Code of Conduct Budgetwahrheiten - Achtung Plural! " FTFG im Reality-Check " Portrait: AWI-Kommission " Interview: Arnold Schmidt " Persönliche ...

 
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Code of Conduct
Budgetwahrheiten – Achtung Plural! » FTFG
im Reality-Check » Portrait: AWI-Kommission
» Interview: Arnold Schmidt » Persönliche
Paradigmen: Franz Kerschbaum
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                                                                          OEAWI: EINE
                                                    i-Ko                  KOMMISSION
                                           Ulrik           mmi            DER BESTEN
                                                 e Be            ssion    KÖPFE
                                          Lebe        iSie
                                               nswi        GeL
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                40
                INTERVIEW:
                ARNOLD
                SCHMIDT

                                                                                                                6
                                  FTFG IM
                                  REALITY-CHECK

                                  20                                                                  CODE OF
                                                                                                     CONDUCT

                                                                         46
                                                       PERSÖNLICHE PARADIGMEN:
                                                           DER ASTRONOM FRANZ

18    BUDGETWAHRHEITEN –
      ACHTUNG PLURAL!
                                                       KERSCHBAUM IM GESPRÄCH
                                                          MIT FRIEDRICH STADLER

24
IMPRESSIONEN
                                   ediTOriaL
                                 4 PrOJeKTVOrSTeLLUnGen
VOM EUROPÄISCHEN                 5 BrieF deS PrÄSidenTen
FORUM ALPBACH 2009

                                  Thema                                         KOnTeXT
                             6–12 Code of Conduct                         31–33 OeAWI: Eine Kommission
                                                                                der besten Köpfe
                                   FOKUS                                  34–35 Kommentar Oliver Hochadel
                             13–17 Wissenschafterinnen
                                   auf dem Weg zum Erfolg                       PanOPTiKUm
                             18–19 Budgetwahrheiten –                     36–39 Frau in der Wissenschaft
                                   Achtung Plural!                              Sabine Tebbich
                             20–23 FTFG im Reality­Check                  40–43 interview: Arnold Schmidt
                             24–26 Alpbacher Impressionen 2009            44–45 international ausgezeichnet
                                27 Folgen aus dem                               Barbara Bohle und Wolfgang Lutz
                                   Universitäts­Kollektivvertrag          46–49 Persönliche Paradigmen
                             28–29 Translational Research:                      Franz Kerschbaum
                                   Evaluierung motiviert                  50–51 Unterwegs
                                30 Im Blickpunkt                                Christian Almeder
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ediTOriaL

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36
FRAU IN DER
                                                    (Selbst)verständliches Verhalten
WISSENSCHAFT:
VERHALTENS-                                        » Sie begleiten uns unser ganzes Leben und sind doch nicht immer
FORSCHERIN                                         selbstverständlich: Verhaltensregeln. Ob in verbindlicher Form als Ge-
SABINE TEBBICH
                                                   setz, als Benimmregel à la Knigge oder als Emergency Plan in Flugzeugen:
                                          Immer wird versucht, Bereiche unseres Lebens zu ordnen und zu regeln. Mit dem
                                          „Code of Conduct for the Recruitment of Researchers“ hat die Europäische Kom-
                                          mission die Regeln der Praxis für den Bereich der Wissenschaft zu ordnen ver-
                                          sucht. Im info-Magazin wollen wir ein wenig Licht in diese Materie zu bringen.

                                          Der Name Arnold Schmidt ist mit der österreichischen Wissenschaftslandschaft
                                          verbunden wie kaum ein anderer. Mit der FTFG-Novelle, welche im „Fokus“ von
                                          FWF-Geschäftsführer Gerhard Kratky beleuchtet wird, und der damit notwen-
                                          digen Neukonstituierung des Aufsichtrates gehen für Arnold Schmidt nun 15 ak-
                                          tive Jahre „im Dienste“ des FWF zu Ende. FWF-Präsident Christoph Kratky dankt
                                          ihm in seinem „Brief des Präsidenten“ für seinen unermüdlichen Einsatz im Sinne
                                          der Wissenschaft. Arnold Schmidt selbst zieht im Interview sein persönliches Re-
                                          sümee, Historie und Vision. Dazwischen liegt die Gegenwart: Gerhard Kratky
                                          zeigt anschaulich, wie ein FWF-Budget je nach Sichtweise zu unterschiedlichen
                                          Wahrheiten führen kann. Weitere Themen im „Fokus“ sind die Portraits der Preis-
                                          trägerinnen der Juni-Vergabe der Firnberg-/Richter-Programme und der Mit-
                                          glieder der Kommission für wissenschaftliche Integrität.

                                          Im Rahmen der Serie „Frau in der Wissenschaft“ wird Einblick in die Arbeit der
                                          Verhaltensforscherin Sabine Tebbich geboten. Ihre Arbeit hat sie unter anderem
                                          schon auf die Galapagos-Inseln, nach Australien und auf die Philippinen geführt.
                                          Noch weiter bzw. höher werden Sie im Rahmen der „Persönlichen Paradigmen“
                                          von Friedrich Stadler und dem Astronomen Franz Kerschbaum entführt, nämlich
                                          bis an die Grenzen des Universums. Ganz irdisch endet das „Panoptikum“:
      FOrUm                               Christian Almeder berichtet in „Unterwegs“ über seine Erlebnisse in Portugals
   52 Leserbrief                          Portweinstadt Porto.
      Deutsch als Antragssprache:
      eine Replik                         Auch das info-Magazin hat eine geordnete Praxis. Das Ergebnis unterliegt dabei
                                          eigenen Regeln: jenen des externen Feedbacks unserer LeserInnen. Wir freuen
      eVenT                               uns, unsere Regeln nach Ihren Vorstellungen zu revidieren und mitunter neu zu
   53 AmPuls 14 & 15                      ordnen und bitten daher um Anregungen – kritisch und lobend – zu unserem Ma-
54–55 aviso                               gazin (redaktion@fwf.ac.at).

      CaLL                                Stefan Bernhardt, alexander damianisch,
   56 ERC Starting Grants                 margit Schwarz-Stiglbauer und marc Seumenicht
56–57 START­Programm
   57 Hertha­Firnberg­Programm,     imPreSSUm medieninhaber und herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF),
      Elise­Richter­Programm        Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien, Tel.: 01–505 67 40–0, Fax: 01–505 67 39, office@fwf.ac.at,
                                    www.fwf.ac.at Präsident Christoph Kratky Geschäftsführer Gerhard Kratky redaktion Stefan Bernhardt (stb),
                                    Alexander Damianisch (ad), Margit Schwarz­Stiglbauer (mas), Marc Seumenicht (ms) Kontakt redaktion@fwf.ac.at
      FWF inTern                    mitarbeiterinnen dieser ausgabe Christian Almeder, Milojka Gindl (mg), Oliver Hochadel, Rudolf Novak (rn),
                                    Falk Reckling (fr), Barbara Zimmermann (bz) Karikatur Raoul Nerada Cover Ikon Images/Corbis Grafik und Pro-
   58 website.corner                duktion Starmühler Agentur & Verlag druck Ueberreuter Print und Digimedia GmbH. erscheinungsweise vier­
   58 Personalia                    mal jährlich, kostenlos zu bestellen beim FWF hinweis Die Kommentare und Statements externer AutorInnen
                                    müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Gender-regelung Bei Zitaten und Interviews wird der
                                    Authentizität wegen darauf verzichtet, durchgehend das Binnen­I einzufügen. Steht die männliche Form allein,
   59 KariKaTUr                     ist sie in diesem Sinne als generisches Maskulinum zu verstehen.
   60 PreSSeCLiPPinGS
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PrOJeKTVOrSTeLLUnGen

                                           IN KOOPERATION MIT DER AGENTUR FÜR WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION PR&D STELLT
                                           DER FWF IN REGELMÄSSIGER FOLGE PROJEKTE VOR: HIER KOSTPROBEN UND MEHR ...

       Vom FWF gefördert …
        » Oh weh! abrupter Opioid-ent-     ren beitragen können. In einem vom FWF        Unter Beobachtung: rastlose atome
        zug steigert Schmerzempfind-       unterstützten Projekt wird nun insbeson­      lassen Werkstoffe altern Atome haben
        lichkeit Das abrupte Absetzen      dere die „schicksalhafte“ Rolle eines ein­    die Angewohnheit, durch Festkörper zu
von morphinähnlichen Schmerzmitteln,       zelnen Proteins untersucht, dessen Fehlen     springen – das konnten PhysikerInnen
den Opioiden, führt zu einer erhöhten      eine wesentliche Bedeutung für Tumor­         jetzt erstmals mit einer neuen Methode

                                                                                                                                    © derateru/PIXELIO, IMP-IMBA EM Facility/CIUS, Christoph Kratky, Michael Leitner, Jürgen Sandkühler
Schmerzempfindlichkeit. Jetzt wurde ex­    Stammzellen haben kann. Die Projekter­        be obachten. Möglich war dies durch die
perimentell nachgewiesen, dass dieser      gebnisse werden Grundlagen schaffen, die      Nutzung von Röntgenquellen neuester
Effekt durch eine „Langzeit­Potenzie­      eine Optimierung von bestimmten Krebs­        Bauart, so genannter Elektronen­Synchro­
rung“ der Erregungsausbreitung im Rü­      therapien ermöglichen können.                 trons. Die Details des vom FWF unter­
ckenmark entsteht und damit ganz ähn­      » www.fwf.ac.at/de/public_relations/          stützten Projekts wurden kürzlich im
lich funktioniert wie die Gedächtnisbil­   press/pv200907-2de.html                       renommierten Fachmagazin „Nature Ma­
dung im Gehirn. Zusätzlich wurden im                                                     terials“ veröffentlicht. Die vorliegende
Rahmen dieses vom FWF unterstützten        Kündigung klaut Kinderwunsch: Job-            Arbeit eröffnet neue Wege für die Erfor­
Projekts Wege gefunden, die Steigerung     verlust beeinflusst Familienplanung ne-        schung der Alterungsprozesse von Werk­
der Schmerzempfindlichkeit zu vermei­      gativ Gut ausgebildete Frauen tendieren       stoffen auf atomarer Ebene.
den. Diese bahnbrechenden Ergebnisse       nach einer Kündigung dazu, ihren Kin­         » www.fwf.ac.at/de/public_relations/
sind nun im renommierten Fachjournal       derwunsch nicht zu realisieren. Zu die­       press/pv200909-de.html
„Science“ nachzulesen.                     sem klaren Ergebnis kommt eine groß an­
» www.fwf.ac.at/de/public_relations/       gelegte und vom FWF unterstützte Studie
press/pv200907-de.html                     an der Universität Linz. Dieser zufolge
                                           beeinflussen Überlegungen zur Karriere­
Paradigmenwechsel in der Krebsfor-         entwicklung nach einer Kündigung
schung? Von Tumor-Stammzellen und          Frauen nachhaltig in ihrer Lebenspla­
ihrer entstehung Tumor­Stammzellen und     nung. Darüber hinaus weist die Studie auf
ihre Teilung stehen im Mittelpunkt eines   weitere sozio­ökonomische Zusammen­
aktuellen Forschungsprojekts. Die Exi­     hänge hin, die mitunter langfristig die Ge­
stenz von Zellen dieser Art war bis vor    burtenzahlen beeinflussen.
kurzem noch völlig unbekannt – obwohl      » www.fwf.ac.at/de/public_relations/
sie maßgeblich zur Entstehung von Tumo­    press/pv200908-de.html

       04 » FWF info70
Code of Conduct Budgetwahrheiten - Achtung Plural! " FTFG im Reality-Check " Portrait: AWI-Kommission " Interview: Arnold Schmidt " Persönliche ...
Brief des Präsidenten

        » Es ist mir ein großes Anliegen, den Aufsichtsratsmitgliedern
        für ihre konstruktive Unterstützung der Anliegen des Wissen­
        schaftsfonds zu danken. «
        Christoph Kratky, Präsident des FWF

        Das Ende einer Ära …
         » Wie Sie vielleicht wissen, wurde   neue VertreterInnen in den Aufsichtsrat no-     vorsitzende, unter jenen ist, die wegen der
         die gesetzliche Grundlage des        miniert, die Delegiertenversammlung hat         Zwei-Perioden-Regel ausscheiden müssen.
         FWF – das so genannte For-           sich neu konstituiert und „ihre“ vier Auf-      Arnold ist eine herausragende Gestalt in der
schungs- und Technologieförderungsge-         sichtsratsmitglieder gewählt. Derzeit sind      Geschichte des Wissenschaftsfonds: Er war
setz (FTFG) – als Folge der Änderung der      wir damit beschäftigt, einen Termin zu koor-    neun Jahre Präsident sowie fünf Jahre Auf-
ministeriellen Zuständigkeiten geändert.      dinieren, an dem sich die acht Aufsichtsrats-   sichtsratsvorsitzender und hat die Kultur des
Seit Anfang des Jahres ist das BMWF die al-   mitglieder treffen, um ein neuntes Mitglied     FWF – Qualitätsorientierung, Gleichbehand-
leinige Aufsichtsbehörde des FWF (was wir     zu bestimmen. In der Folge hat dann der         lung von Personen und Fachgebieten, Trans-
sehr begrüßen), weshalb dem BMWF auch         Aufsichtsrat die Positionen des Präsidiums      parenz etc. – wie kein anderer geprägt und
eine gewichtigere Rolle bei der Besetzung     neu auszuschreiben und nach Eingang der         gelebt. So liebenswürdig er als Mensch ist,
des Aufsichtsrats des Wissenschaftsfonds      Bewerbungen einen Dreiervorschlag zu er-        so unbeugsam und prinzipientreu ist er,
zukommt: Während bis anhin jeweils zwei       stellen, aus dem die Delegiertenversamm-        wenn es um die Wissenschaft geht. Sie fin-
der Aufsichtsräte vom BMWF und vom            lung schließlich die neue Präsidentin bzw.      den in diesem Heft ein Interview mit ihm.
BMVIT bestimmt wurden, nominiert nach         den neuen Präsidenten zu wählen hat.            Ich bin zuversichtlich, dass er dem FWF
dem neuen FTFG das BMWF drei und das          Mitglieder des FWF-Aufsichtsrates können        auch in Zukunft verbunden bleiben wird,
BMVIT nur eine Person in den Aufsichtsrat.    diese Funktion gemäß FTFG nur während
Alle anderen Bestimmungen betreffend die      zweier aufeinanderfolgender Funktionsperi-      meint Ihr
Identifikation von Aufsichtsratsmitgliedern   oden ausführen. Mehrere der bisherigen
(vier Personen werden von der Delegierten-    Aufsichtsräte (Heidi Diggelmann, Rupert
versammlung gewählt, eine neunte Person       Pich­ler, Peter Rummel, Arnold Schmidt,
wird von den acht nominierten bzw. gewähl-    Sigrid Weigl) haben diese Grenze erreicht,
ten Mitgliedern einvernehmlich bestimmt)      sodass sie im Rahmen der durch die Über-
bleiben unverändert.                          gangsbestimmungen herbeigeführten Neu-
Diese an sich geringfügige Änderung in der    konstituierung der FWF-Gremien nicht mehr
Zusammensetzung des Aufsichtsrats hat er-     in den Aufsichtsrat wähl- bzw. nominierbar
hebliche Konsequenzen, indem der Gesetz-      sind. Es ist mir ein großes Anliegen, ihnen
geber in den Übergangsbestimmungen zur        (und natürlich auch den anderen Aufsichts-
FTFG-Novelle eine Beendigung der lau-         ratsmitgliedern) für ihre konstruktive Unter-
fenden Funktionsperiode und Neu-Bestel-       stützung der Anliegen des Wissenschafts-
lung aller Gremien des FWF (mit Ausnahme      fonds zu danken.
des Kuratoriums) festlegt.                    Besonders schmerzlich ist es natürlich, dass
Demgemäß haben die beiden Ministerien         Arnold Schmidt, der bisherige Aufsichtsrats-

                                                                                                                 FWFinfo70» 05
Code of Conduct Budgetwahrheiten - Achtung Plural! " FTFG im Reality-Check " Portrait: AWI-Kommission " Interview: Arnold Schmidt " Persönliche ...
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Code of Conduct Budgetwahrheiten - Achtung Plural! " FTFG im Reality-Check " Portrait: AWI-Kommission " Interview: Arnold Schmidt " Persönliche ...
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Code of Conduct
Wir machen auf mobil – und dann?
2005 verabschiedete die Europäische Kommission die „Europäische Charta für Forscher“, einen Katalog allgemeiner
Grundsätze und Anforderungen, der die Rollen, Zuständigkeiten und Ansprüche von ForscherInnen wie auch
von ArbeitgeberInnen und/oder Förderungsorganisationen festlegt. Der FWF hat sich dieser Charta verpflichtet.
Wie diese genau aussieht und welche Rechte und Pflichten sich daraus ergeben, ist oftmals unklar.

                                                                                             FWF info70» 7
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                                                                   Junge, mobile WissenschafterInnen sind nach ihrer
                                                                   Heimkehr nach Österreich noch immer mit einer
                                                                   unsicheren Zukunft konfrontiert. Damit sich das bessert,
                                                                   folgt der FWF den Prinzipien der „Europäischen Charta
                                                                   für Forscher”.

       Code of Conduct
       Wir machen auf mobil – und dann?
        » Internationale Vernetzung und Mobilität sind heutzu­     gramm für junge WissenschafterInnen; Lise­Meitner­Stipendien:
        tage eine Selbstverständlichkeit für Wissenschafte­        Incoming­Programm für junge WissenschafterInnen; Translatio­
        rInnen, die in der internationalen Forschungslandschaft    nal Brainpower wendet sich auch an ältere [arriviertere] For­
im Spitzenfeld ihres Arbeitsgebietes mitmischen wollen. Darü­      scherInnen in anderen Ländern, die zur Unterstützung eines
ber herrscht allgemeine Einigkeit. Ebensolcher Konsens herrscht    „Brain Gain“ für die österreichische Wissenschaft nach Österrei­
auch darüber, dass der wissenschaftliche Nachwuchs der Hoff­       ch geholt werden können): Seit 1985 gingen ca. 2.000 Stipendia­
nungsträger des Wissenschafts­ und Wirtschaftssystems ist:         tInnen in über dreißig verschiedene Länder, 50 % der Stipendi­
Stellungnahmen der EU bezeichnen den bevorstehenden Man­           atInnen sind 15 Jahre nach dem Stipendium Voll­ProfessorInnen
gel an ForscherInnen als eine ernsthafte Bedrohung von Innova­     im In­ oder Ausland.
tionskraft, Wissenspotenzial und Produktivitätswachstum in         So weit die guten Nachrichten, aber die Frage, was nun
Europa. Mit diesen Punkten vor Augen verabschiedete die Euro­      nach dem ersten großen „Mobilitätsschritt“ mit jun­
päische Kommission bereits 2005 die „European Charter for          gen WissenschafterInnen passiert, ist nicht trivial.
Researchers“ und den „Code of Conduct for the Recruitment of       Die Evaluierung der Mobilitätsprogramme des
Researchers“ (im Folgenden als „Charter and Code“ bezeichnet)      FWF hat gezeigt, dass für die „mobilen“ Forsche­
mit dem Ziel, die „Berufsgruppe“ der ForscherInnen mit Rech­       rInnen die Zeit unmittelbar nach ihrem Stipen­
ten und Pflichten sichtbarer und wissenschaftliche Karrieren at­   dium besonders kritisch ist: Man ist für ein
traktiver zu machen. Für den FWF, der sich auch als „Anwalt der    oder zwei Jahre ins Ausland gegangen und hat
WissenschafterInnen“ versteht, sind die Umsetzungen der For­       u. U. Brücken verschiedentlich abgebrochen. Man
derungen von „Charter and Code“ ein zentraler Punkt, vor allem     hat an einer renommierten Forschungsstätte in bestem
in Bezug auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Im Folgenden        Umfeld gearbeitet und kehrt nun, top­motiviert und voll ambi­
wird darauf eingegangen, wie sich die Situation von (jungen,       tionierter Pläne, „nach Hause“ zurück. Aber die Situation stellt
mobilen) WissenschafterInnen in Österreich darstellt und was       sich dort oft alles andere als rosig dar. Das Interesse der „Da­
der FWF im Sinn von „Charter and Code“ getan hat bzw. noch         heimgebliebenen“ an den Fortschritten und Ideen der/des
tun muss, um sie zu unterstützen, aber auch, welche Erwar­         „Heimkehrenden“ ist mitunter eher beschränkt, ebenso sind Ar­
tungen an Universitäten und die Politik gerichtet werden müs­      beitsmöglichkeiten und Perspektiven für die wissenschaftliche
sen, für die die Grundsätze von „Charter and Code“ ebenfalls       Weiterentwicklung nur zu oft nicht so wie erwartet. Viele der
                                                                                                                                          © Ikon Images/Corbis, Starmühler

bindend sein sollten.                                                StipendiatInnen ersparen sich diesen Tort und bleiben zu­
                                                                        nächst gleich im Ausland. Auch wenn das aus Sicht des FWF
der FWF unterstützt schon seit langem sehr effizient die                  ein positiver Effekt ist, weil dadurch natürlich die Interna­
Karriereentwicklung junger WissenschafterInnen, u. a.                       tionalität der österreichischen Wissenschaft unterstützt
durch Förderung internationaler Mobilität, mit mittlerwei­                    wird, besteht hier jedenfalls Verbesserungsbedarf,
le drei Programmen, von denen das „Erwin­Schrödin­                              bei dem nicht nur der FWF, sondern auch die For­
ger­Auslandsstipendium“ das älteste und bewährteste                                schungsstätten (Universitäten) und die Politik
ist (Erwin­Schrödinger­Stipendien: Outgoing­Pro­                                      gefordert sind.

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                                                                                                   ALLE FORSCHERINNEN
                                                                                                   UND FORSCHER SIND ALS AN-
                                                                                                    GEHÖRIGE EINER BERUFS-
                                                                                                      GRUPPE ZU SEHEN UND
                                                                                                       MÜSSEN ENTSPRECHEND
                                                                                                        BEHANDELT WERDEN.

Gerade auch um solche demotivierenden Be­                                                  Sinn von „Engagement für die Gesellschaft“
dingungen für ForscherInnen zu verbessern                                               für eine breitere Öffentlichkeit fest. Schließlich
und damit dem entgegenzuwirken, dass exzellenter                                 verweist die Charta auch auf die Verantwortung von
junger Nachwuchs den noch jungen Karriereweg verlässt, will              WissenschafterInnen für den wissenschaftlichen Nachwuchs:
man mit „Charter and Code“ das Bewusstsein stärken, dass faire,       Eine strukturierte, „auf Regelmäßigkeit beruhende Arbeitsbezie­
gute Arbeitsbedingungen für ForscherInnen eigentlich selbst­          hung“ sowie Mentoring werden explizit angesprochen. Schließ­
verständlich sein sollten.                                            lich sind auch Managementaufgaben und „Life­long learning“
                                                                      dem Verantwortungsbereich von ForscherInnen zugeordnet.
Was steht aber nun eigentlich in „Charter and Code“? Die
„Europäische Charta für Forscher“ ist ein Katalog allgemeiner         der Teil der Charta, der sich auf arbeitgeberinnen und Förde-
Grundsätze und Anforderungen, der die Rollen, Zuständigkeiten         rungsorganisationen bezieht, ist für die Arbeit des FWF beson­
 und Ansprüche von ForscherInnen wie auch die von Arbeitgebe­         ders maßgeblich.
   rInnen und/oder Förderungsorganisationen festlegt. Sie bezieht     Wichtig ist zunächst der Grundsatz, dass alle ForscherInnen als
   sich dabei auf das Verhältnis zwischen diesen, würdigt alle For­   Angehörige einer Berufsgruppe angesehen und entsprechend
  men der Mobilität und richtet sich an alle ForscherInnen in der     behandelt werden sollen; das gilt vom Beginn ihrer Laufbahn an
EU in allen Forschungsgebieten. In der Präambel sind Begrün­          (nach dem ersten Hochschulabschluss).
dungen und konkrete Empfehlungen von „Charter and Code“ fest­         Dieser Grundsatz ist vor allem für die Stellung von Doktoran­
gehalten. In zwei getrennten Abschnitten werden dann die Grund­       dInnen und JungforscherInnen bedeutend, für die damit alle
sätze und Anforderungen für ForscherInnen sowie für deren             weiteren Grundsätze auch gelten: Nichtdiskriminierung, die Ver­
ArbeitgeberInnen und für Förderungsorganisationen ausgeführt.         pflichtung von ArbeitgeberIn/Förderungsstelle, ein „höchst mo­
                                                                      tivierendes Forschungs­ oder Arbeitsumfeld“ zu schaffen und
der Teil, der die Forscherinnen betrifft, formuliert zunächst         geeignete Infrastruktur im weitesten Sinn zur Verfügung zu stel­
ethische, moralische und humanitäre Grundsätze: Freiheit der          len. Besonders für junge ForscherInnen bedeutend sind die For­
Forschung, die grundsätzlich im „Dienst der Menschheit“ ste­          derungen der Charta nach einem ausgewogenen Geschlechter­
hen und auf die Ausweitung wissenschaftlicher Kenntnisse aus­         verhältnis sowie nach Arbeitsbedingungen, die „es weiblichen
gerichtet sein soll, aber durchaus auch Einschränkungen zu ak­        und männlichen Forschern ermöglichen, Familie und Arbeit,
zeptieren hat, z. B. aufgrund allgemein anerkannter ethischer         Kinder und Karriere zu verbinden“, weiters die Forderungen
Grundsätze und Verfahren sowie ggf. auch „operativer Sach­            nach Stabilität und Beständigkeit der Beschäftigung („die Lei­
zwänge“ (z. B. Geheimhaltungspflicht bei Unternehmensfor­             stung von Forschern … darf … nicht durch die Instabilität von
schung). Die Ausführungen zu Ethik, Berufsverantwortung und           Arbeitsverträgen beeinträchtigt werden“) sowie nach fairen und
Berufsverhalten legen Grundsätze zu korrektem Vorgehen in             attraktiven Finanzierungsbedingungen (hier sind Nachwuchsfor­
Dingen wie geistiges Eigentum, Verwendung und Verfügbarkeit           scherInnen explizit neuerlich erwähnt). Im Zusammenhang mit
von Daten, Einhalten von Bestimmungen, Rechenschaftspflicht,          der Forderung der Charta nach Laufbahnentwicklungsstrategien
Ergebnisverwertung und Veröffentlichung von Ergebnissen im            ist die zu verankernde „Wertschätzung von Mobilität zu »

                                                                                                                FWF info70» 9
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                                                               FORSCHUNG MUSS FREI
                                                               SEIN UND „IM DIENST DER
                                                               MENSCHHEIT STEHEN".

        » unterstreichen sowie die Bedeutung der                                 rung gefordert. Schließlich sollen laut Charta auch
        beruflichen Weiterentwicklung, einschließ­                             klare Regeln für die Einstellung von Promovierten
        lich Einbindung in die Lehre (und entspre­                          festgelegt werden, einschließlich von Zielen und Dauer:
chende Entlohnung), Laufbahnberatung sowie Betreuung                      Nach dem Verständnis der Charta stellt die Postdoktoran­
und Wahrung geistigen Eigentums. Schließlich sind laut Charta      dInnenzeit eine Übergangsphase dar, die „im Rahmen langfris­
ArbeitgeberIn und/oder Förderungsstelle angehalten, für alle       tiger Karriereaussichten zusätzliche Möglichkeiten für die beruf­
ForscherInnen, einschließlich erfahrener ForscherInnen, Beur­      liche Weiterentwicklung in der Laufbahn eines Forschers bieten
teilungssysteme einzuführen, um „ihre berufliche Leistung re­      soll“.
gelmäßig und auf transparente Weise durch einen unabhängigen
(und im Fall von erfahrenen Forschern vorzugsweise internatio­     „Charter and Code“ bieten also im Grunde eine ausreichende
nalen) Ausschuss zu bewerten“. In diesem Zusammenhang sind         Basis, um die Situation für ForscherInnen, insbesondere junge
auch Beschwerde­/Einspruchsverfahren zu etablieren und For­        und ambitionierte, hoffnungsträchtig zu gestalten.
 scherInnen in die „einschlägigen Informations­, Konsultations­
   und Entscheidungsgremien der Einrichtungen, für die sie ar­     der FWF steht voll und ganz zu den Inhalten von „Charter and
     beiten“, einzubinden. In Bezug auf die Einstellung von For­   Code“ und bezeugte sein Commitment zur Umsetzung bereits
      scherInnen sind die Grundsätze des „Verhaltenskodex für      2006 mit deren Unterzeichnung. In vielen Punkten treffen Maß­
         die Einstellung von Forschern“ umzusetzen.                nahmen, Aktivitäten und Programmgestaltungen des FWF exakt
                                                                   die Intention der Dokumente:
            dieser „Verhaltenskodex“ besteht aus einer Reihe       Mit der Gründung der Agentur für wissenschaftliche Integrität
             allgemeiner Grundsätze und Anforderungen, die         setzte der FWF federführend zusammen mit zwölf österrei­
               von ArbeitgeberInnen und/oder Förderungstellen      chischen Universitäten, der ÖAW, dem WWTF und dem I.S.T. die
               bei der Ernennung oder Einstellung von Forsche­     Initiative zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wis­
                rInnen befolgt werden sollten. Diese Grundsätze    senschaft und Forschung. Die Agentur hat die Aufgabe, wissen­
               und Anforderungen sollten die Achtung von Wer­      schaftliches Fehlverhalten in Österreich auf professionelle Weise
ten wie Transparenz des Einstellungsverfahrens und Gleichbe­       zu untersuchen. Ein unabhängiges Gremium aus hochkarätigen
handlung aller BewerberInnen, insbesondere im Hinblick auf die     WissenschafterInnen aus dem Ausland hat diese Aufgabe über­
Entwicklung eines attraktiven, offenen und stabilen europä­        nommen und damit eine wichtige, bislang in Österreich nicht
ischen Arbeitsmarktes für ForscherInnen, gewährleisten und er­     vorhandene Institution geschaffen, ForscherInnen gemäß dem
                                                                                                                                       © Ikon Images/Corbis, Starmühler

gänzen die in der Europäischen Charta enthaltenen Grundsätze       wissenschaftlichen Verhaltenskodex zu unterstützen.
und Anforderungen. Im Detail wird ausgeführt, wie die o. a.        Wie bereits oben erwähnt, geht aber eine gute wissenschaftliche
Punkte zu verstehen sind. Herauszustreichen ist die Forderung,     Praxis über die Einhaltung von „Regeln“ hinaus: Engagement
dass Auswahlverfahren das ganze Erfahrungsspektrum von Be­         für die Gesellschaft und die Verpflichtung, die eigenen For­
werberInnen einzubeziehen haben (also nicht nur z. B. die Pub­     schungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu
likationsleistung) sowie Laufbahnunterbrechungen (bzw. aty­        machen, setzt der FWF mit seinen breit gefächerten PR­Aktivi­
pische Karriereverläufe) berücksichtigen müssen. In diesem Zu­     täten um: Bspw. durch Pressekooperationen, das FWFinfo­Ma­
sammenhang wird erneut die Anerkennung von Mobilitätserfah­        gazin und Veranstaltungen für ein wissenschaftsinteressiertes

       10 » FWF info70
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             MOBILITÄT IST BE-
              STANDTEIL EINER
               ERFOLGREICHEN
             KARRIERE IM FOR-
             SCHUNGSBEREICH
             UND MUSS GEFÖR-
                DERT WERDEN.

Publikum unterstützt der FWF die ForscherInnen in diesem           parenz des Einstellungsverfahrens und der Gleichbehandlung al­
Punkt, nicht zuletzt auch durch die Möglichkeit, im Rahmen von     ler BewerberInnen die größte Bedeutung beigemessen werden.
Projekten Kosten für PR­Aktivitäten geltend zu machen.             Alle im FWF einlangenden Anträge werden einem internationa­
Die Verantwortung für den wissenschaftlichen Nachwuchs im          len Begutachtungsverfahren unterzogen, bei dem größter Wert
Sinne der Weitergabe von Wissen und möglichst großer persön­       auf Unabhängigkeit der GutachterInnen gelegt wird und Befan­
licher Unterstützung durch erfahrenere WissenschafterInnen         genheiten in strengstem Maße vermieden werden. Je nach Pro­
kann im Rahmen von FWF­Programmen in hohem Maße über­              grammschiene sind die Anforderungen an die AntragstellerInnen
nommen werden: Die Idee des Mentorings ist v. a. im Hertha­        in den Richtlinien angeführt, die Kriterien der Entscheidung und
Firnberg­Programm für junge Wissenschafterinnen und beim           die Fragen an die FachgutachterInnen sind auf der Website des
Lise­Meitner­Programm für ForscherInnen aus dem Ausland            FWF zugänglich. In Coach ing­Workshops und Info­Veranstal­
in der Person des Mitantragstellers/der Mitantragstellerin um­     tungen informiert der FWF über Verfahren und Prinzipien der
gesetzt; im Erwin­Schrödinger­Programm ist der Host an der         Förderungsentscheidungen, um die Prozesse so transparent wie
ausländischen Forschungsstätte die Person, die diese Verant­       möglich zu machen. Bei der Besetzung der entscheidenden Gre­
wortung übertragen bekommt. Durch die seit zehn Jahren sei­        mien – des Präsi diums und des Kuratoriums – wird eine Ge­
tens des FWF – mittels Workshops etc. – aktiv unterstützte Netz­   schlechterbalance angestrebt. Um Gleichbehandlungsmaß­
werkbildung unter den Foscherinnen im Rahmen des Karriere­         nahmen in allen Förderungsprogrammen zu gewährleisten, wur­
entwicklungsprogramms für Wissenschafterinnen hat dieses           de ein Genderreferat im FWF eingerichtet, das mit zahlreichen
Netzwerk mittlerweile auch eine Mentoringfunktion sehr junger      Aktivitäten zur Verbesserung der Situation von Wissenschafte­
Wissenschafterinnen durch erfahrenere Kolleginnen entwickelt.      rinnen beigetragen hat.

der Forderung, dass ForscherInnen im frühen Stadium ihres          aber kommen wir zurück zur mobilität, die als wesentlicher
Karriereweges als Angehörige einer Berufsgruppe angesehen          Bestandteil jeder wissenschaftlichen Karriere auch in „Charter
und dementsprechend entlohnt werden sollen, trägt der FWF          and Code“ immer wieder betont wird. Wie oben bereits ange­
seit langem damit Rechnung, dass FWF­finanzierte Dissertan­        führt, ist gerade die Rückkehr die heikelste Phase nach dem
tInnen nur im Rahmen von Dienstverträgen angestellt werden.        Auslandsaufenthalt. Mithilfe der Erweiterung des Schrödinger­
In den vom FWF finanzierten DK­plus stehen Mittel zur Verfü­       Programms um eine Rückkehrförderung hofft der FWF, diese
gung, mit deren Hilfe – den Anforderungen an ein PhD­Studium       Programmschwäche gemildert zu haben. Die Realisierung die­
gemäß – zusätzliche Fähigkeiten, Qualifikationen etc. erlangt      ser Programmverbesserung war nur möglich, indem sich der
werden können. Die Ausbildung der DoktorandInnen durch ex­                       FWF ebenfalls einer internationalen Evaluierung
zellente Forschung wird in FWF­Projekten durchgängig                              unterzogen hat. Bei der Ausschreibung „Kofinan­
gewährleistet, da diese durch die unabhängige                                      zierung nationaler Stipendienprogramme“, im
internationale Begutachtung garantiert ist.                                         7. Rahmenprogramm in der Programmschiene
                                                                                    „People“ (2008) der EU, war der FWF mit dem
die Qualität des auswahlverfahrens ist einer                                         Erwin­Schrödinger­Programm als einzigem
der Kernpunkte des „Verhaltenskodex für die                                            österreichischen Programm erfolgreich
Einstellung von Forschern“, wobei der Trans­                                            (FWFinfo 66: „Freude am Fahren – mit »

                                                                                                           FWF info70» 11
Thema » Code of Conduct

                                                                                            WISSENSCHAFTER
                                                                                                UND WISSEN-
                                                                                             SCHAFTERINNEN
                                                                                            TRAGEN VERANT-
                                                                                               WORTUNG FÜR
                                                                                                DEN WISSEN-
                                                                                              SCHAFTLICHEN
                                                                                                NACHWUCHS.

         » Rückfahrticket“). Auch bei der Vergabe der Kofinan­      lichkeiten. Viel wird davon abhängen, wie diese Möglichkeiten
         zierung war die Erfüllung der Forderungen in „Charter      genutzt und gelebt werden. Z. B. stellen die vom FWF geför­
         and Code“ ein wesentliches Kriterium. Ein zweiter An­      derten Drittmittelangestellten an den Universitäten einen Pool
trag für die Folgefinanzierung ist in der Verhandlungsphase und     an sehr guten WissenschafterInnen dar – denn wer beim FWF
soll weitere Verbesserungen im Sinne verbesserter Rahmenbe­         erfolgreich Drittmittel einwirbt, hat sich einem höchst kompeti­
dingungen bringen. Im Sinne des Life­long learning wird über        tiven Auswahlverfahren gestellt. Inwieweit potenzielle Arbeitge­
die Abschaffung der Altersgrenze nachzudenken sein, außerdem        berInnen dieses „Qualitätssiegel“ berücksichtigen werden, wird
soll die Möglichkeit eröffnet werden, Pensionsversicherungsbei­     sich zeigen.
träge in der Zeit des Auslandsaufenthalts zu refundieren. Auch      Dass zu attraktiven Arbeitsbedingungen auch eine entspre­
wenn schon etliches erreicht ist, gibt es beim FWF noch viel zu     chende Forschungsinfrastruktur gehört, ist selbstverständlich.
tun.                                                                Im Zusammenhang mit FWF­Projekten sollten die Wissenschaf­
                                                                    terInnen gut abgesichert sein: Bereits bei der Antragstellung
in vieler hinsicht sind zur Umsetzung der Grundsätze von            verpflichten sich die Forschungsstätten, an denen die Projektar­
„Charter and Code“ die Universitäten (Forschungsstätten) und        beiten gegebenenfalls durchgeführt werden sollen, zur Bereit­
die Politik gefordert. Ein wesentlicher Aspekt bei der Wahl, eine   stellung der erforderlichen Infrastruktur. Die Wiedereinführung
wissenschaftliche Karriere einzuschlagen, ist natürlich die Plan­   von Overheadkosten wäre aus Sicht des FWF ein wichtiger
barkeit einer Karriere. Der FWF bietet zwar auf verschiedenen       Schritt, die Forschungsstätten bei der Erfüllung ihrer Verpflich­
Karrierestufen Förderungsmöglichkeiten an. Nur die                  tungen zu unterstützen.
Universitäten (Forschungsstätten) können die Forde­
rungen von „Charter and Code“ im Hinblick auf                       disclaimer: Situationen, wie sie die Karikatur
langfristige Anstellungsperspektiven (Tenure­                         auf der letzten Seite dieses FWFinfo darstellt,
Track), entsprechende materielle Absiche­                               sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tat­
rung (Entlohnung) und die Implemen­                                       sächlichen Verhältnissen an Instituten
tierung objektiver, nachvollziehbarer                                        sowie mit lebenden Personen sind
Bewertungskriterien (sowohl bei An­                                             rein zufällig. « [bz, rn]
stellung wie bei Leistungsbeurteilung)
umsetzen. Zu diesem Komplex ge­
                                                                                                                                        © Ikon Images/Corbis, Starmühler, privat

hören auch die angemessene und faire
Berücksichtigung von Karriereunterbre­
chungen bzw. atypischer Karriereverläufe so­
wie die Schaffung von Arbeitsbedingungen, die                                    » Europäische Charta für Forscher: http://ec.
eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermögli­                                europa.eu/eracareers/pdf/eur_21620_de-en.pdf
chen und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis                                 » Evaluation des Erwin-Schrödinger-Programms
sicherstellen.                                                            durch Technopolis (2006): www.fwf.ac.at/de/public_
Der gerade in Kraft getretene Kollektivvertrag für die Universi­          relations/publikationen/publikationen.html
täten bietet in diesen Zusammenhängen gute Gestaltungsmög­

       12 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen

                                                                   In der Juni-Kuratoriumssitzung wurden die ersten
                                                                   Hertha-Firnberg- und Elise-Richter-Stellen des Jahres
                                                                   2009 vergeben. Insgesamt zwölf Bewilligungen, davon
                                                                   je sechs aus den beiden Programmen, waren bei 38
                                                                   Anträgen erfolgreich.

       Wissenschafterinnen
       auf dem Weg zum Erfolg
        » Hertha-Firnberg-Stellen | Frühjahr 2009 Die Aus-
        schreibung für diese Vergabe lief vom 13. Oktober bis
        zum 12. Dezember 2008. Insgesamt langten 27 Anträge
beim FWF ein. Sieben Anträge kamen aus dem Bereich der
Geistes- und Sozialwissenschaften, die allerdings alle abgelehnt
wurden. Aus dem Bereich Naturwissenschaften und Technik
wurden sechs Anträge eingereicht, davon konnten zwei bewilligt                          Valentina Di Biase
werden. 14 Anträge langten aus dem Bereich Biologie und Me-
dizin beim FWF ein, davon konnten vier bewilligt werden. Bei 25    Dynamik von L-Typ-Kalziumkanälen
in Begutachtung gegangenen Anträgen liegt die Bewilligungs-        bei synaptischer Plastizität
quote somit bei 24 %. Ein Blick auf die erfolgreichen For-
schungsstätten zeigt: Drei Bewilligungen gingen an Universi-
täten aus Innsbruck (zwei an die MedUni Innsbruck, eine an die     L-Typ-Kalziumkanäle im Gehirn sind maßgeblich an synaptischen
Uni Innsbruck), eine an die Universität Linz, eine an die Tech-    Veränderungen beteiligt, die unserem Lernen und Gedächtnis zu
nische Universität Graz und eine an die Technische Universität     Grunde liegen. Starke neuronale Reize aktivieren den Kalziumein-
Wien. Das durchschnittliche Alter der Firnberg-Stelleninhabe-      strom durch diese Kanäle, was wiederum zur Regulierung jener
rinnen beträgt 32,3 Jahre.                                     »   Gene führt, die für anhaltende Veränderungen von Synapsen not-
                                                                   wendig sind. Mit Hilfe modernster molekularbiologischer und
                                                                   mikroskopischer Verfahren sollen daher Umsatz und Dynamik von
                                                                   L-Typ-Kalziumkanälen in der Membran von Nervenzellen unter-
                                                                   sucht werden. Diese Studie soll klären, ob und in welcher Weise
            » Hertha Firnberg (1909–1994) engagierte sich ein      sich die Zahl und Verteilung dieser wichtigen Ionenkanäle, ab-
            leben lang für Frauen in der Wissenschaft. Sie lei­    hängig von neuronaler Aktivität, ändert.
            tete das 1970 neu geschaffene Wissenschaftsminis­      Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität von Penn-
     terium bis 1983 und setzte viele Initiativen zur Förderung    sylvania, USA, erwarb die gebürtige Italienerin Valentina Di Biase
     von Frauen an den hochschulen. Am 18. September wäre          ihren PhD an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie
     sie 100 Jahre alt geworden.                                   nun auch ihr Hertha-Firnberg-Projekt durchführt.

                                                                                                             FWF info70» 13
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen

                                                                  Laura Kovács

                                             Computeralgebra und Theorembeweis
                                             für Softwareverifikation

                                             Es gibt ein wachsendes industrielles Inte-
                     Irene Frischauf         resse an der Anwendung formaler Metho-                             Julia Seeber
                                             den, um die Zuverlässigkeit von Software-
Regulation und Schaltmechanismus             systemen zu gewährleisten. Das Ziel der      Streuzersetzung und Humusbildung
von Orai-Kanälen                             geplanten Arbeiten ist, neue kombinierte     in hochalpinen Böden
                                             Methoden von Computeralgebra und The-
                                             orembeweisen zur statischen Analyse von
Das Immunsystem dient als das zentrale       Programmen zu entwickeln, die bestehen-      Regenwürmer, Tausendfüßer und Larven
Abwehrsystem des Körpers, welches ein        de Methoden der Softwareverifikation         von Fliegen und Mücken spielen eine
komplexes Netzwerk darstellt und unzähl-     übertreffen können. Schwerpunkte der         wichtige Rolle bei der Streuzersetzung in
bare Signalkaskaden beinhaltet. Für eine     Arbeit sind die Synthese von so genann-      hochalpinen Böden. Über ihre Identität
einwandfreie Funktion sind die so ge-        ten Assertions, automatische Programm-       und Funktion ist aber nur wenig bekannt.
nannten „Ca2+ release activated Ca2+“        verifikation, Beweise von Programmei-        Mithilfe eines stabilen Isotopen-Ansatzes
(CRAC)-Kanäle unerlässlich. CRAC-Kanä-       genschaften und die Entwicklung von          werden die wichtigsten saprotrophen Bo-
le werden durch das Zusammenwirken           Softwaretools.                               dentiere in der hochalpinen Region iden-
von zwei Proteinen aktiviert: STIM1 im                                                    tifiziert und deren Zersetzungsleistung
ER und Orai1 in der Plasmamembran der        Laura Kovács arbeitet derzeit am Institut    erhoben. Durch DNA barcoding wird der
Zelle. Eine Punktmutation im Orai1-Gen       für Programming Methodology an der           Zusammenhang zwischen der Diversität
reicht aus, um zu einer schweren Immun-      ETH Zürich.                                  dieser Tiere und der Streuzersetzung
erkrankung zu führen. In diesem Projekt                                                   untersucht, außerdem wird ein neuer
sollen die Schlüsseldomänen identifiziert                                                 molekularer Ansatz angewandt, um Fae-
werden, die für den Schaltmechanismus                                                     ces ihren Invertebraten-Produzenten art­
von Orai1 essenziell sind. Die Resultate                                                  spezifisch zuordnen zu können.
aus diesen Studien können für die Suche
nach therapeutischen Ansätzen von gro­                                                    Julia Seeber arbeitet am Institut für Öko-
ßer Bedeutung sein.                                                                       logie an der Universität Innsbruck und
                                                                                          beschäftigt sich seit ihrer Dissertation mit
Irene Frischauf studierte in Salzburg Ge-                                                 Bodentieren in alpinen Böden.
netik und beschäftigte sich schon in ihrer
Dissertation mit dem Zusammenspiel von
STIM und Orai1 am Institut für Biophysik
                                                                                                                                         © privat

der Uni Linz, wo sie ihre Forschung fort-
setzen wird.

       14 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen

                                                                 Bettina Thauerer

                                            Mechanismus der
                                            HIF-1alpha-Aktivierung

                                            Bei Sauerstoffreduktion mobilisiert der
                                            Organismus ein ausgeklügeltes endo-
                                            genes Schutzprogramm. In vorigen FWF-
                                            Projekten konnten bereits die protektiven
                                            Effekte von Adenosin, einhergehend mit
                    Milena Stavric          einer Erhöhung der p42/44-MAPK-Phos-
                                            phorylierung und der HIF-1alpha-Stabili-
Geometrische Kompetenzen                    tät, in verschiedenen Neuronenmodellen
in der Architekturausbildung                nachgewiesen werden. Die HIF-1alpha-
                                            Stabilität wird durch posttranskriptionale
                                            Modifizierung, Hydroxylierung, Acetylie-
Digitale Technologien und die neuen Me-     rung und Phosphorylierung reguliert.
dien haben einen revolutionären Wandel      Dieses Projekt soll ein besseres Verständ-
im ganzen Bereich der Architektur mit       nis des HIF-1alpha-bezogenen Signal-
sich gebracht. In der Architekturtheorie    wegs und der damit verbundenen Purin-
und -praxis sind neue Strömungen ent-       mediierten Schutzmechanismen bringen.
standen und neue Forschungsrichtungen
haben sich entwickelt. Das Ziel dieser      Bettina Thauerer arbeitet derzeit an der
Forschungsarbeit ist, Inhalt, Methoden      Sektion Neurobiochemie des Biozentrums
und didaktische Ansätze der neuen Diszi-    Innsbruck.
plin „Architectural Geometry“ zu definie-
ren. Zusätzlich soll festgelegt werden,
welche geometrischen Grundlagen für ei-
nen Architekten im Bezug auf „Non-Stan-
dard-Architecture“ unumgänglich sind,                » Elise-Richter-Stellen | Frühjahr 2009 Die Ausschreibung für die Vergabe
basierend auf den neuen theoretischen                lief vom 13. Oktober bis zum 12. Dezember 2008. Insgesamt langten elf Anträ-
Konzepten des „Parametricism“ und den                ge beim FWF ein. Vier Anträge kamen aus dem Bereich der Geistes- und So-
aktuellen technischen Entwicklungen.                 zialwissenschaften, davon wurden drei bewilligt. Aus dem Bereich Naturwis-
                                                     senschaften und Technik waren zwei Anträge, davon konnte einer bewilligt
Milena Stavric hat Architektur in Belgrad            werden. Fünf Anträge langten aus dem Bereich Biologie und Medizin beim
studiert und arbeitet am Institut für Ar-            FWF ein, davon konnten zwei bewilligt werden. Bei elf in Begutachtung ge-
chitektur und Medien an der TU Graz.                 gangenen Anträgen liegt die Bewilligungsquote somit bei 54,5 %. Ein Blick
Zurzeit ist sie dort auch im Rahmen des              auf die erfolgreichen Forschungsstätten verrät folgendes Bild: Vier Bewilli-
FWF-Translational-Projektes „Non-Stan-               gungen gingen an Universitäten aus Wien (eine an der Uni Wien, eine an der
dard-Architektur mit Ornamenten und                  TU Wien, eine an der BOKU Wien sowie eine an der WU Wien), eine an die
planaren Elementen“ tätig.                           Universität Graz und eine ist eine private Durchführung (Uni Klagenfurt). Das
                                                     durchschnittliche Alter der Richter-Stelleninhaberinnen beträgt 39,6 Jahre. »

                                                                                                          FWF info70» 15
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen

                      Dragana
                      Damjanovic                                                                                  Eva-Maria Graf

Soziale Marktregeln für Europa                                                               Coaching Kommunikation:
                                                                                             Eine linguistische Analyse

Je weiter die Integration der Europä-                                                        Im Unterschied zu anderen Typen profes-
ischen Union voranschreitet, von rein                               Dina El Zarka            sioneller Kommunikation ist die Kommu-
marktwirtschaftlichen über breitere poli-                                                    nikation im Business Coaching bis jetzt
tische Aspekte hinaus, umso dringlicher        Informationsstruktur des                      noch nicht Gegenstand linguistischer For-
stellt sich die Frage nach der so zialen       Ägyptischen Arabisch                          schung. Ziel der angewandt-sprachwis-
Identität Europas. Verstärkt wird die Etab-                                                  senschaftlichen Grundlagenforschung ist
lierung eines europäischen Mehrebenen-                                                       es daher, (mögliche) diskursive Beson-
Wohlfahrtssystems gefordert, welches auf       Aus funktional-typologischer Perspektive      derheiten zu ermitteln und so Unter-
den mitgliedstaatlichen Wohlfahrtssyste-       beleuchtet die Studie die Interaktion von     schiede, aber auch Gemeinsamkeiten zu
men fußen und diese in all ihrer Vielfalt      Syntax und Prosodie zur Kodierung von         benachbarten Diskurstypen wie Psycho-
bewahren soll, gleichzeitig aber auch bis      Informationsstruktur, wobei kontroverse       therapie-Gesprächen oder klassischen
zu einem gewissen Grad eine supranatio-        linguistische Fragen wie Thetizität, Topik-   Beratungsgesprächen aufzuzeigen.
nale europäische Dimension in diesen           und Fokusdefinition, Unterscheidung von       Die Forschung leistet einen wichtigen
Fragen zulassen soll. Die Arbeit geht im       Topik- und Fokuskategorien, Rekursivität      Beitrag zur laufenden Professionalisie-
Kern der Frage nach, ob sich auf der           informationeller Kategorien und Kontras-      rungsdebatte im Business Coaching, wo
Grundlage des bestehenden EG-Vertrages         tivität als graduelles oder kategorisches     es um die Ermittlung von Standards, aber
und insbesondere seines ins titutionellen      Phänomen im Mittelpunkt stehen. Als Un-       auch um die Abgrenzung von verwandten
Aufbaus ein Rechtsrahmen für ein derar-        tersuchung einer nicht verschrifteten Va-     Formaten geht.
tiges europäisches Mehrebenen-Wohl-            rietät leistet sie einen Beitrag zur Gram-
fahrtssystem begründen lässt, oder ob es       matik gesprochener Sprache.                   Nach ihrem Studium der Englischen
dafür grundlegender primärrechtlicher                                                        Sprachwissenschaft, Spanisch und Deutsch
Reformen des europäischen Integrations-        Dina El Zarka arbeitet am Institut für        als Fremdsprache an der Ludwig-Maximi-
prozesses bedarf.                              Translationswissenschaft der Universität      lians-Universität München ist Eva-Maria
                                               Graz und koordiniert dort den Lehrgang        Graf seit 2005 Assistenzprofessorin am
Dragana Damjanovic arbeitet am Institut        für Arabisch.                                 Institut für Anglistik und Amerikanistik an
für österreichisches und europäisches öf-                                                    der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Ih-
fentliches Recht (IOER) der WU, wo sie                                                       re Forschungsschwerpunkte sind „Profes-
zuvor als Universitätsassistentin tätig war.                                                 sional Discourse“, „Language and Identi-
Sie wird das Projekt in enger Kooperation                                                    ty“ und „Language and Gender“.
mit dem Interdisziplinären Forschungsins-
titut zum Europäischen Sozialmodell am
                                                                                                                                           © hautzinger, privat

Salzburg Centre of European Union Stu-
dies (SCEUS) durchführen.

        16 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen

                                                                     Elisabeth
                                                                     Schöll-Paschinger

                                                Computersimulationen von Self-assem-
                                                bly und Kristallisation von Proteinen

                      Rebecca                   Self-assembly – die spontane und rever­
                      Hood-Nowotny              sible Bildung von geordneten Strukturen
                                                und Mustern – ist das Prinzip, das der
Reduziert „Biochar“ Verluste                    Strukturbildung in biologischen Systemen
aus dem Stickstoff-Kreislauf?                   zugrunde liegt. Die Strukturen, die durch                            Susanne
                                                Selbstorganisation von Proteinen entste-                             Zeilinger-Migsich
                                                hen, sind vielfältig und reichen von Virus-
„Biochar“ wird durch Verkohlung von             kapsiden, die sich spontan aus ihren Pro-     Der Mykoparasit Trichoderma
Pflanzenbiomasse gewonnen. In Amazo-            teinbausteinen bilden, bis hin zur terti-     in der post-genomischen Epoche
nien stellen die Produktion und der Einsatz     ären Struktur von Proteinen, die sich aus
von „Biochar“ eine alte Bodenbearbei-           der Proteinfaltung ergibt. In dem Projekt
tungstechnik dar, die zur Entstehung von        wird mit theoretischen Methoden und           Der Pilz Trichoderma wird als biologisches
sehr fruchtbarer „Terra Preta“ führte. Diese    Computersimulationen untersucht, welche       Pflanzenschutzmittel gegen Pilzkrankhei­ten
Methode könnte eine Lösung im globalen          physikalischen Wechselwirkungen die ver-      eingesetzt, obwohl das Wissen über seine
Klimawandelsszenario bieten, wobei Koh-         schiedenen Zielstrukturen festlegen und       Wirkungsweise und die zugrunde liegen-
lenstoff langfristig gebunden und gleichzei-    wie der Selbstorganisationsprozess vor        den Gene noch sehr beschränkt ist. Kürz-
tig Verluste aus dem Stickstoffkreislauf mi-    sich geht.                                    lich konnte gezeigt werden, dass für die
nimiert werden. Der heutige Prozess der                                                       Erkennung und den mykoparasitischen An-
„Biochar“-Produktion resultiert in Kohlen-      Elisabeth Schöll-Paschinger studierte         griff des Wirtspilzes essenzielle Prozesse
stoff-negativen Bio­treibstoffen und „Bio-      Physik und Mathematik an der TU Wien          in Trichoderma atroviride von G-Protein-
char“ verbessert bei Ausbringung die            und war anschließend als Universitätsas-      vermittelten Signalwegen reguliert werden.
Boden­e igenschaften und verringert die         sistentin an der Universität Wien tätig.      Ziel des Projektes ist die Identifikation neuer
Emission von Treibhausgasen. Die „Terra         Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Ri-     Mykoparasitismus-relevanter Gene mittels
Pretas“ zeigen, dass „Biochar“-Kohlenstoff      sikocontrollerin im Finanzbereich wird        eines Genom-weiten Expressions-Profil­ings.
extrem stabil ist, für Jahrtausende im Bo-      sie ihre Forschungen an der Universität       Dabei wird eine avirulente Mutante einbezo-
den gespeichert wird und somit einen po-        für Bodenkultur fortsetzen.                   gen, mit Änderungen in der – durch den
tenziellen Langzeitspeicher von Kohlenstoff                                                   Gpr1 G-Protein gekoppelten Rezeptor – ver-
darstellt. Erste Studien zeigten, dass Ernte-                                                 mittelten Signaltransduktion.
erträge durch Einsatz von „Biochar“ in der
Bodenverbesserung steigen. Weiterge-                                                          Susanne Zeilinger-Migsich arbeitet am In-
hende Analysen der dahinterliegenden Me-                                                      stitut für Verfahrenstechnik der TU Wien,
chanismen sind jedoch dringend nötig. Das                                                     wo sie seit 2003 eine Forschungsgruppe
Projekt zielt daher auf ein besseres Ver-                                                     leitet. «
ständnis der Auswirkung von „Biochar“ auf
den Boden-Stickstoffkreislauf und die Kon-
trolle der Treibhausgas-Emissionen ab.

Rebecca Hood-Nowotny arbeitet am
Department of Chemical Ecology and Eco-
system Research an der Universität Wien,
wo sie zuvor im Rahmen des WWTF-Pro-
jekts NITRO-GENOME tätig war.

                                                                                                                 FWF info70» 17
FOKUS » Budgetwahrheiten

                                                                    Wie steht es wirklich um das FWF-Budget? Was sich hinter
                                                                    den unterschiedlichen kursierenden Zahlen verbirgt.

       Budgetwahrheiten – Achtung Plural!
         » Das erste Halbjahr 2009 war für uns alle – ob nun im     Frontrunner-Strategie mit deutlichen Budgetsteigerungen
         FWF, in den Unis oder in den sonstigen Forschungsstät-     muss te demnach einer Strategie der schadensminimierenden
         ten – eine Zitterpartie. Kuratoriumssitzungen mussten      Kürzungen Platz machen.“
abgesagt werden, Förderungszusagen wurden verzögert. Aber
nach der Budgeterstellung des Bundes im Frühjahr war dann al-       „Budget angehoben“, „Schrumpfbudget“, „schadensminimie-
les klar. War wirklich alles klar? Als aufmerksamer Leser von di-   rende Kürzungen“ – und das zum Teil mit unterschiedlichen
versen Kommentaren bleiben viele Fragezeichen offen. Ich grei-      Zahlen. Babylonische Sprachverwirrungen? Sagt da jemand die
fe drei Statements heraus:                                          Unwahrheit? Nein, alle Zahlen sind richtig, alle Aussagen haben
                                                                    je nach Standpunkt des Betrachters ihre Gültigkeit.
Bundesminister Hahn (zitiert in der BMWF-Presseaussendung           Lassen Sie mich an Hand von zwei Grafiken versuchen, den
„Wissenschaftsfonds FWF steht auf soliden finanziellen Beinen“      Knäuel aufzulösen.
vom 24.4.2009): „Bis 2013 bekommt der FWF jährlich
160 Mio. €. Das sind im Vergleich zu den vergangenen fünf Jah-
ren 25 Prozent mehr an Budget …. Für das Jahr 2009 wurde der        » Grafik 1: Die finanziellen Zuwendungen für den FWF in den
Anteil des Ordinariums von rund 77 Mio. € (2008) auf 134 Mio. €     Jahren 2004 bis 2013 (in Mio. €)
angehoben.“
                                                                    170
                                                                    160    Auszahlungen beauftragter Bereich
Aufsichtsratsvorsitzender Schmidt (im Zuge des in diesem            150    OenB bzw. nationalstiftung
                                                                           Zusätzliche mittel des Bundes
Heft abgedruckten Interviews): „Das Budget des FWF ist bis          140
                                                                           Bundesbudget
2013 auf dem Niveau von 2009, das sind 160 Mio. € p. a. einge-      130
                                                                    120
froren. Real kommt dies einer jährlichen Schrumpfung um etwa        110
3 % gleich, was bedeutet, dass das Budget des FWF im Jahr           100
2013 um rund 15 % kleiner sein wird als heute. Man muss es           90
                                                                     80
deutlich sagen: Der FWF ist für Jahre dazu verurteilt, mit einem
                                                                                                                                                         © stockxpert, stock.xchnge

                                                                     70
Schrumpfbudget zu leben.“                                            60
                                                                     50
                                                                     40
Und der FWF selbst schreibt in seinem Arbeitsprogramm:               30
„Der Finanzrahmen bedeutet, dass 2009 gegenüber dem Jahr             20
                                                                     10
2008 die Bewilligungsbudgets etwa um 18 % gekürzt werden
                                                                      0
müssen. Die im Mehrjahresplan 2009–2012 noch postulierte                  2004   2005     2006     2007        2008   2009   2010   2011   2012   2013

       18 » FWF info70
FOKUS » Budgetwahrheiten

In den beiden abgebildeten Grafiken wird zwischen der finanzi-              » In der Vergangenheit verfügte der FWF über so genannte Vor-
ellen Entwicklung im Sinne der tatsächlichen Mittelzuführung                belastungsermächtigungen. Es war ihm also gestattet, Bewilli-
durch die Geldgeber des FWF (Bund, Nationalstiftung, OeNB)                  gungen zu Lasten künftiger Budgets zuzusagen. Anders gespro-
und dem Bewilligungsbudget (also dem in einem Jahr zuge-                    chen: Er durfte mehr fördern, als er tatsächlich zur Verfügung
sagten Förderungsvolumen) unterschieden. Grafik 1 zeigt klar                gestellt bekam. Dies hatte seine Logik darin, dass ja die Förde-
auf, dass der Bundesminister mit der Aussage, die Zuwendungen               rungszusagen in einem hohen Ausmaß auch erst in Folgejahren
für den FWF hätten sich im Zeitraum 2009–2013 gegenüber dem                 cashwirksam wurden.
Zeitraum 2004–2008 um mehr als 25 % erhöht, Recht hat.
                                                                            » Aus drei Gründen weicht aber auch in der Zukunft das Bewilli-
Die Bewilligungssummen (Grafik 2) entwickeln sich aber aus                  gungsbudget von den garantierten Einnahmen (in Höhe von
zwei Gründen völlig andersartig.                                            162 Mio. € p. a.) ab:
                                                                              » Alte Förderungsverpflichtungen müssen erfüllt werden.
                                                                              » Der FWF sieht zumindest eine dreiprozentige Valorisierung
» Grafik 2: Die Bewilligungssummen in den Jahren 2004 bis 2013                  vor und muss daher Geld „ansparen“.
(in Mio. €)                                                                   » Die erforderlichen Verlängerungen von Schwerpunktprogram-
                                                                                men (SFB, NFN) und Doktoratskollegs werden explizit einge-
170                                                                             plant, variieren von Jahr zu Jahr und müssen auch angespart
160    autonom
150    beauftragt                                                               werden.
140
130                                                                         Das alles hat zur Folge, dass das Bewilligungsbudget des FWF
120
110                                                                         von 2008 auf 2009 tatsächlich um 18 % einbricht, sich in der
100                                                                         Folge nur in geringem Ausmaß erhöht und bis 2013 nie mehr
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 70                                                                         In diesem Sinne ist daher auch die Aussage von Arnold Schmidt
 60                                                                         richtig, der von einem Schrumpfbudget spricht und moniert,
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                                                                            dass der FWF keinerlei neue Programme starten kann.
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 30                                                                         Aber lassen Sie mich in einem optimistischen Ton schließen. All
 20                                                                         diese Aussagen sind Stand 2009 – Krisenzeit. Fünf Jahre sind ei-
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                                                                            ne lange Zeit – da kann sich einiges verändern, und: Die Hoff-
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      2004   2005   2006   2007   2008   2009   2010   2011   2012   2013   nung stirbt zuletzt! « [gk]

                                                                                                                    FWF info70» 19
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