UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel

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UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
UNI NOVA
      Das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel — N°135 / Mai 2020

                                     Wie wir
                                   entscheiden.

   Gespräch                      Debatte                           Album              Essay
 Antibiotika           Komplementärmedizin:                Basler Stammbäume   Mehr Gleichstellung:
sollen wirken.           Breites Spektrum.                   aus dem Archiv.    Gender und Recht.
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Work.
Learn.
Relax.
In der neuen UB Rosenta l
Mattenstrasse 42 4058 Basel
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Editorial

                                 Team
                  An dieser Ausgabe ­haben
                       mitgearbeitet:
                                                                      Die Qual der Wahl.

                                                      Die Coronapandemie hat Gesellschaft und Wirtschaft
                                                      weitgehend lahmgelegt. Plötzlich waren viele Menschen
                                                      mit ungewohnten Situationen und neuen Fragen kon­

                                                                                  Welcome
                             1
                                                      frontiert. Regierungen mussten über einschneidende
                                                      Massnahmen bestimmen, wie sich die Bevölkerung

                                                                                 to Sci Five.
                                                      vor dem Virus schützen lässt. Jeder und jede Einzelne
                                                      hatte abzuwägen, wie gefährlich nur schon ein kleiner
                                                      Spaziergang im Freien ist. Und Ärzte und Ärztinnen stan­
                                                      den an Krankenbetten vorDerschwierigen    Entscheiden
                                                                                   englischsprachige              –
                                                                                                      Wissenschaftsblog
                             2
                                                      sie mussten angesichts knapper Ressourcen
                                                                                         der Universität in   Spitälern
                                                                                                          Basel
                                                                                            unibas.ch/scifive
                                                      abschätzen, wo sich eine Intensivbehandlung noch lohnt.

                                                      Eine Entscheidung wird als die Wahl aus zwei oder
                                                      mehr Alternativen definiert. Dabei spielen sich komplexe
                             3
                                                      Vorgänge ab. Sich diese bewusst zu machen und über
                                                      sie nachzudenken, lohnt sich: Wie kommen Entscheidun­
                                                      gen zustande, wer trifft welche und wieso? Viele davon
1	Jörg Rieskamp leitet als Professor das             hängen vom Grad des Risikos und der Unsicherheit
  Center for Economic Psychology an der               ab, unter denen sie getroffen werden. Fachleute unter­
  Fakultät für Psychologie der Universität            scheiden zum Beispiel, ob die Folgen einer bestimmten
  Basel, wo er seit 2008 in Forschung und             Wahl bekannt sind oder nicht – und auch, mit welchen
  Lehre tätig ist. Wie menschliche Ent-
                                                      Wahrscheinlichkeiten sie eintreten.
  scheidungen zustande kommen, ge-
  hört zu den langjährigen Forschungsin-
  teressen des 49-Jährigen – und ist zu-              Der Schwerpunkt dieses Hefts stellt ausgewählte Pro­
  gleich Schwerpunkt dieser Aus­g abe.                jekte der Entscheidungsforschung vor, an denen Basler
  Seiten 16 –17                                       Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Psycho­
                                                      logie, Neurowissenschaft und Ökonomie arbeiten. Ein
2	Christina Baeriswyl studierte Visuelle
  Kommunikation an der Hochschule der
                                                      Grossteil dieser Ausgabe ist noch vor der aktuellen
  Künste Bern. Als «Illustrateuse» führt sie          Coronakrise entstanden. Die beteiligten Forschenden
  heute in Zürich ihr eigenes Studio für              aus der Fakultät für Psychologie weisen darauf hin,
  Illustration, grafisches Storytelling und           dass sie sich auch mit Fragen der Risikowahrnehmung
  Datenvisualisierung. In ihren Bildern
                                                      im Rahmen von Covid-19 und entsprechenden Verhal­
  für UNI NOVA zeigt sie, welche Annah-
  men und Effekte unsere Entscheidun-
                                                      tensanpassungen befassen. Ihre Initiative mit evidenz-
  gen beeinflussen. Seiten 14 –35                     basierten Handlungsempfehlungen findet sich online.

3	Fiona Vicent nimmt Stammbäume von                  Wir wünschen Ihnen viele gute Entscheidun­gen –
  bürgerlichen Basler Familien aus dem 19.            und bleiben Sie gesund!
  und frühen 20. Jahrhundert unter die                                              MONO     MAJOR                     SPECIALIZED
                                                                                                                       MASTERS
  Lupe. Für die Doktorandin zeigen sich in
  den Diagrammen nicht nur Verwandt-                  Christoph Dieffenbacher,
   Foto: Brüderli Longhini

  schaftsverhältnisse, sondern Netzwerke              Redaktion UNI NOVA Dienstag, 3. November 2020
  von ökonomisch und symbolisch ein-                                                    Weitere Infos unter: t.uzh.ch/masterinfo
                                                                                             Universität Zürich | Hauptgebäude
  flussreichen Familienclans. Seiten 40–49                                                          Rämistrasse 71 | 8006 Zürich

                                                      UNI NOVA 135 / 2020                                                              3

2020_masterinfoevent_inserat_uninova_210x138.indd 1                                                                                  16.03.20 11:47
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Inhalt

                                                                                         Antibiotikaresistenzen überwinden:                                                                                                                                                                             Entscheidungen aller Art prägen unseren Alltag.
                                                                                        Christoph Dehio im Gespräch, Seite 8

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Dossier

                                                        6                       Kaleidoskop                                                                                                                                                                                                     Wie wir
                                                        8                       Gespräch
                                                        	Ein besseres Verständnis der Bakte-
                                                          rien soll die Entwicklung neuer
                                                                                                                                                                                                                                                                                              entscheiden.
                                                          Medikamente erleichtern, die Anti-
                                                          biotikaresistenzen überwinden, sagt
                                                          der Mikrobiologe Christoph Dehio.                                                                                                                                                                                        16 «Menschen entscheiden                        Wenn Kinder bestimmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 28	
                                                                                                                                                                                                                                                                                     vielfältig.»                                  könnten.
                                                        12 Nachrichten                                                                                                                                                                                                             	In der Forschung über menschliche           	Geldanlagen werden selten rational
                                                        	Coronakrise, Jubiläum Kultur-                                                                                                                                                                                              Entscheidungen rücken Psychologie             getätigt. Ein Experiment zeigt, dass
                                                          management, Paracelsus, Uni-Talks.                                                                                                                                                                                         und Ökonomie zusammen – mit                   bereits Kinder fähig sind, einfache
                                                                                                                                                                                                                                                                                     unterschiedlichen Ansätzen.                   Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                   19 Münzwürfe können helfen.                  31 	Wer etwas wagt, tut’s auch
                                                                                                                                                                                                                                                                                   	Wer vor schwierigen Entscheidun-              im Alter.
                                                                                                                                                                                                                                                                                     gen eine Münze wirft, kann es sich          	Die Haltung eines Menschen gegen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                     möglicherweise leichter machen.               über Risiken und Gefahren scheint
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   über das Leben hinweg einem klaren
                                                                                                                                                                                                                                                                                   22 Wie uns das Gedächtnis                      Muster zu folgen – ähnlich wie
                                                                                                                                                                                 UNI NOVA
                                                                                                                                                                                   Das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel — N°135 / Mai 2020
                                                                                                                                                                                                                                                                                     täuschen kann.                                beim Intelligenzquotienten.
         Be brave. Push boundaries.
         Change the future of healthcare together with us.                                                                                                                                                                                                                         	In vielen Situationen wählen wir
                                                                                                                                                                                                                                                                                     jene Optionen aus, an die wir uns           33 	Vom Bauchgefühl beim
                                                        At Roche, we are working towards one goal: solving some
                                                        of the greatest challenges for humanity using science
                                                        and technology. Every day, our work impacts the lives of
                                                        millions of patients all around the world. Sounds thrilling
                                                        and you are interested in seeing more?

                                                                                                                                                                                                                                                                                     am stärksten erinnern.                        Aktienkauf.
                                                                      https://go.roche.com/personalized_healthcare
                                                                                                                                       N°135 / Mai 2020

                                                        By challenging conventional thinking and our wild curiosity,
                                                        we have become one of the world’s leading research-
                                                        focused healthcare companies.
                                                        This would not be possible without brilliant students/PhDs/
                                                                                                                                       UNI NOVA — Das Wissenschaftsmagazin

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 	Mehr und mehr stellt sich heraus,
                                                        postdocs or recent graduates with a passion for:

                                                        • Natural Sciences/Life Sciences
                                                                                                                                                                                                                  Wie wir
                                                        • Digital Sciences
                                                        • Computer Sciences/IT
                                                        • Engineering
                                                                                                                                                                                                                entscheiden.
                                                        • Business

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   dass unsere Emotionen bei
                                                        Be brave, take matters into your own hands. Apply at

                                                                                                                                                                                                                                                                                   25 «Risiko kann auch positiv sein.»
                                                        Roche for internships, trainee/fellowship programmes or
                                                        entry-level positions. These development opportunities give
                                                        you the chance to grow and make a difference to patients.

                                                        You own your career. The next step is yours!
                                                        genext.roche.com
                                                                                                                                       Universität Basel

                                                                                                                                                                                                                                                                                   	Wovon hängt es ab, ob eine Person             Entscheidungen eine massgebliche
                                                                                                                                                                                Gespräch                      Debatte                           Album              Essay
                                                                                                                                                                              Antibiotika           Komplementärmedizin:                Basler Stammbäume   Mehr Gleichstellung:
                                                                                                                                                                             sollen wirken.           Breites Spektrum.                   aus dem Archiv.    Gender und Recht.

01_ROC_37_HR_20_224_Uni_Nova_(science)_210x280.indd 1                                                                 17.03.20 10:21

                                                                                                                                                                                                                                                                                     mehr Risiko eingeht oder nicht?               Rolle spielen.
                                                                                           Titelbild                                                                                                                                                                                 Und wer tendiert mehr zu riskantem
                                                                         Unser Alltag steckt voller Entscheidungen.                                                                                                                                                                  Verhalten: Frauen oder Männer?
                                                                             Welche Effekte dabei mitspielen,
                                                                            führt Christina Baeriswyl in ihren
                                                                                 Illustrationen vor Augen.

                                                        4                                                                                                                                                                                                                                    UNI NOVA 135 / 2020
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Inhalt

                                                                                       Impressum
                                                                                       UNI NOVA,
                                                                                       Das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel.
                                                                                       Herausgegeben von der Universität Basel,
                                                                                       ­Kommunikation & Marketing (Leitung: Matthias
                                                                                        Geering).
                                                                                       UNI NOVA erscheint zweimal im Jahr, die
                                                                                       nächste Ausgabe im November 2020. Das Heft
                                                                                       kann kostenlos abonniert werden; Bestellungen
                                                                                       per E-Mail an uni-nova@unibas.ch. Exemplare
                                                                                       liegen an mehreren Orten innerhalb der
                                                                                       Universität Basel und an weiteren Institutionen
                                                                                       in der Region Basel auf.
                                                                                       KONZEPT: Matthias Geering, Reto Caluori,
                                                                                       Urs Hafner
                                                                                       REDAKTION: Reto Caluori, Christoph
                                                                                       Dieffenbacher. Mitarbeit: Iris Mickein,
                                                                                       Michelle Isler
                                                                                       ADRESSE: Universität Basel, Kommunikation &
                                                                                       Marketing, Postfach, 4001 Basel.
                                                                                       Tel. +41 61 207 30 17
                                                                                       E-­Mail: uni­-nova@unibas.ch
                                                                                       GESTALTUNGSKONZEPT: New Identity Ltd., Basel
                                                                                       GESTALTUNG: Studio Neo, Basel
                                                                                       ÜBERSETZUNGEN: Sheila Regan und Team,
                                                                                       ­U NIWORKS (uni-works.org)
                                                                                       BILDER: S. 6: Mabel Alvarado; S. 7: Diana Vazquez;
             Stammbaumforschung: Wie Basler Bürgerfamilien genealogische Daten         Fabiola Costanzo; S. 12: Collage: Benjamin
                                                                                       Kniel (2020), klinch.ch; S. 40–49: Staatsarchiv
                        gesammelt und dargestellt haben, Seite 40                      Basel-Stadt: Stammbäume 53; Stammbäume 77;
                                                                                       Stammbäume 171; Stamm­bäume 193; PA 212a C
                                                                                       3.3; PA 212a C 3.1; PA 212a C 6; PA 594a A 3;
                                                                                       S. 51: Martin Oeggerli/Micronaut, supported by
                                                                                       Nicola Aceto & Ali Fatih Sarioglu; S. 52: Thomas
                                                                                       Kern; S. 55: Kantonsspital Aarau; S. 56: Fakultät
                                                                                       für Psychologie, Priska Hagmann-von Arx;
                                                                                       Chrysoula Gubili; S. 63: Universität Basel, Depar-
                                                                                       tement Pharmazeutische Wissenschaften;
                                                                                       S. 56: Priska Hagmann-von Arx/Fakultät für Psy-
                                                                                       chologie; S. 65: Martin Steffen/Deutsches
                                                                                       Historisches Institut Paris.
36 Mein Arbeitsplatz                           54 Forschung                            ILLUSTRATION: Christina Baeriswyl, Zürich
                                                                                       (Dossier), Studio Nippoldt, Berlin (Porträts).
	Im Kryolabor kühlen Physiker und                enn das Fieber auf den
                                                 W                                     KORREKTORAT: Birgit Althaler, Basel (deutsche
                                                                                       Ausgabe), Lesley Paganetti (englische Ausgabe).
  Physikerinnen der Universität                  Appetit schlägt.                      DRUCK: Birkhäuser+GBC AG, Reinach BL
  Basel Nanostrukturen auf den abso-           	Mangelernährung wirkt sich schlecht   INSERATE: Universität Basel, Leitung Marketing
                                                                                       & Event, E-Mail: bea.gasser@unibas.ch
  luten Nullpunkt herunter.                      auf den Krankheitsverlauf aus. Nun    AUFLAGE DIESER AUSGABE:
                                                                                       13 000 Exemplare deutsch
                                                 liegt eine neue Untersuchung vor.     1000 Exemplare englisch
38 Debatte                                                                             Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit
                                                                                       Genehmigung der Herausgeberin.
	Komplementärmedizin                          57 Bücher                               ISSN 1661-3147 (gedruckte Ausgabe deutsch)
                                                                                       ISSN 1661-3155 (Online-Ausgabe deutsch)
  forschen und lehren?                         	Neuerscheinungen von Forschenden      ISSN 1664-5669 (gedruckte Ausgabe englisch)
                                                                                       ISSN 1664-5677 (Online-Ausgabe englisch)
	Soll sie wie andere wissenschaftliche          der Universität Basel.                ONLINE:
                                                                                       unibas.ch/uninova
  Disziplinen behandelt werden?                                                        facebook.com/unibasel
                                                                                       instagram.com/unibasel
                                               58 Essay                                twitter.com/unibasel
40 Album                                         Gender und Recht.
	Bäume der Beziehungen.                       	Wie die Legal Gender Studies zu                                               PERFORMAN CE

	Eine Historikerin untersucht, wie              mehr Demokratie und Gerechtigkeit                                                    neutral
                                                                                                                                   Drucksache

  Bürgerfamilien im Basel im 18. und             beitragen.                                           No. 01-20-357702 – www.myclimate.org
                                                                                                      © myclimate – The Climate Protection Partnership

  19. Jahrhundert ihre Vergangenheit
  in Stammbäumen gestaltet haben.              60 Porträt
                                               	«Ein Supercomputer ist wie
50 Forschung                                     eine Familie.»
  Den Metastasen auf der Spur.                 	Die Informatikprofessorin Florina
	Wenn sich Krebszellen vom Tumor                Ciorba forscht nach Wegen, um
  ablösen und ins Blut gelangen, kön-            das Zusammenspiel zwischen den
  nen Metastasen entstehen.                      Maschinen zu optimieren.

52 Forschung                                   62 Alumni                                              UNI NOVA
	Der Krieg in Bildern.                                                                        gibt es auch in Englisch.
                                                                                                   Und im Internet:
	Zerstörte Brücken, rennende Men-             66 Mein Buch
                                                                                                issuu.com/unibasel
  schen: Pressefotografien aus dem             	Sprachwissenschaftlerin Sandra                  unibas.ch/uninova
  Bosnienkrieg und ihre Bildsprache.             Schlumpf-Thurnherr.

                                                           UNI NOVA 135 / 2020                                                                           5
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Kaleidoskop

                                                      Entomologie

                     Darwins Wespen.
    Schlupfwespen der Familie Ichneumonidae legen ihre        So prominent der Kommentar, so wenig weiss man
    Eier auf oder in die Larven anderer Insekten ab. Ein­     über die Ökologie und Entwicklung dieser Insekten.
    mal geschlüpft, fressen sich die Wespenlarven an den      Die heute beschriebenen 25 000 Arten machen wahr­
    Organen des Wirts satt. Diese parasitische Lebens­        scheinlich nur ein Viertel der Gesamtzahl aus. An einer
    weise hat Charles Darwin stark verstört: «Ich kann mich   Tagung in Basel suchten Fachleute einen populären
    nicht davon überzeugen, dass ein wohlwollender            Namen für die Ichneumonidae und einigten sich auf
    und allmächtiger Gott die Ichneumonidae mit der aus­      die «Darwin-Wespen». Die Forschenden hoffen, damit
    drücklichen Absicht erschaffen haben soll, dass sie       die Familie bekannter zu machen.
    sich in den lebenden Körpern der Raupen ernähren.»

6                                                 UNI NOVA 135 / 2020
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Kaleidoskop

Stadtforschung

Urbaner Limbus.
Jeden Morgen strömt eine Welle von Ar­
beitskräften in die Vororte und das Stadt­
zentrum von Kapstadt – und abends wieder
zurück in die Peripherie. Zu dieser Welle
gehören besonders Hausangestellte, die
einen Grossteil ihres Lohns für den Trans­
port ausgeben und sich täglich abmühen,
um vorwärtszukommen.
   Diana Vazquez hat die Frauen auf ihrem
oft langen Weg zwischen Zuhause und
Arbeit begleitet. Sie verfolgt ihre Bewegun­
gen und Erfahrungen, um herauszufinden,
was auf der Fahrt geschieht und wie dies
neue Herausforderungen und Sehnsüchte
hervorbringt. Ihr Forschungsprojekt ist                              Biomaterialien
Teil des Masterstudiengangs «Critical Urba­
nisms», in dem Basler Studierende ein                                Massgeschneiderte
Semester an der Universität Kapstadt
verbringen.                                                          Oberfläche.
instagram.com/critical_urbanisms
                                                                     Die poröse Struktur ist Teil einer ausge­
                                                                     klügelten dreischichtigen Membran. Als
                                                                     Implantat soll sie im Mund- und Kieferbe­
                                                                     reich die Erneuerung von Gewebe an
                                                                     der Schnittstelle von Knochen und Weich­
                                                                     teilen unterstützen.
                                                                         Die beiden äusseren Schichten der
                                                                     Membran sind porös, weisen aber unter­
                                                                     schiedliche Eigenschaften auf. Grenzt
                                                                     die Schicht an Knochen, unterstützt ihre
                                                                     Struktur die Besiedlung mit Zellen, welche
                                                                     zur Bildung von Knochengewebe beitra­
                                                                     gen. Auf der Seite, die mit der Schleimhaut
                                                                     in Kontakt kommt, können sich dagegen
                                                                     Bindegewebszellen besonders gut festset­
                                                                     zen. Die mittlere Schicht trennt die beiden
                                                                     Zelltypen und hält sie im Gleichgewicht.
                                                                     Damit nicht genug: Die beiden äusseren
                                                                     Schichten enthalten genau dosierte Wirk­
                                                                     stoffe, die das Wachstum der Zelltypen
                                                                     spezifisch fördern.
                                                                         Entwickelt wird die Membran von For­
                                                                     schenden der FHNW, der Universität und
                                                                     des Universitätsspitals Basel sowie der
                                                                     Firma CIS Pharma in Bubendorf. Der Kanton
                                                                     Aargau finanziert das Projekt im Rahmen
                                                                     des Programms Nano-Argovia.

                                               UNI NOVA 135 / 2020                                             7
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Gespräch

    «Antibiotikaresistenzen machen
     in unserer globalisierten Welt
        vor keiner Grenze halt.»
                 Christoph Dehio

8             UNI NOVA 135 / 2020
UNI NOVA - Wie wir entscheiden - Universität Basel
Gespräch

                «  Ohne wirksame
            Antibiotika verlieren wir
             die Errungenschaften
            der modernen Medizin. »
      Christoph Dehio vom Biozentrum der Universität Basel leitet den Nationalen
          Forschungsschwerpunkt «AntiResist». Der Mikrobiologe plädiert für
       einen Paradigmenwechsel: Ein besseres Verständnis der Physiologie der
           Bakterien im Menschen soll die Entwicklung neuer Medikamente
                  erleichtern, die Antibiotikaresistenzen überwinden.
                                               Interview: Urs Hafner Foto: Christian Flierl

UNI NOVA:  Herr Dehio, als meine Erkäl-      es denn wirkt. Durch das vermehrte Auf-          weitgehend problemlos durchgeführt
tung nach drei Wochen nicht abgeklun-        treten resistenter Keime werden Antibio-         werden können: Routineoperationen aller
gen war, sagte mir der Hausarzt, nun         tika aber zunehmend wirkungslos.                 Art, Chemotherapien bei Krebs, Organ­
müsse ich ein Antibiotikum schlucken.        UNI NOVA: Wir leben in einem der saubers-        transplantationen, auch die Behandlung
Mein Eindruck war: Jetzt unterziehe ich      ten Länder der Welt mit einer ausgezeich-        von Lungenentzündungen, die infolge
meinen Körper einer Schocktherapie, da-      neten Hightech-Medizin. Wenn man den             einer Grippeinfektion auftreten. Vor al-
für aber werde ich gesund. Stimmt das?       Beschrieb des Forschungsschwerpunkts             lem ältere Menschen sind davon betrof-
CHRISTOPH DEHIO: Erkältungen werden pri-     «AntiResist» liest, den Sie leiten, erhält       fen. Ohne wirksame Antibiotika wird die
mär durch Viren verursacht, dagegen          man den Eindruck, wir seien akut be-             kleinste Wundinfektion wieder zum töd-
hilft kein Antibiotikum. Sie hatten wohl     droht von sich ausbreitenden Keimen al-          lichen Risiko.
eine Sekundärinfektion mit Bakterien,        ler Art. Dramatisieren Sie?                      UNI NOVA: Wie hat es so weit kommen
und dagegen hat der Arzt das Antibioti-      DEHIO: Leider nein. Verglichen mit vielen        können, dass unser Gesundheitssystem
kum verschrieben. Wahrscheinlich ging        anderen Ländern ist die Schweiz aller-           eine solche Versorgungslücke aufweist?
es Ihnen rasch besser, aber ob dieser An-    dings eine Insel der Glückseligen. Das           DEHIO: 1928 hat Alexander Fleming das
tibiotikaeinsatz nötig war, wissen wir       heisst nicht, dass wir keine Probleme hät-       Antibiotikum Penicillin entdeckt. Seit
nicht.                                       ten, aber wir haben sie noch im Griff.           dem Ende des Zweiten Weltkriegs galt
UNI NOVA: Wann ist er denn wirklich nötig?   Doch Antibiotikaresistenzen machen in            dieses Medikament für Jahrzehnte als das
DEHIO: Nehmen wir an, Sie werden ins         unserer globalisierten Welt vor keiner           Wunderheilmittel schlechthin. In kurzer
Krankenhaus eingeliefert, weil Sie eine      Grenze halt. Resistente Keime gelangen           Folge wurden weitere Antibiotika ent-
Blutvergiftung haben. Sie sind in Lebens-    etwa aus Südeuropa oder Fernost zu uns.          deckt, etwa das Streptomycin, mit dem
gefahr, jede Minute zählt. Ein Antibioti-    Über kurz oder lang werden dadurch me-           erstmals die Tuberkulose wirksam be-
kum kann Ihnen das Leben retten – wenn       dizinische Eingriffe zum Risiko, die heute       kämpft werden konnte. Das war das gol-

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Gespräch

                                                                              «Durch die
                                                                            Behandlung mit
                                                                              Antibiotika
dene Zeitalter der Antibiotikaforschung.
                                                                           werden resistente
Die Medizinschränke quollen schier über                                    Krankheitserreger
vor wirksamen Antibiotika. Man hatte
das Gefühl, das Problem bakterieller In-
                                                                              regelrecht
fektionen im Griff zu haben. Doch dann                                     herangezüchtet.»
kamen die Resistenzen auf.                                                             Christoph Dehio
UNI NOVA: Ein Medikament wirkte plötz-
lich nicht mehr?
DEHIO: Genau. Also nahm man ein anderes
aus dem Schrank. Nach einiger Zeit traten
dann aber Multiresistenzen auf. Plötzlich
waren bestimmte Keime sogar gegen alle
verfügbaren Antibiotika resistent. In so
einem Fall wirkt keine Therapie mehr.
UNI NOVA: Wie haben sich die Resistenzen      handenen multiresistenten Keime ver-          langsam oder gar nicht. Anfänglich arbei-
entwickelt?                                   lässlich abtöten. Das ist dann allerdings     tete man erfolgreich unter diesen Bedin-
DEHIO: Die Menschen haben durch den           wieder nur ein Sieg auf Zeit, da früher       gungen, aber nun hat sich dieser Ansatz
breiten Antibiotikaeinsatz ein natürli-       oder später gegen jeden neuen Wirkstoff       erschöpft. Die Innovation ist eingebro-
ches Phänomen der Evolution derart be-        Resistenzen entstehen. Wir benötigen          chen. Man findet nur noch, was man
fördert, dass es zu einem grossen Problem     also von Zeit zu Zeit immer wieder neue       schon vorher gekannt hat.
für die Medizin geworden ist. Bakterien       Wirkstoffe, um im Wettlauf mit der bak-       UNI NOVA: Die Forschung war also in der
im Boden produzieren Antibiotika, um          teriellen Evolution den resistenten Erre-     Vergangenheit sehr erfolgreich, obschon
andere Bakterien am Wachstum zu hin-          gern einen Schritt voraus zu sein.            sie unter lebensfernen Bedingungen gear-
dern. Damit sie selbst wachsen können,        UNI NOVA: Wieso hat die Pharmaindustrie       beitet hat?
prägen diese Antibiotikaproduzenten des-      in jüngerer Zeit keine wirksamen Anti-        DEHIO: Genau! Die Entdeckung der meis-
halb gleichzeitig Resistenzen aus. Diese      biotika mehr entwickelt?                      ten bekannten Antibiotika fusste auf die-
waren also schon immer da, aber nicht in      DEHIO: Erstens funktioniert der Markt         sen artifiziellen Bedingungen.
den Keimen, die für uns Menschen ge-          nicht mehr. Mit neuen Antibiotika kann        UNI NOVA: Wie werden Sie arbeiten?
fährlich sind. Doch Bakterien tauschen        man kein Geld mehr verdienen. Das liegt       DEHIO: Wir versuchen, im Labor die Bedin-
ihre genetischen Informationen aus. So        vor allem daran, dass die bekannten Anti-     gungen möglichst getreu nachzubilden,
gelangen Resistenzgene letztlich auch in      biotika spottbillig sind, weil der Patent-    wie sie in den infizierten Geweben unse-
solche Keime, die im Menschen Krankhei-       schutz abgelaufen ist. Im Vergleich zu        res Körpers gegeben sind. Darüber wissen
ten verursachen. Durch die Behandlung         anderen medizinischen Therapien ist die       wir noch erstaunlich wenig. Um diese
mit Antibiotika werden also resistente        Antibiotikatherapie, die immerhin Men-        Wissenslücke zu schliessen, benötigen
Krankheitserreger regelrecht herange-         schenleben rettet und nicht nur verlän-       wir zunächst Material von Patienten, also
züchtet. Je breiter der Einsatz des Wirk-     gert, fast gratis. Zweitens: Die Industrie    Gewebeproben von infizierten Menschen.
stoffs erfolgt, desto grösser wird das Pro-   hat in den letzten Jahrzehnten ernsthaft      UNI NOVA: Woher nehmen Sie die Proben?
blem durch die Ausbreitung dieser resis-      versucht, neue Antibiotika zu entwickeln,     DEHIO: Wir verwenden Patientenmaterial,
tenten Erreger.                               aber es ist ihr nicht gelungen. Das hat mit   das bei Routineuntersuchungen im Spital
UNI NOVA: Wenn Sie nun in der Forschung       den artifiziellen Laborbedingungen zu         anfällt, zum Beispiel Urin, Bronchialse-
neue Antibiotika entwickeln, verschärfen      tun, unter denen gearbeitet wird. Man         krete oder infiziertes Gewebe, das bei
Sie das Problem nicht zusätzlich, be-         kultiviert Bakterien auf eine Art, die        orthopädischen Operationen ausgeräumt
schleunigen Sie nicht diesen Teufelskreis?    kaum etwas gemein hat mit dem physio-         wird. Mit diesen Proben bestimmen wir
DEHIO: Nein, ganz im Gegenteil: Wir brau-     logischen Zustand der Keime im Körper.        die Physiologie der Bakterien im mensch-
chen dringend neue Antibiotika mit            Im Labor wachsen Bakterien mit maxima-        lichen Körper. Dann bilden wir das Infek-
neuen Wirkprinzipien, welche die vor-         ler Geschwindigkeit, im Körper dagegen        tionsgeschehen im Miniaturformat nach,

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Gespräch

zum Beispiel durch den Einsatz mensch-      hiermit nur begrenzt Umsatz erzielt wer-                Christoph Dehio
licher Minigewebe auf einem Chip. Da-       den kann.                                     ist seit 2000 Professor für Mikro­
                                                                                             biologie am Biozentrum der
mit können wir nach neuen Wirkstoffen       UNI NOVA: Wieso?
                                                                                         Universität Basel. Er studierte Bio­
suchen.                                     DEHIO: Weil ein neues Antibiotikum, das
                                                                                            logie an der Universität Köln
UNI NOVA: Wird dieses Verfahren auch an-    zu breit eingesetzt wird, sofort wieder         und promovierte am dortigen
dernorts eingesetzt?                        Resistenzen hervorrufen kann und damit        Max-Planck-Institut für Pflanzen­
DEHIO: Nur zum Teil. Unser Alleinstel-      bald unwirksam würde. Man sollte es für         züchtungsforschung. Weitere
                                                                                             Stationen waren das Institut
lungsmerkmal ergibt sich aus dem idea-      schwerkranke Patienten reservieren, die
                                                                                                Pasteur in Paris und das
len Umfeld in Basel. Wir haben hier am      dringend ein wirksames Medikament be-          Max-Planck-Institut für Biologie
Biozentrum eine exzellente Grundlagen-      nötigen.                                          in Tübingen. Er ist Mitglied
forschung, die sehr gut mit der Infektio-   UNI NOVA: Sie sind Biologe. Wären Sie           der Nationalen Akademie der
logie am Universitätsspital verzahnt ist.   gerne auch Ökonom?                             Wissenschaften Leopoldina und
                                                                                          der European Molecular Biology
Dazu kommen die Bioingenieure des           DEHIO: Nein, die Marktmechanismen im
                                                                                             Organization. Seit 2019 leitet
ETH-Departments D-BSSE in Basel, die mit    Wechselspiel mit ordnungspolitischen         Dehio den Nationalen Forschungs­
Minigeweben arbeiten. Und natürlich ha-     Massnahmen sind das Spielfeld der Wirt-           schwerpunkt «AntiResist».
ben wir hier Pharmafirmen wie Roche,        schaft und der Politik. Der NFS muss sich
aber auch KMUs, die bereits in der Anti-    um die wissenschaftliche Innovation in
biotikaentwicklung aktiv sind.              der frühen Phase der Antibiotikaentwick-                NFS AntiResist
UNI NOVA: Die Pharmaindustrie soll die      lung kümmern.                                Der Nationale Forschungsschwer­
                                                                                           punkt (NFS) «AntiResist» sucht
neuen Medikamente auf den Markt brin-       UNI NOVA: Angenommen, es gäbe den
                                                                                              nach neuen Strategien zur
gen.                                        NFS nicht und mit ihm die neuen Antibio-     Bekämpfung antibiotikaresistenter
DEHIO: Ja, und wir schaffen mit unserer     tika – was würde passieren?                   Keime. Er erforscht interdiszipli­
Forschung dafür eine neue Grundlage.        DEHIO: Wir wollen mit dem NFS einen Pa-          när, wie die biochemischen
Die Schnittstelle zur Industrie ist sehr    radigmenwechsel in der Antibiotikafor-        und biophysikalischen Prozesse
                                                                                         der bakteriellen Erreger in infizier­
wichtig. Wir haben sie bei der Entwick-     schung bewirken, aber zum Glück gibt es
                                                                                           ten Patientinnen und Patienten
lung unseres Forschungskonzepts früh-       noch viele andere Forschungsprojekte in      ablaufen. Diese Vorgänge werden
zeitig einbezogen.                          diesem Bereich, die zur Innovation beitra-     in Gewebemodellen simuliert,
UNI NOVA: Der Markt funktioniert nicht,     gen werden, sowohl im akademischen           welche die Entwicklung neuartiger
haben Sie gesagt. Was muss sich also än-    wie im industriellen Sektor. Wenn es aber       Wirkstoffe und Wirkprinzipien
                                                                                         ermöglichen sollen. Der Hauptsitz
dern?                                       nicht gelingt, neue Antibiotika zu entwi-
                                                                                            des NFS ist das Departement
DEHIO: Entweder geben die Gesundheits-      ckeln, wird die Menschheit zunehmend         Biozentrum der Universität Basel,
systeme pro Antibiotikabehandlung           unter den Auswirkungen der Resistenz-         beteiligt sind ferner das Departe­
mehr Geld aus. Das passiert bereits etwa    problematik leiden. Eine im Auftrag der      ment Biomedizin der Universität,
im Vereinigten Königreich, und weitere      britischen Regierung erstellte Studie pro-      das Universitätsspital Basel,
                                                                                          das Departement für Biosysteme
Länder wie die USA erwägen diesen           gnostiziert für diesen Fall, dass im Jahr
                                                                                         (D-BSSE) der ETH Zürich in Basel
Schritt. Sobald wieder Geld verdient wer-   2050 mehr Menschen an den Folgen von             sowie weitere akademische
den kann, werden Firmen und Investoren      Antibiotikaresistenzen sterben werden             Institutionen in Zürich und
wieder verstärkt in die Antibiotikaent-     als durch Krebs. Sie können sich ausma-        Lausanne. Der Schweizerische
wicklung einsteigen. Oder man schafft       len, was das für die Gesellschaft bedeutet        Nationalfonds fördert den
                                                                                             NFS in der ersten Phase mit
neue Anreizsysteme: Die Firma, die ein      und welche Kosten hierdurch entstehen.
                                                                                                    17 Mio. Franken.
neues Antibiotikum entwickelt, be-          Das Risiko, dass man in Folge eines medi-
kommt eine Prämie, wenn dieses erfolg-      zinischen Routineeingriffs oder einer
reich in den Markt eingeführt wurde.        einfachen Infektion stirbt, wäre plötzlich
Dieses Instrument berücksichtigt, dass      wieder so gross wie zuletzt im 19. Jahr-
ein neues Antibiotikum zunächst einmal      hundert. Das müssen wir verhindern.
im Reserveschrank versorgt wird, sodass

                                                       UNI NOVA 135 / 2020                                                       11
Nachrichten

                                 Kultur, Corona
                                  und Chemie.
Coronapandemie

Notbetrieb und
Hochbetrieb.
Die Coronapandemie hat auch die Univer-
sität Basel zu einschneidenden Massnah-
men gezwungen: In diesem Frühlingse-
mester wurde der Präsenzunterricht ein-
gestellt, die Forschung auf Notbetrieb
reduziert und die Mitarbeitenden wurden
ins Homeoffice geschickt. Dies mit dem
Ziel, die Gesundheit der Angehörigen der
Universität zu schützen und zur Eindäm-
mung der Pandemie beizutragen.
    Dozierende verlagerten den Unter-
richt auf digitale Kanäle, Studierende
hatten ihr Studium neu zu organisieren
und einzelne Doktorierende und Postdocs
ihre Laufbahnplanung zu ändern. Zudem
mussten Forschungsvorhaben verschoben
werden. Eindrücklich zeigte sich auch das
Engagement vieler Forschender der Uni-
versität Basel, mit ihrer Arbeit dazu bei-
                                                                 Weiterbildungsangebot
zutragen, die Ausbreitung des Virus zu
verstehen und Massnahmen zu seiner                            20 Jahre
Bekämpfung zu entwickeln.
                                                         Kulturmanagement.
                                             Das Studienangebot Kulturmanagement an der Universität Basel          Das Studien-
                                             wird dieses Jahr 20. Als einer der ersten Studiengänge seiner Art    angebot Kultur-
                                                                                                                 management führt
                                             in der Schweiz vermittelt das Weiterbildungsprogramm in zwei
                                                                                                                     praktische
                                             Jahren vertiefte Kompetenzen an der Schnittstelle von Kultur         Kulturarbeit und
                                             und Management, von Kulturproduktion und Kulturpolitik.             universitäre Lehre
                                             Über 500 Frauen und Männer haben inzwischen einen MAS-                 zusammen.
                                             Abschluss in Kulturmanagement erworben, der im europäi-
                                             schen Bildungsraum anerkannt wird.
                                                 Die berufsbegleitende Weiterbildung, die sich auch in Ein-
                                             zelmodulen studieren lässt, umfasst kulturwissenschaftliche
                                             Themen, Management-, Kommunikations- und Medienfragen
                                             ebenso wie Rechtsproblematiken, kulturpolitische Fragestellun-
                                             gen und praktische Kompetenzen. Besonders Wert gelegt wird
                                             auf die Kulturreflexion, was sich auch im Webmagazin zum 20.
                                             Geburtstag zeigt.
                                             202020.ch

12                                                       UNI NOVA 135 / 2020
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                                                                                                                                                                       für noch
                                                                                                                                                                    mehr Wissen.
Wissenschaft im Gespräch

Uni-Talks in Baselland.                                                                                                                                            Gratis abonnieren.
Die Universität Basel veranstaltet im Herbst 2020 vier
Podiumsgespräche in Liestal und Sissach, an denen
Expertinnen und Experten der Universität sowie Fach-
leute aus der Region mit dem Publikum über aktuel-
le Themen diskutieren. Auf dem Programm stehen                                                                                                                                                                                UNI NOVA
                                                                                                                                                                                                                                Das Wissenschaftsmagazin der Universität Basel — N°135 / Mai 2020

im September zwei Podiumsdiskussionen            in boundaries.
                                     Be brave. Push   Liestal
zum Thema «Entscheidungen» undChange  zur Altersvorsor-
                                           the future of healthcare together with us.
                                                                                                     At Roche, we are working towards one goal: solving some

ge. Zwei weitere Events widmen sich im November
                                                                                                     of the greatest challenges for humanity using science
                                                                                                     and technology. Every day, our work impacts the lives of
                                                                                                     millions of patients all around the world. Sounds thrilling
                                                                                                     and you are interested in seeing more?

in Sissach der Familie und anderen Lebensgemein-                                                                    https://go.roche.com/personalized_healthcare
                                                                                                                                                                                    N°135 / Mai 2020

schaften sowie der Bekämpfung von Antibiotikaresis-                                                  By challenging conventional thinking and our wild curiosity,
                                                                                                     we have become one of the world’s leading research-
                                                                                                     focused healthcare companies.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Das Wissenschafts­magazin
                                                                                                     This would not be possible without brilliant students/PhDs/
                                                                                                                                                                                    UNI NOVA — Das Wissenschaftsmagazin

tenzen.                                                                                              postdocs or recent graduates with a passion for:

                                                                                                     •   Natural Sciences/Life Sciences
                                                                                                                                                                                                                                                               Wie wir                                                          der ­Universität Basel
                                                                                                     •
                                                                                                     •
                                                                                                         Digital Sciences
                                                                                                         Computer Sciences/IT                                                                                                                                entscheiden.
unibas.ch/uni-talk
                                                                                                     •
                                                                                                     •
                                                                                                         Engineering
                                                                                                         Business

                                                                                                     Be brave, take matters into your own hands. Apply at
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                                                                                                                                                                                                                             Gespräch                      Debatte                           Album              Essay
                                                                                                                                                                                                                           Antibiotika           Komplementärmedizin:                Basler Stammbäume   Mehr Gleichstellung:
                                                                                                                                                                                                                          sollen wirken.           Breites Spektrum.                   aus dem Archiv.    Gender und Recht.

                                             01_ROC_37_HR_20_224_Uni_Nova_(science)_210x280.indd 1                                                                 17.03.20 10:21
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                unibas.ch/uninova

Chemical Landmark

Ehre für Paracelsus.
                                                                                                                                                           Coupon ausschneiden und ­senden an:
Er gehört zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die                                                                                                        Universität Basel, Kommunikation, Petersgraben 35, Postfach, 4001 Basel
je an der Universität Basel gelehrt haben: Paracelsus
                                                                                                                                                           UNI NOVA erscheint zweimal im Jahr.
kam 1527 als Stadtarzt und Professor für Medizin nach
Basel. In seinen teilweise auf Deutsch gehaltenen                                                                                                          Bitte senden Sie mir UNI NOVA in folgender Sprache:

Vorlesungen arbeitete er darauf hin, die Medizin zu
                                                                                                                                                                        Deutsch                                                                        Englisch
reformierten und an praktischen Erfahrungen und
Experimenten, ja am Patienten auszurichten. Die
                                                                                                                                                           Bitte senden Sie UNI NOVA an:
Akademie der Naturwissenschaften Schweiz ehrt den
Schweizer Arzt, Alchemisten und Naturphilosophen,
indem sie das Haus «Zum Vorderen Sessel», wo Para-                                                                                                         Name, Vorname
celsus unter anderem arbeitete, als historische Stätte
der Chemie auszeichnet. Heute befindet sich darin
das Pharmaziemuseum der Universität Basel.                                                                                                                 Strasse, Hausnummer oder Postfach
pharmaziemuseum.ch

                                                                                                                                                           PLZ, Ort

                                                                                                                                                           E-Mail

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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        13
Dossier

       Wie wir
     entscheiden.
                Illustrationen: Christina Baeriswyl

        Welche Option wähle ich am
          besten? Soll ich dabei ein
     Risiko eingehen oder lieber nicht?
         Entscheidungen treffen wir
      lebenslang – doch die wenigsten
           sind uns auch bewusst.

14                  UNI NOVA 135 / 2020
Dossier

           Attraction Effect.
           Nehmen Sie an, Sie wollen        weite­ren teuren Fernseher hin­
           einen Fernseher kaufen und       zu, der aber deutlich schlechter
           sind gerade hin- und hergeris­   als der erste teure Fernseher
           sen zwischen einem günstigen,    ist, dann werden Sie den ers­
           einfachen und einem teuren       ten teuren Fernseher vorziehen.
           Hightechgerät. Erweitert man     Nach klassischen ökonomischen
           die Auswahl um einen weite­-     Entscheidungstheorien darf
           ren günstigen Fernseher, der     das aber nicht passieren. Der
           aber deutlich schlechter als     Attraction Effect beschreibt,
           der erste günstige Fernseher     wie die Hinzunahme einer drit­
           ist, werden Sie den ersten       ten Option die Entscheidung
           günstigen Fernseher wählen.      zwischen zwei anderen Optio­
           Nimmt man stattdessen einen      nen beeinflusst.

UNI NOVA 135 / 2020                                                       15
Dossier

                       «  Menschen
                 entscheiden vielfältig.  »
                  In der Forschung über menschliche Entscheidungen rücken
                      die Psychologie und die Ökonomie nahe zusammen.
               Einer der Ersten, der sich an der Universität Basel mit dem Thema
                        intensiv befasst hat, ist Prof. Dr. Jörg Rieskamp.

                                                    Interview: Christoph Dieffenbacher

                        UNI NOVA: Herr Rieskamp, es heisst, dass ein erwach-        Diese Merkmale bleiben in der Regel ein Leben lang
                        sener Mensch jeden Tag Zehntausende von Entschei-           relativ stabil. Beispielsweise unterscheiden sich Men-
                        dungen zu treffen habe. Warum weiss man darüber             schen hinsichtlich ihrer sogenannten Risikopräfe-
                        so wenig?                                                   renz: Die meisten Menschen sind risikoscheu, aber
   Jörg Rieskamp        JÖRG RIESKAMP: Obwohl die Entscheidungspsycholo-            es gibt auch Menschen, die sehr risikofreudig sind.
  ist Professor und     gie eine relativ junge Wissenschaft ist, stehen wir         Dabei muss man aber sehen, dass sich unsere Aufga-
leitet das Center for
                        nicht ganz am Anfang. Wir konnten schon eine                ben und Anforderungen im Leben verändern. Je nach
 Economic Psycho­
logy an der Fakultät
                        Reihe von Erkenntnissen vorlegen. Die Entschei-             Situation werden dann mehr oder weniger riskante
für Psychologie der     dungsforschung erhielt beispielsweise besondere             Entscheidungen getroffen. Dabei sind das Lebensal-
  Universität Basel.    Aufmerksamkeit, als vor rund 20 Jahren die beiden           ter und die damit zur Verfügung stehenden Ressour-
  Bevor er 2008 an      Forscher Daniel Kahneman, ein Psychologe, und Ver-          cen sehr entscheidend.
    die Universität
                        non L. Smith, ein Ökonom, aus den USA für ihre              UNI NOVA: Wirtschaftswissenschaften und Psycholo-
 Basel kam, hatte er
   am Max-Planck-
                        Arbeiten den Wirtschaftsnobelpreis erhielten. Un-           gie arbeiten in dieser Art Forschung eng zusammen.
    Institut für Bil­   sere Forschung steht immer im Wechselspiel zur              Soll Letztere den Ersteren dabei helfen, das ökonomi-
 dungsforschung in      Ökonomie, die häufig einen rational agierenden              sche System als Ganzes am Laufen zu halten?
  Berlin gearbeitet.    Menschen in ihren Theorien postuliert. Doch statt           RIESKAMP: Helfen würde ich nicht sagen. Wir Psycho-
  Heute untersucht
                        auf Normativität konzentrieren wir Psychologinnen           logen haben einfach einen anderen Fokus, indem wir
   er, wie Entschei­
     dungen unter
                        und Psychologen uns mehr auf die grundlegenden              erklären wollen, wie Menschen Entscheidungen tref-
  Risiko und Unge­      kognitiven Prozesse, die zu Urteilen und Entschei-          fen. Falls wir in der Beschreibung des menschlichen
 wissheit zustande      dungen führen …                                             Verhaltens zu anderen Resultaten als die Ökonomen
     kommen und         UNI NOVA: … und grenzen sich dabei vom Bild des             kommen, könnten diese Erkenntnisse dazu beitra-
   welche Theorien
                        Homo oeconomicus ab, der sich nach dem grösst-              gen, realitätsnähere Modelle in den Wirtschaftswis-
     und Modelle
     menschliches
                        möglichen wirtschaftlichen Nutzen richtet?                  senschaften zu entwickeln. Dieses Wechselspiel
     Urteilen und       RIESKAMP: Ja, das ist der Punkt. Denn Entscheidungen        zeichnet sich an der Universität Basel beispielsweise
 Entscheiden erklä­     einer bestimmten Person hängen von vielen Fakto-            durch unser Bernoulli-Network aus, bei dem der Aus-
      ren können.       ren ab – wie etwa von der Situation und dem Kon-            tausch zwischen Psychologie und Ökonomie im Vor-
                        text. Solche Einflüsse können sich auch bei verschie-       dergrund steht.
                        denen Menschen vielfältig auswirken. Wir haben              UNI NOVA: Wenn Menschen zu Kunden und Anlegern
                        beispielsweise gezeigt, dass bestimmte Persönlich-          werden: Wie nahe stehen sich Ökonomie und Psy-
                        keitsmerkmale Entscheidungen stark beeinflussen.            chologe in der Entscheidungsforschung?

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Dossier

RIESKAMP:  Es gibt wesentliche Unterschiede: Bei vie-   ständnis von Wahrscheinlichkeiten ist es dann aller-
len individuellen Entscheidungen sind die mögli-        dings notwendig, die Referenzklasse genauer zu er-
chen Konsequenzen nicht vollkommen sicher. Ent-         klären, also die Klasse von Ereignissen oder Objek-
scheidungen werden unter unsicheren Bedingungen         ten, auf die sich die Wahrscheinlichkeit bezieht.
und Risiko getroffen, wie wir Psychologen sagen.        UNI NOVA: Verstehen Sie sich eher als Grundlagen-
Beim Konsumverhalten vernachlässigen wir häufig         oder als anwendungsorientierter Forscher?
diese Unsicherheit: Bei der Wahl eines Waschmittels     RIESKAMP: Als beides. Indem wir die kognitiven Pro-
im Supermarkt gehen wir davon aus, dass der Preis       zesse beim Menschen untersuchen, die zu vielfälti-
feststeht und an der Kasse nicht noch einmal geän-      gen Entscheidungen führen, sind wir klar Grundla-
dert wird. Ganz anders wiederum sieht es bei Anla-      genforscher. Doch das Schöne an dieser Wissenschaft
geentscheidungen, beispielsweise bei der Altersvor-     ist, dass wir durch die Erklärung von Entscheidun-
sorge, aus. Eine Anlage in Aktien führt nicht notwen-   gen auch schnell deren praktische Relevanz und de-
digerweise zu einer hohen Rendite, insbesondere bei     ren Anwendungsbezug herstellen können. Beispiels-
kurzfristiger Betrachtung. Hier ist es wichtig, die     weise sollte man jemandem, der in seinem allgemei-
unterschiedlichen Risikotypen von Menschen zu be-       nen Verhalten sehr risikoscheu ist, abraten, sein
achten und auch die Risikotoleranz zu erfassen. Nach    ganzes Vermögen kurzfristig in Aktien anzulegen.
der letzten Finanzkrise wurden Banken ja auch dazu
verpflichtet, ihre Kunden und Kundinnen umfassen-
der über die angebotenen Produkte und deren Risi-
ken zu informieren.
UNI NOVA: Wir treffen täglich Entscheidungen, deren
Folgen unsicher sind. Entscheiden würde also heis­
sen, zwischen verschiedenen Risiken zu wählen?
RIESKAMP: Ja, das sieht man deutlich bei Gesundheits-
fragen. So konnten viele Menschen zu Beginn das
Risiko des Coronavirus nur schwer bewerten und
einschätzen, was natürlich auch mit der einherge-
henden Dynamik zusammenhängt. Und bei der Wahl
eines Verkehrsmittels wissen viele Menschen nicht,                     «Das Risiko von
wie gross die Unterschiede punkto Gefährlichkeit                 neuen und furchterregenden
statistisch sind – wie riskant etwa Motorradfahren
im Vergleich zum Autofahren ist und wiederum wie                    Gefahren wird häufig
sicher man im Flugzeug sitzt. Menschen schätzen                   überschätzt, während das
bestimmte Risiken und Gefahren unterschiedlich
und nicht immer genau ein. Das Risiko von neuen                     Risiko von vertrauten
und furchterregenden Gefahren wird häufig über-                  Gefahren unterschätzt wird.»
schätzt, während das Risiko von Gefahren unter-
                                                                                   Jörg Rieskamp, Psychologe
schätzt wird, mit denen wir schon lange umgehen
und mit denen wir vertraut sind. Dabei stimmt die
subjektive Wahrnehmung eines Risikos oft nicht mit
der objektiven Gefahr überein.
UNI NOVA: Täuscht der Eindruck, dass der Mensch in
Sachen Abschätzen von Risiko und Wahrscheinlich-
keit nicht besonders gut ist?
RIESKAMP: Naja, die Wahrscheinlichkeitstheorie ge-
hört zur Mathematik, die viele Menschen nicht be-
sonders gut beherrschen. Deshalb fällt es Menschen
in neuen Situationen häufig schwer, konkrete und
genaue Wahrscheinlichkeitsschätzungen zu geben.
Wenn jemand hingegen viel Erfahrung in einem Be-
reich gesammelt hat und als Expertin oder Experte
gilt, können dessen Schätzungen sehr präzise sein.
So gehen beispielsweise Meteorologen sehr gut mit
Wahrscheinlichkeitsangaben bei Wetterprognosen
um. Zur Kommunikation und zum besseren Ver-

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Dossier

Aversion gegen Ambiguität.
Die Forschung unterscheidet       zeigen, dass Menschen Ambi­
zwischen Risiko und Ambigui­      guität noch mehr scheuen als
tät. Risiko ist Unsicherheit      Risiko. Die Aversion gegenüber
bei bekannten Wahrscheinlich­     Ambiguität lässt sich im Alltag
keiten. So ist es im Roulette     sehr gut beobachten, zum Bei­
einfach, die Gewinnwahrschein­    spiel bei der Automiete: Men­
lichkeit zu berechnen. Ambi­      schen versuchen eine Selbst­
guität ist Unsicherheit bei un­   beteiligung bei Mietwagen zu
bekannten Wahrscheinlich-         vermeiden, obwohl ein Scha­
keiten, etwa beim Poker, weil     densfall eher unwahrscheinlich
ich nicht weiss, welche Karten    ist. Der Grund ist, dass man
die anderen Spieler in der        eben nicht genau weiss, wie
Hand haben. Man kann nun          wahrscheinlich ein Unfall ist.

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Dossier

                                   Münzwürfe
                                  können helfen.
                Wer vor schwierigen Entscheidungen eine Münze wirft, kann es
                    sich leichter machen. Man braucht sich ja nicht an das
                  Zufallsergebnis zu halten – aber es könnte Emotionen und
                                   Denkprozesse anregen.

                                                          Text: David Herrmann

E
      ntscheiden fällt schwer. So auch        solchen Wahl: Soll ich in der Wirtschafts-    dung. Eine zweite Untersuchung, diesmal
      einem jungen Juristen: Nach Ab-         beratung bleiben oder in die Wissen-          mit einem Würfel anstelle der Münze,
      schluss seines Studiums hatte er        schaft wechseln?», erzählt Jaffé. Sie ent-    kam zum selben Ergebnis.
zwei verlockende Stellenangebote auf          schied sich für die Stelle im Team von            Münze und Würfel wirken als soge-
dem Tisch. Einmal in einer grossen Kanz-      Prof. Dr. Rainer Greifeneder an der Fakul-    nannte Katalysatoren und erleichtern so
lei mit gutem Gehalt und Karriereaussich-     tät für Psychologie. Sie und ihre Kollegin-   die Wahl, sagt Jaffé: «Mit der Münze legt
ten, aber langen Arbeitszeiten und vielen     nen und Kollegen wollen im Rahmen ei-         man sich für eine der Möglichkeiten fest.
Überstunden. Dem stand ein Angebot ei-        nes vom Schweizerischen Nationalfonds         Diese wird auf einmal konkret und damit
ner kleineren Kanzlei gegenüber. Gehalt       geförderten Projekts herausfinden, wa-        greifbar. Das löst Emotionen aus: Bin ich
und Karrieremöglichkeiten waren hier          rum uns ein Münzwurf bei der Entschei-        mit der Wahl einverstanden oder nicht?
nicht so rosig, dafür versprachen die Ar-     dungsfindung helfen kann.                     Wie gehe ich mit dem Ergebnis um?» Die
beitszeiten ein hohes Mass an Flexibilität.                                                 Befragung zeigte denn auch, dass sich die
Was tun? Der junge Mann wog Argu-             Verlockendes Fünf-Gänge-Menü                  Probanden und Probandinnen, ganz wie
mente ab, schrieb Pro- und Kontralisten       Ausgangspunkt dafür waren Studien, bei        in der Untersuchungsanlage vorgegeben,
und kam doch nicht zu einer Entschei-         denen sich die Probanden und Probandin-       nicht immer an das Ergebnis hielten.
dung. Da warf er eine Münze mit dem           nen ein Fünf-Gänge-Menü zusammenstel-         Wenn sie mit dem Ergebnis der Münze
Ergebnis: die grosse Kanzlei. Doch damit      len durften. Die offerierten Speisen wa-      nicht zufrieden waren, konnten die Teil-
fühlte er sich überhaupt nicht wohl und       ren alle sehr verlockend, was die Wahl        nehmenden auch eine gegenteilige Ent-
entschied sich für die andere Stelle.         erschwerte. Vor jeder Entscheidung war-       scheidung fällen. Ganz so wie der junge
     Der Jurist stand am Anfang eines For-    fen die Teilnehmenden eine Münze, wo-         Jurist, dem die Münze gezeigt hat, was er
schungsprojekts der Universität Basel:        bei das Ergebnis nur als Entscheidungs-       nicht wollte.
Hier hatte eine Sozialpsychologie-Gruppe      hilfe und nicht als Vorgabe betrachtet
mit Mariela Jaffé, Leonie Reutner, Maria      werden sollte. Damit unterscheidet sich       Auf einmal wird die Intuition sichtbar
Douneva und Rainer Greifeneder im pri-        dieser Münzwurf von jenem, der aus dem        Eine so simple und alltägliche Praxis wie
vaten Umfeld schon seit einiger Zeit beob-    Sport – etwa zur Platzwahl im Fussball –      der Münzwurf kann uns tatsächlich von
achtet, wie schwer vielen Leuten Ent-         bekannt ist; dort ist das Ergebnis bindend.   der Qual der Entscheidungsfindung erlö-
scheidungen fallen. «Auch ich selbst stand    Die Untersuchung zeigte tatsächlich: Die      sen. Damit füllt die Arbeit der Basler For-
vor meinem Doktorat in Basel vor einer        Münze hilft bei der Entscheidungsfin-         schungsgruppe eine Lücke: Bisherige Un-

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Dossier

                              tersuchungen hatten sich jeweils auf das     Dann nämlich, wenn sie sich mit der ei-
                              Beispiel des Münzwurfs im Fussball kon-      genen Entscheidung deckt. «Die Proban-
                              zentriert, wo er die Rolle eines Entschei-   den und Probandinnen könnten sich
                              ders übernimmt. Die Überlegung, dass         dann in ihrer Meinung bestärkt fühlen
                              ein Münzwurf auch eine Katalysatorfunk-      und werden gleichzeitig von anderen als
                              tion übernehmen kann, ist hingegen neu.      eher für das Ergebnis verantwortlich be-
                              Diese Praxis kann uns helfen, unsere In-     wertet, als wenn sie einfach den Zufall
                              tuition sichtbar zu machen, und uns mit      entscheiden lassen.»
                              unserem Bauchgefühl zu verbinden.
                                   «Als Nächstes interessiert uns, ob es   Entscheiden heisst verzichten
                              in der Akzeptanz der Münzwahl Unter-         In der privaten Praxis könne uns der
                              schiede gibt zwischen den verschiedenen      Münzwurf eine Hilfe sein und für uns Ent-
                              Entscheidungstypen, die bei den Men-         scheidungen erleichtern. Es sei aber auch
                              schen zwischen rational und intuitiv lie-    vorstellbar, diese Erkenntnisse ins Berufs-
                              gen können», sagt Jaffé. Erste Ergebnisse    leben zu übertragen, sagen die Psycholo-
                              zeigen, dass Personen, die eher aus dem      ginnen und Psychologen. So könnten
                              Bauch heraus entscheiden, besser mit der     Entscheidungsträger in Firmen entlastet
                              Idee des Münzwurfs umgehen können. Je        werden, indem sie in schwierigen Situati-
                              nach Zufriedenheit mit dem Ergebnis          onen mit einer Münze testweise entschei-
                              können sie so einen eigenen Entscheid        den. Wichtig sei dann aber, dass sie die
                              fällen. «Für rational entscheidende Men-     Gefühle und Überlegungen, die letztlich
                              schen scheint der Münzwurf hingegen          zum Entscheid geführt haben, auch mit
                              keine präferierte Entscheidungsstrategie     Fakten unterlegen. «Wenn ein Manager
                              zu sein», erklärt die Psychologin.           oder eine Managerin sagt, für einen Ent-
                                   Vertrackt wird es dann, wenn jemand     scheid eine Münze geworfen zu haben,
                              das Ergebnis des Münzwurfs ablehnt und       kommt das wohl nicht so gut an», sagt
                              eine gegenteilige Entscheidung trifft,       Jaffé lächelnd.
                              diese sich aber im Nachhinein als Fehler          Wir wählen jeden Tag unzählige
                              entpuppt. «Da gibt es durchaus Leute, die    Male zwischen verschiedenen Optionen.
                              der so handelnden Person eine grössere       Jeder Entscheid bedeutet immer auch
                              Verantwortlichkeit für das negative Er-      Verzicht auf etwas anderes. Der Jurist
                              gebnis zuschreiben», so Jaffé. Doch          verzichtet zum Beispiel auf Geld und Kar-
                              könnte im umgekehrten Fall die Münze         riere zugunsten von Zeit und Flexibilität.
                              auch eine Dopplerfunktion übernehmen.        In einem Folgeprojekt will Jaffé untersu-
                                                                           chen, wie sich die Ergebnisse unterschei-
                                                                           den, wenn von Anfang an klar ist, worauf
                                                                           die Probanden verzichten. Konkret zeigt

            «Wir wählen jeden                                              sie Studierenden der Psychologie entwe-
                                                                           der ein Snickers oder Smarties, beides
       Tag unzählige Male zwischen                                         zwei sehr beliebte Snacks. Die Münze

         verschiedenen Optionen.                                           wählt wiederum für die Probanden –
                                                                           auch hier als Entscheidungshilfe und
     Jeder Entscheid bedeutet immer                                        nicht bindend.

          auch Verzicht auf etwas                                               Die Forscherin erwartet, dass in die-
                                                                           ser Situation Verzichtsgedanken durch
                 anderes.»                                                 das Ergebnis des Münzwurfs stärker prä-
              Mariela Jaffé, Psychologin                                   sent sein werden: «Denn die Probanden
                                                                           und Probandinnen sehen direkt, worauf
                                                                           sie verzichten, wenn sie sich gegen die
                                                                           Münze entscheiden.» Ob die Testpersonen
                                                                           am Ende mit ihrer Wahl zufrieden sind,
                                                                           wurde allerdings noch nicht untersucht.
                                                                           Vielleicht ändert ja auch der Jurist irgend-
                                                                           wann seine Meinung und wird später
                                                                           doch noch auf Karriere setzen.

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Dossier

           Gedächtnis-Bias.
           Ich sitze im Büro und überlege,    ich diese Option gar nicht so
           wo ich Mittag essen möchte,        sehr mag. Dafür gibt es min­
           ohne dass ich die Restaurants      destens zwei Erklärungen.
           vor Augen habe – ich muss          Erstens: Wenn ich mich nicht
           sie mir also aus dem Gedächt­      gut an eine Sache erinnere,
           nis abrufen. In dieser Situation   dann vermute ich, dass sie
           haben Menschen eine Präfe­         nicht so gut sein kann. Zwei­
           renz für Optionen, an die          tens: Wenn ich mich an eine
           sie sich besser erinnern. Wenn     Sache nicht mehr gut erinnern
           ich also klare Erinnerungen        kann, bin ich mir auch nicht
           an den Schnellimbiss um die        ganz sicher – es ist also eine
           Ecke habe, dann ist es auch        unsichere Option. Und Unsi­
           wahrscheinlicher, dass ich mich    cherheit und Ambiguität
           dafür entscheide, selbst wenn      mögen Menschen nicht.

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Dossier

              Wie uns das Gedächtnis
                  täuschen kann.
                        In vielen Situationen wählen wir jene Optionen aus,
                     an die wir uns am stärksten erinnern. Ein Grund für diese
                         Tendenz ist, dass uns schwache Erinnerungen ein
                                   Gefühl von Unsicherheit geben.

                                                           Text: Martin Hicklin

W
            enn wir uns entscheiden müssen, rufen                                 Die Versuchsanlage hat sich bewährt. Belegt wurde
            wir im Alltag laufend aus dem episodi-                                in einem komplexen Versuch mit 30 Teilnehmenden,
            schen Gedächtnis mehr oder weniger                                    dass in dieser Situation meist jene Optionen gewählt
verlässliche Erinnerungen ab. Diese benötigen wir,                                wurden, an die sich die Probanden am besten erin-
wenn es zum Beispiel darum geht, ein Restaurant zu                                nerten. Das auch dann, wenn der zugehörige Snack
wählen, das man mit Kolleginnen und Kollegen be-                                  zuvor eher als schlecht bewertet worden war.
                                                           Sebastian Gluth
suchen könnte. Oder wenn mit Freunden ein Wan-                                         Der hier wirksame verzerrende Einfluss des Ge-
                                                             ist Professor
derwochenende geplant ist.                                  und leitet die
                                                                                  dächtnisses wird als «Memory Bias» bezeichnet. Er
    Da werden verschiedene Optionen vor das geis-         Abteilung Decision      war nun zwar nachgewiesen. Aber die Mechanismen
tige Auge treten, die einen besonders lebhaft, andere       Neuroscience          dahinter blieben ungeklärt. Diese Lücke hat nun
eher blass erinnert. Obwohl alltäglich genutzt, ist das   an der Fakultät für     Gluth mit den Doktorierenden Regina Weilbächer
                                                           Psychologie der
Zusammenspiel zwischen Gedächtnis und dem kog-                                    und Peter Kraemer gefüllt. Die drei testeten die Hy-
                                                          Universität Basel.
nitiven Prozess des Entscheidens erstaunlicherweise                               pothese, dass die Wahl einer vergessenen oder
wenig erforscht. Das möchte Prof. Dr. Sebastian                                   schwach erinnerten Option gleichbedeutend ist mit
Gluth mit seinem Team der Abteilung Decision Neu-                                 der Wahl einer unsicheren Option. Unsicherheit, so
roscience an der Fakultät für Psychologie ändern. Die                             weiss man auch aus der Forschung, hat niemand
Zusammenhänge zwischen den im «episodischen                                       gern und wird im Prinzip eher gemieden.
Gedächtnis» gespeicherten konkreten Erinnerungen
und dem Prozess des Entscheidens sind sein wich-                                  Risiken, wenn Verluste drohen
tigstes Forschungsthema.                                                          Für den Versuch nutzten die Forschenden eine ältere
                                                                                  und gut belegte Beobachtung aus der Unsicherheits-
Verzerrender Einfluss                                                             forschung: In zahlreichen Studien der vergangenen
Welche Option warum schliesslich siegt und wie ob-                                Jahrzehnte hatten Wissenschaftler um die beiden
jektiv die Erinnerung mitspielt, haben Gluth und                                  Psychologen Amos Tversky und Daniel Kahneman
Mitforschende vor einigen Jahren untersucht. Weder                                gezeigt, dass Menschen, wenn es ums Gewinnen
in Restaurants noch auf Wanderwegen, sondern vor                                  geht, die sicherste Wahl bevorzugen sowie Glücks-
dem Bildschirm im Labor, wo es galt, Snacks zu be-                                spiele oder Lotterien meiden. Genau umgekehrt aber
werten, sich ihre Verbindung mit einer Art Memory-                                gehen sie eher Risiken ein, wenn es darum geht, si-
Kärtchen zu merken und schliesslich eine Kärtchen-                                chere Verluste zu vermeiden. Dieses Phänomen
Wahl zu treffen, ohne dass der dazugehörende Snack                                nannten Kahneman und Tversky den Reflection Ef-
gezeigt wurde.                                                                    fect. Basierend auf dieser Forschung und der Hypo-

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Dossier

these, dass Unsicherheit eine Ursache des Memory
Bias ist, erwarteten nun Gluth und Kollegen, dass
sich eben jener Memory Bias umkehrt, wenn es um
Verlustentscheidungen geht.                                                      «Wir interessieren
     Und tatsächlich: Auch beim Experiment, in dem
es darum ging, aus dem Gedächtnis zu wählen,
                                                                                   uns dafür,wie
wurde – wenn eine Belohnung winkte – auf gut er-                                man Entscheidungen
innerte «sichere» Optionen gesetzt. Dieses Verhal-
ten wendete sich aber ins Gegenteil, wenn es darum
                                                                                 so gut und genau
ging, Verluste zu vermeiden. Die im Experiment                                      wie möglich
getesteten Vermutungen erwiesen sich als realis-
tisch – und man versteht nun die Rolle, die das Ge-
                                                                                voraussagen kann.»
dächtnis bei Entscheiden unter Risiko spielt, ein                                       Sebastian Gluth, Psychologe
Stück besser.
     Konsequenzen könnte das in verschiedener Hin-
sicht haben. So scheuen ältere Menschen bei ihren
Entscheiden oft Risiken mehr als junge. Das soll nach
allgemeinem Vorurteil seinen Grund in ihren festge-
fahrenen Vorstellungen haben. Doch vielleicht ist
eine andere, überraschende Erklärung für das Phäno-       wissen, wie Denken und Entscheiden funktionieren.
men das schwindende Gedächtnis. Das ist zwar – an-        Mein Ziel ist nicht einfach nur, zu wissen, was dieser
ders als die Tatsache abnehmender Gedächtnisleis-         oder jener Gehirnteil macht.»
tung im Alter – experimentell (noch) nicht erforscht           Um ein Maximum an Transparenz zu erreichen,
und belegt, kann aber als starke Vermutung aus der        gelten für Gluth und sein Team von Anfang an die
aktuellen Forschung des Teams der Abteilung Decis-        Regeln von «Open Science». Das verbessert die Wie-
ion Neuroscience gefolgert werden.                        derholbarkeit der Experimente und die Reproduk-
     «In unserer Forschung interessieren wir uns da-      tion ihrer Ergebnisse massiv. Darum werden alle
für, wie man Entscheidungen so gut und genau wie          Experimente und das geplante Vorgehen detailliert
möglich voraussagen kann. Das gehen wir auf ver-          im Voraus registriert. So können andere Forschende
schiedenen Ebenen an», sagt Gluth. Er leitet als Assis-   und Interessierte auf dem Server des Open Science
tenzprofessor die Abteilung Decision Neuroscience,        Framework (OSF, www.osf.io) bereits erfahren, wel-
einen der Pfeiler des Schwerpunkts Sozial-, Wirt-         che Hypothesen getestet werden sollen, was die Da-
schafts- und Entscheidungspsychologie. Man arbeite        ten sind, aus denen die Vermutungen abgeleitet
in der Fakultät eng zusammen. Verbindend ist laut         wurden, was man bereits weiss und wie man vorzu-
offiziellem Beschrieb «die Begeisterung für die Erfor-    gehen plant.
schung menschlicher Entscheidungen im sozialen                 Auch die Rekrutierung der Studienteilnehmer,
und wirtschaftlichen Kontext».                            ihre Zahl und die Massnahmen, die getroffen wer-
                                                          den, um die Resultate statistisch robust zu machen,
Neurowissenschaftliche Verfahren                          sind im Voraus öffentlich, und mit ihnen selbst die
Gluth bringt als besonderen Beitrag Erfahrungen mit       Skripte der Modelle, mit denen gerechnet wird. Das
neurowissenschaftlichen Verfahren wie funktionaler        ist eine Einladung zu kreativer Kritik. Ist eine Arbeit
Magnetresonanzbildgebung (fMRI) mit. Ein Allein-          publikationsreif, wird sie vor der Veröffentlichung in
stellungsmerkmal. Die Methoden sind wertvoll,             einer wissenschaftlichen Zeitschrift auf einem für
wenn es darum geht, die mit den untersuchten psy-         psychologische Forschung eingerichteten Preprint-
chischen Vorgängen zusammenhängenden Abläufe              Server publiziert und der fachlichen Kritik ausge-
im Gehirn zu identifizieren. Das sieht Gluth in erster    setzt. Erst dann wird publiziert, und zwar vornehm-
Linie als Ergänzung. Vor allem aber würden die Me-        lich in einer Fachzeitschrift, die den öffentlichen
thoden helfen, die Validität der Entscheidungsmo-         Zugang (Open Access) ohne Bezahlschranke erlaubt.
delle zu testen und sie besser zu machen. «Ich bin in     Mehr kann man sich für mit öffentlichen Mitteln fi-
erster Linie Psychologe», sagt Gluth, «ich möchte         nanzierte Forschung gar nicht wünschen.

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