Partnerschaft gestalten - Ruanda RevueAUSGABE 01/2020 JOURNAL DER PARTNERSCHAFT RHEINLAND-PFALZ/RUANDA - rlp-ruanda.de
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2020 Ruanda Revue Ruanda Revue AUSGABE 01/2020 J O U R N A L D E R PA RT N E R S C H A F T R H E I N L A N D - P FA L Z / R UA N DA Partnerschaft gestalten TITELTHEMA CORONA AUSTAUSCH
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S Neues aus dem Vereinsleben in Landau........................ 25 Blick auf eine Erste Regionalkonferenz Partnerschaft im Wandel ................................... 3 Augenhöhe – eine Grundlage in Trier ........................................................................ 41 der Partnerschaft im Visier.................. 27 Neue Wege in der Neue Mitarbeiter im Partnerschaft? ......................................................... 6 Rund 3.000 Euro Koordinationsbüro in Kigali........................... 42 Spendenerlös für Kigina! ..................... 29 Wohin des Weges, Erzbischof Dr. Antoine Kambanda Jumelage? ................................................................... 9 Ruanda-Aktionstag zu Besuch in Mainz ............................................ 44 in Neuwied .................................................. 30 Partnerschaft im Blickpunkt .........................12 Süd-Nord Reverse Programm ........................ 45 SUGIRA Netzwerk Treffen 2019 Corona Spendenaufruf ...................................14 in Landau ...................................................... 31 Die Berufsausbildung wird es richten ...................................................... 47 Ein Corona-Brief....................................................16 Ruandische Studierende fördern Globales Lernen ....................... 33 Korruptionsbekämpfung – Erste Premium-Wanderwege .......................18 Wieso sie in Ruanda funktioniert ............... 49 Unsere Verbundenheit zum Frühkindliche Entwicklung Partnerland Ruanda ................................ 34 Teeanbau fördert Entwicklung in Kirehe ....................................................................20 auf dem Land ....................................................... 50 Aktiv für Kinderrechte – Zum achten Mal HHN e.V. feiert 30. Geburtstag! ......... 36 Revue passieren lassen….............................. 52 „Sports-for-Peace“-Workshop .....................21 Im Portrait: Zu guter Letzt....................................................... 54 Meine Erfahrungen mit dem Elisabeth Eminger .................................... 38 Management-Programm ............................. 23 Impressum ............................................................. 55 48 50 37
T I T E LT H E M A Blick auf eine Partnerschaft im Wandel Text und Fotos von Prof. Dr. Volker Wilhelmi, Geographisches Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Stefan-George Gymnasium Bingen Die Partnerschaft zwischen Ruanda und Rheinland-Pfalz besteht seit fast vier Jahr- zehnten. Sie wird als sogenannte Gras- wurzelpartnerschaft dezentral angelegt und gelebt. So bestehen Partnerschaf- ten zwischen Kommunen, Institutionen, Verbänden, Schulen und Pfarreien. Sie genießt noch immer bei der ruandischen Bevölkerung – gerade auf dem Land – großes Ansehen und Anerkennung. In Deutschland gilt das Modell der Graswur- zelpartnerschaft als Vorbild für Länder- partnerschaften. Ruanda entwickelt sich in rasantem Tempo mit eigenen Vorstel- lungen über seinen Weg, die Gesellschaft in Rheinland-Pfalz hat sich auch verän- dert. So ist heute der Blick auf Länder des Südens wie umgekehrt ein anderer geworden. Die Herausforderungen an eine lebendige Partnerschaft sind damit Ruanda verstehen gelernt von meinem Freund Jacques Nshimyumukiza. sehr hoch, will sie in ihrer Wirkung weiter- hin Bestand haben. Hochhäusern für Dienstleister wie Banken und Versicherungen floriert, modernste Der Blick auf Ruanda heute Technologien der dezentralen Energie- Ruandas Entwicklung in den letzten 25 versorgung, Kommunikation und Mobili- Jahren ist atemberaubend, ausgehend tät werden von Kigali aus im ganzen Land von einem zerstörten Land hin zu einem systematisch verbreitet und installiert. Die dynamischen Entwicklungsland auf dem Versorgung von Gesundheitszentren in Weg zum Schwellenland. Die Geschwin- entlegenen Distrikten mit Blutkonserven digkeit des Aufstiegs führt, wie in vielen und Medikamenten erfolgt revolutionär Entwicklungsländern – und hier vor allem mit Hilfe von Drohnen. Entwicklungshil- den Nachbarländern Uganda, Kenia fe wird von Ruanda zunehmend kritisch und Tansania – zu großen Disparitäten gesehen, vor allem dann, wenn sie an zwischen den Lebensbedingungen auf Bedingungen geknüpft ist. Dazu folgende dem Land und denen in der Stadt bezie- Zitate des Präsidenten Paul Kagame: „Die hungsweise Metropole. Allein 65.000 Hilfsgelder zerstören jede Eigeninitiative“, Binnenmigranten jährlich vom Land „Afrika braucht keine Babysitter“, „Afrika nach Kigali sind derzeit kennzeichnend darf nicht der Abladeplatz für alte Autos für die Situation. Die City-Infrastruktur oder andere alte Dinge sein“, „China gibt, samt „Gated Communities“ (geschlosse- was Afrika braucht“, „Ich kann mir nicht ne Wohnkomplexe mit verschiedenen vorstellen, dass Entwicklungshilfe endlos Arten von Zugangsbeschränkungen) und weiter geleistet wird und sie dabei noch RUANDA REVUE · 01/2020 3
T I T E LT H E M A begangen werden: Kultureller Austausch Wie viel Demokratie verträgt mit Schriftstellern, Musikern, Künstlern Entwicklung? und Filmemachern, auch die Modebran- Der Umgang mit Ruanda ist auch anstren- che zählt dazu. Auch kann sicherlich dar- gend, weil Ruanda eine Autokratie ist mit über nachgedacht werden, ruandische einem starken, dreimal gewählten Präsi- Nichtregierungsorganisationen in die denten, der die Macht im ganzen Land Zusammenarbeit stärker miteinzubinden. ausübt, und es keine Parteienvielfalt im Allerdings ist das kein leichter Weg, auch Land gibt. Unseren Überzeugungen von wenn gerade dieser für Jugendliche Demokratie entspricht das sicher nicht, attraktiv und interessant erscheint. aber doch den Vorstellungen der meis- ten im Land Ruanda. Die zentrale Frage Die Sustainable Development Goals hierbei: Wie viel Demokratie verträgt Die Kuppel des Convention Centers in gelten auch für uns! Entwicklung? Es sind momentan noch Kigali ist ein Sinnbild für das moderne Und noch eine wichtige Veränderung im vor allem die ökonomischen Aspekte Ruanda von heute. Umfeld der Zusammenarbeit: Die SDGs der Lebensgrundlage, wie Versorgung sind erstmals als Zielvorstellung einer mit Nahrung und sauberem Wasser, mit Agenda 2030 für alle Länder dieser Welt Strom und dann moderner Kommunika- nützlich sein kann. Nützlich ist Entwick- verpflichtend, also global aufgestellt. Das tionstechnik, mit Bildungseinrichtungen lungshilfe nur dann, wenn sie für einen führt dazu, dass die Anforderungen die wie Schulen und Universitäten, mit Kran- genau definierten Zeitraum eingesetzt alten Geber und Nehmer in gleichem kenhäusern und weiteren Einrichtungen wird, um die Basis für eine eigenständige Maße betreffen. Die bisherige Nord-Süd- des Gesundheitswesens, die Ruanda Entwicklung zu legen. Wer jedoch endlos Perspektive kann so in eine Süd-Nord- flächendeckend im Land anstrebt. Der Entwicklungshilfe leistet, macht die Men- Perspektive wechseln und umgekehrt. Weg hin zu einer demokratischen Zivil- schen damit nur abhängig.“ Dadurch entstehen ganz neue Dyna- gesellschaft – nach unseren Zielvorstel- miken und erstmals eine tatsächliche lungen und Verständnis – wird derzeit in Veränderungen bringen auch Augenhöhe bei den wohl wichtigsten unseren Augen nicht zielstrebig genug neue Chancen Zukunftsthemen. Das überstrahlt durch- gegangen. Auch, wenn wichtige Aspek- Es muss geklärt werden, wie die Partner- aus unsere Partnerschaft mit Ruanda, und te wie Gleichberechtigung der Frauen, schaft zwischen Ruanda und Rheinland- zwar positiv wie auch anstrengender vor Partizipation an den Leistungsverträgen, Pfalz zukünftig definiert wird. Aber genau allem für uns. Warum? Weil wir aus unse- die das Leben der Menschen verbessern das ist auch die Chance: Die Partnerschaft rem „sicheren Hafen“, unserer Komfortzo- sollen (Imihigo), oder auch das Engage- sollte sich auf ihre charakteristischen ne heraustreten müssen, wenn wir dem ment für das Gemeinwohl (Umuganda) erfolgreichen Strategien konzentrieren, globalen Wandel gerecht werden wollen. vollzogen werden. Entscheidend für uns „sich selbst treu bleiben“. Dezentrale Unterstützung von kleinen, kommuna- len Projekten, die überhaupt nicht kon- kurrieren wollen mit den Großen. Die Projekte mögen nicht alle unter eine inhaltlich-fachliche Ebene einzuordnen sein. Die Anforderung in der Metaebene erfüllen sie aber sicher alle: Partnerschaft bedeutet Respekt von einander haben. Sicher kann und muss nachjustiert wer- den, gerade in den Fragen: Wer bestimmt das Projekt, wer kontrolliert und evaluiert es, wer führt es durch? Der Begriff „auf Augenhöhe“ muss da nochmal reflektiert werden. Ein „unten in Afrika“ kann und darf es nicht mehr geben in der Kom- munikation. Entwicklung „von innen her- aus“ unterstützen, das kann auch gerade Gated Communities – neue Wohnsiedlungen in Kigali für diejenigen, die es sich auf Wegen erfolgen, die erst seit kurzem leisten können. 4 RUANDA REVUE · 01/2020
T I T E LT H E M A dabei: Das Reflektieren der politischen und gesellschaftlichen Unterschiede in beiden Partnerländern und damit Klä- rung unserer Grundlage der Zusammen- arbeit. Nicht in dem Sinne einer No-Go- Entscheidung, viel mehr im Sinne eines kritischen Begleitens bei der Entwick- lung im Partnerland. Und: Wir müssen unsere „oberlehrerhafte“ – ja oftmals bevormundende – Einstellung gegen- über unseren Partnern ablegen und somit einen echten Perspektivwechsel zulassen. Schulpartnerschaften – hier lebt die Zukunft! Schulpartnerschaften sind nach wie vor von zentraler Bedeutung, hier lebt und entsteht die Zukunft – in beiden Ländern. Bisher wurde oft die Organi- sation von Erwachsenen erledigt – das Begegnungen zwischen jungen Menschen laufen in der Regel deutlich ungezwunge- betrifft den Bau von Schulen ebenso ner – eine erstrebenswerte „Normalität“. wie die grundsätzliche Kommunikati- on durch Lehrerinnen und Lehrer. Was früher schwerfällig über monatelange Strukturen den heutigen Postwege lief, kann nun in die nächs- Herausforderungen anpassen te Phase übergehen: Die Jugendlichen Und nochmal nach Rheinland-Pfalz: Was selbst organisieren medienkompetent ist darüber hinaus zu reflektieren und gemeinsame Aktionen, vom Kennen- anzugehen? lernen über Musikaustausche bis hin - Die Organisationsstrukturen sollten kri- zum fachlichen Austausch über Schul- tisch hinterfragt werden. Wo sind Doppe- inhalte oder auch einfach über das, lungen, wo sind Synergieeffekte, wo ist was junge Menschen eben im Alltag Handlungsbedarf im Sinne von Verbes- interessiert. Daraus ergeben sich viele serung? Eine gewisse Flexibilität in der neue Möglichkeiten des kulturellen Mit- Aufgabenverteilung wäre wünschens- einanders, die unter Jugendlichen viel wert, je nachdem, welche thematischen ungezwungener und einfach „normal“ Schwerpunkte und somit Akzente für ablaufen. Damit hätten wir dann einen einen gewissen Zeitraum gesetzt werden. tatsächlichen Austausch auf Augenhö- - Die Partnerschaftsprojekte und das he geschaffen. Und gleichzeitig wird Koordinationsbüro: Wie kann eine Ver- auf diese Weise der dringend benötigte besserung der Arbeit vor Ort erreicht Nachwuchs, die nächste Generation von werden, die einer Überlastung und Über- Akteuren in der Partnerschaft, gefördert forderung entgegenwirkt? und gefordert. „Normalität“ wäre damit - Die weitere Entwicklung der Partner- eine weitere Zielvorstellung für die schaft sollte aktiv aufgenommen werden: Partnerschaft, die generationenüber- Mit Workshops beispielsweise, die wert- greifend verstanden wird. Indem so die volle Erfahrungen mit neuen Ideen Jugendarbeit systematisch ermöglicht zusammen bringen. Mit einer offenen und gestärkt wird, findet eine zwanglose Streitkultur, die Kompromisse kennt und Übergabe der Partnerschaft in jüngere vor allem das Verstehen in den Mittel- Kultureller Austausch ist ein wichtiger Hände statt. punkt stellt. Das gilt für alle an der Part- Schwerpunkt in der Partnerschaft der nerschaft Beteiligten. Zukunft. RUANDA REVUE · 01/2020 5
T I T E LT H E M A Neue Wege in der Partnerschaft? von Dr. Carola Stein, Leiterin des Referats Partnerland Ruanda / Entwicklungszusammenarbeit, MdI Ist die Partnerschaft noch zeitgemäß es uns heute leicht, diese Kontakte zu oder brauchen wir alternative Kon- pflegen und rasch miteinander zu kom- zepte? munizieren. Mittlerweile sind neben dem Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns Ministerium des Innern und für Sport im Ruanda-Referat des Ministeriums des weitere Ressorts der Landesregierung Inneren und für Sport (MdI) schon sehr sowie Fachinstitutionen in Ruanda aktiv. In Ruanda findet derzeit lange, ohne bisher eine überzeugende Damit konnten einige neue Themenfel- eine sehr dynamische Antwort gefunden zu haben. Auch dieser der erschlossen werden. wirtschaftliche und Beitrag hat nicht den Anspruch, ein ferti- Eine der größten Stärken der Partner- soziale Entwicklung statt. ges Konzept zu bieten, sondern soll ledig- schaft besteht darin, dass unsere Pro- Junge, gut ausgebildete lich einige Ideen sowie die Stärken und jekte seit vielen Jahren ganz konkrete Ruanderinnen und Ruan- Schwächen der Partnerschaft skizzieren. Probleme der Menschen in Ruanda auf- der wollen ein modernes greifen. Wichtig ist auch die Langfristig- Land aufbauen und su- Die Stärken der Partnerschaft keit der Beziehungen – wir denken nicht chen sehr selbstbewusst Die Schulen, Vereine, Kommunen, Kir- in begrenzten Projektphasen, sondern chen oder Universitäten bilden nach wie sind über lange Zeiträume verlässlicher eigene Lösungen für ihre vor die unverzichtbare Basis und den Kern Partner der Distrikte, vor allem auf den Probleme. der Partnerschaft. Das Engagement vieler Hügeln, weit weg von Kigali. dieser Akteure lässt auch nach Jahrzehn- In Ruanda findet derzeit eine sehr dyna- ten nicht nach. Sie halten weiter zu ihren mische wirtschaftliche und soziale Ent- Partnern Kontakt und sorgen mit gro- wicklung statt. Junge, gut ausgebildete ßem persönlichem Einsatz für ein hohes Ruanderinnen und Ruander wollen ein Spendenaufkommen. Durch die stetige modernes Land aufbauen und suchen Zunahme von Reisen nach Ruanda sind sehr selbstbewusst eigene Lösungen für viele neue persönliche Kontakte entstan- ihre Probleme. Damit einher geht eine den. Und die sozialen Medien, ob Whats- Offenheit für alternative Themen und App, Facebook oder Instagram, machen für neue Wege des Engagements. Auch Das moderne und traditionelle Ruanda von heute (Foto links: Volker Wilhelmi; Foto rechts: Carola Stein). 6 RUANDA REVUE · 01/2020
T I T E LT H E M A Fachspezifische Workshops werden in der Partnerschaft durchgeführt, um gemeinsam Projekte zu eruieren (Foto links: Allen Mugisha; Foto rechts: Martin Magunia). in unserem Koordinationsbüro ist somit von vielen. Schwierig für unsere Zusam- Diese besondere Art der Entwicklungs- eine Generation von tatkräftigen und kre- menarbeit ist auch der enorme Druck, zusammenarbeit hat uns all die Jahre ativen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der auf den ruandischen Bürgermeistern ausgezeichnet und sollte nicht leichtfer- beschäftigt. lastet: sie müssen, bedingt durch die tig aufgegeben werden. Denn sonst wird Imihigos (= jährliche Leistungsverträge, die Partnerschaft beliebig und tatsächlich Herausforderungen für die die vom ruandischen Staatspräsidenten nur noch als eine Organisation von vielen Partnerschaft gegengezeichnet werden) rasche greif- anderen wahrgenommen. Bislang fließt von rheinland-pfälzischer bare Ergebnisse in ihren Distrikten liefern. 2) Bei den Projekten können wir uns wei- Seite nur bedingt fachlicher Input in die Die Bürgermeister haben daher kaum Zeit terhin auf die Stärken der Partnerschaft Projektarbeit, da die Zusammenarbeit mit für Projekte, die nicht unmittelbar in den besinnen, das heißt wir können kleine, Ruanda nicht ausschließlich von haupt- Imihigos gelistet sind. Gleichzeitig werden dezentrale Projekte im ländlichen Raum beruflichen Experten der Entwicklungs- neue Anforderungen an Rheinland-Pfalz umsetzen, die sich an den konkreten politik, sondern von ehrenamtlichem gestellt: die ruandische Regierung erhofft Problemen der Menschen orientieren. Engagement getragen wird. Viele Akteu- sich von der Partnerschaft nicht mehr Wir haben Kontakte und Erfahrungen vor re in Rheinland-Pfalz gehören zudem der ausschließlich kleine, dezentrale Projekte, Ort, wie kaum eine andere Organisation älteren Generation an, eine Reihe von sondern große Vorhaben und große Inves- in Ruanda. Unsere Unterstützung ist für ihnen will sich nun allmählich zurückzie- titionen. „Think Big“ lautet die neue Devise! die Menschen wichtig und wird in den hen, einige Vereine lösen sich bereits auf. Die Partnerschaft befindet sich damit in Distrikten sehr wohl wahrgenommen. Vor Gleichzeitig fehlt es überall an Nachwuchs. einem Spannungsfeld zwischen der tradi- allem dort ist die Partnerschaft nach wie Es ist sehr schwierig, neue Akteure für die tionellen Graswurzelpartnerschaft auf der vor verankert und die Projekte sinnvoll bestehenden Partnerschaftsvereine zu rheinland-pfälzischen und dem Anspruch und sehr willkommen. Für große sekto- gewinnen. Junge Menschen wollen sich „Think Big“ auf der ruandischen Seite. Wir rale oder landesweite Projekte sollten die nicht langfristig in den traditionellen eher müssen für uns entscheiden, ob wir diese großen Geber verantwortlich (GIZ, KfW, behäbigen Vereinsstrukturen binden, son- neuen Erwartungen erfüllen können und etc.) sein. dern punktuelle Aktionen unterstützen, wollen. 3) Wir können aber auch aktuelle Themen ihre eigenen kreativen Ideen einbringen aufgreifen, die der dynamischen Entwick- und vor allem auch das Zeitalter der Digi- Möglichkeiten für die Zukunft lung Ruandas entsprechen wie beispiels- talisierung in der Partnerschaft etablieren. der Partnerschaft weise Umwelt, regenerative Energien, Auch in Ruanda bestehen Herausforde- Angesichts dieser Herausforderungen Förderung von Kooperativen. Es gibt eine rungen für die Partnerschaft: Viele Politiker drängt sich die Frage auf, ob die Part- sehr junge kreative Szene in Ruanda, der und Mandatsträger, die heute in Ruanda in nerschaft als Modell heute ausgedient wir uns viel stärker zuwenden könnten. der Verantwortung stehen, sind nach dem hat. Dieser Meinung bin ich nicht. Aber Dafür sollten wir bereit sein, andere The- Genozid aus der Diaspora zurückgekehrt. ich glaube, wir müssen bereit sein, neue men aufgeben. Sie kennen das Konzept der Partnerschaft Wege zu beschreiten. Ich möchte gerne 4) Wir können verstärkt auf die fachliche und die Projekte nicht, sie sind auch nicht zehn Punkte benennen, die mir in diesem Zusammenarbeit von Partnern setzen auf den Hügeln verwurzelt. Zudem drän- Zusammenhang wichtig erscheinen: und neue Institutionen in Rheinland- gen sich in Ruanda mehr und mehr auslän- 1) Das zentrale Element der Partnerschaft Pfalz ansprechen, die ihr Knowhow in die dische Organisationen und Regierungen, sind meines Erachtens auch weiterhin die Partnerschaft einfließen lassen können. die das Land unterstützen. In der Folge langfristigen und direkten Beziehungen Im Rahmen der Zusammenarbeit mit ist die Partnerschaft nur noch ein Akteur zwischen den Menschen beider Länder. der Hochschule für öffentliche Verwal- RUANDA REVUE · 01/2020 7
T I T E LT H E M A tung, der Kommunalakademie oder dem die Jugendarbeit in Rheinland-Pfalz zu pädagogischen Landesinstitut wurden stärken. Sehr viele motivierte und aktive hier schon erste erfolgreiche Schritte junge Menschen in Rheinland-Pfalz sind unternommen. Interessant wäre es auch, bereit, sich zu engagieren. Dieses Enga- ruandisches Knowhow für Rheinland- gement richtet sich aber nicht nur auf die Pfalz abzurufen, zum Beispiel bei der Umsetzung von Projekten. Das Interesse, Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele. mit ruandischen Partnern gemeinsame Die Partnerschaftsarbeit Dies würde auch der immer wieder geäu- Themen zu erarbeiten, zum Beispiel rund ist ehrenamtlich. Wir ßerten Forderung nach einer Partner- um Fragen des Klimawandels oder der können unterstützende schaft auf Augenhöhe Rechnung tragen. globalen Gerechtigkeit, ist bei Jugend- Angebote machen, aber 5) Wir können in Ruanda und in Rhein- lichen sehr hoch und sollte unterstützt es sind letztlich die land-Pfalz mehr fachliche und auch regi- werden. Partner, die über die Art onale Netzwerke schaffen, um die Part- Aber wir können nicht darauf warten, dass der Zusammenarbeit nerschaft in beiden Ländern sichtbarer zu sie in die bestehenden Partnerschaftsver- entscheiden. machen und vom gegenseitigen Wissen- eine eintreten. Wir müssen die Jugendli- stransfer zu profitieren. Das „Sugira Netz- chen aktiv ansprechen und ihnen Raum werk“, ein Zusammenschluss von Förder- für ihre eigenen Ideen anbieten. Hier müs- schulen in beiden Ländern, ist hierfür ein sen wir nun landesweit tragfähige Struktu- gelungenes Beispiel. ren aufbauen. 6) Bei der Projektplanung können wir die 9) Auch mit unseren ruandischen Partnern Imihigos und die Entwicklungsstrategien müssen wir uns zusammensetzen und klä- der Distrikte stärker berücksichtigen. Die ren, wo sie denn eigentlich die Zukunft der Bürgermeister müssen sich an diese Vor- Partnerschaft sehen. gaben halten, dabei sollten wir sie auch 10) Und wir müssen Akzeptanz bei unse- unterstützen. ren Akteuren in Rheinland-Pfalz schaffen 7) Wir können zukünftig lokale Nichtre- und sie überzeugen, neue Ansätze und gierungsorganisationen (NGO) in Ruanda Konzepte mitzutragen. Die Partnerschafts- vermehrt in unsere Projektarbeit einbe- arbeit ist ehrenamtlich. Wir können unter- ziehen und uns nicht nur auf die Verwal- stützende Angebote machen, aber es sind tungen oder Schulen als Projektpartner letztlich die Partner, die über die Art der konzentrieren. Diese NGOs sind wesent- Zusammenarbeit entscheiden. lich freier in ihrem Handeln als die Dist- riktverwaltungen und könnten uns in ver- Resümee schiedenen Bereichen unterstützen. Ruanda befindet sich in einer Zeit des 8) Eine zentrale Aufgabe wird es nun sein, Umbruchs und des Wandels. Dieser Verän- derung kann sich auch die Partnerschaft nicht entziehen. Gleichzeitig birgt diese Herausforderung jedoch große Chancen! Es gibt eine Vielzahl motivierter Menschen, die auch weiterhin engagiert mit Ruanda zusammenarbeiten wollen, und viele Men- schen in Ruanda, die unsere Unterstützung brauchen. Beide Seiten können auch wei- terhin von dieser, in ihrer Form einzigarti- gen Graswurzelpartnerschaft profitieren. Es gilt jetzt, innovative neue Wege zu finden und sich dem aktuellen Wandel nicht zu verschließen. Auf diesem Weg können wir die Partnerschaft weiterentwickeln und zukunftsfähig machen, damit sie auch von Berufliche Bildung ist ein wichtiger Schwerpunkt Ruandas und der Partnerschaft der nächsten Generation erfolgreich wei- (Fotos: Carola Stein). tergetragen werden kann. 8 RUANDA REVUE · 01/2020
T I T E LT H E M A Wohin des Weges, Jumelage? Text und Fotos von Michael Nieden, Geschäftsführer des Vereins Partnerschaft Rheinland-Pfalz / Ruanda e.V., Mainz Das Licht, das erlosch kulturelle Traditionen und ein gesell- Auf der Sicherheitskonferenz in Mün- schaftlicher Zusammenhang verloren chen im Februar diesen Jahres hat ein gingen, ganz abgesehen von dem Experte konsterniert festgestellt, dass Horror von 1994. Ich begleite das Land die bislang gültige westliche Annahme, Ruanda seit dem Jahr 2004 und erlebe weltweit wäre die abendländisch-west- seitdem wie sich die ruandische Regie- liche Kultur und deren demokratische rung mehr und mehr der eigenen Tra- Werteordnung erstrebenswert und dition und den eigenen Werten und eine Entwicklung zu unserer Form einer Normen sowie früheren Instrumenten Wohlstandsgesellschaft dem imma- des gesellschaftlichen Zusammenle- nent, wohl nicht mehr stimmt. Europa bens bedient, um eine eigene nationa- erfährt mehr denn je in diesen Zeiten die Mit dem Fall der Berliner Mauer, mit der le Identität zu begründen. In Ruanda ist Folgen der global sich verschiebenden rasanten Entwicklung von Kommunika- sehr schön zu sehen, wie sich in diesem Machtzentren. Das Sendungsbewusstsein tionstechniken und der Digitalisierung Rahmen eigenen Begrifflichkeiten von des christlich-abendländischen Europas unseres Lebens geht eine Neuordnung gesellschaftlichen Steuerungstechniken im 18. und 19. Jahrhundert, weltweit von Finanz-, Waren- und Personenströ- entwickeln, wie zum Beispiel Umuganda Völker zu zivilisieren, wandelte sich im me einher. Wir sind mittendrin, wie sich (Gemeinwesenarbeit), Ubudehe (gesell- 20. Jahrhundert zum Begriff Hilfe durch weltweit neue politische, wirtschaftli- schaftliche Solidarität), Imihigo (Leis- Entwicklung. che und kulturelle Zentren bilden. Neue tungsvertrag), Umushyikirano (Nationaler selbstbewusste Führungseliten und ein- Dialog), Gacaca (Basisgerichte), Itorero Neues afrikanisches zelne Führer treten hervor, die sich gegen (Erziehung zu ruandischen Werten) und Selbstbewusstsein einen eurozentrischen Wertebegriff von andere. Spätestens seit dem Jahr 2005 Das zivilisatorische Desaster Europas im Entwicklung, Gesellschaft und sozialem setzte in Ruanda eine Entwicklung ein, 20. Jahrhundert, mit dem ersten und Zusammenleben wehren und eigene die zunehmend eine Veränderung in der zweiten Weltkrieg, ermutigte die in kolo- Konzepte entwickeln. Auch widersetzen Wahrnehmung und Bewertung von Hil- nialer Abhängigkeit stehenden Länder, sich immer mehr afrikanische Gesell- fe von außen herbeiführte: Hilfe – nein, sich zu lösen, eigene Staaten zu grün- schaften korrupt herrschenden Eliten, Unterstützung – ja. Von außen bestimmt den und Gestaltung in eigene Hände zu die seit dem Fall der Mauer nicht mehr in – nein, von innen bestimmt – ja. Morali- nehmen. Man wollte nun Herr über seine dem Maße protegiert sind. sierender Ratschlag oder Hinweis – nein, eigene Entwicklung und Ausgestaltung gleichberechtigter Dialog – ja. Das Recht sein. Der aufkommende Ost-West-Konflikt Besinnung auf eigene Werte auf ein Nein – trotz Unterstützung. der Systeme gab diesen neuen Staaten Ruanda ist ein sehr gutes Beispiel dafür, Unabhängig von dem Streit, ob nun dik- eine gewisse Selbständigkeit, denn der wie die neue Regierung nach dem Jahr tatorische, autokratische oder autoritä- Westen wie der Osten waren auf deren 1994, dem Völkermord und der völligen re Führung, ist Ruanda klar hierarchisch Stimmen in der UN angewiesen. Der Wes- Zerstörung des Landes, eine Entwick- gegliedert. Die Geschichte Ruandas ten wie der Osten setzen auf finanzielle lung in Gang gesetzt hat, die sich mehr hat hier einen großen Einfluss auf diese Entwicklungshilfe, um diese Länder und und mehr auf die eigene kulturelle Tra- heutige Situation. Die Rolle und Bedeu- deren staatstragende Systeme – wohl- dition von Werten und Normen bezieht. tung des heutigen Präsidenten und die gemerkt – zu binden. Es wurde massiv Gerade das kleine Land Ruanda ist massiv Wahrnehmung in der ruandischen Bevöl- in nationale Haushalte und Infrastruktur von diesem zivilisatorisch-europäischen kerung ist ohne die Kenntnis der ruan- investiert, die vielfach von herrschenden Sendungsbewusstsein verändert und dischen Geschichte nicht zu verstehen. und korrupten Eliten verwaltet wurden. geprägt worden, wobei dem Land viele Somit auch die Art und Weise der Regie- RUANDA REVUE · 01/2020 9
T I T E LT H E M A Verantwortlichen von kommunalen Ein- heiten, Institutionen oder Kooperativen. Hilfe zu Selbsthilfe – die auch vor Ort tat- sächlich ankam und gerade im Bildungs- bereich zu wesentlicher Verbesserung der Ausbildungssituation lokal beitrug. Hierzu zählen auch bis heute die vielen Schulpartnerschaften. Nach dem Jahr 1994 setzte sich diese Unterstützung verstärkt fort. Neue Bereiche kamen hin- zu, aber auch seit dem Jahr 2012 Fragen einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit, der kulturelle Austausch, Fragen des Umweltschutzes und der Entwicklung in der Landwirtschaft. Ein Drehen am kleinen aber persönlichen Rad Der Partner Ruanda entwickelt und posi- tioniert sich immer stärker und selbst- bewusster. Wo verorten wir uns heute in diesem dynamischen, mit internatio- naler Konkurrenz besetzten Umfeld und gegenüber den ruandischen Erwartun- gen auf Regierungsseite, die Entwicklung von oben nach unten vorantreiben? Wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen und dies in Zukunft offensiver vertre- ten, aber auch unsere Schwächen oder unser Unvermögen erkennen. Eher das Der neue Stolz Ruandas. Drehen am kleinen, aber persönlichen rungsform und der Mittel, Entwicklung zu zwischenmenschlichem Rad. Mehr lokale gestalten und voranzutreiben. Zusammenarbeit mit ruandischen Nicht- regierungsorganisationen (NGOs) und I’m proud to be Rwandan Initiativen, Entwicklung von innen muss Dieses neue Selbstbewusstsein „I am unser Ziel bleiben. Dies bedeutet, die proud to be Rwandan“ verändert zuneh- Menschen im Land zu fördern und ermu- mend unsere Partnerschaft mit Ruanda. tigen und Entwicklung in ihrem Sinne Es fällt zusammen mit einer weltweiten voran zu bringen. Wir stehen vor einem Veränderung der Wahrnehmung von Generationswechsel hier in Rheinland- Hilfe, Unterstützung und allgemein gül- Pfalz und einer immer stärker und selbst- tigen Normen und Werten des Zusam- bewusster werdenden Zivilgesellschaft menlebens. Mit den neuen Sustainable in Ruanda. Wenn wir unserer Graswur- Development Goals sind zum ersten Mal zelphilosophie weiterhin gerecht wer- auch die Länder des globalen Nordens, den wollen, wenn wir Entwicklung von reiche Konsumgesellschaften aufgefor- innen bestärken wollen und wenn wir die dert, Veränderungen anzugehen und heutige Jugend in Ruanda wie in Rhein- werden von den sogenannten Drittlän- land-Pfalz miteinbeziehen wollen, dann dern hierbei kritisch begleitet. Bislang wäre für mich ein Ansatz unser Konzept war unsere Partnerschaft mit Ruanda bis von Förderung und von Unterstützung, vor dem Krieg und Genozid geprägt von neben den immer noch notwendigen Hilfe vor Ort im direkten Austausch mit Infrastrukturprojekten, in Zukunft mehr 10 RUANDA REVUE · 01/2020
T I T E LT H E M A Wir sollten uns auf unsere Stärken besin- nen und dies in Zukunft offensiver vertreten, aber auch unsere Schwächen Neue Emanzipation. Novum: Frauen als Intore Tänzerinnen. oder unser Unvermö- gen erkennen. Eher das mit ruandischen NGOs, Initiativen und selbst kritisch nachzudenken, Dinge zu Drehen am kleinen, aber Verbänden zusammenzuarbeiten, dort relativieren, sich zurückzunehmen und persönlichen zwischen- wo junge Menschen sich engagieren und selbst durch eine andere Kultur zu ler- menschlichem Rad. gestalten wollen. nen. Diese Partnerschaft mit Ruanda hat nach meiner Auffassung weiterhin ihre Unser Juwel große Chance und Berechtigung – gera- Die Länderpartnerschaft mit Ruanda ist de, weil wir nicht anonym, sondern part- ein Juwel. Für uns bleibt der unglaubli- nerbezogen und nicht nur projektbezo- che Wert, mit einem Land und seinen gen zusammenarbeiten. Menschen sowie seiner Kultur verbun- den zu sein, Freundschaften zu schlie- ßen und in den Gesprächen über uns Sichtbare Verbindung von Tradition und Moderne. RUANDA REVUE · 01/2020 11
T I T E LT H E M A Partnerschaft im Blickpunkt von Mona Reichert, Mitarbeiterin im Referat Partnerland Ruanda / Entwicklungszusammenarbeit, MdI Die große Herausforderung: Der Weg in die Zukunft Als Hauptinitiator und Moderator der Veranstaltung führte Prof. Dr. Volker Wil- helmi in das Thema und Zielsetzung des Tagesseminars ein. Volker Wilhelmi kennt die Partnerschaft über seine Professur am Geographischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wie auch über seine Lehrtätigkeiten am Stefan- George-Gymnasium in Bingen, das eine jahrzehntealte Schulpartnerschaft mit Ruanda aufweisen kann. Zudem ist er Mit- glied im Beirat des Partnerschaftsvereins in Mainz. „Ein Resümee des Erreichten, verbunden mit einer kritischen Analyse vor allem auch der zukünftigen Erwartun- Ruanda – das Land der Tausend Hügel: Wohin führt der zukünftige Weg der Partner- gen und Ausrichtung der Partnerschaft – schaft? (Foto: Günter Zimmermann). das ist Ziel des Seminars“, so erläuterte er und wünschte allen, Teil einer lebendigen Am 5. März 2020 lud die Fridtjof-Jan- Diskussion zu werden. sen-Akademie in Ingelheim zu einem Tagesseminar mit dem Titel „Ruanda – Impulsreferate Rheinland-Pfalz: Blickwechsel auf eine Den Auftakt der Vortragsreihe machte Partnerschaft im Wandel“ ein. Gekom- Volker Wilhelmi, indem er das Partner- men waren Akteure aus der Partner- land Ruanda vorstellte und dabei den schaft, die bereits seit Jahrzehnten oder Fokus auf die besonderen gesellschafts- gar von Beginn der Partnerschaft an mit sowie entwicklungspolitischen Prozesse dabei sind. Aber auch neue und junge setzte. Zudem skizzierte er die Partner- „Köpfe“ fanden den Weg nach Ingel- schaft Rheinland-Pfalz / Ruanda seit den heim, um mehr über die sogenannte Anfängen bis heute. Er verwies auf die Jumelage zu erfahren und miteinander Herausforderungen in den bestehenden in den Dialog zu treten. Mit großem Strukturen, die sich bereits heute aber Bedauern aller Teilnehmenden wurde auch verstärkt in Zukunft ergeben wer- die kurzfristige Absage eines Vertreters den. Dr. Carola Stein, Leiterin des Referats des ruandischen Innenministeriums Partnerschaft Ruanda / Entwicklungszu- MINALOC aufgenommen. Dadurch fehl- sammenarbeit, sprach in ihrer Funktion te dem Seminar ein außerordentlich als Vertreterin des rheinland-pfälzischen wichtiger und fundamentaler Input, Ministeriums des Innern und für Sport. nämlich die ruandische Perspektive zur Sie sprach über die ihrer Meinung nach Ruanda setzt auf moderne Standards – vor allem in Kigali sind viele Neubauten Partnerschaft – darüber waren sich alle bestehenden Stärken und Schwächen zu sehen (Fotos: Harald Göbel). einig. der Partnerschaft sowie mögliche Ansatz- 12 RUANDA REVUE · 01/2020
T I T E LT H E M A punkte für neue Wege. Prof. Dr. Alexan- der Stroh-Steckelberg vom Institut für Afrikastudien an der Universität Bayreuth lernte bereits in der Jugend die Arbeit des Koordinationsbüros vor Ort kennen und ist zudem mit dem ehrenamtlichen Engagement aus Bad Kreuznach ver- traut. Aus wissenschaftlicher Perspektive beschäftigte er sich in seinem Vortrag mit den politischen Systemen in Afrika und Ruanda sowie Europa und Deutschland. Michael Nieden, Geschäftsführer der Partnerschaft Rheinland-Pfalz / Ruanda e.V. in Mainz, kennt die Arbeit und Her- ausforderungen der rheinland-pfälzi- schen wie auch der ruandischen Akteure. Da der Partnerschaftsverein auch Träger des Koordinationsbüros in Kigali ist und Michael Nieden dessen Leitung über vie- Eine Partnerschaft auf Augenhöhe: Das war und ist die Vision der Jumelage! (Foto: MdI). le Jahre innehatte, gelang es ihm, wichti- ge Aspekte der ruandischen Geschichte, Kultur und Gesellschaft aufzuzeigen, die land-Pfalz und der Partnerschaft? Als wei- über Jahrzehnte gelebte Philosophie ist auch in unserer Diskussion Berücksich- terer wichtiger Diskussionspunkt wurden einzigartig in ihrer Form und kann auch tigung finden sollten. Abschließend die bestehenden Strukturen der Partner- so grundsätzlich weiter bestehen. Aber sprach Dr. Richard Auernheimer, Präsi- schaft angesprochen. Gibt es Möglich- Beständigkeit braucht auch Entwicklung: dent des Partnerschaftsvereins in Mainz, keiten, Vereine bei der sich als schwierig Es gilt, den Platz und die Rolle der Part- über die Errungenschaften der Partner- erweisenden Suche nach Nachwuchs nerschaft für die Zukunft zu definieren, schaft und Zukunftsvisionen. Mit seinem und anstehenden Generationswechseln um dem heutigen Anspruch und Gege- Vortrag leitete er in die anschließende Unterstützung zu bieten? Wie können benheiten in Ruanda wie auch in Rhein- Diskussionsrunde über, die von Volker wir einem Vereinssterben in der Partner- land-Pfalz gerecht zu werden. Dabei kann Wilhelmi moderiert wurde. schaft entgegenwirken? Wie stehen die das Seminar in Ingelheim nur der Beginn Jugendlichen zu tradierten Vereinsstruk- eines längerfristig angesetzten Prozesses Die Diskussion: Politik, Vereinssterben turen – gibt es dort Platz und Raum zur zur Zukunft der Partnerschaft sein. Bei und die Jugend Partizipation und Weiterentwicklung den sich in Zukunft ergebenden Diskussi- Wie sich Volker Wilhelmi zu Beginn des für junge Menschen? Welche Impulse onen ist darauf zu achten: dass wir den Seminars wünschte, nutzten alle Teil- müssen für die Zukunft gesetzt werden, unmittelbaren Austausch mit unseren nehmenden den Nachmittag für einen um die Partnerschaft zukunftsfähig zu Partnern über den Diskurs der Jumelage lebendigen Austausch. Es wurde eine machen? Wie sehen die Strukturen, die weitersuchen und so voran bringen; dass Vielzahl von Themen angesprochen, die Säulen in der Partnerschaft der Zukunft sich in Rheinland-Pfalz Jung und Alt aufzeigten, wie vielschichtig die Partner- aus? Werden wir mit unserem Konzept zusammen tun, um gemeinsam das Be schaft ist. So wurde beispielsweise kont- einer Graswurzelpartnerschaft dem An währte zu erhalten und gleichzeitig fit für rovers diskutiert, inwieweit Politik Einfluss spruch, Erwartungen und Zielsetzungen die Zukunft zu machen; dass alle Akteure und Auswirkungen auf die Arbeit der des heutigen Ruanda noch gerecht? der Partnerschaft ihren Beitrag in dem Partnerschaft hat. Dabei wurden Span- Diskurs leisten und so mit an den Stell- nungsfelder zwischen politischen Sys- Fazit eines Tages schrauben drehen, um den Weg in die temen, Erfahrungen beziehungsweise Im Laufe des gemeinsamen Austauschs, Zukunft gemeinsam zu gehen. Beobachtungen im Alltag hervorgeho- den lebendigen Diskussionen und aufge- ben: Ist unser Verständnis von Demokra- kommenen Fragen waren sich zum tie ein westlich konstruiertes Konzept, Schluss des Tages alle einig: Die Partner- das es gilt, auf der ganzen Welt und somit schaft hat eine Zukunft! Und es lohnt auch in Ruanda zu implementieren? Wo sich, an dem Grundgedanken der Gras- sehen wir dabei unsere Rolle in Rhein- wurzelpartnerschaft festzuhalten. Die RUANDA REVUE · 01/2020 13
CORONA 14 RUANDA REVUE · 01/2020
Corona-Virus: Übernahme von Stornokosten für Schulfahrten Mittelung der ADD an alle Schulen in Rheinland-Pfalz Aufgrund der aktuellen Corona-Krise soll bis zum Ende des die Auszahlung eines Gesamtbetrages erfolgt auf ein von laufenden Schuljahres im Sommer 2020 auf Studien-, Klas- der Schule angegebenes Konto. Die weitere Abwicklung – sen-, und Kursfahrten sowie Schüleraustausche verzichtet Auszahlung an Vertragspartner oder Eltern – wird von der werden. Auf Antrag werden anfallende und berechtigte Schule veranlasst. Stornokosten vom Land Rheinland-Pfalz übernommen. Die Fragen können an die ADD über das Funktionspostfach Anträge können nur von der Schule gestellt werden, und Schulfahrtenstorno@add.rlp.de gerichtet werden. RUANDA REVUE · 01/2020 15
CORONA Ein Corona- Brief Text und Fotos von Dr. Uta Düll, Leiterin des Gesundheitszentrums in Gikonko, 27.3.2020 Unsere lieben Freunde nah und fern, Whatsapp verschickten wir Ruanda hat inzwischen 50 so viele besorgte Nachfragen erreichen Service-Bescheinigungen, Corona-positive Fälle, angeb- mich jeden Tag, so dass ich mich nun hin- denn -logisch- für medizini- lich alle in gutem Zustand und setze und Euch einen CORONA-Brief schrei- sche Einrichtungen besteht ohne Intensivpflicht. Fast aus- ben will. Fast habe ich ein schlechtes Gewis- Arbeitspflicht, sogar Urlaubs- schließlich sind es Menschen, sen, Ihr sorgt uns um uns, dabei geht es uns sperre. Und seither tragen wir die beim Screening bei der – im Vergleich zu Euch – sehr, sehr gut! alle Masken. Meine von vie- Einreise, aufgefallen sind und len Besuchern immer wieder sofort in Quarantänestationen Also: Seit etwa 2 Wochen ist das Land in belächelte EBOLA-Box hat sich gebracht wurden, also alles maximaler Corona-Alarmbereitschaft. Die bewährt, in der ich Masken, Schutzbrillen, importierte Fälle, interessanter Weise meist Schulen und Kirchen wurden geschlossen, Papierschutzkleider, Handschuhe fürs Erste aus Dubai! Auch jetzt noch versuchen Feste und Veranstaltungen verboten, alle vorbereitet hatte. Doch Nachschub gibt Rwandesen im Ausland auf jeden erdenkli- Medien und wir, bei täglichen Infostun- es keinen. Unsere Näherin fertigt inzwi- chen Weg zurück ins Land zu kommen, bei den vor den Patienten, ermahnen zu „sozial schen dekorative Mundschutze an, auch uns vor allem über die grüne Grenze aus distance“, „Händewaschen“ und so weiter. das dank der Stoffreste, Faden und Bänder Burundi. Sie werden ebenso sofort in Qua- Doch zunächst wurde es von der Bevöl- aus Oma Gerda`s Container. Anfang der rantänestationen „eingesperrt“, für mindes- kerung wenig ernst genommen: unsere Woche hatten wir noch viele Patienten, tens 14 Tage. Bis gestern waren es 50 Infi- „Handwashing-stations“ hatten abends wie immer, doch in den letzten Tagen, mit zierte. Jeden Abend erwarten wir gespannt noch so viel Wasser im Eimer wie morgens zunehmenden Kontrollen auf den Straßen das neue Update vom Ministerium. Keiner -also keiner wusch die Hände-, man saß und Wegen, nimmt ihre Zahl deutlich ab. traut sich irgendeine Zahl vorher zu veröf- immer auf Tuchfühlung, wie es offensicht- Wer ertappt wird, kommt ins Gefängnis. So fentlichen, da auf falschen Infos und Panik- lich hier zum Wohlfühlen gehört. Als erstes haben auch unsere lokalen Händler wenig mache strengste Strafen verhängt wurden. – auch als mehr und mehr in Gespräch kam, Mut, auf den Großmärkten einzukaufen, Da ja auch in Kigali „ville morte“ ist, haben dass der Flugverkehr eingestellt werden und wie normal, mit einem Lastwagen all die kleinen Straßenhändler, Motota- sollte – verließen alle Besucher und Expats voll Lebensnotwendigem nach Gikonko xis, Taschendiebe, Gelegenheitsarbeiter das Land. Der Preis für ein Ticket nach Euro- zurück zu kommen. Es ist absehbar, dass und so keine Arbeit mehr, kein Geld und pa verdreifachte sich in wenigen Stunden: bald Seife und Waschpulver fehlt, WC- somit Hunger. Auch sie erinnern sich an ihr 3.800 €. Die Botschaft schickte immer neue Papier (wie bei Euch), Mehl und Zucker, Zuhause auf dem Land, und schlagen sich Updates über die letzte Flugmöglichkeit. Batterien für Taschenlampe und Radio. zu Fuß bis Gikonko durch. Sie mühte sich, ja jeden ins „sichere“ Europa Auch wir stellen zunehmend auf unsere zu bringen. Ob ich auch ein Ticket wollte: Gartenkost um, auch wenn unser Vorrat Gestern brach dann kurzfristig Panik aus. nein, eigentlich nicht – und ein Freund und noch einige Wochen reichen wird. Man wollte die ja jetzt verwaiste Sekun- Bekannter nach dem anderen reisten ab. darschule mit Internat zu einer Quaran- Für das Krankenhaus hatte ich – in weiser tänestation umbauen, und wir sollen die Am 20.3.20 wurde dann der Flughafen Voraussicht- vorgesorgt: hatte noch 700l Verantwortung für die medizinische Über- geschlossen. Gleichzeitig wurde ein Shut- Diesel für den Generator gekauft, ein Auto wachung haben. So verbrachte ich den Tag down verhängt: nur noch Lebensmittellä- bis unters Dach Medikamente in Kigali in Planungsgesprächen: wo bringt man den oder Apotheken dürfen offen haben. eingekauft. Einzig knapp blieb das Wasch- wen unter, wer ist für Sicherheit oder Ver- Betriebe, öffentliche Stellen, Verwaltung, pulver, aber da habe ich mich inzwischen pflegung zuständig, was wird gebraucht: Banken sollen von zu Hause aus arbei- mit einem Händler in Butare arrangiert. Wie Decken, Geschirr, Handtücher, Hygienear- ten. Wer auf der Straße angehalten wird, lange die Medikamente reichen, wird sich tikel, Masken und so weiter. Gegen Ende muss sich ausweisen, wohin er will. Per zeigen – sicher nicht mehr als 3 Wochen… des Tages war dann klar, dass Gikonko erst 16 RUANDA REVUE · 01/2020
CORONA mal noch nicht drankommt, dass man onssicherer Kommunikation via Internet erst mal die Menschen in einer anderen grüße ich Euch ganz herzlich, auch wir sor- Schule sammelt und überwacht, uff… gen uns um Euch Aber kommen wird das sicher noch. So Eure Uta bereiten wir uns darauf vor: Die politische Gemeinde verspricht zwar Hilfe für Laken, PS: Eben kommt die Nachricht: heute 4 neue Decken, Seife und weiteres, doch ich zweif- positive Teste in Rwanda, total 54 … Aber le sehr. Selbst wenn sie es ernst meinten, was ist das im Vergleicht zu den Tausenden es gibt derzeit keine Großeinkäufe mehr, von Toten in Europa und Amerika … kein Nachschub aus Asien oder Dubai. So lege ich aus unseren Reserven alles bereit: Nachtrag vom 10.5.2020 Laken, Handtücher, Schutzkittel, Desinfek- Inzwischen sind die positiv getesteten Fälle tionsmittel, die uns unsere Freunde aus auf 284 angestiegen, mehrheitlich in Kiga- Tirschenreuth schickten oder Besucher in li beziehungsweise an den Einfallsstraßen den letzten Wochen mitbrachten – GANZ, der Überlandstraßen, die alle mit geringer GANZ LIEBEN DANK. Das rettet uns gerade Patienten beim Fieber messen. Symptomatik in einem Krankenhaus über- jetzt! wacht werden. Das Tragen von Gesichts- masken ist inzwischen Pflicht, dafür ist Also Ihr seht, es geht uns außer einer gewis- der Radius der Bewegungsfreiheit etwas sen Anspannung ganz gut: wir tragen erweitert worden. Unser Krankenhaus läuft Masken, überwachen unsere 50 Straßen- auf Sparflamme. Außer die chronischen jungen aus Kigali täglich zweimal, bereiten Kranken (Asthma, Hypertonus, Diabetes, uns mental und mit unseren Vorräten auf Epilepsie und psych. Erkrankungen), die einen eventuellen Einsatz vor, haben auch Ihre Rendez-vous sehr ernst nehmen, kom- ab und zu Alpträume, aber betroffen sind men wenig Patienten. Sie trauen sich nicht wir noch nicht. Fast scheint mir, dass viele zu kommen, finden kein Motorrad Taxi und afrikanische Staaten aus den Erfahrungen schon gar keine Träger. Wenn sie dann in Europa lernten: die Grenzen rechtzeitig kommen, dann spät oder zu spät. Corona schlossen, Infizierte und Risikopersonen wird wohl mehr Opfer unter den Nicht- rigoros in Quarantäne stecken und damit Corona-Patienten fordern als unter den bisher Schlimmes abwendeten. Bleibt zu Corona-positiven. Inzwischen haben wir hoffen, dass es gelingt. Viele von Euch fra- auch unseren chirurgischen Betrieb wieder gen besorgt, wie sie uns helfen können: aufgenommen, sonst wird uns zu langwei- Noch verfügen wir über Schutzmasken. eigentlich gar nicht: Masken habt Ihr selber lig. Abwechslung bringt immer wieder die nicht und außerdem gibt es keinen Trans- Hotline 114, wo man sich bei entsprechen- port. Geldtransfers sind fast eingestellt. den Beschwerden melden kann. Sofern Selbst das bezahlen der Gehälter nächste der Anruf aus unserer Zone kommt, muss Woche wird schwierig. Und eigentlich geht ich umgehend einen Hausbesuch machen es uns ja noch viel, viel besser als Euch. – und klären, ob ein reeller Verdacht besteht. Über einen gelegentlichen Mutmacher Bisher war es nur Fehlalarm: Erschöpfung Gruß freuen wir uns trotzdem. Sorgen wir und Fieber nach drei bis vier Tagen Fuß- uns gemeinsam um die Zukunft unseres marsch von Kigali nach Hause, ohne Essen, Planeten, ein besonderes Fastenopfer und Übernachtung im Freien. Aber für mich ist Kreuz in dieser Zeit. Vielleicht hilft es uns, es eine willkommene Gelegenheit raus zu uns nicht mehr um uns selber zu drehen, kommen, wenn gleich auch mit Polizeies- uns ums Wesentliche zu sorgen, wieder korte. den Wert von Mitmenschlichkeit, Freund- Kurz: bisher wurde Ruanda weitgehend schaft, Achtsamkeit zu entdecken und von Corona verschont. Die strengen und schätzen. Und beten wir, dass wir bald wie- rechtzeitigen Maßnahmen zu einem gene- der ein erlöstes, österliches Halleluja sin- rellen Shutdown hat sicher Corona einge- gen können UND dass wir diese Erfahrung Der frühe Shutdown in Ruanda scheint dämmt, wenn es auch andere Side-effects nicht so schnell vergessen. Dank infekti- seine Wirkung zu zeigen. mit sich brachte. RUANDA REVUE · 01/2020 17
P R O J E K TA R B E I T Erste Premium- Wanderwege Text und Fotos von Achim Laub, früherer Leiter des Projektbüros der Premium-Wanderregion Saar-Hunsrück Im Rahmen einer rheinland-pfälzischen Wirtschaftsdelegation unter Leitung des zuständigen Fachministers Dr. Volker Wis- sing im Jahr 2018 in Ruanda wurde auch über Tourismus gesprochen, denn Ruan- da möchte in den nächsten Jahren den Tourismus zu einem der wichtigsten Wirt- schaftsfaktoren ausbauen. Als Teilnehmer der Delegation verwies Dr. Walter Bersch, Bürgermeister von Boppard, auf die guten Erfahrungen mit dem Saar-Hunsrück- Steig und den Traumschleifen. So wurde ich in meiner Funktion als früherer Leiter des Projektbüros der Premium-Wander- region Saar-Hunsrück über die in Bonn ansässige Organisation „Senior Experten Service“ nach Ruanda entsendet. Nach Feierliche Eröffnung des ersten touristischen Premium-Wanderwegs durch Rosemarie Mbabazi, Ministerin für Tourismus und Kultur mit rund 400 Gästen. einem ersten Arbeitsaufenthalt im Febru- ar 2019 wurden im Rahmen des zweiten Einsatzes Anfang Dezember die ersten Nyanza als Ausgangspunkt für net von unzähligen kleinen Gehöften, wo touristischen Premium-Wanderwege attraktive Wanderungen jeweils eine Familie Ackerbau – vor allem durch Rosemarie Mbabazi, Ministerin für Robert Masozera, Direktor der Museen in Bananen, Gemüse – und Viehzucht – vor Tourismus und Kultur, feierlich eröffnet. Ruanda, entwickelte die Idee, die Muse- allem Ziegen und Hühner – hauptsäch- umslandschaft mit hochwertigen Wander- lich zum Eigenbedarf betreibt. Innerhalb Optimale Voraussetzungen für wegen noch besser für den Tourismus zu kurzer Zeit wurden detaillierte Strecken- Wander-Tourismus erschließen und so die bisher recht kurze führungen für drei Premiumwege gefun- In Ruanda ist eine Aufbruchsstimmung Aufenthaltsdauer der Gäste zu erhöhen. den. Mit aktiver Unterstützung des Teams angesichts der allgemeinen Entwicklung Mein Auftrag bestand darin, zusammen der „National Museums of Rwanda“ und unübersehbar. Die Zahl der Touristen mit den lokalen Mitarbeitern der ruandi- der Gesellschaft für Internationale Zusam- steigt nicht nur aufgrund des Gorilla-Tou- schen Museumsorganisation in Nyanza menarbeit (GIZ) wurden die ersten Wege rismus stetig an. Die Infrastruktur entwi- touristische Wanderwege zu entwickeln. fertiggestellt und anschließend von Klaus ckelt sich gut, das Land ist sicher, sauber Nyanza war bis zum Jahr 1950 die Haupt- Erber, dem Vorsitzenden des Deutschen – Plastik ist seit Jahren verboten – und stadt des Königreichs Ruanda. Es gibt dort Wanderinstituts als Premiumwege mit die Entfernungen zwischen den touristi- mehrere ehemalige Königspaläste, ein Spitzenergebnissen zertifiziert. Alle Wege schen Zielen sind überschaubar. Ruanda Mausoleum, in dem die letzten Könige sind wie die Premiumwege in Europa ist aufgrund seines ganzjährig günstigen begraben sind, sowie eine interessante „unverlaufbar“ beschildert und mit Portal- Klimas mit Temperaturen zwischen 20 Museumslandschaft, in der die royale tafeln, Ruhebänken und Wegweisern aus- und 30 Grad in einer sehr grünen gebir- Geschichte Ruandas anschaulich vermit- gestattet. Insgesamt wurden 300 Pfosten gigen Landschaft in einer Durchschnitts- telt wird. Zudem liegt Nyanza in einer sehr mit Markierungsschildern gesetzt. Auch höhe von über 1.500 Metern optimal zum grünen, hügeligen, landwirtschaftlich die dauerhafte Qualitätssicherung ist Wandern geeignet. geprägten, aber zugleich dicht besiedel- durch den regelmäßigen Einsatz von zwei ten Region. Die Region ist gekennzeich- zuständigen Mitarbeitern garantiert. 18 RUANDA REVUE · 01/2020
P R O J E K TA R B E I T Eine der zahlreichen Aussichten am Big-View-Trail. „Royal-Trail“ und „Big-View-Trail“ den entfernten Nyungwe-Nationalpark Der besondere und einmalige Der elf Kilometer lange „Royal-Trail“ ist mit mit seinen ausgedehnten ursprünglichen Reiz der Wege besteht darin, einer perfekten Anbindung aller royalen Regenwäldern und 13 Wanderrouten ist dass die Wanderer neben Einrichtungen und einer abwechslungs- so ein Angebot für einen erlebnisreichen attraktiver Natur und Kultur reichen Streckenführung der Leitweg. Wanderurlaub vorhanden. ein authentisches ländliches Der neun Kilometer lange „Big-View-Trail“ Weitere Informationen über die Premi- Leben und Arbeiten ohne die führt auf einen Berg, der eine Rundum- umwege: www.wanderinstitut.de und sonst üblichen touristischen sicht auf das halbe Land bietet. Beide www.museum.gv.rw, der Homepage der Inszenierungen erleben Wege starten und enden an den beiden Museen, sowie unter www.rwandatou- können. großen Hotels in Nyanza und bieten Gas- rism.com tronomie an den Wegen. Der besondere und einmalige Reiz der Wege besteht darin, dass die Wanderer neben attrak- tiver Natur und Kultur ein authentisches ländliches Leben und Arbeiten ohne die sonst üblichen touristischen Inszenierun- gen erleben können. „Gatagara-Trail“ und „Heavens-Trail“ Im nächsten Schritt werden der 16 Kilo- meter lange Gatagara-Trail und der sie- ben Kilometer lange Heavens-Trail fer- tiggestellt und zertifiziert. Beide Wege ergänzen perfekt das Angebot der ersten Wege. Nyanza wird dann als erste Region in Afrika über ein touristisch hoch attrak- tives Angebot an Premiumwegen verfü- Der Royal-Trail führt auch am Kings-Palace-Museum vorbei, dem Sitz der Könige von gen. Zusammen mit dem zwei Autostun- Ruanda. RUANDA REVUE · 01/2020 19
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