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G 21233 21. Jahrgang · Heft 3 Mai/Juni 2015 Einzelpreis: 22,00 ISSN 0947-9546 3/15 Wissenschafts management Z e i t s c h r i f t f ü r I n n o v a t i o n SCHWERPUNKT Studienmanagement I Führen in der Wissenschaft Nach wie vor hohe Anforderungen „You manage things – but you lead people“ Studienmanagement II Vom Prüfungsamt zum Studienmanagement – Führung nicht delegierbar ein Erfahrungsbericht Führen in der Wissenschaft – ein Tabu? Datamining Weitblick, Verantwortung und Zusammenarbeit Was Informationen tatsächlich wert sind Führung muss man können – und wollen! Man muss darüber reden (dürfen) „Einfach laufen lassen“, ist nicht gefragt „Wissenschaftler lassen sich nicht führen?“ Ökonomisierung mit fatalen Folgen?
WISSENSCHAFTSMANAGEMENT Handbuch & Kommentar Das Handbuch ist eine umfassende Hilfe – und für die Praxis gedacht. Die Themen werden im Überblick bearbeitet und mit lebendigen Beispielen vertieft. Das Handbuch bietet im Alltag des Hochschul-, Forschungs- und Wissenschaftsmanage- ments eine verlässliche Entscheidungsgrundlage. Die über 50 Autorinnen und Autoren geben ihre eigene Erfah- rung weiter. Das Handbuch gliedert alle Beiträge in Stufen: objektive Darstellung, Fallbeschreibung und Kommentierung. n bene s a l tu ngse ssystem Gest nschaft MIKRO isse MIKRO EBEN des W EBEN E3= E2= einze MIKR Einhe lne Fo MEZZ O EBEN rsc it in E her ANINE E1= inrich MESO BENE Einric tung E B = Fors htung MAKR E NE = chun en OEBE F ördero g sverb NE = rganis ünde Wiss ation ensc en Strate hafts syste g ieent m wick lung u nd -u Forschungs- und Lehreinrichtungen mset zung Private außeruniversitäre Rech t und Forschungs- und Lehreinrichtungen Gove Öffentliche außeruniversitäre rnanc e Öffentliche und private Universitäten, Organ Fach-, Kunst- und Musikhochschulen isatio nsge staltu Perso ng nalfü hrun g und Weite rbildu Fina ng nzen und Mark Contro eting lling , Kom Wiss m unik io nen ensc ation und stitut haft Tran ri n sma n agem sfer nd Leh Ordnungsrahmen = entf unkt ngs- u ione chu Gestaltungsebenen, Wissenschaftsmanagementfunktionen n Fors sowie Forschungs- und Lehrinstitutionen Autoren unter anderem: Herausgeber: Prof. Dr. Michael Klein; Prof. Dr. Péter Horváth; Dr. Markus Lemmens; Prof. Dr. Mischa Dr. Markus Lemmens, Seiter; Prof. Dr. Jürgen Blum; Prof. Dr. Claudia Peus; Christie Schmitt; Nicolas Hübener; Prof. Dr. Péter Horváth und Daniela Jänicke; Dr. Sigrun Nickel; Andrea Noske; Josef Goldberger; Dr. Alexander P. Prof. Dr. Mischa Seiter Hansen; Dr. Wilhelm Krull; Dr. jur. Juliane Lorenz; Dieter Kaufmann; Dr. Josef Puchta; Über 50 Autorinnen und Autoren Dr. Udo Thelen; Prof. Dr. Ada Pellert; Dr. Ute Symanski; Werner Weber; Prof. Dr. Robert Umfang: ca. 550 Seiten mit farbigen Grafiken und gebunden Kuhn; Bernhard Küppers; Dr. Norbert Sack; Dr. Peter Haid; Dr. Rainer Ambrosy; Konrad Preis: 68,00 Euro Viehbeck; Dr. Jens Gaul; Dr. Rainer Graf; Dr. Nikolaus Blum; Prof. Baldur Veit; Denise ISBN: 978-3-86856-013-8 Feldner; Dr. Gerrit Rößler; Dr. Anne Schreiter; Dr. Matthias Hendrichs; Christian Wolf; Bestellung und Auslieferung: Dr. Volker Meyer-Guckel; Prof. Dr. Martin Blum; Prof. Dr. Daniela Elsner; Georg Fürlinger; Lemmens Medien Dr. Jens Fahrenberg; Patricia Gautschi; Prof. Dr.-Ing. Hermann Schumacher; Dr. Andreas info@lemmens.de ab Dezember 2015 Archut; Astrid Bergmeister; Stefan Hase-Bergen; Prof. Dr. Jürgen Bode; Dr. Anke Rigbers; Prof. Dr. Frank Ziegele; Dr. Wolfram Schüssler; Prof. Dr. Klaus Tochtermann; Prof. Dr. Peter Finke; Dr. Christian Hahner; Dr. Nina Smidt; Kristin Mosch; Klaus Hamacher; Britta Baron …
editorial 3 Führen in der Wissenschaft Es gibt in der Organisationsforschung für Hochschulen den Begriff 21. Jahrgang · Heft 3 · Mai/Juni 2015 · Einzelpreis: 22,00 D des „lose gekoppelten Systems“, das sich dadurch kennzeichnet, dass die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems auf dem Neben- news & facts 4 einander einzelner Teilsysteme mit unterschiedlichen Funktions- wissenschaftsmanager und Ordnungsprinzipien beruht. Und dieses Nebeneinander von Nachgefragt 8 Fakultäten, wissenschaftlichen Einrichtungen und Verwaltung, ver- bei Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani, bunden mit einer Vielzahl an wissenschaftlichen Akteuren und un- Verwaltungsleiterin am Deutschen terschiedlichen Organisationsstrukturen macht es sehr schwierig, Historischen Institut Paris allgemeingültige Regeln für gute Führung zu formulieren. aktuelle Diskussion Auch die Rahmenbedingungen verändern sich ständig und va- Exzellenzinitiative 2017plus 10 riieren zwischen strenger staatlicher Aufsicht durch Landesmi- personalia 12 nisterien und ausgeprägter Hochschulautonomie und Eigenverantwortlichkeit. Grundsätzlich gilt aber, dass Hochschulleitungen heutzutage viel pointierter vorgeben können, in welche Richtung Schwerpunkt sich ihre Hochschule entwickeln soll. Das erfordert einen anderen Typ von Wissenschaftsmana- Führen in der Wissenschaft ger. Rektoren und Präsidenten müssen heute über ausgeprägte Management- und Führungs- „You manage things – but you lead people“ 14 qualitäten verfügen, um ihre Hochschule erfolgreich zukunftsfähig zu machen. Führung nicht delegierbar 16 Aber nicht nur die Hochschulleitungen sind angesprochen, wenn es um das Thema „Führen in Führen in der Wissenschaft – ein Tabu? 19 der Wissenschaft“ geht. Grundsätzlich werden von Wissenschaftlern immer mehr Führungsqua- Weitblick, Verantwortung und litäten verlangt. Um exzellent wissenschaftlich arbeiten zu können, benötigt man nicht nur tiefes Zusammenarbeit24 fachliches Wissen und ein gutes Gespür für neue Themenfelder, sondern muss auch in der Lage Führung muss man können – und wollen! 26 sein, Individuen zu einem erfolgreichen Team zu formen. Es genügt eben nicht, ein brillanter Man muss darüber reden (dürfen) 30 aber einsamer Denker und Forscher zu sein. Spätestens in dem Moment, in dem Wissenschaft- „Einfach laufen lassen“, ist nicht gefragt 34 ler als Projekt-, Arbeitsgruppen- oder Lehrstuhlleitung Personalverantwortung übernehmen, „Wissenschaftler lassen sich nicht führen?“ 39 müssen sie klassische Kompetenzen und „skills“ der modernen Arbeitswelt beherrschen. Ökonomisierung mit fatalen Folgen? 42 Was muss ich nun aber tun, um eine gute Führungskraft zu sein? Die Maßstäbe für gute Führung, die management in der Wirtschaft gelten und dort Erfolg versprechen, lassen sich nicht eins zu eins auf die Wissen- Studienmanagement I 44 schaft übertragen. Führungsaufgaben in der Wissenschaft unterscheiden sich von denen in der Wirt- Nach wie vor hohe Anforderungen schaft vor allem dadurch, dass die Wissenschaft ihren ganz eigenen Regeln und Gesetzen folgen darf Studienmanagement II 48 und muss. Insbesondere die grundgesetzlich gewährleistete Unabhängigkeit der Wissenschaftler und Vom Prüfungsamt zum Studienmanagement – Forscher verlangt Frei- und Bewegungsspielräume. ein Erfahrungsbericht Datamining 52 Universitäten und andere Hochschulen bieten schon jetzt vermehrt ein umfangreiches Angebot Was Informationen tatsächlich wert sind an Fortbildungen zum Thema Führung – ganz explizit auch für Wissenschaftler – an, um auf die Übernahme von vielschichtigen Führungsfunktionen und umfangreichen Managementaufga- buchbesprechung ben vorzubereiten. Welchen Nutzen haben Leadership-Programme in der Wissenschaft? Welche Andrea Hanebuth et al. 56 Forschungskooperationen zwischen Anbieter gibt es hier? Diese und andere Fragen werden in dem aktuellen Schwerpunktthema Wissenschaft und Praxis aufgegriffen. Ich wünsche Ihnen dabei eine angenehme Lektüre. Erkenntnisse und Tipps für das Management Buchmarkt 58 Impressum 58 Michael Stückradt Das späte Erscheinen dieser Ausgabe bitten wir zu entschuldigen. Die Ausgaben 4 bis 6 folgen schnellstmöglich. Ihre Redaktion. wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
4 news & facts Professionalisierung des Wissenschaftsmanagements Nach dem guten Einstieg fehlt der klare Aufstieg Wissenschaftssystem zukunftsfähig machen: Memorandum des Netzwerks Wissenschaftsmanagement Die deutsche Wissenschaftslandschaft wältigt werden. Auf den unterschiedlichen hat in den letzten zwei Jahrzen- Ebenen von Leitung und Steuerung über Ausbau des ten einen tiefgreifenden Wand- Stabs- und Schnittstellen bis hin zu adminis- Weiterbildungs- Verbesserung der Qualitätsstandards angebots und feste in den Weiter- lungsprozess durchlaufen, der trativen Spezialgebieten sind berufliche Be- Verankerung in der bildungs- Personalentwicklung programmen häufig im Lichte des New Public reiche entstanden, die zügig eine sehr eigene Managements gesehen wird. Professionalisierung nach sich zogen. Die Übertragung dieser Auslobung eines neuen Steuerungs- Zwei Tätigkeitskerne erkennbar Ideenwettbewerbs „Wissenschaftsma- Einrichtung von nagement – Tandem- und logik auf das öf- Wichtiger als die zahlenmäßige Beteiligung Personal- und Hospitations- Organisations- programmen mit fentliche Wissen- am Wissenschaftssystem ist der Bedeutungs- modelle von entsprechenden morgen“ zur Fördermöglichkeiten schaftssystem seit zuwachs von Wissenschaftsmanagern in den Etablierung von den 1990er Jahren letzten Jahren. Allerdings ist es nach wie vor „Management tracks“ führte unter ande- schwierig, ein einheitliches Tätigkeitsprofil zu Etablierung eines rem zu mehr Handlungs- entwerfen. Grob lassen sich zwei Tätigkeits- sektorenüber- Einführung einer greifenden und eigenen Personal- autonomie der Hochschulen kerne des Wissenschaftsmanagements her- internationalen kategorie Berufsnetzwerks von „Wissenschafts- und außeruniversitären For- vorheben: Zum einen existieren traditionelle und für manager/in“ Wissenschafts- schungseinrichtungen – das administrative Aufgabenbereiche, die jedoch manager/innen gilt sowohl nach außen ge- in den vergangenen Jahren deutlich an Kom- genüber dem Staat als auch nach plexität gewonnen haben. Hier sind beispiels- innen gegenüber der selbstorganisierten weise die Bereitstellung von IT-Infrastruktur, Wissenschaft. Dabei haben sich auch die die Pflege und der Ausbau internationaler (Ko- Die Gesamtinitiative für Wissenschaftsmanager umfasst sechs konkrete Maßnahmen. Anforderungen an die Organisationen des operations-)Beziehungen, die Studierenden- Wissenschaftssystems gravierend verän- betreuung oder die Bereiche der finanziellen dert und erhöht. Mit dem Wissenschafts- Steuerung und der Human Resources zu nen- management ist ein neues Berufsfeld nen. Zum anderen gibt es Aufgabenbereiche, zusätzlich zu den Wissenschaftlern und die neu entstanden sind: Strategie- und Orga- dem Verwaltungspersonal entstanden, das nisationsentwicklung, Kommunikation, Koor- sich diesen Anforderungen in besonderer dination/Geschäftsführung neuer Subeinhei- Art und Weise widmet. Dieses Berufsfeld ten (nicht zuletzt an den Hochschulen infolge weiter zu professionalisieren, hat sich der Exzellenzinitiative), Qualitätsmanagement, das Netzwerk Wissenschaftsmanagement Wissens- und Technologietransfer, Controlling in einem nun vorliegenden Memorandum und Drittmittelmanagement. vorgenommen. Übergeordnet betrachtet, agieren Wissen- Die Anforderungen an ein stärker manage- schaftsmanager häufig in Gestaltungs- oder ment- und wirtschaftlichkeitsorientiertes in Transfer- und Übersetzungsfunktionen – sei Denken und Handeln in den Organisationen es innerhalb ihrer eigenen Einrichtung oder des Wissenschaftssystems haben vom Um- im immer wichtiger werdenden Austausch fang her zugenommen. Diese Entwicklung mit der Umwelt des Wissenschaftssystems konnte von den Wissenschaftlern und den (etwa Medien, Zivilgesellschaft, Unternehmen, Mitarbeitern der Verwaltung allein nicht be- Politik). wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
news & facts 5 Nicht nur die Beschäftigungsstrukturen, son- 2. Der Ausbau und die Entwicklung der Weiter- dern auch die Berufswege von Wissenschafts- bildungsstudiengänge und der größeren Weiter- managern sind noch immer stark geprägt bildungsprogramme sollten nach bedarfs- und durch die vorhandene Trennung in administ- praxisorientierten Qualitätsstandards erfolgen. ratives und wissenschaftliches Personal. Dies Die Curricula müssen stetig in Abhängigkeit von führt häufig zu unklaren Entwicklungsmög- der Professionalisierung des Wissenschaftsma- lichkeiten und in Teilen zu sachfremden Be- nagements angepasst werden. grenzungen. So lässt sich über alle Sektoren 3. Alle Einrichtungen des Wissenschaftssys- des Wissenschaftssystems hinweg beobach- tems (nicht nur die Hochschulen und For- ten, dass Wissenschaftsmanager in der Regel schungseinrichtungen, sondern auch die In- gute Einstiegsmöglichkeiten finden, auch für stitutionen der Wissenschaftsförderung und eine erste Spezialisierung nach dem Berufs- der Wissenschaftspolitik) sollten innovative anfang besteht ein breites Arbeitsangebot. Konzepte entwickeln, wie Wissenschaftsma- Danach fehlt es allerdings häufig an Entwick- nager künftig besser beteiligt und einge- lungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. setzt werden können. Da allerdings bisher kaum Erfahrungen mit solchen Konzepten Ziel: sechs Maßnahmen ” gemacht worden sind, ist es ratsam, über Vorschlag: Zusätzlich zu den klassischen einen deutschlandweiten Ideenwettbewerb Zusätzlich zu den klassi- Laufbahnen in der Verwaltung oder der Wis- „Wissenschaftsmanagement – Personal- und schen Laufbahnen in der senschaft sollte ein flexibler „Management Organisationsmodelle von morgen“ einen ent- Verwaltung oder der Wis- track“ in allen größeren Einrichtungen des sprechenden Impuls zu setzen. senschaft sollte ein flexibler Wissenschaftssystems etabliert werden. Hier- 4. Um die nationalen und sektoralen Grenzen ‚Management track‘ in allen für sollten alle Akteure des Wissenschaftssys- innerhalb des Wissenschaftsmanagements größeren Einrichtungen des tems ihre Organisations- und Personalstruk- aufzubrechen, sollten alle Einrichtungen des Wissenschaftssystems eta- tur sowie ihre Personalgewinnung dergestalt Wissenschaftssystems ihre Wissenschafts- bliert werden. anpassen, dass geeignete Positionen von der mittleren Managementebene bis zur Ebene manager darin fördern, bei anderen Akteuren der Gesamtleitung identifiziert und die dazu- des Wissenschaftssystems im In- und Aus- gehörigen Verfahren zur Stellenbesetzung ex- land durch bestimmte Austauschformate und plizit für Wissenschaftsmanager geöffnet und Gastaufenthalte ihren berufspraktischen Er- sogar teilweise genuin auf diese zugeschnit- fahrungsschatz zu erweitern. ten werden. 5. Die Wissenschaftsmanager selbst sind dazu aufgefordert, ihren professionellen Aus- Insgesamt schlägt das Netzwerk Wissenschafts- tausch weiter voranzutreiben. management in seinem Memorandum sechs konkrete Maßnahmen zur Professionalisierung 6. Bund und Länder sollten dafür Sorge tra- vor: gen, dass unter anderem eine eigene Perso- nalkategorie „Wissenschaftsmanager/in“ ein- 1. Die Vielseitigkeit der Einstiegswege und geführt wird. Studienhintergründe in das Wissenschafts- management stellt grundsätzlich einen Vor- Durch diese Professionalisierungsmaßnah- zug dar. Allerdings sollte der eingeschlagene men – so der Kerngedanke des Memoran- Weg zu mehr und gezielteren Weiterbildungs- dums – sollen Wissenschaftsmanager in Der Beitrag ist eine gekürzte Redaktionsversion angeboten konsequent fortgesetzt werden. Zukunft mehr noch als bisher zur Wandlungs- des Memorandums, das von Anne-Dörte Balks Dadurch kann gewährleistet werden, dass und Zukunftsfähigkeit von allen Einrichtungen (Freie Universität Berlin), Christian Hochmuth Wissenschaftsmanager die allgemeinen, aber des Wissenschaftssystems beitragen können. (Europa-Universität Viadrina Frankfurt-Oder) und André Lottmann (Stiftung Charité) im Original auch die für ihr Aufgabengebiet erforderlichen verfasst wurde: http://www.netzwerk-wissen- Kompetenzen besitzen. schaftsmanagement.de/memorandum.html wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
6 news & facts KMUs UND TECHNOLOGIEMANAGEMENT Erfolgsfaktoren für die Implementierung Das Forschungsprojekt „TiCo – Technologiemanagement in Communities“ Das Forschungsteam hinter „TiCo – Tech- hend hat auch das Technologiemanagement in nologiemanagement in Communities“ und für Unternehmen, sowie die Notwendigkeit besteht aus dem Fraunhofer-Institut für technologische Chancen und Risiken frühzeitig Produktionstechnologie IPT und dem zu erkennen, an großer Bedeutung gewonnen Forschungsinstitut für Rationalisierung (Liao 2005; Schuh/Haag 2006). (FIR) der RWTH Aachen. Das Fraunhofer IPT bietet technologische Produkte und Ziel ist es, die technologische Basis eines Dienstleistungen unter anderem aus dem Unternehmens zukunftsfähig auszurichten, Technologiemanagement-Bereich an und indem Technologien schnell zu identifizieren, überträgt aktuelle Forschungsergebnis- weiterzuentwickeln, einzusetzen und gege- se direkt in die industrielle Praxis, indem benenfalls zu substituieren, um dadurch den Ein innovativer Ansatz zur Unterstützung des Technolo- giemanagements bieten Soziale Netze und Communities. Kunden bei der inhaltlichen Ausgestaltung, Unternehmen den entscheidenden Wettbe- Foto: Gerd Altmann/pixelio der Strategie, bei Prozessen sowie Metho- werbsvorteil zu sichern. Hierzu müssen re- den für ein maßgeschneidertes Technolo- levante Technologien aber vor allem erkannt giemanagement beraten und betreut wer- und deren Leistungsfähigkeit und Potenziale den. Das FIR ist eine gemeinnützige, bran- auch richtig eingeschätzt werden, was oft nur chenübergreifende Forschungseinrichtung mit einem hohen Ressourcenaufwand zu be- an der RWTH Aachen und auf dem Gebiet wältigen ist. Und genau darin besteht eine der der Betriebsorganisation und Unterneh- größten Herausforderungen vor allem für klei- mensentwicklung tätig. ne und mittlere Unternehmen, die sich tagtäg- lich mit Ressourcenmangel, in Form von bei- spielsweise zu wenig Kapital, Personal, Zeit, Das Forschungsprojekt „TiCo“ (Förderkenn- Infrastruktur, et cetera, konfrontiert sehen und zeichen 17774N) wird durch die Arbeitsge- wie diese begrenzten Ressourcen am erfolg- meinschaft industrieller Forschungsverei- versprechendsten freigeschalten und allokiert nigung „Otto von Guericke“ (AiF) und aus werden können. Mitteln des Bundesministeriums für Wirt- schaft und Energie (BMWi) gefördert. Die im Vor allem aufgrund des Mangels an ganz- Folgenden gebrauchte KMU-Klassifizierung heitlichen und umfassenden Konzepten für beruht auf der Definition der AiF, der zufolge ein Technologiemanagement im Mittelstand Unternehmen (einschließlich verbundener Un- besteht ein Bedarf in der Gestaltung eines ternehmen) mit einem jährlichen Umsatz von explizit auf die Anforderungen von KMU zu- Literatur: maximal 125 Millionen Euro als KMU gelten. geschnittenem Technologiemanagement, Friar, J.; Horwitch, M., The emergence of technology strate- welches handhabbar und mit effizientem Res- gy: A new dimension of strategic management, in: Technol- ogy in Society 7(1985)2-3, S. 143-178. Top Ten Erfolgsfaktoren sourcenaufwand umsetzbar ist. Ein innovati- Liao, S. (2005), Technology management methodologies and Technologien gelten seit über 30 Jahren als ver Ansatz zur Unterstützung von KMU bieten applications. A literature review from 1995 to 2003, in: Tech- novation 25, S. 381-393. strategisch relevanter Wettbewerbsfaktor (Friar/ Soziale Netze und Communities. Im weiteren Schuh, G.; Haag, C., Erfolgsfaktor Technologiemanagement. Horwitch 1985) und deren Relevanz zur Ge- Verlauf wird fokussiert auf die im Forschungs- Ausgangspunkt für nachhaltigen Unternehmenserfolg, in: Kautschuk Gummi Kunststoffe (KGK) 59(2006)10, S. 526- währleistung eines langfristigsten Unterneh- projekt „TiCo – Technologiemanagement in 529. menserfolges nimmt stetig zu. Damit einherge- Communities“ über Literaturarbeit, Work- wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
news & facts 7 shops und Online-Umfragen erarbeiteten „Top tanz zu beschleunigen. Damit die Eingewöh- Nutzen von Vorbildern (etwa Multiplikatoren Ten Erfolgsfaktoren“ eingegangen werden, nung nicht zu schwer fällt, ist es ratsam, bereits mit höherem Alter). die es vor allem zu beachten gilt, wenn eine Bestehendes (beispielsweise Inhalte, Struktu- TM-Community implementiert werden soll ren) in die Community zu integrieren. Verantwortlichkeiten definieren: Um Be- und dieses Konzept einer Community auch denken hinsichtlich Hierarchieveränderungen zur jeweiligen Unternehmenskultur passt: Gefühl des Machtverlustes entgegenwir- und allgemeiner Unsicherheit entgegenzuwir- ken: Damit ein (Informations-)Austausch im ken, ist es ratsam, Verantwortlichkeiten inner- Sinnhaftigkeit darlegen: Um die Sinnhaftig- Sinne des Unternehmens von statten geht, halb als auch außerhalb der Community ein- keit zu verdeutlichen sollte eine ausführliche muss das Teilen von Wissen dem Mitarbeiter als deutig zu definieren, um so ein Vakuum durch Aufklärung und Darlegung der Vor- und Nach- Chance und nicht als persönlicher Verlust dar- fehlende Zuständigkeiten zu vermeiden. teile einer TM-Community, beispielsweise gelegt werden, denn in der Community hat er für die zukünftige Organisationsentwicklung die Möglichkeit, sich als Experte zu etablieren, Etikette und Umgangsformen erläutern: oder das Teamgefüge, stattfinden. Anhand von wenn Wissen geteilt und weiterverarbeitet wird. Um eventuell fehlende Erfahrungen bezie- Best-Practice-Beispielen kann der Vorteil des hungsweise unterschiedliche Auffassungen „Geben und Nehmen Prinzips“ innerhalb einer Vertrauen in den Datenschutz: Mit eindeu- bei der Verwendung und im Umgang mit Smi- Community aufgezeigt werden. Ein Verständnis tigen, offenen und einsehbaren Regeln, die leys, Einsatz von Ironie oder uneinheitlicher der Mitarbeiter wird am ehesten geschaffen, transparent darlegen, welche Unternehmens- Rechtschreibung (beispielsweise nur klein wenn der Mehrwert einer Community explizit und private Daten in der Community veröffent- und ohne Kommasetzung zur Zeitersparnis) veranschaulicht wird, zum Beispiel in Form von licht und nachgehalten werden (dürfen), welche entgegenzuwirken, sollte während der Com- flexibleren Kommunikationsmöglichkeiten oder Rollen auf welche Communitybereiche sowie munity-Einführungsphase eine Erläuterung intensiverem fachlichen Austausch. -inhalte Zugriff haben und welche Daten ge- der Etikette erfolgen und deren Einhaltung speichert werden, kann das Vertrauen in den auch aktiv begleitet werden. Aktives Vorleben durch das Management: Datenschutz für die Nutzer gefördert werden. Das Management sollte die Nutzung der Der Mehrwert, den Communities vor allem Community aktiv vorleben und mitgestalten, Skalierbarkeit der Community: Eine Ska- zur Unterstützung des Technologiemanage- um die generelle Teilnahme zu unterstützen lierbarkeit der Community kann über unter- ments beitragen, ist unbestritten. Und vor – auch in der Form, dass sich das Manage- nehmensindividuelle Bausteine gewährleistet allem für KMUs bieten sie die Möglichkeit, ment etwaigen Konflikten bei Unsicherheit werden. Hierfür erscheint eine umfassende entsprechend ressourcenschonend gewis- und Bedenken stellt und bereit ist, auch gege- Planung vor und in der Umsetzungsphase es- se Aufgaben im Technologiemanagement zu benenfalls implementierte (Kommunikations-) sentiell, damit die benötigten Anforderungen bearbeiten. Allerdings muss eine Community Strukturen zu überdenken und für die Nutzer und deren Skalierbarkeit vor dem Commu- zum einem zur Kultur des Unternehmens pas- anzupassen. nityaufbau erörtert werden kann. Hier muss sen und zum anderen auch achtsam integriert zwischen für das Unternehmen technisch werden, um zumindest nicht an den Haupt- Angemessene Einführung durch Führung umsetzbaren und nötigen Schritten sowie barrieren gleich zu anfangs zu scheitern. und Schulung: Vor allem eine adäquate Ein- Implementierungsaufwand versus Nutzen ab- Prof. Günther Schuh und Linda Kramer, führung ist der initiale Schlüsselfaktor um bei gewogen werden. Vor allem in diesem Punkt IPT-Fraunhofer und Marcel Schwartz, FIR den Nutzern ein Gefühl für die Bedeutsamkeit erscheint es ratsam, einen pragmatischen und Akzeptanz hervorzurufen und Berüh- Ansatz zu verfolgen, in dem erst wenige aber rungsängste abzubauen. Anhand von Schu- zweckerfüllende Funktionen umgesetzt wer- Kontakt: lungen zur Techniknutzung und Vorführung den, bevor sogenannte Gimmicks angegangen Linda Kramer leichter Bedienbarkeit – angepasst an die werden. Wirt.-Ing. M.Sc. Altersstruktur und Kultur des Unternehmens – Wissenschaftliche Mitarbeiterin wird dies unterstützt. Alle Altersstufen adressieren: Auf eine an- Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie Technologiemanagement gemessene Gestaltung und Wortwahl sowie Steinbachstraße 17 Technikakzeptanz durch Bekanntes und Aufklärung über den Sinn und Zweck – ent- 52074 Aachen Schulungen fördern: Hier greift das Prinzip der sprechend der Altersstruktur – sollte geachtet Tel.: +49 241 8904-225 Fax: +49 241 8904-6225 Wiedererkennung von Bekanntem, beispiels- werden, beispielsweise auch unter Zuhilfe- E-Mail: linda.kramer@ipt.fraunhofer.de weise Tools, IT-Oberflächen, um Technikakzep- nahme von intensiveren Schulungen oder das www.ipt.fraunhofer.de wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
8 wissenschaftsmanagerin NACHGEFRAGT Gemeinsam formulierte Ziele umsetzen Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani ist Verwaltungsleiterin am Deutschen Historischen Institut Paris 1 Wie sind Sie Wissenschafts- Seit Juli 2014 bin ich nun als Verwaltungslei- managerin geworden? terin des Deutschen Historischen Instituts Paris – Max Weber Stiftung. Deutsche Geisteswissen- Das Management von Wissenschaft begleitet schaftliche Institute im Ausland – tätig. mich bereits seit Abschluss meines Magisters 2 2005 in der Religionswissenschaft und Evan- Worin besteht Ihre aktuelle gelischen Theologie. Interesse und Motivation Tätigkeit? in der Organisation von Prozessen und im Ma- nagement von wissenschaftlichen Einrichtun- Meine aktuelle Arbeit definiert sich auch auf- gen zeichnete sich früh als meine Leidenschaft grund der erworbenen Expertise durch ein ab. Ich promovierte an der Universität Heidel- hohes Maß an organisatorischem Qualitätsma- berg in der Religionswissenschaft, bildete mich nagement sowie an Internationalisierung orien- jedoch zeitgleich und schwerpunktmäßig zur tierter Organisationsentwicklung. Dabei spielt für mich auch die Frage der Wettbewerbsfähig- Wissenschaftsmanagerin aus. Foto: Privat keit einer wissenschaftlichen Einrichtung eine wichtige Rolle. Ich studierte berufsbegleitend Wissenschafts- Von einer einzigen Entwicklungslinie des Wissenschafts- management an der Verwaltungshochschule managements zu sprechen, fällt Alexandra Heidle- Forschen Chhatwani schwer. Speyer und Betriebswirtschaftslehre an der Da viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Fernuniversität Hagen und besuchte vielerlei ter für einen befristeten Zeitraum – meist aus Fortbildungsformate des Zentrums für Wissen- Deutschland entsandt oder rekrutiert – zu uns schaftsmanagement Speyer e.V., unter ande- nach Paris kommen, besteht eine Hauptaufgabe rem das Junior Professional Programm. Von meines Teams darin, ein auf Forschungsservice 2007 bis 2013 durfte ich als Geschäftsführerin ausgerichtetes Forschungsumfeld zu etablieren, und wissenschaftliche Koordinatorin einen Son- was das Einleben in einem binationalen Kontext derforschungsbereich („Ritualdynamik”) sowie erleichtert. Lokale Begebenheiten und der privi- als wissenschaftliche Projektmanagerin einen legierte Standort mit seiner besonderen Organi- Exzellenzcluster („Asien und Europa im globa- sationsstruktur erwarten daher ein anspruchs- len Kontext”) an der Universität Heidelberg be- volles Forschungsmanagement, welches die treuen. Wissenschaftler bereits vor ihrem Kommen bis hin zur Rückkehr nach Deutschland oder einem Im Rahmen eines Change Management- anderen Ort nachhaltig unterstützt. Projekts arbeitete ich von 2013-2014 in der Schweiz am Europainstitut der Universität Basel Vermitteln und begleitete die dortige wissenschaftliche Freiwillige Lehrtätigkeiten an französischen wie Direktorin sowie die Mitarbeiterinnen und Mit- deutschen Universitäten zählen wie zahlreiche arbeiter beim Aufbau einer stabilen und an In- wissenschaftliche Veranstaltungen (in 2014 ternationalisierung und Wettbewerb orientierten über 100 Veranstaltungen) zur Tagesordnung. Organisationsstruktur sowie eines professionel- Zur Erfüllung des wichtigen Repräsentations- len Forschungsmanagements. charakters, aber auch des wissenschaftlichen wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
wissenschaftsmanagerin 9 ” Anspruchs des Instituts, sich im internationalen genstes Projekt die Evaluierung des Exzellenz- Umfeld behaupten zu können, zeichnet daher clusters „Asien und Europa im globalen Kontext”. Ich sehe die größte He- auch meine Aufgabe durch einen starken Dia- Sicherlich spielte dabei auch der Erfolg des Pro- rausforderung des Wissen- logcharakter aus, der eine Visibilität nach innen jekts eine Rolle, doch ist es auf dem Weg zum schaftsmanagements in wie nach außen mit sich bringt. Die Bedeutung Evaluationsergebnis gelungen, unter anderem politischen Rahmenbedin- von optimalen Arbeitsprozessen und stetiges unter den Mitarbeitenden im Bereich des For- gungen. Qualitätsmanagement haben für mich in diesem schungsservices ein Leitbild zu leben, welches Kontext eine hohe Wichtigkeit. Stetiges Quali- für mich exzellentes Wissenschaftsmanagement tätsmanagement steht daher seit der Übernah- ausmacht und vielfältig an diversen Stellen zitiert me meiner Arbeit in Paris auf der Tagesordnung. ist: „Exzellente Wissenschaft braucht exzellen- Dies nicht zuletzt auch, weil das Institut einer tes Wissenschaftsmanagement.“ Und dieses ist Evaluationspflicht im Herbst 2015 nachkommen immer auch eine Teamfrage. musste. 5 Die größte Herausforderung für Qualifizieren das Wissenschaftsmanagement? Das Qualifizieren von Wissenschaftlerinnen und Ich sehe die größte Herausforderung des Wis- Wissenschaftlern stellt für uns – den wissen- senschaftsmanagements in der Entwicklung schaftlichen Direktor und mich als administrative von politischen Rahmenbedingungen. Diese Direktorin – ein ebenso wichtiger Auftrag dar wie vermögen Antriebsfaktoren nachhaltig zu initi- unsere administrativen Mitarbeitenden in ihrer ieren und damit einem Berufsfeld eine stetige persönlichen Karriereentwicklung zu fördern. Weiterentwicklung einzuräumen und Professio- Als Instrument der Qualitätssicherung erhebe nalisierung einzufordern. ich kontinuierlich individuellen Förderungsbedarf 6 und justiere Arbeitsprozesse in den Bereichen Wohin wird sich das Wissenschafts- Innere Administration, Veranstaltungsmanage- management entwickeln? ment und Öffentlichkeitsarbeit nach, um den Forschungsservice des Hauses zu optimieren. Wenn ich diese Antwort wüsste, käme ich den 3 Wurzeln meines ursprünglichen Studiums wie- Welche beruflichen Ziele der näher. Sicherlich ist die Professionalisierung haben Sie? des Berufsfeldes ein Zeichen der Zeit. Von einer Das Erreichen von Zielen ist von vielfältigen einzigen Entwicklungslinie des Wissenschafts- Faktoren abhängig. So bevorzuge ich von mei- managements zu sprechen, fällt mir schwer, da nem beruflichen Wunsch zu sprechen, in einer sich das Berufsfeld vielfältig definiert. Aufgrund Einrichtung zu arbeiten, die Qualitätsoptimie- dieser Vielfältigkeit formuliere ich eine pauscha- rung und Organisationsentwicklung als wich- le Entwicklungsprognose nicht einmal nur vage. tiges strategisches und institutionelles Ziel de- 7 finiert. Entscheidend ist hierbei für mich auch, Ihre Botschaft an die Kolleginnen diese Ziele mit einem Team zu erreichen, wel- und Kollegen? ches mit Motivation und Begeisterung für die Wissenschaftsmanagement definiert und orien- Einrichtung steht und gemeinsam formulierte tiert sich auch immer an der Persönlichkeit der Ziele umsetzen möchte. Kontakt: einzelnen Managerin oder des Managers und Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani 4 dessen Wissenschaftsumfeldes. Für mich per- Ihr gelungenstes Verwaltungsleiterin sönlich führte die Förderung der Mitarbeitenden Deutsches Historisches Institut Paris Projekt? als eines von vielen Instrumenten der Personal- 8 rue du Parc-Royal Qualitätsmanagement sowie deren Sicherung führung stets auch zu meinem persönlichen Er- F-75003 Paris Tel.: +33 1 4454 2381 sind in meiner Arbeit entscheidende Antriebs- folg. Von einer Botschaft zu sprechen, liegt mir E-Mail: aheidle-chhatwani@dhi-paris.fr faktoren. Daher ist mein für mich bis dato gelun- jedoch fern. www.dhi-paris.fr wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
10 aktuelle diskussion Forschungsförderung Exzellenzinitiative 2017 plus Exzellenz ist ein Marathonlauf Dipl. Volkswirtin Alexandra Dinges-Dierig, Bildungsexpertin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Die Exzellenzinitiative hat eine beispiellose schungsgebiet weiter bringt. Das bedeutet Dynamik in das deutsche Wissenschafts- auch, dass wir einen flexiblen Mitteleinsatz system gebracht. Sie hat es geschafft, die brauchen. Denn dass geisteswissenschaftli- universitäre Forschung in Deutschland in che Forschung etwas günstiger sein kann als die internationale Spitzengruppe zu be- Astrophysik, das wissen wir alle. fördern. Es war ein kurzer und intensiver Sprint, der sich ausgezahlt hat. Er war Fazit möglich, weil Bund und Länder zum einen Wir müssen die gesamte Universität und ihre sehr viel Geld bereitgestellt haben, dieses Forschungsleistung noch stärker in den Blick Geld aber auf der anderen Seite auch klug nehmen. Einige Spitzenzentren der Forschung eingesetzt wurde. Doch wo wir mit einem sollten als internationale Leuchttürme eine Sprint begonnen haben, müssen wir jetzt deutlich langfristigere und komfortable För- in einem langen Marathon der weltweiten derperspektive erhalten. Spitzenuniversitäten bestehen. Deshalb Foto: Tobias Koch Das bedeutet aber nicht, dass einmal aus- muss die Exzellenzinitiative eine andere gewählte Anträge auf ewig Bestandsschutz werden. genießen. Denn nur mit einem Wettbewerb Als CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundes- erreichen wir eine Sogwirkung, die das ganze tag haben wir uns intensiv damit beschäftigt, Hochschulsystem nach oben zieht. zubrechen ist vergleichsweise leicht, Neues wie wir diesen Wandel von einem raschen langfristig zu etablieren aber schwer und vor Im Sprint war die Schnelligkeit gefragt, im Aufstieg universitärer Spitzenforschung in allem teuer. Deshalb brauchen wir weiter- Marathon brauchen wir nun Ausdauer. Des- einen langfristigen Erfolg umwandeln können. hin eine klare Fokussierung auf universitäre halb wollen wir die Kräfte für Forschungsfel- Wenn man etwas so langfristig planen möch- Spitzenforschung. Die Weiterentwicklung der der und Spitzenzentren mit Universitäten als te, dann braucht man ein klares Ziel. Natürlich Initiative droht zu verwässern, wenn sie nicht Kern bündeln und ihnen die langfristige Pla- ist eine tolle Platzierung unter den internatio- auf diese drei Kernpunkte reduziert wird: Uni- nung ihres Laufes in der Spitze ermöglichen. nalen Hochschulen kein Selbstzweck, sondern sorgt für eine steigende Attraktivität des Wis- versitäten, Forschung und Exzellenz. senschaftsstandortes Deutschland. Nur wenn Das bedeutet für uns, dass wir bei den Exzel- wir dies langfristig sichern, kommen die bes- lenzclustern, dem Kernstück der bisherigen ten Köpfe zu uns. Das ist von enormer Wich- Exzellenzinitiative, weiter denken wollen. Wir tigkeit für unser Land, das zu einem wesent- wollen deutlich besser ausgestattete For- lichen Teil von seiner Innovationsfähigkeit lebt. schungsfelder etablieren, an denen exzellente Spitzenforschung zu bestimmten Themenfel- Eine klare Fokussierung dern betrieben wird. Hier muss das gefördert Wir sind der Überzeugung, dass es für einen werden, was der Exzellenz dient. Marathonlauf mehr Konzentration der zur Verfügung stehenden Mittel braucht. Denn Die Strukturen, die dafür am besten geeignet nachdem eine neue Dynamik uns in die Spitze sind, kann Politik nicht vorgeben. Die Exper- gebracht hat, müssen die Ergebnisse dieses tise dafür ist bei den Antragsstellern selbst. Prozesses jetzt verstetigt werden. Etwas auf- Sie wissen am besten, was das eigene For- wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Forschungsförderung aktuelle diskussion 11 Exzellenzinitiative 2017 plus Exzellenz geht über Spitzenforschung hinaus Dr. Daniela De Ridder, Bildungsexpertin der SPD-Bundestagsfraktion Als Edelgard Bulmahn 2005 als Wissen- len hier neben der Forschung im Bereich des schaftsministerin der rot-grünen Bundes- Wissenstransfers gesetzt werden. Diese Linie regierung erstmals die Exzellenzinitiative erlaubt es der Forschungslandschaft, in erwei- auslobte, machte sie aus ihrer Haltung kei- terten Leistungsdimensionen zu denken und nen Hehl: Neben herausragender „Breiten- forschungsstarke Player einzubeziehen, die in förderung“ durch Bildungsgerechtigkeit der bisherigen Förderung nicht im Vordergrund bedürfe es gerade an deutschen Univer- standen. Wer einmal im kalifornischen Silicon sitäten auch einer Spitzenforschung mit Valley oder im französischen Sophia Antipolis internationaler Ausstrahlung, um attraktiv war, weiß wie produktiv räumliche Nähe für für die besten Wissenschaftler und Studie- Forschung und Entwicklung sein kann! renden zu sein. Heute steht fest, dass die Exzellenzförderung findet sich allerdings nicht deutsche Forschungslandschaft von dieser nur in der Exzellenzinitiative: Mit der Verlän- Idee enorm profitiert und eine eigene pro- gerung des Hochschulpaktes sowie dem duktive Dynamik entwickelt hat. Dass die Foto: Florian Jaenicke Qualitätspakt Lehre hat die SPD eine quali- Exzellenzinitiative also eine Fortsetzung tätssichernde Richtung vorgegeben, um diese finden muss, steht außer Frage: Bis 2028 Stärken auch in Zukunft auszubauen. Mit dem will der Bund mindestens vier Milliarden Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs Euro in die Exzellenzförderung investieren. werden wir einen weiteren Schritt gehen, um schungslandschaft zu unterstützen und in- Unter der Regie von Professor Dieter Imboden die Attraktivität der Wissenschaft in Deutsch- ternational konkurrenzfähig zu sein, soll die soll bis zum Frühjahr 2016 eine Experteneva- land zu stärken. Spitzenforschung in einer ersten Förderlinie luation neue Handlungsbedarfe und Entwick- themenoffen gefördert werden. lungschancen aufzeigen – so verständigten Fazit sich Bund und Länder. Daran anschließend Als Voraussetzung für die Förderung sollten Forschung geht bekanntlich über die Genese möchte Wissenschaftsministerin Professorin die Vorhaben der Spitzenforschung dabei mit von Ergebnissen hinaus: Sie nimmt wissen- Johanna Wanka in die Diskussion über kon- überzeugenden Konzepten zur Qualifizierung schaftliche und gesellschaftliche Implikatio- krete Inhalte einsteigen – aus Sicht vieler Uni- von Nachwuchswissenschaftlern, Gender und nen auf, stellt Fragen, liefert neue Impulse zur versitäten, die für die Fortführung zahlreicher Diversity sowie mit entsprechenden Lehrkon- Steigerung der Leistungsfähigkeit des Wissen- Programme dringend Planungs- und Finanzsi- zepten verzahnt werden. Spitzenforschung, schaftssystems und zur Differenzierung der cherheit benötigen, sehr spät. Spitzenlehre und Spitzenforscher gehören un- Hochschullandschaft auf Spitzenniveau. Mit trennbar zusammen! der „Exzellenzinitiative plus“ bietet sich nun Zwei Förderlinien die Chance, exzellente Spitzenforschung in In einer zweiten Linie sollen strategisch aus- Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich somit Deutschland zu stärken, zu dynamisieren und gerichtete institutionelle Kooperationen und nicht gescheut, konkrete Vorstellungen zu äu- in einer stets stärker globalisierten Wissen- regionale Verbünde identifiziert und gefördert ßern, um schnell Einigkeit über die Gestalt der schaftslandschaft konkurrenzfähig bleiben. werden, über die zusätzliche Exzellenzpoten- Programmlinien zu erzielen. Sie schlägt daher ziale erschlossen werden. Dabei sollen dau- für die Fortsetzung der Exzellenzförderung für erhaft kooperierende regionale Netzwerke, Forschung und Lehre zwei Förderlinien vor: Allianzen und Partnerschaften aus Wirtschaft Um die Ziele und Formate der Exzellenzclus- und Wissenschaft sowie institutionelle Ko- ter zu intensivieren, die Dynamik der For- operationen gefördert werden. Akzente sol- wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
12 personalia Nachfolge in Passau Kanzlerfunktion Neue Leiterin geregelt wieder besetzt der Förderabteilung Prof. Dr. Carola Jungwirth Der Hochschulrat der Fach- Dr. Henrike Hartmann ist Foto: Florian Müller/VolkswagenStiftung Foto: Uni Passau/Weichselbaumer wird zum 1. April 2016 die hochschule Erfurt hat eine neue Leiterin der Förder- Nachfolge von Präsident neue Kanzlerin. Marion abteilung der Volkswagen- Prof. Dr. Burkhard Freitag Britta Werner wurde nach Stiftung in Hannover. Sie antreten. „Die Universität öffentlicher Stellenaus- studierte Pharmazie und Passau hat nun die Chance, Foto: Privat schreibung und einem promovierte im Bereich sich für die Zukunft aufzu- umfassenden Auswahlver- Pharmakologie. Anschlie- stellen, und ich werde alles dafür tun, dass fahren vom Leiter der Hochschule zur Wahl ßend verbrachte sie insgesamt drei Jahre sie in ihrer ganzen Breite von der Theologie vorgeschlagen. Dem Senat der Hochschule als Postdoktorandin an der Harvard Medical bis zur Sensorik erstklassig dasteht und eu- hatte sich die Kandidatin vorgestellt und dabei School in Boston sowie an der Universität in ropaweit sichtbar ist“, sagte Carola Jungwirth die Zustimmung dieses Gremiums für eine Frankfurt am Main. Seit 1998 arbeitet sie für nach der Wahl. Carola Jungwirth ist seit 2005 Wahl gefunden. Damit hat die Fachhochschule die VolkswagenStiftung und betreute Förder- Professorin für BWL und seit 2007 Inhaberin Erfurt seit Februar 2014 die Kanzlerfunktion initiativen in den Bereichen Biomedizin und des Lehrstuhls für BWL mit Schwerpunkt In- wieder besetzt, die bislang von der stellver- den Lebenswissenschaften. Henrike Hartmann ternationales Management an der Universität tretenden Kanzlerin Claudia Rütten vertreten ist ebenfalls Mitglied im Wissenschaftlichen Passau. Sie hat an der Universität München wurde, bei der sich der Hochschulrat aus- Beirat des Zukunftskollegs der Universität BWL studiert und mit dem Diplom abgeschlos- drücklich für die engagierte Arbeit bedankte. Konstanz sowie in den Kuratorien des Max- sen. 1998 promovierte sie an der TU Bergaka- Marion Britta Werner komplettiert damit die Planck-Instituts für Biologie des Alterns, Köln, demie Freiberg. Ihre Habilitation schloss sie Hochschulleitung mit dem designierten Rektor und des Max-Planck-Instituts für Stoffwech- 2005 an der Universität Zürich ab. Prof. Dr.-Ing. Volker Zerbe an der Spitze. selforschung, ebenfalls in Köln. Arbeit in Darmstadt Mit überwältigender Wahl des Präsiden- aufgenommen Mehrheit gewählt ten abgeschlossen Der 52jährige Jurist Nor- Neuer Präsident gewählt! Der künftige Präsident der bert Reichert hat seine Professor Dr. Michael We- Hochschule Bochum steht ber, Leiter des Instituts für Foto: Hochschule Darmstadt Arbeit als neuer Kanzler fest: Die Hochschulwahl- der Hochschule Darmstadt Medieninformatik an der versammlung hat Professor aufgenommen. Norbert Universität Ulm, tritt die Dr. Jürgen Bock für eine Foto: Uni Ulm Foto: GGS Reichert kommt von der Nachfolge von Professor Amtszeit von März 2016 Dualen Hochschule Baden- Karl Joachim Ebeling an. bis Februar 2022 gewählt. Württemberg in Mannheim und war dort seit Vor der Wahl hatte der 55-Jährige seine Ziele Jürgen Bock ist seit März 1994 Professor für 2010 Verwaltungsdirektor. Davor bekleidete er für die sechsjährige Amtszeit vorgestellt. Eck- Unternehmensführung und Organisation an der verschiedene Leitungsfunktionen. So war er punkte umfassen unter anderem die Vorberei- Hochschule Bochum. Seit 2010 hat er bereits 2005 bis 2010 Kanzler der FH Ludwigshafen, tung der Exzellenzinitiative, die Verfeinerung als Vizepräsident für Hochschulentwicklung, 1999 bis 2002 Leiter der Abteilung Verwaltung der Profilbildung an der Universität sowie den Marketing und Internationales Erfahrungen in im Arbeitsamt Nürnberg. 2002 bis 2005 lehrte Aufbau eines Zentrums für Forschungsförde- dem zentralen Organ der Hochschule gesam- Norbert Reichert hauptamtlich als Dozent an rung. Außerdem möchte Weber englischspra- melt; zuvor war er von 1999 bis 2010 Dekan der FH Bund, Fachbereich Arbeitsverwaltung in chige Angebote und Studiengänge ausbauen des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule Mannheim. Hochschulübergreifende Erfahrun- und Infrastrukturen in der Lehre bündeln. Ins- Bochum. Jürgen Bock hat seine Erfahrung und gen sammelte er etwa im Arbeitskreis Finanzen gesamt strebt der künftige Präsident eine noch seine Kenntnisse als Gutachter in Ausschüssen und Controlling der Kanzler der Fachhochschu- intensivere Kommunikations- und Kooperati- des Wissenschaftsrates und bei verschiedenen len Deutschlands in den Jahren 2008 bis 2010. onskultur an der Universität an. Akkreditierungsagenturen eingebracht. wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Schwerpunkt Führen in der Wissenschaft Foto: Fotolia
14 ühren in der Wissenschaft schwerpunkt F Ingo Einacker „You manage things – but you lead people” Eine Reflexion über das Führen im Wissenschaftssystem 30 Seiten Schwerpunktthema zu „Führen in der Wissenschaft“ in einer regelmäßig erscheinenden Zeitschrift mit dem Titel „Wissenschaftsmanagement“: Während uns heute diese Schlagwörter und diese Themen als aktuell, selbstverständlich und angemessen erscheinen, wäre dieses noch vor gut 20 Jahren so nicht vorstellbar ge- wesen. Management, Führung, Marketing oder gar Controlling waren als aus der Unternehmens- welt stammende Begriffe Fremdkörper im Diskurs über das und im Wissenschaftssys- tem. Im Zweifel wurde ihnen auch überwie- gend mit starker Ablehnung und Skepsis be- gegnet. Diese Begriffe standen demnach für Konzepte einer unangemessenen Ökonomi- sierung der Wissenschaft, welche die Freiheit der Forschung und Lehre einengen oder gar grundsätzlich bedrohen könnte. Im Führerstand einer Lok sind Tätigkeiten und Abläufe Diese Vorbehalte sind teilweise natürlich auch heute noch zu spüren und es ist ja auch eine sehr klar geregelt und vorgegeben. Wie sieht es im Wissen- notwendige und richtige Diskussion, ob und welche Methoden, Begriffe und Systemverständ- schaftsbetrieb aus? nisse aus der Ökonomie im spezifischen Kontext der Wissenschaft angemessen und produktiv Foto: Gabi Schoenemann/pixelio angewendet werden können und sollen. Und welche eben auch ausdrücklich nicht. Im Fokus: die handelnden Akteure Aktuell existiert meines Erachtens noch kein flächendeckend akzeptiertes Modell oder Verständ- nis von dem einen und richtigen Führungs- oder Steuerungsmodell im System Wissenschaft, welches die Freiheit der Forschung, die akademische Partizipation, die spezifische Arbeitswelt Kontakt: Wissenschaft und die Steuerungserfordernisse moderner Institutionen angemessen berücksich- tigt und harmonisch vereint. Vielleicht wird es dieses eine Modell auch nicht geben können und Ingo Einacker Geschäftsführer TUBS GmbH braucht es dies auch gar nicht. Aber die Diskussion hierüber ist schon weit voran geschritten. TU Berlin Science Marketing Hardenbergstraße 19 Die optimale Organisation und die angemessene Führungskultur, somit also das richtige Ma- 10623 Berlin nagement von Wissenschaft sind dabei heutzutage als Aufgaben unbestritten und weitgehend Tel.: +49 30 44 72 02 22 anerkannt. Entsprechend hat sich auch die Diskussion verlagert. Ging es zunächst vorrangig Fax: +49 30 44 72 02 88 E-Mail: einacker@tubs.de um die Strukturen im Wissenschaftssystem (vor allem der Hochschulen) und deren Modernisie- www.tubs.de/ rungsbedarf, kamen zunehmend die Kompetenzen der handelnden Akteure in den Fokus. wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Editorial 15 Landmarken dieser Entwicklung waren die Gründung des Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) im Jahre 1994 („Organisationswerdung von Hochschulen“ und die „Entfesselung der Universität“) und die Gründung des Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V. (ZWM) im Jahr 2002 (New Public Management in der Wissenschaft). Unmittelbar danach entwickelte sich das mittlerweile beachtliche deutsche Weiterbildungsangebot zur Professionalisierung der Steue- rung und Organisation von Wissenschaft. Beispielhaft sei hier nur auf einige einschlägige Studi- Ingo Einacker ist Ge- schäftsführer der TUBS engänge etwa an der Universität Bielefeld (2001), der Hochschule Osnabrück (2003), der Univer- GmbH, eine Tochter der Technischen Universität sität Kassel (2004), der Universität Oldenburg (2005), der Technischen Universität Berlin (2005) Berlin. verwiesen. Der Stifterverband startete sein „Fellowship Wissenschaftsmanagement“ (2005) und die Helmholtz-Gemeinschaft die Helmholtz Akademie (2007). Verortung und Anerkennung im System steht noch aus Spätestens mit der Verleihung des Titels „Hochschulmanager des Jahres“ (seit 2008) und der Gründung des „Netzwerkes Wissenschaftsmanagement“ (2011) scheint ein neues Berufsbild im Wissenschaftssystem fest etabliert zu sein, der Hochschul- oder Wissenschaftsmanager. Die- ser Befund ist allerdings bei näherer Analyse nicht belastbar. Es gibt zwar mittlerweile eine be- achtliche Personengruppe im Wissenschaftssystem, welche die neuen Steuerungs-Aufgaben im Wissenschaftsmanagement übernehmen oder professionell unterstützen. Zu einem wirklichen Berufsbild fehlen allerdings unter anderem verlässliche Karrierepfade, angemessene Vergü- tungssysteme und strukturelle Verankerungen in den jeweiligen Institutionen. Wissenschaftsma- nagement profiliert, professionalisiert und steuert zunehmend weite Bereiche der Wissenschaft, ohne dass die hiermit betraute Berufsgruppe schon eine eindeutige Verortung und somit Aner- kennung im System gefunden hätte. Anlass genug also für einen aktuellen Überblick und ein Schwerpunkt in diesem Heft. Wir haben dabei als Titel bewusst den Begriff der Führung gewählt und nicht den Begriff des Manage- ments. Auch wenn beide Begriffe in einem engen Kontext stehen und häufig – auch in der ” Fachliteratur – synonym verwendet werden, rückt „Führung“ doch mehr den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung. („You manage things – but you lead people”, Peter Drucker). Und Die optimale Organisation genau darum geht es uns, um den Menschen im Wissenschaftssystem, der führt und geführt und die angemessene wird. Jede Führung braucht ein persönliches Mindset, eine Bereitschaft, Reflektion und natürlich Führungskultur, somit also auch Kompetenz. das richtige Management von Wissenschaft sind Fazit dabei heutzutage als Auf- Das größte Führungsversagen in der Wissenschaft beruht meines Erachtens dabei nicht auf fal- gaben unbestritten und schen Konzepten oder Methoden oder mangelnder Kompetenz, sondern auf Unterlassung. Füh- weitgehend anerkannt. rung wird oft gar nicht aktiv ausgeübt, da man glaubt, dass dies doch in der Wissenschaft nicht Entsprechend hat sich nötig sei, schließlich sei jeder motiviert, kenne seine Aufgaben und man ein kollegiales Verhält- auch die Diskussion verla- nis zueinander habe. gert. Ging es zunächst vorrangig um die Struktu- Wenn Führung aber begriffen wird als das Herstellen von Ziel-, Aufgaben- und Rollenklarheit ren im Wissenschaftssys- und die Realisierung einer angemessenen Feedback- und Kommunikationskultur, dann wird tem (vor allem der Hoch- schnell klar, dass auch in der Wissenschaft jeder ein Recht auf wertschätzende und möglichst schulen) und deren Mo- professionelle Führung hat. Zur Reflexion hierüber soll dieser Schwerpunkt etwas beitragen. dernisierungsbedarf, kamen zunehmend die Kompetenzen der han- delnden Akteure in den Fokus. wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
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