DIE TEXTILE REVOLUTION - Monarch: Qucosa
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Ausgabe 1/2007 TU-SPEKTRUM DAS MAGAZIN DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT CHEMNIT Z Titelthema DIE TEXT ILE REVOLUT ION Neues An-Institut: Das Sächsische Textilforschungs- institut und die TU Chemnitz bündeln ihre Stärken TU-Spektrum und aktuelle Informationen online: www.tu-chemnitz.de/tu/presse
INHALT IMPRESSUM STUDIUM Herausgeber: 2 Besiegelt im Zeichen des Hochschulpaktes / So werden Studenten zu Der Rektor der Technischen Universität Chemnitz vietnamesischen Botschaftern / Premiere beim "Tag der offenen Tür" Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes 3 Wichtige Impulse – nicht nur für das "Autoland Sachsen" 4 Einzigartig: Eventmanager mit Uni-Abschluss Redaktion dieser Ausgabe: Dipl.-Ing. Mario Steinebach (MSt), Chefredakteur Christine Häckel-Riffler (HR), Redakteurin FORSCHUNG Antje Brabandt (AB), Studentin 6 Mehr als 8.000.000.000.000 Operationen pro Sekunde Janine Mahler (JM), Studentin 8 Beschleunigte Flüssigkristallmoleküle Michael Chlebusch (MCH), Student Thomas Doriath (TD), Student 9 Eine Lücke in der Gruppe der Azide ist geschlossen Nicole Leidholdt (NL), Studentin 10 Cluster beschleunigt die "virtuelle" Forschung Marlies Facius (ML), Praktikantin 11 "Bei uns gibt es Fabrikplanung vom Feinsten" 12 Die Menschen hinter den roten Zahlen Satz dieser Ausgabe: 13 Über den Wolken wird die Freiheit nicht grenzenlos sein Christine Häckel-Riffler & 14 Ohne Gips und Zeichenstift PrintDesign GmbH Chemnitz 15 Einheit in Vielfalt: Funkstandards fest im Griff / Sitz der Redaktion: Die Rolle des Visuellen Straße der Nationen 62, Raum 185 16 Streber – oder wenn Leistung bestraft wird 09111 Chemnitz 17 Mit dem Ökomobil ins Schloss Bellevue / Test im neuen Fahrsimulator Postanschrift der Redaktion: 18 Superschnelle Tests wecken das Interesse der Industrie 09107 Chemnitz 28 Über die Schwelle vom Analog- zum Digitalfernsehen Telefon: 0371/531-31424, -31536 Telefax: 0371/531-10049 29 Damit Kinderfüße gesund bleiben E-Mail: pressestelle@tu-chemnitz.de 30 Näher am Bürger mit mehr Service unter einem Dach 31 Millionen in den Wind geschlagen TU-Spektrum im Internet: www.tu-chemnitz.de/spektrum/index.html Erscheinungsweise: halbjährlich plus Sonder- ausgabe(n) TITELTHEMA Auflage: 5.000 Exemplare, international ISSN 0946-1817 19 Die textile Revolution / Technische Textilen erobern die Welt 20 Ein Platz für Alleskönner Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu 21 Armdicke Bewehrungen gegen Erosion kürzen und/oder sinnentsprechend wiederzugeben. 22 Das textile Multitalent Der Inhalt der Beiträge muss nicht mit der Auf- 23 Genormte Lebensretter fassung des Herausgebers übereinstimmen. Für 24 Raus aus der Schublade unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. Leserbriefe sind 25 Tief verwurzelt in Branche und Region erwünscht. Für den Inhalt der Anzeigen zeichnen 26 Unerschütterlich - auch bei Erdbeben die Inserenten verantwortlich. Im TU-Spektrum gelten grammatisch maskuline Per- sonenbezeichnungen gleichermaßen für Personen SPIN-OFF weiblichen und männlichen Geschlechts. 32 Sprache ist Kultur und besteht nicht nur aus Vokabeln Anzeigenverwaltung: 33 Mit Erfindergeist zur interaktiven 3D-Fabrikplanung PrintDesign GmbH Chemnitz 34 Von "Burg-Herren" und "Online-Spielern" Telefon: 0371/815190 E-Mail: info@printdesign-chemnitz.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2007. INTERNATIONALES Basis-Layout: 35 Praktikum zwischen Maschinenbau und Massage PrintDesign GmbH Chemnitz Druck: Druckerei Willy Gröer Redaktionsschluss: 26. März 2007 Redaktions- und Anzeigenschluss der PERSONALIA nächsten Ausgabe: Juli 2007 36 Ein Nanoelektroniker mit Doppelfunktion / Dem wissenschaftlichen Dialog verpflichtet / Die beiden ersten offiziellen Juniorprofessoren der TU Titelfoto: Eine Weltneuheit aus Chemnitz: Dieses 37 Ausgezeichneter Nachwuchs leuchtende Netz entwickelte das Sächsische Textil- 38 3.000 Euro für hervorragende Dissertationen / Die beste technische forschungsinstitut Chemnitz e.V. (STFI) gemeinsam Arbeit des Jahres mit Industrie-Partnern. Grundbausteine sind trans- parente Kunststofffasern, die Licht abstrahlen. Mit Hilfe von Lichtprojektoren und Animationen können BÜCHER verschiedene Farben im Netz erzeugt werden. Diese 39 Die neue Union / Rund um die Uhr geöffnet: Elektronischer Semesterapparat Entwicklung wurde 2003 mit dem Techtextil-Inno- 40 Fluchtpunkte der Emigranten / Neuer Länderbericht Großbritannien vationspreis gewürdigt. Weitere Innovationen aus dem STFI, siehe Beiträge ab Seite 19. erschienen Foto: Heiko Kießling EVENTS 41 Roboking 2007: Hamburger Schüler verteidigen Königsthron 42 Neues Studentenkabarett "MehrTUerer" 43 10. Universitätsball / Zentrale Veranstaltungen der TU Chemnitz 2007 / Im Blick: Chemnitzer Linux-Tage 2008 44 Biedermeier, Burschenschaften und Bologna TU-Spektrum 1/2007 1
STUDIUM Besiegelt im Zeichen des Hochschulpaktes (MSt) Das Rektorat und die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der TU Chemnitz schlossen am 28. Februar 2007 eine Zielvereinbarung über die qualitative und quantitative Absicherung des Studienangebotes wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge. Darin erklärt die Fakultät, langfristig innerhalb der Regelstudienzeit circa 1.150 Studierende in Bachelor-Studiengängen und circa 500 Studierende in Master-Studien- gängen anzustreben. "Dies ist an der TU zugleich die erste Vereinbarung dieser Art, die beispielgebend für alle anderen Fakultäten ist. Die Wirt- schaftswissenschaften unterstützen damit wesentlich das im Hochschul- pakt 2020 fixierte Ziel, die Studienanfängerzahlen Sachsens des Jahres 2005 beizubehalten", so TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. "Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hat bereits für sämtliche Studiengänge der Fakultät, außer im Bachelor-Studiengang European Studies mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung, auf die Einrich- tung einer örtlichen Zulassungsbeschränkung im Wintersemester 2007/08 Die erste Zielvereinbarung ist unterzeichnet: Dekan Prof. Dr. Uwe Götze, Kanzler Eberhard Alles und Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes (v.l.) besiegeln mit einem Handschlag den Vertrag. verzichtet", so der Dekan Prof. Dr. Uwe Götze. Der sich daraus künftig Foto: Christine Kornack ergebende höhere Personalbedarf soll durch temporäre universitäts- interne Umverteilung der personellen Ressourcen gesichert werden. So werden Studenten zu vietnamesischen Botschaftern (MSt) 13 Studenten der TU Chemnitz nahmen im März an der größ- ten UN-Simulation der Vereinten Nationen in New York teil (National Model United Nations, kurz: NMUN). Während der viertägigen Veran- staltung simulierten sie die Arbeitsweise der Vereinten Nationen und vertraten dabei die Interessen der Sozialistischen Republik Vietnam. Insgesamt hat sich die Chemnitzer Delegation sechs Monate auf die UN-Simulation – insbesondere auf die Vertretung der vietnamesischen Position – vorbereitet. Neben wöchentlichen Vorträgen waren die Stu- denten auch auf Tour: In Berlin besuchten sie das Auswärtige Amt und die Vietnamesische Botschaft. Und in Regensburg übten sie auf einer Probesimulation die Verfahrensregeln einer Komiteesitzung. Ein Koch- abend mit vietnamesischen Studenten rundete die Vorbereitung ab. Eintauchen in eine andere (Koch-)Kultur: An ihrem letzten Treffen vor dem Abflug in die USA Weitere Informationen zur Chemnitzer Delegation und zur NMUN veranstaltete die Delegation einen kulinarischen Kochabend mit vietnamesischen Studenten 2007 gibt es im Internet unter www.tu-chemnitz.de/nmun der Chemnitzer Universität. Foto: Heiko Kießling Premiere beim "Tag der offenen Tür" (MSt) 3.000 Gymnasiasten strömten am 11. Januar 2007 zum "Tag der offenen Tür" auf den Uni-Campus. Zum ersten Mal vorgestellt wurden ihnen auch die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge der TU Chem- nitz. Dazu gehören die Bachelor-Studiengänge Informatik, Elektrotech- nik, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Mathematik. Hinzu kommen für die längerfristige Studienplanung interessante Master-Stu- diengänge Mathematik und Kommunikationstechnik, Digital Manufactu- ring, Soziologie sowie Wirtschaftswissenschaften für Juristen. Eine Schü- lerumfrage zeigt, dass die neuen Abschlüsse gut angenommen werden. Auch die Studienangebote der Fakultät für Maschinenbau und der Fakultät für Naturwissenschaften liegen voll im Trend: Laut Umfrage hat sich die Zahl der Studieninteressenten in diesen Bereichen gegenüber dem Vorjahr sogar verdoppelt. Besonders gefallen haben den Schülern Spezial-Vorlesungen und Stände, an denen sie experimentieren konnten. Ein Prost auf ihre berufliche Zukunft: Vier Gymnasiasten erheben beim "Tag der offenen Tür" die Reagenzgläser und trinken auf das Wohl der Chemnitzer Studienanfänger. Der nächste "Tag der offenen Tür" findet übrigens am 9. Juni 2007 im Foto: Christine Kornack Hörsaalgebäude an der Reichenhainer Straße 90 statt. 2 TU-Spektrum 1/2007
STUDIUM Wichtige Impulse – nicht nur für das "Autoland Sachsen" Vorstände aus der Automobilbranche unterstützen den Start des Studienganges Automobilproduktion an der TU – AUDI-Produktionsvorstand Jochem Heizmann wurde zum Honorarprofessor bestellt (MSt) Der neuen Bachelor- und Masterstudiengang "Automobilpro- duktion" startet in einer Zeit, in der die Produktion von Automobilen und die vor- und nachgelagerte Industrie für den Wirtschaftsstandort Deutschland und insbesondere für Sachsen von hoher Bedeutung sind. Das "Autoland Sachsen" gehört mit den fünf fahrzeug- bzw. motorbauenden Fabriken von Volkswagen, Porsche, BMW und NEOPLAN und zahlreichen Zulieferfirmen zu den deutschen Spitzenstandorten der Automobilindustrie. "Der Bedarf an ingenieurwissenschaftlichem und ingenieurtechnisch hochqualifiziertem Personal für den Einsatz im In- und Ausland ist in den kommenden Jahren gerade in diesem Bereich sehr hoch", erläutert Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Rektor der TU Chemnitz, die Investition seiner Universität in dieses neue Studienangebot. Im Wintersemester haben sich 50 Studierende in den Bachelor-Studiengang eingeschrieben. "Die Rechnung der Fakultät für Maschinenbau ist damit aufgegangen", bilanziert der Dekan der Fakultät für Maschinenbau Prof. Dr. Bernhard Wielage. Technik, die begeistert: Prof. Dr. Martin Winterkorn, Prof. Dr. Jochem Heizmann und Prof Dr. Klaus-Jürgen Matthes (v.l.) nach dem Festakt. Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold Die Studenten werden künftig von der Nähe der TU Chemnitz zur Automobilbranche profitieren. Dies wurde bereits am 1. Dezember 2006 beim Festakt anlässlich des Startes des Studienganges sichtbar, denn nicht jeden Tag begrüßt man gleich vier Vorstandsmitglieder eines Automobilbauers an der TU. Auf der Gästeliste ganz oben stand der Aufsichtsratsvorsitzende der Audi AG Prof. Dr. Martin Winterkorn, der ab 1. Januar 2007 den Vorstands- vorsitz von Volkswagen übernahm. Mit ihm nach Chemnitz gereist war auch Dr. Jochem Heizmann, Vorstand Produktion der AUDI AG, der an diesem Tag zum Honorarprofessor bestellt wurde. Er wird sich künftig an der TU mit der Optimierung von Produktionsprozessen beschäftigen. Begrüßt wurden zum Festakt auch Rupert Stadler, Vorstand Finanz und Organisation der AUDI AG, sowie Ulf Berkenhagen, Vorstand Einkauf der AUDI AG. Beim Festakt waren noch weitere zahlreiche Ehrengäste anwesend, da- runter der Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Staatsminister Hermann Winkler, die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, Frank Löschmann, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH sowie Geschäftsführer zahlreicher Zulieferfirmen der Automobilindustrie und Wirtschaftsunternehmen. In ihren Grußworten und in vielen Gesprächen Prof. Dr. Bernhard Wielage (2.v.l.), Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Inhaber der wurde an diesem Tag mehrfach gesagt, dass die TU Chemnitz mit dem Professur Verbundwerkstoffe der TU Chemnitz, erläutert Studierenden des Bachelor-Studien- ganges Automobilproduktion eine der europaweit modernsten Anlagen zum thermischen Studiengang Automobilproduktion einen wichtigen Impuls gibt – nicht nur Spritzen, die auch im DFG-Sonderforschungsbereich "Hochfeste aluminiumbasierte Leicht- für das “Autoland Sachsen”. bauwerkstoffe für Sicherheitsbauteile" zum Einsatz kommt. Foto: Christine Kornack AN Z E IG E TU-Spektrum 1/2007 3
STUDIUM Einzigartig: Eventmanager mit Uni-Abschluss Erste Absolventen des Masterstudienganges Eventmarketing wurden verabschiedet – Neuer Kurs startet im Oktober (MSt) Er ist laut Wirtschaftswoche 4/2007 Masterurkunden am 2. März 2007 trafen sich Ver- volle berufliche Impulse erhielt ich durch das einer der zehn gefragtesten Jobs für Dienstleister – treter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zu Netzwerk von hochqualifizierten Branchen-Insi- der Eventmanager. Diese Experten erarbeiten bei- einem Festakt im Chemnitzer Rathaus. Unter dern, die mit mir gemeinsam in Chemnitz studier- spielsweise Konzepte für Messeauftritte und Ver- ihnen auch die Chemnitzer Oberbürgermeisterin ten". Anja Scheske aus Hamburg lobt zudem die anstaltungen, auf denen Firmen zum ersten Mal Barbara Ludwig, die sich “auf viele von den "hohe Qualität" des Studienganges, insbesondere ihre neuen Produkte vorstellen. Derartige Ereig- Absolventen organisierte Events freut – natürlich die kompetente und individuelle Betreuung. Für nisse werden so inszeniert, dass sie bei den Ver- in Chemnitz". die Inhaberin der Agentur Event-Well war es "eine anstaltungsgästen möglichst lange in Erinnerung "Für die TU Chemnitz ist der Studiengang sehr wertvolle Erfahrung, eine wissenschaftliche bleiben und einen Beitrag zum Markenaufbau leis- Eventmarketing sehr wichtig, da hier eine Mana- Abschlussarbeit zu schreiben". Mit dem MBA- ten. Viele Firmen geben bereits ein Fünftel ihres gementausbildung auf höchstem Niveau stattfin- Abschluss in der Tasche rechnet sie sich künftig Marketingbudgets für Veranstaltungshöhepunkte det. Dadurch wird unsere Universität weit über die noch bessere Chancen aus, attraktive Aufträge zu aus. Die akribische Vorbereitung und die Detail- Region hinaus bekannt und gewinnt an positivem akquirieren. arbeit bei der Durchführung übernehmen dabei Ansehen", sagt Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Annika Holzbauer und Carsten Egger hoben immer häufiger Eventmanager. Und die kommen Rektor der TU Chemnitz. "Von hier aus entstehen während der Festveranstaltung im Chemnitzer nun auch aus Chemnitz – ausgebildet auf univer- kleine, elitäre Netzwerke von Eventmarketing- Rathaus insbesondere das große Engagement sitärem Niveau. Experten unterschiedlicher Branchen", ergänzt der aller Teilnehmer hervor. "Das Studium parallel zum Job ist eine große Herausforderung. Lange Anreisen zu den Präsenzphasen in Chemnitz, Online-Studium an freien Abenden, das Schreiben der Abschlussarbeit - ohne Unterstützung unserer Familien wäre dieses Studium nicht möglich ge- wesen", beschreibt Egger die Situation der letzten beiden Jahre. Die Kurs-Teilnehmer profitieren laut Studien- gangsleiterin Prof. Dr. Cornelia Zanger von der inhaltlichen Breite des Studiums, denn es behan- delt das Eventmarketing aus den Perspektiven Beriebswirtschaftslehre/Marketing, Kommuni- kation und Management. "Dieser ganzheitlichen Sicht wird unser Lehrkonzept gerecht, das moder- ne Studienformen des E-Learning mit der Arbeit in Projektgruppen vereint", erläutert Prof. Zanger. Der Chemnitzer Marketingprofessorin stehen dabei auch mehrere Experten aus der Schweiz, Dänemark und Deutschland zur Seite. Prof. Dr. Cornelia Zanger (2.v.r.) und Michael Wenisch (r.) freuen sich mit den neuen Eventmanagern über den erfolgreichen Übrigens: Der nächste Eventmarketing-Kurs Abschluss des berufsbegleitenden Masterstudienganges Eventmarketing. Elf Absolventen des ersten Kurses nahmen am beginnt Ende Oktober 2007. Interessenten sollten Festakt im Chemnitzer Rathaus teil. Foto: proflash CROSS MEDIA AG sich bis zum 31. Mai mit einem Veranstaltungskon- zept am Wettbewerb “Creative Events” beteiligen. Vor zwei Jahren startete an der TU Chemnitz Rektor. Die 15 Teilnehmer des ersten Kurses, die Den drei besten Teilnehmern werden die Stu- der erste Kurs des berufsbegleitenden Masterstu- aus allen Teilen Deutschlands stammen, sind diengebühren um 2.960 Euro erlassen. dienganges Eventmarketing. Deutschlandweit ist berufserfahrene Fach- und Führungskräfte. Sie Weitere Infos zum Studium und zum Wett- er noch immer der einzige universitäre Studien- arbeiten in Veranstaltungs- bzw. Eventagenturen, bewerb: www.tu-chemnitz.de/c-mit, www.tuced.de gang auf dem Gebiet der Live-Kommunikation, Touristikunternehmen, Kommunen, Handelsunter- der mit einem Master of Business Administration nehmen, in der Pharmaindustrie sowie in Unter- (MBA) abschließt. Der erste Jahrgang von Absol- nehmensberatungen. venten wurde nun feierlich verabschiedet. "Die Einer, der das in Chemnitz Gelernte nahtlos Kontakt Teilnehmer gehören zugleich zu den ersten Absol- und vor allem erfolgreich in den Berufsalltag Technische Universität Chemnitz venten des Chemnitz Management Institute of übernahm, ist Heiko Liemer aus Gerlingen. Vor Prof. Dr. Cornelia Zanger 09107 Chemnitz Technology (C-MIT), der für die Weiterbildung zwei Jahren, zu Beginn des Studiums, war er als Telefon 0371/909490 verantwortlichen zentralen Einrichtung der Projektleiter einer Eventagentur tätig. Heute trägt Fax 0371/9094949 E-Mail cornelia.zanger@wirtschaft.tu-chemnitz.de TU Chemnitz", berichtet deren Präsident Prof. Dr. er internationale Kommunikationsverantwortung Folker Weißgerber. Anlässlich der Verleihung der bei einem führenden Automobilzulieferer. "Wert- 4 TU-Spektrum 1/2007
Alles, was Sie jetzt brauchen: passgenaue Angebote für Gesundheit und Studium. Beim Studieren kann schon mal das Gefühl aufkommen, dass einem alles über den Kopf wächst. Die TK hat daher mit Experten gezielt Angebote für Studenten entwickelt. Mit www.unikosmos.de stellen wir Ihnen einen hilfreichen Online- begleiter für Ihren gesamten Uni- alltag zur Seite. Das TK-Ärztezentrum ist Tag und Nacht für Sie telefonisch erreichbar. Damit Sie medizinische Auskunft von einem Facharzt erhalten, wenn Sie sie brauchen. Auf Reisen hilft Ihnen die TK-Auslands- Assistance rund um die Uhr weiter. Sie nennt Ihnen zum Beispiel einen deutsch- oder englischsprachigen Arzt an Ihrem Urlaubsort. Hier erfahren Sie mehr: www.tk-online.de oder 018 02 - 22 55 85 Montag bis Freitag von 7 bis 22 Uhr (ab 6 Cent pro Gespräch, abhängig vom Anbieter)
FORSCHUNG Mehr als 8.000.000.000.000 Operationen pro Sekunde Neuer Hochleistungs-Linux-Cluster der TU Chemnitz gehört zu den schnellsten Computern der Welt – Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange: "TU Chemnitz tritt mit Höchstleistungsrechner in neue Liga ein" (MSt/MCH) Er gehört zu den 100 schnellsten sen zur Ausstattung der Universitäten mit moderns- anforderungen effizient ausgeführt werden", er- Computern der Welt – der neue Chemnitzer Hoch- ter Gerätetechnik unternommen habe und weiter läutert Mirko Benz, Geschäftsführer der Xiranet leistungs-Linux-Cluster CHiC. Am 7. Februar 2007 unternehmen werde. "Schließlich wollen wir im Communications GmbH. wurde er offiziell an die Nutzer der Technischen Wettbewerb um die besten Köpfe mit in der ersten Die Lieferung und der Aufbau der wasserge- Universität Chemnitz übergeben. Das Konzept Liga spielen", so die Staatsministerin. kühlten Serverschränke nebst Infrastruktur sowie stammt von Forschern der Professur Rechnerarchi- Das Innenleben des Supercomputers besteht der lokale Zusammenbau und die Verkabelung tektur unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Rehm. aus 2.152 Rechenkernen, die auf 538 Serverknoten aller Komponenten des Clusters erfolgten schließ- Insgesamt haben 24 Professoren aller Fakultäten arbeiten. Sämtliche Komponenten des Super- lich durch die Firma MEGWARE Computer GmbH. den 2,64 Millionen Euro teuren, vom Freistaat computers sind durch das Hochgeschwindigkeits- In 18 Serverschränken verbaute das Unternehmen Sachsen finanzierten Rechengiganten beantragt netzwerk "InfiniBand" verbunden. Diese Technik innerhalb von 7.600 Arbeitsstunden 700 Geräte, und nutzen ihn künftig für ihre Forschungsprojekte. wurde zusammen mit zwölf Hochleistungsgrafik- verbunden durch 4.900 Kabel mit einer Gesamt- "Ich beneide ein wenig die Studierenden, die knoten von IBM Deutschland geliefert. Dr. Ulrich länge von etwa acht Kilometern. Der Cluster Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an Groh, Leiter des Geschäftsbereiches Lehre und wuchs so zu einem Schwergewicht von insgesamt dieser hochmodernen und hochleistungsfähigen Forschung der IBM Deutschland GmbH, betont: 21,6 Tonnen heran. Technik arbeiten und forschen können", sagte "IBM hat in der Vergangenheit zahlreiche Arbeits- Erste Tests des CHiC Anfang Januar ergaben Sachsens Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria plätze in Mitteldeutschland geschaffen – gleichzei- bereits eine Rechenleistung von mehr als 8 Tera- Stange anlässlich der Einweihung des CHiC. Die tig unterstützt das Unternehmen durch eine hoch- Flops (diese Zahl mit zwölf Nullen bedeutet 8 * Bereitstellung führender Hochleistungsrechen- leistungsfähige IT-Infrastruktur den Wissenschafts- 1012 Additionen oder Multiplikationen pro Sekun- technik sei eine wichtige Voraussetzung dafür, standort Deutschland. Der Hochleistungsrechner de). "Das Ergebnis kann noch gesteigert werden", dass die TU Chemnitz ihren erfolgreichen Weg als CHiC an der TU Chemnitz ist ein erfolgreiches erklärt Frank Mietke, wissenschaftlicher Betreuer eine leistungsfähige Forschungs- und Bildungs- Beispiel dafür." des CHiC-Projektes. einrichtung fortsetzen könne. Dabei widerspiegle Zum Hochleistungs-Linux-Cluster CHiC gehört "Nur 520 der 538 Serverknoten waren bei die Installation dieser neuen Rechnergeneration auch ein 60-TeraByte Festplattenspeicher der Dres- unserem Test aktiv. Auch die Effizienz, die derzeit einerseits das leistungsfähige und gut ausgebaute dener Firma Xiranet Communications, welcher in bei etwa 75 Prozent liegt, können wir sicher noch Hochschulsystem in Sachsen, andererseits aber Kooperation mit der Chemnitzer Firma MEGWARE um etwa fünf Prozent erhöhen." Zufrieden sind die auch die Anstrengungen, die der Freistaat Sach- Computer GmbH geliefert wurde. "Für dieses Spei- Chemnitzer Forscher jetzt schon: "Mit der gemes- chersubsystem des Computers kommt die Xiranet senen Leistung würde sich unser CHiC auf dem XAS1000-Serie mit Lustre als Cluster-Filesystem zuletzt im November 2006 veröffentlichten Index zum Einsatz. In Kombination mit der direkten der 500 schnellsten Rechner der Welt etwa auf Geballte Rechenleistung in 18 Serverschränken: Anbindung an das InfiniBand-Netzwerk werden Platz 82 einreihen", erläutert Prof. Dr. Wolfgang Prof. Dr. Wolfgang Rehm (r.) und sein wissenschaftlicher mehr als 3,5 Gigabyte pro Sekunde auf den Fest- Rehm, Projektleiter und Sprecher des CHiC-Kon- Mitarbeiter Frank Mietke arbeiten an dem neuen massiv- parallelen Hochleistungsrechner CHiC. plattenspeicher transferiert. Damit können auch sortiums an der TU Chemnitz. Zum Vergleich: Ein Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme Anwendungen mit sehr hohen Ein- und Ausgabe- herkömmlicher PC bietet aktuell etwa lediglich ein 6 TU-Spektrum 1/2007
FORSCHUNG Tausendstel der Rechenleistung des Clusters. Diese enormen Kapazitäten bedeuten für die Forschung innerhalb der Chemnitzer Universität große Vorteile. Das weiß auch Dr. Alexander Auer von der Juniorprofessur Theoretische Chemie: "Wenn ich Molekülstrukturen mit Berechnungen wirklich vorhersagen will, dann braucht eine ordentlich ausgestattete Workstation schon mal drei bis vier Monate", so der Wissenschaftler. "Mit dem CHiC wird das bald erheblich schneller gehen." Derzeit plant Dr. Auer vor allem bereits begonnene Forschungsvorhaben wie zum Beispiel die Erschließung neuartiger Flüssigkristallmole- küle für LCD-Bildschirme mithilfe des Clusters zu beschleunigen und entsprechende Anwendungen seines Fachbereiches für das CHiC-System fit zu machen sowie neue zu erstellen. Die Professur Konstruktionslehre der TU beschäftigt sich unter anderem mit der virtuellen Geschafft: Nach einer mehrmonatigen Bau- und Installationsphase weihte die sächsische Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange den neuen Hochleistungs-Linux-Cluster gemeinsam mit TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes (l.) Produktentwicklung. Sie nutzt den neuen Linux- und Projektleiter und Sprecher des CHiC-Konsortiums, Prof. Dr. Wolfgang Rehm, ein. Foto: Christine Kornack Cluster für die Finite-Elemente-Simulation zum Betriebsverhalten und zur Schadensprognose von Maschinen- und Fahrzeugkomponenten, um bei- großen Leistungsbereich (bis acht Megawatt CHiC-Praxispartner spielsweise Prototypen und Versuche an teuren Kälteleistung), den derzeit die Stadtwerke Chem- Realteilen einzusparen. "Die hohe Leistungsfähig- nitz bauen, müssen Strömungsverhältnisse sowie IBM Deutschland keit des CHiC wird dabei nicht nur mehr Ergeb- thermisches Verhalten berechnet werden. "Weil IBM bietet eine der breitesten Produktpaletten der IT- nisse in kürzerer Zeit ermöglichen", so Prof. Dr. dieser Speicher ein Volumen von 3.500 m3 Wasser Branche von Hardware über Software bis hin zu Services Erhard Leidich, Leiter der Professur. "Die neuen besitzt und längere Betriebszyklen simuliert wer- und Consulting an und stellt industrieübergreifende und branchenspezifische Lösungen für die Anforderungen Kapazitäten ermöglichen auch eine bessere Ab- den - was ein großes Berechnungsgebiet und und Bedürfnisse von Unternehmen aller Größen bereit. bildung der tatsächlichen physikalischen Gege- lange Berechnungszeiten bedeutet - kann man IBM High Performance Computing-Lösungen werden für benheiten. Insbesondere kann von der isolierten dafür nie genug Rechenkapazität besitzen", erklärt wissenschaftliche, technische und betriebswirtschaftliche Anwendungen entwickelt. Berechnung einzelner Bauteile zur Analyse ganzer Prof. Dr. Bernd Platzer. Sein Mitarbeiter Dr. www.ibm.com/de/pressroom Baugruppen übergegangen werden, was zu deut- Thorsten Urbaneck, verantwortlich für die Begleit- lich wirklichkeitsnäheren Resultaten führt." forschung des Kältespeicherprojektes, ergänzt: Xiranet Communications GmbH Bei aktuell zwei Projekten soll der CHiC die "Auch mit dem neuen Super-Rechner benötigen Dresden Forschung und Entwicklung an der Professur wir noch das Vielfache an Rechenzeit bezogen auf Technische Thermodynamik unterstützen. Für den die reale Betriebszeit. Mit normaler Rechentechnik Die Xiranet Communications GmbH entwickelt innovative Speicherlösungen und Storagerouter. Der Fokus liegt deutschlandweit ersten Kurzzeit-Kältespeicher im kämen wir daher kaum ans Ziel. Dank des Clusters dabei auf der Unterstützung leistungsfähiger Protokolle können wir aber relativ schnell auf praktische und Netze wie Storage über InfiniBand und iSCSI über 10 Gbit Ethernet (IP Storage). Außerdem werden Komplett- Aufgabenstellungen aus dem Projekt reagieren lösungen mit Cluster File Systemen wie Lustre angebo- und Lösungen optimieren." ten. Typische Anwendungsgebiete liegen im High Perfor- Ins Schwitzen kommen wird der CHiC bei all mance Computing sowie in der Medienverarbeitung. www.xiranet.com diesen Beanspruchungen nicht. Zusätzlich zu den Kosten des Rechners investierte der Freistaat MEGWARE Computer GmbH Sachsen an der TU Chemnitz weitere 1,8 Millionen Chemnitz Euro in Baumaßnahmen rund um den Rechner und dessen Kälteversorgung. Der neue Super- Die MEGWARE Computer GmbH in Chemnitz begann sich im Jahr 2000 im Bereich High Performance Computing computer der TU wird dabei durch das Chemnitzer (HPC) zu profilieren – hier speziell auf Compute-Cluster. Fernkältesystem gekühlt, wie Dr. Urbaneck erklärt: Bisher wurden mehrere hundert Cluster an Lehr- und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen in Europa "Zukünftig sorgt bestimmt auch der neue Kälte- ausgeliefert. Herausragend war dabei unter anderem der speicher der Stadtwerke dafür, dass das Rechen- Chemnitzer Linux Cluster (CLiC), den MEGWARE im Jahr werk nicht heiß läuft. Damit würde sich einmal 2000 an die TU Chemnitz übergab. Zum damaligen Zeit- punkt war es einer der leistungsfähigsten Selbstbau- mehr der Kreis von Forschung und nützlicher Cluster Europas (Rechenleistung: 221 GigaFlop, also um Anwendung schließen." den Faktor 40 geringer als die des CHiC). Der Chemnitzer Hochleistungs-Linux-Cluster www.megware.de CHiC im Internet www.tu-chemnitz.de/chic/ TU-Spektrum 1/2007 7
Beschleunigte Flüssigkristallmoleküle Die Juniorprofessoren Alexander Auer (vorn) und Matthias Lehmann sowie Doktorandin Christiane Köhn von der TU Chemnitz arbeiten an einer For- schungsaufgabe, um biaxiale Flüssigkristallmoleküle zu entwickeln, die künftig eine schnellere Bilddarstellung, zum Beispiel bei LCD-Bildschirmen und Displays, ermöglichen. Bei dem von der Deutschen Forschungsgemein- schaft geförderten Projekt, das gemeinsam mit der Professur Molekulare Nanophotonik der Universität Leipzig durchgeführt wird, sollen dabei die stäbchenförmigen Moleküle der Flüssigkristalle in kürzesten Zeiten um- orientiert werden, was zu deutlich schnelleren Schaltzeiten in modernen Anzeigen und LCD-Fernsehgeräten führen soll. Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme 8 TU-Spektrum 1/2007
FORSCHUNG Ein Lücke in der Gruppe der Azide ist geschlossen Chemiker stellten eine neue energiereiche und damit hochexplosive Stickstoff-Verbindung her – das Tetraazidomethan (MSt) Ohne spezielle Sicherheitsvorkehrungen können Prof. Dr. Klaus ner Februar-Ausgabe über "Die spannende Chemie des Tetraazidomethans" Banert, Inhaber der Professur Organische Chemie an der berichtet. Online kann der Artikel ebenfalls abgerufen wer- Technischen Universität Chemnitz, und sein den. "Wenn man bedenkt, dass etwa 70 Prozent Forschungsteam beim Umgang mit Tetra- der bei dieser Fachzeitschrift eingereichten azidomethan CN12 nicht arbeiten. Manuskripte abgelehnt werden und Diese hochexplosive und deshalb unsere Publikation sogar als VIP- sehr gefährliche Substanz er- Mitteilung eingestuft wurde, zeugten die Chemnitzer erzeugen unsere For- Chemiker selbst im Labor - schungsergebnisse in der wenn auch nur in winzi- Welt der Chemie sicher ein gen Mengen. Unter sei- großes Aufsehen", freut ner Leitung gelang es sich Prof. Banert. Fach- dem Forscherteam kollegen aus anderen erstmals diese ener- Universitäten bezeich- giereiche organische neten die erfolgreiche Verbindung mit Synthese des Tetra- einem extrem hohen azidomethans bereits Stickstoff-Gehalt als "großen Durch- von 93,3 Prozent, die bruch". bisher lediglich durch Azide sind übri- Rechnungen analysiert gens Salze der Stick- worden ist, zu syntheti- stoffwasserstoffsäure sieren. "Wir schließen HN3. Azide, insbesondere nun mit der Herstellung, Schwermetallazide sind in- Isolierung und eindeutigen stabil und sehr explosiv. Sie Charakterisierung von CN12 eine werden deshalb beispielsweise Lücke in der Gruppe der Azide", ver- als Initialsprengstoff eingesetzt. Blei- sichert Prof. Banert. Diese Verbindung Azid wird in kommerziellen Spreng- eines Kohlenstoffatoms mit vier Azidgruppen stoffen verwendet. Und Natrium-Azid bläht kann neuartige Eigenschaften zeigen und als Aus- in Bruchteilen von Sekunden Airbags auf. gangsmaterial für neuartige Kohlenstoffnitride dienen. Das weltweit führende Chemiejournal "Angewandte Chemie" hat in sei- www3.interscience.wiley.com/cgi-bin/fulltext/113494171/ PDFSTART AN Z E IG E Erleben Sie mit uns ... die faszinierende Welt der Supercomputer MEGWARE bietet Berufseinsteigern und erfahrenen Spitzenkräften den nötigen Freiraum, um sich in dem faszinierenden Zukunftsmarkt des High Performance Computing beruflich weiter zu entwickeln. Sie lösen in einem starken Team interessante Entwicklungs- und Supportaufgaben mit hoher Eigenverantwortung. Abgestimmte Fachtrainings werden Sie sorgfältig auf diese Aufgaben vorbereiten. Stellen Sie sich dieser Herausforderung als Informatiker / Programmierer (m/w) Praktikant / Diplomand (m/w) ... und gestalten Sie Ihre Zukunft mit MEGWARE. MEGWARE Computer GmbH Nordstraße 19 Email: info@megware.com 09247 Chemnitz-Röhrsdorf Internet: www.megware.com TU-Spektrum 1/2007 9
FORSCHUNG Cluster beschleunigt die "virtuelle" Forschung 9-Knoten-Cluster erzielt eine enorme Rechenzeitverkürzung bei der Simulation von Fertigungsprozessen (JM) Als ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor Fertigungsprozessen zu erzielen. Deutschlandweit pliziert und in ihren Berechnungen sehr aufwän- hat sich in den letzten Jahren die Simulation von ist die TU Chemnitz die erste Universität, an der dig, sodass unsere Systeme und zeitlich gesehen Fertigungsprozessen bei Hoch-Technologie-Pro- das französische Unternehmen einen solchen auch unsere Mitarbeiter vor einer großen Heraus- dukten herausgestellt. Powercomputing ist das Cluster installiert hat. forderung standen. Insbesondere bei inkrementel- Zauberwort, das kostbare Zeit bei komplizierten In dem gemeinsamen Forschungsprojekt geht len Verfahren mit Hilfe der Finite-Elemente-Me- Berechnungsverfahren in Simulationen einspart. es um die Entwicklung und Technologieerprobung thode, die den gesamten Umformprozess eines Die Professur Virtuelle Fertigungstechnik der TU eines innovativen und Ressourcen schonenden Werkstückes in allen Operationen sehr genau Chemnitz, die unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Walzverfahrens zur Herstellung nahtloser Stahl- abbilden kann, sind die Rechenzeiten inakzep- Awiszus steht, konnte kürzlich, dank der erfolgrei- rohre. Parallel dazu wird der neue Planetenschräg- tabel lang. Der Cluster ermöglicht es uns nun, chen Forschungskooperation mit der FRIEDRICH walzprozess für die industrielle Erprobung model- Berechnungen in einem vertretbaren Zeitraum KOCKS GmbH & Co. KG in Hilden, ein 9-Knoten- liert und mit dem System FORGE2005 von TRANS- durchzuführen", erklärt Prof. Dr. Awiszus. Bereits Cluster der Firma TRANSVALOR finanzieren. Mit VALOR simuliert. Damit wollen die Forscher um jetzt lieferten erste Durchläufe sehr gute Ergeb- dem Cluster ist es möglich, eine erhebliche Prof. Awiszus nicht nur ein tieferes Prozessver- nisse im Vergleich zu den praktischen Versuchen. Rechenzeitverkürzung bei der Simulation von ständnis erreichen, sondern auch das kosteninten- "Für die Simulation des Planetenschrägwalzens sive empirische Heran- konnte beispielsweise eine Rechenzeitverkürzung tasten an optimale von mehr als einer Woche auf etwa einen Tag pro Prozessabläufe verkür- Berechnung erzielt werden", betont die Chemnit- zen. Durch die virtuelle zer Professorin. "Zudem sind die Ergebnisse sehr Variation verschiedener realitätsnah, wenn man bedenkt, dass es sich hier Parameter bei den um ein Näherungsverfahren handelt." Walzprozessen zur Rohrherstellung sollen technologische Fragestellungen gelöst Kontakt werden und dazu die- Technische Universität Chemnitz nen, umformtechnische Institut für Werkzeugmaschinenbau und Produktions- prozesse Zusammenhänge des Professur Virtuelle Fertigungstechnik noch in der Entwicklung Prof. Dr. Birgit Awiszus, Carolin Binotsch 09107 Chemnitz befindlichen Prozesses Telefon 0371/531-23520, -35259, zu ermitteln. Fax 0371/531-23529 "Die für unser Pro- E-Mail birgit.awiszus@mb.tu-chemnitz.de Prof. Dr. Birgit Awiszus von der Professur Virtuelle Fertigungstechnik und Dr. Mamar Menai, carolin.binotsch@mb.tu-chemnitz.de IT-Manager der Firma Transvalor, bei der Übergabe des 9-Knoten-Clusters. jekt erforderlichen Um- www.tu-chemnitz.de/mb/vif/kontakt.php Foto: Caroline Binotsch formprozesse sind kom- AN Z E IG E 10 TU-Spektrum 1/2007
FORSCHUNG "Bei uns gibt es Fabrikplanung vom Feinsten" Zweite Ausbaustufe der Digitalfabrik ging in Betrieb – Forscher, Studierende und Unternehmer profitieren davon (MSt) Die Experimentier- und Digitalfabrik der Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb gehört zu den Schmuckstücken der Maschinenbauer der TU Chemnitz. Prof. Dr. Egon Müller, Leiter des Ins- titutes für Betriebswissenschaften und Fabriksyste- me, und seine Mitarbeiter zeigten zur Eröffnung am 2. März 2007, wie hier produktionslogistische Abläufe auf einer Fläche von 465 Quadratmetern digital geplant, simuliert und in einer realen Pro- duktion bzw. Montage umgesetzt werden - und das auf hohem Niveau. "Bei uns gibt es Fabrikplanung vom Feinsten", versichert Prof. Müller. Ausgestattet ist die neue Minifabrik zum Bei- spiel mit einer Elektrohängebahn, einem Hoch- regallager sowie einem fahrerlosen Transportsys- tem. Hinzu kommen ein Produktionsplanungs- und Steuerungssystem sowie umfangreiche Automati- sierungstechnik. In Planung ist auch ein Bereich für die beleglose Kommissionierung über eine Sprachsteuerung, wodurch ein effizienter Dialog mit dem Lagerverwaltungssystem möglich wird. Technik verbindet: Im Bild v.l.: Leiter Automatisierungstechnik-Ost der Siemens AG, Dr. Joachim Wicke, TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Geschäftsführer Hiersemann Prozessautomation GmbH, Prof. Dr. Rolf Hiersemann und Prof. Dr. Egon "Ein weiterer Schwerpunkt sind aber auch Unter- Müller bei der feierlichen Inbetriebnahme. Foto: Christine Kornack suchungen zur Auslegung von RFID-Systemen (Radio Frequency Identification), mit denen Objekte über Funk automatisch identifiziert und lokalisiert Die Experimentier- und Digitalfabrik ist das Der Bund und der Freistaat Sachsen förderten werden können. Diese Technologie soll in einer Bindeglied zwischen realer und virtueller Produk- die Minifabrik bisher mit etwa 415.000 Euro. Wareneingangsschleuse und in der Lagerinventur tion. Produktionsstrukturen und -prozesse werden Weitere Unterstützung erfolgte durch eine Reihe eingesetzt werden", berichtet Prof. Müller. hier künftig mit Hilfe verschiedener Softwaresys- regionaler Industriepartner sowie durch die TU teme in digitalen Modellen visualisiert, simuliert Chemnitz selbst. So stellte die Volkswagen Sach- und für Lehr- und Forschungszwecke erlebbar ge- sen GmbH einen Teil der modernen Anlagen zur macht. "Die Vorteile für die studentische Ausbil- Verfügung. Weitere Forschungspartner aus der dung sind enorm. Studierende der Studiengänge Region sind neben VW auch die USK Sonderma- Maschinenbau/Produktionstechnik, Wirtschafts- schinen GmbH oder die Hiersemann Prozessauto- ingenieurwesen und Systems Engineering haben mation GmbH. Bereits realisiert wurde beispiels- die Gelegenheit, mit den Methoden und Werk- weise das BMBF-Verbundprojekt "High Perfor- zeugen der digitalen Fabrik Lösungen zu erarbei- mance Ramp-up für schnelle Serienanläufe und ten, die im Anschluss auch an realen Prozessen anlaufrobuste Produktionssysteme im Bereich überprüft werden können", erklärt Projektleiter Dr. Mikrosystemtechnik/Mechatronik" (HiPER), wel- Jörg Strauch. Neben den Studenten und Forschern ches die Anlaufzeiten und Kosten innerhalb eines der TU profitieren auch klein- und mittelständische Produktionsprozesses der Siemens VDO Automo- Unternehmen von der Experimentier- und Digital- tive AG um 25 Prozent verkürzt. fabrik. "Sie können ihre neuen Produktionskon- zepte und Logistiklösungen bei uns testen", meint Prof. Müller. Kontakt Technische Universität Chemnitz Institut für Betriebswissenschaften und Fabriksysteme Professur Fabrikplanung und Fabrikbetrieb Prof. Dr. Egon Müller, Dr. Jörg Strauch 09107 Chemnitz Prof. Dr. Egon Müller erläutert der Wirtschaftsmathematik- Telefon 0371/531-35309, -35325 Studentin Janet Künzel und Franziska Pürzel (v.l.), die Wirt- Fax 0371/531-23229 schaftsingenieurwesen studiert, die Funktionsweise eines E-Mail egon.mueller@mb.tu-chemnitz.de modular aufgebauten Montagesystems. Die von der Karl Utz joerg.strauch@mb.tu-chemnitz.de Sondermaschinen GmbH Kändler entwickelte Anlage ist www.tu-chemnitz.de/mb/FabrPlan/ Bestandteil der Experimentier- und Digitalfabrik. Foto: Bildarchiv der Pressestelle TU-Spektrum 1/2007 11
FORSCHUNG AN Z E IG E Die Menschen hinter den roten Zahlen Soziologen führen Deutschlands größte Studie zur Verbraucherinsolvenz durch (NL) Überschuldete Haushalte können in Deutschland seit 1999 mit Hilfe Erfolg. der Verbraucherinsolvenz einen geregelten Weg aus der Schuldenfalle fin- den. In einem mehrstufigen Verfahren können die Betroffenen nach sechs Jahren schuldenfrei werden. Die Zahl der angemeldeten Verfahren steigt seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung von Jahr zu Jahr. Waren es 1999 noch 1.634 Verfahren, wurden fünf Jahre später 47.230 angemeldet – Tendenz steigend. Bis heute ist über die Menschen hinter diesen Zahlen nur wenig bekannt. Die Tausende Fragebö- Arbeitsgruppe "Soziale gen gehen auf die Ungleichheit und Über- Reise: Dr. Wolfram schuldung" um Prof. Dr. Backert (r.) und Ditmar Brock, Inhaber Götz Lechner von der Professur für der Professur Allge- Allgemeine Soziolo- meine Soziologie II der gie II der TU Chem- nitz beim TU Chemnitz, will diese www.plasmanitriertechnik.de Verteilen der Wissenslücke nun Fragebögen. schließen. Mit dem von Foto: Heiko Kießling der Deutschen For- schungsgemeinschaft geförderten Projekt "Das Verbraucherinsolvenzverfahren – ein funktionieren- des Hilfesystem gegen Ausschluss aus dem Wirtschaftssystem?" soll die Sozial- struktur der Menschen im Insolvenzverfahren erforscht werden. Zwar findet www.stfi.de sich Überschuldung, so die Hypothese der Forscher, in allen sozialen Schich- ten und Milieus, aber welche Menschen Zugang zum Verfahren finden, ist bis heute ungeklärt. "Von unserer Untersuchung versprechen wir uns für Technische Textilien, Deutschland erstmals gesicherte Erkenntnisse darüber, welche Bevölkerungs- faserverstärkte Kunststoffe gruppen ins Verfahren kommen und welche Effekte das Verfahren bei den und veredelte Oberflächen Betroffenen hat", erläutert Professor Brock, "Jeder einzelne ausgefüllte sind Innovationen mit Zukunft. Fragebogen ist daher wichtig für das Projekt". Rund 18.000 Personen, die in Das TCC eröffnet Räume – den Jahren 2005 und 2006 eine Verbraucherinsolvenz angemeldet haben, für technologische und erhielten im Rahmen der größten hierzu in Deutschland je durchgeführten persönliche Höchstleistungen! Studie im Januar Post von den Chemnitzer Soziologen. Die Untersuchungen konzentrieren sich dabei auf Hessen, Niedersachsen und die neuen Bundes- Erfolg hat ein Zuhause. länder. Aus früheren Untersuchungen wissen die Chemnitzer Forscher bereits, dass es bei den eröffneten Insolvenzverfahren ein Gefälle zwischen Stadt und Land gibt. "Ob auf dem Land die Welt noch in Ordnung ist oder ob Stadtluft frei macht, weil in der Stadt eine bessere Schuldnerberatung zur Verfügung steht, ist eine der wesentlichen Fragen des aktuellen Projekts", so Projekt- mitarbeiter Dr. Wolfram Backert. Derzeit findet in Deutschland eine intensive Debatte um eine erneute TECHNOLOGIE CENTRUM Novellierung der Insolvenzordnung statt. Die Ergebnisse des Forschungs- CHEMNITZ GMBH projekts an der TU Chemnitz könnten wichtige Hinweise für die politischen Annaberger Str. 240 09125 Chemnitz Entscheidungsträger im Bund und in den Ländern liefern. Tel.: 0371/ 53 47-104 Weitere Informationen erteilt Projektmitarbeiter Dr. Wolfram Backert, Fax: 0371/ 53 47-105 www.tcc-chemnitz.de Telefon 0371/531-35016, E-Mail wolfram.backert@phil.tu-chemnitz.de tcc@tcc-chemnitz.de www.tu-chemnitz.de/phil/soziologie/brock/ungleichheit/ 12 TU-Spektrum 1/2007
FORSCHUNG Über den Wolken wird die Freiheit nicht grenzenlos sein Arbeitssoziologen der TU Chemnitz untersuchen den Strukturwandel der Arbeit von Piloten und Flugbegleitern (NL) Vorbei sind die Zeiten, als sehnsüchtig in Welche Rolle spielt die Technologie und welche Analyse der Interviewdaten fortsetzen können und den Himmel geschaut wurde, wenn ein Flugzeug der Mensch? Haben sich die Passagiere verändert, dabei die vielen neuen Aspekte berücksichtigt, dort seine Bahn zog. Heute scheint ein Flug für und was bedeutet das für den Umgang mit ihnen? die wir im Feld vorgefunden haben. Noch diesen jeden erschwinglich zu sein und in der Tat eine Sommer werden wir einen Sammelband veröffent- große Freiheit über den Wolken zu herrschen. lichen, in dem wir gemeinsam mit Kollegen Entgrenzung von Arbeit Dennoch bleibt bei manchem ein ungutes Gefühl: anderer Universitäten und Fachgebiete weitere Fliegen für wenige Euro – geht das überhaupt? Erste Ergebnisse wurden auf dem Welt- Ergebnisse präsentieren", umreißt Matuschek die Die Chemnitzer Arbeitssoziologen der Professur soziologiekongress in Durban (Südafrika) und auf nächsten Schritte der Chemnitzer Wissenschaftler. Industrie- und Techniksoziologie der Technischen dem Deutschen Soziologiekongress in Kassel vor- Bis der Endbericht im Jahr 2008 vorliegt, bleibt Universität Chemnitz gehen dieser Frage im Projekt "Multiple Entgrenzung der Arbeit des Flugpersonals im kommerziellen Luftverkehr" nach, das von der Deutschen Forschungsgemein- schaft gefördert wird. Von Chemnitz nach Bangkok und zurück Die Chemnitzer Wissenschaftler untersuchen insbesondere, wie sich die Arbeits- und Berufs- bedingungen von Piloten und Flugbegleitern angesichts des dramatischen Strukturwandels der Luftverkehrsindustrie verändern. Dank der großen Kooperationsbereitschaft der beteiligten Airlines können die Forscher das Personal auch an ihren Arbeitsplätzen beobachten – sei es im Cockpit einer Boeing 737 oder eines Airbus A 320. Dass damit meist auch kurze Aufenthalte zum Beispiel auf Kreta oder eineinhalb Tage in Bangkok ver- Profit-Center Cockpit: Dr. Ingo Matuschek (r.) beim Interview. Foto: privat bunden sind, ist für die Forscher wichtig: "Denn nur so erfahren wir unmittelbar, wie belastend ein solch arhythmischer Lebensstil ist, und wie anstren- gestellt. "So lassen sich aus arbeitssoziologischer noch genug Zeit dafür, die Luftfahrt aus arbeitsso- gend es für Piloten ist, Aufmerksamkeit und Perspektive bereits Hinweise darauf finden, dass ziologischer Sicht zu durchleuchten. Die Ergeb- Reaktionsvermögen aufrechtzuerhalten, wenn Strukturen und Regulierungen in der Luftfahrt und nisse werden neben den beteiligten Airlines vor über Stunden der Autopilot die Routinearbeit den Arbeitszeiten bereits stark aufgebrochen oder allem der Berufsvereinigung Cockpit, dem Berufs- übernimmt", berichtet Prof. G. Günter Voß. Be- verschoben sind", sagt der Projektverantwortliche verband KabineKlar e.V. und der Gewerkschaft obachtet wird auch, was es für Flugbegleiter be- Dr. Ingo Matuschek. In soziologischer Fachsprache Ufo e.V. zur Verfügung gestellt. Diese erhoffen sich deutet, freundlich zu verärgerten Passagieren zu handelt es sich dabei um die "Entgrenzung von durch eine fremde, objektive Untersuchung der sein, oder die Sicherheitsinstruktionen an Bord Arbeit". Insgesamt deutet es auf einen tiefgreifen- Arbeits- und Berufsbedingungen nicht nur einen bei aller Routine immer wieder aufmerksam den Wandel für Berufe und Branche hin, mit dem Perspektivenvergleich, sondern auch einen arbeits- vorzuführen und dabei ständig zu lächeln. sich bisher nur wenig systematisch auseinander- soziologischen Blick auf alltägliche Arbeitsprak- Bei ihrer Forschung unterscheiden die Arbeits- gesetzt wurde. Auch wenn Kabine und Cockpit tiken. soziologen systematisch zwischen den so genann- heute aus betriebswirtschaftlicher Perspektive als ten "Billigfliegern", alteingesessenen Luftfahrt- Profit-Center angesehen werden, treibt dies die unternehmen und der Geschäftsfliegerei sowie Entgrenzung voran: Losverkäufe durch Flugbe- zwischen Passagierflug und Luft-Cargo. Insgesamt gleiter oder Werbedurchsagen der Piloten sind Kontakt werden 60 Intensivinterviews mit Piloten, Flugbe- ganz neue und unvermutete Aufgaben – und die Technische Universität Chemnitz gleitern, aber auch mit Vertretern des Flugbe- Reihe ließe sich fortsetzen. Professur Industrie- und Techniksoziologie Dr. Ingo Matuschek triebsmanagements und der Geschäftsführungen "Im vergangenen Jahr haben wir die Unter- 09107 Chemnitz der Airlines von je etwa zweistündiger Dauer zu suchung der innerdeutschen Fliegerei und der Telefon 0371/531-31287 Fax 0371/531-34451 folgenden Themengebieten geführt: Wie verändert Mittelstrecken abschließen können und sind am E-Mail ingo.matuschek@phil.tu-chemnitz.de sich das Luftverkehrssystem im Ganzen und wel- Jahresende auf die Langstreckenflüge umgestie- www.tu-chemnitz.de/phil/soziologie/voss/start.htm che Entwicklungen sind demnächst zu erwarten? gen. In diesem Jahr haben wir das Projekt mit der TU-Spektrum 1/2007 13
FORSCHUNG Ohne Gips und Zeichenstift Aufbereitung archäologischer Fundstücke für Publikationen mittels Dokumentationssoftware "TroveSketch" (MF/MSt) Für Archäologen ist die Dokumen- "TroveSketch" können täglich bis zu 30 Objekte erzeugt, um die relevanten Objektmerkmale her- tation von Funden sehr kostenintensiv und zeit- digitalisiert und für die Publikation aufbereitet vorzuheben. Auch die klassische Profildarstellung aufwändig. Archäologische Fundstücke müssen werden, wo hingegen bei Tuschezeichnungen pro ist Teil des Funktionspaketes der Software. per Hand abgezeichnet und rekonstruiert werden. Objekt mehrere Stunden oder sogar Tage nötig Fehlende Abschnitte können somit leicht rekons- Jedoch weichen die Zeichnungen auf Grund der sind", erklärt David Brunner von der Professur truiert werden. Der Datenexport erfolgt dann im verschiedenen Wahrnehmungen und Stile der Graphische Datenverarbeitung und Visualisierung EPS- bzw. TIFF-Format, um eine Weiterverarbei- Zeichner oft voneinander ab und sind schwer ver- der TU Chemnitz. Dieses neue Programm sei tung mit kommerzieller Software zu ermöglichen. Bei archäologischen Ausgrabungen findet man oft nur Scherben oder unvollständiges Material. In den Restaurierungswerkstätten wer- den wichtige Fundstücke restauriert und gegebe- nenfalls rekonstruiert. Da die neue Dokumentati- onssoftware der Chemnitzer Informatiker vorrangig auf vollständig erhaltene bzw. wieder zusam- mengesetzte Funde spezialisiert ist, haben sie in einem weiteren Projekt eine Software zur Rekons- truktion von Gefäßen aus Scherbenmaterial ent- wickelt. Mit diesem so genannten "Vessel Recons- tructor" ist es möglich, eine virtuelle Rekonstruk- tion zu erzeugen. "Dadurch ist der optische Ein- druck des Gefäßes wesentlich besser, und es kommt womöglich erst dadurch für eine Abbil- dung in einer Fachpublikation in Frage", erklärt Softwareentwickler Christian Hörr. Außerdem neh- men Scherben im Fundarchiv wesentlich weniger Platz in Anspruch als komplett restaurierte Ge- fäße", ergänzt Dr. Thomas Westphalen vom Der Informatiker Prof. Dr. Guido Brunnett zeigt an einer Videoprojektionsfläche, wie mit der hier entwickelten und weltweit Landesamt für Archäologie Sachsen. einmaligen Software "TroveSketch"archäologische Fundstücke, wie dieses Gefäß, virtuell dreidimensional dargestellt und ver- Die Projektgruppe der TU Chemnitz stellte messen werden können. Foto: TU Chemnitz/Wolfgang Thieme zusammen mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen ihren Prototyp bereits auf der Messe gleichbar. Außerdem sind Tuschezeichnungen innerhalb kürzester Zeit auch von Fachfremden "denkmal 2006" in Leipzig vor und stieß dabei auf immer mit einem deutlichen Informationsverlust intuitiv bedienbar. Ganz im Gegensatz zum Zeich- großes Interesse. Archäologen müssen sich aber verbunden. Informatiker der Technischen Univer- nen und Skizzieren, wo Erfahrung und Talent eine noch mit der Publikation der neuen Software- sität Chemnitz haben sich unter der Leitung von große Rolle spielen. pakete bis Mitte des Jahres 2007 gedulden. Die Prof. Dr. Guido Brunnett dieses Problems ange- Die Software kann mit leistungsstarken Algo- Chemnitzer Entwicklung wird auch von der nommen. Sie entwickelten gemeinsam mit dem rithmen automatisch die Gefäße an der Stand- Deutschen Forschungsgemeinschaft gewürdigt, Landesamt für Archäologie Sachsen die Dokumen- fläche und der Rotationsachse ausrichten. Zudem denn sie finanziert ein Folgeprojekt. tationssoftware "TroveSketch", was übertragen besteht die Möglichkeit zum manuellen Nachjus- etwa "Fundzeichner" bedeutet. Die Archivierung tieren. Das konventionelle Vermessen mit Kreis- Kontakt und das Wiederauffinden von Objekten werden scheibe und Lineal ist nun nicht mehr nötig. Die Technische Universität Chemnitz mit dieser computergestützten 3D-Dokumentation wichtigsten Gefäßmaße wie Höhe, Rand-, Boden- Professur Graphische Datenverarbeitung und Visualisierung wesentlich beschleunigt. Außerdem wird die Ein- und größter Durchmesser werden von "TroveSketch" Prof. Dr. Guido Brunnett, David Brunner, Christian Hörr führung eines verbesserten Zeichenstandards automatisch ermittelt. "Ähnlich wie eine Weltkarte 09107 Chemnitz Telefon 0371/531-31533, -31487, -35618 ermöglicht. den Globus im Zweidimensionalen abbildet, kann Fax 0371/531-25719 Fundstücke werden mithilfe von 3D-Laser- ein Gefäß virtuell abgerollt werden, so dass eine E-Mail gdv@informatik.tu-chemnitz.de scannern in Farbe digitalisiert, anschließend vir- Komplettansicht möglich ist", berichtet Brunner. www.tu-chemnitz.de/informatik/GDV/ tuell vermessen und in einer Datenbank abgelegt. Diese Ansicht sei wichtig für die Darstellung kom- Landesamt für Archäologie Sachsen Dabei wird für unser Auge das Objekt so real wie plexer Verzierungen und Muster, die das gesamte Dr. Thomas Westphalen Zur Wetterwarte 7 möglich dargestellt. Das Demonstrieren von Ober- Gefäß umfassen. Da Farben bzw. Verschmutzun- 01109 Dresden flächeneigenschaften, Bruchkanten und bei Be- gen für das Erkennen von Verzierungen, Einrissen, E-Mail info@archsax.smwk.sachsen.de Telefon 0351/8926-600 darf auch von Farbinformationen ist ohne großen Brüchen usw. nachteilig sind, wird eine stilisierte www.archsax.sachsen.de Zeitaufwand möglich. "Mit dem 3D-Scanner und Ansicht allein aufgrund der 3D-Informationen 14 TU-Spektrum 1/2007
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