Man erntet, was man sät - Leipziger Missionswerk
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www.leipziger-missionswerk.de Man erntet, was man sät. Utavuna ulichopanda. Ziele für nachhaltige entwicklung Schwerpunkt: Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit tansania-Partnerschaftssonntag „Rogate“, 26. Mai 2019 Evangelisch-Lutherisches Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 1
INHALt inFoRMATionen ZuR bAuSTeine FÜR KinDeRGoTTeSDienST TAnSAniA-PARTneRSChAFTSARbeiT unD AnDeRe GeMeinDeGRuPPen 04 Rückblick auf die Verwendung der Kollekte des 28 Gesundheitsverbesserung mit Sonnenlicht und Plastikfla- Rogatesonntags 2018 schen? – Aktion: Upcycling Armreifen aus Plastikflaschen 05 Die Bibel als Brücke zum Verstehen. Erstes gemeinsames 30 Schatzkammer der Biodiversität. Artenvielfalt am Pastoralkolleg in Makumira Kilimanjaro – Aktionsideen für biologische Vielfalt 06 „Njoo uone – komm und sieh!“ Ein Einblick in die 32 Let‘s quiz. Wie gut kennst Du Dich aus in Klimafragen? tansania-Partnerschaftsarbeit 34 Der ökologische fußabdruck. Und wie viele Erden 07 organigramm zur EKM-tansania-Partnerschaft verbrauchst Du pro Jahr? 08 übersichtskarte EKM-tansania-Partnerschaften 35 filmtipps zu den themen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit SChWeRPunKT KLiMA unD uMWeLT GoTTeSDienSTbAuSTeine 10 „Waking the Giant“. Von der Rolle der Kirche bei der 36 Zur Gestaltung des Rogate-Gottesdienstes Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für 38 Predigtmeditation aus tansania eine nachhaltige Entwicklung 40 fürbittengebet 14 „Waking the Giant“. Zur Umsetzung der SDG-Kampagne des Lutherischen Weltbundes in tansania 42 Umwelt-Lied für den Rogatesonntag 2019 und weitere Vorschläge 16 1.800 Kilometer für die Klimagerechtigkeit. 3. Ökume- nischer Pilgerweg fordert Kohleausstieg, Ausbau neuer Energien und Verkehrswende 18 Klimaveränderungen in tansania. fakten und Strategien SeRViCe 44 Informationen aus den freiwilligenprogrammen beiSPieLhAFTe PRoJeKTe 45 Materialhinweise zum Schwerpunktthema Nachhaltige Entwicklungsziele, Klima, Umwelt 20 Ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Waldrodung und 46 Materialhinweise zum Schwerpunkt tansania Aufforstungsprojekte in tansania 47 Veranstaltungen mit tansania-Bezug 22 „the Story of Stuff“. Den eigenen Alltag in frage stellen und Kontaktadressen 26 Klima-Kollekte. Kohlendioxid-Kompensation als Instrument für Klimaschutz und Armutsbekämpfung Kontakt | Redaktion Druck Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig die UmweltDruckerei Paul-List-Straße 19, 04103 Leipzig Gedruckt auf Recyclingpapier. Ein Zertifikat über finanziert mit Mitteln der telefon +49 (0)341 99 40 600 den klimaneutralen Druck liegt vor. Evangelischen Kirche in Mit- fax +49 (0)341 99 40 690 PDF-Download teldeutschland E-Mail info@leipziger-missionswerk.de www.leipziger-missionswerk.de Redaktion: Nancy Ernst, Martin Habelt (ViSdP), Susann Küster-Karugia, Antje Lanzendorf, Birgit Das titelbild vom ehemaligen LMW-tansaniare- Pötzsch ferenten Pfarrer tobias Krüger zeigt die Baum- Evangelisch-Lutherisches Gestaltung: Antje Lanzendorf, LMW schule in Magoye, tansania. Missionswerk Leipzig Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 2 Rogateheft, 2019
VoRWoRtE Liebe Leserinnen und Leser, es geschieht eine Menge in der Welt: Die Verhältnisse sind globaler und komplizierter geworden. Auf den ersten Blick – den von den Medien geprägten – überschlagen und überlagern sich negative Mel- dungen und Katastrophen. Die Schlagworte sind bekannt: Klimakrise, Krieg, Artensterben, wachsende materielle Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten – auch hier bei uns in Deutschland. Beim zweiten Blick wird erkennbar: Die Lage ist kompliziert, aber nicht hoffnungslos. Hinter den Krisen- erfahrungen zeigen sich tiefer liegende, zarte Verbesserungsgeschichten in Gegenden, die früher „Dritte Welt“ genannt wurden. Auch in Tansania, wo in den zurückliegenden drei Jahrzehnten allmähliche Auf- Viktoria Kühn stiege entdeckt werden können. Diese Entwicklung wird jedoch bedroht. Nicht nachhaltige Wirtschafts- und Verbraucherstrategien gefährden gute Trends sowie die Tragfähigkeit unserer Ökosysteme. Darum ist es gut, dass die Vereinten Nationen 2015 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Dr. Hans-Joachim Döring, Development Goals, SDGs) beschlossen haben und dass diese Ziele den thematischen Mittelpunkt des Beauftragter der EKM für Rogateheftes bilden. Die SDGs bringen es auf den Punkt: Eine gute Zukunft gibt es nur gemeinsam und Umwelt und den Kirchli- Entwicklung beginnt bei uns. Damit wird ein Grundsatz der Partnerschaftsarbeit – global denken und chen Entwicklungsdienst lokal sowie fair handeln – zur politischen Agenda. Ein guter Grund, sich mit ihnen zu beschäftigen. Ein (KED) weiterer ist der immer noch rund vierzigfache Kohlendioxid-Ausstoß pro Person in Deutschland (2017: 8.705 Tonnen pro Jahr) im Vergleich zu Tansania (207 Tonnen pro Jahr). Wenn wir hier unseren Lebens- wandel überprüfen, gehen wir kleine Schritte in der Partnerschaftsarbeit und im praktischen Christsein. 2019 erinnern wir an die Ökumenische Versammlung (ÖV) für Gerechtigkeit, Frieden und die Be- wahrung der Schöpfung in der DDR. Sie übergab ihre Vorschläge und Forderungen vor 30 Jahren, am 30. April 1989. Viele der nach der ÖV nicht eingelösten Zukunftsversprechen finden sich in den SDGs wieder. Ich wünsche den Partnerschaftsgruppen, Gemeinden und Kirchenkreisen, dass sie in ihrer Arbeit gute Trends gemeinsam diskutieren und in der konkreten Begegnungs- und Projektar- beit in ökumenischer Solidarität gestalten können. Ihr „Wir warten auf Regen. Schon seit vier Wochen.“, sagt die Frau, die auf einem Markt im Süden Tansanias ihr selbst angebautes Gemüse verkauft. „Was passiert, wenn es nicht regnet?“, frage ich. „Dann hungern wir.“, lautet die lapidare Antwort. Die Folgen der Erderwärmung sind für unsere Geschwister in Tansa- nia schon seit Jahren spürbar. Außerdem zeigt der kurze Wortwechsel eindrücklich, wie labil die Ver- sorgungssituation in dem ostafrikanischen Land ist. 70 Prozent der Menschen ernähren ihre Familien durch eigene Feldarbeit. Da es kaum möglich ist, größere Vorräte anzulegen, führen geringe oder aus- gefallene Ernten unmittelbar zu Preissteigerungen und damit einer weiteren Verarmung der Menschen. Der Sonntag Rogate, dieses Jahr der 26. Mai, gehört in der EKM der Partnerschaft mit den tansani- schen Kirchen. Wir versuchen, Gedanken, Erfolge und Sorgen unserer Geschwister zu teilen, damit unsere Beziehung stabil, fröhlich und konstruktiv bleibt. Wir haben wieder ein Heft mit Informati- Martin Habelt, Geschäfts- onen und Anregungen für den Gottesdienst und andere Gemeinde-Treffpunkte zusammengestellt. führer des LMW und amtie- Unser Jahresthema „Weil Gottes Welt allen gehört“ enthält eine Problemanzeige und eine Aufforderung render tansaniareferent zum Handeln. Rohstoffe, Nahrungsmittel, Lebenschancen sind auf Gottes Welt nicht gerecht verteilt. Den Ländern des Nordens stehen nicht nur die größeren Energiequellen zur Verfügung. Gegen die Folgen der Klimaveränderung können sie sich bisher mit Leichtigkeit schützen. Die Ungerechtigkeit wächst sogar, denn die Erderwärmung verstärkt Hunger und Armut in den Ländern des Südens. Was können wir als Christinnen und Christen, als Kirchgemeinden gegen die fortschreitende Zerstörung von Gottes Schöpfung und für eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Ressourcen tun? Wie kann sich unser Zusammenleben in der Einen Welt partnerschaftlich, nachhaltig und gerecht entwickeln? Wir sind auch ein bisschen stolz, dass es mit vereinten Kräften hier in Leipzig und der Unterstützung un- serer Partner in Tansania gelungen ist, dieses Materialheft für den Rogate-Sonntag zusammenzustellen, obwohl unser Tansania-Referat seit fast einem Jahr vakant ist. Für unser kleines Werk ist es eine große Herausforderung, die Aufgaben umzuverteilen. Wir freuen uns, wenn Sie das Rogateheft nutzen! Es grüßt Sie für das Redaktionsteam Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 3
3 1 4 5 Bilder aus den jeweiligen Partnerschaftsgruppen 2 4 6 (1) Praktikumsreise eines Medizinstudenten aus Lauchhammer ins Lugala-Krankenhaus (2) Partnerschaftsreise von zwei Vertretern aus Njombe sowie einem Künstler aus Daressalam nach Magdeburg (3) Schülerbegegnungsreise der Evangelischen Sekundarschule Haldensleben zur Itamba Secondary School (4) Partnerschaftsreise einer Delegation aus den jeweiligen Partnerschulen in der Iringa-Diözese zu den Kirchenkreisen Merseburg und Naumburg-Zeitz (5) Reise der Evangelischen Jugend in Mühlhausen in die Südzentral-Diözese (6) EKM-Pastoralkollegsreise zur Universität Makumira Kollekte des Rogatesonntags 2018 Liste der geförderten Projekte 2018 wurde eine Kollekte in Höhe von 33.041,60 Euro gesammelt. Die Kollekte hilft den Partner- schaftsgruppen, Begegnung und Austausch zu finanzieren. Allen Gebenden herzlichen Dank! 2018 wurde vom LMW-Vorstand die Unterstützung folgender Begegnungen der Partnerschaftsgruppen beschlossen: • Praktikumsreise eines Medizinstudenten aus Lauchhammer ins Lugala-Krankenhaus (500 Euro) • Partnerschaftsreise von zwei Vertretern aus Njombe sowie einem Künstler aus Daressalam nach Magdeburg (2.250 Euro) • Schülerbegegnungsreise der Evangelischen Sekundarschule Haldensleben zur Itamba Secondary School, Südwest-Diözese (5.000 Euro) • Partnerschaftsreise einer Delegation aus den jeweiligen Partnerschulen in der Iringa-Diözese zu den Kirchenkreisen Mer- seburg und Naumburg-Zeitz (3.750 Euro) • Reise der Evangelischen Jugend in Mühlhausen in die Südzentral-Diözese (5.000 Euro) • EKM-Pastoralkollegsreise zur Universität Makumira (4.000 Euro) • Partnerschaftsreise des Kirchenkreises Haldensleben-Wolmirstedt in die Südwest-Diözese (1.000 Euro) • Partnerschaftsreise von zwei Mitarbeitern des Krankenhauses in Lugala in die EKM (1.500 Euro) – Reise steht noch an • Partnerschaftsreise einer Delegation aus der Südwest-Diözese in die Altmark (2.250 Euro) – Reise steht noch an Den Abkündigungstext der Kollekte für den Rogatesonntag 2019 finden Sie auf Seite 37. Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 4 Rogateheft, 2019
Beispielprojekt Die Bibel als Brücke zum Ver- stehen Erstes gemeinsames Pastoralkolleg in Makumira Von Pfarrer Michael Bornschein, Rektor des Pastoralkollegs im Kloster Drübeck „Alles wird gut!“ Mit der zu- Jeder der gemeinsamen Studientage hatte ein Thema, das wir versichtlichen Grundstimmung jeweils aus deutscher und tansanischer Perspektive in den brachen wir am 24. September Blick genommen haben. Wir haben unter anderem nach- 2018 zum ersten deutsch-tan- gedacht über den Dienst von Evangelisten und Prädikanten sanischen Pastoralkolleg der Evangelischen Kirche in Mit- in unseren Kirchen, über die diakonische-gesellschaftliche teldeutschland (EKM) nach Makumira in Tansania auf. Wir, Verantwortung der Kirchen in unseren Ländern, über die das waren fünf Pfarrerinnen und Pfarrer aus der EKM, ein Jugend in unseren Kirchen und das Zusammenleben von Prädikant, Birgit Pötzsch und Harald Bollermann, die uns im Christen und Muslimen. Beeindruckt hat uns aber vor al- Auftrag des Leipziger Missionswerkes (LMW) begleiteten, lem der Diskurs über die Frage, welchen Weg wir als Kirchen und ich als Rektor des Pastoralkollegs unserer Kirche. Wir gehen zwischen der Bewahrung von Traditionen, die zu un- hatten uns gut vorbereitet und unsere Wünsche und Pläne serer Identität gehören, und der Herausforderung, auf neue mit unseren Partnern in der Nord-Zentral-Diözese kommu- kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen angemessen niziert. So kamen wir in der Kirchlichen Hochschule Maku- zu reagieren. Für die lutherische Kirche in Tansania entsteht mira an, erwartungsvoll und gespannt. diese Herausforderung durch das starke Anwachsen der Als wir uns am Ende von den sieben tansanischen Pfingstkirchen, die mit ihrer freien Art Gottesdienste zu fei- Pfarrer*innen verabschiedeten, mit denen wir zwei Wochen ern der afrikanischen Mentalität sehr entgegenkommen und lang das Leben geteilt hatten, blickten wir auf intensive Er- auch deshalb starken Zulauf haben. Wie soll die Lutherische fahrungen zurück: Gute und sorgfältige Planung hatte sich Kirche darauf reagieren? Soll sie versuchen, ihre besondere auf manchmal wunderbare Weise mit der Fähigkeit und Be- liturgisch-theologische Tradition im Unterschied dazu zu be- reitschaft verbunden, spontan auf neue Situationen angemes- wahren? Oder soll sie sich auch gottesdienstlich neuen For- sen zu reagieren und sich auf Überraschendes einzustellen. men öffnen, die die Menschen mehr ansprechen als die luthe- Wir haben zusammen diskutiert und gebetet, gesungen und rische Liturgie? Die Antworten darauf waren und sind sehr getanzt. Wir waren unterwegs in den Gemeinden unserer unterschiedlich. Vor einem ganz anderen religiösen Hinter- tansanischen Kolleginnen und Kollegen, haben gemeinsam grund stehen wir als Kirchen in Deutschland aber vor ganz die Schönheiten dieses Landes und seine Herausforderungen ähnlichen Fragen. Was gilt es zu bewahren? Wovon können gesehen und erlebt. und müssen wir uns vielleicht verabschieden, um der Bot- Eine der für mich wertvollsten Erfahrungen waren die täg- schaft des Evangeliums willen? Darüber entspann sich unter lichen Bibelgespräche nach der Methode „Bibel teilen“. Wir uns ein lebhafter Diskurs, der noch lange nachklingen wird. haben dabei wieder erlebt, wie sehr der kulturelle Kontext das Wir danken dem LMW für die gute Begleitung dieses Kollegs Verständnis biblischer Texte prägt und beeinflusst. Vor allem und insbesondere Birgit Pötzsch und Harald Bollermann, die aber war es die Erfahrung, welch wunderbare Brücke für das mit ihrer reichen interkulturellen Erfahrung sehr zum Gelin- Verstehen die Heilige Schrift ist. Bei aller Verschiedenheit im gen dieses Pastoralkollegs beigetragen haben. Einzelnen war sie der gemeinsame Schatz, aus dem wir gelebt Für 2020 planen wir nun eine zweite Begegnung hier in und geschöpft haben. Deutschland. So Gott will und wir leben! Mungu akipenda! Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 5
Partnerschaft „Njoo uone – komm und sieh!“ Ein Einblick in die Tansania-Partnerschaftsarbeit Von Martin Habelt, Geschäftsführer und amtierender Tansania-Referent des Leipziger Missionswerkes Auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutsch- steht so die weltverändernde Kraft, die Frieden sucht und land (EKM) gibt es vielfältige Partnerschaften mit der Evan- sich in Demut dem Anderen gegenüber zeigt. gelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT). Manche Partnerschaft kann wie ein farbenprächtiger Schmetterling werden seit über 30 Jahren gepflegt. Es bestehen auf Dauer sein, der gerade seinen engen Kokon verlassen hat und sei- angelegte Partnerschaften von Kirchgemeinden, Kirchen- ne Flügel erstmals im warmen Sonnenschein ausbreitet. Für kreisen, Schulen, diakonischen und anderen kirchlichen Ein- mich ist die komplizierte Lebensgeschichte von Schmet- richtungen mit den tansanischen Partnern. terlingen ein wichtiges Gleichnis. Es zeigt, dass mehrfache Als lutherische Landeskirche in Ostdeutschland war die thü- Verwandlungen, Abschiede und Neugeburten in der Natur ringische Landeskirche bis zu ihrer Fusion mit der Kirchen- selbstverständliche Vorgänge sind. Verschiedene Entwick- provinz Sachsen vor zehn Jahren eine von drei Trägerkirchen lungsstadien sind uns auch in unserer Partnerschaftsarbeit des Leipziger Missionswerkes (LMW). Seit Beginn 2009 wer- mit Tansania nicht fremd. Es gibt kein allgemeingültiges den alle Tansania-Partnerschaften der EKM durch das Leip- Rezept, nichts Fertiges wie eine Jacke in Einheitsgröße. Je- ziger Missionswerk (LMW) begleitet. Am 11. Dezember 2008 der Einzelne oder jede Gruppe muss die für seine oder ihre unterschrieben Kirchenpräsidentin Brigitte Andrae im Bei- Partnerschaft passenden Antworten finden. Beziehungspfle- sein des damaligen LMW-Direktors Michael Hanfstängl und ge ist harte Arbeit, die darin besteht, immer wieder die grenz- mir die Vereinbarung zwischen der Föderation Evangelischer überschreitende Partnerschaft weiterzuentwickeln, zu kom- Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) und dem LMW zur munizieren, sich von nicht mehr tragfähigen Überzeugungen Tansania-Partnerschaftsarbeit. Das „Zuständigkeitsgebiet“ zu verabschieden und neue zu finden. Das verlangt Mut und in Tansania wurde damit mehr als verdoppelt. Seitdem sind Ausdauer. Es gibt keine Patentrezepte, aber es gibt Erfahrungs- wir als Weggemeinschaft miteinander erfolgreich unterwegs. werte, die über die Berichte der Reisegruppen vorliegen, die Im Rahmen der Partnerschaftsarbeit über das LMW werden über den EKM-Kollektenfonds bezuschusst werden. Dieser neben dem langfristigen Personalaustausch junge Menschen gesammelte Erfahrungsschatz hat und findet Einzug in Part- aus der EKM für einen Freiwilligendienst in Tansania vorbe- nerschaftsstandards und Empfehlungen für Begegnungsreisen. reitet und beziehungsweise. Es sind auch Freiwillige aus Tan- In der Vorbereitung solcher Begegnungsreisen lohnt ein Blick sania in der EKM im Einsatz (siehe Seite 44). in unsere Grundsatzpapiere. Hier sind besonders die Njombe- Projekte der Partnerdiözesen werden gefördert. Darüber hin- Erklärung 2006, der abschließende Brief aus Wittenberg 2016 aus sind wir über die Koordinationsplattform Lutheran Missi- als Saat und Früchte der Partnerschaftskonferenzen sowie die on Cooperation Tansania (LMC) mit den skandinavischen und Partnerschafts- und Projektstandards von EKM und LMW zu nordamerikanischen sowie anderen regionalen, international erwähnen, die Orientierung und Anregungen bieten. tätigen Missionswerken in Deutschland verbunden. Insgesamt Das LMW steht den Partnerschaftsgruppen bei der Planung repräsentiert der LMC am Runden Tisch 14 nördliche Partner, für eine Partnerschaftsreise oder auch beim Besuch der Part- 26 ELCT-Diözesen und die ELCT als Gesamtkirche. ner in Deutschland gern mit Rat und Tat zur Seite. Neben der Am Rogatesonntag steht die kirchliche Partnerschaftsarbeit Beratung bieten sich Seminare wie der Schnupperkurs Ki mit Tansania im Vordergrund. Unsere Kirche ist Teil einer swahili, die Veranstaltung „Fokus Tansania“ sowie die Part- weltweiten Kirche. Dies wird besonders auf Partnerschafts- nerschaftskonsultation gemeinsam mit der Arbeitsstelle Eine und ökumenischen Begegnungsreisen bewusst. Denn dabei Welt (AEW) und den Partnerschaften der Evangelisch-Lu- können die Perspektiven und Lebenswirklichkeiten der Part- therischen Landeskirche Sachsens an. Diese Veranstaltungen ner in Tansania anschaulich wahrgenommen werden. Vor- stehen als Instrumentarium und als gemeinsame Gesprächs- dringliches Ziel der Begegnung ist die inhaltliche und per- und Austauschplattform für die Vertiefung und Weiterent- sönliche Teilhabe am Leben des Anderen. Die Bedeutung von wicklung der Partnerschaftsarbeit zur Verfügung. Kirche und Glauben in der Gesellschaft in Tansania zu erle- „Njoo uone – komm und sieh!“ Es lohnt sich! Interkulturelle ben, ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Partnerschaftsbesuche Partnerschaftsarbeit setzt neue Horizonte und Impulse. In in Deutschland und Tansania pflegen und unterstreichen die der Partnerschaftsarbeit wird Begegnung verwirklicht; sie ist Partnerschaftsbeziehung und geben den Beteiligten „ein Ge- Merkmal ökumenischen Lernens in globaler Perspektive und sicht“. Aus Fremden werden Gesprächspartnerinnen, Freun- Ausdruck des Zusammenwirkens verschiedener Kulturen in de und Weggefährten, Schwestern und Brüder im Glauben. der einen Mission Gottes. Im Austausch und in der Zusam- In diesem Sinn ist die Besuchsreise kein Urlaub, sondern menarbeit wird die christliche Gemeinschaft erfahrbar. Las- ein Schritt in dem langen Prozess der Beziehungspflege. Aus sen Sie sich anstecken, machen Sie mit! gegenseitigem Zuhören, Erzählen und Interessiert-Sein ent- Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 6 Rogateheft, 2019
oRGANIGRAMM Kammer für Mission - Ökumene - Eine Welt Vorsitzende: Pfarrerin Frauke Wurzbacher-Müller berät zu Richtlinien • berät und unterstützt das Dezernat Gemeinde und das für die Arbeitsbereiche Mission, Ökumene und Eine Welt zuständige Referat des Landeskirchenamtes • berät zu grundsätzlichen Fragen der Tansania-Partnerschaftsarbeit sowie zur Weiterent- wicklung der förderinstrumente beschließt Richtlinien entscheidet jährlich über den LMW-Direktor ist Haushaltsplan des EKM-tansania- Mitglied Partnerschafts- teilfonds (tf) tansaniareferent Beirat der EKM berichtet jährlich über Mittelvergabe (Kf, tf) LMW schlägt Richtlinien nach Bera- Vorstand des LMW tung mit den Direktor Pfarrer Ravinder Salooja, Geschäftsführer Martin Habelt, tAGs vor stellvertretender Direktor Pfarrer Hans-Georg tannhäuser tansania- referent ist entscheidet im Rahmen der EKM- bereitet Beschlussvor- Mitglied Richtlinien über die Vergabe der lagen vor (Kf, tf) Mittel aus dem EKM-Kollektenfonds (Kf) und EKM-tansania-teilfonds (tf) Tansania-Referat des LMW Gerhard Richter (derzeit vertreten durch Martin Habelt), Nancy Ernst informiert, berät, äußert Wünsche zur Begleitung • Verwaltung des Kollektenfonds und des tansania-teilfonds • Projektmonitoring • Kommunikation mit Partnern in Tansania • Partnerschaftsarbeit in der EKM berichtet über berät zu konzeptioneller und strategischer begleitet und berät Mittelvergabe/Projekte Weiterentwicklung der Partnerschaftsarbeit und der förderinstrumente der EKM Geschäftsführer*innen der TAGs Pfarrerin frauke Wurzbacher-Müller, Pfarrerin Dr. Gabriele Kölling, Pfarrer Matthias Simon, Pfarrer Daniel Keiling, Ulrich Kiethe • LMW-tansania-Referat lädt zweimal jährlich ein • Sitzung mit dem EKM-Partnerschaftsreferenten Jens Lattke • Vernetzung und gegenseitige Information sowie Beratung Propst christoph Hackbeil Propst Dr. Dr. h.c. Schneider Propst Dr. Stawenow Pröpstin Dr. Spengler TAGs Propstsprengel TAGs Propstspren- TAG Propstsprengel TAG Propstsprengel Magdeburg-Stendal gel halle-Wittenberg eisenach-erfurt Gera-Weimar Partnerschaften mit der Süd-, Partnerschaften mit der Ulanga- Partnerschaften mit der Konde- Partnerschaften mit der Südwest- und Südzentral-Diözese Kilombero- und Iringa-Diözese Diözese Nordzentral-Diözese Partnerschaftsgruppen in den Gemeinden und Kirchenkreisen der EKM sowie thematische Partnerschaften und interessierte Einzelpersonen Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 7
üBERSIcHtSKARtE Süd-Diözese SD Südzentral-Diözese SCD Südwest-Diözese SWD Propst Christoph hackbeil Regionalbischof des Propsteisprengels Magdeburg-Stendal Domplatz 18a | 39576 Stendal telefon 03931 - 215890 E-Mail christoph.Hackbeil@ekmd.de Ulanga-Kilombero-Diözese UKD iringa-Diözese iRD Propst Dr. Dr. h.c. Johann Schneider Regionalbischof des Propsteisprengels Halle-Wittenberg Puschkinstraße 27 | 06108 Halle/Saale telefon 03454 - 701036 E-Mail Johann.Schneider@ekmd.de Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 8 Rogateheft, 2019
Partnerschaften N Nordzentral-Diözese Nord- Diözese* Me Nordzentral-Diözese NCD ru* Pare- Pröpstin Dr. Friederike Spengler Diözese* Regionalbischöfin des Propsteisprengels Gera-Weimar Talstraße 2 | 07545 Gera Telefon 0365 - 8401318 E-Mail regionalbischof.gera@ekmd.de Zentral- Diözese* Iringa-Diözese Süd-Diözese Konde-Diözese Ulanga-Kilombero- Südwest Diözese Süd zen tra l Konde-Diözese KOD Propst Dr. Christian Stawenow Regionalbischof des Propsteisprengels Eisenach-Erfurt Am Pfarrberg 2 | 99817 Eisenach Telefon 03691 - 888888 1 E-Mail Christian.Stawenow@ekmd.de Diözesen mit historischen und aktuellen Bezügen zum Leipziger Missionswerk Partnerkirchen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EVLKS) Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 9
Einführung „Waking the Giant“ Von der Rolle der Kirche bei der Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung Kirchen haben schon lange vor der Entstehung staatlicher Entwicklungszusammenarbeit sozial- diakonische Arbeit geleistet und sind oft maßgebliche Trägerinnen der Infrastruktur des Gemein- wesens. Sie haben eine lange Tradition der Verbundenheit mit ihren Gemeinden, auch dort, wo staatliche Institutionen an ihre Grenzen stoßen. Sie unterstützen bei Katastrophen und anderen Schicksalsschlägen und stiften Identität. Wie Kirchen und ökumenische Institutionen mit Hilfe ihres gesellschafts- und entwicklungspolitischen Engagements einen Beitrag zur Umsetzung der Entwicklungsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen leisten können, zeigt die „Waking the Giant“-Initiative („Den Riesen wecken“) des Lutherischen Weltbundes. Von Elisabeth Flesch, Mitarbeiterin von Brot für die Welt, Berlin Im September 2015 haben die Vereinten Nationen die Agen- nahmen zum Klimaschutz“, „Leben unter Wasser“ sowie da 2030 verabschiedet. Eine Agenda mit insgesamt 17 Ent- „Leben an Land“, beinhalten unter anderem den Schutz der wicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), die Ökosysteme, Ozeane und Meere sowie Wälder. Weiterhin bis 2030 von allen Staaten umgesetzt werden sollen, um sich wird bei allen 17 Zielen die Einhaltung der planetarischen gemeinsam den existenziellen globalen Herausforderun- Grenzen mitgedacht. gen wie dem Kampf gegen Hunger und Armut, gewaltsame Die SDGs richten sich nicht nur an die Länder des globalen Konflikte, der größer werdenden Schere zwischen Arm und Südens, sondern an alle Staaten der Erde. So ist Deutsch- Reich und der Klimakrise zu stellen. land – mit seinen wenig nachhaltigen Konsum- und Pro- Der Agenda 2030 gingen die Milleniumsentwicklungsziele duktionsmustern – gleichermaßen aufgefordert, die Agen- (Millenium Development Goals, MDGs) voraus, die im Jahr da 2030 umzusetzen, wie es auch Tansania ist. Gerade für 2000 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen wohlhabende Staaten wie Deutschland ist hier ein Bewusst- verabschiedet wurden und als einer der ersten Kataloge gel- seins- und Kulturwandel notwendig. Eine „Suffizienzpoli- ten, die verpflichtende und grundsätzliche Zielsetzungen für tik“ sowie eine „Ethik des Genug“ sollten als wesentliche alle 198 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen beinhalte- Prinzipien verfolgt werden. ten: Diese umfassten insgesamt acht entwicklungspolitische Weltweit erfolgt die Erreichung der Ziele nach dem Ziele, die vor allem als Aufgaben für Länder des globalen Grundsatz der geteilten Verantwortung: Alle Akteure Südens formuliert waren, wie die Bekämpfung von extremer müssen ihren Beitrag leisten, jede Bürgerin und jeder Armut und Hunger, die universelle Grundschulbildung oder Bürger, die Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Reduzierung der Kindersterblichkeit. Als deutlich wur- eines jeden Staates. Allerdings trägt die lokale und natio- de, dass ein Großteil der Ziele in den dafür vorgesehenen 15 nale Politik hierbei die Hauptverantwortung und darf die Jahren nicht erreicht werden würde, machte sich 2012 eine Umsetzung der Ziele nicht ausschließlich der Zivilgesell- von den Vereinten Nationen ernannte Arbeitsgruppe (Open schaft überlassen. Working Group on Sustainable Development Goals) mit Teil- nehmenden aus insgesamt 70 Staaten sowie parallel dazu Die Kirche als entwicklungspolitische Akteurin Akteur*innen der Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft an die Überarbeitung der Ziele und legten Vor allem im sozialen Bereich haben Kirchen und ökume- somit den Grundstein für die Agenda 2030. nische Akteure stets eine Vielzahl grundlegender öffentli- Im Vergleich zu den alten Zielen sind die neuen deutlich cher Dienstleistungen wahrgenommen, die normalerweise umfassender: Die 17 Ziele gliedern sich wiederum in 169 im Verantwortungsbereich der Regierung liegen. So sind Unterziele und adressieren neben sozialen Aspekten auch zum Beispiel weltweit viele Gesundheits- und Bildungsein- ökonomische und ökologische Themenbereiche, wie „Be- richtungen in kirchlicher Trägerschaft. Vor allem auch in zahlbare und saubere Energie“, „Nachhaltiger Konsum und abgelegenen Regionen führt die Kirche sozial-diakonische Produktion“ sowie „Frieden, Gerechtigkeit und starke Insti- Arbeit durch, wo staatliche Einrichtungen häufig nicht prä- tutionen“ (für einen Überblick zu allen 17 Zielen siehe rech- sent sind. te Seite). Deutlich prominenter wird bei den SDGs der Kom- Auf Grund der Vertrauensstellung bei ihren Gemeinde- plex „Klima und Umwelt“ adressiert. Die drei Ziele „Maß- mitgliedern und ihrem Erfahrungsreichtum in der sozial- Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 10 Rogateheft, 2019
Einführung 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung Da es keine offizielle deutsche Übersetzung gibt, variieren die verwendeten Begriffe je nach Or- ganisation. Grau gedruckt finden Sie den Originaltext der Resolution. Andreas Schumacher/Brot für die Welt 1. Armut beenden End poverty in all its 8. Gute Arbeit für alle Promote 14. Meere schützen Conserve and sus- forms everywhere sustained, inclusive and sustainable tainably use the oceans, seas and marine 1. Armut beenden 2. Hunger beenden, Ernährung si- economic growth, full and 10. Ungleichheit productive verringern resources for sustainable development chern2. EndHunger beenden, hunger, achieve employment Ernährung sichern food security and decent work 11. Lebenswerte Städte erhalten Protect, 15. Naturvielfalt and improved nutrition and promote 9. Breitenwirksame Industrialisie- restore and promote sustainable use 3. Gesundheit für alle 12. Nachhaltige Produktions- und sustainable agriculture rung und verlässliche Infra- of terrestrial ecosystems, sustainably 4. Bildung für alle struktur Build resilient Konsumweisen infrastructure, manage forests, combat desertification, 3. Gesundheit für alle Ensure healthy lives 5. Gleichberechtigung and promote wellJbeing for all at all ages von promote Frauen inclusive and 13. Umfassender sustainable Klimaschutz and halt and reverse land degradation und Männern industrialization and foster innovation 14. Meere schützen biodiversity loss and halt 4. Bildung für alle Ensure inclusive and equitable 10. Ungleichheit verringern Reduce 16. Frieden und Rechtsstaatlichkeit 6. quality Wasser education undand promote für Toiletten jede/n 15. Naturvielfalt erhalten lifelong learning opportunities for all inequality within and among countries. Promote peaceful and inclusive societies 7. Erneuerbare Energie für alle 16. Frieden und Rechtsstaatlichkeit for sustainable development, provide ac- 5. Gleichberechtigung von Frauen 11. Lebenswerte Städte Make cities and 8. Gute Arbeit für und Männern Achieve gender equality alle human settlements 17. inclusive, Globale safe, resil- Partnerschaft cess to justice for all and build effective, ient and sustainable accountable and inclusive institutions at 9. Breitenwirksame and empower all women and girls Industrialisierung all levels 6. Wasser und und verlässliche Toiletten für jede/n En- 12. Nachhaltige Produktions- und Infrastruktur Konsumweisen Ensure sustainable 17. Globale Partnerschaft Strengthen sure availability and sustainable manage- consumption and production patterns the means of implementation and revi- ment of water and sanitation for all talize the Global Partnership for Sustain- 7. Erneuerbare Energie für alle Ensure 13. Umfassender Klimaschutz Take able Development access to affordable, reliable, sustainable urgent action to combat climate change and modern energy for all and its impacts Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 11
LWB/John Healey Leitartikel Die Initiative „Waking the Giant“ des Lutherischen Weltbundes wird seit 2018 in vier Pilotländern durchgeführt: Kolumbien, Liberia, Tansania und den Vereinigten Staaten von Amerika. Das Bild wurde während der offiziellen Eröffnung der Initiative in Monrovia, der Hauptstadt Liberias, im November 2018 aufgenommen. diakonischen Arbeit können Kirchen und ökumenische Ak- Im Rahmen der Initiative sollen Kirchen und ökumenische teure eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Agenda 2030 Akteure einnehmen, gesellschafts- und entwicklungsrelevante The- ▶▶ über die Agenda 2030 informiert und bei der Umsetzung men transportieren und somit langfristig die Lebenssituati- diakonischer (sozialer sowie entwicklungsbezogener) Ar- on der Menschen im lokalen Kontext verbessern. Sie können beit gestärkt werden sowie mit ökumenischen und Regierungsorganisationen Konzepte ▶▶ dabei unterstützt werden, gegenüber lokalen und natio- und Strategien entwickeln und diese an der Basis vermitteln. nalen Regierungen sowie den Vereinten Nationen für die Weiterhin können die SDGs Kirchen und ökumenischen Umsetzung der Agenda 2030 einzutreten. Akteuren weltweit als Orientierungs- und Handlungsrah- Weiterhin sollen die Beiträge der Kirchen und ökumenischen men dienen, um ihre politischen Forderungen an lokale und Akteure zur Agenda 2030 durch die Initiative mehr Sichtbar- nationale Regierungen zu richten und die Umsetzung der keit erhalten, um Kirchen einen angemessenen Platz in nati- Entwicklungsziele einzufordern. Doch das Bewusstsein der onalen Entwicklungsdebatten einzuräumen. Kirchen und ökumenischer Akteure für die Agenda 2030 ist Die Initiative wird seit 2018 in vier Pilotländern durchge- in vielen Ländern bisher sehr gering und es gibt seitens der führt: Kolumbien, Liberia, Tansania und den Vereinigten Kirche häufig unzureichende Beziehungen zu Regierung und Staaten von Amerika. Das ökumenische Globalvorhaben den Vereinten Nationen. wird federführend vom LWB umgesetzt und von Genf aus koordiniert. In jedem der vier Pilotländer wurde eine natio- Die „Waking the Giant“-Initiative des LWB nale Koordinierungsstelle eingerichtet, von der aus das Pro- jekt national gesteuert wird. Finanziell unterstützt wird die Genau dies versucht die Globalinitiative des Lutherischen Initiative von Brot für die Welt, der Schwedischen Kirche, der Weltbundes, der weltweiten Gemeinschaft lutherischer Kir- Finnischen Evangelisch-Lutherischen Mission (FELM) sowie chen (LWB; Lutheran World Federation, LWF) „Waking the der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika. Giant“ (Den Riesen wecken), zu ändern. Die Initiative wur- Zu den konkreten Projektmaßnahmen mit Kirchen und öku- de 2018 gestartet. In seiner Eröffnungsrede im vergangenen menischen Akteuren in den vier Pilotländern gehören unter Oktober in Genf fasste der LWB-Generalsekretär Pfarrer Dr. anderem: Martin Junge die Zielsetzung der Initiative folgendermaßen ▶▶ Die Erstellung eines länderbasierten Aktionsplans, in zusammen: „Kirchen zu mobilisieren, zu vernetzen und auszu- dem Arbeitsschwerpunkte für die Umsetzung konkreter statten, damit sie sich weltweit an der Umsetzung der Agenda SDGs festgelegt werden, die zuvor als Prioritäten der Kir- 2030 beteiligen können und niemand zurückgelassen werde“. chen identifiziert wurden. Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 12 Rogateheft, 2019
EINfüHRUNG ▶ Politik- und Advocacy-Schulungen für Kirchen im Kon- Agenda 2030 beitragen und wie sie gezielt ihre Arbeit zu be- text der SDGs: Kirchen und ökumenische Akteure wer- stimmten SDGs vertiefen können. Das Online-Toolkit steht den darin geschult, Engagement der Regierungen in Be- voraussichtlich ab Juni auf der Homepage der Initiative zum zug auf die Umsetzung der SDGs einzufordern und zu Herunterladen zur Verfügung. messen, um gemeinsam die Umsetzung der nationalen 2019 soll das Projekt auf andere Länder übertragen und gegebe- Entwicklungsziele voranzubringen. nenfalls um weitere SDGs erweitert werden. Eines der nächsten ▶ Die Teilnahme von Kirchenmitarbeitenden an Veran- Projektländer wird voraussichtlich ein asiatisches sein. staltungen der Vereinten Nationen zu den SDGs, wie Auch die Leiterin des SDG-Labs der Vereinten Nationen Nadia dem jährlich stattfindenden „Hochrangigen Politischen Iseler betonte während der Auftaktveranstaltung der „Waking Forum für Nachhaltige Entwicklung“ (HLPF, High-level the Giant“-Initiative in Genf die wichtige Rolle der Kirchen bei Political Forum on Sustainable Development), dem ent- der Umsetzung der Agenda 2030 auf nationaler und lokaler scheidenden Gremium der Vereinten Nationen zur Ab- Ebene und fügte hinzu, dass „das Engagement der Organisati- stimmung globaler Nachhaltigkeitspolitik. onen mit religiösem Hintergrund für die Agenda 2030 gerade Bei „Waking the Giant“ steht zunächst die Umsetzung der zur rechten Zeit“ käme. Durch die „Waking the Giant“-Initiati- SDGs im Vordergrund, die traditionell mit der sozial-diako- ve werden Kirchen und ökumenische Akteure darin bestärkt, nischen Arbeit der Kirchen in Verbindung gebracht werden Verantwortung für die Umsetzung der Agenda 2030 zu über- können: „Gesundheit und Wohlergehen“, „Hochwertige Bil- nehmen und sich weiterhin wirksam für gesellschafts- und dung“, „Geschlechtergerechtigkeit“, „Weniger Ungleichhei- entwicklungspolitisches Engagement einzusetzen. Die Lücke ten“ sowie „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. zwischen staatlichen Akteuren und den Vereinten Nationen Je nach Länderkontext wird der Schwerpunkt auf ein oder einerseits und der Kirche und ökumenischen Akteuren ande- zwei dieser fünf SDGs gelegt: So fokussieren sich die Projekt- rerseits soll geschlossen und auch die Netzwerkarbeit zwischen aktivitäten in Tansania verstärkt auf SDG 3 „Gesundheit und Kirchen und ökumenischen Akteuren intensiviert werden, um Wohlergehen“, die Maßnahmen in Kolumbien eher auf SDG durch neue Partnerschaften und intensiveren Dialog zur Errei- 16 „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. chung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nati- Auf globaler Ebene werden Publikationen veröffentlicht sowie onen beizutragen. Schulungen und Informationsveranstaltungen für ein besseres * sustainabledevelopment.un.org/sdgs Verständnis der Agenda 2030 durchgeführt. Weiterhin findet * wakingthegiant.lutheranworld.org ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zwischen den an der Gesamtinitiative beteiligten Ländern Liberia, Tansania, Ko- lumbien und den Vereinigten Staaten von Amerika statt. Die- Elisabeth flesch arbeitet seit 2018 in der ser wird vom Lutherischen Weltbund in Genf aus gesteuert. internationalen Programmarbeit bei Brot Von einer internationalen Arbeitsgruppe wird derzeit ein für die Welt und begleitet dort Projekte Online-Toolkit entwickelt, das Kirchen und ökumenischen zur Agenda 2030. Ihr Masterstudium der Akteuren auch in anderen Ländern dabei helfen soll, ihre internationalen Kultur- und Wirtschafts- Arbeit zu den SDGs zuordnen und ausbauen zu können. Zu wissenschaften mit Aufenthalten in Bra- jedem der fünf oben genannten SDGs wurden im Rahmen silien und chile absolvierte sie in Passau. der Arbeitsgruppe relevante Bibelstellen identifiziert, die die Zuvor war sie im Auswärtigen Amt für das traditionelle und gegenwärtige Rolle der Kirche betrachtet Global Diplomacy Lab, einer Plattform für und untersucht, welche Unterziele der Agenda 2030 für Kir- den Austausch zwischen Diplomat*innen chen besonders bedeutend sind. Im Mittelpunkt des Toolkits sowie Expert*innen aus Nichtregierungs- wird ein Instrument zur Selbstevaluation der Kirchen stehen, organisationen, Unternehmen, Kulturins- das ihnen aufzeigt, inwiefern sie bereits zum Erreichen der titutionen und Stiftungen, tätig. Die Sustainable Development Goals Nicht zuletzt muss Deutschland auch die Umset- zung der SDGs in anderen Ländern, die dazu selbst nicht hinreichend in der Lage sind, fördern, in dem es Entwicklungszusammenarbeit leistet und stärker Aktuell 51 blem wird sich allein mit technischer Ressourceneffi- zienz nicht lösen lassen. Suffizienz, also die Änderung von Verhaltensmustern hin zu einem geringen Res- sourcen- und Energieverbrauch, ist ein wesentlicher Brot für die Welt (2018): Die Sustainable De- Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung velopment Goals Goals. 17 Ziele für eine nachhalti- (2018): „Geliehen ist der Stern, auf dem an den SDGs ausrichtet ‒ eine klassische Aufgabe Ansatz, der allerdings in der 2030-Agenda fehlt. Wir des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusam- leben in Deutschland weit über unsere Verhältnisse. menarbeit und Entwicklung (BMZ). Daher wird die Umsetzung der 2030-Agenda auch davon abhängen, wie nachhaltig jede und jeder Ein- Die einzelnen Bereiche, also nationale und glo- zelne von uns in Zukunft sein Leben gestaltet. Weni- bale Ziele sowie klassische Entwicklungszusammen- ger Energieverbrauch, weniger Nahrungsmittelver- arbeit, sind nicht immer klar voreinander abzugren- schwendung, mehr öffentliche Verkehrsmittel nut- zen und die Dimensionen eines einzelnen Zieles zen ‒ all das sind bekannte Ideen, durch die mehr spiegeln sich oft in mehreren dieser Aspekte wider. Nachhaltigkeit im Alltag verankert werden kann. ge Entwicklung. – Dossier wir leben“ Die Agenda 2030 als Herausforde- Denn eines darf in der Debatte nicht vergessen wer- Damit Fortschritte bei der Umsetzung der den: Eine große sozial-ökologische Transformation 2030-Agenda gelingen und diese auch langfristig von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert auch einen Die Sustainable Aktuell 51 bestehen bleiben, müssen auch in Deutschland Bewusstseins- und Kulturwandel. Allein durch Wachs- Beständigkeit und Kohärenz im politischen Handeln tum, technologischen Fortschritt und Effizienzsteige- sichergestellt und Nachhaltigkeit zum Leitprinzip rungen sind die nachhaltigen Entwicklungsziele nicht erklärt werden. Es muss sichergestellt sein, dass die zu erreichen. Suffizienzpolitik und eine „Ethik des Development Goals zuständigen Instanzen in Regierung und Parlament Genug“ sind vor allem in den wohlhabenden Staaten (der Staatssekretärsausschuss, der Parlamentarische Beirat und der Rat für nachhaltige Entwicklung) der wesentliche Prinzipien, an denen kein Weg vorbei führt. Ein solcher Wandel sollte von politischen EKD-Texte 130 * www.brot-fuer-die-welt.de/ rung für die Kirchen. – Impulspapier Größe der Aufgaben angepasst und aufgewertet wer- Akteuren eingeleitet und gefördert werden. Die Weltgemeinschaft steht vor großen Herausforderungen: den. Für den parlamentarischen Beirat könnte dies Hunger und Armut, Klimawandel und Kämpfe um knappe beispielsweise bedeuten, dass er, nicht wie bisher bei Sofern die SDGs auch in diesem Sinne konse- 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung Gesetzesinitiativen nur formale Prüfungsrechte hat, sondern auch tatsächlich befugt wird, nicht nachhal- quent weitergedacht und umgesetzt werden, können sie, trotz ihrer Schwächen ‒ wie der Betonung des Ressourcen bedrohen das Leben auf diesem Planeten. An- „Geliehen ist der Stern, WeiTeRLeSen lass zur Hoffnung gibt die Agenda 2030. Mit ihr verpflichten auf dem wir leben“ tige Gesetze zu stoppen. Die Bundesregierung sollte Wirtschaftswachstums als Heilmittel für globale Pro- einen jährlichen Umsetzungsbericht vorlegen, der im bleme, der Vernachlässigung der planetarischen Nach jahrelangen internationalen Verhandlun- Der Vorläufer: Die Millenniumentwicklungsziele sich die Staaten der Vereinten Nationen zu einer zukunfts- Bundestag und in der Öffentlichkeit diskutiert wer- Grenzen und des Suffizienzgedankens ‒ ein zentraler gen verabschiedeten die Vereinten Nationen Ende den müsste. Grundsätzlich muss gewährleistet sein, Baustein des Wandels sein: Eines Wandels hin zu September 2015 die sogenannte 2030-Agenda. Ihr Die acht Millenniumentwicklungsziele gelten als fähigen nachhaltigen Entwicklung weltweit. Die angestrebte Die Agenda 2030 als Herausforderung themen/nachhaltigkeit-sdg * www.ekd.de/ekd-fuer-umwelt- dass die Zivilgesellschaft an Gestaltung und Monito- einer Welt mit weniger Armut, mehr Nachhaltigkeit Herzstück sind 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable der erste gemeinsame Zielkatalog für die internatio- Transformation ist erstmals umfassend und ganzheitlich ring der Umsetzungsstrategie beteiligt wird. und wachsender Gerechtigkeit. Development Goals, SDGs), die bis 2030 von allen Staaten umgesetzt werden sollen. Sie folgen auf die nale Staatengemeinschaft. Doch in einigen Punkten gehen sie nicht weit genug. Auch wenn sich die Mil- gedacht. Sie hat das Ziel, die sozialen Grundlagen aller abzu- für die Kirchen Millenniumentwicklungsziele (Millennium Deve- lenniumentwicklungsziele dem Anspruch nach auf Ein Leitbild für eine zukunftsfähige Entwicklung lopment Goals, MDGs), die 2000 beschlossen wur- alle Staaten bezogen, formulierten sie doch fast aus- sichern und gleichzeitig die planetaren Grenzen einzuhalten. den und bis Ende 2015 erreicht sein sollten. Doch schließlich Aufgaben für die Entwicklungsländer, Die Botschaft der Ziele für nachhaltige Entwick- noch immer leben fast 800 Millionen Menschen auf die diese, teilweise mit finanzieller Unterstützung Die Kammer der EKD für nachhaltige Entwicklung bekräftigt lung ist auch für Deutschland: Ein „Weiter so“ ist in Impressum der Welt von weniger als 1,90 Dollar am Tag, fast 800 der anderen Staaten, bewältigen sollten. Zudem vielen Bereichen nicht möglich ‒ das betrifft die Herausgeber Brot für die Welt Millionen Menschen hungern. Weil die Millennium- waren die MDGs hauptsächlich entwicklungspoliti- in diesem Impulspapier die Bedeutsamkeit der Agenda 2030 Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V. internationale Politik genauso wie den Konsum und ziele nicht alle erreicht wurden und wichtige Aspekte sche Ziele, die die ökologische Dimension von Nach- und richtet konkrete Forderungen an die Verantwortlichen gleichstellung-nachhaltigkeit-37912.htm Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin Lebensstil Einzelner. Um nicht nur die Auswirkun- Telefon: +49 30 65211 0 ausgelassen haben, gehen die nachhaltigen Ent- haltigkeit vernachlässigten. Die Mehrzahl der acht gen von Armut, sondern auch ihre strukturellen info@brot-fuer-die-welt.de www.brot-fuer-die-welt.de wicklungsziele wesentlich weiter: Sie verbinden sozi- Ziele richtete sich auf die Bekämpfung von Armut in Politik, Zivilgesellschaft und Kirchen. Anschauliche Praxis- Ursachen, wie die ungerechte Ausgestaltung globaler Autor Anna Cavazzini, Daniel Jüttner ale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit und Hunger sowie den Ausbau von Gesundheitsver- (Finanz-)Märkte, zu bekämpfen, muss die neue Redaktion Maike Lukow und fordern Frieden, Rechtsstaatlichkeit und eine sorgung und Zugang zu Bildung, lediglich ein Ziel ‒ beispiele machen deutlich, was Kirche und Gemeinden tun Foto Jörg Böthling Agenda mit strikter Achtung der Menschenrechte V.i.S.d.P. Klaus Seitz Illustration Andreas Schumacher unabhängige Justiz ein. Außerdem gelten sie univer- Ziel 7 zur Sicherung der ökologischen Nachhaltig- können, um die Agenda 2030 voranzutreiben. umgesetzt, müssen die planetarischen Grenzen ein- sell und somit für Industrieländer, Schwellenländer keit ‒ legte den Fokus ausdrücklich auf den Schutz Layout János Theil gehalten und darf niemand zurückgelassen werden. Druck dieUmweltdruckerei GmbH, Hannover und den globalen Süden gleichermaßen. der Umwelt. Außerdem muss die globale Handels-, Finanz- und Art. Nr. 129 502 240 Wirtschaftspolitik endlich fair und ökologisch nach- 2. aktualisierte Auflage, Juni 2018 haltig gestaltet werden. Spenden www.ekd.de Brot für die Welt Deutschland verbrauchte im Jahr 2014 mehr als Spendenkonto: 500 500 500 Bank für Kirche und Diakonie doppelt so viele Ressourcen als uns nach dem Prinzip IBAN: DE10 1006 1006 0500 5005 00 des ökologischen Fußabdrucks zustünden. Dieses Pro- BIC: GENODED1KDB 6 EKD-Texte_130_Umschlag_final.indd Alle Seiten 06.09.18 09:51 Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie der Bundes- Vereinte Nationen (2015): Transforming our Deutsche regierung (2018) world: the 2030 Agenda for Sustainable De- UNITED NATIONS Nachhaltigkeitsstrategie Aktualisierung 2018 * www.bundesregierung.de TRANSFORMING OUR WORLD: velopment >> Nachhaltigkeitspolitik >> Nachhaltigkeits- * sustainabledevelopment.un.org/sdgs THE 2030 AGENDA FOR strategie SUSTAINABLE DEVELOPMENT Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig Rogateheft, 2019 13
WAKING tHE GIANt „Waking the Giant“ How much better to get zur Umsetzung der SDG-Kam- wisdom than pagne des Lutherischen Welt- gold! bundes in Tansania (Proverbs 16,16) tansania ist eines der Pilotländer, die vom Lu- therischen Weltbund für die Kampagne „Wa- king the Giant“ (Den Riesen wecken) zu den 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG) der Vereinten Natio- nen (Agenda 2030) ausgewählt wurden. Ziel ist, die tansanische Kirche zur Erreichung von fünf ausgewählten SDGs zu mobilisieren. Von Dr. John Hillary, Nationaler Koordinator der Kam- pagne „Waking the Giant“, Daressalam, Tansania (übersetzung: Birgit Pötzsch) Um den tansanischen „Riesen“, das heißt vor allem die Kir- chenleitungen, aufzuwecken, wurde die Kampagne „Waking the Giant“ bei der Vollversammlung des Rates der christlichen Kirchen in Tansania (Christian Council of Tanzania, CCT) im Juli 2018 in Dodoma offiziell vorgestellt. Die Initiative wurde schenrechtsorganisationen in Tansania. Außerdem habe ich begrüßt und von den Mitgliedern anerkannt. Die Aufmerk- Orientierungsbesuche bei regionalen ökumenischen Gremi- samkeit der Riesen auf sich zu ziehen, ist ein erster Schritt, sie en in Nairobi gemacht: im ACT-Regionalbüro, bei Christi- aufzuwecken! an Aid (Zusammenschluss von 41 britischen und irischen Um die effektive Durchführung der Aktivitäten zu unterstüt- Kirchen für nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit), zen, hat die Lenkungsgruppe in Tansania die kluge Entschei- ActionAid (Organisation, die sich gegen Armut und Un- dung getroffen, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern auf gerechtigkeit engagiert), Diakonia Afrika-Europa (Region Initiativen aufzubauen, die bereits innerhalb der ACT-Alliance des Weltbundes von Verbänden und Gemeinschaften der zusammenarbeiten. Zu diesem Zusammenschluss gehören ne- Diakonie) und Faith to Action Network (Organisation, die ben der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) Religionsführer darin unterstützt, ihre Verantwortung im auch der Rat der christlichen Kirchen in Tansania sowie Nor- Bereich Geschlechtergerechtigkeit und Gesundheit wahrzu- wegian Church Aid, die schwedische Kirche und der Tangany- nehmen). Das Beste an diesen Begegnungen für mich: Sie ika Christian Refugee Services (Christlicher Flüchtlingsdienst). haben mich auf etliche Möglichkeiten aufmerksam gemacht, Das gemeinsame Ziel der Mitglieder besteht in der Zusam- sich weiter zu vernetzen und zusammenzuarbeiten! menarbeit, um stärkere, effektivere und rechtlich abgesicher- te Entwicklungsschritte in Tansania zu mobilisieren. Wir Schwerpunkte in Tansania müssen nicht bei Null anfangen, als ob ACT-Mitglieder nicht schon etwas tun würden! Wir haben bereits viel unternommen Als Priorität für die Jahre 2018 bis 2020 hat sich die Len- und gemeinsam starke Strukturen aufgebaut. Auf diesem Fun- kungsgruppe die Erreichung der Ziele „Gesundheit für alle“ dament werden wir aufbauen. Dadurch, dass man an frühere (SDG 3), „Bildung für alle“ (SDG 4), „Gleichberechtigung von Initiativen anknüpfen kann, wird die Umsetzung geplanter Frauen und Männern“ (SDG 5), „Ungleichheit verringern“ neuer Aktivitäten und Strukturen beschleunigt. (SDG 10) und „Frieden und Rechtsstaatlichkeit“ (SDG 16) Ich bin seit Kurzem nationaler Koordinator der „Waking the vorgenommen. Giant“-Initiative und erfahre große Anerkennung für diese Wir haben bereits ständige Ausschüsse für diese spezifischen neue, aber wichtige Arbeit in Tansania und darüber hinaus. Themen gegründet. Diese sollen nun unsere Kommissionen So hatte ich verschiedene Möglichkeiten, an Aktivitäten und sein und wir können unsere Aktivitäten auf ihrer Arbeit auf- Veranstaltungen teilzunehmen und die Kampagne im In- und bauen. Auf diese Weise wird die Umsetzung jeder der fünf Ausland zu vertreten. Dazu gehören unter anderem die EU- Schwerpunkte von einer Kommission geleitet, die aus sechs Vertretung in Tansania, die schwedische Botschaft und Men- bis acht Mitgliedern besteht, die nach dem Rotationsprinzip Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig 14 Rogateheft, 2019
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