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3|09 Code of Conduct Budgetwahrheiten – Achtung Plural! » FTFG im Reality-Check » Portrait: AWI-Kommission » Interview: Arnold Schmidt » Persönliche Paradigmen: Franz Kerschbaum
inhaLT OeaW 31 OEAWI: EINE i-Ko KOMMISSION Ulrik mmi DER BESTEN e Be ssion KÖPFE Lebe iSie nswi GeL ssen scha ften 40 INTERVIEW: ARNOLD SCHMIDT 6 FTFG IM REALITY-CHECK 20 CODE OF CONDUCT 46 PERSÖNLICHE PARADIGMEN: DER ASTRONOM FRANZ 18 BUDGETWAHRHEITEN – ACHTUNG PLURAL! KERSCHBAUM IM GESPRÄCH MIT FRIEDRICH STADLER 24 IMPRESSIONEN ediTOriaL 4 PrOJeKTVOrSTeLLUnGen VOM EUROPÄISCHEN 5 BrieF deS PrÄSidenTen FORUM ALPBACH 2009 Thema KOnTeXT 6–12 Code of Conduct 31–33 OeAWI: Eine Kommission der besten Köpfe FOKUS 34–35 Kommentar Oliver Hochadel 13–17 Wissenschafterinnen auf dem Weg zum Erfolg PanOPTiKUm 18–19 Budgetwahrheiten – 36–39 Frau in der Wissenschaft Achtung Plural! Sabine Tebbich 20–23 FTFG im RealityCheck 40–43 interview: Arnold Schmidt 24–26 Alpbacher Impressionen 2009 44–45 international ausgezeichnet 27 Folgen aus dem Barbara Bohle und Wolfgang Lutz UniversitätsKollektivvertrag 46–49 Persönliche Paradigmen 28–29 Translational Research: Franz Kerschbaum Evaluierung motiviert 50–51 Unterwegs 30 Im Blickpunkt Christian Almeder
ediTOriaL mas ms stb ad 36 FRAU IN DER (Selbst)verständliches Verhalten WISSENSCHAFT: VERHALTENS- » Sie begleiten uns unser ganzes Leben und sind doch nicht immer FORSCHERIN selbstverständlich: Verhaltensregeln. Ob in verbindlicher Form als Ge- SABINE TEBBICH setz, als Benimmregel à la Knigge oder als Emergency Plan in Flugzeugen: Immer wird versucht, Bereiche unseres Lebens zu ordnen und zu regeln. Mit dem „Code of Conduct for the Recruitment of Researchers“ hat die Europäische Kom- mission die Regeln der Praxis für den Bereich der Wissenschaft zu ordnen ver- sucht. Im info-Magazin wollen wir ein wenig Licht in diese Materie zu bringen. Der Name Arnold Schmidt ist mit der österreichischen Wissenschaftslandschaft verbunden wie kaum ein anderer. Mit der FTFG-Novelle, welche im „Fokus“ von FWF-Geschäftsführer Gerhard Kratky beleuchtet wird, und der damit notwen- digen Neukonstituierung des Aufsichtrates gehen für Arnold Schmidt nun 15 ak- tive Jahre „im Dienste“ des FWF zu Ende. FWF-Präsident Christoph Kratky dankt ihm in seinem „Brief des Präsidenten“ für seinen unermüdlichen Einsatz im Sinne der Wissenschaft. Arnold Schmidt selbst zieht im Interview sein persönliches Re- sümee, Historie und Vision. Dazwischen liegt die Gegenwart: Gerhard Kratky zeigt anschaulich, wie ein FWF-Budget je nach Sichtweise zu unterschiedlichen Wahrheiten führen kann. Weitere Themen im „Fokus“ sind die Portraits der Preis- trägerinnen der Juni-Vergabe der Firnberg-/Richter-Programme und der Mit- glieder der Kommission für wissenschaftliche Integrität. Im Rahmen der Serie „Frau in der Wissenschaft“ wird Einblick in die Arbeit der Verhaltensforscherin Sabine Tebbich geboten. Ihre Arbeit hat sie unter anderem schon auf die Galapagos-Inseln, nach Australien und auf die Philippinen geführt. Noch weiter bzw. höher werden Sie im Rahmen der „Persönlichen Paradigmen“ von Friedrich Stadler und dem Astronomen Franz Kerschbaum entführt, nämlich bis an die Grenzen des Universums. Ganz irdisch endet das „Panoptikum“: FOrUm Christian Almeder berichtet in „Unterwegs“ über seine Erlebnisse in Portugals 52 Leserbrief Portweinstadt Porto. Deutsch als Antragssprache: eine Replik Auch das info-Magazin hat eine geordnete Praxis. Das Ergebnis unterliegt dabei eigenen Regeln: jenen des externen Feedbacks unserer LeserInnen. Wir freuen eVenT uns, unsere Regeln nach Ihren Vorstellungen zu revidieren und mitunter neu zu 53 AmPuls 14 & 15 ordnen und bitten daher um Anregungen – kritisch und lobend – zu unserem Ma- 54–55 aviso gazin (redaktion@fwf.ac.at). CaLL Stefan Bernhardt, alexander damianisch, 56 ERC Starting Grants margit Schwarz-Stiglbauer und marc Seumenicht 56–57 STARTProgramm 57 HerthaFirnbergProgramm, imPreSSUm medieninhaber und herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), EliseRichterProgramm Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien, Tel.: 01–505 67 40–0, Fax: 01–505 67 39, office@fwf.ac.at, www.fwf.ac.at Präsident Christoph Kratky Geschäftsführer Gerhard Kratky redaktion Stefan Bernhardt (stb), Alexander Damianisch (ad), Margit SchwarzStiglbauer (mas), Marc Seumenicht (ms) Kontakt redaktion@fwf.ac.at FWF inTern mitarbeiterinnen dieser ausgabe Christian Almeder, Milojka Gindl (mg), Oliver Hochadel, Rudolf Novak (rn), Falk Reckling (fr), Barbara Zimmermann (bz) Karikatur Raoul Nerada Cover Ikon Images/Corbis Grafik und Pro- 58 website.corner duktion Starmühler Agentur & Verlag druck Ueberreuter Print und Digimedia GmbH. erscheinungsweise vier 58 Personalia mal jährlich, kostenlos zu bestellen beim FWF hinweis Die Kommentare und Statements externer AutorInnen müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Gender-regelung Bei Zitaten und Interviews wird der Authentizität wegen darauf verzichtet, durchgehend das BinnenI einzufügen. Steht die männliche Form allein, 59 KariKaTUr ist sie in diesem Sinne als generisches Maskulinum zu verstehen. 60 PreSSeCLiPPinGS
PrOJeKTVOrSTeLLUnGen IN KOOPERATION MIT DER AGENTUR FÜR WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION PR&D STELLT DER FWF IN REGELMÄSSIGER FOLGE PROJEKTE VOR: HIER KOSTPROBEN UND MEHR ... Vom FWF gefördert … » Oh weh! abrupter Opioid-ent- ren beitragen können. In einem vom FWF Unter Beobachtung: rastlose atome zug steigert Schmerzempfind- unterstützten Projekt wird nun insbeson lassen Werkstoffe altern Atome haben lichkeit Das abrupte Absetzen dere die „schicksalhafte“ Rolle eines ein die Angewohnheit, durch Festkörper zu von morphinähnlichen Schmerzmitteln, zelnen Proteins untersucht, dessen Fehlen springen – das konnten PhysikerInnen den Opioiden, führt zu einer erhöhten eine wesentliche Bedeutung für Tumor jetzt erstmals mit einer neuen Methode © derateru/PIXELIO, IMP-IMBA EM Facility/CIUS, Christoph Kratky, Michael Leitner, Jürgen Sandkühler Schmerzempfindlichkeit. Jetzt wurde ex Stammzellen haben kann. Die Projekter be obachten. Möglich war dies durch die perimentell nachgewiesen, dass dieser gebnisse werden Grundlagen schaffen, die Nutzung von Röntgenquellen neuester Effekt durch eine „LangzeitPotenzie eine Optimierung von bestimmten Krebs Bauart, so genannter ElektronenSynchro rung“ der Erregungsausbreitung im Rü therapien ermöglichen können. trons. Die Details des vom FWF unter ckenmark entsteht und damit ganz ähn » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ stützten Projekts wurden kürzlich im lich funktioniert wie die Gedächtnisbil press/pv200907-2de.html renommierten Fachmagazin „Nature Ma dung im Gehirn. Zusätzlich wurden im terials“ veröffentlicht. Die vorliegende Rahmen dieses vom FWF unterstützten Kündigung klaut Kinderwunsch: Job- Arbeit eröffnet neue Wege für die Erfor Projekts Wege gefunden, die Steigerung verlust beeinflusst Familienplanung ne- schung der Alterungsprozesse von Werk der Schmerzempfindlichkeit zu vermei gativ Gut ausgebildete Frauen tendieren stoffen auf atomarer Ebene. den. Diese bahnbrechenden Ergebnisse nach einer Kündigung dazu, ihren Kin » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ sind nun im renommierten Fachjournal derwunsch nicht zu realisieren. Zu die press/pv200909-de.html „Science“ nachzulesen. sem klaren Ergebnis kommt eine groß an » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ gelegte und vom FWF unterstützte Studie press/pv200907-de.html an der Universität Linz. Dieser zufolge beeinflussen Überlegungen zur Karriere Paradigmenwechsel in der Krebsfor- entwicklung nach einer Kündigung schung? Von Tumor-Stammzellen und Frauen nachhaltig in ihrer Lebenspla ihrer entstehung TumorStammzellen und nung. Darüber hinaus weist die Studie auf ihre Teilung stehen im Mittelpunkt eines weitere sozioökonomische Zusammen aktuellen Forschungsprojekts. Die Exi hänge hin, die mitunter langfristig die Ge stenz von Zellen dieser Art war bis vor burtenzahlen beeinflussen. kurzem noch völlig unbekannt – obwohl » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ sie maßgeblich zur Entstehung von Tumo press/pv200908-de.html 04 » FWF info70
Brief des Präsidenten » Es ist mir ein großes Anliegen, den Aufsichtsratsmitgliedern für ihre konstruktive Unterstützung der Anliegen des Wissen schaftsfonds zu danken. « Christoph Kratky, Präsident des FWF Das Ende einer Ära … » Wie Sie vielleicht wissen, wurde neue VertreterInnen in den Aufsichtsrat no- vorsitzende, unter jenen ist, die wegen der die gesetzliche Grundlage des miniert, die Delegiertenversammlung hat Zwei-Perioden-Regel ausscheiden müssen. FWF – das so genannte For- sich neu konstituiert und „ihre“ vier Auf- Arnold ist eine herausragende Gestalt in der schungs- und Technologieförderungsge- sichtsratsmitglieder gewählt. Derzeit sind Geschichte des Wissenschaftsfonds: Er war setz (FTFG) – als Folge der Änderung der wir damit beschäftigt, einen Termin zu koor- neun Jahre Präsident sowie fünf Jahre Auf- ministeriellen Zuständigkeiten geändert. dinieren, an dem sich die acht Aufsichtsrats- sichtsratsvorsitzender und hat die Kultur des Seit Anfang des Jahres ist das BMWF die al- mitglieder treffen, um ein neuntes Mitglied FWF – Qualitätsorientierung, Gleichbehand- leinige Aufsichtsbehörde des FWF (was wir zu bestimmen. In der Folge hat dann der lung von Personen und Fachgebieten, Trans- sehr begrüßen), weshalb dem BMWF auch Aufsichtsrat die Positionen des Präsidiums parenz etc. – wie kein anderer geprägt und eine gewichtigere Rolle bei der Besetzung neu auszuschreiben und nach Eingang der gelebt. So liebenswürdig er als Mensch ist, des Aufsichtsrats des Wissenschaftsfonds Bewerbungen einen Dreiervorschlag zu er- so unbeugsam und prinzipientreu ist er, zukommt: Während bis anhin jeweils zwei stellen, aus dem die Delegiertenversamm- wenn es um die Wissenschaft geht. Sie fin- der Aufsichtsräte vom BMWF und vom lung schließlich die neue Präsidentin bzw. den in diesem Heft ein Interview mit ihm. BMVIT bestimmt wurden, nominiert nach den neuen Präsidenten zu wählen hat. Ich bin zuversichtlich, dass er dem FWF dem neuen FTFG das BMWF drei und das Mitglieder des FWF-Aufsichtsrates können auch in Zukunft verbunden bleiben wird, BMVIT nur eine Person in den Aufsichtsrat. diese Funktion gemäß FTFG nur während Alle anderen Bestimmungen betreffend die zweier aufeinanderfolgender Funktionsperi- meint Ihr Identifikation von Aufsichtsratsmitgliedern oden ausführen. Mehrere der bisherigen (vier Personen werden von der Delegierten- Aufsichtsräte (Heidi Diggelmann, Rupert versammlung gewählt, eine neunte Person Pichler, Peter Rummel, Arnold Schmidt, wird von den acht nominierten bzw. gewähl- Sigrid Weigl) haben diese Grenze erreicht, ten Mitgliedern einvernehmlich bestimmt) sodass sie im Rahmen der durch die Über- bleiben unverändert. gangsbestimmungen herbeigeführten Neu- Diese an sich geringfügige Änderung in der konstituierung der FWF-Gremien nicht mehr Zusammensetzung des Aufsichtsrats hat er- in den Aufsichtsrat wähl- bzw. nominierbar hebliche Konsequenzen, indem der Gesetz- sind. Es ist mir ein großes Anliegen, ihnen geber in den Übergangsbestimmungen zur (und natürlich auch den anderen Aufsichts- FTFG-Novelle eine Beendigung der lau- ratsmitgliedern) für ihre konstruktive Unter- fenden Funktionsperiode und Neu-Bestel- stützung der Anliegen des Wissenschafts- lung aller Gremien des FWF (mit Ausnahme fonds zu danken. des Kuratoriums) festlegt. Besonders schmerzlich ist es natürlich, dass Demgemäß haben die beiden Ministerien Arnold Schmidt, der bisherige Aufsichtsrats- FWFinfo70» 05
Thema » Code of Conduct Code of Conduct Wir machen auf mobil – und dann? 2005 verabschiedete die Europäische Kommission die „Europäische Charta für Forscher“, einen Katalog allgemeiner Grundsätze und Anforderungen, der die Rollen, Zuständigkeiten und Ansprüche von ForscherInnen wie auch von ArbeitgeberInnen und/oder Förderungsorganisationen festlegt. Der FWF hat sich dieser Charta verpflichtet. Wie diese genau aussieht und welche Rechte und Pflichten sich daraus ergeben, ist oftmals unklar. FWF info70» 7
Thema » Code of Conduct Junge, mobile WissenschafterInnen sind nach ihrer Heimkehr nach Österreich noch immer mit einer unsicheren Zukunft konfrontiert. Damit sich das bessert, folgt der FWF den Prinzipien der „Europäischen Charta für Forscher”. Code of Conduct Wir machen auf mobil – und dann? » Internationale Vernetzung und Mobilität sind heutzu gramm für junge WissenschafterInnen; LiseMeitnerStipendien: tage eine Selbstverständlichkeit für Wissenschafte IncomingProgramm für junge WissenschafterInnen; Translatio rInnen, die in der internationalen Forschungslandschaft nal Brainpower wendet sich auch an ältere [arriviertere] For im Spitzenfeld ihres Arbeitsgebietes mitmischen wollen. Darü scherInnen in anderen Ländern, die zur Unterstützung eines ber herrscht allgemeine Einigkeit. Ebensolcher Konsens herrscht „Brain Gain“ für die österreichische Wissenschaft nach Österrei auch darüber, dass der wissenschaftliche Nachwuchs der Hoff ch geholt werden können): Seit 1985 gingen ca. 2.000 Stipendia nungsträger des Wissenschafts und Wirtschaftssystems ist: tInnen in über dreißig verschiedene Länder, 50 % der Stipendi Stellungnahmen der EU bezeichnen den bevorstehenden Man atInnen sind 15 Jahre nach dem Stipendium VollProfessorInnen gel an ForscherInnen als eine ernsthafte Bedrohung von Innova im In oder Ausland. tionskraft, Wissenspotenzial und Produktivitätswachstum in So weit die guten Nachrichten, aber die Frage, was nun Europa. Mit diesen Punkten vor Augen verabschiedete die Euro nach dem ersten großen „Mobilitätsschritt“ mit jun päische Kommission bereits 2005 die „European Charter for gen WissenschafterInnen passiert, ist nicht trivial. Researchers“ und den „Code of Conduct for the Recruitment of Die Evaluierung der Mobilitätsprogramme des Researchers“ (im Folgenden als „Charter and Code“ bezeichnet) FWF hat gezeigt, dass für die „mobilen“ Forsche mit dem Ziel, die „Berufsgruppe“ der ForscherInnen mit Rech rInnen die Zeit unmittelbar nach ihrem Stipen ten und Pflichten sichtbarer und wissenschaftliche Karrieren at dium besonders kritisch ist: Man ist für ein traktiver zu machen. Für den FWF, der sich auch als „Anwalt der oder zwei Jahre ins Ausland gegangen und hat WissenschafterInnen“ versteht, sind die Umsetzungen der For u. U. Brücken verschiedentlich abgebrochen. Man derungen von „Charter and Code“ ein zentraler Punkt, vor allem hat an einer renommierten Forschungsstätte in bestem in Bezug auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Im Folgenden Umfeld gearbeitet und kehrt nun, topmotiviert und voll ambi wird darauf eingegangen, wie sich die Situation von (jungen, tionierter Pläne, „nach Hause“ zurück. Aber die Situation stellt mobilen) WissenschafterInnen in Österreich darstellt und was sich dort oft alles andere als rosig dar. Das Interesse der „Da der FWF im Sinn von „Charter and Code“ getan hat bzw. noch heimgebliebenen“ an den Fortschritten und Ideen der/des tun muss, um sie zu unterstützen, aber auch, welche Erwar „Heimkehrenden“ ist mitunter eher beschränkt, ebenso sind Ar tungen an Universitäten und die Politik gerichtet werden müs beitsmöglichkeiten und Perspektiven für die wissenschaftliche sen, für die die Grundsätze von „Charter and Code“ ebenfalls Weiterentwicklung nur zu oft nicht so wie erwartet. Viele der © Ikon Images/Corbis, Starmühler bindend sein sollten. StipendiatInnen ersparen sich diesen Tort und bleiben zu nächst gleich im Ausland. Auch wenn das aus Sicht des FWF der FWF unterstützt schon seit langem sehr effizient die ein positiver Effekt ist, weil dadurch natürlich die Interna Karriereentwicklung junger WissenschafterInnen, u. a. tionalität der österreichischen Wissenschaft unterstützt durch Förderung internationaler Mobilität, mit mittlerwei wird, besteht hier jedenfalls Verbesserungsbedarf, le drei Programmen, von denen das „ErwinSchrödin bei dem nicht nur der FWF, sondern auch die For gerAuslandsstipendium“ das älteste und bewährteste schungsstätten (Universitäten) und die Politik ist (ErwinSchrödingerStipendien: OutgoingPro gefordert sind. 8 » FWF info70
Thema » Code of Conduct ALLE FORSCHERINNEN UND FORSCHER SIND ALS AN- GEHÖRIGE EINER BERUFS- GRUPPE ZU SEHEN UND MÜSSEN ENTSPRECHEND BEHANDELT WERDEN. Gerade auch um solche demotivierenden Be Sinn von „Engagement für die Gesellschaft“ dingungen für ForscherInnen zu verbessern für eine breitere Öffentlichkeit fest. Schließlich und damit dem entgegenzuwirken, dass exzellenter verweist die Charta auch auf die Verantwortung von junger Nachwuchs den noch jungen Karriereweg verlässt, will WissenschafterInnen für den wissenschaftlichen Nachwuchs: man mit „Charter and Code“ das Bewusstsein stärken, dass faire, Eine strukturierte, „auf Regelmäßigkeit beruhende Arbeitsbezie gute Arbeitsbedingungen für ForscherInnen eigentlich selbst hung“ sowie Mentoring werden explizit angesprochen. Schließ verständlich sein sollten. lich sind auch Managementaufgaben und „Lifelong learning“ dem Verantwortungsbereich von ForscherInnen zugeordnet. Was steht aber nun eigentlich in „Charter and Code“? Die „Europäische Charta für Forscher“ ist ein Katalog allgemeiner der Teil der Charta, der sich auf arbeitgeberinnen und Förde- Grundsätze und Anforderungen, der die Rollen, Zuständigkeiten rungsorganisationen bezieht, ist für die Arbeit des FWF beson und Ansprüche von ForscherInnen wie auch die von Arbeitgebe ders maßgeblich. rInnen und/oder Förderungsorganisationen festlegt. Sie bezieht Wichtig ist zunächst der Grundsatz, dass alle ForscherInnen als sich dabei auf das Verhältnis zwischen diesen, würdigt alle For Angehörige einer Berufsgruppe angesehen und entsprechend men der Mobilität und richtet sich an alle ForscherInnen in der behandelt werden sollen; das gilt vom Beginn ihrer Laufbahn an EU in allen Forschungsgebieten. In der Präambel sind Begrün (nach dem ersten Hochschulabschluss). dungen und konkrete Empfehlungen von „Charter and Code“ fest Dieser Grundsatz ist vor allem für die Stellung von Doktoran gehalten. In zwei getrennten Abschnitten werden dann die Grund dInnen und JungforscherInnen bedeutend, für die damit alle sätze und Anforderungen für ForscherInnen sowie für deren weiteren Grundsätze auch gelten: Nichtdiskriminierung, die Ver ArbeitgeberInnen und für Förderungsorganisationen ausgeführt. pflichtung von ArbeitgeberIn/Förderungsstelle, ein „höchst mo tivierendes Forschungs oder Arbeitsumfeld“ zu schaffen und der Teil, der die Forscherinnen betrifft, formuliert zunächst geeignete Infrastruktur im weitesten Sinn zur Verfügung zu stel ethische, moralische und humanitäre Grundsätze: Freiheit der len. Besonders für junge ForscherInnen bedeutend sind die For Forschung, die grundsätzlich im „Dienst der Menschheit“ ste derungen der Charta nach einem ausgewogenen Geschlechter hen und auf die Ausweitung wissenschaftlicher Kenntnisse aus verhältnis sowie nach Arbeitsbedingungen, die „es weiblichen gerichtet sein soll, aber durchaus auch Einschränkungen zu ak und männlichen Forschern ermöglichen, Familie und Arbeit, zeptieren hat, z. B. aufgrund allgemein anerkannter ethischer Kinder und Karriere zu verbinden“, weiters die Forderungen Grundsätze und Verfahren sowie ggf. auch „operativer Sach nach Stabilität und Beständigkeit der Beschäftigung („die Lei zwänge“ (z. B. Geheimhaltungspflicht bei Unternehmensfor stung von Forschern … darf … nicht durch die Instabilität von schung). Die Ausführungen zu Ethik, Berufsverantwortung und Arbeitsverträgen beeinträchtigt werden“) sowie nach fairen und Berufsverhalten legen Grundsätze zu korrektem Vorgehen in attraktiven Finanzierungsbedingungen (hier sind Nachwuchsfor Dingen wie geistiges Eigentum, Verwendung und Verfügbarkeit scherInnen explizit neuerlich erwähnt). Im Zusammenhang mit von Daten, Einhalten von Bestimmungen, Rechenschaftspflicht, der Forderung der Charta nach Laufbahnentwicklungsstrategien Ergebnisverwertung und Veröffentlichung von Ergebnissen im ist die zu verankernde „Wertschätzung von Mobilität zu » FWF info70» 9
Thema » Code of Conduct FORSCHUNG MUSS FREI SEIN UND „IM DIENST DER MENSCHHEIT STEHEN". » unterstreichen sowie die Bedeutung der rung gefordert. Schließlich sollen laut Charta auch beruflichen Weiterentwicklung, einschließ klare Regeln für die Einstellung von Promovierten lich Einbindung in die Lehre (und entspre festgelegt werden, einschließlich von Zielen und Dauer: chende Entlohnung), Laufbahnberatung sowie Betreuung Nach dem Verständnis der Charta stellt die Postdoktoran und Wahrung geistigen Eigentums. Schließlich sind laut Charta dInnenzeit eine Übergangsphase dar, die „im Rahmen langfris ArbeitgeberIn und/oder Förderungsstelle angehalten, für alle tiger Karriereaussichten zusätzliche Möglichkeiten für die beruf ForscherInnen, einschließlich erfahrener ForscherInnen, Beur liche Weiterentwicklung in der Laufbahn eines Forschers bieten teilungssysteme einzuführen, um „ihre berufliche Leistung re soll“. gelmäßig und auf transparente Weise durch einen unabhängigen (und im Fall von erfahrenen Forschern vorzugsweise internatio „Charter and Code“ bieten also im Grunde eine ausreichende nalen) Ausschuss zu bewerten“. In diesem Zusammenhang sind Basis, um die Situation für ForscherInnen, insbesondere junge auch Beschwerde/Einspruchsverfahren zu etablieren und For und ambitionierte, hoffnungsträchtig zu gestalten. scherInnen in die „einschlägigen Informations, Konsultations und Entscheidungsgremien der Einrichtungen, für die sie ar der FWF steht voll und ganz zu den Inhalten von „Charter and beiten“, einzubinden. In Bezug auf die Einstellung von For Code“ und bezeugte sein Commitment zur Umsetzung bereits scherInnen sind die Grundsätze des „Verhaltenskodex für 2006 mit deren Unterzeichnung. In vielen Punkten treffen Maß die Einstellung von Forschern“ umzusetzen. nahmen, Aktivitäten und Programmgestaltungen des FWF exakt die Intention der Dokumente: dieser „Verhaltenskodex“ besteht aus einer Reihe Mit der Gründung der Agentur für wissenschaftliche Integrität allgemeiner Grundsätze und Anforderungen, die setzte der FWF federführend zusammen mit zwölf österrei von ArbeitgeberInnen und/oder Förderungstellen chischen Universitäten, der ÖAW, dem WWTF und dem I.S.T. die bei der Ernennung oder Einstellung von Forsche Initiative zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Wis rInnen befolgt werden sollten. Diese Grundsätze senschaft und Forschung. Die Agentur hat die Aufgabe, wissen und Anforderungen sollten die Achtung von Wer schaftliches Fehlverhalten in Österreich auf professionelle Weise ten wie Transparenz des Einstellungsverfahrens und Gleichbe zu untersuchen. Ein unabhängiges Gremium aus hochkarätigen handlung aller BewerberInnen, insbesondere im Hinblick auf die WissenschafterInnen aus dem Ausland hat diese Aufgabe über Entwicklung eines attraktiven, offenen und stabilen europä nommen und damit eine wichtige, bislang in Österreich nicht ischen Arbeitsmarktes für ForscherInnen, gewährleisten und er vorhandene Institution geschaffen, ForscherInnen gemäß dem © Ikon Images/Corbis, Starmühler gänzen die in der Europäischen Charta enthaltenen Grundsätze wissenschaftlichen Verhaltenskodex zu unterstützen. und Anforderungen. Im Detail wird ausgeführt, wie die o. a. Wie bereits oben erwähnt, geht aber eine gute wissenschaftliche Punkte zu verstehen sind. Herauszustreichen ist die Forderung, Praxis über die Einhaltung von „Regeln“ hinaus: Engagement dass Auswahlverfahren das ganze Erfahrungsspektrum von Be für die Gesellschaft und die Verpflichtung, die eigenen For werberInnen einzubeziehen haben (also nicht nur z. B. die Pub schungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu likationsleistung) sowie Laufbahnunterbrechungen (bzw. aty machen, setzt der FWF mit seinen breit gefächerten PRAktivi pische Karriereverläufe) berücksichtigen müssen. In diesem Zu täten um: Bspw. durch Pressekooperationen, das FWFinfoMa sammenhang wird erneut die Anerkennung von Mobilitätserfah gazin und Veranstaltungen für ein wissenschaftsinteressiertes 10 » FWF info70
Thema » Code of Conduct MOBILITÄT IST BE- STANDTEIL EINER ERFOLGREICHEN KARRIERE IM FOR- SCHUNGSBEREICH UND MUSS GEFÖR- DERT WERDEN. Publikum unterstützt der FWF die ForscherInnen in diesem parenz des Einstellungsverfahrens und der Gleichbehandlung al Punkt, nicht zuletzt auch durch die Möglichkeit, im Rahmen von ler BewerberInnen die größte Bedeutung beigemessen werden. Projekten Kosten für PRAktivitäten geltend zu machen. Alle im FWF einlangenden Anträge werden einem internationa Die Verantwortung für den wissenschaftlichen Nachwuchs im len Begutachtungsverfahren unterzogen, bei dem größter Wert Sinne der Weitergabe von Wissen und möglichst großer persön auf Unabhängigkeit der GutachterInnen gelegt wird und Befan licher Unterstützung durch erfahrenere WissenschafterInnen genheiten in strengstem Maße vermieden werden. Je nach Pro kann im Rahmen von FWFProgrammen in hohem Maße über grammschiene sind die Anforderungen an die AntragstellerInnen nommen werden: Die Idee des Mentorings ist v. a. im Hertha in den Richtlinien angeführt, die Kriterien der Entscheidung und FirnbergProgramm für junge Wissenschafterinnen und beim die Fragen an die FachgutachterInnen sind auf der Website des LiseMeitnerProgramm für ForscherInnen aus dem Ausland FWF zugänglich. In Coach ingWorkshops und InfoVeranstal in der Person des Mitantragstellers/der Mitantragstellerin um tungen informiert der FWF über Verfahren und Prinzipien der gesetzt; im ErwinSchrödingerProgramm ist der Host an der Förderungsentscheidungen, um die Prozesse so transparent wie ausländischen Forschungsstätte die Person, die diese Verant möglich zu machen. Bei der Besetzung der entscheidenden Gre wortung übertragen bekommt. Durch die seit zehn Jahren sei mien – des Präsi diums und des Kuratoriums – wird eine Ge tens des FWF – mittels Workshops etc. – aktiv unterstützte Netz schlechterbalance angestrebt. Um Gleichbehandlungsmaß werkbildung unter den Foscherinnen im Rahmen des Karriere nahmen in allen Förderungsprogrammen zu gewährleisten, wur entwicklungsprogramms für Wissenschafterinnen hat dieses de ein Genderreferat im FWF eingerichtet, das mit zahlreichen Netzwerk mittlerweile auch eine Mentoringfunktion sehr junger Aktivitäten zur Verbesserung der Situation von Wissenschafte Wissenschafterinnen durch erfahrenere Kolleginnen entwickelt. rinnen beigetragen hat. der Forderung, dass ForscherInnen im frühen Stadium ihres aber kommen wir zurück zur mobilität, die als wesentlicher Karriereweges als Angehörige einer Berufsgruppe angesehen Bestandteil jeder wissenschaftlichen Karriere auch in „Charter und dementsprechend entlohnt werden sollen, trägt der FWF and Code“ immer wieder betont wird. Wie oben bereits ange seit langem damit Rechnung, dass FWFfinanzierte Dissertan führt, ist gerade die Rückkehr die heikelste Phase nach dem tInnen nur im Rahmen von Dienstverträgen angestellt werden. Auslandsaufenthalt. Mithilfe der Erweiterung des Schrödinger In den vom FWF finanzierten DKplus stehen Mittel zur Verfü Programms um eine Rückkehrförderung hofft der FWF, diese gung, mit deren Hilfe – den Anforderungen an ein PhDStudium Programmschwäche gemildert zu haben. Die Realisierung die gemäß – zusätzliche Fähigkeiten, Qualifikationen etc. erlangt ser Programmverbesserung war nur möglich, indem sich der werden können. Die Ausbildung der DoktorandInnen durch ex FWF ebenfalls einer internationalen Evaluierung zellente Forschung wird in FWFProjekten durchgängig unterzogen hat. Bei der Ausschreibung „Kofinan gewährleistet, da diese durch die unabhängige zierung nationaler Stipendienprogramme“, im internationale Begutachtung garantiert ist. 7. Rahmenprogramm in der Programmschiene „People“ (2008) der EU, war der FWF mit dem die Qualität des auswahlverfahrens ist einer ErwinSchrödingerProgramm als einzigem der Kernpunkte des „Verhaltenskodex für die österreichischen Programm erfolgreich Einstellung von Forschern“, wobei der Trans (FWFinfo 66: „Freude am Fahren – mit » FWF info70» 11
Thema » Code of Conduct WISSENSCHAFTER UND WISSEN- SCHAFTERINNEN TRAGEN VERANT- WORTUNG FÜR DEN WISSEN- SCHAFTLICHEN NACHWUCHS. » Rückfahrticket“). Auch bei der Vergabe der Kofinan lichkeiten. Viel wird davon abhängen, wie diese Möglichkeiten zierung war die Erfüllung der Forderungen in „Charter genutzt und gelebt werden. Z. B. stellen die vom FWF geför and Code“ ein wesentliches Kriterium. Ein zweiter An derten Drittmittelangestellten an den Universitäten einen Pool trag für die Folgefinanzierung ist in der Verhandlungsphase und an sehr guten WissenschafterInnen dar – denn wer beim FWF soll weitere Verbesserungen im Sinne verbesserter Rahmenbe erfolgreich Drittmittel einwirbt, hat sich einem höchst kompeti dingungen bringen. Im Sinne des Lifelong learning wird über tiven Auswahlverfahren gestellt. Inwieweit potenzielle Arbeitge die Abschaffung der Altersgrenze nachzudenken sein, außerdem berInnen dieses „Qualitätssiegel“ berücksichtigen werden, wird soll die Möglichkeit eröffnet werden, Pensionsversicherungsbei sich zeigen. träge in der Zeit des Auslandsaufenthalts zu refundieren. Auch Dass zu attraktiven Arbeitsbedingungen auch eine entspre wenn schon etliches erreicht ist, gibt es beim FWF noch viel zu chende Forschungsinfrastruktur gehört, ist selbstverständlich. tun. Im Zusammenhang mit FWFProjekten sollten die Wissenschaf terInnen gut abgesichert sein: Bereits bei der Antragstellung in vieler hinsicht sind zur Umsetzung der Grundsätze von verpflichten sich die Forschungsstätten, an denen die Projektar „Charter and Code“ die Universitäten (Forschungsstätten) und beiten gegebenenfalls durchgeführt werden sollen, zur Bereit die Politik gefordert. Ein wesentlicher Aspekt bei der Wahl, eine stellung der erforderlichen Infrastruktur. Die Wiedereinführung wissenschaftliche Karriere einzuschlagen, ist natürlich die Plan von Overheadkosten wäre aus Sicht des FWF ein wichtiger barkeit einer Karriere. Der FWF bietet zwar auf verschiedenen Schritt, die Forschungsstätten bei der Erfüllung ihrer Verpflich Karrierestufen Förderungsmöglichkeiten an. Nur die tungen zu unterstützen. Universitäten (Forschungsstätten) können die Forde rungen von „Charter and Code“ im Hinblick auf disclaimer: Situationen, wie sie die Karikatur langfristige Anstellungsperspektiven (Tenure auf der letzten Seite dieses FWFinfo darstellt, Track), entsprechende materielle Absiche sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tat rung (Entlohnung) und die Implemen sächlichen Verhältnissen an Instituten tierung objektiver, nachvollziehbarer sowie mit lebenden Personen sind Bewertungskriterien (sowohl bei An rein zufällig. « [bz, rn] stellung wie bei Leistungsbeurteilung) umsetzen. Zu diesem Komplex ge © Ikon Images/Corbis, Starmühler, privat hören auch die angemessene und faire Berücksichtigung von Karriereunterbre chungen bzw. atypischer Karriereverläufe so wie die Schaffung von Arbeitsbedingungen, die » Europäische Charta für Forscher: http://ec. eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermögli europa.eu/eracareers/pdf/eur_21620_de-en.pdf chen und ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis » Evaluation des Erwin-Schrödinger-Programms sicherstellen. durch Technopolis (2006): www.fwf.ac.at/de/public_ Der gerade in Kraft getretene Kollektivvertrag für die Universi relations/publikationen/publikationen.html täten bietet in diesen Zusammenhängen gute Gestaltungsmög 12 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen In der Juni-Kuratoriumssitzung wurden die ersten Hertha-Firnberg- und Elise-Richter-Stellen des Jahres 2009 vergeben. Insgesamt zwölf Bewilligungen, davon je sechs aus den beiden Programmen, waren bei 38 Anträgen erfolgreich. Wissenschafterinnen auf dem Weg zum Erfolg » Hertha-Firnberg-Stellen | Frühjahr 2009 Die Aus- schreibung für diese Vergabe lief vom 13. Oktober bis zum 12. Dezember 2008. Insgesamt langten 27 Anträge beim FWF ein. Sieben Anträge kamen aus dem Bereich der Geistes- und Sozialwissenschaften, die allerdings alle abgelehnt wurden. Aus dem Bereich Naturwissenschaften und Technik wurden sechs Anträge eingereicht, davon konnten zwei bewilligt Valentina Di Biase werden. 14 Anträge langten aus dem Bereich Biologie und Me- dizin beim FWF ein, davon konnten vier bewilligt werden. Bei 25 Dynamik von L-Typ-Kalziumkanälen in Begutachtung gegangenen Anträgen liegt die Bewilligungs- bei synaptischer Plastizität quote somit bei 24 %. Ein Blick auf die erfolgreichen For- schungsstätten zeigt: Drei Bewilligungen gingen an Universi- täten aus Innsbruck (zwei an die MedUni Innsbruck, eine an die L-Typ-Kalziumkanäle im Gehirn sind maßgeblich an synaptischen Uni Innsbruck), eine an die Universität Linz, eine an die Tech- Veränderungen beteiligt, die unserem Lernen und Gedächtnis zu nische Universität Graz und eine an die Technische Universität Grunde liegen. Starke neuronale Reize aktivieren den Kalziumein- Wien. Das durchschnittliche Alter der Firnberg-Stelleninhabe- strom durch diese Kanäle, was wiederum zur Regulierung jener rinnen beträgt 32,3 Jahre. » Gene führt, die für anhaltende Veränderungen von Synapsen not- wendig sind. Mit Hilfe modernster molekularbiologischer und mikroskopischer Verfahren sollen daher Umsatz und Dynamik von L-Typ-Kalziumkanälen in der Membran von Nervenzellen unter- sucht werden. Diese Studie soll klären, ob und in welcher Weise » Hertha Firnberg (1909–1994) engagierte sich ein sich die Zahl und Verteilung dieser wichtigen Ionenkanäle, ab- leben lang für Frauen in der Wissenschaft. Sie lei hängig von neuronaler Aktivität, ändert. tete das 1970 neu geschaffene Wissenschaftsminis Nach einem Forschungsaufenthalt an der Universität von Penn- terium bis 1983 und setzte viele Initiativen zur Förderung sylvania, USA, erwarb die gebürtige Italienerin Valentina Di Biase von Frauen an den hochschulen. Am 18. September wäre ihren PhD an der Medizinischen Universität Innsbruck, wo sie sie 100 Jahre alt geworden. nun auch ihr Hertha-Firnberg-Projekt durchführt. FWF info70» 13
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen Laura Kovács Computeralgebra und Theorembeweis für Softwareverifikation Es gibt ein wachsendes industrielles Inte- Irene Frischauf resse an der Anwendung formaler Metho- Julia Seeber den, um die Zuverlässigkeit von Software- Regulation und Schaltmechanismus systemen zu gewährleisten. Das Ziel der Streuzersetzung und Humusbildung von Orai-Kanälen geplanten Arbeiten ist, neue kombinierte in hochalpinen Böden Methoden von Computeralgebra und The- orembeweisen zur statischen Analyse von Das Immunsystem dient als das zentrale Programmen zu entwickeln, die bestehen- Regenwürmer, Tausendfüßer und Larven Abwehrsystem des Körpers, welches ein de Methoden der Softwareverifikation von Fliegen und Mücken spielen eine komplexes Netzwerk darstellt und unzähl- übertreffen können. Schwerpunkte der wichtige Rolle bei der Streuzersetzung in bare Signalkaskaden beinhaltet. Für eine Arbeit sind die Synthese von so genann- hochalpinen Böden. Über ihre Identität einwandfreie Funktion sind die so ge- ten Assertions, automatische Programm- und Funktion ist aber nur wenig bekannt. nannten „Ca2+ release activated Ca2+“ verifikation, Beweise von Programmei- Mithilfe eines stabilen Isotopen-Ansatzes (CRAC)-Kanäle unerlässlich. CRAC-Kanä- genschaften und die Entwicklung von werden die wichtigsten saprotrophen Bo- le werden durch das Zusammenwirken Softwaretools. dentiere in der hochalpinen Region iden- von zwei Proteinen aktiviert: STIM1 im tifiziert und deren Zersetzungsleistung ER und Orai1 in der Plasmamembran der Laura Kovács arbeitet derzeit am Institut erhoben. Durch DNA barcoding wird der Zelle. Eine Punktmutation im Orai1-Gen für Programming Methodology an der Zusammenhang zwischen der Diversität reicht aus, um zu einer schweren Immun- ETH Zürich. dieser Tiere und der Streuzersetzung erkrankung zu führen. In diesem Projekt untersucht, außerdem wird ein neuer sollen die Schlüsseldomänen identifiziert molekularer Ansatz angewandt, um Fae- werden, die für den Schaltmechanismus ces ihren Invertebraten-Produzenten art von Orai1 essenziell sind. Die Resultate spezifisch zuordnen zu können. aus diesen Studien können für die Suche nach therapeutischen Ansätzen von gro Julia Seeber arbeitet am Institut für Öko- ßer Bedeutung sein. logie an der Universität Innsbruck und beschäftigt sich seit ihrer Dissertation mit Irene Frischauf studierte in Salzburg Ge- Bodentieren in alpinen Böden. netik und beschäftigte sich schon in ihrer Dissertation mit dem Zusammenspiel von STIM und Orai1 am Institut für Biophysik © privat der Uni Linz, wo sie ihre Forschung fort- setzen wird. 14 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen Bettina Thauerer Mechanismus der HIF-1alpha-Aktivierung Bei Sauerstoffreduktion mobilisiert der Organismus ein ausgeklügeltes endo- genes Schutzprogramm. In vorigen FWF- Projekten konnten bereits die protektiven Effekte von Adenosin, einhergehend mit Milena Stavric einer Erhöhung der p42/44-MAPK-Phos- phorylierung und der HIF-1alpha-Stabili- Geometrische Kompetenzen tät, in verschiedenen Neuronenmodellen in der Architekturausbildung nachgewiesen werden. Die HIF-1alpha- Stabilität wird durch posttranskriptionale Modifizierung, Hydroxylierung, Acetylie- Digitale Technologien und die neuen Me- rung und Phosphorylierung reguliert. dien haben einen revolutionären Wandel Dieses Projekt soll ein besseres Verständ- im ganzen Bereich der Architektur mit nis des HIF-1alpha-bezogenen Signal- sich gebracht. In der Architekturtheorie wegs und der damit verbundenen Purin- und -praxis sind neue Strömungen ent- mediierten Schutzmechanismen bringen. standen und neue Forschungsrichtungen haben sich entwickelt. Das Ziel dieser Bettina Thauerer arbeitet derzeit an der Forschungsarbeit ist, Inhalt, Methoden Sektion Neurobiochemie des Biozentrums und didaktische Ansätze der neuen Diszi- Innsbruck. plin „Architectural Geometry“ zu definie- ren. Zusätzlich soll festgelegt werden, welche geometrischen Grundlagen für ei- nen Architekten im Bezug auf „Non-Stan- dard-Architecture“ unumgänglich sind, » Elise-Richter-Stellen | Frühjahr 2009 Die Ausschreibung für die Vergabe basierend auf den neuen theoretischen lief vom 13. Oktober bis zum 12. Dezember 2008. Insgesamt langten elf Anträ- Konzepten des „Parametricism“ und den ge beim FWF ein. Vier Anträge kamen aus dem Bereich der Geistes- und So- aktuellen technischen Entwicklungen. zialwissenschaften, davon wurden drei bewilligt. Aus dem Bereich Naturwis- senschaften und Technik waren zwei Anträge, davon konnte einer bewilligt Milena Stavric hat Architektur in Belgrad werden. Fünf Anträge langten aus dem Bereich Biologie und Medizin beim studiert und arbeitet am Institut für Ar- FWF ein, davon konnten zwei bewilligt werden. Bei elf in Begutachtung ge- chitektur und Medien an der TU Graz. gangenen Anträgen liegt die Bewilligungsquote somit bei 54,5 %. Ein Blick Zurzeit ist sie dort auch im Rahmen des auf die erfolgreichen Forschungsstätten verrät folgendes Bild: Vier Bewilli- FWF-Translational-Projektes „Non-Stan- gungen gingen an Universitäten aus Wien (eine an der Uni Wien, eine an der dard-Architektur mit Ornamenten und TU Wien, eine an der BOKU Wien sowie eine an der WU Wien), eine an die planaren Elementen“ tätig. Universität Graz und eine ist eine private Durchführung (Uni Klagenfurt). Das durchschnittliche Alter der Richter-Stelleninhaberinnen beträgt 39,6 Jahre. » FWF info70» 15
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen Dragana Damjanovic Eva-Maria Graf Soziale Marktregeln für Europa Coaching Kommunikation: Eine linguistische Analyse Je weiter die Integration der Europä- Im Unterschied zu anderen Typen profes- ischen Union voranschreitet, von rein Dina El Zarka sioneller Kommunikation ist die Kommu- marktwirtschaftlichen über breitere poli- nikation im Business Coaching bis jetzt tische Aspekte hinaus, umso dringlicher Informationsstruktur des noch nicht Gegenstand linguistischer For- stellt sich die Frage nach der so zialen Ägyptischen Arabisch schung. Ziel der angewandt-sprachwis- Identität Europas. Verstärkt wird die Etab- senschaftlichen Grundlagenforschung ist lierung eines europäischen Mehrebenen- es daher, (mögliche) diskursive Beson- Wohlfahrtssystems gefordert, welches auf Aus funktional-typologischer Perspektive derheiten zu ermitteln und so Unter- den mitgliedstaatlichen Wohlfahrtssyste- beleuchtet die Studie die Interaktion von schiede, aber auch Gemeinsamkeiten zu men fußen und diese in all ihrer Vielfalt Syntax und Prosodie zur Kodierung von benachbarten Diskurstypen wie Psycho- bewahren soll, gleichzeitig aber auch bis Informationsstruktur, wobei kontroverse therapie-Gesprächen oder klassischen zu einem gewissen Grad eine supranatio- linguistische Fragen wie Thetizität, Topik- Beratungsgesprächen aufzuzeigen. nale europäische Dimension in diesen und Fokusdefinition, Unterscheidung von Die Forschung leistet einen wichtigen Fragen zulassen soll. Die Arbeit geht im Topik- und Fokuskategorien, Rekursivität Beitrag zur laufenden Professionalisie- Kern der Frage nach, ob sich auf der informationeller Kategorien und Kontras- rungsdebatte im Business Coaching, wo Grundlage des bestehenden EG-Vertrages tivität als graduelles oder kategorisches es um die Ermittlung von Standards, aber und insbesondere seines ins titutionellen Phänomen im Mittelpunkt stehen. Als Un- auch um die Abgrenzung von verwandten Aufbaus ein Rechtsrahmen für ein derar- tersuchung einer nicht verschrifteten Va- Formaten geht. tiges europäisches Mehrebenen-Wohl- rietät leistet sie einen Beitrag zur Gram- fahrtssystem begründen lässt, oder ob es matik gesprochener Sprache. Nach ihrem Studium der Englischen dafür grundlegender primärrechtlicher Sprachwissenschaft, Spanisch und Deutsch Reformen des europäischen Integrations- Dina El Zarka arbeitet am Institut für als Fremdsprache an der Ludwig-Maximi- prozesses bedarf. Translationswissenschaft der Universität lians-Universität München ist Eva-Maria Graz und koordiniert dort den Lehrgang Graf seit 2005 Assistenzprofessorin am Dragana Damjanovic arbeitet am Institut für Arabisch. Institut für Anglistik und Amerikanistik an für österreichisches und europäisches öf- der Alpen-Adria Universität Klagenfurt. Ih- fentliches Recht (IOER) der WU, wo sie re Forschungsschwerpunkte sind „Profes- zuvor als Universitätsassistentin tätig war. sional Discourse“, „Language and Identi- Sie wird das Projekt in enger Kooperation ty“ und „Language and Gender“. mit dem Interdisziplinären Forschungsins- titut zum Europäischen Sozialmodell am © hautzinger, privat Salzburg Centre of European Union Stu- dies (SCEUS) durchführen. 16 » FWF info70
FOKUS » Karriereentwicklung für Wissenschafterinnen Elisabeth Schöll-Paschinger Computersimulationen von Self-assem- bly und Kristallisation von Proteinen Rebecca Self-assembly – die spontane und rever Hood-Nowotny sible Bildung von geordneten Strukturen und Mustern – ist das Prinzip, das der Reduziert „Biochar“ Verluste Strukturbildung in biologischen Systemen aus dem Stickstoff-Kreislauf? zugrunde liegt. Die Strukturen, die durch Susanne Selbstorganisation von Proteinen entste- Zeilinger-Migsich hen, sind vielfältig und reichen von Virus- „Biochar“ wird durch Verkohlung von kapsiden, die sich spontan aus ihren Pro- Der Mykoparasit Trichoderma Pflanzenbiomasse gewonnen. In Amazo- teinbausteinen bilden, bis hin zur terti- in der post-genomischen Epoche nien stellen die Produktion und der Einsatz ären Struktur von Proteinen, die sich aus von „Biochar“ eine alte Bodenbearbei- der Proteinfaltung ergibt. In dem Projekt tungstechnik dar, die zur Entstehung von wird mit theoretischen Methoden und Der Pilz Trichoderma wird als biologisches sehr fruchtbarer „Terra Preta“ führte. Diese Computersimulationen untersucht, welche Pflanzenschutzmittel gegen Pilzkrankheiten Methode könnte eine Lösung im globalen physikalischen Wechselwirkungen die ver- eingesetzt, obwohl das Wissen über seine Klimawandelsszenario bieten, wobei Koh- schiedenen Zielstrukturen festlegen und Wirkungsweise und die zugrunde liegen- lenstoff langfristig gebunden und gleichzei- wie der Selbstorganisationsprozess vor den Gene noch sehr beschränkt ist. Kürz- tig Verluste aus dem Stickstoffkreislauf mi- sich geht. lich konnte gezeigt werden, dass für die nimiert werden. Der heutige Prozess der Erkennung und den mykoparasitischen An- „Biochar“-Produktion resultiert in Kohlen- Elisabeth Schöll-Paschinger studierte griff des Wirtspilzes essenzielle Prozesse stoff-negativen Biotreibstoffen und „Bio- Physik und Mathematik an der TU Wien in Trichoderma atroviride von G-Protein- char“ verbessert bei Ausbringung die und war anschließend als Universitätsas- vermittelten Signalwegen reguliert werden. Bodene igenschaften und verringert die sistentin an der Universität Wien tätig. Ziel des Projektes ist die Identifikation neuer Emission von Treibhausgasen. Die „Terra Nach einer zweijährigen Tätigkeit als Ri- Mykoparasitismus-relevanter Gene mittels Pretas“ zeigen, dass „Biochar“-Kohlenstoff sikocontrollerin im Finanzbereich wird eines Genom-weiten Expressions-Profilings. extrem stabil ist, für Jahrtausende im Bo- sie ihre Forschungen an der Universität Dabei wird eine avirulente Mutante einbezo- den gespeichert wird und somit einen po- für Bodenkultur fortsetzen. gen, mit Änderungen in der – durch den tenziellen Langzeitspeicher von Kohlenstoff Gpr1 G-Protein gekoppelten Rezeptor – ver- darstellt. Erste Studien zeigten, dass Ernte- mittelten Signaltransduktion. erträge durch Einsatz von „Biochar“ in der Bodenverbesserung steigen. Weiterge- Susanne Zeilinger-Migsich arbeitet am In- hende Analysen der dahinterliegenden Me- stitut für Verfahrenstechnik der TU Wien, chanismen sind jedoch dringend nötig. Das wo sie seit 2003 eine Forschungsgruppe Projekt zielt daher auf ein besseres Ver- leitet. « ständnis der Auswirkung von „Biochar“ auf den Boden-Stickstoffkreislauf und die Kon- trolle der Treibhausgas-Emissionen ab. Rebecca Hood-Nowotny arbeitet am Department of Chemical Ecology and Eco- system Research an der Universität Wien, wo sie zuvor im Rahmen des WWTF-Pro- jekts NITRO-GENOME tätig war. FWF info70» 17
FOKUS » Budgetwahrheiten Wie steht es wirklich um das FWF-Budget? Was sich hinter den unterschiedlichen kursierenden Zahlen verbirgt. Budgetwahrheiten – Achtung Plural! » Das erste Halbjahr 2009 war für uns alle – ob nun im Frontrunner-Strategie mit deutlichen Budgetsteigerungen FWF, in den Unis oder in den sonstigen Forschungsstät- muss te demnach einer Strategie der schadensminimierenden ten – eine Zitterpartie. Kuratoriumssitzungen mussten Kürzungen Platz machen.“ abgesagt werden, Förderungszusagen wurden verzögert. Aber nach der Budgeterstellung des Bundes im Frühjahr war dann al- „Budget angehoben“, „Schrumpfbudget“, „schadensminimie- les klar. War wirklich alles klar? Als aufmerksamer Leser von di- rende Kürzungen“ – und das zum Teil mit unterschiedlichen versen Kommentaren bleiben viele Fragezeichen offen. Ich grei- Zahlen. Babylonische Sprachverwirrungen? Sagt da jemand die fe drei Statements heraus: Unwahrheit? Nein, alle Zahlen sind richtig, alle Aussagen haben je nach Standpunkt des Betrachters ihre Gültigkeit. Bundesminister Hahn (zitiert in der BMWF-Presseaussendung Lassen Sie mich an Hand von zwei Grafiken versuchen, den „Wissenschaftsfonds FWF steht auf soliden finanziellen Beinen“ Knäuel aufzulösen. vom 24.4.2009): „Bis 2013 bekommt der FWF jährlich 160 Mio. €. Das sind im Vergleich zu den vergangenen fünf Jah- ren 25 Prozent mehr an Budget …. Für das Jahr 2009 wurde der » Grafik 1: Die finanziellen Zuwendungen für den FWF in den Anteil des Ordinariums von rund 77 Mio. € (2008) auf 134 Mio. € Jahren 2004 bis 2013 (in Mio. €) angehoben.“ 170 160 Auszahlungen beauftragter Bereich Aufsichtsratsvorsitzender Schmidt (im Zuge des in diesem 150 OenB bzw. nationalstiftung Zusätzliche mittel des Bundes Heft abgedruckten Interviews): „Das Budget des FWF ist bis 140 Bundesbudget 2013 auf dem Niveau von 2009, das sind 160 Mio. € p. a. einge- 130 120 froren. Real kommt dies einer jährlichen Schrumpfung um etwa 110 3 % gleich, was bedeutet, dass das Budget des FWF im Jahr 100 2013 um rund 15 % kleiner sein wird als heute. Man muss es 90 80 deutlich sagen: Der FWF ist für Jahre dazu verurteilt, mit einem © stockxpert, stock.xchnge 70 Schrumpfbudget zu leben.“ 60 50 40 Und der FWF selbst schreibt in seinem Arbeitsprogramm: 30 „Der Finanzrahmen bedeutet, dass 2009 gegenüber dem Jahr 20 10 2008 die Bewilligungsbudgets etwa um 18 % gekürzt werden 0 müssen. Die im Mehrjahresplan 2009–2012 noch postulierte 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 18 » FWF info70
FOKUS » Budgetwahrheiten In den beiden abgebildeten Grafiken wird zwischen der finanzi- » In der Vergangenheit verfügte der FWF über so genannte Vor- ellen Entwicklung im Sinne der tatsächlichen Mittelzuführung belastungsermächtigungen. Es war ihm also gestattet, Bewilli- durch die Geldgeber des FWF (Bund, Nationalstiftung, OeNB) gungen zu Lasten künftiger Budgets zuzusagen. Anders gespro- und dem Bewilligungsbudget (also dem in einem Jahr zuge- chen: Er durfte mehr fördern, als er tatsächlich zur Verfügung sagten Förderungsvolumen) unterschieden. Grafik 1 zeigt klar gestellt bekam. Dies hatte seine Logik darin, dass ja die Förde- auf, dass der Bundesminister mit der Aussage, die Zuwendungen rungszusagen in einem hohen Ausmaß auch erst in Folgejahren für den FWF hätten sich im Zeitraum 2009–2013 gegenüber dem cashwirksam wurden. Zeitraum 2004–2008 um mehr als 25 % erhöht, Recht hat. » Aus drei Gründen weicht aber auch in der Zukunft das Bewilli- Die Bewilligungssummen (Grafik 2) entwickeln sich aber aus gungsbudget von den garantierten Einnahmen (in Höhe von zwei Gründen völlig andersartig. 162 Mio. € p. a.) ab: » Alte Förderungsverpflichtungen müssen erfüllt werden. » Der FWF sieht zumindest eine dreiprozentige Valorisierung » Grafik 2: Die Bewilligungssummen in den Jahren 2004 bis 2013 vor und muss daher Geld „ansparen“. (in Mio. €) » Die erforderlichen Verlängerungen von Schwerpunktprogram- men (SFB, NFN) und Doktoratskollegs werden explizit einge- 170 plant, variieren von Jahr zu Jahr und müssen auch angespart 160 autonom 150 beauftragt werden. 140 130 Das alles hat zur Folge, dass das Bewilligungsbudget des FWF 120 110 von 2008 auf 2009 tatsächlich um 18 % einbricht, sich in der 100 Folge nur in geringem Ausmaß erhöht und bis 2013 nie mehr 90 den Rekordwert des Jahres 2008 erreicht. 80 70 In diesem Sinne ist daher auch die Aussage von Arnold Schmidt 60 richtig, der von einem Schrumpfbudget spricht und moniert, 50 dass der FWF keinerlei neue Programme starten kann. 40 30 Aber lassen Sie mich in einem optimistischen Ton schließen. All 20 diese Aussagen sind Stand 2009 – Krisenzeit. Fünf Jahre sind ei- 10 ne lange Zeit – da kann sich einiges verändern, und: Die Hoff- 0 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 nung stirbt zuletzt! « [gk] FWF info70» 19
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