Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement

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Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
G 21233
                                                                                21. Jahrgang · Heft 3
                                                                                   Mai/Juni 2015
                                                                                Einzelpreis: 22,00 
                                                                                  ISSN 0947-9546

                                                                         3/15
Wissenschafts
management
Z e i t s c h r i f t                         f ü r     I n n o v a t i o n

SCHWERPUNKT                                      Studienmanagement I
Führen in der Wissenschaft                       Nach wie vor hohe Anforderungen

„You manage things – but you lead people“        Studienmanagement II
                                                 Vom Prüfungsamt zum Studienmanagement –
Führung nicht delegierbar                        ein Erfahrungsbericht
Führen in der Wissenschaft – ein Tabu?
                                                 Datamining
Weitblick, Verantwortung und Zusammenarbeit      Was Informationen tatsächlich wert sind
Führung muss man können – und wollen!
Man muss darüber reden (dürfen)
„Einfach laufen lassen“, ist nicht gefragt
„Wissenschaftler lassen sich nicht führen?“
Ökonomisierung mit fatalen Folgen?
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
WISSENSCHAFTSMANAGEMENT
Handbuch & Kommentar
                                                                    Das Handbuch ist eine umfassende Hilfe – und für die Praxis
                                                                    gedacht. Die Themen werden im Überblick bearbeitet und mit
                                                                    lebendigen Beispielen vertieft. Das Handbuch bietet im Alltag
                                                                    des Hochschul-, Forschungs- und Wissenschaftsmanage-
                                                                    ments eine verlässliche Entscheidungsgrundlage.
                                                                    Die über 50 Autorinnen und Autoren geben ihre eigene Erfah-
                                                                    rung weiter. Das Handbuch gliedert alle Beiträge in Stufen:
                                                                    objektive Darstellung, Fallbeschreibung und Kommentierung.
                                                                                                   n
                                                                                              bene s
                                                                                   a l tu ngse ssystem
                                                                              Gest nschaft                         MIKRO
                                                                                isse                       MIKRO        EBEN
                                                                          des W
                                                                                                                EBEN         E3=
                                                                                                                     E2=         einze
                                                                                                       MIKR              Einhe         lne Fo
                                                                                                  MEZZ     O           EBEN                   rsc
                                                                                                                                              it in E                                                         her
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                                                                                            MESO               BENE                Einric                    tung
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                                                                                     MAKR           E NE =                  chun                en
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                                                                                              NE =                  rganis               ünde
                                                                                                   Wiss                   ation
                                                                                                        ensc                    en
                                                                         Strate                               hafts
                                                                                                                   syste
                                                                               g ieent                                   m
                                                                                       wick  lung u
                                                                                                      nd -u

                                                                                                                                                                                                                                       Forschungs- und Lehreinrichtungen
                                                                                                            mset
                                                                                                                 zung

                                                                                                                                                                                                                                          Private außeruniversitäre
                                                                                   Rech
                                                                                       t und

                                                                                                                                                                                          Forschungs- und Lehreinrichtungen
                                                                                               Gove

                                                                                                                                                                                           Öffentliche außeruniversitäre
                                                                                                   rnanc
                                                                                                        e

                                                                                                                                          Öffentliche und private Universitäten,
                                                                                Organ

                                                                                                                                            Fach-, Kunst- und Musikhochschulen
                                                                                       isatio
                                                                                             nsge
                                                                                                  staltu
                                                                          Perso                           ng
                                                                                nalfü
                                                                                       hrun
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                                                                                                         rbildu
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                                                                                           und
                                                                        Mark                    Contro
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                                                                                   , Kom
                                                                       Wiss              m unik                                                                                                                                          io         nen
                                                                            ensc                ation
                                                                                                      und                                                                                                                          stitut
                                                                                 haft                      Tran                                                                                                               ri n
                                                                                       sma
                                                                                            n  agem
                                                                                                                 sfer
                                                                                                                                                                                          nd          Leh
                                                            Ordnungsrahmen =                            entf
                                                                                                              unkt                                                                 ngs- u
                                                                                                                  ione                                           chu
                         Gestaltungsebenen, Wissenschaftsmanagementfunktionen                                               n           Fors
                                         sowie Forschungs- und Lehrinstitutionen

Autoren unter anderem:
                                                                                                                              Herausgeber:
Prof. Dr. Michael Klein; Prof. Dr. Péter Horváth; Dr. Markus Lemmens; Prof. Dr. Mischa                                        Dr. Markus Lemmens,
Seiter; Prof. Dr. Jürgen Blum; Prof. Dr. Claudia Peus; Christie Schmitt; Nicolas Hübener;                                     Prof. Dr. Péter Horváth und
Daniela Jänicke; Dr. Sigrun Nickel; Andrea Noske; Josef Goldberger; Dr. Alexander P.                                          Prof. Dr. Mischa Seiter
Hansen; Dr. Wilhelm Krull; Dr. jur. Juliane Lorenz; Dieter Kaufmann; Dr. Josef Puchta;                                        Über 50 Autorinnen und Autoren
Dr. Udo Thelen; Prof. Dr. Ada Pellert; Dr. Ute Symanski; Werner Weber; Prof. Dr. Robert                                       Umfang: ca. 550 Seiten mit
                                                                                                                              farbigen Grafiken und gebunden
Kuhn; Bernhard Küppers; Dr. Norbert Sack; Dr. Peter Haid; Dr. Rainer Ambrosy; Konrad                                          Preis: 68,00 Euro
Viehbeck; Dr. Jens Gaul; Dr. Rainer Graf; Dr. Nikolaus Blum; Prof. Baldur Veit; Denise                                        ISBN: 978-3-86856-013-8
Feldner; Dr. Gerrit Rößler; Dr. Anne Schreiter; Dr. Matthias Hendrichs; Christian Wolf;                                       Bestellung und Auslieferung:
Dr. Volker Meyer-Guckel; Prof. Dr. Martin Blum; Prof. Dr. Daniela Elsner; Georg Fürlinger;                                    Lemmens Medien
Dr. Jens Fahrenberg; Patricia Gautschi; Prof. Dr.-Ing. Hermann Schumacher; Dr. Andreas                                        info@lemmens.de
                                                                                                                              ab Dezember 2015
Archut; Astrid Bergmeister; Stefan Hase-Bergen; Prof. Dr. Jürgen Bode; Dr. Anke Rigbers;
Prof. Dr. Frank Ziegele; Dr. Wolfram Schüssler; Prof. Dr. Klaus Tochtermann; Prof. Dr.
Peter Finke; Dr. Christian Hahner; Dr. Nina Smidt; Kristin Mosch; Klaus Hamacher;
Britta Baron …
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
editorial                                                           3

Führen in der Wissenschaft

                                Es gibt in der Organisationsforschung für Hochschulen den Begriff           21. Jahrgang · Heft 3 · Mai/Juni 2015 · Einzelpreis: 22,00 D

                                des „lose gekoppelten Systems“, das sich dadurch kennzeichnet,
                                dass die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems auf dem Neben-           news & facts                                                       4

                                einander einzelner Teilsysteme mit unterschiedlichen Funktions-        wissenschaftsmanager
                                und Ordnungsprinzipien beruht. Und dieses Nebeneinander von            Nachgefragt                                                        8
                                Fakultäten, wissenschaftlichen Einrichtungen und Verwaltung, ver-      bei Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani,
                                bunden mit einer Vielzahl an wissenschaftlichen Akteuren und un-       Verwaltungsleiterin am Deutschen
                                terschiedlichen Organisationsstrukturen macht es sehr schwierig,       Historischen Institut Paris
                                allgemeingültige Regeln für gute Führung zu formulieren.
                                                                                                       aktuelle Diskussion
                               Auch die Rahmenbedingungen verändern sich ständig und va-               Exzellenzinitiative 2017plus                                       10
                               riieren zwischen strenger staatlicher Aufsicht durch Landesmi-
                                                                                                       personalia                                                         12
nisterien und ausgeprägter Hochschulautonomie und Eigenverantwortlichkeit. Grundsätzlich gilt
aber, dass Hochschulleitungen heutzutage viel pointierter vorgeben können, in welche Richtung          Schwerpunkt
sich ihre Hochschule entwickeln soll. Das erfordert einen anderen Typ von Wissenschaftsmana-           Führen in der Wissenschaft
ger. Rektoren und Präsidenten müssen heute über ausgeprägte Management- und Führungs-                  „You manage things – but you lead people“ 14
qualitäten verfügen, um ihre Hochschule erfolgreich zukunftsfähig zu machen.                           Führung nicht delegierbar                                          16
Aber nicht nur die Hochschulleitungen sind angesprochen, wenn es um das Thema „Führen in               Führen in der Wissenschaft – ein Tabu?                             19
der Wissenschaft“ geht. Grundsätzlich werden von Wissenschaftlern immer mehr Führungsqua-              Weitblick, Verantwortung und
litäten verlangt. Um exzellent wissenschaftlich arbeiten zu können, benötigt man nicht nur tiefes      Zusammenarbeit24

fachliches Wissen und ein gutes Gespür für neue Themenfelder, sondern muss auch in der Lage            Führung muss man können – und wollen!                              26
sein, Individuen zu einem erfolgreichen Team zu formen. Es genügt eben nicht, ein brillanter           Man muss darüber reden (dürfen)                                    30
aber einsamer Denker und Forscher zu sein. Spätestens in dem Moment, in dem Wissenschaft-              „Einfach laufen lassen“, ist nicht gefragt                         34
ler als Projekt-, Arbeitsgruppen- oder Lehrstuhlleitung Personalverantwortung übernehmen,              „Wissenschaftler lassen sich nicht führen?“ 39
müssen sie klassische Kompetenzen und „skills“ der modernen Arbeitswelt beherrschen.                   Ökonomisierung mit fatalen Folgen?                                 42

Was muss ich nun aber tun, um eine gute Führungskraft zu sein? Die Maßstäbe für gute Führung, die      management
in der Wirtschaft gelten und dort Erfolg versprechen, lassen sich nicht eins zu eins auf die Wissen-   Studienmanagement I                                                44
schaft übertragen. Führungsaufgaben in der Wissenschaft unterscheiden sich von denen in der Wirt-      Nach wie vor hohe Anforderungen
schaft vor allem dadurch, dass die Wissenschaft ihren ganz eigenen Regeln und Gesetzen folgen darf     Studienmanagement II                  48
und muss. Insbesondere die grundgesetzlich gewährleistete Unabhängigkeit der Wissenschaftler und       Vom Prüfungsamt zum Studienmanagement –
Forscher verlangt Frei- und Bewegungsspielräume.                                                       ein Erfahrungsbericht
                                                                                                       Datamining                                                         52
Universitäten und andere Hochschulen bieten schon jetzt vermehrt ein umfangreiches Angebot
                                                                                                       Was Informationen tatsächlich wert sind
an Fortbildungen zum Thema Führung – ganz explizit auch für Wissenschaftler – an, um auf
die Übernahme von vielschichtigen Führungsfunktionen und umfangreichen Managementaufga-                buchbesprechung
ben vorzubereiten. Welchen Nutzen haben Leadership-Programme in der Wissenschaft? Welche               Andrea Hanebuth et al.                   56
                                                                                                       Forschungskooperationen zwischen
Anbieter gibt es hier? Diese und andere Fragen werden in dem aktuellen Schwerpunktthema
                                                                                                       Wissenschaft und Praxis
aufgegriffen. Ich wünsche Ihnen dabei eine angenehme Lektüre.                                          Erkenntnisse und Tipps für das Management
                                                                                                       Buchmarkt                                                          58

                                                                                                       Impressum                                                          58

Michael Stückradt
                                                                                                        Das späte Erscheinen dieser Ausgabe bitten wir
                                                                                                        zu entschuldigen. Die Ausgaben 4 bis 6 folgen
                                                                                                        schnellstmöglich.
                                                                                                        Ihre Redaktion.

                                                                                                               wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
4                      news & facts

Professionalisierung des Wissenschaftsmanagements

Nach dem guten Einstieg fehlt der klare Aufstieg
Wissenschaftssystem zukunftsfähig machen: Memorandum des Netzwerks Wissenschaftsmanagement

                                                                Die deutsche Wissenschaftslandschaft      wältigt werden. Auf den unterschiedlichen
                                                                      hat in den letzten zwei Jahrzen-    Ebenen von Leitung und Steuerung über
            Ausbau des                                                 ten einen tiefgreifenden Wand-     Stabs- und Schnittstellen bis hin zu adminis-
          Weiterbildungs-                   Verbesserung der
                                            Qualitätsstandards
        angebots und feste                   in den Weiter-            lungsprozess durchlaufen, der      trativen Spezialgebieten sind berufliche Be-
        Verankerung in der                       bildungs-
        Personalentwicklung                    programmen              häufig im Lichte des New Public    reiche entstanden, die zügig eine sehr eigene
                                                                        Managements gesehen wird.         Professionalisierung nach sich zogen.
                                                                                Die Übertragung dieser
                            Auslobung eines                                         neuen Steuerungs-     Zwei Tätigkeitskerne erkennbar
                           Ideenwettbewerbs
                          „Wissenschaftsma-                  Einrichtung von
                                nagement –                    Tandem- und
                                                                                     logik auf das öf-    Wichtiger als die zahlenmäßige Beteiligung
                              Personal- und                   Hospitations-
                             Organisations-                  programmen mit
                                                                                     fentliche Wissen-    am Wissenschaftssystem ist der Bedeutungs-
                               modelle von                   entsprechenden
                               morgen“ zur                 Fördermöglichkeiten
                                                                                     schaftssystem seit   zuwachs von Wissenschaftsmanagern in den
                             Etablierung von                                         den 1990er Jahren    letzten Jahren. Allerdings ist es nach wie vor
                              „Management
                                 tracks“                                            führte unter ande-    schwierig, ein einheitliches Tätigkeitsprofil zu
        Etablierung eines                                                     rem zu mehr Handlungs-      entwerfen. Grob lassen sich zwei Tätigkeits-
          sektorenüber-                      Einführung einer
         greifenden und
                                           eigenen Personal-               autonomie der Hochschulen      kerne des Wissenschaftsmanagements her-
         internationalen                         kategorie
      Berufsnetzwerks von                    „Wissenschafts-                und außeruniversitären For-   vorheben: Zum einen existieren traditionelle
             und für                           manager/in“
         Wissenschafts-                                                    schungseinrichtungen – das     administrative Aufgabenbereiche, die jedoch
         manager/innen
                                                                          gilt sowohl nach außen ge-      in den vergangenen Jahren deutlich an Kom-
                                                                     genüber dem Staat als auch nach      plexität gewonnen haben. Hier sind beispiels-
                                                             innen gegenüber der selbstorganisierten      weise die Bereitstellung von IT-Infrastruktur,
                                                             Wissenschaft. Dabei haben sich auch die      die Pflege und der Ausbau internationaler (Ko-
Die Gesamtinitiative für Wissenschaftsmanager umfasst
sechs konkrete Maßnahmen.                                    Anforderungen an die Organisationen des      operations-)Beziehungen, die Studierenden-
                                                             Wissenschaftssystems gravierend verän-       betreuung oder die Bereiche der finanziellen
                                                             dert und erhöht. Mit dem Wissenschafts-      Steuerung und der Human Resources zu nen-
                                                             management ist ein neues Berufsfeld          nen. Zum anderen gibt es Aufgabenbereiche,
                                                             zusätzlich zu den Wissenschaftlern und       die neu entstanden sind: Strategie- und Orga-
                                                             dem Verwaltungspersonal entstanden, das      nisationsentwicklung, Kommunikation, Koor-
                                                             sich diesen Anforderungen in besonderer      dination/Geschäftsführung neuer Subeinhei-
                                                             Art und Weise widmet. Dieses Berufsfeld      ten (nicht zuletzt an den Hochschulen infolge
                                                             weiter zu professionalisieren, hat sich      der Exzellenzinitiative), Qualitätsmanagement,
                                                             das Netzwerk Wissenschaftsmanagement         Wissens- und Technologietransfer, Controlling
                                                             in einem nun vorliegenden Memorandum         und Drittmittelmanagement.
                                                             vorgenommen.
                                                                                                          Übergeordnet betrachtet, agieren Wissen-
                                                     Die Anforderungen an ein stärker manage-             schaftsmanager häufig in Gestaltungs- oder
                                                     ment- und wirtschaftlichkeitsorientiertes            in Transfer- und Übersetzungsfunktionen – sei
                                                     Denken und Handeln in den Organisationen             es innerhalb ihrer eigenen Einrichtung oder
                                                     des Wissenschaftssystems haben vom Um-               im immer wichtiger werdenden Austausch
                                                     fang her zugenommen. Diese Entwicklung               mit der Umwelt des Wissenschaftssystems
                                                     konnte von den Wissenschaftlern und den              (etwa Medien, Zivilgesellschaft, Unternehmen,
                                                     Mitarbeitern der Verwaltung allein nicht be-         Politik).

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
news & facts
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Nicht nur die Beschäftigungsstrukturen, son-     2. Der Ausbau und die Entwicklung der Weiter-
dern auch die Berufswege von Wissenschafts-      bildungsstudiengänge und der größeren Weiter-
managern sind noch immer stark geprägt           bildungsprogramme sollten nach bedarfs- und
durch die vorhandene Trennung in administ-       praxisorientierten Qualitätsstandards erfolgen.
ratives und wissenschaftliches Personal. Dies    Die Curricula müssen stetig in Abhängigkeit von
führt häufig zu unklaren Entwicklungsmög-        der Professionalisierung des Wissenschaftsma-
lichkeiten und in Teilen zu sachfremden Be-      nagements angepasst werden.
grenzungen. So lässt sich über alle Sektoren
                                                 3. Alle Einrichtungen des Wissenschaftssys-
des Wissenschaftssystems hinweg beobach-
                                                 tems (nicht nur die Hochschulen und For-
ten, dass Wissenschaftsmanager in der Regel
                                                 schungseinrichtungen, sondern auch die In-
gute Einstiegsmöglichkeiten finden, auch für
                                                 stitutionen der Wissenschaftsförderung und
eine erste Spezialisierung nach dem Berufs-
                                                 der Wissenschaftspolitik) sollten innovative
anfang besteht ein breites Arbeitsangebot.
                                                 Konzepte entwickeln, wie Wissenschaftsma-
Danach fehlt es allerdings häufig an Entwick-
                                                 nager künftig besser beteiligt und einge-
lungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
                                                 setzt werden können. Da allerdings bisher
                                                 kaum Erfahrungen mit solchen Konzepten
Ziel: sechs Maßnahmen

                                                                                                   ”
                                                 gemacht worden sind, ist es ratsam, über
Vorschlag: Zusätzlich zu den klassischen         einen deutschlandweiten Ideenwettbewerb                  Zusätzlich zu den klassi-
Laufbahnen in der Verwaltung oder der Wis-       „Wissenschaftsmanagement – Personal- und                 schen Laufbahnen in der
senschaft sollte ein flexibler „Management       Organisationsmodelle von morgen“ einen ent-              Verwaltung oder der Wis-
track“ in allen größeren Einrichtungen des       sprechenden Impuls zu setzen.                            senschaft sollte ein flexibler
Wissenschaftssystems etabliert werden. Hier-
                                                 4. Um die nationalen und sektoralen Grenzen              ‚Management track‘ in allen
für sollten alle Akteure des Wissenschaftssys-
                                                 innerhalb des Wissenschaftsmanagements                   größeren Einrichtungen des
tems ihre Organisations- und Personalstruk-
                                                 aufzubrechen, sollten alle Einrichtungen des             Wissenschaftssystems eta-
tur sowie ihre Personalgewinnung dergestalt
                                                 Wissenschaftssystems ihre Wissenschafts-                 bliert werden.
anpassen, dass geeignete Positionen von der
mittleren Managementebene bis zur Ebene          manager darin fördern, bei anderen Akteuren
der Gesamtleitung identifiziert und die dazu-    des Wissenschaftssystems im In- und Aus-
gehörigen Verfahren zur Stellenbesetzung ex-     land durch bestimmte Austauschformate und
plizit für Wissenschaftsmanager geöffnet und     Gastaufenthalte ihren berufspraktischen Er-
sogar teilweise genuin auf diese zugeschnit-     fahrungsschatz zu erweitern.
ten werden.                                      5. Die Wissenschaftsmanager selbst sind
                                                 dazu aufgefordert, ihren professionellen Aus-
Insgesamt schlägt das Netzwerk Wissenschafts-
                                                 tausch weiter voranzutreiben.
management in seinem Memorandum sechs
konkrete Maßnahmen zur Professionalisierung      6. Bund und Länder sollten dafür Sorge tra-
vor:                                             gen, dass unter anderem eine eigene Perso-
                                                 nalkategorie „Wissenschaftsmanager/in“ ein-
1. Die Vielseitigkeit der Einstiegswege und
                                                 geführt wird.
Studienhintergründe in das Wissenschafts-
management stellt grundsätzlich einen Vor-       Durch diese Professionalisierungsmaßnah-
zug dar. Allerdings sollte der eingeschlagene    men – so der Kerngedanke des Memoran-
Weg zu mehr und gezielteren Weiterbildungs-      dums – sollen Wissenschaftsmanager in
                                                                                                   Der Beitrag ist eine gekürzte Redaktionsversion
angeboten konsequent fortgesetzt werden.         Zukunft mehr noch als bisher zur Wandlungs-       des Memorandums, das von Anne-Dörte Balks
Dadurch kann gewährleistet werden, dass          und Zukunftsfähigkeit von allen Einrichtungen     (Freie Universität Berlin), Christian Hochmuth
Wissenschaftsmanager die allgemeinen, aber       des Wissenschaftssystems beitragen können.        (Europa-Universität Viadrina Frankfurt-Oder) und
                                                                                                   André Lottmann (Stiftung Charité) im Original
auch die für ihr Aufgabengebiet erforderlichen                                                     verfasst wurde: http://www.netzwerk-wissen-
Kompetenzen besitzen.                                                                              schaftsmanagement.de/memorandum.html

                                                                                                          wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
6                            news & facts

KMUs UND TECHNOLOGIEMANAGEMENT

Erfolgsfaktoren für die Implementierung
Das Forschungsprojekt „TiCo – Technologiemanagement in Communities“

                                                                  Das Forschungsteam hinter „TiCo – Tech-            hend hat auch das Technologiemanagement in
                                                                  nologiemanagement in Communities“                  und für Unternehmen, sowie die Notwendigkeit
                                                                  besteht aus dem Fraunhofer-Institut für            technologische Chancen und Risiken frühzeitig
                                                                  Produktionstechnologie IPT und dem                 zu erkennen, an großer Bedeutung gewonnen
                                                                  Forschungsinstitut für Rationalisierung            (Liao 2005; Schuh/Haag 2006).
                                                                  (FIR) der RWTH Aachen. Das Fraunhofer
                                                                  IPT bietet technologische Produkte und             Ziel ist es, die technologische Basis eines
                                                                  Dienstleistungen unter anderem aus dem             Unternehmens zukunftsfähig auszurichten,
                                                                  Technologiemanagement-Bereich an und               indem Technologien schnell zu identifizieren,
                                                                  überträgt aktuelle Forschungsergebnis-             weiterzuentwickeln, einzusetzen und gege-
                                                                  se direkt in die industrielle Praxis, indem        benenfalls zu substituieren, um dadurch den
Ein innovativer Ansatz zur Unterstützung des Technolo-
giemanagements bieten Soziale Netze und Communities.              Kunden bei der inhaltlichen Ausgestaltung,         Unternehmen den entscheidenden Wettbe-
Foto: Gerd Altmann/pixelio                                        der Strategie, bei Prozessen sowie Metho-          werbsvorteil zu sichern. Hierzu müssen re-
                                                                  den für ein maßgeschneidertes Technolo-            levante Technologien aber vor allem erkannt
                                                                  giemanagement beraten und betreut wer-             und deren Leistungsfähigkeit und Potenziale
                                                                  den. Das FIR ist eine gemeinnützige, bran-         auch richtig eingeschätzt werden, was oft nur
                                                                  chenübergreifende Forschungseinrichtung            mit einem hohen Ressourcenaufwand zu be-
                                                                  an der RWTH Aachen und auf dem Gebiet              wältigen ist. Und genau darin besteht eine der
                                                                  der Betriebsorganisation und Unterneh-             größten Herausforderungen vor allem für klei-
                                                                  mensentwicklung tätig.                             ne und mittlere Unternehmen, die sich tagtäg-
                                                                                                                     lich mit Ressourcenmangel, in Form von bei-
                                                                                                                     spielsweise zu wenig Kapital, Personal, Zeit,
                                                                  Das Forschungsprojekt „TiCo“ (Förderkenn-
                                                                                                                     Infrastruktur, et cetera, konfrontiert sehen und
                                                                  zeichen 17774N) wird durch die Arbeitsge-
                                                                                                                     wie diese begrenzten Ressourcen am erfolg-
                                                                  meinschaft industrieller Forschungsverei-
                                                                                                                     versprechendsten freigeschalten und allokiert
                                                                  nigung „Otto von Guericke“ (AiF) und aus
                                                                                                                     werden können.
                                                                  Mitteln des Bundesministeriums für Wirt-
                                                                  schaft und Energie (BMWi) gefördert. Die im
                                                                                                                     Vor allem aufgrund des Mangels an ganz-
                                                                  Folgenden gebrauchte KMU-Klassifizierung
                                                                                                                     heitlichen und umfassenden Konzepten für
                                                                  beruht auf der Definition der AiF, der zufolge
                                                                                                                     ein Technologiemanagement im Mittelstand
                                                                  Unternehmen (einschließlich verbundener Un-
                                                                                                                     besteht ein Bedarf in der Gestaltung eines
                                                                  ternehmen) mit einem jährlichen Umsatz von
                                                                                                                     explizit auf die Anforderungen von KMU zu-
 Literatur:                                                       maximal 125 Millionen Euro als KMU gelten.
                                                                                                                     geschnittenem Technologiemanagement,
 Friar, J.; Horwitch, M., The emergence of technology strate-                                                        welches handhabbar und mit effizientem Res-
 gy: A new dimension of strategic management, in: Technol-
 ogy in Society 7(1985)2-3, S. 143-178.                           Top Ten Erfolgsfaktoren                            sourcenaufwand umsetzbar ist. Ein innovati-
 Liao, S. (2005), Technology management methodologies and         Technologien gelten seit über 30 Jahren als        ver Ansatz zur Unterstützung von KMU bieten
 applications. A literature review from 1995 to 2003, in: Tech-
 novation 25, S. 381-393.                                         strategisch relevanter Wettbewerbsfaktor (Friar/   Soziale Netze und Communities. Im weiteren
 Schuh, G.; Haag, C., Erfolgsfaktor Technologiemanagement.        Horwitch 1985) und deren Relevanz zur Ge-          Verlauf wird fokussiert auf die im Forschungs-
 Ausgangspunkt für nachhaltigen Unternehmenserfolg, in:
 Kautschuk Gummi Kunststoffe (KGK) 59(2006)10, S. 526-            währleistung eines langfristigsten Unterneh-       projekt „TiCo – Technologiemanagement in
 529.
                                                                  menserfolges nimmt stetig zu. Damit einherge-      Communities“ über Literaturarbeit, Work-

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
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news & facts
		            7

shops und Online-Umfragen erarbeiteten „Top       tanz zu beschleunigen. Damit die Eingewöh-           Nutzen von Vorbildern (etwa Multiplikatoren
Ten Erfolgsfaktoren“ eingegangen werden,          nung nicht zu schwer fällt, ist es ratsam, bereits   mit höherem Alter).
die es vor allem zu beachten gilt, wenn eine      Bestehendes (beispielsweise Inhalte, Struktu-
TM-Community implementiert werden soll            ren) in die Community zu integrieren.                Verantwortlichkeiten definieren: Um Be-
und dieses Konzept einer Community auch                                                                denken hinsichtlich Hierarchieveränderungen
zur jeweiligen Unternehmenskultur passt:          Gefühl des Machtverlustes entgegenwir-               und allgemeiner Unsicherheit entgegenzuwir-
                                                  ken: Damit ein (Informations-)Austausch im           ken, ist es ratsam, Verantwortlichkeiten inner-
Sinnhaftigkeit darlegen: Um die Sinnhaftig-       Sinne des Unternehmens von statten geht,             halb als auch außerhalb der Community ein-
keit zu verdeutlichen sollte eine ausführliche    muss das Teilen von Wissen dem Mitarbeiter als       deutig zu definieren, um so ein Vakuum durch
Aufklärung und Darlegung der Vor- und Nach-       Chance und nicht als persönlicher Verlust dar-       fehlende Zuständigkeiten zu vermeiden.
teile einer TM-Community, beispielsweise          gelegt werden, denn in der Community hat er
für die zukünftige Organisationsentwicklung       die Möglichkeit, sich als Experte zu etablieren,     Etikette und Umgangsformen erläutern:
oder das Teamgefüge, stattfinden. Anhand von      wenn Wissen geteilt und weiterverarbeitet wird.      Um eventuell fehlende Erfahrungen bezie-
Best-Practice-Beispielen kann der Vorteil des                                                          hungsweise unterschiedliche Auffassungen
„Geben und Nehmen Prinzips“ innerhalb einer       Vertrauen in den Datenschutz: Mit eindeu-            bei der Verwendung und im Umgang mit Smi-
Community aufgezeigt werden. Ein Verständnis      tigen, offenen und einsehbaren Regeln, die           leys, Einsatz von Ironie oder uneinheitlicher
der Mitarbeiter wird am ehesten geschaffen,       transparent darlegen, welche Unternehmens-           Rechtschreibung (beispielsweise nur klein
wenn der Mehrwert einer Community explizit        und private Daten in der Community veröffent-        und ohne Kommasetzung zur Zeitersparnis)
veranschaulicht wird, zum Beispiel in Form von    licht und nachgehalten werden (dürfen), welche       entgegenzuwirken, sollte während der Com-
flexibleren Kommunikationsmöglichkeiten oder      Rollen auf welche Communitybereiche sowie            munity-Einführungsphase eine Erläuterung
intensiverem fachlichen Austausch.                -inhalte Zugriff haben und welche Daten ge-          der Etikette erfolgen und deren Einhaltung
                                                  speichert werden, kann das Vertrauen in den          auch aktiv begleitet werden.
Aktives Vorleben durch das Management:            Datenschutz für die Nutzer gefördert werden.
Das Management sollte die Nutzung der                                                                  Der Mehrwert, den Communities vor allem
Community aktiv vorleben und mitgestalten,        Skalierbarkeit der Community: Eine Ska-              zur Unterstützung des Technologiemanage-
um die generelle Teilnahme zu unterstützen        lierbarkeit der Community kann über unter-           ments beitragen, ist unbestritten. Und vor
– auch in der Form, dass sich das Manage-         nehmensindividuelle Bausteine gewährleistet          allem für KMUs bieten sie die Möglichkeit,
ment etwaigen Konflikten bei Unsicherheit         werden. Hierfür erscheint eine umfassende            entsprechend ressourcenschonend gewis-
und Bedenken stellt und bereit ist, auch gege-    Planung vor und in der Umsetzungsphase es-           se Aufgaben im Technologiemanagement zu
benenfalls implementierte (Kommunikations-)       sentiell, damit die benötigten Anforderungen         bearbeiten. Allerdings muss eine Community
Strukturen zu überdenken und für die Nutzer       und deren Skalierbarkeit vor dem Commu-              zum einem zur Kultur des Unternehmens pas-
anzupassen.                                       nityaufbau erörtert werden kann. Hier muss           sen und zum anderen auch achtsam integriert
                                                  zwischen für das Unternehmen technisch               werden, um zumindest nicht an den Haupt-
Angemessene Einführung durch Führung              umsetzbaren und nötigen Schritten sowie              barrieren gleich zu anfangs zu scheitern.
und Schulung: Vor allem eine adäquate Ein-        Implementierungsaufwand versus Nutzen ab-
                                                                                                          Prof. Günther Schuh und Linda Kramer,
führung ist der initiale Schlüsselfaktor um bei   gewogen werden. Vor allem in diesem Punkt
                                                                                                        IPT-Fraunhofer und Marcel Schwartz, FIR
den Nutzern ein Gefühl für die Bedeutsamkeit      erscheint es ratsam, einen pragmatischen
und Akzeptanz hervorzurufen und Berüh-            Ansatz zu verfolgen, in dem erst wenige aber
rungsängste abzubauen. Anhand von Schu-           zweckerfüllende Funktionen umgesetzt wer-            Kontakt:
lungen zur Techniknutzung und Vorführung          den, bevor sogenannte Gimmicks angegangen
                                                                                                       Linda Kramer
leichter Bedienbarkeit – angepasst an die         werden.                                              Wirt.-Ing. M.Sc.
Altersstruktur und Kultur des Unternehmens –                                                           Wissenschaftliche Mitarbeiterin
wird dies unterstützt.                            Alle Altersstufen adressieren: Auf eine an-          Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie
                                                                                                       Technologiemanagement
                                                  gemessene Gestaltung und Wortwahl sowie              Steinbachstraße 17
Technikakzeptanz durch Bekanntes und              Aufklärung über den Sinn und Zweck – ent-            52074 Aachen
Schulungen fördern: Hier greift das Prinzip der   sprechend der Altersstruktur – sollte geachtet       Tel.: +49 241 8904-225
                                                                                                       Fax: +49 241 8904-6225
Wiedererkennung von Bekanntem, beispiels-         werden, beispielsweise auch unter Zuhilfe-           E-Mail: linda.kramer@ipt.fraunhofer.de
weise Tools, IT-Oberflächen, um Technikakzep-     nahme von intensiveren Schulungen oder das           www.ipt.fraunhofer.de

                                                                                                              wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
8 wissenschaftsmanagerin

               NACHGEFRAGT

               Gemeinsam formulierte Ziele umsetzen
               Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani ist Verwaltungsleiterin am Deutschen Historischen Institut Paris

                                                                         1
                                                                         	Wie sind Sie Wissenschafts-­                    Seit Juli 2014 bin ich nun als Verwaltungslei-
                                                                               managerin geworden?                         terin des Deutschen Historischen Instituts Paris
                                                                                                                           – Max Weber Stiftung. Deutsche Geisteswissen-
                                                                         Das Management von Wissenschaft begleitet
                                                                                                                           schaftliche Institute im Ausland – tätig.
                                                                         mich bereits seit Abschluss meines Magisters

                                                                                                                           2
                                                                         2005 in der Religionswissenschaft und Evan-
                                                                                                                             Worin besteht Ihre aktuelle
                                                                         gelischen Theologie. Interesse und Motivation
                                                                                                                           	Tätigkeit?
                                                                         in der Organisation von Prozessen und im Ma-
                                                                         nagement von wissenschaftlichen Einrichtun-       Meine aktuelle Arbeit definiert sich auch auf-
                                                                         gen zeichnete sich früh als meine Leidenschaft    grund der erworbenen Expertise durch ein
                                                                         ab. Ich promovierte an der Universität Heidel-    hohes Maß an organisatorischem Qualitätsma-
                                                                         berg in der Religionswissenschaft, bildete mich   nagement sowie an Internationalisierung orien-
                                                                         jedoch zeitgleich und schwerpunktmäßig zur        tierter Organisationsentwicklung. Dabei spielt
                                                                                                                           für mich auch die Frage der Wettbewerbsfähig-
                                                                         Wissenschaftsmanagerin aus.
Foto: Privat

                                                                                                                           keit einer wissenschaftlichen Einrichtung eine
                                                                                                                           wichtige Rolle.
                                                                         Ich studierte berufsbegleitend Wissenschafts-
               Von einer einzigen Entwicklungslinie des Wissenschafts-   management an der Verwaltungshochschule
               managements zu sprechen, fällt Alexandra Heidle-                                                            Forschen
               Chhatwani schwer.                                         Speyer und Betriebswirtschaftslehre an der
                                                                                                                           Da viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                                                         Fernuniversität Hagen und besuchte vielerlei
                                                                                                                           ter für einen befristeten Zeitraum – meist aus
                                                                         Fortbildungsformate des Zentrums für Wissen-
                                                                                                                           Deutschland entsandt oder rekrutiert – zu uns
                                                                         schaftsmanagement Speyer e.V., unter ande-
                                                                                                                           nach Paris kommen, besteht eine Hauptaufgabe
                                                                         rem das Junior Professional Programm. Von
                                                                                                                           meines Teams darin, ein auf Forschungsservice
                                                                         2007 bis 2013 durfte ich als Geschäftsführerin
                                                                                                                           ausgerichtetes Forschungsumfeld zu etablieren,
                                                                         und wissenschaftliche Koordinatorin einen Son-
                                                                                                                           was das Einleben in einem binationalen Kontext
                                                                         derforschungsbereich („Ritualdynamik”) sowie
                                                                                                                           erleichtert. Lokale Begebenheiten und der privi-
                                                                         als wissenschaftliche Projektmanagerin einen
                                                                                                                           legierte Standort mit seiner besonderen Organi-
                                                                         Exzellenzcluster („Asien und Europa im globa-     sationsstruktur erwarten daher ein anspruchs-
                                                                         len Kontext”) an der Universität Heidelberg be-   volles Forschungsmanagement, welches die
                                                                         treuen.                                           Wissenschaftler bereits vor ihrem Kommen bis
                                                                                                                           hin zur Rückkehr nach Deutschland oder einem
                                                                         Im Rahmen eines Change Management-                anderen Ort nachhaltig unterstützt.
                                                                         Projekts arbeitete ich von 2013-2014 in der
                                                                         Schweiz am Europainstitut der Universität Basel   Vermitteln
                                                                         und begleitete die dortige wissenschaftliche      Freiwillige Lehrtätigkeiten an französischen wie
                                                                         Direktorin sowie die Mitarbeiterinnen und Mit-    deutschen Universitäten zählen wie zahlreiche
                                                                         arbeiter beim Aufbau einer stabilen und an In-    wissenschaftliche Veranstaltungen (in 2014
                                                                         ternationalisierung und Wettbewerb orientierten   über 100 Veranstaltungen) zur Tagesordnung.
                                                                         Organisationsstruktur sowie eines professionel-   Zur Erfüllung des wichtigen Repräsentations-
                                                                         len Forschungsmanagements.                        charakters, aber auch des wissenschaftlichen

               wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
wissenschaftsmanagerin 9

                                                                                                          ”
Anspruchs des Instituts, sich im internationalen    genstes Projekt die Evaluierung des Exzellenz-
Umfeld behaupten zu können, zeichnet daher          clusters „Asien und Europa im globalen Kontext”.             Ich sehe die größte He-
auch meine Aufgabe durch einen starken Dia-         Sicherlich spielte dabei auch der Erfolg des Pro-            rausforderung des Wissen-
logcharakter aus, der eine Visibilität nach innen   jekts eine Rolle, doch ist es auf dem Weg zum                schaftsmanagements in
wie nach außen mit sich bringt. Die Bedeutung       Evaluationsergebnis gelungen, unter anderem                  politischen Rahmenbedin-
von optimalen Arbeitsprozessen und stetiges         unter den Mitarbeitenden im Bereich des For-                 gungen.
Qualitätsmanagement haben für mich in diesem        schungsservices ein Leitbild zu leben, welches
Kontext eine hohe Wichtigkeit. Stetiges Quali-      für mich exzellentes Wissenschaftsmanagement
tätsmanagement steht daher seit der Übernah-        ausmacht und vielfältig an diversen Stellen zitiert
me meiner Arbeit in Paris auf der Tagesordnung.     ist: „Exzellente Wissenschaft braucht exzellen-
Dies nicht zuletzt auch, weil das Institut einer    tes Wissenschaftsmanagement.“ Und dieses ist
Evaluationspflicht im Herbst 2015 nachkommen        immer auch eine Teamfrage.
musste.

                                                    5
                                                    	Die größte Herausforderung für
Qualifizieren                                         das Wissenschaftsmanagement?
Das Qualifizieren von Wissenschaftlerinnen und
                                                    Ich sehe die größte Herausforderung des Wis-
Wissenschaftlern stellt für uns – den wissen-
                                                    senschaftsmanagements in der Entwicklung
schaftlichen Direktor und mich als administrative
                                                    von politischen Rahmenbedingungen. Diese
Direktorin – ein ebenso wichtiger Auftrag dar wie
                                                    vermögen Antriebsfaktoren nachhaltig zu initi-
unsere administrativen Mitarbeitenden in ihrer
                                                    ieren und damit einem Berufsfeld eine stetige
persönlichen Karriereentwicklung zu fördern.
                                                    Weiterentwicklung einzuräumen und Professio-
Als Instrument der Qualitätssicherung erhebe
                                                    nalisierung einzufordern.
ich kontinuierlich individuellen Förderungsbedarf

                                                    6
und justiere Arbeitsprozesse in den Bereichen
                                                    	Wohin wird sich das Wissenschafts-
Innere Administration, Veranstaltungsmanage-
                                                       management entwickeln?
ment und Öffentlichkeitsarbeit nach, um den
Forschungsservice des Hauses zu optimieren.
                                                    Wenn ich diese Antwort wüsste, käme ich den

3
                                                    Wurzeln meines ursprünglichen Studiums wie-
	Welche beruflichen Ziele
                                                    der näher. Sicherlich ist die Professionalisierung
  haben Sie?
                                                    des Berufsfeldes ein Zeichen der Zeit. Von einer
Das Erreichen von Zielen ist von vielfältigen       einzigen Entwicklungslinie des Wissenschafts-
Faktoren abhängig. So bevorzuge ich von mei-        managements zu sprechen, fällt mir schwer, da
nem beruflichen Wunsch zu sprechen, in einer        sich das Berufsfeld vielfältig definiert. Aufgrund
Einrichtung zu arbeiten, die Qualitätsoptimie-      dieser Vielfältigkeit formuliere ich eine pauscha-
rung und Organisationsentwicklung als wich-         le Entwicklungsprognose nicht einmal nur vage.
tiges strategisches und institutionelles Ziel de-

                                                    7
finiert. Entscheidend ist hierbei für mich auch,    	Ihre Botschaft an die Kolleginnen
diese Ziele mit einem Team zu erreichen, wel-         und Kollegen?
ches mit Motivation und Begeisterung für die
                                                    Wissenschaftsmanagement definiert und orien-
Einrichtung steht und gemeinsam formulierte
                                                    tiert sich auch immer an der Persönlichkeit der
Ziele umsetzen möchte.                                                                                    Kontakt:
                                                    einzelnen Managerin oder des Managers und
                                                                                                          Dr. Alexandra Heidle-Chhatwani

4
                                                    dessen Wissenschaftsumfeldes. Für mich per-
	Ihr gelungenstes                                                                                        Verwaltungsleiterin
                                                    sönlich führte die Förderung der Mitarbeitenden       Deutsches Historisches Institut Paris
   Projekt?
                                                    als eines von vielen Instrumenten der Personal-       8 rue du Parc-Royal
Qualitätsmanagement sowie deren Sicherung           führung stets auch zu meinem persönlichen Er-         F-75003 Paris
                                                                                                          Tel.: +33 1 4454 2381
sind in meiner Arbeit entscheidende Antriebs-       folg. Von einer Botschaft zu sprechen, liegt mir      E-Mail: aheidle-chhatwani@dhi-paris.fr
faktoren. Daher ist mein für mich bis dato gelun-   jedoch fern.                                          www.dhi-paris.fr

                                                                                                                 wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Management Wissenschafts - Wissenschaftsmanagement
10        aktuelle diskussion                       Forschungsförderung

Exzellenzinitiative 2017 plus

Exzellenz ist ein Marathonlauf
Dipl. Volkswirtin Alexandra Dinges-Dierig, Bildungsexpertin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Die Exzellenzinitiative hat eine beispiellose                                                                            schungsgebiet weiter bringt. Das bedeutet
Dynamik in das deutsche Wissenschafts-                                                                                   auch, dass wir einen flexiblen Mitteleinsatz
system gebracht. Sie hat es geschafft, die                                                                               brauchen. Denn dass geisteswissenschaftli-
universitäre Forschung in Deutschland in                                                                                 che Forschung etwas günstiger sein kann als
die internationale Spitzengruppe zu be-                                                                                  Astrophysik, das wissen wir alle.
fördern. Es war ein kurzer und intensiver
Sprint, der sich ausgezahlt hat. Er war                                                                                  Fazit
möglich, weil Bund und Länder zum einen                                                                                  Wir müssen die gesamte Universität und ihre
sehr viel Geld bereitgestellt haben, dieses                                                                              Forschungsleistung noch stärker in den Blick
Geld aber auf der anderen Seite auch klug                                                                                nehmen. Einige Spitzenzentren der Forschung
eingesetzt wurde. Doch wo wir mit einem                                                                                  sollten als internationale Leuchttürme eine
Sprint begonnen haben, müssen wir jetzt                                                                                  deutlich langfristigere und komfortable För-
in einem langen Marathon der weltweiten                                                                                  derperspektive erhalten.
Spitzenuniversitäten bestehen. Deshalb                                                               Foto: Tobias Koch
                                                                                                                         Das bedeutet aber nicht, dass einmal aus-
muss die Exzellenzinitiative eine andere
                                                                                                                         gewählte Anträge auf ewig Bestandsschutz
werden.
                                                                                                                         genießen. Denn nur mit einem Wettbewerb
Als CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundes-                                                                                erreichen wir eine Sogwirkung, die das ganze
tag haben wir uns intensiv damit beschäftigt,                                                                            Hochschulsystem nach oben zieht.
                                                    zubrechen ist vergleichsweise leicht, Neues
wie wir diesen Wandel von einem raschen
                                                    langfristig zu etablieren aber schwer und vor                        Im Sprint war die Schnelligkeit gefragt, im
Aufstieg universitärer Spitzenforschung in
                                                    allem teuer. Deshalb brauchen wir weiter-                            Marathon brauchen wir nun Ausdauer. Des-
einen langfristigen Erfolg umwandeln können.
                                                    hin eine klare Fokussierung auf universitäre                         halb wollen wir die Kräfte für Forschungsfel-
Wenn man etwas so langfristig planen möch-
                                                    Spitzenforschung. Die Weiterentwicklung der                          der und Spitzenzentren mit Universitäten als
te, dann braucht man ein klares Ziel. Natürlich
                                                    Initiative droht zu verwässern, wenn sie nicht                       Kern bündeln und ihnen die langfristige Pla-
ist eine tolle Platzierung unter den internatio-
                                                    auf diese drei Kernpunkte reduziert wird: Uni-                       nung ihres Laufes in der Spitze ermöglichen.
nalen Hochschulen kein Selbstzweck, sondern
sorgt für eine steigende Attraktivität des Wis-     versitäten, Forschung und Exzellenz.
senschaftsstandortes Deutschland. Nur wenn          Das bedeutet für uns, dass wir bei den Exzel-
wir dies langfristig sichern, kommen die bes-       lenzclustern, dem Kernstück der bisherigen
ten Köpfe zu uns. Das ist von enormer Wich-         Exzellenzinitiative, weiter denken wollen. Wir
tigkeit für unser Land, das zu einem wesent-        wollen deutlich besser ausgestattete For-
lichen Teil von seiner Innovationsfähigkeit lebt.   schungsfelder etablieren, an denen exzellente
                                                    Spitzenforschung zu bestimmten Themenfel-
Eine klare Fokussierung
                                                    dern betrieben wird. Hier muss das gefördert
Wir sind der Überzeugung, dass es für einen
                                                    werden, was der Exzellenz dient.
Marathonlauf mehr Konzentration der zur
Verfügung stehenden Mittel braucht. Denn            Die Strukturen, die dafür am besten geeignet
nachdem eine neue Dynamik uns in die Spitze         sind, kann Politik nicht vorgeben. Die Exper-
gebracht hat, müssen die Ergebnisse dieses          tise dafür ist bei den Antragsstellern selbst.
Prozesses jetzt verstetigt werden. Etwas auf-       Sie wissen am besten, was das eigene For-

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Forschungsförderung                               aktuelle diskussion                        11

Exzellenzinitiative 2017 plus

Exzellenz geht über Spitzenforschung hinaus
Dr. Daniela De Ridder, Bildungsexpertin der SPD-Bundestagsfraktion

Als Edelgard Bulmahn 2005 als Wissen-                                                                                        len hier neben der Forschung im Bereich des
schaftsministerin der rot-grünen Bundes-                                                                                     Wissenstransfers gesetzt werden. Diese Linie
regierung erstmals die Exzellenzinitiative                                                                                   erlaubt es der Forschungslandschaft, in erwei-
auslobte, machte sie aus ihrer Haltung kei-                                                                                  terten Leistungsdimensionen zu denken und
nen Hehl: Neben herausragender „Breiten-                                                                                     forschungsstarke Player einzubeziehen, die in
förderung“ durch Bildungsgerechtigkeit                                                                                       der bisherigen Förderung nicht im Vordergrund
bedürfe es gerade an deutschen Univer-                                                                                       standen. Wer einmal im kalifornischen Silicon
sitäten auch einer Spitzenforschung mit                                                                                      Valley oder im französischen Sophia Antipolis
internationaler Ausstrahlung, um attraktiv                                                                                   war, weiß wie produktiv räumliche Nähe für
für die besten Wissenschaftler und Studie-                                                                                   Forschung und Entwicklung sein kann!
renden zu sein. Heute steht fest, dass die
                                                                                                                             Exzellenzförderung findet sich allerdings nicht
deutsche Forschungslandschaft von dieser
                                                                                                                             nur in der Exzellenzinitiative: Mit der Verlän-
Idee enorm profitiert und eine eigene pro-
                                                                                                                             gerung des Hochschulpaktes sowie dem
duktive Dynamik entwickelt hat. Dass die

                                                                                                    Foto: Florian Jaenicke
                                                                                                                             Qualitätspakt Lehre hat die SPD eine quali-
Exzellenzinitiative also eine Fortsetzung
                                                                                                                             tätssichernde Richtung vorgegeben, um diese
finden muss, steht außer Frage: Bis 2028
                                                                                                                             Stärken auch in Zukunft auszubauen. Mit dem
will der Bund mindestens vier Milliarden
                                                                                                                             Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs
Euro in die Exzellenzförderung investieren.
                                                                                                                             werden wir einen weiteren Schritt gehen, um
                                                   schungslandschaft zu unterstützen und in-
Unter der Regie von Professor Dieter Imboden                                                                                 die Attraktivität der Wissenschaft in Deutsch-
                                                   ternational konkurrenzfähig zu sein, soll die
soll bis zum Frühjahr 2016 eine Experteneva-                                                                                 land zu stärken.
                                                   Spitzenforschung in einer ersten Förderlinie
luation neue Handlungsbedarfe und Entwick-
                                                   themenoffen gefördert werden.
lungschancen aufzeigen – so verständigten                                                                                    Fazit
sich Bund und Länder. Daran anschließend           Als Voraussetzung für die Förderung sollten                               Forschung geht bekanntlich über die Genese
möchte Wissenschaftsministerin Professorin         die Vorhaben der Spitzenforschung dabei mit                               von Ergebnissen hinaus: Sie nimmt wissen-
Johanna Wanka in die Diskussion über kon-          überzeugenden Konzepten zur Qualifizierung                                schaftliche und gesellschaftliche Implikatio-
krete Inhalte einsteigen – aus Sicht vieler Uni-   von Nachwuchswissenschaftlern, Gender und                                 nen auf, stellt Fragen, liefert neue Impulse zur
versitäten, die für die Fortführung zahlreicher    Diversity sowie mit entsprechenden Lehrkon-                               Steigerung der Leistungsfähigkeit des Wissen-
Programme dringend Planungs- und Finanzsi-         zepten verzahnt werden. Spitzenforschung,                                 schaftssystems und zur Differenzierung der
cherheit benötigen, sehr spät.                     Spitzenlehre und Spitzenforscher gehören un-                              Hochschullandschaft auf Spitzenniveau. Mit
                                                   trennbar zusammen!                                                        der „Exzellenzinitiative plus“ bietet sich nun
Zwei Förderlinien                                                                                                            die Chance, exzellente Spitzenforschung in
                                                   In einer zweiten Linie sollen strategisch aus-
Die SPD-Bundestagsfraktion hat sich somit                                                                                    Deutschland zu stärken, zu dynamisieren und
                                                   gerichtete institutionelle Kooperationen und
nicht gescheut, konkrete Vorstellungen zu äu-                                                                                in einer stets stärker globalisierten Wissen-
                                                   regionale Verbünde identifiziert und gefördert
ßern, um schnell Einigkeit über die Gestalt der                                                                              schaftslandschaft konkurrenzfähig bleiben.
                                                   werden, über die zusätzliche Exzellenzpoten-
Programmlinien zu erzielen. Sie schlägt daher
                                                   ziale erschlossen werden. Dabei sollen dau-
für die Fortsetzung der Exzellenzförderung für
                                                   erhaft kooperierende regionale Netzwerke,
Forschung und Lehre zwei Förderlinien vor:
                                                   Allianzen und Partnerschaften aus Wirtschaft
Um die Ziele und Formate der Exzellenzclus-        und Wissenschaft sowie institutionelle Ko-
ter zu intensivieren, die Dynamik der For-         operationen gefördert werden. Akzente sol-

                                                                                                                                    wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
12                          personalia

                                  Nachfolge in Passau                                             Kanzlerfunktion                                                   Neue Leiterin
                                  geregelt                                                        wieder besetzt                                                    der Förderabteilung
                                                     Prof. Dr. Carola Jungwirth                                       Der Hochschulrat der Fach-                    Dr. Henrike Hartmann ist

                                                                                                                                                                                                                       Foto: Florian Müller/VolkswagenStiftung
Foto: Uni Passau/Weichselbaumer

                                                     wird zum 1. April 2016 die                                       hochschule Erfurt hat eine                    neue Leiterin der Förder-
                                                     Nachfolge von Präsident                                          neue Kanzlerin. Marion                        abteilung der Volkswagen-
                                                     Prof. Dr. Burkhard Freitag                                       Britta Werner wurde nach                      Stiftung in Hannover. Sie
                                                     antreten. „Die Universität                                       öffentlicher Stellenaus-                      studierte Pharmazie und
                                                     Passau hat nun die Chance,    Foto: Privat                       schreibung und einem                          promovierte im Bereich
                                                     sich für die Zukunft aufzu-                                      umfassenden Auswahlver-                       Pharmakologie. Anschlie-
                                  stellen, und ich werde alles dafür tun, dass                    fahren vom Leiter der Hochschule zur Wahl                         ßend verbrachte sie insgesamt drei Jahre
                                  sie in ihrer ganzen Breite von der Theologie                    vorgeschlagen. Dem Senat der Hochschule                           als Postdoktorandin an der Harvard Medical
                                  bis zur Sensorik erstklassig dasteht und eu-                    hatte sich die Kandidatin vorgestellt und dabei                   School in Boston sowie an der Universität in
                                  ropaweit sichtbar ist“, sagte Carola Jungwirth                  die Zustimmung dieses Gremiums für eine                           Frankfurt am Main. Seit 1998 arbeitet sie für
                                  nach der Wahl. Carola Jungwirth ist seit 2005                   Wahl gefunden. Damit hat die Fachhochschule                       die VolkswagenStiftung und betreute Förder-
                                  Professorin für BWL und seit 2007 Inhaberin                     Erfurt seit Februar 2014 die Kanzlerfunktion                      initiativen in den Bereichen Biomedizin und
                                  des Lehrstuhls für BWL mit Schwerpunkt In-                      wieder besetzt, die bislang von der stellver-                     den Lebenswissenschaften. Henrike Hartmann
                                  ternationales Management an der Universität                     tretenden Kanzlerin Claudia Rütten vertreten                      ist ebenfalls Mitglied im Wissenschaftlichen
                                  Passau. Sie hat an der Universität München                      wurde, bei der sich der Hochschulrat aus-                         Beirat des Zukunftskollegs der Universität
                                  BWL studiert und mit dem Diplom abgeschlos-                     drücklich für die engagierte Arbeit bedankte.                     Konstanz sowie in den Kuratorien des Max-
                                  sen. 1998 promovierte sie an der TU Bergaka-                    Marion Britta Werner komplettiert damit die                       Planck-Instituts für Biologie des Alterns, Köln,
                                  demie Freiberg. Ihre Habilitation schloss sie                   Hochschulleitung mit dem designierten Rektor                      und des Max-Planck-Instituts für Stoffwech-
                                  2005 an der Universität Zürich ab.                              Prof. Dr.-Ing. Volker Zerbe an der Spitze.                        selforschung, ebenfalls in Köln.

                                  Arbeit in Darmstadt                                             Mit überwältigender                                               Wahl des Präsiden-
                                  aufgenommen                                                     Mehrheit gewählt                                                  ten abgeschlossen
                                                     Der 52jährige Jurist Nor-                    Neuer Präsident gewählt!                                          Der künftige Präsident der
                                                     bert Reichert hat seine                      Professor Dr. Michael We-                                         Hochschule Bochum steht
                                                                                                  ber, Leiter des Instituts für
Foto: Hochschule Darmstadt

                                                     Arbeit als neuer Kanzler                                                                                       fest: Die Hochschulwahl-
                                                     der Hochschule Darmstadt                     Medieninformatik an der                                           versammlung hat Professor
                                                     aufgenommen. Norbert                         Universität Ulm, tritt die                                        Dr. Jürgen Bock für eine
                                                                                                                                                    Foto: Uni Ulm

                                                                                                                                                                                                                       Foto: GGS
                                                     Reichert kommt von der                       Nachfolge von Professor                                           Amtszeit von März 2016
                                                     Dualen Hochschule Baden-                     Karl Joachim Ebeling an.                                          bis Februar 2022 gewählt.
                                  Württemberg in Mannheim und war dort seit                       Vor der Wahl hatte der 55-Jährige seine Ziele                     Jürgen Bock ist seit März 1994 Professor für
                                  2010 Verwaltungsdirektor. Davor bekleidete er                   für die sechsjährige Amtszeit vorgestellt. Eck-                   Unternehmensführung und Organisation an der
                                  verschiedene Leitungsfunktionen. So war er                      punkte umfassen unter anderem die Vorberei-                       Hochschule Bochum. Seit 2010 hat er bereits
                                  2005 bis 2010 Kanzler der FH Ludwigshafen,                      tung der Exzellenzinitiative, die Verfeinerung                    als Vizepräsident für Hochschulentwicklung,
                                  1999 bis 2002 Leiter der Abteilung Verwaltung                   der Profilbildung an der Universität sowie den                    Marketing und Internationales Erfahrungen in
                                  im Arbeitsamt Nürnberg. 2002 bis 2005 lehrte                    Aufbau eines Zentrums für Forschungsförde-                        dem zentralen Organ der Hochschule gesam-
                                  Norbert Reichert hauptamtlich als Dozent an                     rung. Außerdem möchte Weber englischspra-                         melt; zuvor war er von 1999 bis 2010 Dekan
                                  der FH Bund, Fachbereich Arbeitsverwaltung in                   chige Angebote und Studiengänge ausbauen                          des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule
                                  Mannheim. Hochschulübergreifende Erfahrun-                      und Infrastrukturen in der Lehre bündeln. Ins-                    Bochum. Jürgen Bock hat seine Erfahrung und
                                  gen sammelte er etwa im Arbeitskreis Finanzen                   gesamt strebt der künftige Präsident eine noch                    seine Kenntnisse als Gutachter in Ausschüssen
                                  und Controlling der Kanzler der Fachhochschu-                   intensivere Kommunikations- und Kooperati-                        des Wissenschaftsrates und bei verschiedenen
                                  len Deutschlands in den Jahren 2008 bis 2010.                   onskultur an der Universität an.                                  Akkreditierungsagenturen eingebracht.

                                  wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Schwerpunkt

Führen in der Wissenschaft

                        Foto: Fotolia
14                                                     ühren in der Wissenschaft
                                          schwerpunkt F

Ingo Einacker
„You manage things – but you lead people”
Eine Reflexion über das Führen im Wissenschaftssystem

                                                                                                          30 Seiten Schwerpunktthema zu „Führen
                                                                                                          in der Wissenschaft“ in einer regelmäßig
                                                                                                          erscheinenden Zeitschrift mit dem Titel
                                                                                                          „Wissenschaftsmanagement“: Während
                                                                                                          uns heute diese Schlagwörter und diese
                                                                                                          Themen als aktuell, selbstverständlich und
                                                                                                          angemessen erscheinen, wäre dieses noch
                                                                                                          vor gut 20 Jahren so nicht vorstellbar ge-
                                                                                                          wesen.

                                                                                                          Management, Führung, Marketing oder gar
                                                                                                          Controlling waren als aus der Unternehmens-
                                                                                                          welt stammende Begriffe Fremdkörper im
                                                                                                          Diskurs über das und im Wissenschaftssys-
                                                                                                          tem. Im Zweifel wurde ihnen auch überwie-
                                                                                                          gend mit starker Ablehnung und Skepsis be-
                                                                                                          gegnet. Diese Begriffe standen demnach für
                                                                                                          Konzepte einer unangemessenen Ökonomi-
                                                                                                          sierung der Wissenschaft, welche die Freiheit
                                                                                                          der Forschung und Lehre einengen oder gar
                                                                                                          grundsätzlich bedrohen könnte.

Im Führerstand einer Lok sind Tätigkeiten und Abläufe   Diese Vorbehalte sind teilweise natürlich auch heute noch zu spüren und es ist ja auch eine sehr
klar geregelt und vorgegeben. Wie sieht es im Wissen-   notwendige und richtige Diskussion, ob und welche Methoden, Begriffe und Systemverständ-
schaftsbetrieb aus?
                                                        nisse aus der Ökonomie im spezifischen Kontext der Wissenschaft angemessen und produktiv
Foto: Gabi Schoenemann/pixelio
                                                        angewendet werden können und sollen. Und welche eben auch ausdrücklich nicht.

                                                        Im Fokus: die handelnden Akteure
                                                        Aktuell existiert meines Erachtens noch kein flächendeckend akzeptiertes Modell oder Verständ-
                                                        nis von dem einen und richtigen Führungs- oder Steuerungsmodell im System Wissenschaft,
                                                        welches die Freiheit der Forschung, die akademische Partizipation, die spezifische Arbeitswelt
Kontakt:                                                Wissenschaft und die Steuerungserfordernisse moderner Institutionen angemessen berücksich-
                                                        tigt und harmonisch vereint. Vielleicht wird es dieses eine Modell auch nicht geben können und
Ingo Einacker
Geschäftsführer TUBS GmbH                               braucht es dies auch gar nicht. Aber die Diskussion hierüber ist schon weit voran geschritten.
TU Berlin Science Marketing
Hardenbergstraße 19                                     Die optimale Organisation und die angemessene Führungskultur, somit also das richtige Ma-
10623 Berlin                                            nagement von Wissenschaft sind dabei heutzutage als Aufgaben unbestritten und weitgehend
Tel.: +49 30 44 72 02 22                                anerkannt. Entsprechend hat sich auch die Diskussion verlagert. Ging es zunächst vorrangig
Fax: +49 30 44 72 02 88
E-Mail: einacker@tubs.de                                um die Strukturen im Wissenschaftssystem (vor allem der Hochschulen) und deren Modernisie-
www.tubs.de/                                            rungsbedarf, kamen zunehmend die Kompetenzen der handelnden Akteure in den Fokus.

wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
Editorial                                                15

Landmarken dieser Entwicklung waren die Gründung des Centrum für Hochschulentwicklung
(CHE) im Jahre 1994 („Organisationswerdung von Hochschulen“ und die „Entfesselung der
Universität“) und die Gründung des Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V. (ZWM) im Jahr
2002 (New Public Management in der Wissenschaft). Unmittelbar danach entwickelte sich das
mittlerweile beachtliche deutsche Weiterbildungsangebot zur Professionalisierung der Steue-
rung und Organisation von Wissenschaft. Beispielhaft sei hier nur auf einige einschlägige Studi-                            Ingo Einacker ist Ge-
                                                                                                                            schäftsführer der TUBS
engänge etwa an der Universität Bielefeld (2001), der Hochschule Osnabrück (2003), der Univer-                              GmbH, eine Tochter der
                                                                                                                            Technischen Universität
sität Kassel (2004), der Universität Oldenburg (2005), der Technischen Universität Berlin (2005)
                                                                                                                            Berlin.
verwiesen. Der Stifterverband startete sein „Fellowship Wissenschaftsmanagement“ (2005) und
die Helmholtz-Gemeinschaft die Helmholtz Akademie (2007).

Verortung und Anerkennung im System steht noch aus
Spätestens mit der Verleihung des Titels „Hochschulmanager des Jahres“ (seit 2008) und der
Gründung des „Netzwerkes Wissenschaftsmanagement“ (2011) scheint ein neues Berufsbild im
Wissenschaftssystem fest etabliert zu sein, der Hochschul- oder Wissenschaftsmanager. Die-
ser Befund ist allerdings bei näherer Analyse nicht belastbar. Es gibt zwar mittlerweile eine be-
achtliche Personengruppe im Wissenschaftssystem, welche die neuen Steuerungs-Aufgaben im
Wissenschaftsmanagement übernehmen oder professionell unterstützen. Zu einem wirklichen
Berufsbild fehlen allerdings unter anderem verlässliche Karrierepfade, angemessene Vergü-
tungssysteme und strukturelle Verankerungen in den jeweiligen Institutionen. Wissenschaftsma-
nagement profiliert, professionalisiert und steuert zunehmend weite Bereiche der Wissenschaft,
ohne dass die hiermit betraute Berufsgruppe schon eine eindeutige Verortung und somit Aner-
kennung im System gefunden hätte.

Anlass genug also für einen aktuellen Überblick und ein Schwerpunkt in diesem Heft. Wir haben
dabei als Titel bewusst den Begriff der Führung gewählt und nicht den Begriff des Manage-
ments. Auch wenn beide Begriffe in einem engen Kontext stehen und häufig – auch in der

                                                                                                    ”
Fachliteratur – synonym verwendet werden, rückt „Führung“ doch mehr den Menschen in den
Mittelpunkt der Betrachtung. („You manage things – but you lead people”, Peter Drucker). Und            Die optimale Organisation
genau darum geht es uns, um den Menschen im Wissenschaftssystem, der führt und geführt                  und die angemessene
wird. Jede Führung braucht ein persönliches Mindset, eine Bereitschaft, Reflektion und natürlich        Führungskultur, somit also
auch Kompetenz.                                                                                         das richtige Management
                                                                                                        von Wissenschaft sind
Fazit                                                                                                   dabei heutzutage als Auf-
Das größte Führungsversagen in der Wissenschaft beruht meines Erachtens dabei nicht auf fal-            gaben unbestritten und
schen Konzepten oder Methoden oder mangelnder Kompetenz, sondern auf Unterlassung. Füh-                 weitgehend anerkannt.
rung wird oft gar nicht aktiv ausgeübt, da man glaubt, dass dies doch in der Wissenschaft nicht         Entsprechend hat sich
nötig sei, schließlich sei jeder motiviert, kenne seine Aufgaben und man ein kollegiales Verhält-       auch die Diskussion verla-
nis zueinander habe.                                                                                    gert. Ging es zunächst
                                                                                                        vorrangig um die Struktu-
Wenn Führung aber begriffen wird als das Herstellen von Ziel-, Aufgaben- und Rollenklarheit
                                                                                                        ren im Wissenschaftssys-
und die Realisierung einer angemessenen Feedback- und Kommunikationskultur, dann wird
                                                                                                        tem (vor allem der Hoch-
schnell klar, dass auch in der Wissenschaft jeder ein Recht auf wertschätzende und möglichst
                                                                                                        schulen) und deren Mo-
professionelle Führung hat. Zur Reflexion hierüber soll dieser Schwerpunkt etwas beitragen.
                                                                                                        dernisierungsbedarf,
                                                                                                        kamen zunehmend die
                                                                                                        Kompetenzen der han-
                                                                                                        delnden Akteure in den
                                                                                                        Fokus.

                                                                                                        wissenschaftsmanagement 3 • mai/juni • 2015
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