU.“                        Regenwasser ins Grundwasser versickern lassen,
                                                                                      und andere Maßnahmen führen zu 40.000 Kubik-
                                15 Müllcontainer weniger Abfall                       meter weniger Abwasser – das sind 16 olympische
                                Ein Mitarbeiter im Referat Sicherheitswesen/Um-       Schwimmbecken. Zudem wird durch den Einbau
                                weltschutz der LMU kümmert sich darum, dass die       von Spülkästen mit Stopptaste und andere Wasser-
                                LMU jedes Jahr mit einem Gebäude an dem Pro-          sparmaßnahmen jährlich ein halbes Schwimmbe-
                                jekt teilnimmt. Unterstützt wird er dabei von drei    cken an Wasser eingespart.
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Seitdem das Stammgelände rund um das Hauptgebäude umwelt-                Am Ende des Projektes stand ein beachtliches Ergebnis: Das HoEff-
freundlicher gestaltet wurde, folgte jedes Jahr ein weiteres Gebäude,    Team hat es geschafft, eine Raumklassentypologie mit 15 Klassen
unter anderem in der Theresienstraße, Luisenstraße und Richard-          zu entwickeln, unter die über 80 Prozent der Gesamtfläche der LMU
Wagner-Straße. Das Gebäude mit dem bislang größten finanziellen          fallen. Zum Beispiel bilden Räume wie Labore, Büros, Lager, Biblio-
Nutzen ist das Gebäude in der Oettingenstraße, in dem Institute aus      theken oder EDV-Räume eigene Klassen. Auf Basis dieser Typologie
fünf Fakultäten zu Hause sind. Wo vorher durch veraltete Lüftungs-       lassen sich nun Aussagen treffen, wie viel die Energie für einen
anlagen die Luft nach draußen geblasen und im Winter neue kalte          Quadratmeter in der Bibliothek im Vergleich zu einem Quadratme-
Luft angesaugt wurde, helfen heute Wärmerückgewinnungssysteme            ter im Labor pro Jahr kostet. Die Labore – insgesamt drei Klassen
in den raumlufttechnischen Anlagen zusammen mit anderen Um-              in der Typologie – haben mit über einem Drittel den größten Anteil
weltschutzmaßnahmen, jährlich etwa 112.000 Euro einzusparen.             an den Energiejahreskosten. Während ein Bibliotheksquadratmeter
Alle bisherigen Einsparungen im Rahmen von Ökoprofit ergeben             unter 30 Euro Jahres-Energiekosten aufweist, sind es bei Laboren
unterm Strich eine beachtliche Summe von rund 300.000 Euro pro           je nach Klasse bis zu 120 Euro pro Quadratmeter. Das Team hat
Jahr. Ökoprofit ist also für die LMU weit mehr als eine prestige-        mithilfe dieser Typologie Steckbriefe für die Gebäude der LMU
trächtige Auszeichnung. Es lohnt sich auch finanziell – und schont       erstellt, die zeigen, in welche Klassen die Gebäude zu welchem
dabei die Umwelt.                                                        Anteil unterteilt sind. Mit diesen Steckbriefen kann zukünftig der
                                                                         tatsächliche Energieverbrauch der Gebäude mit einem Soll- bzw.
Steckbriefe zur Energieeffizienz                                         Optimalwert verglichen werden. „Folgen wird dann noch eine Art
„An einer großen Universität wie der LMU ist es schwierig, die Ener-     ‚Ampelanzeiger‘, der uns sagt, wo die Gebäude im Hinblick auf die
gieeffizienz zu bewerten. Das liegt an der Vielzahl und Unterschied-     bauliche und technische Energieeffizienz liegen“, sagt Häufle. Auf
lichkeit der Gebäude sowie dem Fehlen von Vergleichswerten“, weiß        diese Weise ermöglicht HoEff zukünftig energiespezifische Verglei-
Ursula Häufle, Leiterin des Dezernats Technik und Sicherheitswesen.      che von Gebäuden der LMU und Gebäudekomplexen von anderen
Aus diesem Grund initiierte die Diplom-Ingenieurin das Projekt HoEff     Universitäten und legt somit den Grundstein für die Beurteilung von
– Energieeffiziente Hochschule. HoEff ist ein vom Bundesministeri-       Verbesserungsmöglichkeiten – anders gesagt: Die LMU kann noch
um für Wirtschaft und Technologie gefördertes Kooperationsprojekt,       grüner werden.                                                ■ ski
unter anderem mit der Hochschule München. Die Idee zu HoEff kam
Häufle auf einem Workshop zum Energiepass. „Der Energiepass ist
für Universitäten nicht sinnvoll, weil es keine geeigneten Vergleichs-
werte gibt. Auch die Berechnungen nach DIN waren nicht praxis-
nah.“ Vorhandene Bewertungsmethoden für Gebäudekomplexe sind
also entweder sehr kompliziert oder besitzen nicht die gewünschte
Aussagekraft. Das Ziel von HoEff war deshalb, verschiedenartige          Weitere Informationen zu Ökoprofit sowie zu den Umweltleitlinien
Gebäude – wie sie an Universitäten zu finden sind – einfacher und        und den Energiespartipps der LMU unter www.uni-muenchen.de/
schneller bewertbar zu machen und damit auch vergleichbar.               oekoprofit
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interview mit Ursula Häufle
                    „100 Prozent aus
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                    regenerativer Energie“
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                   Ursula Häufle ist Leiterin des Dezernats für Technik und Sicher-       MUM: Woher kommt dieser „Strom aus der Steckdose“?
                   heitswesen und damit Initiatorin vieler Umweltmaßnahmen. Zu-           Häufle: Seit vergangenem Jahr bezieht die LMU ihren Strom von den
                   sammen mit ihrem Team arbeitet die Diplom-Ingenieurin stetig           Stadtwerken München zu 100 Prozent aus regenerativer Energie.
                   daran, das Thema Nachhaltigkeit an der Universität zu platzieren       Ausschreibungsbestandteil war, dass die gesamte gelieferte Ener-
                   und in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Sie behält den         gie aus „erneuerbaren Energien“ erzeugt werden muss. Der Begriff
                   Überblick über den Energieverbrauch an einer Universität, an           Erneuerbare Energien bezieht sich dabei auf ein Gesetz und schließt
                   der kein Gebäude dem anderen gleicht.                                  Wasserkraft, Windenergie, solare Strahlungsenergie, Geothermie,
                                                                                          Energie aus Biomasse einschließlich Biogas, Deponiegas und Klär-
                   MUM: Frau Häufle, wie viel Strom verbraucht so eine große              gas sowie aus dem biologisch abbaubaren Anteil von Abfällen aus
                   Institution wie die LMU?                                               Haushalten und Industrie mit ein. In den letzten Jahren kamen Stück
                   Häufle: Die LMU verbraucht in etwa so viel Strom wie die 18.000        für Stück mehr Anteile an erneuerbaren Energien hinzu, jetzt sind
                   Einwohner von Bad Reichenhall – rund 60 Gigawattstunden pro Jahr.      es 100 Prozent.
                   Dafür werden pro Jahr über neun Millionen Euro ausgegeben.
                                                                                          MUM: Ist Strom aus erneuerbaren Energien wirtschaftlich?
                   MUM: Das klingt nach sehr viel Geld: Ist das vergleichsweise           Häufle: Der Strom aus erneuerbaren Energien wird so lange nicht
                   viel?                                                                  teurer, so lang die Energieanbieter genug Strom aus ihrem Mix zur
                   Häufle: Wir stehen unter den Universitäten ganz gut da, trotzdem       Verfügung haben, der aus erneuerbaren Energien stammt. Ich wür-
                   ist eine Menge Einsparpotenzial vorhanden. Techniker brauchen ja       de nicht behaupten, dass wir jetzt den günstigsten Strom beziehen,
                   immer Zahlen, um etwas abschätzen und bewerten zu können. 2004         den man bekommen könnte. Aber ich glaube an das Prinzip „Leben
                   habe ich zum ersten Mal die Entwicklung der Energiekosten seit         und leben lassen“. Ich möchte nicht an den Punkt kommen, mit
                   1997 grafisch aufbereitet. Seitdem haben sich die Gesamtstromkos-      Strombrokern zusammenzuarbeiten, die das Allerletzte aus Anbie-
                   ten wegen der Strompreiserhöhung trotz Projekten wie Ökoprofit         tern herausquetschen – denn gerade als große Institution ist man da-
                   verdoppelt. Da mehr Gebäude und Flächen dazu gekommen sind,            rauf angewiesen, gut mit dem Stromanbieter zusammenzuarbeiten.
                   ist auch der Verbrauch insgesamt gestiegen. Um zukünftig den           Der billigste Anbieter ist langfristig oft nicht der wirtschaftlichste.
                   Verbrauch im Einzelnen messen zu können, bauen wir gerade die          Wir haben uns daher an der zentralen Ausschreibung für bayerische
                   notwendige Zählerstruktur auf. Früher war es so, dass der Strom ein-   Liegenschaften beteiligt.
                   fach aus der Steckdose kam und die Wärme vom Heizkörper – man
                   dachte nicht weiter darüber nach, wer wie viel verbraucht. Mit der
                   neuen Zählerstruktur können wir immerhin sagen, welches Gebäude
                   wie viel an Strom und Heizenergie verbraucht.
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MUM: Mit Ökoprofit und HoEff wurde in den letzten Jahren
einiges an der LMU getan. Gibt es noch weitere Projekte und
Maßnahmen?                                                              Energiespartipps
Häufle: Ökoprofit ist nicht das Einzige, was die LMU dafür tut, eine
nachhaltige und energieeffiziente Hochschule zu sein. Wobei man         Drei Tipps zur Beleuchtung
nicht mit allen Maßnahmen „hausieren“ gehen muss. Ein zukunfts-
trächtiges Modell ist zum Beispiel Energiecontracting. Das heißt,       Tageslicht nutzen: Steht ihr Schreibtisch richtig? Die Tages-
dass ein Investor die Maßnahme durchführt und die Einsparungen          lichtzone reicht vom Fenster aus vier Meter tief in einen Raum.
der Maßnahmen zunächst zur Finanzierung des Investors herge-            Seitenlicht ohne Spiegelung am Bildschirm ist dabei optimal für
nommen werden. Also kostet es die LMU kein zusätzliches Geld.           die Augen.
Als Beispiel: die Investitionskosten in Höhe von 320.000 Euro in
der Richard-Wagner-Straße werden vom Investor getragen, die Ein-        Licht ausschalten: In Räumen, die länger als zehn Minuten nicht
sparung liegt dadurch bei 38 Prozent pro Jahr. Vom eingesparten          benutzt werden, kann die Beleuchtung ausgeschaltet werden.
Betrag bekommt die LMU nur zehn Prozent und der Investor 90              Häufiges Ein- und Ausschalten schadet den Leuchtstoffröhren
Prozent. Nach sieben Jahren ist dann die Maßnahme abfinanziert           nicht mehr. Energetisch und wirtschaftlich lohnt es sich, bis zu
und die Einsparung liegt von da an vollständig bei der Uni. Rein         65-mal am Tag den Lichtschalter zu bedienen.
theoretisch könnte man jetzt sagen, man nimmt das Geld anfangs
selbst in die Hand, aber wenn das Geld nicht da ist, muss man eben      Energiesparlampen verwenden: Ist in Ihren Räumen noch eine
andere Wege finden. Außerdem kommt durch die Spezialisierung            Glühlampe im Einsatz? Fragen Sie Ihren Hausmeister – er kann
solcher Investoren viel Know-how an die LMU.                            sie ersetzen. Eine 20 Watt-Energiesparlampe kann eine 100
                                                                        Watt-Glühlampe ersetzen. Eine einzige Lampe spart im Laufe
MUM: Das ist ein spannendes Projekt. Was wäre denn aus Ihrer            ihres Lebens 100 Euro Stromkosten.
Sicht für die Zukunft wünschenswert?
Häufle: Wünschenswert wäre es, die zukünftig ermittelten Werte          Energiespartipps für den PC
pro Gebäude auch öffentlich zu machen – so könnte man sagen: Ihr
habt den oder den Verbrauch – wenn man den Idealwert ansetzen           Grundsätzlich: Geräte abends und am Wochenende ausschal-
würde, wäre der Verbrauch so und so. Auf diese Weise könnten            ten. Vorsicht ist bei Stand-by-Schaltern geboten: Viel Energie
die Gebäudenutzer sehen, wo man zum Durchschnitt der Uni steht          wird im Stand-by verpufft – das können bis zu zehn Prozent des
und was verbessert werden kann. Langfristig würde sinnvoll sein,        Normalbetriebs sein. Also: ganz abschalten!
dass man für die Kosten-Leistungs-Rechnung die Kosten ermittelt.
In der Tat müsste Energiebewusstsein noch deutlich stärker belohnt      Schalten Sie den Monitor Ihres PCs ab, wenn Sie ihn länger als
werden, als es bisher der Fall ist.                 ■ Interview: ski   15 Minuten nicht benötigen. Das spart bis zu 60 Prozent Strom.
                                                                        Den PC ganz herunterfahren lohnt sich ab einstündiger Abwe-
                                                                        senheit. Übrigens: Studien belegen, dass es nicht stimmt, dass
                                                                        häufiges Herunterfahren dem PC schadet.
E S Say
                     Europas Forschungsuniversitäten
ess a y

                     schaffen Wirtschaftswachstum
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                                                           Dieser Essay ist die Zusammenfassung eines            nahmen, haben nun einen Wert von mehr als
                                                           Vortrags von Professor Sir Leszek Borysie-            einer Milliarde Euro − darunter die Firma Autono-
                                                           wicz, den er am 10. Mai 2012 in Barcelona bei         my, deren Unternehmenssoftware überall in der
                                                           der Konferenz zum zehnjährigen Bestehen               Industrie angewandt wird, aber auch das Com-
                                                           der League of European Research Universities          puterunternehmen ARM, dessen Mikrochips in
                                                           (LERU) hielt, zu deren Gründungsmitgliedern           Ihrem Handy, Ihrem Auto und Ihrem Fernsehgerät
                                                           auch die LMU gehört.                                  zu finden sind.

                                                           Wirtschaftswachstum hat Priorität für jede Re-        Auch wenn es weniger offensichtlich und sogar
                                                           gierung in Europa − je schneller es eintritt, desto   widersinnig klingen mag: Der wirtschaftliche Bei-
                                                           besser. Wie können Universitäten dabei helfen?        trag, den wir als Universitäten leisten, ist deshalb
                   1 Professor Sir Leszek Borysiewicz                                                            so effektiv, weil er nicht unser vorrangiges Ziel ist.
                   ist Vice Chancellor der Universität     Europas Forschungsuniversitäten leisten schon         Wirtschaftliche Produktivität ist ein Nebenprodukt
                   Cambridge, was im deutschen Hoch-       jetzt einen enormen wirtschaftlichen Beitrag −        von Lehre und Forschung, die wir aus anderen
                   schulsystem der Funktion eines          das ist offensichtlich. Wir bilden die zukünftigen    Gründen ausüben. Sollte die wirtschaftliche Pro-
                   Universitätspräsidenten entspricht.     Arbeitskräfte aus, wir forschen für Regierungen,      duktivität jedoch zu unserem Hauptziel erhoben
                   Der in Wales geborene Sohn polni-       Wirtschaft und Industrie, und unsere Entdeckun-       und Universitäten zu Forschungs- und Entwick-
                   scher Eltern studierte Medizin und      gen und Erfindungen werden durch das, was in          lungsabteilungen der Großindustrie werden, dann
                   kam 1988 zunächst als Dozent nach       den letzten Jahren als „Technologietransfer“ for-     wäre unser unverwechselbarer Beitrag verloren.
                   Cambridge. Bis 2001 war er Profes-      malisiert worden ist, direkt vom privaten Sektor      Das „Cambridge-Phänomen“ war ungeplant und
                   sor für Medizin an der University       eingesetzt – mit dem Ziel, Erträge zu erwirtschaf-    in vielerlei Hinsicht unerwartet: Es ist schwer vor-
                   of Wales, anschließend wirkte er        ten.                                                  stellbar, dass es erfolgreicher gewesen wäre, wenn
                   bis 2007 als Principal (Dekan) of the                                                         die Universität gezielt versucht hätte, diesen wirt-
                   Faculty of Medicine und schließlich     Ein Beispiel aus meiner Universität: 1960 gründe-     schaftlichen Effekt künstlich zu erzeugen.
                   als Deputy Rector am Imperial Col-      ten zwei Absolventen der Universität Cambridge
                   lege London. Vor seinem Wechsel         das Unternehmen Cambridge Consultants und ha-         Ein Grund dafür ist, dass die Entdeckungen, die
                   nach Cambridge war er Vorsitzen­der     ben damit begonnen, im Umfeld der Universität         den größten wirtschaftlichen Erfolg nach sich
                   des Medical Research Council des        ein Cluster aus Hightech-Unternehmen aufzubau-        ziehen, meist aus der Grundlagenforschung her-
                   Vereinigten Königreichs.                en. Später wurde dies auch als das „Cambridge-        vorgehen, nicht aus angewandter, „marktnaher“
                                                           Phänomen“ bezeichnet: als der Prozess, bei dem        Forschung. Wenn ein Pharmaunternehmen Uni-
                                                           unternehmerisch denkende Wissenschaftler Fir-         versitäten zum Beispiel die Aufgabe stellt, die
                                                           men gründeten, um von der Nähe zu einer re-           Wirksamkeit eines bestimmten Medikaments zu
                                                           nommierten Forschungsuniversität zu profitieren       erhöhen, dann wird das Ergebnis wirtschaftlich
                                                           – und mit zunehmendem Wachstum des Clusters           und gesellschaftlich zwar durchaus von Nutzen
                                                           auch vermehrt von der Nähe zu anderen, ähnlich        sein, dieser bleibt aber begrenzt, und es ist viel-
                                                           ausgerichteten Firmen. Heute haben wir etwa           leicht effektiver, wenn diese Forschung innerhalb
                                                           1.400 Hightech- und Biotech-Unternehmen im            des Unternehmens durchgeführt wird. Demge-
                                                           Stadtgebiet, von kleinen neuen „Ablegern“ von         genüber ist eine grundlegendere Frage, wie etwa
                                                           Universitätslaboren bis hin zu Niederlassungen        die Identifikation eines neuen Zielmoleküls, weit-
                                                           multinationaler Firmen wie Microsoft. Elf Unter-      aus besser in einer großen, multidisziplinären,
                                                           nehmen, die ihren Anfang im Cambridge-Cluster         forschungsintensiven Universität aufgehoben. In
einer solchen Umgebung macht sich ein Forscher − allein angetrie-      Es ist also wichtig, dass Universitäten der Ort sind, an dem For-
ben von seiner Neugier − daran, herauszufinden, wie ein grundle-       schung in ihrer ganzen Bandbreite betrieben werden kann, nicht
gender biologischer Prozess funktioniert. Die Ergebnisse können        zuletzt, weil Universitäten die letzten Institutionen sind, die noch in
die Grenzen bisheriger Annahmen sprengen und weitreichende             der Lage sind, Wissen aus vielen verschiedenen Quellen und Diszi-
Veränderungen zur Folge haben. Solch eine Form der Forschung           plinen miteinander zu verbinden. Universitäten können interessante
haben Francis Crick und James Watson 1952 in den Cavendish             Entwicklungen da, wo man es nicht erwarten würde, identifizieren
Laboratories in Cambridge betrieben: Ihre Entdeckung der Struktur      und diese so verknüpfen, dass daraus praktische Lösungen für große
der DNS hatte Auswirkungen auf unser aller Leben − und hat dabei,      Problemstellungen entstehen. Möglich ist das, weil wir über eine
um ein Beispiel für wirtschaftlichen Erfolg als „Nebenprodukt“ zu      große akademische Breite verfügen, weil wir autonom sind und
nennen, viele Milliarden von Euro generiert.                           weil wir unseren Forschern die Freiheit geben, vielversprechenden
                                                                       Ideen nachzugehen. Auch wenn es unsere Physiker und Biotechno-
Natürlich sind diese beiden Beispiele miteinander verknüpft: Die       logen sind, die eine neue Anwendung erfinden, die das Potenzial
pharmazeutische Forschung von heute gründet auf der Grundla-           hat, finanziell profitabel zu werden, so sind es unsere Geistes- und
genforschung, deren Ergebnisse wir gestern erzielt haben. Auch         Sozialwissenschaftler − Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler,
wenn der Weg zwischen beiden lang ist (laut Untersuchungen in          Juristen, − die dieses Potenzial in einen nachhaltigen sozioökonomi-
manchen Disziplinen bis zu 17 Jahre), ist klar, dass die Verbindung    schen Nutzen verwandeln können. Durch unsere integrative Funk-
nicht gekappt werden darf − die Grundlagenforschung, die wir jetzt     tion haben wir die Möglichkeit, zur Verfügung stehende Mittel für
betreiben, wird später von unseren Nachfolgern in die Anwendung        die Erforschung gesellschaftlicher Herausforderungen einsetzen zu
überführt. Wir dürfen sie nicht mit leeren Händen dastehen lassen.     können. Bei der Ausgestaltung von Horizon 2020 sollte die EU der
George Porter − ehemaliger Präsident der Royal Society, der Wissen-    Tatsache Rechnung tragen, dass gerade die universitäre Forschung,

                                                                                                                                                 ess a y
schaftsakademie des Vereinigten Königreichs − ging noch weiter, als    sowohl die angewandte als auch die „noch nicht angewandte“, für
er betonte, dass Grundlagenforschung und angewandte Forschung          das nachhaltige und langfristige Wachstum sorgt, das Europa so
im Kern dasselbe seien: „Es gibt zwei Arten von Forschung: ange-       dringend braucht.
wandte und ‚noch nicht angewandte’.“
                                                                       Man darf durchaus die Frage stellen, warum Universitäten diese              11
Europa kann sich glücklich schätzen, dass es starke, forschungsin-     große Verantwortung auf sich nehmen wollen. Die Antwort liegt in

                                                                                                                                                 N R. 3 • 2 0 1 2
tensive Universitäten hat, die sich diesen Herausforderungen stel-     unserem Auftrag, der Gesellschaft zu dienen. Falls es jemals eine
len können. Viele davon sind Mitglieder der League of European         Zeit gegeben haben sollte, in der die akademische Welt in Abgren-
Research Universities (LERU), die sich anlässlich der Konferenz zu     zung zur „realen Welt“ existierte, so ist diese Zeit mit Sicherheit
ihrem zehnjährigen Bestehen gefragt hat, wie die Forschungsuni-        vorbei. Der Gesellschaft zu dienen, liegt im Kern dessen, was wir
versität der Zukunft aussehen wird. Dabei handelt es sich um eine      tun. Indem die Universitäten Europas in allen Disziplinen und allen
hochaktuelle Frage, da die Europäische Union (EU) derzeit die Aus-     methodischen Herangehensweisen forschen, von der direktesten
gestaltung ihres nächsten Forschungsrahmenprogramms mit dem            Form innovativer Anwendungen bis hin zu den grundlegendsten
Titel „Horizon 2020“ fertigstellt − ein Programm, mit dem in den       Fragen zur Funktionsweise unserer Welt, besitzen sie den Schlüssel
sieben Jahren zwischen 2013 und 2020 mehr als 80 Milliarden Euro       zum Wachstum unserer Wirtschaft − und dem unserer Gesellschaft.
in Forschung und Innovation in Europa investiert werden. Diese gro-
ßen Summen können Einfluss darauf nehmen, wie sich Universitäten
in Europa künftig entwickeln werden.

Sollen sich unsere Universitäten nur auf Grundlagenforschung kon-
zentrieren und „angewandte” Forschung und Innovation den For-
schungsinstituten und den Entwicklungslaboren der Privatwirtschaft
überlassen? Das Beispiel des Cambridge-Phänomens widerspricht
dieser These deutlich: Was die Universität Cambridge den Unter-
nehmen des Clusters bieten kann, ist der Zugang zu einer großen
Bandbreite an Forschung − von der Grundlagenforschung bis hin zu
angewandter Forschung, verbunden mit einschlägigen Serviceange-
boten wie etwa Technologietransferbüros, Wissenschaftsparks und
Gründungszentren sowie Startkapital. „Angewandt“ von „noch nicht
angewandt“ zu trennen, wäre sicherlich nicht klug, es ist vielleicht
nicht einmal möglich.
P r o file

                     Sport ist ihr Hobby: Rugbyspieler Felix Hintermayer

                     Leidenschaft, die Leiden schafft
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                                                          Der Studentenstadt (StuSta) Rugby Club verbin-          Niederrhein, wo er mangels Verein immer 40 Kilo-
                                                          det Spieler aus über 27 Nationen. Einer davon           meter zum Training fahren musste, konnte ihn und
                                                          ist LMU-Student Felix Hintermayer, dem selbst           den elliptischen Ball nicht mehr trennen. So dau-
                                                          nach einem Kieferbruch die Begeisterung für             erte es nach seiner studienbedingten Rückkehr in
                                                          das intensive Spiel nicht abhandengekommen              die bayerische Landeshauptstadt nicht lange, bis
                                                          ist. Inzwischen finden sogar Frauen zuneh-              Felix die Abteilung Rugby des Sportvereins Stu-
                                                          menden Gefallen an dem einstigen Männer-                dentenstadt Freimann e. V. für sich entdeckt hatte.
                                                          sport. Bei den Play-offs geht es für StuSta Mün-
                                                          chen auf dem ausgedörrten Platz diesmal um              Seitdem sei die Mannschaft für ihn wie eine Art
                                                          nichts weniger als den Aufstieg in die 2. Liga.         Familie geworden, die auch über den Sport hinaus
                                                                                                                  viel miteinander unternimmt. „Man bekommt zwar
                                                          Die Sonne brennt, der Platz ist staubig. Es riecht      auch viel Kritik um die Ohren geschlagen, aber
                                                          nach gebratenen Würstchen und amerikanischem            die nimmt man in einer Großfamilie gerne an“,
                                                          Kaugummi. Plötzlich werden die „Kämpfen für             versichert er. Besonders die vielen Erasmusstudie-
                   5 LMU-Chemiestudent Felix Hinter­      StuSta“-Rufe der rund 100 Zuschauer lauter – die        renden tragen zur Vielfalt in der Mannschaft bei:
                   mayer spielt seit seinem 17. Lebens-   Mannschaft des Studentenstadt Rugby Clubs läuft         Nicht selten kommen zum Training knochenharte
                   jahr Rugby und seit knapp drei         für ihr letztes Saisonspiel ein. Unter ihnen ist auch   Kerle aus 27 verschiedenen Ländern zusammen.
                   Jahren beim StuSta Rugby Club in       Felix Hintermayer. Der 21-Jährige studiert im vier-
                   München.                               ten Semester Chemie und steht jetzt mit seinen          Trainiert wird bei jedem Wetter
                                                          Teamkollegen Arm in Arm im Kreis zum sogenann-          Trainiert wird zweimal die Woche – auch im Win-
                                                          ten Huddle. Dabei schauen sich die Rugbyspieler         ter. „Wir rennen bei Regen, Sturm, Blitz und Don-
                                                          tief in die Augen und schreien sich an, um sich für     ner“, bestätigt Felix. „Selbst bei fünf Zentimetern
                                                          das intensive Match heißzumachen.                       Schnee.“ In Kombination mit den Spieltagen und
                                                                                                                  seiner mit Vorlesungen vollgepackten 45-Stunden-
                                                          Im Englischen Garten hinter der Studentenstadt          Woche bleiben ihm nicht viele Gelegenheiten zum
                                                          geht es heute für die 15 Münchener mit Zahn-            Lernen. Eine bietet sich auf den langen Karawa-
                                                          schutz in den Play-offs gegen den Stuttgarter RC        nenfahrten durch ganz Deutschland – vorausge-
                                                          um den Aufstieg aus der dritten in die zweite Liga.     setzt, seine „Jungs“ lassen ihn. Kürzlich mussten
                                                          „Los, Jungs“, grölt Felix seine Kameraden an und        sie beispielsweise zum Ligakonkurrenten TuS 95
                                                          rennt auf seine Outside Center Position. Eine feste     Düsseldorf. Für einen solchen Trip müsse gut und
                                                          Position hat er aufgrund der vielen Verletzungs-        gerne ein ganzes Wochenende eingeplant werden,
                                                          pausen in den vergangenen zweieinhalb Jahren            erläutert Felix.
                                                          derzeit nicht.
                                                                                                                  Er versucht, seinem Studium allerdings stets mög-
                                                          Felix kam im Alter von 16 über einen Schüleraus-        lichst viel Zeit einzuräumen: „So ein toller Akteur,
                                                          tausch in Neuseeland zum Rugby. „Dort läuft al-         dass ich dafür die Uni vernachlässigen würde,
                                                          les über den Sport und der ist wie eine Religion“,      werde ich nicht mehr.“ Wenn am Samstag Vor-
                                                          erklärt der muskulöse Münchener. Um mit seinen          lesungen stattfinden, hätten diese selbstverständ-
                                                          Sportfreunden folglich auf einer Augenhöhe reden        lich Vorrang. Nur seine Professoren wundern sich
                                                          zu können, begann er selbst zu trainieren und das       manchmal, wenn er wieder kleinere Blessuren am
                                                          Spiel lieben zu lernen. Sogar ein Umzug an den          Kopf hat.
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Auszeit. Wasser wird auf die müden Spielerhäupter und den aus-          LMU auf die Technische Universität München. „Bis dahin muss ich
gedörrten Boden gekippt. Dadurch ist der buckelige Platz zwar           meine Kräfte sammeln, denn da kämpfen wir jedes Mal extrem hart
nicht länger steinhart, jedoch gleicht die Partie im Gegenzug einer     gegeneinander“, grinst Felix. Beim letzten Aufeinandertreffen hat
Schlammschlacht, als wenige Minuten später wieder alle aufein-          natürlich die LMU gewonnen.                                 ■ dl
anderliegen. „Ihr seid metergeil“, brüllt der Trainer bei der Mann-
schaftsansprache. „Geht tiefer rein.“ Felix ist bei seinem ersten
Wettkampf gleich etwas zu tief reingegangen – Diagnose: Kiefer-
bruch. In Neuseeland habe ihn zudem ein „stämmiger Neuseelän-
der mehrere Minuten ausgeknockt“, als er zu spät ausgewichen
sei. Blutverluste, Verstauchungen oder Schürfwunden gehörten zu
diesem rigorosen und risikoreichen Kräftemessen nun mal dazu:
„Wenn man erst einmal mit dem Adrenalin dabei ist, entwickelt man
eine Leidenschaft dafür und außerdem finden Frauen Verletzungen
sexy“, lacht er.

Für Rugby geeignet seien alle Interessierten, da es entweder als
kräftiger Stürmer oder kombinationssicherer Reihenspieler für
jeden die richtige Position gebe. Für weibliche Rugby-Begeisterte
existiere sogar eine äußerst erfolgreiche Frauenmannschaft. Ledig-
lich schnelles Laufen ist von Vorteil, allerdings beschwichtigt Felix
auch in diesem Punkt: „Wir zerstören keinen beim ersten Training.“

A Hooligans Game played by GentlemEn
Obwohl die Fangesänge mit denen beim Fußball mithalten können,
ist Rugby nach wie vor ein Nischensport. „Der Andrang ist nicht so
hoch, aber dafür sind alle relaxed und die Stimmung passt immer“,
freut sich Felix. Ihn stört vielmehr, dass die Regeln trotz zunehmen-
der Fernsehübertragungen weitgehend unbekannt sind und häufig
mit denen des American Footballs verwechselt werden. Dabei tragen
Footballer Schutzkleidung, brauchen wegen der Unterbrechungen
häufig bis zu vier Stunden und haben andere Regeln beim Spiel nach
vorne. Rugby sei im Gegensatz dazu „a Hooligans Game played by
Gentlemen“. Aus diesem Grund necken sich die Sportler der unter-
schiedlichen Lager gern gegenseitig. Nur in einem seien sie einer
Meinung: „Beides ist besser als Fußball.“

Inzwischen sind die 80 Minuten vorbei. München gewinnt mit 37:14
gegen Stuttgart und steigt in die zweite Liga auf. Schlachtrufe er-
tönen, das verschwitzte Team fällt sich in die Arme und der Gegner
wird fair abgeklatscht. Bis die Sommerpause richtig beginnen kann,                      Informationen zum Studentenstadt Rugby Club:
hat der Student jedoch noch ein Ziel. Denn einmal im Jahr trifft die                    www.stusta-rugby.de
Online-Spiele:
                    Kunsthistoriker im digitalen Zeitalter

                    Feldforschung 2.0
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                   Von wegen verstaubt: Kunsthistoriker, Sprachwissenschaftler und Informatiker           Jahr 2007 auf die Idee, ARTigo programmieren zu
                   der LMU haben sich zusammengetan, um das Internet für ihre Feldforschung               lassen, welches Schön mit großem Aufwand in
                   nutzbar zu machen. Herausgekommen ist dabei unter anderem das Onlinespiel              die Realität umsetzte. Ab diesem Zeitpunkt konn-
                   ARTigo.org, bei dem Nutzer Kunstwerke verschlagworten und dafür Punkte ge-             ten Internetnutzer im Spiel mit dem sogenannten
                   winnen können. Doch obwohl Crowdsourcing in akademischen Kreisen der USA               Tagging gegeneinander Gemälde etikettieren
                   mittlerweile lange Usus ist, haben viele deutsche Kollegen noch Vorbehalte gegen       und so wichtige Metadaten für die Optimierung
                   die spielerische Forschungsarbeit.                                                     der Bildsuche innerhalb des digitalen Archivs der
                                                                                                          Münchener Kunsthistoriker liefern. Doch obwohl
                                                                                                          bereits die finnische Nationalbibliothek Spiele
                                                    „Verdammt noch mal, das könnte man gut für die        nutzt, um Fehler in ihren digitalisierten Archiven
                                                    Kunst benutzen“, dachte sich der Forschungsde-        zu erkennen, und sogar die Deutsche Forschungs-
                                                    kan der Fakultät für Geschichts- und Kunstwissen-     gemeinschaft (DFG) das Projekt seit 2010 großzü-
                                                    schaften an der LMU, Professor Hubertus Kohle,        gig unterstützt, können viele Wissenschaftler mit
                                                    nach einem Vortrag von Luis von Ahn von der Car-      dem Trend „Gamification“ nichts anfangen.
                                                    negie Mellon University. Der Informatikprofessor
                                                    nutzt in seiner Forschungsarbeit das Wissen der       Wer auf die Spieleseite ARTigo.org surft, wird
                                                    Masse „Crowdsourcing“ durch Onlinespiele, deren       nach dem Start mit einem anderen Teilnehmer
                                                    Ergebnisse in abgewandelter Form bei der Goog-        verbunden. Daraufhin bekommen die Spieler
                                                    le-Bildersuche genutzt werden. Gesagt, getan.         Kunstwerke vorgeführt, die mit griffigen Begrif-
                                                                                                          fen in puncto Thema, Stil, Gattung oder Format
                                                    Angeregt von Informatikprofessor François Bry         beschrieben werden müssen. Punkte gibt es erst,
                                                    setzte Kohle sich kurz darauf mit ihm, seinen Kol-    wenn jeweils beide Nutzer dieselbe Beschreibung
                                                    legen Professor Thomas Krefeld von der Roma-          für ein Bildnis gewählt haben – auf diese Weise
                                                    nischen Philologie und Dr. Stephan Lücke sowie        sollen abseitige Assoziationen verhindert werden.
                                                    Dr. Gerhard Schön von der IT-Gruppe Geisteswis-       Inzwischen spielen über 20.000 User regelmäßig
                                                    senschaften zusammen. Gemeinsam kamen sie im          auf der Webseite und haben den 30.000 Meister-
                                                                                                          werken bereits über sechs Millionen – zum Teil
                                                                                                          sehr hochwertige – Tags gegeben.

                                                                                                          „Wenn jeder einzeln etwas eingibt, ist das nicht
                                                                                                          produktiv“, erklärt Kohle. „Wenn aber mehrere
                                                                                                          Leute dreimal das Gleiche eingeben, lassen sich
                                                                                                          Muster feststellen.“ Das einzige Manko ist derzeit
                                                                                                          die Bildauswahl, da wegen der Rechte hauptsäch-
                                                                                                          lich Darstellungen aus dem 18. und 19. Jahrhun-
                                                                                                          dert gezeigt werden können. Seit Kurzem kann
                                                                                                          ARTigo dafür auch auf Facebook gespielt werden.
                                                                     7 Selten hat Feldforschung so viel   Es daddeln jedoch nicht nur Studierende: Kürz-
                                                                     Spaß gemacht: Bei ARTigo können      lich habe Kohle sogar einen Kollegen „erwischt“,
                                                                     Spieler Gemälde verschlagworten      erzählt der groß gewachsene Rheinländer augen-
                                                                     und dafür Punkte gewinnen.           zwinkernd.
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Wissenschaft soll Neue Medien nutzen                                    Vorbehalte gegen Online-Feldforschung
„Wissenschaft muss sich die Neuen Medien aneignen und traditio-         Jedoch bringt den Gründervätern just dieses Data-Mining häufig
nelle Dinge aufgeben“, fordert der Linguist Krefeld und schiebt sich    Kritik ein. Oft ist zu hören, sie würden die User aussaugen und
seine Brille zurecht. Sein Spiel „Metropolitalia“ soll im Juli online   ausleuchten, obwohl gar keine personenbezogenen Informationen
gehen. Damit versuchen die Romanisten die Verbreitung italieni-         gespeichert werden. Auf Wissenschaftsebene wiederum wird gera-
scher Redewendungen aufzuspüren und sie dem sozialen Status             de diese Intransparenz bemängelt. Für traditionelle Sozialwissen-
zuzuordnen. Auch hier gilt: „Das Spiel funktioniert nur, wenn alle      schaftler erfüllen die Nutzer in dieser radikal offenen Feldforschung
mitmachen“, erläutert er. „Eine einzelne Meinung sagt gar nichts,       nicht die Authentizitätsanforderungen an einen verlässlichen In-
aber wenn man Tausende fragt, bekommt man sehr verlässliche             formanten. Sie möchten diese stärker kontrollieren und lieber mit
Aussagen.“                                                              Fragebögen interviewen. „Die empirische Wissenschaft hat aber de
                                                                        facto schon immer quantitativ mit Verzicht auf Informantendaten
Krefeld wurde durch Bry und Kohle auf diese kollaborative Datenbe-      gearbeitet“, argumentiert Krefeld. Besonders für die Sprachwissen-
arbeitung und Analyse aufmerksam. Weil den Sprachwissenschaft-          schaft sei der Laie sehr wichtig, weil eben induktive Daten erhoben
lern kaum finanzielle Mittel für die teure Feldforschung vor Ort zur    werden müssten. Er verlangt für die Neuen Medien eine Kombinati-
Verfügung stünden, sei dieses Konzept für ihn wie ein „Erweckungs-      on aus der emischen und etischen Perspektive, also einer Herange-
erlebnis“ gewesen. „So können wir unsere Probleme wieder in den         hensweise, in der die Innensicht des Laien mit der Außensicht des
Griff bekommen“, schwärmt er von der Schwarmintelligenz. Da             Experten verbunden wird.
die Basis der Datenbank in allen Fällen gleich ist, lassen sich auch
schnell neue Spielideen für andere Fachbereiche umsetzen.               Bis diese unbekannte Wissenswelt des Laien erschlossen ist, wird
                                                                        es allerdings wohl noch ein Weilchen dauern. Dabei sagte bereits
Kohle sieht daher ausschließlich Vorteile in dieser Technologie.        Schiller: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des
Sein Paradigma: „Tausende von Amateuren schießen – wenn auch            Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
eher zufällig – genauso viele Tontauben vom Himmel wie einige           Deswegen tummelt auch Kohle sich gerne vor seinem Spiel und freut
wenige Profis.“ Im „Real Life“ ließe sich dies nicht organisieren, im   sich über neue Mitspielerinnen und Mitspieler. Lediglich bei den
Internet hingegen schon, veranschaulicht er. Durch die Integrati-       Preisen für die Bestplatzierten musste er Abstriche machen: „Am
on unterschiedlichster Daten und Menschen würden außerdem die           Anfang habe ich dem Gewinner noch 50 Euro aus meiner eigenen
Wissenswelten miteinander verknüpft. Der andersartige Weg der           Tasche gezahlt“, lacht er. „Aber auf Dauer ist das einfach zu teuer
Geisteswissenschaftler ist allerdings nicht nur praktisch, sondern      geworden.“                                                     ■ dl
auch zwingend nötig: „In der Wahrnehmung der akademischen Welt
spielen wir keine große Rolle mehr“, klagt Kohle. „Wir haben daher
lediglich eine Chance, wenn wir das Verhältnis zur Öffentlichkeit
ändern und erklären, wozu wir gut sind.“ Er wundert sich deshalb,
warum Psychologen oder die Interkulturelle Kommunikation im Hin-
blick auf kognitive Rückschlüsse der Spielteilnehmer nicht interdis-    Informationen zu ARTigo und Metropolitalia:
ziplinär bei seinem Projekt mitwirken wollen.                           www.play4science.uni-muenchen.de
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